Höhere Steuern auf Fleisch: Fürs Klima unverzichtbar
Fleisch muss teurer werden, um das Klima zu retten. Die Mehrwertsteuer auf den Klimakiller lässt sich so erhöhen, dass soziale Härten vermieden werden.
F leisch und andere tierische Produkte wie Milch müssen teurer werden. Sonst können wir das Klima nicht retten. Denn: Die Viehhaltung verursacht laut der UN-Agrarorganisation rund 15 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. Damit ist dieser Sektor einer der größten Verantwortlichen für den Klimawandel.
Durch Technik – etwa anderes Futter – kann man den Ausstoß nicht genug reduzieren. Deshalb sollte der Bund Fleisch verteuern, zum Beispiel indem er die Mehrwertsteuerermäßigung für tierische Lebensmittel streicht. 19 statt 7 Prozent sollten auch fürs Schnitzel fällig werden. Dann würden die Verbraucher Studien zufolge bis zu 10 Prozent weniger von diesem Klimakiller kaufen. Das wäre auch besser für die Gesundheit. Schließlich essen Männer in Deutschland pro Woche fast doppelt so viel Fleisch wie die von Ernährungswissenschaftlern empfohlenen maximal 600 Gramm.
Mit dem Gros der Mehreinnahmen sollte der Staat den Umbau der Viehhaltung finanzieren. Das könnte zum Ende der Tierquälerei in zu engen Ställen ohne Auslauf beitragen. Es stimmt nicht, dass so eine Steuererhöhung zu mehr möglicherweise noch klimaschädlicheren Importen führen würde. Denn die Mehrwertsteuer gilt ja auch für Produkte aus dem Ausland.
Jetzt kritisiert ausgerechnet die Reichenpartei CDU, höhere Steuern auf Fleisch seien nicht sozial. Fleisch wäre dann nur noch etwas für Reiche. Auch das ist falsch. Da private Haushalte im Durchschnitt für tierische Produkte rund 100 Euro pro Monat ausgeben, müssten sie laut Beratern des Bundesagrarministeriums für eine unveränderte Menge nur 11 Euro mehr berappen.
Das ist genug, um den Konsum zu senken, wie Ökonomen berechnet haben. Aber zu wenig, um den Mittelstand in die Armut zu treiben. Und extreme Härten ließen sich verhindern, indem mit einem Teil der zusätzlichen Einnahmen die Hartz-IV-Regelsätze etwas erhöht und Geringverdiener steuerlich leicht entlastet würden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Sport in Zeiten des Nahost-Kriegs
Die unheimliche Reise eines Basketballklubs