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Soziale UngleichheitWie wär's mal mit der Klassenfrage?

Linke streiten lieber über Kulturkampf-Themen als über soziale und wirtschaftliche Konflikte. Das geschieht oft auch aus reiner Bequemlichkeit.

Satirische Demo durch die Berliner Villengegend Nikolassee Foto: Florian Boillot

Z wei Meldungen schafften es diese Woche nicht in die „Tagesschau“ und blieben auch sonst ziemlich unbeachtet: Die DAX-Unternehmen schütten an ihre Aktionäre eine Rekordsumme von 54 Milliarden Euro an Dividende aus. Und die Bundesbank berichtet in ihrer neuen Vermögensbilanz, dass die Ungleichheit in Deutschland wieder angestiegen ist. Trocken notiert die Bundesbank: „Insgesamt bleibt die Vermögensungleichheit in Deutschland […] recht hoch – auch im internationalen Vergleich.“

Die alte Frage „Wer besitzt?“ spielt auch in linken Kreisen großenteils nur noch eine untergeordnete Rolle. Identitäts- und Gesellschaftsthemen stehen oben. Wenn es was Neues zum Genderverbot an bayerischen oder hessischen Schulen gibt, weiß ich um 9 Uhr als Meinungsredakteur: Gleich kommen die empörten Kommentarangebote. Bei Verteilungsthemen ist es viel schwieriger, einen Kommentarwilligen oder einen freien Platz zu finden.

„Links“ befindet sich in einer Pendelbewegung: In den 1970er Jahren haben westdeutsche Linke alles durch die marxistische Brille gesehen; Themen wie der Feminismus wurden als „Nebenwiderspruch“ abgetan. Das war zu einseitig. Inzwischen ist das Pendel in das andere Extrem ausgeschlagen: Der Kulturkampf hat den Verteilungskampf abgelöst. Ersterer ist zweifellos wichtig, er beschäftigt die Leute – aber stimmen die Proportionen noch?

Die Frage, wer besitzt und wer nicht, entscheidet über Einfluss, Lebenschancen und Lebensqualität. Und sie ist eine massive Gerechtigkeitsfrage. Es wäre schon viel gewonnen, wenn nur 20 Prozent der Erregungsenergie über irgendwelche Ausladungen und offene Briefe im Gazakontext in eine Empörung über materielle Skandale fließen würde, die, anders als die Erregung über Nancy Fraser und andere, ganz sicher noch in einem halben Jahr existieren: dass Kapital in Deutschland so extrem ungleich verteilt ist; dass man durch Vermögen anstrengungslos noch reicher wird, während die Lohnabhängigen im Hamsterrad hängen; dass Kapitalerträge und Erbschaften viel weniger besteuert werden als das, was man durch eigener Hände Arbeit verdient.

Komplizen des Anlegerkapitalismus

Was Karl Marx nicht ahnen konnte: die Größe und die ambivalente Rolle der Mittelschicht. Die Angehörigen der Mittelschicht sind meist lohnabhängig, aber oftmals zu „Komplizen“ des Anlegerkapitalismus geworden, wie der Soziologe Oliver Nachtwey das mal nannte. Wer sein bürgerliches Leben zu erheblichen Teilen auf Kapitaleinkünften oder einem zu erwartenden Erbe aufbaut, wird eine Vermögen- und eine vernünftige Erbschaftsteuer eher nicht so gut finden. Oder als erbender Linksbürgerlicher in der Verteilungsfrage mit schlechtem Gewissen stillhalten und sich stattdessen auf Gesellschafts- oder Identitäts­themen verlegen.

Natürlich ist es schwieriger, die Bedeutung von wirtschaftlichen Zahlen zu erkennen, als sich über die erwartbare Bemerkung einer CSU-Politikerin zum Paragrafen 218 aufzuregen. Wahrscheinlich ist das Ungleichheitsberichterstattungsbusiness auch einfach zu routiniert. Es reicht nicht, Jahresberichte nachzuerzählen und als kritische Stimme den Sozialverbandschef Ulrich Schneider (den mit den großen Koteletten) zu interviewen.

Wie wäre es, nur so als Beispiel, eine Reise von Mietern des Wohnungskonzerns Vonovia/Deutsche Wohnen nach Oslo zu organisieren und auf dem Rathausplatz eine zünftige Demo zu organisieren? Euren Wohlstand bezahlen wir! Warum Oslo? Der norwegische Pensions- und Staatsfonds, in dem die gewaltigen Öl­einnahmen des Landes stecken, ist der größte Einzelaktionär von, genau, Vonovia. Norwegische Rentner, denen es ohnehin schon ziemlich gut geht, können also ihre Edelstahl-Einbauküche in ihrem Ferienhaus dank der Vonovia-Mieterhöhungen finanzieren – es ist nicht immer nur der böse Kapitalist, der von der großen globalen Umverteilung von unten nach oben profitiert.

Aufmerksamkeit wäre garantiert, im reichen Norwegen ist man Sozialdemos nicht so gewöhnt. Ich wäre auf der Demo dabei, ich male auch die Plakate.

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ist Redakteur im taz-Ressort Meinung.
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84 Kommentare

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  • "Wie wär´s mal mit der Klassenfrage.."...auch wenn es um Autor*innen und die Leser*innen der Taz geht?

    Wer bestimmt die Themen?



    Wer zählt eigentlich zu den zitierten "Linken Kreisen"?



    Gehört "Die Linke" nicht dazu?

    Zähle ich persönlich noch zur "Arbeiterklasse" wenn ich als Sohn einer Fabrikarbeiterin und eines Maurers in einer Berliner anderthalb-Zimmer-Wohnung aufgewachsen bin, ein Handwerk erlernt und erst spät auf Umwegen einen "halben" Sozialen und Bildungsmäßigen Aufstieg geschafft habe?

    Mir reicht die tägliche Lektüre der Taz und insbesondere der Leser*innen-Kommentarspalten um immer wieder festzustellen, dass ich die Sprache der meisten nicht beherrsche.



    Nur allzuoft muss ich Wikipedia oder andere Quellen bemühen um bestimmte Begriffe und Zusammenhänge wenigstens Ansatzweise zu verstehen.

    Wer also sollte die Klassenfrage stellen?



    Um bei mir zu bleiben: egal um welche Themen es auch geht, komme ich immer wieder zu dem Schluss, dass es keine Verteilungsgerechtigkeit geben wird, ohne dass der Kapitalismus grundsätzlich infrage gestellt wird.

    Alle anderen gesellschaftlichen Debatten lenken wunderbar von der Hauptfrage ab.



    Es ist leichter, Veganer*innen gegen Fleischesser*innen aufzubringen, anstatt zu fragen, wer von der Massentierhaltung profitiert und wer die politisch unterstützt.



    Es ist einfacher den tausendsten Artikel über´s Gendern zu schreiben, anstatt sich ernsthaft mit Unterdrückung und Ausbeutung von Menschen durch Menschen zu befassen.



    Es ist leichter wie Widerkäuer den CumEx Skandal ständig wieder hochzuwürgen, anstatt das Gesamte System infrage zu stellen und sich den Kopf über Alternativen zu zerbrechen.

    Ich habe die Kritischen Fragen der Kommentator*innen schon vor Augen:



    "Warum schreiben sie denn nicht, wie ihre Alternative aussehen sollte...?"

    Antwort: weil ich die allumfassende einfache Lösung auch nicht habe!

    Ganz sicher weiß ich aber, dass das stellen der "Klassenfrage" voraussetzt, den Begriff erstmal zu definieren.

    • @Bürger L.:

      Nun, lieber Bürger L., Sie bringen die Sache in eigentlich allen Fragen auf den Punkt: Man konzentriert sich lieber auf das Einfache: Die bloßen Vorwürfe an den andern - als ließe sich so die Welt retten. Dabei ist "tausend" Mal bewiesen, dass das noch NIE so gelang.

      Es ist ein Übel, das sich durch die JAHRTAUSENDE der Menschheitsgeschichte zieht: Das Unrecht und die Ungerechtigkeit, die davon leben andere zu übervorteilen und über den Tisch zu ziehen. Doch viel zu viele profitieren - direkt oder indirekt - davon und daran, als dass es wirklich Bemühen gibt, das zu ändern.

      Tatsache ist: Wir werden weder Kriegen noch dem Klimawandel Einhalt gebieten. Was aber immer gelingt. Anderen das Leben zu vermiesen. Denen nämlich, die für ALLE die wirtschaftlichen Grundlagen des Lebens schaffen. Denen, die sich Tag für Tag abrackern - und gerade nur das Nötigste dafür bekommen.



      Die bitterböse, traurige Wahrheit ist: Dafür gibt es KEINE Lösung. Keine, die sich verwirklichen lässt, denn sie wird immer an denen scheitern, die von den Zuständen profitieren. Und das allerdings sind wirklich nicht nur die "bösen Reichen"; auch wenn die in der Regel - übers Geld - das Sagen haben.

      Schauen Sie sich an, wohin am Ende die "Volksvertreter" entschwinden, wenn sie lange genug Politik gespielt haben: Dann finden sich lukrative Jobs in der Wirtschaft und geförderten Thinktanks. Und wie es im schlimmsten Fall kommt - hat uns ausgerechnet ein SPD-Kanzler bewiesen.

      Die "Klassenfrage" ist also längst schon geklärt ...

      • @Kahnt Karl-Heinz:

        ...lieber Karl-Heinz, wie sagt man noch, wenn man von Karl Marx sprich ?



        "Wir sind alle keine Engel, aber es ist gut wenn man einen hinter sich hat "...



        🙃🙂😉

  • Da haben wir ja Glück, dass sich die PESpreizung im Vergleich, als ob es darauf ankäme!, (zu anderen Markern) unterscheidet. Aber auch hier gebe ich gerne einen Input: Betrachte ich bei Vermögen nur die liquiden Mittel, so mindert ihr Einbringen in den Finanzverkehr schon dem Denkmodell nach andere Einkommen, soweit die v.g. Mittel mit einem Aufschlag zurückzureichen sind. Ferner mindern sie Einkommen, soweit sie zu einem Verlustgeschäft hinzugeschossen werden, jedoch das Konkurrenzunternehmen dazu nicht in der Lage ist und entweder vom Markt verschwindet, oder Produktionskapazitäten abbaut. Vermögenshandel an der "Börse" kann vernünftigerweise für den Durchschnitt nicht empfohlen werden. Es handelt sich insgesamt idR um ein Nullsummenspiel, bei welchem "Geld" nur den Besitzer wechselt. Da lasse ich gerne "jede Oma" einen Batzen Geld gewinnen, wenn, was im Nullsummenspiel unmöglich ist, in diesem Zuge keine Verarmung produziert würde. Wäre es für "jede Oma" sicher, dass ihr Batzen ausschließlich von s.g. Reichen stammte, wäre ja endlich eine soziale Umverteilungsanstalt gefunden, die ad hoc der Unterstützung wert wäre. Es kann sich "jede Oma", abzüglich der Preise für die Tätigkeit, ausrechnen, ob sie das Risiko einzugehen wünscht - unter dem Fallbeil des Totalverlustes. Wir können ferner ja ersteinmal damit anfangen, wenn der Staat, den Sie meinen, denke ich, das Stiftungsrecht als Steuervorenthaltungsmodell abschaffte.

    • @Gerhard Krause:

      Das klingt nach derselben paradoxen Denke wie bei @Uranus weiter unten: Sie beklagen einerseits die Einkünfte, die angelegtes Kapital durch die gezogenen Gewinne aus dem Verkehr zieht, halten aber andererseits das Risiko, eben NICHT mit Gewinn zu investieren, für unzumutbar (außer natürlich für die offenbar unfehlbaren und unverwundbaren "Reichen"). Was nu?

      Beides stimmt nämlich nicht so ganz: Angelegtes Kapital ermöglicht Wertschöpfung, die ohne es nicht in auch nur annähernd dem Maß realisiert werden könnte. Davon profitieren auch - absolut in viel größerem Maß - diejenigen, die für ihre Arbeit auf die Weise deutlich mehr Einkommen realisieren können. Die allermeisten Unternehmen, die nicht primär an der Arbeit des Eigners hängen, schütten schließlich deutlich mehr Löhne und Gehälter als Gewinne aus, und dass so ein Unternehmen Arbeit sinnvoll bündelt, organisiert und vermarktet, wertet diese eben auch auf massiv auf. Wenn sie jetzt meinen, dass das die Arbeitnehmer auch ohne die Kapitalisten könnten: Ja - WENN sie ins Unternehmertum wechseln und selbst so einen Laden auf die Beine stellen. Das tun halt nur die wenigsten - weil man damit ja auch scheitern kann.

      Womit wir beim Verlustrisiko wären: Das lässt sich zum Einen handhaben, indem man nicht Alles auf ein Pferd setzt (auch risikogestaffelte Mikroinvestments sind möglich, es ist also keine Frage der zu hohen Schwelle). Zum Anderen ist das Risiko eben der Preis, um auf der Kapitalistenseite zu stehen: Man kann am Ende mit Verstand, Fleiß und Glück derjenige sein, dem Alles gehört, oder eben auch mit leeren Händen dastehen. Das Eine ohne das Risiko des Anderen gibt es nur im Schlaraffenland, denn die Marktkräfte, die ein Unternehmen Gewinn machen, Arbeitsplätze schaffen und im Wert steigen lassen, sind dieselben, die andere Unternehmen vor die Hunde gehen lassen. Nur ist das "Nullsummenspiel" ist eben keins, wenn man die Geduld hat, REALE Wertsteigerungen mitzunehmen. Wertschöpfung vermehrt auch Kaufkraft.

      • @Normalo:

        "Angelegtes Kapital ermöglicht Wertschöpfung usw. usf." - das geht im Finanzkapitalismus an der Realität weitgehend vorbei. Der größte Teil des angelegten Kapitals wird im Kasino der Erwartungen vermehrt (Blasen) oder in dauerhaft zuungunsten der Allgemeinheit gebundenen Projekten (Public Private Partnership) verwahrt, die Investitionsrisiken sozialisieren und Gewinne privatisieren. Eine Mengen angelegtes Kaptital endet in stock buybacks, die keine Wertschöpfung, aber steigende Aktienkurse generieren. Dividenden fließen zurück ins Kasino oder in volkswirtschaftlich toten Konsum, der niedrigentlohnte Servicesklaven in Bullshitjobs hervorbringt. Wer Wertschöpfung will muss diejenigen, die mehr haben als sie brauchen, und diejenigen, denen es besser geht als den meisten (wie meiner Familie und mir), besteuern und das Geld ausgeben: für Bildung, Forschung, Infrastruktur, Gesundheit und Sozialtransfers.

  • "Der Kulturkampf hat den Verteilungskampf abgelöst. Ersterer ist zweifellos wichtig, er beschäftigt die Leute – aber stimmen die Proportionen noch?"

    Sicher ist der Verteilungskampf auch noch wichtig. Ohne 20 Stundenwoche läßt sich Kultur ja nicht genießen ;-)

  • Lange nicht mehr so einen treffenden Kommentar gelesen...

  • Lieber Herr Gunnar Hinck: Was stimmt an dieser Feststellung NICHT: "... es ist nicht immer nur der böse Kapitalist, der von der großen globalen Umverteilung von unten nach oben profitiert."?

    Nun, lassen wir mal die Frage von Gut oder Böse beiseite, so haben wir hier schlicht und einfach nur das KAPITALISTISCHE GRUNDPRINZIP - an der Arbeit von andern zu nassauern: Andere müssen ERWIRTSCHAFTEN - was das KAPITAL an Rendite erzielt und an Dividende zahlt. Ganz gleich wer das Kapital hält - und für wen. Und so ironisch das vielleicht ist: Letztendlich ist man damit KAPITALIST; ganz gleich wie groß der eigene Kapitalanteil ist.

    • @Kahnt Karl-Heinz:

      ..." nassauern " - nun , man könnte es auch so sehen, Arbeitgeber & Arbeitnehmer bilden eine Gemeinschaft und Erwirtschaften zusammen - Stichwort - Bruttosozialprodukt.



      Den Gewinn Sozialverträglich sprich Gerechter , zu verteilen sollte unser aller Interesse sein.



      Hier sind unter anderem die Gewerkschaften in der Pflicht.

    • @Kahnt Karl-Heinz:

      Es gibt ja auch noch die Selbstausbeutung. Viele Kleininternehmer arbeiten nicht weniger als ihre Angestellten sofern sie welche haben.



      Aber Betrug bringt immer mehr ein, als ehrliche Arbeit. Das Problem ist die Gier: Viele können den Hals nicht voll genug kriegen und wirtschaften die Lebensgrundlagen runter: De Fischer u sin Fruu lassen Grüßen.

  • Naja, wir haben halt die Globalisierung zugelassen. Das begann mit der Ausflaggung der Handelsflotten durch die Reeder. Nue wenn dann vorm Horn von Afrika Fracht geschützt werden soll, ist es nicht die Marine von Liberia die dort aufkreuzt, sondern wieder die Bundesmarine.

    Das gleiche Pattern hat man in allen gesellschaftlichen Bereichen. Kulturkämpfe oder auch Nationalismus sind prima, weil sie von der großen Verschiebung des Kapitals ablenken.

    Und da ist auch plakativer Reichtum nicht das Ding. Man kann eine Menge Buzz generieren, wenn man der Polizeiwache einen Lamborgini gibt, aber was kostet ein unspektakulärer Schützenpanzerwagen. Auh gegen Gentrifizierung hilft wohl nur der massive Bau von Luxuswohnungen woanders, damit niemand auf den Trichter kommt normalen Wohnraum umzuwandeln.

  • "Der Kulturkampf hat den Verteilungskampf abgelöst. Ersterer ist zweifellos wichtig, er beschäftigt die Leute"

    -->Der Kulturkampf beschäftigt die Bevölkerung im wesentlichen mit Ablehnung desselben. Deswegen führen Rechte ihn ja ebenso gerne, wie "Beamten-Linke". Echter proletarischer (klassisch linker) Kampf ist Verteilungskampf. Kulturell ist der deutsche Arbeiter eher konservativ (und wählt deshalb auch konservativ). Er möchte nur ein größeres Stück vom Kuchen. Das haben linke Parteien vollständig vergessen oder verdrängt, weshalb sie sich auf die Durchsetzung eines gesellschaftlichen Umbaus konzentrieren.

    Dabei gehen ihnen (wenig überraschend) die Stammwähler aus. Besonders prägnant ist dies bei der SPD.

  • Alle wollen umverteilen, nur nicht den eigenen Wohlstand. Weltweit gesehen, hätten die meisten Menschen hierzulande da auch einiges zu verlieren.

    • @vieldenker:

      Bei einer universalen Lösung wäre auch ich dabei. Sie doch auch.



      Zugang zu Kühlschrank, Rad, Dusche und Waschmaschine sollte dann immer noch und universal drin sein.



      Die Alternative sind 5m+ hohe Zäune, wollen wir das immer weiter?

  • Jaja, die pöse Vermögensschere...

    Solange der einfache Weg zum Konsum so lockt und das Leben schönmacht, warum das Risiko eingehen, besagte schöne Lebenszeit mit dem Ansparen von Werten zu verschwenden, von denen man nicht weiß, ob sie eine Rendite abwerfen werden oder nicht? Sparen ist out, an die Börse trauen wir uns nicht, und das Eigenheim kann sich doch selbst der kaum leisten, der schon eins hat. Und als nächstes würden wir dann bitte gern ein Grundeinkommen haben, das effektiv die Marge noch kleiner macht, was man mit mehr Einsatz zusätzlich auf die Beine stellen kann...

    Solange DAS die Mentalität ist, fehlt es für linke Politik an einer gesunden, glaubwürdigen Umverteilungsperspektive. Denn Papa Staat, der den Reichen nimmt, es aber damit noch lange nicht gebacken bekommt, die Armen reicher zu machen, ist da eben nicht der Weisheit letzter Schluss. Das weiß die gar nicht so schlecht verdienende Mehrheit und wartet lieber aufs Erbe...

    • @Normalo:

      "...fehlt es für linke Politik an einer gesunden, glaubwürdigen Umverteilungsperspektive."



      Wobei "Umverteilung" nur ein Nebenaspekt linker Politik ist. Primär geht es nicht um Abschaffung oder Umverteilung des Kapitals, sondern um die Herrschaft über das Kapital. Damit letzteres nicht mehr im Interesse der Kapitalisten eingesetzt wird, sondern im Interesse der produktiv arbeitenden Bevölkerung.

      • @sollndas:

        Das ist letztlich was ich meine: Wenn man pragmatisch daran interessiert ist, was hinten für einen selbst rauskommt, ist der hehre Kampf um die Herrschaft über das Kapital ein Tanz ums goldene Kalb ohne sinnvolles Ziel. Die meisten, die sich als "kleiner Mann" bregreifen, wollen diese Herrschaft (und das mit ihr verbundene unternehmerische oder Spekulationsrisiko) ja ehrlich gesagt gar nicht. Einer staatsgläubigen Light-Version des (an seinen Grundfehlern gescheiterten) "real existierenden Sozialismus" trauen die Wenigsten zu, so eine zwangsweise übernommene Herrschaft zu igendeinem echten Nutzen auszuüben. Und NEUE Ideen, wie man den Reichtum der Reichen anderweitig unters Volk bringt, ohne ihn zu erheblichen Teilen dabei zu vernichten, sind Mangelware - zumindest solche, die besser und sicherer funktionieren würden, als die Einkünfte, die die meisten Leute aus ihrer Eigenleistung UND dem Kapital der Reichen als Arbeitnehmer aktuell ziehen.

        Anders gesagt: Bislang sind Alle, die zuschauen durften, wie der Traum vom Einsatz des Kapitals NICHT im Interesse der Kapitalisten verwirklicht wird, damit deutlich schlechter gefahren als ihre "unglücklicheren" Zeitgenossen, die ihren Kapitalisten die Herrschaft über das Kapital im Wesentlichen gelassen haben. Das hängt immer noch nach.

    • @Normalo:

      Ungleichheit, weil die einen so viel verprassen, die anderen nicht?



      Schön wär's, wenn das der Grund wäre.



      Die Zahlen weisen leider aus, dass Erben/Elternhaus schon etwas mehr als die Hälfte ausmacht (Vermögen wie Einkommen). Die zwischenzeitliche Aufstiegsoffenheit ist inzwischen wieder vorbei, im Schnitt.



      Für unsere Gesellschaft wird es nicht gut, wenn viele das merken sollten.

      • @Janix:

        Alles richtig, nur fällt halt nichts von den erstrebenswerten Veränderungen automatisch vom Himmel oder lässt sich einfach herbeiregulieren. Weder ist volkswirtschaftliche Leistung eine Konstante noch kann man - mit den bisher realistischen Mitteln -Aufstiegsmöglichkeiten automatisieren, ohne dabei gewaltige Reibungs- und Effizienzverluste in Kauf zu nehmen.

        Und ja, eine "organische" Umverteilungung des Kapitals durch partielle Verlagerung der Privateinkommen vom Konsum zur Kapitalbildung wird durch die Attraktivität des Konsums gehemmt. Das ist kein Vorwurf. Ich gehöre selbst zu den (netto) Vermögenslosen und kann mich bisher über meine Lebensqualität nicht beklagen. Im Alter sieht das dann eventuell anders aus, aber hey - wer wird schon je alt?? (bzw. das mag vielleicht eine etwas kurzsichtige Prioritätensetzung sein, aber es ist MEINE Prioritätensetzung. Die hat kein Kapitalist für mich vorgenommen).

    • @Normalo:

      Mal halblang, oder auch kurz: Es müsste zunächst etwas zum Sparen da sein, Stichwort Primäreinkommensspreizung. Darüber hinaus ist Börse (bei Ihnen schwingt ja wohl der Vorwurf an die Armut mit, man wäre doch nur ein "Schiss..r") ein Nullsummenspiel, bringt nichts, ist nichts, war nie etwas - Vermögenspreisspekulation; gerne für Profis, aber nicht als Vorwurf an die, "die mit einem kurzen Rock" doch selbst schuld sind, nech?! .. Von dem BGE in den mir bislang bekannten Formen halte ich nichts, jedoch aus anderen Gründen; den wirklich freiheitlichen Grundgedanken dahinter finde ich richtig. .. Und stets auf den Staat schimpfen, er würde es nicht bringen, andere reicher zu machen, ist blasiert, da genau der Einfluss der Reichen pp, auch im Geldkreislauf selbst, angesetzt wird, damit damit die Verhältnisse bleiben wie sie sind. Und .. Umwelt und natürliche Ressourcen nicht vergessen!

      • @Gerhard Krause:

        Es ist eine Binse, dass die Primäreinkommensspreizung in Deutschland vergelichsweise gar nicht so groß ist wie die Vermögensspreizung. Und ja, es gibt reichlich Leute, die wirklich wenig verdienen und nichts zum Sparen/Investieren übrig haben. Aber ein Großteil hätte das sehr wohl. Der orientiert aber lieber zu großen Teilen seine Ansprüche, was an Konsum "normal", bzw. erstrebenswert ist, an denen, die deutlich mehr Mittel haben.

        Nächster Punkt: Aktuell überlässt die breite Masse die Börse im Wesentlichen Jenen, die mit kurzfristiger Spekulation den Vogel abschießen wollen, statt selbst mit dauerhafter Kapitalanlage im Fokus zu investieren. Drehte sich das, könnten die Spekulanten auch nicht mehr so an den Kursen schrauben: Das auf und ab lebt doch maßgeblich von einer Investorengruppe, die auf jede Veränderung wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen reagiert und jeden Trend in der Sorge, ihn zu verpassen, um ein Vielfaches verstärkt. Je mehr Kapital in deren Händen verbleibt, desto volatiler wird der Markt.

        Zuletzt: Was ist daran "blasiert", die Möglichkeiten der Staatsgewalt an dem zu messen, was staatliches Handeln regelmäßig hervorbringt? Ja, unser und jeder andere Staat ist theoretisch in der Lage, Gerechtigkeit zu praktizieren. Aber so weit er das hinbekommt, geschieht das um den Preis von Effizienzeinbußen und - mit steigendem Machtanspruch der staatlichen Strukturen - auch fatalen Eigennutzeffekten. Ich finde es eher blasiert, völlig unfundiert zu postulieren, dass das auch auf breiter Basis anders geht.

  • In meiner Wahrnehmung geht es nicht (nur) um mangelnde Bequemlichkeit, sondern (viel mehr) um die Fähigkeit, die Probleme, welche durch (hohe) soziale Ungleichheit entstehen, anschaulich und nachvollziehbar zu vermitteln. Begriffe, wie "Gerechtigkeit", haben sich leider, m.E. dank der SPD und ihrer neoklassischen Politik, abgenutzt. Neue Rhetorikmuster müssen also her.

  • Seit ich mich hier Angemeldet habe rede ich davon ,viele Probleme entstehen durch Soziale- Ungerechtigkeit.

    • @ulf hansen:

      Ich hoffe, es überrascht Sie jetzt nicht, lieber Ulf Hansen, aber: Dass nicht nur viele, sondern sogar die MEISTEN (sozialen) Probleme ALLEIN nur durch Ungerechtigkeit entstehen - und da kann man den Passus sozial davor durchaus entfernen, denn Ungerechtigkeit bleibt Ungerechtigkeit auch ohne diesen Passus -, ist eine Binse - die schon seit Jahrtausenden klar. Ganz unabhängig davon, wo man sich zu diesem Thema angemeldet hat …

  • klar, gehen diese dax-nachrichten unter. sollen sie auch. das ist auch so 1 klassenfrage. wird auf neu-deutsch-anglizistisch klassismus genannt. daüber läßt sich trefflich akademisch diskursieren oder so.



    nur: stupid, its capitalism. + die linke als bewegung ist ...wo? als partei aufm absteigenden ast.



    die kapiern nix mehr. (aber gut, das diese sarah raus ist).



    gegen die da oben son paar mieteraktiönchen in oslo zu machen ist ja ganz lieb - aber wirkungsmäßig völlig chancenlos. sonst fällt nichts mehr ein?



    wie schade ...



    vor 40 jahren habe ich bürgerkomitees + -inis zur unterstützung der 35-std.woche-tarifrunde der igm organisiert (dank auch der unterstützung de rtaz mit sondernummer!!!).



    im (klandestinen) verein mit leuten in der igm, wie jakob monete metall-chefredakteur) + helmut schauer (leiter der igm-tarifabt.).

    außerdem:



    betriebsbesetzung gegen den willen der igm trotzdem organisiert + als kampfmittel salonfähig gemacht.



    nachmachen!



    kopieren oder neue ideen einbringen, die massenwirksam sind + das kräfteverhältnis zwischen kapital+arbeit nachhaltig verändern -



    wie die verkürzung der arbeitszeit, wo jetzt endlich neue runden dazu anstanden + anstehen.

  • Es ist ganz einfach (und wird im Artikel ja auch angedeutet). Dem Großteil der Menschen in Deutschland geht es sehr (zu) gut. Nur wenn man keine echten Probleme hat fängt man an über „gendergerechte Sprache „ zu philosophieren.

    Durch Bürgergeld und die enorme Steuern und Sozialabgaben sind alle Nettoeinkommen (zumindest bis zur Führungsebene von Staat und Unternehmen) in etwa gleich. Da gibt’s nicht mehr viel umzuverteilen.

    Durch Globalisierung kommt man an die Vermögen nicht ran. Kapitel kann einfach umgeschifftet werden und niemand will einen massiven kapitalabzug aus Deutschland riskieren.

    • @Notizen aus Taiwan:

      Nicht ganz richtig: Wir alle haben ein Riesenproblem, das wir nicht lösen können ohne unsere Werte grundsätzlich zu ändern.



      Da wenden wir uns lieber Problemchen zu, die wir auch nicht lösen, aber wir sind beschäftigt.



      Gut sind auch immer Relativierung und Schuldzuweisung an andere: Die Politik, die da oben, die Migranten die Sozialschmarotzer.



      Wir alle unterliegen den drei Giften von Dummheit, Arroganz und Gier. Mehr oder weniger. Man kann da aber gegen an gehen. Es gibt Religionen, die da praktische Ansätze haben. Die SGI. Soka-Gakkai international

    • @Notizen aus Taiwan:

      "Durch Bürgergeld und die enorme Steuern und Sozialabgaben sind alle Nettoeinkommen (zumindest bis zur Führungsebene von Staat und Unternehmen) in etwa gleich. "



      Wo leben Sie denn?

    • @Notizen aus Taiwan:

      Es ginge schon und laut einer neuen Oxfam-Studie macht das sogar die Schweiz offenbar stärker als Deutschland und Österreich. Siehe:



      www.oxfam.de/ueber...-gerecht-besteuern

    • @Notizen aus Taiwan:

      // Dem Großteil der Menschen in Deutschland geht es sehr (zu) gut. //

      Wieso zu gut? Zu gut bedeutet, der Großteil muss etwas abgeben was er eh schon tut.

  • "dass Kapital in Deutschland so extrem ungleich verteilt ist" - steile These. Der Gini-Koeffizient Deutschlands gibt das jedenfalls nicht her. Im Gegenteil ist es sehr erstaunlich, dass trotz der hohen Armutsmigration nach Deutschlands Koeffizient nur unwesentlich schlechter ist als die Jahre zuvor. Da wurde ein guter Job gemacht.

    Interessanter wäre, warum im deutlich ungleicheren Spanien und Italien die untere Drittel reicher sind als das untere Drittel in Deutschland.

    • @hartmood:

      Die letzte Frage ist einfach zu beantworten. Das sind Länder in denen die Eigentumsquote um die 80% liegt. Dort wohnt also auch die Mittel und Unterschicht mehrheitlich im Eigenheim und hat schon deswegen mehr Vermögen wie die Armen hier.

    • @hartmood:

      Vermögen hängt halt zu einem nicht unerheblichen Teil davon ab, was die Menschen mit ihrem Einkommen anstellen. Wenn z. B. in den genannten Ländern sehr viel mehr Leute als hierzulande schauen, dass sie in den eigenen vier Wänden wohnen, statt horrende Mieten zu zahlen und BEVOR sie maximal Urlaube buchen und sich das neueste Handy, die angesagtesten Sneaker oder den aufgemotzten Leasing-Merser zulegen, dann schlägt sich das auch in der Statistik nieder. Das dürfte zumindest EIN erheblicher Grund sein:

      In Deutschland ist das (Bau-)Sparen aus der Mode gekommen. Und es wurde nicht durch eine alternative Art der Kapitalbildung ersetzt sondern durch Konsum. Das Ergebnis ist, dass sich Kapital da vermehrt, wo es vorher schon saß, während selbst ein relativ hoher Anteil der Lohneinkommen an der Wertschöpfung in kurzatmiger Lebensqualität "verpufft".

  • "Wie wäre es, nur so als Beispiel, eine Reise von Mietern des Wohnungskonzerns Vonovia/Deutsche Wohnen nach Oslo zu organisieren...?... Euren Wohlstand bezahlen wir!... Norwegische Rentner, denen es ohnehin schon ziemlich gut geht..."



    Wenn es wirklich um die Klassenfrage geht, erscheint es wenig sinnvoll, einen Teil der Arbeiteraristokratie gegen einen anderen Teil derselben zu mobilisieren.



    Dann reiben sich die Kapitalisten erst recht die Hände.

    • @sollndas:

      Es geht bei dem Beispiel darum, dass der Staat selbst zu den größten Kapitalisten gehört.

  • Naja nicht Linke streiten lieber über Kulturkampf, sondern Anti-Linke in allen und aus allen Kulturen machen ihren Kulturkampf so sehr, dass ökosozialistische Perspektiven überbrüllt werden.

  • Klassenfrage, Genderverbot, Nebenwiderspruch, Koteletten, Vonovia, norwegische Rentner, und das alles mit gut 500 Wörtern, das ist ganz große Kunst, danke liebe taz. Und weiter so, das Thema ist zu wichtig.

  • Wo ist die Linke eigentlich noch politisch relevant? Womit die sich beschäftigen und was für Schwerpunkte sie setzen ist doch obsolet.

  • "Was Karl Marx nicht ahnen konnte: die Größe und die ambivalente Rolle der Mittelschicht. Die Angehörigen der Mittelschicht sind meist lohnabhängig, aber oftmals zu „Komplizen“ des Anlegerkapitalismus geworden, wie der Soziologe Oliver Nachtwey das mal nannte. Wer sein bürgerliches Leben zu erheblichen Teilen auf Kapitaleinkünften oder einem zu erwartenden Erbe aufbaut, wird eine Vermögen- und eine vernünftige Erbschaftsteuer eher nicht so gut finden."



    Dem würde ich auch beipflichten. Wobei eine tatsächliche Belastung (über Gebühr) gar nicht Inhalt von Reformvorhaben zu Erbe und Vermögen gewesen ist. In diesem Punkte gibt es allerdings Angst und wird Angst geschürt. Der nach oben gierende Blick haben dann nicht nur die Mittelschichtler*innen sondern auch "Arbeiter*innen". Auch viele jener würden gerne reich sein. Und die Wohlstands-Versprechen/Lügen des Kapitalismus konnten gut verankert werden. Die ehemalige, gemäßigte Linke hat sich durch Neoliberalismus korrumpiert und einige Unbelehrbare wählen darüberhinaus traditionelle Kapitalparteien wie CDU, CSU und FDP. Die Partei Die Linke hat sich realpolitisch auch nicht mit Ruhm bekleckert (in Berlin zusammen kit SPD bspw. Verkauf Stadteigener Wohnungsbaugesellschaften) und deren Wahlprogramm wird kaum mehr als Alternative wahrgenommen.



    "Der norwegische Pensions- und Staatsfonds, in dem die gewaltigen Öl­einnahmen des Landes stecken, ist der größte Einzelaktionär von, genau, Vonovia. Norwegische Rentner, denen es ohnehin schon ziemlich gut geht, können also ihre Edelstahl-Einbauküche in ihrem Ferienhaus dank der Vonovia-Mieterhöhungen finanzieren"



    Diesen Ansatz gibt es auch in Deutschland bzw. soll der hier ausgeweitet werden. Kapital/Aktiengestützte Rente soll es auch hier geben und die Riesterrente ist ja auch in die Richtung gegangen. Lohnabhängige werden so für ein paar Krumen mehr oder gar deren Altersabsicherung noch stärker an Unternehmen gebunden bzw. von Kapitalentwicklung abhängig gemacht.

    • @Uranus:

      Haben Sie jetzt wirklich im selben Posting erst auf die Privilegien derer geschimpft, die am Kapital beteiligt sind, und dann auf die freche Idee, Menschen am Kapital zu beteiligen und sie damit dessen "Risiken" auszusetzen? Wenn ich nicht ziemlich genau wüsste, dass Sie das wirklich so meinen, würde ich es für eine paradoxe Intervention halten...

      • @Normalo:

        Naja, das Herumwurschteln innerhalb des Systems birgt (teils vermeintliche) Vor- und Nachteile, ist durchaus eine Verschlimmbesserung als eine Besserstellung von Besitzlosen. Wenn mensch bspw. den Shareholdervalue-Ansatz mit Aktienbeteiligung der Angestellten kombiniert, so könnten Angestellte so lange davon profitieren, ehe sie selbst für die Steigerung des Unternehmenswertes wegrationalsiert worden sind.



        Und sicher, würde Aktienbeteiligung diverse negative Auswirkungen beinhalten. Letztlich funktionieren alle Unternehmen innerhalb des Konkurrenzkampfes. Auch von Arbeitenden selbstbesessene Genossenschaften müssen mit anderen konkurrieren und womöglich Arbeitsverdichtung, Lohnsenkungen/-stagnation, Selbstausbeutung o.ä. umsetzen.



        Es ist offenbar schwierig, mittels einiger neuere "Verbesserungs"strategien Reformen im kleinen als auch aufgrund des Systems, seiner Eigenschaften und Mechanismen vor dem Hintergrund hiesiger Hierarchien, Gleichheit herzustellen.



        Und ich würde auch nicht annehmen, dass die Maßnahmen wie Fondsbeteiligung o.ä. wirklich zur Verbesserung der Lebenssituation der Ärmeren erdacht werden und auch nicht an die realen Begebenheiten wie Begrenztheit des Planeten und dessen Biokapazitäten angepasst sind. Da geht es auch darum bspw. die Kapitalblase zu füttern. Und das Beispiel des norwegischen Fonds zeigt zudem auf, dass dies negative Folgen für (andere) Ärmere hat.

    • @Uranus:

      ...na ja, Karl Marx geboren 1818, hatte ja keine Glaskugel. Die Öffnung des Kapitalmarktes - sprich Erwerb von Aktien und Beteiligungen für Ottonormalverbraucher könnte man schon als eine Art Umverteilung ansehen.



      Durch Aktienverkäufe der Unternehmen wird die Kapiteldecke der Unternehmen gestärkt. Die Arbeitnehmer der Unternehmen profitieren von der finanzstarken Position ihres Unternehmens. Arbeitspaltzsicherung ect.



      Ob die Aktionäre sich nun eine Edelstahlküche kaufen oder die Dividende ihren Kindern gibt, ist doch echt Privatsache.

      • @Alex_der_Wunderer:

        Lieber Alex, da kann ich mich nur wundern: Die KAPITALBETEILIGUNG des Arbeiters an "seinem" Unternehmen soll ihm den Gewinn möglich machen, den er mit em Lohn seiner Arbeit - die ja diesen Gewinn überhaupt erst schafft - NICHT bekommt.

        Das schafft man in der Niedriglohnbranche viel einfacher: Da wird den Arbeitern gleich fast vollständig der Lohn ihrer Arbeit entzogen. - Einfach mal einen Blick in das Buch Die Lastenträger von Wallraff werfen ...

        Ich gebe Ihnen allerdings recht: Was der Aktionär schließlich mit der Dividende macht, die ihm andere erwirtschaften, ist letztendlich tatsächlich egal ...

        • @Kahnt Karl-Heinz:

          ...lieber Karl-Heinz , also Siemens macht es schon lange vor, seine Angestellten mit Anteilen an dem Unternehmen zu beteiligen. So verkehrt liegt man damit nicht - auch als zusätzliche Altersabsicherung...



          Wallraff, ein heller Kopf - genießt meine volle Hochachtung. Danke für den Verweis auf sein Buch.

          • @Alex_der_Wunderer:

            Nun, lieber Alex, ich sagte nicht, dass man in der Sache grundsätzlich falsch liegt, sondern verwies lediglich auf die Diskrepanz, dass die Kapitalbeteiligung - also das Aktionär-sein -, (vorgeblich) ermöglichen soll - was der Lohn (scheinbar) NICHT ausreichend leistet. Obwohl er's doch leisten müsste. Denn schließlich ist die geleistete ARBEIT die Grundlage der Gewinne. Während man Aktionär auch ohne eigene Arbeitsleistung sein kann. Und für GROßAKTIONÄRE - die tatsächlich die Gewinne abschöpfen - ist das die Regel. Hier heckt Geld nur noch aus Geld ...

            • @Kahnt Karl-Heinz:

              ...lieber Karl-Heinz,



              was sagt man noch, wenn man über Karl Marx spricht " Wir sind alle keine Engel - aber es ist gut - man hat einen hinter sich " ...schmunzel 😉🫠

  • Das schöne ist, so langsam kommt es aus allen Richtungen. Und auch die, die früher eher melancholisch, erschreckt, ängstlich oder zurückhaltend reagiert haben finden nun immer mehr ihre Worte für die Kritik an dem was uns hier seit 20 Jahren als "Linke" geboten wird. Was wir alle abnicken sollen und mitmachen. Obwohl einiges davon, doch so gar nicht Geist von unserem Geist ist.

    Eine Linke die sich an (suggerierte) Emanzipation des eigenen Selbst oder der eigenen Gruppe (innerhalb des kapitalistischen Strukturen) klammert, während der entfesselte und schwer kriminelle Techno-Kapitalismus ein neues Feudalsystem errichtet, hat kaum einen Wert für die kritische Theorie unserer Zeit.



    Dafür steht die Weltuntergangsuhr leider zu nah an der 12. 3 Sekunden vor 12, um genau zu sein.

    Es gibt erheblichen Redebedarf bei vielen Menschen die lange geschwiegen haben und klärende Konflikte sind unvermeidlich geworden. Ich sehe sie aber als produktive Chancen aus einer Erstarrung wieder zur Bewegung zu kommen.



    Und ich habe die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass wir zumindest es schaffen den guten Streit zu leben ohne Gewalt.

  • Durchblicker und große Ökonomen



    Ganz Klasse, Leute, warum seid ihr nicht in der Politik, in der moralisch einwandfreien Wirtschaft oder irgendwas mit UNO?

    Da ich weder Betriebs- noch Volkswirtschaft noch linke Politik studiert habe, bleibt mir nur ein staunender Kommentar vom Rande, von der Bande der schlichten Wahrheiten:

    Ja, die Schere zwischen arm und reich und zu knappe Renten sind ein Übel!

    Warum aber, warum…



    gehen tagtäglich Abermillionen an Taylor Swift und Amazon, an Ronaldo, Grönemeyer, Udo Lindenberg, Mercedes Benz, Rauschgiftkartelle, Drogendealer, an Trash-TV, Formel 1 und Bundesliga-Championship, Zigaretten und Alkohol und das neueste iPhone sowieso und für alles andere, was unaufhörlich Millionäre macht?

    Sie werden Stunde um Stunde regelrecht zugeschissen mit aller Leute Geld, bis man dann über Millionäre und Milliardäre ganz empört schimpft, die die Masse selbst geschaffen hat, unaufhörlich, unbelehrbar, verschwenderisch und endlos dumm…

    Wie wär‘s mit einer Kampagne gegen unnütze, und für sinnvollere private Geldausgaben? Die große Masse besteht doch angeblich auch aus verständigen Menschen und nicht nur aus Deppen, die ihr letztes Geld raushauen; wobei… wenn ich mich so umsehe…

    • @Allesheuchler:

      Das geht nicht. Kapitalismus ohne Wachstum ist kein Kapitalismus und Leben ohne Kapitalismus ist kein Leben, sondern lediglich Existenz.

    • @Allesheuchler:

      Lesen Sie sich doch bitte noch einmal Ihren eigenen Beitrag durch.

      Und Hand aufs Herz: Sie kaufen doch auch nicht nur das Nötigste an Nahrung und (auf keinen Fall modischen!) Klamotten ein und unterstützen (?) nebenher vielleicht noch die TAZ

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Allesheuchler:

      Die Einkommen und Reichtümer, die sich aus dem Konsum von ca. 8 MRD. Menschen ergeben, könnten ja vernünftig besteuert werden...



      Für diese Erkenntnisse würden VWL- und Politik-Grundkurse an einer VHS genügen. Muss garnicht linke Politik sein.

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Wenn das so einfach und gemäß Verstand auch Konsens ist, dann mal los in eine bessere, unkomplizierte, heile und gleiche Welt, ich bin dabei!

      • @95820 (Profil gelöscht):

        ...die Frage wäre - was ist eine vernünftige Besteuerung ?



        & bei Erhöhung der Steuern erfolgt meist ein Weitergabe an die Konsumenten - die Spirale dreht sich...

        • @Alex_der_Wunderer:

          eine vernüftige Besteuerung wäre, wenn multinationale Firmenkonstrukte besteuert würden. Wenn verhindert würde, dass Geld durch Holdingstrukturen geringer besteuert wird, als jeder normalsteuerpflichtige Bundesbürger.

  • taz: "Wenn es was Neues zum Genderverbot an bayerischen oder hessischen Schulen gibt, weiß ich um 9 Uhr als Meinungsredakteur: Gleich kommen die empörten Kommentarangebote."

    Ein Markus Söder (CSU) weiß eben wie man die einfältigen Massen ablenkt. Leider fallen nicht nur die kleinen Bürger, sondern auch die Linken darauf herein und geben den konservativen und neoliberalen Politikern sogar noch das "Futter" dazu. Keine Frage, wenn man 'gendergerechte Sprache' dazu nimmt, um über die 'immer noch nicht erfolgte' Gleichberechtigung von Frau und Mann nachzudenken, dann bin ich natürlich sofort dabei. Ich finde es allerdings wichtiger, wenn man für wirkliche Gleichberechtigung kämpft. Zum Beispiel gleiche Bezahlung und keine Bevormundung der Frau mehr; was sie mit ihrem Leben und ihrem Körper macht etc. Selbst in unserer aufgeklärten Welt will man Frauen ja immer noch vorschreiben, dass sie nicht so einfach ein ungewolltes Kind abtreiben darf, sondern darum "bitten" soll/muss.

    Die Linken lassen sich immer mehr von den wirklich wichtigen Fragen ablenken - "... dass man durch Vermögen anstrengungslos noch reicher wird, während die Lohnabhängigen im Hamsterrad hängen; dass Kapitalerträge und Erbschaften viel weniger besteuert werden als das, was man durch eigener Hände Arbeit verdient." [taz]. Dass man Klimaschützer von den Straßen "treten" sollte, damit der kleine Arbeitnehmer rechtzeitig zur Arbeit kommt und das klimaschädliche Monopolyspiel ungestört weitergehen kann, hat man den Bürgern ja auch schon eingeimpft. Politiker wie Merz, Söder und Lindner sind sicherlich sehr erfreut, dass die Linken ihnen das Genderstern*chen und ähnliche Dinge „frei Haus“ liefern, mit denen man schön ablenken kann, um dann still und leise den Bürgern das Fell über die Ohren zu ziehen.

    Die Überschrift - "Linke streiten lieber über Kulturkampf-Themen als über soziale und wirtschaftliche Konflikte. Das geschieht oft auch aus reiner Bequemlichkeit." - stimmt leider.

  • Nein, was Karl Marx (ein schwerer Alkoholiker der ohne Engels - einer der reichsten Menschen der damaligen Zeit - garnichts gebacken bekommen hätte) nicht ahnen konnte war, wie gut es der Arbeiterklasse einmal gehen würde, dass Menschen selbst ganz ohne jede Arbeit Wohnung, Kleidung und Nahrung haben werden.



    Der Druck ist schlichtweg nicht mehr da, die Klassen sind relativ durchlässig, und man hat selbst plötzlich was zu verlieren.

  • Alles eine Frage der Betrachtung: Man könnte ja auch sagen, dass der Staat mit den Steuereinnahmen eben Priorität den staatlichen Aktienfonds aufbaut und nicht auf Schulden. Und das was jetzt alles so an Subventionen, Bürokratiekosten..., dass wir dafür neue Schulden machen. Denn Rentenvorsorge ist Investition und alles andere sind die bösen Kosten wegen denen neue Schulden nicht gemacht werden dürfen.



    Ob übrigens der norwegische Rentner oder der deutsche die Vonovia Dividende kriegt? Wo ist das grundsätzliche Thema?



    Links macht deswegen zu Wirtschaftsthemen so wenig, weil die da meist wenig Ahnung haben... außer "Umschichtung" zu rufen. Meine Beobachtung und ein Problem!

    • @Tom Farmer:

      Gewinne werden erwirtschaftet durch Investitionen in die WIrtschaft, nicht durch Sparen. Geld vermehrt sich nicht durch sparen, dass was da vermeintlich "erwirtschaftet" wird, muß anderswo abgeschöpft werden, aus realer Wirtschaftstätigkeit. Und damit die Rendite steigen kann müssen die Ausgaben in der realwirtschaftlichen Quelle sinken. Genau deshalb hat Vonovia den Ruf den sie hat.

      • @nutzer:

        Gewinne werden durch ein erfolgreiches Geschäftsmodell erwirtschaftet, keinesfalls zwangsläufig durch Investitionen. Und wenn ich Berater bin, kann das sogar fast ohne Investition geschehen. Telefon und PC kann reichen.



        Davon kann ich Steuetn bezahlen oder Leute einstellen wenn mehr meine Beratungsleistung haben wollen. Es muss davon auch nirgends was abgeschöpft werden.



        Oder ich verstehe nicht suf was Sie rauswollen.

        • @Tom Farmer:

          ich meine gesamtwirtschaftliche Gewinne.



          Aber auch in der Mikronomik gilt, Beratungsleistungen beruhen auf vorheriger Wirtschaftsleistung für die Investitionen getätigt wurden.



          Sie können nur Menschen oder Firmen beraten, die zuvor Geld durch wirtschaftliche Tätigkeit erwirtschaftet haben, eben durch Investitionen plus Arbeitskraft.



          Ein Ratsuchender ohne das entsprechende Geld aus Gewinnen oder Investitionskapital (ergo Kredite) kann Sie als Berater nicht bezahlen.



          Auf die Gesamtwirtschaft bezogen bedeutet das, dass ein Wachstum der Beratertätigkeiten (oder allgemeiner Dienstleistungen) nur möglich ist, wenn zuvor das Geld durch Investitionen erwirtschaftet oder bereitgestellt wurde.



          Ohne Kredite (Investitionen) funktioniert dies nicht, da es sonst nur ein Kreislauf wäre, die Geldsumme bliebe gleich, ergo kein Wachstum. Dtl hat sich darauf spezialisiert, das Wachstum, das Mehr an Gewinnen aus dem Ausland zu importieren (durch Export), deshalb entsteht der allgemeine Eindruck, man könne sparen und gleichzeitig Gewinne erzielen. Das lässt sich nicht verallgemeinern, wenn alle exportieren, gäbe es niemanden der die Exporte abnimmt.



          Durch Sparen ist noch keine (Gesamt)wirtschaft gewachsen und schon gar nicht zu einer führenden Wirtschaftsmacht.



          Deshalb ist Ihr Vorschlag, der Staat solle Steuergelder in Aktienmärkte investieren, um künftige Rendite für die Rentenfinanzierung aufzubauen nicht praktikabel. Das Geld würde dem Wirtschaftskreislauf entzogen, das Gegenteil von Wachstum wäre die Folge, was die Finanzierung der Rente weiter erschweren würde.

  • Kluge Analyse. Der Spiegel analysierte gerade den Niedergang der Linken bei den Grünen gegenüber dem Realoflügel, was erstaunlich ist, da sich die Mehrheit der Fraktion dem linken Lager zuordnet. Vor allem fehle es an wahrnehmbaren kompetenten linken Spitzenpersonal. Trittin ist der letzte Politiker, der einem in dem Zusammenhang einfällt.

    Paus versage bei dem wichtigsten sozialen Projekt der Grünen: der Kindergrundsicherung. Sie sei eine reine Proporzkandiatin der Grünen.

    Doch wer zeigt schon links Flagge, was die Analyse des ökonomischen Ungleichgewichts in Deutschland angeht?



    Leitmedien und TV-Talkshows im Rundfunk geht das Thema, sorry, am Arsch vorbei.



    Kein Politiker bei den Grünen oder der SPD hat sich seit Kühnert hier einen Namen gemacht, obwohl enorm viele junge Grüne- und SPD-Bundestagsabgeordnete in den Bundestag einzogen.

    Die meisten stammen aus die Mitte der Gesellschaft, wissen aufgrund ihrer Herkunft aus dem gesetteten Mittelstandsmileu herzlich wenig vom Leben im letzten Drittel dieser Gesellschaft, das ökonomisch immer mehr abgehängt wird.

    Vor allem: sie machen Politik für das eigene Milieu, das oftmals durch Erbschaften vor Armut absichert. Das gilt vor allem für den Westen der BRD.



    Die Analyse von Wagenknecht, der Niedergang der Linken sei dem Bespielen von zu vielen kulturellen Nebenschauplätzen in der Politik zu verdanken, ist so falsch nicht.



    Insofern stärkt Konkurrenz hoffentlich das Geschäft. Eine BSW, die im Osten Deutschlands im Stand auf fast zehn Prozent kommt, sollte zu Denken geben, wenn eine SPD zugleich marginalisiert wird.

    Bleibt darauf hinzuweisen, dass Universitäten kein Raum der Freiheit mehr sind, in dem Ökonomie kritisch analysiert wird.

    Es sind einzelne Menschen und nicht Politiker, die Mut und Engagement zeigen, was das Anprangern des ökonomischen und sozialen Niedergangs angeht, wie z. B. der Chefarzt einer Berliner Klinik im Maßregelvollzug, der aufgrund unhaltbarer Zustände bald zurücktritt.

  • Wie gut das hier zu lesen! Genau das stört mich in letzter Zeit auch immer mehr, wenn ich die taz-Seite durchscrolle. Es reicht oft, die Überschriften zu lesen, denn viele Diskurse sind längst bekannt und bis zur Ermüdung breitgetreten. Es sind ja wichtige Anliegen, aber wirtschaftliche Fragen bzw. Verteilungsfragen müssen ganz oben auf die Agenda, um die vorherrschende Kultur des nach unten Tretens zu verändern.

  • Dabei wäre linker Aktivismus heute nötiger denn je.

    Denn in SPD und Grünen (die ja einsmals zumindest eine linke Flanke hatten) hat man das ja zu Gunsten FDP-artiger, neoliberaler Positionen aufgegeben.

    Und bei den anderen Parteien war das maximal als Lippenbekenntnis vorhanden.

    Extrem traurig auch, dass es ausgerechnet den Rechten gelingt diese sozialen und wirtschaftlichen Konflikte für ihre Politik zu nutzen.

  • Wir bleiben lieber bei der reinen marxistischen Lehre und wollen nicht zu "Komplizen" des Anlegerkapitalismus werden und verzichten somit gerne auf eine kapitalgedeckte Säule unserer Rentenversicherung, nur daß wir mit gutem Gewissen in Oslo demonstrieren können.



    Die Dividenden der DAX-Unternehmen gehen derweil an Staatsfonds in skandinavischen Länder oder auch an die Ölstaaten am Golf, an amerikanische Pensionskassen, etc.

    • @Pfennig:

      Die Aktienrente ist doch auch wieder nur ein Nullsummenspiel, denn immer müssen Kapitalerträge durch Arbeit anderer erwirtschaftet werden.

      Um es mal plakativ zu sagen: Norwegische Arbeitnehmende haben das Öl gefördert, von den Kapitalerträgen wurden Vonovia-Anteile gekauft. Nun bezahlen Vonovia-Mietende von ihrem Arbeitsentgelt die Dividenden heutiger norwegischer Rentner:innen - und die Privilegierten unter ihnen profitieren überproportional.

      Die materielle Ungerechtigkeit der Welt, die ungleichen Chancen von Menschen in der Lotterie des Lebens ist aber der entscheidende Ansatzpunkt linker Politik.

      Sich auf identitäre Ansätze zu konzentrieren, ist ein Aspekt davon.

      Aber am Ende werden Minderheiten und z.B. Frauen vom gleichen System ausgebeutet wie Arbeitende überhaupt.

      Es geht immer um den kapitalistischen Grundwiderspruch von Arbeit und Kapital.

      Ziel linker Politik muss immer eine Welt ohne Ausbeutung sein.

    • @Pfennig:

      es gibt gar keinen Teil vom Kuchen, den "unsere" Rentner abbekommen könnten. Das Geld für den Aktienfond muß durch Kredite aufgenommen werden, es gibt kein überschüssiges Geld, wie in Norwegen, dass verteilt werden kann.



      Die Summen, die durch Kredite investiert werden können, sind viel zu gering, um einen nennenswerten Beitrag zur Rente liefern zu können. Außerdem halten vorher noch viele andere die Hand auf, das ganze Konstrukt ist ein Konjunkturprogramm für die fdp Klientel, mehr nicht.



      Kredite aufnehmen um Zinsenerträge zu bekommen, ich geh gleich mal zur Bank und stelle denen diese wahnsinnig lukrative Idee vor....



      Erträge wirtschaftet man durch Investitionen und Zinsen bekommt man durch Anlegen von überschüssigem Geld und nicht andersrum.



      Was das Investieren angeht, aber das will die fdp ja nicht... diese Wirtschaftsprofis!

      • @nutzer:

        Wir sind halt ein extremer Umverteilungsstaat. Allein die Kosten für die Zuwanderung und die gescheiterte Integration beziffern sich jährlich auf hohe zweistellige Milliarden Beträge, die hauptsächlich die oberen 2/3 unserer Gesellschaft durch ihr Arbeitseinkommen und ihre Steuern bezahlen und erwirtschaften müssen. Allein, wenn dieses Geld jährlich in einen Pensionsfonds eingezahlt werden würde, der dieses rentierlich zugunsten der Altersversorgung der heimischen Bevölkerung anlegen würde, wäre unserem Land geholfen. Oder man würde davon jedem neugeborenen deutschen Kind 50.000 € Begrüßungsgeld geben, dann würde demographisch wieder positive Impulse gesetzt und wir würden uns dauerhaft unsere Altersstruktur gesunden.

        • @Arno Dittmer:

          diese vermeintlichen Kosten sind Zahlen aus volkswirtschaftlichen Rechnungen, das zahlt niemand mit realem Geld.



          Wenn man dieses Geld in Form von Steuern hätte (was aber ja rein fiktives Geld ist, aber mal angenommen dieses Geld gäbe es wirklich) dann wäre es dumm es in einen Fonds zu stecken, in der Rentenkasse wäre es weit besser aufgehoben (weil es jetzt die Renten sichert und nicht in Jahrzehnten, nur mit einem Bruchteil der eingesetzten Summe) und den Rest sollte man jetzt investieren in Infrastruktur, in Wirtschaftsstrukturförderung in Forschung und damit das Wirtschaftswachstum fördern und künftige Steuereinnahmen generieren....



          Aber die Sache hat einen Haken, würde man sich nicht mehr um die die Bewältigung der Zuwanderung, durch Integrationsmaßnahmen kümmern, wären die volkswirtschaftlichen Schäden noch viel größer. Die VWLerische Berechnung der Schäden durch verfehlte Integration wäre in Summe sogar noch größer als jetzt!

          • @nutzer:

            Ich sehe jeden Monat, das von meinem realen Arbeitseinkommen große Teile zur Umverteilung abgezwackt werden, ebenso wenn ich vom verbliebenen Rest mir was gönne, sind wieder 19% weg. Von der Mineralölsteuer, Kaffeesteuer etc. Ganz zu schweigen. Der Staat nimmt durch Verschuldung sogar unseren Kindern schon viel weg, das soll dann durch Wachstum und Steigerung der Produktivität kompensiert werden. Es wächst aber nichts mehr und unsere Produktivität stagniert und ist in Teilen rückläufig. Nun haben wir den Salat. Das Versprechen, dass der Staat mit den Steuern und Abgaben, die er den Unternehmen und der arbeitenden Bevölkerung von Arbeitseinkommen abpresst diesen wieder Leistungen zur Verfügung stellt stimmt immer weniger: Bildungssystem, Brücken, Straßen, Gesundheitssystem, Rentensystem, Grenzschutz, Bundeswehr alles marode, Polizei, öffentliche Verwaltung, Justiz…völlig überlastet. Und das trotz Rekord Staatseinnahmen, mehr Versagen geht nicht.

            • @Arno Dittmer:

              Sie beschreiben den Ist-Zustand, was aber kein Beweis ist, lediglich dafür, dass so wie es läuft nicht funktioniert.



              Mit den volkswirtschaftlichen Kosten die Sie oben erwähnt haben, haben Ihre eigenen Steuerzahlungen nichts zu tun.



              Diese errechneten volkswirtschaftlichen Kosten drücken aus, was an Wirtschaftsleistung mehr möglich wäre, wenn die Integration zu einer Teilhabe an der Gesellschaft mit wirtschaftender Tätigkeit geführt hätte. Diese errechnete Zahl ist dann ein Kostenposten, weil er nicht erwirtschaftet wird, stattdessen entstehen Folgekosten für den Staat, weil die Integration in eine selbstständige Versorgung nicht gelungen ist.



              Was daraus folgt ist eben nicht, dass wenn die Investitionen in Integration sinken, mehr Geld zur Verfügung stünde, im Gegenteil nur mit einer gelungenen Integration also einem Mehr (nicht zwangsläufig rein finanziell) wären diese volkswirtschaftlichen Kosten zu vermeiden. Klingt paradox, entspricht so gar nicht dem gesunden Menschenverstand, ist aber dennoch wahr.



              Zu sagen der Staat nähme den Kinder etwas weg, weil er in Wirtschaft investiert ist ein Trugschluß. Hören wir jetzt auf zu investieren und die Wirtschaft zu fördern, dann nehmen wir unseren Kindern etwas weg und wenn die Wirtschaft in der Gesamtheit spart, ebenso wie die Bevölkerung, dann bleibt nur der Staat der investieren muß.



              Über das Wie und das Wo sollte man diskutieren, aber nicht über das Ob.



              Wenn wir wollen, dass der Staat spart und gleichzeitig seine Leistungen erfüllt, dann müss ein anderer Sektor, diese Investitionen übernehmen, die Bevölkerung kann dies nur sehr schwer, bleibt nur der Wirtschaftssektor. Und da stellt sich die Frage, wieso die Wirtschaft zu einem Nettosparer werden konnte. Wieso mehr gespart wird, als investiert.



              Der Grund ist die Steuerpolitik, wenn es für die Wirtschaft (in Gänze) lukrativer ist zu sparen (in Aktien) als zu investieren, dann wird das geschehen.



              Entweder oder. Einer muß investieren, sonst werden wir ärmer.

    • @Pfennig:

      Ich habe vor ca 5 Jahren einen neuen VL-Vertrag abgeschlossen. 40 Euro gehen seitdem monatlich in den MSCI World. Das Depot besteht aktuell aus 2400 Euro an Einzahlungen und 777 Euro an Wertsteigerungen.



      Es kann also jeder zum "norwegischen Rentner" werden. Wer es nicht tut sollte sich hinterher nicht beschweren, dass die Ertraege nach Skandinavien, in die Golfstaaten oder die USA gehen.

  • Schon richtig, - die identitätspolitschen Debattenbeiträge nerven nur und erklären das auch noch zu ihrem Daseinszweck. Als Wagenknecht das mal in einem Buch angesprochen hat, war man wieder - na, was wohl?: - empört!



    Die norwegischen Rentner zu schelten für etwas, das die deutsche Regierung seit Jahrzehnten versäumt hat, geht allerdings zu weit. "Wir" könnten ja längst selbst einen Teil der Rente aus Aktienerträgen finanzieren. Im letzten Vierteljahrhundert gab es ja nun wirklich alle möglichen politischen Mehrheiten (rot/grün, schwarz/gelb, schwarz/rot, Ampel) und auch enorm günstige Einstiegszeitpunkte (2003, 2008/09, 2016). Die Rentner, die bei Vonovia wohnen, wären froh!

    • @Jonas Amazonas:

      Insbesondere bei Aktienrente sollte doch klar sein, dass diese nur aufgrund Wachstum funktionierte. Was funktioniert allerdings nicht auf einem begrenzten Planeten? Richtig, ewiger Wachstum. Und wir kriegen diese Entwicklung bereits zu spüren: 6. größte Massenaussterben von Spezies und Klimakrise. Diese sind Folgen stetig stärker befeuerten Verbrauchs, von Verbrauchswachstum an Ressourcen insbesondere fossiler Energieträgern, Fläche dazu/bzw. durch zuvorgenanntes Zerstörung und Vergiftung von Natur.

  • "Der norwegische Pensions- und Staatsfonds, in dem die gewaltigen Öl­einnahmen des Landes stecken, ist der größte Einzelaktionär von, genau, Vonovia. "

    das sollte man einmal allen denen entgegnen, die von der Aktienrente schwärmen, am besten vorher noch als Einleitung eine zustimmungspflichtige Erregungsdebatte über die Großkonzerne die Mieter ausbeuten und dann, zack, übrigens, das ist der norwegische Staatsfond, der das mitfinanziert....

  • Dass alle in Norwegen so reich sind, erst recht Rentner, ist auch ein ignoranter Sozialirrtum. Die Statistiken verzerren wohl sehr, weil viele zu viel haben. Aber so einige eben nicht.

    • @Momo33:

      So reich sind die norwegischen Staatsbürger gar nicht, der Durchschnittsbürger zahlt sehr viel und hat relativ wenig auf der Kante. Es gibt vieles an Förderung, das ist richtig, aber auch viel an Forderungen, so wie in Kuwait ist es nicht.



      Der Staatsfond ist eine Entscheidung des Staates, der die Einnahmen aus der Ölförderung nicht in den Wirtschaftskreislauf stecken will, um "wirtschaftspolitische" Verwerfungen zu vermeiden.



      Und Rentner sind dort ebenfalls nicht reich, aber eben meist auch nicht arm. Lediglich die Rentenzahlungen werden durch den Staatsfond finanziert, das sagt noch nichts über die Rentenhöhe aus.



      Norwegen ist nicht wie Kuwait.

  • Wieso fällt Linken beim Thema Klassenkampf immer nur ein, wie man als Mitglied der 10% Reichsten der Welt, ein möglichst großes Stück vom Kuchen bekommen kann anstatt die Verteilung des Kuchens an die untersten 50% der Welt zu fordern? So ist das nur Klassenkampf auf einem Freibeuterschiff.

    • @Rudolf Fissner:

      Weil Sie ohne eine Meuterei auf dem Freibeuterschiff niemals die Piraterie eindämmen können.



      Oder glauben Sie, es wäre möglich einen deutschen Niedriglöhner davon zu überzeugen, dass es ihm doch gut geht, weil er zu den reichsten 10% der Welt gehört?

      • @Herma Huhn:

        brilliant!

      • @Herma Huhn:

        ROFL. Piraten die die Piraterie eindämmen wollen. Sie haben den Irrsinn anscheinend doch verstanden. 🤪

  • Hervorragender Artikel. Unterschreibe jeden Satz. Die Spaltung der Linke in klulturelle und materielle Belange (bei der letztere eine immer unter geordnetere Rolle spielen) war ihr Sargnagel.

    Btw. (die Linke, nicht Die Linke, es geht mir also nicht um eine Partei, sondern -im Weitesten Sinne- um ein Spektrum).

    • @Einfach-Jemand:

      Mieter*innenbewegung, DW & Co. enteignen, Vergesellschaftungsinitiativen, Gesundheit- und Pflegestreiks in Berlin NRW und anderswo, Unionizing-Kampagnen im Lieferdienstesektor, "Wir fahren zusammen" für eine sozial-ökologische Wende, Frag den Staat und andere Kampagnen zum Informationsfreiheitsgesetz, "Ende Gelände", Seebrücke und Seawatch, usw., usw., usw.

      Sie scheinen mir nicht drin zu stecken in inner-linken Debatten und Kampagnen sondern eine Aussenperspektive einzunehmen, die ihre Thesen dadurch bestätigt, dass sie übersieht, was ihr nicht reinpasst und übernimmt, was andere mit Aussenperspektive schreiben und sagen.

      Vielleicht sollten Sie versuchen, mit einem Schuß Ideologiekritik und einer ordentlichen Portion Empirie ihre eigenen (Vor-)Urteile anzugehen?

      • @Pflasterstrand:

        Ihre Einschätzung meiner Beobachterposition ist gar nicht schlecht. Und wenn das alles so ist, wie Sie sagen, dann ist ja alles tacko! Nur, dass das Wenigste von dem Sie schreiben irgendwie antikapitalistisch wäre. Geh'n wirs durch: Mieter*innenbewegung - da hat das Spektrum ja richtig Kraft entfaltet, die Mieten tendieren gegen unbezahlbar. DW enteigenen -- wenn ichs richtig sehe, hat die Berliner SPD gerade auf den Posten der Ministerpräsidentin verzichtet um das Votum nicht angehen zu müssen. Gewerkschaftskampagnen: bitter nötig, es sind keine 17% organisiert. Wir fahren zusammen: Was ist daran antikapitalistisch? Frag den Staat, Ende Gelände... erneut die Frage: was ist daran antikapitalistisch?



        Verstehn Sie mich nicht falsch, vielleicht haben Sie Recht und das linke Spektrum kann vor Kraft kaum laufen. Meine Ansicht ist eine andere. Nicht nur, dass alles Linke kraft- und ideenlos ist, es ist auch politisch völlig marginalisiert. Und das liegt mAn daran, dass die materielle Frage, der Kapitalismus, keine echte Rolle mehr spielt. Deshalb bin ich auch Randbetrachter geworden. Wenn ich mich irre, klären Sie mich auf: Wo sind die antikapitalistischen Diskurse? Wo sind die frischen Ideen? Schauen sie sich den gesellschaftlichen Spin doch an: Individualismusthemen aller couleur haben Konjunktur, Gemeinschaftsfragen alle ganz weit hinten. Und im kulturellen Bereich hat das linke gesellsch. Spektrum auch seine Erfolge gefeiert. Die Gesellschaft ist heute viel diverser, das ist gut. Aber sie ist auch viel kapitalistischer - und ich sehe da kein Interesse von irgendjemandem daran etwas zu ändern.



        Weil der Platz stark limitiert ist: Wenn es diese breite Debatte gäbe, wenn da das Interesse wäre, dann müsste sich gesellschaftlich davon irgend-etwas nieder schlagen. Dann zeigen Sie mir doch mal in welchem gesellsch. Bereich sie fruchtbare linke, antikapitalistische Ideen verwirklicht sehen oder wenigstens wo die Diskurse geführt werden.