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Debatte zur SpracheAlle #mitgemeint

Patricia Hecht
Kommentar von Patricia Hecht

Die geschlechtergerechte Sprache ist Mittel im Kampf gegen Gender-Pay-Gap oder Gewalt gegen Frauen und trans Personen.

Bunte Hände beim Auftakt des CSD 2021 in Frankfurt Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

V iel war von Friedrich Merz in jüngerer Zeit nicht zu hören – es sei denn, es ging um „Gendersprache“. Merz, mehrfach erfolgloser Kandidat für den CDU-Vorsitz, ergatterte ein paar Schlagzeilen, indem er sich als Sprachpolizist gerierte und laut über ein Verbot von geschlechtergerechten Formen nachdachte: Ein Verfechter der inneren Sicherheit verspricht Kontrolle auch auf dem Feld der Identitätspolitik. Dieser Mechanismus, obschon leidlich ausgeleiert, funktioniert.

Wer auch immer ein wenig Aufmerksamkeit braucht – Friedrich Merz, Jan Fleischhauer, Birgit Kelle oder jemand von der AfD – wirft die Worte „Gendersprache“ oder „Gendergaga“ in die öffentliche Arena, polemisiert über zu viele Geschlechter, bei denen niemand mehr durchblickt, und beschwört die gute alte Zeit, die für uns alle einfacher, beruhigender und lebenswerter gewesen sei. Einfach, beruhigend und lebenswert: So wollen wir die Welt doch alle.

Die Sache ist nur: Das Versprechen, alles werde wieder besser (für wen?), wenn wir nur stur das generische Maskulinum verwenden, stimmt nicht. Genau genommen hat beides – die gute alte Zeit und das Gendern – gar nichts miteinander zu tun. Was hier geschaffen wird, ist ein Konstrukt: Über Codewörter wie „Gendersprache“ oder „Gendergaga“ wird eine emotionale Übereinkunft hergestellt, die besagt: Die, die unsere schöne und seit Jahrhunderten gleiche Sprache durchs Gendern verhunzen, sind anmaßende Banausen und lächerliche Freaks.

Verknüpft wird diese Übereinkunft mit dem Versprechen, in eine imaginäre Wohlfühlrealität zu finden – ganz ohne sich mit Zumutungen wie dem Gendern auseinandersetzen zu müssen. Gendern greift Identität an. In einer Sprache des generischen Maskulinums scheinen sich die Geschlechter übersichtlich und in traditionellen Rollen wohlgeordnet zu befinden.

Schöne, heile, maskuline Welt

Dass dies schon lange nicht mehr der Fall ist, dass das binäre Geschlechtersystem und sogenannte traditionelle Rollen aufgebrochen sind, dazu trägt Sprache bei. Dass es dabei „nur“ um Sprache geht und wir insofern doch Besseres zu tun hätten, was gern als Argument gegen das Gendern vorgebracht wird, stimmt nicht: Sprache ist ein Handlungsinstrument. Sprache prägt Gesellschaft. Es mag zunächst paradox klingen – aber natürlich gibt es gleichzeitig erst mal Wichtigeres als Sprache.

Wichtiger wäre zum Beispiel, dass in Deutschland nicht jeden dritten Tag ein Mann seine Partnerin oder Ex-Partnerin umbringt. Dass der Gender-Pay-Gap zwischen Männern und Frauen nicht mehr rund 1.200 Euro monatlich beträgt. Oder dass trans Menschen nicht gefährlich leben, nur weil sie trans sind. Gegen all dies allerdings lässt sich besser mit angemessener Sprache kämpfen: mit der Anerkennung neuer Wörter und Kategorien wie „Femizid“ zum Beispiel.

Mit dem Binnen-I, das die Verschiedenheit von Männern und Frauen benennt. Oder mit dem Sternchen oder Doppelpunkt, mit dem kenntlich gemacht werden kann, dass trans Menschen etwa als Pa­ti­en­t:in­nen im Gesundheitssystem oft diskriminiert werden. Das eine hängt mit dem anderen zusammen – und wer nun welchen Kampf zuerst führen will, diese Entscheidung sollten wir den Kämpfenden überlassen. Gendern verändert Sprache.

Anders als oft behauptet, verändert es Sprache von unten. Aus den Communitys heraus entstand der Wunsch, eine respektvolle Sprache zu erfinden und zu verwenden, die Menschen anspricht, die sich mit dem generischen Maskulinum unsichtbar gemacht fühlen. Erst von dort aus erobert sich das nicht-maskuline Gendern langsam seinen Platz bei den üblichen Verdächtigen: den linksgrün versifften Gutmenschen, den Unis, manchen Stiftungen und einigen grün geführten Landesregierungen – nach und nach also in der Gesellschaft.

Gesetzentwurf im generischen Femininum

Dass Verordnungen dabei nicht einfach „von oben“ kommen, zeigte etwa die hübsch aufgescheuchte Reaktion des männlich geführten Bundesinnenministeriums (BMI), als das weiblich geführte Bundesjustizministerium tatsächlich einen Gesetzentwurf im generischen Femininum verfasste – und diesen, nachdem das BMI schwere Geschütze auffuhr und den Entwurf aufgrund der durchgängig weiblichen Form gar als „höchstwahrscheinlich verfassungswidrig“ beschoss, zurückziehen musste.

Immerhin sind die Kämpfe um geschlechtergerechte Sprache auch auf Ebene der Bundesregierung angekommen. Ein Fortschritt. Das Wesen von Veränderung ist, dass sie nicht aufhört. Das gilt auch fürs Gendern: Seit Jahrzehnten werden neue Formen ausprobiert, zum Teil und mittlerweile auch fürs Deutsche neue Pronomen erfunden, Sprechakte verändert. Unverrückbare Regeln fürs Gendern gab es dabei nie – auch Leitfäden sind dazu da, herausgefordert, diskutiert und immer mal wieder angepasst zu werden.

Im Alltag werden sich manche mit Sprache wenig auseinandersetzen und deshalb nicht gendern. Anders wäre es schöner, aber das ist schon okay. Wer sich jedoch damit auseinandersetzt, wer darum gebeten wird und sich trotzdem dagegen entscheidet, muss damit leben, dass die, die in der Sprache auch gern ihren Platz hätten, das nicht sonderlich respektvoll finden.

Friedrich Merz dürfte so ein Fall sein: einer, der ein emotional besetztes, weil Identität betreffendes Thema bewusst gegen die Linksgrünversifften in Stellung bringt, indem er vom „Zwang“ zum Gendern spricht und damit zuverlässig ein paar Empörungsklicks kassiert, auch wenn er nichts anderes versucht, als den Kampf gegen die eigene Bedeutungslosigkeit mittels Polemisierung zu führen.

Schade ist das Ganze aber doch – weil durch diese Instrumentalisierung von geschlechtergerechter Sprache eine etwas unaufgeregtere Herangehensweise und Annäherung ans Thema verhindert wird. Die würde dem Gendern gerechter, das nichts anderes will als gleiche Präsenz für alle. Und täte uns sicher gut.

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Patricia Hecht
Redakteurin Inland
war Chefin vom Dienst in der Berlinredaktion, hat die Seite Eins gemacht und arbeitet jetzt als Redakteurin für Geschlechterpolitik im Inland. 2019 erschien von ihr (mit M. Gürgen, S. am Orde, C. Jakob und N. Horaczek) "Angriff auf Europa - die Internationale des Rechtspopulismus" im Ch. Links Verlag. Im März 2022 erschien mit Gesine Agena und Dinah Riese "Selbstbestimmt. Für reproduktive Rechte" im Verlag Klaus Wagenbach.
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91 Kommentare

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  • Ich möchte gern mal eine Umfrage sehen: Wie viele Deutsche fühlen sich denn mitgemeint durch den *? Speziell, wie viele non-binary Menschen, wie viele Transmenschen, wie viele Homosexuelle fühlen sich NUR für Wörter wie "Wähler*innen", aber nicht durch Wähler oder Wählerinnen und Wähler gemeint? Und bei wie vielen war das vor Einführung des Sternchens schon so, also wie viele fühlten sich vorher explizit ausgeschlossen?

  • Links sein hat für mich einen harten Kern, mit dem man es gut verkaufen kann und der vor allem bei den Menschen ankommt: Absicherung im Alter, Bildungsgerechtigkeit, gute Löhne für alle, bezahlbare Mieten schaffen, genügend Arbeit für alle, bezahlbares Gesundheitswesen. Wissen schon, die Klassiker eben, die nie aus der Mode gekommen sind und seit dem Ende der DDR wieder nötiger denn je.

    Die Gendersprache dagegen ist nur ein Nischenprojekt einer Minderheit von gut situierten Lifestyle-Linken, die an der Realität der meisten Menschen vorbei geht, aber in völliger Verkennung der Tatsachen von denen als wichtig und staatstragend verklärt wird. Wie sagte schon Brecht so schön: erst kommt das Fressen, dann die Moral!

    Erst mal schön fürs Fressen sorgen, dann kann man über solche Sachen nachdenken. Vorher interessiert das bis auf die Hobbyisten niemanden, und wird garantiert nicht die Gesellschaft grundlegend verbessern.

  • Ich bin durch eine neurologische Erkrankung schwerbehindert und körperlich wie kognitiv deutlich eingeschränkt.



    Ich empfinde *innen-Formen u.ä. als leichte, aber dennoch sehr störende Barriere, die mir das Text-/Sprachverständnis erschwert. Ein äußerst starkes Hindernis sind diese Formen meines Wissens auch für Menschen mit Legasthenie.

    Ich finde es einen zum Himmel schreienden Widerspruch, dass sich Gender-Befürworter aus dem akademischen Milieu gegen "Ableismus" und Rassismus stark machen, aber in diesem Fall nicht an Menschen mit Lese-Einschränkungen oder Bildungsschwache sowie Zugewanderte Deutsch-Lernende denken!!!

    Ich hätte kein Problem mit einer Form gendersensibler Sprache, die lesegerecht und inklusiv für ALLE ist - aber zu viele Gruppen werden hier nicht berücksichtigt ... :(

  • "Alle #mitgemeint"

    Also wenn ich von "Patienten", "Wählern" oder "Touristen" rede, meine ich immer alle Geschlechter mit.

    Wenn ich explizit einzelne Geschlechter meine, spreche ich z.B. von "männlichen Patienten".

    Ich empfinde, dass es eigentlich nur bei Berufsbezeichnungen Missverständnisse gibt, da diese ursprünglich von Männern ausgeübt wurden.



    Ich würde das Gendern darauf beschränken.

  • Frau (?) Hecht schreibt: "Die Sache ist nur: Das Versprechen, alles werde wieder besser (für wen?), wenn wir nur stur das generische Maskulinum verwenden, stimmt nicht."

    Eine maskuline Vormachtstellung gibt die deutsche Sprache indes nicht her. Der Duden dazu:

    "Die deutsche Sprache ist mehrheitlich weiblich – ­zumindest wenn es nach der mengenmäßigen Ver­teilung der Artikel geht. Betrachtet man nämlich alle Substantive im Rechtschreibduden, die von nur einem Artikel begleitet werden, verlangen davon 46 % den weiblichen Artikel die. Das sind 12 % mehr als Substantive mit männlichem Artikel."

    www.duden.de/sprac...-Rechtschreibduden

    • @Gast100100:

      ...nur dass man wohl zugeben muss, dass "die Ampel" oder "die Wolke" wenig für die Gleichberechtigung weiblicher Menschen tut. Das ist wie die Bodenversiegelung zu bekämpfen, indem man den Beton grasgrün streicht.

      • 9G
        95820 (Profil gelöscht)
        @Normalo:

        Der Beton, Der Kopf. Der Betonkopf.



        Die Sprache. Die Macht. Das Recht. Die Rechtschreibung. Der Boden. Die Versiegelung. Die Bodenversiegelung.



        Wieder mal Nomaal. Da mähste nix.

      • @Normalo:

        Tauschen Sie mal die Passage "die Ampel oder die Wolke" durch "gegenderte Sprache" aus.

        • @Anachronist87:

          Sehe ich nicht so viel anders als Sie, aber das ist ein anderes Thema. Wenn schon eine Diskussion bestreiten, dann nicht mit solchen Pseudoargumenten wie "Es gibt schon viel mehr 'die' als 'der' im Duden!".

          • @Normalo:

            Da haben Sie natürlich recht.



            Es gibt in beide Richtungen nicht allzu weit gedachte Argumente. Deshalb verlieren sich solche Diskussionen auch schnell in "Fehleranalysen", ohne dass man den Kern der Sache wirklich berührt.



            Ich kann in dieser Hinsicht meine Hände auch nicht unbedingt in Unschuld waschen.

  • Heute kann ich es mir leicht machen. Da kann ich mit einem einzigen Gedanken gleich zwei Kommentare (der zweite Kommentar steht bei Baerbocks "N") schreiben. Der Gedanke ist: die richtigen Feinde ersetzen keine Argumente. Und wenn noch so viel Häme und Abwehr von Leuten wie Merz oder Fleischhauer und unzähligen anderen kommt und wenn man darin sogar zu Recht Angst und Schwäche erkennen kann, es hilft nichts. Gendern verändert natürlich Sprache, aber was verändert es noch? Da finde ich hier schlichtweg kein Argument, noch nicht mal die Behauptung. Man könnte im Gegenteil sogar denken, dass diese ganze Diskussion eigentlich nur die Widerstände verstärkt, dass sogar so alle möglichen verharrenden Kräfte in gefährlicher Stärke zusammenfinden. Es gibt nicht Billigeres als gegen das Gendern zu sein, umgekehrt gibt es aber auch nichts Leichteres als dafür zu sein. Es gibt keinen einzigen Mord weniger, es gibt keinen einzigen Euro mehr für Frauen wegen dieses "I"s. Im Gegenteil wird die Diskussion immer symbolischer. Das ist klar der falsche Weg.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Die Selbstmordrate unter jungen LGBT*Menschen ist bis zu fünfmal höher als allgemein in der Altersgruppe.



      Wenn diese Menschen mit dem Gap oder dem Sternchen immer auch Teil der Adressierten sind, sich gesehen fühlen, einen Platz haben in der Gesellschaft, sollte diese Rate doch wohl sinken, oder? Wenn vor allem ihren Eltern, ihrem Umfeld damit gesagt wird "keine Angst, dein Kind ist normal, dein Kind gehört dazu", wird es auch einfacher, die Menschen als diejenigen anzunehmen, die sie sind.



      Jetzt mal abgesehen, davon, dass es schlicht die Realität abbildet. Warum sollten wir in der Sprache Frauen unter Männern subsumieren? Warum sollten wir insbesondere intersexuelle Menschen gleich ganz unsichtbar machen?

      Klar ist das symbolisch. Wenn Sie glauben dass das gleichbedeutend mit "nutzlos" ist, unterschätzen Sie die Macht von Symbolen aber gewaltig.

      Und wenn Ihnen das noch nicht reicht, schauen Sie mal hier: www.sueddeutsche.d...h-gesetz-1.5287608 Dass diese menschenrechtswidrigen Verstümmelungen endlich aufhören, hat sehr viel mit der Sichtbarkeit von hier insbesondere Intersexualität in unserer Gesellschaft zu tun. Endlich! Gut so! (Und: Wie konnten wir das so lange zulassen!)

  • Es gibt keine Debatte zur Sprache, es gibt eine Minderheit, die sprachliche Veränderung einfordert und eine große Mehrheit, die das ablehnt.

    • @Frank Stippel:

      Es ist noch gar nicht so lange her da gab es zB auch eine Mehrheit dafür homosexuelle Handlungen mit Knast zu bestrafen und entsprechend war das auch noch bis ´94 Gesetz. Mehrheitsverhältnisse sind also offensichtlich kein besonders guter Indikator für ethische Vertretbarkeit und die Berücksichtigung von Minderheiten.

      • @Ingo Bernable:

        Die Mehrheit der Bevölkerung soll ja auch nicht entscheiden sondern der Bundestags. Gibt es für die Einführung der gendergerechten Sprache eine gesetzliche Grundlage eine Abstimmung des Bundestages? Das ist das mindeste was ich in dieser Frage erwarte. Die Salamitaktik mit der dies jetzt durchgeführt wird lehne ich ab.

        • @Suchender:

          "Die Mehrheit der Bevölkerung soll ja auch nicht entscheiden sondern der Bundestag."



          Man sollte ja meinen, dass die Mehrheitsverhältnisse in der Bevölkerung sich in den Mehrheitsverhältnissen des Bundestags irgendwie wiederfinden...

      • @Ingo Bernable:

        Da gebe ich Ihnen Recht. Aber ich hoffe, Sie geben auch mir Recht wenn ich darauf hinweise dass es einen bedeutenden Unterschied darstellt, ob eine Mehrheit eine Minderheit aufgrund ihrer Merkmale einsperrt, oder ob die Mehrheit einfach die Sprache der Minderheit nicht übernehmen möchte.

  • Ich verstehe nicht, wieso sich jemand z.B. bei "Patienten" oder "Touristen" ausgegrenzt fühlen kann.



    Das sind doch schon immer übergeschlechtliche Begriffe gewesen.

    Wenn jemand sie geschlechterdifferenziert verwendete, fügte er immer z.B. "männliche" (Patienten) hinzu.

    Noch nie habe ich erlebt, dass jemand, der von Patienten sprach, nur Männer meinte.

    • @drafi:

      Die Inflation der Nennung beider Geschlechtsformen führt aber genau dazu: mittlerweile stutze ich schon, wenn jemand im öffentlich-rechtlichen Medien nicht gendert, da wird also die Ausgrenzung nachträglich eingeführt. Die ganze Debatte führt eher zum Gegenteil und vielleicht ist es auch so gewollt.

      • @TazTiz:

        Kommentar entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette.

  • Meine Realitätswahrnehmung ist eine andere als die von Frau Hecht:

    "Sprache ist ein Handlungsinstrument."



    Sprache ist kein Handlungsinstrument, sondern ein Kommunikationsinstrument.



    Den Irrtum teilt Frau Hecht mit vielen Gender-Befürworter_innen.

    "Mit dem Binnen-I, das die Verschiedenheit von Männern und Frauen benennt."



    Das Binnen-I sagt über die Verschiedenheit oder Gleichheit von Männern und Frauen gar nichts. Es zeigt lediglich, dass beide vorhanden sind.

    "Oder mit dem Sternchen oder Doppelpunkt, mit dem kenntlich gemacht werden kann, dass trans Menschen etwa als Pa­ti­en­t:in­nen im Gesundheitssystem oft diskriminiert werden."



    Sternchen und Doppelpunkt sagen über Diskriminierung im Gesundheitssystem gar nichts aus.

  • Leider kann sich ein Großteil der Bevölkerung nicht an der Debatte beteiligen, weil dieser Teil damit beschäfftigt ist, den Lebensunterhalt mit zwei oder sogar drei Jobs zu sichern. Und wenn dann gegendert wird, wird es als zynisch betrachtet, dass man dafür so viel Energie verbraucht, obwohl es an allen Ecken und Enden brennt.



    Ich meine: "Die Gesellschaft verändert die Sprache und nicht umgekehrt."



    Wenn wir uns in Bezug auf die multigeschlechtlichen Individuen in unserer Mitte endlich liberal einstellen, dann wird die Quälerei mit der Sprache überflüssig.

    • @m.d.bichlmeier:

      Es gibt in DE rund 3,2 Mio. Menschen mit Zweitjob, 57% davon arbeiten in ihrem Erstjob Vollzeit, also 1,8 Mio. Demnach gibt es immer noch 81 Mio. Menschen im Land die nicht derart in Arbeit ersticken um keine geistigen Kapazitäten mehr für eine geschlechtergerechte Sprache erübrigen zu können.



      Wenn allerdings schon das einfache Hinzufügen eines *innen geeignet ist so große Teile der Bevölkerung an den Rand ihrer intellektuellen Fähigkeiten zu bringen ist es offensichtlich an der Zeit neben dem Gendern auch mal über einen allgemeinen Umstieg auf Einfach Sprache nachzudenken.

      • @Ingo Bernable:

        Vielleicht haben andere Menschen einfach andere Prioritäten als Sie? Das bedeutet doch nicht, dass sie am "Rand ihrer intellektuellen Fähigkeiten" sind. Einfach Respekt zeigen - und zwar in alle Richtungen - und gut ist.

        • @resto:

          Die individuelle Entscheidung für einen nicht-gendersensiblen Sprachgebrauch der alle Menschen die sich jenseits des generischen Maskulinums verorten einfach ausblendet, ihnen also sowohl Sichtbarkeit als auch Respekt verweigert, soll respektiert werden? Das ist ja schon recht widersprüchlich. Die geistige Hürde einen Satz inklusiv zu formulieren ist nun wirklich nicht besonders hoch. Wer da mit dem Verweis auf angeblich zu knappe geistige Ressourcen argumentiert bemüht also offensichtlich ein Scheinargument.

          • @Ingo Bernable:

            Doch. Das BinnenI wieder aus dem Satz rauszukratzen erfordert überflüssige Anstrengungen:)

          • @Ingo Bernable:

            Ganz Recht, die Entscheidung, wen oder was man mit seinem persönlichen Sprachgebrauch betonen oder sichtbar machen möchte, hat respektiert zu werden. Wenn Verfechter von gendergerechter Sprache diese benutzen möchten, weil sie diese für respektvoller halten und sich davon soziale Veränderungen versprechen, ist das ihr gutes Recht. Ebenso, wenn sie ein generisches Femininum verwenden möchten.



            Und wenn andere Menschen die Betonung von Geschlechtern in 97 % der Fälle für irrelevant halten und sich deshalb auf ein generisches Maskulinum (welches eh meist durch „männlich“ ergänzt wird, falls ein ausschließlich männliches Geschlecht relevant sein sollte) beschränken, ist das ebenfalls völlig in Ordnung.



            So sehr ich auch für gegenseitigen Respekt bin, aber die Deutungshoheit über meine Äußerungen hat nicht ausschließlich bei anderen Personen zu liegen, sondern sollte auch bitteschön meinen intentionellen Hintergrund berücksichtigen.



            Sollten Personen, welche mich nicht persönlich kennen, mich unhöflich finden, weil ich ihr Geschlecht in Gruppenbezeichnungen nicht herausstelle, kann ich das problemlos akzeptieren. Aber dass wir diese Beurteilungsweise als gesellschaftlichen Standard etablieren, ist etwas das ich nicht einsehe.

        • @resto:

          "Einfach Respekt zeigen - und zwar in alle Richtungen - und gut ist."

          Richtig. Dieser Ansatz geht leider bei der ideologisch geprägten Debatte verloren. Es geht mal wieder um die Guten und die Bösen und NICHT um Respekt.

  • Naja, es ist schon eine ziemlich klassistische Behauptung, dass die zahlreichen Vorschläge für Gender-gerechte Sprache "von Unten" kämen - nämlich aus den "Communities", die ja seit einiger Zeit für alles in der Taz herhalten müssen, was niemand selbst verantworten will. Faktisch wurden doch sehr viele Vorschläge in Unis, oft von Professorinnen, entwickelt (zum Beispiel "neue Pronomen", und dass die Bevölkerung "unten" das Ganze nicht annimmt und in mündliche in Sprachgebrauch überführt, wird dann geflissentlich ignoriert.



    Nicht falsch verstehen: Auch ich finde das Verwenden von männlichen wie weiblichen Bezeichnungen im Schriftgebrauch sinnvoll. Nicht sinnvoll scheint mir z.B., per Sternchen oder Doppelpunkt, "kenntlich zu machen, dass trans Menschen etwa als Pa­ti­en­t:in­nen im Gesundheitssystem oft diskriminiert werden". Klar ist es sinnvoll, das anzuprangern - aber bitte nicht in jedem Satz mit Sammelbezeichnungen für Menschen.

    • @Achim Kniefel:

      An dieser Argumentationsschiene können Sie aber erkennen, dass der Vorwurf, Gendern seine ein Oberschichtsphänomen, Frau Hecht trifft.

      Feministische Studentinnengruppen "Communities" zu nennen und zur Unterschicht zu erklären, überzeugt natürlich nicht so richtig.

  • Diskussionen über gegenderte Sprache sind etwas müßig. Es ist leicht, sich darauf zu einigen, Diskriminierung abzubauen. Doch es ist keine triviale Frage, was Diskriminierung im konkreten Fall alles bedeutet. Gerade in der Sprache ist die Sache nicht so klar, wie oft behauptet wird. Und so kommt es, dass die Vertreter gegenderter Sprache und die Vertreter des gen. Maskulinums in verschiedenen Wissenswelten leben. Wie soll man miteinander diskutieren, wenn man über die Grundlagen der Diskussion völlig verschiedener Auffassung ist?

    • @Marius:

      "in verschiedenen Wissenswelten leben"

      Sie meinen Turkei (gegenderte Sprache) vs. Deutschland (generische Maskulinum) ?

      Was sagt die Wissenschaft zu den angeblich unterschiedlichen Wissenswelten aufgrund dieser Sprachmerkmale?



      Ist die sich dadurch angeblich entwickelnde "Wissenswelt" vielleicht nur ein pseudowissenschaftliche Behauptung?

  • „Wer sich jedoch damit auseinandersetzt, wer darum gebeten wird und sich trotzdem dagegen entscheidet, muss damit leben, dass die, die in der Sprache auch gern ihren Platz hätten, das nicht sonderlich respektvoll finden.“

    So weit, so richtig. Die Frage, die daraus folgt, ist allerdings: „Und dann?“

    Was tut ein Mensch, wenn er/sie/es sich nicht so respektiert fühle, wie er/sie/es es sich erhofft? Verschafft er/sie/es sich dann selber Respekt? Wenn ja, wie? Mit welchen Mitteln und zu welchem Preis? Wer bezahlt, und was passiert, wenn irgendwer den Preis nicht angemessen findet, den andere ihm zuweisen?

    Gewaltfreiestem von anderen zu fordern, ist leicht. Selber gewaltfrei zu agieren, wenn starke Emotionen ins Spiel kommen, nicht. Und Freiheit ist nun einmal immer auch die des jeweils anderen.

  • Die "unaufgeregte Herangehensweise" ist in diesen Tagen nachzulesen bei Polyticki, Krischke, Sciuto, Munske ... an deren Positionen lohnt es, sich abzuarbeiten. Oder stehen die auch unter Generalverdacht, weil ihre Beiträge in der FAZ erscheinen? Was soll nur dieses argumentfreie Niedersäbeln von Pappkamerad:innen?

  • Für mich bringt eine sprachliche Umformulierung nicht automatisch eine Gleichberechtigung aller. Weil mit mancher Neugestaltung bei unglücklicher Aussprache, wiederum andere sich ausgegrenzt fühlen werden. Was ist denn so schlimm daran wenn man eine Anrede mit Frau und Mann beginnt, darin wird doch niemand diskriminiert.



    Was ich besonders schlimm finde, sind Bestrebungen Berufe oder Tätigkeiten die mit männöicher Form zu finden sind, plötzlich neutral werden sollten und dadurch eindeutige Berufsbezeichnungen sinnverzerrt werden könnten. Beispiel "Maler" soll nach einer Umgestalung zum "mit Farben tätige Person" werden. Man selle sich bitte ein Branchenbuch vor, wo man nicht mehr findet was man sucht, weil man nicht die umgeformte Berufsbezeichnung parat hat, bei der Suche. Außerdem finde ich das es Berufe entwerdet und die vorher kurz und prägnand geschriebene Form unnötig zu einem "Satzungetüm" gemacht werden könnte.

    • @Reiner Lorber:

      Wer konkret fordert denn eine derartige "Umgestaltung" der*des Maler*in in eine "mit Farben tätige Person"? Ist diese Person oder Institution auch nur annähernd repräsentativ für die Art in der ein gendersensibler Sprachgebrauch iA praktiziert oder empfohlen wird? Und lässt es sie nicht irgendwie zumindest ein klein wenig an der Substanz ihres Arguments zweifeln, dass es offenbar notwendig ist derart exzeptionellen Vorschläge heraussuchen zu müssen um es zu stützen oder ist es doch eher eine bewusst gewählte Taktik den Befürworter*innen des Genderns möglichst absurde Positionen zu unterstellen um damit die eigene 'Normalität' zu unterstreichen?

      • @Ingo Bernable:

        Ob es ein reales Fallbeispiel von Reiner Lorber ist - keine Ahnung, ich kenne es nicht.

        Allerdings gehöre ich zu den Leuten, die beruflich Texte gendern. Dazu habe ich mal (freiwillig! :-) ) ein Seminar besucht.

        Lorbers Beispiel entspricht exakt den Vorschlägen, die Dozentin zum Gendern machte.

        Die Dozentin rief ausdrücklich dazu auf, kreativ an die Sache ranzugehen und neue Begriffe oder Konstruktionen zu erfinden.

        Gendern ist im Fluss, das erwähnt auch die Autorin.

        Deshalb ist die Frage, ob dieser oder jener Vorschlag von einer repräsentativen Institution stammt, witzlos.

        Das Problem ist, dass jede Art zu gendern ihren Haken hat.

        Den Königsweg gibt es nicht.

      • @Ingo Bernable:

        "Und lässt es sie nicht irgendwie zumindest ein klein wenig an der Substanz ihres Arguments zweifeln, dass es offenbar notwendig ist derart exzeptionellen Vorschläge heraussuchen zu müssen"

        Und fällt Ihnen die Ironie darin auf, dass ihre Antwort auf "Rolf B." weiter unten nach einem vergleichbaren Schema funktioniert, indem Sie seine Aussage völlig auf eine absurde, hochspezifische Weise zuspitzen, um auf seinen Kerngedanken nicht näher eingehen zu müssen?

      • @Ingo Bernable:

        80% der Bevölkerung ist schon das einfache Gendern zuviel. Die sind klar dagegen.

        Wo ist die Demokratie bei der ganzen Umstellung?

        • @Wonneproppen:

          Demokratie muss immer auch Schutz von und Rücksichtnahme auf Minderheiten beinhalten, sonst ist es eine Diktatur der Mehrheit.

          • @Ingo Bernable:

            ...und jetzt eine Diktatur der Quertreiber?

          • @Ingo Bernable:

            Das heißt konkret eine Minderheit darf der Mehrheit ihre Sprache aufdrängen?



            Nö, darf sie nicht. Minderheitenschutz ist nur da sinnvoll wenn es um Grundrechte geht, da darf dann die Mehrheit der Bevölkerung auch gerne Zeter und Mordio schreien. Aber die Sprache zu verändert ohne Volksabstimmung ist mir nicht vermittelbar Die Abstimmung könnte ja von mir aus Jahr für Jahr wiederholt werden, möge der Besserseiende gewinnen. Eine Diktatur der Intellektuellen ist auch nicht besser als eine Diktatur der Mehrheit.

          • @Ingo Bernable:

            Sicher das. Aber musst die Mehrheit deshalb auch jeder Behauptung einer Minderheit (die ja beim Gendern die Freiheit hat, zu sprechen wie sie will) hinterher jagen, von der sie null überzeugt ist?

            Es erschien unlängst ein Artikel in der taz ( taz.de/Debatte-zur-Sprache/!5785638/ ), der feststellte, dass "die Gendersprache zu viele ausschließt".



            Warum sollte also die Demokratie viele Menschen ausschließen um den Behauptungen weniger zu folgen? Das wäre eine Oligarchie.

            Die Türkei zeigt, dass gendergerechte Sprache und Demokratie bzw. Minderheitenschutz zwei Schuhe sind ohne Zusammenhang.

          • @Ingo Bernable:

            "Demokratie muss immer auch Schutz von und Rücksichtnahme auf Minderheiten beinhalten, sonst ist es eine Diktatur der Mehrheit."

            Immer auch, da kann ich zustimmen. Wenn die Betonung auf dem "Auch" liegt.



            Historisch gesehen sind allerdings Gesellschaften, in denen Minderheiten über Mehrheiten regieren, absolut in der Mehrheit. Womit ich sicherlich nicht andeuten will, dass eine Minderheiten-Diktatur in Bezug auf die Sprache unmittelbar bevorsteht. Aber man könnte sich schon mal zu der Einsicht bequemen, dass alle ein Recht auf Sprachsensibilität haben, und dass eine geschlechtsneutralere Sprache besser im Zuge einer Debatte entwickelt wird, an der alle teilhaben. So wie es im Moment läuft, läuft es nicht gut.

          • @Ingo Bernable:

            Wo bitte - bedarf die Gender-Minderheit eines besonderen Schutzes?



            Niemand hindert sie doch daran - ihren Gendersalat an Korrekt de **Menue** -



            Sich mundgerecht zu servieren! Odr? 🥳

          • @Ingo Bernable:

            Frauen sind aber keine Minderheit.

            Deshalb greift diese Argumentation nicht.

    • @Reiner Lorber:

      Nunja - eh ich ein paar Lorbeeren einheims Maler&Malerin Ehegespenster



      Machen nur in Millionen-Villen. Funzt!

      But! “ Beispiel "Maler" soll nach einer Umgestalung zum "mit Farben tätige Person" werden.“



      Das erinnert doch arg eine BrownZeit =>



      “Eintopfknallzertreibling“ 1 Zyl Motor!;(

      Na Mahlzeit

  • „Friedrich Merz dürfte so ein Fall sein: einer, der ein emotional besetztes, weil Identität betreffendes Thema bewusst gegen die Linksgrünversifften in Stellung bringt, indem er vom „Zwang“ zum Gendern spricht und damit zuverlässig ein paar Empörungsklicks kassiert, auch wenn er nichts anderes versucht, als den Kampf gegen die eigene Bedeutungslosigkeit mittels Polemisierung zu führen.“



    Die Autorin dürfte so ein Fall sein: eine, die ein emotional besetztes, weil Identität betreffendes Thema, bewusst in Gegensatz zu einer ohnehin nicht besonders beliebten Person stellt, indem sie einen Dualismus zwischen überkommenden, toxisch maskulinen Rollenbildern auf der einen Seite, und progressiver, soziale Probleme lösender Sprache auf der anderen Seite konstruiert, um ihre fehlende Erklärung zu überspielen, warum geschlechtsneutralere Sprachen wie Englisch, Türkisch, Finnisch oder Chinesisch keine faireren Gesellschaften hervorbringen.

    „Schade ist das Ganze aber doch – weil durch diese Instrumentalisierung von geschlechtergerechter Sprache eine etwas unaufgeregtere Herangehensweise und Annäherung ans Thema verhindert wird.“



    Schade ist auch, dass die groben Pauschalisierungen von Friedrich Merz als Ausgangspunkt für diesen Artikel instrumentalisiert werden, um sofort wieder eine Polarisierung des Themas zu forcieren. Denn die „subtile“ Botschaft lautet: Wer nicht gendert, ist wie Merz!

    • @Anachronist87:

      sehr schön auf den Punkt gebracht

  • 0G
    04405 (Profil gelöscht)

    Das generische Maskulin ist nicht mehr zeitgemäß und es sollte eine neue Lösung her. Soweit so gut so verständlich.

    Warum aber in der weidlich überkomplexen und damit unterverständlichen deutschen Sprache noch längere Konstrukte einführen? Schon jetzt kann man grammatikalisch korrekte, aber völlig unlesbare Formulierungen finden, die Proust vor Neid platzen ließen.

    Dieser Ansatz lässt mich an der Problemlösungs-Kompetenz der versammelten Intelligenzia verzweifeln. Ersatzweise zweifeln, dass eben diese Fähigkeit überhaupt vorhanden ist: Einfache Lösungen zu finden. Oder wenigstens praktikable.

    Formallogisch würde es reichen, jeden Verweis auf ein - vermutetes! - Geschlecht oder Gender komplett zu streichen. Und da so niemand aus- und eingeschlossen wird, ist einfach jeder #mitgemeint.

    Bei den skandinavischen Sprachen funktioniert das ganz prima, und die Skandinavier sind ja auch sonst bei Gleichberechtigung ganz vorne dabei.

    • @04405 (Profil gelöscht):

      Die Formel lautet: kürzer = besser. Also nicht mehr die Bäckerin und der Bäcker, sondern einfach nur "das Bäck", "das Schrein", das "Akademik", das "Lehr" usw. Die Pluralbildung könnte man von den Engländern abschauen: "die Bäcks", die "Lehrs", usw.

      Das bekanntermaßen unhöfliche "Sehr geehrte Damen und Herren" wäre durch ein schlichtes "Liebe Leute" zu ersetzen.

      • 0G
        04405 (Profil gelöscht)
        @Winnetaz:

        es gibt sogar eine "noch einfachere" Lösung: Aus dem "generischen Maskulin" könnte die "belebte Form" werden. Dafür wird die Geschlechtszuschreibung bzw. das "natürliche Geschlecht" gestrichen. Dann ist "der Bäcker" einfach nur noch eine "Person die backen kann". Und zwar JEDE Person.

        Gleichzeitig sollte die "weibliche Form" komplett aus dem Sprachgebrauch verschwinden. Es gibt keinen vernünftigen Grund, im Alltag zu betonen, dass man die Person, die da backt, für eine Frau hält.

        Meine Prognose wäre: Nach einer kurzen Gewöhnungsphase denkt keiner mehr daran, dass man jeder x-beliebigen Person ein Geschlecht zuschreiben muss, um sie korrekt anzusprechen. Mehr Gleichstellung in der Sprache geht nicht.

      • @Winnetaz:

        Das wäre logisch – aber wahrscheinlich sogar den Radikalen zu radikal :-))

  • In der natürlichen Sprachentwicklung wird sich auch in der geschlechtergerechten Sprache die einfache - weil praktische - Variante durchsetzen. Der*die Mensch*in ist von Natur aus faul. Man braucht also eigentich nur abwarten und die Aufregung legt sich irgendwann von selbst.

    In der Zwischenzeit kann ich vieles akzeptieren, nur keinen Zwang. Wenn an den Universitäten tatsächlich nicht-gegenderte Arbeiten schlechter benotet werden (oder gar ganz abgelehnt), dann werden das hoffentlich unsere Gerichte rechtzeitig beanstanden. Da vertraue ich auf den Rechtsstaat, dass er derartige Zwänge unterbindet.

    • @Winnetaz:

      "Wenn an den Universitäten tatsächlich nicht-gegenderte Arbeiten schlechter benotet werden (oder gar ganz abgelehnt), dann werden das hoffentlich unsere Gerichte rechtzeitig beanstanden."



      Wenn das korrekt in der Prüfungsordnung festgelegt ist, wird ist das kein Grund für gerichtliche Beanstandung sondern eine Formalie die eine Uni ganz genauso festlegen darf, wie den Zeilenabstand oder die zu verwendende Zitierweise. Die Nichteinhaltung solcher Formalien kann zu einer Abwertung der Arbeit führen. Bei etwas genauerem Hinschauen fällt allerdings auf, dass sich die ganze Aufregung um das angebliche Durchfallen wegen unterlassenenm Gendern sich praktisch komplett auf einen einzigen Fall bezieht bei dem ein einziger Studi (der nebenbei für die CDU und den reaktionären RCDS aktiv ist) an der Uni Kassel angeblich(!) schlechter bewertet wurde. Es gibt schon ziemlich zu denken zu sehen wie schnell in den Augen der Kritiker*innen des Genderns aus einen unbelegten Einzelfall eine allgemein übliche Praxis wird.



      www.hessenschau.de...sternchen-100.html

      • @Ingo Bernable:

        "Wenn an den Universitäten tatsächlich nicht-gegenderte Arbeiten schlechter benotet werden (oder gar ganz abgelehnt), dann werden.... "

        Was verstehen Sie an dieser Formulierung nicht?

      • @Ingo Bernable:

        Was den Hinweis auf den möglicherweise nicht so ganz repräsentativen Einzelfall betrifft, bin ich bei Ihnen. Man muss aber schon sehen, wie angestrengt die unterstellte Praxis trotzdem verteidigt wird. Ein latentes Ressentiment gegen "Nichtgenderer*innen" ist also kaum abzustreiten.

        Wo ich widersprechen würde, ist die Gleichsetzung von Sprachgebrauch mit Formatierungsvorschriften. Die ganze Debatte stammt doch aus der Erkenntnis, dass die Art, wie wir sprechen, einen engen Zusammenhang damit aufweist, wie wir denken. Mit anderen Worten ist der Sprachgebrauch nach der eigenen Logik der Gender-Proponenten eine deutlich stärkere Ausprägung der Persönlichkeit (und damit auch der Würde des Menschen) als es z. B. gewählte Schriftart, Randbreite oder Zeilenabstand sind. Wir sollten uns einig sein können, dass die auch nicht zur Würdigung eines bestimmten Menschenbildes vorgeschrieben werden, sondern zur Erleichterung der Bewertung der jeweiligen Arbeit.

  • Was mich nervt ist der Versuch, Menschen, die nicht gendern, quasi zu merzen. Als ob das nur eine Frage rechtskonservativer Einstellungen wäre. Ein ziemlich übler Trick, die Diskussion ums Gendern von vorne herein zu verengen.



    Die Türkei ist m.E. ein gutes Beispiel dafür, dass eine geschlechterneutrale Sprache keine positiven Auswirkung auf den Umgang mit Frauen oder diversen Menschen hat.

    Die zivilisatorische Entwicklung einer Gesellschaft setzt Aufklärung und die Auflösung von Herrschaftsstrukturen voraus, die Merkmal einer Klassengesellschaft sind. Dazu ist das traditionelle Bürgertum nicht bereit und vielleicht auch nicht in der Lage. Sprachbasteleien sind da ein hilfloser Versuch, Strukturen identitätspolitisch zu verändern.

    • @Rolf B.:

      "Die Türkei ist m.E. ein gutes Beispiel dafür, dass eine geschlechterneutrale Sprache keine positiven Auswirkung auf den Umgang mit Frauen oder diversen Menschen hat."



      Wer weiß wie es dort aussehen würde wenn auch die Sprache Abgrenzung und Abwertung von Frauen* begünstigen würde.



      Selbst von Vertert*innen eines radikal sprachkonstruktivistischen Feminismus werden sie nur schwerlich die Behauptung hören, dass sich jegliche Diskriminierung mit gender-sensibler Sprache allein aus der Welt schaffen ließe. Wenn aber umgekehrt eine 100%-vollständige Lösung eines Problems zum Kriterium einer einzelnen Maßnahme gegen dieses wird, müssten sie noch sehr viel mehr ablehnen als nur das Gendern. Auch durch Gleichstellungsbeauftragte, Anti-Diskrimminierungsgesetze oder dem Frauenwahlrecht ist es ja nicht vollständig gelungen echte Gleichberechtigung herzustellen, könnte man demnach ja auch alles zu hilflosen Basteleien erklären und rückabwickeln. Trotz Gurtpflicht, TÜV und Tempolimits gibt es immer noch Verkehrstote. Also abschaffen. Trotz Rentenversicherung gibt es immer noch Altersarmut. Kann weg. Die Polizei schafft es seit Jahrzehnten nicht die Kriminalität zu überwinden. Weg damit.



      "die Auflösung von Herrschaftsstrukturen"



      Genau draum geht es. Sprache ist ein Herrschaftsinstrument.

      • @Ingo Bernable:

        Tut mir Leid. Auch wenn ich Ihre Beiträge normalerweise schätze, selbst wenn ich die dahinter stehende Meinung nicht teile, ist das diesmal ein rhetorischer Taschenspielertrick von Ihnen.



        „Rolf B.“ hat, in meinen Augen berechtigt, auf den Umstand hingewiesen, dass wir in der Realität keinen praktischen Beleg dafür haben, wie geschlechtsneutralere Sprachen die Geschlechtergerechtigkeit begünstigen.



        Nun unterstellen Sie ihm gleich, er würde von der Sprache im Alleingang die 100%igeLösung aller Probleme fordern, was in dieser Konsequenz, wie Sie es selber zeigen, natürlich lächerlich wäre. Aber Sie überspielen dabei ganz gezielt, dass auch Sie keine Vorstellung davon haben, wie stark der Einfluss der Sprache den nun tatsächlich sein soll. Beeinflusst Sie die Probleme zu 5 %? Zu 1%



        Wenn wir die skandinavischen Länder vergleichen, wo die finnische Sprache geschlechtsneutraler ist als das Schwedische oder das Norwegische, sind mir keine belastbaren Kennzahlen bekannt, welche Unterschiede in der Geschlechtergerechtigkeit nahelegen würden.



        Sollten sich hier doch entsprechende Effekte herausstellen, kann man gerne darüber reden, wie genau diese zu zustande kommen, und ob diese letztlich eine Sprachumstellung rechtfertigen würden. Aber nach meinem derzeitigen Kenntnisstand scheinen diese doch nur „gefühlt“ zu sein. Und man müsste natürlich berücksichtigen, dass eine solche Sprache dann bei uns immer noch anders konnotiert wäre, wenn man die Umstände ihrer Einführung berücksichtigt. Dadurch würde sie dann wahrscheinlich ebenfalls nicht den von ihr erwarteten Effekt bringen.

    • @Rolf B.:

      Die Verbindung von gendern und gerecht, fällt doch in die Gleiche Kategorie.

      Lehne ich Gendern ab, bin ich also ungerecht mindestens aber rechenschaftspflichtig. Wie soll man mit Leuten, die derart unter die Gürtellinie gehen ernsthaft auch noch irgendwas diskutieren?

  • Und ein zweiter Hinweis:

    Ich glaube, dass es wenig hilfreich ist, im Struggle für mehr Gerechtigkeit Linien zwischen Menschengruppen zu ziehen und dann auf der einen Seite nur Benachteiligte zu verorten und auf der anderen nur Bevorteilte.

    Wenn wir über Gesundheit sprechen, liegt es nahe, auch zu fragen, warum Männer immer noch eine um vier Jahre kürzere Lebenserwartung haben (Spoiler: Es liegt nicht an den Genen).

    Oder: Wenn wir über Körperverletzung sprechen, liegt es nahe, auch darüber zu sprechen, dass jeden Tag in Deutschland viereinhalb Menschen umgebracht werden.

    Und zwar nicht um zu relativieren, sondern weil es da natürlich Zusammenhänge zu den im Artikel angesprochenen Themen gibt, und weil die Differenzlinie "Geschlecht" für ein differenziertes Bild der Realität ein wirklich zu stumpfes, quer zum Problem liegendes Schwert ist.

    Nur um an einem Beispiel auszuführen was ich meine: Ich möchte mal behaupten (weil ich einen Haufen solcher Menschen persönlich kenne), dass auch unter die Gruppe der "cis-Männer" viele Menschen fallen, die in ihrem Leben nie Gewalt ausüben oder diese unterstützen würden, die aber ihrerseits Zielgebiet von "patriarchaler" Gewalt sind und zwar sowohl durch männliche als auch durch weibliche Täter:Innen und ihre jeweiligen Unterstützer:Innen.

    Wer ein konkretes Beispiel braucht: Hasspostings in den sozialen Medien gegen Anton Hofreiter.

    • @Hanno Homie:

      "Wenn wir über Gesundheit sprechen, liegt es nahe, auch zu fragen, warum Männer immer noch eine um vier Jahre kürzere Lebenserwartung haben (Spoiler: Es liegt nicht an den Genen)."

      Da gibt es medizinischerseits andere Meinungen zu...!

    • @Hanno Homie:

      Zur Lebenserwartung der Männer...

      Vll. Weil Männer häufiger Rauchen, mehr Alkohol trinken, häufiger Raser sind, mehr Fleisch essen, oft risikofreudiger sind.

      Medizinische Verfahren werden praktisch alle nur mit Männlichen Probanden entwickelt, Crashtests mit "männlichen" Dummies durchgeführt.

      Obwohl Männer in faktisch allen Lebensbereichen bevorteilt werden, schaffen sie es eine geringere Lebenserwartung zu haben.

      Einen guten Anteil daran mag die Gesellschaftliche Vorstellung haben was männlich ist, aber auch das Testosteron das Männer nachweislich aggressiver und risikofreudiger macht als Frauen. Daher hat auch die Biologie sehr wohl einen Anteil.

      Sie haben jedoch Recht, dass das Patriarchat nicht nur den Frauen schadet und das es auch Frauen gibt die darin aktiv darin partizipieren und andere erniedrigen. Frauen erleben auch von anderen Frauen Erniedrigung und Männer von anderen Männern sowie Frauen. Aber die zahlen deuten auf eine klare Benachteiligung, der Frauen.

      Worauf möchten Sie eigentlich hinaus und was hat der zweite Teil ihres Kommentares mit dem Anfang zu tun? Und wo ist der Kontext zum Artikel?

      • 0G
        04405 (Profil gelöscht)
        @Obscuritas:

        "Medizinische Verfahren werden praktisch alle nur mit Männlichen Probanden entwickelt": Das ist eine Fehlinformation, die so langsam zur "Urban Legend" des Feminismus wird.

        Es ist verpflichtend, in klinischen Studien das Geschlechterverhältnis ("biologisches Geschlecht", also "sex", nicht "gender") entsprechend zur Prävalenz zu matchen. Den ersten Aufruf bzw. Ansatz dazu gab es per "NIH revitalization act" bereits 1993(!), der in seiner jetzigen Form von "Guidelines" seit 2017 in den USA gesetzlich bindend ist. Die europäischen Behörden haben diese Guidelines - wie die meisten Standards in klinischen Studien - genau wie die Cochrane Foundation übernommen.

        Es ist sehr traurig, dass solche eklatanten Falschmeldungen herangezogen werden, um eine vermeintliche totale Herrschaft des Patriarchats zu dokumentieren.

        Dem Anschein nach lebt nicht nur Merz noch in den Fünzigern. Auch so manche:r Feminist:In hat noch nicht gemerkt, dass 1993 schon fast 30 Jahre her ist. Und auch nicht, dass Merz sogar in "seiner" CDU als Mann von vorgestern gilt.

  • Ich möchte darauf hinweisen, dass wir in der deutschen Sprache nicht grundsätzlich das generische Maskulinum verwenden. Es gibt Bereiche - und das macht es natürlich nicht besser - in denen wir eine Tendenz haben, die weibliche Form zu verwenden: Kindergärtnerinnen, Krankenschwestern, Putzfrauen, Grundschullehrerinnen.

    • @Hanno Homie:

      Krankenschwester ist ein tolles Beispiel. Ich selber bin mir noch nicht ganz sicher wie ich das mit den Gendern sehe. Ich sehe mich bei den meisten Begriffen im generischen Maskulinum mitgemeint. Aber ich kann die Argumente für das Gendern auch nachvollziehen, weil zum Beispiel Krankenschwester eindeutig ein generisches Femininum ist. Ab dem Moment als Männer aber zunehmend als Krankenschwester arbeiteten wurde ein neuer Begriff eingeführt. Krankenpfleger. Das gleiche bei Kindergärtnerin und dem neuen Erzieher. Frauen sollen mitgemeint sein bei Männlichen Formen. Männer aber scheinen es als Erniedrigung zu sehen unter weiblichen Formen mitgemeint zu sein.

  • Wenn eine Minderheit "sichtbar" werden möchte, dann war sie bisher vermutlich nicht sichtbar. Ist jemand nicht sichtbar ist, kann er dann diskriminiert werden ? Mag sein, dass ich etwas nicht verstanden habe. Deshalb bitte ich um Aufklärung.

  • Ich beneide die englischsprachigen Länder, die sich mit diesem Gender-Murks nicht beschäftigen müssen.

    • @Elena Levi:

      Auch in englischsprachigen Ländern muss man aber passende Pronomen verwenden: "The writer and his / her letter." Schwieriger ist es allerdings in latein-basierten Sprachen, wo teilweise Adjektive und Partizipien mitgegendert werden müssten.

    • @Elena Levi:

      "Ich beneide die englischsprachigen Länder, die sich mit diesem Gender-Murks nicht beschäftigen müssen."

      Die haben es sicherlich in Vielem einfacher aber selbst englischen Sprachraum gibt es auch Genderthemen. Schauspielerinnen möchten dort beispielsweise als "actor" und nicht als "actress" bezeichnet werden. Das generische Maskulinum wird dort von Frauen sogar gefordert.

    • @Elena Levi:

      Auch dort gibt es her/his, he/she und eine z.T. sehr heftig geführte Debatte darüber, wie man damit umgehen soll.

  • Die Genderform hat unterschiedliche politische Bedeutungen?



    Binnen I ist nicht gleich Binnen : nicht gleich Binnen *?



    Wenn das mal nicht etwas unübersichtlich wird.

    Und die Nutzung genderneutraler Worte wie "Politiktreibende" ist dann was? Reaktionär? Weil man damit nicht auf Misstände aufmerksam macht?

  • "Friedrich Merz dürfte so ein Fall sein: einer, der ein emotional besetztes, weil Identität betreffendes Thema bewusst gegen die Linksgrünversifften in Stellung bringt"

    Nicht zu vergessen Sarah Wagenknecht, die ihm vorausreitet.



    Aber mal im ernst: die Kritik ist parteiübergreifend.

    "bewusst gegen die Linksgrünversifften in Stellung bringt" ist so erst einmal eine unbelegte Behauptung und Wagenburgargumentation.

    Und es ist eine gefährliche Behauptung, denn sie setzt die Kritiker aus der rechtspopulistischen Ecke mit den Kritikern von der Linkspartei bis hin zur CSU gleich, setzt normale Kritik mit Rechtspopulismus gleich und macht letztere so unkenntlich.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Ich fühl mich von dem gendern ausgeschlossen. Ist wohl auch so gemeint.



    Friedrich Merz nimmt doch niemand Ernst (jedenfalls ich nicht) - außer so 60% der CDU.

    Wer wollte mit der CDU nochmal koalieren?

  • "Seit Jahrzehnten werden neue Formen ausprobiert, zum Teil und mittlerweile auch fürs Deutsche neue Pronomen erfunden ..."

    Neue Pronomen (Plural) im Deutschen - wie lauten sie? A mon grand regret kenne ich noch nicht einmal eines.

  • „Friedrich Merz dürfte so ein Fall sein: einer, der ein emotional besetztes, weil Identität betreffendes Thema bewusst gegen die Linksgrünversifften in Stellung bringt, indem er vom „Zwang“ zum Gendern spricht und damit zuverlässig ein paar Empörungsklicks kassiert, …“

    Wundert mich nicht bei jemanden, der eine Vergewaltigung in der Ehe „nur“ als Nötigung behandelt wissen möchte, wenn fraktionsübergreifend (1997) beschlossen wird, den Tatbestand auch wie eine außereheliche Vergewaltigung als sexuellen Übergriff (mit wesentlich höherem Strafmaß) zu ahnden.

    Der Merz wie so viele andere ist das passende Beispiel für den Typ Mann der sich in dem persönlichen Selbstverständnis angegriffen fühlt, wenn die Muttersprache tatsächlich Mütter / Frauen und (Göttin bewahre) Transmenschen berücksichtigen soll.

    „ … als das weiblich geführte Bundesjustizministerium tatsächlich einen Gesetzentwurf im generischen Femininum verfasste – und diesen, nachdem das BMI schwere Geschütze auffuhr und den Entwurf aufgrund der durchgängig weiblichen Form gar als „höchstwahrscheinlich verfassungswidrig“ beschoss, zurückziehen musste.“

    Wie gesagt, wie so viele andere!!! Sehr sehr schade, was war die Begründung, warum ist das Feminimum verfassungswidrig? Wenn ich sowas höre, wünschte ich mir das zum gerechten Ausgleich grundsätzlich für die kommenden Jahrhunderte die Sprache weiblich wird, vervollständigt mit * : _ oder was immer es braucht, damit sich endlich auch die Menschen angesprochen fühlen, die sonst unsichtbar sind.

    • @Ceridwen:

      Die Sprache, die Juristen für Gesetzen benutzen muss eindeutig sein. Es muss klar sein was gilt und was nicht gilt. Und für Juristen haben "Kunden" kein Geschlecht, da dies für die Anwendung keine Rolle spielt. Wenn das Geschlecht für ein Gesetz eine Rolle spielt, dann wird das auch so explizit erwähnt. Wenn jetzt auf einmal in einem Gesetz nur noch von "Kundinnen" die Rede ist, dann bedeutet dass, dass auch nur die weiblichen Kunden gemeint sind und jeder männliche oder diverse Kunde könnte auf nicht-Anwendbarkeit pochen. Die Eindeutigkeit wäre dahin. Viel Spaß beim aufräumen um noch mal genau was zu erreichen? Dass das Geschlecht von "Kunden" im Gesetzt deutlich wird obwohl es für die Anwendung keine Rolle spielt? Juristensprache ist auch so schon kein Spaß und nicht-Experten verstehen oft nicht viel und besonders nicht warum etwas genau so beschrieben wird. Aber eine kleine Uneindeutigkeit kann den Sinn eines Gesetztes vollkommen entstellen. Will man dieses Risiko wirklich eingehen oder lasst man die Experten nicht beset die Sprache nutzen, die für sie am nützlichsten ist.

      • @Vietwoojagig Htoru:

        ...

        Ich verstehe das Jammern, denn immer ist es für die Leute schwer notwendige Veränderungen umzusetzen und wenn der Mensch im Lauf der Geschichte bei jeder Unbequemlichkeit zurückgeschreckt wäre, würden (beispielsweise!) die Juristen noch in der von einem Afrikaner gefahren Kutsche zum Gericht fahren.



        Begriffe bestimmen wie wir unsere Welt begreifen und so lange es immer nur Kunden sind, funktioniert die Gleichstellung der Geschlechter eben nicht da wo es am wichtigsten ist, in den heranreifenden Köpfen der Kinder. Individualität und Diversität wie sie die Welt vielfältig bereit hält heutzutage, muss auch erlernt werden um sie akzeptieren zu können das beginnt bei der Sprache.



        „Wenn Berufe in einer geschlechtergerechten Sprache dargestellt werden (Nennung der männlichen und weiblichen Form, zum Beispiel „Ingenieurinnen und Ingenieure“ statt nur „Ingenieure") schätzen Kinder typisch männliche Berufe als erreichbarer ein und trauen sich selbst eher zu, diese zu ergreifen. Zu diesem Ergebnis kommen Psychologinnen und Psychologen an der Freien Universität Berlin: In zwei Experimenten lasen sie 591 Grundschülerinnen und -schülern Berufsbezeichnungen entweder in geschlechtergerechter oder in männlicher Sprachform vor und ließen die Kinder die Berufe bewerten.“



        idw-online.de/de/news632492

      • @Vietwoojagig Htoru:

        Nach ihrer Herleitung gibt es für Juristen unter einer Gruppe von Kunden also keine weiblichen Kundinnen… soso. Übrigens wir haben die Debatte aus genau dem Grunde: dass diverse und weibliche Menschen darauf pochen, dass der meinethalben juristische Sprachgebrauch von Kunden auf sie nicht anwendbar ist. Denn wenn es nach Ihrer Auffassung für die Anwendbarkeit der Gesetze keine Rolle spielt, was stört Sie dann an dem Gedankenspiel fortan von Kundinnen zu sprechen, wenn man im Umkehrschluss davon ausgehen darf, dass einen Gruppe von Kundinnen eben auch einen Anteil an diversen und männlichen Personen enthält… Ihr Argument ist also nicht so ganz einleuchtend und wenn ich mir die Frage erlauben darf: Spricht der Jurist bei einem vollen Warteraum in der gynäkologischen Praxis von Patienten oder Patientinnen?



        Abgesehen davon bedienen Sie wie so viele andere hier genau die zu erwartenden Erklärungen und beweisen entgegen eigener Haltung warum das Gendern notwendig ist. Das sture Verharren in veralteten Strukturen nicht nur weil es bequemer ist, sondern sich die bisher sprachlich bevorzugte Gruppe nicht damit auseinandersetzen möchte, dass die dadurch Benachteiligten eben nicht nur sprachlich benachteiligt sind, wenn die Sprache weiterhin nur vom Maskulinum beherrscht wird. Was sich wie die Autorin bereits beschrieben hat zeigt in Gehaltsunterschieden, Gewalt gegen Quere und Frauen und allein schon der bloßen Tatsache, der ständig demonstrierten Entrüstung sobald das Thema Gendern auf den Plan kommt – mal völlig befreit von irgendwelche politischen Lagern denn da sind sich „alte weiße Männer“* einig wie am Schanktisch.* Übrigens auch ein sprachliches Mittel und bitte keine Aufregung, es dient als Beispiel ich bin mir dessen durchaus bewusst, dass ein derartiges Verallgemeinern und über den Kamm scheren nicht korrekt ist.

        ...

  • 9G
    91751 (Profil gelöscht)

    "Verknüpft wird diese Übereinkunft mit dem Versprechen, in eine imaginäre Wohlfühlrealität zu finden – ganz ohne sich mit Zumutungen wie dem Gendern auseinandersetzen zu müssen."



    Das ist doch auch das Versprechen vom Gendern, dass wenn man nur die Sprache ändert, gleichzeitig die realen Missstände verschwinden. Wird m.E. nach nicht passieren, auch die Aussage:



    "Anders als oft behauptet, verändert es Sprache von unten." ist doch etwas angreifbar, da die allermeisten Menschen, die sich stark für´s gendern einsetzen halt doch von der Uni kommen - und man für das Thema schon viel Zeit und Motivation mitbringen muss, schon allein aufgrund der elitären Wortschöpfungen, welche regelmäßig hinzukommen. Wenn ich an die Leute von "unten" denke (~ohne erweiterte Bildungsweg oder Arbeitsstellen, die einen gewissen Einfluss auf die Gesellschaft ermöglichen) interessiert die das für gewöhnlich nicht die Bohne.



    Naja, wird halt viel Energie auf nichts verwendet. Dieser Artikel wiederholt nur Argumente, die schon hundertmal kamen und mein Kommentar tut dasselbe. Und ein interessanterer Artikel z.B.: über Femizide oder den Gender-Pay Gap bleibt ungeschrieben.

  • Eine Zeit lang konnte ich der Idee der "Geschlechtergerechtigkeit", auf theoretischer Ebene, tatsächlich etwas abgewinnen.

    Je länger ich die Idee in der Praxis beobachte, desto größer werden meine Zweifel, ob die gut gemeinten Versuche nicht am Ende eigentlich nur alles verschlimmert haben.

    Warum reden wir eigentlich dauernd vom Singular?

    Der Mann (Einzahl, "maskulin") - Die Männer (Plural, "feminin")

    Kann mich nicht erinnern, dass sich mal eine Männergruppe darüber beschwert hätte, im Plural mit einem "weiblichen" Artikel angesprochen worden zu sein.

    Über welche "Ungerechtigkeit" reden wir also? Die der Frauen und sich-nicht-binär-einordnen-wollenden Menschen im Singular?

    Im Rückblick (!) für mich eine völlig überflüssige Debatte.

    • @deca:

      Danke, der Gedanke kam mir auch schon und niemand spricht darüber, der Plural ist immer weiblich und der Singular meistens männlich, wo ist das Problem?

  • Bin mal gespannt, ob die Zustimmung in der Bevölkerung für gendergerechte Sprache noch deutlich steigt.

    Laut aktuellen Umfragen von MDR und ZDF Politikbarometer halten 75-85% der Menschen Gendersprache für unwichtig, drei Viertel nutzen sie nicht und wollen sie auch nicht in Medien usw. lesen/hören.

    Und selbst bei den Befürwortern wird hauptsächlich die Partizip-Variante bevorzugt. Binnen-I, Doppelpunkt, Sternchen und Pause werden von fast allen Befragten abgelehnt.

  • Wenn ich den Text richtig gelesen habe, wird an einer "gendergerechten" Sprache noch heftigst ausprobiert. Nichts ist entschieden, alles ist im Fluss. Aber wenn jemand die Sprache nicht genauso anwendet, wie ich das gerade für richtig halte, ist dieser respektlos. Ich halte diese fordernde "es muss so gemacht werden wie ich das will"-Einstellung für ziemlich respektlos. Wer sagt denn, dass jeder, der die aktuellen Vorschläge ablehnt, auch das Ziel ablehnt? Die Vorschläge sind nunmal allesamt nicht sonderlich gut. Es gibt nunmal Menschen, die das alles für eine Verschlimmbesserung halten und besser erst mal nicht gemacht werden sollte. Wer sagt denn, dass nicht morgen eine Gruppe aus der "*"-Fraktion kommt und sich dann auch nicht mehr von dem "*" mitgemeint fühlt? Dann fängt das ganze noch mal von vorne and und jeder der das dann nicht so sieht ist auf einmal respektlos. Auch finde ich es eigenartig, eine unaufgeregte Herangehensweise zu fordern und dann die Argument mit Verweisen auf Friedrich Merz und die AfD zu emotionalisieren. Wenn die Argument gut sind, dann sind sie das auch ohne diese unnötighen Querverweise.

    • @Vietwoojagig Htoru:

      "Ich halte diese fordernde 'es muss so gemacht werden wie ich das will'-Einstellung für ziemlich respektlos."

      Sie haben exakt das Grundproblem der heutigen Zeit erfasst. Es geht nur noch um das eigene Ego, auf Kosten aller anderen. Die, die sich selbst kein Gehör verschaffen können, werden links liegengelassen. Lächerlich zu glauben, dass sich eine Mehrheit von 85 % (!) nach einigen wenigen Schreihälsen richten wird.

    • @Vietwoojagig Htoru:

      Ja, es ist ein ziemlicher Kampf, der mit Ausgrenzung aller, die nicht einverstanden sind, einhergeht. Ich selbst habe kein Problem mit dem "gendern" bzw. schreibe schon seit ca. 25 Jahren binnen I, männliche/weibliche Form oder :I. Probleme habe ich dagegen mit der der Überstülpung des Wortes CIS über mich als heterosexuelle Frau. Niemand sollte sich anmaßen, andere umzudefinieren, aber jede und jeder* kann sich selbst so nennen, wie es gefällt.

  • Allezeit - Die Wahrheit¿! - Nù.Ein Gedicht - findet sich =>



    taz.de/Die-Wahrheit/!5774383/



    “Vom Gen­der*­stern geleitet



    Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit:



    Heute darf sich die geneigte Leserschaft an einem



    Poem über einen göttlichen Papst erfreuen.“



    Ja - Reinhard Umbach - doller Hecht - wird‘s noch bereuen.



    Das Merzt 🌲🌳🌲 - daß die Schwarte kracht!



    Auch wenn er jetzt noch hämisch lacht!



    Däh: 🐰🐰chen Schule: “In den Karzer muß er nun.



    Hei. Da kann er Buße tun!“

  • Was? Der Merz ist für Verbote? Ach du heiliges Blechle.

    "Friedrich Merz, Jan Fleischhauer, Birgit Kelle [...]"

    Manchen wird halt die Welt zu komplex. Zeit fürs Altenteil.

  • Im generischen Maskulinum sind alle mitgemeint. Auch Männer sind "nur" mitgemeint. Dieses abarbeiten an der Sprache ist ein hanebüchener Unsinn, Sprache ist im Idealfall ein Kommunikationsmittel und nicht politisches Kampfmittel. Die wachsende Ablehnung der Gendersprache in der Gesellschaft würde bei weniger ideologischen Menschen zu Selbstreflexion führen, aber stattdessen wird die Front der Unterstützer immer starrsinniger. Änderungen in der Sprache bekommt man mit Verbesserung der Effizienz hin und nicht indem man deren Melodie zerhackt!

  • Das generische Femininum ist toll. Besonders was historisch deskriptive Texte angeht, ist es eine gute Möglichkeit für die Herren sich alter Schuld zu entledigen. (Die Soldatinnen der Wehrmacht. usw usf)