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Entlastungspläne der BundesregierungVielleicht mal verzichten

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

Viele Menschen werden sich einschränken müssen, dank Inflation, Energiekrise, Kriegsfolgen, Alterung. Das sollte die Ampelregierung ehrlich sagen.

Was hat Gemüse mit Gerechtigkeit zu tun? Foto: Sven Hoppe/dpa

N ehmen wir die Avocado. Das begehrte Gemüse ist durch den hohen Wasserverbrauch beim Anbau unökologisch, teuer und steht vor allem bei Bes­ser­ver­die­ne­r:in­nen auf dem Speiseplan. Würde man die Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse abschaffen, würden auch Avocados billiger. Muss das sein? Die Frage klingt nebensächlich. Ist sie aber nicht.

Eine mögliche Mehrwertsteuersenkung für Obst und Gemüse ist einer der Vorschläge in der Debatte, wer eigentlich wie entlastet werden soll oder nicht, wo doch alle unter der Inflation leiden. An dem Vorschlag sieht man, wie schwer es ist, zielgenaue Maßnahmen zu konzipieren, die einem allgemeinen Gerechtigkeitsempfinden entsprechen, obwohl sie Löcher in die Haushaltskassen reißen und Mitnahmeeffekte produzieren. Das betrifft auch die bereits angekündigten oder beschlossenen Entlastungspakete der Ampelregierung.

Beschlossen sind Zuschüsse für Hartz-IV-Empfänger:innen und Familien, Energiepauschalen für Erwerbstätige, ein befristetes Billigticket für den öffentlichen Nahverkehr, ein befristeter Tankrabatt, Heizkostenhilfen für Wohngeld­bezieher:innen und steuerliche Erleichterungen. Dabei gibt es jede Menge Mitnahmeffekte, von denen Besserverdienende profitieren. Braucht wirklich jeder ein Nahverkehrsticket für monatlich neun Euro? Müssen SUV-Fahrer:innen unbedingt billiger tanken können, wenn sie mit ihrem ­Wagen durch die Innenstädte cruisen? Und warum kriegen Rent­ne­r:in­nen keine Energie­pauschale?

Die Maßnahmen sind nicht zielgenau und können es auch nicht sein. Denn in Deutschland überlagern sich derzeit die Krisen durch Pandemie, Krieg, Klima und Alterung und schaffen alte und neue Gruppen, die staatliche Hilfen einfordern. Dazu gehören Hartz-IV-Empfänger:innen, Niedrigverdienende, Rent­ne­r:in­nen, Pflegebedürftige, Flüchtlinge, Familien, Wohnungs­suchende, Soloselbstständige, Au­to­pend­le­r:in­nen – die Liste wächst beständig an. Leider genügt es nicht, vonseiten der Ampelregierung einfach nur neue, möglichst flächendeckende Hilfen zu versprechen.

Jutta Henglein-Bildau
Barbara Dribbusch

ist Redakteurin für Sozialpolitik im Inlandsressort der taz und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Themen Ungleichheit, Umverteilung und der Wahrnehmung von Ungerechtigkeiten.

Staatliche finanzielle Kompensationen auch für die Mittelschicht werden immer auch von ­derselben finanziert. Es stellt sich ein unbestimmtes Unbehagen ein, wenn man von immer neuen milliardenschweren staatlichen Hilfspaketen hört, und dann kommen noch die Aufrüstungspläne der Bundeswehr dazu. Wer bezahlt das am Ende?

Dass es immer mehr Betroffene gibt, die infla­tionsbedingt unter Einbußen leiden, hat aber einen Vorteil: Wenn viele Menschen gleichzeitig Preissteigerungen und Einschränkungen erleben, ist klar, dass es nicht um persönlichen sozialen Abstieg geht, denn schließlich sind ja fast alle betroffen. Es könnte sogar ein solidarisches Gefühl wachsen, im Sinne von: Wir stehen die Krisen gemeinsam durch. In der Pandemie hat sich eine erstaunliche Anpassungsfähigkeit an Konsumverzicht gezeigt. Wobei die Grundbedürfnisse aber natürlich erfüllt sein müssen.

Zum Gerechtigkeitsempfinden gehört auch, in Zeiten des Verzichts Vermögende stärker zu belasten.

Die rot-grün-gelbe Koalition sollte daher vermitteln, dass auch Verzicht mal drin sein muss, wenn die Preise steigen, und dass Abgaben­bereitschaft im Sozialstaat eine gute Sache ist. Das Versprechen von allgemeinen „Entlastungen“ und flächendeckende staatliche Subventionen für alle sind hingegen keine gute Idee. Solche staatlichen Kompensationen produzieren Mitnahmeeffekte bei Leuten, die eigentlich keine Subvention nötig haben.

Das betrifft eine Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel oder auch das billige subventionierte Nahverkehrsticket für alle und erst recht den geplanten Tankrabatt. Es ist moralisch auch ein bisschen heikel, durch staatliche Hilfen etwa für den Obst- und Gemüse­konsum ein bestimmtes erwünschtes Ernährungsverhalten zu privilegieren. Statt allgemein Entlastungen zu versprechen, sollte die Koalition vielmehr Prioritäten benennen, welche Errungenschaften man im Sozialstaat unbedingt bewahren muss. Denn darum wird man vielleicht kämpfen müssen.

Das Ausland beneidet uns um die freien Zugänge zu Bildung und Gesundheitsversorgung. Für die einkommensunabhängige Gesundheitsversorgung werden demnächst wohl höhere gesetzliche Kranken- und vielleicht auch höhere Pflegekassenbeiträge fällig werden müssen. Das ist völlig o. k.

Unentgeltliche Bildung ist genauso wichtig. Wenn Steuergelder für die Bildung junger Geflüchteter ausgegeben werden, ist das nur vernünftig. Die jungen Leute werden womöglich später die Arbeitskräftelücke füllen, die durch die Demografie in Deutschland wächst. Das Gerechtigkeitsempfinden politisch zu managen heißt aber auch, vor extremen Notlagen zu schützen, also da staatlich einzugreifen, wo es nicht um Konsumverzicht geht, sondern darum, Grundbedürfnisse nicht mehr erfüllen zu können. Zuschüsse für Grundsicherungsempfänger:innen, wie sie das Entlastungspaket vorsieht, sind daher angebracht.

Es ist auch richtig, dass die Ampelregierung daran arbeitet, dass betroffene Emp­fän­ge­r:in­nen von Grundsicherung nicht mehr dauerhaft einen Teil ihres Hartz-IV-Regelsatzes für die Miete abknapsen müssen, wenn die Wohnung über irgendwelchen Angemessenheitsgrenzen liegt und keine Möglichkeit eines Umzuges besteht.

Zum Gerechtigkeitsempfinden gehört auch, in Zeiten des Verzichts Vermögende stärker zu belasten. Laut DIW-Rechnung könnten eine Reform der Erbschaftsteuer und die Wiedereinführung einer Vermögensteuer rund 22 Milliarden Euro mehr im Jahr erbringen. Die Mitbeteiligung der Reichen einzufordern hätte positive Auswirkungen auch auf die Abgabenbereitschaft der Mittelschicht­milieus. Die Menschen sind bereit zu teilen, aber nur, wenn alle mitmachen. Verteilungspolitik ist komplexer geworden. Man muss über Prioritäten reden dürfen und über Zumutungen auch.

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57 Kommentare

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  • Solche hervorragenden Analysen machen faul: denk-faul. Taz lesen und die Welt ist sortiert. Nicht immer, aber hier geradezu exemplarisch. Zum Niederknien. Und Auswendiglernen.

  • Als Finanzexperte sehe ich immer wieder, dass staatliche bzw. politische Maßnahmen am eigentlichen Bedarf vorbei gehen. Deswegen kann ich nur empfehlen, sich möglichst unabhängig vom Staat und von der Politik aufzustellen. Stichwort: Inflationsgeschütze Geldanlage bzw. Investitionen in Sachwerte.

  • Der Fokus ist falsch. Es geht nicht um Verzichten, sondern darum, die stetige massive Entwertung des Geldvermögens eines großen Teils unserer Gesellschaft zu verhindern, die nicht verzichten kann, weil es nichts zum verzichten gibt.



    Im Zentrum der Betrachtung der taz sollte die lockere Geldpolitik der EZB (Europäische Zentralbank) stehen, die unisono (aus der Wirtschaft, konservative Wirtschaftsmedien) seit langem massiv kritisiert wird.



    Die lockere Geldpolitik nutzt nur Unternehmen, die sich günstig für Investitionen verschulden. Kommt der russische Gasbelieferungsstopp, kann es ganz schnell zu einer galoppierenden Inflation wie in der Weimarer Republik kommen. Eine Folge aus dem Kollaps der Industrie und steigenden Kriegskosten und Aufrüstung und weiterer Erhöhung der Preise für Gas und Öl.



    Deshalb stellt sich die Frage, warum die taz nicht Demonstrationen gegen die Geldpolitik der EZB in den Raum stellt, denn verantwortliche Politiker wie z. B. der Hamburger Bürgermeister Tschenscher ziehen es vor, die hohe Inflation in einem verharmlosenden Plauderton mit der EZB-Chefin zu diskutieren: "Wir haben natürlich einige wichtige Fragen besprochen, die Entwicklung der Inflation - und es gibt natürlich Risiken, die der Aufmerksamkeit der EZB bedürfen.", sagte Tschenscher bei einem Besuch von LaGarde in Hamburg. Warum gibt es keinen flämmenden Protest der deutschen EU-Parlamentarier gegen die Geldpolitik der EZB?



    EZB-Ratsmitglied Isabel Schnabel beschrieb die Folgen der unsozialen Geldpolitik bereits im Jahr 2021, doch es folgte keine politische Diskussion.



    “Ein erheblicher Teil der Bevölkerung des Euroraums besitzt keine Anleihen, Aktien oder Immobilien, und in dem Maße, in dem einige geldpolitische Instrumente, wie etwa der Ankauf von Vermögenswerten, die Preise dieser Vermögenswerte in die Höhe treiben, besteht die Gefahr, dass die Geldpolitik unverhältnismäßig stark denjenigen zugute kommt, die in den oberen Rängen der Vermögensverteilung stehen".

    • @Lindenberg:

      Es sind nicht nur verschuldete Unternehmen die von der Geldpolitik der EZB profitieren sondern auch alle Staaten !! Die ( eigentlich ) Insolventen Süd-Länder genauso wie Deutschland.



      Hätte Deutschland jetzt die letzten 12 - 13 Jahre Kapitaldienste in ? Milliardenbereich zahlen müssen, wo währe das Geld hergekommen oder wo währe es eingespart worden ?

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Als Bonus-Track zum n-ten Male - im Sinne von Wolfgang Neuss:



    Entsagung ist ein Hochgenuss,



    vorausgesetzt, dass Überfluss



    die Basis von Askese ist,



    denn echter Mangel, der ist Mist.



    (Hast Du noch "Gras" in der Matratze,



    so schneid dem Leben eine Fratze.)

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Und beim Mehrwertsteuer-Senken auch mal an die Bäcker denken,



    denn zum Backen brauchen die jeden Morgen Energie.



    Sonst gibt es nur noch „Kalten Hund“, und der ist wirklich nicht gesund.



    de.wikipedia.org/wiki/Kalter_Hund

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Aber verdammt lecker :-)

  • Ja, die Rentner wurden "vergessen", evtl. weil sie durch eine Rentenerhöhung und die Entwicklung der vergangenen Jahre gut bedacht wurden.



    Reallohnentwicklung 2015-2020: + 6,3 %



    Renten (West): + rd. 11%



    dazu kommt dann dieses Jahr ein Rentenerhöhung auf einem sehr hohen Niveau - es gibt arme Rentner, aber es ist nun nicht so, als würden Renter immer und überall benachteiligt und vergessen. Das die Gießkannen-Verteilung nicht sinnvoll ist, hat die Autorin ja schon erläutert.

    de.statista.com/st...se-in-deutschland/

    www.deutsche-rente...ten_gestiegen.html

    • @unbedeutend:

      Reallohn +6,3%??? Kann man sich nicht ausdenken. Gemessen mit dem Fieberthermometer?



      Vielleicht die Bundestagsdiäten, aber doch nicht die Reallöhne.

    • @unbedeutend:

      Divide and conquer. So verstehe ich Ihren Beitrag. Haben Sie eine Ahnung davon, wie viele Rentner:innen wie wenig erhalten?

      • @resto:

        Das kann man doch einfach ausrechnen: Nehmen Sie die Anzahl der Rentner in DE und setzen Sie diese im Verhältnis zu den Rentnern im Globalen Süden und Sie haben den Quotienten, den Sie haben wollten.

      • @resto:

        Dann verstehen Sie ihn falsch - mir geht's darum, dass die, die es benötigen auch bekommen sollen. Aber die pauschale Verteilung per Gießkanne ist m.E. nicht sinnvoll.

  • Die Besserverdienenden in Deutschland fahren bestimmt auch alle mit den Öffis.

    • @Andreas J:

      Die obersten 10%, die Superreichen sollen ja für 90% des Möhrchenkonsums verantwortlich sein 🤪

      • 1G
        164 (Profil gelöscht)
        @Rudolf Fissner:

        Die füttern damit ihre Fabergéeier-legenden Osterhasen!!

        • @164 (Profil gelöscht):

          Während unsere Kinder an Milkahasen verfetten müssen

  • Wie wichtig und wie fruchtlos die Forderungen nach und Debatten über die Wiedereinführung von Vermögensteuern, höheren Erbschafts- und Einkommenssteuern, Begrenzung von Managergehältern, dem Ungleichgewicht der Besteuerung von Arbeit und Kapitalvermögen/-erträgen etc. sind, lässt sich in Regalmetern in Bibliotheken, tausenden geschriebenen Artikeln und Stunden in Talkshows messen. Ungeachtet dieser seit Jahren bekannten und gewollten Ungleichheit, ist der öffentliche und mediale Aufschrei kaum vernehmbar, wenn alljährlich die neue Reichenliste und die wachsende Zahl der Millionäre und Milliardäre bekannt gegeben wird. Deren Zahl und Reichtum wird weiter steigen, weil sie zwangsläufig von staatlichen Corona- Rettungspakte, den Subventionen und Zuschüssen für neue Industrien zum Klimasachutz, oder durch die Rüstungsausgaben profitieren. Auch von steigenden Behandlungskosten, Reparatur von Klimaschäden und künftigem Wiederaufbau zerstörter Städte werden sie nicht ärmer. Ob, wie vom Wirtschaftsminister ankündigt, die Übergewinne in Folge der Krisen und des Krieges abgeschöpft werden ist offen. Man hört darüber nichts mehr.



    Um 5 Billionen Dollar ist das Vermögen der weltweit 2700 Milliardär:innen im Coronajahr 2020 angewachsen. Auf irgendwelche Konten mussten ja die staatlichen Hilfs- und Rettungszahlungen überwiesen werden. Über die Duchlaufkonten: Unternehmen und Konzerne.



    Vielleicht ist es an der Zeit, mal über einen neuen Ansatz zur Beseitigung der Ungleichheit und der ungleichen Belastung der Bevölkerung nachzudenken. Z.B. über ein Existenzmaximum.

    • @Drabiniok Dieter:

      Richtig! 👍

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Dank-Sagung.



    „dank Inflation, Energiekrise, Kriegsfolgen, Alterung.“ Wenn das so eiter geht, haben wir bald keine Diabetiker*innen Typ 2 mehr. Dann trifft es auch noch die Pharma-Industrie.

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Es gibt doch noch die Raucher, die bringen auch sehr gute Umsätze. Was schon allein an Geldern investiert wird, um jeglichen Ansatz der Tobacco Harm Reduktion hexenjagdmäßig niederzumachen, verdeutlicht das unglaubliche Potential dieses Marktes für die Pharmaindustrie.

      • 9G
        95820 (Profil gelöscht)
        @Wurstfinger Joe:

        Es soll ja bald (zur Raucher-WM in Quarztar) Panini-Sammelalben für die Gesundheitshinweise geben, die auf den Schachteln aufgedruckt sind.

        • @95820 (Profil gelöscht):

          Und ich dachte, das Ding mit den Sammelalben wäre schon relativ kurz nach der Einführung der Bildchen durch gewesen. Jetzt muß ich doch wieder mit Quarzen anfangen, um meine Sammlung voll zu kriegen.

    • RS
      Ria Sauter
      @95820 (Profil gelöscht):

      Jetzt malen Sie mal nicht den Teufel an die Wand, geschätztes Mondschaf.



      Diese Industrie wird sich das nicht gefallen lassen.



      Wo kämen wir denn hin.



      Statt Freibier - Freizucker für alle

      • 9G
        95820 (Profil gelöscht)
        @Ria Sauter:

        Bei Lidl gibt es aktuell 1,25 l Coke zu 0,77 €uro... incl. M.W.St. Da kann frauman doch nicht meckern.

        • @95820 (Profil gelöscht):

          Lecker Cola mit Phosphorsäure. Deshalb mache ich schon einen weiten Bogen um das Zeug.

        • RS
          Ria Sauter
          @95820 (Profil gelöscht):

          Oh, oh, dann läuft die Aktion schon.

  • @Autorin: Was ist "moralisch heikel", "durch staatliche Hilfen etwa für den Obst- und Gemüse­konsum ein bestimmtes erwünschtes Ernährungsverhalten zu privilegieren."

    Sowas wird doch ständig gemacht (absichtlich oder unabsichtlich) und nennt sich 'steuern durch Steuern'. Oder ist die Besteuerung von z.B. Tabak auch 'moralisch heikel'?

    • @Anna Bell:

      Versteh ich auch nicht, wie man dieses Problem ausgerechnet hier sieht - und nicht bei den zahllosen gesundheits- und klimaschädlichen Privilegierungen. Da weiß ich gar nicht wo ich anfangen soll, allein schon im Mehrwertsteuersystem, von Abwrackprämien und Tankdeckeln ganz zu schweigen.



      Bei Obst und Gemüse wäre es eine Privilegierung aus vielen Gründen tatsächlich mal sinnvoll .

  • Es gibt keine "Energiekrise", außer wir führen diese mutwillig herbei. Es gäbe keine massive Inflation, würde Rohstoff- und Lebensmittel-Spekulanten Einhalt geboten. Stattdessen überlegt die gelbe Ampel opportunistische Kriegsgewinnler noch mit Steuergeldern zu subventionieren.



    Btw.: Die böse Avocado, als kürzlich in irgendeiner Twitterblase entdecktes Feindbild, hat ein deutlich besseres Verhältnis von Wasserverbrauch und Energiegehalt als bspw. gute Tomaten oder der beliebte Kopfsalat (einzige Eigenschaft: Grün) ;)

  • Parlamentarier:innen müssen sich nicht eingschränken, sondern bekommen ab Sommer 300 Euro mehr, im Landtag BW gibt es auch einiges mehr. Gleichzeitig meinte Kretsche in den Abendnachrichten "Wegen des Krieges müssen wir uns alle einschränken". Bei Politiker:innen muss man das "Wir" offenbar als "Ihr" verstehen. Irgendwie juckt das niemanden.

    • @resto:

      ach so, bei Politiker:innen werden Preissteigerungen und die Inflation herausgerechnet, wenn sie bezahlen?

      • @Anna Bell:

        Parlamentarier werden so entlohnt, dass sie sich privat keine Gedanken machen müssen.

        • @Andreas J:

          Richtig. Z.B. werden Kommunalpolitiker gar nicht entlohnt. Deshalb müssen die sich über dummes Gerede von Stammtischen auch null private Gedanken machen. Weil da ist dann sofort 100% klar, dass das nur dummes popolististisches Gerede ist.

      • RS
        Ria Sauter
        @Anna Bell:

        Nein', das nicht. Sie zahlen das aber aus der Portokasse.



        Bei den Rentner/innen verzichtet die Politik grosszügig auf fin. Hilfe

        Es wird auf die kommende Rentenerhöhung verwiesen.



        Diese wird aber durch den Rutsch in eine höhere Besteuerung oft ganz geschluckt.



        48% Prozent vom Gehalt sind ja auch schon sehr üppig für die Alten!

        • @Ria Sauter:

          Renten werden nicht von den den paar Politikern aus deren miesen Einkommen finanziert so der von ihren Nachbarn. Sie sollten dort klingelnd und protestierend vorstellig werden.

          Vielleicht könnten Sie ein Politiker finden, mit dem Sie einen Konsens finden könnten mit ihren geizigen Nachbarn / buckelige Verwandtschaft / Sportverein für eine höhere Rente? 🤪

  • Das Gerede vom Verzicht erscheint mir zynisch, wenn parallel von der Ampel über 700 neue hochdotierte Stellen in den Ministerien geschaffen werden. Und das vom Geld der Menschen, um die es in diesem Artikel geht.

    • @Sybille Bergi:

      Das ist so nicht ganz richtig, die 700 Stellen wurden noch zur Zeit der scheidenden GroKo lanciert, sozusagen als Vorsorge für verdiente Spezis der alten Regierung. Man muß sich ja um seine Mannen kümmern, auch wenn es manch anderen bekümmert.

    • @Sybille Bergi:

      Was sind denn das für Stellen? Kommt schlußendlichja drauf an, was die Leute machen. Wenn die das Doppelte ihres Gehalts durch ihre Tätigkeit wieder rein holen, dann sollten mehr von diesen Stellen geschaffen werden.

  • Ein typischer "von oben nach unten" Kommentar, der völlig offen lässt was eigentlich Mittelschicht und was vermögend ist.



    Völlig Faktenfrei und immer schön das Geld der anderen verteilen wollen. Gut, dass so was keine Wähler mehr findet.

  • Auf die Reichen einzuhauen kommt in der Taz meistens gut an.

    Erlaubt sei jedoch der Hinweis, dass auch "Reiche" durch Energiepreissteigerungen direkt betroffen sind wie auch indirekt, z.B. über die Energierechnung von Firmen, an denen sie Anteile haben, oder wenn bestimmte Produktionsanlagen nicht mehr benötigt werden. Häuser verlieren an Wert, wenn höhere Heizkosten die Bewohner zum Umzug in kleinere Wohnungen veranlassen (wird derzeit durch andere EInflüsse überlagert) oder in besser isolierte.

    Wo die Besserverdiener in unserer Gesellschaft "vorn" liegen, ist indes beim Flugverkehr. Eine Verteuerung von Kerosin ist somit sehr stark sozial nivellierend. Genau das hat die Koalition vereinbart, in Form einer ambitionierten power-to-liquid-Quote für die Luftfahrt. Das mindert dann auch die Ölimporte, schnell durch den Preiseffekt, zusätzlich durch die E-fuels. Bloß hat die Koalition dazu noch nichts vorgelegt.

  • @ŠARRU-KĪNU

    Wenn sie unter "Mittelschicht" die Friedrich-Merz-Mittelschicht meinen, dann mag ja stimmen, was Sie schreiben. Wenn Sie sich an die Definition des DIW [1] halten (860..1844 monatl. Netto), dann eher nicht.

    Merke: wenn jemensch "Mittelschicht" und "Erbschaftssteuer" in einen Satz nennt, dann solltest Du Deinen Nebelkerzendetektor einschalten.

    [1] www.diw.de/de/diw_...icht_verliert.html

    • @tomás zerolo:

      Wenn die Mittelschicht nur bis 1844 Netto geht, gehöre ich ja zur Oberschicht. Das ist ja noch nicht mal das statistische Durchschnittseinkommen in Deutschland. Da kriegt ein Berufseinsteiger in meiner Branche ein höheres Einstiegsgehalt. Genau das ist übrigens das Problem. Facharbeiter und alle mit einem durchschnittlichen Gehalt aufwärts wissen genau Linke meinen mit Reichensteuern uns. Die wirklich Reichen dagegen kommen wie immer davon.

    • @tomás zerolo:

      Der Beitrag ist 12 (!) Jahre alt, die Zahlen für die Gruppeneinteilungen stimmen nicht mal mehr ansatzweise.

      Zweitens beziehen sie sich nur auf Einkommen - das ist der typische Kurzschluss.

    • @tomás zerolo:

      So ist es. Guter Artikel.

      • @Ausschliessi:

        Sehr richtig! Ein sehr guter Artikel und viele Kommentatoren haben weder eine Ahnung von dem Begriff "Mittelschicht" noch von den hohen Freibeträgen bei der Erbschaftssteuer!



        Jedenfalls gehörte ich, falls ich hätte eine Erbschaftssteuer zahlen müssen, sicher nicht mehr zur Mittelschicht!



        Einfach erst einmal informieren!

  • RS
    Ria Sauter

    Schicken Sieden Artikel bitte an die Parteien und Verantwortlichen.



    In deren Gehaltsgruppe sind diese Probleme unbekannt.

    • @Ria Sauter:

      Wir leisten uns auf gut 100.000 Bürger*innen je eine*n MdB, diese*r bekommt mit 10.012 €/mtl. etwa soviel wie eine Abteilungsleiter*in. Welchen Betrag würden sie für Parlamentarier*innen angesichts deren Verantwortung für angemessen halten? Und meinen sie eine Abgeordnetenentschädigung in Höhe des Mindest- oder Durchschnittslohns wäre geeignet fähige Leute in die Politik zu ziehen?

      • @Ingo Bernable:

        Volle Zustimmung, das politische System ist keinesfalls überbezahlt - im Gegenteil. Ich sehe im Gegensatz zu vielen anderen auch kein ernsthaftes Problem in einem großen Bundestag, denn ich habe nicht den Eindruck als hätte die Politik in diesen Tagen zu wenig zu tun

        • @Questor:

          Ich glaube nicht, dass bei einem 700er Parlament am Ende mehr Brauchbares rauskommt als bei einem 500er. Wie können andere Länder nur ihre parlamentarische Arbeit mit viel weniger Personal bewerkstelligen??

      • @Ingo Bernable:

        "...angesichts deren Verantwortung..."



        "...fähige Leute..."



        Satire?

  • Die Tafeln im Land melden zunehmend Überlastung und mehr Bedarf als sie versorgen können. Da wirkt es schon etwas schief eine vergünstigte Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse mit dem Argument abzulehnen, dass dann ja auch die unökologischen Avocados der Oberschicht (was für ein Klischee übrigens) günstiger würden. Zumal wenn man dabei den noch viel weniger ökologischen Fleischkonsum der breiten Bevölkerung mitzudenken (Vegetarismus ist dem Klischee nach ja ebenfalls ein Phänomen privilegierter Milieus). Aber vielleicht ist der Ökologie ja auch geholfen wenn die Kartoffeln so teuer werden, dass Fleisch nur noch an Sonn- und Feiertagen ins Budget passt.



    "Wer bezahlt das am Ende?"



    Künftige Generationen, aber auch die nur zu einem kleinen Teil. In Zeiten von Null- und Negativzinsen für Staatsanleihen und gleichzeitig hoher Inflation halte ich Schuldenfinanzierung für ein vertretbares Instrument. Alternativ könnte man natürlich über Steuererhöhungen diskutieren, verbunden eben mit dem Risiko die ohnehin schon arg röchelnde Konjunktur vollends abzuwürgen.



    "Prioritäten benennen, welche Errungenschaften man [...] unbedingt bewahren muss"



    Hier benennt der Artikel dann beispielhaft Bildung und Gesundheit, dazu welche sozialen Errungenschaften aber ggf. abgeschafft werden sollten schweigt er sich aus. Stattdessen wird eine - grundsätzlich richtige - Vermögenssteuer als Lösung angepriesen, wohlwissend, dass eine solche von einer Regierungskoalition mit FDP-Beteiligung nicht kommen wird.

    • @Ingo Bernable:

      "Wer bezahlt das am Ende? ... In Zeiten von Null- und Negativzinsen für Staatsanleihen und gleichzeitig hoher Inflation halte ich Schuldenfinanzierung für ein vertretbares Instrument."



      Ja, die Inflation ist recht praktisch. Man kann die Schulden dann mit entwertetem Geld zurückzahlen.



      Wer kauft Staatsanleihen, die Null- und Negativzinsen bringen? Doch nur jemand, der sie so schnell wie möglich (gegen Aufpreis, versteht sich) an die EZB weiter verscherbeln kann. Was hinwiederum die Inflation anheizt.



      Eine wunderschöne Gelegenheit für Diejenigen, die genug Münze flüssig haben, um die Transaktion durchzuführen.



      Und eine wunderschöne Wendeltreppe nach unten für Diejenigen, die für die Inflation bezahlen dürfen. Schulden und die daraus folgende Inflation wirken wie eine Mehrwertsteuererhöhung. Machen aber weniger Aufruhr und werden von Manchen sogar bejubelt...

    • @Ingo Bernable:

      Wer bezahlt dass alles ?



      Die an Tafeln gespendeten Lebensmittel bezahlt der Konsument , denn : Der Verfall von Lebensmitteln ist eingepreist !

  • Danke Frau Dribbusch für die wie so oft klarsichtige und unaufgeregte sozialpolitische Analyse, die so in anderen Medien praktisch kaum vorkommt, möglicherweise bedingt durch einen schichtspezifischen Bias von Spiegel/Zeit/FAZ/Süddeutsche- Journalist*innen.... Das soll nicht heissen, dass die taz bei Ihren schmalen Gehältern verharren muss deswegen...

  • Armut und Verzicht sind zwei komplett unterschiedliche Dinge. Verzicht ist etwas was der Mensch freiwillig tut weil er von der Richtigkeit seines Handelns überzeugt ist. Armut dagegen sollte hier besser nicht romantisiert werden. Die Mittelschicht wird aus gutem Grund eine höhere Erbschaftssteuer oder Vermögenssteuer ablehnen. Diese werden sich im Ergebnis nämlich immer fast ausschließlich gegen die Mittelschicht selbst richten, während die wirklich Reichen mit den Steuervermeidungsmodellen und Heerscharen an Anwälten und Anlageberatern sich einen schlanken Fuß machen.

    • @Šarru-kīnu:

      Verflixt, und ich dachte, ich hätte es endlich in diese sagenhafte Mittelschicht geschafft! Aber ich hab weder was zu erben, noch zu vererben (außer ein paar Büchern, für die es höchstens ein paar Cent gäbe), noch würde Vermögenssteuer bei mir ziehen.



      Immerhin: da kann ich mir auch den Anlageberater sparen.

    • @Šarru-kīnu:

      Was soll das für eine Mittelschicht sein die von einer Vermögenssteuer oder Erbschaftssteuer betroffen währe? Wie Millionär Friedrich März der behauptet hat er gehöre zur Mittelschicht? Mit diesem Märchen schützen sie genau jene die sich ihrer gesellschaftlichen Verpflichtungen entziehen.