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Progressive Verkehrspolitik scheitertDas Hannover-Desaster

Gereon Asmuth
Kommentar von Gereon Asmuth

Hannover wird nicht autofrei. Ist das schlimm? Ja, denn es steht für das Scheitern sämtlicher Ansätze für eine progressive Verkehrs- und Klimapolitik.

Verkehrschaos in der Hannoveraner Innenstadt Foto: localpic/imago

I n Hannover hat die SPD den Grünen die Unterstützung aufgekündigt. Der grüne Oberbürgermeister Belit Onay kann zwar im Amt bleiben. Für seinen Plan, die Autostadt in eine zukunftsangemesse autofreie City zu verwandeln, hat er aber keine Mehrheit mehr.

Ja nun, wen interessiert schon Hannover? Aber es geht um mehr. Das Hannover-Desaster ist nur ein Zeichen unter vielen für das Scheitern nahezu sämtlicher Ansätze für eine progressive Verkehrs- und Klimapolitik.

Kein Wunder. Die CDU kann Verkehr nur denken, wenn sie hinter einer Windschutzscheibe sitzt. Die FDP glaubt, dass Freiheit erst ab 130 Stundenkilometern existiert. Die AfD …, ach herrje, die AfD. Und die SPD? Die versteht sich im Zweifel immer noch als Vertretung des malochenden Kfz-Mechanikers, nicht nur, aber erst recht in der Hauptstadt des autobaufinanzierten Bundeslandes Niedersachsen.

Das Schlimme daran: All diese Parteien machen das ja nicht einfach so. Sie verweisen auf den Willen der Wähler:innen. Zu Recht, denn der spricht Bände. Als im Frühjahr die Ber­li­ne­r:in­nen für eine klimaneutrale Hauptstadt schon 2035 votieren konnten, stürmten sie die Wahllokale, um mit Nein zu stimmen. Als sie kurz vorher ihre Abgeordnetenhauswahl wiederholen durften, lenkten sie stark nach rechts, weil es offenbar nichts Wichtigeres gibt als eine autofrei-freie Friedrichstraße. Und wenn Robert Habeck die CO2-schleudernde Heizrepublik zukunftsfest dimmen will, steht er kurz vor einer Revolution.

Sind progressive Konzepte in einer Demokratie also per se zum Scheitern verurteilt? Nein! Denn verantwortungsvolle Politik bedeutet auch, die Menschen zu informieren. Das unbedingt Notwendige durchzusetzen. Dazu aber gehören nicht nur Visionen, sondern Mut. Die große SPD-CDU-FPD-Koalition der Zukunftsverweigerer aber hat nichts zu bieten als populistische Ignoranz. Die erhält nicht nur die innenstädtischen Highways in Hannover, sie steuert letztlich auch die Autorepublik Deutschlands gegen die Wand. Garantiert ohne Tempolimit. Na danke.

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Gereon Asmuth
Ressortleiter taz-Regie
Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Bluesky:@gereonas.bsky.social Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de ex-Twitter: @gereonas Foto: Anke Phoebe Peters
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116 Kommentare

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  • Könnte eventuell die Ursache der Kaufhof-Pleite sein, dass es den potentiellen Kunden immer schwerer gemacht wird, ihr Geld ins Kaufhaus zu tragen?

    1. verkehrsberuhigte Innenstädte



    2. teure Parkhäuser



    3. kostenpflichtige Toiletten

    Das ganze garnieren wir nun noch mit mittelmäßiger Beratung, schon haben wir keinen Grund mehr, dorthin zu fahren.



    Als Landei bin ich nicht bereit, für den Einkauf mehrere Stunden in den Öffis zu sitzen, wenn ich das Ganze mit dem Auto in 20min pro Strecke schaffe.



    50EUR Ticket sehe ich als eine Verhöhnung der Landbevölkerung an - letztlich hilft es nur denen, die auch Zugang haben.



    Von daher - riegelt die Städte ruhig ab, erfreut euch daran, aber dann lasst uns auch dafür die ländlichen Badeseen und Wälder. Die Läden könnt ihr - Jeff Bezos sei dank - gerne behalten.

    • @Phönix24:

      [,,,]Als Landei bin ich nicht bereit, für den Einkauf mehrere Stunden in den Öffis zu sitzen, wenn ich das Ganze mit dem Auto in 20min pro Strecke schaffe.[...]

      Im Oberzentrum hier in der Region benötige ich nach den 20 Minuten erstmal bis zu ner 3/4 Stunde (worst Case), bis ich geparkt habe. Sowas gibts bei Ihnen nicht?

    • @Phönix24:

      Ich erinnere aber mal daran, dass die Städte schon seit Jahrzehnten veröden. Liegt u.A. daran, dass auf der grünen Wiese weit draußen Einkaufszentren wie Pilze aus dem Boden schossen. Und Autofahren war billig, also setzte sich die Mehrheit bereitwillig hinters Lenkrad. Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel galt zwischenzeitlich sogar mal als Armutszeugnis, und man wurde schief bzw. verächtlich angesehen, wenn man an einer Haltestelle stand. Autofahren wird natürlich immer teurer, und warum? Weil es unheimlich viel Resourcen verschlingt.

      Und was ist nun wichtig?

      z.B.:



      - Versorgungsmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe, auch auf dem Lande, sodass nicht jeder Weg zwangsläufig mit dem Auto zurückgelegt werden muss. Das Schließen diverser Läden auf dem Lande ist auch durch die dortigen Bewohner forciert worden, da diese lieber die Einkaufszentren auf der grünen Wiese bevorzugten. In Summe billiger ist es damit aber nicht geworden, da zum Einkaufswert auch noch die Kosten für die Autonutzung hinzugezählt werden müssen, und sich Viele sogar noch Zweitwagen zulegten.



      - keine weiteren Gewerbeansiedlungen weit draußen auf der grünen Wiese, wo wieder zwangsläufig mit dem Auto hingefahren werden muss.



      - Mehr ÖV auch auf dem Lande, u.A. mit flexiblen Bedienformen und viel mehr P+R-Punkten, z.B. in Gegenden mit sehr dünner Besiedlung. Der ÖV sollte nicht zum Ziel haben, alle direkt vor der Haustür abhzuholen. Auch Wege zu Fuß sind zuzumuten. Auch hier in der Großstadt gehe ich oft zu Fuß, weil es oft genug mit ÖV zu umständlich wäre.

      Ich halte übrigens nichts von der Idee einer autofreien Stadt, da dies, so wie es dann immer diskutiert wird, völlig an der Realität vorbei führt. Das große Ziel muss sein, den massenhaften motorisierten Individualverkehr stark zurückzufahren. Wie gesagt, die Welt wie sie jetzt ist, ist letztlich selbsgemacht. Aber den eigenen Trott zu verlassen, ist bekanntermaßen leichter gesagt als getan. Manchmal ist es aber notwendig.

  • Ein paar Gedanken zu allgemeinen Ursachen der Negation der Krisen und des Handlungsbedarfes, die wohl auch in obig erwähnte Entscheidung hineinspielen:



    Der Gegenwind speist sich aus System- und Lebensweiseprägung und menschlichen Unzulänglichkeiten, wobei ich erstere als einflussreicher sehe.



    Das System ...



    ... fördert die Fokussierung der Menschen auf sich selbst und entkoppelt ihre Beziehungen zu Mitmenschen und Natur.



    ... fördert kurzfristiges Profitstreben.



    ... predigt Fortschritt und Wachstum, was viele Menschen bereitwillig glauben.



    ... hat fatalerweise das menschliche Ideal der Ausbeutung der Natur wie auch die Illusion der Beherrschung der Natur durchgesetzt.



    Viele Menschen können sich exponentielle Entwicklungen (bspw. Klimaerhitzung, Infektionsverbreitung) wie auch komplex-abstrakte Vorgänge (Nahrungsnetze und Beziehungen/Abhängigkeiten zwischen Spezies, globale Ausmaße, Zusammenhänge zwischen eigenem Handeln und Folgen) kaum vorstellen.



    Der Mensch ist nicht bloß rational sondern geprägt von Bequemlichkeit, Gewohnheit, Ignoranz usw.. Letzteres wäre nicht unbedingt dramatisch, wenn es in Grenzen, dann und wann vorkäme. Es ist allerdings "nur" "unglücklich", wenn er u.a. anhand derer seine Lebensgrundlagen vernichtete und ließe ihn als dumm erscheinen, wenn es denn dazu käme. Aus seiner Verantwortung für sein eigenes Handeln wird ihn das alles Aufgezählte jedoch nicht entlassen. Letztlich ist Wirtschaft, Kultur usw. menschengemacht und hätte der Mensch auch verändern können bzw. kann er dies ja auch theoretisch weiterhin - fragt sich nur mit welchem Effekt.

  • "Transformation" definiert Wikipedia als den "Vorgang der grundlegenden Veränderung eines politischen Systems und gegebenenfalls auch der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ordnung." Und an einem derart umfassenden Wandel hat eine (sehr deutlich) überwiegende Mehrheit der Gesellschaft kein Interesse. Ein Großteil dieser Mehrheit lehnt (bedingt notwendige!) Veränderungen zwar nicht ab, erwartet dafür jedoch pragmatische Lösungen, die eine gleitende Anpassung ermöglichen.

    Mit anderen Worten: Wenn das Haus sarniert werden muss, damit es nicht irgendwann unbewohnbar wird, dann erkennen die meisten Menschen keinen Bedarf für einen futuristischen (visionären) Umbau, sondern lediglich für Sarnierungsmaßnahmen, die es zudem so auszuführen gilt, dass das Haus nicht bereits dabei und dadurch unbewohnbar wird.

    Auf den Verkehr bezogen: Die meisten Menschen haben nicht grundsätzlich etwas gegen eine Antriebswende und auch nichts gegen sinnvolle, weil dann auch tatsächlich (freiwillig) genutzte Verbesserungen im Bereich ÖV und Radverkehr. Aber sie teilen nicht die Visionen von einer Welt ohne motorisierten Individualverkehr.

  • Naja, nach der neusten Forsa Umfrage liegt die SPD bei 14 %, die Grünen bleiben konstant bei 15%, obwohl medial ihr Niedergang herbeigeredet wird, indem man sie immer mit dem Hype vor Baerbocks Fehler verglichen wird. Interessant im Podcast:Lage der Nation mit einem Gespräch mit Klimaunion-Chef Heilmann, sehr besonnen, erzählt ehrlich von 4€ Benzinkosten bei CO2Bepreisung und Klimageld. Es gibt also auch dort Fortschrittliche ohne Marktschreier wie Merz u Linnemann.



    Wie sieht die Friedrichstraße jetzt aus ? Was sagen die Cafés u Geschäfte?

    • @Dr.med. Heinz de Moll:

      Die 15% für die Grünen bei Wahlen mögen stabil sein, aber das ist ja nur die halbe Wahrheit. Der Niedergang zeigt sich vor allem in den Koalitionsmöglichkeiten.



      Vor ein paar Jahren wollte fast jeder mit den Grünen koalieren. Heute will das kaum noch eine Partei oder Landesverband mehr. selbst die SPD geht spürbar auf Distanz.



      Für die Grünen scheint in naher Zukunft weder auf Bundes noch Landesebene eine neue Regierungsbeteiligung möglich.



      Auch in den Städten knirscht es, wie hier in Hannover.

      Der Niedergang ist schon Spürbar und Messbar, auch wenn er sich nicht bei den stammwählern zeigt.

  • Pathetisch gesagt: unsere Zivilisation MUSS sterben, damit die Menschheit überleben kann. Transformation ist mit dem Homo Konsumens nicht zu machen.

  • SPD

    Was man aus den Koalitionen der Grünen mit der Sd lernen kann ist, dass die SPD es wunderbar geschaft hat sich irgendwie auch als "grüne" Partei darzustellen und immer die erste Wahl als Koalitionspartner der Grünen ist.

    Wenn es aber eng wird, dann duckt sich die SPD und spielt sich dich wieder auf als Vertreter des Auto-fahrenden Volks.

    Die Grünen müssen sich von dieser Fehlinterpretation der SPD verabschieden. Vielleicht ist ja mit der CDU mehr drinne? Insbesondere auch dann, wenn nicht auch noch ein dritter Koalitionspartner mit durchgefüttert werden muss.

    • @Rudolf Fissner:

      "Vielleicht ist ja mit der CDU mehr drinne?"

      Sie meinen die CDU, die die Grünen als Haupt-Gegner sieht? Die gerade alles nachplappert, was die AfD in den letzten Jahren vorgeplappert hat?



      Die CDU, die engstens mit den Konzernen der fossilen Energien verbandelt ist und alles sabotiert, dass D irgendwie im Kontext Klima weiterhelfen könnte?

      taz.de/Die-Klimasa...er-Union/!5937181/

      IMHO ist eine Koalition der Grünen mit der Union bei der aktuellen CDU-Führung vollkommen ausgeschlossen. Man muss Merz und / oder Linnemann nur zuhören. Das ist in Gänze ein Rückfall vor die Zeit des Bimbeskanzlers.

      • @Kaboom:

        "Haupt-Gegner"

        ... bedeutet nichts weniger, als dass um die gleichen Wählergruppen gestritten wird. Also ja, da kann man dann ach koalieren.

        "Die CDU, die engstens mit den Konzernen der fossilen Energien verbandelt ist"

        ... DEN Nachweis müssen Sie erst noch erbringen. Die CDU ist genausowenig/viel mit Energiererzeugern verbandelt wie Habeck/die Grünen mit der Frackinggasindustrie. Habeck führt den Kurs der Groko fort, Gas als Brückentechnoligie zu verwenden. Und die Sbstände von WKAs sind auch unter Habeck nicht geschliffen word. Da geht genauso viel oder vielleicht mehr wie mit der SPD in Hannvet. Verkehrspolitisch, siehe Münster,sieht rs bei der CDU imho sogar besser aus.

        • @Rudolf Fissner:

          "... bedeutet nichts weniger, als dass um die gleichen Wählergruppen gestritten wird. "

          Was "Haupt-Gegner" bedeutet, weiß jeder. Das ist die Partei, die man am intensivsten bekämpft, weil sie am weitesten von den eigenen Ansichten entfernt ist. Spannend, dass dies für Merz nicht die AfD ist. Obwohl .... guckt man sich die von Merz getriggerte Entwicklung der CDU an, ist das auch wieder nicht so überraschend.



          Achja, die These, dass die CDU mit den Grünen um die gleichen Wählergruppen konkurriert, ist - gelinde gesagt - ziemlich abenteuerlich.

          " verbandelt wie Habeck/die Grünen mit der Frackinggasindustrie."

          Die Grünen sind NULL mit der Frackinggas-Industrie verbandelt.

    • @Rudolf Fissner:

      »wenn nicht auch noch ein dritter Koalitionspartner mit durchgefüttert werden muss.« und Puff zerplatzt die Seifenblase, auf der ihr Traum basiert.

      Eine Koalition mit der CDU auf Bundesebene ohne deren verkommene wie korrupte Verwandtschaft aus Südostdeutschland wäre zwar eine interessante Vorstellung, scheitert aber leider an der krachledernen Trachtengruppe.

      Wenn eines die Merkel-Zeit gelehrt hat, dann doch, dass eine GroKo immer auch eine Dreier-Koalition war und ist.

    • @Rudolf Fissner:

      Dafür reichen die Mehrheiten meist nicht, in Hannover nicht, in Niedersachsen nicht und in Deutschland auch nicht, in Europa erst recht nicht. Wir reden hier schließlich nicht über moderne, innovative Gemeinwesen wie Schleswig-Holstein ... In Hessen (und NRW) hat es mit dem Durchsetzen für die Grünen ja nicht so geklappt, sondern eher mit dem Kleinmachen wie bei den Roten.

      • @Zangler:

        Das mag sein. Auf jeden Fall müssen die Grünen gegenüber der SPD mehr Biss zeigen. Es muss deutlich werden, dass man nicht die SPD wählen kann, weil Klima-, Umwelt-, Natur- und Artenschutz dort genauso gut aufgehoben seien wie bei den Grünen.

  • Das Gerede von der Verantwortung gegenüber kommenden Generationen ist doch nicht ernst gemeint und auch nicht ernst zu nehmen. Wie hieß so schön in einer Sparkassenwerbung: Mein Haus, mein Auto, meine Frau, mein Hund, mein Kind. Wir leben nur einmal und das ist jetzt. Also lassen wir es krachen. Nach mir mir die Sintflut, und die kommt vielleicht schneller, als wir glauben.

  • Ich vermisse allerdings, so sehr ich autofreie Städte wünsche, die Unterstützung für bewegungseingeschränkte Bürger. Ich kann nur noch kurze Strecken laufen, habe aber keinen Behinderungsgrad. Ich würde mir Gepäcksammelstellen fürs Einkaufen, Elektro-Shuttles zum fortbewegen und mehr ÖPNV-Haltestellen und schnelleren Takt wünschen. Ohne all dies kann ich nicht mehr in der Innenstadt einkaufen oder diese besuchen. Ich fühle mich bei solchen Konzepten, so toll sie sind, ausgegerenzt.

    • @Wolf Oetke:

      Genau das soll die Mobilitätswende ja bereitstellen. Nur dafür braucht es Platz.

  • In den letzten Monaten hat sich in Deutschland eine Anti-Klimaschutz-Bewegung formiert, die sich vor allem aus vernunftfeindlichem Verhalten alimentiert. Man will wider besseres Wissen alles so weitermachen wie bisher. Scheißegal, was für Konsequenzen es hat. Diejenigen, die für Veränderungen sind, werden gnadenlos niedergemacht. Für diese Leute (CDU-FDP-SPD) sind die Grünen tatsächlich gefährlicher als die AFD. Eine Fehleinschätzung, die Folgen haben wird.

  • Gute deutsche Tradition: jubelnd in den Untergang. Hatten wir schon mal, und damals hat ja sich angeblich niemand etwas wissen können - oder wollen.

  • Es gab im Winter eine Abstimmung zu Berlin klimaneutral 2030

    "Als im Frühjahr die Ber­li­ne­r:in­nen für eine klimaneutrale Hauptstadt schon 2035 votieren konnten, stürmten sie die Wahllokale, um mit Nein zu stimmen."

    2035 stand nicht zur Abstimmung.

  • Es gab keine Pläne des Bürgermeisters für eine autofreie Innenstadt in Hannover. Es verwendete lediglich diese irreführende Bezeichnung. Es sollten dort wohl rund ein Fünftel der Parkplätze wegfallen, soweit sie dann nicht unerlaubt oder für Ladevorgänge weiterhin genutzt worden wären.

    Das Projektgebiet mit eher geringfügigen Einschränkungen für Autos hätte auch nur den kleinen Innenstadtkern umfasst, die innerstädtischen Wohngebiete wie die Ost- und Südstadt wären außen vor geblieben.

  • Moin, bin aus Hannover, habe kein Auto und erlebe in der Straßenbahn täglich Verspätungen und Ausfälle. Meist zwei kaputte Türen pro Bahn. Die bekommen es nicht mal mehr hin, Ausfälle in der Zeitanzeige am Gleis einzublenden. Da wartet man dann und eine Bahn nach der anderen fällt einfach raus aus der Anzeige wenn sie eben nicht eintrifft. Neulich erlebt wie eine Frau in 40 Minuten Wartezeit beharrlich genug war, sich im Sprechautomaten bis in die Zentrale durch zu beschweren, deren Mitarbeiterin einfach sagte das könne nicht stimmen, dann, wir überprüfen das mal mit Kameras, und siehe da - auf einmal ging es. Die Entschuldigung war, bin allein für 30 Bahnen zuständig.

    So wird das nichts. Die Leute sehen großes Symbolpolitik-Brimborium, irgendwelche "Experimentierräume", während sie täglich durch kollabierende Infrastruktur hasseln müssen, bei entsprechend aggressiver Grundstimmung unter- und zueinander.

    Müsste halt erst das eine, dann das Andere aufgebaut werden.

  • Es ist eben schlimm, wenn Menschen ihre wahren Bedürfnisse offenbar nicht erkennen. Vielleicht sollten die "progressiven Kräfte" sich einfach ein neues Volk wählen.

    • @Hans Hermann Kindervater:

      Bedürfnisse entwickeln sich mit Möglichkeiten.



      Unten vor der Haustür rast der Verkehr vorbei. Ein großer Teil des Einkommens geht für eine Kapitalvernichtungsmaschine names Auto drauf. Das brauche ich aber, um zur Arbeit zu kommen und gelegentlich all dem Lärm und Dreck zu entfliehen.



      In so einer Situation ist es halt schwierig, sich vorzustellen, wie es anders laufen könnte. So entsteht auch kein Bedürfnis.

    • @Hans Hermann Kindervater:

      Machen Sie sich keine Sorgen, in nicht allzu langer Zeit wird Fritze Merz (der aus der "gehobenen Mittelschicht", der einen Hartz-IV-Satz von 132 € "interessant" fand) Kanzler sein, und Adi (oder wie hieß der noch?) Höcke Ministerpräsident in Thüringen.



      Und dann wird garantiert alles besser.

      • @Kaboom:

        Ist das nicht toll, dass wie schnell man übers Stöckchen springt und wie Sie die AfD absurdisch mit der CDU gleichsetzt? Die AfD wird sich bedanken.

        • @Rudolf Fissner:

          "Sie die AfD absurdisch mit der CDU gleichsetzt"

          Tu ich nicht. Beide Vorgänge sind allerdings Symptome des Rechtsrucks der Gesellschaft. Allerdings fällt es mir in den letzten Monaten zunehmend schwer, einen Unterschied zwischen AfD- und CDU-Positionen wahrzunehmen

        • @Rudolf Fissner:

          Solange ein Herr Merz sich in AFD-Sprech übt, liegt das nahe.

    • @Hans Hermann Kindervater:

      Das stimmt. Und ich akzeptiere, dass viele Menschen erstmal eine 3/4 Stunde nach einem Parkplatz suchen wollen, bevor sie einkaufen. Das erhöht die Lebensfreude immens. Besonders in Kombination mit einem alten Diesel, der im Stau vor einem steht.



      Die Leidenschaft, mit der viele Menschen in D diesem Hobby nachgehen, kann man in den nächsten gut 3 Wochen wieder massenhaft bestaunen.

      • @Kaboom:

        Sie werden schon ihre Gründe haben, und die gelten auch weiter, wenn man die Parkplätze noch verknappt oder die Autofahrt in die Innenstadt gleich ganz verbietet. Wir sollten uns jedenfalls einig sein, dass die ÖPNV-Alternative durch eine primär verbotsgestützte "Befreiung" der Innenstadt von Parkplatz suchenden Dieseln nicht wirklich leistungsfähiger wird.

        • @Normalo:

          Viele Innenstädte generieren ihren Umsatz zu über 50% mit Kunden aus dem Umland und die kommen zu großen Teilen mit dem Auto.



          Autobefreite Flaniermeilen sind sicherlich schön, aber gerade für spontan notwendige oder größere Besorgungen für Auswärtige eher ein Hindernis.



          Daher braucht es Konzepte wie man die Leute weiterhin bequem und schnell in die Innenstadt bekommt. Ansonsten wird es sich mit den Innenstädten bald erledigt haben.



          Vergessen darf man auch nicht sonstige ansässige Unternehmen die auch Ansprüche an die verkehrstechnische Erreichbarkeit ihres Standorts haben....oder man akzeptiert, dass auch diese aus der Innenstadt verschwinden.



          Insgesamt eine zwiespältige Situation für die Politik.

        • @Normalo:

          Sicher werden die ihre Gründe haben. Ist aber auch irrelevant. Relevant ist allein, dass sich nichts weiterentwickelt, und nichts bewegt. Dass wir in 5, 50 oder 100 Jahren genauso leben wie im Moment.



          Und ich bin mal sowas von froh, dass das Tempolimit innerorts oder die Gurtpflicht oder das FCKW-Verbot schon existieren. Nichts davon ließe sich heute nämlich mehr durchsetzen.

          • @Kaboom:

            Jetzt übertreiben Sie aber. Es gibt viele Verbote, auch neue, die gut durchsetzbar sind. Aber natürlich hat die Strategie "Fortschritt durch Einengung des Handlungsspielraums der Fortschritts-Unwilligen" ihre inhärenten Grenzen. Irgendwann ist bei Jedem Menschen die Grenze zur gefühlten Gängelung überschritten. Das gilt vor allem, wenn man das Gefühl hat, dass eine Poltikrichtung nur das eine Werzeug KENNT. Denn - das müssen sich unsere Progressiven leider sagen lassen - bis auf Drogenkonsum ist ihre Performance im SCHAFFEN von neuen gesetzlichen Handlungsfreiräumen nicht nur wenig berauschend (harhar) sondern auch sichtbar unambitioniert.

            • @Normalo:

              Wusste gar nicht, dass die CDU da ambitionierter ist.Es sei denn, sie reden von Deregulierung -- aber dafür ist mein Geldbeutel nicht dick genug.



              Und die FDP? Ich sehe die neuen Handlungsfreiräume, die die in der Bundesregierung bisher geschaffen haben, irgendwie nicht. Schon der viel beschworene Bürokratieabbau ist nichts als eine rhetorische Dauerschleife. Herr Lindners Ministerium scheint eher einen Bürokratieaufbau zu betreiben.

              Also bitte nicht vom Dreitagebart blenden lassen.

              • @Libuzzi:

                Gut gemeint ist nicht gut gemacht.

                Ich will keine "ambitionierten" Politiker, deren Politik alle Nase lang vom Verfassungsgericht eingesackt wird und derren Regierungzeit mit Glück gerade mal bis zur nächsten Bundestagswahl anhält wo dann alles wieder zurück gesetzt wird.

  • Demokratien "können" es scheinbar nicht. Rückgratlose Politiker im Bund mit gesellschaftlicher Ignoranz oder Verleugnung. Statt den Ernst der Lage endlich zu kapieren, konzentriert sich jeder auf persönliche Befindlichkeiten.



    Das Klima wird sich darum nicht scheren. Vielleicht kommen viele der "Weiter-so-Enthusiasten" noch richtig in den Genuss der Folgen dessen, was sie heute anrichten.

    • @Woodbine:

      Gegenthese: Der STAATSAPPARAT kriegt es nicht gebacken, eine kosteneffiziente und leistungsfähige ÖPNV-Alternative auf die Beine zu stellen.

      • @Normalo:

        Wozu auch? Nichts kommt gegen das individuelle Fahren im eigenen Pkw an, - vorgewärmter garantierter Sitzplatz, keine nervigen Mitfahrer. Fahren, wann und wie man will. Für sehr viele Mitmenschen ist allein der Gedanke, sich den Platz in einem Fahrzeug mit anderen zu teilen, eine Zumutung. Das wird vom Wähler auch klar kommuniziert, - kein Wunder also, dass der Staat seit Jahren kaum Interesse am ÖPNV zeigt.

        • @Woodbine:

          Autofahren ist Me-Time, durfte ich mir letztens sagen lassen von einer Kollegin.

        • @Woodbine:

          Da ich täglich mit den Öffis zur Arbeit und zurück fahre, hatte ich auch heute das "Vergnügen". Und stimmt: es IST eine Zumutung!

    • @Woodbine:

      Das ist schon so. Doch ich lege den Schwerpunkt mehr auf Bequemlichkeit. Besonders die Bequemlichkeit im Denken ist ein Problem.



      Populistischer Propaganda, irgendwelchen Leugnern oder Lobbyisten hinterhar zu laufen, ist halt bequem. Erschwerend kommen noch gewisse Leidenschaften hinzu: Laute Autos, Holz verbrennen, Flugreisen und so weiter. Da kann man noch so sachlich argumentieren. Es kommt einfach nicht an.

      Daran wird auch der Klimawandel nichts ändern. Populistische Lösungvorschläge gibt es genug. Irgend etwas zwischen Mauern bauen und auf Alien-Technologie warten...

  • Die große SPD-CDU-FPD-Koalition der Zukunftsverweigerer... hier haben wir nicht nur einen Tippfehler, in dieser Liste fehlt auch eine Partei.

    • @Rainer Meyer:

      Mindestens.

    • @Rainer Meyer:

      Der Zukunft kann man sich nicht verweigern. Aber vielleicht haben die Menschen andere Vorstellungen/Wünsche oder Erwartungen an die Zukunft als bestimmte Parteien.

  • Elektrofahrzeuge machen gerade im städtischen Verkehr Sinn. Warum man auch mit einem E-Fahrzeug nicht in die Innenstadt fahren können soll erscheint mir widersprüchlich. Wer widersprüchlich argumentiert oder handelt wird vom Wähler nicht ernst genommen.

    • @Nachtsonne:

      Öffentlicher Nahverkehr macht städtebaulich noch mehr Sinn als selbst elektrischer Individualverkehr, weil er praktisch keine Abstellflächen in der Innenstadt benötigt. Der enge Raum dort kann darum viel besser auf Verkehrsflächen für Autos inkl. ÖPNV, Fahrräder und Fußgänger sowie Aufenthaltsflächen (kommerzielle wie Straßencafés aber nicht ausschließlich) und mehr Begrünung aufgeteilt werden. Gerade auch letzteres ist eine unabdingbare Notwendigkeit in Zeiten des Klimawandels. Darum ist es m.E. schon insgesamt sinnvoll, weniger individuellen Autoverkehr in Innenstädten zu wollen.

    • @Nachtsonne:

      Weil Elektroautos genauso laut sind, genauso viel Platz verbrauchen,fast genauso viel Feinstaub produzieren, genauso gefährlich für den Fuß und Radverkehr sind.

      • @fmraaynk:

        Man könnte auch die Fahrzeug Größe beschränken, schonmal daran gedacht? Was führ Elektroautos fahren Sie eigentlich die so laut wie Verbrenner sind?

        • @Abraham Abrahamovic:

          E-Mobile Sind nur bei sehr geringen Geschwindigkeiten wirklich signifikant leiser als gewöhnliche Verbrenner. Denn oberhalb dieser sind das lauteste am Auto die Abrollgeräusche der Reifen, die unabhängig von der Antriebsart entstehen.

  • Die Mitglieder der kommune möchte ich an die Einführung des Deutschland Tickets erinnern.



    Das ist in der Ampel mit SPD und einem FDP Verkehrsminister entstanden.



    Die Meisten scheinen bei Ihrer Argumentation diese Tatsache zu vergessen.



    Das Deutschlandticket ist die größte Reform des deutschen öffentlichen Verkehrs.



    Für 50 Euro konnte man/frau vor 20 Jahren gerade mal das Bahnticket um 25% reduzieren. Für den Nahverkehr galt das natürlich nicht.



    Die Statements zeigen wieder mal unseren größten Erfolg: Jammerlappenweltmeister!

    • @Philippo1000:

      Das DE-Ticket wird alsbald auf einen Preis erhöht werden, bei dem es für Gelegenheitsfahrer uninteressant wird.

      Und bei denen, die ohnehin schon die meisten täglichen Wege im ÖPNV zurücklegten, bringt es Kostenersparnisse, aber kaum einen Wechsel des Verkehrsmittels.

    • @Philippo1000:

      Es bleibt abzuwarten, welche Effekte diese Pauschalsystem auf die einzelnen Netzbetreiber und Eisenbahnverkehrsunternehmen langfristig haben wird.



      So gut und so revolutionär dieses System für den einzelnen Nutzer ist, bringt es für die Erbringer der Leistungen doch eine erkleckliche Anzahl an Problemen und Herausforderungen auf die lange Sicht gesehen mit sich.



      Und als ob das nicht schon genug Probleme sind, hängt deren Lösung in der Zukunft eben auch von zukünftigen Regierungen und Koalition in Land und Bund ab.



      Also - man wird sehen.

    • @Philippo1000:

      Aber das Ticket steht wieder zur Disposition. Und wer stellt es in Frage? Die FDP, die Herbert Wehner mal so treffend als frei schwebende Arschlöcher bezeichnet hat.

      • @Matt Gekachelt:

        Nichts ist so bequem, wie ein Feindbild, dass man/frau für Alles Schlechte verantwortlich machen kann.



        In den letzten Jahren hat sich die Finanzierung über Steuergelder deutlich zugunsten der Länder verschoben.



        Der Bund machte in den letzten Jahren erhebliche Schulden, die Länder fuhren Gewinne ein.



        Warum sind die Länder plötzlich nicht mehr für den Nahverkehr zuständig?



        Neben einer Beteiligung des Bundes am Deutschlandticket wurden auch die jährlichen Bundeszuschüsse zur Infrastruktur des ÖPNV erhöht.



        Jetzt wollen die Ministerpräsidenten aber wieder, dass der Bund zahlt. Das muss sich ändern und JedEr seinen Teil der Verantwortung übernehmen.



        P.s.: es ist schön, dass Sie sich an Herbert Wehner erinnern, allerdings dürften Diejenigen, die er meinte, so wie er, schon länger in den ewigen Jagdgründen weilen.

  • Der Artikel erinnert mich an einen ehemaligen Vorgesetzten. Wenn der eine Idee nicht durchsetzen konnte, dann hat der auch immer gesagt "Das müssen wir wohl nochmal klarer kommunizieren!".



    Dem Mann kam schlicht nicht in den Sinn, dass etwas anderes als die Kommunikations- und Verkaufsstrategie ursächlich für die Ablehnung seines Gedankenguts sein könnte.

    Was die Grünen und das progressive Lager im Ganzen angeht: Die werden lernen müssen zu priorisieren und unpopuläre Projekte (also quasi 90%^^) hintenan zu stellen, alles andere ist Wahlkampf für die AfD.

    • @Julius Anderson:

      Also die AfD kopieren? Super ldee!

      • @Matt Gekachelt:

        Das ist doch total verkürzt dargestellt. Neben den Grünen wird diese Politik von keiner Partei getragen.

    • @Julius Anderson:

      Hieße das nicht, dass Politik immer nur die populären und ja: populistischen Projekte umsetzen könnte, selbst wenn diese nicht die notwendigen Weichenstellungen für die Zukunft enthalten? „Hintanstellen“ in einer Demokratie mit regelmäßigen Wahlen bedeutet ja nichts anderes als frühestens an St. Nimmerlein. Genau das ist aber doch auch das Problem z.B. beim Klimaschutz: Das unpopuläre wurde so lange liegengelassen, bis die Umsetzung schmerzhaft wird.

  • 8G
    81283 (Profil gelöscht)

    Leute, falls wir eine bessere Klimapolitik haben wollen, müssen wir auf die Straße gehen. Wir müssen sichtbarer werden.

    Falls wir eine humanere Asylpolitik wollen, müssen wir auf die Strasse gehen. Niemand von Cdu, Spd oder Fdp wird freiwillig nur einen Millimeter weichen.

    Es bringt auch nichts, in einem Anflug von Dummheit die Grünen dafür verantwortlich zu machen, dass diese Gesellschaft alle Stoppschilder mit 185 km/h umfährt.

    Und es bringt auch nichts, sich auf Teenager zu verlassen, die Dreadlocks als Hauptfeind No 1 ansehen und unlustige Plüschtiere in die Kamera halten.

    Wir - Du, ich, wir alle - müssen sichtbar und laut werden. Das bringt in Kommentaren wenig. Raus auf die Strasse. Demonstrieren!

    Also kämpft für eure Meinung und für eure Welt.

    • @81283 (Profil gelöscht):

      Auf die Straße gehen hat eine Wirkung, die ist aber begrenzt. Und ich behaupte mal: Die Wirkmacht wird durch den gegenwärtigen Aktivismus immer weiter verschlissen.

      Für das Klima auf die Straße gehen ist wohlfeil. Dem Anliegen ist nämlich ohnehin eine deutliche Mehrheit der Deutschen zugeneigt. Hapern tut es an den Maßnahmen und dazu herrscht i.d.R. entweder Schweigen oder es wird Symbolträchtiges ohne relevantes CO2-Einsparpotenzial vorgeschlagen.



      Weite Teile der Medien haben sich dazu entschlossen einfach kategorisch zu jubeln, wenn jemand sagt er will was fürs Klima tun. Weite Teile der Leserschaft fühlen sich davon nur noch auf den Arm genommen, da der Informationswert entsprechender Beiträge bei Null liegt.

      Für eine "humanere Asylpolitik" auf die Straße gehen ist hingegen eine echte Herausforderung. Denn in den Köpfen vieler Menschen steht diese im direkten Widerspruch zur Stabilität unserer Sozialsystems. Entsprechend kommt sich die Humanität gegenüber den eigenen Nachkommen und unbekannter Asylbewerbern ins Gehege, mit absehbarem Ausgang. Wie man daran durch Protest etwas ändern will ist mir ein Rätsel.

      Insgesamt ist zudem auch vielen Politikern klar geworden, dass große Proteste nicht gleichzusetzen sind mit Mehrheiten in der Bevölkerung. Protestieren tun nur ganz bestimmte Milieus, die Mehrheit der Wähler haben noch nie an einer Demonstration teilgenommen.

    • @81283 (Profil gelöscht):

      Es gibt sie doch, die Demonstrierenden. Es sind halt nur zu wenige. Die meisten können sich einfach nicht vorstellen, dass Klimabewusstsein Not tut. Die Auswirkungen sommers mit Sauhitze sind zu gering - "geht man halt ins Schwimmbad". Die extremen Auswirkungen bis hin zu drohender Unbewohnbarkeit sind anderswo, von denen "hört" man nur, oder liest. Ahrtal betraf zu wenige. Wirklich in Existenznot kommen vielleicht die, die heute noch mini sind. Und die haben heut noch keine Lobby.

  • "Kein Wunder. Die CDU kann Verkehr nur denken, wenn sie hinter einer Windschutzscheibe sitzt."

    Die SPD genauso - sie tut nur anders, gerne in Wahlkampfzeiten (Klimakanzler).



    In Wirklichkeit gleicht die selbsternannte InfrastrukturPartei jedoch bis auf Marginalien den anderen lebenden Groko-Fossilianten. Nun zeigt sie es endlich auch - Berlin / Hannover / etc...

    Wunderschöne Karikatur von Guido Kühn dazu



    tinyurl.com/35wv2dyp

  • Ohne massiven Ausbau des ÖPNV wird das nie gelingen. Und wie soll das bei diesem Fachkräftemangel gelingen? Und dann noch das Geld. Bei uns wurde gerade der Haushalt verabschiedet. Weniger Einsparungen im Sozial- und Kulturbereich. Dagegen massiven Kürzungen für die städtischen Gesellschaften. Für den Nahverkehr heißt das: Statt 40 Millionen gibt's künftig nur 20 Millionen. Die Folge: Verbindungen werden gestrichen.



    Es lebe das Auto!

  • Und alle sagen sie: Beim Klimaschutz spielt Deutschland mit seinen 2,x % ja kaum eine Rolle. Soll doch China erstmal usw. ...



    Ich hoffe mittlerweile, dass Deutschland beim Klimaschutz tatsächlich keine Rolle mehr spielen wird, und ich glaube auch langsam daran - wirtschaftlich nämlich werden wir in allzu naher Zukunft die Verzwergung vollendet haben. Mit unserer Transformations-Totalverweigerung gehen wir gerade freiwillig durch zum letzten Wagen und lassen uns abhängen. Und für die Welt kann man nur hoffen, dass unsere Wirtschaftsleistung dann so einbricht, dass die Kohle-, Öl- und Autoverliebtheit dieses Volkes tatsächlich keine Rolle mehr spielt.



    Für meine Kinder hätte ich mir etwas anderes gewünscht. Aber lieber eine Welt ohne die Industrienation Deutschland als eine Welt mit einem CO2-Fußabdruck wie die Industrienation Deutschland - gerade für meine Kinder. Müssen sie halt Fremdsprachen lernen, auswandern, oder hier den Laden von hinten aufrollen.

    • @Annette Thomas:

      "Mit unserer Transformations-Totalverweigerung gehen wir gerade freiwillig durch zum letzten Wagen und lassen uns abhängen."



      Großartiger Satz, kommt ins Poesiealbum!



      Auf den wirtschaftlichen Niedergang D's zu hoffen, kann allerdings ganz ganz böse enden . .

    • @Annette Thomas:

      Die Chinesen haben mittlerweile den gleichen CO2 Fußabdruck wie die Deutschen.



      Wir sind 80 Mio, die Chinesen 1,4 Milliarden.



      Es ist einfach eine Tatsache, dass wir da weniger bedeutend sind.

    • @Annette Thomas:

      Ha, ha, ha ... früh festgestellt. Ich bin schon seit 22 Jahren auf und davon.

  • Progressive Verkehrspolitik sehe ich als Fußgänger mit Netzkarte nur als aggressive Radfahrer.



    Anderthalb Meter Abstand?



    Aber dann kann ich hier doch gar nicht überholen.



    Du darfst hier überhaupt nicht fahren.



    Radwege....



    Soll ich warten bis dir die Radwege schön genug sind?

    • @Wes:

      Als Radfahrer erlebe ich es immer wieder, dass die Fußgänger den Radweg genauso selbstverständlich mitbenutzen wie den Bürgersteig.



      Ansonsten: Kinder lernen, dass sie auf dem Gehweg radfahren sollen. Das bleibt halt haften. Dass die Fahrbahn (wenn es keinen Radweg gibt) genauso für Radfahrer wie für Autofahrer vorgesehen ist, bleibt vielen leider fremd.



      Nur kurz nachgefragt: Anderthalb Meter Abstand zwischen Fußgänger und Radfahrer? Wo ist das vorgeschrieben? Und kann es sein, dass Sie Radfahrer schon deswegen als aggressiv einordnen, weil sich schnell fahren? Vielleicht sind sie rücksichtslos, aber das ist nicht dasselbe wie aggressiv. Selbst wenn Sie sich davon bedroht fühlen.

      • @Francesco:

        StVO-----Kraftfahrer, die einen Fußgänger, Radfahrer oder E-Scooter-Fahrer überholen, müssen innerorts einen Abstand von mindestens 1,5 m und außerorts von 2 m einhalten. Beim Überholen anderer Verkehrsteilnehmer schreibt § 5 Abs. 4 StVO lediglich einen “ausreichenden Seitenabstand” vor.

      • @Francesco:

        Leute- merkt ihr warum ihr euch grade hier zerfleischt?



        Das Auto ist die Antwort.



        Zu schmale Radwege mit Benutzungszwangsbeschilderung.



        Geteilte Rad- und Fusswege nur damit die Autos ungestört weiterdonnern können.



        "RadfahrerInnen frei" auf Fusswegen die oft nur für Leute gebaut wurden um zum Auto zu latschen.



        Echte BürgerInnensteige sucht man vergebens.

        • @So,so:

          "Das Auto ist die Antwort."

          Nee nee. Rücksicht ist die Antwort.

          Ich wohn an einer Fahrradstraße in Uni-Nähe. Und da erleb ich genau das, was WES schreibt. Die Hälfte fährt auf dem Fußweg und Fußgänger werden im Zweifel aggressiv weggeklingelt.



          Bin ich mit dem Rad in der Stadt unterwegs, hab ich Autofahrer die mich schneiden. Bin ich mit dem Auto auf der Autobahn unterwegs, hab ich aggressive Raser und Drängler.



          Im Verkehr herrscht viel zu oft das Recht des Stärkeren. Und das gilt unanghängig vom Fortbewegungsmittel.

          • @Deep South:

            "Das Auto" war die Antwort auf die Frage davor..

  • Die individuell verfügbare Zeit zum Zurücklegen jener Alltagswege, die der Erschließung (lebens-)notwendiger Ressourcen/Aktivitäten dienen, hat maßgeblichen Einfluss auf die Art und Weise, wie wir uns fortbewegen, denn von den jeweils vorhandenen Mobilitätsoptionen sind letztlich – ausschließlich oder in beliebigen Kombinationen – nur jene nutzbar, mit denen sich alle(!) notwendigen Wege eines Tages zuverlässig innerhalb der dafür verfügbaren Zeit bewältigen lassen. Zwischen ihnen unterwegs sein zu müssen, darf nicht dazu führen, dass notwendige Ressourcen/Aktivitäten (z. B. Schlaf, Erwerbsarbeit, Kinderbetreuung, etc.) nicht (mehr) in ausreichendem Umfang in Anspruch genommen bzw. ausgeübt werden können.

    Geht es um Distanzen von mehr als 10 km in größere Städte hinein oder aus ihnen heraus (typische Pendelstrecken), dann verdoppeln oder verdreifachen sich beim Wechsel vom Auto zum Rad oder zum ÖV (nicht für alle, aber für viele) oft die Wegezeiten. Aus 45 Minuten für 25 km werden dann z. B. 90, hin und zurück aus 90 Minuten 180, also 3 Stunden. Kids in die Kita bringen und wieder abholen (4 Wege) muss man vielleicht auch noch, manchmal auch Einkaufen oder zum Arzt. Umziehen (näher zum Arbeitsplatz) können sich die meisten Menschen nicht mehr leisten. Und das wird auch noch lange so bleiben. Einen angenehmen Arbeitsplatz tauscht (sofern es überhaupt möglich wäre) zudem niemand freiwillig gegen einen unbekannten Arbeitsplatz (näher an der Wohnung) aus.

    Natürlich verbringen Hundertausende nahezu täglich sinnfrei Zeit in Staus. Und natürlich findet man auch Hunderttausende, die sich ausschließlich aus Bequemlichkeit hinter Lenkräder setzen. Die größte Gruppe dürfte aber mit Sicherheit aus jenen bestehen, die nur dann zumutbare tägliche Wegezeiten realisieren können, wenn sie ihre Wege (zumindest einen Teil davon) mit Autos zurücklegen.

    Wer "Verkehr denkt" sollte nicht unbedingt durch die Windschutzscheibe schauen, sondern eher auf die Wegezeiten.

    • @Al Dente:

      Denkt man Mobilität als die Anzahl der Ziele, die man von einem Ort A in einer bestimmten Zeit erreichen kann, dann geht die Geschwindigkeit des Verkehrsmittels sogar im Quadrat in die Rechnung ein.

      Brauche ich mit dem ÖPNV doppelt so viel Zeit wie mit dem Auto, dann ist mein Aktionsradius mit ÖPNV halb so groß wie mit dem Auto - und die Anzahl der erreichbaren Ziele verrringert sich auf ein Viertel.

      Oft ist es so, dass der ÖPNV dreimal so lange braucht wie das Auto. Dann sind in der gegebenen Zeit nur noch 10% der Ziele erreichbar.

      Der Verzicht aufs Auto verringert also die Mobilität um 90%, und das nehmen viele Menschen nicht hin.

    • @Al Dente:

      Richtig.



      Mein (Traum)-Arbeitsplatz (feste Stelle!) ist 35km von meinem (Schrott)-Haus entfernt. 25min mit dem Auto, 1h 30min mit Bus/Bahn/Tram (1 Strecke!)



      Wenn ich das Haus verkaufte müsste ich teuer mieten, da ich keine neues Haus kaufen kann. E-Motorrad ginge vielleicht.



      Bis dahin Pflanzenöl im Alt-Diesel (mit DPF und grüner Plakette). Viel home office. Mehr geht nicht. Sorry.

  • Bin ich hier der Einzige, dem auffällt, dass "progressiv" im Verkehrsbereich hier fast immer mit Verboten und Gängelung der Autofahrer*innen, aber nie mit vernünftigen Alternativen einhergeht?

    • @Berliner_Kaepsele:

      Ja, und das ist nach den Jahrzehnten der nahezu unwidersprochenen Förderung des MIV auch bitte nötig.



      Der Platz in der Stadt ist nun nur einmal vorhanden und kann nicht gleichzeitig von mehreren verschiedenen Verkehrsträgern genutzt werden.



      Was ist überhaupt so schlimm daran, dass der motorisierte Individualverkehr nach Jahrzehnten der bedingungslosen Förderung ohne zu hinterfragen nun langsam aber sicher zu den Verlierern in der (Groß-)Stadt gehören?



      Es bleibt ihm doch noch die Domäne auf dem Land.

    • @Berliner_Kaepsele:

      Nö, richtig beobachtet, dieser Aspekt ist aber leider nicht opportun und schon gar nicht zeitgeistfähig.

      • @Flocke:

        Der Zeitgeist ändert sich gerade, sonst wäre dieser Artikel nicht geschrieben worden.

        • @Gorres:

          Ein Artikel, der in der TAZ erscheint, ist sicher nicht repräsentativ für den Zeitgeist ;-)

  • 'Autofreie Stadt bzw. Innenstadt' war in Deutschland seit Jahrzehnten immer negativ besetzt. Man wurde quasi mit dem Auto sozialisiert, und als Jugendlicher gabs für die allermeisten nur ein Ziel, nämlich endlich 18 zu werden, um seine Pappe zu machen, ein Auto zu haben und somit eine suggerierte Freiheit zu erreichen. Ging mir nicht anders. Jetzt ist der Führerschein nicht mehr das erstrebenswerteste Ziel, und der Erwerb eines Autos steht nicht oben auf der Prioritätenliste der 18 bis 25 Jährigen. Ich glaube nämlich, dass der Wunsch nach autofreien Innenstädten viel grösser ist, als die grosse Autokoalition aus SPD/CDU und FDP uns einreden will. Aber leider sind sie nicht in der Lage, diese veränderte Einstellung nicht nur der Jungen aufzugreifen und umzusetzen.

    • 6G
      699549 (Profil gelöscht)
      @Klaus Waldhans:

      Der Eindruck täuscht.

      Junge Menschen fahren so viel Auto wie schon immer. Deutschland ist halt nicht Berlin Prenzelberg.

      taz.de/Junge-Mensc...nd-Autos/!5956466/

    • @Klaus Waldhans:

      Seit den 80er Jahren wurden in deutschen Großstädten Fußgängerzonen eingerichtet.



      Das war und ist sehr positiv besetzt.

  • Jetzt mal ehrlich, dachte irgendjemand, der gesellschaftliche Rechtsruck habe keine Effekte auf andere Bereiche? Herrje, rechte Reaktionäre bestimmen mehr und mehr den gesellschaftlichen Diskurs, und das hat eben Effekte. Und zwar bei JEDEM Thema, das Relevanz für beide politische Lager hat. Diese Leute wollen zurück in die Zeit vor 68, nicht wenige in die Zeit vor 45.



    Nuja, und die Sozen... fühlen offenbar mal wieder, dass der Wind sich dreht.

  • Wie wäre es, den ÖPNV erstmal auszubauen, um das Auto zumindest in der Stadt überflüssig zu machen? Im Moment sieht es eher so aus, man erschwert die Nutzung des privaten PKWs, statts die Alternative ÖPNV zu verbessern. Dass das dann Frust bei den Bürgern erzeugt, ist klar. Und Frust drückt sich dann bei den nächsten Wahlen aus.

    Dass man den ÖPNV besser machen kann, zeigt das Deutschlandticket (aber da ist die Finanzierung über 2024 hinaus auch noch offen).

    • @Offebacher:

      D-ticket ist grundsätzlich gut (Tarifdschungel), aber erzeugt noch keine einzige ÖPNV-Verbesserungen.



      Wenn Stadt und Land (paar Grossstädte ausgenommen) so autozentriert strukturiert sind wie in D, wäre das eine Mammutaufgabe. Ad hoc wird das nicht klappen. Sehe da keine einfache Lösung.

    • @Offebacher:

      Also, hier in Mainz braucht man meiner Meinung nach weder in der Stadt, noch den teilweise etwas entfernteren Stadtteilen schon heute kein Auto.

      Aber auf dem Land fehlt es, und wenn es Busse gibt, werden sie nicht genutzt, weil die Menschen damit aufgewachsen sind, auch für kleinste Strecken das Auto zu nehmen. Meine Mutter ist, so lange sie es konnte, zu Fuß zu ihrer Friseurin und zurück gegangen. Und wurde kopfschüttelnd von den nachbarn beobachtet, wie sie dafür "durchs ganze Dorf" lief.

      Grundsätzlich haben sie dennoch recht. Aber Fahrspuren enger zu machen, Parkgebühren drastisch anzuheben, oder Parkplätze zu streichen geht halt schneller. Diese kurzfristige bequemere Strategie hat es sicher erleichtert, die Grünen und die Umweltbewegung als "Verbotsparteien" darzustellen.

      • @ PeWi:

        Mainz hat Geld, Biontech (mit Firmensitz in der Goldgrube, welch passende Adresse) sei Dank. Offenbach aber ist pleite, hat vor drei Jahren den Busverkehr etwas ausgebaut, dank Bundes- und Landesgeldern neue E-Busse angeschafft un dann bemerkt, dass auch der Betrieb der (fast) geschenkten Busse Geld kostet. Ergebnis: vor anderthalb Jahren wurde der Linienplan wieder eingeschränkt, eine Buslinie ist entfallen, andere ausgedünnt. Immerhin: von meinem Randbezirk in die Innenstadt gibt es Montags bis Samstags ganz gute Verkehrsverbindungen, sodaß ich dafür das Auto nicht brauche. Von einem Randbezirk in den anderen dagegen sieht es schlecht aus, das heisst, erst in die Innenstadt, und dann wieder mit einer anderen Linie raus.



        Mit dem ÖPNV auf dem Lande haben sie recht, der ist abseits der S-Bahntrassen oftmals nicht existent.

        Im übrigen: ich habe seit 20 Jahren ein Jobticket, seit Mai dann umgestellt aufs Deutschlandticket.

    • @Offebacher:

      Wunderbare Beiträge aus der Palette "Typologie der Verhinderungsargumente"!



      GYAKUSOU & OFFEBACHER stimmen für Verzögerungen durch jahrzehntelanges Erarbeiten von Konzepten und erstmal die Alternativen aufbauen.



      GORRES verdreht einfach mal die historische Entwicklung und plädiert offenbar dafür alles beim Alten zu belassen, vielleicht sogar für ein Recht auf Auto & Parkplatz in Steinwurf-Weite im Grundgesetz?



      Öfter mal was Neues! Ober eben nicht...

      • @Ha-Jo:

        Danke für die Erwähnung. Ich verdrehe nicht die historische Entwicklung. Die Vehikel, die uns die Grünen schmackhaft machen wollen, sind exakt dieselben, mit denen wir in den 1950ern unterwegs waren - Fahrrad, Bus, Mofa, Motorrad, Kleinstwagen. Alle träumten damals vom Auto in Gestalt des VW Käfers.

        Und ja, ich will weiterhin in 2 Minuten Zugang zu leistungsfähiger Mobilität haben. Es gibt zwar kein Menschenrecht auf einen Parkplatz, genauso wenig wie auf eine Wohnung in guter Lage, aber ich will das haben, und wähle nur den, der mir das auch ermöglichen will.

        Verkehrswende muss mehr sein als die Leute vom Auto wegzuekeln. Verkehrswende muss bedeuten: zuverlässiger ÖPNV und emissionsfreier MIV. Ansonsten scheitert sie, wie man an den jüngsten Wahlergebnissen sieht.

    • @Offebacher:

      Besuchen Sie Hannover, unser städtischer ÖPNV ist sehr gut. Ob das Deutschlandticket dessen Ausbau in die Peripherie voranzutreiben hilft, wage ich bei der gegenwärtigen Haushaltslage aber zu bezweifeln. Frust erzeugt hier nach meiner Beobachtung vor allem der städtische Parkdruck, anscheinend aber nicht genug, um umzusteigen.

      • @C(h)risP:

        Das kommt darauf an, ob man in Hannover lebt, oder hinein pendelt. Als ich noch die 45 km mit dem Auto gefahren bin, hat es mich ca. 50 Min. gekostet - im Vergleich dazu per S-Bahn und UESTRA wären es aufgrund des fehlenden Ringverkehrs 1:35 h gewesen.



        Nun wohne ich in Hannover und habe letztes Jahr das Auto abgeschafft.

      • @C(h)risP:

        Zum Arbeitsplatz mit Bus, S-Bahn und Tram brauche ich 1h30min.



        Mit dem Auto (fast alles Autobahn) 25min. (Parken beim Arbeitgeber umsonst). Es fehlt eine Ringverbindung in Hannover.(Jetzt 4 (!!) Busse nötig um die Innenstadt zu vermeiden)



        Dann würde es klappen.

    • @Offebacher:

      Der ÖPNV ist sehr gut in Hannover und in der Innenstadt machen eh immer mehr Läden dicht. Ärger macht sie SPD und nicht die Bürger.

      • @Andreas J:

        Die Zuverlässigkeit von Regiobus und teilweise auch der UESTRA hat in den letzten Monaten schon abgenommen.



        Da fallen beispielsweise einfach Busse (ohne Unfall) komplett aus, die zwei Minuten vorher noch in der GVH-App als pünktlich angezeigt wurden. Man hat deshalb die Straßenbahn verlassen und steht dann völlig unnötig zwanzig Minuten in der Kälte, um dann den nächsten Bus zu erwischen. Von der Pünktlichkeit am Zielort ganz zu schweigen.

  • Meine Hypothese dazu: Den informierten Bürger gibt es kaum mehr, da die Themen zu komplex sind, um sie neben Arbeit / Beruf, Familie und Freizeitvergnügen noch schnell mal in der nötigen Tiefe zu durchdringen. Deshalb haben wir ja auch eine repräsentative Demokratie, damit unsere Volksvertreter, die ja die Zeit haben und sich Expertise beschaffen können, gut informierte Entscheidungen treffen könnten. Nun wird man Volksvertreter, wenn man vom Volk gewählt wird. Was muss man tun, um gewählt zu werden? Was wäre ein Ausweg aus diesem Dilemma?

    • @ThomLa:

      Ein möglicher Ausweg wären geloste Bürgerräte, welche ohne vorher die Parteimaschine durchlaufen zu müssen, die Zeit bekommen, sich über Themen umfassend zu informieren und der Regierung vom Volk inspirierte Ratschläge zu geben.



      Eine andere Möglichkeit wären Berufspolitiker, welche eine fundierte Ausbildung durchlaufen, bevor sie sich einer Wahl stellen dürfen. Die dann aber kraft ihrer Ausbildung auf jeden Fall ein Gehalt bekommen, auch wenn sie nicht gewählt werden. (Ich höre schon die Bild aufschreien. Ja, ich weiß, dass das nicht realistisch ist, es geht gerade um Ideenfindung, nicht um Umsetzung)



      Eine weitere Idee wäre, Schulen und Universitäten besser auszustatten und politische Grundbildung auch nach der Ausbildung noch für jeden zugängig zu machen. Bildungsurlaub gibt es übrigens jetzt schon, man müsste ihn wohl noch attraktiver machen, damit er auch genutzt wird. Und nicht nur zum Körbeflechten an der Adria, sondern auch zu ernst gemeinten Fortbildungen.

      • @Herma Huhn:

        Das klingt Alles schön, aber wie kommen Sie darauf, dass

        a) Bürgerräte nicht genauso überwiegend aus bequemen NIMBYs bestehen würden wie die Wählerschaft

        b) IRGENDEINE Ausbildung in der Lage wäre, über das gesamte Betätigungsfeld der Politik hinweg mehr als "gefährliches Halbwissen" zu vermitteln (außerdem würde ein Ausbildungsvorbehalt bewirken, dass effektiv nicht mehr die Wähler sondern die Ausbilder primär bestimmen, wer Politik machen darf)

        c) mehr Bildung bessere Politik macht (keine BT-Fraktion hat einen so hohen Anteil von promovierten Akademiker wie die der AfD...)?

        • @Normalo:

          Bürgerräte sind in dieser Form nicht geeignet. Wer z.B. arbeitet und Familie hat, kann keine Zeit aktiv einbringen, so dass das nur eine selektionierte Klientel (finanziell unabhängig, viel Zeit, bildungs- und politiknah) sich dafür interessieren wird. Im Endeffekt ist das Alles, bloss nicht repräsentativ.

      • @Herma Huhn:

        Es gibt noch eine weitere Möglichkeit: den kommunalen Bürgerentscheid.

        Gerade bei solch einer Frage wie der "autofreien Stadt" wäre es doch am sinnvollsten die Menschen zu fragen, die in ebendieser Stadt leben.

        • @Tom Tailor:

          "Leben" bedeutet aber nicht nur "wohnen". Auch der Pendler, der in der Stadt arbeitet und einkauft, aber außerhalb wohnt, "lebt" in der Stadt.

      • @Herma Huhn:

        Gibt's da nicht schon Stapel von Fachleuten in wie extern(teuer?)...



        ...Wie sagt man so schön:



        "Wenn Dus erklären kannst, hastes auch verstanden!" - was wohl bedeutet: Unsere Politiker hams meist nicht verstanden?



        Oder.



        Sie verstehen es grade schon, aber sitzen in sie direkt betreffneden Ausschüssen und machen (zu) starke "KlientelFörderung" und handeln eher nach "der Lauten" und nicht der Mehrheit.... :-L

    • @ThomLa:

      Es reicht in den meisten Fällen schon, wenn man sich nicht über die sog. "sozialen Medien" "informiert", es gibt genügend seriöse Quellen.

  • Das Auto durch das Fahrrad zu ersetzen ist nicht progressiv. Das ist ein Rückfall in die 50er Jahre.

    Berlin, Bremen, Hessen, Hannover... wir sehen hier, dass die Verkehrswende nur von einer lauten Minderheit unterstützt wird. Die Auto-Zulassungszahlen haben es schon lange gesagt, und jetzt wachen halt die Leute auf. Auch als SPD-Wähler möchte man vor der eigenen Mietwohnung mit dem Opel Corsa parken können. Auch als progressiv denkender Mensch möchte man nicht ständig mit Zugausfällen kämpfen müssen. Auch als Klimaschützer möchte man nicht mehr fürs tägliche Leben bezahlen, ohne sinnvolle emissionsfreie Alternativen.

    Es setzt sich fort, was seit Berlin zu beobachten ist: Wer zu radikal umsteuert, behält vielleicht die eigene Stammwählerschaft, verliert aber Koalitionspartner.

    • @Gorres:

      Kein SPD-Wähler und auch sonst kaum ein Wähler will einen Opel Corsa irgendwo parken, das ist Teil des Problems. Wie mein Chorkollege so schön beschrieb: In seinem Haus gehört zu jeder der fünf Parteien eine Garage, und in keiner parkt ein Auto, denn alle sind sie zu breit dafür.



      Corsa. Da könnte man ja sogar drübergucken. Ein schöner Traum, das ...



      Und noch was: Klima schützen ohne Mehrkosten geht nicht. Klima schützen heißt nichts anderes als externalisierte Kosten wieder zurückholen. So sieht es aus, und ja, da wählen die Leute lieber AfD als sich dieser Wahrheit zu stellen. Lindner und Merz halten die Räuberleiter dafür, Scholz schiebt am Hintern mit hoch.

    • @Gorres:

      In Hannover soll die Innenstadt autofrei werden und nicht die ganze Stadt. Die Öffis sind hier sehr gut.

      • @Andreas J:

        Nicht mehr. Die SPD ist abgesprungen. Wohl nicht einfach so, sondern aufgrund von Feedback ihrer Wähler.

        • @Gorres:

          Welches Feedback der SPD-Wähler in Hannover? Habe nichts davon mitbekommen das die SPD die Öffentlichkeit oder ihre Wähler um ihre Meinung gefragt hat. Die Innenstadt wurde auch unter der SPD beruhigt. Wird wohl eher was mit verletztem Ego zu tun haben.

          • @Andreas J:

            Wählerfeedback kann auch weniger auffällig geschehen - am Wahlkampfstand, bei Versammlungen, am Telefon.

  • Die Bedingungen in Hannover sind speziell. Herr Onay ist der erste Nicht-SPD-Oberbürgermeister der Stadt seit dem zweiten Weltkrieg, daher sind SPD und Grüne dort beide in einer ungewohnten Lage. Die hannoversche Lokalpresse unkt, das Problem hier sie weniger inhaltlicher Natur als persönlicher Natur, die regierungsverwöhnte SPD habe sich vielmehr auf Dauer nicht Onay unterordnen wollen. Eine weitgehend autofreie "City" (auch als Innenstadt bekannt) wünscht sich die SPD prinzipiell dort auch, aber würde die Entwürfe dafür glaube ich einfach gerne selbst verfassen.

  • Um progressive Konzepte in einer Demokratie umzusetzen, muss man die Wähler aber auch mitnehmen und deren Vertrauen gewinnen. Und dabei versagen die Visionäre reihenweise.

    Allein das Framing "autofreie Stadt" schreckt schon viele ab. Gleiches gilt für überhastete und wenig ausgereifte Konzepte (autofreie Friedrichstraße) -- teilweise hat man auch den Eindruck, dass Politiker das Verkehrskonzept Kopenhagens innerhalb des nächsten Jahres in ihrer Stadt implementieren möchten. Dabei haben solchen Vorreiter Jahrzehnte gebraucht, um auf den heutigen Stand zu kommen.

    • @gyakusou:

      Als das Wort von der Verkehrswende aufkam, verstand man darunter: weniger Autofahren durch besseren ÖPNV, und beschleunigtes Umstellen auf E-Autos.

      Was in meiner Stadt daraus geworden ist: Weiterhin schlechter ÖPNV, absurde Radfahrerförderung, und Druck auf Autofahrer und Anwohner durch Verteuerung und Streichung von Parkplätzen. Das alles garniert mit moralinsaurer Bürgerbeschimpfung und apokalyptischen Drohszenarien.

      Das kommt nicht an. Die Stimmung kippt auch hier.