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Arbeitszeitbetrug-MemeArbeitgeber hassen diesen Trick

Valérie Catil
Kommentar von Valérie Catil

Ein Update vortäuschen, im Home-Office die Wäsche aufhängen, sich zu spät ausstempeln: Das alles ist Arbeitszeitbetrug. Und wird im Internet gefeiert.

„Arbeitszeitbetrug? Du meinst Lohndiebstahlsausgleich“ Foto: Instagram

F ast alle haben es schon einmal getan. Und das, obwohl es eine Straftat ist und man dafür gekündigt werden, ein Bußgeld oder im schlimmsten Fall eine Freiheitsstrafe bekommen kann. Es ist zu einem Trend, einem Meme geworden: der Arbeitszeitbetrug.

Das Wort ist nicht ganz so sexy wie das, wofür es steht. Trotzdem ist es für ein gelungenes Meme dieser Art unerlässlich, das Wort voll ausgeschrieben unterzubringen. Fünf holprige und höchst deutsche Silben, die gemeinsam die großen deutschen Tugenden der Leistung und Effizienz aushebeln. Es grenzt an einem Skandal.

Arbeitszeitbetrug ist nicht nur, uninspiriert seine Stunden falsch aufzuschreiben oder sich zu spät auszustempeln – also buchstäblich den Lohnzettel um ein paar Stündchen und somit ein paar Euro aufzubessern. Nein, Arbeitszeitbetrug kann mehr.

Der Klassiker, da sind sich die Expert_innen im Internet einig, ist es, auf der Toilette zu trödeln. Es geht jedoch noch weitaus kreativer. Zu spät in den Zoom-Call kommen, weil man angeblich noch die neue Version herunterladen müsse, ein Softwareupdate nötig sei, „rumlabern, dass der PC spinnt“, sagt Instagram-Nutzer Tophano, „damit holt man sich auch ein paar Minuten raus“.

Der eigentliche Betrug ist Lohnarbeit

In einem Video bewertet er verschiedene Taktiken. Manche seien gang und gäbe, andere riskanter. „Dann haben wir was Kleines, Süßes“, fährt er fort, „du gehst mal in eine andere Abteilung, vielleicht zu einem Kollegen, sagst, der brauchte kurz Hilfe.“ Wieder zehn Minuten erfolgreich und subtil geklaut.

So manche Tugendwächter finden sich in den Kommentarspalten. „Wie wäre es mit Arbeitsmoral?“, oder: „Mit der Einstellung werdet ihr nie Karriere machen.“ Das mag vielleicht stimmen, hat aber natürlich zur Prämisse, dass man Lohnarbeit so geil findet, dass man überhaupt Karriere machen möchte. Und dass es außerdem für jede_n und in jedem Betrieb ein realistisches Ziel ist, Karriere zu machen, sich hochzuarbeiten.

Der eigentliche Betrug, muss man gegenüber denjenigen argumentieren, die jede noch so kleine Form des Arbeitszeitbetrugs für verwerflich halten, ist die Lohn­arbeit, an der sich die oberen Etagen bereichern. Reich werden kannst du schließlich kaum, ohne dass du Menschen, die für dich arbeiten, ausbeutest. Ein Nutzer auf Reddit schreibt: „Arbeitszeitbetrug? Du meinst Lohndiebstahlausgleich.“

Ein kleiner Protest

Die meisten Memes dazu haben einen wenig ernsten Ton, lesen sich aber dennoch als ein kleiner Protest. „Wie sich Arbeitszeitbetrug anfühlt“, steht da oft. Darunter Bilder, die von einem schelmischen Grinsen bis zu größter Glückseligkeit reichen: Etwa ein Mensch, der mit geschlossenen Augen in einem bunten Blumenfeld liegt, Delfine, die vor einem Regenbogen durch Wellen springen, ein Sonnenuntergang.

Besonders schön ist die Vorstellung, dass diese Memes vielleicht während der Arbeitszeit entstanden sind. Noch besser wäre aber, den Unmut in einen echten Arbeitskampf zu übersetzen.

Ob, und wenn ja, zu wie viel Arbeitszeitbetrug es während des Verfassens dieses Textes gekommen ist, möchte die Autorin nicht offenlegen.

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Valérie Catil
Gesellschaftsredakteurin
Redakteurin bei taz zwei, dem Ressort für Gesellschaft und Medien. Studierte Philosophie und Französisch in Berlin. Seit 2023 bei der taz.
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78 Kommentare

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  • El classico! Indeed

    “Der Klassiker, da sind sich die Expert_innen im Internet einig, ist es, auf der Toilette zu trödeln.“

    Liggers. 20er voriges Jahrhundert.



    Als die Freie & Hansestadt nicht nur Niederegger Marzipan & Theaterkulisse!



    Sondern LMG HATRA-Walzen Hochofen 🙀



    Dräger & Flender - zeitweilig größte Schiffswerft der Welt (die Travemündung ist ein Fjord!) beherbergte & mann bürgerlich klugerweise dort sich als Werkstudent verdingte - hatte nicht nur Alexander Spoerl (Die Memoiren eines mittelmäßigen Schülers;)



    Über diese doch arg fremde Industriewelt erheiternd befremdliches zu berichten.



    Dolli - Sproß 🌱 einer 🏑 Dynastie & angehender Mediziner fiel auf Flender? LMG? auf, daß der Werkstattmeister des recht öfteren den Lokus frequentierte. Seinen altklugen Hinweis - er könne da was verschreiben! Quittierte der Deliquent “Jung! Dat möts die marken! Dat Schitten - ward hier mitbetohlt!“



    Auch schön: Sing Broder 🏑 ging als frischgebackener Dipl.Ing zu Dräger (Hochdrucktechnik weltführend “eh die Amis ihn übern Schnabel nahmen;(



    “Na junger Mann! Wo sind Sie dran! Ah & Was sagt der Obermeister?“ “Ja - der meint!“



    “Junger Mann! Wenn der Obermeister…dann überprüfen‘s nochmal.“

    • @Lowandorder:

      Ok. Der noch! Noch was früher!

      “Wenn hei wat shall! Mut hei ut de Büx!“



      Bäuerliche Arbeitswelt meiner Altforderen väterlicherseits - 🙀🥳👨‍🌾👩‍🌾 •



      (kurzform - Fuuljack - ;)

    • @Lowandorder:

      Letzteres hat sich in manchen Bereichen bis heute nicht geändert.

      Richtung Bonner Wall in Kölle gibt’s sone ähnliche Firma - zB Hydraulische Bühnen - bis hin zu für Events (Riesenschiffe!) jedes Teil ein Unikat!



      Ein befreundeter Mitmusiker - längst im verdienten Ruhestand - “…naja so ein-zweimal die Woche schau ich mal rein - wenn’s mal wieder irgendwo klemmt!“



      (kein wunder daß es mit ming 🎺 feines Cornet bei ihm nicht so recht weitergeht - 🥳 - ;))

  • Nun Ja, der Lohn wird ja dann von den Kollegen erarbeitet. Es ist also nicht Betrug am "Chef", sonder Betrug am Kollegen. Man macht mit den Ausbeutern gemeinsame Sache. Arbeitszeitbetrüger sind auch nur Ausbeuter.

    • @Rudolf Fissner:

      Schön zusammengefasst.

  • Wenn's am Ende nicht auffällt, weil die erwartete - und entlohnte! - Leistung eben doch erbracht wurde, wo ist dann genau der zu beziffernde Schaden?

  • Warum sich überhaupt die Mühe machen für Geld einer Arbeit nachzugehen? Die soziale Hängematte ist doch groß genug in Deutschland. Dann kann man sich immer noch als Dirndl-/Schmuckdesigner, Kulturschaffender und Aktivist sein Leben fristen.

    • @Frankenfurter:

      "Warum sich überhaupt die Mühe machen für Geld einer Arbeit nachzugehen?"

      Eben. Sie könnten doch auch für nichts als Bäcker, Dachdecker oder Krankenpfleger arbeiten.



      Wer hindert Sie daran?

      Nur den Mindestlohn, den sollten Sie da schon direkt eintreiben, statt sich den vom Staat auszahlen zu lassen.

    • @Frankenfurter:

      Erbe. Sie haben Erbe vergessen.

    • @Frankenfurter:

      Soziale Hängematte nutzen und Kulturschaffender sein geht nicht gleichzeitig.



      Wer absichtlich das Gemeinwohl schädigt, weil er sich von der Allgemeinheit aushalten lässt obwohl er arbeiten könnte, der vermindert das Geld das dem Staat zur Verfügung steht um kulturelle Programme, Einrichtungen oder Vereine zu fördern.



      Denn wer oder was kulturschaffend ist - und vielmehr noch, was oder wer davon förderungswürdig ist - das entscheidet der Staat und nicht der Einzelne.



      Zum Glück.

    • @Frankenfurter:

      Influencer nicht zu vergessen.

  • Die Wahrheit liegt irgendwo zwischen Arbeitszeitbetrug und Bullshit-Jobs.

  • Nein, wie seit Marx Begriff des Mehrwerts bekannt sein sollte, ist Lohnarbeit nicht der "eigentliche Betrug". Ausbeutung ist das Einstreichen des Mehrwerts, und Mehrwert ist die Differenz zwischen dem Wert der Arbeitskraft, und dem Wert, den sie produziert. Und der Wert der Arbeitskraft ist wiederum die Summe des Werts der Lebensmittel (im weiteren Sinn), die zur Reproduktion der Arbeitskraft nötig sind. Daher handelt es sich nicht um Betrug, sondern um gerechten Tausch, der aber auf herrschaftlichen Voraussetzungen ruht.

    Die Differenz wird ständig reinvestiert und häuft sich als Produktionsmittel an. Und die bilden eine den Arbeitskraftbesitzer:innen gegenüber verselbständigte Macht, die es ihnen verunmöglicht, ihr Arbeitsvermögen selbstbestimmt zu veräußern. Deswegen der völlig verständliche Wunsch, den Besitzer:innen der Produktionsmittel in die Suppe zu spucken und letztlich das Angebot der Ware Arbeitskraft zu verknappen, so dass ein höherer Preis für sie verlangt werden kann. Wären da nicht die Kollegenschweine, die die nicht geleistete Arbeit nicht auch liegen lassen, sondern selbst machen, und die klassenbewussten Kolleg:innen auch noch als faul beschimpfen.

    • @lifopiw:

      "...Wären da nicht die Kollegenschweine, die die nicht geleistete Arbeit nicht auch liegen lassen, sondern selbst machen, und die klassenbewussten Kolleg:innen auch noch als faul beschimpfen...."

      Meinen Sie das tatsächlich ernst oder ist das Satire (Frage ist ernstgemeint)?

  • In großen Firmen wird man zumindest in den Büroabteilungen seit jeher für Anwesenheit bezahlt, nicht für geleistete Arbeit.

    Ich kenne keinen Fall, wo auch bekannte Drückeberger in meinem Unternehmen sanktioniert worden wären.

    In produktiven Bereichen ist das sicher anders. Irgendwie neu ist das jedenfalls nicht. Ich bin sicher, das gibt es bereits seit 100 Jahren.

    • @Sonntagssegler:

      Ich weiß ja nicht welche "großen Firmen" Sie kennen, aber die, in denen ich gearbeitet habe, war auch der Bürojob nicht von Müßiggang geprägt. Im Gegenteil: Vorgegebene Projekte mussten zu bestimmten Stichtagen fertig gestellt werden, jeder bearbeitete Vorgang wurde durch die EDV protokolliert (durch persönliche Log-In ID).

  • Die Einen nennen es Arbeitszeitbetrug, angesichts der Burnout Rate in der IT Branche nenne ich es Übernahme von Selbstverantwortung.

    Aber Spaß bei Seite. Aus eigener Sicht kann ich sagen meine Arbeit hat 2 Bereiche. Die Kernarbeit und Probleme durch Managment/Firmenpolitik die den größten Teil der Arbeitszeit in Anspruch nehmen. Auch ein gewisser erzieherischer Aspekt spielt mit rein. Sobald ich eine Aufgabe außerhalb meiner eigentlichen Verantwortung übernehme, einfach damit sie erledigt ist... wird der eigentliche Verantwortliche sich merken das die Aufgabe "einfach so" für ihn erledigt wird. Und mit Blick auf die Branche habe ich zwangsläufig resigniert und stelle mich der einzigen Frage: "Wie komme ich über die Runden mit möglichst wenig Frust?"

  • Der Preis der Freiheit kostet halt beiden etwas, sowohl Arbeitgeber wie Arbeitnehmer.

  • Also in meinem Büro (Bahndispo, städtisches Unternehmen) gibt es Leute, die mühsam auf 30 min Arbeit pro Stunde kommen. Schwätzen, Rauchen, Kickern, zum Lidl gehen,... Gründe sind reichlich vorhanden.



    Es gibt auch Kolleginnen, die wegen der Kinder im. Homeoffice sind und dann dort auch schon mal stundenlang nicht ans Telefon gehen. Auf dem Diensthändy wird dann gelegentlich Präsenz in Teams simuliert. An Präsenztagen hat das Kind Fieber.

    Im Prinzip durchaus sympathisch - aber es gibt andere, die dann die Arbeit machen.

    In Führungsetagen sind nach meiner Beobachtung 30 min schon viel. Da geht es eher in Richtung 15 min. Aber die werden auch nicht pro Stunde entlohnt.

    • @Tz-B:

      Selten in der Logistik Chefetagen gesehen, die nur 15 von 60 min die Stunde arbeiten... Eher 50h die Woche... Aber es scheiden sich wahrscheinlich die Geister, was "Arbeit" ist...

    • @Tz-B:

      Klingt, als gäbe es strukturell viel zu wenig Arbeit für die Belegschaft. So viele Überstunden, um das alles zu erledigen, können die anderen ja kaum machen.

  • Als Gegenwaffe hat der Arbeitgeber oder sein Boss vor Ort seine Arbeitsleistungsstatistik. Damit geht er hausieren, indem er ihm genehme ArbeitnehmerInnen weiter schaffen lässt, anderen aber aber erklärt, sie leisteten zu wenig. Wie er wessen Daten interpretiert oder ob er sich überhaupt wirklich die Mühe macht zu genau hinzuschaun wer warum wann wieviel schafft - ein Rätsel. Der betroffene aussortiere Mitarbeiter kann sich dann einen neuen Job suchen. Aufgrund arbeitgeberseitigen Arbeitszeitbetruges, durch die dem Arbeitnehmer bzw. der Arbeitnehmerin keine gerechte Leistungsbewertung zuteil wird, ja sogar die Teilhabe am Arbeitsleben jäh unterbrochen.

  • Ja klar. Merz hat gesagt wir müssen mehr arbeiten, deshalb sagen wir jetzt, Ätschbätsch wir drücken uns. Das ist doch der eigentliche Aufhänger hier.



    Ich arbeite für viele städtische Förderprojekte auch im kulturellen Bereich. Da hat gar niemand irgendwas auszustehen und trotzdem gibts da immer Leute, die zusehen, möglichst wenig machen zu müssen. Das geht nicht auf Kosten irgendeines Schinders, sondern auf die der Kollegen und des Projektes. Selbst bei Umzügen im privaten Bereich gibts sowas. Es geht auch nicht darum Karriere zu machen, sondern das was man tut, immer auch mit Engagement zu machen. Und da gehts nicht darum, mal kurz durchzuatmen oder zwei Minuten zu lang beim Mittag zu sitzen. Bevor ich mir so eine Einstellung zulegen würde, zu überlegen, wie ich irgendwie am besten den Tag vergammle, weil mein Job scheiße ist, würd ich mir eher irgendwas anderes suchen. Selbst wenns nicht so gut bezahlt ist.

    • @Deep South:

      Besser hätt ich's nicht formulieren können, Danke!

  • So einfach ist das nicht.



    Bei herkömmlichen Arbeitsplatzmodellen wird die Anwesenheit bezahlt und ein wie auch immer gearteter Chef hat darüber zu wachen dass die Arbeitszeit effizient (im Sinne des Unternehmers) genutzt wird.

    Im Homeoffice gibt es diese Anwesenheit nicht (mehr). Also wird die geleistete Arbeit bezahlt. Was einem Akkord recht nahe kommt aber eben kein Akkordlohn ist (denn bei Akkord gibt es keinen ArbeitsZEITbetrug).



    Und so darf man sich sicher die Frage stellen, ob Kaffe holen oder Pinkeln gehen im Homeoffice anders zu bewerten ist als im Bürojob.

  • Nur weiter so, immer mehr Leistung vom Staat und immer weniger arbeiten. Doch halt wer, ist der Staat? Steuerzahlende, die von irgendwem beschäftigt werden. Von Unternehmen zum Beispiel. Aber als Unternehmer/in muss man halt was unternehmen. Nicht vergessen, wir haben in diesem Land freie Berufswahl! War in antikapitalistischen Systemen nicht immer so. Da musste man, um richtig gut zu leben, zur richtigen Partei gehören.

    • @HMG HMG:

      Nicht mehr Leistungen vom Staat, sondern für alle eine Leistungsorientierte / Gewinnorientierte Vergütung für alle die, die an dem erwirtschaften gegebenenfalls produzieren Gewinn maßgeblich beteiligt sind.

      • @Alex_der_Wunderer:

        Aber wer während seiner Arbeitszeit irgendwelche anderen Dinge macht, anstatt die, für die er oder sie bezahlt wird, der ist am " gegebenenfalls produzieren Gewinn" im Zweifel nicht maßgeblich beteiligt, hätte also keinen Anspruch auf gewinnorientierte Vergütung - die es ja durchaus gibt.

        Solche Leute sind im Zweifelsfalle schlicht faul, auch wenn sie sich als Revoluzzer geben.

  • *Arbeitszeitbetrug* - Damit kennen sich Arbeitgeber ja sehr gut aus. Die beiden Worte 'Arbeitgeber' und 'Arbeitnehmer' kommen einem ohnehin so vor, als ob die aus einer längst vergangenen Zeit stammen. Vielleicht sollten wir endlich mal im 21. Jahrhundert ankommen und diese "Herr und Knecht" Idiotie beenden, da sie auch den Planeten und das Klima zerstört.

    Aber zurück zum Arbeitszeitbetrug. Ist damit eigentlich gemeint, dass die Anfahrt und Abfahrt zu/von der Arbeit nicht vom Arbeitgeber bezahlt wird, und dass die 30 Minuten Frühstückspause und 30 Minuten Mittagspause auch nicht bezahlt werden? Denn weder bei der An- und Abfahrt, noch bei den beiden Pausen ist der Arbeitnehmer "frei in seinem Handeln", sondern dem Diktat der Arbeitswelt weiterhin unterworfen. Darüber hat sich aber wohl noch niemand große Gedanken gemacht.

    Der Arbeitgeber spricht gerne von Arbeitszeitbetrug, aber nicht der Arbeitgeber wird betrogen, sondern der Arbeitnehmer wird vom Arbeitgeber betrogen - und dieser Betrug lautet *Lebenszeitbetrug*. Davon lebt der Arbeitgeber nämlich, und davon kann er sich seinen ganzen Luxus leisten; und das alles auf Kosten der Arbeitnehmer und des geschundenen Planeten.

    • @Ricky-13:

      Jeder hat das Recht einen Arbeitsort und Arbeitgeber seiner Wahl auszuwählen. Wenn der Arbeitsweg zu lang ist, umziehen oder Arbeitgeber wechseln. Bezahlte Pausen sind tarifvertraglich geregelt. Gibt es keine bezahlten Pausen und man ist unzufrieden, Arbeitgeber wechseln. Ist der Lohn zu niedrig, Arbeitgeber wechseln.



      Und das Klischee vom superreichen Arbeitgeber langweilt irgendwann.



      Der beste "Betrug" ist also, gar nicht arbeiten. Dann muss ich nicht über die Rahmenbedingungen anderer jammern

    • @Ricky-13:

      Aber schon supi großzügig wenn Arbeitgeber die Zeit für's shoppen des neuen Office Outfit's mit anschließendem Coiffeurtermin vergüten. Selbstverständlich auch die Zeit im Fitness Studio, denn Arbeitnehmer sollen / müssen ja auch fit bleiben...

      • @Alex_der_Wunderer:

        *... des neuen Office Outfit's mit anschließendem Coiffeurtermin ...*

        Da kenne ich mich nun gar nicht mit aus, denn ich habe in der physikalischen und ingenieurwissenschaftlichen Forschung gearbeitet und da kommt es nicht darauf an was man 'auf' dem Kopf hat, sondern was man 'im' Kopf hat.

        • @Ricky-13:

          😇😉🫡

  • Ist es nicht so, dass jeder der mehr verdient als ein anderer, sich auf dessen Kosten bereichert?



    Also in dieser speziellen Sichtweise die dahintersteckt?



    Leider sieht man die überall: Klimawandel, das obere 1% bläst 10 mal mehr raus als ich...



    Lohndiebstahl? Der Chef verdient eh 10 mal zuviel...



    Wenn man nur immer nach oben schielt wird einem das eigene 'Problemleben' das man führt, eben nicht bewusst. Die Problemverursacher.... das ist der "schlaue" Mittelbau, fast zu jedem Thema. Klimawandel, AfD wählen,.... Arbeitszeitklau, Witze über die eigene Doofheit machen! Ich kann da schon drüber lachen.... ich befürchte nur, das meinen viele ernst!

  • Mehrwertzurückhaltung

  • Früher, ja früher, wäre das Thema Rauchpausen gewesen.



    Vielleicht nimmt deswegen der Burn-out zu. Es gibt zu wenig externe Verbrennungsphasen.



    Büroangestellte haben immer schon mal anderes am Bildschirm gemacht, Angestellte in der Dienstleistung, Bedienung etc, halten halt mal ein kleines Schwätzchen. Die in der Produktion am Band waren gekniffen. Da blieb nur die Raucherpause. Niemand kann sich 8h konzentriert fokussieren. Aber , wie überall, die Menge machts.

    • @fly:

      Am Band hatte man seine Pausen und der Kopf kann mit der Stechuhr wieder für andere Dinge als Arbeit genutzt werden. Außerdem sind am Band eher 35 statt 40h normal.



      In einigen Büro Jobs (zb Software Entwicklung) ist man gerne 24h mit dem Kopf bei der Arbeit... Ausschalten wenn es ein richtiges Problem gibt (und das gibt es für ehrgeizige Entwickler eigentlich immer) ist da halt nicht

  • Guter Text. Mir gefällt "Lohndiebstahlausgleich".

  • Auszug:"Der eigentliche Betrug, muss man gegenüber denjenigen argumentieren, die jede noch so kleine Form des Arbeitszeitbetrugs für verwerflich halten, ist die Lohn­arbeit, an der sich die oberen Etagen bereichern."

    Polemischer gehts nimmer!

    • @Krumbeere:

      Warum Polemik? Zahlt sich die Führung Ihres Arbeitgebers den selben Stundenlohn, wie Ihnen und teilt nicht investierte Gewinne mit Ihnen anteilig nach geleisteter Arbeitszeit auf?

      • @Thomas L.:

        Warum wird jemand Unternehmer? Weil er damit Geld verdienen will. Wenn er viel Geld verdient, bedeutet das i.d.R. das er auch viele Mitarbeiter braucht (Finanzhaie etc. ausgenommen). Er sorgt also auch für Jobs. Die Höhe der Bezahlung regelt der Markt, nicht der Unternehmer. Wenn er also nur 50% des Branchenüblichen Lohns bezahlt, hat er nur untaugliche Mitarbeiter, weil die anderen die Firma verlassen oder dort gar nicht erst anfangen. Und die Führungskräfte zahlen sich auch nicht einfach einen Lohn. den bestimmt ihr Arbeitgeber, egal ob der eine Person ist oder ein Vorstand einer AG. Führungskräfte haben keine 35 Stunden-Woche und selten ein freies Wochenende. Das einzige was mich stört, sind unfähige Manager, die bei Entlassung auch noch eine unverschämte Abfindung kassieren!

      • @Thomas L.:

        Richtig, aber das tun Sie mit Ihren 'Untergebenen' ja auch nicht! Oder was machen Sie am Jahresende, wenn Sie z.B. 5.000 Euro gespart haben? Teilen Sie das auf mit Ihrer Putzfrau, Kollegen die weniger verdienen als Sie, Bäcker an der Ecke, Busfahrer....Kindern und Verwandten?

      • @Thomas L.:

        Dass es Unterschiede in der Bezahlung gibt, ist ja nun kein Geheimnis. Mal mehr, mal weniger. Warum sollte ein Handwerksmeister seinen Gesellen und/oder Auszubildenen den gleichen Lohn zahlen und an den Gewinnen gleichmäßig beteiligen?

  • kein Kaffeeküchentratsch dafür einige Minuten den Hund streicheln - was ist wohl gesünder fürs Herz. Wissenschaftlich schon erwiesen - Hunde streicheln senkt den Herzschlag.

    Wer denkt, dass Mitarbeiter im HO weniger arbeiten, weil diese nicht kontrolliert werden können - hat die falschen Mitarbeiter oder gibt die falschen Rahmenbedingung (ich tippe auf zweites) Mitarbeiter die die richtigen Aufgaben haben und sich gesehen und gewertschätzt fühlen - erfüllen die gestellen Aufgaben - auch wenn mal die Waschmaschine geleert werden muss.

    • @Stefan Waschik:

      Richtig. Wer im Homeoffice nichts schafft, schafft auch im Büro nix.



      Die Angst einiger Arbeitgeber ist Blödsinn. Die richtige Mischung machst. Der soziale Aspekt im Büro sollte allerdings nicht unterschätzt werden. Also das sehen/reden/zuhören mit Kollegen

  • Wem bewusst wäre, dass er mit seiner Arbeit gerade mal seinen Lebensunterhalt ‚verdient‘ und andere durch diese Arbeit massenhaft Profite einstreichen, würde wohl ganz selbstverständlich nur so viel leisten, wie er gerade muss, um nicht rauszufliegen.



    Aber da die Ausbeuter in dieser Gesellschaft hoch angesehen sind und tun und lassen können, was sie gerne wollen und vor allem ihrem Profit nutzt, wird sich daran nicht viel ändern. Denn die Ausgebeuteten selbst - oder ist es gar ihre Dummheit - sind die besten Garanten dafür, dass die einen Angst vor einer Mieterhöhung von ein paar Euro haben und die anderen an jedem einzelnen Tag Milliarden an Profit einstreichen.



    Ich weiß, dass ist jetzt sehr Schwarz-Weiß und es gibt viele Grautöne dazwischen, aber das Grundprinzip ist halt so.

    • @Tiene Wiecherts:

      *Ich weiß, dass ist jetzt sehr Schwarz-Weiß ...*

      Sie sehen das vollkommen richtig. Die Mainstream-Medien der Reichen haben es aber in den vergangenen Jahrzehnten geschafft, dass der kleine Bürger darüber gar nicht mehr nachdenkt. Der Bürger schimpft auch lieber auf Obdachlose, anstatt einmal zu fragen, weshalb es im 21. Jahrhundert in einem der reichsten Länder dieser Welt überhaupt Obdachlosigkeit gibt. Und weil der Bürger aufgehört hat zu denken, sieht er ja auch nicht, wie die Hartz4/Bürgergeldbezieher in das hinterhältige Spiel der Reichen und Mächtigen mit einbezogen werden. Denn wenn man Bürgergeldbezieher schlecht behandelt, dann mucken die kleinen Arbeitnehmer nämlich nicht auf und verlangen auch keinen höheren Lohn und bessere Arbeitsbedingungen, weil sie nämlich Angst haben, auch als Bürgergeldempfänger zu enden.

      • @Ricky-13:

        *Mainstream-Medien der Reichen*



        Genau, zum Beispiel. Und wie sie es schreiben, stattdessen „mucken“ sozusagen die Schwachen gegen die Ohnmächtigen auf. Liest man in solchen Medien die Kommentare zu Arbeitslosigkeit und Arbeitslosen kann man nur noch entsetzt sein. Neoliberaler Sozialdarwinismus pur. Man wünscht und das mit vollem Ernst, Arbeitslose sollten ihre Wohnungen aufgeben müssen um in Sammelunterkünfte zu ziehen. Arbeitszwang sowieso! Bei Verweigerung: Auf die Straße zum Betteln schicken, „Brot Bett und Seife“ sind schon zu viel. Es ist „erstaunlich“ und doch wiederum erklärbar, warum solche, wie gesagt ganz ernsthaft gestellte Forderungen gerade bei den prekär gestellten Bevölkerungsteilen so verbreitet sind. Die AfD feiert „Triumpfe“, weil die Schwachen sich ihr ausliefern, sich ausliefern lassen.

    • @Tiene Wiecherts:

      Auch wenn dies wirklich sehr s/w ist, haben Sie sicher eine Lösung für dieses Problem. Kleiner Tip: Der Sozialismus ist schon gescheitert.



      Oder ist es Jammern auf hohem Niveau oder Hauptsache ich hab mal was geschrieben?



      Eine Lösung kann ich auch nicht präsentieren, halte das Modell der ursprünglichen sozialen Marktwirtschaft (so wie bis etwa 1990) aber immer noch für das Beste.

      • @Oleg Fedotov:

        Der Sozialismus hat einen entscheidenen Vorteil gegenüber dem Kapitalismus: Dieser funktioniert wenigstens in der Theorie.

  • Und morgen der Artikel: Steuerhinterziehung? Nein, Anhalten der Staatsverwaltung zum effizienten Mitteleinsatz.

    • @Strolch:

      Naja, da gibt es schon noch einen Unterschied: Arbeitszeitbetrug, oder kreative Arbeitszeitgestaltung ;), richtet sich gegen ein Unternehmen. Wenn in deren oberen Etagen Manager sitzen, die schön ihre Provision kassieren, die die Lohnarbeiter für sie erwirtschaften, ist das moralisch schon anders zu bewerten, als Steuerhinterziehung. Diese richtet sich schließlich gegen alle Bürger, und ist damit einfach unsolidarisch.

      • @Barbarosssa:

        Dann dürfen ihrer Argumentation nach aber die Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst nicht bummeln. Arbeiten schließlich für die Allgemeinheit. Genauso Bei der Bahn etc. Bei einer kleinen Firma, bei der der Chef grad so um die Runden kommt, ist es erlaubt? Meine Meinung ist, wenn ich einen Vertrag unterschreiben, muss ich mich dran halten. Egal ob für Bund, Stadt oder Firma. Bin halt altmodisch....

      • @Barbarosssa:

        Am Ende muss die Arbeit gemacht sein. Wer macht die? Der Kollege, der nicht betrügt. Also ist der Arbeitnehmer mit kreativer Arbeitszeitgestaltung auch unsolidarisch. Der "auf der faulen Haut liegende Bürgergeldempfänger" der mitfinanziert wird, ist ebenfalls unsolidarisch - hier kann der Staat doch gut Ausgaben sparen.

        Aber es zeigt das, was ich zeigen wollte: Eine Ausrede für sein eigenes (als falsch wahrgenommenes) Verhalten, findet jeder und im Zweifel ist es auch durch das Verhalten anderer Menschen ("Bürgergeldempfänger" oder "Manager") gerechtfertigt.

        • @Strolch:

          Als ehml. auch „langer Langzeitarbeitsloser“ möchte ich anmerken zur Beurteilung des „faulen Arbeitslosen“, welcher „Arbeitszeitbetrug“ als „Totalverweigerung“ an der Gesellschaft begeht u. also unsolidarisch den anderen der Gesellschaft finanzielle Lasten aufbürdet.



          Diese Position unterstelle ich Ihnen nicht. Sie schildern ja mehr, was in der Gesellschaft vertreten wird.



          Doch „die Faulheit der Arbeitslosen“ hat einen so komplexen, so komplizierten Hintergrund an Ursachen, dass sich „Faulheit“ als vorschnell beobachtetes Phänomen herausstellt, welches sich darüber eigentlich schon auflöst. Was man am Arbeitslosen an Faulheit zu beobachten meint, ist das Ergebnis sozioökonomischer, soziokultureller, sozial- u. individualpsychologischer Wirkungen. Ohne dass dabei die individuelle, eigenverantwortliche Autonomie des selbstentscheidenden Individuums entschuldigend geleugnet werden müsste. Ein klein wenig u. doch genug weiß ich davon über die Selbsterfahrung hinaus, um das schreiben zu können. Die Gesellschaft kleidet den Arbeitslosen mehr in Faulheit, als dass die ihm als dickes Fell von innen heraus wächst. Aufsatztipp liefere ich.

          • @Moon:

            Ein einzelnes Beispiel:



            *Aus Politik und Zeitgeschichte*



            Christine Morgenroth



            Arbeitsidentität und Arbeitslosigkeit – ein depressiver Zirkel



            06.05.2003



            „Arbeitslosigkeit kann für die Betroffenen psychische Folgen haben. Es ist jedoch falsch, depressive Reaktion Betroffener als individuelle Pathologie umzudeuten.“ Link:



            www.bpb.de/shop/ze...epressiver-zirkel/

        • @Strolch:

          „Am Ende muss die Arbeit gemacht sein.“



          Nach meiner Kenntnis wurde/wird in der „klassischen“ Arbeiterschaft „Arbeitszeitdiebstahl“ als unsolidarisches Verhalten dem „Kollektiv“ gegenüber gewertet u. entsprechend gerügt. Ist mir auch aus eigenem Erleben bekannt. Natürlich mahnt die Arbeiterschaft solidarisches Verhalten gegenüber dem Einzelnen an und tut das mit bewusster Haltung. Eine Solidarität die dann gebraucht wird, wenn es gilt, sich gemeinsam gegen ungerechtfertigte Arbeitsanforderung Wehr zu setzen. Noch als „Werkstudent“ am Fließband, forderten mich dort die Vertrauensleute der Gewerkschaft auf, möglichst am Samstag Sonderschicht zu fahren, obwohl die freiwillig war. Man bekam Lohnzuschläge, die Mehrarbeit war begehrt. Entsprechend wurde „Freiwilligkeit eingefordert“ um mit genügend Leuten die Sonderschicht zu ermöglichen. Gleichzeitig war man immer ohne zu zögern bereit, sich ungerechtfertigten Ansprüchen zu verweigern. Bummelei am Fließband wurde schon untereinander gerügt. Gleichzeitig war man – an den Vorarbeitern vorbei – immer bereit, den Anderen beim Erlernen der Handgriffe geduldig zu unterstützen, damit keiner wegen „Unfähigkeit“ seine Arbeit verlor.

          • @Moon:

            Man braucht heutzutage keine Knute und Peitsche des Aufsehers mehr, denn die kleinen Arbeitnehmer disziplinieren sich schon lange untereinander. Perfekter hätten die Reichen und Mächtigen es nicht hinbekommen können. Und die Millionen Hartz4/Bürgergeldbezieher, für die man ohnehin keine Arbeit mehr hat, werden als Sozialschmarotzer hingestellt, bekommen gerade mal genug Geld zum überleben und sollen den (Noch)-Arbeitnehmern klar machen: "Wenn ihr mehr Lohn verlangt, dann werden wir euch auch zum Jobcenter schicken, wo man euch dann ganz schnell Manieren vor der Obrigkeit beibringt."

  • Kleine subversive Aktionen sind gut für die Psyche. Es gibt genügend Tätigkeiten und Arbeitsverhältnisse die scheiße sind und Menschen machen sie weil sie Geld verdienen müssen. Von fünf Minuten länger auf dem Klo geht die Welt nicht unter.

  • Was erwarten diese und andere Industriegesellschaften, die am Begriff Arbeit mit ihrem Überproduktionswahn, der Steuerverschwendung, dem Arbeitsaufkommen durch Umweltverschmutzung, (Wirtschafts)Kriminalität und ähnlichem Betrug begehen?

  • uralte Weisheit hier aus dem Ruhrpott: Wer die Arbeit kennt und sich nicht drückt, der ist verrückt.

  • Eh lieb, aber geht nicht über systemerhaltendes Individualkleinklein hinaus, und funktioniert auch nur in irgendwelchen Bürobullshitjobs, die wegkönnen.

    Derweil laufen bei der Gewerkschaftsdemo für bessere Arbeitsbedingungen in Pflegeberufen mehr Ordner mit als Beschäftigte.

  • Nice.

  • Kennt die heutige Generation Z eigentlich schon das Moorhuhn-Spiel? Wenn die das entdecken - ade Wirtschaftswachstum und Herr Merz muss wieder weinen. Gemäß dem Motto aus "Asterix, der Gallier": Sie sind alle so dumm, und ich bin ihr Chef!

  • Danke! Eine unerwartete und sehr selten gewordene linke Haltung. Man könnte vielleicht noch anfügen, dass es damit zu tun hat, dass die Arbeit vieler Menschen, die sowas machen, sehr sinnlos ist. Man brokelt an der millionsten Web Page herum, die keiner braucht und die nur dazu dienen soll, vielleicht doch noch ein paar mehr Exemplare des überflüssigsten Scheiß' den die Firma herstellt zu verticken. Oder ähnliches. Dazu gibt es wenig Firmen, bei denen es eine Form von Beteiligung gibt, so dass Selbstwirksamkeit ein Fremdwort bleibt. Ich versuche kramkpfhaft, das marxsche Wort der entfremdeten Arbeit zu vermeiden, aber das ist es letztlich. Und da kommt wenig Motivation auf.

    Interessanterweise gibt es diese Haltung bei wirklich sinnvollen Berufen selten, denke ich. Z.B. konnte ich das bei allen Pflegekräften, die ich kennengelernt habe, nicht feststellen. Die machen das Gegenteil: sie halten sich nicht an die 2 Minuten (->Profitmaximierung), die ihnen zugestanden werden, um den Zuckerspiegel eines Menschen zu messen. Sie bleiben auf eigene Kosten länger, um mit ihm auch noch etwas zu reden.

  • Bisweilen macht es auch Sinn, über die Inhalte der Arbeit & die Compliance zu sprechen o. zu schreiben:



    "Ein Bullshit-Job ist eine Form der bezahlten Anstellung, die so vollkommen sinnlos, unnötig oder gefährlich ist, dass selbst derjenige, der sie ausführt, ihre Existenz nicht rechtfertigen kann, obwohl er sich im Rahmen der Beschäftigungsbedingungen verpflichtet fühlt, so zu tun, als sei dies nicht der Fall.“



    Und Graeber macht es konkret: Im Buch kommen die Menschen selbst zu Wort. Ein Beschäftigter eines Sub-Subunternehmers, der etwa Umzüge innerhalb einer Behörde organisiert. Da werden gleich mehrere Menschen mit Formularen beschäftigt, es vergehen Tage und viele Anträge, anstatt dass man kurzerhand Schreibtisch, Rechner und Telefon über den Flur trägt."



    Quelle deutschlandfunk.de



    ebda



    "Occupy-Vordenker David Graeber hat Antworten.



    David Graeber ist Anthropologe und er ist Anarchist. Das sollte man wissen, wenn man dieses Buch liest. Denn es erklärt seine besondere Sichtweise auf die Dinge, seine Aufmerksamkeit für ein Phänomen, das die meisten Menschen nicht erkennen oder nicht hinterfragen würden."



    Aus d. taz-Archiv vor 31 Jahren:



    htps:taz.de/Zuviel-Arbeit-im-Kopf/!1564765/

    • @Martin Rees:

      Der Graeber-Artikel hierzu ist bereits ausreichend - das Buch walzt es nur noch mit Beispielen aus.



      Leider steckt Wahrheit darin.

  • Mit einem unqualifizierten Halbsatz, den man irgendwo in "social media" abgesondert hat, in einem echten Artikel erwähnt zu werden, ist dann bestimmt ein tolles Gefühl.

  • Die Sache mit dem "Arbeitszeitbetrug" ist doch komplexer.



    1.) "Der eigentliche Betrug, muss man gegenüber denjenigen argumentieren, die jede noch so kleine Form des Arbeitszeitbetrugs für verwerflich halten, ist die Lohn­arbeit, an der sich die oberen Etagen bereichern." Der Autorin schwebt als Betrogener offenbar der die dem "Arbeitskraftgebenden" herausgepressten Euros zählende Fabrikbesitzer oder Privataktionär vor. Ein großer Teil der "Arbeitergeber" aber sind Behörden, Verbände etc. Der "Betrug" (bzw. das so gestohlene Geld) betrifft das Gemeinwohl und damit jeden Bürger und normalen "kleinen" Sozialbeitragszahler, Steuerzahler (und damit wieder alle Mitarbeitenden, denn Kapitalisten, Reiche etc. zahlen in Dt. bekanntlich ja keine Steuern).



    2.) Die "Pause", (der Rechner, der "hängt", der lange Toilettengang, siehe andere Bsp.) schädigt in den meisten Fällen nicht die Verwertungsmaschinerie, sdn. die Kollegen, die im Zweifel die Arbeit des pausierenden Sachbearbeiters, Pflegers/Schwester etc. mitmachen müssen.



    3.) Die kleine Pause zwischendurch sei jedem gegönnt. Die Sanktion, wenn der Betrug auffliegt, aber auch.



    4.) Um "Karriere" geht es wohl in den allerseltensten Fällen.

  • Ebenfalls problematisch sind Firmen die das Arbeitszeitgesetz ignorieren, keine Arbeitszeiterfassung anbieten oder eine unzulässige ‚8 Std.‘ automatisch gebuchte Arbeitszeit durchführen. Ich rede hier von den großen Unternehmenberatungen sowie Grosskonzernen zB der Luftfahrtindustrie u.A. Hier wird bereits wieder versucht aus Mitarbeitern (AT die keine Überstunden bezahlt bekommen) so viel herauszuholen wie möglich, ohne Rücksicht auf Gesundheit (Verstösse gegen 10 Std Az täglich, 11 Std Ruhezeit). Dieses beziehe ich auf meine persönlichen Erfahrungen und kann es belegen. Über Arbeitszeitbetrug sollte man deshalb auf beiden Seiten schauen.

  • Ob Arbeitgeber, die den Lohn ihrer Arbeitskräfte ebenso "findig" reduzieren den gleichen Applaus der tazzies bekommen?



    Ansonsten: Erfahrungsgemäß ist die Lohnarbeit von Menschen, die solche Memes erzeugen, den Lohn nicht wert.

    • @Samvim:

      Machverhältnisse zu verdrehen ist kein Argument. Fast jede vierte Kontrolle deckt Verstöße gegen das Mindestlohngesetz auf.

      • @Andreas J:

        Das mag sein. Und eine entsprechende Kontrolle würde zeigen, dass Arbeitszeitbetrug noch weit häufiger vorkommt. Deshalb mein Kommentar

  • "Reich werden kannst du schließlich kaum, ohne dass du Menschen, die für dich arbeiten, ausbeutest."



    Nur für den Fall, dass das ernst gemeint sein sollte (unwahrscheinlich) oder irgendjemand das ernst nimmt (fast sicher):



    Das ist natürlich Käse. Viele Unternehmen, von DAX-Größe bis zur kleinen Boutique, bezahlen ihre Leute gut und bieten hochwertige Sozialleistungen, während sie in den höheren Etage nicht wenige Reiche produzierten und produzieren. Das geht dann, wenn man als Unternehmen einfach gute Produkte und Leistungen anbieten kann.



    Wenn man keine guten Ideen, Talente und Kenntnisse hat und dennoch als Unternehmer reich werden will, kann man alternativ auch seine Kunden ausbeuten. Oder seine Investoren. Oder den Steuerzahler (z.B. über Subventionen).

    • @Frauke Z:

      Kunden ausbeuten ist ja wohl Blödsinn. Wie soll das funktionieren? Das funktioniert nur bei Preisabsprachen innerhalb einer Bange. Fast jede vierte Kontrolle hingegen deckt Verstöße gegen das Mindestlohngesetz auf. Soviel zu guten Löhnen.

      • @Andreas J:

        Ich bin in anderthalb Jahrzehnten noch nie vom Zoll kontrolliert worden.



        Soviel zur repräsentativen Auswahl der Kontrollquote - die wissen in der Regel schon ganz gut, wo sie hinschauen müssen, um etwas zu finden...

      • @Andreas J:

        Das stimmt so nicht. 2023 wurden 42600 Arbeitgeber überprüft, bei gut 4200 wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Das ist immer noch viel, aber bei den 4200 Fällen sind auch solche dabei, wo gegen Aufbewahrungspflichten o.ä. verstoßen wurde.

  • So viel Getue, um Minuten zu schinden, was soll das?



    Das "Hallo, wie geht's?", das Teekochen, das Zwei-Minuten-auf-die Wand-Starren-und-Nachdenken gehören alles zur Arbeit, und Pausen machen bekanntlich langfristig produktiv.

    Wer seinen inneren Rebellenanteil mit so was wie Minutenschinden abspeisen will, sollte eher mit Gewerkschaft, Streiken, ... anfangen.



    PS: Produktiv und genügsam führt zu Viertagewochen.