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Sahra WagenknechtPotenzial für eine Retro-BRD-Partei

Kommentar von Gunnar Hinck

Wagenknechts Pläne muss man nicht mögen. Aber sie könnte von der linksliberalen Überheblichkeit gegenüber den vermeintlich „Abgehängten“ profitieren.

Sahra Wagnknecht bei der Pressekonferenz zur Gründung des Vereins „Bündnis Sahra Wagenknecht“ Foto: Markus Schreiber/ap

W ie entstehen eigentlich neue Parteien, und unter welchen Bedingungen werden sie dauerhaft erfolgreich? Diese Fragen sind wieder aktuell, seit Sahra Wagenknecht mit ihrer Parteigründung Ernst macht. Die Spitze ihrer Ex-Partei ist empört und verschweigt dabei, dass sie Wagenknecht noch bei der Bundestagswahl 2021 gern als Zugpferd für die Linkspartei im Wahlkampf einsetzte, obwohl der Riss damals schon deutlich war.

Erfolgreiche Parteien entstehen entlang eines neu auftauchenden gesellschaftlichen Konflikts. Ein Blick zurück: Die Grünen eta­blierten sich, weil vor über 40 Jahren keine der anderen Parteien die ökologische Frage richtig ernst nahm, und das noch zu einem Zeitpunkt, als Flüsse Kloaken glichen und Smog in Großstädten nichts Ungewöhnliches war. Die Piratenpartei hingegen verglühte ziemlich schnell, weil Digital- und Softwarethemen dann doch nicht für eine nennenswerte Zahl von WählerInnen relevant waren.

Das Zuschneiden auf eine Person – Wagenknecht – wirkt auf den ersten Blick gewagt und für Deutschland untypisch. Doch gibt es nüchtern betrachtet Potenzial für charismatische PopulistInnen, und das schon seit Langem. Gerhard Schröder stieg auf, weil er seine Popularität aus der Bevölkerung und ziemlich vielen Medien zog, aber nicht old school aus dem eigenen Parteiapparat. Aber anders als Wagenknecht konnte Schröder damit seine eigene Partei kapern.

Wagenknechts Weg von der innerparteilichen Dissidentin zur Parteigründerin ist auch ein Lehrstück in Mediendemokratie

Wie jede begnadete Populistin macht Wagenknecht Dinge größer, als sie sind, die aber einen wahren Kern haben. Wenn sie über die Latte-macchiato-mit-Hafermilch-Fraktion in Berlin-Mitte lästert, spricht sie den Bevölkerungsteil an, der auf dem Dorf oder in der Kleinstadt lebt, in einem klassischen Job in der Industrie oder in der Verwaltung arbeitet oder einen Handwerksbetrieb besitzt, einen Diesel fährt, die neuesten informellen Sprachregeln lächerlich findet und gern nach Mallorca fliegt. Und lieber Filterkaffee mit Kaffeesahne trinkt.

Es sind diejenigen, denen die gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Entwicklungen – Ökotransformation, Globalisierung – einfach zu schnell gehen oder die sie ganz ablehnen. Das ist in der Tat ein gesellschaftlicher Konflikt.

Profitieren dürfte Wagenknecht auch von einer paternalistischen Überheblichkeit, mit der diesen Milieus begegnet wird, etwa wenn – auch linke – Medien von den „Abgehängten“ sprechen, die man „mitnehmen“ und denen man das mit der Wärmepumpe einfach noch mal genauer erklären muss. So, als wären sie kleine Kinder, die man an die Hand nimmt und die Nachhilfeunterricht brauchen.

Facharbeiter und Post-SED-Milieu

Wagenknechts Formel geht, vereinfacht gesagt, so: ein bisschen Kulturkampf plus ­Retro-BRD-Modell plus klassische Umverteilung und billiges russisches Gas. Strategisch gesehen ist das nicht blöd: Im Westen dürfte sie den Facharbeiter ansprechen, der sich früher als rechter SPD-Wähler sah; im Osten das Post-SED-Milieu, das wirtschaftspolitisch links, kulturell aber eher konservativ denkt. Deren Weltbild kann man aus guten Gründen ablehnen. Aber der Spaltungsvorwurf greift zu kurz – man nennt es Demokratie, wenn neue Parteien Stimmungslagen aufnehmen und sich zur Wahl stellen.

Wagenknechts Weg von der innerparteilichen Dissidentin zur Parteigründerin ist auch ein Lehrstück in Mediendemokratie. Die Medien haben sie erst groß gemacht: Skurril ist es, wenn in Features über Wagenknecht-Aufritte vom „großen Medienauflauf“ berichtet wird – aber der jeweilige Journalist mit seiner Präsenz ja mit zu diesem Medienauflauf beigetragen hat.

Wagenknecht war in den neunziger und nuller Jahren eine eher schüchterne, tastende Person; im Interview mit dem Journalisten Günter Gaus 2004 – im Netz zu finden – redete sie lieber nachdenklich über Hegel und den Menschen im Sozialismus, als gewagte Thesen über das Tagesgeschehen von sich zu geben.

Lieber nicht Röttgen

Heute wird sie in Talkshows für die Rolle „Streitbar und charismatisch als Kontrapunkt zu Norbert Röttgen“ gebucht. Und sie gefällt sich in der Rolle – eine klassische Wechselwirkung zwischen den Erwartungen anderer und der eigenen Lust, im Scheinwerferlicht zu stehen. Auch dadurch ist sie immer populistischer, rhetorisch härter geworden: Wenn sie die Ampel als „wahrscheinlich schlechteste Regierung“ der Bundesrepublik bezeichnet, weiß sie sicherlich selbst, dass das Quatsch ist.

Abregen und Gelassenheit sind zu empfehlen. Wenn die Wagenknecht-Partei tatsächlich Erfolg haben sollte, würde sich eine Repräsentationslücke im Parteiensystem schließen. Und sie dürfte die AfD kleiner machen – gut so. Wenn nicht, wird sich die Partei als Strohfeuer erwiesen haben. Der Lackmustest wird kommen, bei den Wahlen im nächsten Jahr.

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ist Redakteur im taz-Ressort Meinung.
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61 Kommentare

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  • "Wie jede begnadete Populistin macht Wagenknecht Dinge größer, als sie sind, die aber einen wahren Kern haben."

    Das ist die unausweichliche antithetische Realitätsentwicklung, wenn allzulange zu viele Populisten wirksam sein konnten, die nicht als solche erkannt wurden, während sie die Wahrnehmung von Problemen verhindert haben, indem sie diese kleiner geredet haben, als sie im Kern tatsächlich sind.

  • 9G
    94799 (Profil gelöscht)

    Wenn die Wagenknecht "inhaltlich nichts drauf hätte" hätten sie die Medien nicht gross machen können - letztendlich orientieren die sich doch an der "Quote" und Wagenknecht steht für "Ouote".



    Sollte Wagenknecht mit ihrer neuen Partei Erfolg haben ergeht es ihr hoffentlich nicht wie den GRÜNEN die 1983, 4 Jahre nach ihrer Gründung, von "Realos", die selbst zu faul waren eine eigene Partei erfolgreich zu machen, gekapert wurden, angeführt von J. Fischer, D. Cohn-Bendit etc. und den GRÜNEN gnadenlos ihre



    Gründungs-Seele zertrampelten.

  • Was mich wundert: Das es nach Wagenknecht keine Schwulen, Lesben oder sonstige "Diverse" unter Wagenknechts "normalen Leuten" gibt. Sind die Diversen ausschließlich in der Berliner Latte-Fraktion versammelt?

  • "gegenüber den vermeintlich „Abgehängten“" - wieso vermeintlich, es gibt jede Menge Menschen in diesem Land, die nicht wissen, wie sie über die Runden kommen sollen und die taz redet von vermeintlich. Ich halte ja nicht viel von dem, was Wagenknecht da macht, aber man könnte die Leute da nicht abholen, wenn es sie nicht gäbe. Auch und gerade die taz holt diese Menschen nicht ab, hier werden viele "Diskussionen" geführt, die mit den Problemen dieser Leute nichts zu tun haben. Man merkt immer wieder deutlich, dass die taz aus Berlin kommt aus einem grünen Milieu für Leute, die es sich leisten können, im taz-shop einkaufen zu können. Da gibt es definitiv nichts, was mit der Lebenswirklichkeit abgehängter Leute zu tun hat. Die sind froh, wenn sie was zu Essen haben und ein Dach über den Kopf. Das sind Menschen, für die die Inflation eine Katastrophe ist und nicht nur ein Übel. Für die nicht mal Urlaub auf Balkonien geht, weil sie oft in Häusern ohne Balkon leben.

    • @Lee Ma:

      Jetz frage ich mich aber, aus welchem Milieu du kommst, wenn du uns "diese Leute" nennst?



      Und nur weil ich nicht aus Berlin bin, bin ich nicht hinterm Mond. Wir sind hier auch icht dumm und wissen, dass die Sarah spaltet und selbst reich ist.

    • @Lee Ma:

      Stimme zu. Die beliebte Verunglimpfung



      von -potentiellen - Sahra Wagenknecht Wählern ist nicht hilfreich und zeugt von politischer Ignoranz im Stile "nur meine Lebenswelt zählt"

  • Ich hätte mir einen sachlichen Artikel gewünscht, der dem Thema gerecht wird. Leider ist dies ein Artikel, der sich mit viel Arroganz und wenigen Sachbelegen sowohl über Sahra Wagenknecht, als auch über "die Abgehängten" lustig macht. Hiermit wird der Artikel weder Frau Wagenknecht, noch den so genannten "Abgehängten" gerecht.

    Gerade als Autor sollte man wenigstens Frau Wagenknechts Bücher-Verkaufszahlen und den dazugehörigen Inhalten Aufmerksamkeit zollen, wenn man schon von einem höheren Ort auf Frau Wagenknecht herabblicken möchte. Und der Autor befleißigt sich der gleichen Überheblichkeit, die er ja im Artikel so bemängelt - WTS?

    Ich bin so durch mit diesem Schreibstil, egal, ob in der TAZ oder sonstwo. Da erklärt sich, warum die Menschen nicht mehr so gerne Zeitung lesen. Man findet einfach keine Zeitung mehr, die lesbar ist.

    P.S.: Ich trinke meinen Filterkaffee schwarz, Cappuccino gerne mit Hafermilch (am liebsten aufgeschäumt). Und nein, ich bin keine Wagenknecht-Anhängerin. Aber ich lese ihre Bücher, bevor ich Behauptungen über sie aufstelle.

  • Ich komme immer wieder auf den Punkt zurück: um es der „überheblichen“ liberalen Elite hierzulande mal richtig zu zeigen und Anlaufpunkt bzw. politische Alternative für die sozial Abgehängten zu sein - die man ja nicht den rechten Scharlatanen überlassen will, wie auch Sahra Wagenknecht jüngst beteuerte -, wieso bedurfte es da eigentlich der Spaltung der Linken? Kann mir das jemand mal plausibel erklären?



    Aber diese Frage geht aber wohl eher an die Wagenknecht-Fangemeinde.

    • @Abdurchdiemitte:

      Weil die "linke" von Anhängern des links-grünen Mainstreams bevölkert werden. "Die linke" ignoriert die ökonomischen und soziale Realität der Bürger im Land und scheint die Probleme überhaupt nicht sehen zu wollen (bzw. Nur die die in ihr Weltbild passen)

      Die alte Partei stellt nicht einmal die richtigen Fragen (geschweige denn Lösungen), deshalb braucht es eine neue Partei!

    • @Abdurchdiemitte:

      Ich bin nicht in der Wagenknecht-Fangemeinde, würde aber trotzdem antworten:

      Weil die Linkspartei mittlerweile dabei ist, ein Teil dieser liberalen Elite zu werden.

      Die Linke ist aktuell eher Akademikerpartei denn Arbeiterpartei.

      Daraus resultieren Änderungen in der Zielsetzung, die eine Nähe zur liberalen Elite herstellen.

      No border finden gerade Wirtschaftsliberale gut, weil sich dadurch das Heer der Arbeitsuchenden vergrößert.

      Erfolgreiches Gendern ist ein Zeichen, dass man vermutlich eine Uni besucht hat.

      Die sozial Abgehängten interessieren diese Themen eher nicht.

      Man könnte sagen, in diesem Land entsteht gerade eine neue Elite und die Linkspartei will ein Teil davon sein.

      Die Wagenknecht-Partei will nicht mitgehen.

      Da geht irgendwann nur noch Trennung.

  • Ist es wirklich immer nur Populismus wenn sie die Aussenpolitik, die Sanktionspolitik, die Umweltpolitik und die Wirtschaftspolitik bemängelt?



    Einfache Fragen zur Umweltpolitik: wie erzeugen wir z.Z. unseren Strom auch in den Wintermonaten?



    Sanktionspolitik: wem Schaden die Sanktionen z.B. in Syrien, oder die gegen Russland Verhängten (Sanktionen) und wem nutzen diese?



    Wirtschaftspolitik: warum hat Deutschland einen Wachstumsrückgang von 0,6 Prozent während andere Länder in der EU deutlich im Plus liegen?



    Wenn man diese Fragen nicht ernsthaft diskutieren möchte, ist es noch lange kein Populismus wenn man trotzdem darauf hinweist.



    - Zur Aussenpolitik möchte ich nichts fragen da ich die Antworten bei Hofreiter oder Strack Zimmermann hören kann.

    • 9G
      94799 (Profil gelöscht)
      @paul meder:

      Noch nicht geschnallt das das Wachstum "eliminiert" gehört und eigentlich ein Schimpfwort sein sollte unter ehrlichen Klimabesorgten.



      Das aktuell Wachstum ist wie invasive Pflanzen (meistens importiert aus anderen Vegetationszonen) die auch ausgerottet gehören. Bitte mir jetzt nicht unterstellen ich würde in der "Invasion" von Menschen aus anderen Kulturkreisen ähnlich denken - im Gegenteil, ich finde eingewanderte Menschen als Bereicherung und als regelmässige Aufforderung meine eigene Weltsicht zu überprüfen!

    • @paul meder:

      Einfache Gegenfrage zur Umweltpolitik: bei Ihnen wird es im Winter komplett dunkel und windstill?

      • @Konrad Ohneland:

        ... in ganz Europa und diverse Müllverbrennungsanlagen, BHKW und Fernwärme-KWK laufen eh?!?



        Und diese Wirtschaftswachstumswerte sind ohne Aufschlüsselung und Bezugsjahre auch für die Tonne, da muß mer ned gleich nen Niedergang herbeisehnen.

      • @Konrad Ohneland:

        "Komplett" - in der Regel sicher nicht. Die Ausbeute an Windenergie wird im Winter wahrscheinlich sogar stark ansteigen - genau wie eben auch der Bedarf für Strom fressende Wärmeerzeuger. Bedarfdeckende Stromerzeugung mit erneuerbaren Energiequellen im Winter - ist Zukunftmusik. Bis dahin heizen wir derzeit, mit Braunkohle oder Atomstrom (aus dem Ausland) oder mit Frackinggas. Wahrscheinlich wird auch ein großer Anteil des Flüssiggases aus Russland kommen, nur aufgrund der Sanktionen - dann eben über Zwischenhändler - die wollen dann auch satt werden.

      • @Konrad Ohneland:

        Der Winter und Sommer sind relativ windarm, der Winter besonders dunkel während gleichzeitig der Energiebedarf am höchsten ist.

  • Das Wort von den Abgehängten war die Erklärung für die Erfolge der AgD im Osten. Erklärungen waren wenig Schulen, Buslinien, Ärzte, Mobilfunk, Internet. Das hat nichts mit Runtermachen der Menschen zu tun ! Es ist so simpel, grünen Menschen Arroganz vorzuwerfen, wenn es um gute Lösungen geht !

  • "Es sind diejenigen, denen die gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Entwicklungen – Ökotransformation, Globalisierung – einfach zu schnell gehen oder die sie ganz ablehnen."



    Sie haben da eine Gruppe vergessen: Diejenigen, die eine Ökotransformation begrüßen, nach gangbaren Wegen suchen, aber nicht bereit sind, sich auf Holzwege zu begeben.

  • "Wenn sie die Ampel als „wahrscheinlich schlechteste Regierung“ der Bundesrepublik bezeichnet, weiß sie sicherlich selbst, dass das Quatsch ist."

    Das ist kein Quatsch, zumal Wagenknecht das gut verdeutlichen kann. Diese Ampelregierung beschleunigt den Niedergang und den Einflussverlust Deutschlands und Europas in der ganzen Welt. Das hat es seit Adenauer nicht gegeben.

    • 0G
      06438 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      """, zumal Wagenknecht das gut verdeutlichen kann. ""



      ==



      Der Historiker Karl Sclögel zu



      S. Wagenknecht:



      """Sie sind die Putin'sche Stimme in Deutschland, gemeinsam mit der AfD""

      www.sueddeutsche.d...36635?reduced=true

      Und Schlögel ergänzt gegenüber Wagenknecht:



      „Sie, wie Sie (Wagenknecht) reden, haben Sie überhaupt keine Angst. Sie können die Angst anderer Leute instrumentalisieren.“

      =====

      Der Historiker Schlögel ist ein wandelndes Geschichtslexikon mit dem man sich kaum streiten kann - weil er auf jede Frage eine differenzierte Antwort zu geben weiß.

      Wagenknecht versucht denentgegen mit Propaganda zu punkten, deren Kernpunkt sie immer wieder bis zum Erbrechen wiederholt - und damit jede Diskussion oder Austausch von Argumenten abtötet

      Klartext:



      Wagenknecht ist beratungsresistent - völlig egal mit welchen fundierten Argumenten und mit welchen ernsthaften Forschungsergebnissen, über Jahrzehnte erarbeitet, ihr jemand entgegentritt. Jedes Mal wenn ein Gesprächspartner ruhig und sachlich ihre Argumente entkräftet wird sie laut.

      1.. Haben Sie ein Beispiel was Ihrer Meinung nach Wagenknecht verdeutlichen könnte?

      • @06438 (Profil gelöscht):

        Sehe ich genau so. Schade, dass es inzwischen selbstverständlich ist, dass in den Kommentaren summa summarum mehr Informationen sind als im Text.

  • Kurz: S.W. baut erfolgreich einen Popanz auf, den sie bekämpfen möchte. Der Popanz ähnelt denen der Rechtsextremen und der Konservativen und der „Liberalen“ von der FDP. Erfolgreich ist das, weil niemand diese Popanzfamilie persönlich kennt, aber immer von ihm erzählt wird.



    An genau dem Punkt setzt meine „Überheblichkeit“ an: Darauf hereinzufallen ist kindisch, als würde man nach den Monstern unter dem Bett suchen oder sich vor dem Butzemann fürchten.



    Übrigens arbeite ich in einer Kleinstadt in einem klassischen Bürojob; hier trinken alle Kaffee aus dem Automaten oder Tee, fahren die meisten elektrisch angetrieben und fliegen auf verschiedene Inseln in den Urlaub, Mallorca ist selten dabei. Ist das nun Potenzial? Wohl eher nicht; das liegt bei den Rentnern, die 1990 Lafo haben wollten und nicht nochmal acht Jahre Kohl!

  • Das Dilemma ist, dass die ökologischen Krisen sehr wahrscheinlich bereits zu weit vorangeschritten sind und die Menschen das zu spät begriffen haben bzw. begreifen. Viele verharren noch immer in alten, verschwenderischen Mustern und unterstützen keine sozialökologisch notwendige Politik. Auch Wagenknechts Parteiversuch scheint nicht die Ursachen angehen zu wollen.



    Und naja, viele scheinen der populistischen-ideologischen Kampagne gegen Wärmepumpen auf den Leim gegangen zu sein. Dass einige Leute wirklich Gasheizungen o.ä. als Reaktion darauf eingebaut haben, zeigt, dass einige nicht nur die Funktionsweise, Alternativen wie günstigere Klimasplitanlagen sondern wohl auch Umstände und Perspektive nicht verstanden haben. Ein Paternalismusvorwurf an dieser Stelle ist dann doch etwas schräg.



    Womöglich schafft sich die Gesellschaft bzw. sie ihre Lebensgrundlagen durch ungenügendes Handeln demokratisch ab und die Rechten werden dies mit Nachdruck autoritärer forcieren.

    • @Uranus:

      "populistischen-ideologischen Kampagne gegen Wärmepumpen"

      Da bringen Sie aber einiges durcheinander. Es ging nicht um Wärmepumpen an sich, sondern um Kosten.

      Vielleicht hilft es ja, wenn Sie mal als Anarchist beschreiben, wie Sie die energetische Sanierung und den Einbau einer Wärmepumpe in ihrer Wohnung finanziert haben. Welche Kosten mussten Sie dabei stemmen?

    • @Uranus:

      "Viele verharren noch immer in alten, verschwenderischen Mustern..."

      Frau W. möchte sich besonders an Menschen wenden, die sich "verschwenderische Muster" nicht leisten können...

    • @Uranus:

      "...der populistischen-ideologischen Kampagne gegen Wärmepumpen..."



      Ich sehe eher eine populistisch-ideologische Kampagne für Wärmepumpen, die so ziemlich alle technischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen für deren Einsatz außer Acht lässt.

      • @sollndas:

        Da find ich die ewige (und auch ewig und immerfort subventionierte) Ideologie mit dem Häuschen im dann ehemaligen Grünen auf ner 400qm-Parzelle weitaus schlimmer als die Präferenz der Beheizung derselben Häuschen aus den 50ern bis heute. Mit allem erschließungssökonomischem und -ökologischem Wahnsinn drumrum.

  • "Gerhard Schröder stieg auf, weil er seine Popularität aus der Bevölkerung und ziemlich vielen Medien zog, aber nicht old school aus dem eigenen Parteiapparat. Aber anders als Wagenknecht konnte Schröder damit seine eigene Partei kapern." Das ist Unsinn. Der 98'er Wahlsieg war ein Sieg von Schröder u n d Lafontaine, die "eigene Partei" hatte Lafontaine einige Jahre "gekapert", als er sich in einer Kampfabstimmung als Parteivorsitzender durchsetzte und anschließend dafür sorgte, dass die SPD klassisch sozialdemokratische Positionen vertrat. Die Wagenknecht Partei wird die angesprochene Bevölkerungsgruppe nicht binden können ... außer Wagenknecht ist da (bisher) so gar niemand, der dafür glaubwürdig wäre. Oder können Sie sich Frau Mohamed Ali bei einer Rede in einem sozialen Brennpunkt vorstellen?

    • @Plewka Jürgen:

      "Oder können Sie sich Frau Mohamed Ali bei einer Rede in einem sozialen Brennpunkt vorstellen?"

      Nicht alle sozialen Brennpunkte sind "weiß".

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Das hat mit "weiß" aber auch gar nichts zu tun, aber sehr viel mit Arbeiterklasse.

  • Wir haben zur Zeit keine Partei, die sich um die vielen verarmten Menschen in unserem Land kümmert.

    Die Sozen als auch die Linken klammern sich an ihre fettbezahlten Bundestagsstühle, indem sie die unbequemen echten Probleme ausblenden und statt dessen irgendwelches wokes Zeugs labern.

    Von daher finde ich etwas Retro-Politik in diesem Land sehr willkommen.

  • Ich habe mich (als Laie) nun eine Weile mit Sahra Wagenknecht auseinandergesetzt und versucht, eine ideologische Richtung zu erkennen. Die einzige gemeinsame Linie, die ich zu erkennen glaube, ist ihre Ablehnung alles Postmodernen. Natürlich ist sie auch zum Teil eine pure Populistin und Opportunistin, aber das greift irgendwie zu kurz.

    Ich wäre interessiert an anderen Meinungen zu dieser These.

    • @__tester:

      Nun, da Sie nach anderen Meinungen fragen: aus meiner Sicht ist die Spaltung der Linken eine politische Tragödie, eigentlich überflüssig wie ein Kropf, man könnte auch sagen: politischer Selbstmord. Da bin ich möglicherweise nahe bei Gregor Gysi, der ja bis zum Schluss versuchte, die Abspaltung des Wagenknecht-Lagers noch aufzuhalten.



      Die Gefahr, die ich sehe: zwar heiligt der Zweck manchmal die Mittel - in der taz wurde ja von Foristen tatsächlich argumentiert, Wagenknecht könne mit einer eigenen Partei der AfD das Wasser abgrabe -, allerdings wird im Zweifel immer das Original gewählt. In Sachen Populismus ist das nun mal die AfD. Eine frei drehende linkspopulistische Partei macht da die Sache nicht besser, wobei ich Wagenknecht allerdings nie den Vorwurf machen würde, rechten Parolen hinterherzulaufen oder sie zu kopieren.



      Das, was an Wagenknechts Programmatik als linkskonservativ oder sogar linksnational bezeichnet werden kann, war - betrachtet man die Geschichte der sozialistischen Arbeiterbewegung - immer schon Bestandtteil linker Ideologie, wenn auch nicht unumstritten. Das müsste nicht zwangsläufig Trennung bedeuten, nur halt muntere Diskussion. Diese Fähigkeit scheint der Linken jedoch abhanden gekommen zu sein. Andere Parteien hält der Wille zur Macht zusammen (in der SPD beispielsweise „Seeheimer“ und Parteilinke) … aber wer wie die Linke gar keine Machtoption hat?

  • Frau Wagenknecht ist 54 und versteht die um die 30 Jährigen nicht. Es ist ein Generationenkonflikt (wie in meiner Jugend mit den Eltern) ! Latte-macchiato ...phhh

    • @A.S.:

      Ja. Offensichtlich hat SW ziemlich wenig mit den u30-jährigen gemeinsam, die ihren Urlaub als Mitglieder der Letzen Generation auf Bali verbringen. 🧐🤓

    • @A.S.:

      Und Sie scheinbar nicht den Stadt-Land Konflikt.



      Im Grunde könnte Wagenknecht jetzt sagen: Quod ergo demonstrandum

    • @A.S.:

      Wie kommen Sie darauf, dass das ein Generationenkonflikt ist? Den sehe ich eher nicht.



      Ich bin selber u30 und in meinem Freundeskreis kommt sie ganz gut an mit vielen Forderungen.



      In erster Linie wegen der restriktiven Asylpolitik und der Klimapolitik, die eher global und auf technischen Fortschritt ausgerichtet ist.

  • Ich glaube nicht, dass es nur "diejenigen, denen die gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Entwicklungen – Ökotransformation, Globalisierung – einfach zu schnell gehen oder die sie ganz ablehnen" sind, die die Wagenknecht-Partei ansprechen soll. Ich glaube, es geht dort auch um Menschen, die zunehmend das Gefühl haben, in der öffentlichen Diskussion aus dem sich zunehmend verengenden Korridor der "akzeptablen" Meinungen herauszufallen. Und diese - von Wagenknecht selbst immer wieder postulierte - Verengung des Meinungskorridors kann ich bis zu einem gewissen Punkt durchaus nachempfinden. Als jemand, der z.B. das "Manifest für Frieden" von Wagenknecht und Schwarzer durchaus zwar kritisch, aber nicht durchgehend negativ gesehen hat, war ich doch entsetzt, zu sehen, wie viel Berichterstattung zu dem Thema auf einer völligen Verfälschung dessen Inhalts ("sofortiger Stopp der Waffenlieferungen") basierte. Ebenso war ich entsetzt, in welchem Maße jegliche öffentliche Debatte um Russlandsanktionen von Anfang an einfach abgekanzelt wurde - entweder, man ist grundsätzlich dafür, oder grundsätzlich dagegen, ein dazwischen war kaum wahrnehmbar. Wenn die Wagenknechtpartei es schafft, die Debatte an solchen Punkten wieder etwas zu öffnen, wäre dies allein schon ein Gewinn für Alle, und aus meiner Sicht der schwerste Schaden, den sie der AfD zufügen könnte - denn diese profitiert ja vor allem davon, als einzige "echte" Opposition wahrgenommen zu werden.

  • Nich viel fachsimpeln, einfach mal schauen und machen lassen, mal sehen was da rauskommt..



    Auch wenn das von Wagenknechts Zielen klingt wie der Wunschbriefkasten , alles ist für das facharbeitende Landei im Alt - SED Mief mit Mallorca Ticket ( komisch, ich bin Fachkraft ausm Platten Land und hasse fliegen, bis ich da einsteigen müsste man mich ins Koma versetzen...)aber immer noch besser als die Salonnazialternative oder die Möchtegern noch viel rechter CDU Blackrockis .



    Im Endeffekt muss man sie an ihren Taten messen, und da bin ich mal gespannt....

  • Aha - die Taz sagt also, dass es keine Abgehängten gibt!



    Interessant!

    • @Andere Meinung:

      Aber sie könnte von der linksliberalen Überheblichkeit gegenüber den vermeintlich „Abgehängten“ profitieren.



      /



      Das taz-Archiv (2006) spricht dagegen:



      /



      "Die Abgehängten



      Etwa 8 Prozent der Bevölkerung fühlen sich laut einer Studie im Auftrag der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung auf der Verliererseite und im gesellschaftlichen Abseits. In Westdeutschland sind es 4, im Osten 25 Prozent."



      /



      taz.de/!361263/

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    ""Wagenknechts Formel: vereinfacht gesagt: (..) ein bisschen Kulturkampf & ­Retro-BRD-Modell & klassische Umverteilung und billiges russisches Gas.""



    ==



    Was fehlt ist, das Wagenknecht die Ukrainer dem imperialistischen Russland zum Frass vorwerfen möchte und sich damit auf die Seite eines blutrünstigen Kriegers stellt, der zu einem durch Kriege zerissenes Europa zurück möchte um seinen Machtanspruch zu zementieren.

    Aber mal abgesehen davon, das Wagenknecht mit Ihren Politikvorstellungen Europa gefährdet und wie die AFD im europäischen Parlament eine zersetzende Rolle spielen möchte: Sicher hat sie den Retro - Trend richtig als EINEN Trend unter anderen als Reaktion auf die Politik der Ampel erkannt.

    Was sie nicht erkannt hat ist der größere Trend der Vernunft der sich in Gebieten durchsetzt in denen ich es nicht für möglich gehalten hätte. Bei einem mehrwöchigen Besuch in Nordsachsen war ich erstaunt, hauptsächlich in ländlichen Gegenden auf jedem zweiten Haus Photovoltaik - Anlagen zu entdecken. Die großen sperrigen Kästen mit dem Ventilator (moderne Heizanlagen, Wärmetauscher) konnte ich auch entdecken - trotzdem FDP, CDU und AFD wochenlang Propaganda betrieben haben indem sie Wärmetauscher als Teufelszeug verschriehen haten. Hat wohl offensichtlich nichts genutzt.

    Was es sicher gibt ist der Trend Ängste zu hegen, das der Habeck kommt und Ihren den seit 30 Jahren aufgebauten Wohlstand wegnimmt inklusive das allseits geliebte Verbrennerauto. Fragt man in diese Richtung verständnisvoll und mit Sympathie nach ist unschwer zu erkennen, das ein Großteil dieser Ängste auf Fakenews beruhen



    die sich durch Argumente auflösen lassen.

    Das Wagenknecht nun als Krawallschwester Opposition missverstehen möchte, indem sie die Stimmung mit Fakenews anreichert um der AFD Konkurenz zu machen ist Ihre Sache. Der Misserfolg wird ihr bald auf die Füsse fallen - weil es selbst in Sachsen Menschen gibt die klüger & weitsichtiger sind als Wagenknecht.

  • "So, als wären sie kleine Kinder, die man an die Hand nimmt und die Nachhilfeunterricht brauchen."

    Aber die Mentalität dieser Leute IST die eines 3jährigen Kindes an der Supermarktkasse, das sich nicht aus dem Quengelwarenregal bedienen darf.

  • Ich möchte gerne ein Kreuz einer linken Partei geben. Leider gibt es keine. Ich fühle mich als Queerfeminist nicht repräsentiert und bin in den Augen Wagenknechts auch kein Mensch.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Queerfeministen sind wohl eher nicht ihre Zielgruppe. Aber wieso kein Mensch?

  • Na ja, Wagenknecht ist jetzt weniger für eine Retro-BRD, sondern mehr für die Rückgabe von Rechten an Arbeitnehmer, die im Laufe der Jahrzehnte still und heimlich gekappt wurden.

    Gekappt auch von den sog. "Linksliberalen", die Wagenknecht als eigentliche Neoliberale entlarvt. Schade für deren Ego, Image und Identität. So traurig.

    Wagenknecht ist auch nicht so sehr für die Open-Border-Politik der Linken, SPD und Grünen, die sie treffend beschreibt:



    „Für mich sind die Grünen die heuchlerischste, abgehobenste, verlogenste, inkompetenteste und gemessen an dem Schaden, den sie verursachen, derzeit auch die gefährlichste Partei, die wir aktuell im Bundestag haben.“



    www.faz.net/aktuel...heit-19214770.html

    Wagenknecht liegt wohl mehr auf der Linie des guten alten Bernie Sanders:„ Open borders? […] That's a right-wing proposal. […] It would make everybody in America poorer. You're doing away with the concept of a nation state, and I don't think there's any country in the world that believes in that. If you believe in a country called the United States or any other country, you have an obligation to do everything we can to help poor people. What right-wing people in this country would love is an open-border policy. Bring in all kinds of people, work for $2 or $3 an hour, that would be great for them. I don't believe in that. I think we have to raise wages in this country, I think we have to do everything we can to create millions of jobs.“

    Lässt sich so auf Deutschland übertragen. Wobei es hier wohl nur bergab geht.

    Marx sagte übrigens etwa das gleiche über englische Arbeiter, sollten diese deutsche Löhne dumpen.

    Weder Wagenknecht noch Bernie Sanders oder Karl Marx haben etwas am Hut mit einer "industriellen Reservearmee" (Marx) wie sie von ihren Gegnern (Grüne, Linke, SPD) gefordert wird.

    Solange bis diese Reserve- durch eine Roboterarmee ersetzt wird.

  • Der Artikel spricht richtige und wichtige Dinge an, ich würde aber noch andere Dinge sehen.

    "Es sind diejenigen, denen die gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Entwicklungen – Ökotransformation, Globalisierung – einfach zu schnell gehen oder die sie ganz ablehnen"

    Sicher, aber dazu kann man glaube ich mehr sagen. Ich lebe nicht auf dem Land, arbeite mit der KI sozusagen an der Frontlinie der technologischen Veränderung, habe in verschiedenen Städten und Ländern gelebt, von daher keine prinzipielle Angst vor neuen Leuten und Umgebungen .... trotzdem finde ich bei Wagenknecht viele Gedanken attraktiv, wenn auch vielleicht nicht soviele, dass ich sie wähen würde.

    Ich spreche vielleicht nicht für sehr viele Menschen und bin mir selber unsicher, aber eine Hauptmotivation bei mir ist glaube ich, dass ich den Erzählungen und Weltbildern der "Latte-macchiato-mit-Hafermilch-Fraktion in Berlin-Mitte" nicht (mehr) glaube. Das ist in zu vielen Dingen einfach zu weit weg von der Welt und den Menschen, wie ich sie zu sehen glaube. Nach meiner Wahrnehmung erzählt "Berlin-Mitte" zu viele unumstößliche Wahrheiten zu Demokratie, den Menschen, Umwelt, Gerechtigkeit etc., die die Menschheit vertreten sollen. Ich kann das aber nicht sehen, dass das global gesehen besonders viele Menschen vertritt. Ich kann überhaupt nicht sehen, dass ein einziges, in sich stimmiges Gedankengebäude eine große Mehrheit der Menschen vertreten würde.

    Vielleicht geht es auch anderen so, aber bei mir ist es zuerst mal ein Zweifel an den bisherigen Erzählungen unserer Gesellschaft und Politik und an allen Alternativen, die vorgeben mit klaren Werten für klare (globale) Mehrheiten zu sprechen - oder auch nur für Ideen, die globale Mehrheit wären, wenn sie jeder begreifen würde.

  • Methodische Poiltikkommentierung wie die AfD, nur intellektueller. Das wird der AfD weh tun.

  • Ich trinke gerade einen leckeren Latte-macchiato mit Kaffee aus der eigenen DeLonghi und natürlich mit Barista Hafermilch und denke beim Lesen: ja das klingt schlüssig !



    Besonders gut gefällt mir zum Beispiel der Satz:



    Profitieren dürfte Wagenknecht auch von einer paternalistischen Überheblichkeit, mit der diesen Milieus begegnet wird, etwa wenn – auch linke – Medien von den „Abgehängten“ sprechen, die man „mitnehmen“ und denen man das mit der Wärmepumpe einfach noch mal genauer erklären muss. So, als wären sie kleine Kinder, die man an die Hand nimmt und die Nachhilfeunterricht brauchen."

    Ich wünsche mir, dass diese neue Partei den Einzug in den Bundestag schafft, auch wenn ich sie nie wählen werde - oder vielleicht doch?



    Auf alle Fälle vielen Dank für diesen Kommentar

    • @Der Anfang:

      Diese überheblichen linken „Milieus“ sind ein Popanz der Boulevard-Presse. Ich kenne die Linke ziemlich gut (auch von innen), da ist nie verächtlich von Abgehängten die Rede gewesen. Sowas macht man vielleicht bei der FDP oder bourgeoisen Teilen der Christdemokraten. Und vom „mitnehmen“ wird doch immer nur gesprochen, wenn ureigene zugunsten populärer Positionen aufgegeben werden sollen, sowas macht seit Dekaden die SPD (aktuell Asyl). Und die Schicht, die hier von Linken angeblich geringschätzt wird, hat ganz andere Probleme, als der Eigenheimbesitzer, der die Entscheidung zwischen fetten Verbrenner und Wärmepumpe treffen muss.

      • @guzman:

        Echt? Sie haben niemals in progressiv-linken Millieus Herablassung gegenüber z.B. Autofahrern, Fussball-, Rammstein- oder Motorsportfans, Ballermanntouristen, Bildzeitungslesern, Karnevalisten, RTL2-Guckern, Tatort- und Volksmusikrentnern etc. vernommen?

        Oder generell die Abneigung gegen die hinterwäldlerisch-kleinbürgerliche Moralvorstellungen der Provinz verspürt?

    • @Der Anfang:

      Dem schliesse ich mich an. Und ich werde sie wählen. Bin zu neugierig auf das was dann kommt.

  • Diese Alternative ist für Leute wie mich wirklich interessant.

    Und der Artikel trifft die Stimmungslage in der Bevölkerung und mein Lebensmodell ganz gut.

    Die Salonnazis von der afd unwählbar, eine linkskonservative Alternative füllt die Lücke.

  • Wow,



    ein gelungener Artikel und ( ja das gibt's noch) verständlich und klar.

    Es gibt nur noch Vorbehalte ..gegen das " gesunden Volksempfinden ja ist wirklich sehr heikel", das 1+1 zwei ist und das Leben vielschichtig ist, das Leben/Erleben unterschiedlich gesehen/wahrgenommen wird.

    Allein der Versuch lohnt sich, ob die Neugründung ein Erfolg wird, man wird sehen.

    Von den großen Parteien stimmt eigentlich nur noch das Parteiprofil und die Wähler von FDP überein. Niemand glaubt ernsthaft, das die Bundestagsfraktion der Linken ihre Wähler repräsentiert.

    Auf geht's, wenn die bayrischen Freie Wähler ministrabel sind, wenn die SUV Fahrer Grün wählen, Migranten AfD ankreuzen muss doch ein Platz für BSW sein.

  • "Es sind diejenigen, denen die gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Entwicklungen – Ökotransformation, Globalisierung – einfach zu schnell gehen oder die sie ganz ablehnen". Dann muss man sich als Partei Gedanken machen wie man sie mitnehmen kann und sie nicht darin bestärken damit sie einen Wählen. Das ist eine Kapitulation vor den Problemen, keine Lösung.

    • @Andreas J:

      Na dann los. Wie hieß es einst bei Wolfgang Neuss und Wolfgang Müller: "Heut' mach' ich mir keine Abendbrot, heut' mach' ich mir Gedanken!"

      Ich freue mich, Ihre Vorschläge zu lesen, wie man die "Leute mitnehmen" kann.

      Die Formulierung ist übrigens auch ein gern genutztes Produkt aus dem "Worthülsen-Vollernter" der Polit-PR.

      Und es ist der zentrale Punkt der Kritik in diesem Beitrag: Die Vorstellung, man müsse es den kleinen und großen bockigen "Dummies" (bei Kohl waren das noch die "Menschen draußen im Lande") nur besser erklären, weil man selbst ja die Wahrheit mit Löffeln gegessen hat.

      Selbstkritik sieht anders aus. Das Heizungsgesetz ist nicht nur an der BILD-Kampagne und einer absolut jämmerlich unprofessionellen Öffentlichkeitsarbeit des zuständigen Ministeriums gescheitert, es hatte auch graviernde inhaltliche Mängel, die "Wissenden" im Habeck-Haus aber nicht sehen wollten.

      "Blasen-Menschen" gibt es heute nicht nur in Berlin-Mitte, sondern in jeder Landesregierung, seit die relevanten Stellen in den Ministerien fast nur noch mit Leuten besetzt werden, die sich immer im politik- und parteinahen Umfeld bewegt haben, auch privat.

      Das ist ein grundsätzliches Problem.

      • @ PeWi:

        Ja, aber wenn man den Leuten nichts vormachen und die Lage so schildern will, wie sie ist, dann gehört auch dazu, daß man sich vorher klar macht, wie die Mehrzahl der Häuser in diesem Land gebaut und gedämmt sind und womit geheizt wird. Und was nötig wäre, um die Anpassung dieser Häuser an eine klimaneutrale Heizung zu finanzieren.

        Das Heizungsgesetz war eines der wichtigsten Anliegen der Grünen. Da hätte ich schon erwartet, daß sie in gut eineinhalb Jahren auch ein Förderkonzept ausgearbeitet hätten.

        So wurden Habeck und Graichen mit den sprichwörtlichen heruntergelassenen Hosen "erwischt". Diese mangelnde Professionalität hat das "Zerpflücken" meiner Meinung nach sehr erleichtert.



        Und ich möchte nicht ausschließen, daß das auch Folge einer gewissen "Weltferne" der inzwischen oft gutsituierten Grünen war.

      • @ PeWi:

        Man kann auch konstruktiv solche Dinge wie das Heizungsgesetz kritisieren und verbessern. Aber es nur aus politischen Kalkül zerpflücken und ansonsten weiter so ist Kinderkacke. Mitnehmen kann man schon indem man den Leuten nix mehr vormacht und den Ernst der Lage akzeptiert ohne zu relativieren. Aber da würden dann die größten Meckerköppe nackich dastehen. Nur am Vorurteile und Ressentimente in der Bevölkerung schüren, ob bei Klima, Rassismus oder Queer-Themen. Wagenknecht macht die selbe hilflose Scheiße. Alles ist inzwischen so ideologisch aufgeheizt das die Vernunft komplett aussetzt und Lösungen in weiter ferne liegen, während uns die Probleme immer weiter über den Kopf wachsen.

  • Warum ist das "Quatsch", dass wir die derzeit schlechteste Regierung haben?



    War die unter Schröder schlechter?

    Scherz bei Seite:



    Wenn es überhaupt eine "schlechteste Regierung seit" gibt, dann wird man in einer Demokratie darüber wohl geteilter Meinung sein, welche das denn war oder ist. Insofern ist es Quatsch, eine Meinung derart abzuklassifizieren.

    Wobei ich nicht gesagt habe, dass ich die Ansicht von Frau Wagenknecht teile.



    Die Bewertung an sich lässt mich jedoch arg an ihrer politischen Positionierung zweifeln, die Frage ob schlecht oder schlechter wäre im günstigsten Fall ein Nebenwiderspruch. Insofern stimme ich dem hier im Artikel benannten Populismus ausdrücklich zu.

    • @Tripler Tobias:

      Der spannende Punkt ist beim Wettbewerb um die schlechteste Regierung ja, was man da beurteilt. Was ihren tatsächlich Output angeht, ist sie das dank der Grünen sicher nicht. Sie haben trotz alle der Hindernisse (FDP + SPD) doch einiges umsetzen können. Das GEG ist leider wegen der internen Opposition der Regierung so gar nichts geworden, aber Habeck hat wirklich was geschafft - gerade Anfang des Ukrainekrieges.

      Aber jetzt komme ich wieder in die Advokatus Diaboli Rolle. Eigentlich finde ich die Regierung ja auch schrecklich. Aber warum? Weil drei Parteien, wie diese, einfach nicht zusammen regieren können. Hätte Lindner sich doch nur an sein "besser nicht als falsch regieren"gehalten und wäre in der Versenkung verschwunden!

      Diese Regierung ist die schlechteste, weil die FDP sie komplett sabotiert und die SPD das noch stützt.

    • @Tripler Tobias:

      Es ist einfach entlarvend, dass Wagenknecht die Stillstands- und Naziversteher-Jahre unter Merkel besser findet.

      Also diese Jahre, in denen - wie sich seitdem gezeigt hat - das Land systematisch vor die Wand gefahren wurde, damit die CDU/CSU sich die Taschen vollstopfen kann. Softcore-russische Zustände, davon träumt Wagenknecht.