Überlastete Stromnetze: Wärmepumpen ausgebremst
Der Chef der Bundesnetzagentur warnt vor einer zeitweiligen Überlastung der Ortsnetze. Auch E-Autos könnten dann betroffen sein.

Zugleich versichert die Netzagentur aber, sie tue alles, um ebensolche Stromausfälle zu vermeiden. Das wird vor allem durch Eingriffe in die Netze geschehen müssen. Schon vor Weihnachten hatten Medien von einem Papier der Netzagentur berichtet, in dem von der „Inkaufnahme erforderlicher Komforteinschränkungen durch Schaltmaßnahmen“ die Rede war. Das heißt konkret: In Zeiten hoher Netzauslastung rationieren die örtlichen Netzbetreiber den Strom für Wärmepumpen und für Ladestationen von Elektroautos. Oder, wie es Netzagenturchef Müller am Wochenende formulierte: „Wir konsultieren eine flexible Regulatorik.“
Die absehbaren Engpässe ergeben sich weniger aus fehlenden Transportnetzen von Nord nach Süd, sie betreffen vielmehr das Niederspannungsnetz innerhalb der Gemeinden. Dieses massiv auszubauen ist jedoch aus volkswirtschaftlichen Gründen kaum realistisch. Folglich lassen sich die erwartbaren Kapazitätsengpässe nur durch eine intelligente Steuerung beseitigen – was dann dazu führt, dass nicht alle Elektroautos, wenn sie bevorzugt am Abend an die Wallbox angeschlossen werden, zeitgleich mit voller Leistung laden können.
Es sind die großen Pläne der Politik, die die Stromwirtschaft herausfordern. Die Bundesregierung will schließlich pro Jahr nicht nur 500.000 neue Wärmepumpen in die Häuser bringen, sondern bis 2030 auch mindestens 15 Millionen vollelektrische Autos auf die Straßen.
Die Erkenntnis, dass dafür ein ausgeklügeltes Management der Netze nötig wird, ist nicht neu. Bereits das Förderprogramm für Wallboxen aus dem Jahr 2020 griff nur für solche Geräte, die über eine „intelligente Steuerung“ verfügen – also über eine Datenverbindung, die dem Netzbetreiber Zugriff auf den Ladevorgang gewährt.
Auch bei Wärmepumpentarifen hat man vorgebaut: Verteilnetzbetreiber dürfen bei den damit versorgten Heizgeräten innerhalb von 24 Stunden insgesamt sechs Stunden lang – maximal zwei Stunden am Stück – den Strom unterbrechen. Viele Unternehmen waren dazu zwar bisher nicht genötigt, aber das könnte sich bald ändern. Die Stromkunden dafür zu sensibilisieren, dürfte das Ziel der jüngsten Aussagen des Netzagenturchefs gewesen sein.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Forscher über Einwanderungspolitik
„Migration gilt als Verliererthema“
Sauerland als Wahlwerbung
Seine Heimat
Abschied von der Realität
Im politischen Schnellkochtopf
Erstwähler:innen und Klimakrise
Worauf es für die Jugend bei der Bundestagswahl ankommt
Pragmatismus in der Krise
Fatalismus ist keine Option
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte