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Kulturelle Aneignung bei FFF-DemoDreads auf dem falschen Kopf

Kommentar von Leon Enrique Montero

Eine Musikerin mit Dreads wurde von Fridays for Future ausgeladen. Der Shitstorm war klar, dabei ist das Thema kulturelle Aneignung wichtig.

Hat keine Erfahrung mit Rassismus: Blonder, weißer Mann Foto: Karsten Winegeart/Unsplash

A lles begann mit einer Absage. Eigentlich sollte die Musikerin Ronja Maltzahn beim Klimastreik in Hannover auftreten. Kurzerhand entschied sich die dortige Ortsgruppe von „Fridays for Future“ (FFF) jedoch, die 28-Jährige auszuladen – da sie Dreads trägt. Man setze beim globalen Streik „auf ein antikolonialistisches und antirassistisches Narrativ“, daher sei es nicht vertretbar, „eine weiße Person mit Dreadlocks auf unserer Bühne zu haben“, schrieben die Ak­ti­vis­t*in­nen in einer Instagram-Nachricht an Maltzahn.

Mir wachsen natürliche Dreadlocks. Als ich in der Gastronomie gearbeitet habe, wurde mir gesagt, dass ich mir die Haare schneiden solle, damit ich ordentlicher aussehe. Hemd und gestutzter Bart waren Pflicht. Aber meine Haare? Die kann ich nicht einfach verändern. Sie stehen in alle Richtungen. Es fühlt sich an, als würde ich als Schwarzer Mensch anders behandelt. Die Weiße Mehrheitsgesellschaft nimmt sich das Recht heraus, mir zu sagen, wie ich aussehen soll. Ronja Maltzahn hat so etwas mit ihrer Frisur bisher sicher noch nicht erlebt.

In der Kritik von FFF geht es vor allem um kulturelle Aneignung – die kolonialrassistische Praxis, nach der Teile der Kultur marginalisierter Gruppen von der Mehrheitsgesellschaft ohne Kontext kopiert und sie sich von ihr angeeignet werden. Schwarze Frisuren – Dreadlocks, Braids, Cornrows – sind aber politisch. Sie haben eine koloniale Geschichte. Damit und mit der bis heute anhaltenden rassistischen Benachteiligung Schwarzer Menschen und People of Colour aufgrund ihrer Haare müssen sich Weiße Menschen nicht auseinandersetzen. Und wenn sie keine Lust mehr auf diese Frisur haben, dann tragen sie eben eine andere. Das kann ich nicht.

Die Sängerin aus Bad Pyrmont hat die Absage auf ihren sozialen Netzwerken öffentlich gemacht. Sie kommentierte: „Wir hatten uns darauf gefreut, ein Zeichen für Frieden und gegen Diskriminierung mit unserer Musik setzen zu dürfen. Schade, dass wir aufgrund von äußerlichen Merkmalen davon ausgeschlossen werden.“

Musikerin zeigt sich offen für Kritik

Der Shitstorm ließ nicht lange auf sich warten. Während sich neben empörten Bürgerlichen die Fraktion „Fuck you Greta“ in den Kommentarspalten die Finger wund tippte, feuerten vornehmlich Weiße Journalisten die Welle der Empörung inhaltlich an. Der Chefredakteur der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung schreibt bei Twitter etwa: „Wer bei FFF in Hannover auftritt, wird vorher einer Frisurenkontrolle unterzogen. Echt.“ In der Bild und im NDR wird das Konzept der kulturellen Aneignung ins Lächerliche gezogen. All diese Menschen mussten sich vermutlich nie mit Rassismus beschäftigen.

Die Musikerin selbst ist offener für die Kritik: Auf taz-Anfrage sagt sie, dass sie sich nun damit auseinandersetze, dass eine Frisur für etwas Diskriminierendes stehen könne.

Für Freitag mobilisiert „Fridays for Future“ bundesweit zum globalen Klimastreik. In insgesamt über 300 Orten wollen Demonstrierende für Frieden und Klimagerechtigkeit auf die Straße gehen. Inwiefern die Debatte auf der Kundgebung zur Sprache kommt, wird sich zeigen.

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72 Kommentare

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  • Niemand muss Dreadlocks tragen. Auch Menschen die aufgrund ihres Haarwuchses kein Mittelscheitel kämmen können, haben die Möglichkeit die Haare kurz zu tragen. Glätteisen gibt es übrigens auch. Das soll nun keine Belehrung von Afrikanern oder Menschen mit afrikanischem Migrationshintergrund sein. Ich sehe die Problematik.

    Dennoch hat eine weiße Dreadlockträgerin wohl die selben Diskussionen auf einer spießigen Arbeitstelle aufgrund ihrer Frisur. Das könnte auch als Geste der Solidarität lesen verstanden werden.

    Persönlich gefallen mir Dreadlocks an weißen Personen gar nicht. Darum geht es aber nicht, es geht um individuelle Freiheit.

    In den 1990er Jahren haben in vielen deutschen Städten Neonazigangs den Ton angegeben. Dann gab es diejenigen die sich unauffällig weckgeduckt haben und kein Problem mit Neonazis hatten. Dann noch die Gegner der Neonazis: Subkulturen, Punks, Hippies und eben auch irgendwelche Dreadlock-Reggae Fans, die zu undeutsch für den faschistischen Kartoffel-Geschmack waren.

    Zeiten ändern sich und der Hinweis auf gewisse Unterschiede bezüglich der Freiwilligkeit mögen berechtigt sein. Sobald aber Menschen ihr Äußeres vorgeschrieben wird, sollte jeder freiheitlich gesinnte Mensch hellhörig werden. Egal ob nun rechts oder linksautoritär argumentiert wird. Frisuren gehören niemanden.

    Abgesehen davon kopieren seit Jahren weiße deutsche Rapper aus hessischen Kleinstädten amerikanischen Gangsta-Rap und sind damit in den Charts ganz vorne mit dabei. Wenn wir also von kultureller Aneignung sprechen, dann bitte auch mal über den rosa Elefanten im Raum. Die sind nur leider etwas aggressiver als Dreadlock-Hippies und deshalb kein leichtes Ziel.

  • Nach den Vorgaben der These der "kulturellen Aneignung" ist Kultur ist eine Einbahnstraße, die immer nur von Weiss (Täter) nach POC (Opfer) laufen darf. Nie umgekehrt.

    Das ist der Klassiker des kolonialistischen Paternalismus & Rassismus in einem neuen identitätspolitischen Gewandt wonach die "weiße" Kultur, da die "bessere" die Welt beglücken soll, nicht umgekehrt.

  • Mann muss erstmal richtig verstehen was Kultur Aneignung bedeutet um dann zu verstehen wie falsch eigentlich die auftritt absage war. Wer profitiert davon?

  • Nur zur Verständnisfrage: Wenn man jemandem etwas nur aufgrund seiner Hautfarbe verbietet, das ist doch Rassismus; oder habe ich da irgendein Memo nicht bekommen?

    Das Narrativ der kulturellen Aneignung können wir auch gern weiterspinnen: Pizza ist ursprünglich ein Resteessen der armen Bevölkerung Italiens, welches sich durch italienische Migranten in der Welt ausbreitete. Bist du kein armer Italiener und auch kein unterdrückter italienischer Migrant? Dann ist Pizza essen kulturelle Aneignung, die dir nicht zusteht! Kakao als Lebensmittel stammt von der indigenen Bevölkerung Amerikas ab, die von den Weißen beinahe ausgerottet wurde. Bist du kein indigener Amerikaner? Dann steht dir Kakaokonsum nicht zu! Barbecue hat seine Ursprünge bei den afrikanischen Sklaven in den USA...

    Wie ist das mit dem Erlernen und Sprechen von Fremdsprachen eigentlich? Darf ich als Weißer kein Suaheli lernen, weil ich aufgrund meiner Hautfarbe das Leid der Afrikaner nicht nachvollziehen kann? Ist es „kulturelle Aneignung“, wenn ich mit einem Japaner in seiner Muttersprache spreche, die mir nicht zusteht, weil ich kein Japaner bin und daher nicht deren Leid nachvollziehen kann, das durch den immensen gesellschaftlichen Konformitätsdruck, die strengen und mitunter sinnlosen Verhaltensregeln und die oft knechtschaftähnlichen Arbeitsbedingungen entsteht? Mir ist zumindest noch kein Japaner begegnet, der das so empfunden hätte; die freuen sich immer, wenn sich ein Weißer wie ich die Mühe macht, ihre nicht ganz einfache Sprache zu lernen.

    Und wie ist es beim umgekehrten Szenario? Dürfen Japaner dann auch kein Deutsch lernen, weil sie nicht nachvollziehen können, welche Diskriminierungserfahrungen man als Weißer in Japan macht? Wenn ein chinesischer Pianist Bach spielt, ist das dann „kulturelle Aneignung“, die man ihm verbieten muss? Oder wäre es rassistisch/nationalistisch, ihm das zu verbieten, nur weil er Chinese und kein Deutscher ist?

    Ich dachte immer, Austausch sei etwas Wünschenswertes.

  • Fun fact: Wenn die Debatte aus der USA importiert wurde, ohne dass die dort kritisierte Problematik auf unsere Gesellschaft eins zu eins übersetzbar wäre, dann ist das ja auch "kulturelle Aneignung".

    • @Achim Kniefel:

      Damit sprechen Sie allerdings ein Grundproblem der identitätspolitischen Diskurse unserer Zeit an: es ist ja nicht so, dass daran alles (man erlaube mir das Wortspiel) an den Haaren herbeigezogen wäre. Nur habe ich den Eindruck, dass weder die Vertreter, noch die Kritiker dieser Ansätze wirklich an einer Beschäftigung mit den theoretischen Grundlagen und ihrer Anwendung auf die deutsche Gesellschaft interessiert sind; stattdessen wirft man sich mit ermüdender Regelmässigkeit immer gleiche Argumentationsschablonen an den Kopf (was mich übrigens unangenehm an den Streit um die Gender Studies erinnert, bei dem ich auch selten den Eindruck hatte, dass irgendjemand sich die Mühe gemacht hat, Butler u.ä. wirklich zu lesen, bevor er/sie sich ins argumentative Getümmel stürzt). Ich finde das wirklich bedauerlich, weil es ja um wichtige Fragen geht, die einer durchdachten Antwort bedürften - und man, den Willen vorausgesetzt, damit auch zu konstruktiveren Positionen finden würde als schon nordkoreanisch anmutenden Frisurregelungen.

  • "Kolonialrassistische Praxis"? Kolonialismus bedeutet nicht, dass eine Mehrheitsgesellschaft marginalisierte Gruppen unterdrückt oder sich ihre Kultur aneignet. Im Kolonialismus beherrscht ein Land ein anderes, und die Mehrheitsgesellschaft der Kolonialmacht ist eine andere als die Mehrheitsgesellschaft in der Kolonie. Und die Mehrheitsgesellschaft der Kolonialmacht pflegt die eigene Mehrheitskultur für überlegen und die Kulturen der Kolonie für minderwertig zu halten und grenzt sich eher davon ab, als sie sich anzueignen.

    Deutschland war bis zum Ende des Ersten Weltkriegs Kolonialmacht. Dass die deutsche Mehrheitsgesellschaft Teile der Kulturen der Kolonien kopiert hätte, ist mir völlig unbekannt. Welche Kulturtechniken sollten das nach Ansicht des Autors gewesen sein?

  • Dreadlocks sind doch schon längst kulturell angeignet, da kommt jede Hilfe zu spät.

    Heute stehen sie nur noch die den Slacker Lifestyle von Hobby Strassenartisten, und das zu einem Punkt zu dem man sich schon fast ohne Dreadlocks nicht mehr mit Gitarre oder Jonglierbällen in die Fußgängerzone stellen darf.

    Ich war dabei, konnte vor 10 Jahren mit wilder Mähne noch gegenhalten, Heute mit glatze Test ich mich fast gar nicht mehr in die Community zurück.

    Ob jetzt bei den Dreadlocks-Außenseitern irgendwas wie „ich gehörte nicht zur mehrheitsgesellschaft also gebe ich mich nach außen wie ein Afrikaner“ oder „ich will Keiner ehrlichen Lohnarbeit nachgehen und das zeige ich in dem ich mich wie ein kiffender kommunist gebe“ bei der Transformation gedacht wurde wage ich zu bezweifeln. Wenn dann ganz unterbewusst.

  • "Mir wachsen natürliche Dreadlocks."



    Was ist damit gemeint?Das das Haar des Autors lockig bzw. kraus ist? Das alleine sind aber noch keine Dreadlocks. Oder das er unter einem "Weichselzopf"leidet? (de.wikipedia.org/wiki/Weichselzopf) Beides betrifft auch weiße Menschen. Zudem gibt es so einige Mittelchen um krause Haare zu glätten- wenn man es denn unbedingt will. Solche Haarglätter sind ja auch Produkte rassistischer Unterdrückung.

    Damit und mit der bis heute anhaltenden rassistischen Benachteiligung Schwarzer Menschen und People of Colour aufgrund ihrer Haare müssen sich Weiße Menschen nicht auseinandersetzen."

    Rassismus macht sich aber doch in erster Linie an der Hautfarbe fest. Es heißt ja auch deswegen aktuell "People of Colour"und nicht"People of Dreads/Braids/..." Deswegen werden WEISSE(!) Männer mit lockigen /krausen Haar auch nicht "rassistisch verfolgt".

    "Und wenn sie keine Lust mehr auf diese Frisur haben, dann tragen sie eben eine andere. Das kann ich nicht."



    Das ist eben nur bedingt richtig,wie schon erwähnt.

    Auf die Hautfarbe bezogen ,sind diese Argument durchaus valide. Aber damit den Vorwurf der kulturellen Aneignung zu verteidigen,ist einfach nur lächerlich.Wie der Vorwurf an sich!

  • 1G
    14231 (Profil gelöscht)

    Sogenannte kulturelle Aneignung ist eine der ältesten Formen kultureller Praxis: Menschen bewegen sich durch die Welt, bringen dabei ihre eigene Kultur mit sich, reichern sie um andere Dinge an, hinterlassen dabei selbst ihre Spuren auf dem Weg und verfrachten diese kulturelle Formen in einen vollkommen neuen Kontext.

    Vielleicht mögen die Haare der besagten Musikerin keine Dreadlocks im Sinne jener Menschen sein, die sie zu einem politischen Statement deklarierten, vielleicht sollte man ihrer Frisur dann einfach einen anderen Namen geben. Wer es ihr aber verbieten will, die Frisur zu tragen, die sie möchte, der ist hier aber vielleicht einfach fehl am Platze. Denn es gibt in Unserer Gesellschaft ebensowenig ein exklusives Anrecht auf bestimmte Formen kultureller Praxis wie es Verbote bestimmter kultureller Praktiken gibt. Dies ist ein Grund, aus dem seit einigen Jahren sehr viele Menschen nach Europa kommen, und ihre eigene Kultur mitbringen, die hier dann naheliegenderweise auch von anderen Menschen aufgegriffen wird.

    Was hier kritisiert wird, ist ein Prozess, der so alt sein dürfte wie die Menschheit und ohne den keine Musik, keine gekochten Gerichte, keine Kleider und vermutlich auch keine Frisuren existieren würden.

    Der Kolonialismus europäischer Mächte der vergangenen Jahrhunderte hat sicherlich viel Leid verursacht, es ist aber auch keineswegs so, dass die betroffenen Kulturen die einzigen oder die ersten Menschen gewesen wären, denen Leid widerfuhr. Auch werden es nicht die letzten gewesen sein. Es wäre sinnvoller, darauf hinzuarbeiten, dass Nachkommen von Tätern und Opfern eine gemeinsame Kultur haben, anstatt einen Täter-Opfer-Mythos zu kultivieren, der irgendwann unweigerlich zu ethnischen Konflikten führen dürfte.

  • Das Tückische am Rassismus ist, dass man selber in die Grube fällt, die man für andere gegraben hat.

  • "Kulturelle Aneignung" ist nichts als ein internes Kampfmittel unter Linken um durch größere Distinktion zu punkten. Reines Alpha-Linken Geralangel.



    Schon allein die Zuschreibung von Dread-Frisuren oder einer Afro-Frisur zu einer bestimmten Kultur ist selbst rassistisch, perpetuiert billige Stereotype und negiert eben Kulturschöpfung durch Cut-up und Fusion, also persönliche und selbstermächtigende Aneignung. Leute wegen ihrem Aussehen und ihrer persönlichen Wahl der Präsentation abzustrafen sollte seit LGBTQ ja wohl auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet sein.



    Aber nein, statt Freiheit zu schaffen wird nur ein neues Regelsystem kultureller Tretminen installiert, das Rang für die symbolisiert, die die ständig werchselnden Codes am sichersten herbeten und erfüllen können. Mehr kann man sich selbst nicht mehr ins Knie schießen. Wenigstens frisst die dämliche Identitätspolitik wie jede gute Revolution ihre auch Kinder. Immerhin etwas tröstliches zu dem Thema.

  • Der strategische Ansatz der Identitätspolitik besteht darin zu teilen, um zu herrschen. Doof nur, wenn das eigene Lager diese Logik so weit verinnerlicht, dass es beginnt sich selbst zu zerfleischen.

    Der Kulturessentialismus, der hinter dem Konstrukt der kulturellen Aneignung steht ist brandgefährlich. Es ist egal wie man die Diskriminierung der Mehrheitsgesellschaft oder den Besitzanspruch einer marginalisierten Kultur auf bestimmte Dinge rechtfertigt: Wer solche Mechanismen einsetzt der legitimiert sie dadurch kategorisch und richtet perspektivisch unschätzbaren Schaden an der Gesellschaft an.

  • Mir fallen dazu die Hemden ein, die von schwarzen Gangs in LA getragen wurden, und bei denen nur der oberste Kopf geschlossen wurde, um damit gegen die feinen Pinkel der herrschenden weißen Elite in ihren Seidenanzügen zu protestieren.



    Darf man das als Weißer alter Mann jetzt noch so tragen?

  • Wie ist das dann mit meinen Bermuda Shorts??

    Und in Thailand haben die Thailänder ein Oktoberfest gefeiert in bayer.Tracht!! Das ist doch Rassismus pur. Ich fühle mich erniedrigt.

  • Es teilt sich auf u.a. nach Alter. die jüngeren, die dem strikten Verhaltens- und Sprechregime folgen, verweigern und verbieten Diskussionen, unterscheiden v.a. nach In- und Außenseitern.



    So erlebt in einem Telegram Kanal "was in der Stadt so läuft". gesperrt wegen einer ergänzenden Bemerkung, sofort wütende Ausbrüche.



    Es gibt kein Copyright auf kulturelle Stile!

    • @PauKr:

      Danke.

  • Rastalocken sind kein politisches Zeichen und haben keinen kolonialen Hintergrund, diese Frisur, das ist es nämlich, eine Frisur die in vielen Kulturen existiert, wurde keinem Menschen von auch nur irgend einer Kolonialmacht aufgezwungen! Es gibt Menschen die eine natürliche Veranlagung dazu haben, ob sie es nun mögen oder nicht. Das diese Veranlagung Anlass zur Diskriminierung ist, ist ein menschenverachtendes Unrecht, gibt jedoch nicht die Berechtigung, selbst rassistisch zu handeln, die Hautfarbe eines Menschen darf keine Rolle spielen, egal in welchen Bereichen! Als dunkelhaarige Frau mit „gewissen Kurven „ wurde ich in der S Bahn mehr als ich zählen konnte rassistisch beleidigt und auch sexuelle bedrängt. Ich habe mir alle Kurven weck gehungert und bin ehrlich gesagt an meinen körperlichen Grenzen, mein Haar wollte ich blond, es wurde orange, ich wünschte ich wäre damals stärker gewesen! Und diesen Tip gebe ich dem Kolumnisten, dessen Aussage, das Menschen mit hell pigmentierter Haut die Frisur wechseln können aber er nicht offen zeigt, das er weniger ein kulturelles Problem darin sieht als viele mehr, man muss es leider sagen, seine eigene Eifersucht und eigene Unzufriedenheit mit sich selbst, Sch…. auf andere, egal welche pigmentierung ihre Haut hat und liebe Dich selbst wie du bist! Kommt dir einer blöd, dann wehre dich und sehe doch bitte Rastalocken bei hell pigmentierten Menschen als das was es ist, nämlich kein Diebstahl, sondern eine Auflösung von „DIE und WIR zu einem UNS“. Es zeigt Anerkennung, auch wenn die ihre Frisur leicht ändern können und andere eben nicht!

  • Kulturelle Aneignung zunächst mal außen vor, seit wann sind Dreads exklusiv schwarz? Sind Dreads nicht in vielen Kulturen unabhängig voneinander entstanden und getragen worden? In Indien, Ost- und Westafrika, Jamaika, von Griechen, Germanen und Kelten? Wer heute als Weißer Dreads trägt, nimmt damit womöglich Bezug auf die Rastafari, vielleicht auch auf die Goaszene. Vielleicht ist es ein Ausdruck von Solidarität, vielleicht ein Ausdruck der Nichtidentifikation mit dem Mainstream. Vielleicht hat jemand einen Hang zu germanischer, keltischer oder hinduistischer Esoterik oder findet es einfach nur schön. Vielleicht eine Kombination als alldem. Man könnte argumentieren, die Rastafari haben sich bei den Sadhus bedient und sich ein zutiefst religiöses Merkmal für ihre politischen Zwecke angeeignet, aber wäre das nicht ein blödsinniges Argument? Ein gewisses Anti-Establishment-Statement schwingt bei Dreads heute immer noch mit. Doch zu unterstellen, dass sich Frau Maltzahn mit ihrer Frisur aus egoistischen Motiven und ohne Kontext den Kampf der black community gegen koloniale Unterdrückung aneigne, finde ich.. mehr als an den Haaren herbeigezogen. Eine Frisur, die es seit Jahrtausenden auf der Erde gibt für die black community zu monopolisieren, zeugt erstens von einer gewissen Weltfremdheit. Zweitens ist der Ausschluss einer weißen Künstlerin aufgrund ihrer Frisur ein ziemlich klarer Ausdruck von Doppelmoral, denn die Zuschreibung dieser Frisur als grundlegend schwarz und als Zeichen von kultureller Unterdrückung ist historisch beschränkt und zeugt letztendlich von rassistischen Motiven. Wie schwarz müsste man denn sein, damit man Dreads tragen dürfte? Dass hierzulande die weiße Mehrheit keine Erfahrungen mit rassistischer Unterdrückung macht oder gemacht hat, ist richtig und darüber reden ist wichtig. Koloniale Geschichte, alltägliche rassistische Abwertung und Ausgrenzung müssen angesprochen und angeprangert werden. Aber: Two wrongs don't make a right.

  • Wollen wir auch "People of color" verbieten, Beethoven zu spielen, weil das urweisse Musik ist? Diese Diskussion führt direkt zu Rassismus und völkischer Argumentation. Gerade kulurelle Verbindungen, sprich Solidarität durch Übernehmen haben in der Vergangenheit bei Musik, Mode, Küche und Kunst immer zu Verständigung und internationaler Solidarität geführt.

    Anm. der Red.: Kommentar gekürzt, bitte Netiquette einhalten.

    • @Zahnow Gregor:

      Sie haben leider NICHTS verstanden!

      • @mwanamke:

        Sie haben wohl eher nichts verstanden!



        Die Hautfarbe eines Menschen darf NIE eine Rolle spielen!

      • @mwanamke:

        Dann erklären Sie es ihm doch.

        • @Devil's Advocate:

          Naja, so schwer ist es in der antirassistischen Logik ja auch wieder nicht. Weiße sind keine Opfer von Rassismus, von daher ist es auch keine "kulturelle Aneignung", wenn "PoC" irgendwelche kulturellen Errungenschaften von Weißen übernehmen. Ob man dieser Logik folgen will, ist was anderes, aber schwer zu begreifen ist sie nicht.

  • Ich als weißer Lockenkopf bin in meiner Kindheit und Jugend für meinen "afro" ausgelacht worden. Umrundet von anderen Kindern die sich lustig gemacht haben über mich, meine Haare. Die mich ausgeschlossen haben weil ich einen natürlichen "afro" als weißer Mensch habe.



    War das kulturelle Aneignung oder natürliches Wachstum?



    Rassisten und andere arschlöcher stellen das äußere über das Handeln des jeweiligen Menschen.



    Kulturelle Aneignung gehört übrigens zum Mensch sein dazu das lehrt und die 20000 jährige Geschichte des homosapiens.



    Was keine Entschuldigung für die Gräueltaten des Kolonialismus ist.



    Was sind frisuren den nun? Politisch oder Kulturgüter? Oder gar beides oder weder das eine noch das andere?



    Ich lasse mir meinen "afro" , meine dreads oder worauf ich auch immer Bock habe weder von weißen nich von poc verbieten oder erlauben.



    Ob es kulturelle Aneignung ist die ja scheinbar für einige so schlimm ist sollte man dich lieber mit dem Menschen zusammen herausfinden dem man es vorwirft.



    VORURTEILE SIND IMMER SCHEISSE EGAL VON WELCHER SEITE SIE KOMMEN.



    Wie der Mensch handelt ist wichtiger und sollte im Vordergrund stehen nicht das aussehen, in diesem Fall die Frisur.



    Ich habe mit vielen poc genau darüber gesprochen und keiner hat mir gesagt das es sich in diesem Fall um kulturelle Aneignung in dem Sinne handelt wie ihn FFF hier sieht.

  • Ich komme gerade von der Klima-Demo hier in Lübeck.



    Auf Anhieb habe ich 2 FFF-Leute (waren eindeutig als solche zu erkennen) gesehen, die mit Dreads herumliefen.

    ... Soviel dazu.

  • Es geht mittlerweile nurnoch darum dumpf stunk zu Machen. Von den Minoern, über die Ägypter, I'm Levant, Caucasus, Anatolien bis hoch zur pontischen Steppe sind solche Frisuren aus Der Bronzezeit bekannt. Es könnte eventuell etwas damit zu tun haben, dass Haar dazu neigt diese Form anzunehmen, wenn man es gewährt?

    Welch eine lächerliche Debatte.



    Was ein bescheuertes Verhalten. Mache mir demnächst aus Prinzip welche.

  • Das Thema ist mMn. komplexer als in den meisten Medien dargestellt. Spätestens seit in den letzten Jahrzenten ein großer Markt rund um Dreadlocks entstanden ist, ist es sicher nicht immer nur ein Ausdruck von Solidarität von den Träger*innen sondern für einige lediglich ein Modetrend.

    Vielleicht sollte Mensch nicht die "kulturelle Aneignung" sondern die "kulturelle Vermarktung" durch die westliche Welt kritisieren!?

  • Auf eine bizarre Art vermutlich gut gemeint, aber letztendlich völlig daneben, lächerlich, kontraproduktiv und auch ziemlich engstirnig.



    Im Übrigen sind Dreadlocks Mainstream geworden, ähnlich wie Palitücher und Che Gevera-Shirts es einmal waren, oder darf man die als Weißer jetzt auch nicht mehr tragen?

    • @Big Do:

      Naja, Palitücher und Che-Guevara-Shirts sollten vor allem linke Menschen nicht (mehr) tragen…diese Accessoires sind jetzt nämlich durchaus eher bei Rechtsextremisten beliebt…

  • Egal wie argumentiert wird, am Ende wird von einigen gerade für folgende Position geworben:

    Um Rassismus zu bekämpfen, dürfen bestimmte Frisuren nur von Menschen mit bestimmter Hautfarbe getragen werden.

    Frage: Was macht einen Menschen zu etwas anderem, wenn er nicht anders handeln kann?

  • Wer bestimmt was ein Nebenschauplatz und worauf der Fokus gelegt werden sollte?



    Als weißer sollte man da ganz ganz leise sein und sich mal an die eigene Nase fassen.

    • @Holzkohle:

      Ich würde mal den Fokus auf die Farbe von Holzkohle legen… Da wird schon ganz eng für Sie.

  • 2G
    24584 (Profil gelöscht)

    Genau das passiert, wenn man einfach nur unreflektiert Texte aus den USA übersetzt.



    Ich sehe schon, dass das in den USA mit einiger Berechtigung ein Thema ist. Einer von fünf Einwohnern dort hat afroamerikanische Wurzeln, mit dem historischen Rucksack der Sklaverei, ist auf den ersten Blick als solcher identifizierbar und Benachteiligungen gibt es dort auch - eben, weil es sichtbar ist. Es gibt in den USA "typische" afroamerikanische Ausdrucksweisen in Musik, Kleidung, Sprache und eben auch Frisuren.



    Aber in Deutschland? Kann mir jemand eine systematisch unterdrückte Minderheit bei uns nennen, die klar abgrenzbar alle die gleiche Geschichte und Kultur haben - und typischerweise Dreadlocks tragen? Sehe ich nicht.



    PoC in Deutschland sind doch (zumindest überwiegend) gar keine Afroamerikaner. Die haben weder mit Sklaverei noch mit der Rassentrennung in den USA etwas zu tun. Auf dieser Grundlage entstand dieses Konzept aber.

  • Also ehrlich. Das ist Cancelculture und unnötige Spaltung par excellence!-Futter für die Krummdenker.

    Müsste das Individuum selbstvor dem durchdachten Selbstausdruck seine genetische Abstammung exerminieren, gäbe es für "Weiße" nur noch Schlager, Klassik und Seitenscheitel. (Obwohl ich mir der Haarkultut im neolithischen Europa nicht so sicher bin) People of Colour wäre hingegen Klassik, Grunge und blonierte Haare verboten. Hat hier jemand eigentlich mal über Robert Blanco nachgedacht? Zudem müsste auch jejlicher Rock'N rOLL gecancelt werden.

    Und was ist, wenn die genetische Abstammung nicht so eindeutig zu klären ist?!



    Verkürzung hin oder her. An kulturellen Austausch, welcher eben auch mit Übernahme von Rhytmen und Frisuren, in beide Richtungen einhergeht sollte keine ernsthate Anti-Rassint* in etwas auszusetzen haben. Wo wären wir, wenn nicht z.B. auch der Jazz oder Blues die Herzen so vieler "Weißer" erobert hätte. Kritisieren muss mensch aber Rassist*innen, die unreflektiert aneignen. Nur, ist oder war die ausgeladene Künstlerin denn eine solche? Und jetzt geh ich zur Demo.

  • "... die kolonialrassistische Praxis, nach der Teile der Kultur marginalisierter Gruppen von der Mehrheitsgesellschaft ohne Kontext kopiert und sie sich von ihr angeeignet werden."

    "Kolonialrassistische Praxis" war in der Regel eher die Abwertung indigener Kulturen. Die positive Wahrnehmung und Aufwertung etwa der afrikanischen Kunst geschah in Europa im Gefolge der Adaption durch die Klassische Moderne. Aber wenn ich den Autor richtig verstehe, hätte man das eher bleiben lassen sollen.

  • Ich finde die Prämisse, kulturelle Aneignung wäre eine "kolonialrassistische Praxis" gewagt; kulturelle Aneingung ist zunächst einmal eine Grundkomponente kultureller Praxis: Mimesis. Menschen immitieren Dinge, die ihnen gefallen. Ich sehe nicht recht, was daran rassistisch sein soll, zumal die Kritik in diesem Fall ja - wieder einmal - eine Person trifft, die eher links einzuordnen ist. Und das ist das wirklich seltsame an dieser Debatte: es gibt ihn Deutschland nach wie vor einen gewaltbereiten Rechtsextremismus, der eine reale Gefahr für das Leben und die Gesundheit von Minderheiten darstellt, es gibt Diskriminierung auf den Arbeitsmarkt, die Lebensentwürfe zerstört, etc. - und wir streiten darüber, ob eine linke Musikerin Dreadlocks tragen darf? Tut mir leid, aber ich sehe den Sinn dahinter nicht.

  • Bei Dreadlocks denke ich an Bob Marley und Reggae. Laut Internet bedeuteten Dreadlocks für ihn:



    "They stand for empowering humans and make you feel more whole and one with nature. 'Live simply in service and in peace' is what dreads symbolizes."



    Scheinbare haben Dreadlocks für verschiedene Menschen unterschiedliche Bedeutungen. Jemanden deshalb eine kulturelle Aneignung einer ganz speziellen Bedeutung zu unterstellen ist darum ein wenig anmaßend.

  • "Die Weiße Mehrheitsgesellschaft nimmt sich das Recht heraus, mir zu sagen, wie ich aussehen soll."

    Und das tut die weiße Mehrheitgesellschaft auch bei Weißen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich meine längeren lockigen Haare damals für die BW abgeschnitten habe.

    "Bärte müssen gepflegt und gestutzt sein, die Haare kurz, sie dürfen Ohren und Augen nicht bedecken. Außerdem sollen sie bei aufrechter Kopfhaltung nicht Uniform- oder Hemdkragen berühren."

    Die Dienstvorschrift gilt übrigens immer noch.

    • @Sven Günther:

      Ich wollte immer grüne Haare. Habe mich beim Abi nicht getraut, ZD war in einer Behörde, mündliche Prüfungen dann an der Uni, und heute geht’s auch nicht. Wenn ich dann in Rente bin… habe ich vermutlich Platte. 🤣🥹

  • Da geht es ja vielleicht im Ansatz um sinnvolle Kritikpunkte...aber beim Satz ''Ronja Maltzahn hat so etwas mit ihrer Frisur bisher sicher noch nicht erlebt'' blieb mir etwas die Spucke weg.



    Glaubt Leon Montero allen Ernstes, dass in der Gastro, genau wie im Service oder Bankwesen etc., weiße Personen (insb. Frauen*!) nicht gesagt bekommen wie sie auszusehen haben?

  • RS
    Ria Sauter

    Allmählich wird das so absurd.

    • @Ria Sauter:

      Aber man kann schön plaudern

  • Hört auf, den Menschen Vorschriften zu machen. Kultur lebt von Aneignung und Austausch, und das ist schön so (Multikulti war einmal etwas Positives). Außerdem sind Dreadlocks zu tragen mitnichten eine "Schwarze Kultur" - es gibt nämlich keine einheitliche, genauso wie es keine einheitliche weiße Kultur gibt. Und zum Argument, dass man als POC ja nicht einfach die Haare (wie Weiße) ändern kann: Dreadlocks entstehen auch ganz natürlich bei glatten Haaren - anders als ein "Afro", den ich in den 70ern aus Solidarität mit der Befreiungsbewegung in den USA trug.

  • Auch der Name "Fridays for Future" ist eine kulturelle Aneignung.

  • Steht es überhaupt jemanden zu eine Frisur für sich zu vereinnahmen?

    Mode, Musik, Frisuren... all das muss doch einfach allen gehören und darf nicht auf bestimmte Gruppen beschränkt sein.

    Und noch etwas: Das große Ziel muss es doch sein dass alle alles tun, sagen und tragen dürfen.

    Deshalb ist die Begründung einfach mehr als schräg.

    Sie vereint nicht, sie teilt.

    Und nix ist doch schöner als wenn ein altes Zeichen für Kampf gegen Unterdrückung eine Mode wird die jeder tragen darf dem es gefällt. Egal ob man aus Asien, Afrika, Europa oder Australien kommt.

    Wollen wir jetzt wirklich wieder anfangen bestimmten Gruppen etwas zu verbieten?

    • @Müller Christian:

      "Mode, Musik, Frisuren... all das muss doch einfach allen gehören und darf nicht auf bestimmte Gruppen beschränkt sein." Ja, sollte man meinen, dass wir schon mal weiter waren. Jetzt ist Multikulti auf einmal kacke... Ist mir alles zu albern und daher mache ich, was mir Spaß macht.

  • Das Thema ist bullshit, ich kann meine Haare tragen



    wie ich will. Auch trotz oder wegen oder unwissend des Hintergrunds. Politische Belehrungen brauche ich nicht. FFF ist meine Unterstützung erstmal los. Ich bin gegen Rassismus engagiert, wenn man was tolles bei anderen Kulturen sieht, es nicht übernehmen dürfen, ist für mich ausgrenzend. Darf ich als weißer Deutscher jetzt auch keine Pizza mehr essen, kein Falafel etc? Und „die anderen“ kein Sauerkraut? Was für ein Nonsens in einer globaliserten Welt die immer mehr zusammenwächst.

    • @guzman:

      Danke für die Musik.



      Ansonsten google Mensch mal den Spiritual Leader Philip Deere.



      Er hat gesagt:



      "Versucht nicht, euch eine fremde Haut überzustreifen. Bekennt euch zu dem, was ihr seid. Ihr könnt auch als Weiße das Glück finden."



      Dies ist für mich der wirklich weiterführende Beitrag zu dieser Debatte, seit Ende der 1970er Jahre.



      Er kommt ohne überzogene Vorwürfe aus und eröffnet den Raum für Kreativität ohne die Gefahr von Ausbeutung.

  • "kulturelle Aneignung – die kolonialrassistische Praxis, nach der Teile der Kultur marginalisierter Gruppen von der Mehrheitsgesellschaft ohne Kontext kopiert und sie sich von ihr angeeignet werden"

    Was wäre denn ein Kopieren "mit Kontext" und "ohne Aneignung"?



    Kopieren als kulturelle Praxis ist weit verbreitet. Wie genau soll unterschieden werden zwischen Erlaubtem und nicht Erlaubtem?

    Und wenn hier Rassismus und Diskriminierungserfahrungen ein Kriterium sind: Wie ist es zu beurteilen, wenn die Gruppe der Betroffenen keine gemeinsame Auffassung dazu hat? Es gibt Beispiele von Amerikanern mit japanischen Vorfahren, die sich gegen das Tragen eines Kimonos durch Menschen ohne japanische Vorfahren ausgesprochen haben, während es durch Menschen in Japan als positive Wertschätzung gerne gesehen wird.

  • Wir erleben hier die skurrile Situation dass eine ein "Pseudoproblem" von einer Minderheit thematisiert wird.

    Vorab meine eigen Situation als Teil der Mehrheitsgesellschaft. Ich versuche in meinem Alltag tolerant zu sein, nicht immer mit Erfolg, bin mit einer Nichtdeutschen verheiratet und teilweise in ihre asiatischen Kulturkreis integriert weil ich die Sprache spreche.



    Ich erlebe "kulturelle Aneignung" in alle Richtungen täglich.

    Es mag in einzelnen Fällen peinlich sein, manchmal auch beleidigend wenn dieser kulturelle Austausch schiefgeht.

    Aus diesem Einzelfällen aber eine politischen Kampfbegriff zu machen und damit das gesamt Konzept kulturellen Austausch unter Generalverdacht zu stellen ist schlicht (ich enthalte mich der Exklamationen) "kontraproduktiv".

    Wenn jemand ein politisches Symbol misbraucht sieht soll er so nennen und spezifisch und beim Thema bleiben.

    Das politische Komzept der "kulturellen Aneignung" lehne ich aufs schärfste ab.

    • @Michael Renper:

      Noch dazu entlarvt - auch im konkreten Beispiel - sich die kulturelle Aneignungsdiskussion ja als inkonsequent und willkürlich: Es wurde eine Frisuränderung gefordert und nicht, dass die Künstlerin zu Schalmeienplärren zu jodeln hätte, obwohl davon Auszugehen ist, dass am Gesamttatbestand ´singende Künstlerin nutzt außereuropäische Kulturtechniken´ die Frisur wohl den kleinsten Anteil hat.



      Antirassismus als Teil des Befreiungskampfes aller Menschen von Ungerechtigkeit muss die Freiheit vergrößern, statt sie durch neue Zwänge zu Beschneiden, im konkret beschriebenen Fall löst ja ein Dreadlockverbot für Langnasen ja nicht die Diskriminierung afrikanoider Haarwuchsformen.



      Es gibt soviel real existierender Rassismus, Sexismus und Klassismus - das Einzige was es zu kultureller Aneignung zu diskutieren gäbe, ist ob diese tabuisierende neopuritanische Hybris eventuell durch ihre gegendiskriminierende Schlichtgeistlogik nicht eben jene Schlichtgeister zur Selbstreflexion des eigenen soziokulturellen Chauvinismus anregen könnte.



      Glaub ich nur nicht, um die Ecke denken ist da zu viel verlangt.

  • „Haile Selassie gilt den Rastas als die in der Bibel angekündigte Wiederkehr Jesu Christ“ (ist das Aneignung?).



    Ansonsten ist das Phänomen ‚Aneignung‘ vor allem eines des hegemonialen Kapitalismus, als Subkulturen dürft ihr spielen, solange ihr im Rahmen bleibt, bzw. vermarktbaren Stoff liefert (Hall, Hebdige, Gramsci).

  • Ich habe auch Migrationshintergrund, mein Vater ist nicht deutsch. Was man mir auch ansieht. Ich habe auch schon Diskriminierungserfahrungen gemacht. In der Jugendfeuerwehr, im Job.

    Aber das waren einzelne Idioten, die auch sonst am Rande der Gesellschaft stehen oder erkennbar Frustrierte. Pfeif auf die. Auf mein 40jähriges Leben gerechnet kaum spürbar.

    Klar werde ich ab und zu gefragt, wo ich herkomme oder meine Familie. Die Leute sind halt neugierig (nicht rassistisch). Ich sage, mein Vater kommt aus daundda. Wie oft kam eine negative Reaktion? 0x. Eine positive? Sehr oft, speziell von jungen Damen auf Partys, denen das wohl gefallen hat. Bekommt man sicher auch iwie zu Rassismus hingebogen.

    Bzgl der Dreadlocks... Ich bin nicht schwarz, habe aber gestern eine Dunkelhäutige bei mir im Studio gefragt, was sie davon hält. Die konnte es nicht fassen. Natürlich kein Problem, soll doch jeder tragen was er mag. Ausgerechnet bei FFF, die ja wirklich um jeden werben sollten.

    Man muss hier sehr genau aufpassen, dass man nicht ins Sektieren gerät und die Masse abstößt. Wie brutale Veganer, die den Rest der Gesellschaft und selbst Vegetarier verachten und alle Kontakte außerhalb der Szene abbrechen. Alles schon erlebt.

    In dem Fall (heftiger Verurteilung und nazifizierung von Dreadlocks, harmlosen Fragen, "wo kommst du her?“...) treibt man ganz normale, eigentlich entspannte Leute der AfD zu.

  • Rassismus ist ein alltägliches Problem, in Deutschland und anderswo.



    Im Bundestag sitzen Rassisten, die von etwa 15% der Bevölkerung unterstützt werden. Mitunter zeigen Polizisten mit racial Profiling ihre rassistische Einstellung. Es gäbe noch genügend weiterer Beispiele.



    Eine 'Dreadlock-Frisur' wird jetzt von vielen auch als rassistisch empfunden.



    Aber kommt es dabei nicht auch ein Stück weit darauf an, welcher Kopf unter der Frisur steckt?



    Ich kenne Frau Maltzahn nicht, gehe aber davon aus, dass, wenn sie bei FFF auftreten wollte, sie sich mit den Zielen identifiziert, sprich eine reflektierte und liberale Person ist. Frau Rackete ist, durch ihre Arbeit und Unterstützung von Flüchtlingen, darunter viele PoCs, jeglichem Rassismus abholt ( die Unterscheidung beider Frauen hinsichtlich des Rassismusvorwurfs, erschliesst sich mir dabei aber nicht ).



    Genauso wenig erschliesst sich mir die ganze Diskussion nicht, zumindest nicht ganz.



    Ist es denn nicht einfach so zu verstehen, dass das Tragen von 'Dreadlocks' eher aus Solidarität mit den kolonialisierten Menschen geschieht, wie es früher das Tragen von Palästinensertüchern, Baskenmützen oder Che-Guevara-Shirts war. Vielleicht aber auch nur, weil es der Person gefällt, die Haare so zu tragen.



    Verkämpfen wir uns doch bitte nicht, auf solchen Nebenschauplätzen, sondern versuchen wir durch unser Tun und Verhalten, dem täglichen Rassismus entgegenzutreten.

    • @Klaus Waldhans:

      D'accord

    • @Klaus Waldhans:

      So ist es volle Zustimmung.

  • Eigentlich ist es kulturelle Aneignung, wenn Nicht-Rastafaris Dreadlocks tragen. Also, Herr Montero ...

    • @Kaboom:

      Könnte sein.

      Wie sehen Rastafaris #Dreadlocks?

  • ich habe Dreads niemals als kulturelle Aneignung gesehen, sondern als Nachmachen im Sinne eines solidarischen Demonstrierens höchster Anerkennung.



    ("Nachahmung ist die höchste Form der Anerkennung" )



    Die Intention ist damit eine gnaz Andere, als jene der kulturellen Aneignung..



    Diese Nachahmung dient nicht der Lächerlichmachung, sondern der Auflösung der Diskriminierung.

    • @Wagenbär:

      So verstehe ich das bisher auch.

    • @Wagenbär:

      Sehe ich auch so.

      In meinem Bekanntenkreis sind mehrere Leute mit Dreadlocks.

      Eigentlich die Lockersten und Liebsten.

      Die Revolution frisst ihre Kinder.

      • 3G
        32051 (Profil gelöscht)
        @shantivanille:

        So ist es. Die Rechtsextremisten haben jetzt ohne Not auf Jahre hin wieder ein Narrativ, welches sie bei jeder Gelegenheit dankbar bemühen werden. Ich sag nur "Reiche erschießen" 😩

  • Wenn weiße Sportler im Stadion als Protest gegen Rassismus niederknien und damit eine von Schwarzen Sportlern entwickelte Geste übernehmen, also damit kulturelle Symbole der Black Community sich aneignen, ist das dann ebenfalls verwerfliche kulturelle Aneignung?



    Und wie ist das mit der Musik? Ist nicht der größte Teil der Pop- und Rockmusik beeinflusst durch Schwarze Musik?



    Was ist mit Rap? Etwa mit Eminem?

  • Mir erschließt sich nicht, worin denn der Schaden durch eine derartige kulturelle Aneignung bestehen soll. Es erscheint mir doch eher ein Ausdruck der Wertschätzung der Kultur einer diskriminierten Minderheit zu sein und ist daher eher positiv.

    • @vulkansturm:

      Genau so denke ich auch. Die Österreicher freuen sich doch auch, wenn alle Welt Mozarts Musik einstudiert. Genauso dürfen auch Österreicher "Schwarze" Musik spielen. Oder wäre das auch "kulturelle Aneignung"? Was soll denn daran schlecht sein? Im Gegenteil: Das ist gegenseitige Wertschätzung.

  • Die Autorin schreibt:"Als ich in der Gastronomie gearbeitet habe, wurde mir gesagt, dass ich mir die Haare schneiden solle, ... die Weiße Mehrheitsgesellschaft nimmt sich das Recht heraus, mir zu sagen, wie ich aussehen soll. Ronja Maltzahn hat so etwas mit ihrer Frisur bisher sicher noch nicht erlebt"

    Diese Behauptung macht mich fassungslos. Ronja Maltzahn hat doch eben gerade erlebt, dass man ihr gesagt hat, dass sie sich die Haare abschneiden soll. Davon abgesehen, kenne ich die Regeln in der Gastronomie nicht aber wenn sich Frau Maltzahn auf eine Stelle in einer Bank oder als Polizistin bewerben würde, dann würde man ihr garantiert auch sagen, dass sie sich die Haare schneiden muss. Die weiße Mehrheitsgesellschaft würde ihr so genauso Vorschriften machen.

    • @MartinSemm:

      Kleine Korrektur: Es hätte natürlich heißen sollen "Der Autor"