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Hilflose Debatte nach SolingenDie Frage der Sicherheit

Konrad Litschko
Kommentar von Konrad Litschko

Nach der Tat in Solingen vermitteln politische Forderungen Hilfslosigkeit. Doch nichts hindert die Behörden, islamistische Netzwerke unter Druck zu setzen.

Der mutmaßliche Täter des Messerangriffs von Solingen wird abgeführt Foto: Uli Deck/dpa

A m Ende gab sich die Polizei martialisch. Barfuß und mit Beinfesseln wurde Issa al H. am Sonntagnachmittag aus dem Helikopter in Karlsruhe geführt, die Augen verdeckt, der Oberkörper von vermummten Spezialkräften nach unten gedrückt. Der 26-jährige Syrer wurde mehr zum Haftrichter des Bundesgerichtshofs geschleift, als dass er lief. Die Botschaft: Jetzt wird hart gegen den Terror durchgegriffen.

Stunden zuvor waren die Bilder noch andere. Einen Tag lang konnte die Polizei den Messerangreifer von Solingen nicht fassen, der auf dem Stadtfest drei Menschen erstach und mehrere lebensgefährlich verletzte – trotz Großfahndung. Es waren Stunden der Unsicherheit, das Bild einer hilflosen Polizei. Am Ende stellte sich Issa al H. selbst einer Polizeistreife, seine Kleidung soll noch blutverschmiert gewesen sein.

Inzwischen bekannte sich der IS zu der Tat, nannte den Täter von Solingen „einen Soldaten des Islamischen Staates“, der „aus Rache für die Muslime in Palästina und überall“ gehandelt habe. Ein Video eines Vermummten soll Issa al H. zeigen, der Ende 2022 als Geflüchteter nach Deutschland kam.

Und ab da bleiben vorerst nur Fragen, die unweigerlichen: warum diese Tat? Hätte sie nicht verhindert werden können? Und: Haben die Sicherheitsbehörden die Lage noch im Griff? Fragen, die auch die rabiaten Bilder aus Karlsruhe nicht überdecken können.

Hilflose politische Forderungen

Es sind aber auch politische Forderungen, die jetzt im Raum stehen, die Hilfslosigkeit vermitteln: Messer verbieten, Grenzen dichtmachen, nun auch nach Syrien und Afghanistan abschieben. Es bleibt das Problem, dass schnelle, harte Antworten verlangt werden, wo die zentralen Fragen längst noch nicht geklärt sind. Was war das Motiv? Ab wann verfolgte der Täter seinen Plan? Radikalisierte er sich erst hierzulande oder schon zuvor? Hatte er wirklich Kontakt zum IS? Und wenn ja, war er ein Einzeltäter, der sich erst kurz vor der Tat mit der Terrorgruppe in Verbindung setzte? Oder war er Teil eines Netzwerks, wurde gar mit dem Attentat beauftragt? Wir wissen all dies noch nicht. Aber genau davon hängen die Antworten ab, die jetzt gegeben werden müssen.

Was dagegen klar scheint: Die Sicherheitsbehörden haben es auch in Deutschland wieder mit einem Islamismus zu tun, von dem viele dachten, dass er mit der Niederlage des „Islamischen Staats“ in Syrien und dem Irak 2019 erledigt sei. Nun bekannte sich – erstmals seit dem Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz – wieder der IS zu einer Tat in Deutschland. Auch die Bundesanwaltschaft wirft Issa al H. auch die Mitgliedschaft bei der Terrortruppe vor.

Die islamistische Gefahr war immer da

Tatsächlich war die Gefahr nie gebannt. Auch zuletzt stachelten der IS und andere Islamisten An­hän­ge­r*in­nen zu Terror auf, es gab Terrorpläne und Taten in anderen europäischen Ländern. Immer noch kursiert islamistische Propaganda auf Social-Media-Kanälen. Und noch zuletzt zählten die Sicherheitsbehörden in Deutschland 27.200 Islamisten und 470 Gefährder, denen hierzulande schwerste Gewalttaten zugetraut werden. Wollen wir über Solingen reden, sollten wir darüber reden.

Man kann den Sicherheitsbehörden nicht vorwerfen, sie hätten das Problem nicht kommen sehen. Seit dem 7. Oktober, seit dem wieder aufgeflammten Nahostkrieg, warnte Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang, die Gefahr sei wieder „so hoch wie lange nicht“.

Aber tun die Sicherheitsbehörden auch genug? Offen reden diese über diese Arbeit ja kaum, aber bekannt ist, dass die Behörden nach den 9/11-Anschlägen alles auf die islamistische Gefahr ausrichteten, mit fatalen Folgen für den Blick auf den Rechtsterror. Und dass sie auch nach den islamistischen Angriffen 2016 in Hannover, Ansbach, Würzburg und schließlich auf dem Berliner Breitscheidplatz erneut die entsprechenden Abteilungen weiter stärkten. An Personal mangelt es also nicht.

Und auch nicht an Befugnissen: Die Geheimdienste dürfen Kommunikation mitlesen, Treffpunkte überwachen, Spitzel einsetzen. Tatsächlich wurden zuletzt immer wieder Terrorverdächtige festgenommen, in Castrop-Rauxel, Gera, Essen oder Duisburg. 15 Anschläge wollen die Sicherheitsbehörden nach eigener Auskunft in den vergangenen Jahren verhindert haben.

Das Problem der Sicherheitsbehörden bleibt: Sie müssen Terrorwillige überhaupt erst mal auf dem Schirm haben. Und Issa al H. gehörte nicht dazu: Er fiel vorher nicht mit Straftaten auf, nicht mit politischen Aktivitäten. Dann wird es schwierig, sehr schwierig. Viele der zuletzt Radikalisierten taten dies im Stillen, abseits von Szenetreffpunkten, aufgeputscht von Social-Media-Content. Es waren dann oft noch ausländische Geheimdienste, vornehmlich aus den USA, die den Deutschen halfen und entscheidende Hinweise auf Terrorverdächtige gaben. Es ist kein Geheimnis, dass die Befugnisse dort weitergehend sind.

Eine digitale Rasterfahndung? Bitte nicht

Die Frage ist: Sollen nun auch die deutschen Geheimdienste aufgerüstet werden? Wollen wir eine digitale Rasterfahndung? Wollen wir flächendeckende, anlasslose Kontrollen in Fußgängerzonen, wie sie Markus Söder ins Spiel bringt? Heimliche Durchsuchungen von Wohnungen, wie es Nancy Fae­ser zuletzt in einen Gesetzentwurf schrieb? Eine offene Gesellschaft kann das nicht wollen. Der Preis ist: Eine Unsicherheit wird bleiben. Aber eine absolute Sicherheit wird es nie geben, nirgends.

Nichts aber hindert diesen Staat und seine Sicherheitsbehörden daran, weiter sehr präzise die islamistische Terrorgefahr in den Blick zu nehmen – ihre Netzwerke, ihre Anheizer, ihre Trefforte. Nichts, islamistische Propaganda aus Onlinekanälen zu verbannen. Nichts, aufpeitschende Gruppen wie „Generation Islam“ in die Schranken zu weisen und wenn möglich zu verbieten. Und vor allem hindert diesen Staat nichts, auf breiter Front auf Präventionsprojekte zu setzen, um Radikalisierungen schon im Keim zu verhindern. Ja, auch damit wird am Ende keine absolute Sicherheit garantiert. Aber das ist der Weg, den eine Gesellschaft gehen muss, wenn sie ihre Freiheiten nicht preisgeben will.

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Konrad Litschko
Redaktion Inland
Seit 2010 bei der taz, erst im Berlin Ressort, ab 2014 Redakteur für Themen der "Inneren Sicherheit" im taz-Inlandsressort. Von 2022 bis 2024 stellvertretender Ressortleiter Inland. Studium der Publizistik und Soziologie. Mitautor der Bücher "Staatsgewalt" (2023), "Fehlender Mindestabstand" (2021), "Extreme Sicherheit" (2019) und „Bürgerland Brandenburg" (2009).
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37 Kommentare

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  • Moderation , Moderator

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen. 

  • Ich bin entsetzt! Das Foto von der Festnahme des mutmaßlichen Täters des Messerangriffs in Solingen zeigt die Szenerie brutalen polizeistaatlichen Handelns. Der Verhaftete wird von zwei martialisch gekleideten Polizisten gefesselt heruntergedrückt und mit gebeugtem Kopf über den Boden geschleift. In den Kommentaren dazu: no komment! Zu allererst dreht sich alles um die „Bedrohungslage“ durch evtl. erwartbare islamistische Anschläge - und nicht darum, dass hier mal eben ein Grundsatz der Menschenrechte ausser Kraft gesetzt wird. Der Rachegedanke siegt mal wieder. Aber: Auch Verbrechern muss Menschenwürde zugestanden werden; so unerträglich es ist. Konrad Litschko scheint einer der wenigen zu sein, der immerhin nur zögerlich in den Chor der verfolgungsbereiten Menge einstimmt.

    • @Beate Homann:

      Danke an den Autor, dass er die Umstände dieses Abführens genau beschrieben hat. Mich hat das sehr erinnert an die Umstände, wie vor Monaten ein Angeklagter in Russland vor Gericht geführt wurde - damals für die Presse geeignet, mit dem Finger auf Russland zu zeigen, wie unwürdig die dort mit Menschen umgehen.

  • Der Kommentar weiß, dass er das Thema verfehlt aber tut es dennoch: Ausländische Geheimdineste haben uns über Jahre hinweg vor einigen Attatentaten bewahrt: Es geht also. Es wäre sehr gut, wenn wir es selber könnten und ggf. auch andere vor Attentaten warnen könnten.

    Man muss auch das letzte oben aufgeführte Argument gegen erweiterte Befugnisse von Polizei und Geheimdiensten nochmal auf die Waagschale werfen: Wollen sie behaupten, die USA, Großbritannien und andere Staaten, die uns warnen, seien keine offenen Gesellschaften?

    • @JK83:

      Zitat René Muschter: "(...) Kanada erreicht im Freedom in the World Freiheitsindex 2024 insgesamt 97 von 100 Punkten und ist neben Uruguay das freiste Land in Nord- und Südamerika einschließlich der Karibik. Kanada wurde im Jahr 2024 mit 39 von 40 möglichen Indexpunkten in der Dimension "Politische Rechte" und mit 58 von 60 möglichen Indexpunkten in der Dimension "Bürgerliche Rechte" bewertet (...)".



      Dennoch ist es kanadischen Diensten erlaubt, anlasslos sowohl inländische als auch jede ausländische Kommunikation zu überwachen und auszuspähen. Dies hat Deutschland schon öfters geholfen, gerade auch bei der Dingfestmachung von Online-Pädos. Scheinbar scheint niemand in dem Land dies als schwere Einschränkung der Grundrechte zu verstehen...

      • @Cerberus:

        Die mangelhafte Ermittlung und die fehlenden Erfolge der deutschen Strafverfolgung in dem erwähnten Bereich liegen nicht an der Gesetzeslage.

        Sie haben mit den Zuständigkeiten von Ländern und Bund, den sich daraus ergebenden Problemen und der mangelnden Personalausstattung (LKA/BKA) Staatsanwaltschaften zu tun.

  • Es ist sehr gut, klarzustellen, dass über die Hintergründe bisher nur spekuliert werden kann.



    Was den matialischen Auftritt der Polizei betrifft, erscheint es mir ganz o.k., dass solche Bilder, auch ohne Untertitel, klarstellen, dass Bereitschaft besteht, unsere Bevölkerung zu verteidigen.



    Die Initiative zur Verschärfung des Waffenrechts ist ja bereits vor dem Anschlag erfolgt und nun, traurigerweise, bestätigt sich die Gefahr.



    Eine Gesetzesnovelle ist keine Hilflosigkeit, sondern eine Anpassung an die Gefahr und ein Kontrollmechanismus, der der Polizei ermöglicht Prävention zu betreiben.



    Die Frage, ob die Polizei in der Lage ist, für Sicherheit zu sorgen , würde ich bejahen.



    Das sahen wir z.B. an der gerade erlebten EM hierzulande.



    Ein derartiges Attentat, ist allerdings nie ganz zu verhindern. Das wäre selbst in einem " Polizeistaat" , kaum möglich .



    Es gibt allerdings schon Fragen an eine Einschränkung der "Freiheit" zugunsten der Sicherheit.



    Wäre eine Videoüberwachung auf öffentlichen Plätzen, oder Gefahrenbereichen nicht sinnvoll?

  • Sorry, aber die Linke (damit ist nicht nur die Partei gemeint) ist die erste, die aufschreit wenn der Staat stärker gegen Gruppen wie „Generation Islam“ vorgehen würde und sofort dahinter „antimuslimischen Rassismus“ vermuten würde. Und das, wie der Artikel fairerweise vermerkt, viele Anschläge offensichtlich erst durch Hinweise befreundeter ausländischer Geheimdienste verhindert werden konnte ist doch eher ein Hinweis darauf, dass unsere Behörden eben nicht über alle sinnvollen Rechte verfügen. Insofern hat der Artikel einen recht wohlfeilen Beigeschmack.

  • "Doch nichts hindert die Behörden, islamistische Netzwerke unter Druck zu setzen."



    Theoretisch vielleicht, praktisch ist häufig schon die Sprachbarriere ein Alltagsproblem.



    /



    Wissen durch Vorsprung:



    www.spiegel.de/leb...ucht-a-542830.html

  • 470 gefährder für schwerste Gewalttaten. Das sind mehr als 10 mal soviele Leute, als die RAF je hatte. Wenn man bedenkt, wieviel Aufruhr die in Deutschland vor und nach der Wende verursacht hat, dann gehen wir wirklich schwierigen Zeiten entgegen. Die Unterstützung, die die RAF aus dem Ausland hatte, beschränkte sich auf ein paar Waffen, etwas Ausbildung und am Ende einen Altersruhesitz in der DDR.



    Das sieht bei den Fans und Mitgliedern des IS anders aus. Das ist ein Gegner für die Innere Sicherheit, dem sie sich erst noch gewachsen zeigen muss. Und mit der bisherigen Performance sieht's nich wirklich gut aus...

  • Klingt gut, allein‘ mir fehlt der konkrete Hinweis. Wie sollen die Sicherheitsdienste denn machen, wenn jeglicher „Gruppenverdacht“ gleich als „rassistisch“ gebrandmarkt wird und eindeutige Merkmale unter den unzulässigen „Rasterverdacht“ fallen? Da würde ich mir mehr Mut zur Realität wünschen.

  • In Deutschland können wir uns den Luxus erlauben, auf "digitale Rasterfahndung" usw. zu verzichten, weil wir diese unangenehmen Dinge an Länder wie die USA auslagern.

    Die uns immer und immer wieder gerade noch rechtzeitig vor Terroranschlägen warnen.

    Das ist ein Stück weit verlogen, dass wir uns hier so viel einbilden auf unsere offene Gesellschaft und eingeschränkte Befugnisse für Geheimdienste. Das funktioniert nur, weil andere Länder uns bei der Informationsbeschaffung und dem Aufspüren von Terrorverdächtigen die Arbeit abnehmen.

  • "Doch nichts hindert die Behörden, islamistische Netzwerke unter Druck zu setzen." - Leider doch - permanente, unzutreffende Rassismusvorwürfe zum Bleistift, gerade auch von den tazzis! Oder Datenschutzbedenken. Oder mangelnde personelle, finanzielle und juristische Ausstattung (defund the police, ihr erinnert euch?!)



    Sowas kommt von sowas

  • @RUDI HAMM

    Ach, Leute. Kriegt Euch ein. Das war alles lange vor 2015. Und -- ehrlich gesagt -- "unsere" Baseballschlägerjungs (und -mädels) machen mir mehr Angst. Oder jemand, der mal wieder sein SUV (oder sich selbst an dessen Lenkrad) nicht unter Kontrolle hat.

    "... dieses Problem nicht endlich löst" -- echt jetzt. Für was für Grausamkeiten diese Chiffre steht können nur Sie wissen.

    Wir haben weiss Gott dickere "Probleme", die wir endlich mal angehen sollten.

    • @tomás zerolo:

      Wenn man sich immer nur auf das "größte" Problem konzentriert, werden schnell andere größer und größer. Nichts sollte verharmlost werden und es darf ruhig "Multitasking" mit den Problemen gemacht werden. Es muss nur gewollt sein - und daran zweifle ich leider immer mehr

    • @tomás zerolo:

      Bedrohungen kommen von mehreren Seiten und es ist immer naiv, diese zu verharmlosen. So ist es bei den Rechten und so ist es auch bei den Islamisten. Mehrere Probleme müssen angegangen werden.

  • "Aber das ist der Weg, den eine Gesellschaft gehen muss, wenn sie ihre Freiheiten nicht preisgeben will."

    --> Eine leichte und relativ wenig invasive Maßnahme sind Grenzkontrollen. Die waren ja zur EM ein voller Erfolg, unter anderem wurden 1.000 Haftbefehle vollstreckt. Diverse illegale Einreisen wurden verhindert.

    Die Aktion war ja so erfolgreich, dass unsere beste Innenministerin aller Zeiten sie gleich wieder beendet hat. Wir wissen was die Stellschrauben der Lösung sind, nur die Ampel wendet sie nicht an.

    Lieber macht die Innenministerin Abonnement Werbung für Jürgen Elsässer.

    Herzlichen Glückwunsch Frau Faeser!

    • @Kriebs:

      Ich habe ja mein halbes Leben 50 Meter von einem Grenzübergang verbracht, der mal besser und schlechter kontrolliert wurde. Aktuell sind wir ganz ohne Kontrollen zur gefährlichsten Stadt des Bundeslandes geworden und haben eine 2-4fach (je nach Lesart) höhere Kriminalitätsrate als vergleicbare Städte laut PKS. Das die ausgerechnet uns im Osten ernsthaft verkaufen wollen Grenzkontrollen würden sowieso nichts bringen, finde ich beinahe grotesk.



      Ich kann ja mal einen Aufsatz hier einstellen wie schwierig es war trotz Grenzkontrollen zu DDR-Zeiten ein Mädchen von der anderen Seite der Brücke zu heiraten.

  • Vielen Dank für diesen differenzierten Artikel. Niemand in der Politik fragt, warum Menschen, die vor dem IS geflohen sind, sich in Deutschland oder der EU angesichts ihrer Perspektivlosigkeit von islamistischen Gruppen mobilisieren lassen und was dagegen unternommen werden könnte. Die Antwort ist immer "Grenzen dicht" oder "Ausländer raus".

    • @chricki:

      Es ist nicht unsere Aufgabe danach zu fragen warum junge geflüchtete Männer, die angeblich Schutz suchen und dann unschuldige Menschen in Deutschland töten, wieso diese das tun.



      Jemand, der bei Perspektivlosigkeit dazu tendiert im Namen von Terrrororganisationen Zivilisten zu töten, hat hier nichts zu suchen.



      Wir sind nicht für alle und alles verantwortlich.

    • @chricki:

      Nicht alle Syrer sind vor dem IS geflohen, manche vor Assad, manche vor beidem, manche sicher auch schlicht in ein "besseres" sicheres Land als den Libanon oder die Türkei. Und unter 100.000 Menschen sind schlicht auch gefährliche zu finden, die Ideologien wie den Islamismus toll finden, egal in welcher Population.



      Propaganda und Lügen"nachrichten" wirken besonders gut bei Menschen, die genau damit sozialisiert wurden - von allen Seiten.



      Da braucht es keine, angenommene, Perspektivlosigkeit. Da braucht es maximal ein paar falsche Freunde u/o eigene Hirngespinste.

      Ich stimme zu, mit "Grenzen dicht" löst sich das nicht.



      Mit der Annahme, dass Geflüchtete hier irgendwie perspektivlos sein müssten, auch nicht. (Deutschland ist per se ne ziemlich tolle Perspektive für viele, sonst würde niemand 10.000$ zahlen, um herzukommen.)

      Mehr Differenzierung wagen!

    • @chricki:

      Sie wissen also, vor wem oder was der Mensch geflohen ist? Wohl eher nicht, denn er hatte ja keine Asylberechtigung.

  • Ein Beispiel:

    François Ravaillac war ein fanatischer Katholik der 1610 Henry IV ermordete.

    Überzeugt, dass der Katholizismus die einig wahre Religion, sucht und findet er im Mord des Königs, sein Lebensziel. Er deutet Handlungen des Königs als Gefahr für die Religion, sieht sich selbst als Verteidiger des wahren und den König - der früher Protestant war - als Ungläubigen.

    Eine Überlegenheitsideologie, derer sich der Einzelne bedienen kann, die oder wir und ein Mensch mit einer Waffe.



    Und ein globales Umfeld, dass seine ideologischen Ansichtem um Umgang mit Ungläubigen/Protestanten teilt.

    Kein Netzwerk, keine Befehle von außen und keine sozialen Probleme. Nur jemand der glaubt, er hat das Recht zu tun, was er tun will, da er ein Vertreter der richtigen, höheren Macht ist.

  • Guter Kommentar!



    Ich sage auch: Den ganzen Hardlinern in Moscheen, Aufhetzern auf Plattformen... ständig das Leben erschweren. Sperren, Handys einkassieren, PCs Beschlagnahme, Konten sperren... das Leben einfach massiv erschweren. Die in Ruhe werkeön, predigen, Filmchen veröffentlichen lassen...NO!

  • Statt „Härte“ der Migrationspolitik



    wären klarere Asylregeln angebracht, mit den ausufernden Duldungsvorschriften ist ein Bürokratie-



    Monster entstanden, dass Asylsuchenden, die jahrelang in Unsicherheit und Perspektivlosigkeit und Frust gehalten werden, und den Menschen hier nichts nutzen. Dafür



    legale Einwanderung, verbunden mit



    klaren Anforderungen, erhöhen.

  • Ich kann den Artikel inhaltlich voll mittragen. Dann darf aber auch nicht jede Überwachung von Islamisten von Links als "Islamophob" bezeichnet werden.

  • Der Autor schreibt richtigerweise, dass er überhaupt keine Kenntnisse über den Täter habe. Weshalb dann also der Vorschlag mit den Präventionsprojekten? Ist die anderweitig geforderte Grenzschließung nicht auch ein Präventionsprojekt?

  • Persönliche Freiheiten einschränken ist ja eines der Ziele der Islamisten. Statt einer offenen Gesellschaft eine verunsicherte Gesellschaft schaffen, die sich irgendwann selbst zersetzt und auseinanderfällt. Darum geht es Extremisten. Und Söder lässt sich mit seinem Vorschlag einer flächendeckenden und anlasslosen Kontrolle nicht nur darauf ein, sondern propagiert in seiner ihm eigenen Art auch noch den Polizeistaat.

    Die 1 Reihe der politischen Klasse in Deutschland hat leider anstelle von durchdachten Konzepten nur Restriktionen als Antwort parat.

  • "Die islamistische Gefahr war immer da"



    Sie war seit 2015, den Datum der unkontrollierten Einwanderung immer da. Und wenn die Politik dieses Problem nicht endlich löst, so wird es der frustrierte Wähler tun. Nur dies wäre die wahrscheinlich schlechteste aller Lösungen.

    • @Rudi Hamm:

      Die 9/11 attentäter lebten in Deutschland. Also die Gefahr nur auf 2015 zu beziehen ist unterkomplex.

    • @Rudi Hamm:

      Nur leider heißt es bei jedem Lösungsansatz "Wasser auf die Mühlen der AfD". Und genau diese Haltung leitet Wasser auf die Mühlen der AfD. Catch 22.

    • @Rudi Hamm:

      Das stimmt nicht ganz. Es gab bereits in den 2000er Jahren islamistische Gruppen und Anschläge sowie vereitelte Anschläge (Sauerlandgruppe etc.).

    • @Rudi Hamm:

      Die islamistische Gefahr war auch schon vor 2015 immer da, nur gab es keine Anschläge in Deutschland, wohl aber im Rest Europas.

    • @Rudi Hamm:

      Volle Zustimmung.



      Ich bin entsetzt, wie hier so mancher weiterhin den Kopf in den Sand steckt, und vollkommen lernunfähig alte Argumentationen wiederholt. Wem soll damit geholfen sein? Einem selbst, indem man sich kein bisschen von liebgwonnenen Wohlfühlstandpunkten bewegen kann?



      Das Resultat wird sein, dass der Wähler entscheiden wird.

      Und die Gleichsetzung von Wagenknecht mit Elsässer (siehe anderen taz Artikel) macht diese Misere auch nicht besser.



      Leute wacht doch endlich auf aus eurer Trägheit

    • @Rudi Hamm:

      Können wir, wenn wir von 2015 reden, bitte auch über Putin reden?

      Putin, der seine Luftwaffe in Syrien ab Sommer 2015 städtische Wohngebiete bombardieren ließ und damit die Flüchtlingswelle 2015 ausgelöst hat?

      • @Hanno Homie:

        Das ist ein sehr berechtigter Punkt, der leider selten in die Gesamtbetrachtung einbezogen wird.



        Schon die imperialen Aktivitäten der damaligen Sowjetunion waren von Anfang auch auf den Nahen Osten gerichtet. Russland, der Nachfolgestaat Teile Syriens faktisch besetzt und damit die Flüchtlingswelle, wie Sie richtig schreiben,ausgelöst.

    • @Rudi Hamm:

      'Die islamische Gefahr war immer da' und für nicht wenige 'brennt die Hütte'. Ist das so? Und der Rest?

      Andere Gefahren, die jedes Jahr bei uns wesentlich mehr Menschenleben kosten und noch kosten werden, werden leichthin als 'allgemeines Lebensrisiko' oder 'Preis des Fortschritts' abgetan und, ohne zu murren, hingenommen. Nicht alle, aber manche profitierten ja davon.

      Ähnlich verhält es sich mit den Gefahren für die Menschen, die durch das Recht auf Asyl eigentlich geschützt werden sollen. Die sollen ja nicht so gravierend, nur lebensbedrohlich bis menschenunwürdig sein. Solch landestypischen Gefahren überlässt man den 'Eingeborenen' getrost als ihr Kulturgut. Betrifft die meisten Menschen hier ja zum Glück nicht.