piwik no script img

Reform des PostgesetzesRegierung beschließt lahme Post

Briefe kommen künftig später und auch nicht mehr jeden Tag. SPD, Grüne und FDP haben am Donnerstag im Bundestag das neue Postgesetz beschlossen.

Dauert bald mitunter ewig und drei Tage: die Postzustellung Foto: STPP/imago

Berlin taz | Der Briefversand in Deutschland wird in Zukunft länger dauern. Das sieht die Reform des Postgesetzes vor, die der Bundestag am Donnerstag beschlossen hat. Demnach muss die Deutsche Post die meisten Sendungen nicht mehr am nächsten Tag ausliefern. Außerdem entfällt die Pflicht für das Unternehmen, an sechs Tagen in der Woche zuzustellen.

Diese bisher im Postgesetz formulierte 6-Tage-Regel ist etwa wichtig für Abonnent:innen, die ihre Tageszeitung per Post beziehen. Mit der Reform des Gesetzes ist das nun hinfällig. Auch die Vorgabe, dass bislang 80 Prozent der Briefe am nächsten Werktag Emp­fän­ge­r:in­nen erreichen, 95 Prozent am übernächsten, ist passé: Künftig müssen 95 Prozent der Briefe erst am dritten Werktag nach der Aufgabe ankommen, am vierten 99 Prozent. Haben Ab­sen­de­r:in­nen Zeitdruck, etwa weil sie Fristen einhalten müssen, können sie gegen einen Aufschlag einen sogenannten Prio-Brief aufgeben. Außerdem musste die Post bisher ein dichtes Filialnetz vorhalten, wozu auch Kioske und Supermärkte mit einem entsprechenden Schalter zählen. Jetzt könnte auch das Aufstellen eines Automaten mit Briefmarken reichen.

Die deutsche Post ist in den 90er Jahren privatisiert worden. Dabei hat die Bundesregierung dem sogenannten Universaldienstleister eine Reihe von Auflagen gemacht. Die Deutsche Post als dieser Universaldienstleister ist Teil des DHL-Konzerns, an dem der deutsche Staat über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit knapp 17 Prozent beteiligt ist, der Rest gehört überwiegend privaten oder institutionellen In­ves­to­r:in­nen. Im Jahr 2023 machte die DHL einen Gewinn von rund 3,7 Milliarden Euro.

„Wir führen Daseinsvorsorge und Wettbewerb zusammen“, sagte die grüne Bundestagsabgeordnete Sandra Detzer in der Debatte am Donnerstag. Die Regierung sichere für Bür­ge­r:in­nen die Bezahlbarkeit der Postdienstleistungen und „die Renditeabsicherung für Erbringer des Universaldienstes“. Die Union bestreitet, dass das Gesetz zu mehr Wettbewerb führt. Sie fordert, dass der Paketbereich grundsätzlich aus dem gesetzlichen Regeln unterworfenen Universalbereich entlassen wird. „Trotz eines funktionierenden Wettbewerbs bleibt der Paketmarkt weiterhin reguliert“, kritisierte der CSU-Abgeordnete Hansjörg Durz.

Kein Verbot von Sub-Sub-Unternehmen

Nicht durchsetzen konnten SPD und Grüne gegenüber der FDP den Einsatz von Sub-Sub-Unternehmen zu verbieten. Die Post vergibt Aufträge an andere Firmen, die sie an Dritte weitergeben und daran verdienen. Die Folge sind sehr schlechte Arbeitsbedingungen und Einkommen für die Beschäftigten. Das bekommen auch die Kun­d:in­nen zu spüren, etwa wenn Bo­t:in­nen ihnen wegen des hohen Zeitdrucks nicht mitteilen, dass sie eine Lieferung bei Nachbarn abgegeben haben. Das Gesetz sieht aber vor, dass Subunternehmen künftig besser kontrolliert werden sollen, etwa in Bezug auf Arbeitszeiten von Zusteller:innen. „Für viele Kol­le­gin­nen und Kollegen bedeutet das, dass die Arbeitszeit korrekt erfasst wird“, sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Matthias Papendieck. Damit können Überstunden nicht mehr verloren gehen und würden bezahlt.

Die Linke im Bundestag fordert, dass die Auftragsvergabe an Sub-Unternehmen beendet wird. „Die Privatisierung der Post war ein schwerer Fehler“, sagte der Linken-Abgeordnete Jörg Cezanne. Der Wettbewerb werde nicht mittels besserer Leistungen ausgetragen, sondern auf Kosten der Beschäftigten und der Kun­d:in­nen. Die Dienstleistungen der Post würden immer schlechter, und das bei steigendem Porto. Selbst Briefkästen seien für viele im ländlichen Raum nicht mehr erreichbar.

Aus Rücksicht auf die Beschäftigten sollen künftig Pakete mit einem Gewicht von mehr als 20 Kilogramm von zwei Zu­stel­le­r:in­nen ausgeliefert werden müssen. Steht ein geeignetes technisches Hilfsgerät zur Verfügung, gilt das aber nicht. Die Gewerkschaft Verdi fordert eine schnelle Klarstellung, was das bedeutet. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil müsse bis zum Jahresende in einer Verordnung festlegen, dass beispielsweise eine Sackkarre nicht als geeignetes Hilfsmittel gelte, forderte Verdi-Vizechefin Andrea Kocsis.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

60 Kommentare

 / 
  • Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen. Wenn die Diskussionen ausfallend werden, zu weit vom Thema abweichen, oder die Zahl der Kommentare zu groß wird, wird das manchmal leider nötig. Sonst können wir die Kommentare nicht mehr zeitnah moderieren. 

  • Alles menschliche wird reduziert und dem digitalen Strudel übergeben. Das führt zu immer größerer Frustration und isoliert die Menschen, die dann blindwütig um sich schlagen oder krank werden.

  • Die Post, neben der Bahn ein Vorbild der Entschleinigung.



    Weiter so

  • Ist nur die Anpassung des Solls an das de-facto-Ist.

    Wann kommt das neue "Bahngesetz"?

  • Die Entscheidung für die lahme Post hat schon Waigel getroffen. Jetzt wurde nur entschieden, die Zustände normal zu finden. Die normative Kraft des Faktischen oder auch bedingungslose Kapitulation.

  • "Die Dienstleistungen der Post würden immer schlechter, und das bei steigendem Porto. Selbst Briefkästen seien für viele im ländlichen Raum nicht mehr erreichbar."



    Sammelstellen für Briefkästen zur Zustellung wären vielleicht eine Teil-Lösung, mit Containern und digitalem Schließmechanismus für Kunden und dann im Umkehrverfahren Abholung "frischer" Sendungen. Auch im Buchhandel gibt es diesbezüglich moderne Lösungen zum Abholen außerhalb der Öffnungszeiten.



    Und die Post testete sogar hier einmal ❗2014 im 'Neuland', Ansprüche an moderne Daseinsvorsorge zu erfüllen:



    "Der Briefträger soll sich um die Oma kümmern



    26.06.2014



    Im Ruhrgebiet startet die Post ein ganz besonderes Pilotprojekt. Postboten sollen täglich bei Senioren klingeln und nach dem Rechten sehen. Der Service ist ab sofort buchbar."



    Quelle stern.de



    Über die Resonanz hab ich vor Ort nichts gefunden oder gehört.🤔



    Für die Nostalgie: Früher beförderte auch die Bahn PostSendungen im Expressverfahren auf der Schiene; an die besonderen Postbusse erinnert sich wohl spontan kaum eine(r) noch wirklich.



    sammlungen.museumsstiftung.de/busse/

    • @Martin Rees:

      Ein "zurück in die Zukunft", das wäre also mal was gewesen in Sachen innovativer Organisation. Aber nun ist es da:

      DAS ENDE DER POSTMODERNE

  • Die Erfahrung lehrt: Einschränkung von Leistungen führt in der Regel zu weiteren Einschränkungen, weil die Kundschaft sich nach Möglichkeit andere Anbieter sucht.

    • @Encantado:

      Meistens sieht sich die Kundschaft dann auch nach anderen politischen Alternativen um, wegen "Nichts funktioniert mehr, alles geht den Bach runter"... und das sind bestimmt nicht die Grünen, die sich über das Scheinargument, "Briefe müssen jetzt nicht mehr Flugzeug fliegen" freuen.

  • In Schweden wird die Post selbst in Städten nur noch an 3 Tagen in der Woche zugestellt und abgeholt. Das ist perfekt, wenn es um wichtige Dokumente geht. Behördliche Zustellungen und Kommunikation wird so einmal locker auf die doppelte Zeit verteilt. Besonders hilfreich, wenn es um einen Versand ins Ausland geht, da geht es dann plötzlich nicht mehr um Tage, da geht es dann um Wochen.



    Also da kann sich die deutsche Post noch viel abkucken.!

    • @nutzer:

      Wenn der örtliche Postbote mal wieder ausfällt, kann ich in unserer Kleinstadt (16000) auch mal ne Woche auf meine Zustellung warten. Dann wirds lustig mit Terminen aber dafür gibt's ja PRIO für 1,10 Euro.



      Ab sofort investiere ich in Postaktien.

  • Mit Klimaschutz lässt nahezu alles begründen, auch eine Vernachlässigung der Post. Die Leute vom Fach, geübt im Werbesprech finden für alles einen Kniff, um es ins richtige Mäntelchen zu kleiden.



    So richtig wie die Einschätzung ist, dass Briefe heute nicht mehr den selben Stellenwert haben wie früher, so falsch ist die Analyse der Auswirkungen.



    Die öffentliche Infrastruktur wird heute von vielen als kaputt gespart wahrgenommen, auch wenn Briefe, für die meisten nicht mehr essentiell wichtig sind, verstärkt diese Kürzung doch weiter den Eindruck eines disfunktionalen Systems. Genau das, was das Problem unserer Zeit ist.



    Das Verwundern über die Unzufriedenheit der Bevölkerung über den Ist-Zustand wird hinterher wieder laut zu hören sein...



    Dieses Gesetz ist nicht die Ursache, aber ein weiterer Baustein... ein Symbol für den Rückzug der öffentlichen Versorgung.



    Aber hej, man muß es den Menschen nur richtig erklären, dann verstehen sie es auch, nicht wahr?

  • Wir kriegen das schon hin: unsere Infrastruktur entwickelt sich zügig in Richtung Postkutsche. Wo bitte ist es ein Problem, wenn ein Konzern bei knapp 4 Milliarden Gewinn sich etwas mehr anstrengen soll? Die Post ist hier auf dem Lande derart desolat, dass ich in der Regel jeden Monat mindestens einmal die Zustellung der TAZ reklamieren muss. Der Grund: Personalmangel, infolgedessen viel zu große Zustellbezirke, Praktikanten als Zusteller. Poststellen gibt es immer weniger, Briefkästen ebenso - das alles trägt zum Konzerngewinn bei. Und denen auch noch Erleichterung verschaffen? Ist das Satire oder Fakt?

    • @Perkele:

      "Wo bitte ist es ein Problem, wenn ein Konzern bei knapp 4 Milliarden Gewinn sich etwas mehr anstrengen soll?"

      Da Problem ist, dass der Konzern diese 4 Mia über deren Steuer- und Dividendenanteil sich jeder deutsche Finanzminister freut) praktisch komplett im Paket- und Auslandsgeschäft erwirtschaftet. Wenn der Staat nicht der größte Einzelaktionär (mit entsprechendem Einfluss auf die Bonuskriterien des Vorstands) wäre, hätte DHL schon lange das Privatunternehmen rausgehängt, auf das Thema Universaldienstleistungen gepfiffen und auf das selektive Geschäftsmodell der Konkurrenz umgestellt. Wer dann noch auf dem Platten Land Briefe zustellen würde, wenn die den Krempel hinschmeißen? Darauf hätte hierzulande keiner eine schnelle Antwort.

  • Wenn nur Amazon nicht weltweit den Sekundentakt vorgeben würde - dort müssten alle mal gleichzeitig bummeln.

  • Klingt logisch. Weniger Postbote. Weniger Zustellungen.

    Die Frage für die Zukunft wird sein, wofür die Gemeinschaft grundsätzliche Infrastruktur bezahlen will.

  • Wenn das neue Schneckentempo nur dazu dient, Postflüge zu vermeiden (ging der allererste Postflug in Deutschland nicht von Frankfurt nach Darmstadt?), dann kann's mir recht sein. Auch wenn die Post nach Helgoland oder Norderney mehr als zwei Tage braucht, ist das wahrscheinlich nicht so schlimm.



    Das Problem der Post ist aber: Sie muss ja ohnehin jede Sendung befördern. Langsamer zu fahren oder zu laufen, ist da nicht die Lösung, weil man dafür mehr Lagerplatz und mehr zwangsläufig mehr Mitarbeiter bräuchte. Die Justiz rechnet z. Zt. noch mit 3 Tagen für die Beförderung eines Briefes. Wenn's länger dauert, hat man dann Pech. Oder wie läuft das in Zukunft?

    • @Aurego:

      Das Argument Flüge zu vermeiden ist ein vorgeschobenes Argument. Müßig sich daran abzuarbeiten.

  • Es ist wie bei so vielen Themen. Die Ampel packt Reformen an, die 16 Jahre lang verschleppt wurden. Natürlich geht die digitale Revolution nicht ohne notwendige Veränderungen am Postwesen vorbei!

    • @Magnus_15:

      Die digitale Revolution bremst Briefe?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Digitale Post zahlt kein Porto, von dem man Briefträger u. ä. bezahlen kann.

        • @FriedrichHecker:

          Digitale Post wird auch nicht ausgetragen.

          Ist eine völlig andere Sache.

    • @Magnus_15:

      Genau deshalb wird die Ampel ja angefeindet: Man weiß mit ihr nicht, ob morgen die Welt noch so aussieht wie heute und ob es da noch gemütliche Ecken zum Kuscheln gibt.

      • @Aurego:

        Man könnte die Welt morgen anders aussehen lassen als heute, ohne sie zu verschlechtern.

        Aber natürlich sieht die Welt morgen anders aus als heute: Mehr überschwere Gehhilfen, vollere Flughäfen, mehr schwimmende Plattenbauten, mehr Hunger, mehr Durst, mehr Fluchtgründe, mehr Müll...



        Es geht also aufwärts.

  • Bei Prio Briefen mag die Zustellung am nächsten Tag in der Sendungsverfolgung stehen, real ankommen tun die trotzdem keine Sekunde früher als ihre Kollegen ohne Zuschlag.

  • Während der Verhandlungen zum neuen Postgesetz hat die Post auch eine kostendeckende Gebührenänderung ins Gespräch gebracht. Man hat sich aber letztendlich auf diesen Kompromiss geinigt. Ich persönlich hätte eine Gebührenerhöhung besser gefunden.

    Ein weiterer interessanter Fakt zur Privatisierung der Post, ist, daß der Konzern zum Start ungefähr so viele Beschäftigte in Deutschland hatte, wie sie nun weltweit (in 201 Ländern) hat. In Deutschland verbleiben von einstmals ü. 500.000 nur noch knapp 200.000 Mitarbeiter. Der Rest der fast 600.000 Mitarbeiter ist über die ganze Welt verteilt.

    • @Nobodys Hero:

      Die ehemals 500.000 Beschäftigten beziehen sich auf die Deutsche Bundespost, beinhalten also auch die Beschäftigten, die Fernmelderei (jetzt Telekom AG), Postgiroamt (jetzt Postbank AG), der ehemaligen Bundesdruckerei und des Postministeriums. Außerdem wurden viele Beschäftigten der Bundespost zur Bundesnetzagentur "entflochten". Die Zahlen sind also nicht vergleichbar.

      • @weidedammer:

        Der Großteil der rund 544.000 Mitarbeiter war dennoch bei den Bereichen der heutigen Post beschäftigt. Ja, es stimmt, das ist natürlich ein Punkt. Aber selbst die bereinigten Zahlen lassen Rückschlüsse auf einen deutlichen Abbau an Arbeitsplätzen nach der Privatisierung. Als Beispiel die fast vollständige Verlegung der gesamten IT von Darmstadt nach Prag. Ebenso die neue riesige bereits aufgebaute, teils geplante Service Center in Indien und Ungarn. Natürlich hat die DHL Gruppe auch massiv Unternehmen aufgekauft, so wie Hillebrand, Gori, Danzas usw. Auch die hatten Mitarbeiter und zählen in die 600.000 von heute mit rein. Aber aus Sicht von deutschen Steuerzahlern war die Privatisierung ein schlechtes Geschäft.

  • Ja, wenn die Gewinnmargen der Investoren nicht mehr stimmen, muss der Staat natürlich sofort handeln. Ob im privatisierten Gesundheits- und Pflege(un)wesen, der privatisierten Müllentsorgung und Parkraumbewirtschaftung, im privatisierten Bildungs- und Erziehungswesen, im privatisierten Nah-, Fern- und Güterverkehr, bei der Post.



    Für die notwendigen Infrastrukturen, dieser Einrichtungen zur Daseinsvorsorge, haben wir und unsere Vorfahren treu und brav unsere Steuern bezahlt. Es war einmal unser gemeinschaftliches (Staats-)Eigentum! Nun zahlen wir weiterhin nur noch für den Erhalt und die Reparaturen. Zur Belohnung bekommen wir schlechteren und teureren Service, sowie ausbeuterische Arbeitsbedingungen und Löhne für die Beschäftigten.



    Auf dem Altar des Neoliberalismus müssen halt Opfer gebracht werden. Privat vor Staat zu Ende gedacht bedeutet, dass wir künftig Shareholder und keine Politiker mehr wählen müssen.

    • @Drabiniok Dieter:

      Ja, so ist das.

    • @Drabiniok Dieter:

      So ist es. Und ob eine Sendung ankommt oder nicht, ist Glückssache.

      Noch schlimmer ist die Ausdünnung des Filialnetzes. Wer sich nicht auskennt und Beratung braucht, wird letztlich vom Postverkehr abgeschnitten. Inklusion steht mal wieder nur auf dem Papier.

      • @Budzylein:

        "Das Gesetz sieht aber vor, dass Subunternehmen künftig besser kontrolliert werden sollen, etwa in Bezug auf Arbeitszeiten von Zusteller:innen. "

        Ja genau, das Gesetz "sieht vor". Und dann wird in 10 Jahren evaluiert - und -hoppla- festgestellt, dass das gar nicht funktioniert hat. Zu wenige Kontrollen (mehr können es nicht sein, sonst fühlt man sich im Sub-Sub-Sub-Bereich staatl. gegängelt, und die Bürokratie, und was das kostet, und...) ham dann dazu geführt, dass das alles nicht passiert ist. -- It won't have been a bug, will be a featue, kann ich da nur sagen. Erbärmlich alles.

    • @Drabiniok Dieter:

      Genauso ist es, perfekt auf den Punkt gebracht! Die Bürger (im allgemeinen Politjargon nur noch verallgemeinert „die Menschen“ genannt) waren ja im Mittelalter Einwohner mit Besitz und Privilegien. Mit Rechten und Pflichten. Von der Privatisierungswelle weggespült wurden zunächst die Privilegien, während die Pflichten bleiben. Die Gewinne werden privatisiert und die Verluste verallgemeinert. So geht Staat den Bach runter und die Investoren lachen sich kaputt, weil deren Steigbügelhalter ihnen die Gesetze nach Wunschvorgaben auf den feisten Leib schneidern.

  • Ha, jetzt hab ich's:

    Man hat das Tempolimit eingeführt !!!!

    Nur nicht auf den Autobahnen ...

  • Und einmal mehr ist die Einknicker-Ampel vor den F-Partei eingeknickt.

    Denn das Verbot der Sub-Sub-Subs war das einzige Postive für den Bürger in dem Paket.

  • Unfassbar. Man beschließt per Gesetz eine massive Verschlechterung, einen Rückschritt um über 100 Jahre.

    Demnächst dürfen ICEs auch gern mal 50 km/h fahren, was?

    • @Suryo:

      150 Jahre. Vor hundert Jahren fuhren Fernzüge schon 100km/h.

    • @Suryo:

      Fahren ICEs denn schneller?

      • @Strolch:

        WENN sie fahren, ja.

  • Die Regierung will sich um jeden Preis beliebt machen. Das grenzt fast schon an Anbiederei. Wenn das in Umfragen und künftigen Wahlen das Ruder für dir Ampelparteien nicht herumreißt, weiß ich auch nicht.😉

  • Danke für die sehr treffende Überschrift. :-()

    Was für ein postneoliberales Ampelwerk. Der Abgesang an die gute alte Post. Eine Brieflaufzeit von bis zu 4 Werktagen. :-(

    Vor 130 Jahren war die Briefpost bis 500 km Entfernung wahrscheinlich schneller.

    • @Goldi:

      Da wären ja sogar Staffelläufer wie im alten Rom schneller.



      Geschäftsidee: Postkutsche mit Pferden - Bio und nachhaltig. Und zum Schluss gibts Lasagne.

  • Und wieder setzt sich die FDP durch. Anscheinend ist gerade der SPD das Wohl der hart arbeitenden Bevölkerung einfach egal.

    Schade, denn genau dieses Desinteresse an den Menschen treibt sie in Scharen zu den Extremen.

  • "Briefe kommen künftig später und auch nicht mehr jeden Tag."

    Künftig? Das geht bei uns schon seit Jahren so.

    • @BrendanB:

      Ja, ich sehe hier auch nur den Abgleich des Rechtlichennauf das Faktische. Bei uns kommt Montags nie die Post vorbei...

  • Wenn ich in unserer mittelgroßen Stadt ein Brief am Sonntag versenden möchte, wird der Briefkasten nicht vor Montag gelehrt. (Vor 20 Jahren waren sogar die Postämter sogar in Kleinstädten sogar sonntag morgens geöffnet (3x sogar!) ). Es kann dann schon einmal vier Tage gehen, bis ein Brief - in derselben Stadt wohlgemerkt - sein Ziel erreicht. Das dürfte jetzt noch besser werden.

    Nur einmal so als Hintergrund:



    "Franz von Taxis bemerkt schnell, dass die Briefe zu lange unterwegs sind: 20 Tage von Österreich bis in die Niederlande. Er baut also ein Netz von Poststationen auf, alle zehn Wegstunden eine. "Die Taxis entwickeln sehr früh eine Art Franchise-System. Das heißt sie engagieren die ortsansässigen Gastwirte und beauftragen sie damit, Personal und Pferde bereitzustellen", erklärt Beyrer. Nun erreichen die Briefe ihr Ziel in fünf bis sechs Tagen. "



    www1.wdr.de/sticht...ostrechte-100.html

    Das heißt, wir näheren uns inzwischen einer Infrastruktur an, die z.T. schlechter sein dürfte als zu Zeiten der Pferdekutschen.



    Gratuliere! So kann man einen Staat auch herunterwirtschaften, mit diesen unseligen Privatisierungen.

    • @Werner2:

      "Das heißt, wir näheren uns inzwischen einer Infrastruktur an, die z.T. schlechter sein dürfte als zu Zeiten der Pferdekutschen."

      Wenn das Porto wieder das Preisniveau der Thugn und Taxis (natürlich inflationsbereinigt) erreichen würde, hätten wir kein Problem mehr mit Laufzeiten - höchstens mit dem, was so gerne als Soziale Gerechtigkeit bezeichnet wird.

    • @Werner2:

      Briefe - das sind ja nur noch Behördendinge, wo email nicht akzeptiert wird - stelle ich nur noch persönlich zu. Dann weiß ich, dass sie fristgerecht eintreffen und nicht "verloren" gehen.



      Fürs Privatvergnügen, Krankenkasse und andere gibt es email.

    • @Werner2:

      Dito! Da ist sicher noch Luft nach "unten". Der halb ausgeklammerte Paketlieferdienst DHL macht es vor: sub-sub-sub-... -Verträge und ein Teil der Sendungen kommt irgendwo an, teils ohne Benachrichtigung oder wird irgendwo entsorgt, da Lieferroute und Sendunfsumfang nicht leistbar sind. Und die Lieferant*innen werden sehr gestresst, körperlich belastet und kriegrn 'nen Hungerlohn. Deutsche Post, da geht noch was! /Sarkasmus

      • @Uranus:

        DHL gehört bei uns in der Gegend noch zu den besseren Lieferdiensten. Andere brechen es zum Teil runter bis auf dubiose Scheinselbstständigkeit, bei der der Fahrer das Fahrzeug aus eigener Tasche stellen muss. Manche heuern Fahrer nur temporär an, solange die mit ihrem Nicht-EU-Führerschein fahren dürfen, entsprechend ist denen die deutsche StVO vertraut.



        Nix deutsch, nix englisch, mit einem konnte ich gottseidank auf Spanisch radebrechen, der hatte zuvor Orangen gepflückt.



        Die armen Burschen haben auch oft Schwierigkeiten, ähnlich aussehende Straßennamen zu unterscheiden, besonders wenn sie ein fremdes Alphabet gewohnt sind. Wir bringen regelmäßig bei uns vor die Haustür geworfene Pakete zu ihren rechtmäßigen Empfängern und umgekehrt.

      • @Uranus:

        Genau so ist es. Ich habe vor einiger Zeit eine Benachrichtigung über eine Sendung erhalten, die ich in der nächstgelegenen Postfiliale abholen sollte. Dort war die Sendung aber nicht angekommen, und auch nach Einschaltung der Hotline konnte sie niemand irgendwo auffinden. Aber pünktlich nach Ablauf der Abholfrist bekam ich eine Benachrichtigung, dass die Sendung - von der niemand wusste, wo sie war - jetzt an den Absender zurückgehe, weil ich sie nicht abgeholt hatte. Beim Absender kam sie aber niemals an. Das Ganze ist völlig kaputt. Kein Wunder, wenn alles getan wird, um die Arbeitsbedingungen im Zuge der Einsparung von Personalkosten immer weiter zu verschlechtern. Und jetzt wird alles auch noch per Gesetz verlangsamt.

      • @Uranus:

        Die DHL/DPAG beschäftigt in der Zustellung keine "sub-sub-sub.... Das machen die Mitbewerber der DHL/DPAG.



        Ich war etwa 30 Jahre in verschiedenen Betriebsräten bei der DPAG. In den Brief-und Paketzentren gibt es das in Form von Werkverträgen, aber nur im kleinen Maße. Ein Versuch mit einer 100%igen Tochtergesellschaft in der Zustellung (Delivery nannte sie sich glaube ich) scheiterte krachend.



        Die Post zahlt auch keine "Hungerlöhne". Bei der Lage am Arbeitsmarkt kann sie sich das auch nicht leisten.

        • @weidedammer:

          Naja schön evtl. keine Hungerlöhne. Aber was sagen Sie dazu: der hiesige Paketfahrer (DHL) erzählt gerne, dass er diesen Job schon ewig macht - ist auch so. Mal angesprochen auf die Bedingungen, meinte er er sei zufrieden, aber er habe ja auch noch einen der alten Verträge. Bekäme er das Gehalt wofür die jungen Leute heute eingestellt würden, wäre er sehr unzufrieden. Erzählt der Mann Quatsch? (und klar, dass Einstiegsgehälter andere Gehälter sind als Gehälter nach 30 Jahren - das weiß der Msnn aber auch - er meint schon die Relation)

        • @weidedammer:

          Okay. Aufgrund des - diplomatisch ausgedrückt - "durchwachsenen" Lieferservice inklusive Kommunikation von DHL nahm ich an, dass die Arbeitsbedingungen immer noch so schlecht sind. Dann ist die Entlohnung bei DHL aktuell zumindest gut? Wie sieht es mit den Routen und Lieferumfang aus? Ein weiterer Kritikpunkt wäre die Schließung von Filialen und die Integrierung von Shops in a Shop. Wie ist da die Bezahlung? Was passierte mit den alten Post-Mitarbeiter*innen?



          Hier noch ein Link zu einer aktuellen Stellungnahme von Ver.di zur Einigung der Regierungskoalition zur Novelle des Postgesetzes:



          psl.verdi.de/branc...-918d-779f9c164293

        • @weidedammer:

          Leider gehen Sie auf die weiteren Kritikpunkte von Uranus aber nicht ein - die vollkommen berechtigt sind. Ich kenne den Job als "Postler" aus eigener Erfahrung, als Ferienjob, gerade in der Zeit der ersten Reorganisation. Anfangs war es vollkommen okay (Schichtbeginn ca um 5:15, man musste etwas Dampf machen, war dann aber auch vorzeitig fertig, außer Samstags). Zeit für ein Schwätzchen war dennoch (nicht so extrem wie bei "Willkommen bei den Schtis" aber ich wollte auch nie einen Schnaps ). Nach der Änderung war alles viel angespannter. Und heute sehe ich die Postboten nur noch am Rennen. Da stellt sich wirklich die Frage, ob für solch einen Renn-Job das Gehalt noch stimmig ist.

          Wichtige Infrastruktur ist immer ein Zuschussbetrieb, aber genau dafür haben wir ja die Aggregation von Individuen in größeren Gemeinschaften, um solche Aufgaben gemeinsam zu finanzieren (heißt Kommunen und Staat)

          Ich mag die FDP für andere Aspekte, wie individuelle Freiheit, aber neoglobale Aspekte haben in der Infrastruktur nichts verloren. Kapitalismus ist das Gegenteil von freier Marktwirtschaft und die Notwendigkeiten und die Logik von Infrastruktur ist sogar noch ein drittes Thema.

          • @Werner2:

            "Und heute sehe ich die Postboten nur noch am Rennen. Da stellt sich wirklich die Frage, ob für solch einen Renn-Job das Gehalt noch stimmig ist."

            Trotz des Rennens stellen die aber pro Schicht weniger Briefe zu als früher.



            Hat etwas damit zu tun, dass viel mehr gemailt - oder wenigstens gefaxt 🙃 - wird und gerade Großversender der öffentlichen Hand das besonders rentable Massengeschäft mit der grünen, roten, blauen oder sonstwiefarbigen privaten Konkurrenz verschicken, weil die pro Brief (teilweise nur einen halben Cent) billiger sind. Die dürfen auch noch die paar überregionalen Sendungen, die ihnen mit zu aufwendig sind, einfach frankieren und der gelben Post aufs Auge drücken. Gewinn wird über die Masse im Nahbereich gemacht.



            Wenn jetzt Kunde und Politik wollen, dass das weiterhin mit einer Briefmarke zu Eine Mark bezahlt werden soll 😎, wo kommt da das Geld für das Gehalt her?

            • @FriedrichHecker:

              Wenn Sie je als Postbote gearbeitet haben, wissen Sie, daß es weniger die Menge ausmacht, sondern zumeist die Wegstrecken.



              Natürlich kostet jeder Einwurf Zeit und gerade DinA4 Sendungen können recht schwer werden. Man hat ja aber immer wieder Sammelpunkte zum "Nachladen". Der eigentliche Einwurf geht bei einem erfahrenen Zusteller, der nicht den um die Ecke verborgenen Briefkasten suchen muß, sehr fix. Es sind die Strecken dazwischen, die zählen (mal von Extrema wie Hochhäuser abgesehen).

              Zur Zeit: sind Sie mir leider die Antwort weiterhin schuldig geblieben :)

              Zur Preis: was mich wirklich einmal interessieren würde, ist die private Konkurrenz der Post ebenso verpflichtet, flächendeckend das gesamte Bundesgebiet abzudecken oder dürfen die die unrentablen ländlichen Gebiete der Post überlassen? Damit hätten wir eben unterschiedliche Ausgangsbedingungen und keinen wirklichen freien Markt (für die Post), sondern ein Mischgeflecht, wo sich die anderen Privaten die Rosinen herauspicken, jemand aber den Rest übernehmen muß. Genau das wäre dann die Crux einer pseudo-privatisierten Infrastruktur.

              Eine Eine-Mark Marke sollte dann bei gerechter Regelung mgl sein :)

              • @Werner2:

                "ist die private Konkurrenz der Post ebenso verpflichtet, flächendeckend das gesamte Bundesgebiet abzudecken oder dürfen die die unrentablen ländlichen Gebiete der Post überlassen?"

                Das ganz einfach: Briefdienstleister können sich ihr Bedienungsgebiet (zwecks Wettbewerbsförderung durch niedrige Marktzugangshürden) quasi frei raussuchen. Bei Namen wie RegioPost, SchwabenPost etc ist ein begrenztes Bedienungsgebiets erkennbar). Universaldienstleister (das ist - nicht ganz? - überraschenderweise nur die Post) müssen flächendeckend anbieten. Einziger Unterschied ist die Mehrwertsteuerpflicht für Briefdienstleister und die Befreiung davon für Universaldienste.

                Auch das im Artikel genannte Verbot von Subunternehmerketten hätte nur die Universaldienstleister betroffen.



                Der Herr, der mir üblicherweise die Post der Kreisverwaltung zustellt (Privat-Pkw Typ Kombi, Kisten vom regionalen Briefdienstleister auf der Rückbank, Pakete vom Götterboten im Kofferraum) wäre davon nicht mal ansatzweise betroffen gewesen. Mit der Kreisverwaltung meines Heimatorts hatte ich in letzter Zeit Schriftverkehr - den bringt DHL mit Freimachung einer "Regiopost" drauf und einem "Deutsche Post"-Frankierstempel.

        • @weidedammer:

          Das stimmt, die gibt es aktuell nicht mehr. Evtl. werden sie aber wieder geplant, wie einem Artikel während der Tarifverhandlungen zu entnehmen ist mit Thomas Ogilvie www.paketda.de/new...y-abgeschafft.html