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Kampf gegen KlimakatastropheDas Haus brennt

Die Hitzerekorde und Waldbrände sind erst der Anfang. Doch die Politik tut noch immer so, als würde gegen die Klimakrise ein bisschen mehr Öko helfen.

Illustration: Katja Gendikova

M an stelle sich vor: Hinter den Bränden in der Mittelmeerregion steckt eine klandestine russische Aktion. Und die apokalyptischen Waldbrände in Kanada haben Brandstifter im Auftrag Chinas angefacht. Was wären die Folgen?

Man würde erregt über nationale Sicherheit reden und eine radikale Umorientierung in Politik und Diplomatie fordern. Aufgeregte Debatten, mehr Geld für die Bekämpfung des Problems – ja, vielleicht würde eine „Zeitenwende“ ausgerufen. In Deutschland gäbe es angesichts der Bedrohung einen innenpolitischen Burgfrieden und entschlossenes, schnelles Handeln.

Nichts davon geschieht derzeit in der eskalierenden Klimakrise. In der deutschen Politik, im Europaparlament und im UN-Klimaprozess passiert wenig. SPD, FDP und Grüne entschärfen und verzögern das Klimaschutzgesetz. Die FDP feiert sich dafür, das Ende der fossilen Heizungen herauszuschieben und Scheinlösungen wie Wasserstoffheizungen zu propagieren.

Der Kanzler mahnt, man dürfe beim Klimaschutz nichts überstürzen, und Oppositionsführer Merz behauptet, es sei ja noch genug Zeit. Währenddessen versuchen seine Unionskollegen im Europaparlament mit dem „Nature Restoration Law“ einen Eckpfeiler des Green Deal zu zerschießen. Und international setzen Öl- und Gasstaaten und ihre Konzerne darauf, die Klimaziele des Pariser Abkommens in Rauch aufgehen zu lassen.

Um die von allen angemahnte 1,5-Grad-Grenze zu halten, müssen wir in sechseinhalb Jahren die globalen Emissionen halbieren. Dafür müssen sie jährlich um sieben Prozent sinken. Bislang sind sie fast nur gewachsen. Wie kann man da davon sprechen, man dürfe nichts überstürzen? Das Haus brennt, aber statt zu löschen, sollen wir erst mal abwarten?

Diese törichte Entspanntheit gelingt uns nur mit einer Fehlleistung: Wir bilden uns ein, das gehe wieder weg. Das Gegenteil ist richtig. Was wir jetzt erleben, ist das neue Normal. Die Extreme von Hitze, Dürren und Wetter sind keine Ausreißer der Statistik, sondern der Anfang einer Entwicklung, die schneller und brutaler passiert als KlimaexpertInnen bisher vermuteten.

Der Chef des Umweltbundesamtes mahnt: „Wir sind erst bei 1,1/1,2 Grad globaler Erwärmung. Jeder heiße Sommer, den wir jetzt erleben, wird – von 2030/40 aus betrachtet – ein kühler Sommer gewesen sein.“

Die Weigerung, nun endlich zu handeln, widerlegt auch eine geheime Hoffnung der Klimabewegung. Wenn die Auswirkungen der Klimakrise vor allem in den reichen Ländern direkt sichtbar und spürbar sind, so das Kalkül, dann würde Klimaschutz zum Selbstläufer – schon aus purem Eigeninteresse. Ökoparteien bekämen Zulauf, scharfe Gesetze würden akzeptiert, die Wirtschaft würde Regulierung nachfragen und mit nachhaltigen Produkten Wohlstand schaffen.

Diese Rechnung geht nicht auf. Wer sich die aktuellen Hitzewellen im Mittelmeerraum anschaut, die Waldbrände in Kanada, die New York City mit Smog überziehen, die Überhitzung der Ozeane und die eskalierenden Extremwetter in Indien und China, erkennt: Es gibt kein kollektives Erwachen. Die bisher nur von Experten vorausgesagte Eskalation ist nicht das Warnsignal, das alles ändert.

Im Gegenteil: Mit jedem neuen Hitzerekord werden die Bedrohungen für Alte und Kranke „natürlicher“ und als normaler wahrgenommen. Wir ändern unser Denken und Verhalten nicht – wir gewöhnen uns an die Gefahr und suchen nach Angeboten für günstige Klimaanlagen. Am Mittelmeer ist es zu heiß für die Ferien? Dann fahren wir eben an die Ostsee.

Die Unfähigkeit, angemessen auf die Klimakrise zu reagieren, liegt an dem bekannten Dilemma, dass uns hier kein klar identifizierbarer Gegner bedroht, sondern „wir alle“ das Problem schaffen. Etwas tiefer geblickt erkennt man ein weiteres grundlegendes Problem: Die politischen Eliten begreifen die Klimakrise nicht und versagen daher bei ihrer effektiven Bekämpfung.

Die Erdüberhitzung ist anders als die meisten Krisen: Sie ist kumulativ. Das Problem wird immer größer, je länger wir warten. Wir müssen daher sofort handeln. Sie fordert jetzt Maßnahmen, die sich erst in der Zukunft auszahlen. Sie ist global und erfordert Kooperation in einer Weltlage, die derzeit auf Konfrontation setzt.

Und vor allem: Sie ist nur mit neuen Strukturen zu lösen, mit disruptiven Entscheidungen. Schrittweise Lösungen, „weitermachen wie bisher, nur ein bisschen grüner“ wären vor 20 Jahren möglich gewesen. Heute nicht mehr. Heute kann es nicht mehr zu viel, sondern nur noch zu wenig Klimaschutz geben.

Die Idee, dass nur noch disruptive Lösungen helfen, kommt nicht von radikalen AktivistInnen, sondern vom Weltklimarat IPCC – einem Gremium, in dem die Regierungen der UN-Staaten gemeinsam mit der Wissenschaft den Stand der Dinge im Klimawandel festhalten.

Für Deutschland bedeutet dieses Disruptive ernst zu nehmen einen rasanten, durchgreifenden Wandel des Bewusstseins von „Nicht so schlimm“ zu „Alarm“. Ein erster kleiner Schritt dorthin wäre, dass die aktuelle IPCC-„Zusammenfassung für Entscheidungsträger“ Pflichtlektüre für alle politischen Mandatsträger, Aktionärsvertreter und Abiturklassen wird.

Der nächste Schritt ist: Der Bundestag beschließt, dass jedes staatliche Handeln auf der Basis des 1,5-Grad-Pfads geschehen muss und den Klimaschutz nicht bremsen darf. Wer das zu radikal findet, sei daran erinnert, dass behördliches Handeln an das Recht gebunden ist. Demnach darf kein staatliches Handeln gegen Gesetze verstoßen und kann nur auf der Grundlage von Gesetzen geschehen. Analoges müsste für den Klimaschutz bei staatlichem Handeln gelten. Diesen „Klima-Check“ für alle Gesetze hat die Ampel schon in ihrem Koalitionsvertrag fixiert. Das war eine gute Idee, die seitdem sanft vor sich hin schlummert.

Nötig wäre, dass der Kanzler eine „Zeitenwende“ in der Klimapolitik ausruft und 100 Milliarden Euro Sondervermögen für Klimasubventionen wie Gebäudeisolierung, eine Solarpflicht für alle Dächer und Speicherforschung lockermacht.

Weil Klimaschutzpolitik nur gemeinsam geht und jede Partei dafür ver­antwortlich ist, müssten alle drei Regierungsparteien für sie schwierige Kompromisse eingehen. Die FDP akzeptiert Tempolimit und schuldenfinanzierte Klimahilfen, die Grünen den LNG-Ausbau und EU-Hilfen für Atomkraft in der EU, die SPD den Kohleausstieg auch im Osten Deutschlands 2030.

Damit endlich schnell und effizient gehandelt wird, müssen sich Gesellschaft und Politik in Deutschland von ein paar liebgewonnenen Erzählungen rund um Klimapolitik verabschieden. Dazu gehört das von fast allen verbreitete bequeme Versprechen, Klimaschutz werde „nichts kosten“.

Das Gegenteil ist der Fall. Der CO2-Preis soll und muss das Verhalten von Verbrauchern steuern und Einnahmen für Klimaschutz generieren. Es gibt kein Menschenrecht auf Kreuzfahrten, Langstreckenflüge und Billigfleisch. Der Staat muss umweltschädliches Verhalten besteuern, nicht subventionieren – und über ein Klimageld diese Einnahmen sozial gerecht zurückverteilen.

Die dringend nötige disruptive Klimapolitik muss fossile Strukturen schnell abbauen. Dabei wird es Verlierer geben. Für die muss es sozialpolitischen Ausgleich und Weiterbildung geben. Aber die Formel, man dürfe niemand überfordern, ist oft nur der rhetorische Kniff, um nichts zu tun oder das Nötige zu verschleppen. Tatsächlich sind viele Menschen nach Corona, Ukraine-Krieg und Inflation müde, immer neue Zumutungen zu hören. Aber wo Zumutungen nötig sind, muss man sie immer wieder erklären. Und „die Menschen“ sind beim Klima oft weiter, als „die Politik“ es ihnen zutraut. Das zeigen Bürgerräte, Umfragen und Studien.

Auch die Ausrede, dass Klimaschutz die Wirtschaft zu sehr belaste, muss Geschichte sein. In Deutschland ist noch keine Industrie wegen strenger Umweltregeln pleite gegangen. Im Zweifel gab es immer mit Milliarden an Steuergeldern vergoldete Auswege – so war es beim Atomausstieg, beim Kohleausstieg und bei Ausnahmen vom Emissionshandel.

Wir müssen uns zudem auf das Wesen einer selbstbewussten Demokratie zurückbesinnen. Dort bestimmt die Mehrheit, innerhalb der durch Verfassung und Gewaltenteilung gesetzten Grenzen. Wenn eine Minderheit von 20 Prozent gegen eine Maßnahme protestiert, darf das nicht dazu führen, dass 80 Prozent ihr Vorhaben aufgeben. Solcher Minderheitsschutz führt zur Blockade. In anderen Bereichen werden Gesetze mit knapper Mehrheit durchs Parlament gebracht. Nur beim Klimaschutz kommen vielen plötzlich radikaldemokratische Skrupel.

Alle diese skizzierten Maßnahmen sind möglich. Effektive Klimapolitik ist kein Hexenwerk, nichts Utopisches, sondern das Konkrete, das man gegen zähe Widerstände durchsetzen muss.

Sie erfordert von Regierung und Opposition, Unternehmen und Zivilgesellschaft die Courage, das gemütliche „Weiter so“ zu beenden. Das Verharren im Vertrauten wird in der Klimakrise dazu führen, dass wir vieles Vertraute schneller, brutaler und unkontrollierter verlieren, als wir es uns vorstellen können. Brennende Urlaubsorte und Hitzewellen sind erst der Anfang. Die jetzt nötigen Veränderungen brauchen Mut – und sei es den Mut der Verzweiflung.

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Bernhard Pötter
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).
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113 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • taz: "Das Haus brennt. Die Hitzerekorde und Waldbrände sind erst der Anfang. Doch die Politik tut noch immer so, als würde gegen die Klimakrise ein bisschen mehr Öko helfen."

    Ja, das Haus brennt schon im Erdgeschoß. Anstatt aber das Feuer zu löschen, wird der Dachstuhl sogar noch ausgebaut.

    Statt sich endlich einmal mit den berechtigten Sorgen der Klimaschützer auseinanderzusetzen, reden unsere "Volksvertreter" lieber mit der Autoindustrie oder mit Kohlekonzernen, die Wälder abholzen und Dörfer platt machen lassen, damit man die darunterliegende klimaschädliche Kohle aus der Karbonzeit für das Wirtschaftswachstum auch noch verfeuern kann. Unser Planet gleicht immer mehr einer Müllhalde, die Meere sind voller Plastikmüll, abgeholzte oder verbrannte Wälder und ein Klimawandel der immer mehr anwächst. Dass der ausufernde Kapitalismus mit seinem Wirtschaftswachstumswahn nicht nur viele Menschen 'kaputt' macht, sondern auch den Planeten Erde, sollte ja wohl bekannt sein. Soziale Gerechtigkeit, Klima- und Naturschutz müsste eigentlich auf der Agenda aller Politiker stehen, aber Politiker kennen nur das Wort 'Wirtschaftswachstum', und das obwohl die CO2-Konzentration in der Atmosphäre schon auf 420 ppm angestiegen ist. Ein „bisschen mehr Öko“ wird nicht ausreichen, aber woher sollen unsere Politiker so etwas auch wissen? Das Krebsgeschwür der Welt heißt Wirtschaftswachstum (das ungebremste Wachstum schädigt unsere Ressourcen) und die Auswirkungen sind Umweltverschmutzungen und ein Klimawandel der immer mächtiger wird. Politiker (und das weltweit) - und leider auch viele Bürger - haben anscheinend immer noch nicht begriffen, dass die "CO2-Party" jetzt zu Ende ist, falls die Menschheit überleben möchte.

    Wir brauchen ein umweltschonendes Wirtschaftssystem und keine weitere Ausbeutung von Mensch und Planet, nur weil Manager ihr Monopolyspiel weiterspielen möchten und Politiker mit ihrem "Job" (der von den Steuern der Bürger gezahlt wird) wohl total überfordert sind.

    • @Ricky-13:

      "Wir brauchen ein umweltschonendes Wirtschaftssystem "

      Jepp! Die Vorteile des Kapitalismus müssen endlich konsequent gegen den Klimawandel eingesetzt werden!

  • Wasch mich aber mach mich nicht nass

    Wenn eine Partei genau das tun würde, was getan werden muss, dann würde sie wohl sehr viele ihrer Wähler verlieren.



    Denn jeder ist für eine schöne Umwelt, aber die meisten wollen nicht, dass sie selbst deshalb Verzicht üben sollen.



    Und so traut sich keiner das Nötige zu tun, weil er sonst seine Wähler verliert.



    Ja, wenn der Klimakampf zum Wahlkampf wird, hat er schon verloren.

    • @Rudi Hamm:

      Mehr ÖPNV wollen se alle.

      Nur keine Kommune will dafür bezahlen. Straßenbau und Gewerbegebiete kurz Wirtschaftswachstum ist allen Parteien wichtiger.

  • Was vor 20 Jahren hätte gemacht werden können und sollen kann und sollte immer noch gemacht werden.



    Es gibt kein zu spät und wir haben keine Zeit mehr, jedenfalls nicht in der Wissenschaft.

  • "Leider ist die Wirschaft davon abhängig, dass viele Leute fliegen und autofahren. "

    Das die Menschen nicht mehr mit dem ÖPNV oder Fahrrad zur Arbeit fahren liegt daran,



    - dass sich die Pendlerstrecken jährlich vergrößert haben.



    - dass die Arbeitsorte sich in die Metropolen verlagert haben / vor Ort verschwunden sind.



    - die kommunale, regionale, Landes- und bundesweite Raumplanung nicht dagegen gesteuert hat



    - der heutige ÖPNV zu langsam ist



    - der ÖPNV-Ausbau unterlassen wurde von den Kommunen



    -der Radwegebau vernachlässigt wurde in den Kommunen.

    • @Rudolf Fissner:

      Volle Zustimmung.



      Wenn bei uns nur alle 2 Stunden ein Bus fährt, dann fahre ich nicht Bus.

  • Leider ist die Wirschaft davon abhängig, dass viele Leute fliegen und autofahren. Unter anderem deshalb will Scholz "nichts überstürzen".

    Was selten erwähnt wird: Das, was wir jetzt erleben, ist das Resultat der Emissionen bis vor zehn Jahren. Was im letzten Jahrzehnt in die Atmosphäre gelangte, wird so langsam aktiv. Es wird also erstmal schlimmer.

    • @Michael Drewitz:

      Man muß sich allerdings einmal die Wichtigkeitsrelation klarmachen (auch und gerade als Politiker mit Verantwortung) : Die Erde kommt gut aus ohne die 'Wirtschaft' - umgekehrt klappt es nicht ganz so gut. Selbst ein Finanzdienstleister wie Scholz sollte das hoffentlich bald verstehen.

  • 6G
    676595 (Profil gelöscht)

    Es geht seit einigen Jahrzehnten nur noch um das Fingerzeigen. Wir nicht, aber die da! Es muss der Zeitpunkt kommen, zu dem Deutschland seine Klimaziele (was für ein Unsinn!) erreicht hat, und dann aber: Wir tragen keine Schuld! Vergessen sind die Begleitschäden des Wirtschaftens vieler Jahrzehnte, es werden keine Summen gebildet, eine Verjährung wird einseitig von uns vorausgesetzt. Jeder trage dann seine Sandsäcke vor seine Tür.

    Bis zum Eintreten dieses deutschen Klimaerfüllungstermins erkaufen wir uns das gute Gewissen mit Solardächern, mit elektrisch betriebenen Blechlawinen, mit Umverteilungen (Waffen und noch mehr Waffen) und mit Talkshowgequatsche.

    Ein sorgfältig gereinigtes Auto, versiegelt und ohne Beule ist oberstes Ziel, da verstehen wir keinen Spaß. Und genauso denken wir im Großen: Wehe uns fährt jemand in die Karre!

    • @676595 (Profil gelöscht):

      Nix gegen Fetischismus, aber das Ding mit den Autos in Deutschland habe ich nie verstanden. Da empfinde ich den Umgang mit diesen Vehikeln in unserem Nachbarland Frankreich wesentlich angemessener. Es gibt bei den Deutschen recht widerwärtige Eigenschaften. Eine davon ist es, sich gerne ein X für ein U vormachen zu lassen - solange es nur intensiv genug beworben (oder faschistisch befohlen) wird.

    • @676595 (Profil gelöscht):

      "Bis zum Eintreten dieses deutschen Klimaerfüllungstermins erkaufen wir uns das gute Gewissen mit ... und mit Talkshowgequatsche."

      Inwiefern sind Sie da eine Ausnahme?

      Reden darüber ist wichtig! Talkshow sind wichtig! Es muss sehr viel mehr darüber geredet werden!

  • Zur Rettung des Klimas wäre schon lange eine Verhaltensänderung auf vielen Ebenen nötig gewesen.



    Die anzumahnen, gar versuchen durchzusetzen ist maximal unpopulär, wie die Reaktionen auf das Heizungsgesetz zeigen.



    Eine "Politik", die so etwas forcieren möchte, wird schlichtweg von der Bevölkerung nicht gewählt.



    Kein Grund also, "die Politik" abzuwatschen. Da müssen sich schon alle an die eigene Nase fassen.



    Wissen würden wir es ja schon lange genug.

    • @Fezi:

      Nase fassen wird auch nix bringen, sondern : machen!



      Und natürlich muß die Regierung getrieben werden. Die wußten schon vorher, was abgeht - und wollten die Verantwortung (das Geld, den Ruhm).



      Die haben es höchstselbst in der Hand, ob sie abgewatscht werden müssen oder nicht.

      • @Zebulon:

        Diese Regierung abzuwatschen bedeutet, die Opposition an die Regierung zu bringen. Wollen Sie das?

    • @Fezi:

      Der Klimawandel ist ein globales Problem, das man nicht mit lokalen Gesetzen lösen kann.

      Deutschlands Beitrag zum jährlichen Menschen-gemachten CO₂-Ausstoß beträgt laut Umweltbundesamt 1,8 Prozent. Selbst wenn es gelänge, unseren CO2 Ausstoß zu halbieren (wovon wir weit entfernt sind), würde dies eine Reduzierung der globalen Emissionen von weniger als 1% bedeuten. Solange viele Staaten, sei es aus politischen Kalkül oder weil sie einfach nur zu arm sind, um sich zu engagieren, weiter bremsen, wird kein deutsches Gesetz, keine Wärmepumpe, kein Windrad und kein Klimakleber daran etwas ändern. Es geht nur mit einer globalen Initiative aller Industriestaaten.

      Das GEG und die Gängelei der Bürger sind nur Aktionismus ohne Wert. Wenn Deutschland wirklich einen "großen Wurf" für das eigene Land machen will, haben wir die passende klimaschonende Technologie schon lange: Atomkraft.

      Sicher hat auch die viele Nachteile, aber im Angesicht einer globalen Katastrophe sollten auch die Grünen in der Lage sein, über ihren historischen Schatten zu springen.

      • @Ramto:

        haha : "aber im Angesicht einer globalen Katastrophe sollten auch die Grünen in der Lage sein, über ihren historischen Schatten zu springen."

        Der historische Schatten liegt voll und ganz auf Seiten der Nuklearindustrie - bei allen ihren tatsächlichen Fehler muß ich da aber die Grünen in Schutz nehmen.

        Der einzig gangbare Weg ist der des Verzichtes. Er wäre es !

      • @Ramto:

        "Wenn Deutschland wirklich einen "großen Wurf" für das eigene Land machen will, haben wir die passende klimaschonende Technologie schon lange: Atomkraft."

        Das ist mal ne richtig "witzige" Idee. Wir tauschen Jerzu (Sardinien, 48.2° im Juli) gegen Tschernobyl. Und das,



        während die Sonne jeden Tag mehr Energie - vollkommen umsonst und vollkommen CO2-neutral - auf die Erde strahlt, als die Menschheit in 1000 Jahren verbraucht.



        Das ist ähnlich sinnvoll wie die Verwendung einer Kneifzange, wenn man sich die Hose anziehen will.

        • @Kaboom:

          Atomkraft wäre jedenfalls die mit Abstand schnellste und effizienteste Möglichkeit, deutlich weniger fossile Energie zu verbrauchen und den CO2 Ausstoß zu senken, damit es auf Sardinien nicht noch heisser wird.

          Atomkraft birgt Risiken, aber die Reaktoren sind seit Tschernobyl wesentlich sicherer geworden. Unsere Nachbarländer haben das auch gemerkt und bauen uns jede Menge davon vor die Haustür.

          Was spricht also dagegen, für einen Übergangszeitraum auf Atomkraft zu setzen und diese Phase für die konsequente Weiterentwicklung anderer Technologien zu nutzen? Eigentlich nichts, wie selbst die EU schon festgestellt hat. Nur die Grünen lehnen dies vehement ab, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

          Das ist die wahre "Kneifzange", mit der wir uns gerade die Hosen anziehen.

          • @Ramto:

            weil es Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte braucht, die Dinger in Betrieb zu nehmen.



            1000 Windräder sind viel schneller gebaut.

            Sie verbreiten hier Desinformation! Moderation?

  • Das Grundprinzip "wenig investieren, möglichst viel rausholen" wird nicht weiter funktionieren. Es geht nicht um mehr Konsum, diesmal mit Strom, sondern einfach um einen gesamten Umbau. Und der wird mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nicht stattfinden, so wie es momentan aussieht - mehr Waffen, LNGs, E-Auto-Boom etc., dafür weniger Bildung, weniger Gesundheitsversorgung, weniger kleine Bauernhöfe und Kleinbetriebe.

    • @Niemals:

      Mehr investieren und weniger bekommen heißt höhere Preise.

      • @Peterbausv:

        Korrekt - hoffentlich rechtzeitig in Rhein-Metall investiert und per Erbe ein paar Immobilien an Land gezogen. Es muss sich schließlich alles rechnen. Wo kämen wir ohne diesen schönen Run nur hin?

        Mal abgesehen davon: "mehr investieren und weniger bekommen" bedeutet in diesem System schlichtweg Pleite. Man müsste eine Alternative entwickeln und das würde einen Ausstieg mit sich bringen.

        Werden Ernährung, Gesundheit und Bildung weiter unter dem derzeitigen Primat gerechnet, ändert sich nichts.

    • @Niemals:

      ja.

  • Disruptiv das einzig erfolgreiche Wirtschaftssystem, das wir kennen, verändern. Kann funktionieren.

    Dass man ein hochkomplexes System (Klima) nicht durchschaut und versucht daran irgendwie rumzuschrauben ist wohl ein schlechter Grund um an einem anderes hochkomplexes System (Weltwirtschaft) mit einfachen Konzepten herumzudoktern.

    Viel Glück damit.

    • @u62:

      Dazu kann man nur ja und amen sagen! Und darauf verweisen, dass wir mit Planwirtschaft ja nun wahrlich seit über 100 Jahren Erfahrung gesammelt haben. Allerdings werden deren Verfechter fordern: Mehr von dieser "Medizin" - dann wird sie schon wirken!

      Was ich in meinen "Träumen" als "alter Öko-Freak" schon vor mir sehe (und was in vielen Ländern schon passiert): Grüne Politiker werden mehr Kernenergie fordern - weil weniger CO2! Und das nur weil man plötzlich "Umwelt" auf einen einzigen Parameter reduziert. Merke: Auch "die Umwelt" insgesamt ein hochkomplexes System, das wir NIE komplett durchschauen werden!

    • @u62:

      Es wäre ja schon schön, wenn radikale Veränderungen überhaupt durchsetzbar wären, bevor das Ganze endgültig aus dem Ruder läuft.

      Danach sieht es nicht aus.

      Das Klima und die Zusammenhänge sind nun wirklich reichtlich erforscht.

      In der VWL ist das meiste tatsächlich graue Theorie, vor allem wenn es über den "IST Zustand" hinaus gehen soll.

      Aber auf dem Papier verstehen wir auch hier schon was notwendig ist: Kreislaufwirtschaft. Dann kann es auch Wachstum geben, so lange es eine Kreislaufwirtschaft bleibt.

  • "In Deutschland ist noch keine Industrie wegen strenger Umweltregeln pleite gegangen."

    Auch wenn ich selbst finde, Wirtschaftsunternehmen müssten beim Klimaschutz deutlich mehr einbezgen werden:

    Industrien werden auch nicht pleitegehen.



    Sie wandern nämlich vorher ab.

    • @rero:

      Stimmt. Die Solarindustie oder die Wärmepumpenhersteller ( Vailant ) wanderte ab und EAuto-Hersteller haben auch nur Gegenwind ( Tesla). Energie wird dafür im Ausland (Frakinggas, Strom) eingekauft statt gleiches in DE zu fördern.



      Nach einer Transformation der Wirtschaft IN DE sieht das nicht aus.

      • @Rudolf Fissner:

        Die Tesla-Sorte Gegenwind wünsche ich mir oft beim Radfahren.

  • Besonders empört mich an diesem Artikel von Pötter wieder diese Parteien-Deal-Vorausangebote:



    "Die FDP akzeptiert Tempolimit und schuldenfinanzierte Klimahilfen, die Grünen den LNG-Ausbau und EU-Hilfen für Atomkraft in der EU, die SPD den Kohleausstieg auch im Osten Deutschlands 2030"



    Atomkraft ist die teuerte und fossile Energie. LNGs sind überflüssig und basieren auf Fracking.



    Kohlestilllegung in Osteuropa ist selbstverständlich.



    Hier sieht man: auch Pötter denkt in Kaufen und Verkaufen. Pinguine nicht.



    radikale Aktivist:innen gibt es keine. sondern individualisierte Moral-Justice-Hüterinnen.



    Der Weltklimarat IPCC empfiehlt weiterhin Geoengineering, absurde unrealistische Ideen (Wolken düngen, Sonne beschatten, CCS, REDD.



    Es darf kein Kyoto-Protokoll geben: d.h. keinen Handel von Verschmutzungsrechten, weil es dazu kein Recht gibt.



    Es ist eben doch weiter nur eine wachstumsimmanente Ökosteuer-Denke.



    Mehrheit darf sich nicht einer Minderheit beugen: genau das kommt reichlich spät, nach der Obstruktionsoffensive der Fossilokraten mit der FDP.



    Sondern: Massen-Sondermüll-Produktion stoppen.

    • @Land of plenty:

      Die AKWs wurden nicht wegen Klima, Umwelt & Naturschutz oder Pinguine abgestellt, sondern wegen der Menschen.

      >> "Es darf kein Kyoto-Protokoll geben: d.h. keinen Handel von Verschmutzungsrechten, weil es dazu kein Recht gibt."

      Und selbstverständlich ist der Emissionshandel, hinter dem besonders die FDP steht, wichtig. CO2 Ausstoß muss einen stetig steigenden Preis haben! C02-Ausstoß darf nicht umsonst sein, DAFÜR gibt es kein Recht. Und Klimamaßnahmen gibt es auch nicht für umsonst.

      • @Rudolf Fissner:

        "Und selbstverständlich ist der Emissionshandel, hinter dem besonders die FDP steht, wichtig. CO2 Ausstoß muss einen stetig steigenden Preis haben! C02-Ausstoß darf nicht umsonst sein, DAFÜR gibt es kein Recht. Und Klimamaßnahmen gibt es auch nicht für umsonst."

        Die FDP ist für den Emissionshandel, weil die Parteioberen wissen, dass das nicht funktioniert. Wurde in der Vergangenheit mehr als ausreichend bewiesen. Ist - mal wieder - die etwas schlauer verpackte AfD-Position zum Klimawandel.

        • @Kaboom:

          "Ist - mal wieder - die etwas schlauer verpackte AfD-Position zum Klimawandel."

          Kleiner Faktencheck für Sie aus dem Bundestag: "AfD: Emissionshandel abschaffen" ( www.bundestag.de/w...0_06/701474-701474 )

          Ergo ist eher ihre Position AfD Position.

          • @Rudolf Fissner:

            Sie verstehen den Kontext offenkundig nicht.



            Die AfD hält den menschengemachten Klimawandel für nicht existent, und lehnt deshalb Maßnahmen zum Schutz des Klimas ab.



            Die FDP möchte den Emissionshandel, weil sie (warum auch immer) nichts zum Schutz des Klimas tun will. Im Ergebnis läuft beides aufs Gleiche hinaus. Tatenlosigkeit eben. Nur verpackt die FDP - wie ich schon schrieb - ihre Haltung geschickter als die AfD.

            • @Kaboom:

              Sie verstehen nicht wogegen Sie anschreiben. Sie schreiben gegen den von der FDP propagierten Emissionshandel an, der auch von der AfD abgelehnt wird.

              Und das der Emissionshandel - das markante Verteuern von fossilen Energien damit Firmen auf kostengünstigere regenerative Energien umschwenken - kein Werkzeug ist gegen den Klimahandel, das ist auch so eine Geschichte aus dem Bereich der Pseudowissenschaft passend zu den AfD-Positionen.

  • - Und wenn eine klandestine russische Aktion hinter den Bränden in der Mittelmeerregion stecken würde - weder die westliche Goovernanze noch die UN würden dagegen etwas unternehmen.



    - in sechseinhalb Jahren halbieren? Die globale CO2-Uhr auf den taz Seiten gibt an, dass das Budget in 5 Jahren und 11 Monaten aufgebraucht sein würde.



    - Die Ökopreise sind eben genau das : ein bisschen mehr Öko.



    Man kann die Natur nicht einpreisen. Es gibt in der Menschheitsgeschichte einen Irrtum, der in letzter Zeit deutlicher spürbar wird: mit Geld rechnen.



    Rechnen ist gut, ideales Denken. Aber die Wirtschaftswissenschaften sind ein Selbstbetrug in dem sie sich als Naturwissenschaftsableitung ausgeben.



    "Dt. macht sich fit für die Hitzewelle" hieß es kürzlich in der taz und anderswo.



    Das geht eben nur andersrum:



    sich weltweit koordiniert so verhalten, dass es zu keiner Klimaverschlimmerung kommt. Denn der Lebensrange ist für alle Säugetiere und Flora, Fauna sehr schmal: -20 bis +40 Grad.



    Es gibt keine Anpassung an 200kmh Sturm!

    Also gibt es nur eine Lösung: die Beendigung der Standortkonkurrenz (Stahlstandort, mehr und schneller produzieren als andere) und sie durch eine Koordination ersetzen, in der für alle Menschen Bedrüfnisse befriedigend, ausreichend produziert wird.



    Es gibt keine Alternative der freien Wahl: am Markt Waren kaufen.



    Genauso: Impfen ist kollektiv und nicht freiwillig.



    Wasserstoff und KI sind ein Hype.



    Es gibt viele gute Lösungen, wie Wärmepumpen - her damit. Aber Thema ist die weltweite Anpassung an die Grenzen.



    Die Realpolitik muss es den Donnerrasern aktuell korrekt beibringen: stopp, nichts mehr verdrängen.



    (ich lebe von Alg2, nur Fahrrad, 2x im Leben geflogen, gerne einen guten neuen Herd, wenn er durch die schmale Küchentür passen würde.)

    • @Land of plenty:

      Es gibt im Baugewerbe noch viel Bedarf an Mitarbeitern um die energetische Sanierung von Häusern zu stemmen.

    • @Land of plenty:

      Nationale Egoismen beenden?

      Wachstum beednen?

      Das ist derzeit so realistisch wie die Abschaffung aller Grenzen, oder zum. Visafreiheit/ Reisefreiheit für alle Bewohner*innen der Erde.

      Eine internationale Koordinierung ist nicht absehbar. Wir müssen das beste machen aus dem was wir haben. Das wird nicht reichen für 1,5, allem Anschein auch nicht für 2,o Grad Erwärmung.

      Es bleibt eigentlich nur auf ein Wunder zu hoffen.

      • @sociajizzm:

        "bleibt eigentlich nur auf ein Wunder zu hoffen."

        ... ist ja auch am leichtesten, gell ?

        • @Zebulon:

          ich habe nicht gesagt wir sollten nicht unser bestes geben.

          2,5 Grad + sind immer noch besser als 3 oder 4 Grad Ererwärmung.

          Meinen eigenen Beitrag leiste ich bereits (keine Heizung, keine Klimaanlage, 100% Ökostrom, eigenes Obst und Gemüse, Wildkräuter sammeln).

          Aber ich mache mir keine Ilussionen das wir das 2 Grad Ziel schaffen werden.

          Hoffen tuhe ich es dennoch.

      • 3G
        31841 (Profil gelöscht)
        @sociajizzm:

        Ich bin dafür, diese Wunder auszumalen. Nichts wünschte ich mir mehr als Wunder zur Ergänzung zu den leider nur unzureichend bleibenden Versuchen, mit der Klimakatastrophe zurecht zu kommen. Es ist eben eine Katastrophe, weil die Menschheit nicht damit zurecht kommt.



        Wer ein Wunder sucht, an dessen Verwirklichung mensch sich beteiligen könnte, könnte sich fragen, was das Leben will. Denn es gilt Leben zu retten, ohne mit den Aktivitäten Leben und Lebensmöglichkeiten zu gefährden und zu zerstören.

  • Vielleicht ist es ganz gut, dass die durch den Klimawandel induzierten Wetterereignisse zuschlagen und auch Ignoranten zum Nachdenken und letztlich zum Handeln bringen.



    Wenn ich bei, als ziemlich ignorant bekannten auch älteren Nachbarn, die im Gespräch den Klimawandel eher leugnen, sehe, wie Photovoltaik Module, Regenwassernutzung und Wärmepumpen installiert werden und man plötzlich Rad fährt, dann habe ich doch noch etwas Hoffnung. Es sind nicht viele, aber es werden immer mehr.

    • @Axel Schäfer:

      Die "Gegner" des Klimawandels werden leider auch immer mehr. Siehe AfD-Zulauf.

      • @dator:

        Ich würde ja von "Freunden" / "Befürwortern" sprechen oder vll. "Leugnern".

        Kämpfen wollen diese Menschen gegen den menschengemachten Klimawandel ja nicht gerade. ;-)

        • @sociajizzm:

          Ja, das Klima ist denen egal. Sie wollen blindlings ihre Wohlstandsblase verteidigen und begreifen nicht, dass sie das Platzen dieser selbst mit vorantreiben.

      • @dator:

        Es gibt genau 0 Gründe, optimistisch zu sein. Denke ich auch.

  • Konsum und Lebensstandard weltweit massiv beschneiden, dann könnte es was werden. Nur noch den wirklich oberen Zehntausend geht’s gut, dem Rest eben schlecht(er). Wer bitte soll/will das durchsetzen ohne weiteren Rechtsruck und Unruhen die dann ausbrechen?

    • @Der Cleo Patra:

      Global gesehen wären für die allermeisten Menschen durchaus noch erhebliche Steigerungen des Lebensstandards klimaneutral möglich. Einschränken müssten wir uns im globalen Norden und auch das - nüchtern betrachtet - eigentlich nur in einem Rahmen der mE durchaus zumutbar wäre. Das Wohlstandsniveau der 1970er war ja nun keineswegs das Elend des finsteren Mittelalters. Kann man das also wirklich rationalerweise als Anlass für Rechtsruck und Unruhen sehen? Zumal die Folgen des 'Weiter so' das Elend des finsteren Mittelalters wohl deutlich übertreffen werden.

      • @Ingo Bernable:

        In 2023er Euros entspräche das westdeutsche BIP von 1975 etwa 9.000 Euro pro Kopf. Bei einer Staatsquote von 50%, landen wir bei einem Durchschnittsnettoeinkommen von 375 Euro pro Kopf und Monat. Ja, das wäre ein deutlicher Wohlstandsgewinn für große Teile der aktuellen Weltbevölkerung. Und ja, dass ist nicht vergleichbar mit vorindustriellen Zuständen. Keinen politischen Aufstand zu erwarten, halte ich trotzdem für himmelschreitend naiv. Es würde für ein Land wie Deutschland bedeuten, den Menschen durchschnittlich 80% ihres derzeitigen Einkommens zu nehmen und die Staatsausgaben gleichzeitig im selben Maß zu kürzen. In Frankreich gingen die Leute auf die Barrikaden als der Sprit ein bisschen teurer wurde, hier und anderswo als sie im Supermarkt eine Maske tragen mussten.

      • @Ingo Bernable:

        Dafür muss man vor allem seine Stimme dagegen erheben, wenn "mehr" gefordert wird. Z.B mehr Wohnungen, obwohl wir in DE heute doppelt so viel Wohnfläche pro Person haben wie vor 50 Jahren. Auf der jetzigen Wohnfläche könnte noch einmal 80.000.000 Menschen wohnen. Neue Wohnungen braucht es nicht.

        Das "Weiter so" ist in DE common sense und nicht speziell rechts verortet. Da wagen auch Grüne und Linkspartei nicht zu zwinkern und der Bevölkerung ein Rückschrauben des Wohlstands nahezulegen.

      • @Ingo Bernable:

        Schauen Sie mal ein Video von "Geschichtsfenster" auf Youtube um zu lernen, dass es "das Elend des finsteren Mittelalters", auch wenn es gewiss kein Paradies war, so nie gab und eher die ignoranten Zeiten danach ihr eigenes Elend rückprojiziert haben, um es verdrängen zu können.

        • @Joba:

          So falsch scheint mir die Bezeichnung Elend für etwa weit verbreitete Leibeigenschaft oder Pestepidemien die 2/3 der europäischen Bevölkerung auslöschten eigentlich nicht zu sein, aber selbst wenn man dies anders bewerten sollte, wird man kaum umhin kommen anzuerkennen, dass der Lebenstandard von 1970 doch deutlich über dem vom 1270 gelegen haben dürfte.

          • @Ingo Bernable:

            Frau Herrmann spricht darüber "die Wirtschaft um 50% zu schrumpfen, was dem Jahr 1978 entspräche". Sie schrumpft aber nirgends das aktuelle Preisniveau ebenfalls auf den Stand von 1978. Eine 50% niedrigere Wirtschaftsleistung bei gleichbleibenden oder wahrscheinlich steigenden Preisen ist aber eher so das Niveau Ende 19. Jahrhundert.

  • Willkommen zurück im Lager der Aktiven, Herr Pötter. Leider schon länger hier vermisst. Gut so ! Dabei bleiben und nicht zurückschauen, bitte.

  • Danke!!! Besonders der Fakt, dass das Sterben der Kranken und Alten durch Gründe, die verhindert werden könnten oder zumindest vermindert und behandelt werden könnten, von der Allgemeinheit als natürlicher Prozess und überhaupt nicht problematisch angesehen wird ist ein Vorzeichen auf die Zukunft. Wenn Wasser knapp wird und Verteilungskämpfe mit dieser Premisse geführt werden, sieht es für die Mehrheit schlecht aus. Wenn das Sterben an Klimaveränderung und Hitze etc. bei Kranken und Alten als 'natürlich' angesehen wird ist es nicht weit hin, wenn es auch als natürlich angesehen wird das Menschen, die sich Wasser nicht leisten können auch sterben. Ist ja nicht so als wären die meisten Parteien gerade im kapitalistisch-konservativen Spektrum nicht im Kern direkt anschlussfähig an Erzählungen dieser Art... Hat man ja gesehen wie das während Corona so war... Wessen Freiheit dann wichtig war und wessen Recht auf Leben Verhandlungsbasis war.

    • 3G
      31841 (Profil gelöscht)
      @curiouscat:

      Mit eben dieser geschilderten Mentalität wurde die laufende Katastrophe herbeigeführt. Gab es mal "Aufklärung" ? Woher kam die Warnung vor einer "Verelendung der Massen"?

  • Wir schaffen es nicht gemeinsam Lösungen für Problemfelder wie Bildungsnotstand, bezahlbarer Wohnraum, Migration, Hunger in der Welt, Kinderarmut usw. zu finden - warum sollte uns das beim Klimaschutz gelingen?

  • "… und Grüne entschärfen" ← das ist etwas irreführend.

    FDP und SPD zwingen mit der Drohung des Koalitionsbruchs die Grünen, die Regeln zu verwässern.

  • Richtig zusammengefasst. Der Konsum und damit der Wohlstand müssten möglichst weltweit in einem Klima - Lockdown stark reduziert werden.



    Und die Realität: In den von starker Hitze betroffenen Ländern Spanien und Griechenland wurde unlängst gewählt. Hauptthemen waren Migration und Wirtschaftspolitik und heraus kam ein Rechtsruck. Für Optimismus beim weltweiten Klimaziel besteht kein Anlass. Es bleibt in den nächsten Jahrzehnten beim Abarbeiten der Katastrophen.

    • @Zugpferd:

      Tja, mit dem Thema Wohlstand-Reduzierung lässt sich keine Wahl gewinnen.

  • Der Essayanfang zeigt genau, warum es nicht klappen wird (3 Jahre laut CO2 Uhr in der TAZ).



    Wenn es Aktionen von einer mehr oder weniger kleinen Gruppe von Leuten mit einem lokalen Bezug geben würde, kann genau dagegen gehandelt werden.



    CO2 ist aber ein globales Problem. Und da hört es auf, weil nicht greifbar. Lokales Handeln für globale Effekte ist nicht vermittelbar. Eigenes Sparen hat keine Auswirkungen, solange nicht alle mitmachen, sondern dient höchstens der geistigen Selbstbefriedigung. Selbst junge Leute gehen überall mindestens Kompromisse ein und fliegen doch mal nach Neuseeland.

    Apropo, so aktuelle globale CO2 Schleudern wie die Frauen Fussball WM werden keineswegs besonders kritisch im Bezug auf Klima betrachtet, sondern nur im Bezug auf gesellschaftlichen Fortschritt etc.

    • @fly:

      Das stimmt schon. Ich würde einfach den Männerfußball sein lassen. Frauenfußball ist eh viel schöner.

    • @fly:

      "Eigenes Sparen hat keine Auswirkungen..."



      So ist es. Meine Frau und ich wohnen seit über 30 Jahren in einem solarautarken Haus, damit und dank einiger Windparkbeteiligungen ist unsere CO2-Bilanz insgesamt negativ.



      Was hat's gebracht? Ich werde mich wohl demnächst mal nach einer Klimaanlage umsehen müssen. Die lässt sich wenigstens CO2-frei betreiben, an der PV.



      "...dient höchstens der geistigen Selbstbefriedigung."



      Naja, die Welt wird es nicht retten. Ich sehe es eher als Hobby.

    • @fly:

      Wenn alle nicht selbst sparen, weil ja alle mitmachen müssten, dann klappt es nicht.

      Deswegen müssen alle mit etwas Gewissen einfach selbst anfangen und *gleichzeitig* fordern, dass das auch im großen Stil passiert.

    • @fly:

      "Eigenes Sparen hat keine Auswirkungen, solange nicht alle mitmachen"



      Klar dabei ist allerdings auch, dass das "Alle" definitiv unerfüllbar bleibt wenn man selbst sich nicht beteiligt, zumal es ja auch international verbindliche Verabredungen dazu gibt, dass sich alle beteiligen.



      Und betrachtet man die Folgen einer Nicht-Beteiligung am Klimaschutz kann man doch eigentlich nur zu dem Schluss kommen, dass solche Staaten eine Bedrohung für die internationale Sicherheit darstellen und müsste darüber diskutieren ob Präventivschläge gegen die entsprechenden CO2-Emittenten nicht im allgemeinen Interesse der Menschheit gerechtfertigt wären.

      • @Ingo Bernable:

        "...ob Präventivschläge gegen die entsprechenden CO2-Emittenten nicht im allgemeinen Interesse der Menschheit gerechtfertigt wären."



        Aua, nun wird's aber heftig...

        • @sollndas:

          Klingt aber gut.

        • @sollndas:

          Wie heftig es bereits bei den derzeitigen 1,1° Erwärmung wird können sie doch aktuell jeden Tag in den Nachrichten sehen. Aktuell steuern wir auf den Korridor von 2,7-3,5° Erwärmung zu und die Folgen verlaufen eben nicht linear sondern multiplizieren sich. Also, ja, es wird in jedem Fall heftig.

          • @Ingo Bernable:

            "...dass solche Staaten... Präventivschläge..."



            Nach solchen "Präventivschlägen" brauchen wir keine Klimakatastrophe mehr. Dann haben wir eine Präventivkatastrophe.



            Und: Von Präventivschlägen gegen irgendwen oder irgendwas faselt sonst noch nicht mal die AfD...

            • @sollndas:

              Natürlich nicht, die AfD leugnet ja komplett, dass die Klimakatastrophe ein Problem wäre.



              Und zugegeben, natürlich ist das durchaus auch als Provokation gedacht, aber vor Allem eben auch mit dem Ziel mal anders über die Klimakatastrophe nachzudenken. Auf dem gegenwärtigen Entwicklungspfad kann man es für nahezu gesetzt halten, dass wir wohl schon in einigen Dekaden Kriege nicht mehr um Öl, sondern um Zugang zu Süßwasser, noch fruchtbarem Ackerland und noch bewohnbaren Gebieten führen werden. Es geht also durchaus auch um sehr handfeste vitale Sicherheitsinteressen. Angesichts solcher Perspektiven sollte man doch meinen, dass es längst einen Zehnfach-Wumms hätte geben müssen, man den Katastrophenfall ausruft, das Verbrennen fossiler Energieträger komplett untersagt und zwar nicht erst in Jahrzehnten, sondern sofort, statt monatelang über den Preis eines Deutschlandtickets mit eher symbolischer Wirkung zu streiten. Denn eines ist vollkommen klar: wenn wir so weitermachen wie bisher werden wir früher oder später zwangsläufig in den Modus von Präventivschlägen und militärischen Lösungsoptionen kommen.

      • @Ingo Bernable:

        Was denn für "Präventivschläge"???

        • @Tom Tailor:

          Ich empfehle, es einfach mal sacken zu lassen ...

  • Was mich ja in Sachen Klima wundert, ist die politisch konservative Seite (Politiker:innen wie Wähler:innen). Selbst wenn ich der Meinung wäre, arme Menschen sollen sich gefälligst aus Mülltonnen ernähren, würde ich trotzdem versuchen, das Leben auf dem Planeten zu retten, oder? Wo liegt mein Denkfehler?

    • @derzwerg:

      Da gibt es einige Gründe.

      1: Konservativ bedeutet national bis nationalistisch.

      Der Klimawandel ist nur international zu lösen. Handeln alle gemeinsam, profitieren alle. Jede Nation hat jedoch gleichzeitig einen nationalen Vorteil, wenn sich diese nicht an die Abmachungen hält.

      Kurz: Klimaverhandlungen sind ein Gefangenendilema.

      2: Verflechtung von wirtschaftlichen Interessen und Politik sind bei Konservativen Politikern deutlich stärker vertreten.

      Die Wirtschaft hängt am Öltropf.

      Lobbyisten sind halt sehr geschickt darin Scheinlösungen zu verkaufen, vll. glauben diese Menschen ja sogar den Quatsch, den diese verzapfen.

      Die Fossile Industrie hat das Geld und konservative Politiker immer ein offenes Ohr für Menschen mit reichlich Kapital.

      3: Es gibt einen großen Teil der Menschen, die Ihre Lebensweise nicht ändern möchten. Von diesen Menschen möchten Politiker gewählt werden, und repräsentieren deren Ansichten. "Nach uns die Sinnflut"

    • @derzwerg:

      Du verwechselst "Gewinnerwartungserhaltung" mit "Erhaltung der Lebensgrundlagen".

      Wäre die aktuelle Führung der CD/SU wirklich konservativ oder christlich, würde sie den Grünen sagen „scheißt auf die FDP und bringt die Klimaschutzgesetze einfach in den Bundestag: wir stimmen ihnen zu, dann ist die FDP egal.“

      Gut, sie würde auch sagen „aber eure Genderideen unterstützen wir nicht“. Geschenkt, hat auch niemand erwartet.

      Das wäre aber Sachpolitik und nicht Merzpolitik.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Es lohnt sich m.E. eine Lektüre zum Problem "Tragik der Allmende" im weiteren Sinne.



    Zureichend erklärt werden kann das Drama damit eher nicht, aber es wird klar, was läuft. Es ist ein altes kulturelles, grundsätzliches Problem, dass hier in moderner Ausprägung auftritt.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Die Bremsen liegen in der Wirtschaftform/Ökonomie und ihren Wechselwirkungen mit den sozialen Bedingungen.



    Wertschöpfungsnetze dienen der Sicherung von Renditen, die die Gestaltung der Wertschöpfungsnetze re-produziern. Gestaltungsmacht wird generiert, um Gestaltungsmacht, d.h. Status zu sichern. Status ist der Kult des Sozialen.

    • @31841 (Profil gelöscht):

      Was wir brauchen snd also möglichst ineffektive Wirtschaftssysteme, die nicht fähig sind schnell auf Änderungen zu reagieren um so auch hohe Renditen per technischem oder organisatorischen Änderungen zu erzeugen? Dazu nationale Isolierungen um den Handel einzudämmen?

      Kurz: Könnten Sie auch konkret werden? Was soll beispielsweise mit dem Internet passieren? Was wollen Sie verbieten, was wollen Sie fördern?

    • @31841 (Profil gelöscht):

      Das Ganze verbunden mit den Legislaturperioden der Politik, die nur kurzsichtiges Handeln, oft genug Lobbygesteuert, forcieren.

  • Was wären denn die nächsten Schritte, die man dringend herbeiführen müsste? Ich meine, wenn ab jetzt nur noch E-Autos zugelassen und Wärmepumpen installiert würden, nähme der CO2-Ausstoss noch längst nicht signifikant ab. Was also müsste dann in welchem Zeitraum noch passieren, damit die Leute der Klimabewegung einverstanden wären?

    • @wollewatz:

      Ich habe gerade gelesen, das der private Sektor ein Sparpotenzial von 25% hat. Mehr lässt sich durch E-Autos und Wärmepumpen nicht einsparen. Spannend ist die Landwirtschaft, wie das gelöst werden soll. Wir können froh sein, wenn wir 2030 den CO2-Peak weltweit erreichen. Dann ist vielleicht eine Stabilisierung der Erwärmung bis 2070/80 möglich.

    • @wollewatz:

      Es gibt nur noch eine VOLLBREMSUNG mit allen CO²-Verbrennern, die nicht unbedingt zur Ernährung benötigt werden: Keine private Mobilität mehr, kein Plastik, keine Stahlwerke usw. usf.

      • @Dietmar Rauter:

        Es geht - und das wird ums Verrecken nicht von oben kommuniziert - um ein radikales Einschränken. Nicht der Lebensqualität, nein, nein, sondern des Verbrauches von Erde.



        Keine Politik inklusive der Grünen sagt, wie es ist - Feiglinge allesamt !

        • @Zebulon:

          Am Ende geht es doch nur um Wiederwahl und Posten. So ein Mist mit der Demokratie aber auch.

          • @Tom Tailor:

            Dabei ist es doch eine einfache Gewichtung der Prioritäten :



            Was funktioniert ohne das andere, ist also wichtiger ? Die Erde ... oder ein (politisches) System einer einzigen Art, die gerade schimmelgleich das Leben auslöscht ?



            Ja, die Demokratie ist eine recht gute Sache - für Menschen. Aber was fangen wir mit ihr an, wenn wir nicht mehr leben können ?



            Und was haben die Wale, die Elefanten und unsere Vögel davon ? Die haben/hätten das gleiche Recht, in Frieden zu leben ...



            Der Mensch-zentrierte Glaubensansatz, auch die allermeisten Religionen festigen ihn, ist gescheitert.



            Da waren die alten Naturglauben viel weiter, meiner Meinung und dem Empfinden nach.



            Und das ist auch die Tragik, daß unseren gequälten, der Natur verbundenen Völkern der Garaus gemacht wird, weil Naturverehrung angeblich keinen Wert darstellt, Gold und Erdöl aber schon.

            • @Zebulon:

              Es geht nicht darum was wichtiger ist sondern was politisch darstellbar ist. Wir haben in Europa zum größten Teil gefestigte Demokratien, und diese sind ein hohes Gut. Es liegt an Ihnen Vorschläge zu machen, wie wir unsere Lebensqualität und unser politisches System in Einklang bringen. Alles andere ist Populismus.

          • @Tom Tailor:

            Genau. Jetzt dranbleiben und weiter denken ! Momentan ist unsere "freiheitliche" Demokratie dazu gut, daß wir den Planeten schrotten. Natürlich absolut freiheitlich ...



            Worin könnte denn der Fehler liegen, hm ?

            • @Zebulon:

              Was wäre Ihr Vorschlag? Die Demokratie absetzen und einen neuen "Führer" einsetzen, der per Notstand regiert? Finde den Fehler ;-)

  • Danke. sehr gutes Essay. Äußerst wichtig!

  • 6G
    689016 (Profil gelöscht)

    Danke für diesen guten Artikel.

    Ja, wenn das Klima eine Bank wäre, hätte die Politik schon gehandelt und der BK kennt sich mit Banken ja aus.

  • "Und „die Menschen“ sind beim Klima oft weiter, als „die Politik“ es ihnen zutraut."



    Aber nur so lange, wie Klimaschutz nichts kostet oder Einschränkungen nach sich zieht.



    Die meisten leben nach dem Motto "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass."



    Parteien, die sich für konsequenten Klimaschutz einsetzen, kommen bei Wahlen auf höchstens 20 Prozent.



    Die Gegenseite (CDU, FDP, AFD, und mit Abstrichen SPD) liegt zusammen bei mindestens zwei Drittel Mehrheit.

    • @steschlieb:

      ja schon, aber mit den verbleibenden 10 % kann man etwas machen ... die müssten jetzt dringend gestärkt werden anstatt daß sie so weiter behandelt werden wie jetzt. Die deutsche Verwaltung hinkt Lichtjahre hinter diesem Wissen hinterher.

  • Auf dem Tisch steht eine brennende Kerze. Sie fällt um und brennt auf dem Tisch weiter, entzündet das Tischtuch, bringt den Tisch zum Brennen, erfasst die Vorhänge, setzt das Zimmer in Flammen, dann brennt das Stockwerk, das ganze Haus und wenn niemand was unternimmt, wird das Nachbarhaus von den Flammen erfasst und am Schluss brennt die ganze Stadt.

    Wann ist der günstigste Zeitpunkt, die Flammen zu löschen?

    Für mich läuft ein physikalisch-chemischer Prozess ab, ausgelöst durch den menschlichen Umgang mit seinem Lebensumfeld, vor allem durch die Aktivierung von vor hunderten Millionen Jahren in der Erde eingelagertem Kohlenstoff. Gleichzeitig ist die Regenerationsfähigkeit der Erdlebensräume durch die weltweite Zerstörung großer Ökosysteme (Wälder, Meere, Gewässersysteme, Bodenstrukturen) und das Einbringen von naturfremden Stoffen (Kunststoffe, Chemikalien) stark beeinträchtigt.



    Dieser physikalisch-chemische Prozess läuft so lange ab, bis seine auslösenden Faktoren nicht mehr wirksam sind, weil sie entweder beseitigt wurden bzw. ihr „Wirksamkeitspotential“ erschöpft ist, d.h. sich ein sich daraus ergebendes anderes Gleichgewicht eingestellt hat als das in den letzten Jahrhunderten, unter den „alten Bedingungen“, vorherrschende.

    Der Ablauf dieses Prozesses ist nicht verhandelbar, er ergibt sich einfach aus den Naturgesetzen.

    Die für die Menschheit einzige Möglichkeit, diesen Ablauf zu verlangsamen oder gar zu stoppen, besteht darin, schnellstmöglich diese vorgenannten auslösenden Faktoren aus dem Spiel zu nehmen. D.h. der schnellstmögliche Stopp der „Kohlenstoff-Aktivierung“, die sofortige Beendigung der Lebensraumzerstörung und den umgehenden Rückbau der „Müll-Deponie Erde“.



    Jeder weitere Tag, der mit der Umsetzung dieser einzigen Möglichkeit gewartet wird, erhöht den dafür erforderlichen Aufwand. Die Kosten steigen nicht linear, sondern exponentiell.

    Wann ist der günstigste Zeitpunkt, die Flammen zu löschen?

    • @Karl Theurer:

      Möchte ich gerne öfter hier lesen ! Guter Karl !

    • @Karl Theurer:

      Nur würde es eben Aufwand und Mühe bedeuten die Kerze auszupusten, also lassen wir lieber die ganze Stadt abbrennen, dann geht das Feuer irgendwann schon von alleine aus. Der Umgang mit den rauchenden Trümmern ist dann ja nicht mehr unser Problem, sondern das unserer Kinder und Enkel.

      • @Ingo Bernable:

        Leider, nehme ich an, täuschen Sie sich bin den Zeiträumen. Das wird durchaus auch bereits unser Problem sein - es sei denn, Sie sind schon über 90 ...



        Wenn man die Ereignisse der letzten paar Jahre einordnet in eine sich gerade exponentiell entfaltende Kurve, kann man erahnen, was uns blüht - ab jetzt !

  • Ja, klar, Aber in der jetzigen politischen Situation ist das nicht zu stemmen. Nicht nur wegen der FDP, auch wegen dem posttraumatischen Belastungssyndrom der Bevölkerung wegen Krisenüberforderung (Hurrelmann). Wir sitzen also in der Sch****.

  • Ganz gleich ob Deutschland seine Klimaziele einhält oder nicht.Am weltweiten Klimawandel ändert das Null Komma Null.

    • @Reinhard Roller:

      "Null Komma Null."



      Stimmt halt auch nicht. Tatsächlich würde die deutsche Klimaneutralität einen Unterschied von rund 2% der globalen Emissionen bei nur rund 1% der globalen Bevölkerung ausmachen.

    • @Reinhard Roller:

      Wenn Deutschland als eines der reichsten Länder des Planeten, seine Klimaziele, die übrigens verbindliches internationales Recht sind, nicht einhält, warum sollte es dann irgendwer sonst tun?

      • @Ingo Bernable:

        Warum sollten wir es tun , wenn andere Reiche es auch nicht tun ?Deutschland muss nicht immer vorangehen. Erstrecht nicht als Oberlehrervorbild.

        • @Reinhard Roller:

          "Deutschland muss nicht immer vorangehen."



          Das tun wir auch schon lange nicht mehr. Deutschland war bei den Bemühungen um Klimaschutz tatsächlich mal relativ weit vorne, inzwischen sind andere da deutlich weiter und ambitionierter. All das routinierte Gerede davon, dass Klimaschutz eine angeblich speziell deutsche Marotte wäre, während dem Rest der Welt der Fortbestand menschlicher Zivilisation einfach komplett egal und wir deshalb der 'Oberlehrer' wären, ist lediglich ein gern gepflegtes Selbstbild und eine faule Ausrede für die faktische Untätigkeit. Nur wahr ist sie eben nicht.

  • Den Kampf haben wir bereits verloren.



    Egoismus der Staaten untereinander, Klimaleugner, auch als AfD etabliert mit über 20% Wählern, welche es als Stimmenbringer erkannt haben, Konzerne die perfekt in Lobbyarbeit sind damit es sie nicht trifft und letztlich viele Bürger, denen ihre persönliche Freiheit wichtiger ist als das gemeinsame Ziel.Wir werden das 1.5 Grad Ziel reißen, wir werden das 2 Grad Ziel reißen,.....



    Für die Menschen kommt eine Katastrophe auf sie zu, für die Erde ist es vielleicht die Rettung vor ihrem schlimmsten Virus - uns Menschen.

    • @Rudi Hamm:

      Das ist viel zu lyrisch formuliert. Denn die Mensch-gemachte Katastrophe ist da und steht auch ruckizucki vor jeder Haustür. Wir werden es sehen - und mehrheitlich sterben, weil wir zu dumm sind, Realitäten zu erkennen und Bedürfnisse richtig zu priorisieren.



      Das alleine wäre in Ordnung, Art-mäßig betrachtet - aber wir vernichten die allermeisten anderen Arten noch vor uns - und das ist nicht verantwortbar, denn Menschen behaupten bequemerweise nur, wertvoller zu sein als Tiere und Bäume ... das stimmt aber nicht. Das werden alsbald viele merken ...

    • @Rudi Hamm:

      So, wie wir den Planeten hinterlassen werden, kann es unter Umständen sein, dass in wenigen hundert Jahren der gesamte Planet tot ist.

      Ist das so gewollt? Offenbar ja.

    • @Rudi Hamm:

      "Für die Menschen kommt eine Katastrophe auf sie zu, für die Erde ist es vielleicht die Rettung vor ihrem schlimmsten Virus - uns Menschen."



      So heiß kann es gar nicht werden. Wenn es so weitergeht wie aktuell steuern wir irgendwo Richtung 2,7 Grad Erderwämung hin. Das wird zweifelsfrei die Lebensräume auf unserem Planeten radikal verändern, aber ein Aussterben der Menschheit ist deshalb (leider?) nicht in Sicht. Selbst bei 4 Grad Erderwämung wäre die Welt noch wirtlich - freilich an deutlich weniger Orten, aber komplett unbewohnbar kriegen wir die Erde allein mit dem Klima nicht - dazu gibt es auch keine einzige Studie, selbst der IPCC hat in seinem letzten Sachstandsbericht eine Erderwämung bis 5,7 Grad als worst case scenario durchgespielt - selbst das würde zu keinem völlligen Aussterben Menschheit führen. "Lebenswert" wäre es aber sicher nicht mehr.

  • großartiger Artikel! danke!

  • Das Kernproblem: welche 80%? Die gibt es nicht. Der radikale Umbau hat keine Mehrheit - und ist daher mit demokratischen Mitteln nicht durchsetzbar.

    • @Wurstprofessor:

      Das Problem dabei ist eben, dass die Folgen der fortgesetzten Untätigkeit noch weitaus radikaler sein werden als das was notwendig wäre um wenigstens die schlimmsten Folgen noch abzumildern und zwar komplett unabhängig von bestehenden Mehrheiten. Es gibt also schon längst keine nicht-radikale Option, auch wenn dieser Umstand in allgemeiner Realitätsverweigerung eben immer noch verleugnet wird. Demokratische Entscheidungen machen dort Sinn wo es tatsächlich akzeptable Alternativen gibt, die gibt es aber bei der Klimakatastrophe ebensowenig wie es tatsächlich mal einen aufgeklärten demokratischen Diskurs und Beschluss dazu gegeben hätte auf Klimaschutz zu verzichten und die Unbewohnbarkeit des Planeten bei vollem Bewusstsein in Kauf zu nehmen.

  • Nachdem selbst die Forscher vor dem Pariser Abkommen jetzt feststellen, dass alles noch schneller -irreversibel ?- kippt, müssen wir jetzt auf NOTSTAND umschalten. Ich fürchte, wir müssen uns dabei von diesen Parlamentariern trennen und in einem VOLKSENTSCHEID eine Regierung der Fachleute bilden z.B. mit Mojib Latif und gleichzeitig JEDE Schwerindustrie und Chemieschleudern, die wir nicht unbedingt brauchen, einstellen, Flughäfen und Häfen dichtmachen. Das Argument Arbeitsplätze (die meisten sind eh' schon abgewandert nach China etc. kann nicht mehr ziehen, es gibt genug zu tun, alles auf ökologische Beine zu stellen und von oben ein Recht auf Arbeit (=Teilhabe am 'Wohlstand') durchsetzen. Es gibt wirklich genug an Hinterlassenschaften des ungebremsten Kapitalismus aufzuräumen !!!

  • Solch einen Artikel kann nur jemand verfassen, der noch nicht verstanden hat, dass der Klimawandel nicht (mehr) aufzuhalten, allenfalls verlangsamt werden kann. Die gemachten Vorschläge in allen Ehren, doch sie (be)treffen Menschen, denen in erster Linie daran gelegen ist zu spüren, dass es ganz praktisch um ihren Schutz vor den unabwendbaren Folgen des Klimawandels geht.



    Maßnahmen dafür wären praktikabel und machbar. So z.B. der Ausbau des THW zur Eindämmung der Folgen von Unwettern, die gesetzlich vorgeschriebene Ausstattung aller Alten- und Pflegeheime mit Klimaanlagen, Öffnung von Trinkwasserbrunnen in allen Städten und Gemeinden, Verbot des Bebauens von hochwassergefährdeten Flächen, auch Wiederbebauung wie im Ahrtal, usw. Menschen, welche solche praktische Besorgnis um ihr Wohlergehen spüren, verschließen sich auch nicht Maßnahmen zum Klimaschutz. Geschützt, schützt es sich besser. Genervt, wie von den "Aktivisten" der LG wenden sich viele (laut Umfragen die überwältigenden Mehrheit) ab.