piwik no script img

Boykotte gegen IsraelGut gemeint, aber falsch

Gastkommentar von Amit Varshizky

Künst­le­r:in­nen rufen weltweit zu Kulturboykotten gegen Israel auf. Damit schaden sie demokratischen Bewegungen eher, als sie zu unterstützen.

Protest in Madrid gegen das Vorgehen der israelischen Regierung in Gaza Foto: Pablo Blazquez Dominguez/getty images

I n den vergangenen Monaten hat der Aufruf zum kulturellen Boykott Israels eine beispiellose Dynamik entwickelt – und markiert damit ein neues Kapitel im anhaltenden Streit um die israelische Politik. Was einst als vereinzeltes Rufen begann, ist zu einer weltweiten Bewegung geworden: Tausende Schriftstellerinnen, Künstlerinnen und Kulturschaffende verweigern die Zusammenarbeit mit israelischen Institutionen, die sie als mitverantwortlich für die militärischen Aktionen im Gazastreifen betrachten.

Der Boykott betrifft Literatur, Theater, Wissenschaft, Kunst und beeinflusst weltweit Veranstaltungen und Kooperationen. Prominente Absagen und studentische Proteste haben kulturelle Räume in politische Schlachtfelder verwandelt – Ausdruck eines umfassenderen Versuchs, Israel kulturell zu isolieren und so politischen Druck aufzubauen.

Amit Varshizky

ist Historiker, Schriftsteller und Essayist, lebt in Berlin. Er schreibt regelmäßig für die israelische Tageszeitung Haaretz.

Ihren vorläufigen Höhepunkt fand die Bewegung im bislang größten literarischen Boykott der Geschichte: Über 7.000 Schriftstellerinnen, Herausgeberinnen, Verlegerinnen und Künstlerinnen – darunter Sally Rooney, Arundhati Roy, Jhumpa Lahiri und Annie Ernaux – kündigten an, alle Verbindungen zu israelischen Kulturinstitutionen zu kappen, die sie als mitschuldig an staatlicher Gewalt ansehen.

Das Logo der taz: Weißer Schriftzung t a z und weiße Tatze auf rotem Grund.
taz debatte

Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.

Der Protest reicht von Einzelinitiativen wie Caryl Churchills Rückzug von einer Londoner Theaterproduktion über studentische Kampagnen, die Universitäten auf fünf Kontinenten zum Abbruch akademischer Kooperationen bewegen wollen, bis hin zu einem wachsenden Künstlerinnen-Boykott des Sónar-Festivals in Barcelona.

Kulturelle Boykotte haben selten autoritäre Regime gestürzt, aber jene isoliert, die innere Veränderung bewirken

So sehr diese Aktionen auch von echter Sorge um palästinensisches Leben und Menschenrechte motiviert sind, laufen sie Gefahr, eine komplexe Realität auf vereinfachende Parolen zu reduzieren und damit ihre eigenen Ziele zu untergraben. Der Kulturboykott stärkt illiberale, ultranationalistische Kräfte innerhalb Israels und schwächt gleichzeitig liberale Stimmen, die für Koexistenz und ein Ende des Krieges eintreten. So schadet der Boykott letztlich gerade jener palästinensischen Sache, die er zu fördern vorgibt.

Der Krieg im Gazastreifen ist eine humanitäre Katastrophe – ein Ausdruck nicht nur des moralischen und strategischen Scheiterns der derzeitigen israelischen Regierung, sondern auch der tiefen gesellschaftlichen Spaltung. Jenseits der militärischen Auseinandersetzung offenbart sich ein innerer Kampf um den Charakter des jüdischen Staates – ein Wertekonflikt, der eine unterschwellige, unbewaffnete Form des Bürgerkriegs befeuert.

Im Kern stehen sich zwei Visionen Israels gegenüber: eine liberale, säkulare Demokratie auf Basis bürgerlicher Rechte und eine ethnisch-religiöse Identität, getragen von messianischem Nationalismus. Auf der einen Seite steht die Zivilgesellschaft, entsetzt über das Ausmaß der Zerstörung, einen sofortigen Waffenstillstand und die sichere Rückkehr von 55 israelischen Geiseln fordernd. Auf der anderen Seite steht eine populistische, korruptionsbelastete Regierung, die ihre Macht durch Angst, Ressentiment und religiösen Fanatismus sichert – auch gegen den Willen eines Großteils der Bevölkerung.

Israelis wollen ein Ende des Krieges

Umfragen zeigen, dass fast zwei Drittel der Israelis ein Ende des Krieges und ein umfassendes Geiselabkommen befürworten. Doch Premierminister Benjamin Netanjahu hält den Konflikt aus persönlichem Machtkalkül am Leben, so will er seine Regierung so lange wie möglich erhalten und dadurch strafrechtliche Prozesse verzögern. Damit untergräbt er nicht nur Israels demokratische Institutionen, sondern verschärft die sozialen Spannungen im Inneren.

Der politische Kampf um ein Kriegsende ist somit Teil eines umfassenderen Ringens um Israels Demokratie. Dieses innere Ringen – mit all seinen komplexen und widersprüchlichen Dynamiken – zu verstehen, ist entscheidend für westliche Liberale, die sich für das Ende der Gewalt und eine gerechtere Zukunft beider Völker einsetzen wollen. Ohne dieses Verständnis riskieren Boykottaktionen, genau die Kräfte zu stärken, die dem Frieden im Weg stehen.

Wie in vielen westlichen Demokratien steht auch in Israel die Zivilgesellschaft unter Druck. Statt globale Solidarität zu fördern, begünstigt der Boykott jene Kräfte, die Israels westliche Bindungen kappen wollen – Gruppen, die Universalismus und Menschenrechte ablehnen. Er spielt jenen in die Hände, die westliche Kultur als dekadent verteufeln und Israels Isolation als strategisches Ziel betrachten.

Kulturschaffende sollten daher nicht die wenigen liberalen Stimmen in Israel boykottieren, sondern sie aktiv unterstützen – denn nur sie sind durch den Boykott tatsächlich bedroht. Es sind israelische Autorinnen, Filmemacherinnen, Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen, die seit Jahrzehnten für Frieden, Gewaltlosigkeit und Menschenrechte eintreten – oft gegen die eigene Regierung. Ihre Isolation bedeutet das Verstummen der letzten friedenspolitischen Stimmen des Landes.

Kulturelle Boykotte haben selten autoritäre Regime gestürzt – sie haben aber oft jene isoliert, die im Inneren am ehesten Veränderung bewirken konnten. Kultur ist der Raum, in dem Differenz, Kritik und Visionen überleben. Boykott ist kein Widerstand – sondern ein Rückzug, der die Hoffnung auf Verständigung gefährdet. Nicht die Verweigerung, sondern die Aufrechterhaltung des Dialogs schafft die Voraussetzung für gegenseitige Anerkennung und Respekt.

Nahost-Debatten

Der Israel-Palästina-Konflikt wird vor allem in linken Kreisen kontrovers diskutiert. Auch in der taz existieren dazu teils grundverschiedene Positionen. In diesem Schwerpunkt finden Sie alle Kommentare und Debattenbeiträge zum Thema „Nahost“.

Was Israelis und Palästinenserinnen heute brauchen, ist differenzierte, prinzipientreue und mutige westliche Unterstützung. Ihr Kampf ist Ausdruck einer globalen Krise: Die liberale Demokratie ist weltweit unter Beschuss. Ohne echte, internationale Solidarität der Freiheitsbefürworter droht ihr Scheitern. Es braucht ein neues Engagement – und das jenseits von Vereinfachung, jenseits von Polarisierung. Wenn Intellektuelle und Künstlerinnen diese Verantwortung nicht tragen können – wie sollen wir das dann von der Politik erwarten?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

28 Kommentare

 / 
  • Antizionismus ist in vielen "künstlerischen" und "politaktivistischen" Kreisen Teil des "kulturellen Codes". Ab einer gewissen Menge ist es cool, dabei zu sein, ab einem weiteren Punkt, ist es gefährlich, eine abweichende Meinung zu haben.



    " ... studentische Proteste haben kulturelle Räume in politische Schlachtfelder verwandelt ..." : auch in ganz reale. An bestimmten Unis sagen Sie lieber nicht ihre differenzierte Meinung zu Israel und seiner Kriegsführung, wenn Ihnen ihr Leib und ihr soziales Leben lieb sind. "Proisraelische" Veranstaltungen können nur unter Polizeischutz stattfinden.



    Es gibt abgesehen davon nicht "wenige liberale Stimmen" in Israel. Jenseits der üblichen, überall hofierten "Autorinnen, Filmemacherinnen, Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen" gibt es auch die normalen Israelis - jüdisch wie muslimisch - die einfach wollen, dass der Krieg vorbei ist, die (wenigen noch lebenden) Geiseln frei sind und sie in Sicherheit leben können. Im Idealfall an der Seite der Palästinenser, aber das Friedenslager in Israel ist nicht nur wegen inneren, sondern auch wegen äußern Faktoren so geschrumpft. Leider kommen diese "Durchschnittsmenschen" auch in der taz selten zu Wort.

  • Guter Artikel. Es sind eben gerade die Künstler/innen, die - meist - gegen das Autoritäre stehen. Man kann und sollte Künstler und Kulturinstitutionen dann boykottieren, wenn sie sich den Autoritären unterordnen, aber auch nur dann.

  • Die Taz sollte sich solidarischer mit israelischen Künstlern zeigen. Mehr Artikel dazu! Können sich diese Künstler noch sicher fühlen? Hier liegt offensichtlich Antisemitismus vor, hinter dem Deckmantel einer "Kritik" an der rechtmäßigen, notwendigen Selbstverteidigung Israels. Der Genozid am 7. 10. war diesen "Propalestinensichen" Aktivisten wohl noch nicht genug. Sie wollen, dass sich Israel nun selbst der Auslöschung preisgibt. In jedem Fall muss mehr über das Schicksal israelischer Künstler gesprochen werden.

    • @Schleicher:

      Ein wunderbares Beispiel israelischer Künstler und Humors finden Sie bei der israelischen Satireshow "Eretz Nehederet" von der die Heute Show noch so einges abgucken könnte.

      "Welcome to Columbia Untisemity"



      www.youtube.com/watch?v=rbfccVBo9tE

      Und natürlich ist dieser ganze Boykott-Aktivismus nichts anders als das übliche BDS-Zeugs: Kauft nicht bei Juden 2.0!

      Dass Spanien ganz vorne mit dabei ist, verwundert nicht.

      Spanien war im Mittelalter das Hard-Core-Zentrum von europäischem Judenhass. Franco & Co. waren voll mit dabei und die guten Kumpels der Nazis.

      Hat Spanien auch nur ein bisschen sein antisemitisches kollektives Unterbewusstsein gecheckt. Sehr schade, dass noch nicht mal Linke das reflektiert haben.

      www.bpb.de/themen/...tismus-in-spanien/

  • Ich finde da ist etwas dran, auch wenn es sehr schwierig ist, ich fände ja, dass die Woman Wage Peace , die ja auch Vivian Silver verloren mutiger sein sollten, es sollte eine globale Frauen Streik Welle die patriachal-theokratische antidemokratisch Internationale , die sich in ihren Feindbildern einig sind : Frauenrechte und LGBTI Rechte, und damit Universalismus ..Das wäre wichtig, es sind mit den Iranischen Kräften leider stets auch autoritäre Geheimdienste mit im Spiel, die nicht wirklich solidarisch sind, sondern verdeckt agieren, aber spürbar antifeministisch. Natürlich ist mit Feminismus nicht Hillary Clinton gemeint, aber auch im Westen gab es seit den 80gern internationalistischen Feminismus, das bestreiten diese Kräfte, um zu spalten. Auch die Anti Apartheit in Süd Afrika Bewegung hat einerseits den strengen Boykott verfolgt, aber auch prominente Ausnahmen wie Paul Simon haben das unterlaufen und der Bewegung doch genutzt und nicht geschadet. Auf Palästina Solidemos hört mensch zu selten Yin Yian Azadi, weil es begründetes Misstrauen zwischen Iran nahen Kräften und der Kurdischen Revolution gibt. Einheitsfront ist nicht immer revolutionär, die Diversität ist es aber !

  • Das klingt sehr einleuchtend. Heute wichtiger den je: differenzieren, differenzieren, differenzieren. Sich mit den progressiven und demokratischen Bewegungen solidarisieren. Intellektuelle und Künstler:innen haben eine enorme analytische, verbindende und therapeutische Kraft, diese Kanäle sind immer eine Chance, die Gewalt zu beenden und die Gesellschaft von innen her zu verändern. Wobei es ein langer Weg werden wird. Isolation aller israelischen Kulturschaffenden ist in meinen Augen ein wütendes hilfloses Türen zu schlagen um den inneren Druck im Land zu befördern. Aber was dann? Mich würde z.B. eine ausführlichere Stellungnahme zum Boykott von Annie Ernaux interessieren.

    Ich fühle selbst Wut und Ohnmacht. Die Hilflosigkeit zehrt an den Kräften. Alle Türen zu schließen ist aber das Gegenteil von Solidarität. Wir lassen dann beide Bevölkerungsgruppen im Stich und wenden uns ab.

  • So einen differenzierten Beitrag kriegt man selten zu lesen.

    Ich mag kluge Leute. Mehr davon!

    • @shantivanille:

      Der Autor hat schon vorher einige kluge Dinge geschrieben, zB: www.haaretz.com/wo...-af82-f9fdb95a0000

      Die Haaretz ist sowieso eine interessante Publikation, da hier die liberale, humanistische und linke Seite Israels zu Wort kommt...

      Auch sein Buch "The Metaphysics of Race: Science and Faith in the Nazi Worldview" scheint sehr interessant zu sein ... steht jetzt auf meiner "to read" Liste!

  • Grundsätzlich stimme ich dem Artikel voll zu, wundere mich aber darüber, warum sowas hinsichtlich Russland hier nicht zu lesen ist.



    Natürlich sind die Konflikte in ihren Ursachen nicht vergleichbar, hinsichtlich der Sinnhaftigkeit des kulturellen Boykotts würde mich aber sehr interessieren, weshalb das hier geschriebene nicht auch für Russland gelten soll.

    • @sirhc:

      Weil russische Kultur entweder regimetreu ist, oder aber brutal verfolgt und unterdrückt wird. Mir ist ncht bekannt, dass regimekritische Künstler hier im Westen boycottiert werden.

      Russland ist eine brutal agierende Autokratie, während in Israel (noch) das Recht der freien Meinungsäußerung gilt und Regierungen gewählt und abgewählt werden können.

    • @sirhc:

      Weil es gegen Russen keine derartige einflussreiche Boykottbewegung gibt.

  • Ich bezweifele, dass das gut gemeint ist. Die Leut schwimmen im Fahrwasser des akutellen woken Zeitgeistes, dessen wisschenschaftliche Basis der Postkolonialismus ist. Danach ist am Unheil der Welt der westliche Norden schuld, die ehemaligen und auch noch aktuellen Kolonialmächte. Diese Schule ist antisemitisch.



    Zum bösen Finanzkapitalismus ist nun noch Kolonialimus dazugekommen. Schon als Inbegriff des Finanzkapitalismus stand der Jude, der Staat Israel steht heute für den aktuellen Kolonialismus im Nahen Osten. Damit projiziert am den Selbsthass wieder mal auf 'den Juden', also die ganz alte Geschichte. So wie das Übel Finanzkapitalimus überwunden werden muss, so auch der Postkolonialis, also Isreal. Damit wird, klar, dass Israel weg muss und Iran wie auch die arabischen Terrorregime als Widerstandskämpfer des globalen Südens im Kampfe gegen den Norden gelesen werden. Um diesen heißen Brei schreibt auch dieser taz-Artikel wieder herum.

    • @fleischsalat:

      Danke, anschließe mich.



      Zusätzlich dazu stimme ich auch der Meinung von Forist F.Tee (s.u.) zu, der die Frage stellt, warum nicht schon viel früher (und zwar vor dem 7.10.23) von denselben Leuten gegen den jahrelangen Beschuss israelischer Zivilisten durch die Hamas protestiert wurde.



      Ich habe den Eindruck, hier werden gerade (nett ausgedrückt) antiisraelische Schleusen noch weiter geöffnet, die durch die fortgesetzten Aktionen des IDF ihre Nahrung beziehen, deren verquere Logik man aber bereits kurz nach dem Hamas-Massaker überall schon vernehmen konnte. Will sagen: Hier geht es nicht um die Rechte der Araber, sondern darum, dass Existenzrecht des Staates Israel (zunächst) indirekt in Frage zu stellen.



      Ich hätte darüber hinaus gern die Quellen für die Meinung in der israelischen Bevölkerung gelesen. Noch vor ein paar Wochen sah das ganz anders aus (große Mehrheit für die Umsiedlung der Araber aus dem Gazastreifen). Darauf wurde sich auch hier im Forum bezogen.

  • Danke für diesen Artikel. Wie kann man nur so verstrahlt sein, um Künstler zu boykottieren, die Netanjahu kritisieren? Na gut, ich weiß es. Antisemitismus.

    • @Müller Christian:

      Ich denke nicht, dass du es weißt....jedem Künstler der an diesem Boykott beteiligt ist pauschal Antisemitismus vorzuwerfen ist genau so Falsch und Blödsinnig wie der Boykott selbst

      • @PartyChampignons:

        Genau, Antisemiten sind immer nur die anderen, man selbst ist halt nur.... mit geschwommen. Wie damals. Ist schon witzig, wenn Sie eine Gruppe, die ein Pauschalurteil fällt, vor Pauschalisierung in Schutz nehmen wollen.

  • Gut gemeint (von den meisten), aber gefährlich, weil diese Art anti-israelischen boykotte ganz schnell antisemitisch ausgenutzt werden. Wer das nicht weiß, ist naiv ...

  • " Der Krieg im Gazastreifen ist eine humanitäre Katastrophe ..."



    Echt jetzt? Nein, dieser Krieg ist eine Aneinanderreihung von Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung im GAZA-Streifen. Jeder, der gegen diesen Krieg und die verantwortliche Regierung seine Stimme erhebt, verdient meine Hochachtung. Mit Selbstverteidigung gegen die zutiefst verabscheuungswürdigen HAMAS-Mörderbanden hat das schon lange nichts mehr zu tun.

  • Gut gemeint (von den meisten) und gefährlich, weil diese art anti-israelischen boykotte nachweislich so schnell antisemitisch ausgenutzt werden und ausarten. Wer das nicht weiß ist naiv!

  • Gerade im Kulturbereich werden sich mehr kritische Stimmen gegen das Vorgehen der isr. Regierung finden, da stimme ich zu.

    Wirtschaftlich ist das eine andere Geschichte; ich boykottiere schon seit Kriegsbeginn alle Konzerne bzw. deren Marken, die Israel direkt oder indirekt unterstützen.

  • Ich frage mich immer, wo die ganzen Hamas-Versteher denn waren, als die Hamas (und ihre anderen Freunde rund um Israel) Israel beinahe tagtäglich mit Raketen beschossen und Selbstmordattentate verübt haben. Die Hamas hat als erklärtes Ziel Israel zu vernichten, und wurde in Gaza als Regierung gewählt und hat ihre Macht durchs ausschalten der Konkurrenten zementiert.

    NIEMAND von den ganzen jetzt protestierenden Gutmenschen hat damals demonstriert ober überhaupt in den letzten Jahren irgendwas negatives zur Hamas oder Gaza gesagt! Diese moralische Janusköpfigkeit ist einfach nur ekelhaft!

    • @F. Tee:

      "Ich frage mich immer, wo die ganzen Hamas-Versteher denn waren, als die Hamas (und ihre anderen Freunde rund um Israel) Israel beinahe tagtäglich mit Raketen beschossen und Selbstmordattentate verübt haben."



      Auch damals hat die IDF überproportional Gewalt gegen palästinensische Zivilisten verübt.

    • @F. Tee:

      Man kann doch gleichzeitig gegen die Hamas und gegen Netanyahu sein?



      Es ist klar, dass die Hamas weg muss, wegen der gewählten Mittel des Widerstands ... nicht zuletzt des Massakers am 7 Oktober 2023. Die Hamas ist eine furchtbare, terroristische Organisation.

      Aber es ist auch klar, das Netanyahu und Konsorten Kriegsverbrechen begehen, tatsächlich Genozid. Und nicht zuletzt durch die illegale Besiedlung des Westjordanlands ständig und immer heftiger Völkerrecht bricht.

      Dies MUSS kritisiert werden, und Antisemitismus sollte da nicht als Totschlagargument misbraucht werden.



      Antisemitismus (also "Judenhass") muss bekämpft werden. Aber wie faschistisch und terroristisch muss die Israelische Regierung noch werden?



      Wenn irgendwann über 100.000, 150.000, 200.000 oder mehr Palästinenser getötet wurden und der Gaza Streifen und das Westjordanland frei von Palästinensern sind, ist dann Kritik an der Israelischen Regierung noch immer Antisemitismus ?



      Anders gefragt: wie weit muss man (=Netanyahu ) gehen, bis dass man das Unrecht wahrnimmt und entsprechend handelt?

  • Ich stand der Meinung des Autors nach dem ersten Absatz negativ gegenüber, am Ende des Artikels war ich aber überzeugt.

    EIn kultureller Boykott bringt nicht nur nichts, sondern verhindert tatsächlich, dass man mittels "Kultur" eine humanistische Denke unterstützt. Kunst hat zumeist einen"liberalen" Charakter...

    Bei möglicherweise über 80.000 systematisch Ermordeten im Gaza Streifen (Quelle: Nature, www.nature.com/art...41586-025-02009-8) ist es aber klar, dass man Israel unter Druck setzen muss, auch und gerade durch Boykotte.

    Der grausame und widerliche Überfall der Hamas am 7 Oktober 2023 rechtfertigt sicherlich nicht den Terror, den die ganz normale Bevälkerung im Gaza Streifen (und nicht zu vergessen: das Westjordanland) täglich erleben muss.

    Und ich gehe nicht davon aus, dass Netanyahu freiwillig und ohne Druck mit dem Genozid aufhören wird.



    Meiner Meinung nach steht am Ende des aktuellen Israelischen Weges eine Vetreibung der Palästinenser aus dem Gaza Streifen und Westjordanland ... und vorher noch mehr Tod und Terror.

    Wir können alle unseren Beitrag leisten, dies zu verhindern. U.a. durch Boykotte!

    • @Whying_Dutchman:

      Ganz bestimmt! Durch das Boykottieren liberaler Israelis (andere treffen Sie nämlich mit ihren Aktionen nicht!), wird sich die Netanjahu Administration mit Ihren rechtsradikalen Mitgliedern sicherlich von ihrem Kurs abbringen lassen. Ganz zu schweigen von den israelischen Wählern, die dann sicherlich ihre Stimme auf Ausgleich bedachten Parteien geben werden. Glauben Sie daran eigentlich selber? Oder wollen Sie doch nur das gute Gefühl haben "einen Beitrag (zu) leisten"?

  • Ein kultureller Boykott wäre gar nicht notwendig, wenn gerade die westlichen Demokratien von Anfang an Völkerrecht konsequent umgesetzt hätten, oder es spätestens jetzt tun würden. Es gibt inzwischen zwei IGH Gutachten welche die aktuelle Rechtslage wiedergeben und genau aufzeigen was getan werden muss um Recht umzusetzen. Wegen dem Siedlungsbau hätte es schon vor Jahrzehnten Sanktionen geben müssen und das nicht gegen einzelne Siedler/ Siedlergruppen, sondern gegen die Regierung, die den geplant hat, deren Bau finanziell und pol. unterstützt hat. Wir hätten heute keine 700.000 israelischen Siedler illegal in den OPT, wenn es von Anfang an Konsequenzen für diesen Völkerrechtsbruch gegeben hätte. Alle diese Boykottaufrufe jetzt sind auch ein Ausdruck dieses pol. Versagens des Westens, was diesen Konflikt sogar noch angefeuert hat und worüber keine Reflexion stattfindet.



    Ich denke es ist auch nicht so, dass sich in Israel nur die Zivilgesellschaft und die Regierung gegenübersteht- ein beträchtlicher Teil der Gesellschaft unterstützt die Regierung auch Menschen aus der Kultur. Und die Mehrheit möchte ein Ende des Krieges wegen den Geiseln, nicht der massiven Zerstörung in Gaza.

    • @Momo Bar:

      Die Mehrheit der Menschen in Israel möchte ein Kriegsende auch deshalb, weil sie nicht mehr für "Netanjahu" und auch nicht seine rechtsextremen Koalitionspartner sterben wollen.



      Es sind über 800 israelische Soldat*innen umgekommen. Bei den jüngsten Angriffen des Iran über 30 Zivilist*innen.



      Ich finde es nachvollziehbar, dass man in Israel erstmal daran denkt. Aber auch die palästinensichen Opfer sind vielen jüdischen wie muslimischen Israelis in der Mehrheit nicht egal.

  • Wo sind die Boykotte von China wegen seiner Unterdrückung der Demokratie in Hongkong und seiner genozidalen Unterdrückung der Uighuren, bzw. ganz generell wegen seines per se unterdrückerischen Systems?

    Ach nee, da wollen wir im Dialog bleiben, Aufträge bekommen und gehen höchstens mal in eine Ausstellung von Ai Wei Wei.

    Und den „Wandel“ Saudi-Arabiens begleiten wir ebenfalls ganz gerne künstlerisch:



    news.artnet.com/ar...know-2604500?amp=1