Proteste gegen Lithiumabbau in Serbien: Die Schattenseiten des E-Autos
Mit dem Rohstoff Lithium muss sparsamer umgegangen werden als bisher. Die Gigantomanie bei E-SUVs mit 700 Kilogramm Batteriemasse ist inakzeptabel.
E lektroauto: gut. Verbrenner: böse. Dass die Welt nicht so schwarz-weiß ist, zeigen pointiert die Proteste in Serbien gegen den dortigen Lithiumabbau. Der Wunsch der EU und vor allem Deutschlands war entscheidend für die serbische Regierung, die Förderung freizugeben. Deutschlands Bestreben ist offensichtlich: Die Bundesregierung braucht das Lithium für die Verkehrswende.
Genau wegen dieser Mitverantwortung Deutschlands für die Widerstände in Serbien ist es an der Zeit, einen Moment innezuhalten. Denn hier zeigt sich, wie sehr sich das hehre Umweltziel, alle Autos in Zukunft elektrisch anzutreiben, und der hehre Grundsatz, regionale Umweltinteressen zu respektieren, widersprechen können.
Natürlich gibt es in Gesellschaften allenthalben Interessenkonflikte, und stets liegt die Kunst darin, Kompromisse zu finden. In diesem Fall gehört dazu vor allem ein Schritt: Wir müssen davon ablassen, das Elektroauto in jeder denkbaren Form als die ultimative Wohltat für die Menschheit zu verklären – und ehrlich auch seine Schattenseiten anerkennen.
Umweltziele versus Umweltschäden
Einerseits sind Elektroautos eine faszinierende Technik, zumindest dann, wenn die Batterien am Mittag mit Solarstrom geladen werden. E-Fahrzeuge sind leise, abgasfrei, zudem angenehm zu fahren – insofern alles bestens. Andererseits aber verursacht die Lithiumgewinnung oft Umweltschäden – sei es in Serbien, Bolivien oder anderen Ländern. Absenkung und Verunreinigung von Grundwasser gehören zu den Themen.
Da Deutschland trotz aller Konsequenzen der Lithiumgewinnung die neue Mobilität voranbringen will, bleibt nur eine Konsequenz: sparsam mit dem wertvollen Rohstoff umgehen. Aber genau daran hapert es.
Die Verkehrswende ist längst ins Absurde abgedriftet: Wenn SUVs fast 700 Kilogramm Batteriemasse mit sich führen, ist das eine Pervertierung eines einst klugen Gedankens. All jene, die sich von E-Autos eine neue Mobilität erhofften, muss das erschaudern lassen – zumal jetzt, wo sich zeigt, wie unsere Gigantomanie in anderen Ländern innenpolitische Konflikte anheizt.
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