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Grünenpolitiker über Zukunft des Bauens„Wir müssen mehr im Bestand bauen“

Grünen-Politiker Kassem Taher Saleh sagt, dass Union und SPD die Probleme auf dem Wohnungsmarkt unterschätzten. Es reiche nicht, nur neu zu bauen.

Sanieren statt immer nur neu bauen ist auch eine Option – und dazu klimafreundlicher Foto: Marijan Murat/dpa
Jasmin Kalarickal
Interview von Jasmin Kalarickal

taz: Herr Taher Saleh, Schwarz-Rot hat sich auf einen Koalitionsvertrag geeinigt. Wie zuversichtlich sind Sie als Baupolitiker und Bauingenieur, dass die künftige Regierung die Wohnungsnot in den Griff bekommt?

Kassem Taher Saleh: Eigentlich habe ich gehofft, dass mittlerweile auch Union und SPD begriffen hätten, wie dringend das Wohnungsproblem ist. Doch die langen Diskussionen über eine Abschaffung des Bauministeriums und das zähe Ringen um eine Verlängerung der Mietpreisbremse lassen mich befürchten, dass die Prioritäten der Bundesregierung an anderen Stellen liegen. Wir brauchen dringend bezahlbaren Wohnraum, der das Klima nicht weiter aufheizt. Das heißt ganz konkret: Bestand erhalten, sanieren und auf diese Weise mehr leistbaren Wohnraum schaffen.

taz: Sehen Sie das im Koalitionsvertrag?

Taher Saleh: Der Gebäudesektor verursacht 34 Prozent der globalen CO₂-Emissionen und verbraucht 32 Prozent der globalen Energie. Zur Wärmewende, also dazu, wie wir CO₂ im Gebäudebereich reduzieren und unsere Gebäude effizienter und damit das Heizen günstiger machen, kann man im Koalitionsvertrag nur lesen: So lange aufschieben wie möglich.

Bild: Stefan Kaminski
Im Interview: Kassem Taher Saleh

31, ist Diplombauingenieur. Seit 2019 ist er Mitglied der Grünen, seit 2021 Abgeordneter im Bundestag mit Schwerpunkt Baupolitik.

taz: Das Verbändebündnis Wohnungsbau bezeichnet die Wohnungsnot als sozialen Sprengstoff Nummer eins. Ist das zu alarmistisch?

Taher Saleh: Wenn wir nichts tun, wird die Wohnungsfrage zum sozialen Sprengstoff. Viele Menschen können sich die Miete nicht mehr leisten oder finden gar keine Wohnung. Eine Studie der Universität Mannheim zeigt, dass steigende Mietpreise in städtischen Gebieten dazu führen, dass einkommensschwache Mieter zur AfD tendieren. Es geht also – neben dem Klima – auch um Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt.

taz: In den ersten 100 Tagen möchte Schwarz-Rot einen Gesetzentwurf für einen Bauturbo vorlegen. Aber wie schafft man es, dass am Ende wirklich bezahlbares Wohnen entsteht?

Taher Saleh: Das gelingt nur, wenn soziale Kriterien im Gesetz verbindlich verankert werden. Schon die letzte Baugesetz-Novelle hat gezeigt: Schnelligkeit allein reicht nicht. Ohne klare Vorgaben drohen steigende Bodenpreise und die Verdrängung einkommensschwacher Haushalte. Deshalb braucht es verbindliche Quoten für bezahlbaren Wohnraum und Mietpreisbindungen – sonst wird aus dem „Turbo“ nur weiterer Druck auf den Wohnungsmarkt.

taz: Für die Klimaziele ist der Gebäudesektor zentral. Gleichzeitig wird Klimaschutz oft als Kostenfaktor diskutiert. Auch Schwarz-Rot möchte beim Neubau wieder den niedrigeren Effizienzstandard EH55 fördern – das Gegenteil von dem, was die Grünen wollten.

Taher Saleh: Wir müssen die Wärmewende endlich ohne weitere Verzögerung angehen – mit klaren Zielvorgaben und ambitionierten CO₂-Grenzwerten. Es darf kein Entweder-oder geben. Wir müssen sowohl Emissionen senken als auch unsere Gebäude effizienter machen. Dafür braucht es eine Lebenszyklusperspektive, die nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch planungssicher ist. Diese muss entsprechend der europäischen Gesetzgebung zeitnah gesetzlich verankert werden, um Investitionen verlässlich zu steuern und Klimaziele realistisch zu erreichen.

taz: Wenn wir die Klimakrise ernst nehmen, müssten wir dann nicht möglichst wenig bauen?

Taher Saleh: Sozialpolitik und Klimapolitik dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden, auch wenn Populisten das gerne tun. Wir brauchen Wohnungen, die man sich leisten kann. Einen Großteil des Problems können wir lösen, indem wir Gebäude aufstocken, umbauen und sanieren und dazu sicherstellen, dass nicht nur Luxuswohnungen im Dachgeschoss entstehen.

taz: Es gibt seit der Pandemie viele ungenutzte Büroflächen, die man zu Wohnraum umfunktionieren könnte. Aber es heißt, das sei sehr kompliziert.

Taher Saleh: Wir müssen unsere Baukultur verändern. Ich habe Bauingenieurwesen studiert: Es ging immer nur um Beton und Neubauen, anstatt um Bauen im Bestand. Aber Ingenieure und Handwerker können das! Wenn wir das Wissen über Bauen im Bestand endlich nutzen und in der Praxis anwenden, wird Umbau auch billiger. Beim Bauen geht es schließlich immer auch um Geld.

taz: Schwarz-Rot möchte, dass auch der Planungs- und Bauprozess schneller wird, damit es billiger wird. Wo hakt es?

Taher Saleh: Zur Ehrlichkeit gehört: Die Produktivität im Bausektor stagniert seit Jahren. Ich habe als Bauleiter gearbeitet und weiß, wie frustrierend das sein kann. Die Verwaltung muss digitaler und effizienter werden, damit es nicht Monate dauert, bis eine Baugenehmigung vorliegt. Gleichzeitig darf die Entbürokratisierung nicht zum Selbstzweck werden. Es hilft nicht, wenn wir schnell bauen, aber dann keine leistbaren und klimaeffizienten Gebäude entstehen und wir in wenigen Jahren wieder alles abreißen müssen.

taz: Viele klagen über zu viele Bauvorschriften. Stimmen Sie zu?

Taher Saleh: Ja, es gibt auf jeden Fall zu viele Normen und Regulierungen. Ein Vorschlag der Ampel für mehr Einfachheit im Bauen war ja der sogenannte „Gebäudetyp E“. Geplant war, auf Komfortstandards zu verzichten, die nicht zwingend erforderlich sind. Das heißt konkret: Wie viele Steckdosen in einem Raum sind oder ob eine Geschossdecke 35 oder 30 Zentimeter dick sein muss. Die Kernziele der Bauordnung wie Standsicherheit, Brandschutz, gesunde Lebensverhältnisse und Umweltschutz sind natürlich weiter zu erfüllen, aber Normen, die über dies hinausgehen, können in Absprache mit dem Auftraggeber vernachlässigt werden. Das macht vieles pragmatischer.

taz: Den Gebäudetyp E möchte Schwarz-Rot immerhin auch.

Taher Saleh: Das unterstützen wir. Wichtig ist, dass am Ende ein neues Gesetz angewendet wird, mit dem einfacher, aber trotzdem in guter Qualität gebaut wird.

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74 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • Wenn der Staat schon Sozialbau betreibt, dann müssen die Wohnungen auch möglichst einfach gebaut werden und auch bei den qm Wohnraum muss an die unterste Grenze gegangen werden. Wer eine Wohnung benötigt, sie aber nicht bezahlen kann, muss mit abstrichen leben.

  • Was niemand auf dem Schirm hat ist der Fajt das die massiven Investitionen in Infrastruktur, das bauen von Wohnungen massiv verteuern werden. Wir haben hohe Baumaterialkosten und einen Mangel an Handwerkern, wenn von denen jetzt viele bei staatlichen Projekten mitarbeiten werden noch weniger Wohnungen gebaut.

  • Leider wird wissentlich vergessen, verdrängt, wie oft die Grünen mit in der Bundesregierung waren und auch in den Landesregierungen tätig, verantwortlich waren oder sind.

    Eigentlich hätte doch Berlin, unter RRG, das Paradies im Bezug aufs bauen sein müssen.

  • Ein bisschen weniger Parteipolitik wäre angenehm.



    Offenbar wollte die SPD das Bundesbauministerium beibehalten. Warum also sollten die SozialdemokratInnen die Wichtigkeit nicht erkannt haben?



    Das GEG wurde in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsministerium erstellt.



    Nur weil die Grünen bald nicht mehr Teil der Regierung sind, ist nicht plötzlich Alles Anders.



    Fördermaßnahmen für den Bestand gibt es in Allen Bereichen.



    In diesem Zusammenhang wurde aber bereits deutlich, dass Umbauten den Mangel an Wohnraum eben auch nicht lösen.



    Es ist schön, dass ein Fachmann hier zu Wort kommt.



    Ich persönlich bin aus optischen Erwägungen allerdings kein großer Freund von "Innenraumverdichtung".



    Mir gefallen Dörfer, in denen zwischen zwei Häusern auch mal ein Garten mit alten Obstbäumen bleibt.



    Ich bin kein großer Fan von Hochhäusern, auch wenn das effizient sein mag. Parks sind nicht nur schön, sondern lebenswichtig.



    Außerdem halte ich Landflucht für eine Fehlentwicklung, die nicht zusätzlich gefördert werden muss.



    Ich hoffe angesichts gegenläufiger Trends, wie Home-Office auf eine Gegenbewegung.



    Leerstand und letztlich Abriss auf dem Land ist das Gegenteil von ökologisch.

  • Eine Studie der Universität Mannheim zeigt, dass steigende Mietpreise in städtischen Gebieten dazu führen, dass einkommensschwache Mieter zur AfD tendieren.

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    Die Studie www.uni-mannheim.d...itische-dimension/ hat lediglich festgestellt, dass in Gebieten, in denen die Mieten steigen, mehr AfD gewählt wird. "Für ihre Analysen kombinieren die Wissenschaft­ler Befragungs­daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) mit Miet­markt­daten auf Postleitzahlenebene", steht da. Es wurden also lediglich die Antworten über das Wahlverhalten erfasst und von anderer Seite die Mietmarktdaten hinzugefügt.



    Lediglich eine Korrelation wurde festgestellt.



    Ob die Personen wegen der Mieten - seien es eigene, seien es die anderer Leute - AfD wählen oder aus anderen Gründen und ob sie überhaupt die Mietentwicklung in der Nachbarschaft mitbekommen haben, wurde gar nicht gefragt. Es kann nicht einmal ermittelt worden sein, ob die AfD-Wähler nicht sogar die in die neuen teuren Wohnungen Zugezogenen waren. Da sollte man mit Interpretationen vorsichtig sein.

  • Was ich vermisse ist der Vorschlag, die Baunutzungsverordnung abzuschaffen. Wir haben ein Baugesetzbuch und Landesbauordnungen, Immissionsschutzgesetz und die TALärm. Ein bisschen was kann weg und die BauNVO, die effektiv Nutzungsmischung verhindert und explizit banlieu-artige Ghettos und Parallelgesellschaften schafft und schaffen soll, wäre das erste, was mir da einfällt.

  • Vielleicht sollten wir uns auch mit der Frage beschäftigen wie wir die Einwohner großer Städte dazu bewegen in die Peripherie auszuweichen, die seit vielen Jahren von Abwanderung betroffen ist und größeren Leerstand aufweist.



    Wir könnten beispielsweise Universitäten aus den Großstädten in die Provinz verlegen nach Möglichkeit. Bafög sollte es dann beispielsweise nur noch für ein Studium in der Provinz geben. Wir haben in der Stadt 6000 leere Wohnungen und ein AfD-Ergebnis um die 50%. Ein Zuzug von einigen tausend Studenten würde hier sehr viele Probleme auf einmal lösen und dabei die Städte wie Berlin entlasten.

    • @Šarru-kīnu:

      Die Idee hatte ich auch schon vor Jahren , auch hier bei mir gibt es Leerstand. Ob nun, Unis, Behörden oder sonst was , es lohnt sich darüber nachzudenken.

    • @Šarru-kīnu:

      Also z.B. die Uni von Stuttgart nach Tübingen verlegen? Von Köln nach Aachen? Aus dem Ruhrgebiet nach Münster? Von den hessischen Großstädten in Mittelstädte wie Marburg oder Gießen? Von Hamburg nach Lüneburg, oder etwas weiter weg: Kiel, Lübeck, Flensburg, Rostock vielleicht? Forschungsinstitute nach Itzehoe oder Geesthacht?



      Halt: Das gibt's ja alles schon! In den Metropolen fallen die paar Student:innen gar nicht so ins Gewicht, in der Peripherie schon. Aber wenn Sie auf dem Land keine Arbeit bekommen, dann ziehen Sie halt in die Stadt, wenn Sie es sich leisten können.

    • @Šarru-kīnu:

      Dem Gedankengang folgend studieren dann nur noch die Kinder wohlhabender Familien in den Städten, wärend die weniger gut betuchten auf die kleinen Käffer ausweichen dürfen? Dahin wo die besten Unis des Landes halt gerade nicht herumstehen?

      • @Genosse Luzifer:

        Typisch deutsch, erstmal wieder dagegen reden. Die Grundidee ist gut, es wäre jetzt nur daran das mal auszuarbeiten. Wer weiß vielleicht sind die besten Unis



        dann in den kleinen Käffern.



        Natürlich nicht von heute auf morgen, die Idee hat aber potential.

      • @Genosse Luzifer:

        Da haben Sie etwas Missverstanden. Städte existieren auch in der Peripherie.Dörfer mit 6000 leer stehenden Wohnungen gibt es nicht.

  • Seit zig Jahren wird schon im Bestand gebaut. Das ist absolut nichts Neues. Oft wird eine Fertigbauweise drauf gesetzt, die ist leichter als Massiv (Grund Statik). Problem ist aber das Treppenhaus nach oben. Rettungsweg Außentreppe?



    Alles eine Preisfrage. Für 10€/qm geht das eben nicht.

  • Nachverdichten ist weit teurer als auf der grünen Wiese zu bauen. Die bestehende Infrastruktur wird überlastet und uralte Technik wird mitgeschleift.

  • Mit höheren Deichen (Häusern) bekämpft man nicht den Klimawandel (Binnenwanderungen)

  • Könnte es sein, dass das Aktivieren von Leerständen teurer ist als weiterhin Flächen zu versiegeln?

  • Es gibt rund 3900 baurelevante Normen, hinzu kommt unsäglich viel Bürokratie. Wenn wir bezahlbaren Wohnraum wollen, dann muss zuerst die Bürokratie gewaltig geschrumpft werden, und die Baunormen auf das notwendigste Mindestmaß reduziert.



    Wurde schon ein Haus des Typs xyz genehmigt und baut man davon nochmals welche, dann muss die bestehende Genehmigung ausreichen und der ganze Bürokratieakt nicht nochmals von vorne anfangen.



    Wenn wir aber irrsinnige teure Wärmeschutzmaßnahmen zur Pflicht machen und Feldmäuse zählen, dann wird das nichts mit neuen Wohnungen. Ich halte mich da raus, was wichtiger ist, denn ich bin nicht betroffen, Ich empfinde aber, dass teilweise kräftig überzogen wurde, auch und gerade von den Grünen.

    • @Hans Dampf:

      Die Hälfte der 3900 Normen müssen schon heute nicht ganz zwingend angewendet werden.

      Es muss nur jemand entscheiden, die Folgen in Kauf zu nehmen - nachvollziehbar und mit rechtsverbindlich Unterschrift.

      Angefangen bei den 18000er DIN-Normen aus der VOB Teil C - da können Sie beliebige abweichende Vertragsinhalte mit dem Bauhandwerker Ihres geringsten Mißtrauen aushandeln. Zeit und Fachkenntnis seitens des Kunden vorausgesetzt...

      Und so manche andere Norm wäre auch durchaus verhandelbar - wenn der Bauherr den geringeren Wohn- oder Mietwert in Kauf nähme. Und das natürlich schriftlich bestätigt, so dass er nicht nachher Planer und/oder Handwerker mit Verweis auf diese Norm die Zahlungen kürzen kann...

    • @Hans Dampf:

      Ich bin neugierig:



      Welche Aspekte der DIN/EN Normen und der Bebauungspläne wurden denn von den Grünen geschaffen? Welche Normen findest du ganz konkret überflüssig?



      Ich frage nur weil dieses Argument quasi ständig kommt und in den seltensten Fällen etwas konkretes hört.



      Man könnte zum Beispiel die Nutzlastreserven von Bauteilen weiter ausreizen. Dann haben die Decken halt einen leichten Durchhang. Statisch ist das unbedenklich - aber so eine durchhängende Decke macht das Raumklima gleich etwas schlechter.

      • @Genosse Luzifer:

        1) Eine einheitliche Bauordnung für ganz Deutschland.



        2) Einheitlicher Brandschutz für ganz Deutschland.



        3) Einheitliche Abnahme und Prüfverfahren.



        4) Einheitliche Anträge und Verfahren.



        5) Reduzierung der Vorschriften auf das wesentliche.



        6) Vorschriften wie z.B. 2 Aufzüge in Hochhäusern als Pflicht verteuert den Wohnraum erheblich. Ein Wartungsvertrag mit "Behebung innerhalb 24 Stunden" wäre ausreichend. Gepflegte Aufzüge haben fast gar keine Auszeiten.



        Vor allem aber erst mal die drastische Reduzierung der Bürokratie und Dokumentation. Es ist ein Wahnsinn was man immer an Papierkram machen muss, bis ein Haus steht. 1 Haus mit 8 Mietwohnungen sind 340-40 Ordner voll Papier.

  • Ich finde als erstaunlich wie schnell sich eine Dringlichkeit ergibt, sobald man nicht mehr in der Regierung ist.... Das Motto unserer Bauministerin war, einfach an die Zahl 400.000 zu glauben, weil große Zahlen motivieren. Soviel Ernsthaftigkeit muss man erst einmal an den Tag legen.

    Leider ist es so das Herr Saleh recht hat, nur warum braucht man drei Jahre, um ein Problem das seit 10 Jahren existiert zu erkennen, bzw. Vorher wirklich anzugehen.

    Mich persönlich frustriert das. Das ist kein Vorwurf an Herr Saleh, es ist nur Beispielhaft für das Verhalten vieler Politiker derzeit. Das Gewaltschutzgesetzt war von gleicher Natur. Man erzählt wie wichtig das einem persönlich ist und doch braucht man solange bis die Regierung zerbrochen ist, um dann die CDU zu "erpressen" und zu sagen sinngemäß, wenn ihr nicht zustimmt, dann ist Gewalt gegen Frauen euch egal. Anscheinend wie die drei Jahre in der Regierung.

    Naja, und nur weil Baugenehmigungen schneller gehen, würde ich mal vermuten das in Summe nicht mehr Gebäude fertig werden in einem etwas größeren Zeitraum. Dafür bräuchte es mehr Arbeitnehmer in diesem Bereich. Das ist anscheinend wiederum nicht ganz so verbreitet als Gedanke.

  • Die Position der Grünen halte ich weitestgehend für richtig.

    Es wird aber ein wichtiger Faktor übersehen.



    Die Raumordnung. ein wesentlicher Prozess, der die Probleme rund um das Wohnen (hohe Mieten, regional zu wenig Wohnungen) forcieren, ist die wirtschaftsgeographische Entwicklung in Deutschland.

    große Firmen konzentrieren sich immer mehr auf einige wenige städtische Ballungsräume. Firmen aus dem Umland wandern oftmals in den Bereich größerer Städte.

    Das hat zur Folge: Binnenmigration und höhere Pendlerdistanzen. Das wiederum führt zu Druck auf dem Wohnungsmarkt und Druck auf den Verkehr.

    Hier ist deshalb auch die Raumordnung gefragt. Dazu gehören die Förderung von Wirtschaft im Umland und Stellschrauben in den Ballungsräumen.



    Dort könnte die Bereitstellung von Gewerbeflächen reduziert werden.



    Eine andere Möglichkeit wäre das Betriebe, die sich ansiedeln, auch für die Bereitstellung von Wohnungen mit verantwortlich sind. auch früher wurden Betriebe ja bereits dahingehend aktiv und gründeten ganze Werkssiedlungen.

  • "Einen Großteil des Problems können wir lösen, indem wir Gebäude aufstocken, umbauen und sanieren und dazu sicherstellen, dass nicht nur Luxuswohnungen im Dachgeschoss entstehen."

    Ja, das wäre eine Lösung.

    Aber sagen wir mal so: Selbst die beiden Betonparteien Union und SPD können nicht so blöd sein, dass sie das Ausmaß des Wohnungsproblems nicht erkennen.

    Einzige mögliche Erklärung: Wer mit der Immobilienlobby verbandelt ist, WILL gar keinen Wohnraum für die Masse bauen.

    Sollen sie doch Kuchen essen.

    • @Stavros:

      "Einzige mögliche Erklärung: Wer mit der Immobilienlobby verbandelt ist, WILL gar keinen Wohnraum für die Masse bauen. "

      Ich denke die Erklärung ist noch einfacher und dadurch noch gruseliger: Es herrscht dort der Glaube, dass der Staat das einfach nicht tun sollte - weil er es nicht kann. Der Staat ist kein Unternehmer etcetc.... das führt dann immer zum selben: Da diese Politik selbst nicht bauen möchte, will sie es den Privatinvestoren so bequem machen, dass diese bauen. Das wird dann getan mit Subventionen, fallenden Umweltauflagen, eben allem, was den Profit mehrt. Dass dann trotzdem die Wohnungen, die man bräuchte (niedrigpreisig) weniger entstehen, liegt halt daran, dass man privaten Investoren nicht vorschreiben kann, worin sie investieren. Tja. Damit hat sich die Katze dann in den Schwanz gebissen. Das heißt, es gibt dann eben nicht die Wohnungen, die gebraucht würden. Schade, aber da kannste nix machen, der Staat kann's, soll's, darf's ja nicht (Das Miese ist, dass dieser Glaube einem dann als "Wissenschaft" reingerieben wird!)



      Btw. In Städten in denen es noch öffentlichen Wohnungsbesitz gibt, ist der Mietzuwachs auffallend moderat (Bsp. Rostock). Komisch.

      • @Einfach-Jemand:

        Sie machen es sich wirklich einfach. Denken Sie wirklich, der Staat wäre ein guter Bauherr von Wohnungen?



        In der DDR war der Staat für den Wohnungsbau zuständig. Falls Sie 1989 schon gelebt haben, kennen Sie das Ergebnis. Und denken Sie nicht, dass das heute anders wäre.

        • @Bommel:

          Ich mache es mir einfach, aber Sie kommen mit dem ewig einzigen Beispiel, das immer allen einfällt - der DDR. Erwartbar langweilig.

    • @Stavros:

      Da liegen Sie leider vollkommen falsch, denn diesn ist mitnichten eine Lösung, die viel Wohnraum schafft, also für "die Massen" ist dieser Vorschlag vollkommen untauglich. Das liegt daran, dass Häuser, welche aus- oder aufstockbar sind, kaum in größeren Mengen existieren. Was wir vor allem haben sind Altbausubstanzen in den Innenstädten und damit in den begehrten Lagen. Gerade diese können nicht verändert werden, sei es weil es die Substanz nicht hergibt, oder weil die Bebauungspläne es nicht zulassen, oder weil schlicht Denkmalschutzverordnungen bestehern und eine Veränderung der Bausubstanz schon deshalb nicht möglich ist oder die Nachbarn nicht zustimmen. Das alles hat aber mit irgendeiner "Immobilienlobby" nichts zu tun. Es bleiben also nur Gebäude aus den 60 Jahren ff des letzten Jahrhunderts. Diese sind aber größtenteils voll ausgebaut, da sie explizit aufgrund der damaligen Wohnungsnot entstanden sind. Was also noch bleibt ist eine Umwidmung von Gewerbe- in Wohnraum. Das ist aber kostspielig und langwierig. Das Wohnungsnotproblem wird man aber mit keiner dieser Maßnahmen lösen. Da hilft nur Nachfrage-Verminderung.

  • Das effizientese wäre Umverteilung. Die Konzentration von immer mehr Leuten auf immer weniger Orte führt zu singulären Preisen. In der Fläche gibt es genug Wohnraum. Und durchaus auch gute Jobs.

    • @Querbeet:

      Ich dachte insbesondere der Zersiedelung sollte Einhalt geboten werden (wegen Klima und Pendelei).

  • Ja danke, dass mal jemand vom Fach zu Wort kommt!

    • @Axel Schäfer:

      Viel mehr als Plattitüden sind aber auch nicht rumgekommen dabei...

    • @Axel Schäfer:

      Und sogar jemand der in der letzten Regierung tätig war. Anscheinend sogar im richtigen Ausschuß.



      Man stelle sich vor er hätte vor drei Jahren das Thema prominent in die Welt getragen.

  • Ja, effizienter bauen durch weniger Komplexität und mehr Klimaschutz statt überholter Komfortkriterien. Aber letztlich ist das größte Problem der Metropolenhype der jüngeren Generation. Wer Zukunft will, muss dem Zentralismus widerstehen.

    • @vieldenker:

      Tja der muss dann auch Mobilität bieten. ÖPNV ist auf Fläche zu teuer, also muss es der Individualverkehr richten.

      Und hier ist der Zielkonflikt: man kann nur eines von beidem angehen. Entweder man setzt sich für eine flächendeckende Verkehrswende ein oder gegen Flächenversiegelung in Städten.



      Beides geht nicht. Entweder oder!

      • @Walterismus:

        Gerne mehr ÖPNV in der Fläche, aber eben nicht nur als Metropolenzubringermetro. Da bräuchte es vielleicht mal eine echte (Verkehrs-) Wende, ohne Metropolentunnelblick. Die deutsche Wirklichkeit braucht mehr Verbindungen über „kleine“ Großstädte und vernünftige Umstiegsoptionen ohne überlastete innermetropolische Knotenpunkte. Leider werden aber alle diesbezüglichen Planungen immer noch wie seit Kaiserszeiten mit Zielpunkten in den Zentren gestaltet. Das ist ein echter Anachronismus .

  • Das Thema Wohnungsbau ist stark überbewertet. Ein paar Zahlen:



    Die Zahl der in Deutschland lebenden Menschen ist 2024 um ca. 100.000 Menschen gestiegen. Im gleichen Zeitraum, also 2024, wurden ca. 215.900 Wohnungen genehmigt. Geht man davon aus, dass in einer Wohnung ca. 2 Personen leben (das ist ungefähr der Durchschnitt), reichen die Baugenehmigungen für ca. 430.000 Menschen. Rückbau und Abriss von Wohnraum ist im Vergleich relativ gering. Es ist zwar so, dass Wohnraum in manchen Metropolregionen knapp und teuer ist, aber flächendeckend ist dem nicht so. Es gibt immer noch Gegenden mit erheblichem Leerstand und wahrscheinlich wird sich der Leerstand aus demographischen Gründen in den nächsten 10-30 Jahren eher erhöhen. Schaut man sich zusätzlich die Sterberate an (in Deutschland sterben jährlich ca. 1 Mio. Menschen), stellt man fest, dass auch dadurch Wohnraum wieder in den Markt kommt. Das müssten ungefähr 500.000 Wohnungen pro Jahr sein.



    Womit wir in den Metropolregionen immer noch zu kämpfen haben, ist gewollter Leerstand, d. h. Wohnraum, den die Eigentümer - aus welchen Gründen auch immer - weder vermieten noch verkaufen.

    • @Aurego:

      Der immer wieder beschworene Leerstand in den Metropolen liegt bei einem Minimum. Leerstand wird es immer geben. Die Optimierungen dabei können kaum helfen, die Probleme zu lösen.

      • @Rudolf Fissner:

        Die Zahl der auf den Portalen angebotenen Mietwohnungen hat sich z. B. in Berlin ungefähr verdoppelt, als die EZB-Zinsen auf 4% gestiegen sind. Das müssen Sie mir jetzt mal erklären.



        Die Zahl der Angebote ist in den Metropolen (z. B. Berlin oder München) pro 1000 Einwohner teilweise höher als im Umland. Sie können gerne selbst nachschauen.

    • @Aurego:

      Die Zahl der insgesamt Lebenden steigt also, aber durch sterbende Menschen werden Wohnungen frei. Milchmädchen lässt grüßen.

      • @Höhlen!=:

        Die Zahl der in Deutschland Lebenden steigt nur, weil es ausreichend Zuwanderung gibt (für Vermieter ist das von Vorteil!). Dadurch, dass Mieter sterben, gibt es durchaus eine relativ hohe Zahl von Wohnungen, die dann wieder auf den Markt kommen und das Angebot insgesamt erhöhen. Daneben reicht eine Zahl von 200.000 neuen Wohnungen pro Jahr (das ist die Hälfte des von der Politik Anvisierten) aus, um die 100.000 zusätzlichen Einwohner aufzunehmen.



        Genau so ist es zu interpretieren.

        • @Aurego:

          Nicht die Zuwanderung nach DE ist das Problem. Es waren vor allem Binnenwanderungen, vor allem auch aus Ostdeutschland, in die Metropolen.

          • @Rudolf Fissner:

            Diese Wanderbewegungen erfolgen hauptsächlich aus zwei Gründen: 1. Arbeitsplätze, 2. Ausbildung Unis etc.)



            Auf beide Gründe kann man prinzipiell Einfluss nehmen.

    • @Aurego:

      Als Metropolenbewohner kann ich nur sagen, dass ich sehr viele Menschen kenne, die keine Wohnung finden, auch nach Jahren nicht.

      Der steigende Leerstand in strukturschwachen Regionen mit kaum Arbeitsmöglichkeiten hilft da nicht.

      Dazu kommt das Problem hoher Mieten in den Metropolenregionen, die für viele kaum noch leistbar sind. Was sind Ihre Vorschläge dazu?

      Ein Problem ist u.a. die Verteilung, die Pro-Kopf-qm haben sich seit 1970 ca. verdoppelt, aber eben nur im Durchschnitt.



      Junge Familien mit zwei Kindern aus meinem Umfeld wohnen in 2-Zimmer-Wohnungen, weil sie nichts finden, während Wohlhabende oder Menschen mit alten Mietverträgen allein auf 120qm plus leben.

      • @christian berg:

        Tja, enteignen geht nicht und alte Menschen aus ihren übergroßen Wohnungen zu vertreiben und damit aus ihrem sozialen Umfeld würde für die nächste Schlagzeile bei der TAZ sorgen. Kurioserweise hilft auch nur Wohnungsneubau nur bedingt, denn eine wachsende Stadt zieht wieder neue Menschen an, die ebenfalls ihr Glück suchen wollen. Die einzige Möglichkeit wäre die Nachfrage zu senken, allerdings kann ich mir keinen Weg vorstellen wie man ein "Zuzugsverbot" realisieren könnte.

      • @christian berg:

        Das Problem besteht aber hauptsächlich in bestimmten Metropolen, sonst eher nicht. Natürlich ist es auch eine Frage der finanziellen Möglichkeiten, ob man dort eine Wohnung findet oder nicht. Von privaten Vermietern werden auch relativ günstige Wohnungen eher an Menschen mit höheren Einkommen vergeben. Wer über entsprechende Mittel verfügt, kann über den Kauf einer Wohnung nachdenken.

    • @Aurego:

      Solange Sie Menschen nicht zwangsweise um- oder ansiedeln möchten, nützen die 'Gegenden mit erheblichem Leerstand' leider nicht so richtig viel, weil heutzutage Menschen nunmal dazu neigen, in Städte und/oder deren Umland zu ziehen. Von daher kann ich aus Ihrer Argumentation heraus leider nicht erkennen, warum genau das Thema Wohnungsbau überbewertet sein soll. Wenn irgendwo in der Sächsischen Provinz Häuser leerstehen, ändert das am Wohnraummangel in Berlin so garnix.

      • @Nickname 01:

        Es ist aber kein Zwang wenn man sich eine Wohnung an einem bestimmten Ort nicht leisten kann und deshalb auf eine günstigere alternative umsteigt. Es ist ja auch keine Zwangsernährung wenn man ein Butterbrot statt eines Steaks ist.



        Außerdem gibt es zwischen sächsischer Provinz und Berlin noch einige Abstufungen.

        • @Blechgesicht:

          Ich habe drei Kinder, erwachsen und fast erwachsen. Alle haben sich in Berlin ein Umfeld aufgebaut, die Großen studieren hier. Jeder hat seinen Freundeskreis, Familie, Vereine und sind hier verwurzelt. Und weil "die Politik" seit Jahrzehnten nichts gegen die Wohnungsnot unternimmt, sollen meine Kinder jetzt irgendwo hinziehen, wo sie nicht leben wollen?



          Einwohnerzahl Berlin 2013: 3.421.829



          Einwohnerzahl Berlin 2023: 3.662.381



          Macht rund 240.000 Einwohner mehr in 10 Jahren.



          Macht 24.000 Einwohner mehr in einem Jahr.



          Alles mehr oder weniger vorhersehbar gewesen, die Bedarfsprognosen waren bekannt. Zielvorgabe seit langen sind 20.000 Wohnungen jährlich. Das Ziel wurde jährlich gerissen, Neubauten sind großteils zum Kauf statt zur Miete, sozialer Wohnungsbau findet kaum noch statt, die alten Verträge laufen aus. Als Azubi oder Student kann man sich keine Wohnung mehr leisten, wenn die Eltern nicht zubuttern.

          "Die Politik" hat in diesem Punkt erheblich versagt und dann kommen Sie und sagen (z.B.) meinen Kindern: "verschwinde doch einfach woanders hin, wenn es Dir hier zu teuer ist".

          Das ist nix anderes als Gentrifizierung (Definition: Verdrängung einkommensschwacher Haushalte)

          • @Sisone:

            Wo genau würden Sie denn in Berlin bauen wollen? Sollte das Tempelhofer Feld zugebaut werden? Das würde aber nicht reichen, wenn man keine Hochhäuser bauen will. Oder der Flughafen Tegel? Dort ist gerade etwas im Gang, aber wahrscheinlich werden da mehr Arbeitsplätze als Wohnungen entstehen, was zu weiterem Zuzug führen wird. In Brandenburg wäre noch Platz, auch in der Nähe von Berlin. Andere Grundstücke wird man nicht so einfach und nur zu hohen Kosten bebauen können. Die Dachgeschosse der um 1900 gebauten Häuser werden zum großen Teil bereits ausgebaut. Nachverdichtung ist aber ein schwieriges Thema. "Die Politik" wird dabei jedoch nicht viel tun können, außer mit Euroscheinen zu wedeln, denn das Meiste wird von privaten Investoren gebaut.

            • @Aurego:

              In Berlin sind Flächen für 250.000 Wohnungen in Berlin ohne (!) Einbeziehung des T. Feldes identifiziert worden. Platz wäre also prinzipiell da. Und bis 2040 rechnet man mit einem zusätzlichen Bedarf von 220.000 Wohnungen.



              Jetzt kann man sich dafür entscheiden, diesen Bedarf einfach nicht zu decken und die Mieten endgültig für Niedrig- und Normalverdiener untragbar ansteigen zu lassen oder vielleicht doch endlich mal zu handeln.

              Ich bin übrigens in einem Hochhaus aufgewachsen (Märkisches Viertel) und kenne die Vor- und Nachteile; es ist nicht die Hölle. Tempelhofer Feld und Märkisches Viertel (> 40.000 Einwohner) sind flächenmäßig übrigens nahezu gleich. Nicht das ich so etwas befürworten würde, aber es gibt schon zu denken.



              Zur Zeit wird meist von privaten Investoren gebaut, stimmt. Aber das könnte man ja wieder ändern, oder? Stattdessen wurden seit 1990 mehr als die Hälfte der Wohnungen aus dem sozialen Wohnungsbau verkauft. Seit der Privatisierung sind die Mieten in diesen Wohnungen im Vergleich exorbitant höher als vergleichbare Sozialbauwohnungen. Wer hätte das ahnen können?



              Natürlich wäre eine Stadtrandbebauung sinnvoll, aber auch die findet ja nicht ausreichend statt.

        • @Blechgesicht:

          Den massiven Leerstand, der hier bemüht wird, den gibts aber nun mal nur in den strukturschwachen Regionen. Dort wo genügend Arbeitsplätze und eine gute Zukunftsperspektive vorhanden sind, mangelt es überall an genügend bezahlbaren Wohnraum.



          Und klar kann man auch in die abgehängte Provinz ziehen. Dann müssen aber eben Millionen Menschen jeden Tag stundelang pendeln. Da brauchts dann auch wieder Investitionen in Infrastruktur. Insofern ist die rein theoretische Aufrechnung von Population und Leerstand doch wenig brauchbar.

          • @Deep South:

            Der massive Leerstand ist logischerweise eher an Orten zu finden die strukturschwach sind. Andererseits gibt es aber durchaus Orte in Deutschland die zwischen Berlin und den maximal abgehängten Orten liegen. Jeder kann natürlich für sich selbst entscheiden das es für ihn unzumutbar ist Münster oder Augsburg zu leben.



            Die Leute die aber in solchen Regionen leben sehen eine Politik die günstigen Wohnraum in Berlin oder München bereitstellt wohl als eher unwichtig an (insbesondere wenn die Möglichkeit besteht das für diesen Zweck finanzielle Mittel aus ihrer Region abgezogen werden).

            Es steht Jedem frei eine Politik zu wählen die sicherstellt das seine Kinder weiterhin bei ihrem Freundeskreis leben können und es ist absolut logisch das dieses anliegen für den Berliner Senat hohe Priorität hat. Aber es lebt der größte Teil der deutschen nicht in Berlin/ München oder Hamburg und deshalb haben Wohnungen in Berlin für den Bundestag nicht die höchste Priorität hat.

          • @Deep South:

            Wenn man in der Lage und bereit ist, hohe Mieten zu bezahlen, findet man auch in Berlin, München und Frankfurt jederzeit eine Wohnung.



            Es gibt jedoch Gegenden (z. B. in NRW: Dortmund, Essen etc.), wo die Wohnkosten, gemessen an den Durchschnittsgehältern, wesentlich niedriger sind als in München. Warum ziehen die Leute nicht dorthin? Ein Grundrecht, in Berlin oder München zu wohnen, gibt es ja nicht.

  • Ich habe übrigens eine gewisse Bauscham. Lieber ein paar Jahre abwarten, dann die frei gewordenen Wohnungen älterer Mitbürger beziehen statt neue Klimasünden zu begehen. Denn klar ist, wirklich neu Bauen ist nur mit Kapital möglich. Auch im Bestand.

    • @Zuversicht:

      Und wenn in der von Ihnen bevorzugten Gegend die Leute nicht so bald sterben, wie erwartet?

      Oder, wenn Sie die frei gewordene Wohnung nicht bekommen, weil jemand mehr zahlen kann als Sie, oder gar die Erben dort einziehen?

  • "... einkommensschwache [Mieter] zur AfD tendieren" - Paradox, absurd, unverständlich. Die extreme Rechte ist gegen Mietpreisbremse, Mindestlohn, Bürgergeld, Tarifausweitung.

    • @Ciro:

      Wenn es nach der AfD ginge, würden bald einige Millionen Wohnungen in Deutschland leerstehen...Vielleicht setzen diese Menschen darauf dass dann die Mieten sinken. völlig irrational ist das nicht. Oder es gibt für sie wichtigeres als Geld.

    • @Ciro:

      Die einkommensschwachen Mieter sind auch oft die Bevölkerungsgruppe, die mit den Migranten um den knappen, halbwegs bezahlbaren Wohnraum konkurriert.



      Dieser Frust und daraus erwachsende Vorurteile werden dann noch gesteigert, wenn die Migranten die Miete vom Steuerzahler finanziert bekommen, während die Einheimischen dafür arbeiten müssen.

      Dass viele Migranten lieber auch arbeiten würden, man sie aber nicht lässt, mindert diese "gefühlte Ungerechtigkeit" nicht.

      Und wenn, wie kürzlich wieder geschehen, das "gute, menschenfreundliche Bürgertum" seine Kontakte nutzt, um die Unterbringung von Flüchtlingen in eigenen Umfeld zu verhindern, reiben sich die örtlichen AfD-Kreisleiter in Erwartung neuer Wähler die Hände.

    • @Ciro:

      Bei der letzten Regierung hatten mehr Leute Mitte links gewählt. Was hat es ihnen gebracht? Ist es deswegen paradox, absurd und unverständlich oder ist es anscheinend nicht egal wen man wählt?

      Und man muss sich das mal überlegen, obwohl die Afd immer mehr Stimmen bekommt, machen sich die anderen Parteien noch nicht mal im Ansatz Gedanken, ob sie vllt was ändern müssten.

      • @Hitchhiker:

        Klar kann man mit Parteien und Politik unzufrieden sein.



        -



        Aber dann gleich in die Extreme gehen, zu Demokratieschwächung, faschistoidem Gedankentum?



        -



        Oder mit Problemen und Sorgen sachlich umgehen, politische Mitbestimmung konstruktiv wahrnehmen.

    • @Ciro:

      Die Betreffenden wollen eben einen kompletten Systemwechsel und den versprechen eben nur die AfD und die Linke. Das waren rein zufällig auch die Wahlgewinner. Hätten wir nur andere Parteien die ebenfalls echte Reformen und Veränderung versprechen würden. Ob ich jetzt nun Grüne, SPD oder CDU wähle, ändert an der Politik doch nur noch den Prozentsatz hinter dem Komma bei der nächsten Steuererhöhung.

      • @Šarru-kīnu:

        Umgekehrt wird auch ein Schuh draus: wenn man denkt, es geht nichts voran, warum dann jemanden wählen, mit dem erst recht nichts geht.

    • @Ciro:

      Man kann daraus nur schließen, dass diese einkommensschwachen Mieter noch ärmer werden wollen.

      • @Aurego:

        Man kan daraus auch etwas anderes schließen, nämlich dass diese Leute sich so bedroht und abgehängt fühlen, dass sie nur noch "reinschlagen" wollen.

        Es geht da nicht um rationale Entscheidungen, sondern um (gefühlte) Machtlosigkeit und daraus resultierende Aggression.

        • @christian berg:

          Machtlos ist doch erst mal der, der nichts macht. Aber warum sollte der Staat jemanden, der sich nicht aufrafft, nach Alternativen sucht oder den Sprung ins unbekannte wagt, unterstützen? Die Hände in den Schoß legen und nach dem Staat rufen zeugt eigentlich nur von totaler Unreife. Wohlgemerkt geht es hier nicht um Menschen, die durch eine wirkliche Krankheit nicht mehr arbeiten können bzw dürfen. Und daraus dann Aggresionen abzuleiten, weil der Staat seltsamerweise kein "Wunscherfüller" ist zeugt dann wieder von Unreife und die Spirale fängt sich an zu drehen.

          • @Oleg Fedotov:

            Es geht in meinem Kommentar um die von Aurego genannten "einkommensschwache Mieter". Die legen i.d. Regel nicht die Hände in den Schoss, sondern arbeiten für wenig Geld, z.b. Security, Putzkräfte, usw... Alternativne gibts für die nicht, zu teuer. Wo die hinspringen sollen ins ungewisse ist mir auch unklar. Nach Sachsen in die Provinz und dann H4?



            Vom Staat erwarten diese Menschen auch nicht viel, die wählen dann eben AfD. Sicher ist die Verdrängung von unterprivilegierten Mietenden nicht der einzige Grund, Postfaschisten zu wählen, aber wohl einer von mehreren.



            Ihre Argumentation guckt schon sehr von oben nach unten.



            Übrigens werden auch "wirklich Kranke" verdrängt. Habe ich oft genug mitbekommen.

      • @Aurego:

        Oder einfach so frustriert sind, weil niemand etwas für sie tut (insbesondere nicht die Parteien, die das eigentlich tun sollten), dass ihnen alles egal ist.

        Die AfD macht - wie Trump - wenigstens Lärm.

        • @Stavros:

          Warum sollte irgendjemand etwas für sie tun? Ziemlich egoistische Einstellung, würde ich sagen. Sorry, aber ein bisschen Eigenverantwortlichkeit sollten wir von allen einfordern können. Tun diese Leute etwas für uns, außer ein paar Steuern zu zahlen wie alle anderen auch?

          • @Aurego:

            "Tun diese Leute etwas für uns, außer ein paar Steuern zu zahlen wie alle anderen auch?"

            Ich weiß nicht was ihre Arbeit ist, ich zumindest mache die Jobs, die Einkommenschwache aka Unterprivilegierte machen nicht.



            Sie tun also was außer Steuern zahlen, nämlich unattraktive Arbeit erledigen.

    • @Ciro:

      Paradox erscheint eher, dass diese Instrumente als wirkungsvoll auf der linken Seite der Gesellschaft angesehen werden. Einzig die Ausweitung der Tarifbindung erscheint zielorientiert.

      Mietpreisbremse, Mindestlohn sind wohl eher nur Feigenblätter und verschleiern das Problem. Das Bürgergeld dient eher dazu die Inflation anzufachen anstatt Anreize zur Eigenverantwortung zu setzen.

      • @Rainer Müller:

        Wenn man Menschen drängen will, eine Arbeit, die ihnen vom Jobcenter angeboten wird, anzunehmen, ist die Einführung und regelmäßige Anpassung eines auskömmlichen Mindestlohns eine Grundvoraussetzung. Leider hatte die Regierung Schröder dieses Problem nicht ernst genommen. Ohne Mindestlohn drohen prekäre Einkommenssituationen, die zu "Aufstockung" und letztlich dazu führen, dass Firmen, die zu geringe Löhne zahlen, vom Staat subventioniert werden. DAS sollten wir nicht wollen.



        Das Bürgergeld sollte vor allem zum Bürokratieabbau beitragen, denn das ständige Schikanieren von Arbeitslosen ist teuer.



        Die Mietpreisbremse und vor allem die Kappungsgrenze sind elementar, um aus dem Wohnungsmarkt kein Vermieter-Eldorado entstehen zu lassen. Wir können es uns wirtschaftlich nicht leisten, einen noch größeren Anteil des Gesamteinkommens in Wohnkosten zu versenken und der Gruppe der Vermieter dadurch freie Hand bei der Festlegung ihres weitgehend leistungslosen Einkommens zu lassen. Das sage ich als Vermieter.