piwik no script img

Ein Gespräch über Israel und Palästina„Menschenrechte sind unteilbar“

Kaum ein Thema löst so starke Gefühle aus. Zwei taz-Re­dak­teu­r:in­nen, Matthias Kalle und Pauline Jäckels, versuchen, einander zuzuhören.

September 2025: Blick durch ein Fernrohr auf die vom israelischen Militär zerbombte Stadt Beit Hanoun im nördlichen Gazastreifen Foto: Laurence Geai/MYOP/laif
Mitsuo Iwamoto

Interview von

Mitsuo Iwamoto

taz: Matthias, du sagst: Wenn es um Israel und Palästina geht, verstehe ich die jüngere Generation nicht mehr. Du bist 1975 geboren, was meinst du damit?

Matthias: Ich arbeite mit vielen jüngeren Kolleg:innen zusammen, die ich sehr schätze. Aber sobald es um Israel/Palästina geht, ist da plötzlich diese Kluft. Ich hatte das Gefühl, wir sprechen aus völlig unterschiedlichen historischen Erfahrungen. Und das meine ich nicht als Vorwurf, sondern als Beobachtung. Dieses Gespräch ist für mich der Versuch, diese Differenzen besser zu verstehen.

taz: Pauline, was dachtest du, als du von der Idee gehört hast?

Pauline: Mein erster Impuls war: Warum haben wir das nicht vor zwei Jahren gemacht? Wahrscheinlich lag es daran, dass wir die Positionen der jeweils anderen so unsäglich fanden, dass wir nicht miteinander sprechen wollten. Damit meine ich nicht dich, Matthias, aber ich kann bis heute jede Person verstehen, die es aufgegeben hat, mit Menschen zu sprechen, die übelste Kriegsverbrechen legitimiert haben – insbesondere, wenn man selbst betroffen ist. Ich will dieses Gespräch jetzt aber führen, um besser zu verstehen, wie wir zu unseren jeweiligen Haltungen gekommen sind.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

taz: Dann lass uns bei dir einsteigen, Matthias. Deine politische Sozialisierung liegt ja schon etwas zurück. Wie bist du zu deinen Positionen in Bezug auf Israel und Palästina gekommen?

Matthias: Ich bin 30 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg geboren. Die zeitliche Nähe zu diesem Menschheitsverbrechen hat mich schon als Jugendlicher bewegt. Nach und nach habe ich verstanden, dass der Wohlstand der Bundesrepublik auch auf den Enteignungen der NS-Zeit beruht. Mit der Wiedervereinigung entstand dann ein neues deutsches Selbstbewusstsein. Ich fand das irritierend, hörte darin völkische Untertöne. Daraus hat sich meine Skepsis allem Nationalstaatlichen gegenüber entwickelt.

taz: Wie unterscheidet sich das von der Sozialisierung jüngerer Menschen?

Matthias: Viele Perspektiven sind erst später hinzugekommen. Diskursmäßig fehlt mir einiges, was in der linken Theorie erst Ende der neunzigerr oder in den nuller Jahren populärer wurde. Das ist eine Leerstelle, von der ich weiß.

Im Interview: Pauline Jäckels

Jahrgang 1998, ist seit April 2025 Redakteurin im Meinungsressort der taz.

Pauline: Was meinst du damit? Postkolonialismus?

Im Interview: Matthias Kalle

Jahrgang 1975, leitet seit Mai 2024 das wochentaz-Ressort.

Matthias: Ja, genau. Viele theoretische Impulse, die heute selbstverständlich sind – postkoloniale Perspektiven, strukturelle Rassismusanalyse –, gab es in meiner Ausbildung kaum. Als ich Mitte der neunziger Jahre in Leipzig studiert habe, habe ich mich stark über Kritische Theorie politisiert – Adorno, Horkheimer, später Arbeiten zur Struktur des Antisemitismus. Diese Texte haben mir gezeigt, dass Antisemitismus nicht einfach ein Ressentiment ist, sondern eine Ideologie mit enormer Gewaltgeschichte. Das hat meinen Blick auf Israel und jüdische Sicherheit grundlegend geprägt. Aus diesen Traditionslinien heraus habe ich gelernt: Nationalstaatlichkeit ist immer ambivalent, aber Judenfeindschaft ist eine historisch kontinuierliche Realität.

taz: Und diese Perspektive vermisst du bei jüngeren Kolleg:innen?

Matthias: Was ich vermisse, ist das Bewusstsein dafür, wie hart die deutsche Ablehnung von Antisemitismus erkämpft werden musste. Diese Sensibilität prägt meine Art, Konflikte zu betrachten. Sie ist eine Art moralischer Kompass, der sich nicht einfach ausblenden lässt, nur weil der moralische Fokus sich verschiebt.

Pauline: Ich glaube nicht, dass wir Jüngeren die deutsche Geschichte einfach vergessen haben. Meine eigene Politisierung hat mit dem Lernen über die Verbrechen des Holocausts und der Nazigeschichte meiner Großväter angefangen. Beide waren in der Wehrmacht. Mit 13 oder 14 habe ich mir jede erdenkliche Doku über den Nationalsozialismus angeschaut, habe Bücher wie Anne Franks Tagebuch gelesen.

taz: Welche Überzeugungen hast du daraus mitgenommen?

Pauline: Zum einen, ähnlich wie Matthias, ein Misstrauen gegenüber Nationalismus. Prägend war für mich auch die Erkenntnis: Man darf nicht Mitläuferin sein im Angesicht von Unrecht, wie es meine Großeltern waren. Wenn Staaten Unrecht begehen, dann muss man sich dagegenstellen. Die Menschen in meinem Umfeld, die das Vorgehen der israelischen Armee in Gaza anprangern, sagen nicht: Lass uns vergessen, was im Holocaust passiert ist. Sie sagen: Wir ziehen aus dem Nationalsozialismus die Lehre, dass wir Menschenrechtsverbrechen verurteilen und verhindern. Egal wen es betrifft und egal, von wem sie ausgehen.

taz: Wir schauen gleich noch genauer auf die Gegenwart. Aber davor interessiert mich: Wie bist du von Anne Frank und Holocaust-Dokus zu deinem kritischen Blick auf Israel gekommen?

Pauline: Ich bin in Saarbrücken bürgerlich aufgewachsen, kannte nur meine deutsche Perspektive auf Israel. Aber dann bin ich zum Studieren nach Berlin. Es war 2017, ein großer Teil meines Jahrgangs waren Menschen, die aus Syrien geflüchtet waren und ein Stipendium bekommen hatten. Auf einmal hörte ich die andere Seite der Geschichte. Ein syrisch-palästinensischer Freund hat mir von seinen Großeltern erzählt, die in der Nakba vertrieben wurden und deshalb ihr ganzes Leben in Damaskus im Flüchtlingslager gelebt haben. Eine palästinensische Freundin von ihrem Aufwachsen in Ramallah, unter israelischer Besatzung. Davon, wie es ist, mit Checkpoints und ständiger Gängelung durch die Armee zu leben. Ich kam dort aber auch zum ersten Mal in meinem Leben mit Israelis in Kontakt, die die Politik ihrer Regierung vehement ablehnten. Und ich habe mich gefragt: Warum habe ich diese Geschichten vorher noch nie gehört?

Ich habe mich stark über Kritische Theorie politisiert – Adorno, Horkheimer, später Arbeiten zur Struktur des Antisemitismus

Matthias Kalle, Ressortleiter wochentaz

taz: Matthias, welche Momente haben dich zu deinen politischen Grundüberzeugen geführt?

Matthias: Als ich mit Mitte 20 nach Berlin gezogen bin und jüdische Deutsche kennengelernt habe, habe ich verstanden, was Israel für sie bedeutet. Nicht einfach nur ein politisches Projekt, sondern ein existenzieller Schutzraum. Zusammen mit meiner historischen Prägung entstand daraus für mich die Überzeugung, dass die Existenz dieses Schutzraums nicht optional ist.

September 2025: Der Kibbuz Kfar Aza fast zwei Jahre nach dem Terrorangriff der Hamas Foto: Laurence Geai/MYOP/laif

Pauline: Dass man aus der deutschen Vergangenheit ableitet: Wir haben eine Verantwortung gegenüber jüdischen Menschen und ihrer Sicherheit, kann ich nachvollziehen. Wo es für mich aber aufhört, ist, wenn diese Argumentation genutzt wird, um staatliche Gewalt an einer anderen Gruppe zu legitimieren. Das ist für mich die rote Linie. Wenn das Abmetzeln von Palästinensern die Lehre aus der Vergangenheit sein soll, dann will ich damit nichts zu tun haben. Noch mehr: Dann sehe ich mich in der Pflicht, dies immer und immer wieder zu kritisieren.

taz: Matthias, in deinen Texten berufst du dich ja auch auf das Prinzip des Universalismus – siehst dieses aber von der palästinasolidarischen Seite verletzt. Mit Eva Illouz wirfst du ihr einen „virtuosen Antisemitismus“ vor. Was meinst du damit?

Matthias: Eva Illouz meint damit die Überzeugung, moralisch zu handeln, während man in Wahrheit jüdische Erfahrung und jüdische Verwundbarkeit aus dem moralischen Horizont streicht. Aber wer Universalismus ernst nimmt, muss ihn immer anwenden – nicht nur dort, wo er die eigene Position bestätigt. Wenn wir uns auf universalistische Maßstäbe einigen könnten, die für alle gelten, wären viele Missverständnisse ausgeräumt. Mein Problem ist: Auf beiden Seiten gibt es Menschen, die universell argumentieren, aber selektiv urteilen.

Pauline: Aber haben nicht alle, die die Staatsräson, die Solidarität mit Israel verteidigt haben, partikularistisch argumentiert? Auch in unserer Zeitung wurde, als Menschen im Gazastreifen massenhaft bombardiert wurden, argumentiert: Gut, das sind jetzt schwierige Bilder, aber die müssen wir leider aushalten. Die Staatsräson wird doch seit zwei Jahren herangezogen, um zu verteidigen, dass wir Israel weiter unterstützen, obwohl es üble Verbrechen verübt. Das ist ganz und gar nicht universalistisch.

Flüchtlingslager Bureij in Gaza-Stadt im Dezember 2025 nach starken Regenfällen Foto: Moiz Salhi/imago

Matthias: Da hast du völlig recht. Die Berufung auf Staatsräson war noch nie meine Argumentationsbasis. Ich halte sie intellektuell für unpräzise und politisch für bequem. Universalismus bedeutet ja gerade, dass moralische Maßstäbe nicht national begrenzt werden dürfen. Wer sich auf Staatsräson zurückzieht, macht es sich zu einfach.

taz: Und trotzdem schreibst du: „Israel ist der einzige Schutzraum des jüdischen Volkes. In den vergangenen Jahren wurde das Land zu einer Projektionsfläche gemacht, die alles Negative verkörpert: Kolonialismus, Kapitalismus, Rassismus“. Du meinst, zu Unrecht, oder?

Matthias: Ja. Denn mir geht es nicht um Idealismus, sondern um eine politische Grundidee: Zionismus war ursprünglich eine radikale Emanzipationsbewegung. Die Idee lautete: Menschen, die über Jahrhunderte verfolgt wurden, brauchen Selbstbestimmung, um überhaupt Rechte zu haben. Dass diese Idee durch die aktuelle israelische Regierung pervertiert wird, macht sie nicht falsch. Es zeigt nur, dass politische Ideen korrumpiert werden können. Ich kritisiere die Verbrechen dieser Regierung klar. Aber ich halte an der Idee eines jüdischen Schutzraums fest, weil sie historisch notwendig und moralisch legitim ist.

Pauline: Ich finde es interessant, wie sehr du an diesem „Ideal Israel“ festhältst. Der Gedanke, dass Jüd:innen nach Jahrhunderten der Verfolgung, nach dem Holocaust, einen Schutzraum brauchen, leuchtet mir ein. Aber wichtiger finde ich, die Realität des Staates Israel zu sehen. Es ist ein auf ethnonationalen Prinzipien basierter Staat und eine Besatzungsmacht, die Palästinenser strukturell unterdrückt.

taz: Was meinst du damit genau?

Pauline: Ich war gerade in der Westbank oder dem, was noch von ihr übrig ist. Dort habe ich absolute Rechtlosigkeit gesehen. Jedes Jahr kommen mehr illegale israelische Siedlungen dazu. Diese Expansionspolitik hat nicht mit Netanjahu angefangen. Sie ist Staatspolitik seit vielen Jahren. Ich stand dort vor einem alten Ehepaar, das aus ihrem Dorf vertrieben wurde, weil Israel den Ort zu einem historischen Pilgerort für Siedler deklariert hat. Israel hat einfach gesagt, dieses Stück Land ist jetzt unseres. Jetzt lebt das alte Ehepaar 200 Meter weiter in einem containerartigen Haus. Und sie werden fast täglich von staatlich unterstützten, bewaffneten Siedlern angegriffen. Würden sie sich wehren, würden sie im besten Fall festgenommen – im schlimmsten Fall getötet. Das ist nur eine von tausenden Geschichten dieser Art. Es gibt keine Legitimation dafür.

Matthias: Komplettes Verständnis.

Haben nicht alle, die die Staatsräson, die Solidarität mit Israel verteidigt haben, partikularistisch argumentiert?

Pauline Jäckels, taz-Meinungsredakteurin

taz: Gleichzeitig sind dir palästinasolidarische Proteste suspekt, du schreibst von der „unerträglichen Bequemlichkeit der einseitigen Solidarität“. Wie passt das für dich zusammen?

Matthias: Ich lese die Berichte aus Gaza und der Westbank sehr genau. Aber mein Anspruch ist es, Leerstellen sichtbar zu machen. Und eine Leerstelle war die selektive Empathie in Teilen der Palästina-Solidarität, die israelisches Leid ausblendet und den Konflikt kulturell überhöht. Mein Ziel war nie, Verbrechen zu relativieren, sondern das moralische Panorama zu vervollständigen. Erst im Zusammenspiel deiner Texte, meiner Texte, Texte von anderen, entsteht das ganze Bild.

Pauline: Aber ich sehe da bei den Meinungstexten bei uns im Haus schon eine false balance. Es wird so dargestellt, als wären Texte, die Kriegsverbrechen legitimieren, gleichwertig mit Texten, in denen auf die Universalität der Menschenwürde und des Völkerrechts gepocht wird. Aus meiner Sicht wurde für Israel eine Ausnahme von unseren üblichen Völkerrechtsstandards gemacht. Aus ideologischen Gründen. Es hat dann anderthalb Jahre gedauert, es mussten 60.000 Menschen sterben und Hunderttausende hungern, bis für die deutsche Öffentlichkeit eine rote Linie erreicht war.

taz: An welchen Stellen habt ihr in den letzten zwei Jahren auch Fehler gemacht? Und was bräuchte es, damit wir in Zukunft besser über unsere Positionen zu Israel und Palästina streiten können?

Pauline: Wenn ich zurückblicke, habe ich nach dem 7. Oktober zu wenig über die Verbrechen dieses Tages gesprochen. Ich weiß, warum das passiert ist. Aber es war nicht richtig. Ich habe damals so sehr antizipiert, dass die Entmenschlichung und das Töten von Palästinensern jetzt auf die nächste Stufe gehoben wird, dass ich mich darauf konzentriert habe, dem entgegenzuwirken. Anzuerkennen, dass das Morden von Zivilisten an diesem Tag nicht vertretbar war, muss ein selbstverständlicher Teil einer universalistischen Position sein.

Matthias: Ich habe in den letzten zwei Jahren manchmal zu sehr aus der Theorie heraus argumentiert – aus Begriffen wie Universalismus, Antisemitismusforschung, historischer Verantwortung. Das sind wichtige Koordinaten, aber sie können Gespräche auch hart machen. Ich habe unterschätzt, wie sehr viele Kolleg:innen nicht nur politisch, sondern existenziell betroffen waren. Mein Fehler war, dass ich zu oft geglaubt habe, man könne diesen Konflikt primär analytisch lösen. Und dass ich zu selten gefragt habe, wie sich die Realität für Menschen mit palästinensischen Familiengeschichten oder Fluchterfahrungen anfühlt. Wenn wir besser streiten wollen, muss ich – müssen wir alle – beides zusammenbringen: Analyse und Empathie.

Nahost-Debatten

Der Israel-Palästina-Konflikt wird vor allem in linken Kreisen kontrovers diskutiert. Auch in der taz existieren dazu teils grundverschiedene Positionen. In diesem Schwerpunkt finden Sie alle Kommentare und Debattenbeiträge zum Thema „Nahost“.

taz: Pauline, du wirkst nicht so glücklich mit diesem Fazit.

Pauline: Es kommt gerade viel Frust hoch, der sich über zwei Jahre aufgestaut hat. Jeden Tag habe ich mir die Bilder der zermetzelten Kinder in Gaza angeschaut und mich gefragt: Wie kann es sein, dass das weiter legitimiert wird? Dass wir an unseren Schreibtischen in Berlin nicht zu einer klaren Haltung gefunden haben, hatte ja Implikationen. Bei mir gibt es eine tiefe Bitterkeit darüber, dass vor unseren Augen, auch mit deutschen Waffen, über 100.000 Menschen getötet wurden. Dass es so lange gedauert hat, bis eine kritische Masse laut geworden ist, auch innerhalb des Journalismus. Aber ich bin noch hier, ich arbeite bei der taz, ich will weiter für wirklich universalistische Werte streiten. Andere, gerade aus der migrantischen Community, sind von der deutschen Israel-Berichterstattung zurecht so enttäuscht, dass sie sagen: Schluss, den deutschen Medien vertraue ich nicht mehr. Diese Menschen haben wir als linke Medien im Stich gelassen. Wenn wir unsere Fehler in der Berichterstattung der letzten zwei Jahre nicht anerkennen und transparent aufarbeiten, wird sich daran auch nichts ändern.

taz: Matthias, wie fühlst du dich, wenn du das hörst?

Matthias: Vielleicht liegt es am Alter, aber ich habe mir einen gewissen Zynismus-Schutzpanzer zugelegt. Trotzdem berühren mich Paulines Worte. Und sie erinnern mich daran, wie notwendig diese Gespräche sind. Wie viele andere ringe ich darum, wie man angesichts des Grauens in Gaza und einer rechtsextremen israelischen Regierung seinen moralischen Grundüberzeugungen treu bleiben kann: dass jüdisches Leben Schutz braucht und dass Menschenrechte unteilbar sind.

Pauline: Ja, Menschenrechte sind unteilbar. Sie sollten palästinensisches Leben genauso schützen wie jüdisches Leben. Wer daran glaubt, muss antisemitische Anschläge wie den in Bondi Beach klar verurteilen. Und gleichzeitig schonungslos die israelische Vertreibungspolitik in der Westbank und die Kriegsverbrechen in Gaza kritisieren.

Gemeinsam für freie Presse

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

62 Kommentare

 / 
  • "Pauline: Wenn ich zurückblicke, habe ich nach dem 7. Oktober zu wenig über die Verbrechen dieses Tages gesprochen. Ich weiß, warum das passiert ist. Aber es war nicht richtig. Ich habe damals so sehr antizipiert, dass die Entmenschlichung und das Töten von Palästinensern jetzt auf die nächste Stufe gehoben wird, dass ich mich darauf konzentriert habe, dem entgegenzuwirken."

    Was für eine Aussage!

    Das größte Pogrom seit der Shoah ereignet sich und die Journalistin kann gar nicht anders als sich vorzustellen, wie unmenschlich Israel auf diese Horrortat reagieren wird.

    Wie kommt man auf so etwas?

    Es geschieht ein furchtbares Verbrechen und man ist voller Gedanken darüber, wie grausam sich die Opfer an den Tätern rächen werden.

    Das funktioniert wohl nur, wenn es um Israel.

    Ansonsten ist das Niveau dieser "Debatte" unterirdisch.

    Nur ganz am Rande, die deutschen Medien berichten überaus "israelkritisch". Sie feiern die junge Sophie von der Tann mit ihrem Stahlhelm wie eine Heldin.

    Kritik daran kann nur als Kampagne wahrgenommen werden. Die Zeiten sind elendig und weite Teile des Journalismus spiegeln dieses Elend eins zu eins wider.

  • Danke an die taz für den offenen Umgang mit den Konflikten auch innerhalb des Kollegiums. Ich weiß die Vielfältigkeit der Perspektiven sehr zu schätzen, auch wenn ich beim Lesen des ein oder anderen Artikels am liebsten vor Wut in die Tischkante gebissen hätte oder einen emotionalen Kommentar hier hinterlassen habe (auch wenn ich mich stets bemühe, sachlich zu bleiben, gelingt mir das nicht immer).



    Mit manchem bin ich nicht einverstanden, versuche aber zu verstehen, wie jemand zu einem anderen Schluss kommt als ich selbst. Wir alle neigen dazu, Tatsachen, die uns nicht in den Kram passen auszublenden, wenn sie unser Weltbild stören. Auch deshalb ist es so wichtig, die Perspektive des Anderen zumindest zu ertragen.

  • Der Zionismus als radikale jüdische Emanzipationsbewegung, behauptet Matthias Kalle. In der historischen Perspektive ist er das sicherlich, in seiner aktuellen Gestalt ist er leider das, als das ihn viele im postkolonialen Diskurs kennzeichnen: ein gegen das Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser gerichtetes siedlerkolonialistisches Projekt, gewissermaßen von US-Gnaden. Und zugleich ist der Staat Israel für viele Juden weltweit (nicht für alle!) der einzige Schutzraum, als den ihn Kalle beschreibt.



    Eine „Vermittlung“ zwischen diesen Auffassungen scheint in einer emotional aufgeheizten Debatte kaum möglich, wenn man den Universalismus der auch für Palästinenser geltenden Menschenrechte (leider muss man diese Selbstverständlichkeit noch erwähnen?) mit bedenkt.



    Der taz rechne ich hoch an, in ihren Beiträgen der letzten Jahre die Balance zwischen den Standpunkten - und auch die damit verbundene Spannung - immer aufrechterhalten zu haben. Das lässt sich nicht von der gesamten deutschen Medienlandschaft behaupten.

  • Der 1200 Zeichen wegen möchte ich nur ein Argument von Matthias Kalle aufgreifen, das gelegentlich auch hier im Forum aufpoppt, wenn es um Israel oder israelbezogenen Antisemitismus geht: die These von Zionismus als radikale Emanzipationsbewegung der europäischen Juden im ausgehenden 19. Jahrhundert und deren Verwirklichung mit dem „Schutzraum“ der israelischen Staatsgründung 1948.



    Dem gegenüber steht die im postkolonialen Diskurs weit verbreitete These vom Zionismus als gegen das palästinensische Selbstbestimmungsrecht gerichtetes siedlerkolonialistisches Projekt gewissermaßen von US-Gnaden.



    In einer polarisierten öffentlichen Debatte scheint es zwischen diesen beiden Standpunkten nicht viel Raum für differenzierte Betrachtungen zu geben, die der Vielschichtigkeit des Konflikts gerecht werden.



    Aus meiner Sicht ist der Zionismus - und Israel als dessen manifeste Erscheinung - beides: Ausdruck der jüdischen Emanzipationsbestrebungen nach nationaler Eigenständigkeit (in der historischen Perspektive)

  • Diese Meinungsverschiedenheiten als Generationenkonflikt zu zeichnen, finde ich verfehlt. Oder vielleicht nur auf ein bestimmtes Submilieu zutreffend. Es gibt aber gerade unter dezidierten Unterstützern des israelischen Monomilitarismus vielfach sehr junge Radikale und umgekehrt viele Menschen im Boomeralter, die schon lange davor gewarnt haben (schon der Ausdruck "Monomilitarismus" zur Charakterisierung dieses Ansatzes stammt von Ulrich Beck aus dem Gazakrieg von 2014, und Beck ist schon 2015 gestorben) und besonders die Instrumentalisierung und Verschiebung der Antisemitismusdebatte mit Bauchschmerzen sehen (für Beck war damals noch die Einsicht selbstverständlich, dass Gleichsetzungen zwischen Israel und Juden antisemitistisch sind - wie das ja übrigens sogar die IHRA-Antisemitismusdefinition feststellt, während die israelische Regierungslinie in den vergangenen zehn Jahren das Gegenteil popularisiert).



    www.sueddeutsche.d...n-werden-1.2084118

  • "Es ist ein auf ethnonationalen Prinzipien basierter Staat ..."



    Nun, auf diesem Prinzip basieren letztlich alle im 19. Jh. entstandenen Nationalismen, die auf eine eigene Staatlichkeit abzielten. Sei es der deutsche, der italienische, der polnische, der tschechische, der litauische etc. pp. Nationalismus. Und auch der palästinensische Nationalismus basiert auf nichts anderem. Aber allein dem Zionismus, der das Ziel eines eigenen Staates der Juden hat, wird genau das zum Vorwurf gemacht.



    Frau Jäckels' "Misstrauen gegen den Nationalismus" erstreckt sich jedenfalls nur auf den jüdischen. Aber sie verliert kein Wort darüber, dass das Ziel der Hamas unverändert die Vernichtung des Staates Israel ist und dass die Mehrheit der Palästinenser dies ganz offensichtlich billigt, jedenfalls mehrheitlich hinter der Hamas steht und deren Entwaffnung ablehnt.



    www.faz.net/aktuel...ccg-110754483.html



    www.spiegel.de/aus...-9508-546c4181a519

  • die leerstelle in dieser art von gesprächen: die stimmen von palästinenserinnen und palästinensern, die von der regierenden hamas terrorisiert werden, verfolgt, gequält, eingesperrt. die sich wehren gegen die ideologie des todes und der vernichtung. diese stimmen gibt es, Ahmed Fouad Alkhatib oder hamza howidy beispielsweise. hamza h. wurde aufgrund seiner homosexualität schwerst von hamasis gefoltert (hallo, queers for palestine!) und lebt im exil. er hält nicht viel von der sogenannten free free palestine -solidarität in den westlichen ländern. diese stimmen benennen die verantwortung der hamas, des IS, der hisbollah, des iran für den ausbruch und auch für den verlauf des kriegs. sie sollten mehr gehör finden.

  • "Kaum ein Thema löst so starke Gefühle aus."



    Mich würde interessieren, wieso ausgerechnet dieser Konflikt besonders das linke Lager so polarisiert und spaltet. Gerade bzgl. des Universalismus sowie zahlloser (bewaffneter) Konflikte, Kriege und Ungerechtigkeiten auf der Welt.



    Wieso segelt niemand klimaneutral nach Kuba?



    Die Debatte wird in den Kommentaren ebenfalls emotional geführt, vielleicht könnte mich jemand erleuchten.

  • Als Deutscher mit deutschen Vorfahren steht es mir gut an, mich zu diesem Thema gerade NICHT zu positionieren.



    Denn es kann nur schwer bestritten werden, das der israelische Furor seinen Ursprung in den deutschen Konzentrationslagern hat. Hier wurde dem alttestamentarischem Prinzip des Auge um Auge ein für allemal abgeschworen, zugunsten des: " wo ein Tropfen jüdischen Bluts fliesst, wird er Feind mit tausend Tropfen büßen".



    Und jetzt sollen also die Kinder und Enkelkinder der Mörder die Kinder und Enkelkinder derer zu Millionen Abgeschlachteten anklagen?



    Nein, aus meiner Sicht haben Wir keine Stimme.

    • @Thomas Kühnelt:

      Grundsätzlich stimme ich zu.

      Eine Frage zum Furor habe ich: Die Deutschen haben 6 Millionen Juden ermordet. Wieviele Menschen haben die Israelis in allen Kriegen getötet? Ich glaube, wir Deutschen sollten wirklich die Klappe halten.

      • @Gesunder Menschenverstand:

        Das ist überhaupt nicht zu vergleichen. Die Deutschen haben eine systematische Vernichtungsindustrie unvorstellbaren Ausmaßes für Menschen (vor allem Juden) betrieben. Niemand behauptet, dass so etwas in Israel passiert. Das ändert doch nichts an israelischen Kriegsverbrechen und auch nichts an der systematischen Verfolgung dort (inklusive Genozidverdachts bzw. erwiesenermaßen genozidalen Bestrebungen vieler Politiker und Rechter). Warum soll man das nicht kritisieren oder verurteilen können, nur weil in Deutschland noch viel schlimmere Dinge passiert sind?

  • "aber der TAZ ist es gelungen, allen Stimmen eine Möglichkeit zu geben, gehört zu werden. Die beiden Seiten des Konfliktes darzustellen"

    Mag sein, dass die taz diesen beiden Gruppen viel Raum gegeben hat. Aber genau hier liegt doch der absolute Grundfehler. Es gibt nicht nur diese "beiden Seiten". Aber im Vergleich zu den Hardlinerpositionen sind die Stimmen, die fernab der notorisch und unverzeihlich widergekäuten Schwarz/Weißargumente auf dem Konflikt blicken, sehr dünn abgedruckt. Dass man überhaupt darüber reden muss, das "Menschrechte unteilbar" sind und das Gewaltaten an Zivilisten immer zu vewrurteilen sind, ist auch Ergebnis dieser polarisierten Debattenkultur.



    Man schafft eben kein Bewusstsein für die universelle Bedeutung dieser Prinzipien, wenn man sich immer weiter im Pro/Kontra, Schwarz/Weiß, Freund/Feind Hamsterrad dreht und damit den Raum für Grautöne, abivalente Betrachtungen und gemeinsame Schnittmengen verengt.

  • Also bei mir ist es leider so dass ich den Kontakt zu palästinasolidarischen Menschen meide und mir nicht vorstellen kann mit diesen befreundet zu sein. Klingt krass, ist es womöglich auch, aber ich bin nunmal mit einer unverbrüchlichen Israelsolidarität aufgewachsen, ich glaube in fast jedem Antizionismus auch den altbekannten Antisemitismus aufblitzen zu sehen. Und nein, ich bin wahrlich kein Freund von Netanyahu und seiner Regierung, mir geht es einfach um den einzigen sicheren Schutzraum für Jüdinnen und Juden auf dieser Welt und wie diese Gewissheit am 7.Oktober 2023 auch noch heftigst erschüttert wurde.

  • Annette Hauschild , Autor*in ,

    Ich hatte bei meinem Freundeskreis ebenso geteilte Meinungen wie in der taz. Als ehemalige taz- Bloggerin habe ich immer fast alle Beiträge der taz in einer Art Pressespiegel weitergeleitet und mußte mir oft anhören, weshalb ich dieses Blatt noch lese. Ich habe es ihnen immer wieder erklärt.



    Es war grade dieser Riss in der Redaktion, der mich dabeigehalten hat. Es muss möglich sein, dass beide Seiten und evtl weitere Ansichten. sich darstellen können. Diese Spannung hat das Kollegium ausgehalten.



    Der Vernichtungskrieg gegen Gaza hat zu schweren Beschuldigungen und Kämpfen unter Kolleg: innen geführt, und zur Entsolidarisierung untereinander., aber der TAZ ist es gelungen, allen Stimmen eine Möglichkeit zu geben, gehört zu werden. Die beiden Seiten des Konfliktes darzustellen, und zwar ohne Verunglimpfung, vorgefasste Bias und Haltung das ist für mich gute Berichterstattung, die auch Partei ergreift, nicht wie Hans Joachim Friedrichs es ausdrückt, " sich nicht gemein machen" sondern aus moralischen Prinzipien.

    • @Annette Hauschild:

      Schreiben Sie als Autorin ernsthaft von einem "Vernichtungskrieg gegen Gaza"?



      Das macht fassungslos.

    • @Annette Hauschild:

      Der Ausdruck "Vernichtungskrieg", werte Frau Hauschild, ist historisch kontaminiert. Vielleicht denken Sie noch einmal über die Formulierung nach.

    • @Annette Hauschild:

      "Der Vernichtungskrieg gegen Gaza hat zu schweren Beschuldigungen und Kämpfen unter Kolleg: innen geführt, und zur Entsolidarisierung untereinander."

      Sehr interessanter Einblick in die taz interna. Hoffe ja nur, das die "Kämpfe" lediglich verbal stattfanden. Dann kann also obiges Interview als eine Art Schlichtungsversuch mit Publikum angesehen werden. Finde ich sehr schön. Ist bei uns in Norwegen ein alter Brauch um diese Zeit sich bei Kollegen und Nachbarn für das alte Jahr zu bedanken, auch um Streit beizulegen.

      In Deutschland wird halt sehr emotional diskutiert und es wird dabei auch schnell persönlich. Ersteres hat mir während meiner Zeit in Deutschland sehr zugesagt, mit dem Zweiten bin ich nie so ganz warm geworden. Etwas Distanz sollte schon gewahrt bleiben.

      Die Berichterstattung in der taz zum Thema empfand ich als sehr ausgeglichen, zumal journalistisch korrekt Meinungsbeiträge auch immer als solche gekennzeichnet waren. Kann man nicht von jeder deutschen Zeitung behaupten.

      Und zu der Kritik aus ihrem Freundeskreis sei angemerkt, wer nur die Medien konsumiert, welche das eigene Weltbild bestätigen, dem hat sich der Sinn der Meinungsvielfalt noch nicht erschlossen.

  • Universalismus ist eine wunderbare Idee. Den gleichen Wert von Menschen anzuerkennen und danach zu handeln ist aber wohl mehr Traum als gelebte Praxis.







    Das wird sehr deutlich in den unterschiedlichen Positionen im Palästina/Israel-Konflikt. Eine durchgehende menschliche Perspektive hierzu einzunehmen, gelingt den Wenigsten, die beiden Diskutanten der TAZ sind aber auf einem guten Weg dorthin. Danke an alle Beteiligten.

  • Wer stellt denn ernsthaft die historische und moralische Legitimität eines jüdischen Schutzraums infrage?



    Kaum jemand.

    Problematisch ist, dass sie wie ein moralisches Breitband-Schutzschild ständig reflexhaft mit der Kritik an Israels konkreten politischen Verbrechen genannt wird, als müsste man sich für Menschenrechtskritik erst von der Geschichte freikaufen.

    Dieses Argument würde, konsequent angewandt, bedeuten, dass historische Opfererfahrungen grundsätzlich vor Kritik an aktuellen Menschenrechtsverbrechen schützen – ein Maßstab, der global nicht haltbar ist.

    Die Singularität des Holocaust definiert sich durch die einzigartige staatlich - industrielle Tötung Millionen von Menschen in kürzester Zeit. Nicht durch den Völkermord oder seine Opfer an sich.

    Damit wird eine legitime und notwendige Schutzidee missbraucht, um jahrzehntelange Besatzung, systematische Entrechtung, Massaker und massive Völkerrechtsbrüche gegenüber der palästinensischen Bevölkerung politisch zu neutralisieren.

    Ein ehemals verfolgtes, geschundenes Kollektiv kann selbst Täter werden – ohne dass dadurch seine Geschichte negiert wird – auch dann, wenn es Juden betrifft.

    Aber das ist ein Grundsatz Dilemma

    • @Edda:

      Glauben Sie ernsthaft, dass Israelkritik irgendeine Form von Mut oder dergleichen erfordert? Seit Jahren liest und hört man ständig irgendwelche so genannte "Israelkritik". Wie viele von diesen Leuten müssen sich verstecken und benötigen Polizeischutz? Und wie verhält es sich mit Personen, die Islamkritik betreiben?

    • @Edda:

      Zu Ihrer Frage am Anfang: Diejenigen, die am 07.10.2023 in Israel eingedrungen sind und den größten Massenmord an jüdischen Menschen seit 1945 begangen haben und diejenigen, die ihnen dazu applaudiert haben.



      Dass Israel seinen Teil Schuld an diesem Konflikt (v. a. durch seine Siedlungspolitik in den besetzten Gebieten) trägt, ist klar, darf aber niemals als Rechtfertigung für dieses Verbrechen dienen, das zumeist an Zivilpersonen begangen wurde. Wobei der israelische Gegenschlag dann selbst zu einem gewaltigen Verbrechen wurde, weil man wider alle Vernunft das (verständliche, aber völlig unrealistische) Ziel verfolgte, die Hamas, ohne Rücksicht auf Verluste in der Zivilbevölkerung Gazas, zu vernichten - was wahrscheinlich auch damit zusammenhängt, dass man die - sehr wohl beobachteten - Vorbereitungen der Hamas schlicht und einfach falsch eingeschätzt hatte...

    • @Edda:

      "Ein ehemals verfolgtes, geschundenes Kollektiv kann selbst Täter werden"

      ......................

      Oder sich einfach nur verteidigen?

      Einige Zahlen über Terrorangriffe gegen Israelis von Januar bis Juni 2022, also in nur sechs Monaten, eineinhalb Jahre vor dem Angriff der Hamas vom 07.Oktober 23.



      In der kurzen Zeit haben arabische Terroristen über 3.700 Terroranschläge gegen Israelis verübt. 21 Israelis wurden durch Angriffe und Gewalt von Arabern ermordet, die 43 Waisen hinterließen. 316 Personen wurden verletzt. 2.692 Steinanschläge, 577 Angriffe mit Molotowcocktails, 542 Straßenblockaden mit brennenden Reifen, 178 Versuche, israelische Autofahrer mit einem Laser zu blenden, 33 Sprengstoffanschläge, 41 Brandstiftungen, 30 Angriffe mit Feuerwerkskörpern, ein Angriff mit einem Fahrzeug und sieben vereitelte Messerattacken, 189 Terroranschläge, darunter Schießattacken. Ach ja, die Raketenangriffe der Iran-gesteuerten Terrorgruppen habe ich vergessen. Wie viel Tausend Raketen sind da vorletztes Jahr auf Israel runtergeregnet?



      Alltag in Israel.

      www.israelheute.co...elis-im-jahr-2022/

  • Ich feiere dich, Pauline, für diese klare und reflektierte Diskussion, und schäme mich fremd für eine Person meiner Generation, bei der man das Gefühl hat, das weder sein Kompass sich in den langen Jahren neu ausgerichtet oder bewegt hat, noch sein Fokus überprüft wurde. Er erscheint wie eine quengelige Person in einer Therapiestunde, die jammert, dass ihn keiner sehen würde.



    Pauline hat allumfassend gesagt, die Menschenwürde ist unteilbar, das steht für alle Menschen, das braucht man den Schutz des jüdischen Leben nocht extra erwähnen.



    Es ist positiv, dass Matthias den Text, obwohl er so eine schlechte Figur macht, abdrucken lässt. Es scheint nicht, dass er gelernt hat

    • @Geerdsen Corinna:

      "Pauline hat allumfassend gesagt, die Menschenwürde ist unteilbar, das steht für alle Menschen, das braucht man den Schutz des jüdischen Leben nocht extra erwähnen."



      Sicher hat Pauline damit uneingeschränkt recht. Sehen, dass die Menschen in Gaza, die Hamas ebenfalls so?



      ihr obiges Zitat zeigt, dass sie den Antisemitismus nicht verstanden haben, denn gerade jüdisches Leben ist immer gefährdeter als anderes Leben. Das zieht sich durch die Geschichte, vor allem bei radikalen Umbrüchen oder in Krisenzeiten. Egal, ob es während der Pest im Mittelalter oder in der russischen Revolution passierte, Juden waren stets einer besonderen Gefahr ausgesetzt. Die antisemitische Projektion geht vom Antisemiten aus und hat nie etwas mit dem Handeln von jüdischen oder als solche gelesenen Menschen zu tun.

      • @Nakam:

        „ denn gerade jüdisches Leben ist immer gefährdeter als anderes Leben.“

        Wir gehen von 100000 getöteten Palästinensern aus, Tendenz steigend. Diese Zahl ist um ein vielfaches größer als die bei Putins verbrecherischen und rücksichtslosen Krieg gegen die Ukraine.

        Dieses Verbrechen an Palästinensern in Gaza und Westjordanland wird genau mit der leider existenten aber in Paranoia übersteigerten Bedrohung jüdischen Lebens begründet. Jeder Mord an einem Juden ist ein abscheuliches Verbrechen. Und dass gilt selbstverständlich auch für jeden Mord an einem Nicht-Juden.

      • @Nakam:

        Ich glaube, Sie haben sich mit diesem Konflikt nur sehr einseitig beschäftigt

      • @Nakam:

        Ich glaube, dass die Menschenwürde unteilbar ist bedeutet, das das allumfassend ist, und niemand extra erwähnt werden muss. Und seitdem der nicht demokratische Staat Israel, da er ja ein jüdischer sein möchte, ein Volk auslöschen will, sein Existenzrecht, soweit ein Staat dieses überhaupt haben kann, verloren hat. Ich habe mich ausführlich mit der hundertjährige Geschichte des Konfliktes beschäftigt und wenn ich Ihren Kommentar lese, haben Sie sich offensichtlich nur einseitig damit auseinandergesetzt.

        • @Geerdsen Corinna:

          Sie unterstellen dem Staat Israel also, "ein Volk auslöschen" zu wollen, und folgern daraus, dass er kein Existenzrecht mehr hätte. Verstehe ich Sie da richtig? Wenn dem so ist, wie stehen Sie zur Anerkennung des heutigen Palästina als Staat? Schließlich macht die Hamas keinen Hehl daraus, den jüdischen Teil des israelischen Volks auslöschen oder zumindest vertreiben zu wollen.

  • "Zionismus war ursprünglich eine radikale Emanzipationsbewegung." Das gilt aber leider nur für jüdische Menschen. Für die einheimische palästinensische Bevölkerung war der Zionismus von Beginn an ein koloniales Siedlungsprojekt, welches die Unterdrückung und Vertreibung der Palästinenser als Ziel hat.

    Alles gut nachzulesen, beispielsweise in "The Ethnic Cleansing of Palestine" von Ilan Pappe oder "Der hundertjährige Krieg um Palästina" von Rashid Khalidi.

    • @C R:

      Nichts könnte falscher sein, als die Gründung Israels als ein "koloniales Siedlungsprojekt" zu bezeichnen. Das ist schlichter Antisemitismus, den Sie verbreiten, was auch ein durchaus plausibler Vorwurf gegen die Autoren ist, auf die Sie verweisen.

      • @Katharina Reichenhall:

        Einem israelischen Historiker, der unter anderem an der Hebräischen Universität von Jerusalem gelehrt hat und dessen Eltern vor dem NS-Regime in Deutschland fliehen mussten, Antisemitismus vorzuwerfen, ist ein gutes Beispiel für die Absurdität der Debattenkultur in Deutschland.

        Es gibt sicher berechtigte sachliche Kritik an den Werken der beiden Autoren, wie einige historische Ungenauigkeiten, aber den Antisemitismusvorwurf halte ich für unbegründet.

  • Was ich generell an der Medienrealtion auf den 7. Oktober erstaunlich finde und schon von Anfang an fand, ist, dass sich praktisch nie jemand gefragt hat, warum die Hamas das überhaupt getan hat. Es ging immer nur darum, dass das ein grausiges Verbrechen ist, Massenmord, und um die Reaktion Israels.



    Aber was sind die HIntergründe? Wollte die Hamas damit diesen Krieg gegen die eigene Bevölkerung heraufbeschwören, um auf die Situation der Palästinenser aufmerksam zu machen? Eine überaus blutige Methode, wenn es so ist.



    Welche Möglichkeiten hätte die palästinensische Bevölkerung gehabt, ihre Situation zu verbessern? Sie werden seit Jahrzehnten weggesperrt im eigenen Land. Alle friedlichen Versuche sind gescheitert.



    Solche Themen würde ich gerne in der Öffentlichkeit diskutiert sehen statt dieses ständige "Israel hat ein Verteidigungsrecht" auf der einen und "free palastine" auf der anderen Seite. Das sind beides Binsen, die nicht weiterbringen.

    • @Jalella:

      "warum die Hamas das überhaupt getan hat"

      Um Israel zu einer möglichst heftigen Reaktion zu zwingen, um so zu verhindern, dass Israel und die arabischen Länder ihre Beziehungen verbessern können.



      Ach ja, und um global den Antisemitismus Leichtgläubiger zu fördern.



      Falls Sie es immer noch nicht bemerkt haben: Der Hamas geht es nicht um das Wohl der Palästinenser.

    • @Jalella:

      Warum hat die Hamas das überhaupt getan? Ich schätze mal, um die sich damals anbahnende diplomatische Annäherung und Entspannung zwischen Israel und diversen arabischen Staaten (Marokko, Emirate, Saudi-Arabien) zu torpedieren...

    • @Jalella:

      Warum Hamas das getan hat? Es ist eigentlich klar: um jede Chance auf einen Frieden zu verhindern - im Interesse der Mullahs, die schon immer die Vernichtung Israels propagiert haben, und der Muslimbrüder, die das Feindbild Israel brauchen, zwecks Vereinigung der Muslime mit dem Endziel eines Kalifats. Und für ihre eigenen Interessen, damit das Geschäftsmodell der Hamas, sich auf Kosten der Palästinenser zu bereichern, weiter läuft. Umgebracht wurden am 7. Oktober bekannte Friedensaktivist*innen wie Vivian Silver, die sich für die Bewohner*innen Gazas eingesetzt hat - und das war kein Zufall!

    • @Jalella:

      Das Problem dabei ist, dass die Versuche einer Friedenslösung regelmäßig an der palästinensischen Seite gescheitert sind. 2000 in Camp David lehnt Arafat das ziemlich generöse Angebot ab und initiiert kurz darauf die zweite Intifada. Den Olmert-Plan hat man 2008 einfach abgetan. Davor hätte man 1937, 1947 und 1967 einen palästinensischen Staat haben können und wollte ihn nicht.



      Das auch in der deutschen Berichterstattung gängige Mantra "Israel ist an allem schuld" ist nur dann mit der realen Historie des Konflikts in Einklang zu bringen, wenn man die Palästinenser als Subjekte suspendiert. Aber täte man das nicht, müsste man sich ja mit der unbequemen Tatsache auseinandersetzen, dass es Alternativen zum terroristischen "Widerstand" gab und palästinensische Politiker sie nicht wollten.

  • Vielen Dank für dieses Interview! Ich bin froh zu lesen, dass es in der taz-Redaktion offenbar doch andere Stimmen gibt, als der Grundton der veröffentlichten Artikel der letzten Jahre zum Thema Israel annehmen liess. Dass sich der Graben in der Redaktion gerade offenbart zwischen einem ältern Mann mit Leitungsverantwortung und einer jungen Frau, die neu im Team ist, scheint diese (mir nicht nachvollziehbare) Haltung zu erklären.



    Als selbst älterer Mann und langjähriger taz-Leser aus der Schweiz war ich tief irritiert und frustriert über die Einseitigkeit der taz-Positionen, die ich genau so wie Pauline Jäckels wahrgenommen habe, bin nun aber froh, dass sich bereits aus demographischer Sicht in Zukunft vermehrt die Haltung von den Jungen (Frauen) durchsetzen wird.

  • Was mit einem maßlosen israelischen Rachefeldzug begann, soll seinen Abschluss in der Endlösung der Palästinenserfrage finden.

    • @Oliver Wagner:

      Weder stimmt "Rachefeldzug" - ignoriert die Geiseln und die anhaltende Bedrohung, inklusive Bomben Richtung Israel, zivile Opfer noch nicht mal als Lippenbekenntnis nicht gewollt - noch die unerträgliche Gleichsetzung in der Wortwahl "Endlösung" des Vorgehens Israels mit den Verbrechen des NS.

    • @Oliver Wagner:

      Puh na ein Glück, dass nicht nur der deutsche Uropa so drauf war, sondern auch die Nachkommen derer, die er vernichtet hat. Das entlastet doch, nicht wahr

      • @Axotono:

        Und finden Sie es entlastend, den deutschen Uropa als Ausrede zu benutzen, um vor einem aktuellen Menschheitsverbrechen die Augen zu verschliessen? Es stellt sich doch die Frage, wer hier Entlastung sucht...

      • @Axotono:

        Offenbar vor allem, wenn man denen Munition liefert und den Rücken freihält.

  • Kluge Positionen die Pauline Jäckels hier vertritt. In einem Punkt scheint sie aber ebenso gespalten zu sein, wie viele junge Menschen in Deutschland.

    Die Ereignisse des 7. Oktober passen nicht so recht ins Bild der deutschen Pro-Palis und werden daher gerne ausgeblendet. Ebenso wie die Zurkenntnisnahme der Jubelarien zu diesem Anlass, die nicht nur aus der arabischen Welt sondern auch aus Deutschland zu vernehmen waren.

    Das ist ein Schandfleck hinsichtlich der Palästinenser Solidarität der ebenso Erwähnung finden muss wie die Kriegsverbrechen und der Landraub der israelischen Regierung.

    Wer sich nicht klar gegen diese Leute positioniert und sich von ihnen auch nicht distanziert und stattdessen lieber die Hamas Parolen auf Demonstrationen ignoriert, der verspielt seine Glaubwürdigkeit das es ihm wirklich um die Sache der Palästinenser geht.

  • Habs alles aufmerksam gelesen. Dialog ist immer gut. Danke.

    „ Israel ist der einzige Schutzraum des jüdischen Volkes.“ OK.



    Welches ist der Schutzraum des palästinensischen Volkes?

    • @Kay Brockmann:

      Den Schutzraum für die sog. Palästinenser im Westjordanland und Gaza hätte es 2000 geben können. In den Camp David-Verhandlungen wollte Israel 97% der besetzten Gebiete räumen. Aber Arafat bestand auf dem Tempelberg incl. Klagemauer. So scheiterten die Verhandlungen ...

    • @Kay Brockmann:

      Ich empfehle Ihnen einen Blick auf die Landkarte des Nahen Ostens und ein Geschichtsbuch. Dann werden Sie auf Ihrer Suche nach einem "Schutzraum des palästinensischen Volkes" sicherlich fündig werden.

      • @Katharina Reichenhall:

        Wenn man dieses Argument nur minimal weiterführt, rechtfertigt man gleich auch die komplette Vertreibung aller Palästinenser:innen aus Westjordanland und Gaza. Weil die können ja auch nach Ägypten oder sonstwohin.

    • @Kay Brockmann:

      Danke für die Frage, wird immer wieder vergessen. Stattdessen innerdeutsche Bauchpinselei/Nabelschau, Staatsraison, Waffenlieferungen.

  • Ich glaube Matthias vertritt eine irrige Auffassung /Analyse vom Wesen, der Fortentwicklung, der gegenwärtigen Ausprägungen des Antisemitismus. Zumal er mit ihr der sicherlich ehrlich gefühlt-gemeinten Auffassung ist, rational, sachlich, redlich, analytisch unterwegs zu sein - also im Selbstbild hinlänglich nicht emotional, gefühlsgetrieben zu Argumentieren.



    Das ist meiner Ansicht aber eine falsche Selbsteinschätzung.

    "(...)ich halte an der Idee eines jüdischen Schutzraums fest, weil sie historisch notwendig und moralisch legitim ist.(...)"

    Ich teile die Auffassung. Aus der Erfahrung der überlebenden europäischen Juden 1945, in die Lage weiterhin ungewollt, displaced, enteignet zu sein, in einem Umfeld das vielfach und sehr lange das Aussmaß der Verbrechen alltagspraktisch-faktisch bestritt, ist die Gründung des Staates Israel so richtig, wie historisch unumgänglich.

    Ist aber andere Frage als die Haltung bis heute einzunehmen, man sei als Gesellschaft, in der Juden Nachbarn und Mitbürger /waren zu sein haben, nicht in der Lage deren friedliches, gleichberechtigtes und sicheres Leben zu garantieren.

    Weshalb man der fortgesetzten Landnahme des Staates Israel zustimmen muss.

    • @Elise Hampel:

      "Weshalb man der fortgesetzten Landnahme des Staates Israel zustimmen muss."

      Israel sollte die Landnahme nach Deutschland verlagern. Dann wäre die Landnahme historisch und räumlich korrekt verortet. Vielleicht angefangen mit ihrem Wohnort und der Vertreibung ihrer Familie. Da könnten Sie dann Größe zeigen und das dufte finden, statt aus der Ferne den illegalen Siedlungsbau Israels und den dortigen Groß-Israel-Nationalismus dufte zu finden.

  • Israel ist der Safe Space aller Juden auf der Welt. Das ausgerechnet Teile der Linken das nicht verstehen und kritisieren und gleichzeitig Hetze - auch von islamischer Seite - legetimieren ist die große Tragik der Linken und wird zur Spaltung führen.

    • @Franz Tom:

      Die Formulierung ‚Hetze – auch von islamischer Seite –‘ ist pauschalisierend, problematisch und fördert antimuslimische Vorurteile. Ersetzt man ‚islamisch‘ durch ‚jüdisch‘, ‚christlich‘, queere Menschen oder Schwarze, wäre die Empörung sofort da – hier bleibt sie aus. Selbst die Wahl des Begriffs ‚islamisch‘ statt ‚islamistisch‘ zeigt, dass entweder die intellektuelle Mühe zur Differenzierung beider Begriffe verweigert wurde oder bewusst eine islamfeindliche Haltung bedient wird.



      Solche Aussagen sind im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährlich, weil sie vorhandene Ressentiments bestätigen und die gesellschaftliche Feindseligkeit gegenüber einer religiösen Minderheit normalisieren – ein Mechanismus, der schon in der Vergangenheit gegen andere Gruppen wirksam war; und zwar schon lange vor Hitler in den 20er Jahren gegen Juden, denn diese damals wie heute gleich bedienten Mechanismen gegen Juden haben ja überhaupt erst den Holocaust möglich gemacht. Da brauchen wir nicht erst bei der NSDAP und dem Holocaust anzufangen, wir erinnern uns: Hitler hat den Judenhass nicht erfunden, nur einen vorhandenen bedient und bespielt, genauso wie heute die AfD bezüglich Muslime und Islam.

      • @Edda:

        Sie faseln wieder Ihren üblichen Mist.



        "Hetze – auch von islamischer Seite" abzustreiten entbehrt jeglicher Grundlage und in Ihrer gewohnten Manier versuchen Sie, die Judenverfolgung und den Holocaust zu instrumentalisieren, um jegliche Kritik am Islam zu dämonisieren.



        Die heutige Situation der Muslime in Deutschland hat nichts, überhaupt nichts mit der Situation der Juden im Dritten Reich oder davor zu tun.

    • @Franz Tom:

      Israel macht alles mögliche um kein Safe Space aller Juden auf der Welt zu sein. Israel ist ein Frontier Staat, der seine Grenzen immer noch weiter ausdehnen will (Westjordanland) , Kriegsverbrechen begeht (Gaza), Menschen vertreibt, ihnen Rechte vorenthält und damit in einem nach rechts abrutschenden Nationalismus ertrinkt , der nach innen (Gefährdung der Demokratie) wirkt und nach außen hin garantiert, dass diesem Verhalten feindlich begegnet wird.

      Kritisiert wird dies nicht nur von Linken, sondern von Liberalen weltweit. Nicht zuletzt auch von einer großen Mehrheit der Juden wie in den USA. Das als Hetze zu bezeichnen war schon immer der Pony-Trick der nationalistischen Rechten.

    • @Franz Tom:

      Leider sorgt Netanyahu und die IDF gerade dafuer, dass Israel zum Schurkenstaat (Google 'pariah states in the world') in der Welt wird - das hat mit den Linken in Deutschland nun wirklich nichts zu tun. Israel begeht den Genozid (wenn man auf Medicines Sans Frontiers, Red Cross, Amnesty etc hoeren darf)

    • @Franz Tom:

      Israel ist aber auch eine Besatzungsmacht, die sich seit Jahrzehnten schwerster Menschenrechtsverletzungen schuldig macht und vermutlich in Gaza ein Völkermord begangen hat. Wenn man die Bedeutung Israels als "Safe Space" absolut setzt und elementare Rechte der Palästinenser zur Disposition stellt, hierarchisiert man Menschenleben anhand religiös-ethnischer Kriterien - und wo das passiert, spaltet sich die Linke zurecht.

      • @O.F.:

        "Safe space für Juden" beinhaltet natürlich eine solche Hierarchisierung anhand wie auch immer gearteter ethnisch kulturell religiöser Vorstellungen. Das ist ja die große Tragik Israels.

        • @Axotono:

          Die fortgesetzte Besatzungspolitik und der Völkermord in Gaza sind keine "Tragik", sondern Verbrechen. Israel hat, spätestens seit der arabischen Friedensinitiative von 2002 die Möglichkeit zur regionalen Integration - stattdessen setzt es auf Expansionismus und militärische Dominanz (und zwar nicht erst unter der gegenwärtigen rechtsextremen Regierung). Das Interview ist hier ja erfreulich klar: Wer mit Floskeln wie "Safe space für Juden" eine Politik rechtfertigt, die elementare Rechte der Palästinenser negiert, verabschiedet sich von jedem Universalismus. In welche ideologische Gesellschaft man sich begibt, wenn man Menschenleben einen unterschiedlichen Wert zuschreibt, muss ich vermutlich nicht erklären...

          • @O.F.:

            Tatsächlich müssen Sie Ihre Ausführungen nicht weiter erklären, da für jedermann ersichtlich ist, in welche Richtung Sie "argumentieren". Das kann man von Ihnen ja schon seit Jahren lesen.

          • @O.F.:

            Sie rechtfertigen mit Israels Besatzungpolitik das Verbrechen vom 07.10.2023 - ja oder nein?

            • @Volker Scheunert:

              Es steht Ihnen frei, meine Beiträge zu lesen: Ich habe nirgendwo die Verbrechen von Hamas gerechtfertigt. Und nun Sie: Rechtfertigt in Ihren Augen das Massaker der Hamas den Völkermord in Gaza?

  • Wehrmachtsopas, Guido Knopp und Anne Frank gelesen....das klingt als Politisierung ein bisschen peinlich-dünn. Welcher Zusammenhang besteht wohl im übrigen zwischen den Ausrufungen einer zweiten Intifada und Anschlägen in Bondi Beach?



    Das könnte man auch mal politisch reflektieren.