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Indischer Schriftsteller Pankaj Mishra„Gaza hat die westliche Glaubwürdigkeit untergraben“

Aus globaler Perspektive sei der Gazakrieg eine größere Zäsur als Russlands Angriffskrieg, sagt der indische Intellektuelle Pankaj Mishra. Warum?

In Neu-Delhi wird eine propalästinensische Demonstrantin von der Polizei festgenommen Foto: Anushree Fadnavis/reuters
Daniel Bax
Interview von Daniel Bax

taz: Herr Mishra, in Deutschland gilt der russische Krieg gegen die ­Ukraine als „Zeitenwende“. Sie sehen das anders, warum?

Pankaj Mishra: Für viele Menschen außerhalb Europas und der USA ist dieser Krieg kein Wendepunkt. Russland fühlt sich schon lange von der Nato bedroht und dass es unter einem zunehmend paranoiden Präsidenten wie Wladimir Putin in die Ukraine einmarschiert ist, um ein Exempel zu statuieren, kam nicht überraschend. Das hat sich lange angebahnt.

taz: Putin griff ein unabhängiges Land an und verschiebt Grenzen mit Gewalt. Das ist ein Angriff auf eine Weltordnung, die auf dem Völkerrecht gründet. Das soll keine Zäsur sein?

Mishra: Keine Frage, das ist ein Verbrechen. Aber es gibt noch ein anderes Land, das seine Grenzen mit Gewalt verschiebt, seine Siedlungen im illegal besetzten Westjordanland seit Jahren ausbaut und weitere Gebiete im ­Gazastreifen, im Libanon und in Syrien besetzt. Deutschland unterstützt diesen Staat und ist sein zweitgrößter Waffenlieferant. Wie bringt es das mit seiner angeblichen Sorge um das Völker­recht unter einen Hut?

Bild: Nina Subin
Im Interview: Pankaj Mishra

Die Person: Geboren 1969 in Nordindien, Studium der Ökonomie und Literatur in Prayagraj und Neu-Delhi. Mishra schreibt für die New York Review of Books, den New Yorker und den Guardian über Indien, Afghanistan und China. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, 2014 der Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung. Er lebt abwechselnd in London und in Mashobra, einem Dorf am Rand des Himalaya.

Das Buch: „Die Welt nach Gaza“ ist auf Deutsch bei S. Fischer erschienen, 25 Euro.

taz: In Ihrem Buch „Die Welt nach Gazabeschreiben Sie den Krieg in Gaza als den eigentlichen globalen Wendepunkt. Wie kommen Sie zu diesem Schluss?

Mishra: Russland unter Wladimir Putin ist kein Land, zu dem irgendjemand in der Welt je aufgeschaut hat, wenn es um internationale Normen ging. Aber Menschen auf der ganzen Welt haben auf Westeuropa und die USA geschaut, weil diese zumindest vorgaben, ein gewisses Maß an Achtung vor dem Völkerrecht zu haben. Wenn diese Länder offen gegen die Prinzipien verstoßen und das unterstützen, was respektable Organisationen wie Human Rights Watch und Amnesty International und anerkannte Wissenschaftler wie Omar Bartov als Völkermord bezeichnen, dann ist das eine viel größere historische Zäsur als Putins ­Einmarsch in der Ukraine.

taz: Wie wird der Gazakrieg zum Beispiel von China aus betrachtet? Auch als eine Zäsur?

Mishra: Ja, denn der Krieg in Gaza hat die westliche Glaubwürdigkeit komplett untergraben. China geht als großer geopolitischer Gewinner aus diesem Fiasko hervor.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

taz: Sie waren 2008 in Israel und im Westjordanland unterwegs und nennen diese Reise in Ihrem Buch einen persönlichen Wendepunkt. Warum?

Mishra: In vielen Ländern des globalen Südens wächst man mit dem Bewusstsein auf, dass die weißen, westlichen Nationen lange Zeit große Teile der Welt ausgebeutet und unterdrückt haben und sehr reich und mächtig wurden, indem sie dort Land und Reichtum stahlen. Man betrachtet Rassismus, Faschismus und Imperialismus als zusammengehörig. Wenn man mit diesem Blick nach Israel reist und sieht, wie ein Land, das von allen weißen westlichen Industrienationen unterstützt wird, eine indigene Bevölkerung ausbeutet, vertreibt, foltert und tötet, dann fühlt man sich daran erinnert.

taz: Sie unterstellen Israel also Rassismus?

Mishra: Es ist kein Zufall, dass Süd­afrika vor dem Internationalen Gerichtshof gegen Israel klagt. Es verbindet seinen eigenen Kampf gegen die Apartheid mit dem Kampf der Palästinenser. Das ist ein Wendepunkt in den Beziehungen zwischen dem globalen Süden und dem Norden, und Süd­afrika geht damit ein großes Risiko ein. Es wird von den Vereinigten Staaten bereits dafür bestraft.

taz: Viele Israelis sind allerdings nicht weiß, sondern stammen aus dem Nahen Osten. Jüdinnen und Juden sind gerade in westlichen Gesellschaften jahrhundertelang diskriminiert worden.

Mishra: Rassismus hat nicht nur mit der Hautfarbe zu tun, sondern mit einer Hierarchie, die immer wieder neu geschaffen wird. „Weißsein“ ist keine feste Kategorie, sie verändert sich immer wieder. Italiener, Griechen oder Iren galten in den USA lange nicht als echte Weiße, das gilt auch für Juden. Heute gehört Israel fraglos zum Westen. Dass ein großer Teil der Israelis heute aus Ländern des Nahen Osten stammt, ist dabei nebensächlich. Wichtiger ist: Das Land steht für ein System der weißen Vorherrschaft. So, wie auch indischstämmige US-Politiker wie Nikki Haley oder Vivek Ramaswamy für eine weiße Vorherrschaft stehen.

taz: Sie sind in Indien geboren, dort identifizieren sich viele mit ­Israel. Rechtsextreme Hindus bilden den weltweit größten Fanclub Benjamin Netanjahus. Warum?

Mishra: Ethno-Nationalisten, Wahnsinnige und Fanatiker auf der ganzen Welt bewundern Israel: Nicht nur Hindu-Nationalisten in Indien, sondern auch Javier Milei und Jair Bolsonaro in Südamerika oder Rechtsradikale wie Victor Orbán, Matteo Salvini und Marine Le Pen in Europa. Israel zeigt ihnen, wie man sich über das Recht hinwegsetzen und völlig ungestraft davon kommen kann. Das gefällt ihnen. Sie würden es gerne nachahmen.

taz: Aber was verbindet Hindu-Nationalisten mit dem christlichen Nationalismus westlicher Rechtsradikaler? Diese schauen doch auf Hindus wahrscheinlich genau so herab wie auf Muslime.

Mishra: Islamophobie ist ein verbindendes Element. Aber viele Inder, die auch große Fans von Donald Trump sind, haben keine Ahnung, wie er Indien sieht. Er hält es vermutlich für ein „shithole country“, ein Scheißland. Aber seine brutale, rohe Macht übt eine starke, pubertäre Faszination aus.

taz: Zurück zu Israel. Sie schreiben, dass viele jüdische Intellektuelle in der Diaspora ein ambivalentes Verhältnis zum jüdischen Staat hatten. Wie sieht das heute aus?

Mishra: Leute wie Primo Levi, Hannah Arendt und andere, die ich zitiere, sahen, dass Israel immer stärker, aggressiver und expansionistischer wurde, und haben das Land deshalb scharf kritisiert. Es gibt immer noch jede Menge jüdische Schriftsteller und Intellektuelle, die dagegen protestieren. Aber sie bekommen in den Medien nicht so viel Platz und Aufmerksamkeit.

taz: Vom Massaker der Hamas am 7. Oktober fühlten sich viele Juden weltweit persönlich betroffen. Ist das nicht verständlich?

Mishra: Wenn ein Land oder ein Volk auf diese Weise angegriffen wird, dann führt das dazu, dass sich die Reihen schließen. Wenn man sich als Gemeinschaft angegriffen fühlt, dann fühlt man sich in seiner Gruppen­identität bestärkt. So ging es auch vielen Menschen, die nach dem 11. September 2001 als Muslime angefeindet wurden. Aber solche Gefühle lassen nach. Etwa, wenn man nicht nur die schrecklichen Dinge sieht, die am 7. Oktober passiert sind – sondern auch, was danach passiert ist.

Die Deutschen von heute sollten ihre Perspektive erweitern und sich mit ihrer Geschichte von Rassismus und Imperialismus auseinander­setzen

taz: Sie schreiben in Ihrem Buch von einem „Missbrauch der Erinnerung an die Shoah“. Was soll das heißen?

Mishra: Es gibt ein bestimmtes Bild von Israel, darin erscheint das Land schwach und belagert, ständig von einem neuen Holocaust bedroht. Israel verbreitet dieses Bild von sich weltweit nach Kräften. Und obwohl es unverhältnismäßig viel Macht, Atomwaffen und die stärkste Armee der Region besitzt, verfängt das bei manchen.

taz: Aber Israel ist auch ein sehr kleines Land. Seine Sicherheit gilt in Deutschland als „Staatsräson“. Halten Sie das für falsch?

Mishra: Die Deutschen von heute sollten ihre Perspektive erweitern und sich mit ihrer Geschichte von Rassismus und Imperialismus auseinandersetzen. Sie könnten mit der Lektüre von Hannah Arendts „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ beginnen. Darin schreibt sie, wie der Diskurs der Entmenschlichung seine Wurzeln in der Art und Weise hat, wie im 19. Jahrhundert über die Eingeborenen in den Kolonien gesprochen wurde. Auch die Geschichte der Konzentrationslager fängt nicht in Deutschland an.

taz: Sie halten den Holocaust nicht für ein singuläres Verbrechen?

Mishra: Es gibt Aspekte des ­Holocausts, die singulär waren, etwa der Bau von Gaskammern. Aber man kann den Nationalsozialismus und den Holocaust nicht aus einer langen Geschichte des Imperialismus und der rassistischen Gräuel herauslösen und trennen.

taz: Viele würden einwenden, dass dadurch der Holocaust relativiert werde.

Mishra: Die Deutschen stehen mit dieser Interpretation des Holocausts ziemlich allein. Ich denke auch nicht, dass ausgerechnet Deutsche anderen Leuten sagen sollten, welche Lehren man aus ihrem Völkermord ziehen sollte. Das ist ziemlich anmaßend.

taz: Sie nennen den Krieg in Gaza ein „Gemetzel industriellen Ausmaßes“. Ziehen Sie damit nicht eine Paral­lele zum Holocaust?

Mishra: An keiner Stelle in meinem Buch ziehe ich diesen Vergleich! Aber wollen Sie das Ausmaß von Tod und Zerstörung im Gazastreifen leugnen? Das ist ein Ablenkungsmanöver, um sich nicht den Realitäten stellen zu müssen. Wenn Deutsche so sehr auf der Besonderheit des Holocausts beharren, erregt das den Verdacht, dass es ihnen um etwas ganz anderes geht – zum Beispiel darum, Waffen an Israel zu verkaufen und sich zugleich tugendhaft und rein zu fühlen. Daher rührt die Obsession mit diesem Thema.

taz: Sie sprechen von Obsession, andere von historischer Verantwortung.

Mishra: Ich bin, wie viele Menschen auf der Welt, entsetzt über das Anschwärzen von Andersdenkenden in Deutschland, die Absagen von Veranstaltungen und die Polizeigewalt gegen propalästinensische Demonstranten. Vielen Deutschen ist wahrscheinlich gar nicht bewusst, wie sehr ihr Land in der Welt dadurch an Ansehen verloren hat. Die Aussage der deutschen Kulturstaatsministerin, sie habe bei der Berlinale nur für den israelischen Dokumentarfilmer geklatscht, war erbärmlich und hat die ganze Mittelmäßigkeit der deutschen politischen und medialen Klasse offenbart.

taz: Ist Deutschland in dieser Frage wirklich so anders als die USA oder Großbritannien?

Mishra: Die Härte des deutschen Vorgehens insbesondere gegen jüdische Kritiker Israels ist ziemlich außergewöhnlich. Viele dachten, Deutschland fühle sich Jüdinnen und Juden in aller Welt gegenüber historisch verantwortlich. Wie kann es dann sein, dass hier Masha Gessen gecancelt wurde? Warum werden Vorträge von Eyal Weizman abgesagt? Warum wurde der jüdische Fotokünstler Adam Broomberg in Hamburg aus seiner Hochschule rausgeworfen? Das ist alles sehr verstörend.

taz: Welche Rolle spielen Deutschland und Europa in der veränderten Weltordnung?

Mishra: Die Entfremdung von den USA böte Europa die Möglichkeit, seinen Widerstand gegen Russland und den Putinismus mit einer prinzipiellen Ablehnung von Rassismus und Imperialismus überall zu verbinden. Aber wir wissen: Das wird nicht passieren. Friedrich Merz hat Benjamin Netanjahu trotz des Haftbefehls gegen ihn nach Deutschland eingeladen. Das lässt ahnen, in welche Richtung er sich bewegen wird. Und Kaja Kallas, die Außenbeauftragte der EU, sagt, die freie Welt bräuchte einen neuen Anführer. Aber man kann kein Anführer der freien Welt sein, wenn man einen Völkermord unterstützt.

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116 Kommentare

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  • Bekanntlich befinden sich die Postkolonialen Theorien wenn es um Israel geht seit Jahrzehnten in den alles verschlingenden Strudeln des inhaltlichen Bermuda-Dreiecks. Da saufen sie alle ab.

    Mishra als typischem Vertreter des Postkolonialismus sei empfohlen öfter mal die Jüdische Allgemeine zu lesen. Bildung ist der Schlüssel zum Verstehen der Welt:

    "Dekolonisiert die Dekolonialisierung!"

    www.juedische-allg...ekolonialisierung/

  • Nuja, Indien hat seine eigene Sichtweise auf die Dinge. Bezüglich der Ukraine dürfte eine relevante Rolle spielen, dass Indien eine gigantische Menge russisches Erdöl kauft, und mit ziemlich gutem Gewinn weiterverkauft. WEGEN der Sanktionen des Westens gegen Russland ist dieses extrem lukrative Geschäftsmodell erst möglich geworden.



    Was nun die Empörung über Israels Vorgehen (um nicht zu sagen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit) in Gaza angeht: Es ist schon ein wenig schizophren, Proteste gegen einen Völkermord (mal dahingestellt, ob es sich um einen handelt) zu unterstützen, wenn auf diesen Protesten ein Völkermord (nur eben ein anderer) gefordert wird.

  • Wenn Südafrika seine Geschichte mit dem Kampf der Palästinenser verbinden kann, dann kann Deutschland auch seine Geschichte mit der Verteidigung Israels verbinden.

    Abgesehen davon: mit dem Genozid an den Uighuren durch seinen BRICS-Partner China verbindet Südafrika seltsamerweise gar nichts.

    Europäer haben eben kein Monopol auf Heuchelei.

  • Wenn der Nahostkonflikt eines zeigt, dann die grenzenlose Heuchelei der arabischen bzw islamischen Welt. Die Golfmonarchien hätten längst jedem jungen Palästinenser einen Job geben können. Und während die islamische Welt sich wie seit Jahrzehnten einer angeblich grenzenlosen Solidarität rühmt und die „Doppelmoral“ des Westens verdammt, schweigt sie zum Genozid an den Uighuren und zum Genozid im Sudan.

    Und wie werden Muslime eigentlich in Indien behandelt, Herr Mishra?

    • @Suryo:

      Dass die arabischen Herrscher ebenfalls heucheln, bestreitet niemand (am wenigsten Mishra, dem der Hindu Nationalismus ebenfalls fremd ist). Aber die Palästinenser leben nun einmal in Palästinensa - und dort hat Saudi-Arabien nun einmal wenig Jobs anzubieten. An der Misere dort ist der Westen in erheblichem Maße Mitschuld, und das kann man auch Mal zugestehen.

    • @Suryo:

      Ich würde mal vermuten, dass es sich bei Herrn Mishra schon um einen scharfen Kritiker der hindu-nationalistischen Regierung Modis und ihres Repressionskurses gegen die indischen Muslime handelt - eine Passage im Interview deutet darauf hin.



      Er würde die Ideologie Modis aus einer antiimperialistischen Perspektive wahrscheinlich in eine Linie mit denen Trumps, Putins und Netanyahus einordnen - eine Sicht, der ich mich übrigens anschließen kann.



      Und der Witz dabei ist: lässt man Putin-Russland dabei mal außen vor, handelt es sich bei allen anderen drei Ländern, denen die genannten Staatschefs vorstehen, (noch) um demokratische Staaten (mit sehr viel außenpolitischer, ökonomischer und militärischer Potenz).

    • @Suryo:

      Sie sind mit Ihrer Kritik an den arabischen Golfmonarchien nicht auf dem aktuellen Stand - faktisch war es schon immer so, dass gerade diese Staaten den US-Imperialismus in der Nahostregion (und die Rolle, die Israel dabei spielt) absicherten und so auch halfen, den Drang der Palästinenser nach Selbstbestimmung auszubremsen - die hervorragenden diplomatischen und ökonomischen Beziehungen mit dem Westen sprechen Bände.



      (Nebenbei: dass man hinsichtlich der Menschenrechte in den Golfstaaten gerne kräftig beide Augen zudrückt, bezüglich Israel hier aber kritischere Maßstäbe anlegen will, finde ich auch schon ziemlich heuchlerisch.)



      Die diplomatischen Initiativen, die Trump während seiner ersten Amtszeit in der Region unternahm, dienen genau so wie die jetzigen Reisen an den Golf dem Zweck, die israelische Position zu stärken sowie die iranisch-schiitisch-palästinensische Achse zu schwächen und in der arabischen Welt politisch zu isolieren - und natürlich dem Ausbau der amerikanisch-arabischen Handelsbeziehungen.



      Das ist dem Orangenen bisher doch ganz gut gelungen. Menschenrechte und Demokratie haben dabei nie eine Rolle gespielt.

    • @Suryo:

      "Die Golfmonarchien hätten längst jedem jungen Palästinenser einen Job geben können"

      Ursächlich ist die arabischen bzw. islamische Welt in dem Konflikt null involviert. Es waren die Kolonialmächte des vorigen Jahrhunderts, die die Region dort neu geordnet haben und die Einwanderung nach Palästina ermöglicht haben. Hinzu kommt auch die besondere Verantwortung Deutschlands.

      Es sind also die westlichen Staaten, insbesondere auch Deutschland, die jedem Palästinenser schon längst einen Job hätten geben können.

      • @Rudolf Fissner:

        Klar haben die westlichen Länder im vergangenen Jahrhundert viel Schaden angerichtet, aber das soll ernsthaft ein Grund (oder Vorwand) dafür sein, dass die Menschen dort unten nicht in der Lage sein untereinander Frieden zu schließen?

      • @Rudolf Fissner:

        "Ursächlich ist die arabischen bzw. islamische Welt in dem Konflikt null involviert."



        Bereits am Gründungstag haben Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien Israel den Krieg erklärt. Und was die Neuordnung der Region durch die ehemaligen Mandatsmächte angeht: Nicht nur Israel, sondern auch die letzten vier genannten arabischen Staaten verdanken ihr die staatliche Existenz. Israel hat keines dieser Länder bedroht. Also so einfach kann man die arabischen Staaten nicht wahrlich nicht aus ihrer Verantwortung entlassen. Den Schlamassel haben sie von Beginn an kräftig mitangerührt.

        • @Schalamow:

          Erstens sind "Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien" keine Golfmonarchien und zweitens hatten auch diese Staaten kein Mitspracherecht bei State-Buildung vor ihrer Haustür.

          By the way ist es bezeichnend, dass diejenigen, die gerne die in Palästina einheimischen Palästinenser in arabische Staaten abschieben wollen, sich so gar nicht damit anfreunden können, dass der immens reiche Nachfolger von Nazideutschland Palästinenser als Staatsbürger aufnimmt.

        • @Schalamow:

          Die Auseinandersetzung mit den Ereignissen um die Staatsgründung Israels und den unmittelbar darauf folgenden Krieg hat mich gelehrt - gerade WEIL die (uns zur Verfügung stehenden) historischen Analysen, Darstellungen und Einordnungen so überaus komplex und widersprüchlich sind -, zunächst mal KEINER der involvierten Konfliktparteien „einfach so“ zu vertrauen, weder der israelischen/proisraelischen noch der arabischen/propalästinensischen.



          Es kommen im Prinzip ja auch keine neuen Argumente oder Erkenntnisse mehr, um die Positionen der einen oder anderen Seite zu untermauern.



          Das macht auch eine „gerechte“ Beurteilung des gegenwärtigen Konflikts so immens schwierig - auf die eine oder andere Weise sind wir wohl alle Partei.

      • @Rudolf Fissner:

        Die arabischen Juden haben diese Staaten dann aber doch ganz gern vertrieben.

        Und zu behaupten, dass zB Katar, wo die Führung der Hamas in Saus und Braus lebt, nichts mit dem Nahostkonflikt zu tun habe, ist abenteuerlich.

        Davon mal abgesehen, dass es die arabischen Staaten selbst sind, die sich stets zu absolut solidarischen Brüdern Palästinas stilisieren. Sie handeln aber nicht danach.

        • @Suryo:

          Auch das kann man als Folge der kolonialen Neugrund eines Staates sehen, n dem vormals vor allem nur Araber und Muslime lebten, die vor dem State-Building-Projekt friedlich auch mit der dort ansässigen jüdischen Bevökerung zusammen lebten.

  • „Die Entfremdung von den USA böte Europa die Möglichkeit, seinen Widerstand gegen Russland und den Putinismus mit einer prinzipiellen Ablehnung von Rassismus und Imperialismus überall zu verbinden.“



    Weise gesprochen, doch zugleich auch in den Wind. Denn Europa ist nicht bereit, sich mit seiner EIGENEN Geschichte von Rassismus und Imperialismus auseinanderzusetzen bzw. es war es mal, aber heute erleben wir überall in Europa (nicht nur in Russland) ein nationalistisches, rechtskonservatives Rollback, das diese Geschichte und die notwendige Reflexion darüber vergessen machen möchte.



    Und Europa will und wird nicht mit den USA brechen - Trump schon, wenn sich Europa seinen Plänen querstellen würde.



    So aber ist der Transatlantizismus ein einseitiges geopolitisches Konzept der europäischen Unterordnung unter die Interessen der USA.



    Gegenüber Israel (als festem Verbündeten der USA) wagt man inzwischen ein vorsichtiges Abrücken - weil sich der permanente Völkerrechtsbruch Israels und die Kriegsverbrechen in Gaza nicht länger ignorieren lassen.



    Nur Deutschland erwacht nicht aus seiner Starre, wegen dem Festklammern an einer falschen Staatsraison isoliert es sich zunehmend selbst.

  • Ich habe mir das Buch von Herrn Mishra bereits vorm einigen Wochen gekauft. Es ist sehr lesenswert. Danke Herrn Bax und Herrn Mishra für dieses Interview.

  • Danke für dieses Interview. Wie in Deutschland mit jüdischen Kritiker:innen der Vertreibungspolitik netanjahus umgegangen wird ist in der Tat erbärmlich.

    • @degouges:

      Wie wird denn mit ihnen umgegangen? Ihnen wird gegebenenfalls widersprochen, übrigens nicht zuletzt von jüdischer Seite selbst. Ich empfehle da mal einen gelegentlichen Blick in die Jüdische Allgemeine. Ansonsten kann es so schlimm auch nicht sein; Meron Mendel, Susan Neiman, Deborah Feldman usw. stehen Talkshows und Medien offen.



      Erstaunlich ist nur (oder auch wiederum nicht), dass immer wieder die jüdischen Kritiker als Alibi für jene herhalten müssen, die eigentlich die Vernichtung Israels im Sinn haben.

  • Von einem Intellektuellen würde ich erwarten, dass er vielleicht auch mal hinterfragt, wer in den armen Ländern den Bürgern die Geschichte erzählt, sie wären Opfer westlicher Ausbeutung und zugleich fette Konten in der Schweiz hatte und hat.

    • @Dr. McSchreck:

      Vielleicht wollen Sie das Interview und sein Thema noch mal zu sich nehmen?

      • @Janix:

        ich habe noch mal nachgelesen und finde dazu nichts. Dass aber korrupte Machthaber, die sich auf Kosten der Bevölkerung bereichern und ihr Geld im Zentrum des Kapitalismus in Sicherheit bringen - ob in Afrika oder früher in Afghanistan, auch die Hamas-Führer sind bzw. waren steinreich - gerne auf andere mit dem Finger zeigen, um die eigene Bereicherung nicht zu thematisieren, taucht darin nicht auf.

        • @Dr. McSchreck:

          "auch die Hamas-Führer sind bzw. waren steinreich "

          Das kann man ja nun deutlich an den für jeden sichtbaren zerbombten Städten und den dortigen Trümerhaufen sehen.

          • @Rudolf Fissner:

            Die leben ja nicht in Gaza, sondern in Katar, einem der reichsten Länder der Welt, das zwar Millionen Arbeiter aus Herrn Pankajs Heimat Indien beschädigt, aber dann doch nicht so gerne Palästinenser in ähnlich hoher Zahl Jobs gibt.

          • @Rudolf Fissner:

            Die ich meine, leben nicht im Gaza-Streifen.

        • @Dr. McSchreck:

          Ich meinte auch das. Hierum ging es nämlich gar nicht.

          Es ist auch nur zweitrangig. Die Hamas wurde von Katar und Netanyahu-Israel gemeinsam großgepäppelt. Um Reichtum wie bei Mobutu & Co. ging es aber kaum. Wer das will als Palästinenser, nutzt den trotz/wegen aller Widrigkeiten hohen Bildungsstand, wandert aus und verdient als Arzt ausreichend und sicher - oder gar als Finanztyp auf Cayman oder Reichenknecht in Dubai.

          Nicht falsch verstehen: Die Zusammenarbeit korrupter Eliten mit der Kleptokratenmaschine in London, New York, Paris, Moskau & Co. ermöglicht erst die Fortdauer des Kolonialismus unter anderem Namen. Sie entzieht Geld und schadet dem Gemeinwesen auch indirekt.







          Es profitieren aber vor allem andere, die gerne diese Korrupten als Nebelwand und Pseudoerklärung für die fundamentale Ungerechtigkeit einsetzen. Und mit ihren Truppen einsetzen.

          Daher können wir vielleicht momentan zum Artikel und seinen Thesen zurückkehren.

  • Bei der Aussage „ Russland fühlt sich schon lange von der Nato bedroht(…)“ hätte Bax ja mal nachfragen können, aber es ging in diesem Interview wohl nur darum, die üblichen Dichotomien und Vereinfachungen herauszuarbeiten von wegen: Israel böse, Hamas konnte nicht anders. Globaler Süden gut, Westen moralisch fragwürdig. Undsoweiter. Daher wenig Erkenntnisgewinn. Man hätte viele Aussagen Mishrajs hinterfragen können. Wenn man - wie er - kritisiert, dass pro palästinensische Stimmen - angeblich in D - unterdrückt würden, sollte man auch diskutieren, inwiefern manche Narrative dazu führen, dass die Empathiefähigkeit auf beiden Seiten leidet. Wie kommt er zum Beispiel zu der Aussage, dass es völlig egal ist, dass viele Israelis aus dem arabischen Raum stammen. Er müsste doch zumindest reflektieren, dass auch ihre Familien vertrieben wurden. Ebenso dass es auch eine indigene israelische Bevölkerung gibt. All das kann man doch anerkennen , ohne dass man damit das Unrecht, das in Gaza und den besetzten Gebieten geschieht, dadurch leugnet.

    • @Karla Columna:

      Mishraj biegt sich alles zurecht. Ein Südafrika, das mehr als 30 Jahre nach der Regierungsübernahme durch denn ANC angeblich noch gegen Apartheid kämpft, ein "globaler Süden", zu dem aber Argentinien, Brasilien (wenn von den Falschen regiert) und indische Hindu-Nationalisten nicht gehören, und natürlich die Juden nicht, die in den arabischen Staaten unterdrückt, aus ihnen vertrieben und nach Israel geflohen sind, was aber "dabei nebensächlich" ist, weil es sein Narrativ stört, dass es sich bei Israel um ein Land handele, das "für ein System der weißen Vorherrschaft" stehe. Bei seiner Einteilung zwischen dem guten globalen Süden und dem bösen weißen Westen beruft er sich interessanterweise hauptsächlich auf europäische bzw. europäischstämmige Juden sowie auf Organisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch, die von westlichen Weißen gegründet wurden und weiterhin von solchen dominiert werden. Dann gibt es noch eine kleine Dosis feinsinniger Holocaustrelativierung für die guten Deutschen, die Gaulands "Vogelschiss" zu plump und zu rechts finden, und schon wird man in Deutschland gern gelesen und bekommt den "Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung".

      • @Budzylein:

        Aus meiner Sicht hatte er sich in dem Interview bereits durch diese Aussage über Putin und dessen angebliche Sorge wegen der NATO diskreditiert. Und die Fehleinschätzungen gingen dann genauso weiter.

    • @Karla Columna:

      Dass "Russland" sich bedroht fühlt von der NATO ist natürlich Schwachsinn. Russland ist aktuell Putin und Putin ist ein Mafiaschläger sozialisiert in den Straßen Leningrads. Er und seine mafiöse Anhängerschaft fühlten sich durch die Demokratisierung der Ukraine und deren Hinwendung zur EU bedroht. Ein korrupter scheindemokratischer Präsident zum Teufel gejagt? Müsste doch in Russland auch möglich sein. Das war das Einzige, wovor Putin Angst hatte und hat.

      • @BrendanB:

        Nein das ist kein "Schwachsinn". Die russischen Bedenken sind seit der allerersten Erweiterungsrunde belegt. Es ist schon dadurch belegt, dass die Frage wer wann NATO Mitglied wird eine extrem wichtige Frage bei den Gesprächen zur dt. Wiedervereinigung war.

        • @Einfach-Jemand:

          Schönen Gruß an den armen umzingelten Superdemokraten im Kreml: Wer die Nato nicht in der Nachbarschaft haben will, sollte einfach seine Nachbarn so behandeln, dass sie nicht um jeden Preis in die Nato STREBEN (Schweden, Finnland, Lettland, Estland, Litauen usw usw). Es war der hegemoniale Druck Russlands, der maßgeblich die Nato nach Osten hat wachsen lassen. Das kapieren nur solche in der Wolle gefärbten Autoritären nicht, weil ihnen die Vorstellungskraft dafür fehlt, dass nicht so mächtige Länder trotzdem tun und lassen, was sie für richtig halten.

        • @Einfach-Jemand:

          "Belegt" ist meines Wissens aber auch, dass die ehemaligen Ostblockstaaten aufgrund ihrer Erfahrungen mit dem "brüderlichen Umgang" durch die Sowjetunion in die Nato wollten - und nicht als willfährige Erfüllungsgehilfen von US-Expansionsplänen. Auch wenn manche bei dem Thema immer diesen ominösen Brzesinski-Plan aus der Schublade holen.

          Vergessen Sie bitte auch nicht, dass die Baltischen Staaten, Finnland und große Teile Polens bis 1917/18 Teil des Zarenreiches waren, deren Bevölkerung sich seit ca. 1860 einer massiven Politik der "Russifizierung"ausgesetzt sah. Zudem gab es starke Behinderungen aller nicht-orthodoxen Glaubensrichtungen.

          Ein soweit zurückreichendes "nationale Gedächtnis" mag jenen seltsam erscheinen, die jede Form von Nationalgefühl ablehnen und für die alle Ereignisse in Europa vor 1933 "in einem Land vor unserer Zeit" liegen.

          Aber, andere Länder, andere Sitten. Damit sollte man umzugehen lernen und dem urdeutschen Drang, andere zu belehren, nicht nachgeben.

        • @Einfach-Jemand:

          Doch, das ist Schwachsinn, dass Putin sich von der NATO bedroht gefühlt haben soll (wobei man natürlich davon ausgehen kann, dass der Mann generell paranoid ist). Der hat diesen Krieg aus imperialen Wahn und zur eigenen Machtsicherung angefangen.

  • Ich kann mit diesem Interview eigentlich nichts anfangen. Bax' Fragen, Mishras Antworten: so vorhersehbar.



    Ja, man kann es sich in seiner postkolonial denkenden Welt schon sehr, sehr gemütlich machen. Da werden Terroristen, die Frauen missachten, queere Menschen bis zum Tod verfolgen und drangsalieren, Kritiker ermorden und öffentlichkeitswirksam präsentieren zu Freiheitskämpfern. Dass sie weiterhin ihrem Ziel anhängen, einen Staat und seine Bewohner auslöschen zu wollen - so what?



    Es wird Herrn Mishra nicht interessieren, aber: für mich hat sich z.B. der sogenannte "globale Süden" völlig unglaubwürdig gemacht durch seine Weigerung, russische Kriegsverbrechen als die anzuerkennen, die sie sind. Leider bleibt es nicht aus, zu vermuten, dass es wohl daran liegt, dass es keine Juden sind, die diese Verbrechen begehen. Die sind ja größtenteils raus aus Russland.



    Israel als kolonialistisches und rassistisches Projekt: sorry, aber das ist so dermaßen abwegig und inkompetent.

    • @tazziragazzi:

      Armut macht einen abhängig und käuflich. Sie sollten den "globalen Süden" also aus ihrer Argumentation herauslassen. Zudem stimmt ihre Argumentation auch nicht. Die Haltung des Globalen Südens zum russischen Überfall auf die Ukraine ist geprägt von einer Mischung aus Verurteilung, Neutralität und kritischer Distanz. Historische Erfahrungen, wirtschaftliche Abhängigkeiten und geopolitische Interessen spielen dabei eine entscheidende Rolle.

    • @tazziragazzi:

      Danke, dass Sie das hier nochmal und wieder erläutern, sich an diesem konkreten Beispiel eines rudimentären Realitätsbewusstseins abarbeiten. Aber es wird leider nichts nützen, und Sie werden der "Rufer in der Wüste" bleiben.

    • @tazziragazzi:

      "....aber: für mich hat sich z.B. der sogenannte "globale Süden" völlig unglaubwürdig gemacht durch seine Weigerung, russische Kriegsverbrechen als die anzuerkennen, die sie sind". Ganz schöne Heuchelei. Viele Konflikte oder Kriegsverbrechen im Globalen Süden gehen den Globalen Norden am Arsch vorbei oder haben sogar ihre Finger im Spiel. Ihre pauschale Unterstellung das der Global Süden antisemitisch währe ist unverschämt. Sie bestätigen nur die Unglaubwürdigkeit die angesprochen wurde.

      • @Andreas J:

        Der "Globale Süden" mit seinen autoritären Regimen und Diktaturen ist nicht gerade dafür bekannt mit seinen politischen Gegnern, religiösen und sexuellen Minderheiten besonders rücksichtsvoll umzugehen. Wie die Banjul Charta oder die Kairoer Erklärung sehr deutlich machen, interessiert sich der Globale Süden selbst nicht so besonders für Menschenrechte und deren Durchsetzung.

        • @BrendanB:

          Die Banjul ist die Afrikanische Charta der Menschenrechte und Rechte der Völker. Wo macht die deutlich das der Globale Süden kein Wert auf Menschenrechte legt? Außerdem verallgemeinern sie was Afrika angeht. Dort gibt es einige demokratische Staaten und nicht überall gibt es politische und religiöse Verfolgung. Auch der Umgang mit sexuellen Minderheiten wandelt sich in einigen Ländern. Die jungen Afrikaner sind gebildeter, moderner und aufgeschlossener als die Alten.

          • @Andreas J:

            "Auch der Umgang mit sexuellen Minderheiten wandelt sich in einigen Ländern."

            Genau das Gegenteil ist richtig:

            In Uganda wurde 2023 eines der weltweit schärfsten Anti-LGBTQ-Gesetze verabschiedet. Es kriminalisiert nicht nur homosexuelle Handlungen, sondern auch die bloße Unterstützung oder das öffentliche Bekenntnis zu LGBTQ-Identitäten. Es drohen bis zu zehn Jahre Haft, in bestimmten Fällen sogar die Todesstrafe. Nach Inkrafttreten des Gesetzes kam es zu Verhaftungen, Zwangsräumungen und Übergriffen auf LGBTQ-Personen.

            In Südsomalia, Somaliland, Mauretanien und Nordnigeria steht auf Homosexualität die Todesstrafe. In Gambia und Sierra Leone droht lebenslange Haft. In Burundi wurden Menschen angeklagt, weil sie an einem HIV-Präventionsseminar teilnahmen.

            In Ghana und Senegal sind mehrjährige Haftstrafen für homosexuelle Handlungen gesetzlich vorgesehen. Das Verbot führt zu fehlendem Schutz vor Diskriminierung und Gewalt durch staatliche und nicht-staatliche Akteure. Die Situation verschärft sich aktuell durch neue Gesetzesinitiativen.

            Das ist nur ein Auszug der jüngsten Entwicklungen. Ja der Umgang wandelt sich.



            Allerdings nicht zum Vorteil der sexuellen Minderheiten.

            • @BrendanB:

              Letztes Jahr war ich in in Abidjan mit queeren Menschen unterwegs die daraus kein Geheimnis machen. Teilweise leben sie offen queer in den Slums und werden von den meisten toleriert. Vor 15 Jahren währe das nicht möglich gewesen. Sie haben acht von 54 afrikanischen Ländern aufgezählt. Natürlich muss sich da noch vieles ändern, aber viele junge Menschen auf der Straße haben mittlerweile ein anderes Mindset.

            • @BrendanB:

              Uganda?

              Uganda und Israel arbeiten kooperativ zusammen. Was wollen Sie mit Uganda zum Nahostkonflikt aussagen?

          • @Andreas J:

            Die Banjul-Charta (Afrikanische Charta der Menschenrechte und Rechte der Völker) unterscheidet sich in mehreren zentralen Punkten vom westlich geprägten Menschenrechtsverständnis der UN-Menschenrechtserklärung.

            Die Banjul-Charta betont kollektive Rechte der Völker, darunter das Recht auf Selbstbestimmung, Dekolonisierung und die Kontrolle über Bodenschätze. Dies steht im Kontrast zur UN-Erklärung, die primär individuelle Freiheitsrechte (z. B. Meinungsfreiheit, Schutz vor Folter) schützt.

            Die Charta führt individuelle Pflichten auf, etwa die Verpflichtung zur Steuerzahlung, zum Respekt vor Autoritäten oder zur Bewahrung afrikanischer Kultur.



            Im westlichen Verständnis (UN-Erklärung) stehen dagegen Rechte ohne korrespondierende Pflichten im Vordergrund.

            Die Banjul-Charta erlaubt weitreichende staatliche Einschränkungen von Rechten durch nationale Gesetze, insbesondere bei Meinungs-, Presse- und Religionsfreiheit.



            Diese „Schrankenklauseln“ begünstigen Missbrauch und untergraben den universellen Charakter der Menschenrechte.



            Im Gegensatz zur UN-Erklärung erwähnt die Banjul-Charta in ihrer Präambel weder Demokratie noch Rechtsstaatlichkeit als Grundwerte.

            Das ist deutlich.

        • @BrendanB:

          Dazu kommt, dass sich die dortigen Eliten noch weit mehr selbst an Staatsgeldern bereichern als es in westlichen Demokratien überhaupt möglich wäre, wobei pseudo-Linke wie in Nicaragua und Venezuela es am dollsten treiben (und damit erst den Boden für Leute wie Milei bereitet haben).

          • @Dr. McSchreck:

            Dass das so einfach möglich ist, liegt aber auch an den ausbeuterischen Strukturen, die die Kolonialmächte hinterlassen haben.

            • @Francesco:

              In Russland gab es fast nie Kapitalismus - jedenfalls seit über 100 Jahren nicht mehr. Trotzdem wird dort ausgebeutet und in den von Russland gestützten "linken" Diktaturen erst recht.

            • @Francesco:

              "Ausbeutung" ist kein Alleinstellungsmerkmal westlicher Kultur oder Staaten. Wie kann man nur auf so eine Idee kommen?

              • @BrendanB:

                "Wie kann man nur auf so eine Idee kommen?"

                Weil es vermutlich in sein politisches Weltbild passt.

                Seltsamen oder gar abseitigen Vorstellungen von den Dingen in der Welt und ihren Zusammenhängen anzuhängen, ist nicht auf rechte Reaktionäre, Völkische oder religiöse Fanatiker aller Art beschränkt.

                Das ist auch überzeugten Linken gegeben. Aber wenn @Francesco oder Gleichgesinnte darlegen könnten, bzw. auf entsprechende Literatur verweisen, die klar belegt, dass etwa die Degeneration der ursprünglich linken Führungsschichten in Nicaragua oder Venezuela ausschließlich auf die vorherigen politischen und wirtschaftlichen Strukturen zurückzuführen sind, während die "reine linke Lehre" davon unberührt bleibt, nur zu!

                Aber allein das "preußische Junkertum", die "Ruhrbarone" oder die korrupten NS-Eliten für die Entstehung von Wandlitz und ähnlichen Phänomen in der DDR verantwortlich zu machen, hat ja noch nicht einmal Sarah Wagenknecht gewagt.

              • @BrendanB:

                Er spricht von den ehemaligen Kolonialmächten. Mit den Auswirkungen des europäischen Kolonialismus und Neokolonialismus haben sie sich offensichtlich noch nicht ernsthaft beschäftigt.

          • @Dr. McSchreck:

            Das ist auch nichts Neues. Die örtlichen Eliten betrieben Eroberungs- und Vernichtungsfeldzüge sowie Raubbau an der Natur und Sklaverei und Sklavenhandel schon vor der Ankunft der weißen europäischen Eroberer im 15. und 16. Jahrhundert. Muslimische Araber intensivierten ab dem 7. Jahrhundert den Sklavenhandel und verschleppten Millionen Afrikaner nach Norden und Osten. Auch innerafrikanischer Sklavenhandel war üblich: Afrikanische Herrscher und Eliten verkauften Gefangene oder Untertanen an andere Afrikaner, Araber und später Europäer. Und was Indien angeht: Das hinduistische Kastenwesen steht in fundamentalem Widerspruch zu den Menschenrechten, insbesondere wegen seiner hierarchischen, geburtsbedingten Diskriminierung und systematischen Ausgrenzung von "Unberührbaren". Trotz gesetzlicher Abschaffung 1950 prägt es weiterhin Gesellschaft und Politik Indiens. Es existieren grundlegende Prinzipienkonflikte zwischen hinduistischem Kastenwesen und westlichen Menschenrechten. Die Idee einer „natürlichen Hierarchie“ durch Geburt widerspricht dem Gleichheitsgrundsatz moderner Demokratien.



            Die soziale Realität zeigt, dass das noch lange nicht überwunden ist. Toller "globaler Süden".

  • Wahre Worte. Wenn "der Westen" es nicht einmal hinbekommt, dass ein verbündeter Staat der Menschen bewusst verhungern läßt, n seine Schranken verwiesen wird, dann steht der westliche Kaiser plötzlich nackt da und das Bild will einem nicht mehr aus dem Kopf.

  • Gute Analyse bestehender Missverhältnisse. Die deutsche Politik schneidet schlecht ab, wenn es darum geht, Farbe zu bekennen. Die Farbe der verbrieften Menschenrechte !

  • "Aber Menschen auf der ganzen Welt haben auf Westeuropa und die USA geschaut, weil diese zumindest vorgaben, ein gewisses Maß an Achtung vor dem Völkerrecht zu haben."



    😂😂😂🙈 Ich bin riesiger Fan der NATO und unserer westlichen Wertekultur, aber DASS, wow 🤭



    Da muss man schon beide Augen krampfhaft zudrücken, um auf so eine Idee zu kommen.



    Ja, wir geben vor das für uns das Völkerrecht oberste Prämisse ist. Ja, wir haben dafür schöne Gremien erschaffen.



    Aber, wir halten uns nur an diese Vorsätze, wenn es gerade passt. Vor allem die USA...



    Vietnamkrieg, diverse 'Eingriffe' in Mittelamerika und der Karibik, Saddam Hussein, Muammar al-Gaddafi, Iran,...



    Also mit wem wir schon alles über Jahrzehnte hinweg partnerschaftlich zusammengearbeitet haben, puh.



    Völkerrecht ist immer nur wichtig wenn es gegen uns geht oder gegen unsere Partner oder gegen unsere Interessen oder die Interessen unserer Partner.



    So ehrlich, so realistisch, muss man schon sein.



    Ich schätze denn unsere westliche Werteordnung über allen anderen, aber das "gewisse Maß an Achtung vor dem Völkerrecht", das haben wir nur wenn es uns dienlich ist.

    • @Farang:

      Das hieß vor Jahrzehnten mal "Viel Blut für Öl"

  • OZ: "Die Deutschen stehen mit dieser Interpretation des Holocausts ziemlich allein."... Das ist ja echt ein Brüller (und gewiss ganz nach dem Gusto der AfD). Herr Mishra, lassen Sie sich von einem Zugezogenen, dessen Vorfahren direkt betroffen waren, sagen: es gibt hier kaum Interpretationsspielraum. Punkt. Da mag der "globale Süden" seine antikolonialen Theorien noch so beständig reinphantasieren — an der Shoa ist nichts zu interpretieren.

    • @DemianBronsky:

      Genau, so ist es. Der industriell orientierte Massenmord steht in der Geschichte einzigartig da. Das Interview ist eigentlich eine Zumutung.

      • @Leningrad:

        Entweder, Sie ignorieren die Ereignisse, die sich ab Columbus Entdeckung ereignet haben, da für die Zeit die Leistung der zugezogenen Einwanderer durchaus auch als industriell gezählt werden kann, oder wie erklären Sie sich die Ausrottung der indigenen Stämme (Nord) Amerikas. Sie scheinen die These des Herrn Mishras regelrecht bestätigen zu wollen daß Deutsche den Holocaust als was besonderes deuten wollen um sich selbst moralisch zu rechtfertigen ein Terrorregime zu unterstützen.

        • @Retsudo:

          Der Massenmord an den Juden ist als Vorgang auch dann beispiellos, wenn man sieht, dass vorher durch Imperialismus die Menscheitsverbrechen Massenmord, Landraub und Versklavung durch Europa und andere Kontinente begangen worden sind.



          Deutschland hat übrigens auch die Hamas und andere Länder, welche Krieg gegen Israel führen, finanziell unterstützt.



          Es ist nicht ganz so einfach mit der moralischen Rechtfertigung für irgendwas und es ist ein Verhängnis, dass der Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus so leicht gegeneinander ausgespielt werden kann.

  • Das waren jetzt aber sehr „mundgerechte“ Fragen für die erwartbaren Antworten des Aktivisten. Man kennt sich wohl schon länger.

  • Im Interview wird (wieder einmal) die "industrielle Tötung" von Menschen sowohl (korrekt) als das herausragendstes Alleinstellungsmerkmal des Holocaust als auch (von Hr. Mishra) als Vorgehensweise der IDF in Gaza genannt (und damit wieder ein Vergleich zum Holocaust gezogen, auch wenn er das bestreitet).



    Sosehr die Tötung von Zivilisten im Krieg zu verurteilen ist, ist "industrielle Tötung" doch etwas, was sehr präzise definiert werden muss (und selten zu finden ist): Zum ersten erfordert es die planvolle Absicht des "Mörders" (hier IDF), dass das Töten der alleinige Zweck seines Tuns ist. Zum zweiten wendet er Mittel an, deren endgültiger Zweck ein möglichst effektives Töten (hohe Zahl in kürzester Zeit) ist.



    Beide Prämissen sehe ich durch das Vorgehen der Israelis nicht erfüllt: 1. Ziel ist die Zerschlagung der Hamas. 2. Die Zahl der Opfer bleibt vergleichsweise gering.



    Das deutet unter Berücksichtigung aller Umstände darauf, dass die IDF Mittel und Taktiken einsetzt, die auch die Opferzahlen möglichst gering halten soll (betone: unter Berücksichtigung aller Umstände!!). Von "industrieller Tötung", selbst von "Genozid" zu sprechen, erlauben die Realitäten vor Ort nicht.

  • In diesem Interview wird so vieles verdreht und zusammengeworfen, dass es einen eigenen Artikel als Gegenrede gebrauch hätte. Ich fürchte, der wird in der taz nicht mehr erscheinen...



    "Den" globalen Süden gibt es nicht. Was hat eine Nigerianerin aus einem Slum in Lagos mit einem chinesischen Millionär aus Shanghei gemeinsam? Die meisten Menschen im "globalen Süden" werden ganz andere Sorgen haben als ein privilegierter indischer Intellektueller wie Pankaj Mishra.



    "Rassismus hat nicht nur mit der Hautfarbe zu tun, sondern mit einer Hierarchie, die immer wieder neu geschaffen wird."



    Das ist der aktuelle Hauptwiderspruch: Böses Weiß gegen unschuldiges Schwarz. China und die Hamas freuen sich.

    • @Kai Ayadi:

      Wer einen chinesischen Millionär unter "globaler Süden" einsortiert hängt der weltweiten Entwicklung etwa 40 Jahre hinterher. Und manches was wie ein Widerspruch aussieht ist vielleicht Kurzsichtigkeit oder ein Strohmann.

      • @B. Iotox:

        Es geht um Strukturen, nicht um persönliche Einzelschicksale. Selbstverständlich ist ein chinesischer Millionär unter "Globaler Süden" einzuordnen.

  • Danke für das Interview und ein Perspektivenwechsel würde hier einigen nicht schaden. ich kann so ziemlich allem zustimmen was Herr Mishra hier sagt. Im Moment hab ich den Eindruck, als glaubt hier der ein oder andere wir machen unsere Vergangenheit und unsere Verbrechen damit wieder gut, dass wir jetzt Verbrechen gegen andere relativieren, entschuldigen und sogar unterstützen, wenn unsere eigentliche Lehre hätte sein müssen, zu verhindern, dass solche Verbrechen jemals wieder begangen werden, egal wer Täter und wer Opfer ist. Es findet in unserer politischen Klasse kaum eine Reflektion darüber statt, das wir eine rechte/ rechtsextreme, teils ethno-nationalistische Regierung unterstützen und seit jahren Völkerrechtsbruch (allein schon was die Siedlungen angeht) und schwere Menschenrechtsverletzungen einfach dulden und meines Erachtens mit allen anderen westlichen Staaten maßgeblich an der Eskalation des Konflikts mitschuldig sind, weil internationales Recht nicht durchgesetzt wurde.

    • @Momo Bar:

      Was meinen Sie eigentlich damit, wenn Sie kritisieren, dass "wir" (was offenbar Deutschland bedeuten soll) die Siedlungen "einfach dulden" und internationales Recht nicht durchsetzen? In Deutschland wird doch seit vielen Jahren von der jeweiligen Regierung offiziell vertreten und in fast allen Massenmedien ständig rauf- und runtergebetet, dass die israelischen Siedlungen im Westjordanland völkerrechtswidrig seien; selbst die "Kein-Mensch-ist-illegal"-Fraktion legt für die israelischen Siedler kein gutes Wort ein. Was sollte denn Deutschland tun, um die Siedlungen nicht mehr zu dulden und das vermeintliche internationale Recht "durchzusetzen"? Da leben 700.000 Israelis. Soll Deutschland da ein Abschiebekommando hinschicken? Oder die Bundeswehr? Oder soll Deutschland die palästinensische Seite finanziell päppeln - ach nee, macht Deutschland ja schon. Das ist doch alles nur Kraftmeierei. Finden Sie sich damit ab, dass Deutschland dort nichts zu melden hat.

      Und die Formulierung "verhindern, dass solche Verbrechen jemals wieder begangen werden, egal wer Täter und wer Opfer ist" meint in deutschen Diskussionen, sobald es konkret wird, sowieso immer nur, dass die Juden die Täter seien.

      • @Budzylein:

        Was wollen Sie damit sagen?



        Das Siedler welche illegal in Gebieten wohnen etwa keine Täter sind nur weil diese zufällig die Israelische Staatsangehörigkeit besitzen?

        Denn genau darum geht es:



        Wenn z.B. Ich ein Haus/Wohnung besetze, mich häuslich einrichte ist das nach Gesetz illegal und ich bin ein "Straftäter". Terrorisiere ich dazu noch meine Nachbarn mit lauter Musik, trete Haustüre etc. ein bin ich definitiv auch Täter.

        Das hat nichts mit "der/die/es gehört zu der Religion/Ethnien" zu tun, sondern einfach mit Rechtssprechung zusammen.

        Wenn man zudem noch bedenkt das einige dieser Siedlungen selbst nach Israelischen Recht als illegal gelten wird ein Schuh draus.



        Mir passt dieser Schuh nicht, es scheinen sich aber hier einige diesen anziehen zu wollen.

  • Hart formuliert. Doch leider hat Mishra da in der Regel gerade einen Punkt, der das Lesen lohnt.

    Jeder Imperialismus gehört verurteilt, der sein Staatsgebiet auf Kosten anderer zu erweitern sucht, der "andere" als weniger wert darzustellen versucht und abwertet. Nicht nur Netanyahu und Modi, auch und gerade Putin ist da einzuschließen.

  • An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Jüdische Allgemeine (herausgegeben vom Zentralrat der Juden in Deutschland - der aber bei weitem nicht für alle Juden in Deutschland spricht) vorgestern Herrn Bax "ideologische Verblendung" vorgeworfen hat und die taz aufgefordert hat, Herrn Bax zu feuern.

    Solidarität mit Daniel Bax.

  • " Ja, denn der Krieg in Gaza hat die westliche Glaubwürdigkeit komplett untergraben. China geht als großer geopolitischer Gewinner aus diesem Fiasko hervor."

    Habe ich irgdendetwas verpsst? Das ist absurd.

    "Die Deutschen stehen mit dieser Interpretation des Holocausts ziemlich allein. Ich denke auch nicht, dass ausgerechnet Deutsche anderen Leuten sagen sollten, welche Lehren man aus ihrem Völkermord ziehen sollte. Das ist ziemlich anmaßend."

    Ich finde es ziemlich anmaßend, wenn ein Inder die Deutschen auffordert, die Lehren aus dem Holocaust kleinzureden.

    "Wenn Deutsche so sehr auf der Besonderheit des Holocausts beharren, erregt das den Verdacht, dass es ihnen um etwas ganz anderes geht – zum Beispiel darum, Waffen an Israel zu verkaufen und sich zugleich tugendhaft und rein zu fühlen. Daher rührt die Obsession mit diesem Thema."

    Klar. Es geht bei dem dem Erinnern an den Holocaust nur um Waffenverkäufe. Ich fürchte Herr Mishra hat keine Ahnung von Deutscher oder Europäischer Geschichte.

    • @Herr Pepe:

      Ich fürchte, wenn ein Volk Jahrzehnte lang hermetisch nur in der eigenen Suppe kocht, kann ein frischer Blick eines Ausländers bereichernd sein, für den Realitäts- und Aktualitätscheck eigener Dogmen.

    • @Herr Pepe:

      Genau, hat er nicht. Dieser Herr ist ein privilegierter indischer Intellektueller, der sich "abarbeitet". Bestätigt vollumfänglich meine "Nach"urteile. Eigentlich ist dieses Interview eine Zumutung.

  • "Ich denke auch nicht, dass ausgerechnet Deutsche anderen Leuten sagen sollten, welche Lehren man aus ihrem Völkermord ziehen sollte. Das ist ziemlich anmaßend."

    Na ja, zumindest bestimmte menschenrechtsphobe Gruppen von Deutschen sollten hier schweigen.

    Zu den Themen "Völkerrecht" und "Menschenrecht" bzgl. der beiden Kriege Russland-Ukraine Israel-Palästina: hier beweist sich die Heuchelei angesichts der völlig unterschiedlichen Maßstäbe ganz unzweifelhaft.

    Ich bin aber der Meinung, dass menschenrechtliche Maßstäbe für die herrschenden Elite in der westlichen Hemisphäre nie etwas anderes waren als eine Maske, hinter der die Barbarei beharrlich auf ihr erneutes coming-out lauerte.

    • @Uns Uwe:

      Und doch sind in der westlichen Hemisphäre bei allen Mängeln Menschenrechte weitaus mehr und besser verwirklicht als im "Globalen Süden" oder im Werteosten. Irgendwie scheinen beim ständigen Westenbashing die Maßstäbe verrutscht zu sein.

      • @BrendanB:

        Ich habe mich gar nicht auf das Inland bezogen, wie der Begriff der Völkerrechte Ihnen bereits zeigen müsste. Vielmehr geht es in meinem Beitrag um unterschiedliche Maßstäbe für die zwei großen aktuellen Kriege.

        Davon abgesehen möchte ich aber dennoch zu Ihrer Aussage Stellung nehmen: diese klingt so wie "Geh doch nach drüben!".

        Dass es den Menschen in Deutschland durchschnittlich besser geht als etwa in Nigeria oder Fidschi, ist richtig.

        Der Grund dafür liegt liegt aber vor allem daran, dass das BIP Deutschlands um ein Vielfaches über dem der anderen genannten Staaten liegt. Will sagen: Ein reiches Land kann sehr viele Missstände und die Kritik daran mit Reichtum, mit Konsum zudecken.

        Das muss aber nicht bedeuten, dass die herrschenden Eliten von Haus aus große Anhänger Menschenrechte wären.

        Grundrechte können jederzeit abgebaut werden, wenn Ruhigstellung durch Konsum nicht mehr ausreicht. Und wenn man den aktuellen Grundrechtereport so ansieht, passiert das sogar gerade:

        rsw.beck.de/aktuel...igewalt-migranten#

        • @Uns Uwe:

          "Will sagen: Ein reiches Land kann sehr viele Missstände und die Kritik daran mit Reichtum, mit Konsum zudecken."

          Was sind denn konkret die menschenrechtlichen Missstände im Vergleich mit Nigeria oder Fidschi, die mit Konsum zugedeckt werden? (Die Rede war übrigens konkret von der Menschenrechtslage, nicht der allgemeinen Lebensqualität.)

          "unterschiedliche Maßstäbe für die zwei großen aktuellen Kriege"

          Was sollte denn der einzuhaltende gemeinsame Maßstab zu den Kriegen in Gaza und der Ukraine sein?



          Und wie überträgt der sich auf den Sudan, Jemen oder Burma (denn diese Konflikte nicht mit zu betrachten, wäre natürlich ebenfalls Heuchelei)?

  • !Aber es gibt noch ein anderes Land, das seine Grenzen mit Gewalt verschiebt, seine Siedlungen im illegal besetzten Westjordanland seit Jahren ausbaut und weitere Gebiete im ­Gazastreifen, im Libanon und in Syrien besetzt. Deutschland unterstützt diesen Staat und ist sein zweitgrößter Waffenlieferant."

    ............

    Ein bisschen Nachhilfeunterricht für Mishra könnte ein wirklich gutes taz-Interview mit dem Historiker Prof. Michael Wolffsohn bringen.

    taz: "„Widerspruch schafft Erkenntnis“



    taz.de/Historiker-...konflikt/!5976741/

    Eigentlich könnte Mishra schon vor 3000 Jahren anfangen. Und nach und nach checken wo welche Grenzen liegen.

    Und wenn er schon so gern über die Jüdin Hannah Arendt spricht, ihm ist schon klar, dass diese für Israel war auch wenn ihr bewusst war, was das bedeutete?

    Hat Mishra eigentlich das Waffenembargo Deutschlands gegen Israel in den kriegswichtigsten Monaten Januar bis September 24 mitgekriegt?

    In der Zeit lieferte Deutschland an die Ukraine für 7056 Millionen Euro Waffen. An die Arabischen Emirate für 145 Millionen, an Katar, die Kumpels der Hamas für 107 Millionen Euro.

    Israel bekam läppische 14 Millionen. Pillepalle.

    • @shantivanille:

      Das ist nur die halbe Wahrheit. 2023 lieferte Deutschland Rüstungsgüter an Israel in Höhe von 326,5 Mio, die meisten davon nach dem 7. Oktober.



      Und:



      „ Die Bundesregierung weitet ihre Genehmigungen für Rüstungslieferung an Israel offenbar stärker aus als bisher bekannt. Alleine seit August wurden nach Angaben des Auswärtigen Amts Ausfuhren von Rüstungsgütern im Wert von 94,05 Millionen Euro an das Land erlaubt (…) Das ist mehr als doppelt so viel wie die 45,74 Millionen Euro, die das Wirtschaftsministerium noch vergangene Woche dem Wirtschaftsausschuss des Bundestags für das gesamte Jahr bis zum 13. Oktober gemeldet hat.“

      Quelle: Tagesschau vom 24.10.2024

  • Sehr erfrischend,wenn auch hier endlich öfters das Völkerrecht und nicht nur die Staatsräson gehör findet. Denn moralisch hat Deutschland schon lange fertig. Geopolitik stand schon immer über dem Völker und Menschenrecht,was allenfalls hübsches Beiwerk ist,wie für die Industrie ihr Diversitätsbekenntnis,das auch nonchallant entsorgt wird.

  • respektable Organisationen wie Human Rights Watch

    Das war doch die Organisation,die sechs Wochen für die Feststellung gebraucht hat, das auch die Vergewaltigung von jüdischen Frauen ein Verbrechen ist.

    • @Peter Schütt:

      Genau die ist es.

    • @Peter Schütt:

      Ach, Peter. Das ist doch eine ziemlich verzerrte Darstellung dessen, was damals passiert ist, oder?



      Es gab extrem propagandistische Darstellungen der Ereignisse (gezielt gestreut). Einige haben diese Darstellungen leider ungeprüft übernommen und weiterverbreitet.



      Aber gerade jene Organisationen, die sich dieser Dynamik bewusst waren und bewusst darauf verzichtet haben, ungefiltert wiederzugeben, konnten ihre internationale Glaubwürdigkeit und Ansehen wahrscheinlich bewahren

      • @Schade Schokolade:

        „Ich habe in den Abgrund der Hölle geblickt. Ich habe noch nie in meinem Leben so schlimme Sachen gesehen und wenn man dann daran denkt, dass Leichen junger Frauen gefunden worden sind, wo Terroristen ihnen Handgranaten in die Genitalien eingeführt haben. Brutalste Vergewaltigungen, das nimmt die Öffentlichkeit hier immer noch nicht wahr. Es wird einfach weggesehen vielleicht hätte man die Aufnahmen doch veröffentlichen sollen, aber dann haben wir einen Run auf Psychologen.“

        Tobias Huch

      • @Schade Schokolade:

        Was wollen Sie damit andeuten? Dass die systematischen Vergewaltigungen des 7. Oktobers 2023 erfunden worden seien? Und worauf berufen Sie sich dabei?

      • @Schade Schokolade:

        Nein, HRW hat durchaus so lange gebraucht. Da ist nichts verzerrt. Einige andere haben noch länger gebraucht oder leugnen die Vergewaltigungen oder sind bis heute nicht in der Lage, die Vergewaltigungen jüdischer Frauen ohne wenn und aber zu verurteilen.

  • "Russland unter Putin ist kein Land, zu dem irgendjemand in der Welt je aufgeschaut hat, wenn es um internationale Normen ging."

    Schade, dass Herr Bax nicht nachfragt, warum sich der globale Süden aber eher mit Putin solidarisierte statt mit der Ukraine.

    Damals vor dem 7.10. und dem Gazakrieg.

    "Wenn man sich als Gemeinschaft angegriffen fühlt, dann fühlt man sich in seiner Gruppen­identität bestärkt. So ging es auch vielen Menschen, die nach dem 11. September 2001 als Muslime angefeindet wurden."

    Spannende Schleife.

    Ich habe beim Lesen erwartet, dass der Satz mit einem Verweis auf die stärkere Gruppenidentität des US-Amerikaner endet, weil die USA ja am 11.09.2001 angegriffen worden sind.

    "Christlicher Nationalismus westlicher Rechtsradikaler"



    Wenn meint Herr Bax hier?

    Wenn ich an irgendwelche Rechtsradikalen im Gefolge der AfD oder den NSU denke, sind das keine Christen.

    Sie sehen sich auch nicht so.

    Die AfD ist nicht hauptsächlich religiös geprägt.

    • @rero:

      Ja der Christen-Passus ist verräterisch angesichts der realen und offensichtlichen Säkularität des Westens. Wenn Islamisten die Grabeskirche in Jerusalem einebnen würden, würde das wohl kaum zu Pogromen in Europa führen.

      Eine explizit christliche Rechte gibt es zwar auch (eher in den USA), aber allgemein gelten bei westlichen Rechten die Kirchen als "links-grün-versiffte" Hippieveranstaltungen.

      So was liest man aber öfter, wenn Kritik am Westen aus der (islamo-)klerikalen Ecke kommt - z.B. Erdogans "Christen-Club" EU. Klassischer Fall von "Wenn man nur einen Hammer hat, sieht man überall nur Nägel".

      Für mich ein weiterer Beleg dafür, dass der "Postkolonialismus" eine mindestens "rechtsoffene" Ideologie ist.

    • @rero:

      Das mit den christlichen Rechtsradikalen im Westen halte ich auch für sehr ungenau und flapsig formuliert. Da wollte man dem Hindu-Nationalismus mal eben schnell auch eine Religion gegenüberstellen.

    • @rero:

      Ihr Informationsstand zu Christen in der sog. AfD ist nicht korrekt. Es gibt eine Menge radikaler evangelikaler Christen in der AfD, prominentes Beispiel: Erika Steinbach.

      • @B. Iotox:

        Das Ding ist nicht, dass es Christen in der AfD gibt (Due gibt es n allen Parteien) sondern ob die AfD bzw. der deutsche Rechtsextremismus als primär christlich zu definieren ist.

        Angesichts der meist Konfessionslosen, die sich dort tummeln, macht die Aussage keinen Sinn.

  • Daniel Bax, Danke.

  • Auch wenn die Narrativ-Wächter der deutschen Tugend- und Wahrhaftigkeit hier sicherlich schäumen werden, danke für diesen Beitrag.



    Ja, der "Wertewesten" hat fertig.

    • @Thorsten Gorch:

      Lustig, wie die Antiimperialisten ganz fix ihre Gemeinsamkeiten mit Björn Höcke finden, wenn ein Schuldkult gefunden werden soll.

      • @nihilist:

        Lustig wie ihre Reaktion mich bestätigt. Fällt ihnen wahrscheinlich noch nicht mal auf.

        • @Thorsten Gorch:

          Da haben Sie mich ja mal voll drangekriegt, Sie Fuchs. Dabei fühlen sich solche zweifelnde Geister wie Sie sonst nie von Gegenrede bestätigt.

    • @Thorsten Gorch:

      3 x Daumen hoch.

    • @Thorsten Gorch:

      Na, dann freuen wir uns doch auf den Werteosten. Welchen hätten Sie denn gern? Den von Putin, Chamenei, Kim oder Xi?

      • @BrendanB:

        Vielleicht sollte einfach eine offene und faire Diskussion hergestellt werden mit Werten des gegenseitigen Respekts, statt ständige und sturrsinnige Dämonisierung vermeintlicher Feinde.

        Wer heute noch in Kategorien von "Gut und Böse" ernsthaft Politik einordnen will, beweist nur, dass Naivität kein Zeitphänomen ist.

  • Den Blick zu weiten würde auch dem Buch gut tun: die Hamas wird von dem auf Vernichtung der Juden besessenen Iranischen Regime, von dem Imperialistischen Russland, von der immer Imperialistischeren Türkei unterstützt, ihre Vernichtungsideologie wurde von den Nazis begründet und sie unterdrückt und indoktriniert die eigene Bevölkerung.

    dw zitiert die Washington Post mit »Hamas exists in every family, even among those in the streets — some of whom are members of Hamas.« www.dw.com/en/fact...i-hamas/a-72067223

    Wie konnte es dazu kommen, obwohl die Bevölkerung in Gaza seit Jahrzehnten durch die UN unterstützt wurde?

    Irgendwas ging da ganz übel schief. Wie kann es sein, dass die UN jahrzehntelang Menschen in einer Region unterstützen und das Ergebnis ist, dass viele davon einen tiefsitzenden, auf Vernichtung zielenden Hass in sich tragen? Wie passt das mit den Zielen der Charta der UN zusammen?

    • @Arne Babenhauserheide:

      Wie soll die UN in einem Land Hilfe leisten, ohne mit der Regierung zusammenzuarbeiten?



      Die Hamas war (man könnte auch sagen: ist immer noch) die letzte gewählte Regierung in Gaza. Und wer nachschaut, wie das denn sein kann, landet ganz schnell bei Bibi Netanjahu...

    • @Arne Babenhauserheide:

      In ihrer Aufzählung haben sie Netanjahu himself vergessen. Ist selbst in der Israelischen Presse kein Geheimnis.

  • Danke für dieses Interview. Leider werden solche Stimmen hierzulande zu wenig gehört - kein Wunder, wenn man nicht einmal eine UN-Vertreterin wie Francesca Albanese reden läßt. Gaza ist m.E. deshalb keine Zeitenwende, weil es die schreckliche Steigerung dessen ist, was seit 80 Jahren vor sich geht. Aber es sollte zur Zeitenwende in der Einstellung zu Israel werden, gerade wenn einem die Existenz Israels ein Anliegen ist: Die Unterstützung für Israel darf nicht zu lasten der Palästinenser gehen. Auch sie haben ein Recht auf Sicherheit, ein Recht auf Selbstbestimmung, ein Recht auf Selbstverteidigung, ein Recht auf ihr Eigentum, ein Recht auf einen Staat, ein Recht auf Leben. Wenn wir diese Rechte für Israel verteidigen wollen, müssen wir uns auch dafür einsetzen, daß die Palästinenser sie bekommen. Denn derzeit haben sie das alles nicht.

  • Passt, das Interview lässt es erahnen:

    www.perlentaucher....elt-nach-gaza.html

    • @yoda:

      Danke für den Link.

  • Der Mann spricht mir aus dem Herzen ❤️:



    "Aber es gibt noch ein anderes Land, das seine Grenzen mit Gewalt verschiebt, seine Siedlungen im illegal besetzten Westjordanland seit Jahren ausbaut und weitere Gebiete im ­Gazastreifen, im Libanon und in Syrien besetzt. Deutschland unterstützt diesen Staat und ist sein zweitgrößter Waffenlieferant. Wie bringt es das mit seiner angeblichen Sorge um das Völker­recht unter einen Hut?"



    So ist es. Es ist schlicht unerträglich und wir schaffen uns ab.

    • @Pico :

      Wann endlich wird die EU auch bereit sein, gegen Israel Sanktionen zu erwägen oder eventuell gar auszusprechen? Der ganze Westen ist immer noch in der Schockstarre wegen der in Deutschland begangenen Greueltaten. Ich sehe da inzwischen auch Greueltaten in Gaza und Westjordan.

  • Unerträglich dieses Interview. Wundert mich nicht, dass gerade Herr Bax dieses Interview führt. 1200 reichen lange nicht um alles zu bemängeln und gerade zu stellen was Herr Mishra hier verdreht.

    Herr Bax, erneut, lesen/sprechen Sie bitte mit Ihren Kollegen. Dies würde Ihren Artikeln und Interviews gut tun. Frau Berger hat sehr gut geschrieben was für eine radikale Person Sie da interviewen

    taz.de/Buch-ueber-Gaza/!6076727/

    • @Pawelko:

      Erst mal Danke für den Link.

      Dennoch ist Ihr Kommentar wie alle die Sie geschrieben haben immer recht einseitig und seltensten reflektierend.

      Denn auch wenn der Interviewte sich in der Vergangenheit nicht mit Ruhm bekleckert hat, so hat er mit seiner Aussage das die "Südlichen" Länder eine andere Ansicht von der Situation haben als in Deutschland.



      Damit meine ich nicht nur die Afrikanischen sondern auch etliche Asiatische Länder.

      Wer Freunde/Bekannte/Verwante etc. in diesen Ländern hat wird häufiger darauf angesprochen das man hier in Deutschland "mit zweierlei Maß misst" und wie man das grade wegen der Vergangenheit "rechtfertigen" könne.

      Und da hat der Interviewte nun mal nicht Unrecht.

      Noch einmal: Unsere Werte/Ansichten gelten eben NICHT für den Rest der Welt.



      Wer verlangt das nur "unsere Ansichten" gelten sollten verhält um es vorsichtig zu sagen, kolonialistisch.



      (Vielleicht nicht das beste Wort aber dennoch irgendwie finde ich es passend)

      • @Keine Sonne:

        "Wer Freunde/Bekannte/Verwante etc. in diesen Ländern hat wird häufiger darauf angesprochen das man hier in Deutschland "mit zweierlei Maß misst" und wie man das grade wegen der Vergangenheit "rechtfertigen" könne."

        Wieso verlangen die, dass ihr einheitliches Maß (was auch immer das ist) für alle Menschen und alle Konflikte der Welt zu gelten habe? Ganz schön kolonialistisch.

      • @Keine Sonne:

        Ich gebe Ihnen in vielem Recht, aber hier nicht. Natürlich wird mit zweierlei Maß gemessen, aber man soll das Kind nicht mit dem Bade ausschütten, indem man "unsere" Werte, die ich mit der Erklärung der universellen Menschenrechte definieren würde, in Frage stellt, wie das von Teilen der dekolonialistischen Lehre getan wird.



        Ziel sollte im Gegenteil sein, diese Werte für alle Menschen zu verwirklichen. Die Universalität der Menschenrechte mit Verweis auf Kultur/Religion etc. zu relativieren ist ein höchst gefährliches Unterfangen.

    • @Pawelko:

      Sie sollten sich mal mit den Kommentaren beschäftigen. Selten habe ich so profunde und kenntnisreiche Kommentare lesen dürfen. Obwohl ich mich seit Jahrzehnten mit der Thematik beschäftige, ist mein Blickwinkel erweitert worden.

      Und zu dem Autor: Es ist sehr interessant, den Konflikt von einer anderen Warte aus zu betrachten und sich in die Gedankengänge hineinzuversetzen. Der Vergleich mit dem Warschauer Ghetto ist auch nicht so weit hergeholt wie anscheinend manch einer glaubt. Diejenigen sehen offensichtlich zu wenige Bilder aus Gaza. Aushungern, willkürliche Tötungen auch von Kleinkindern, wahllose Bombardierungen mit zig Toten pro Häuserblock, systematische, komplette Zerstörung der Infrastruktur - volles Programm.

      Und er hat Recht mit der Feststellung, dass sich Deutschland in den letzten drei Jahren von einem anerkannten Staat mit Einfluss zu einem Witzstaat entwickelt hat, den nicht mal mehr unsere europäischen Partner ernst nehmen. Und das scheint sich unter der neuen Regierung nicht zu ändern.

      • @ocs:

        "Es ist sehr interessant, den Konflikt von einer anderen Warte aus zu betrachten und sich in die Gedankengänge hineinzuversetzen."

        Und genau dies macht der Autor eben nicht. Hier ein Auszug aus meinem verlinkten Artikel

        "...das eigene Weltbild und Wirklichkeitsverständnis im Lichte von dazu nicht passenden Fakten zur kritischen Disposition zu stellen. Die gut dokumentierten Gräueltaten der Gotteskrieger beschweigt er oder stellt sie als Fake News dar."

        Und jemanden der den 7. Oktober als Fake News bezeichnet zu interviewen ist in meinen Augen unmöglich

    • @Pawelko:

      Nichts verdreht. Ehrlich und aufrichtig den Hass und die Ressentiments gegen die westliche Moderne auf den Punkt gebracht.

    • @Pawelko:

      Volle Zustimmung. Und danke, Pawelko, da haben Sie einen wirklich guten Link gebracht.