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Eurovision Song ContestZwiespältige eurovisionäre Illusion

Jan Feddersen
Kommentar von Jan Feddersen

Beim ESC wird der Ausschluss Israels gefordert, Vergleiche mit Russland werden gezogen. Doch die greifen zu kurz.

Yuval Raphael präsentiert Israel auf dem 69. ESC in Basel Foto: Harold Cunningham/getty

A ls Yuval Raphael von Israels öffentlich-rechtlicher TV-Station KAN als Act für den diesjährigen ESC in Basel ausgesucht wurde, stand ihr Trainingsprogramm längst fest. Ein zentraler Punkt: Das stark vermutete Buhkonzert während der Liveauftritte aushalten können. Und das mit gutem, beziehungsweise schlechtem Grund: Im Vorjahr war die israelische Kandidatin Eden Golan während ihrer ­Performance mit lärmenden Buhrufen gestört worden. Das sollte Yuval Raphael nicht passieren.

Beim ESC in Malmö im Mai 2024 war dem Mobbing damals eine Kampagne des antiisraelischen Bündnisses BDS vorangegangen, einschließlich lautester Proteste gegen die Israelin, ihr Land und dessen Präsenz beim ESC ­schlechthin. Nicht nur das, auch etliche ESC-KollegInnen – darunter Nemo, später siegreiche Künstlerperson aus der Schweiz – hatten sich dem Bashing angeschlossen, angestachelt durch Millionen Social-Media-NutzerInnen.

Darauf musste sich Raphael also vorbereiten. Dass die 24-Jährige ausgewählt wurde, sei ihr eine Ehre, sagt sie. Ihre Rolle beim ESC verstehe sie als eine Botschafterin. Die Sängerin war am 7. Oktober 2023 beim Supernova-Festival dabei. Sie ist eine Überlebende, weil sie sich während der Hamas-Terrorattacke unter einem Berg von bereits Ermordeten wie leblos zu verhalten wusste. Am vorigen Sonntag beim Gala-Walk über den türkisenen Teppich in Basel überging sie irritationslos, dass einer aus dem Publikum ihr per Geste die Hölle wünschte, als er mit den Fingerspitzen über seinen Hals strich – lächelnd.

Petition fordert Israels Ausschluss

Ebenso wird Raphael wohl auch besonders zwiespältig auf die Illusion vom kollegialen Miteinander beim ESC schauen: Die meisten wünschen einander zwar Glück, so war es immer, so ist es auch dieses Jahr.

Ihre Rolle beim ESC versteht Yuval Raphael als eine der Botschafterin. Die Sängerin war am 7. Oktober 2023 beim Supernova-Festival

Andere frühere SängerInnen, darunter abermals Nemo und auch Salvador Sobral, der portugiesische Gewinner von 2017, unterzeichneten jedoch eine Petition der „Artists for Palestine“, die Israels Ausschluss vom ESC fordert. Die Begründung: Israel führe Krieg gegen seine palästinensischen Nachbarn – und Russland und Belarus seien ja nach dem Beginn des Kriegs gegen die Ukraine suspendiert worden.

Die EBU, die europäische TV- und Radio-Union der öffentlich-rechtlichen Sender, wies diese Petition zurück – einleuchtenderweise. Denn obwohl es häufig so scheint, nehmen am ESC keine Länder teil, sondern unabhängige TV-Stationen. Das sei in Russland und Belarus spätestens seit dem Krieg gegen die Ukraine nicht der Fall. In Israel jedoch sei KAN vom Staat unabhängig – Raphael trete also nicht als Regierungschanteuse an.

Hält sich die EBU naiv zurück?

Die EBU, mag eingewandt werden, halte sich naiv zurück, um sich politisch nicht einmischen zu müssen und lege dabei unterschiedliche Maßstäbe an – hier das gebannte Russland, dort das geduldete Israel. Doch obwohl sich ein Millionenpublikum den ESC als eine Art politische Europameisterschaft der Pop-Künste vorstellt, kann für die eurovisionäre Oberinstanz nur eine Abwägung gelten. Arbeitet ein TV-Sender vom Staat in, zumindest geringfügiger, Distanz?

Diese Herangehensweise hatte zur Folge, dass Russland etwa nach der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim nicht verbannt wurde, auch der britische Falkland-Krieg in den frühen Achtzigerjahren führte zu keinen Sanktionen. Fragen wirft allerdings die Teilnahme autokratisch geführter Länder wie Aserbaidschan auf: Auch diese werden nicht sanktioniert, obwohl dessen zur EBU gehörender TV-Sender keinen unabhängigen Journalismus produziert.

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Israel nimmt seit 1973 an ESCs teil, weil die EBU auch viele Mitgliedssender außerhalb der politischen Kartografie hat, nichteuropäische, etwa auch solche aus nordafrikanischen oder nahöstlichen Ländern, die allerdings seit jeher ein Mitmachen davon abhängig machen, dass Israel ausgeschlossen wird, was die Genfer ESC-Verantwortlichen selbstverständlich immer als Ansinnen ignorierten.

Hoffen auf den üblichen Festivalmodus

Die EBU hofft weiter, dass ihr 69. ESC im üblichen Festivalmodus verläuft – und hat dafür verfügt, dass auf der Bühne nur noch die eigene offizielle Landesflagge gezeigt werden darf. Im Publikum sind Länder- und andere Flaggen sexualidentitären Inhalts erlaubt. Auch palästinensische, obwohl der (momentan noch imaginierte) Staat weder einen Sender hat, der EBU-Mitglied ist, noch an einer künstlerischen Teilhabe bislang Interesse zeigte. Für die ESC-Tage raten Baseler Sicherheitskräfte Jüdinnen und Juden, sich unauffällig zu verhalten. Für den Samstag sind antiisraelische Demonstrationen geplant.

Yuval Raphael, die zu den Favoritinnen dieses Jahres zählt, tritt mit einer Botschaft an, die zeitgenössischer nicht sein könnte. „Ich habe diesen Horror nicht überlebt, um nicht mehr zu leben“, sagt sie. Am Donnerstag muss sie sich im Semifinale erst noch mit ihrer Ballade „A New Day Will Rise“ und ihrer klasse Stimme für das Grand Final am Samstag qualifizieren. Landet sie weit vorn, muss dies nichts mit prozionistischem Einvernehmen zu tun haben. Die Israelverwünschenden werden damit leben müssen, am Samstag an den 7. Oktober 2023 erinnert zu werden.

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Jan Feddersen
Redakteur für besondere Aufgaben
Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, Meinungs- und Inlandsredaktion, Wochenendmagazin taz mag, schließlich Kurator des taz lab und der taz Talks.. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!
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59 Kommentare

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  • Wenn man einen einfachen Musikwettbewerb nicht politisch aufladen würde, gäbe es diese Probleme nicht. Also auch nicht die unwürdigen Pöbeleien gegen die Künstlerin aus Israel.

  • Der ESC war (zumindest in den letzten Jahren) immer politisch angehaucht bzw. wurde politisiert. Auch wurde hin und wieder die Sympathie/Solidarität mit Ländern bekundet, man denke an den Sieg der Ukraine 2022 nach dem Angriff von Russland. Diese Sympathie mit einem Land kommt einem natürlich vor. Die Ablehnung anderer Länder zeigt die unsympathische Kehrseite dieser Medaille. Es ist nicht genug, einfach keine Punkte zu geben. Nein, es muss noch Anfeindungen gegenüber den Musikern geben. Bei YR ist es besonders perfide - nachdem, was sie erlebt hat, wäre Sympathie angebracht und keine Ablehnung.

    Wenn man einen Vergleich mit Russland ziehen will: Ich kann mich nicht erinnern, dass russische Musiker/Sportler in den letzten Jahren so angefeindet wurden, wie israelische Menschen [deren Ausschluss wurde gefordert, aber die persönlichen Anfeindungen waren nicht in der Stärke da]. Da stellt sich die Frage, warum es überwiegend geschafft wird, bei dem Russen den Menschen und bei dem Israeli den Staat zu sehen.

  • Wie groß ist wohl die Schnittmenge zwischen den Personen, die öffentlich betonen "nur die Politik der Regierung Israels" zu kritisieren und denen, die dann diese Sängerin ausbuhen/bedrohen/beleidigen/nicht dabei haben wollen?

  • Ganz, ganz großen Respekt vor Yuval Raphael!

    Das beeindruckt mich jetzt enorm, dass eine Überlebende des Nova-Massakers durch die Hamas, die insbesondere Frauen gegenüber eine selbst von IS und Taliban nicht übertroffene Grausamkeit zeigten, an diesem Festival teilnimmt.

    Die New York Times machte da einen hervorragenden Recherche-Job über den Hamas-Horror:



    NYT: ‘Screams Without Words’: How Hamas Weaponized Sexual Violence on Oct. 7"

    Yuval Raphael verdient den Bow Down des gesamten Publikums und eine Extra-Schweigeminute.

    Und Nemo? Als nichtbinäre, pansexuelle Person darüber im Unklaren, dass seine Person von der Hamas und deren Ideologie als Vertretung des palästinensischen Volkes im Nullkommanichts vom nächsten Häuserdach geworfen würde?

    Auch nur einen winzigen blassen Schimmer darüber hinaus was der hetzerische Social-Media-Dilettantismus hergibt? Oje oje.

    Yuval Raphael sprach letztes Jahr vor dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen in Genf. Ob das Publikum in Basel auch nur einen Hauch der Klasse davon hat?

    Meine besten Wünsche!

    www.nytimes.com/20...xual-violence.html

  • Eine sehr mutige junge Frau. Man soll mir doch mal bitte erklären wie Morddrohungen an eine junge Frau die wegen der Hamas durch die Hölle gegangen ist Palästina helfen.

  • Der ESC wird seit 1956 veranstaltet. Er ist damit älter als ich. Ich frage mich schon seit einer Weile, ob er überhaupt noch zeitgemäß ist in seiner jetzigen Form. Aber es ist wohl alles nur eine Frage der Zeit. Der Nationalismus ist schließlich grade wieder schwer im Kommen.

    Was womöglich bis zum ultimativen Comeback der Nationalisten irritiert, scheint die Frage zu sein, wie geringfügig die Distanz zwischen einem Staat und dem Sender, der ihn vertritt, sein darf, wenn noch von Unabhängigkeit die Rede sein soll. Die Meinungen scheinen da auseinander zu gehen. Einem Bären den Pelz zu waschen, ohne ihn nass zu machen, ist wohl nicht so ganz leicht.

    Repräsentieren die Sänger „ihre“ Staaten (und damit deren Regierung) nun, oder nicht? Die Spitzfindigkeiten der Zuständigen gehen offenbar meilenweit am Verständnis sowohl der Zuschauer als auch der Akteure vorbei. Die Verantwortlichen ficht das nicht an. Wer sie nicht begreift, der ist halt doof. Basta!

    Kann man so sehen, sicher. Aber muss man auch? Und sollte man gar? Das, liebe Kinder und Junggebliebene, erfahren wir vermutlich frühestens in ein paar Jahren. Bis da hin wünschen wir euch gute Unterhaltung. (Und uns ganz viel Profil.)

    • @zitterbacke:

      Man kann durchaus den eigenen Staat repräsentieren und nicht zugleich die Regierung.

  • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin

    Es bedarf eines eklatanten Mangels an Empathie, um eine Überlebende des Massakers vom 7. Oktober vom Wettbewerb ausschließen zu wollen. Die israelische Sängerin Yuval Raphael musste sich unter Leichenbergen verstecken und dort stundenlang ausharren, während schießwütige Hamas-Terroristen das Gelände durchkämmten. Beschämend, was Nemo da betreibt, absolut beschämend.







    So klingt Nemos Inklusionshymne schal, wie ein hohles Playback aus Pallywood. Diese alte Leier voller schriller Israel-Kritik übertönt auf zynische Weise die Schreie der Raver, die in Israel massakriert wurden, und der queeren Menschen, die unerbittlich von der Hamas in Gaza verfolgt werden.

    Seit 2018 unterstütze ich ehrenamtlich queere palästinensische Geflüchtete. Ihre erschütternden Erlebnisse machen Nemos Haltung – ausgerechnet von einer non-binären Person – zur blanken Heuchelei.

    Es ist nicht lediglich eine Mikroaggression, sondern vielmehr eine mutwillige Aufforderung zur Sippenhaft, die reflexartig eine ganze Nation zum Schurkenstaat erklärt. Ebenjene Nation ist eine Demokratie, in der sogar zahlreiche Menschen auch für die Achtung der palästinensischen Bevölkerung plädieren.

  • Es ist einfach schäbig und reinster Antisemitismus, israelische Künstler:innen auszubuhen oder auszuladen, weil einem die Politik Israels nicht gefällt. Eine Schande,

  • Die politische Dimension des ESC oder anders gesagt das E in ESC, lässt sich vll auch so bemessen, ob ein Land sich den 4 Grundfreiheiten anschließt, daran orientiert oder schlicht ablehnt.



    Zumindest würde man darin einen deutlichen Unterschied zwischen Russland und Israel erkennen können.

    Bin beeindruckt, dass jemand wie Yuval sowas leisten kann. Nach alledem...

    • @Jehuda_Ibn_Esra:

      Welche 4 Grundfreiheiten?

  • Wenn ich lesen, auf welche Art Raphael u erleben könnte, tut mir mein Herz weh.



    Und das Video, in dem sie von einem Demonstranten bedroht wird, ist grundfalsch, eine Schande.



    Der Rat an jüdische Bürger:innen, sich unauffällig zu verhalten, stößt ebenfalls bitter auf.



    Verkehrte Welt.



    Ich wünsche mir gleichzeitig: Dass wir darüber nachdenken warum dieser furchtbare Überfall am 7. Oktober geschehen ist. Nicht in luftleerem Raum, dafür auf gestohlenem Boden.

    Urteilen wir mit den gleichen Maßstäben heute über Überfälle von natives auf weiße Einwanderer im 18. Und 19. Jahrhundert der heutigen USA?

    • @N.Laj:

      Israel ist gestohlener Boden?

    • @N.Laj:

      Warum dieser furchtbare Überfall am 07. Oktober geschehen ist?

      Bundeszentrale für politische Bildung:



      "Der Antisemitismus des iranischen Regimes



      Antijudaismus – Holocaustleugnung – Israelhass"



      www.bpb.de/themen/...ranischen-regimes/

      Auch die ZEIT liefert einen guten Hintergrundartikel dazu:

      "Eine Geschichte des Hasses



      Die Forderung nach einer Vernichtung Israels ist ein zentrales Narrativ in der Politik des Iran."



      www.zeit.de/politi...gazastreifen-hamas

      So auch die Berliner Morgenpost:



      "Erzfeinde Israel und Iran: Woher der Hass kommt"



      www.morgenpost.de/...chichte-infos.html

      • @shantivanille:

        Keiner Ihrer Links belegt, dass der Iran für den 7. Oktober verantwortlich ist. Teheran ist bestenfalls Trittbrettfahrer in einem Konflikt, der älter ist als die Islamische Republik, deren Verhältnis insbesondere zu Hamas eher zwiespältig ist (was man nicht zuletzt im Syrien-Konflikt gesehen hat). Wenn man verstehen will, woher der Hass kommt, hilft es nichts, reflexhaft auf den jeweils neuen Lieblingsbösewicht zu zeigen (nur als Erinnerung: im Vorfeld des Irak-Krieges musste man ähnliches lesen). Stattdessen müssen Sie - endlich - den Elephanten im Raum zur Kenntnis nehmen: die israelische Besatzungspolitik und deren Auswirkungen auf ein seit Jahrzehnten entrechtetes Volk. Und ab und zu den eigenen Hass reflektieren, statt ihn immer nur bei anderen zu suchen.

    • @N.Laj:

      Gestohlener Boden? Ernsthaft?

      Wo kamen die Juden noch mal her?

      • @Gesunder Menschenverstand:

        Was hat das damit zu tun?

    • @N.Laj:

      Man kann alles mit allem vergleichen, aber manche Vergleiche sind einfach an den Haaren herbeigezogen.

  • Bleibt der Künstlerin zu wünschen, dass sie dem zu erwartenden extremen Druck unbeschadet Stand halten kann . Vielleicht denkt dann ja doch der Eine oder die Andere unter den Boykottfreund*innen doch mal darüber nach, wie beschämend es ist, die Stimme des Opfers verbieten zu wollen.

  • Ich würde mich übrigens freuen, wenn auch eine Palästinenserin teilnähme. Wenn sie bis dahin überlebt.



    Ansonsten danke für eine ungewohnt sachlich schreibende Darstellung der Sachlage, und was auch für eine Teilnahme der Israeli spricht.



    Russland ist tatsächlich ein ganz anderes Kaliber, und Raphael hat sich meines Wissens nicht von Netanyahu oder den Siedlern einspannen lassen.

    Anders geäußerte Kritik an der jahrzehntelangen Besatzung oder der aktuellen Blockade, Vertreibung, Aushungerung ist völlig natürlich.



    Mensch kann aber auch mal den ESC als viel zu hochgejazztes Randevent auch einfach liegenlassen.

    • @Janix:

      Ist die Frage ob jemand aus Palästina da überhaupt teilnehmen würden. Der ESC ist mit den Jahren immer mehr auch ein Pride Festival geworden, und wie mit Homosexuellen in Palästina unter der Hamas umgegangen wird lässt sich vielfach nachlesen.

      www.spiegel.de/aus...-adba-4dcf48a3c57c

      www.irishtimes.com...-his-own-1.2555822

      Daher finde ich es gerade so zweifelhaft dass Menschen wie Nemo, die in Gaza von Palästinensern vom Dach geschmissen werden sich so einseitig positionieren. Natürlich kann man homosexuell und gegen den Krieg sein. Aber so einseitige Appele sind dann doch etwas naiv

    • @Janix:

      Auch eine nonbinäre Palästinense* mit Abbas und Chameneis Zustimmung. Vielleicht irgendwann einmal.

    • @Janix:

      Mit 150 Milionen bis 200 Milionen TV Zusehern ist der ESC ein Randevent?

      Und da wird nichts hochgejazzt, das ist für 99 % der Zuschauer eine Show, Unterhaltung. Nicht mehr und nicht weniger. Und Sie können zu jeder Zeit auf die Sendung verzichten, aber ich lasse diese Unterhaltungssendung nicht einfach liegen

    • @Janix:

      Meines Wissens nach gibt es zum ESC vergleichbare Contests im Mittleren Osten wo Palästinenser aktiv teilnehmen können und 2019 auch schon gewonnen haben. Israel kann wegen des Antisemitismus seiner Nachbarn wie beim Sport in der Region nicht antreten und nimmt deswegen gezwungenemaßen bei uns teil.

    • @Janix:

      OK, welcher palästinensische Sender ist Mitglied bei der EBU?

      • @Residuum:

        Was nicht ist, kann ja noch werden, oder? Oder würden Sie das wegen des EUROs vor dem VISION grds ausschließen?

  • Aus meiner Sicht sollten keine Länder ausgeschlossen werden. Mit dem Ausschluss bestraft man die Bevölkerung, die sich eigentlich keinen Krieg wünscht. Und Kultur, auch die des ESC, sollte nicht mit Politik oder Krieg vermengt werden und immer als Brücke zwischen den Ländern/Völkern gesehen werden. Und wie kann "öffentlch-rechtlich" unabhängig vom Staat sein. Auch in den deutschen ÖRR sind deutsche Politiker mit am Tisch und damit ist ÖRR nicht unabhängig vom Staat.

    • @Odysseus L:

      Artikel gelesen? Es werden keine Länder ausgeschlossen.

  • Es ist vom Autor natürlich fies zu sagen letztes Jahr wäre Israel gemobbt worden. Da doch Israel die anderen so belästigt hat das zahlreiche Künstler GAR NICHT auftreten wollten und ein Musiker sogar auf Grund einer Lüge ausgeschlossen wurde. Auch dieses Jahr meldeten sich die Ex Musiker und wiesen nochmals darauf hin wie schlimm das Mobbing seitens Israel war.

    • @Welt Bürger:

      Wurden gegen diesen Musiker auch Morddrohungen ausgesprochen wie gegen Eden Golan, die letztes Jahr für Israel aufgetreten ist? laut.de/News/Nach-...n-10-04-2024-20341

  • Ja wenn die alle nur ihre Fernsehsender vetreten warum kommen sie dann landesfahnenschwenkend an und nicht mit einer Fahne auf der das Logo ihres Senders ist?

    • @Martha:

      Das ist eine Veranstaltung European Broadcasting Union. Und was soll jetzt dagegen sprechen das Teilnehmer ihre Landesfahnen zeigen. Die Fußbal WM ist eine Veranstaltung der UEFA, da zeigen Fußballspieler auch ihre Landesfahnen. Da werden von den Manschaften auch keine Fahnen mit UEFA Symbol geschwungen.

  • "....auch der britische Falkland-Krieg in den frühen Achtzigerjahren führte zu keinen Sanktionen"

    Hä? Warum sollte er auch? Das Nicht-ESC-Teilnehmerland Argentinien griff unprovoziert britisches Territorium an.

    • @Suryo:

      Sie meinen britisch besetztes argentinisches Territorium.

    • @Suryo:

      Israel wurde am 7. Oktober auch angegriffen.

      • @BrendanB:

        Eben!

    • @Suryo:

      Da bin ich auch kurz zusammengezuckt. Vielleicht sind dem Autor die Hintergründe des Falklandkonfliktes nicht bekannt. Als Fallbeispiel ist er hier so oder so aber ungeeignet.

  • Dass Yuval Raphael den Terroranschlag am 07.10.2023 überlebt hat, indem sie sich tot stellte, ist natürlich krass; insofern ist ihr Weiterleben als Star wie eine Auferstehung.

    Andererseits kann kein/e Palästinenser/in am ESC teilnehmen, schon gar nicht aus Gaza. Deren Menschen waren schon immer vom ESC ausgeschlossen.

    Was das Argument mit dem unabhängigen Fernsehsender betrifft: da haben irgendwelche Winkeladvokaten wieder mal ihrer Korinthenkackerei gefröhnt. So etwas kann kein Kriterium sein, weil die Israelische Sängerin sicherlich nicht den Fernsehsender vertritt, sondern ihr Land.

    Deshalb sollten und müssen gleiche Maßstäbe gelten und die gelten nicht. Schon früher, bei Boykotts der Sommer-Olympiaden gegen Russland und die USA wurden vor allem die Sportler:innen bestraft.

    Entweder es nehmen sowohl Russland und Israel am ESC teil, oder keiner von beiden.

    • @Uns Uwe:

      "Entweder es nehmen sowohl Russland und Israel am ESC teil, oder keiner von beiden."

      Russland hat die Ukraine angegriffen. Israel wurde von Palästinensern aus Gaza angegriffen. Finde den Unterschied!

    • @Uns Uwe:

      Es gibt keine palästinensche Rundfunkorganisation. Hätten Abbas und andere Politiker ja mal gründen können. Da wird kein "Palästinenser" ausgeschlossen. Weder von der EBU noch von Israel.

      • @BrendanB:

        Die Palestinian Broadcasting Corporation (PBC, arabisch هيئة الإذاعة والتلفزيون الفلسطينية, DMG Haiʾat al-Iḏāʿa wa-t-Tilifizyūn al-Filasṭīniyya) ist eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt in den Palästinensischen Autonomiegebieten mit Sitz in Ramallah, die ein Hörfunk- und ein Fernsehprogramm betreibt.



        (Wikipedia)

    • @Uns Uwe:

      Ja, der ESC ist eine Veranstaltung der EBU. Und ich glaube kaum das die Hamas bei der EBU einen Antrag auf eine mitgliedschaft bei der EU für Gaza TV stellt.

      Und Rußland führt einen Angrifskrieg gegen die Ukraine. Israel wird mit Raketen aus Gaza, Iran, Libanon und Jemen beschossen. Aus dem Gazastreifen kommen Terroristen und ermorden Israelis. Das ist der Unterschied.

  • "Für die ESC-Tage raten Baseler Sicherheitskräfte Jüdinnen und Juden, sich unauffällig zu verhalten." Man darf sich schon fragen, in was für einer Welt wir mittlerweile leben, in der man sich als Jude wieder möglichst unsichtbar muss, um schadlos Öffentlichkeit zu überstehen.

    • @Vigoleis:

      diese kommunikation ist teil des problems, entweder unverständnis oder bewusstes framing, die kritik und wut richtet sich nicht gegen jüdische menschen, sondern gegen die regierung israels. dies genau auseinander zu halten, schaffen nur leute, die sich intensiv mit der thematik befasst haben. dazu gehören leider sehr selten politiker oder auch medienvertreter.



      im falle des ESC kann man schon davon ausgehen, dass die sängerin den staat vertritt, und nicht nur eine zufällige bürgerin israels ist - den vorwurf des whitewashing muss sich also israel gefallen lassen.



      was man neben der ganzen inszenierung der opferrolle und verletzter gefühle eben nicht vergessen darf, ist, dass die regierung israels offen ausspricht, dass sie die menschen in gaza vertreiben und aushungern will, dass es keine menschen sondern tiere sind, völkerrecht bricht etc.



      wichtig belibt, diese tatsachen immer in relation zu halten

      • @the real günni:

        Wieso können Sie davon ausgehen, dass die Sängerin Israels Regierung vertritt? Und wieso sind Morddrohungen gegen Juden keine Morddrohungen gegen Juden, sondern gegen die israelische Regierung? Weil alle Juden unter einer Decke stecken?

      • @the real günni:

        Nein, Morddrohung gegen jüdische Künstler aus Israel richten sich nicht gegen die israelische Regierung, sondern gegen Juden.

        Was Sie da behaupten, ist schon starker Tobak.

      • @the real günni:

        Die Kritik am ESC richtet sich gegen Israel, das stimmt. Aber es werden in Europa keine Israelis als solche angegriffen, sondern Menschen die jüdische Symbole tragen. Das können Israelis aber auch Deutsche oder Afrikaner sein. Einen Israeli einen man in der Regel nicht an seinem Ausehen.

      • @the real günni:

        Und das erlaubt es dem Mob einer unschuldigen 24 jungen Frau die die Gräuel der Hamas überlebt hat offen mit Mord zu drohen? Weil sie Israel bei einem Musikfest vertritt? Inwiefern hilft es Palästina diese junge Frau die so viel durchmachen musste zu bedrohen und ängstigen, sagen Sie es mir bitte

      • @the real günni:

        Erzählen Sie Ihre Spitzfindigkeiten bitte jedem Juden, der anlasslos auf der Straße angepöbelt oder ggf. zusammengeschlagen wird.

    • @Vigoleis:

      Das gilt auch für andere, nicht nur für Juden....

      • @PartyChampignons:

        Bei "anderen" scheint die Gefährdung aber eher gering. Sie müssen nicht von der Polizei vorgewarnt werden.

  • Natürlich sollte Israel am ESC nicht teilnehnen dürfen. Das ESC als weltoffenes, multikulturales Festival verträgt sich schwer mit einer Repräsentanz einer rechtsextremen Regierung Netanjahu, deren Priorität expliziet nicht die Befreiung der Geiseln ist, sondern eine militaristische Strategie, die die Hamas und den Gaza zerstören, die Bevölkerung vertreiben und damit den Tod der Geiseln biligend in Kauf nehmen will. Nicht nur Amnesty International bezeichnet dieses Vorgehen als Völkermord an den Palästinensern. Massenmord in Gaza und der Überfall auf die Ukraine vertragen sich nun mal nicht mit den Zielen des ESC.

    • @Rinaldo:

      Danke für Ihren Kommentar, sehe ich genauso.

    • @Rinaldo:

      OK, dann sollte aber auch Aserbaidschan wegen der ethnischen Säuberungen in Bergkarabach ausgeschlossen werden. Oder geht es nur darum, Antisemitismus als Menschenfreundlichkeit zu verpacken?

    • @Rinaldo:

      Es ist einfach schäbig und reinster Antisemitismus, israelische Künstler:innen zu diskriminieren, weil einem die Politik Israels nicht gefällt. Und der Vergleich mit Russland ist Unfug: Russland führt einen Angriffskrieg, während Israel sich gegen eine zynische Terrorbande verteidigt, die sich hinter wehrloser Zivilbevölkerung versteckt und diese zynisch opfert, um sich selbst als Opfer zu gerieren.

    • @Rinaldo:

      Bitte lesen Sie den Artikel, bevor Sie kommentieren.

    • @Rinaldo:

      Antisemitismus aber auch nicht.

    • @Rinaldo:

      Seh ich auch so. Gruss Peter