Tödliche Bärenangriffe: Keine Menschen opfern
Der Tod eines Joggers in Italien zeigt: Der Bär darf nicht nach Deutschland zurückkehren. Die Raubtiere haben in Menschengebieten nichts verloren.
D er tödliche Angriff eines Braunbären auf einen Jogger in Italien ist auch eine Warnung für Deutschland. Denn es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis Bären der Populationen etwa in Norditalien oder Slowenien wieder hierzulande gesichtet werden. Naturschützer bezeichnen es als Gewinn für die Artenvielfalt, wenn sich Braunbären dauerhaft zum Beispiel in Bayern niederlassen würden.
Doch Menschenleben sind dafür ein zu hoher Preis. Deshalb sollte Deutschland alle Möglichkeiten des EU-Naturschutzrechts nutzen, um Bären fernzuhalten. Falls nötig, muss die Bundesregierung in Brüssel darauf hinwirken, die Europäische Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie zu ändern. Sie schreibt derzeit vor, dass auch der Braunbär nach Deutschland zurückkehren darf.
Die Bundesrepublik aber ist so dicht besiedelt, dass sich Konflikte zwischen diesen bis zu 150 Kilogramm schweren Raubtieren und Menschen kaum vermeiden ließen. Es sei denn, man verbietet Menschen zum Beispiel, in Wäldern zu wandern. Deutschland hat fast keine Gegenden, die groß genug sind für Bären und dennoch kaum von Menschen besucht werden.
Naturschützer argumentieren dagegen, dass viel mehr Menschen durch Hunde oder Wildschweine zu Schaden kämen. Aber: Genau wegen dieser Gefahr ist es in Deutschland verboten, Kampfhunde ohne Aufsicht frei herumlaufen zu lassen. Wildschweine wiederum töten nicht einmal ausnahmsweise Menschen, um sie zu fressen, sondern allenfalls, um sich oder ihren Nachwuchs zu verteidigen. Bären dagegen sind wild lebende Raubtiere.
Dass menschengemachte Gefahren wie Autos ein viel größeres Risiko darstellen, kann nicht legitimieren, dass man nun Tote durch Bären riskiert. Die Gefahren durch Autos müssen so weit wie möglich reduziert werden – Gleiches gilt für das Risiko durch Bären.
Schließlich: Von dieser Tierart allein hängt das Überleben der Natur nicht ab. Wichtiger, als Bären zu schützen, wäre es, die weit größere Belastung für die Artenvielfalt etwa durch die intensive Landwirtschaft konsequenter zu senken.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Absagen vor Kunstsymposium
Logiken der Vermeidung