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Social-Media-Kampagne gegen Baerbock„Desinformation von der Stange“

Außenministerin Baerbock versichert der Ukraine ihre Unterstützung, unabhängig von der öffentlichen Meinung. Es folgt eine Schmutzkampagne.

Annalena Baerbock: ein Opfer prorussischer Desinformation Foto: Petr David/AP/dpa

Berlin taz | Wer Anschauungsmaterial darüber sehen möchte, wie einfach Desinformation verfängt, sollte sich ein Video mit Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) anschauen, das gerade im Netz für Furore sorgt. Es geht um eine Stelle, in der sie der Ukraine ihre bereits versprochene Unterstützung noch einmal bekräftigt – unabhängig von der Meinung ihrer Wäh­le­r:in­nen („no matter what my German voters think“). Umgehend schossen sich Linke und radikale Rechte auf Baerbock ein.

Sahra Wagenknecht (Linkspartei) twitterte: „Eine Außenministerin, die erklärtermaßen nicht die Interessen der deutschen Wähler, sondern der Ukraine vertritt (…), ist nicht nur eine eklatante Fehlbesetzung, sondern eine Gefahr für unser Land.“ Die linke Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen kritisierte auf dem Kurznachrichtendienst, Baerbock sei ein „Totalausfall“.

In radikal rechten Accounts brach eine Schmutzkampagne gegen Baerbock los, AfD-Chefin Alice Weidel forderte ihren Rücktritt. Auch aus der CDU kam Kritik, aber andere. Außenpolitiker Norbert Röttgen schrieb auf Twitter von „Schein-Heroismus“, weil die Mehrheit der Deutschen zur Unterstützung der Ukraine bereit sei. „Demokratische Politiker müssen versuchen, die Anderen mit guten Argumenten zu überzeugen und nicht mit Basta.“

Baerbock äußert sich eigentlich ganz anders

Das Video wurde im Netz tausendfach geklickt, der Hashtag #BaerbockRuecktritt trendete bei Twitter. Die Zitate sind aus einem Beitrag, den Baerbock am Mittwoch bei einem Panel in Prag gehalten hat. Doch Baerbock sagt eben nicht, wie ihr unterstellt wird, dass ihr die deutschen Wäh­le­r:in­nen egal sind. Im Gegenteil: Sie warnt vor einer Spaltung der westlichen Demokratien, versichert den Menschen in Deutschland ihre Solidarität und spricht von der Notwendigkeit von Entlastungen angesichts hoher Energiepreise. Nur all das taucht in dem kurzen, geschnittenen Clip nicht auf.

Nach Darstellung des Auswärtigen Amts wurde die Kritik an Baerbocks Äußerung durch prorussische Desinformation befeuert. „Der Klassiker: Sinnenstellend zusammengeschnittenes Video, geboostert von prorussischen Accounts und schon ist das Cyber-Instant-Gericht fertig, Desinformation von der Stange“, schrieb der Ministeriumsbeauftragte für strategische Kommunikation, Peter Ptassek, am Donnerstag auf Twitter. „Ob wir uns so billig spalten lassen? Glaube ich nicht.“ Sein Tweet wurde vom offiziellen Twitterkanal des Auswärtigen Amts weiterverbreitet.

Unterstützung für Baerbock gab es aber auch aus der Opposition. „WENN, dann war der einzige Fehler, es so offen zu kommunizieren“, schrieb etwa die CDU-Bundestagsabgeordnete Serap Güler auf Twitter. „Aber dass wir als Abgeordnete & als Politiker uns allen voran von unserem Gewissen & unseren Überzeugungen leiten lassen, die vielleicht auch mal gegen die Meinung der Mehrheit sind, darf kein Fehler sein.“ Zu Baerbocks Einlassung gehöre Mut, so Güler. „Mehr davon. Alles andere nennt man auch ‚Opportunismus‘.“

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59 Kommentare

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  • Interessant, dass sich in dieser Kampagne Linke PolitikerInnen genauso als "Nützliche Idioten" Putins erweisen, wie die von der AFD.

  • Wenn man ohnehin der Auffassung ist, dass Grüne PolitikerInnen eher Fremde unterstützen oder irgendwelchen Welterrettungsideen nachgehen, als Politik für die eigenen Leute zu machen, dann nimmt man diese Kampagne willig auf. Da ist dann völlig egal, ob das Material von Putins Trollen zurechtgebastelt wurde.

  • Was für ein Wirbel wegen so einer Kleinigkeit.

    Was wird wohl gefordert, sollte sie oder andere Politiker mal richtig ins Klo greifen?

    Vierteilung? Steinigung?

  • Für mich ist der entscheidende Part des Videos im Originaltext der hier: "If I give the promise as a politician, and luckily in democracy there is the chance that people disagree with me and will say in four years you didn’t tell us the truth. But if I give the promise to people in Ukraine, we stand with you as long as you need us.



    Then I want to deliver, no matter what my German voters think, but I want to deliver to the people of Ukraine.



    "

    Später sagt sie weiter, dass es für ihre Regierung wichtig ist, soziale Spaltung nicht zuzulassen, die Sanktionen bleiben bestehen und es brauche Entlastungspakete gegen energetische Armut.

    Was sie aber auch klar sagt, ist dies: wenn sie als Politikerin ein Versprechen gibt, dann wird das solange eingehalten, wie die Ukraine dies benötigt - ganz egal, was ihre Wähler davon halten. Das nicht alle damit einverstanden sind, gehöre glücklicherweise zu einer Demokratie dazu.

    Sie drückt damit ganz klar aus, dass ihr die eigenen Wähler wichtig sind.

    Aber: sie sagt auch klipp und klar, dass wenn sie ein Versprechen mal gegeben hat, sie dies einhalten will, ganz egal was davon ihre Wähler halten.

    "Then I want to deliver, no matter what my German voters think, but I want to deliver to the people of Ukraine." ist da im gesamten Kontext eindeutig, und lässt keine andere Meinung eigentlich zu.

    Genau diese Aussage ist es, die verkürzt durchs Internet getrieben wurde. Und im gesamten Kontext wird diese auch nicht besser, denn die Aussage und deren Anspruch sind und bleiben dieselbe.

    • @Herbert Eisenbeiß:

      Um die Aussage einzuordnen, können Sie aber nicht die Ansicht des Vorredners außen vor lassen, dem Baerbock mit dieser Bemerkuung antwortet. Anders als der Vorredner hält sie nichts davon, den Menschen zu verschweigen, dass die Unterstützung bedingungslos ist und der Krieg noch lange dauern kann. Diese Offenheit gegenüber dem Wähler (der sie wiederwählen kann oder nicht) ist alles andere als ein undemokratischer Zug. Die propagandistische Verdrehung besteht genau in diesem Punkt, dass Baerbock undemokratisches Denken unterstellt wird, während sie in Wirklichkeit für Transparenz gegenüber den Wählern eintritt.



      Inhaltlich sehe ich die Blankoscheckpolitik gegenüber der Ukraine, die Baerbock offensiv vertritt, äußerst kritisch. Aber gerade deswegen ist es für mich als Wähler wichtig, dass Baerbock das offen kommuniziert und nicht wie der Vorredner dafür plädiert, die Menschen durch Beschwichtigungen zu besänftigen und in Sicherheit zu wiegen. Denn so kann ich auf einer transparenten entscheiden, ob ich sie wähle oder nicht. Das als undemokratisch zu diffamieren, ist reine Demagogie.

  • Eigentlich mag ich Frau Baerbock nicht wegen der Unstimmigkeiten in ihrem Lebenslauf und in ihrem Buch aber ich finde es großartig, daß sie in so einer wichtigen Frage dermaßen klar Haltung bezieht ohne Rücksicht auf Verluste.



    Merke: Abgeordnete sind nur ihrem Gewissen verpflichtet und nicht der öffentlichen und veröffentlichten Meinung!

  • Kritik an Regierungsmitgliedern - solange nicht der FDP zugehörig - ist eine heikle Sache geworden. Bis vor kurzem steckten gerne "von rechts orchestrierte Kampagnen" dahinter, seit dem Krieg mutmaßlich gar der russische Geheimdienst. Das geht, finde ich, überhaupt nicht. Frau Baerbock hat gesagt, was sie gesagt hat, die Kritik daran ist legitim. Ob Frau Baerbock missverstanden wurde, kann man so oder so sehen. Der Artikel eiert in dieser Frage übrigens selbst herum. Einerseits soll Frau Baerbock es gar nicht so gemeint haben, andererseits wird Frau Güler zitiert, die just verteidigt, was Frau Baerbock angeblich gar nicht so gemeint hat.

    • @Jochen Laun:

      Wo Rauch ist, ist auch Feuer. Deshalb machen die Trolle und Bots ja ständig so viel Rauch: um Sie auf ihre Seite zu ziehen. Und wenn das mit dem Auf-die-eigene Seite-Ziehen nicht klappen sollte, hat man wenigstens Misstrauen gesät. Denn wenn so viele sagen, dass Baerbock unsägliches gesagt habe - dann MUSS ja was dran sein. So funktioniert Propaganda.



      Dass Sie nun ausgerechnet selbst ein Zitat ÜBER Frau Baerbock nutzen, um deren Aussagen in Zweifel zu ziehen, spricht dafür, dass Sie diese Funktionsweise schon ganz gut verinnerlicht haben.

    • @Jochen Laun:

      Ich bin schon froh, dass mich z.B. eine Baerbock vertritt und nicht z.B. ein Jochen Laun.

    • @Jochen Laun:

      Dass rechte Propaganda und russische Trolle sinnentstellend zusammengeschnittene Clips verbreiten und Empörungskampagnen daran aufhängen, ist eigentlich nichts Neues. In dem Punkt muss man wirklich vorsichtig sein, bevor man sich ereifert.



      Stimme aber zu, dass der Artikel hier zu ungenau bleibt. Wichtig wäre gewesen, den Kontext der angeblichen Äußerung zu präzisieren und das angeblich produzierte Missverständnis klar zu benennen.

  • Sehr lächerlich das Ganze. Zum einen fühle ich mich als Nichtgrünenwähler gar nicht angesprochen, und zum anderen ist es keine sehr waghalsige Annahme, dass ein großer Teil derjenigen, die sich echauffieren, die gleichen Leute sind, die Merkel prinzipienloses Regieren vorgeworfen haben, das sich allein an Umfragen orientiert.

    Insofern Sturm im Wasserglas.

  • Kein Mut das Original-Zitat zu nennen? Dann liefere ich es mal:



    „Wenn ich dieses Versprechen an die Ukrainer gebe: ‚Wir stehen so lange an Eurer Seite, wie Ihr uns braucht’, dann möchte ich auch liefern, egal was meine deutschen Wähler denken, aber ich möchte für die ukrainische Bevölkerung liefern.“

    Also ich erkenne darin schon eine Überheblichkeit gegenüber den deutschen Wählern.

  • Na da bin ich aber beruhigt, dass die Annalena "den Menschen in Deutschland ihre Solidarität versichert".

    Ich dacht schon sie hätte vergessen für wen und in welchem Auftrag sie unterwegs ist - dass sie ihre eigenen Wähler nicht besonders schätzt, ist dann wohl eher deren Problem.

    Dass schon wieder "die Russen" daran schuld sein sollen, dass ihre Aussage falsch interpretiert wird ermüdet mich eigentlich nur noch.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Bürger L.:

      Überall diese Kremlins... Aber: "Nicht müde werden."



      www.youtube.com/watch?v=E_dhTbXrEuQ

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Vielen Dank für das schöne Gedicht. Aus Zeiten, in denen Menschen noch mit Sprache und Worten umzugehen wussten.



        Uns gelingt das leider nicht mehr in dieser Form und das führt regelmäßig zu Konflikten.

  • 8G
    82286 (Profil gelöscht)

    Ich weiß nicht. Fand Frau Baebock am Anfang ganz gut. Inzwischen kommen ihr die Vokabeln "immer" wenns um die Ukraine geht und "nie mehr" wenns um Russland geht, sehr leicht über die Lippen und nagelt damit ihre Enkel auf ihre heutige Meinung fest. Und jetzt diese Aussage ... ?

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Mimimi. "„no matter what my German voters think“



    Wem es in der Küche zu heiß ist, werden kalte Platten empfohlen. taz.de/Grossverans...er-Wurst/!5875051/

  • Tut mir leid, das sehe ich anders. Auch das ungeschnittene Video ist eine Klatsche für das Wahlvolk. So spricht man nicht über den Souverän.

    • @YeahYeah:

      Ja, vor allem, Baerbock kann nicht auf der einen Seite für Werte wie "Demokratie" eintreten und im gleichen Atemzug eben diese Demokratie, d.h. den sich äußernden Wähler:innenwillen für irrelevant erklären

  • Schröder nannte es Mut zu unpopulären Entscheidungen. Ein Skandal ist es sicherlich nicht, weil das eigentlich seit jeher offen kommuniziert wird.

    Trotzdem – und diese Reflexion fehlt im Artikel – ergeben sich schon demokratietheoretische Implikationen. Denn unpopuläre Maßnahmen ergreifen oder an einer Maßnahme festhalten, auch wenn aktuell eine Mehrheit der Bevölkerung dagegen ist, bedeutet eben auch, politische Entscheidungen zu treffen, die gegen den Willen der Bevölkerung, also undemokratisch sind.

    Ich weiß, dass wir alle 4 Jahre wählen und eine repräsentative Demokratie haben. Aber wie demokratisch = Volksherrschaft ist das denn, wenn man zwar wählen darf, aber in Wirklichkeit keinerlei Einfluss hat, weil es sogar werbewirksam ist, unpopuläre Maßnahmen zu treffen?

    Die große Mehrheit der Wähler von Schröder wollten sicher kein Hartz-IV, das war im Wahlkampf nicht einmal erahnbar. Nur weil die Abgeordneten uns repräsentieren und ihrem Gewissen verpflichtet sind, ist es deshalb demokratisch, dass das Gegenteil dessen gemacht wurde, wofür die Wähler:innen glaubten, abzustimmen?

    Aktuell ist aber mindestens diese Diskussion im Übrigen verfrüht, was die Meinung der deutschen Bevölkerung betrifft. Den die Mehrheit hält die Maßnahmen der Regierung für angemessen oder sogar nicht weit genug gehend.

    Insofern stellt sich schon die Frage, warum Baerbock dies eigentlich diskutierte? Warum wollte sie sich als jemanden darstellen, der quasi heldenhaft auch gegen die öffentliche Meinung handelt, um ihre Versprechungen zu halten.

    Ich finde das nicht mutig, sondern eine peinliche Selbstdarstellung. Mutig wäre es gewesen, die Verbrechen der EU gegen Geflüchtete als Verbrechen zu verurteilen und auch tatsächlich aktiv zu werden, um diese Verbrechen und Tötungen zu beenden.

    Genau dies tut Baerbock nicht. Hierfür wäre Mut erforderlich und der fehlt ihr. Schade!

    • @PolitDiscussion:

      Wenn man sich den Kontext anhört, wird es klarer: www.br.de/nachrich...ntalisiert,TGCah1i



      Baerbock nimmt Bezug auf einen Vorredner, der gesagt hatte, man sollte jetzt besser nicht darüber reden, dass der Krieg noch viele Jahre dauern kann, um die Leute nicht zu verschrecken. Sie lehnt das ab und meint, man soll auch den Wählern gegenüber offen kommunizieren, dass die zugesagte Unterstützung nicht zeitlich beschränkt ist. Sinngemäß heißt das also, dass muss der Wähler dann schon aushalten. Das ist etwas völlig anderes als das, was der propagandistische Zusammenschnitt daraus macht.

    • @PolitDiscussion:

      The Iron Lady im Grünen Gewand.

    • @PolitDiscussion:

      -?-die Mehrheit hält die Maßnahmen der Regierung für angemessen oder sogar nicht weit genug gehend.-?-



      Sorry, ich erlebe in meinem vielschichtigen Umfeld genau das Gegenteil.- Ganz unabhängig von meinen eigenen Meinungsäußerungen.(???)

  • Tatsächlich war ihr einziger "Fehler", dass sie es so offen kommuniziert hat. An sich hätte dieses Statement auch auf einem Milliardärstreffen so fallen können. Wir wissen, dass das Gros der Politiker entgegen der Wünsche ihrer Wähler handelt.

  • Tja, wenn's denn nur eine Social Media Kampagne gewesen wäre ...

    www.br.de/nachrich...instrumentalisiert

    Einige (etablierte) Medien haben fröhlich mitgespielt.

    Spiegel titelt "Kampagne gegen Baerbock von kremlnahen Accounts gestartet und befeuert" - wir können also feststellen "Die Welt" ist kremelnah.

    • @el_Andreas:

      Peter Huth hat in der WELT Baerbock weitgehend in Schutz genommen: www.welt.de/debatt...ger-Nebensatz.html (Paywall)

      Aber da Sie vermutlich kein Geld für "Springerpresse" ausgeben, können Sie gern dabei bleiben, dass wenn das Wort "Schmutzkampagne" fällt, die Ursache natürlich dort zu suchen ist.

      Im übrigen findet sich genau diese Info auch auf der WELT (frei verfügbar) : www.welt.de/politi...s-angestiftet.html

  • RS
    Ria Sauter

    Wie ist das zu verstehen?



    Hat Frau Baerbock diese Aussage gemacht oder nicht?

    • @Ria Sauter:

      Nein, hat sie nicht.

    • @Ria Sauter:

      Siehe oben, die Aussage kann man nachhören: www.br.de/nachrich...ntalisiert,TGCah1i



      Die Unterstellungen der russischen Kampagne sind eine klare Verfälschung des Gesagten. Das darf man nicht unterstützen. Baerbock tritt hier einfach für eine transparente Kommunikation ihrer Blankoscheckpolitik ein, ohne das Publikum zu schonen, indem man die Konsequenzen herunterspielt. Ich sehe diese Blankoscheckpolitik ganz kritisch und meine, der Westen sollte die Waffenlieferungen viel stärker als Druckmittel gegenüber der Ukraine einsetzen, damit die dortige Politik konstruktiver auf eine Verständigungslösung hinarbeitet und weniger Hass und Kriegslust schürt. Aber das ist kein Grund, Baerbocks Aussage zu verfälschen. Man muss sie ja nicht wählen.

  • Im übrigen finde ich auch die Darstellung des AA, die Kritik an Baerbock wäre das Resultat "prorussischer Desinformation" ungeheuerlich - wenn eine staatliche Stelle Bürgern unterstellen, vom Kreml gesteuert zu sein, weil sie ihr Recht in Anspruch nehmen, eine Ministerin zu kritisieren, muss man sich doch nach dem Demokratieverständnis in diesen Kreisen fragen. Ich habe hier ja schon öfter Polt zitiert: "Wir brauchen keine Opposition, weil wir sind schon Demokraten" - der hat das aber noch ironisch gemeint...

  • Ich habe von dem Zwischenfall nichts mitbekommen.



    Aber der Artikel hier versucht die Kritik an Baerbock dadurch zu entkräftigen, indem darauf hingewiesen wird, ihre 'problematische' Aussage sei nur ein Teil des Gesagten. Es wird hinzugefügt: "Sie warnt vor einer Spaltung der westlichen Demokratien, versichert den Menschen in Deutschland ihre Solidarität und spricht von der Notwendigkeit von Entlastungen angesichts hoher Energiepreise."



    Inwiefern sorgt 1. Warnung vor Spaltung, 2. Solidaritätsbekundung und 3. Nennung der Notwendigkeit einer Entlastung dafür, dass die Kritik (an "no matter what my German voters think" in Bezug auf Hilfe gegenüber der Ukraine) nicht mehr zählt?



    Ich verstehe den Artikel nicht, da Meinung keine Kritik entkräftigt wird.



    JS

    • @acdcjakob:

      Seh' ich auch so. Auch ihre Verteidigung durch manch anderen Abgeordneten gibt zu denken, zB CDU-Bundestagsabgeordnete Serap Güler: " ... wir als Abgeordnete & als Politiker uns allen voran von unserem Gewissen & unseren Überzeugungen leiten lassen ... "



      Das Gewissen sieht man dann jedesmal beim Fraktionszwang.

  • Das geht trotzdem nicht, sich wie eine absolutistische Königin zu äußern.

  • Tja Frau Baerbock, nicht aufgepasst. Dassselbe ist schon Politiker aller Farben passiert. Das beruhigt sich wieder. Also wieder aufstehen, Krönchen richten und weiter gehts.

    Die Desinformationskampagnen sind ebenfalls austauschbar. Das ist kein Alleinstellungsmerkmal von prorussischen Medien oder Personen. Das können alle gut, von links bis rechts.

  • Nun ist es ja eher gang und gäbe, das Politiker von Ihren Kritikern verkürzend zitiert werden - ich bin mir also nicht sicher, warum dass in diesem Fall besonders empörend sein sollte. Ohnehin ist ihre Aussage, auch wenn man sie im Kontext liest, nicht unproblematisch. Natürlich, Abgeordnete sind in Deutschland nur ihrem Gewissen (realiter dem Franktionszwang) unterworfen, aber wenn eine Ministerin öffentlich verkündet, ihr wäre in einer wichtigen Frage die öffentliche Meinung egal, zeugt das zumindest von einer gewissen Arroganz gegenüber einem offensichtlich als Störfaktor empfundenen Volk - und das ist leider ein Einzelfall.

    • @O.F.:

      Sie hat nicht gesagt, dass ihr die öffentliche Meinung egal ist.



      Sie hat gesagt, dass sie ihre bisherige Haltung beibehalten möchte, auch wenn dies dem einen oder der anderen ihrer Wählerinnen nicht gefällt.

  • Ich habe noch kein statement von Frau Baerbock zu diesen Äusserungen gelesen. Kann sie sich nicht selbst verteidigen?

    • @Gerald Müller:

      Wieso muss sie sich verteidigen?



      Sie hat gesagt, was sie gesagt hat. Nämlich, dass sie eine bestimmte Haltung hat und sich nicht erst danach umschaut wohin die Fähnchen gerade wehen, bevor sie sich äußert.



      Daran sind wir ob des langjährigen opportunistischen und möglichst nichtssagenden Geschwallers ihrer Vorgänger und leider auch noch vieler aktiver Regierungsmitglieder offensichtlich nicht mehr gewöhnt.



      Ich bin sehr froh darüber, dass wir inzwischen wenigstens ein paar MinisterInnen haben, die sowas wie einen moralischen Anspruch haben und diesen auch benennen.



      Wer Haltung hat und zeigt ist möglicherweise angreifbar.



      Wer keine Haltung hat und nicht angreifbar sein will, schweigt oder labert nichtssagenden und opportunistischen Kram.



      Ich überlasse Ihnen selbst die Interpretation dazu, wen Sie als solchen opportunistischen Leisetreter identifizieren möchten.

  • Naja, Baerbock ist eine Gute und macht keine Fehler. Sowas nennt man Hofberichterstattung.

    Die Ich-Äußerungen und noch mehr die dabei gezeigte Körperhaltung und ihr Gesichtsausdruck waren mehr als problematisch. Sie offenbarten eine innere Haltung, die nicht zum offiziellen Image der Außenministerin passt. Hochmut kommt oft kurz vor dem Fall, etwas mehr Demut vor dem Amt und vor den (dummen) Wählern wäre angebracht.

    • @Taztui:

      Herr Taztui,



      um Himmels willen, was raunen Sie denn da - Ihr Beweis sei allen Ernstes das Petr David/AP/dpa-Artikelfoto?

      Nämlich "noch mehr die dabei gezeigte Körperhaltung und ihr Gesichtsausdruck waren mehr als problematisch. ..."

      Auf zwei Worte und ein Ausrufezeichen:



      gequirlter Quark!

  • Da nur 20%der Wâhler Grün gewählt haben, ist die Ansage nicht wirklich schlimm. Schlimmer ist, dass es Ihr egal ist was die Grünen-Wähler( my Voters) denken, von dieser Seite müsste, wenn überhaupt, Kritik kommen. Da von den Grünen keine Kritik kommt, sind diese mit der Aussage einverstanden. Ist doch alles in Ordnung und die Unterstützung der Ukraine gesichert. Das Problem sind eher die Non-Voters, die gilt es abzuholen.

  • Und wieder ein Musterbeispiel, wie das über Bande spielen funktioniert, von Wagenknecht über Dagdelen bis Weidel und Konsorten.



    Mir wird übel.

    • @Klaus Waldhans:

      Ich schließe mich ihnen an!



      Auch was den Brechreiz!! anbelangt!



      Also, wenn es eine Donnerstagsdemo gegen Wagenknecht, Dagdelen, Ernst usw. geben sollte, bin ich dabei!



      Aufstehen gegen WDAH!



      ..Ramelow fügte hinzu: „Da findet Kriegspropaganda einen dankbaren Abnehmerkreis, der angeheizt wird von denen, die sagen: ‚Macht Nord Stream 2 auf.‘ Das ist Herr Kubicki genauso wie Frau Wagenknecht oder Herr Ernst, aber eben auch Herr Höcke.“ ..



      Über die Bande spielen....

  • Wie alle Polen stehe ich 100 Prozent auf der Seite der Ukraine ohne wenn und aber. Dass die deutsche Aussenministerin das auch tut, kommt in Polen sehr gut an und gibt Hoffnung, dass Deutschland endlich mit dem Zaudern aufhört.

    Der Krieg in der Ukraine geht uns alle an und wenn ich für den Sieg etwas frieren muss und etwas weniger KAufkraft habe, dann ist das ein Opfer, das ich gerne gebe. Die Aussenministerin DEutschlands möge doch den Kanzler bitten, endlich die versprochenen Waffen zu liefern.

    • @V M:

      Sie sprechen nicht für die Polen/Polinnen und schon gar für alle. Sie sprechen für bestimmte nationalistische Milieus in Polen. Es kann hier nicht darum gehen, dem russischen Nationalismus einen ukrainischen Nationalismus entgegen zu setzen.

      Anstatt ständig Staaten in den Vordergrund zu stellen, müssen die Menschen in Europa und anderen Ländern mit ihren Bedürfnissen im Vordergrund stehen.

      Die Waffen sollen endlich schweigen und es wäre sinnvoll, ein soziales, ökologisches und friedliches Europa zusammen mit Russland und der Ukraine zu schaffen und auch in der übrigen Welt durch zivile Hilfen und Kooperation solche Verhältnisse zu schaffen.

      Nationalismus, Militarismus und Bellizismus werden die Menschheit um über 100 Jahre zurück.

      • @Uns Uwe:

        ..hören Sie sich doch einmal in Polen um. Das Meinungsbild ist eindeutig. Ukrainer sind unsere Schwestern und Brüder.

      • @Uns Uwe:

        Haben Sie konkrete, wirkungsvolle Vorschläge um die Agression Russlands zu beenden?

    • @V M:

      Wenn aber nun die Ukraine nicht gewinnt, Sie aber trotzdem frieren und sich weniger kaufen können, und zwar dauerhaft, was dann?

      • @Yossarian:

        Die Ukraine wird siegen oder der gesamte Westen wird verlieren.

  • Bitte rdie Äusserungen von Baerbock richtig darstellen. Sie schreiben "Sie warnt vor einer Spaltung der westlichen Demokratien, versichert den Menschen in Deutschland ihre Solidarität und spricht von der Notwendigkeit von Entlastungen ..."

    Im Stern steht:"Im Rahmen der Prager Diskussion hatte Baerbock allerdings auch vor einer Spaltung der westlichen Demokratien gewarnt. In diesem Zusammenhang versicherte sie, sie stehe ebenso in Solidarität zu den Menschen in Deutschland wie zu den Menschen in der Ukraine. "

    Das ist ein großer Unterschied. Baerbock ist die Ausenministerin Deutschlands und ausschliesslich zur Solidartät mit den deutschen Staatsbürgern verpflichtet, das ist ihre Kernaufgabe und dafür wird sie bezahlt. Sie kann nicht einem anderen Land ebenso verpflichtet sein. Eigentlich verstärkt diese weitere Äusserung noch den Eindruck den ihre erste Aussage hervorruft, nämlich dass ihr die deutschen Wähler (ergo das deutsche Vok ) egal sind. In der Darstellung in diesem Artikel wird dieser Aspekt einfach weggelassen...

    • @Gerald Müller:

      Tja,



      es gibt eben Deutsche, und zu denen zähle ich mich auch, die sich ihrem eigenen, also unserem, Land verpflichtet fühlen und erkennen, dass sie diese Verpflichtung nur erfüllen können , indem sie ihre volle und ganze Soldarität dem Volk der Ukraine zur Verfügung stellen.



      So entsteht daraus diese Verpflichtung auch dem Volk und LANd der Ukraine gegenüber.

      Im Übrigen.



      Deutschland ist Teil der EU .und hat sich in seiner Gesamtheit dieser EUROPÄISCHEN UNION verpflichtet.



      Dieses Aufkommen dieses unsäglichen lächerlichen Kleinstaaterismus kotzt mich an.

      Ich fühle mich auch allen anderen EU Staaten verpflichtet und bin dafür die Ukraine, aufzunehmen.



      Und jetzt fängt mir bitte niemand an dort Reformen einzufordern.



      Ja klar, das wollen (und fordern) wir alle.



      Zuerst aber fordere ich den Abzug der Russischen Truppen aus dem Staatsgebiet der Ukraine.

    • @Gerald Müller:

      Sie haben offensichtlich weder von der Stellenbeschreibung unserer Außenminister, noch von dem Begriff "Solidarität" eine Ahnung. Darf ich Ihnen in beiden Fällen Wikipedia zur Nachhilfe empfehlen?

  • Bei den Reflexen wäre Frau Wagenknecht möglicherweise eine gute Wahl als Torhüterin, in einer Alt-Damenfußballmannschaft.

    • @Drabiniok Dieter:

      Torhüterinnen brauchen nicht nur gute Reflexe.



      Es ist auch erforderlich den Ball zu halten und gegebenenfalls sinnvoll wieder ins Spiel zu bringen.

  • So, so, KritikerInnen sind prorussisch, wenn Frau Baerbock ins antidemokratische Fettnäpfchen tritt. Sie wäre nicht die Erste, der ihr wichtiges und verantwortungsvolles Amt zu Kopfe steigt.



    Ihren WählerInnen dann zu versichern, dass sie von Ihr unterstützt werden, nachdem sie, Von der Leyen & Co durch protzige und unhaltbare Versprechungen, Putin durch Gas- und Ölsanktionen in die Knie zu zwingen die Energiemärkte zum Kollabieren gebracht hat, ist der Hohn schlechthin.



    Auf einen Rücktritt können wir natürlich nicht hoffen.



    Auf die nächste Bundestagswahl können wir aber gespannt sein.

    • @Lebenslauf:

      Danke für Ihre offen prorussischen Ansichten, das absichtlichem Missverstehen des Artikels und das plumpe Verdrehen eines Begriffes wie "antidemokratisch". Resümee: Schlechtes Troll-Handwerk!

    • @Lebenslauf:

      Schauen Sie sich doch in diesem wie in anderen Foren, zB Spiegel, um. Baerbock ist die Ikone der "Mitte". Und wird es bleiben.