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AntideutscheLinke Absicht, rechte Wirkung

Gastkommentar von

Stefan Mey

Antideutsch und links sein, das passt nicht zusammen. Wer für Humanismus eintritt, sollte dabei niemanden ausgrenzen.

Pro-palästinensische und pro-israelische Stimmen streiten auf einem Plakat in Berlin Foto: Stefan Mey

P lötzlich hing da dieses Plakat unweit des Görlitzer Parks in Berlin. Ein in sich zusammengesunkener Mann vor der Mondlandschaft einer zerstörten Stadt in Gaza, daneben stand: „Staatsräson“, und darunter: „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Palästinenser.“ Zu der Zeit, Mitte des Jahres 2024, galt es für viele Menschen noch als undenkbar, auch nur zu fragen, ob im Gazastreifen womöglich Kriegsverbrechen geschehen.

Wenige Zeit später war jemand anderes in den Adbusting-Diskurs, bei dem Werbung im öffentlichen Raum überklebt oder verfremdet wird, eingestiegen. Er oder sie hatte in roten Lettern „AT HAMAS HQ“ hinzugeschrieben und später noch das Wort „DRESDEN“ zugefügt. Das war menschenverachtend, das Leid der Menschen in Gaza wurde abgetan nach dem Motto: Habt euch nicht so, es trifft doch die Richtigen.

Wir müssen über Antideutsche reden, die sich als links verstehen und dabei erbittert die israelische Kriegsführung verteidigen und pauschal Palästina-Solidarität diffamieren. Die Strömung entstand Anfang der 90er Jahre als Antwort auf den erstarkenden Nationalismus im vereinigten Deutschland – daher der Name. In vielen Punkten sind Antideutsche klassische Linke: feministisch, queer-solidarisch, kapitalismuskritisch und gegen rechte Ideologien.

Typisch links gibt es einen Hauptwiderspruch. Im Mittelpunkt steht der Kampf „gegen jeden Antisemitismus“. Die historische Leistung von Antideutschen war es, auf einen lang ignorierten, spezifisch linken Antisemitismus aufmerksam zu machen. Die antideutsche Auslegung des Begriffs Antisemitismus ist allerdings so weitgehend, dass sie nahezu jegliche Kritik an der israelischen Regierung einschließt.

Bild: Sergei Magel/HNF
Stefan Mey

ist freier Journalist in Berlin. Er schreibt über Technologie, Medien, queere Themen und aktuell immer wieder über den deutschen Nahost-Diskurs.

Hauptwiderspruch mit Nebenwirkungen

Einige lokale Antifas, Asten, Hausprojekte und Party-Kollektive sind antideutsch. Mit der Amadeu Antonio Stiftung vertritt ein wichtiger linker Geldgeber traditionell antideutsche Positionen. Und die antideutsche Fraktion in der Linkspartei ist klein, aber laut. So sympathisch die Arbeit vieler Antideutscher bisweilen sein mag – manche Positionen im Nahost-Diskurs sind hochproblematisch, so die durch nichts zu beirrende Verteidigung der israelischen Kriegsführung und die pauschale Abwertung jeglicher Solidarität mit der palästinensischen Seite.

Nahost-Debatten

Der Israel-Palästina-Konflikt wird vor allem in linken Kreisen kontrovers diskutiert. Auch in der taz existieren dazu teils grundverschiedene Positionen. In diesem Schwerpunkt finden Sie alle Kommentare und Debattenbeiträge zum Thema „Nahost“.

Dabei blenden Antideutsche aus, dass sich längst nicht alle linken Jü­d*in­nen und israelische Expats von ihnen vertreten fühlen. Viele betrachten die Kriegsführung in Gaza schon lange nicht mehr als legitime Antwort auf den Terrorangriff der Hamas. Der Zionismus in der antideutsch verklärten Lesart ist für sie kein emanzipatorisches Gesellschaftskonzept, sondern problematischer Nationalismus.

Der Journalist Michael Sappir etwa wundert sich über den „deutschen sektiererischen Philosemitismus aus dem linken Lager … auch als antideutsch bezeichnet“. Für den Artikel „Stickern gegen Deutschland“ auf dem Onlinemagazin The Diasporist hat er Fotos von antideutschen Aufklebern zusammengetragen, die eine für ihn schräge Gedankenwelt dokumentieren. Auf den Stickern heißt es etwa „Euch wird der Mossad holen“, „Zionist Antifascist“ „Straßenkrieg in Ramallah – Die Panzer sind die Antifa“ oder unverhohlen rassistisch: „Coole Kids tragen keine Putzlappen“.

Für viele Jü­d*in­nen und People of Color, so Sappir, seien Antideutsche „ ‚ultradeutsche‘ Rassisten und Verfechter ihrer eigenen Form der White Supremacy“. Sind Antideutsche als Linke zu sehen? Zum Linkssein gehören mindestens die beiden nicht verhandelbaren Prinzipien: universeller Humanismus und das Bekämpfen rechter und rechtsextremer Politiken und Regierungen.

Selektiver Humanismus

Aus ihrem Humanismus klammern Antideutsche Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen schlicht aus. Zum Aushungern und Ausbomben der Zivilbevölkerung im Gazastreifen haben sie wenig Empathisches zu sagen. Und auch nicht zur Einschränkung von Bürgerrechten und zu Polizeigewalt bei palästina-solidarischen Bewegungen hierzulande. Einige antideutsche Buchläden und Hausprojekte zeigen neben Fotos israelischer Geiseln bewusst keine Bilder palästinensischer Opfer. Das ist Entmenschlichung.

Das Leid und der Tod von Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen muss ganz offensichtlich aus ihrer Sicht weder skandalisiert noch betrauert werden. Zwar sind die meisten Antideutschen keine uneingeschränkten Fans der in Teilen rechtsextremen Regierungskoalition unter Benjamin Netanjahu, de facto stützen sie jedoch ihre Politik. Sie verhindern eine breite linke Kritik an Israel und halten so der Bundesregierung in der Frage der Waffenexporte den Rücken frei.

Auf linke Organisationen und Bewegungen, die die israelische Regierung kritisieren, reagieren Antideutsche reflexartig mit dem Vorwurf von Antisemitismus und Israelhass, was von konservativen Medien und Po­li­ti­ke­r*in­nen nur allzu gern aufgegriffen wird. Palästinasolidarische Menschen berichten nicht nur über Pöbeleien, Vandalismus und Angriffe von rechts, sondern eben auch von vermeintlich linker Seite. Es gibt eine faktische Querfront aus deutschen Konservativen, deutschen Rechten und Antideutschen.

Die ungleichen Part­ne­r*in­nen eint die Überzeugung, dass sich hinter Palästina-Solidarität stets Antisemitismus verbirgt. Viele Antideutsche sind respektvolle, freundliche, reflektierte Menschen. Aber trotzdem: Antideutsch und links sein passt einfach nicht zusammen. Universeller Humanismus ist links, selektiver Humanismus hingegen nicht.

Ebenfalls nicht links ist es, der deutschen Regierung den Rücken zu stärken, um Beihilfe zu Kriegsverbrechen zu leisten, vermutlich sogar zu Völkermord. Die wohlwollendste Deutung lautet vielleicht: Antideutsche sind tragisch verirrte Linke, die nicht merken, dass sie in Teilen für eine zutiefst rechte Politik eintreten. Linke Absicht, rechte Wirkung – das ist die Krux der antideutschen Ideologie. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Palästinenser.

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100 Kommentare

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  • Pro-Palästinesische Positionen und links sein, passt das zusammen?



    "Wer für Humanismus eintritt, sollte dabei niemanden ausgrenzen." D.h. das Leid beider Seiten anzuerkennen. Leider habe ich noch keinen pro-palästinesischen Demonstrationsaufruf gesehen, in dem, das Massakar und die Hamas verurteilt werden, die Freilassung der Geisel gefordert oder die israelische Protestbewegung unterstützt wird. Meistens sehe ich eine Landkarte abgebildet, auf der Israel nicht mehr existiert. Und der Aufruf mit "Venceremos" oder "Hasta la victoria" endet.

    So ist es wohl auch kein Zufall, dass ich das Wort "Paz" Frieden bei Pro-Palästinaaktionen noch nie gesehen habe.



    Antifaschismus sollte sich sicher für Humanismus einsetzen und gegen jeden Faschismus und Nationalismus also gegen Hamas und gegen die israelische Regierung. Aber für israelische und palästinensische Bevölkerung.

    Antifaschistische Grüsse aus Madrid

  • Zitat: "Einige antideutsche Buchläden und Hausprojekte zeigen neben Fotos israelischer Geiseln bewusst keine Bilder palästinensischer Opfer. Das ist Entmenschlichung."



    Ist das andersrum dann auch so oder doch wieder gaaanz was anderes?

    • @Kranwasser:

      Nochmal andersrum gefragt: Bist DU der eigentlich Meinung, die Bewohner Warschaus hätten bis 1944 immer auch gegen die Bombardierung deutscher Städte durch die Alliierten protestieren müssen?

      • @morrison:

        Die Polen waren aber die ersten Opfer des deutschen Überfalls.

        Die Bewohner Warschaus in Ihrem Vergleich würden den Bewohnern Israels entsprechen, die als Erstes von der Hamas überfallen worden sind.

        Ihr Vergleich würde eher zeigen, wie absurd es ist, von Israelis Mitleid mit den Einwohnern Gazas zu verlangen.

        Vielleicht stornieren Sie Ihren Vergleich doch besser.

      • @morrison:

        Sie sind aber offenbar der Meinung

      • @morrison:

        Welche sogenannten "pro- palästinenische" Gruppierungen im Westen werden von welchen Nazis gerade bombardiert?

        Ein ganz seltsamer Vergleich...

  • Dass man im politischen Berlin gerne mal jedes Graffiti zu einer relevanten Bewegung hochjazzt, ist wohl in diesem Leben nicht mehr zu ändern. Aber wie kann man nur auf die Idee kommen, einen solchen Haufen wie den hier beschriebenen als "links" zu bezeichnen? Ist dann auch Broder noch links, nur weil der mal vor über 50 Jahren in den Zentralorganen der damaligen Zeitgeistlinken eine Weile Herrenwitzchen publiziert hat?

    • @morrison:

      Nun - Rechte sind die bestimmt nicht.

  • taz.de/Michael-Bar...rboykott/!6112501/

    Vielleicht sollten sich die Anhänger dieser Gruppe mal mehr mit linken und liberalen Juden unterhalten. Das Interview mit Barenboim. oben im Link, gibt 1:1 das was wider, was ich von jüdischen Bekannten und Verwandten in US und GB mitbekommen habe. Sie meinen auch das Deutsche, gerade wegen ihrer Geschichte, für das Völkerrecht einstehen sollten und nicht PalästinenserInnen für deutsche historische Verbrechen büßen lassen sollten.



    Die deutschen Verbrechen der Nazizeit lassen sich auch durch die uneingeschränkte Unterstützung von Israel nicht rückgängig machen.



    Die Initiativen von Barenboim, Vater und Sohn, zeigen den Weg auf wie mit Konflikten umgegangen werden sollte. Große Bewunderung von mir auch an Edward Said, der die Akademie mit Daniel Barenboim gegründet hat.

    • @Lebenslauf:

      Komisch, die Jüd*innen mit denen ich gesprochen habe lehnen Ansätze wie den von Barenboim bzgl. Kulturboykott ab und auch wenn ablehnend gegenüber der aktuellen Regierung und zum Teil auch sehr links, sehen sie grundsätzliche Tendenzen Israel als Staat zu delegitimieren. So hat halt jeder seine Bubble und wie bei jedem Thema können eben Meinungen auch unter Betroffenen auseinander gehen. Aber ständig zu Framen, dass jeder der nicht die oft einseitige Positionen von weiten Teilen der „Pro-Palästinensischen“ Bewegung teilt nur mal mit „den richtigen“ ergo vermeintlich linken und liberalen Jüd*innen reden muss, ist unlauter. (Als hätten auch Jüd*innen in diesem politischen Spektrum alle automatisch die gleiche Meinung.) Vor einigen Jahren war für so eine Diskursführung von Recht mal ein Begriff modern: Tokenism. Was anderes ist das nicht.



      Ich plädiere dafür nicht immer auf einzelne Stimmen zu rekrutieren sondern vllt mal zu Veranstaltungen in Synagogen oder jüdischen Kultureinrichtungen zu gehen. Viele Stimmen finden nämlich in der medialen Öffentlichkeit einfach gar nicht statt. Und meine Erfahrung ist, dass die Einschätzungen so plural sind wie die jüdische Community selbst.

    • @Lebenslauf:

      "Die deutschen Verbrechen der Nazizeit lassen sich auch durch die uneingeschränkte Unterstützung von Israel nicht rückgängig machen."

      - Dem würde ich entgegen: Die deutschen Verbrechen der Nazizeit lassen sich auch durch die Verteufelung Israels nicht rückgängig machen, oder nachträglich legitimieren. Denn dieser psychologische Kniff funktioniert in beide Richtungen.

      Es ist übrigens möglich die aktuelle rechte Regierung Israels rundum abzulehnen und trotzdem nicht " from the river to the sea" zu brüllen, oder die Islamofaschisten der Hamas zu relativieren-Doch, das geht wirklich, wenn man ein bisschen in der Lage ist zu differenzieren und kein schwarz/weiß Bild zum Leben braucht.

      Linken israelischen Juden zuzuhören ist sicherlich sinnvoll. Genauso sinnvoll wäre es, auf der anderen ( antiimperlialistischen) Seite, wenigstens einmal den iranischen Frauen, den säkularen Gaza-Bewohnern umd palästinensischen Hamas-Gegner/innen zuzuhören, anstatt irgendwelche radikalen Islamisten als Freiheitskämpfer zu verniedlichen.

      Also gerne den friedlichen Menschen auf beiden Seiten Gehör schenken.

  • "Sie verhindern eine breite linke Kritik an Israel und halten so der Bundesregierung in der Frage der Waffenexporte den Rücken frei."



    Ich bin erstaunt von solch einer Macht!



    Diese paar Sektenheinis verhindern das?



    Eine unrealistische Zuschreibung.



    "Es gibt eine faktische Querfront aus deutschen Konservativen, deutschen Rechten und Antideutschen."



    Das ist eine unbelegte Behauptung. Wo und wie genau findet das statt? Wo haben Sie das beobachtet?



    Und welche Antideutschen meint er?

    • @Land of plenty:

      Spitzfindigkeiten und Ausreden. Genau so funktioniert der aktuelle Diskurs. Niemand, der sich auch nur ein bisserl mit dem linken Lager beschäftigt, kann bestreiten, dass es beim thema Nahost zwei ausgeprochen konträre Lager mit viel zu hohem Tellerrand gibt, die die Debatte besonders laut mit ihren eindimensionalen und radikalen Posititionen dominieren.



      Und natürlich geht die Fraktion "bedingungslose Solidartät mit Israel" aus der Antideutschen Linken hervor. Und wie jeder, der die Scheuklappen nicht ganz eng aufgesetzt hat, im innerlinken Diskurs -gerade auch hier im taz- Forum unter wirklich jedem einzelnen Nahost Artikel nachlesen kann, passt zwischen deren Argumentation und denen der konservativen und Springer nahen Israel Unterstützer kaum ein Blatt Papier mehr.



      Und das man lieber borniert genau dort stehen bleibt, anstatt auch mal die eigene Position hinsichtlich der aktuellen Lage zu hinterfragen, läßt den Schluß -den der Autor hier macht- genauso zu, wie den Vorwurf der pauschalen Israelfeindlichkeit, wenn andere Linke undistanziert mit Hamas Unterstützern und anderen Antisemiten auf die Straße gehen.

  • Persönlich hielt ich dieses ganze antideutsche Getue immer für Quatsch. Im Vergleich zu dem Gekuschel mit Islamisten und dem penetranten Herumreiten auf Moral und Humanismus, wird mir aber die klare Solidarität mit Israel immer sympathischer. Albern ist aber vor allem die im Artikel vorgetragene Definition was denn jetzt nun "links" sei. Für die meisten heutzutage offenbar vor allem moralistische Attitüde. Für mich immer noch Überwindung von Klassengegensätzen, Privateigentum an Produktionsmitteln und religiösen Dogmen. Den Konflikt im nahen Osten zwischen Arabern und Israelis werden die ganzen Instanz Westler eh nicht lösen. Meines Erachtens könnte eine klare Linke Lösung anhand der oben geschilderten Grundlagen eventuell funktionieren, wenn nachdrücklich implementiert. Mit Humanität und Moral ist es dabei aber nicht so weit her. Vermutlich wird der Konflikt um das Land daher weitergehen bis eine Seite verschwindet oder beide völlig am Ende sind. Traurig, aber wohl schwer zu vermeiden. Ich hoffe Israel übersteht den Krieg , steckt Netanjahu in den Knast und vernichtet die Hamas.

    • @Egil:

      Super Kommentar. Bin wirklich froh, dass es noch Leute gibt, die es ähnlich sehen wie ich.



      Insbesondere Ihr: "Für mich immer noch Überwindung von Klassengegensätzen, Privateigentum an Produktionsmitteln und religiösen Dogmen." hat mich erleichtert aufatmen lassen. Ich nenn diese moralisierende Linke gerne mal "Linkisten" .... interessant auch immer wieder wie diese Leutchen Marx und Engels (im Übrigen auch alle anderen Philosophen des historischen Materialismus) nur unter der Lupe: rassistisch, nicht rassistisch - betrachtet und dementsprechend bewertet werden.

    • @Egil:

      so in dieser Richtung sehe ich das auch.

    • @Egil:

      Was Sie hier vorschlagen und wünschen ist nichts anderes als altbekannter Friede, Freude, Eierkuchen und die Demontage der internationalen Rechtsordnung, die Sie als Moral und Humanität abtun. Der Westen wirds nach Ihrer Meinung nicht lösen, dann sollte er aufhören Milliarden in dortige Waffen zu verschwenden.

      • @Jo Lang:

        "Vermutlich wird der Konflikt um das Land daher weitergehen bis eine Seite verschwindet oder beide völlig am Ende ist."

        Was ist daran Friede, Freude, Eierkuchen?

        Haben Sie das Gefühl, das die internationale Rechtsordnung dort irgendwas löst?

    • @Egil:

      Sie machen da einen interessanten Punkt auf. Haben wir es im Kern aktuell ggf. mit einem „Linken“-Richtungsstreit zu tun, wo verhandelt wird was links-sein eigentlich heißen soll? Zwischen der Fraktionen, die es eher als analytische Position sehen, die inhaltlich begründet ist und einer, die es weltanschaulich und moralisch setzt? Mir fällt nämlich auch immer wieder auf, dass moralische Debatten deutlich über repräsentiert sind gegenüber ökonomischen. Klar Kapitalismus ist doof, aber wirklich für die Kollektivierung der Produktionsmittel streiten? Sich in Gewerkschaften organisieren um zumindest etwas am Problem der Abschöpfung des Mehrwerts zu drehen? Genossenschaften gründen? Alles irgendwie unsexy scheinbar. Stattdessen nimmt dann die Nah-Ost-Debatte plötzlich den Stellenwert eines Hauptwiderspruchs an, dessen Lösung vermeintlich Emanzipation verspricht, obwohl er rein gar nichts mit grundlegenden Fragen linker Politik zu tun hat, wie den oben genannten. Der Lackmustest ist dann gern der grad der Empörung und emotionalen Betroffenheit… das moralische Urteil. Und aus dieser Position wird dann auch gestritten.

      • @Maxime Musterfrau:

        Im Grunde haben sie absolut Recht. Ein sehr starker Kommentar, der mich zum Denken angeregt hat..

      • @Maxime Musterfrau:

        Kapitalismus als Vergesellschaftung von Produktion und Warentausch, und eine "strukturelle Überakkumulationskrise" - ist einfach viel abstrakter. Und die Überwindung von Konkurrenz als Verhalten sehr mühsam.



        Es passiert nach Utopieverlust vor langer Zeit eben in letzter Zeit viel stärker, dass sehr viele Menschen in diese Objektbeziehungen abrutschen: Herzchen und Hate-rage auf die nächste kleine Meldung.



        > Mein Lieblings-Fußballclub. <



        Wobei mit der neuen Ko-Vorsitzenden der Linkspartei, Ines Schwerdtner doch eine neue bzw. klassische Linie stark gemacht wird: Viel Basiskontakte, viel Gewerkschaft, nicht so platt mit Lieblingsstereotypen, doch v.a. Mieten halbieren.

  • Deutlich differenzierter finde ich den heutigen Artikel „….sucht Anschluss“, wo auch die fehlende Distanz vieler pro Palästinenser zum Terror thematisiert wird.

    • @Dr. McSchreck:

      >fehlende Distanz vieler pro Palästinenser zum Terror<

      mag sein. Mich ärgern DLF-Nachrichten über Terror-Taliban, Terror-Islamisten, Terror-Hamas aber niemals Terror-Israelis, jüdische-Terror-Siedler.

      Das ist ein Framing. Obwohl beide Seiten sich an Brutalität nichts nehmen wird durch das Framing nahegelgt, dass die einen die Bösen und die anderen zumindest nicht die Ganz-Bösen sind.

      Mein Eindruck: Die überwiegende Mehrheit der Israelis steht hinter Terror-Netanjahu genauso wie die überwiegende Mehrheit der Muslime hinter Terror-Hamas steht.

  • Als junger, ungebildeter, radikaler Linker fand ich die Attitüde der antimperialistischen Bewegungslinken damals sympathischer und wurde durch sie direkt erstmal mal zum westhassenenden, antisemitischen Taliban-Relativierer politisiert. Wenn ich daran denke, was für einen völkischen Blödsinn ich damals von mir gegeben habe, dann schäme ich mich.

    Die "bösen Antideutschen" haben mich da ideologisch rausgeholt. Die Antideutschen haben mir ein gutes Fundament gegeben und vorallem hatten sie ein gewisses Fachwissen und gaben sich zumindest Mühe mit der Ideologiekritik.

    Lange bin ich auch kein Antideutscher geblieben. Dazu war mir deren Sicht dann auch wieder zu einseitig und zu schwarz/ weiß.



    So wie viele linke Gruppierungen ihr eines thematisches Steckenpferd haben, gab es für einige Antideutsche nur das Thema Israel und alles wurde darauf bezogen.

    Dennoch fehlen sie mir heute im Diskurs, denn auch wenn ich die Regierung Netanjahu ablehne: Die Hamas sind wie die Taliban oder das iranische Regime und nochmal werde ich keine Islamofaschisten als Freiheitskämpfer romantisieren.

    • @R. Mc'Novgorod:

      Es ist ein billiger rhetorischer Trick die Israelkritik mit einer Romantisierung der Taliban in Verbindung zu bringen.



      Niemand tut das.



      Die (sich selbst offen so bezeichnenden) Faschisten in der Regierung Netanjahu werden dagegen durchaus romantisiert.



      Oder wie von Ihnen verharmlost.



      Schräge Debatte.

      • @Schleicher:

        Die Ideologie der Hamas ist die der Taliban gar nicht so unähnlich und bekäme die Hamas ein Stück Land, wo sie schalten und walten könnten, wie sie wollen, wären die Verhältnisse nicht viel anders als unter den Taliban.

        Daher passt der Vergleich durchaus, gerade weil viele Leute die Hamas als Befreiungsbewegung ansehen.

      • @Schleicher:

        Kritisieren Sie nun mit Ihrer "Israelkritik" die Existenz des Staates Israel, oder die aktuelle rechte Regierung? Da geht es nämlich schon los: wenn ich die Hamas kritisiere, dann übe ich keine " Gazakritik".

        Ich habe die Taliban mit der Hamas ideologisch in Verbindung gebracht und autobiographisch erzählt, wie von mir und meinem linken Freundeskreis Anfang der Nullerjahre argumentiert wurde.

        Die Taliban wurden im antiimperlialistischen Kampf gegen die Westmächte von uns ( mir) als das kleinere Übel angesehen- "und wenn Afghanistan erstmal von der Fremdherrschaft befreit ist, dann wird schon irgendwann eine emanzipatorische freiheitliche Bewegung in Afghanistan übernehmen"- Pustkuchen, wie heute klar und deutlich zu sehen ist.

        Genau hier sehe ich Parallelen zu den Hamas-Relativierern von Heute, die denken, das die Hamas nur übergangsweise einen Kampf gegen Besatzung führt und dann hinter übernimmt die imaginäre demokratische Friedensbewegung aus Gaza ✌️.

        Ich hege übrigens keinerlei Sympathie für Netanjahu.

        Meine Sympathie galt den Israelis und Palästinensern, die sich für eine Zweistaatenlösung stark gemacht haben. Davon gibt es seit dem 7. 10. 23 kaum noch welche....

        • @R. Mc'Novgorod:

          Ich erinnere mich an Gespräche Mitte der 1980er Jahre mit einem Kommilitonen der DKP. Er hat damals kritisiert, dass die USA in Afghanistan die islamistischen Mudschahedin unterstützt haben. Für den Westen waren das damals Freiheitskämpfer.

          • @Francesco:

            Ich bin Anfang Vierzig und meine linke Sozialisation ging erst Ende der 1990er Jahre los. Der 11. September und George Bush waren damals relevante außenpolitische Themen.

            Ich bin mir bewusst darüber, das die USA im kalten Krieg Islamisten aufgerüstet hat, weil der Feind des Feindes( Sowjetunion) der Freund war.

        • @R. Mc'Novgorod:

          Es wäre ja auch bescheuert, von einer „Gazakritik“ zu sprechen, denn es müsste erst formuliert werden, was inhaltlich eigentlich damit gemeint ist.



          Israelkritik hingegen hat sich - ob‘s einen nun passt oder nicht - eingebürgert als Synonym für Kritik an der israelischen Besatzungs- und Siedlungspolitik im Westjordanland, zuletzt am Krieg in Gaza.



          Nicht in Frage gestellt wird damit m.E. das Existenzrecht Israels noch per se antisemitische Konnotationen transportiert, auch wenn das von einigen behauptet wird. Wo das der Fall ist, muss es auch belegt werden oder es ist von den sich so Äußernden tatsächlich auch so gemeint. Das ist wohl auch der Kern jeglicher Diskussionen um Antisemitismusdefinitionen, die längst zum Spielball politischer Auseindersetzungen geworden sind.

          • @Abdurchdiemitte:

            "Israelkritik hingegen



            Richtig, das passt mir nicht und deshalb habe ich auch relativ wenig Sympathie für die Argumente, wenn immer die gleichen Buzzwörter unreflektiert benutzt werden müssen. Nach dem Motto: "Steter Tropfen höhlt den Stein" ( oder das Gehirn).

            Selbst wenn ich nun einfach mal rein hypothetisch bei all der einseitigen Kritik an Israel mitgehe und mir die Diskussion spare und die Verbrechen der Hamas/ die Korruption im Westjordanland usw dabei ausblende:



            Dann wäre Israel immernoch nur ein Besatzerland von Vielen auf dieser Welt und ein Land von Vielen, was Kriegsverbrechen begeht und eine rechte Regierung hat.

            Das Buzzwort " Israelkritik " existiert aber schon seit Jahrzehnten mittlerweile und nicht erst seit der Regierung Netanjahu.

            Weil " Israelkritik" eben nicht die aktuelle Regierung bezeichnet, oder bestimmte Ungerechtigkeiten anspricht, sondern "Israelkritik" die Existenz des Staates Israels meint.

            Türkeikritik und der Aufruf zum Boykott türkischer Waren und Dönerläden ist mir ( zum Glück) bisher nicht untergekommen, obwohl Erdogan die Kurden unterdrückt und deren Gebiete von der Türkei besetzt werden. Macht Sie das nicht stutzig?

  • Interessant dazu Mal einen Artikel in der Taz zu lesen. Fands ganz gut getroffen.



    Wer Mal in die Zeitschrift "Bahamas" schaut, kann schnell feststellen, dass die Antideutsche Bewegung kümmerlich geendet ist, reaktionär und durchgehend rassistisch. Der einzige Strohhalm, an dem man sich noch festhält um irgendwie auf der Seite der "Guten" zu stehen, ist die uneingeschränkte Solidarität mit Ami und Israel.

  • "Er oder sie hatte in roten Lettern „AT HAMAS HQ“ hinzugeschrieben und später noch das Wort „DRESDEN“ zugefügt."



    Der Vergleich drängt sich förmlich auf. Ein Regime mit einer antisemitischen Terrorideologie, welche Morden und Sterben als Lebensinhalt predigt. Als Konsequenz daraus, selbst verschuldet, wird das eigene Land später in Grund und Boden gebombt. Aber statt aufzugeben und gegen das eigene Regime vorzugehen will man plötzlich nicht mehr wissen, wieso das alles geschieht. Dann spricht man nur noch von dem Leid, was einem selbst trifft. Am Ende schickt man noch seine Kinder zum Volkssturm, so wie Hamasfunktionäre die getöteten Kinder jetzt als Bauernopfer sehen.



    Wo sind denn die Geiseln? Wie viele von denen, die am 7.Oktober offen auf Gazas und Berlins Straßen feierten haben jetzt Kreide gefressen und sehen sich als Opfer?



    Im übrigen kann man Netanjahu scheiße finden, und trotzdem sehen, dass die Palästinenser wieder und wieder vom Völkermord an den Israelis träumten.

    • @Genosse Luzifer:

      Der Vergleich zwischen Gaza unter der Hamas und NS-Deutschland drängt sich keineswegs auf, sondern ist offenkundig schief (ein kleiner Tipp: weder wurde den Deutschen vor 1933 die Staatlichkeit verweigert, noch mussten sie unter einem Besatzungsregime leiden, dessen Konsequenzen Jahr für Jahr die Berichte sämtlicher - auch israelischer - Menschenrechtsorganisationen füllen. Der allzu deutsche Hang, den NS auf andere zu projizieren, ist hier besonders deplatziert. Und wenn Sie am Ende "den Palästinensern" ( deren Gegenpol in Ihrer Diktion erstaunlicherweise nicht die Israelis sind, sondern nur Netanjahu) pauschal einen Hang zum Völkermord unterstellen, ist das schlicht und ergreifend rassistisch.

    • @Genosse Luzifer:

      Der Gedankengang erschließt sich mir nicht, warum Hass, Gewalt, Terror, Kriegsverbrechen usw. ausschließlich mit Referenz auf den Nationalsozialismus gedeutet, verurteilt und bekämpft werden sollten.



      Ist das nicht der antideutsche Ansatz? So erklären sich dann auch so krude Wortschöpfungen wie „Islamo-Faschismus“, „Putler“ etc., denn offenbar nur mit Verweis auf den das zu bekämpfende System/Ideologie innewohnenden „Faschismus“ wird aus antideutscher Perspektive ein gerechter, ein heiliger Krieg … und natürlich ein antifaschistisch geadelter.



      Man zählt damit also per definitionem zu den Guten, wohingegen antiimperialistische, pali-solidarische Linke - nicht, dass ich die von jeder Kritik ausnehmen würde - schliesslich die „Islamo-Faschisten“ von der Hamas unterstützen. (Und wieder: muss denn jede islamistische Barbarei auch noch als Faschismus bezeichnet werden? Als ob deren Terror nicht schon an sich verabscheuenswert wäre?)



      Frage: warum schrecken wir bloß davor zurück, Nationalreligiöse und Rechtsextremisten in Israel nicht auch Faschisten zu nennen? Vielleicht weil wir davor zurückschrecken, einen Netanyahu nach den selben Maßstäben zu beurteilen wie „Islamo-Faschisten“?

      • @Abdurchdiemitte:

        Vielleicht stehe ich ja auf der Leitung, aber ich finde im Beitrag des @Genossen Lucifer keine Aussage, die den Schluss zulässt, er plädiere dafür, dass "Hass, Gewalt, Terror, Kriegsverbrechen usw. ausschließlich mit Referenz auf den Nationalsozialismus gedeutet, verurteilt und bekämpft werden sollten."

        Ich finde seinen Vergleich mit der NS-Ideologie und dem Verhalten vieler Deutscher in den letzten Kriegsmonaten und den Jahren danach, als alle nur "Opfer" gewesen sein wollten, durchaus passend.

        Vielleicht könnte man auch das Verhalten der Japaner im zweiten Weltkrieg nehmen, vor allem in den Kämpfen der letzten Kriegsmonate (Saipan, Iwo Jima, Okinawa). Möglicherweise wird dann klarer, was gemeint ist, und die Problematik, dass die Erwähnung des NS-Regimes bestimmte Reflexe auslöst, entfiele dann.

    • @Genosse Luzifer:

      Enenso träumen viele Isrealis von einer Vernichtung der Palästinenser. In Umfragen befürwortet rund die Hälfte der Bürger Israels das.



      Es gibt allerdings einen signifikanten Unterschied: Die IDF ist in der Lage, solche Träume zu verwirklichen, Hamas hingegen nicht.

      • @Kaboom:

        Die Vernichtung der Palästinenser ist aber in Israel noch nicht Teil der Staatsdoktrin, bei der Hams schon.

        Und solche Gemetzel, in der Art des 7. Oktober, haben die Israelis auch noch nicht angerichtet. Auch von massenhaften Vergewaltigungen palästinensischer Frauen und der öffentlichen Zurschaustellung deren geschändeter Leichname habe ich noch nichts gehört.

        Dass ich manche der radikalen Siedler zu so etwas fähig halte, muss ich allerdings einräumen, leider.

        • @ PeWi:

          Staatsdoktrin ist, im Land Israe (das schließt die besetzten Gebiete mit ein) nur das jüdische Volk ein Selbstbestimmungsrecht hat.

        • @ PeWi:

          "Judea and Samaria will not be handed to any foreign administration; between the Sea and the Jordan there will only be Israeli sovereignty" ist Parteidoktrin des Likud seit seiner Gründung, die noch rechteren Regierungsparteien formulieren das Streben nach Vertreibung und Annexion noch deutlicher.



          Israel hat keine Gemetzel unter der palästinensischen Zivilbevölkerung angerichtet? Haben Sie die letzten beiden Jahre unter einem Stein verbracht oder sind Sie hier absichtlich überspezifisch? Zu Misshandlungen und Vergewaltigungen in israelischen Gefängnissen und Lagern hat B'tselem einen bedrückenden Bericht erstellt, der mit "Welcome to Hell" leider passend betitelt ist.



          www.btselem.org/pu...08_welcome_to_hell



          Die radikalen Siedler, denen Sie immerhin zutrauen, was sie offen und schamlos in der Westbank wieder und wieder tun, werden dabei von der IDF unterstützt und gedeckt, ich empfehle dazu Yehuda Schaul, Ex-IDF Soldat und Menschenrechtsaktivist. www.youtube.com/li...i=_xzG8O7xu-J6gatO

        • @ PeWi:

          Ihre Analogie ist schief, weil Sie Israel und die Hamas gegenüberstellen, d.h. einen Staat und eine Partei. Der angemessene Vergleichspunkt wären die gegenwärtigen Regierungsparteien in Israel - und in denen herrscht kein Mangel an Vertreibungs- und Vernichtungswünschen, die sich von denen der Hamas kaum unterscheiden. Und auch was die Umsetzung angeht, sind sich beide Seiten erschreckend ähnlich: Sehen Sie in dem Völkermord in Gaza wirklich nicht dieselbe Grausamkeit wie in dem Hamasmassaker?

  • Hm, Anti-Ds kapitalismuskritisch... Schwierig. Ich erinnere mich hauptsächlich an talking points, die jede vorgebrachte Kapitalismuskritik als verkürzt bzw. voll von dog whistles, und somit als antisemitisch und daher indiskutabel vom Tisch wischen. Linke Menschen mit Nationalfahnen sind mir auch ziemlich suspekt.

  • Was macht der Leser nun mit dieser viertelakademischen Nabelschau des politschen Randes?

  • Kann mir jemand bitte den Begriff 'anti-deutsch" erklären?



    Auch wenn er zig-mal wiederholt wird im Artikel kann ich mir beim besten Willen NICHTS darunter vorstellen.

    • @So,so:

      Antideutsch meint eine Gegenposition zum Kampfbegriff "Deutschland" wie er in der Nazizeit und im Spektrum von Neonazis bis in Verbindungen mit Unionsparteien empfunden und formuliert wird.



      Der Machtanspruch des deutschen Nationalismus in Alltag und Politik sowie seine Erscheinungsformen werden im Idealfall mit kritisiert und es werden Alternativen aufgezeigt.

      • @aujau:

        Ihre Definition wirkt so, als ob "antideutsche" eine noble Minderheit in einer mehr oder weniger faschistischen Gesellschaft wären. Menschen, die den "Machtanspruch des deutschen Nationalismus in Alltag und Politik" aus vollem Herzen unterstützen oder auch nur etwas stärker damit "sympathisieren" sehe ich doch eher weniger. Allerdings wirkt der ganze Artikel auf mich wie eine Nabelschau auf einen wirklich komplett gesellschaftlich irrelevanten Teil einer gesamtdeutschen Gesellschaft.

        • @MarsiFuckinMoto:

          Es ist wünschenswert, dass die UnterstützerInnen des deutschen Nationalismus eine möglichst geringe Minderheit sind.

          • @aujau:

            Es ist wünschenswert, dass die UnterstützerInnen jedes erdenklichen Nationalismus eine möglichst geringe Minderheit sind. Leider scheinen viele Antideutsche und andere Relativierer und Unterstützer des expansiven israelischen Nationalismus in diesem einen Ersatz für ihre nicht überwundenen nationalistischen Reflexe gesucht und gefunden zu haben.



            taz.de/Deutschland...za-Krieg/!6010016/

            • @Residente:

              Ich denke, dass Antideutsch mehr und im Kern etwas Anderes meint, als Zustimmung zum expansiven israelischen Nationalismus. Den Ersatz für nicht überwundene nationalistische Reflexe kann man dann allerdings auch denen unterstellen, die Israel das Existenzrecht absprechen.

  • Was bitte soll denn daran "rassistisch" sein, ein Symbol nicht cool zu finden, das Hitlers Buddy Amin al-Husseini populär gemacht hat, Initiator des Pogroms von Hebron 1929, SS-Funktionär, Führungsfigur der antijüdischen Aggression 1947/48? Wer sich damit umwickelt, hat es sich bewusst ausgesucht und könnte sich jederzeit auch wieder davon verabschieden.

    • @Torsten Schulz:

      Na ja so ist das mit Symbolen. Rechtsextreme benutzen, instrumentalisieren allgemein geläufige Symbole auch für ihre Zwecke. Das ist bei Christen so, beim Islam so und auch bei den Juden so.



      Nur wer keine zwei Meter weit denken kann, geht deshalb in toto gegen Juden, Moslems und Christen vor.

  • Und wieder fällt mir ein altes Buch der Autorin Anja Meulenbelt ein:



    "Scheidelinien. Über Sexismus, Rassismus, Antisemitismus" Anfang der 1980er Jahre.



    Es ist aktuell.

  • Ich empfinde den vorliegenden Kommentar als außerordentlich befremdlich.

    Zunächst werden Antideutsche als homogener Block dargestellt, deren gemeinsames Merkmal das Fehlen jedweder Empathie für das Leiden von Palästinenser:innen ist. Ohne Antideutsche persönlich zu kennen, bin ich der festen Überzeugung, dass das so und in dieser Absolutheit nicht zutrifft.



    Dann enthält der Artikel ziemlich absurde Aussagen, beispielsweise, dass es entmenschlichend (!!) sei, wenn man 'nur' Bilder der israelischen Geiseln aufhänge, aber daneben keine Bilder leidender Palästinenser:innen. Gilt das umgekehrt eigentlich auch? Dazu extrem einseitige Aussagen, bspw. Zu (möglichen) Angriffen auf Pro-Palis. Dass es die andersherum genauso gibt, wird wissentlich verschwiegen (siehe bspw. about blank, Bajszel), oder dass Antideutsche ausblendeten, dass nicht alle (linken) Jüd:innen und israelischen Expats hinter ihnen stünden. Als sei das kein Wesensmerkmal so ziemlich jeder politischen Strömung, die die Vertretung einer Gruppe von Menschen beansprucht.



    Am schlimmsten ist, das der Autor denkt, er könne definieren, wer 'links' ist. Journalistisch grenzwertig das Ganze, muss ich ehrlich sagen.

    • @Nickname 01:

      Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an die Fakten.

      Die Moderation

    • @Nickname 01:

      Fasst perfekt zusammen, was ich mir beim Lesen auch dachte.

  • Antiimp = Gegen Imperien, die ihr eigenes Großreich fördern.



    Antinational (...deutsch, ...amerikanisch) = Gegen Nationen, die Patriotismus und Nationalismus fördern.

    Man glaubt garnicht, wie ähnlich linke Splittergruppen sind. Aber statt diese Gemeinsamkeiten zu erforschen, werden Feindesbilder geschaffen. Wie wer zu Israel steht ist eigentlich nur Dekoration, die ablenkt. Am besten in 3000-seitigen Theorien. Dann klappt es auch, eine gestärkte und vereinte Linke aufzustellen, in denen Themen wie Miete, Umwelt oder ÖPNV im Zentrum stehen und nicht ob Marx, Engels, Trotzki oder Lenin bester Kommunist sei.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Antinational hab ich immer verstanden als generelle Ablehnung gegen das Konstrukt der Nationalstaaten. Sind aber wohl nur feine Unterscheide. Wer heute noch Trotzki und Lenin feiert, ist auch wohl eher geschichtsvergessen.

  • Correctiv schreibt über Jürgen Elsässer:

    "Vom strammen Antideutschen zum ebenso strammen Deutschnationalen: Jürgen Elsässer, der Gründer von Compact, hat zahlreiche politische Wandlungen hinter sich. "

    "Nach 1989 zählt er zu den Mitgründern der „Antideutschen“, einer Strömung innerhalb der deutschen Linksextremen, die Israel gegen die arabische Bedrohung verteidigen will."

    correctiv.org/aktu...lkischen-bewegung/

    Nun kann man aber Elsässers antideutsche Gründungsphase bereits als eine negativ gewendete deutschnationale Position verstehen, die sich später auch als solche entpuppte.

    Linke Positionen vertragen sich weder mit nationalen noch mit völkischen Kategorien.

    Auch der von Antideutschen gepflegte Prosemitismus ist meiner Ansicht nach ein Antisemitismus mit umgekehrtem Vorzeichen.

  • Was mir bei Artikeln wie dem auffällt, ist dass es immer weniger um vorgebrachte Argumente und eine begründete Darlegung geht warum man gegen dieses oder jenes Argument ist. Stattdessen verarmen die "Debatten" immer mehr zum identitären Meinungsfeudalismus wo man hauptsächlich damit beschäftigt ist, identitäre Lager anhand von Labels und Anekdoten abzustecken und die eigene ingroup aufzuwerten. "Die da sind tragisch verirrte Linke, wir sind die Humanen, ausserdem sind bei uns die Expats und BiPOC dabei" soll im diskursverarmten Populismus die Deutungshoheit regeln, wo früher das für und wider abgewogen wurde. Wir die Bodenständigen- da die Lastenfahrradfahrer. Hier die Guten, da die TERF-Zionisten.

    Das fiel mir auch in dem Artikel von Jessen in der Zeit auf, wo Themen, die eigentlich wertneutral sein sollten, wie Lastenfahrrad-Fahren oder Veganismus ( für die es klimapolitische Gründe gibt) als Marker dienen, um fiktive, dem eignen Lager unterlegene Gruppen zu konstruieren.

    Für und wider wird ersetzt durch identitäres Framing, die Debatte ein einziges Panoptikum aus fiktiven Feinden.

    • @Schwabinger :

      Da ist etwas dran - aber wie ich fürchte, vor allem (oder vielleicht auch: nur) in Berlin. Denn nur dort ist es möglich, dass auch noch die kleinste Poltiksekte noch ein paar Jünger mehr rekrutieren kann, um sich als "Bewegung" zu sehen und für wichtig zu betrachten.

      Überall sonst in der von Berlinern so geschmähten Provinz sind die Linken (und damit meine ich NICHT die Partei) froh, wenn sie sich zusammentun können, um gemeinsam etwas gegen den wirklichen Feind - die Rechten und ihre bürgerlichen Steigbügelhalter - zu unternehmen. Wenn ich dann aber noch anfinge, auch noch zu fragen "Wie hält's Du's mit Religion/Nation/Gendern?", dann könnten wir gleich einpacken.

  • ..und ist es umgekehrt anders. Als das Plakat aufgestellt wurde, war die Kriegsführung der Israelis noch weit weniger brutal und der Hinweis auf die Hamas berechtigt.



    Wird irgendwo auf der pro-palästinesischen Seite der Terror der Hamas verurteilt?

    Der Angriff auf den jüdischen Studenten in Berlin, der groß durch die Medien ging, soll sich daran entzündet haben, dass er Bilder der Geiseln aufgehängt hat.

    Man kann nicht Einseitigkeit beanstanden und selbst auf einem Auge blind sein - bzw. man kann, aber es überzeugt dann eben nicht.

    • @Dr. McSchreck:

      Schon wenige Tage nach dem 7. Oktober gab es weit mehr getötete palästinensische Zivilisten als Israelische. Die Brutalität der israelischen Kriegsführung war von Anfang an jedem erkennbar der aufgepasst hat.

      • @8 Ahau:

        Ich habe Zweifel ob es irgendeinen Mehrwert hat Opfer gegeneinander aufzurechnen oder sonstigen Whataboutismus gegenüber Zivilisationsbrüchen zu betreiben.

      • @8 Ahau:

        Es geht doch nicht um die Zahl der Toten, sondern darum, wie man mit denen umgeht, die nicht kämpfen. Dass Hamas Kämpfer sterben bzw getötet werden, war Ziel der Offensive, um die Geiseln zurück zu bekommen und die Hamas Führung auszuschalten…

        • @Dr. McSchreck:

          Auch in den ersten Tagen starben vor allem Zivilisten.

  • Links bin ich nie gewesen. Die internen Gruppenbildungen der Antifa und anderer Link(sextrem)er verstehe ich nicht und interessiere mich auch nicht dafür. Als ich allerdings, noch Ende 2023, bei einer Mahnwache für die mehr als 250 verschleppten Geiseln stand, gegenüber und von der Polizei auf Abstand gehalten der propalästinensische Mob, und auf beiden Seiten entspannte sich ein Wettbewerb, wer lauter "wir sind die wahre Antifa" schreien kann -- da empfand ich das als gelinde gesagt befremdlich.



    Noch weit mehr befremdet mich aber Ihre Überschrift von den nicht ausgrenzenden Humanisten. Was ich von denen meiner jüdischen Freunde und Bekannten, die sich sehr lange als Links verstanden und linken Bewegungen angehörten, beginnend am 8 Oktober 2023, lange vor jedem Angriff auf Gaza, zu hören bekam, ist mehr als deutlich.

  • Gibt es Antifas, die nicht Antideutsch sind? Mir sind noch keine begegnet...

    • @Cededa Trpimirović:

      Offensichtlich nicht verstanden was antideutsch bedeutet. Schwarz-Weiß-Denke ist da wenig hilfreich. Ich bin Antifaschist, würde mich aber niemals Antideutsch bezeichnen. Auch ein CDU-Wähler der gegen Faschismus Stellung bezieht, ist Antifa.

  • Ein bisschen Differenzierung hätte hier gut getan, denn:

    Nein, nicht allen Antideutschen ist das Leid der Palästinenser*innen egal. Genauso wenig, wie allen PaliSolis sämtliches Leid von Jüd*innen egal ist, dieselbe verquere Logik.

    Problem sind viel mehr die extremen Ränder beider Bewegungen. Die einen verteidigen die Unmenschlichkeit der Regierung Netanjahu bedingungslos, die anderen meinen in Hamas so etwas wie Widerstandskämpfer zu erkennen. Beides ist abzulehnen, wie übrigens im Grunde alle beinah dogmatischen Denksysteme, in dem kein Raum für Zweifel ist.

    Selbst komme ich eher aus antideutscher Position, die für mich in erster Linie bedeutet, aufgrund des Holocaust, und somit aus historischer Verantwortung heraus, wachsam und kritisch zu sein bei Nationalismus und Antisemitismus. Ersteres schließt aber israelisch-religiösen Nationalismus mit ein und zweiteres darf nicht automatisiert und reflexhaft geäußert werden, hier stimme ich zu.

    Denn richtig ist die Aussage des Autors: in der überwiegenden Zahl der Punkte sind beide Lager gedanklich eigentlich auf derselben Linie. Also Schluss mit Lagern! Und Schluss mit dem Morden der Palästinenser*innen!

    • @Mestre en Gai Saber:

      "Ersteres schließt aber israelisch-religiösen Nationalismus mit ein"



      Nur religiösen? Der frühe Zionismus war säkular und dennoch nationalistisch

    • @Mestre en Gai Saber:

      Danke für diesen Kommentar!

  • Was ist da denn für ein verquerer Kommentar? Ich würde jetzt nicht sagen, daß die antisemitische, faschistoide Hamas und ihre Unterstüzer weniger zu verurteilen sind, als Kollateralschäden der Millitärstrategie einer Netanjahu'schen Regierung und ich glaube nicht, daß es Antideutsche gibt, die das anders sehen. Antideutsche sind auch keine Organisation sondern eine heterogene Masse verschiedener Individuen. Die Beleidigung "tragisch verirrte Linke" könnte man allenfalls direkt an den Autoren zurückgeben, wenn man seiner undifferenzierten Polemik folgen möchte. Antisemitismus jedenfalls ist das Gegenteil von Links.

    • @Joseph Blau:

      Kollateralschäden? Es findet ein Genozid statt, und als Linker kann man die Vertreibung und Ermordung der Palästinenser im Westjordanland nicht als Normalität abtun. Wer das schafft, sollte sich selber hinterfragen, ob er nicht doch woanders verortet ist.

    • @Joseph Blau:

      Es gibt Momente, da lässt die Sprache erschaudern. Zehntausende tote Zivilisten, Kinder, Aushungern, starker Verdacht auf Genozid, das sind für Sie "Kollateralschäden" ? Es gibt scheinbar auch sprachliche Gräuel.

      • @Jo Lang:

        Hallo, ja genau, das sind Kollateralschäden in einem Krieg der von palästinensischer Seite aus durch deren selbstgewählte Führung Gazas, der Hamas, brutal ausgelöst wurde und dessen Verlauf von Anfang an klar und von der Hamas gewollt war, die sich zudem tief in die zivile Infrastruktur gefressen hat. Und die an diesem Krieg fest hält, ihre eigene Bevölkerung opfernd. Es bleibt neben Kritik an der Hamas und linken Antisemiten, die von Genozid sprechen und die ihre Forderungen nur an einen der Kriegsakteure stellen, auch die Kritik an Netanjahu und seiner Vorgehensweise. Ich bin heilfroh, dass es Antideutsche Standpunkte gibt.

  • Hallo,



    ich finde es leider teils problematisch: "Wir müssen über Antideutsche reden, die [...] ohne Abstriche proisraelische und projüdische Positionen vertreten." Das kann ich nicht verstehen. Das suggeriert für mich, dass projüdisch zu sein problematisch ist? Ist das ihre Meinung? Ernsthaft?



    Ich fände das hochproblematisch.

    Gerade mit unserer Geschichte in Deutschland sollten wir uns klar für jüdisches Leben einsetzen. Nicht für Verbrechen der israelischen Regierung, wie den Genozid in Gaza, sondern für jüdisches Leben. Gerade als "universelle Humanisten". Für ein Ende des Genozids & ein Stopp der Waffenlieferungen an Israel, für die Freilassung der Geiseln der Hamas.



    Warum können diese Dinge nicht nebeneinander stehen?



    Sie bemängeln "Einige antideutsche Buchläden und Hausprojekte zeigen neben Fotos israelischer Geiseln bewusst keine Bilder palästinensischer Opfer. Das ist Entmenschlichung." Warum bemängeln Sie nicht, dass in einigen Kreisen nur der Genozid in Gaza durch Israels Regierung und Militär, nicht aber der Terror der Hamas gegenüber der Bevölkerung in Gaza und Israel genannt wird?

    Ich frage mich immer wieder:



    Warum kann unser Mitgefühl nicht allen Menschen gelten?

    • @David_:

      "Wir müssen über Antideutsche reden, die [...] ohne Abstriche proisraelische und projüdische Positionen vertreten." Das kann ich nicht verstehen. Das suggeriert für mich, dass projüdisch zu sein problematisch ist? Ist das ihre Meinung? Ernsthaft?"

      Mal abgesehen von der Unsitte Zitate je nach Gusto textlich und inhaltlich zu verkürzen, ist das ein völlig legitimer Standpunkt. Der Knackpunkt liegt hier doch klar bei "ohne Abstriche".



      Bedingunslose, uneingeschränkte Solidarität gewährt man nicht einmal den engsten Verwandten und den besten Freunden. Auch da endet Solidarität, wenn schwerste Verbrechen begangen werden.



      Es gibt für alles Grenzen und es gibt universelle Werte, die über Ideologie stehen sollten. Und da liegt das Problem. Als sicher notwendiger Gegenbewegung zu den antisemtischen Tendenzen innerhalb der Linken gestartet. Aber weil man als "richtiger" Linker oft nicht radikal genug sein kann, irgendwann als treu ergebener Verteidiger einer Regierung, aus rechtsnationalen und ultrareligiösen Hardlinern, in der argumentativen Sackgasse gelandet.

  • Danke für diesen überfälligen Artikel! Auch hier in der taz-Community finden sich antideutsche Standpunkte. Ob diejenigen, die sie vertreten, sich selbst als antideutsch einordnen würden, weiß ich natürlich nicht, aber die strikte Weigerung, sich von der durch die IdF ausgeübten völlig eskalierten Gewalt im Gazastreifen zu distanzieren und wie im Artikel beschrieben stattdessen kritischen Stimmen reflexartig Antisemitismus vorzuwerfen, lässt für mich keinen anderen Schluss zu.

    Ich würde niemandem von ihnen böse Absichten unterstellen, wohl aber Verkennung der Folgen ihrer Haltung, die darin besteht, offensichtlichen Völkerrechtsbruch zu leugnen und Jene, die ihn begehen in Schutz zu nehmen. Das führt im Ergebnis zu einer Relativierung jener moralischen Werte, denen wir uns Dank der Aufklärung verpflichtet fühlen müssen.

    • @Klabauta:

      1. Schalten Sie Fernseher oder Radio ein oder schlagen Sie eine deutsche Zeitschrift oder Zeitung auf. In Dauerschleife wird dort erzählt, was Israel gerade angeblich alles wieder getan hat, wobei jede Behauptung der Hamas sofort prominent platziert wird, auch wenn niemand die überprüfen kann. Das zeigt Wirkung. Eine stabile Mehrheit der hiesigen Bevölkerung glaubt parteiübergreifend, dass Israel einen Völkermord begehe, und sie glaubt es gern, denn es ist eine Lieblingsbeschäftigung vieler Deutscher aller politischen Richtungen, sich von allem Übel, das auf der Welt geschieht, vor allem für das zu interessieren, was man dem einzigen jüdischen Staat vorzuwerfen können glaubt. Ich will in diesem Chor nicht mitsingen.

      2. Man muss sich schon entscheiden, ob man auf der Seite Israels oder der PLO und/oder der Hamas stehen will. Und dazu gehört es für israelsolidarische Linke wie mich, als selbstverständlich vorauszusetzen, dass Israel nicht von Heiligen regiert wird. Es ist in dem Konflikt auch egal, von wem Israel gerade regiert wird.. Als es noch von netten Sozialdemokraten regiert wurde (bis 1977), haben seine Feinde schon genauso seine Vernichtung angestrebt, wie sie es heute tun.

      • @Budzylein:

        Die netten Sozialdemokraten, die die Nakba verantworten, die den Sinaifeldzug und den Sechstagekrieg führten? Sozialdemokratisch waren die im Verhältnis der Juden untereinander, nicht gegenüber den Arabern. Da hat ein Ben Gurion genauso auf Gewalt gesetzt wie ein Begin.

      • @Budzylein:

        Schöner Punkt am Ende. Ich bin zu jung um mich persönlich an die aufstrebende „Pro-Palästinensiche Szene“ zu erinnern, aber es gab in der Linken immer Gruppen, die völlig unabhängig von der aktuellen israelischen Regierung sich in strammer „Israelkritik“ geübt haben. Bis zum Verüben, Unterstützen und Verharmlosen von Gewalt an Israelis und Juden. Und komischerweise sind die argumentativen Strukturen heute denen seit den 60ern einfach zu ähnlich, als das ich es einfach so glauben möchte, dass sich die Verve mit der sich ins Thema geworfen wird wirklich nur auf die aktuelle Regierung zurückzuführen ist.

      • @Budzylein:

        Wegen der 1.200 Zeichen-Begrenzung möchte ich mich nur zu Ihrem zweiten Punkt äußern, den ich für den interessanteren in diesem Kontext halte: wie kommen Sie eigentlich darauf, man müsse sich entscheiden, ob man auf der Seite Israels oder der PLO bzw. Hamas stehe? Wenn ich mich beispielsweise kritisch zu israelischen Kriegsverbrechen in Gaza äußern würde, in diesem Zusammenhang gar von Genozid spreche, wäre das für Sie also ein ausreichendes Indiz, dass ich auf Seiten der Hamas stände?



        Alles klar, würde ich erwidern, damit erübrigt sich dann wohl jede weitere Diskussion. Weil Hamas-Nähe zwangsläufig auch den Verdacht von Terrorunterstützung und von Antisemitismus induziert und weil man sich beides nicht gerne unterschieben lassen will, wenn man beides verurteilt..



        Dass Israel, wie jeder andere Staat der Welt, nicht von Heiligen regiert wird, ist wieder so eine Binse, in diesem Kontext aber nicht der springende Punkt. Wenn der Nahostkonflikt weit hinter die gegenwärtige rechtsextreme Regierung zurückreicht, wird es Zeit, nicht nur auf den Islamismus und arabischen Nationalismus zu schauen, sondern genau so kritisch auf den Anteil des Zionismus an diesem Konflikt.

      • @Budzylein:

        zu 2. Muss mer eben ned@entscheiden. Weil des ist Aufgabe der Leute dort, egal in welcher Verantwortung.

      • @Budzylein:

        "Man muss sich schon entscheiden, ob man auf der Seite Israels oder der PLO und/oder der Hamas stehen will."

        Diese Formulierung ist, mit Verlaub, Blödsinn. Entweder hätten Sie schreiben müssen:

        "Man muss sich schon entscheiden, ob man auf der Seite Netanjahus, Ben Gvirs und Smotrichs oder der PLO und/oder der Hamas stehen will."



        Oder:



        "Man muss sich schon entscheiden, ob man auf der Seite Israels oder des palästinensischen Volkes (mangels Staat) stehen will."

        Was mich angeht, will ich auf gar keiner Seite stehen, die Gewalt als Mittel zur Lösung des Konfliktes setzt.



        Wohl aber an der Seite derjenigen, die darunter leiden, und ebenso an der Seite Jener, die sich für Versöhnung einsetzen - und die finden sich sowohl unter den Palästinensern als auch den Israelis.

        Übrigens ein Grund, warum ich weder an einer "proisraelischen" noch einer "propalästinensischen" Demonstration teilnehmen würde.

        Um zu Ihrem ersten Punkt zu kommen: Ich würde mir wünschen, dass Sie recht hätten und es die zigtausend Toten nur in der Propaganda der Hamas gäbe. Ich fürchte nur, dass es sich hier nicht um "glauben" dreht, wie Sie es formulieren, sondern um traurige Realität.

      • @Budzylein:

        "Man muss sich schon entscheiden, ob man auf der Seite Israels oder der PLO und/oder der Hamas stehen will."

        Das muss man natürlich nicht.



        Aber die Aussage ist ein treffendes Abbild der Debatte hierzulande.



        Während die einen einfach wollen, dass das Sterben aufhört, meinen die anderen sich zwischen den einen Faschos und den anderen Faschos entscheiden zu müssen. Sie sind also nicht auf der Seite der Islamfaschisten sondern auf der Seite der Völkermörder. Good luck.

      • @Budzylein:

        Sorry.. zu früh gedrückt:



        zu 1. Ich weiss nicht, ob das schon in dem zu früh abgesetzten Posting steht: die Behauptungen der IDF sind genauso (wenig) belegt, wie die Verlautbarungen der Hamas oder Pro-Palästinensischer Akteure..







        zu 2. Wieso muss ich mich entweder "für Israel" oder für "die Hamas" entscheiden? Das ist doch ein absichtliches Vermischen zweier Dinge. Ich habe nichts gegen Israel oder die gesamte israelische Bevölkerung, oder die Existenz Israels als Staat, geschweige denn irgendwas gegen Juden an sich. Ich verurteile den Hamas Terror, auch wenn ich sage, dass der Konflikt nicht erst am 7. Oktober begonnen hat. Und ich verurteile die Kriegsverbrechen der IDF und der Regierung, welche sie befehligt. Dass mich abwechselnd beide Lager beschimpfen, weil ich eben sowohl die Hamas als auch die IDF kritisiere, finde ich einerseits ausgesprochen schäbig, andererseits fühle ich mich gerade zwischen den beiden Stühlen recht wohl, ich habe aber auch ein dickes Fell. Was mich nur zunehmend zornig macht, ist dieses systematische Vertauschen von "Israel als Staat" und "IDF / Netanjahu". Das ist auch eine Beleidigung aller Israelis, die sich gegen ihre Regierung aussprechen.

  • Da wird aber mächtig etwas aufgeblasen.

    Zunächst einmal, für jeden Antideutschen, der sich selbst als Antideutscher bezeichnet, schmeiße ich einen Euro in die Phrasenkasse. Da wird nicht viel zusammen kommen.

    Wichtiger aber ist Folgendes: dem verbleibenden Häufchen von Linken, die sich noch halbwegs solidarisch gegenüber dem jüdischen Staat verhalten und dabei, zumindest alle, die ich auch nur annähernd kenne, extrem kritisch gegenüber Netanjahu und seiner Regierung, sowie dem Vorgehen der IDF in Gaza sind, zu unterstellen, sie wären nicht links, das ist gelinde gesagt schäbig.

    In Zeiten, in denen Juden in der Öffentlichkeit attackiert werden, der Antisemitismus ein Ausmaß angenommen hat, dass wohl kaum jemand für möglich gehalten hat, viele Juden mit dem Gedanken mehr als spielen, das Land zu verlassen, fast die ganze Welt einen Terrorstaat namens Palästina anerkennt, muss offensichtlich dem kleinen Rest, der noch nicht so richtig spurt, der Marsch geblasen werden.

    Und das Ganze auf einem Niveau, das wenig Luft nach unten lässt.

    Gegen jeden Antisemitismus.

    • @Jim Hawkins:

      Im Gegenteil, endlich wird das Thema auch mal in der Taz angesprochen, dabei ist das schon seit langem überfällig. Leute die sich als Links bezeichnen, aber Nationalismus, Militarismus und eine Ethnokratie abfeiern, sind eigentlich rechts, wollen sich das bloß nicht eingestehen. Die Betitelung links dient nur als Feigenblatt.

      • @Moritz Pierwoss:

        Aber ich bitte Sie: wer „feiert“ hier denn Nationalismus. Militarismus und eine Ethnokratie „ab“, wenn man von einer rechtsextremistischen israelischen Regierung und Kriegsverbrechen spricht, aber zur Vorsicht im Umgang mit dem Begriff Genozid mahnt und zu einer gerechten medialen und politischen Beurteilung des Konflikts.



        Israelsolidarischen Linken - mögen Sie sich nun als antideutsch oder sonstwie bezeichnen - das Linkssein abzusprechen, finde ich genau so unangenehm, wie denen Hamas-Nähe vorzuwerfen, die sich solidarisch mit den leidenden Palästinensern in Gaza zeigen.

    • @Jim Hawkins:

      "Wichtiger aber ist Folgendes: dem verbleibenden Häufchen von Linken, die sich noch halbwegs solidarisch gegenüber dem jüdischen Staat verhalten ..."

      Der israelische Staat ist mehr als der gerade regierende Haufen an Nationalisten und Rechtsextremisten, denen die Antideutschen die Fahne hochhalten und im stillen Kämmerlein dagegen sind. Das weiß das liberale Judentum und das weiß der Großteil der Linken.

      • @Rudolf Fissner:

        Von den 4 Siegermächten des 2. Weltkrieges, die Nazideutschland besiegt haben, wurden 2 von rechten Kolonialimperialisten (Churchill und de Gaulle) und eine von Stalin regiert. Man kann es sich nicht immer aussuchen, wer das tut, was getan werden muss.

        Außer dem Staat Israel - der nun mal von Netanjahu und seiner Koalition regiert wird - ist keine Macht der Welt dazu bereit, gegen die Hamas zu kämpfen. Trump wäre vielleicht unter gewissen Umständen noch bereit, die USA militärisch gegen die Hamas eingreifen zu lassen, aber der ist ja aus auch nicht gerade beliebt bei Liberalen und Linken. Können Sie mir eine für Sie akzeptable Regierung irgendeines Staates nennen, die dazu bereit ist, die israelische Bevölkerung militärisch gegen die Hamas et al. zu verteidigen? Wohl kaum. Also bleibt für diese Aufgabe nur die Netanjahu-Regierung, solange sie nicht abgewählt ist.

        • @Budzylein:

          Der "war on terror" funktioniert nicht. Afghanistan hat das deutlich gezeigt. Er funktioniert auch in Gaza nicht. Und historisch gesehen ist der Terror der Hamas eine Reaktion auf den Terror der IDF, nicht umgekehrt.

        • @Budzylein:

          Leider bestehen mit zunehmender Zeit wachsende Zweifel daran, dass es Netanjahu um etwas anderes geht, als sein politisches Überleben zu sichern (die Armeeführung ist im weiteren Nachgang des 7. Oktober zurückgetreten, den Shin Bet Chef hat Netanjahu unter demselben Vorwand rausoperiert, für ihn selbst gibt es aber keine Konsequenzen - und die Verfahren wegen Korruption kann er leider nicht wahrnehmen, hat ja einen Krieg zu führen). Um das Leben der Geiseln sicher nicht (vom Leben von palästinensischen Zivilisten in Gaza will man ja gar nicht reden, die sind ja ohnehin alle selbst schuld oder so). Dass es den kahanistischen Rassisten unter seinen Koalitionspartnern nicht um Verteidigung, sondern um die Vertreibung aller PalästinenserInnen geht, halten diese auch nicht weiter geheim.



          Die Verteidigung Israels gegen das, was von der Hamas übrig ist, muss sich auch ohne massive Kriegsverbrechen und Aushungern der Zivilbevölkerung regeln lassen, sonst ist mir nicht klar, wo der moralische Anspruch Israels als Demokratie liegen soll? Die israelische Propagandawerbung auf YouTube zu Essen in Gaza, die mir neulich gezeigt wurde, fand ich vor dem Hintergrund besonders abgründig!

        • @Budzylein:

          Die israelische Regierung betreibt Landraub im Westjordanland und will das Westjordanland annektieren. Sie will auch Gaza annektieren und die Menschen, sofern diese durch Tötungen und Zerstörungen nicht fliehen



          ,mit anderen Mitteln vertreiben.

          Im Westjordanland regiert keine Hamas und die von Israel getöteten waren zum allergrößten Teil keine Hamaskämpfer. Genauso wenig wie die zu 80% zerstörten Gebäude weder Waffenlager noch Hauptquatiere der Hamas waren.

          Für Netanjahu war die Hamas - wie ja bekannt - der gepflegte Garant dafür, dass es keine Zweistaatenlösung gibt. Netanjahu bekämpft nicht die Hamas. Er macht alles, dass die Hamas noch mehr Zulauf hat. Er tötet die Kinder Unbeteiligter. Er macht sich Feinde mittels Kriegsverbrechen.

          Das ist die Masche der Rechtspopulisten und Rechtsextremisten.

    • @Jim Hawkins:

      Danke Ihnen. Auch das Sie noch einmal auf den drastisch steigenden Antisemitismus hierzulande hinweisen. War für den Autor anscheinend zu unbedeutend, weniger wichtig scheinbar als wer Fotos von wem wo aufhängt. Das ist Teil des Problems: Bei allen Lippenbekenntnissen vieler „Pro-Pali“ oder „Aber Humanismus“ Vertreter:innen, dass man ja Antisemitismus voll doof findet ist es dann doch erstaunlich, dass dazu nie ein Wort fällt. Außer natürlich man will betonen wie weit an den Haaren herbeigezogen ein potenzieller Antisemitismusvorwurf ist. Jüd:innen werden angegriffen, bepöbelt, beleidigt und der Polizeischutz muss erhöht werden. Aber was soll’s erst Recht wenn sie auch noch die Frechheit besitzen das Existenzrecht Israels zu verteidigen und nicht zu Gruppen wie der „gerechten Stimme“ gehören. Solche Artikel sind Teil des Problems, da sie die realen und konkreten Auswirkungen der aktuellen Diskurse auf eine der vulnerabelsten Gruppen in D. und weltweit unterschlägt. Wo das dem viel gepriesenem humanistischen Ansatz genügen soll… wurde mir noch nicht gezeigt.

  • Danke!



    Ich hatte Ende der 1990er schon den Eindruck, der antideutsche Diskurs sei ein Sozialexperiment mit der Ausgangsfrage: "Wie weit kann man progressive Menschen mit linken Parolen nach rechts treiben?"

    • @Max Mutzke:

      Hat ja auch weitestgehend geklappt. Die meisten Anti-D-Ikonen der 90er und 2000er sind doch mittlerweile bei FDP und AfD gelandet aufgrund ihres putzigen Abtikollektivismus und weil man da halt besser über Muslime herziehen kann. Ein paar Wert- und Ideologiekritiker haben sich unter gezielter Ablegung des Labels „links“ in irgendwie an den „Gegenstandpunkt“ erinnernden Sektenzirkeln verbarrikadiert. Und selbst die plötzlich wieder aus dem Nichts aufgetauchten Anti-D-Antifakids scheinen nicht mehr so hart zu feiern wie früher (Inflation macht auch vor synthetischen Drogen nicht halt, vermute ich).

      • @Kawabunga:

        Ich habe die Publikationen der "Antideutschen" damals recht intensiv verfolgt, habe aber von keiner einzigen "Ikone" von denen gehört, dass er jetzt bei der FDP oder der AfD sei. Können Sie einen Namen nennen? Sie meinen doch hoffentlich nicht Elsässer.