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Berichterstattung über Anti-AfD-ProtesteFreiheit verpflichtet

Tobias Bachmann

Kommentar von

Tobias Bachmann

Wie steht es um die Pressefreiheit? Selbstkritische Fragen täten nach den Ereignissen bei den Protesten gegen die AfD-Jugend allen Beteiligten gut.

AfD gehört blockiert – aber ­Journalismus? Straßen­blockade am 29. 11. gegen das Treffen der AfD-Jugend Foto: PM Cheung/AdoraPress

W irft einer der reichweitenstärksten Jour­na­lis­t*in­nen selbstkritische Fragen auf zur Verantwortung der Medien für die aufgeheizte Stimmung in der Gesellschaft, ist das ein gutes Zeichen.

Noch besser, wenn er auch den Vize-Chefredakteur eines der reichweitenstärksten und polarisierendsten Medien des Landes danach befragt, Paul Ronzheimer von der Bild. Bitter jedoch, wenn selbstkritische Antworten darauf ausbleiben oder reichlich dünn ausfallen.

So passiert in der Markus-Lanz-Talkshow am Dienstag. Ein Schwerpunkt: die Proteste gegen die Gründung der AfD-Jugendorganisation „Generation Deutschland“ am vergangenen Wochenende in Gießen. Genauer, ein Vorfall, der sich dort ereignete: Als Ronzheimer mit einem Kamerateam für die Sat1-Sendung „Ronzheimer – Wie geht’s, Deutschland?“ dabei war, während einer der vielen Demonstrationen gegen den Kongress der Rechtsextremisten Interviews zu führen, sei er von einigen Menschen erkannt und bepöbelt worden, erzählt er. Nach einer Durchsage von einem Lautsprecherwagen aus sei die Sache besonders ungemütlich geworden.

Eine Person verkündete, dass es Ronzheimer sei, der vor Ort gerade um Interviews bitte. Und dass die Demonstrierenden es sich überlegen könnten, ob sie mit ihm sprechen wollten. Dann fügte die Person hinzu, die Bild-Zeitung habe bei der Demo nichts zu suchen, weil sie „im Interesse der großen Konzerne den Boden bereitet für eine Koalition von CDU und AfD“.

Worüber man hätte reden können

Immer mehr Leute hätten dann gerufen „Haut ab“, „Nazis raus“, „Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda“, so Ronzheimer. Ein Reden mit den Menschen sei nicht mehr möglich gewesen. Als das Team die Dreharbeiten habe abbrechen wollen, seien ihnen viele gefolgt. Die Polizei habe das Team schließlich auf das Gelände der Stadtwerke eskortiert und für eine Stunde isoliert.

Bei Lanz werden Videos eingespielt, die Teile des Vorfalls belegen. Nach Minuten im Dialog dazu mit Ronzheimer fragt Lanz die „The Pioneer“-Journalistin Karina Mößbauer, „ob wir [die Medien] in irgendeiner Form möglicherweise Fehler gemacht haben, Dinge falsch gemacht haben, in den letzten zehn Jahren, im Umgang miteinander?“

Davon ausgehend hätte man über vieles reden können. Über toxische Praktiken wie „rage bait“, die nicht wenige Medienhäuser anwenden, um in Zeiten sozialer Medien auf einem immer umkämpfteren Markt zu überleben – also Inhalte publizieren, die gezielt Wut oder Empörung auslösen. Oder über die aktive Rolle gerade auch der Bild-Zeitung darin, die gesellschaftliche Spaltung voranzutreiben und Positionen rechtsextremer Kräfte wie der AfD salonfähig zu machen.

Nach einem Wochenende, an dem die Partei mit der „Generation Deutschland“ ihre Jugendarbeit neu formieren konnte und damit ein handfestes Scharnier zu verfassungsfeindlichen rechtsextremen Vorfeldorganisationen schuf, wäre das durchaus angemessen gewesen.

Guten, aufrichtigen Journalismus braucht es

Eine wirkliche Antwort auf Lanz’ Frage bleibt aber zunächst aus, von Mößbauer wie von Ronzheimer. Als Lanz nachhakt, sich noch einmal kritisch auf die Aktionen gegen Ronzheimer bezieht und fragt, was die Medien dafür tun können, dass man wieder versöhnlicher miteinander ins Gespräch kommen kann, sagt dieser: „Ich glaube, wir müssen vor allem erst mal Journalismus machen. Das, was wir heute machen. Wir sprechen darüber, was auf der linksradikalen Seite passiert ist, so wie wenn es auf der rechtsradikalen Seite passiert.“

Und obwohl die Antwort einen wahren Kern hat – dass es guten, aufrichtigen Journalismus ganz gewiss braucht, um aus der Polarisierung der Gesellschaft wieder hinauszufinden –, bleibt sie dürftig, oberflächlich. Haftet wie ein Stück Stahlblech an einem riesigen Magneten namens Hufeisentheorie, an dem seit Jahren so viele womöglich gut gemeinte Debatten kleben bleiben.

Dabei steckt in dem Vorfall um Ronzheimer eigentlich viel mehr. Die Frage nämlich, was die Pressefreiheit delegitimiert, gerade in Zeiten immer weiter erstarkender antidemokratischer Kräfte. Und auch die um journalistischen Sorgfaltspflichten. Das wird deutlich, spricht man auch mit den „Widersetzen“-Leuten, die im Lanz-Beitrag bemerkenswerterweise nicht zu Wort kommen.

Laura Wolf, eine Sprecherin des Bündnisses, hatte das Vorgehen der De­mons­tran­t*in­nen gegen Ronzheimer verteidigt. „‚Widersetzen‘ steht gegen rechte Hetze“, sagte sie der taz. Deshalb seien Ronzheimer und andere Bild-Leute unerwünscht gewesen. Eine Grundlage für eine journalistische Zusammenarbeit bestehe aus ihrer Sicht nicht, weil das Blatt regelmäßig vom Presserat wegen Verstößen gegen den Pressekodex gerügt werde.

„Fair, nach bestem Wissen und Gewissen“ berichten

Tatsächlich sprach der Presserat allein in diesem Jahr bislang fast 30 Rügen gegen die Bild aus. Mehrere wegen Verstößen gegen die Grundsätze der Wahrhaftigkeit oder der Sorgfalt in der Berichterstattung.

Die Pressefreiheit ist in Artikel 5 des Grundgesetzes geregelt. Laut der Bundeszentrale für politische Bildung dürfen die Medien über alles und wie sie wollen, berichten. Mit einer Einschränkung: Sie dürfen keine falschen Tatsachen behaupten.

Der Pressekodex definiert darauf aufbauend eine Berufsethik unter Journalist*innen. Diese müssten sich ihrer „Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit und ihrer Verpflichtung für das Ansehen der Presse bewusst sein“, heißt es in der Präambel. Das bedeute, „fair, nach bestem Wissen und Gewissen, unbeeinflusst von persönlichen Interessen und sachfremden Beweggründen“ zu berichten.

Rechtlich bindend ist der Pressekodex nicht, die gesetzlich verbriefte Pressefreiheit hingegen weit gefasst. Hendrik Zörner, ein Sprecher des Deutschen Journalisten-Verbands, bringt es auf den Punkt: „Jeder, der als Presse erkennbar ist, muss frei recherchieren können.“

Und doch ist es wie mit jedem Gesetz: Halten Menschen es für illegitim, kann es sein, dass sie sich dagegen auflehnen. Das kann man skandalisieren – muss man manchmal sogar. Aber man sollte sich auch fragen, was man selbst tun kann, um die Legitimität wieder herzustellen – für sich und alle anderen: Wem die Pressefreiheit am Herzen liegt, der sollte sich an den Pressekodex halten.

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Tobias Bachmann
Jahrgang 1989. Schreibt seit 2022 für die taz, vor allem über soziale Bewegungen und gesellschaftlichen Wandel, Protest, Migration und Flucht. Studiert einen Mix aus Ökologie, Ressourcenökonomie, Politikwissenschaften und kritischer Theorie in Berlin. Seit März 2025 taz-Volontär, aktuell bei taz zwei/medien.
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20 Kommentare

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  • Pressefreiheit ist eine wichtige Grundlage unserer Demokratie.







    Man muss natürlich deshalb nicht mit jedem Journalisten reden, Was nicht akzeptabel ist, ist das aggressive Bedrängen und das holocaust-relativierende Beschimpfen von Journalisten.







    Das das Medium Presseratsrügen erhalten hat und eine politisch andere Meinung vertritt, darf keine Entschuldigung für das Verhalten der Demonstranten sein. Unabhängig von irgendwelchen Rechts-Links-Vergleichen und Relativierungen ist die Pressefreiheit ein absoluter Wert.







    Dies klar zu kommunizieren wäre die Aufgabe der TAZ gewesen.

  • Wenn man von Pressefreiheit spricht, sollte man von dem, was Presse ist, nicht schweigen. Und da die BILD hinlänglich bekannt, von Journalismus weit entfernt ist, sollte man eigentlich diese offensichtliche miese Tour (wer hätte von BILD etwas anderes erwartet?) durchschauen. Pressefreiheit heißt nicht das Recht, ungestraft Lügen und Hetze zu verbreiten, wie es dieses Schierblatt nachgewiesenermaßen tut. Und wer keine Presse ist, der genießt auch keine Pressefreiheit.

    Alleine, was dieses Blut- und Bodenblatt in Sachen Hetze gegen die Grünen in der Ampel oder bei der demokratiezerstörenden Aktion der cdsU gegen Brosius-Gersdorf "geleistet" hat, sollte klarmachen, dass man hier nicht unter dem Deckmäntelchen der Pressefreiheit agieren, oder besser agitieren, lassen darf.

    Was Ronzheimer hier macht, ist beste AfD-Strategie: die Täter-Opfer-Umkehr.

    • @Jalella:

      Stimmt, Ronzheimer hat die Demonstranten bedrängt, und die Polizisten musste die Demonstranten vor Romzheimer schützen. Jetzt mal im Ernst und bei allen Respekt, so richtig haben Sie nicht verstanden worum es geht, oder?

      • @Müller Christian:

        Es geht um Journalismus, die Druckwerke der Springer-Presse kann man getrost nicht dazuzählen.

  • Aha, Pressefreiheit schön und gut, wenn Frau v. d. Tann (verbal!) angegriffen wird, sind wir voll auf ihrer Seite. Wenn aber ein Ronzheimer verbal u. physisch attackiert wird, werden nicht etwa die Angreifer kritisiert u. auf ihre Haltung zur Presse- u. Meinungsfreiheit befragt, dann wird der Angegriffene zur kritischen Selbstreflexion aufgefordert (wobei man, wenn ich richtig sehe, gerade Ronzheimer wenig ankreiden könnte, aber hier gilt offenbar das Prinzip der Kontaktschuld). Dagegen wird selbst die hanebüchene Begründung der attackierenden Demonstranten, die völlig selbstherrlich entscheiden, welche Presseorgane genehm sind, faktisch unterstützt; eine Haltung, die ja auch den Beifall einiger Kommentatoren hier findet. Mit anderen Worten: Nichts Neues unter der Sonne. Pressefreiheit nur bei genehmer Berichterstattung, die Maßstäbe, die bei anderen vehement eingefordert werden, gelten (mal wieder) nicht für einen selber, weil man ja im Dienste einer guten Sache handelt. Was man dabei nicht merkt oder nicht merken will: Dass nämlich ein derartiges, rein instrumentelles Verhältnis zu zentralen Werten einer Demokratie diese Werte grundsätzlich in Frage stellt.

  • Es gibt Momente, da sollte ein Journalist Position beziehen. Ein solcher Moment tritt ein, wenn ein Kollege bei seiner Arbeit angegriffen und eingeschüchtert wird. Der Autor verpasst diesen Moment, er wackelt. Statt den Kollegen in Schutz zu nehmen, sinniert er über die Relativität von Pressefreiheit. Was dabei - gewollt oder nicht - anklingt: Ronzheimer ist selbst schuld. Was dabei anklingt: Journalisten darf man angreifen, wenn sie für das falsche Medium arbeiten. Das ist verheerend. Auch, weil es eine argumentative Steilvorlage ist für Rechte, die linke Journalisten angreifen.

  • Die organisierte weitreichende nationale und internationale Entäußerungsverbreitung ist selbstverständlich dafür verantwortlich, Menschen aufzuhetzen. Das beginnt bei Verteilung, Umweltverschmutzung und endet in Entsolidarisierung bei Einwanderung und Flucht.

  • "... publizieren, die gezielt Wut oder Empörung auslösen"



    Das hat System.



    Bei srf.ch Dezember 2025



    "Wut-Inhalte boomen im Netz: Warum «Rage Bait» zum Oxford-Wort des Jahres wurde – und warum das auch etwas Gutes hat."



    /



    Weiter dort:



    "Der Begriff «Rage Bait» tauchte 2002 zum ersten Mal im Internet auf. Damals bezeichnete er die Reaktion von Autofahrern, die sich absichtlich durch andere Fahrer provozieren liessen. Die Worte wurden zu Internet-Slang und bezogen sich bald auf die Online-Welt.



    Im letzten Jahr habe sich der Gebrauch des Begriffs verdreifacht, schreibt die Oxford University Press. Das sei ein Zeichen, dass sich in der digitalen Kultur etwas Entscheidendes verschoben habe. Wo früher «Clickbait» unsere Neugier und unser Interesse an Informationen ausnutzte, würden heute unsere Emotionen manipuliert."



    Lanz polarisiert spätabends oft in einer Weise, dass ich das auch nicht (zu diesen Sendezeiten) für die Nachtruhe als förderlich empfinden kann.

  • Danke!



    Ja die Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden.



    Ich bin den Protestierenden dankbar, dass sie gezeigt haben, dass er auffällt, wenn sich eine gesichert rechtsextreme Gruppierung neu gründet.



    Gewalt sollte kein Mittel demokratischer Auseinandersetzung sein. Wie üblich, hat die Gewalt allerdings den gesamten Protest diskreditiert.



    Nun wird weiterhin von Hufeisen geplappert.



    Das ist allerdings seltsam geformt, bzw, rechts schwerwiegender. Im Jahr 2024 gab es 6000 linksextreme und 36000 rechtsextreme Straftaten .



    Derartige Tatsachen rücken die Bedrohungslage in ein klareres Licht.



    Wer Gewalt ausgeübt hat, sollte nun auch erkennen, dass er/sie der Zielsetzung des Protests einen Bärendienst erwiesen hat.



    Selbstkritik ist angebracht.



    Die Kritik an der "afd" und an Rechtsextremismus in Deutschland muss allerdings weiter laut sein.



    Es ist erfreulich, dass auch JournalistInnen diese Aufgabe annehmen und über Selbstkritik nachdenken. Berichterstattung sollte neutral sein, Kommentare wahrheitsgemäß. Wir erleben bei Putin und trump, wie Wahrheit verbogen wird.



    Das sollte abschreckendes Beispiel sein.

    • @Philippo1000:

      Zu den links- bzw. rechtsextremen Straftaten muss man noch anmerken, dass es in der polizeilichen Erfassung schon schwer hakt. Der Linke wird gern mal wegen Widerstand gegen die Polizei anegeklagt, während rechte Pöbeleien und andere Gewalt nicht, oder als nicht politisch motiviert erfasst werden.

  • Wenn Pressevertreter vor einem Mob flüchten müssen, ist das sehr bedenklich.



    Die Tendenz des Artikels, das in diesem Fall zu bagatellisieren, weil ja die BILD in diesem Jahr 30 Rügen des Presserats kassiert hat, stimmt mich ebenfalls sorgenvoll. Gerade der letzte Absatz des Artikels ist besorgniserregend.



    Pressefreiheit gilt eben nicht nur für die Presse, der man selbst gewogen ist.



    Ist man Gegner der Hufeisentheorie sollte man keine Ansätze liefern, die dazu geeignet sind, diese Theorie zu belegen.

    • @Katharina Reichenhall:

      Sind sie denn "geflüchtet" weil sie körperlich bedroht wurden oder weil sie ihre Anonymität nicht mehr wahren konnten und vor der Entdeckern geflohen sind?



      Zudem bezweifle ich ganz entschieden dass es sich bei BILD Mitarbeitern um Journalisten handelt.

  • Was sich verändert hat ist der Medienkonsum der Menschen und damit einhergehend auch die Medienkonpetenz.

    70% der Bevölkerung gaben in einer Reuters Studie an, das sie die Nachrichtenflut überfordert. Nur unwesentlich weniger Menschen vermeiden sogar den regelmäßigen Konsum von Nachrichten.

    Es haben eben viele Menschen nicht mehr gelernt die aufgenommen Informationen kritisch zu hinterfragen. Was ins eigene Weltbild passt wird stumpf übernommen. Wahr oder Unwahr ist nicht die Kategorie in der viele Konsumenten denken.

    Und wenn von Pressefreiheit und Medien die Rede ist, dann gehört mittlerweile auch klar definiert, was überhaupt darunter fällt. Fake Portale wie NIUS leben ja gerade davon, das sie "aufhetzen". Nach meinem Verständnis haben derartige Portale mit der Presse genauso wenig gemeinsam wie Propagandakanäle in den sozialen Medien.

    Und Bild ist nunmal Yellow Press, da zählt der Aufreger, nicht der Pressekodex, aber ein aufgeklärter Leser weiß was ihn da erwartet.

    Wenn ich den Blick dann einmal nach England werfe, ist die deutsche Presselandschaft dagegen doch recht zahm und relativ ausgewogen und bietet eigentlich nur für einen illustren Kreis Anlass zur Diskussion.

  • Ich mag die BILD nicht wirklich und bestimmt auch Herrn Ronzheimer nicht, aber die Pressefreiheit gilt auch für die Presse, die man nicht mag, wie dir Kunstfreiheit auch für Kunst gilt, die einem nicht gefällt.



    Ich möchte an eine interessante Geschichte erinnern:



    Es dürfte kein Zweifel bestehen, daß die Springer-Presse und der Spiegel in den 60er Jahren nicht die gleiche politische Ausrichtung hatten. Nichtsdestotrotz war es so, daß bei einem klaren Angriff auf den Spiegel und die Pressefreiheit überhaupt, Springer und namentlich die BILD sich auf die Seite des Spiegel stellten und Teile der Ausgaben des Spiegels 1962 in den Räumen gefertigt wurden, die die Bild seinerzeit zur Verfügung gestellt hatte, weil die Redaktionsräume des Spiegel, wegen einer Durchsuchung im Rahmen der Spiegelaffäre, nicht genutzt werden konnten.



    de.wikipedia.org/w...piegel-Aff%C3%A4re

    Sind wir aktuell weiter als 1962 oder sind wir zurückgefallen?

    • @Klaus Franz:

      Geht jetzt weit übr die Presse hinaus, aber wenn ich mir Putins Vorstellung von Diplomatie anschaue, würde ich sagen, wir sind mindestens 200 Jahre zurückgefallen. Fair play war gestern

  • Das rechte Hetzblatt 'Bild' durch respektvollen Umgang ausgerechnet auf einer anti-faschistischen Demo zu 'adeln' ist eine ziemlich destruktive Idee. Im Kern würde das die Inhalte der Demonstration verraten.



    Compact, Junge Freiheit, Bild und Konsorten nicht zu beschimpfen, nicht anzupöbeln und deren Auftritt nicht (natürlich ohne körperliche Gewaltausübng) des Platzes zu verweisen ist eher Indiz für Charakterschwäche, denn eine Einschränkung der Pressefreiheit.



    Ronzheimers Auftritt war m.E. von vornherein auf Provokation und reframing des Events angelegt. Durch Zurückhaltung wäre das nicht zu durchkreuzen gewesen, da der Herr mit Sicherheit so lange und intensiv provoziert hätte, bis er irgendwelche 'Belege' für das von ihm geplante Narrativ erhalten hätte:



    Skandal-Headline des Tages sollte so oder so das Verhalten linksgerichteter Feinde der Pressefreiheit sein, etc. etc.



    So bleibt denn der u.a. von Bild forcierte Rechtsruck schön im 'Hufeisen' gebunden.



    Bild ist und bleibt ein 'Organ der Niedertracht' und steterTreiber von Rassismus, Sozialdarwinismus und radikalisiertem Rechtsextremismus.



    #enteignet_Springer

  • Leider ungeil, möchte man sagen, mit Hinweis auf den alten Podcastartikel. Wenn Ronzheimer nicht anfängt vor der eigenen Tür zu kehren, darf er sich nicht beschweren. Sonst berufen sich bald rechte Hetzmedien auch auf die so nützliche Pressefreiheit. Ach halt, tun sie ja schon.

  • Demokratie mit faschomethoden 'verteidigen'. Aber man ist ja auf der richtigen seite oder so.

    • @Hannes Petersen:

      Aktion und Reaktion...



      Und Faschomethoden sehen anders aus. Und da kommt dann auch nicht die Polizei zur Hilfe...

      • @Tz-B:

        Vielleicht kommt sie ja doch zur Hilfe, die Frage ist allerdings: „wem?“