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Klauen lernenDas Fest der Diebe

In der Adventszeit nimmt der Ladendiebstahl zu. Dafür finden sogar Klauworkshops statt. Unsere Autorin hat zugehört.

Um nicht erwischt zu werden, sollte vorab ein Ladendiebstahl-Workshop besucht werden Foto: Johannes Simon/picture alliance

Ein dunkler Raum, irgendwo in Berlin. Ungefähr 40 Menschen sitzen im Keller einer Kneipe auf Bierzeltbänken und warten gespannt. „Welcome to a beginner’s guide to shoplifting!“ – auf Deutsch: Willkommen zu einer Einführung in den Ladendiebstahl! –, ruft ein Mann in die Menge und die Anwesenden klatschen begeistert.

Es ist Adventszeit, und in den Medien hört man wieder viel über das Klauen. Man soll sich auf Weihnachtsmärkten vor Ta­schen­die­b:in­nen in Acht nehmen und der Einzelhandel erhöht die Sicherheitsmaßnahmen – verständlich, schließlich machen viele Geschäfte im Dezember einen beachtlichen Anteil ihres Jahresumsatzes.

wochentaz

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„Ihr seid wie ich wahrscheinlich heute hier, weil das alltägliche Leben immer teurer wird und es nicht möglich ist, von einem normalen Gehalt zu leben“, sagt der Vortragende, der sich „Professor“ nennt und seinen Vortrag als eine Art Univorlesung konzipiert hat. Unterstützung bekommt er von seiner vierbeinigen Gastprofessorin, einem mittelgroßen schwarzen Hund, der zur Erheiterung der „Studierenden“ durch den Raum läuft.

Ein weiterer Grund, der ihn zum Klauen gebracht habe: „Ich sehe es nicht ein, Leute wie Dieter Schwarz weiter zu unterstützen.“ Auch diese Aussage trifft auf große Zustimmung im „Vorlesungssaal“. Denn Dieter Schwarz ist der Unternehmer, dem Lidl und Kaufland gehören. Der Milliardär, von dem es im Internet nur zwei bis drei Bilder in schlechter Qualität gibt, gilt als reichster Deutscher.

Teilnehmende: Das ist ungerecht

Kurz bricht eine Diskussion darüber aus, dass Vater Staat sich lieber schützend vor Schwarz’ Milliarden stellt als vor einfache Menschen. Während die schon für entwendete Kleinstbeträge mit einer Strafe rechnen müssten, würde bei den Vergehen der Reichen, etwa bei Steuerhinterziehung, immer mal wieder ein Auge zugedrückt, so der Tenor unter den Anwesenden.

Aus dieser Perspektive, sei sie nun gerechtfertigt oder nicht, ergibt es durchaus Sinn, dass diese Veranstaltung nicht die Erste ihrer Art ist. Allein in Berlin fanden in den letzten Monaten drei Klauworkshops statt, von denen wir wissen. Was man dort lernt?

Zum Beispiel den Smartphonetrick. Dabei geht man durch das Geschäft und hat sein Handy in der Hand. Immer mal steckt man es in die Tasche und holt es wieder raus. Mit derselben Hand greift man Artikel aus dem Regal und lässt sie dabei unauffällig in der Jackentasche oder unter einem langen Ärmel verschwinden.

Oder die Zweibeutelmethode: Hier wird ein leerer Beutel mit billigen Artikeln gefüllt. Die teuren Waren gehen in den zweiten, in dem man auch noch andere Sachen hat, etwa einen großen Pulli oder eine Wasserflasche. Dabei sei es wichtig, die stibitzten Artikel unter den eigenen Habseligkeiten zu verstecken, sodass nur diese zu sehen sind, falls man an der Kasse aufgefordert wird, die Tasche zu öffnen, führt der „Professor“ weiter aus.

Mehr Aufwand: Der Alidtütentrick

Wer etwas mehr Aufwand betreiben möchte, kann sich auch eine Aluminiumtasche besorgen beziehungsweise eine Tasche mit Alufolie auskleiden – auch bekannt als Alditütentrick – und Gegenstände mit Sicherungen dort hineintun. Das Aluminium verhindert, dass die Sicherheitssensoren ausgelöst werden, weil die elektromagnetische Strahlung so nicht erkannt werden kann.

Schnell wird klar: Die meisten Anwesenden sind keine Neulinge in der Materie, sondern schon geübt im Fünf-Finger-Discount. In der anschließenden Diskussion werden Tipps und Geschichten ausgetauscht. Zum Beispiel berichten viele davon, dass die KI-Überwachung in ihren Herkunftsländern schon fortgeschrittener sei und sie dankbar sind, dass Deutschland so eine Digitalwüste ist.

Doch nicht nur Kun­d:in­nen klauen im Einzelhandel, auch Lie­fe­ran­t:in­nen und Mitarbeiter:innen. Aus einer Filiale der Modekette H & M etwa ist bekannt, dass sich nach Feierabend alle Mitarbeitenden in einer Reihe versammeln müssen. Die Schichtleiterin sucht nach dem Zufallsprinzip eine Person aus und diese muss dann ihre Tasche öffnen.

Am Ende des Vortrags kommt noch ein „rechtlicher Tipp“: Gesetzt den Fall, man wird beim Verlassen des Ladens vom Personal angesprochen, soll man die Tasche mit den geklauten Sachen einfach in den Raum hineinschmeißen und dann abhauen. Das Sicherheitspersonal sei ja bloß dafür da, die Gewinne zu schützen, und werde deshalb nur in seltenen Fällen hinterherlaufen – so zumindest die Behauptung.

„Herzlichen Glückwunsch, ihr erhaltet jetzt alle das Zertifikat für Ladendiebstahl!“, verkündete der „Professor“ am Ende seiner ungewöhnlichen Vorlesung. Ob man die Theorie nun selbst in die Praxis umsetzen will? Kein Kommentar!

Die Autorin möchte anonym bleiben.

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50 Kommentare

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  • Da mein erster Kommentar nicht durch die Moderation kam,versuche ich es nochmal anders und drücke einfach nur meine Wünsche bzw. Hoffnung aus:



    Ich wünsche mir und hoffe darauf,dass die Teilnehmer dieser Kurse ihren Kindern und Enkeln die Chance geben,ihre materiellen Wünsche auf andere Weise zu erfüllen.Für den einen ist es Herr Schwarz,der "ungerechtfertigt" etwas besitzt,für den anderen ist es der Schulkamerad,der "ungerechtfertigt" eine schönere Jacke hat.



    Mein zweiter Wunsch und meine Hoffnung sind,dass bei den erwähnten Menschen aus anderen Herkunftsländern darauf geachtet wird,dass deren Aufenthaltsstatus zu 100% abgesichert ist.Was bei einer "biodeutschen Kartoffel" (bspw. ich) nur akzeptable Auswirkungen hat,kann bei Menschen mit ungesichertem Aufenthaltsstatus schwerwiegende Folgen nach sich ziehen.



    Anmerken möchte ich ebenso:Wenn man bei einer Tafel ehrenamtlich aushilft,besteht die Möglichkeit preisgünstig an Lebensmittel zu kommen,ohne zu stehlen oder anderen etwas wegzunehmen.



    Davon abgesehen macht mich dieser Artikel enorm traurig.Ich komme zu kurz,also nehme ich anderen weg,was ich haben will.Vermutlich bin ich zu altmodisch für so einen Workshop.

  • Ich vermute, dass diese "Stehlenden" das meistens nur so lange ok finden, bis ein noch Ärmerer kommt und sie selbst bestiehlt...

  • Im Ernst...? Ach, es ist aber auch sehr unangenehm, dass immer mehr Artikel weggeschlossen werden, allerdings habe ich sowieso dem Alkohol abgeschworen, vielleicht hilft es anderen auch, dass man die nicht so einfach in den Wagen schaufeln kann.



    Ich frage mich ja oft: Wenn ich Dinge kaufe, für die der Lieferant viel zu wenig Geld bekommt - Milch z.B. - beklaue ich immer noch meist die Bauern quasi unter Mithilfe des Handels. Faire Preise wären vielleicht etwas höher, aber für klamme Kunden noch schwieriger zu bezahlen und wenn die dann wieder die Sachen so mitnehmen...

    Selbstbedienungskassen plus KI und Videoüberwachung werden zu einem Personalabbau führen, wenn die möglicherweise noch von zusätzlichen "Schwund" begleitet wären, dann könnte sich das Prinzip nicht durchsetzen. Am Ende wäre interessant, ob insgesamt der Personalabbau nicht doch gebremst wird, weil man unter den Augen von mehr Mitarbeiterinnen im Laden eher weniger klaut?

    Ich sehe aber das revolutionär subversive Potential nicht so recht. Und, Risiken und Nebenwirkungen: wenn Du erstmal gleich bei ALDI, Penny und Lidl Hausverbot hast, wird das Leben auch wieder noch teurer.

  • Das Dumme ist nur der Eine ist nicht besser als der Andere.



    Gegen aufkommende Zweifel oder Gewissensbisse wird das Reinigungsmittel "Rechtfertigung oder eigene Rechtfertigung " empfohlen.

  • Komisch, dass es die große Mehrheit der Armen schafft, nicht zu stehlen.

    Mich würde ja mal interessieren, wie viele der "Studenten" Angehörige der akademisch gebildeten Mittelschicht sind.

  • Nicht Herr Schwarz wird beklaut, sondern wir alle. Denn selbstverständlich beeinflussen diesen Verluste die Preise im Supermarkt/Discounter/etc..



    Um wirklich was zu verändern hilft sich selbst zu bereichern nicht!

    • @jess:

      Also die Preise steigen, das stimmt.



      Es ist aber absurd das auf Ladendiebstahl zurück zu führen.



      Es ist eher so: es fehlt nachher in der Kasse und die Kassierer haben das Nachsehen.

      • @Das B:

        Aus Sicht der „Studenten“ haben die Kassiererinnen es als Büttel des Kapitals wahrscheinlich verdient

      • @Das B:

        Hi, also sorry, das ist absoluter Unsinn. Wenn ein Ladendieb einen Pulli oder eine Flasche Milch klaut, in wiefern fehlt da später in der Kasse etwas? Da fehlt nur etwas, wenn Geld aus der Kassenschublade geklaut wird. Alles andere fehlt eher in der Jahresinventur dann.



        Und es ist NATÜRLICH so, dass Diebstahl auch in die Preiskalkulation einfließt, nicht als "Schwund" aber die Gegenmaßnahmen werden natürlich eingepreist.

        • @Cypher:

          Muss ich ihnen echt erst erklären, dass ich von einen erfolgten Diebstahl ausgehe?



          Natürlich fehlt der in der Kasse.



          Das sie vom Einzelhandel nur theoretisches Wissen haben erklärte ich weiter oben.

  • Ich fürchte, das ist ernst gemeint.



    In der Tat ist der Diebstahl durch diverse halb- bis illegale Steuertricks oder Ausbeutungsmethoden weitaus schädlicher als jede geklaute Rasierklinge mal x.



    Muss aber beides nicht sein. Lieber voll konzentrieren auf ein Ende des großen Raubzugs von oben.

    • @Janix:

      Fragen Sie mal den Angestellten (ob Scurity oder Kassierer), ob es sich schädlicher anfühlt wenn diese wegen Ladendiebstahl den Job verlieren oder wenn den Staat Geld vorenthalten wird das er an anderen Enden nicht in Maskendeals oder Subvention von umweltschädlicher Wirtschaft pulvern kann...



      Klar ist beides moralisch falsch.

      • @Das B:

        Schlimmer ist es, Milliarden zu grabschen als einzelne Euros. Das ist klar. (Wer am Personal spart, sollte nicht auf Langfinger weisen, nebenbei).

        Falsch ist beides.

        • @Janix:

          Sie mögen das schlimmer finden. Jedoch zeigt die Realität das sie dabei weder von Politik, noch von Justiz bestätigt werden was das Strafmaß angeht.



          Dass sie im Einzelhandel (auch wenn es hier um Ketten geht, die Schultern des Kassieres sind es, welche den negativen Kassensturz stemmen.) Leute direkt schaden während diese Milliarden leider nachweislich keine Politik besser machen erweist sich für mich fast täglich.

      • @Das B:

        *seufz* Woher haben Sie eigentlich dieses wilde Wissen? Es wird niemand wegen Ladendiebstahl den Job verlieren, es sei denn, sie wären dafür verantwortlich diesen zu verhindern (Einlasskontrollen z.B.). Aber es ist vollkommen absurd, anzunehmen, dass aufgrund von Ladendiebstählen Leute entlassen werden. Diese werden eher entlassen, wenn aufgrund von hohem Schwund das Umsatzergebnis negativ ist. Das aber auch vollkommen ohne Diebstahl.

        • @Cypher:

          Im Gegensatz zu Ihnen habe ich einige Bekannte im Einzelhandel und dort auch schon gearbeitet. Jeder Laden ist anders aber jeder führt einen Kassensturz durch. Es ist gängige Praxis das die Differnez sofern auftritt entweder aus der eigenen Tasche bezahlt wird oder eben vor dem Chef gerechtfertigt werden muss.



          Natürlich ist es nicht überall so, aber besonders in Supermärkten habe ich es nie anders erleben dürfen.



          Soviel zu Absurdistan ;)

    • @Janix:

      👍👍👍👍

  • Im Realsozialismus galt Klauen entweder ein Auswuchs individualistischer Gier und allgemeiner Unsolidarität, beides durch kapitalistische Prägung entstanden oder ganz direkt ein reaktionärer Sabotageversuch an der sozialistischen Staatsordnung. Der sozialistische Mensch stiehlt nicht.

    • @Chris McZott:

      Manchmal gab es im Sozialismus auch nichts zu Stehlen, weil einige Genossen vorher schon vieles abgezweigt hatten und die Nomenklatur hat auch gern zugegriffen hat.

  • Wie sieht das mit dem Diebstahl von Waren aus, die eh schon zu Ramschpreisen verkauft werden. Sollten da nicht teure Biowaren bevorzugt werden?

  • Die Besitzer der Handelsketten, und auch alle anderen Ladenbesitzer, wissen das X % gestohlen werden und schlagen diese Spanne schon auf ihre Produkte auf. Somit bezahlt jeder mehr als er müsste, auch alle für die es sowieso schon knapp ist. Also Danke ihr Diebe das ihr armen Menschen das Leben noch schwerer macht !

    • @Günter Witte:

      Vielleicht klauen auch gerade arme Menschen, deren Einkommen mit den steigenden Lebensmittelpreisen und steigenden Mieten nicht mehr mittkommen. Ein Symptom steigender Ungleichheit in den Lebensverhältnissen.

      • @Andreas J:

        Ja eben. Die klauen dann Nudeln oder Brot, weil sie hungrig sind. Kennt jeder der im Einzelhandel arbeitet.

  • Ich bin ja nicht unbedingt ein "Lämmchen" - aber ich fühle mich schon unwohl, wenn ich mal am Obststand eine einzelne Erdbeere stibitze. Ich mach das manchmal, wenn ich mir nicht sicher bin, ob die schon süß sind.

  • Warum will sie denn anoym bleiben? Wenn ich unseren Linken Glauben schenken darf, ist alles halb so wild.

  • Gibt es ihn doch noch, diesen Geist der Rebellion gegen das liberale Diktat vom Privatbesitz? Diesen Besitz zu lieben, zu achten, zu ehren und zu verteidigen haben Jahrtausende der Domestizierung den Menschen bis ins Mark der Gene antrainiert, so dass sie diesen, selbst wenn sie nichts, fast nichts oder nur sehr wenig besitzen, als res publica immer wieder freiwillig huldigen. Droht dem privaten Eigentum Gefahr, dann werden auch wieder Appelle an die Solidarität einer Zweck- und Wertegemeinschaft hörbar: Gürtel enger schnallen! Wehrhaftigkeit!“ Die Psychologie attestiert: „Dem Steinzeittier in dir musst du gehorchen!“

    • @DemokratischeZelleEins:

      Wer stiehlt, rebelliert damit nicht gegen das Privateigentum. Er will lediglich selbst die Position des Privateigentümers an der gestohlenen Sache erlangen.

    • @DemokratischeZelleEins:

      Och, Klauen wurde auch im Sozialismus bestraft.

      Scheint wohl eher kein liberales Diktat zu sein.

      • @rero:

        Mal nachdenken … Ironie nicht verstanden?



        Gab es schon irgendwo „Sozialismus“ …. oder nur „Zentralverwaltungswirtschaft“?



        Guter Gedanke, dass „Klauen“ ein liberales Diktat sein könnte. Soweit bin ich nicht gegangen.

  • Früher hieß es halt "Schwarz hören und schwarz fahren hilft Oma beim Sparen"

  • wtf. wäre mir peinlich. eher wegen der fehlenden ehrlichkeit als wegen einer fetischisierung von besitzstandswahrung. stehlen als hipper lifestyle mir bekannter mittelschichtkids habe ich noch nie verstanden. mundraub in allen ehren, klar gibt es krasse armut und not, dafür sollte man sich nicht schämen müssen. aber die meisten diebstähle sind doch kein brot zum überleben, sondern markenkram oder klauen for the thrill of it.

  • Warum gibt es nicht Hacker, die sich an den Konten der Superreichen Zugang verschaffen und unauffällige Beträge für den Kontobesitzer aber schon auffallend ausreichend für das stetig wachsende arme Volk, das sich monatlich wieder was leisten kann. So ne Art Robin Hood Hacker.



    Mach nen Film draus.



    Es ist schon widerlich, wie Leute, die wirklich gearbeitet, sich vorbildlich sozial, sich immer an alle Regeln gehalten haben, zu einem "Klau-Kurs" Schlange stehen. Da lacht der Schwarz doch nur bitter in sich hinein.

    • @Andreas Flaig:

      Oh das ist eigentlich ziemlich einfach: Den romantisierten Robin Hood-Hacker gibt es schlicht gar nicht. Klar gibt es aktivistische Hacker, aber die "klauen" eigentlich nicht etwas, sondern versuchen Beweise für Schweinereien aufzudecken. Wiederrum die Hacker, die wilddieben, machen das eher aus monetären Gründen. Da geht es nicht um die große Gerechtigkeit sondern eher um die gefühlte kleine im eigenen Geldbeutel. Das ist auch ein bisschen das Problem am gesamten Artikel: Diese Personen sind keine Robin Hoods, da sie am Ende des Tages nur für sich selbst klauen und für sonst niemanden, und es ihnen auch vollkommen egal ist, ob irgendeine Verkäuferin oder sonst wer in Schwierigkeiten gerät. Und Sozial-Romantik ist nun wirklich das falscheste für so ein egoistisches Verhalten.

    • @Andreas Flaig:

      Der erste Teil ihres Wunsches ist schon tagtäglich Realität. Nur mit der anschließenden Verteilung ist das so ne Sache...

  • Dieter Schwarz hat vorher seine Kunden "beklaut" - sonst wäre er ja nicht Milliardär.



    Interessanter Beitrag - ich habe wieder dazu gelernt. Was aber nicht bedeutet, dass ich jetzt zu klauen beginne.



    In meiner Studentenzeit hatte ich jedoch eine Kommilitonen, die immer zu Weihnachten eine Gans klaute. Über die hat sich dann die WG hergemacht - war lecker!

    • @Il_Leopardo:

      @Il_Leopardo

      Der Erfolg von den Discountern beruht eher darauf, dass sie ihren Lieferanten maximal Preise und Liefer-Bedingungen diktieren können. Ich kann mich auch gut erinnern, wie das in 80ger Jahren anfing und vielen Menschen die Arbeitsplätze gekostet hat. Die Kunden wissen das auch und wurden trotzdem zu permanenten Komplizen bei der Enteignung des mittelständischen Lebensmittelproduzenten. Das war lange das Geheimnis der relativ niedrigen Preise in Deutschland. Bei Margen von 1-4 Prozent würde ich aber gegenüber von den Kunden nicht von unfairen Praktiken reden.

    • @Il_Leopardo:

      "Dieter Schwarz hat vorher seine Kunden "beklaut" - sonst wäre er ja nicht Milliardär. "



      Mir ist jetzt kein Urteil bekannt, nachdem Schwarz wegen Diebstahls verurteilt worden ist. Meine Wahrnehmung ist eher, dass ihm seine Kunden das Geld freiwillig in Kasse gespült haben; zumindest sind mir keine Vorfälle bekannt, in denen Kunden von Schwarz gezwungen wurden, ihm ihr Geld zu "überlassen"! Im Sozialismus z.b. wäre das dann schon eher mal der Fall, so nach dem Motto: Friss oder stirb (mangels Alternativen). Aber zum Glück sind wir da demokratisch und freiheitlich unterwegs.

      • @Demokratischer Segler:

        Deshalb habe ich ja Gänsefüßchen eingesetzt.

  • Da werden Erinnerungen wach.

    In der 80-er-Jahren habe ich praktisch alle teureren Lebensmittel und Klamotten geklaut. In meiner WG war man mit DM in der Woche bei der Haushaltskasse dabei.

    Einmal wurde ich fast erwischt. Ich arbeitete in einer Umkleidekabine an einer elektronischen Sicherung, wodurch sich plötzlich der schrille Alarm dieses Teils auslöste.

    Umstandslos knüllte ich die Jacke zusammen und warf sie aus der nach offenen Kabine in eine andere und ging mit heftig klopfendem Herzen aus dem Kaufhaus.

    Gekriegt haben sich mich dann, als ich zu kühn wurde. Ich hatte zwei Flaschen Champagner und 10 Packungen teure Sonnenmilch im Rucksack. Es war eben Urlaubszeit und Freunden schenkt mal auch mal was.

    Die Sache ging glimpflich aus. Ich musste nur eine Bearbeitungsgebühr von 50 DM zahlen. Keine Anzeige. Also machte ich noch ein paar Jahre weiter.

    Lebe wild und gefährlich, Arthur.

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    Diese Postkarte hing damals an jedem WG-Kühlschrank.

    • @Jim Hawkins:

      Teure Sonnenmilch und Champagner... So sehr ich sonst Ihre Kommentare hier schätze, das finde ich nicht in Ordnung. Zumal hier gern argumentiert wird, es würde wegen der hohen Lebensmittelpreise geklaut. Ist natürlich Humbug. Da gehen Sie (leider) als Beispiel voran.

      • @DerLurch:

        Sie haben schon verstanden, dass das vor über 40 Jahren stattgefunden hat?

        Davon abgesehen, wer ohne Jugendsünden ist, der werfe den ersten Pflastersteinen.

        Ich hoffe mal, dass Sie nicht vierzigjährig auf die Welt gekommen sind.

        Ich sehe mich da mehr in der Tradition von Joschka Fischer.

    • @Jim Hawkins:

      Die Artur Karte hatten wir auch. Legendär. Es gab eine ganze Reihe davon. Der Schöpfer, Werner Clemens-Walter, hat mal für die taz geschrieben.

      • @Jochen Laun:

        Danke für die Information!

    • @Jim Hawkins:

      Wirkt fast stolz.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Naja, in gewisser Weise war es ja auch eine Leistung.

        Sturm- und Drangjahre eben.

        • @Jim Hawkins:

          Aber eine negative Leistung.

          Ich bin übrigens ohne Diebstähle durch das Studium gekommen. Und ich hatte auch keine reichen Eltern.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Jetzt seien Sie doch nicht so humorlos.

            Haben Sie nie Blödsinn gemacht, Grenzen überschritten, Regeln verletzt?

            Im übrigen bin ich als Kind einer alleinerziehenden Putzfrau aufgewachsen.

  • "Zum Beispiel berichten viele davon, dass die KI-Überwachung in ihren Herkunftsländern schon fortgeschrittener sei"? Bestätigt das nicht eines dieser Vorurteile gegen die wir hier sonst immer ankämpfen?

    • @Šarru-kīnu:

      Und noch dazu die Effektivität von KI bei der Verbrechensbekämpfung...denn wenn KI-Überwachung Diebstahl verhindern bzw. dessen Aufdeckung fördern kann, dann gilt das natürlich auch für andere Straftaten.