piwik no script img

Bebauungsplan Tempelhofer Feld in BerlinFake-Demokratie des Senats

Erik Peter
Kommentar von Erik Peter

Für CDU und SPD steht fest: Entgegen dem Volksentscheid wollen sie das Tempelhofer Feld bebauen. Jetzt muss es nur irgendwie demokratisch aussehen.

Schöne Aussicht auf Kräne für das nächste Jahrzehnt Foto: dpa

A n der großen Bürgerwerkstatt zum Tempelhofer Feld beteiligten sich vor knapp zehn Jahren mehr als 1,1 Millionen Berliner:innen. Fast 750.000 von ihnen sagten beim damaligen Volksentscheid: Das Feld bleibt frei. Nicht nur für das Stadtklima ist das eine bis heute wegweisende Entscheidung; das Feld ist zu einem massenhaft genutzten Freizeitort einer hoch verdichteten Stadt geworden. Doch SPD, CDU und die mit ihnen verbandelte Immobilienbranche haben den Ber­li­ne­r:in­nen ihre Entscheidung niemals verziehen und sind seitdem auf Revanche aus.

Die allerdings muss in einem demokratischen Gewand daherkommen. Der Senat hat sich deshalb schon in seinem Koalitionsvertrag vorgenommen, das Volk erneut zu befragen, von oben, um seine Bebauungsphantasien endlich durchzusetzen. Dass es für ein solches Vorhaben bislang keine rechtliche Grundlage gibt, geschenkt, irgendwie wird man sich das schon noch hinbiegen. Damit das ganze nicht so aussieht, als würden die Herrschenden das Volk so lange befragen, bis das gewünschte Ergebnis herauskommt, hat man sich nun ein weiteres demokratisches Fake-Instrument einfallen lassen.

Dem autoritären Demokratiespektakel soll eine erneute Bürgerwerkstatt vorausgehen. 500 zufällig ausgewählte Bür­ge­r:in­nen sollen dazu befragt werden, ob auf dem Feld lieber ein paar Wohnungen oder Büros entstehen sollen. Gefragt werden sollen sie nicht, „ob“ das Feld bebaut werden soll, sondern „wie“, so hat es Stadtentwicklungssenator Christin Gaebler (SPD) diese Woche angekündigt.

Das entscheidende, gewünschte Ergebnis wird also bereits vorweggenommen, um dann mit einer besseren Argumentationsgrundlage in eine Volksbefragung gehen zu können. Dasselbe Ziel verfolgt ein städtebaulicher Wettbewerb, der ebenfalls Bebauungsideen vorab generieren soll.

Kein Raum für Gegenargumente

Mit dem vorgegeben verengten Meinungskorridor werden zentrale Argumente gerade derjenigen, die sich seit Jahren für das Feld engagieren und Expertise angesammelt haben, außen vor gelassen. Es wird nicht zur Debatte gestellt, ob man lieber erstmal all die Flächen bebaut, auf denen nach Senatsplänen bereits jetzt Platz für etwa 200.000 neue Wohnungen ist. Bei dem gegenwärtigen Tempo könnte in Berlin also noch 20 Jahre weitergebaut werden, ohne dass es das Feld bräuchte.

Doch über all das möchte der Senat nicht sprechen, stattdessen gewöhnt man die Stadtgesellschaft schon einmal an ein bebautes Feld. Für die Container-Unterbringung von Geflüchteten sollen demnach Freizeitanlagen wie das Baseball-Feld weichen. Bei dieser Maßnahme wird sogar auf Schaufenster-Demokratie verzichtet. Das Leid Geflüchteter kommt gerade recht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Erik Peter
Politik | Berlin
Redakteur für parlamentarische und außerparlamentarische Politik in Berlin, für Krawall und Remmidemmi. Schreibt über soziale Bewegungen, Innenpolitik, Stadtentwicklung und alles, was sonst polarisiert. War zu hören im Podcast "Lokalrunde".
Mehr zum Thema

65 Kommentare

 / 
  • Die Immobilienbranche hatte sich bereits auf die Randbebauung des Feldes als hoch begehrtes Filetstück gefreut und will sich den leckeren Kuchen nicht von einem demokratischen Volksentscheid dauerhaft vorenthalten lassen. Neben der CDU ist auch die Berliner SPD eng mit der Immobilienlobby verstrickt, was die SPD in der aktuellen Regierung zum natürlichen Komplizen der CDU macht und auch erklärt, warum die SPD den klaren Auftrag der Enteignung von Deutsche Wohnen und Co lieber ignoriert und verzögert - die zweite Missachtung eines Volksentscheides. Die Hauptursache für die aktuelle Wohnungsnot in Berlin und in anderen Ballungsgebieten sind die exorbitant gestiegenen Mietpreise plus absurd steigender Bodenpreise, die sich beim Kauf von Immobilien auswirken und günstige Mietpreise auch bei Ausnahme-Vermietern, die dies wollen, ebenfalls verhindern. Längst können auch Mittelstandsfamilien innerhalb der Stadt nicht mehr umziehen und bleiben beim Familienzuwachs in ihrer kleinen 2 Zimmerwohnung. Viele ältere Mieter, die sich gerne verkleinern wollen oder barrierearme Wohnungen suchen, finden ebenfalls keine, weil mit neuem Mietvertrag für sie unbezahlbare Mieten fällig werden. Besonders betroffen sind nach wie vor Mieter, die auf günstige Mieten angewiesen sind und gar keine mehr finden. Eine bundesweite Mietpreisbremse, sowie eine Reform des Bodens (Pacht statt Kauf als Regel) wären die besten Instrumente, um für ausreichend Wohnraum zuerst im Bestand zu sorgen. Inzwischen ist bekannt, dass klimapolitisch der Neubau generell kritisch zu sehen ist und der Fokus auf Umbau / Aufstockung im Bestand liegen muss. In Städten wie auf dem Land ist jede neu versiegelte Fläche Gift und trägt zur Aufheizung auch des Mikroklimas unmittelbar bei. Zusammenhängende Freiflächen in Städten sind längst erwiesene Instrumente zur Kühlung. Für mehr Klimaresilienz ist behutsame Baumbepflanzung (Beschattung) auf dem Feld das Gebot der Stunde, keine neue Versiegelung.

    • @Nina Janovich:

      " Eine bundesweite Mietpreisbremse, sowie eine Reform des Bodens (Pacht statt Kauf als Regel) wären die besten Instrumente, um für ausreichend Wohnraum zuerst im Bestand zu sorgen."



      ------------------

      Bei Pachtzeiträumen von 99 Jahren und mehr kann man sich das überlegen. Und bei Aufhebung des Pachtvertrages besteht die Pflicht des Landbesitzers, die auf seinem Land stehende Immobilie zu kaufen. Zum dann gegebenen Marktpreis, versteht sich.

  • Kein Wunder dass der mündige Bürger diese Lichtgestalten am liebsten von hinten sieht ...

  • Städte sind für die Umwelt generell der Supergau, da kommt es auf ein Stückchen Wiese nicht mehr an.

  • Nun, irgendwie und irgendwo muss ja neuer Wohnraum entstehen. Des Weiteren haben die Menschen diesen Senat gewählt, also joa. Klar ist es schade, wenn Grünflächen verschwinden, aber was soll man denn stattdessen machen? Solange da Sozialwohnungen und keine Luxusappartments oder Villen entstehen solls mir recht sein

    • @Karim Abidi:

      "Nun, irgendwie und irgendwo muss ja neuer Wohnraum entstehen."

      Bei einer verdeckten Leerstandsquote von 15-20% muss er das nicht.

      • @Ajuga:

        Na da schau her. Und ich Dummie dachte es gibt in Berlin Wohnungsknappheit. Dann ist ja doch alles gut :D

      • @Ajuga:

        Der Leerstand liegt bei 0,7% und da sind in Sanierung befindliche Immobilien inbegriffen.



        Das was sie hier betreiben sind Fake News

      • @Ajuga:

        Können Sie die Zahl von 15-20% irgendwie belegen?

        • @unbedeutend:

          Natürlich nicht ist ja verdeckter Lehrstand. Wenn man das belegen könnte wäre es ja offensichtlicher Lehrstand.

          • @Blechgesicht:

            Naja, sollte ja zumindest irgendeine Studie o.ä. geben, wenn man solche Zahlen in den Raum stellt. Sonst kann man es auch bleiben lassen.

            • @unbedeutend:

              In meiner Antwort war ein bisschen Ironie enthalten.

      • @Ajuga:

        Verdeckter Leerstand ist ein Begriff, der die Bewohner von Wohnungen für Wohnungsmangel verantwortlich macht.

        Er bedeutet nichts weniger, dass man es nicht abwarten kann bis "Oma", die nun alleine in der Familienwohnung wohnt, gestorben st, sondern bereits frühzeitig hinauskomplimentiert wird.

      • @Ajuga:

        Ist halt die Frage, wieso dieser Leerstand existiert. Sind das Sozialwohnungen? Oder sind das Wohnungen die sich viele einfach nicht leisten können?

    • @Karim Abidi:

      "Des Weiteren haben die Menschen diesen Senat gewählt". Ja, aber wir wissen nicht aus welchen Gründen.

      Während die Abstimmung über die Nicht-Bebauung des Tempelhofer Felders ziemlich eindeutig ist.

      • @Anna Bell:

        Klar, aber dennoch hab ich wenig Mitleid mit Menschen, die unzufrieden mit der Politik sind die sie selbst wählten. Wer CDU wählt bekommt nun mal CDU, surprise surprise.



        Dann sollen die Berliner das nächste mal Parteien wählen, die sich für Abstimmungen interessieren, siehe Deutsche wohnen und Co enteignen

  • Jetzt können de Grünen zeigen, ob ihnen noch der Kern einer Bewegung schlummert. Es gilt jeden Ansatz der Aushölung des Volksentscheids zu verhindern. Mit juristischen Mitteln, aber auch mit regelmäßigen Demonstrationen vor den Firmenzentralen der Berliner Bauspekulanten und ihrer Lobby.



    Die Fake-Demokratie soll so ungemütlich wie möglich für sie werden.

    • @Lindenberg:

      Die selben Grünen die den Volksentscheid zu "deutsche Wohnen und Co enteignen" ignorierten?

      • @Karim Abidi:

        Das war die SPD, speziell die Titelbetrügerin die jetzt die 2.mächtigsate Politikerin in Berlin ist

        • @Ajuga:

          Ja, aber die Grünen haben das mitgetragen und haben sich VON BEGINN AN nicht klar positioniert. Die Linke hat, obwohl sie Teil der Regierung war, klar gesagt, dass sie das unterstützen.



          Ist die rechte SPD Kandidatin sozial? Nein. Hat sie das unterstützt? Nein. Das gleiche gilt aber auch für die, die bei den Grünen das Sagen haben. Berliner SPD und Grüne sind zwar links, aber das Spitzenpersonal ist rechts, die Grünen sind also genauso wenig wählbar wie die SPD und genauso wie die SPD mit Schuld

  • Soll mir Recht sein. Ich sehe nur schon dieselben Leute, die jetzt die Initiative zur Schaffung von Wohnraum als üble Machenschaften der Immo-Lobby geißeln, morgen da stehen und es als furchtbares Versäumnis bezeichnen, dass es so wenig Wohnraum in Berlin gibt. Wasch mir den Rücken...

    Auch Luxuswohnungen entlasten übrigens den Markt für Alle. Denn wer da drin wohnt, steht als zahlungkräftiger Mieter für die nächst günstigere Wohnung nicht mehr zur Verfügung. Beim Gewerberaum kann man es in vielen Städten drastisch beobachten: Schnieke neue Geschäftsbauten werden hochgezogen, ziehen dann auch eher Highflier an, aber wo die ausziehen, werden die Mieten schlagartig erschwinglicher. Da sitzt dann nach ein wenig Leerstand auf einmal eine soziale Einrichtung, wo vorher eine große Wirtschaftsprüfung ihr Büro hatte.

    • @Normalo:

      Der Witz ist: am Abend des Volksentscheids knallten bei den Immobilienmaklern rund ums Feld die Sektkorken.

      Die Initiative lieferte ihnen auch noch freu Haus die Werbesprüche, um die Mieten bei allen Wohnungen rund um das Feld drastisch zu erhöhen: "Freifläche", "einmalig", "Freiraum", "unverbaubar"...

    • @Normalo:

      Schon mal am Prenzlauer Berg umgeschaut: dort wurde die ursprüngliche Bevölkerung, die die enorm hohen Mieten oder Eigentumswohnungen nicht zahlen konnte, komplett ausgetauscht.

      • @Lindenberg:

        Genau das passiert, wenn man NICHT neubaut: Die Eigentümer der Bestansbebauung in guten Lage bedienen eine vorhandene Nachfrage von zahlungskräftigen Neumietern, und die "verdrängen" dann die bisherige Klientel. Wohnen diese miettreibenden Gutverdiener aber schon glücklich anderswo in Neubauten, SINKT die zu Gentrifizierung animierende Nachfrage, ergo lässt auch der Verdrängungseffekt nach.

    • @Normalo:

      Luxuswohnungen vertreiben die Mieter aus dem Quartier, denn dann steigen auch die kleinen Mieten (Mietspiegel).

      • @A.S.:

        Zum Einen reden wir von einem Neubaugebiet, wo es keine Bestandsmieter gibt, die man vertreiben könnte. Zum Anderen ändert das nichts daran, das neuer Wohnraum Nachfrage absaugt. Man kann halt nicht zwei Wohnungen gleichzeitig bewohnen. Wenn jemand in eine teurere Wohnung zieht, wird zwangsläufig eine günstigere frei, die dann einen neuen Mieter braucht. Der Effekt, den Sie beschreiben, entsteht eher durch Luxussanierungen, weil da keine Vergrößerung des Angebots verbunden ist.

        • @Normalo:

          Na klar, die bewohner hier im neuköllner hinterhof lauern alle nur darauf dass das nächste „wohnen am tacheles ab 1,2 mio€“ fertig wird um ihre 600€ wohnung aufzugeben, die dann natürlich ohne aufwertung weiter zur günstigen miete am markt verfügbar wird.



          soooo läuft das nämlich, hahahaha.

          • @Enow:

            Natürlich dauert es am längsten, bis der Effekt in Neuköllnzankommt. Denken Sie aber vielleicht mal eher an Jene, für die das Angebot bislang zu eng ist, die sich also im Moment das, was sie bräuchten, in Berlin überhaupt nicht leisten können. Die dürften im mittleren Preisensegment deutlich zahlreicher sein als die Luxusklientel.

            Klar wäre es schön, wenn in feiner Lage moderner Wohnraum mit allem aktuell vorgeschriebenen Zipp und Zapp gleich im unteren Preissegment erstellt würde. Aber dafür müsste man halt auch erstmal einen Deppen finden, der das macht, obwohl er von vornherein weiß, dass die Erstellungskosten über die Mieten nicht einzuholen sind...

  • Berlin wächst weiter und weiter, und man will auch offen sein, demonstriert für offene Grenzen. Will aber weder das freie Flächen bebaut werden, noch soll nachverdichtet werden. Bei der Entwicklung gibt es dann in zehn Jahren Demos das man Einhörner und Feen haben will. Man kann durchaus sagen Berlin soll nicht weiter bebaut werden, dann steigen die Mieten halt, dann kann man keine weiteren Flüchtlinge aufnehmen. Will man das beides nicht gibt es nur eines: Bauen, Bauen, Bauen so viel wie möglich und so hoch wie möglich. Klar enstehen auch Wohnungen im oberen Preissegment, aber auch reiche Berliner müssen wo wohnen. Solange man effektiv Leerstand bestraft bedeutet jede neue Wohnung mehr Entspannung auf dem Wohnungsmarkt.

    • @Machiavelli:

      Mmmh, Die Einwohnerzahl Berlins hat sich zwischen 1990 und heute um ganze 10% (!) erhöht. Und seit 1990 wurde signifikant Wohnraum geschaffen (Sanierung im Osten und Neubau).

      Vielleicht sollte man daher eher der Frage nachgehen, warum die Mieten trotzdem hoch sind? Vielleicht hilft 'bauen, bauen, bauen' gar nix und ist nur ein neoliberales Glaubensbekenntnis?

      • @Anna Bell:

        Sehr guter Punkt.

        Ist auch echt klar, wenn man sich ansieht, was aus der Stadt geworden ist.

  • Ich hatte gerade letzte Woche einen Kommentar zur Berliner Dysfunktionalität gelesen:



    - Demo für offene Grenzen



    - Keine Bebauung des Tempelhofer Felds



    - Gegen den Mietenwahnsinn



    Nun, ich kann nicht einerseits die Nachfrage nach Wohnraum erhöhen und das Angebot einschränken und gleichzeitig niedrige Preise erwarten.

    • @Kartöfellchen:

      Für mehr und vor allem GÜNSTIGEN Wohnraum müssten dort aber auch günstige Wohnungen entstehen und genau da hab ich leider Zweifel

    • @Kartöfellchen:

      Doch.

      In Berlin kann man das.

      Sehen Sie doch. :-)

    • @Kartöfellchen:

      Die letzten 10 Jahre haben gezeigt, dass man das sehr wohl kann.

  • In einer Stadt, in der Wohnen flächendeckend zum Luxus geworden ist frage ich mich schon, warum diese riesige Freifläche nicht zumindest teilweise bebaut werden sollte. Wenn es Sozialwohnungen sind, warum nicht?

    • @David Kind:

      Dass es Sozialwohnungen sind sollte DIE Bedingung sein. Sollte dort Luxuswohnraum entstehen, dann hoffe ich, dass sämtliche Bauarbeiten sabotiert werden

      • @Karim Abidi:

        Und wer baut diese Sozialwohnungen, wenn es zur Querfinanzerung keine "Bonzenwohnungen" dort geben darf ?

        • @SeppW:

          1. Wohnungen sind eine gute Einnahmequelle, das gilt auch für Sozialwohnungen.



          2. Der Staat sollte das unterstützen, und ja, er unterstützt das bereits, aber nicht gut genug.



          3. Die meisten Leute bauen AUSSCLIESSLICH Bonzenappartments! Wenn es also unbedingt Luxuswohnungen geben MUSS, was Schwachsinn ist, dann sollte es auch umgekehrt sein, also, dass jeder der Luxuswohnungen baut auch Sozialwohnungen bauen muss

          • @Karim Abidi:

            Sie besitzen wahrscheinlich und können damit gut leben. Das die öffentlichen Wohnungsbaugesellschaften mit einer Quote von 50% Sozialwohnungen arbeiten müssen und erklären, daß die Finanzierung knirscht ist wahrscheinlich Quatsch (Dem widerspricht allerdings deren Verschuldung). Die meisten Leute (wer ist das und zur Zeit bauen die "meisten Leute" eher nicht) müssen ebenfalls eine Sozialquote von 30% einhalten.

  • Es ist durchaus vernünftig und legitim, 10 Jahre nach einer Entscheidung zu fragen, ob die Entscheidung noch zeitgemäß ist. Und angesichts der Lage auf dem Wohnungsmarkt ist vollkommen offensichtlich: Sie ist nicht mehr zeitgemäß.

    • @yohak yohak:

      Gibt es denn neue Tatsachen oder Argumente?

      • 6G
        699549 (Profil gelöscht)
        @Francesco:

        Jede demokratische Wahl verliert mit jedem Tag, der vergeht, an Legitimität. Das hat weniger mit neuen Argumenten oder Tatsachen zu tun, sondern mit der "Aktualität" der Menschen, also der Wähler. Deswegen werden Wahlen ja regelmäßig alle paar Jahre abgehalten und nicht nur einmal

        Von denen, die vor zehn Jahren da abgestimmt haben, sind Zehntausende inzwischen verstorben oder weggezogen. Andererseits leben heute Zehntausende neu in Berlin, die damals noch nicht dort waren oder noch nicht wahlberechtigt waren, weil zu jung.

    • @yohak yohak:

      Korrekt, es wird ja auch 14 Jahre nach der Einführung der Schuldenbremse hinterfragt, ob diese noch Zeitgemäß ist.

      Das ist Demokratie und der Volksentscheid ist keine Ewigkeitsentscheidung.

  • Dann sollte ich wohl öfters rüberfahren und vielleicht noch ein paar der Festivals mitnehmen, solange es noch existiert

  • Der Senat, mit Mehrheit gewählt, will Politik gestalten. Alte Entscheidungen revidieren. Ja wo kämen wir denn da hin, würde in Berlin die Demokratie überhand nehmen.



    Schön wäre es auch, die Dimensionen der Vorhaben in Relation zur gesamten Brache zu setzen. Das bleibt immer noch mehr als genug für das Stadtklima und das Zehntel Promill an Stadtbürgern, die dort ihre Freizeit verbringen möchten.

  • Berlin klagt das es keinen Wohnraum mehr hat. Und das es nicht mehr weiß wo es seine Flüchtlinge hinpacken soll. Da muss dann halt Tempelhof herhalten. Besser Bebauen als irgendwelche Containerstädte dort hinstellen, die aktuell pro Tag (!) Berlin 230 000 € kosten.

    • @SeppW:

      Glauben sie ernsthaft, der von der Immobilienlobby durchsetzte Senat wird dort bezahlbare Wohnungen bauen lassen?

      CDU und SPD regieren doch in wechselnder Besetzung seit Jahrzehnten. Sie haben doch die Luxuswohnungen, Umwandlungen von bezahlbarem Bestand in Eigentum, leerstehenden Bürogebäude und verzweifelnde Wohnungsnot für Normalverdienende wie Erzieher:innen, Polizist:innen, Verkäufer:innen, Sozialarbeiter:innen und viele mehr erst verursacht.

      Nein, sie wollten sie verursachen.

      Mit einer vernünftigen Wohnungspolitik gäbe es gar keine Wohnungsnot in Berlin. Und die Ahnen der heutigen Sozialdemokraten, die für sozialen Wohnungsbau sorgten, drehen sich in ihren Gräbern bei der heutigen Politik.

      Der Vertrauensverlust ist sehr traurig, aber ich glaube diesen beiden Parteien in Berlin kein Wort mehr.

      Gottseidank bekommt die "große" Koalition bestimmt nicht noch mal die Mehrheit.

      Mir ist ein leeres Tempelhofer Feld lieber als eines voller neuer Luxuszweitwohnsitze.

      Da haben wenigstens die arbeitenden Berliner:innen, die etwas für diese Stadt leisten, einen kleinen Mehrwert.

      • @Stavros:

        "Mit einer vernünftigen Wohnungspolitik gäbe es gar keine Wohnungsnot in Berlin."

        Hm, was ist denn Ihrer Meinung nach "vernünftige Wohnungsbaupolitik", die die Wohnungsnot beseitigt?

        • @Tom Tailor:

          Z.B. die Wohnungspolitik der 70er Jahre, an deren Ende wir ca. 5 Millionen Sozialwohnungen in der alten BRD hatten.

          Heute haben wir bei viel größerer Bevölkerung in Gesamtdeutschland rund 1 Million.

          Wo sind die ca. 11 Millionen Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten untergekommen?

          In Berlin hätte es auch gereicht, den städtischen Wohnungsbestand nicht an Vonovia und Co. zu verscherbeln.

          Wo ein Wille ist, ist ein Weg. Ich sehe in Berlin nicht, dass die Interessen der Mieter:innen Gehör finden. Der Immobilienlobby schon.

          • @Stavros:

            Das ist nun gar keine Antwort auf meine Frage, und der Verweis auf die 70er Jahre, in der es mehr freie Bauflächen, einen anderen Baustil (Hochhaussiedlungen), geringere Bau- und Brandschutzverordnungen und kleinere Wohnflächen pro Wohnung gab, hilft überhaupt nicht weiter.

            Daher nochmal meine Frage: was ist denn Ihrer Meinung nach "vernünftige Wohnungsbaupolitik", die die gegenwärtige Wohnungsnot beseitigen würde?

            • @Tom Tailor:

              Die Landesregierung als aktiver Akteur, die für einen großen landeseigenen Wohnbestand sorgt. Schärfste Regulierung der Miethöhe des privaten Bestands.

              Vorschreiben, dass bei jedem Neubauprojekt mindestens 25% Sozialwohnungen gebaut werden (wie etwa in Hamburg).

              Das geht nicht von heute auf morgen, aber man muss irgendwann damit anfangen.

              Das Beispiel Wien zeigt übrigens, dass so etwas auch in einer attraktiven Hauptstadt möglich ist.

              Es gibt viele Möglichkeiten. Wenn man nur will.

      • @Stavros:

        In der Hoffnung das meine an Hechtmaus gerichtete Antwort hier noch freigeschaltet wird: Es gibt viele Bauprojekte in Berlin, mit Kapazitäten von bis zu 150 000 Wohnungen insgesamt. Und oft kommen sie aus dem Planungsstatus nicht heraus, weil die Anwohnerschaft keine neuen Bebauungen haben möchte. Die Argumente sind dann "ungewollte Verdichtung" oder je nach Bedarf "gewollte dörfliche Mischbebauung". Der Anlieger will quasi lebenslange Ruhe und Freiheit von Bebauung.



        Neubauten sehr gerne, aber "not in my backyard"..besser woanders, weit weg von der eigenen Scholle.

        • @SeppW:

          Wenn es sich dabei um bezahlbare Wohnungen handelt, wäre ich dabei.

          Ich sehe aber, dass überall Luxusbauten entstehen (und dafür gelegentlich sogar bezahlbare Wohnungen abgerissen werden).

          Die kann sich keiner leisten oder sie werden als Zweitwohnsitze gekauft.

          Auf solches Bauen kann ich verzichten.

    • @SeppW:

      Weil da dann natürlich bezahlbarer Wohnraum entsteht... Achso lieber Bonzenwohnungen als Platz für Containerstädte. Ich verstehe

    • @SeppW:

      Den Artikel sollte man lesen, bevor man kommentiert. Berlin hat soviel brach liegendes Bauland, da braucht es nicht das Tempelhofer Feld. Allein hier, wo ich wohne, sind riesige Flächen komplett ungenutzt (Schöneweide / Rummelsburg).



      Das Problem ist nicht Bauland, das Problem ist, dass kaum gebaut wird und wenn, dann nur fürs Luxussegment.

      • @TeeTS:

        Ich beobachte Ähnliches.

        Luxusbauten werden immer genehmigt, bezahlbarer Wohnraum nicht gebaut (den müsste die Stadt schaffen).

        Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

        • @Stavros:

          Dann müsst ihr halt bis zum Sankt Nimmerleinstag auf bezahlbaren Wohnraum warten. Für privatwirtschaftliche Bauträger sind "bezahlbare Wohnungen" Groschengräber, die nur mit dem Bauen von "Bonzenwohnungen" querfinanziert werden kann. Aber da 2024 sowieso kaum noch was gebaut wird (u.a. einer prognostizierten Preissteigerung für Baustoffe in Höhe von ca. 10% sei Dank) sind das nur theoretische Nachteile. Ein mir bekannter Bauherr investiert lieber in Ferienhäuser (Kauf von Bestandshäusern mit anschließender Komplettsanierung) und Erhaltung der Bausubstanz seines aktuellen Immobilienbestands. Neubauprojekte sind für 2024 und 2025 komplett gestrichen.

          Und die Stadt Berlin hat sowieso kein Geld um selbst zu bauen, die kriegen organisatorisch nicht mal grundlgende Bürgerdienstleistungen ohne monatelange Wartezeit geregelt.

          • @SeppW:

            Meine Familie und ich wohnen zu guten Konditionen in einer Wohnung mit Altvertrag; von daher brauche ich keine Wohnung für mich.

            Man sollte aber vielleicht weiter denken als nur bis zur eigenen Nasenspitze. Von daher tun mir die Menschen leid, die heute diesem Wohnungsmarkt ausgeliefert sind und ich hätte gerne Lösungen für sie.

            Es wurde schon an anderer Stelle gesagt: Berlin hat gegenüber 1990 nur ca. 10% mehr Bevölkerung. Das kann also nicht das Problem sein.

            Ich stelle auch fest, dass der Wohnungsmarkt in Deutschland bis in die 90er Jahre unproblematisch war.

            Was ist passiert?

            Ich habe eine Vermutung und auch Ihre Äußerungen scheinen sie zu bestätigen:

            1. Bestimmte Bereiche der öffentlichen Daseinsvorsorge wie Gesundheit, Bildung, Wohnen, Wasser etc. dürfen nicht den freien Kräften des Marktes überlassen werden.

            2. Die Verwaltung in Berlin ist eine Katastrophe, das ist aber eher ein Symptom der Krise des Marktes. Wenn Sie mal aufmerksam durch Berlin oder andere Städte Deutschlands fahren, sehen Sie, egal ob es sich um Schulen, Wohnungen, Krankenhäuser, Wasserwerke o.ä. handelt, Zeugnisse vergangenen effektiven staatlichen Handelns. Die Ressourcen dafür und das Wissen darum sind verlorengegangen, da haben Sie Recht.

            3. Leider ist unser Denken schon so tief von neoliberalen Marktdogmen durchdrungen, dass wir uns etwas anderes gar nicht mehr vorstellen können. Es gibt aber Alternativen.

            • @Stavros:

              Das erste Problem ist die fehlende Möglichkeit der Nachverdichtung. Das scheitert an den Anwohnern, die das nicht wollen. Das zweite Problem ist das hochkomplizierte Baurecht und der damit verbundene bunte Blumenstrauss rechtlicher Mittel, um Baumaßnahmen über Jahre zu verzögern und am Ende zum vollständigen erliegen zu bringen.



              Das dritte Problem sind Kröten, Vögel, Eidechsen und Steinläuse.



              Punkt Vier ist der absehbare nicht enden wollende Zuzug in die Metropolen. Die Zeiten vor 15 Jahren, wo man in Berlin noch mit einer Leerstandsquote von 4-6 % einfach an eine neue Wohnung rankam ist vorbei. Selbst wenn wir pro Jahr in Berlin 50 000 neue Sozialwohnungen hochziehen, es wird nicht reichen.

              Wobei ich aber insgeheim schon möchte das vor allem in Berlin Sozialwohnungsprojekte vorangehen. Dann hat der Rest des Landes weniger Kummer ;)

    • @SeppW:

      1. Es gibt einen Volksentscheid, bei dem die Berliner entschieden haben, das Feld nicht zu bebauen.

      2. Es gibt bereits Flächen, wo Platz für ca. 200.000 neue Wohnungen ist.

      ... nur mal so als Hinweis, was im Artikel steht.

      • @hechtmaus:

        zu 1) .... ein Entscheid den man jetzt auszuhebeln versucht

        zu 2) Flächen die zwar bebaut werden können, aber auch auf Grund Berlins selbst kein Vorwärtskommen mehr möglich ist.

        Das „Schumacher Quartier“ in Tegel (5000 Wohnungen), hat keine tragfähige Finanzierung. Lichterfelde Süd (2500 Wohnungen) hat nach 10 Jahren gerade so einen Bebauungsplanentwurf zustande bekommen. Auf dem bereits 1997 stillgelegten Rangierbahnhof Pankow können 2000 Wohnungen wegen Eidechsen und Kröten noch immer nicht gebaut werden. In dem anderen Großprojekt Michelangelostraße in Pankow stehen 1500 Wohnungen auf der Kippe, weil die Anwohner diese Nachverdichtung nicht wollen. Und das Großprojekt „Blankenburger Süden“ mit Potential für 10 000 Wohnungen ist auf max 6000 Wohnungen gekürzt worden, weil man dort nur eine "dörfliche Mischbebauung" wünscht, also eine "minimale Wohnnutzung" des Areals. Und selbst diese Anzahl versucht man noch mit allerlei baurechtlichen Tricks noch weiter zu drücken. Da ist man also über die Planungsphase auch noch nicht hinausgekommen.

        Es ist also egal wieviel Platz Berlin für neuen Wohnraum bereitstellt. Es könnte auch Potential für 500 000 Wohnungen sein. Gebaut wird aber nichts. In Tempelhof ist das einzige Hindernis eine Volksabstimmung.

        • @SeppW:

          Und die Volksabstimmung besagt, dass nicht bebaut werden soll. So what? Damit ist doch alles gesagt.



          Investoren stürzen sich bekanntermaßen immer zuerst auf die lukrativen Filetstückchen. Aber wie wär's denn mal mit kleinteiliger Investition, getragen von normalen Bürgern? Dort Fördermittel hineinzustecken ist garantiert nachhaltiger als Großinvestoren den roten Teppich auszurollen. Großinvestoren haben kein Interesse an billigem Wohnraum, auch kaum, wenn er gefördert wird. Die einzige Triebkraft dort ist die maximale Rendite. Kleine Wohnprojekte im Interesse der Bewohner sind dagegen zwar auch auf Wirtschaftlichkeit, aber nicht auf die große Rendite aus. Nur haben solche Gemeinschaften kaum eine Lobby, die sie in der Politik vertritt. Die SPD war allerdingsmal eine solche Lobby, hat sich aber schon vor Jahrzehnten auf andere Pfade begeben.

          • @hechtmaus:

            Im Prinzip ein guter Vorschlag, aber dafür muss es erstmal genug Kleininvestoren geben. Und die Stadt müsste bezuschussen. Oder noch besser : Es selbst machen. Das will Berlin aber nicht. Egal welche Partei da gerade das Zepter in der Hand hat. Jeder will Wohnraum haben, keiner will welchen bauen lassen. Es ist nicht mehr kalkulierbar. Vor allem nicht in Berlin.

        • @SeppW:

          "In Tempelhof ist das einzige Hindernis eine Volksabstimmung."

          Sehe ich anders. Es sucht nur gerade keiner. Revidiert man erstmal die Grundsatzenzscheidung gegen die Bebauung, werden sie schon noch aufploppen. Oder meinen Sie z. B., die zehn Jahre hätten nicht gereicht, als dass sich auf dem Feld die eine oder andere schützenswerte Spezies angesiedelt hat?