Unterstützung für die Ukraine: Auch Palästina verdient Solidarität
Von Gerechtigkeit und Freiheit kann nur dann die Rede sein, wenn sie unabhängig von Religion, Kultur und Hautfarbe gilt.
![Ein Läufer mit einer palästinensischen Fahne vor einer Betonmauer. Ein Läufer mit einer palästinensischen Fahne vor einer Betonmauer.](https://taz.de/picture/5461117/14/29765455-1.jpeg)
E in 15-jähriges Mädchen wehrt sich gegen die Angriffe von fünf Soldaten. Heldenhaft, mutig und furchtlos – so werden die UkrainerInnen bezeichnet, die Widerstand leisten und für ihre Demokratie kämpfen. Solidarität mit der Ukraine! Doch was, wenn das 15-jährige Mädchen keine Ukrainerin, sondern Palästinenserin ist und Iman heißt? Was, wenn es keine russischen Soldaten, sondern israelische sind?
Ich sehe, wie in deutschen Gärten die ukrainische Flagge weht, und frage mich, wieso im Mai 2021, während Israel in Gaza Hochhäuser mit Zivilisten bombardiert hat, Markus Söder die israelische Flagge auf seinem Instagram-Account postete? Weit weg von Solidarität und Haltung wird dem Leid der PalästinenserInnen keine Beachtung geschenkt. Während in der Ukraine ZivilistInnen als heldenhaft gefeiert werden, wenn sie Militärfahrzeuge mit Molotow-Cocktails bewerfen, werden PalästinenserInnen, die sich mit Steinen verteidigen, als gewalttätig tituliert.
Nicht vergleichbar? Es ist kein Zufall, dass Fotos über vermeintliche Anschläge durch russische Soldaten in den sozialen Medien viral gehen und sich letztendlich als Fotos der Bombardierung im Gaza-Streifen entpuppen. Knappe sieben Tage nach dem Inkrafttreten der Sanktionen gegen Russlands Invasion sprechen einige Medien schon von Putins Pleite. Netflix, McDonald’s, Starbucks – sehr viele namhafte Unternehmen boykottieren Russland.
Doch seit über 70 Jahren Kriegsverbrechen gab es keine vergleichbaren Sanktionen, wenn sie Israel betreffen. Westliche Staaten ordnen Boykottaufrufe gegen Israel als antisemitisch ein und beenden mit diesem Totschlagargument die Debatte. Anstatt beide Konflikte als nicht vergleichbar einzustufen und als „Whataboutism“ abzutun, sollte uns spätestens durch den aktuellen Konflikt deutlich werden, welche Macht die internationalen Gemeinschaft ausüben kann.
Rameza Monir,
Jahrgang 1995, ist Politikwissenschaftlerin aus Tübingen und engagiert sich in der kommunalen Integrationskommission sowie beim Interreligiösen Dialog.
Von Gerechtigkeit und Freiheit kann nur die Rede sein, wenn sie unabhängig von Religion, Kultur und Hautfarbe gilt. Solidarität mit der Ukraine, muss auch bedeuten: Solidarität mit Palästina.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Start der Münchner Sicherheitskonferenz
Kulturkampf gegen Europa
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss