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Deutsches BeamtentumOhne ginge es besser

Essay von

Gunnar Hinck

Unfaire Privilegien verschärfen die soziale Spaltung. Höhergestellte Staatsdiener müssten abgeben. Profitieren würden die unteren Einkommensgruppen.

Illustration: Katja Gendikova

D eutlich mehr Netto vom Brutto als Angestellte, eine sehr gute Altersversorgung, zahlreiche Zulagen, Unkündbarkeit, automatische Gehaltssprünge alle paar Jahre, unbegrenzte Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, privat krankenversichert – die Liste der Beamtenprivilegien ist lang. Genauso lang ist die Chronik der Kritik am Beamtenstatus. Um es vorab zu sagen: Diese Kritik ist berechtigt. Das Beamtentum sollte schrittweise abgeschafft werden, indem am besten ab morgen keine neuen Beamten mehr ins Amt gehoben werden – und das Staatswesen würde trotzdem nicht zerbrechen.

Der Beamtenstatus – dieser ziemlich deutsche Sonderweg – hat sich aus zwei Gründen überlebt. Zum einen berührt er zunehmend eine Gerechtigkeitsfrage. Zwar wurde schon immer über die Privilegien der Beamten geklagt, doch dieser gesellschaftliche Konflikt, der am Ende eine Verteilungsfrage ist, spitzt sich seit einiger Zeit deutlich zu. So schürten die ständigen politischen Diskussionen über die Finanzierbarkeit der Renten, Altersgrenzen und das Rentenniveau Angst und Unsicherheit. Die – deutlich höhere – Pension hingegen ist ein völlig anderes System und wird direkt aus den Staatshaushalten bezahlt, ohne Diskussionen über Haltelinien und Rentenbeiträge.

Das Allensbach-Institut – die genauesten deutschen Demoskopen – hat kürzlich festgestellt, dass 79 Prozent der Bevölkerung Beamte für privilegiert halten. 52 Prozent der Beamten sind demnach selbst davon überzeugt. Den Deutschen Beamtenbund packte im vergangenen September sogar das schlechte Gewissen, weil das Land Baden-Württemberg seinen Beamten neuerdings einen Zuschlag von fast 1.000 Euro ab dem dritten Kind gewährt. Man habe „Verständnis für den Unmut in der Bevölkerung“, teilte der Landesverband Baden-Württemberg etwas zerknirscht mit. Berechtigte Fragen danach, ob das alles noch gerecht zugeht, sind allerdings gefährlicher Zündstoff für den viel beschworenen gesellschaftlichen Zusammenhalt. Und der steht ohnehin unter Druck.

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Der Beamtenstand gehört außerdem abgeschafft, weil die Begründung für dieses Parallelsystem zunehmend fraglich ist. Die Grenze zwischen angestellten und verbeamteten Staatsdienern erscheint willkürlich und inkonsistent. So gingen in den vergangenen Jahren die meisten Bundesländer dazu über, neue LehrerInnen wieder zu verbeamten. Größeres Nettoeinkommen, mehr Sicherheit, mehr BewerberInnen – so lautete die einfache Losung. Als es mit der Verbeamtung in den ersten Ländern wieder losging, musste der Rest nachziehen. Das ist aber kein Sach-, sondern ein Konkurrenzargument.

Im Genuss von Tarifverhandlungen

Bleibt das Argument der „hoheitlichen Aufgaben“, die Beamten gerade in sensiblen Bereichen wie Justiz, Polizei und Verfassungsschutz erfüllen. Daraus leitet sich eine besondere „Treuepflicht“ der Beamten ab. Nur: Diese Treuepflicht lässt sich auch arbeitsrechtlich außerhalb des Beamtenstatus verankern. Schon jetzt müssen sich die Angestellten im öffentlichen Dienst laut Tarifverträgen „durch ihr gesamtes Verhalten zur freiheitlich demokratischen Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes bekennen.“ Diese Formel lässt sich problemlos, je nach Einsatzfeld, verschärfen, um eine besondere Loyalität und Verfassungstreue zu garantieren.

Widersprüchlich ist auch, dass die Beamtenlobby zwar den Sonderstatus ihrer Klientel betont, aber zugleich die Vorteile von Tarifverhandlungen ihrer schlechter gestellten Angestelltenkollegen mitnimmt: Wenn diese durch Arbeitskämpfe einen besseren Tarifvertrag aushandeln, wird die Tariferhöhung 1:1 für die Beamten übernommen. Mit anderen Worten: Die Angestellten auf dem Amt streiken, nehmen Lohnausfall und öffentlichen Unmut in Kauf, erkämpfen mehr Geld und die nicht streikenden Beamten kriegen dieselbe Steigerung ihrer Gehälter.

Beamter oder Beamte zu sein, beruhte früher auf einem fairen Deal. Der Deal lautete aus der Perspektive des Staats: Du dienst mir und der Gesellschaft, du wirst bei mir nicht reich, aber ich sorge für dich und deine Familie bis an dein Lebensende. Dieser Deal hat gerade in den unteren Laufbahngruppen Sinn ergeben: Ein Lokführer zum Beispiel war früher Beamter im sogenannten mittleren Dienst und bekam ein eher karges Gehalt. Aber der Staat, in seinem Fall die früher staatliche Bundesbahn, sorgte für ihn, wenn er dauerhaft krank wurde, er stellte häufig eine günstige Dienstwohnung und sorgte für eine ausreichende Pension.

In den deutlichen finanziellen Unterschieden zwischen oben und unten in der Beamtenschaft zeigt sich bis heute die alte Klassen­gesellschaft

Durch die Privatisierung von Post und Bahn haben sich die Proportionen zugunsten des höheren Dienstes – Studienrat und Regierungsrätin aufwärts – deutlich verschoben. Zuletzt haben Bundesbehörden vermehrt Beamte in den höheren Etagen eingestellt. Inzwischen tauchen Beamte ganz oben in den Vermögensstatistiken auf. PensionärInnen sind nach der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe des Statistischen Bundesamts die soziale Gruppe, die im Durchschnitt am meisten besitzt; noch vor Selbstständigen. Würde man pensionierte Justizsekretäre und Schutzpolizistinnen herausrechnen, würden pensionierte Oberstudienrätinnen und Staatsanwälte noch weiter oben stehen.

Lieber beamtet als selbständig

Wenn sich heute ein junger Mensch entscheidet, im Alter wohlhabend werden zu wollen, wäre es also nur logisch, die Laufbahn als höherer Beamter anzustreben, anstatt sich selbständig zu machen. Als Selbstständiger oder Unternehmer kann man sehr reich werden, aber eben auch scheitern. Allerdings ist zweifelhaft, ob es die Aufgabe des Staats sein muss, wohlhabende Staatsdiener zu produzieren. Er setzt damit die falschen Anreize und bestraft indirekt Selbstständigkeit und Risikobereitschaft. In diesem Punkt muss man der FDP ausnahmsweise Recht geben. Natürlich sollen Staatsdiener auskömmlich finanziert werden, aber die Vermögensstatistiken zeigen, dass die Proportionen mit Blick auf die höheren Laufbahnen und besonders die anschließende Pension völlig aus dem Ruder gelaufen sind.

In den deutlichen finanziellen Unterschieden zwischen oben und unten innerhalb der Beamtenschaft zeigt sich im Grunde bis heute die alte preußische Klassengesellschaft. Ein Schuldirektor sollte an seinem Status als gehobener Bürger erkennbar sein, während der Schutzpolizist niederen Standes und praktisch ein Arbeiter in Uniform war. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Eine junge Polizeimeisterin geht mit 3.000 Euro brutto nach Hause, während die Studienrätin mit gleichen Eckdaten mit 4.800 Euro startet. Die Unterschiede werden am Ende des Berufslebens noch größer: 3.800 Euro stehen 6.100 Euro gegenüber. Ein gewisser Unterschied ist wegen der höheren Verantwortung, der längeren Ausbildung und der komplexeren Tätigkeit von GymnasiallehrerInnen sicherlich gerechtfertigt, keinesfalls aber in dieser Höhe.

Das Beamtentum überdehnt die Unterscheidung zwischen Hand- und Kopfarbeiter. Da ist die Privatwirtschaft offener: Eine Facharbeiterin, die ihren Meister macht, kann in der Metallindustrie schnell 5.000 Euro erreichen. Das Beamtenrecht, das auf den berühmt-berüchtigten „hergebrachten Grundsätzen des Berufsbeamtentums“ fußt, zementiert auf ziemlich althergebrachte Weise die Klassengesellschaft. Das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das die Bezüge von Berliner Beamten als zu niedrig einstufte, hat dies im Grunde indirekt bestätigt. Es bemängelte zu niedrige Bezüge in den mittleren Stufen A7 bis A9 – nicht aber in den höheren Stufen.

Als Angestellte könnten Polizisten und Sachbearbeiterinnen durch Tarifverhandlungen, Streiks und mit Gewerkschaften im Rücken für ein deutlich besseres, faires Einkommen kämpfen, ohne im starren Besoldungssystem gefangen zu sein. Angestellte, die an die Stelle der heutigen höheren Beamten treten würden, müssten bei der Pension, die dann eine Rente wäre, deutliche Abstriche machen. Aber es wäre mit Blick auf vergleichbare Berufe in der Privatwirtschaft nur gerecht – und sie wären de facto immer noch unkündbar, weil es im öffentlichen Dienst praktisch keine Kündigungen gibt.

Als Angestellte lebt es sich freier

Künftige Angestellte, die nicht mehr verbeamtet werden, profitierten auch selbst: Sie wären freier. Höherer Beamter zu sein, bedeutet allzu oft, in einem goldenen Käfig gefangen zu sein. Nicht wenige mittelalte Beamte dürften heimlich die Jahre bis zur Pensionierung abzählen: Sie haben innerlich mit ihrem Beruf abgeschlossen, halten aber noch durch, weil sie ihre gute Pension nicht gefährden wollen, die in den höheren Laufbahngruppen bei einem langen Leben insgesamt die Eine-Million-Euro-Schwelle erreichen kann.

Der Gedanke, im letzten Drittel oder Viertel des Lebens mit genug Geld im Rücken endlich das tun zu können, worauf man Lust hat, kann oft in Richtung Selbstbetrug gehen, denn wird man es dann noch tun können? Ein Angestellter ist da flexibler, denn er kann in seinem Berufsleben alles Mögliche tun und ausprobieren, während er in ein und dieselbe Rentenkasse einzahlt. Bleibt die Frage, warum keine der Parteien die Abschaffung des Beamtentums fordert. Die Antwort ist einfach: Beamte spielen in den Parteien eine überproportional große Rolle.

Historisch gesehen waren CDU und CSU die klassischen Beamtenparteien. Die Bildungsrevolution der 1970er und die Ausweitung pädagogischer, wissenschaftlicher und sozialer Berufe im öffentlichen Dienst sorgte für deutlich mehr Beamte und für mehr links denkende Beamte. Die SPD wurde, was ihre Mitgliederstruktur angeht, zunehmend zur „Lehrerpartei“, die Grünen zogen nach. Heute sind Grüne und SPD die Parteien mit dem höchsten Anteil an Beamten in ihrer Mitgliederschaft. Und im Bundestag sind solche Abgeordneten, die aus dem öffentlichen Dienst kommen, deutlich überrepräsentiert.

Die Interessenverflechtungen sind einfach zu stark, als dass aus Parteien und Parlamenten das Beamtentum aus Prinzip zur Disposition gestellt wird. Wahrscheinlicher ist, dass die hohen Pensionskosten Bewegung in die Sache bringen werden. Diese haben sich insgesamt in den vergangenen 17 Jahren sage und schreibe auf 90 Milliarden Euro verdoppelt. In einer Zeit, in der das viel niedrigere Rentenniveau politisch angegriffen wird, sollte es eigentlich selbstverständlich sein, dass sich die Regierungen in Bund und Ländern die Pensionen einmal genauer angucken – und damit den Beamtenstatus gleich mit.

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ist Redakteur im taz-Ressort Meinung.
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33 Kommentare

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  • Ich bin mir nicht sicher, ob ausgerechnet die Privatisierung von Post und Bahn gute Argumente dafür sind, dass das Beamtentum abgeschafft werden sollte.



    Wer ähnlich alt ist wie ich, kann sich noch daran erinnern, dass man früher den Zug genommen hat, wenn man zuverlässig irgendwo ankommen musste. Dazu würde ich heute nicht mehr raten.



    Und von diversen Paketdiensten hört man auch nichts Gutes betreffend ihres Umgangs mit den Angestellten.



    Möglicherweise sollte man, statt eine neue Neid-Debatte zu entfachen, lieber für Arbeitnehmerrechte streiten. Es geht nicht in einem zu gut, sondern den anderen einfach zu schlecht…

  • Leider nur überholte Klassenkampf-Rhetorik gegen das vermeintlich überholte Beamten-System.

  • Tja - bin als nur “entsprechend“ & immer R1 - vllt a weng befangen. But

    “… Höhergestellte Staatsdiener müssten abgeben. Profitieren würden die unteren Einkommensgruppen.…“



    Liggers - doch das war nicht immer so! Woll



    50/60er - uns Ohl mit ner Klitsche über seine Mitschüler - Amtsrichter StA Lehrer - Beamte!



    “Ich kann denen doch nicht erzählen - was ich verdiene! Davon kann mann doch keine Familie ernähren!“



    Es Klunkerte (~15 % Willy wollte zurücktreten) die Beamtenpyramide wurde zum breiten Stumpf!



    UND zu verlockend



    “Wer das ♣️ trägt - segnet sich selbst zuerst!“



    zB mit fadenscheiniger Begründung -



    “…die Armut beginnt bei A 15 & R2…“ 🙀🧐🥳



    Die Grenze A 16 Volkers🫦“ die Bedeutung meiner Stellung erfüllt mich mit Bewunderung“



    Muß weg - “… sonst keine Spitzenkräfte“ 🙀



    Hautnah mein Kollege Vors im Ministerium:



    “Ja. Muß aber gedeckelt werden! Na sicher nur 5 % - ok 10%! Ergebnis: 10% dies NICHT bekommen!“



    &



    meine Kollegin - Post & Co. abwickeln.



    “…das mußte dir mal reintun: weiß der nicht was “insbesondere“ in der Gesetzessprache meint!



    Geht aber mit B 6 nach Hause“ •

    kurz - Zeit für eine Neuauflage 2.0



    Büchners “Der hessische Landbote“



    “Friede den Hütten Krieg den Palästen”

  • Tja - bin als nur “entsprechend“ & immer R1 - vllt a weng befangen. But

    “… Höhergestellte Staatsdiener müssten abgeben. Profitieren würden die unteren Einkommensgruppen.…“



    Liggers - doch das war nicht immer so! Woll



    50/60er - uns Ohl mit ner Klitsche über seine Mitschüler - Amtsrichter StA Lehrer - Beamte!



    “Ich kann denen doch nicht erzählen - was ich verdiene! Davon kann mann doch keine Familie ernähren!“



    Es Klunkerte (~15 % Willy wollte zurücktreten) die Beamtenpyramide wurde zum breiten Stumpf!



    UND zu verlockend



    “Wer das ♣️ trägt - segnet sich selbst zuerst!“



    zB mit fadenscheiniger Begründung -



    “…die Armut beginnt bei A 15 & R2…“ 🙀🧐🥳



    Die Grenze A 16 Volkers🫦“ die Bedeutung meiner Stellung erfüllt mich mit Bewunderung“



    Muß weg - “… sonst keine Spitzenkräfte“ 🙀



    Hautnah mein Kollege Vors im Ministerium:



    “Ja. Muß aber gedeckelt werden! Na sicher nur 5 % - ok 10%! Ergebnis: 10% dies NICHT bekommen!“



    &



    meine Kollegin - Post & Co. abwickeln.



    “…das mußte dir mal reintun: weiß der nicht was “insbesondere“ in der Gesetzessprache meint!



    Geht aber mit B 6 nach Hause“ •

    kurz - Zeit für eine Neuauflage 2.0



    Büchners “Der hessische Landbote“



    “Friede den Hütten Krieg den Palästen“

  • Wir Steuerzahler sollten all die finanziellen Privilegien auch für uns fordern. Wir finanzieren dies zwar für die Beamten, aber partizipieren selbst nicht davon. Das wäre natürlich unbezahlbar, aber um die Absurdität der ungezügelten Alimentation zu veranschaulichen.

  • "Unfaire Privilegien verschärfen die soziale Spaltung. Höhergestellte Staatsdiener müssten abgeben."



    Also schlichter Klassenkampf, ein klassisches linkes Thema, welches auch unabhängig von der Frage gesehen werden kann, in welchen Bereichen "Staatsdiener" notwendig sind.

    Der Artikel sagt selbst, dass Beamte in unteren Besoldungsstufen zu wenig verdienen. Die sollen mehr bekommen (obwohl sie immer noch Privilegien gegenüber anderen Gesellschaftsgruppen haben), Leute mit höheren Besoldungstufen sollen abgeben. Wie weit soll das gehen? Bis zu einem Einheitstarif? Aber für deutlich weniger Geld wird sich keiner den Stress als Brandmeisterin, als Regierungspräsidentin oder auch Professorin und Schuldirektor antun, geschweige denn, dass man die Besten bekäme.

    Kurz, die Gehaltsdiskussion springt zu kurz, obwohl sie in einigen Jahren allein aufgrund der steigenden Ausgaben in den öffentlichen Haushalte immer stärker aufkommen wird.

  • Sehr guter Artikel. Zum Abschnitt "Als Angestellte lebt es sich freier" eine kleine Ergänzung. Beamte können sich versetzen lassen, wenn sie das Gefühl haben, festgefahren zu sein. Das gilt auch für Landesbeamte, die von einem Bundesland in ein anderes wechseln wollen.

  • Mir scheint es fragwürdig, ob das Verfassungsgericht das akzeptieren wird. Die Grundrechtseinschränkungen denen Beamte unterliegen sind durch den Staat zu alimentieren. Auch wenn hier nur über weniger hoch besoldete Beamte gesprochen wurde gilt dennoch das Abstandsgebot. Eine Erhöhung der Besoldungsgruppen A7-A9 kann also schnell eine Erhöhung aller Darüber liegenden Besoldungsgruppen zur Folge haben.

    Im übrigen bin ich mir nicht sicher, ob es tatsächlich kostengünstiger wäre Berufsgruppen den Streik zu erlauben, die den Staat faktisch zum Stillstand bringen könnten. Da wäre ernorme Verhandlungsmacht vorhanden.

    Schlussendlich erkenne ich aber klar an, dass die Nachteile des Beamtentums in den Hintergrund gerückt sind. Dadurch dass zu viele Aufgaben immer weiter nach oben dotiert wurden, aber auch dadurch dass der Staat wenige der einschränkenden Pflichten auch gegen den Willen der Beamten durchsetzt.



    Wenn er das eh nicht tut, dann braucht es außerhalb der Sicherheitsorgane wirklich nicht so viele Beamte.

  • Eine komplette Abschaffung den Berufsbeamtentums wäre sehr wahrscheinlich schädlich, weil Polizei, Justiz, Finanzverwaltung, Streitkräfte usw. auf besondere Loyalität und Nicht-Streikbarkeit angewiesen sind.

    Aber eine starke Reduzierung des Beamtenstatus (z. B. Lehrer & Verwaltungsberufe) wird von vielen Fachleuten als sinnvoll, gerechter und finanzierbar bewertet. Das stabilisiert den Staat und entlastet die Finanzen.

    • @FCK:AfDNZSTrmpPtn:

      Leider ist der Lehrerberuf mittlerweile eher unattraktiv geworden, was man am Lehrermangel sieht, der sich laut offiziellen Hochrechnungenbis 2030 noch deutlich verschlimmern wird.



      Der Beamtenstatus und der damit verbundene sichere Arbeitsplatz gab bei manchen Studierenden dann aber noch den Ausschlag, doch das Lehramt zu wählen. Fiele dieser Vorteil jetzt noch weg, braucht es wenig Fantasie, um sich auszumalen, wie sich die Sache in der Zukunft entwickeln könnte …

  • True

  • Na da werden wir die Gesellschaft aber gerecht machen. Stürzen wir uns auf die Beamten!



    Gehen wir immer schön aufeinander los. Wird sich schon immer ne Gruppe finden, auf die man einprügeln kann.



    Auf das die Konzerne und Familienunternehmen ungestört weiter in ihrem Sinne um verteilen können.

  • Alle müssen in die Rentenversicherung einzahlen, Politiker, neue Beamte und Selbstständige auch. Bärberl Bas, SPD hat im Frühjahr 2025 schon den Nerv getroffen. Das ganze Pensionsprivileg muss auf den Prüfstand und nicht immer nur die Rente. Jetzt ist Zeit die heilige Kuh Berufsbeamtentum anzugehen.

  • Warum Lehrer Beamte sind ha sich mir noch nie erschlossen. Vielleich hängt es damit zusammen, dass sie sich überproportional in der Kommumal- und Regionalpolitik engagieren.

  • Da will ich den ersten Aufschrei hören wenn ein Fußballspiel oder eine Demo nicht stattfinden kann, weil Füllmaterial gerade streikt.

  • Ich bin dankbar.



    Mit über 50 eine feste Stelle beim Staat ist ein Glück.



    Vor 25 Jahren gab es dort überhaupt keine Stellen in meinem Berufsfeld. Alles wurde eingestampft, alte Stellen gestrichen. Neoliberalismus war (und ist) Staatsideologie. Also ging ich ins Ausland arbeiten.



    Nach 20 Jahren zurück hatte ich Glück. Aber mein Kollege auf gleicher Arbeitsebene bekommt 500€ netto mehr. Er ist Beamter. Und wird 70% seines letzten Einkommens als Pension bekommen. 100% steuerfinanziert.



    Ich gönne ihm das sehr. Er kann sich Neuwagen leisten und 1 Haus bauen.



    Wenn ich in Rente gehe werde ich ziemlich arm sein (auch inkl. meiner im Ausland erworbenen Rentenpunkte).



    Ich bin dankbar für die tollen Erfahrungen im Ausland, aber dies ist schreiend ungerecht. Jammern auf hohem Niveau, aber



    ungerechter ist nur die legale Steuer-Nichtzahlung der Superreichen und Multinationalen Konzerne.



    Interessiert auch keinen. Ändert sich auch nix.



    Steuer- und Abgabengerechtigkeit ist die "Neue Soziale Frage" in diesem Jahrhundert.



    Hier zeigt die "spd" seit Jahrzehnten ein Totalversagen.



    Und überlässt den Neonazis das Feld.

  • Ist es das Beamtentum?



    Oder das Deutsche Beamtentum?



    Oder das Deutsche?



    Oder sind es Teile des Beamtentums?



    Oder Teile der Deutschen ???

  • Danke, alles steht drin - toller Artikel, schließt sich nahtlos an diesen Artikel an : taz.de/Politologin...eichheit/!6127261/ , ich werdet lesbarer...😜

  • Das ist wahrscheinlich der beste Artikel, den ich je hier gelesen habe. Ich bin Beamter und habe genug Selbstreflexion, um allen Punkten in diesem beamtenkritischen Artikel zuzustimmen.

    • @Otto Mohl:

      Frage: Wären Sie heute auch Beamter, wenn diese ganzen Privilegien schon zum Zeitpunkt Ihrer Berufswahl gestrichen worden wären? Würden Sie sie jetzt hergeben?

  • Danke für den Artikel!

  • Als Beamter sehe ich einiges ähnlich und man kann grundsätzlich versuchen, die dienstliche Treuepflicht privatrechtlich zu replizieren (Die rechtliche Frage wäre, ob und wie der Arbeitgeber dann 24h/Tag "Zugriff" auf den Arbeitnehmer haben kann). Es hätte, wenn es hart auf hart kommt, allerdings auch Nachteile - siehe USA.

    Dass das Beamtentum die Klassengesellschaft zementieren würde ist aber falsch. Heutzutage kann ja jeder Abitur und Studium absolvieren - es machen ja auch 50% eines Jahrgangs. Historisch war das Berufsbeamtentum sogar ein sozialer Aufstiegspfad da (relativ) meritokratisch.



    Stattdessen ist richtig dass das Beamtentum immer noch die klassischen Laufbahneinteilungen nach dem Vorbild des Militärs zementiert. Gerade bei Bachelor/Fachhochschulabsolventen führt das zu Problemen, da diese "nur" im gehobenen Dienst verortet werden. Ein Informatiker mit Bachelor lacht sich jedoch über eine A12/E12 Vergütung tot.

    Den wichtigsten Grund für die Aufrechterhaltung haben Sie aber vergessen: Beamte sind in der aktiven Dienstzeit (in der Regel) günstiger für den Staat.

  • Man kann übrigens auch anders herum eine Gerechtigkeitsdebatte aufmachen: Die Besserstellung der Beamten ergibt sich ja vor allem daraus, das die Sicherungssysteme für die Allgemeinheit, die öffentlichen Leistungen und die die mittleren und unteren Einkommen immer schlechter werden. Die Beamten blieben dabei in etwa auf dem selben Niveau. Wirklich durch die Decke gingen eher die Kapitaleinkünfte und die Einkünfte der Upper-Managerial-Class.

  • Deutschland ist eines der wenigen europäischen Länder, wo die Politik bislang unerbittlich an der heiligen Kuh des Beamtentums festhält. Die Politiker, die selbst mit ihren pensionsähnlichen Ruhegehältern direkt davon profitiert schützen auch ihre engsten Mitarbeiter und Wahlklientel, die Beamten mit ihren Privilegien und Pfründen. Kein Wunder, dass Deutschland im europäischen Vergleich die niedrigsten Renten und höchsten Pensionen hat. Dabei ist das Pensionsprivileg finanziell schon längst nicht mehr durchzuhalten. Die bereits zugesagten künftigen Pensionen bewegen sich in schwindelerregenden Höhen mit ca. 2 Billionen €. Alle Politiker verschweigen dieses Problem tunlichst, das sich in unseriösen Schattenhaushalten versteckt. Dagegen ist die Rente regelrecht solide mit Beiträgen der Versicherten finanziert. Unglaublich wie Politik und viele Medien die Realität verzerren können. Bärbel Bas, SPD hat im Frühjahr 2026 mit ihrer Forderung auch Politiker, neue Beamte und Selbstständige in die Rentenversicherung einzubeziehen trifft genau den Nerv der Zeit und muss in der Rentenkommission intensiv behandelt werden. Ein einfach Weiter so mit dem Beamtenprivileg wird nicht durchgehen.

    • @KLaus Hartmann:

      An sich hat sich die Politik meines Wissens dazu verpflichtet, die entsprechenden Rückstellungen für die Beamtenpensionen zu bilden. In vielen Jahren tut man das aber nicht, weil es attraktiv ist, die Gelder für andere Dinge aufzuwenden. Das „Schöne“ daran ist ja (aus Sicht der Politiker), dass die fehlenden Gelder andere Politiker mehrere Jahrzehnte später in Probleme bringen werden und nicht sie selbst.



      (So glaube ich, mich zumindest zu erinnern. Wer mehr darüber weiß, darf mich gerne korrigieren. Es interessiert mich selbst.)

  • Eins vorneweg, ich bin kein Beamter und auch keiner aus meiner Familie!

    Das Beamtentum abzuschaffen, kann kritisch werden. Es schön an den Lokführern zu sehen. Wenn die streiken, ist das Lamentieren groß, die waren einst Beamte.



    Nehmen wir jetzt die Polizei, Beamte. Was machen wir, wenn die plötzlich streiken und Rechte eine Demo anmelden? Brennt dann Berlin? Und dann streiken noch die Feuerwehrleute, auch Beamte.



    Oder die Lehrer. Hier gibt es Bundesländer die nicht beamten, aber denen laufen die Lehrer weg.



    Also diese Pauschale "Beamten weg" ist nicht wirklich clever. Klar, man kann sich fragen, ob jede Sekräterin oder jeder Staatssekretär veramtet werden muss, letztere ganz sich nicht, sind meist doch nur Vitamin-B-Beförderungen.

    • @Donni:

      Es gibt zwei Sorten von Staatssekretären, Karrierebeamte und politische Beamte. Ich glaube, die Wut stammt nicht so sehr aus dem Beamtentum, sondern aus dem Pensionssystem, im Gegensatz zur Deutschen Rentenversicherung. Das Pensionssystem schützt seine Mitglieder eben meist vor Armut, während das andere System Armut ausdrücklich vorsieht (Schröder/Fischer -> Agendapolitik). Eine Rente von Allen für Alle wäre eine Lösung, die wäre gerechter, aber das will - Momentan sicherlich nur die Partei Die Linke.

  • Ich bin mir nicht ganz sicher, ob der Klassenkampf zwischen lohnabhängigen Arbeiter und Angestellten und Beamten auszutragen ist. Ich finde es ja gut, dass in der TAZ mal wieder von Klassenkampf geschrieben wird, nur wäre es schön, wenn dies jemand übernehme, der davon etwas versteht. Der Klassenkampf ist ein Konflikt zwischen Kapital und Arbeit, in diesem Bild sind Beamte, Angestellte und Arbeiter allesamt Proletarier und stehen als solche in einem antagonistischen Verhältnis zum Kapital.



    Die Gerechtigkeitsdebatte, so wie sie hier geführt wird ist wohlfeil, da sie vom tatsächlichen Klassenkonflikt ablenkt. Sie ist außerdem inkonsistent, da die Ungleichheit weniger zwischen Studienrat und Facharbeiter, als viel mehr von diesen zum Milliardenerben eine realistische Aufstiegsmöglichkeit für Arbeiterkinder, Milliardenerbe eher nicht. Auch wird das Kapitalistische Pronzip nicht in Frage gestellt, aber gleichzeitig die deutliche Besserstellung eines höherqualifizierten Gymnasiallehrers gegenüber einem einfachen Polizisten kritisiert, die bei gleichem Qualifikationsubterschied und entsprechender Nachfrage nach dem entsprechenden Studiengang, auch in der Wirtschaft üblich ist.

  • fast schon ein Hohelied auf das Unternehmertum ...

  • Früher waren Bahnleute verbeamtet, wegen Treuepflicht?. Heute ist die Bahn privatisiert, per Definition ohne Beamte aufgestellt. Das zeigt doch, dass das Thema Beamtentum letztlich willkürlich definiert wurde. Auch Bundeswehr... wo muss man am treuesten dienen? Als Soldat. Beamte dort? Nein. Kurzum, das ist alles per Dienstvertrag regelbar.



    Ja, das ganze Thema muss neu aufgesetzt werden. Letztlich ganz ohne Beamte. Weil es fairer ist.

    • @Tom Farmer:

      Bei jedem Bahnstreik wird das Thema wieder anders gesehen ;)

      Soldaten sind übrigens keine Beamte.

  • Wer das Beamtentum abschafft, der kippt die SPD weg.



    Das Beamtentum ist nur oberflächlich überflüssig. Es geht da eben schon um Privilegien und Sicherheiten, die andere nicht haben oder hatten, aber das ist nicht alles. Wenn die Mitarbeiter vom Verfassungsschutz nicht mehr Beamte sind, sondern Angestellte, wenn die Topbeamten in den Ministerien Angestellte werden, dann muss man damit rechnen, dass sie kündigen und gehen. Die Idee, dass Beamte faul und überflüssig seien, ist mir viel zu banal. Stadtstaaten haben m.M. schon teilweise zu viele Beamte, aber grundsätzlich würde ich sagen, dass die These falsch ist. Und Tabellen zum Aufstieg stehen in jedem Tarifvertrag n u r immer weniger Beschäftigte arbeiten in tarifgebundenen Betrieben, was aber nicht Schuld der Beamten ist.



    Das Pensionssystem ist eigentlich nur im Fokus der Diskussion, weil die SPD mit den Grünen das Rentensystem so refomiert hat, dass nachhaltige Altersarmut möglich ist und sogar z.T. erwünscht ist, siehe Schröder /Fischer Agenda-Politik.



    Ich glaube, es wäre schneller und besser das Rentenniveau zu steigern und gegen Armut vorzugehen, als vorschnell alle Beamte als faul, überflüssig zu brandmarken

  • Die Anzahl der Beschäftigten in den Bundesminiserien (meist beamte) ist in weniger als 10 Jahren um ca 25% gestiegen.



    Warum braucht man so viele? Und warum sind die alle Beamte?

    Klar, dass Polizei, Zoll, Justiz, Steuerprüfer etc Beamte sein müssen. Aber Lehrerinnen, Verwaltungsangestellte usw?