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Verkehrswende9-Euro-Ticket? Lieber Lastenrad!

Das 9-Euro-Ticket ist ein schönes Experiment. Aber revolutionieren wird den Verkehr nur das Lastenrad.

Erst mit Turbo durch die Stadt und dann hier parken: Lastenräder sind die Zukunft

W ie sehr kann man sein eigenes Klischee sein? Dieser Herausforderung möchte ich mich in diesem Jahr stellen. Erst habe ich meinen VW-Bus ohne Umweltplakette verkauft, dann habe ich ihn vergangene Woche durch – Achtung, Triggerwarnung! – ein Lastenrad mit Elektromotor ersetzt. Damit fahre ich nun meine Kinder durch Berlin. Und wenn Sie sagen, Papa, mach’ mal Turbo, dann mach’ ich Turbo.

Merken Sie schon, wie sich Ihr Puls beschleunigt? Dann sind Sie nicht allein: Irgendwann ist es Mode geworden, sich über Lastenräder aufzuregen. Zuletzt klang das in der Berliner Zeitung so: Guck mal, der Papa mit den zwei Kindern da, der grinst so arrogant! Wie viel Platz der wegnimmt! Der ist doch voll Prenzlauer Berg! Und im Netz alle so: Haha, genau.

Das Lastenrad hat im Debattenkarussell den Platz eingenommen, den vergangenes Jahr das vermeintlich drohende Verbot des Einfamilienhauses und der Currywurst in der VW-Kantine hatten. Nur dass es diesmal nicht um Ernährung oder Wohnen geht, sondern darum, wie wir uns in der postfossilen Welt bewegen.

Solche Kulturkämpfe sind praktisch: Alle können einmal Dampf ablassen. Ist ja auch nötig, wird ja immer wärmer da draußen. Doch leider werden dabei die materiellen Fragen vermieden. Das Niveau der Lastenrad-Witze ist ungefähr so hoch wie vor zehn Jahren, als Fleischesser noch Witze über Vegetarier machten („Die essen meinem Essen das Essen weg“). Auch denen wurde vorgeworfen, missionarisch zu sein, weil man sonst keine Argumente hatte.

Besser als E-Autos

Es stimmt, beim Fahren auf dem Lastenrad muss man grinsen. Aber das ist nicht überheblich gemeint! Es ist nur der Fahrtwind, der die Mundwinkel verzieht. Und, zugegeben, das Gefühl, Teil der Avantgarde zu sein. Denn ich wage die These, dass das Lastenrad den Verkehr revolutionieren wird. 9-Euro-Ticket, schön und gut, aber eine individualisierte Gesellschaft braucht individuelle Verkehrsmittel.

48 Prozent, also fast die Hälfte der Arbeitnehmer, pendelt zur Arbeit weniger als zehn Kilometer. Undenkbar, dass all diese Menschen auf ein Fahrrad ohne Motor, Bus und Bahn umsteigen. Und was das kosten würde! An neuen Schienen, Fahrzeugen, Busfahrern. Auf so einer Strecke ist das Lastenrad schneller als das Auto und der Bus: am Stau vorbei, als Abkürzung durch den Park und kein Stress beim Parken.

Selbst ein teures Lastenrad ist günstig, wenn man es mit dem E-Auto vergleicht, braucht weniger Ressourcen, weniger Platz. Und vieles spricht dafür, dass es sich durchsetzt: 2021 wurden in Deutschland 170.000 Stück verkauft, 70 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der E-Autos stieg in der gleichen Zeit um 300.000. Aber nur, weil der Staat den Kauf mit 9.000 Euro subventioniert, eine Summe, für die man mehrere Fahrräder kaufen könnte.

Im Wahlkampf hatten die Grünen Subventionen für Lastenräder gefordert und wurden ausgelacht. Im Koalitionsvertrag fehlt die Forderung. Stattdessen gibt die Regierung Milliarden für die Auto-Subvention aus. Legt man das Geld drauf, das Tankrabatt und 9-Euro-Ticket kosten, könnte man davon zwei Millionen Lastenräder verschenken an alle, die ihr Auto verschrotten. Das wäre ein nachhaltigerer Beitrag zur Verkehrswende gewesen.

Das Lastenrad hat nur einen Nachteil: Es kann die deutsche Automobilindustrie nicht retten. Macht deshalb keiner Witze über E-Autos statt über Lastenräder? Wie patriotisch.

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Kersten Augustin
Ressortleiter Inland
Kersten Augustin leitet das innenpolitische Ressort der taz. Geboren 1988 in Hamburg. Er studierte in Berlin, Jerusalem und Ramallah und wurde an der Deutschen Journalistenschule (DJS) in München ausgebildet. 2015 wurde er Redakteur der taz.am wochenende. 2022 wurde er stellvertretender Ressortleiter der neu gegründeten wochentaz und leitete das Politikteam der Wochenzeitung. In der wochentaz schreibt er die Kolumne „Materie“. Seine Recherchen wurden mit dem Otto-Brenner-Preis, dem Langem Atem und dem Wächterpreis der Tagespresse ausgezeichnet.
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90 Kommentare

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  • So ein Quatsch kann nur von einem jungen, sportlichen, weißen Mann kommen. Was ist mit all den älteren Menschen, die Schwierigkeiten mit der Balance haben, Schwierigkeiten sich überhaupt in regendichte Kleidung zu begeben? Die sollen so ein Gefährt wie ein Lastenrad so steuern, dass weder sie selbst noch andere gefährdet sind? Das gelingt in etwas mit vier Rädern besser. Mit Dach sowieso. Kabinenroller OK. Aber Lastenräder ist was für eine winzige, obendrein begüterte, mächtige Bevölkerungsgruppe. Junge, weiße Männer eben.

  • Wieso ist es denn undenkbar, dass Menschen, die weniger als 10 km pendeln, auf Fahrrad, Bus und Bahn umsteigen, dieselben Menschen aber auf Lastenräder?

  • Man weiß es immer schon vorher, dass die Kommentare kommen: zu teuer, zu groß, ein Statussymbol, nichts für alte Leute. Dabei ist das alles einfach ziemlich blöde: Nur, weil sich jemand ein Lastenrad kauft und damit zufrieden ist, heißt das doch nicht, dass alle anderen das auch tun müssen. Steht hier auch nicht. Jeder darf sich auch einen Anhänger , ein teures Auto oder einen Hackenporsche kaufen. Feel free to do so! Aber wenn man statt Auto ein komfortables Fahrrad haben will - warum ist das für Sie alle hier so problematisch? Man kann ein Lastenfahrrad hinter dem Mietshaus vernünftig festschließen. Wir machen das seit 15 Jahren. Es nimmt deutlich weniger Platz weg als ein Auto, es kostet deutlich weniger - und es macht weder Lärm noch Dreck. Und hat sich nach so langer Zeit längst amortisiert. Aber Sie alle können gerne weiter Auto fahren. Wir leben in einem freien Land.

  • "Und, zugegeben, das Gefühl, Teil der Avantgarde zu sein."

    Genau so etwas nennt man Statussymbol.

    Darum geht es oft - so mein Eindruck -, wenn sich die Leute ein Lastenrad anschaffen.

    Kleinere Kinder, die zum Kindergarten müssen, sind ein schlagendes Argument für die Anschaffung eines Lastenrades.

    Wer die nicht hat, könnte eigentlich zum Einkaufen einen Anhänger nehmen, der deutlich billiger und ressourcensparender ist.

    Der Kaufpreis für das Lastenrad muss sich erst mal rechnen.

    Dafür kann man sich ziemlich lange nach dem Einkauf mit der Taxe nach Hause fahren lassen.

  • So ein lastenrad ist doch recht wertvoll. Sollte ich in der Stadt keine Garage haben, wird mir das doch innerhalb kürzester Zeit geklaut. Ein cooles E Bike für ähnlich viel Geld, stellt doch auch niemand der bei Sinnen ist an die erstbeste Laterne.

  • Ihr Enthusiasmus für ein Ungetüm wie das Lastenrad in Ehren, aber Ihr Plädoyer dafür ist weit ab von jeder Realität: Ich sehe mich -Anfang 70 - schon bei strömenden Regen durch die Fahrrad feindlichen engen Gassen mit hohen und scharfen Gehsteigkanten meiner Heimatstadt strampeln, während sich meine und die Kleidung meiner Frau, die vorne im wassergefüllten Ladebereich kauert, langsam mit Wasser vollsaugt. An den engsten Stellen kommen mir ebenfalls diese ungelenken Ungetüme im scheppernden Sound entgegen. Wenn wir dann nach drei Stunden mit dem Einkauf der Woche klatschnass und völlig erschöpft zurückkommen, müssen wir uns erst mal eine Woche ausruhen, bevor es mit diesem Rad dann in den Urlaub in die Rhön geht. Verlängert den Urlaub um glatt 3 Wochen! Können sich halt nur noch Rentner leisten...

  • Lastenräder auf dem bergigen Land, wo es Landstraßen ohne Radwege gibt, wo der nächste Supermarkt 400 Höhenmeter tiefer liegt, wo Winter noch echte Winter sind.



    So ist es wenn man als Städter meint alles zu wissen.

    • @Rudi Hamm:

      Na, der Städter schildert die Situation in der Stadt. Und dort ist es, abgesehen vom überall einzusparenden CO2-Ausstoß, allein schon aus Platzgründen sinnvoll, auf das Automobil zu verzichten.

      Natürlich ist das in bergigen, ländlichen Regionen schwieriger, wenngleich nicht unmöglich. Es gibt übrigens auch große Gebiete des ländlichen Raumes, die nicht bergig sind. Wer in der norddeutschen Tiefebene wohnt, braucht in der Regel kein Auto, auch nicht auf dem Dorf. Man hat auch da meistens Einkaufsgelegenheiten im Umkreis von 10 - 20 km, das ist im Flachland sowieso ein Katzensprung. Und wer halbwegs sportlich ist, kann auch im Mittelgebirge solche Strecken noch gut mit dem Fahrrad zurücklegen. Je nach Bedarf und Vorliebe mit Lastenrad, Normalrad mit Anhänger oder Normalrad mit Rucksack. Da gibt's ja unterschiedliche Möglichkeiten.

      Eine Ausrede, weiterhin Auto zu fahren, hat eigentlich nur, wer gesundheitliche Probleme hat. Das sind aber die wenigsten. Es gibt viele, die einfach bequem und verantwortungslos sind. In meinem Heimatdorf gibt es Leute, die fahren innerhalb des Dorfes mit dem Auto herum, obwohl es von einem Ortseingang zum anderen nicht mal einen Kilometer misst.

      Ich kenne beides sehr gut, sowohl die Situation in der Stadt und die auf dem Land. In der Stadt, wie gesagt, verschwenden Autos eine Menge Platz, der ansonsten beispielsweise für Grünanlagen oder Wohnraum genutzt werden könnte. Daran mangelt's auf dem Land nicht. Was aber den ländlichen Raum genauso sehr betrifft, ist die globale Erwärmung. Und da muss man überall Maßnahmen ergreifen. Für die, die zu faul, zu unsportlich oder tatsächlich gesundheitlich nicht in der Lage sind, 400 Höhenmeter zum Supermarkt ohne Auto zu bewältigen, muss man im dringend den ÖPNV ausbauen. Der ist auf dem Land auch katastrophal wenig da.

      • @Ein alter Kauz:

        10-20km sind ein Katzensprung und das dann noch mit dem Einkauf auf der Rückfahrt? Ich persönlich würde bei 20km etwas über 1h Fahrtzeit einplanen und ich halte mich für noch einigermaßen fit für mein Alter. Ihnen ist klar, dass bereits in den nächsten 10 Jahren die Zahl der Rentner in diesem Land die Zahl der Erwachsenen in erwerbsfähigem Alter überschreiten wird? Haben wir nicht gerade bei Corona erst gelernt, wie hoch der Anteil der Menschen in der Gesellschaft mit gesundheitlichen Einschränkungen ist?



        Genau aus diesen Gründen wird ja auch die Revolution der Mobilität das autonome Fahren und nicht das Lastenrad.

      • @Ein alter Kauz:

        Mir scheint, daß 400 Höhenmeter hier falsch eingeschätzt werden. Oder nehmen Sie aus Energiespargründen beim Berliner Fernsehturm immer die Stufen beim Besuch des Restaurants? Bis dahin ist es übrigens nur die Hälfte der beschrienen 400 Meter.



        Ich kann nur sagen, daß man nach acht Stunden Arbeit nach nur 100 Höhenmeter schon ganz schön die Schn... voll hat mit dem Fahrrad.

        • @Wurstfinger Joe:

          Haha, auf dem Berliner Fernsehturm war ich noch nie, überhaupt war ich noch nicht oft in jener Stadt (es gibt auch eine Welt außerhalb).

          Die 400 Höhenmeter sind zitiert aus dem Kommentar von "Rudi Hamm", auf den ich geantwortet habe. Es geht ihm dabei nicht um die Situation in Berlin, sondern um bergige, ländliche Regionen. Und, ja, es gibt Gebiete (auch in Deutschland), wo solche Höhenunterschiede (und noch größere) vorkommen. Ich weiß nicht, wo er genau herkommt. Was ich aus eigener Erfahrung weiß, ist, dass man mit dem Fahrrad mehr machen kann, als die Leute gemeinhin so denken. Man kann damit durchaus in bergigen Regionen seinen Alltag bewältigen und man kann, wenn man will, sogar damit die Alpen überqueren. Das ist kein Problem.

          • @Ein alter Kauz:

            Das Beispiel vom Telespargel hatte ich nur gewählt, weil der von den Dimensionen so schön passte. Und ja, keine Frage, man kann viel mit einem Fahrrad machen, wenn die örtlichen Gegebenheiten passen, aber man sollte auch nicht die begrenzenden Faktoren vergessen wie Wetter, Gesundheitszustand, Streckenbeschaffenheit, Zeitmanagement etc.

      • @Ein alter Kauz:

        Ich stimme ihnen im Wesentlichen zu.



        Apropos ÖPNV: Sonn- und Feiertags fährt bei uns gar kein ÖPNV.

  • Ja, Lastenräder sind gut. Ich würde zwar welche ohne Elektroantrieb bevorzugen, aber es ist sicher auch so noch umweltfreundlicher als der dafür aufgegebene VW-Bus. Und das mit dem weggenommenen Platz ist auch lächerlich, da hätte der VW-Bus auch mehr gebraucht.

  • Es reduziert nicht die Pkw-Massen!



    Meine Kritik an dieser populistischen Methode der Wiederauffüllung der Regionalzüge mit künstlich erzeugten Bedürfnissen:



    Nur weil es 9€ kostet, kaufen sich die Leute massenhaft das Ticket.



    Zum Besuch im Bremer Umland muss ich weiterhin mit der Regionalbahn für 4,50€ zur Umsteigestelle und dort von meinem Bruder abgeholt werden, weil er in einem Ort wohnt, der keinen Bahnhof hat.

    Die Zahl der Autos und ihrer unnötigen Fahrten verringert sich durch das 9€-Tickert sicher nicht. Man dürfe kein Fahrrad mitnehmen.

    Autofahrer werden nicht umsteigen: taz.de/OePNV-Model...ielefeld/!5858616/



    Lastenfahrräder sind hilfreich, aber nicht jede Person kann, bei jedem Wetter, jede beliebig lange Strecke, jede Last transportieren. Bergauf, Schnee, Gewicht.

    Deshalb:



    Die einzige Pflicht die es gibt, ist alle Pkws durch öffentlich-rechtliche Sammeltaxis zu ersetzen.



    Entsprechend mit dem Verbrauch in allen anderen Bereichen.



    Die Freiheit der Verschwendung darf es nicht länger geben.



    Notwendige Mobilität muss ermöglicht werden und unnötige Pasha-Selbstdarstellung beendet werden.

    • @nzuli sana:

      Nochmal. Das ist alles komplett am Thema vorbei. Das 9 Euro Ticket war nie dafür gedacht, "die PKW Massen zu reduzieren" oder eine Verkehrswende mit mittels Steuergeschenk einzuleiten.

      Es ist eine kurzfristige Entlastung für Menschen in der momentanen Krisensituation. Genau wie das Energiegeld und die Spritpreis.

      Frag mich aber, wo auf einmal die Idee herkommt, zukünftigmehr Mnénschen für den ÖPNV zu begeistern, wäre zwecklos. Weder Lastenräder noch Sammeltaxis können auch nur ansatzweise die Menschenmengen bewältigen. Und ich kenne genug Leute, die mehr mit Bus und Bahn fahren würden, wären die Preise günstiger.

      Und dass es für die Mobilitätswende noch andere Konzepte brauch, bezweifelt doch gar niemand.

      • @Deep South:

        Beides zusätzlich zu Bussen und Bahnen.



        Nur: man kann nicht durch die Innenstädte viel mehr Schienen legen. Es könnten 5000 Sammeltaxis pro Großstadt zirkulieren und kämen überall hin auch aufs Land.

  • warum nur ...

    sind wir nicht gleich von pferdekutsche auf das lastenrad umgestiegen ?

    wie konnten wir uns nur dem autotraum hingeben ?

    was haben uns ford und daimler nur verkauft ?

    • @adagiobarber:

      Wir sind deshalb nicht vom Pferdewagen auf das Lastenrad umgestiegen, weil es nicht genug Fahrer gäbe, die Lust haben, das ganze Zeug in der Gegend herumzufahren, das heute in Vierzigtonnern über hunderte Kilometer transportiert wird.

      Sie können die Logistik einer arbeitsteiligen Industriegesellschaft -- die wir nun einmal sind -- nicht mit Fahrzeugen bewältigen, mit denen eine Person bestenfalls eine Vierteltonne bewegt, und das auch noch mit einer erbärmlichen Geschwindigkeit.

      Ohne den Verbrennungsmotor wären wir nicht da, wo wir heute sind, und müssten uns die Lastenräder selber bauen.

      Und zwar aus Holz. -- Denn wie wollen Sie die ganzen Rohstoffe für ein modernes Lastenrad, gar ein elektrisches, ohne Verbrennungsmotoren hierherschaffen?

      Handbetrieb funktioniert nicht mehr, dafür sind wir zu weit fortgeschritten.

      • @Carcano:

        Es geht hier nicht darum, LKW im großen Stil durch Lastenräder zu ersetzen, sondern private PKW. Letztere stoßen eine Menge vermeidbares CO2 aus, sind in der Stadt ein echtes Platzproblem und die meisten Leute brauchen sie nicht wirklich.

    • @adagiobarber:

      Naja, am Anfang eigentlich auch nur Pferdekutschen mit Motor ;-)

      Lastenräder mit zwei oder drei Rädern gab’s auch schon vor 120 Jahren…leider wurden dann Verbrennungsmotoren eingebaut und diese immer stärker…Ergebnis: Erstmal Easy Rider statt E-Lastenrad :-)

  • RS
    Ria Sauter

    Dann kann auch die Oma oder der Opa zielgenau und sicher zum Arzt gefahren werden.



    Sieht bestimmt cool aus!

  • Guten Tag. 4 Jahre Handwerksbetrieb Sanitär-Heizung-Klima ausschließlich mit dem Lastenrad plus Anhänger. Fazit: Das Lastenrad wird gar nichts revolutionieren. Für 99,9% der Handwerksbetriebe in Deutschland ist das Lastenfahrrad vor allem eins: Marketinginstrument. Ich habe versucht Menschen von allen Vorteilen zu überzeugen: Kein Kraftstoffverbrauch, keine Versicherung, keine Steuern. Selten Parkplatzsuche in der Innenstadt. Die Gegenargumente sind sehr einfach: Wetter, anstrengend, wenig Kapazität. Die meisten Lastenräder werden gar nicht mit Last gefahren sondern mit zwei leichten Kindern und oder mit Luft. Alle Lastenräder, die noch halbwegs manövrierbar sind, können nicht wesentlich mehr als jedes konventionelle Fahrrad. Mit einem Dreirad hat man fast denselben Platzbedarf wie ein Auto. Die Lastenradrevolution wird sehr von denen propagiert, die nicht bei jedem Wetter schwere Arbeit damit verrichten. Zusteller*innen und Lebensmittel-Lieferant*innen sind schlecht bezahlt und sollen nun auch noch das Klima retten. Handwerker*innen sind in überwältigender Mehrheit nicht für das Lastenfahrrad zu begeistern. Für die meisten Gewerke ist es überdies nicht geeignet. Und bei Privatleuten sehe ich das Lastenrad im wesentlichen als staatlich gefördertes Statussymbol. Das steht in der Garage neben dem Passat-Kombi, dem Volvo V90 oder dem A6. (Warum eigentlich keine Förderung für die viel variabler einsetzbaren Anhänger?) Die Kinder werden überwiegend von Müttern transportiert. Väter nehmen den Dienstwagen. Das alles spielt sich in Städten ab. In den ländlichen Gebieten funktioniert das gar nicht. Nach etwa 35000 km mit durchschnittlich 150 kg Zuladungsgewicht wage ich die Prognose: Das Lastenrad wird ein Nischenprodukt bleiben. Was effektives? Transporte, Paketbestellungen und eigene Fahrten, die nicht zu Fuß oder per Normalrad (mit Anhänger) zu erledigen sind, vermeiden. Noch was: Zumindest hier in Osnabrück ist Fahrrad fahren gefährlich. Mobilitätswende? Sehe ich nicht.

    • @Christian Götz:

      Appelle, wie Bestellungen vermeiden, sind inhaltlich richtig, reichen aber nicht aus. Da braucht es strukturelle Vorgaben, in aller Konsequenz wohl eine Abkehr von Wachstum und Kapitalismus. Senkung von Konsum und Produktion und damit auch von Transport.

    • @Christian Götz:

      Ich finde, dass Sie das Problem sehr schön zusammengefasst haben, formal wie inhaltlich.

      Es ist dem im Grunde nichts mehr hinzuzufügen, außer: Infolge der nicht stattfindenden Mobilitätswende im Städtebau sind Radwege oft entweder nicht vorhanden, oder bucklig und schmal. Auf denen will man nicht fahren; und ein ordentliches Lastenrad könnte man auf ihnen auch nicht überholen, selbst wenn man es wollte.

      Ihre Argumentation stimmt wegen des Logistikproblems aber leider auch dann noch, wenn es die notwendige Radverkehrsinfrastruktur gäbe, wovon wir aber noch noch sehr weit entfernt sind.

      (Berlin hier, Rennrad. Radfahren ist lebensgefährlich; das kann man hier freiwillig machen, aber es wäre unverantwortlich, irgendjemanden -- direkt oder indirekt -- dazu zu zwingen.)

      • @Carcano:

        Naja, irgendwie stimmt da die Verhältnismäßigkeit in Ihrer Aussage nicht, finde ich. Unter Berücksichtigung dieses Argumentes wäre es ebenso unverantwortlich, Angestellte über Landstraßen und Autobahnen zu schicken. Selbst in der Stadt kann Autofahren tödlich enden, wie Autorasen in Berlin gezeigt hat. Wie auch immer, was es braucht, sind fahrradfreundliche Bedingungen. Vision Zero!

    • @Christian Götz:

      Danke für Ihre Schilderungen.



      Praktischer Erfahrungsaustausch lehrt so manche grüne Schöne Idee besseres.



      Ich ersticke im Arbeiterstadtteil an den Abgasen - hatte noch nie ein Auto (+50j).

  • Lastenräder sind eine gute Sache, aber nicht als Hauptfahrzeug für alle. Lieber Shared Fahrradanhänger - auch, wenn es nicht so cool aussieht, oder eventuell auch Lastenrad-Sharing. Ich habe mein Auto schon vor 8 Jahren verkauft und bin auf Fahrrad später Pedelec + ÖPNV umgestiegen. Damit komme ich für alle Fahrten bestens aus. Zur Arbeit - eine Packtasche, zum Einksuf - 2 Packaschen, - zum Großeinkauf- 2 Packtaschen + Rucksack. Noch größere Einkäufe oder Transporte - Carsharing (hier könnte auch der shared Fahrradanhänger ins Spiel kommen.



    Vorteil: Ein normales E-bike, kann ich in den Keller tragen, am Gartenzaun anketten, ohne den Gehweg zu versperren, mit in Bus und Bahn nehmen, es verbraucht bei der Herstellung weniger Ressourcen, nimmt weniger Platz suf Straßen und Fahrradwegen ein. . . Ich will das Lastenrad nichtverteufeln, aber ich sehe es eher für spezielle Einsätze: Transportunternehmen, Briefträger, ..., Lastenrad-Sharing.

    • @Carlafeli:

      Richtig. Als Hauptfahrzeug braucht man kein Lastenrad. Außer man transportiert täglich Kinder. Aber da finde ich den Anhänger auch praktischer. Kostet viel weniger, braucht weniger Ressourcen und lässt sich leichter transportieren und im ÖPV mitnehmen.

  • "Und, zugegeben, das Gefühl, Teil der Avantgarde zu sein."



    Postbot*innen mit Lastenrädern sind des dann schon seit ner halben Ewigkeit.



    Klassismus definiert über die Art der Fortbewegung; schicker move *lol*.



    Und selbst wenn ich ("Provinz, bergig") es nur 10km zur Arbeit hätte, würde ich die Strecke ned mit dem Lastenrad fahren, das wäre ungefähr so, wie die berühmten SUV die nie auch nur nen Fedweg sehen.



    Mal am Rande; die Avantgarde der Avantgarde=Postbotinnen mit Lastenfahrrad haben dafür bis vor kurzem noch ned mal ne E-Motor-Unterstützung gebraucht.

  • Nachteile, im Vergleich zu einem Fahrrad



    Kosten



    Gefährlich für andere Radfahrer und Fußgänger.



    Autsch



    Im Handling unpraktisch.



    Parken ist schwierig



    Zu große Masse



    Keine Bahnunterstützung



    Bestimmt gut für Handwerker, ansonsten nur ein hippes Ding und als Auto kaufe ich mir einen Sprinter für die Familie?



    In meinem Bekanntenkreis hat keiner das Auto abgeschafft, da müsste es dann überdachte Fahrradwege geben.

  • Zur Arbeit braucht es kein Lastenfahrrad. Breitentauglich und zukunftsträchtiger sind Kabinenfahrzeuge wie eine durch Massenfertigung preiswerte Ausführung des Monoracers oder der Microlino.

    www.focus.de/auto/...er_id_2079965.html

    microlino-car.com/de/

    • @meerwind7:

      Außerhalb der Stadt können solche Minimobile sinnvoll sein - allerdings nur die mit elektrischen Antrieb wie Renault Twizzy, Twike ... ansonsten gibt es noch Velomobile mit E-Unterstützung. Besser als Privat- und Individuallösungen wäre es, Mobilität so zu gestalten (auszubauen und zu flexibilisieren), dass sie für möglichst viele von Nutzen ist. Der ökologische Fußabdruck muss runter.

  • " Und, zugegeben, das Gefühl, Teil der Avantgarde zu sein." - da ist mir mir Lachen gerade mein Monokel in den Dom Perignon gefallen! 😂😂



    Lastenräder sind nicht Avantgarde sondern DAS Symbol der neuen Spießigkeit. Viel Spaß damit

  • "kein Stress beim Parken" - das würde ich mal dezent anzweifeln: Seit mehr Menschen Rad fahren, was ich grundsätzlich begrüße, sind immer schwieriger vernünftige Stellplätze zu finden, wo ich das Rad etwa anschließen kann. Und die halbwegs vernünfitgen Stellplätze sind dermaßen eng bemessen, dass selbst mein schlankes Rad ohne E ständig in anderen Lenkern verhakt ist.

    • @HopeDrone:

      Nun ja, warum man auf dem Weg zur Arbeit ein Lastenbike benötigt anstatt eines schnelleren und leichteren und wendigerem Normalbikes erschließt sich mir jetzt nicht.



      Für jeglichen Transport bis 50 kg aber absolut zu empfehlen habe ich auch, Parkplatz no problem, Parkgebühren null, innerorts schneller als jedes Auto. Kaufen, fahren, gestresste Autofahrer ignorieren, fertig.

  • Die täglichen Verkehrsströme sind Pendlerströme. Die durchschnittliche Länge beträgt 17 Kilometer.

    Wenn weiterhin behauptet wird, dass Räder oder lahmer ÖPNV in ausreichendem Maße vorhanden sind und nur noch der bequeme Autofan aus der Stadt verbannt werden muss, dan wird sich die Autoindustrie darüber freuen können, dass die Kommunen auch weiterhin den ÖPNV nicht massiv ausbauen.

  • Immer wieder interessant zu lesen, wenn jemand DIE Lösung für ein Problem gefunden hat :-)

    "...als Abkürzung durch den Park..."

    Das ist genau NICHT der Sinn des Parks.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Ich denke nicht, dass es Kersten Augustins Ansicht wäre nur in Parks Radwege zu bauen ... sondern sein Punkt ist wohl einfach nur das Hervorheben der Flexibilität von Fahrrädern gegenüber Autos.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      "Die" Lösung wäre der faltbare Klappradklappanhänger, den man bequem auch im ÖPNV mitnehmen kann.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Immer wieder interessant zu lesen, wenn jemand DIE Weisheit gefunden hat: Es gibt tatsächlich Parks mit offiziellen Radwegen ;-)

      • @HopeDrone:

        Und jetzt stellen Sie sich mal vor, nur 30% der Autofahrer steigen auf Lastenfahrräder um und wollen durch den Park :-)

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Wenn 30% weniger Auto fahren, kann man 30% der Straße von Auto zu Rad verschieben, schon muss niemand mehr durch den Park.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Es kommt aber auf die Parks an. Wir haben in Köln welche, die die Radwege integriert haben. Vielleicht sollte "Abkürzung" nur bedeuten, daß da mit dem Auto nicht gefahren werden kann?

      • @mischa:

        Und die Radwege sind für einen Ansturm von Lastenrädern ausgelegt?

  • Der Kommentar aus der Berliner Zeitung klingt "interessant", erinnert vom Niveau eher an die Bild. Peinlich. Das Sich-über-Lastenräder-aufregen kommt wohl aus der Autofan-Ecke, schätze ich. Ist doch lächerlich, sich über Lastenräder aufzuregen, wenn doch Autos viel mehr Platz wegnehmen, das Stadtbild dominieren, viel mehr Ressourcen verbrauchen usw. wie ja auch Kersten Augustin schreibt. Also da kann ich mich ihm nur anschließen. Raus mit den Autos aus der Stadt! Dann gibt es auch genügend Platz für Fußgänger*innen, für Grünflächen, Spielplätze, Sitzplätze usw..

    • @Uranus:

      Und bessere Luft (weil weniger Abgase und mehr Grünzeug).

  • "Denn ich wage die These, dass das Lastenrad den Verkehr revolutionieren wird".



    Leute träumt weiter!

    • @Der werktätige Rentner:

      Mir fällt auch so ein wenig die Kinnlade herunter, dass nicht dem massiv notwendigen Ausbau des ÖPNVs und der Radwege das Wort geredet wird.

  • Was für eine typisch stadtzentrierte Meinung.

    Viel Spaß dabei, im Winter auf dem



    Land mit dem Lastenrad den Einkauf vom 15 Kilometer entfernten Supermarkt nach Hause zu transportieren. Oder im Sommer die TK-Ware.

    Sag ich als jemand, der kein Auto besitzt und alles selbst schleppt.

    • @Suryo:

      Also sie können alles ohne Auto und ohne lastenrad transportieren aber alle anderen würden das mit lastenrad nicht schaffen?



      Und es geht nicht um die Menschen die auf dem Land leben und auf ein Auto angewiesen sind sondern um die Millionen anderen für die ein Fahrrad eine (bessere) Alternative sein kann.

      • @Jesus:

        Ich wohne in der Stadt, kenne aber auch das Land. Bitte glauben sie mir, dass es genug Dörfer gibt, wo es für niemanden attraktiv ist, den Einkauf per Rad zu erledigen - erst recht nicht bei schlechtem Wetter oder im Alter.

        Der größte Teil der Menschen in Deutschland lebt nun mal nicht in der Großstadt mit kurzen, flachen Wegen, Spätis und einem niedrigen Altersdurchschnitt.

      • @Jesus:

        Sie vergessen, dass wir hier nicht über die Mobilität im dichtbesiedelten Deutschland diskutieren sondern eigentlich über Mobilität in Nordskandinavien, Sibirien... diskutieren. ;-)

    • @Suryo:

      die 15 km entfernten supermärkte sind nur entstanden, weil jeder stadt-und-land-depp mit dem privatauto dem handel die transportwege erspart hat. als das noch nicht der fall war, gab es den dorfladen. Sie können sich darauf verlassen, daß profitorientierte unternehmen den wieder einrichten, wenn der supermarkt leer bleibt oder die umsätze kleiner werden, weil nicht soviel ins lastenrad paßt. unsere lebensumstände sind nicht in stein gemeißelt, die passen sich an. ein bißchen mehr optimismus und weniger stammtischgenörgel kann nicht schaden.

      • @balkenfant:

        Sie zäumen das Pferd von hinten auf. Es geht nicht um irgendwelche Anreize, Supermärkte auf die Dörfer (die früher garantiert nicht alle einen Laden hatten) zu verlagern, sondern um Anreize, auf dem Dorf aufs Lastenfahrrad umzusteigen. Warum sollte das jemand tun und dann knallhart so lange durchhalten, bis auch alle anderen es tun, um dann wiederum durch sinkende Umsätze aufgrund lastenfahrradbedingter Konsumreduzierung den Supermarkt von der Stadt aufs Dorf zu zwingen?

      • @balkenfant:

        Träumen Sie schön. Hier wird ständig über die Verkehrswende geschrieben. Was ich aber in meiner Gegend auf dem Land feststelle sind immer mehr und immer größere Motorfahrzeuge. Im Trend stehen derzeit dicke, am besten US-amerikanische, Pickups sowie Sportwagen (z.B. Ford Mustang) aus demselben Land. Die werden dann schön vor dem Haus geparkt, dass sie jedermann und jedefrau sehen kann. Bei vielen jungen Männern sind "sportliche" Mercedes oder Audis angesagt. Ich habe den Eindruck, dass die ganzen Diskussionen über Klimawandel außerhalb gewisser "Blasen" 0 Effekt haben.

  • Ich habe mir dieses Jahr einen wirklich fetten Hybriden gegönnt, der von der Allgemeinheit wegen des Pseudoelektromotors heftig subventioniert wurde. Ein tolles Auto aber ein totaler Bullshit ist das - lieber sollte man mich subventionieren, wenn ich ganz auf’s Auto verzichte oder mir das Lastenfahrrad, den Fahrradanhänger oder, wenn ich gebrechlich bin, die Teilnahme am öffentlichen Verkehr oder mal einen Taxigutschein finanzieren. Aber für mein dickes Gefährt werden sogar die Parkhäuser erweitert. Nun drängt man mir auch noch ungefragt den Tankrabatt auf. Ich wohne im Speckgürtel der Großstadt, weil es in Köln zu teuer ist. Nun werde ich aber trotz Ersparnis beim Wohnen über das Kilometergeld für’s Pendeln subventioniert meine Schwester mit höheren Wohnausgaben in der Stadt bekommt aber nichts. Womit habe ich das verdient?

    • @K2BBQ:

      Wenn Sie es als Subvention verstehen, den Weg zur Arbeit, der nun mal mit finanziellem Aufwand verbunden ist, als Kosten ihrem Gewinn (Arbeitseinkommen) abzuziehen, haben Sie etwas nicht verstanden.

      Wenn Ihre Schwester lieber teuer in der Stadt wohnt, wird sie dafür Gründe haben. Offenbar ist es ihr das wert.

    • @K2BBQ:

      Gute Frage. Irrsinnige Politik

    • @K2BBQ:

      Ihr Umstieg vom Auto auf ÖPNV wird schon heftigst subventioniert. Wen kein Auto kauft/fährt, spart einige zehntausend Euro an direkten und indirekten Steuern und bekommt ein Verkehrsmittel gestellt, dass ungefähr zur Hälfte durch Steuermittel finanziert wird.

  • Im Gegensatz zum Autor lebe ich in einer sehr hügeligen Großstadt. Da sehe ich nur extreme Optimisten mit einem Lastenrad. Noch dazu regnet es in Wuppertal gefühlt jeden dritten Tag. Da sinkt die Motivation der Lastenradfahrer und EBike-Fahrer mächtig. Also, Herr Autor, ihre Meinung gilt nur in ihrem speziellen Umfeld und ist keineswegs repräsentativ für Deutschland.

    • @Dirk Osygus:

      Ich dachte, Sie meinen Stuttgart....

    • @Dirk Osygus:

      Also extrem hügelig (dagegen hilft E-Unrerstützung) und regnerisch (dagegen helfen Regenklamotten) sind keine wirklichen Probleme. Andere Bedingungen machen Autofahren so verlockend. Autos und Autofahren werden subventioniert und dürfen fast überall schnell hinfahren und recht günstig (öffentlichen) Raum zustellen. Und es gibt hohe Mieten. An all diesen müsste angesetzt werden. Weg mit den Subventionen, her mit autofreier Stadt, her mit Tempolimits, Absenkung hoher Mieten, Anhebung dunterer Einkommen ... Dann bräuchte es wohl weniger eine Anhebung von. Parkgebühren. Leider sind viele zu bequem, unreflektiert bezüglich ihres Ressourcenverbrauchs, sehen nicht die bereits sehr große Belastung der Biosphäre, viele drücken Sozialökologie zu wenig politisch aus ... und vor allem ist die Autoindustrie sehr einflussreich. Insofern sehe ich da kaum Veränderungen, die aber angesichts Klimakrise und Massensterben der Tiere notwendig wären.

      • @Uranus:

        Regenklamotten sehen scheiße aus, das Gesicht wird trotzdem nass und wenn man irgendwo hinkommt muss man das ablegen können. Also: keine Alternative. Höchstens was für Hardcore Weltverbesserer.

        • @charly_paganini:

          Interessehalber - schreiben Sie da eigentlich über Ihre persönliche Präferenzen oder über Selbstbild und "Argumentation", von denen Sie glauben, dass Andere es haben bzw. sie vertreten?

        • @charly_paganini:

          Ui, das sind gegenüber der ökologischen Katastrophe aber gewichtige Gründe! Also, Machos würden dem entgegnen: "Memmen!" ... Aber ja, Ihre Darstellung mag auf einige Menschen heutzutage zu treffen. Vieles an Luxus ist normalisiert und viele Menschen sind entsprechend entfremdet bzw. von Entwicklungen und Zusammenhängen entkoppelt, würde ich meinen. Deswegen bedarf es ja struktureller Veränderungen und Grenzen sowie Erklärung und großer Erzählung.



          Übrigens gibt es noch Velomobile (auch mit E-Unterstützung), deren Verkleidung gegen Witterung schützt.

    • @Dirk Osygus:

      Die Lastenräder erfreuen sich dennoch auch außerhalb Berlins immer größerer Beliebtheit.



      In Koblenz ist es ebenfalls extrem hügelig, dennoch werden wir immer mehr.

      • @Herma Huhn:

        Naja, wenn man nicht im "falschen" Stadtteil wohnt ist Koblenz alles andere als "extrem hügelig".

    • @Dirk Osygus:

      Vor 3 Jahren wurde ich oft wegen meinem Lastenpedelec angesprochen. Ich sah wohl aus wie ein extremer Optimist. Mittlerweile sehe ich oft Lastenpedelecs in der Stadt.

  • Ja klar, wieder die Autofahrer pampern diesmal mit gratis Lastenfahrrädern und die Einkommensschwachen verzichten auf drei Monate mehr Mobilität. Wie währe es mal damit mehr Menschen die schon auf einen eigenen PKW verzichten zu begünstigen? Währe auch ein Anreiz aufs Auto zu verzichten. Einsicht belohnen und nicht den Betonköppen alles in den Allerwertesten schieben um sie zu überzeugen.

  • Das durchschnittliche Lastenrad ist in der Tat vor allem ein Statussymbol einer urbanen Elite, mehr nicht. Es nimmt im Vergleich mit einem normalen Fahrrad zu viel Platz weg, verbraucht im Vergleich zum normalen Fahrrad ebenfalls Ressourcen, die der Pendler zur 500 Meter entfernten Arbeitsstelle nicht braucht. Es kann nicht im ÖPNV mitgeführt werden, wenn mal was an der Technik schief geht. Und Elektro hin oder her: Es ist etwas für die hippen End-Zwanziger und welche, die sich dafür halten. In Christiania, wo die Dinger schon seit Jahrzehnten unterwegs sind, wird man über diese „neue deutsche Welle“ lachen. Denn da ist das Lastenrad vor allem dazu unterwegs, um tatsächlich Handwerker-Equipment oder Bestellungen zu transportieren. Für das normale städtische Fortkommen ist das handelsübliche Fahrrad, ob mit Elektro oder ohne, meilenweit überlegen – vom Komfort, der Wendigkeit oder vom Platzverbrauch her. Wenn ich meine Kinder transportieren will (oder meinetwegen auch einen größeren Einkauf), kommt der bewährte Anhänger hinten ans Rad: stabil, zuverlässig – und vor allem mit ein paar Handgriffen an- und abmontiert. Im Keller steht der Anhänger dann bis zum nächsten Einsatz nicht der Allgemeinheit im Weg. Ach ja: Deutlich billliger ist die Version ebenfalls. Aber halt nicht so hip.

    • @Markus Wendt:

      Als wir vor 15 Jahren ein Lastenrad gekauft haben (statt eines Autos), haben wir vorher Anhänger angesehen. In der Großstadt ein, zwei Kinder hinter sich im Anhänger zu haben, war mir persönlich zu unsicher. Aber Sie dürfen das gerne so machen. Wir nutzen das Rad statt Auto - es steht im Hinterhof, hat ein Regenverdeck wie ein Motorrad und wurde nicht subventioniert. Es war eine der besten Investitionen meines Lebens. Aber das muss jeder selber entscheiden. Diese aggressiven Besserwissern-Kommentare hier kann ich nicht wirklich nachvollziehen.

    • @Markus Wendt:

      Es ist egal, ob das Lastenfahrrad "im Vergleich zu einem normalen Fahrrad zu viel Platz weg"nimmt. Man ersetzt damit auch kein normales Fahrrad. Man kann damit Dinge transportieren, für die andere Leute ein Auto haben. So wie der Autor des vorliegenden Artikels, der sich das Lastenrad als Ersatz für seinen bisherigen VW-Bus besorgt hat. Hätte er den behalten, hätte er erst richtig viel Platz verbraucht, "im Vergleich zu einem normalen Fahrrad", aber auch mehr als mit einem Lastenrad.

      • @Ein alter Kauz:

        Die Frage wäre, wie viele Leute Lastenrad und Auto haben, ich vermute schon eher viele.

    • @Markus Wendt:

      Ihr Vorschlag ist insofern besser, als das Radnutzung mit der Option Anhänger flexibler ist. Ich habe kein Lastenrad, würde mich aber nicht über Lastenradfahrer*innen beklagen, wenn deren Lastenräder deren vormalige Autos ersetzten.

    • @Markus Wendt:

      Lastenrad fahren macht Spass, ob mit 3 Rädern oder 2en. Man kann jede Menge transportieren und wer unbedingt hip sein muß bitteschön...



      Es spricht auch nichts gegen den Fahrradanhänger, kann man auch machen.



      Allerdings wird in Kopenhagen das Christianiarad (die Version mit 3 Rädern, die 2Radversion ist sehr selten zu sehen) hauptsächlich für den Kindertransport benutzt, aus dem einfach Grund, kleine Kinder in Kbh aufs Rad zu setzen ist glatt gefährlich. Dazu müssen die erst straßentauglich werden.



      Handwerker fahren tatsächlich mit dem Auto, außer die hippen, die aus Nørrebro nicht rauskommen. Kbh ist tatsächlich noch eine Autostadt, eine ziemlich entspannte sogar. Radfahren ist aber tatsächlich geübter Nahkampf...

    • @Markus Wendt:

      Ich habe mich auch für einen Anhänger entschieden, weil mir das Lastenrad zu teuer und vor allem nicht sicher abstellbar ist. Wenn ich meinen Hänger unterwegs parke, stört der mindestens so sehr wie ein Lastenrad. Und – das mag aber an meinem Modell liegen – kann ich ihn auch gefühlt nicht sicher abschließen.



      Daher finde ich Modelle wie das Muli wegweisend, weil es unbeladen die Dimensionen wie ein normales Rad hat.

      Und: Hier so ausführlich gegen eine angebliche „urbane Elite“ zu wettern und andere Popanze aufzubauen, schwächt die Argumentation in meinen Augen sehr.

    • @Markus Wendt:

      Merci! Altes Pedelec der 1. Generation mit neuem Akku plus geerbter Kinderhänger in uncool, weil No-Name, sind aufm Mittelgebirge in Kleinstadt und Umland genau richtig. Immerhin werden die mir auch hinterm Mietshaus unter den Regenhüllen nicht weggeklaut und ohne Kind bin ich flugs allein zügig unterwegs - aufm Land definitiv langsamer als mit dem Auto, macht aber nix.



      Bloß Garage oder bequemer Keller fehlen, im Winter wird dann doch eher eingemottet...

      Aber später mal so n Lastenrad statt Auto? Warum nicht?

    • @Markus Wendt:

      Ein Lastenrad ersetzt das Auto und nicht das Fahrrad. Unseres ist ohne Motor und für alle Lasten ob Arbeit oder Freizeit perfekt und für laengere Wege leihen wir ein Lastenrad mit Motor. Wann immer wir ohne Lasten unterwegs sind nutzen wir natürlich das Fahrrad. Den meisten Platz beanspruchen in deutschen Staedten immer noch die Autos und ja, von denen sind die wenigsten notwendige Handwerker oder sonstige Nutzfahrzeuge, sondern Prestige, Pendler, Einkaufs Freizeit und Kinderkutsche. Die meisten Fahrten könnten Problemlos mit Öffis oder Lastenrädern mit oder ohne Motor erledigt werden. Insofern ist es völlig absurd sich Lastenräder als Platzmonster oder Schickimicki Kutsche zu dissen.

      • @Nina Janovich:

        Das Problem ist dann aber, dass dieser Auto-Ersatz auf Wegen im Park, am Bach etc auftaucht, 200kg, elektrisch auf 25 km/h beschleunigt. Wie im Artikel beschrieben, mal eben durch den Park abkürzen. Wenn das mal einer macht halb so wild, wenn es jeder macht wird es irgendwann zu viel.

        • @Gunnar Grannis:

          Vor allem wenn es jemand macht, der sich dabei so toll vorkommt, dass er/sie es nicht mehr für nötig hält, auf die Spaziergänger zu achten oder gar auf Verkehrsregeln - sondern mit hohem Tempo durch die Parks brettert. Genau daher kommt bei mir die Abneigung.

      • @Nina Janovich:

        Berliner? Vermutlich im öffentlichen Dienst beschäftigt?

        Fragen Sie mal eine durchschnittliche Handwerkerfamilie im nördlichen Ruhrgebiet, am Niderrhein, im Sauerland, im Bergischen Land oder in der Eiffel, wie gut sie ihre Tagesabläufe, inklusive berufsbedingter Fahrten, Einkaufswege, Fahrten für die Kinder und anderer notwendiger Touren mit der Kombi Fahrrad + Lastenrad geregelt bekommt. Von Gegenden wie dem Schwarzwald, dem Spessart, dem Harz oder dem Bayrischen Wald mal ganz abgesehen.

        Man bringt kein Land in die Zukunft, wenn man über die Grenzen der eigenen kleinen Bubble nicht weiterzublicken imstande ist.

        Aber vielleicht träumen Sie auch noch davon, Selbsternährer durch die Produkte der eigenen Balkonkästen zu werden? Das klappt eventuell ein Wochenende -wenn man von den auf dem Markt erworbenen Kartoffeln absieht...

      • @Nina Janovich:

        Da man auf einem Lastenfahrrad bei Regen nass wird ersetzt es auch kein Auto. Absurd der Gedanke.

        • @charly_paganini:

          Wenn Ihnen Regenschutz sehr wichtig ist, gibt es neben Marlens Vorschlag, Regenklamotten (bei viel Regen und Kälte inkl. Regenhose. Das klappt sehr gut. Ich radele das ganze Jahr durch und spare mir so sogar das Monatsticket), noch Velomobile (aerodynamisch verkleidete Liegeräder).

        • @charly_paganini:

          Nass wird, wer keine Regenklamotten anzieht oder einpackt.



          Wenn ich mich bei Regen immer nur an überdachten Orten aufhalten müsste, würde mir viel an Lebensqualität fehlen.

  • Genau. Und wer kein Lastenrad brauch, keinen Platz dafür hat oder trotzdem den ÖPNV nutzen muss, um seine Arbeitsstelle zu erreichen, der hat einfach mal Pech gehabt. Breite Entlastung in Krisenzeiten? Wer braucht das schon? Gewohnheitsmäßigen Autofahrern die Vorteile des ÖPNV schmackhaft machen, wenn man doch 2 Mio motoriserte Lastenräder verschenken kann? Was für ein abwegiger Gedanke!

    Es werden übrigens keine Witze über Lastenräder gemacht, sondern über lastenradfahrende Menschen, die "ihr eigenes Klischee leben". So hart wie sie nur können.

  • Warum sollte man mit einem LASTENrad zur Arbeit fahren? Wieviel Gepäck nimmt man denn da mit?

    • @Ludolph:

      Ich fahr fast jeden Tag mit LASTENrad ohne Motor 20km zur Arbeit. Besorgungen auf hin und Rückweg brauchen ihren Platz. Während der Arbeit auch manchmal Transporte. Die gehen schneller als mit dem Auto. Und nerven nicht so. Geht schon seit 10 Jahren. Meine Auto fahrenden Kollegen haben schon alle eine Wampe...Also ich seh da kein Problem. Die sich am meisten belustigen kriegen am wenigsten den Arsch hoch. Just my 2 Cent.

    • @Ludolph:

      Weil man auf dem Weg noch das Kind zur Schule bringt oder auf dem Rückweg noch einkaufen will?



      Oder wenn man beruflich zu mehreren Terminen muss aber nicht sich mit dem bioantrieb-Fahrrad ins schwitzen kommen will?