piwik no script img

Rechte PolitikVerliebt ins Ressentiment

Robert Misik
Essay von Robert Misik

Die ostdeutschen Anhänger der AfD und die österreichischen der FPÖ sind keine verirrten Protestwähler. Sie wollen die Gefühlsrohheit.

Ihr Jubel kennt keine Grenze: Anhänger der FPÖ in Wien 2024 Foto: Filip Singer/epa

D er Herr ist dünnhäutig und leicht verletzlich. Er ist voller Misstrauen. Von anderen nimmt er gerne das Schlechteste an, von sich selbst dagegen stets das Beste. Er ist prinzipiell unschuldig und ebenso prinzipiell ein Opfer. Er hat eine gewisse Freude daran, andere zu quälen und zu mobben, und ist leicht in Rage zu bringen. Menschen mag er nicht wirklich.

Herbert Kickl ist Österreich. Und mit Blick auf die letzten Landtagswahlen in Ostdeutschland gesagt: Er ist offenbar auch ein Rollenmodell für Deutschland.

Womöglich verkörpert der Chef der Freiheitlichen Partei die Gegenwart des Österreichischen besser, als dem durchschnittlichen Österreicher lieb sein mag. Letzterer belügt sich ja gerne. Dann kommt eben so etwas wie Herbert Kickl heraus.

Krass und brutal

Zugegeben, das ist jetzt etwas krass und brutal gesagt. Aber krass und brutal ist wohl nicht unangemessen angesichts dessen, was am Wahlsonntag in Wien passiert ist. Die FPÖ, die sich in den vergangenen Jahren noch einmal extra radikalisiert hat, ist unter ihrem rechtsextremen Parteichef Herbert Kickl bei den Nationalratswahlen stärkste Partei geworden.

Das ist, als würde Björn Höcke Bundes­tagswahlen gewinnen.

Herbert Kickl ist gern gesehener Gast bei allen möglichen Hassprediger-Versammlungen. Er sieht ein wenig aus wie ein Volksschullehrer, der Briefmarken sammelt, ein bisschen auch wie eine skurrile Kreuzung aus Harry Potter und Dobby, dem Hauself. In seinen Augen ist aber etwas, was einem den Wunsch hegen lässt, mit dem Herrn dienstlich und zu Kriegszeiten lieber nichts zu tun zu haben.

Als er vor drei Jahrzehnten seine Laufbahn als Kofferträger Jörg Haiders begann, hat man ihm eine erste Aufgabe in der Bildungsanstalt der Rechtspartei übertragen. Dort fragte ihn ein Kampfgefährte nach einiger Zeit, verwirrt vom Charakter des sonderlichen Kollegen: „Wenn du hier niemanden magst, was machst du dann hier?“

Gewiss, seine Partei hat 28,8 Prozent erreicht, was natürlich heißt, 71,2 Prozent haben ihn nicht gewählt. Aber was, wenn diese relative Mehrheit von 28,8 Prozent genau das wollte, genau einen solchen – und genau die Radikalität, genau den Irrwitz, die Niedertracht, genau die Böswilligkeit und den Extremismus, für den er und seine Truppe stehen? Und was, wenn die 30 Prozent und mehr AfD-Wähler im Osten Deutschlands genau das Gleiche wollen?

Sie sind begeistert von der eigenen Fiesheit. Haben Lust an der Bösartigkeit

Verirrte Schäfchen

Verbreitet ist die bequeme Annahme, dass die Wählerinnen und Wähler extremer Rechtsparteien nur verirrte Schäfchen seien, gebeutelt von der krisenhaften Welt, den Komplexitäten der Moderne, der ökonomischen Bedrängnis. Der Oberton dieser Annahme ist, dass an sich gutwillige Leute ziemlich schlimme Finger wählen, aber nicht wirklich vorsätzlich, als wären sie irgendwie nicht geschäfts­fähige Hascherln. Als wären sie besachwaltert.

Wahrscheinlich sollte man sich mit der Tatsache anfreunden, dass die Wählerschaft dieser Parteien sich nicht einfach aus Einfältigkeit verwählt, sondern dass sie genau das wollen. Dass sich in unseren Gesellschaften die Sozialfigur des begeisterten rechts­extremen Wählers breitmacht.

Wie konnte das geschehen?

Kein Ruck sondern Erdrutsch

Diese Sozialcharakter wachsen keineswegs aus dem Nichts. Der Rechtsruck ist „kein Ruck mehr, sondern eine mittlerweile jahrzehntelange Verschiebung sämtlicher Grundprinzipien“, formulierte der Dramatiker Thomas Köck in seiner jüngst erschienenen „Chronik der laufenden Entgleisungen“. Es gibt keinen Rechtsruck, „es gibt einen Rechtserdrutsch, gesellschaftlich, der längst in vollem Gange ist“.

Dessen Boden wird genährt, lange schon, fürsorglich und hingebungsvoll. Durch jedes Wort der gezielten Bös­artigkeit, was man salopp und leichtfertig die „rechten Provokationen“ nennt. Jede dieser Bösartigkeiten führte Tropfen für Tropfen mehr an Gefühls­rohheit hinzu. Man gewöhnte sich an sie.

Noch die Empörung darüber besorgte ihr Geschäft, die Rohheit bleibt im Gespräch, kommt immer mehr ins Gespräch, die einen kritisierten sie, die anderen verteidigten sie, dann wirkt sie erst als eine mögliche Meinung, die man haben kann, dann nach und nach als eine unter den Gängigen. Empört man sich, spielt man ihnen schon in die Hände und tut, was sie erhoffen, generiert Aufmerksamkeit. Bekämpft man sie „inhaltlich“, läuft man ihren „Inhalten“ hinterher. Was immer man tut, die Gefühls­rohheit leckt sich die Finger. Wenn sich alles um sie dreht, schraubt sie sich immer mehr in unsere Welt hinein.

Das ist der eigentliche Grund für das, was wie „Hilflosigkeit“ der anderen Parteien aussieht.

Lust an der Bösartigkeit

Der Ausländer? Wird zum Synonym für kriminell. Der Migrant: zum Syno­nym für Messerstecher. Schreit der Anführer „millionenfach abschieben“, klatscht das Publikum begeistert in die Hände. Begeistert von der eigenen Fiesheit. Lust an der Bösartigkeit. Die Anderen behandeln die Themen als „berechtigte Sorgen“, und schon wirkt die Bösartigkeit irgendwie als alltäglich.

„Rechtsradikal ist die neue Mitte. So weit alles normal“, schrieb der Filmemacher David Schalko zuletzt in der FAZ. Der Beitrag von „alternativen“ Hetzmedien und dem Aufschaukelungs­zusammenhang von Social Media sollte man nicht geringschätzen, ebenso wenig den von Boulevard und konventionellen Medien, die dann als Plattform der Normalisierung wirken.

In den Studien von Adorno und Co über den „autoritären Charakter“ wurden Sozialfiguren wie „der Rebell“ oder „der Spinner“ bereits als eine Randfigur faschistischer Bewegungen entdeckt, diese war aber damals gegenüber den anderen Typen des Konformistisch-­Autoritären noch peripher. Heute dominiert der Typus des „konformistischen Rebellen“, der sich in der Gemeinschaft der Starken aufgehoben fühlt, den Zuspruch seiner Bubble liebt, sich geknechtet und gegängelt fühlt, alle Regeln ablehnt, sogar vernünftige.

Der mit der Meute selbsterklärter „Selbstdenker“ blökt und sich als system­kritisch wähnt. Seine Parole ist nicht: Im Stechschritt voran. Sondern: „Nicht mit mir!“

Aggression, Kraftmeierei, Destruktivität, Zynismus

Der rechtsextreme Agitator hat nicht nur Wähler, er schafft auch ein Anhängersubjekt, aufbrausend, selbstgerecht, daueraggressiv und mit Hang zur Gewaltsprache. „Autoritäre Aggression, Kraftmeierei, Destruktivität, Zynismus, (verschwörungstheoretische) Projektivität und Aberglaube“, das sind die Charakterattribute dieses Typus, die die Soziologen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey in ihrer Studie „Gekränkte Freiheit“ anführen.

Leo Löwenthal hat in seiner phänomenalen Untersuchung „Falsche Propheten“ vor beinahe neunzig Jahren die Symbiose des Anführers und Scharfmachers und seines Auditoriums schon hellsichtig beschrieben. Die schlechten Manieren, die Gewaltsprache, die ob­szöne Redeweise, sie gelten als Ausweis der Unangepasstheit und der Aufrichtigkeit (Kickl sagt gern, man werde den Gegnern „einen Schlag aufs Hosentürl“ versetzen).

Der Agitator muss sein Publikum im Bewusstsein stärken, hilfloses Objekt „einer permanenten Verschwörung“ zu sein. Löwenthal: „Die Anhäufung von erfundenen Schrecken auf wirkliche“ gehört ebenso zu seinem Standardrepertoire wie „die Taktik des ‚Alles-in-einen-Topf-Werfens‘“. Er aktiviert „die primitivsten … Reaktionen seiner Anhängerschaft“, er „watet in dieser Malaise, er genießt sie“, und das Publikum, das in seine Fänge gerät, verfällt zunehmend in eine „paranoide Beziehung zur Außenwelt“.

Retrospektiv geradezu spektakulär ist Löwenthals Vermutung, dass diese Form der Agitation „eine standardisierte und simplifizierte Version der ursprünglichen Nazi- und faschistischen Propaganda­slogans darstellt“ und das Thema des „einfachen“ Amerikaners, „ein­fachen“ Franzosen vs. böswillige Eliten in jedes „Land verpflanzt werden“ könne.

Ethno-Nationalismus

Tatsächlich hat sich eine Art „globaler Stil“ des Ethno-Nationalismus herausgebildet.

In jüngerer Zeit hat die französische Philosophin und Psychoanalytikern Cynthia Fleury von Milieus voller Bitternis geschrieben. Sie spricht von einer „querulatorischen Paranoia“, einer „Vergiftung“, einer „Selbstvergiftung“ der Subjekte, die an realen, echten sozialen Problemen andockt, aber ins Maßlose eskaliert. Das „in das Ressentiment verliebte Subjekt“ erleidet einen „Verlust der Urteilsfähigkeit“. Fleury: „Eine Person, die diese Störung hat, gibt ihre Fehler nie zu, ist aggressiv und provoziert andere, hat unbeherrschte Wutausbrüche, ist pathologisch unaufrichtig, überempfindlich.“

Die extremistische Agitation schafft sich ihr Subjekt, montiert die Leute um, produziert ein Resonanzmilieu, das dann alle Überschreitungen als Befreiungen erlebt. Indem sie sich allerlei Grausamkeiten für Andere (Kritiker, Andersdenkende, Flüchtlinge, Faule, Systemlinge usw.) ausmalen, erleben sie einen gemeinsamen Lustmoment. Am Ende werden es wieder einmal ganz normale Leute gewesen sein.

Der harte Kern dieser Wählerschaft wünscht sich genau das, was er bekommt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Robert Misik
Geboren 1966, lebt und arbeitet in Wien. Journalist, Sachbuchautor, Ausstellungskurator, Theatermacher, Universaldilettant. taz-Kolumnist am Wochenende ("Der rote Faden"), als loser Autor der taz schon irgendwie ein Urgestein. Schreibt seit 1992 immer wieder für das Blatt. Buchveröffentlichungen wie "Genial dagegen", "Marx für Eilige" usw. Jüngste Veröffentlichungen: "Liebe in Zeiten des Kapitalismus" (2018) und zuletzt "Herrschaft der Niedertracht" (2019). Österreichischer Staatspreis für Kulturpublizistik 2009, Preis der John Maynard Keynes Gesellschaft für Wirtschaftspublizistik 2019.
Mehr zum Thema

58 Kommentare

 / 
  • Bei dieser Analyse fehlt allerdings die Tatsache, dass sich große Teile der Wählerschaft rechter Parteien an bestimmten Stellen der sozialen Hierarchie finden: die FPÖ gilt als die neue österreichische Arbeiterpartei. Und die AfD entwickelt sich langsam auch in diese Richtung.

  • Der Elefant im Raum ist das Geld mit dem die Kampagnen und Propaganda der rechten Parteien und Bewegungen finanzieret werden.

    Das Problem ist nicht die Menschen sondern die mächtigen Finanziere dieser Welt, die gezielt in den Abbau der Demokratie z.B. in Europa investieren.

    Propaganda und Werbung funktioniert. Deswegen wird so viel Geld dafür ausgegeben.

    www.taxmenow.eu/

    taz.de/Desinformat...usslands/!6034158/

    www1.wdr.de/radio/...demokratie100.html

    • @Nilsson Samuelsson:

      Das Problem sind die rechten Menschen UND die mächtigen, rechten Finanziere.

  • Mir fehlt im Text noch eine schlüssige Erklärung, warum sich Menschen in diese Wut- und Hasswelt hineinziehen lassen. Denn gut geht es ihnen dort nicht - darüber gibt es genug Literatur.

    Ich denke, das Grundprinzip der Verführung ist die Ansprache niederer Instinkte. Egoismus (entspricht dem Selbsterhaltungstrieb) und Rudelverhalten ("wir gegen die") sind das Erbe unserer tierischen Vergangenheit. Das wird gezielt ausgenutzt.

    Wenn erst mal die Überzeugung gereift ist, dass "wir die Guten" und "die anderen die Bösen" sind, entstehen Angst und Hass. Das sind Gefühle, die hervorragend geeignet sind, das Denken endgültig abzustellen.

  • Ursachen müssen von der Politik angepackt werden. Nicht nur über die Symptome jammern.

  • Auf den Punkt gebracht! Großartiger Essay von Robert Misik! Am Ball bleiben gegen rechte und menschenfeindliche Gefühlsrohheit...

  • Vielleicht ist es mittlerweile dringender, "den weißen Wolf zu füttern" statt den neuen autoritären Charakter zu analysieren. Texte dieser Art, so brilliant und richtig sie sind werfen eben auch nur ein "Schlaglicht" auf Menschen, denen "wir" uns nicht zugehörig fühlen, und machen sie zum Problem. Sie können auch Spuren von Ressentimemt oder Hilflosigkeit enthalten oder befeuern.

    Selbstverständlich IST es ein Problem, dass so viele die FPÖ gewählt haben und die Gesellschaft so extrem nach rechts rückt.

    Ich glaube nur, dass es dringend an der Zeit ist, den Blick auf anstrebenswerte Ziele zu richten. Auch wenn die gerade keine Mehrheiten mobilisieren und die Fans der FPÖ, AfD etc. nicht überzeugen. Das Starren auf die rechte Bedrohung erscheint mir zunehmend unproduktiv. Die Fans von Demokratie, Empathie, Menschenrechten und Vielfalt brauchen Zusammenhalt, (zum Spar-, Leistungs- und Härtediskus alternative) Konzepte, Schutz und Solidarität, Geld, Austausch, Leute die Mitmachen, Vernetzung, Kraft, Humor, Hoffnung...

    • @sàmi2:

      Das ist jetzt aber mal völlig falsch verstanden. Das Problem wird verallgemeinert, abstrahiert, strukturell erwasst, begriffen und dargelegt und bezeichnet als Problem von Personen.



      Das Problem wird von den Personen gelööööst

  • "Der harte Kern der Wählerschaft ..."



    Genau! Misik ist ein wenig entgangen, dass er mit seiner letzten Aussage seine Generalthesefaktisch selbst konterkariert.



    Dass es einen harten Kern gibt (warum wird bei Misik übrigens das putinhörige BSW ausgeklammert?), auf den seine Beschreibung zutrifft, würde ich jederzeit unterschreiben. Nur: wie groß ist dieser harte Kern, und wie groß der Rest?



    Ansonsten wirft sein theoretisches Grundgerüst aus Adornos Werkzeugkoffer natürlich Fragen auf. Mal abgesehen davon, dass Adornos Verknüpfung von Kapitalismus und autoritärer Persönlichkeit offensichtlicher Humbug ist (in der dt. Geschichte gab es keine autoritärer geführte Partei als die stalinistische KPD/SED - KBW u. ähnl. Sekten passen ja auch in dieses Bild): warum hat dieser autoritäre Typus die gesellschaftliche Liberalisierung seit 1968 ff. so ungebrochen überlebt, und warum manifestiert sich das dann nicht kontinuierlich in entsprechenden Wahlresultaten?



    Aber das ist eben das Elend der großen Generalthesen, die glauben, mit monokausalen Erklärungen den großen Wurf gemacht zu haben, sich historisch betrachtet aber regelmäßig als unzulänglich herausstellen.

    • @Schalamow:

      Eben. Wenn das alles stramme Nazis sind, warum war die NPD dann nicht genauso stark wie die AfD heute?

      • @Chris McZott:

        Die NPD hatte ein schlechtes Image. Das ist im Kern alles. Viele Rechtsextremisten mögen es nicht, wenn



        man sie Rechtsextremisten nennt. Da kam die AfD gerade recht. Inhaltlich sind die Unterschiede IMO marginal.

      • @Chris McZott:

        Weil die NPD viel schlechter in taktischer und strategischer Kommunikation war. Und sie fing nicht wirtschaftsliberal an, wurde also nicht zu anfang hofiert und dann nach rechtsaußen korrumpiert.

    • @Schalamow:

      Die Analyse der „autoritären Persönlichkeit“ ausschließlich als einen politikwissenschaftlichen Ansatz zu verstehen und sie zudem noch auf spezifische Parteien oder soziale Millieus zu reduzieren, greift m.E. zu kurz.



      Denn in jedem von uns steckt etwas von diesem Autoritarismus, den wir meistens schon mit der Muttermilch aufsaugen. Also ist es ein allgemein sozialwissenschaftliches (interdisziplinäres) Erklärungsmodell, welches z.B. auch in der Pädagogik seinen Niederschlag gefunden hat. Und selbst in der literarischen Rezeption, denken Sie nur an „Der Hauptmann von Köpenick“ (Zuckmayer) oder „Der Untertan“ (Heinrich Mann). (Also das Phänomen wurde literarisch schon beschrieben, bevor es eine soziologische Theorie dazu gab).



      Ob wir uns politisch eher rechts, mittig oder links verordnen, spielt nur insofern eine Rolle, als Autoritarismus explizit integraler Bestandteil rechter Ideologie ist. Linke sind da durchaus nicht immun, die DDR-Gesellschaft ist das beste Beispiel dafür.



      Ob es ein spezifisch „deutsches“ Phänomen ist, kann ich nicht sagen, manche Züge der autoritären Persönlichkeit sind es - in ihrer zeitbezogenen kulturellen Ausprägung -, andere erscheinen eher universell.

  • Volle Zustimmung (Rechtserdrutsch, Gefühlsroh-



    heit, usw.). Nur der Begriff "besachwaltert" ist für mich undurchsichtig - liegt aber vielleicht auch an mir selber...

  • "Der harte Kern der Wählerschaft ..."



    Genau! Misik ist ein wenig entgangen, dass er mit seiner letzten Aussage seine Generalthesefaktisch selbst konterkariert.



    Dass es einen harten Kern gibt (warum wird bei Misik übrigens das putinhörige BSW ausgeklammert?), auf den seine Beschreibung zutrifft, würde ich jederzeit unterschreiben. Nur: wie groß ist dieser harte Kern, und wie groß der Rest?



    Ansonsten wirft sein theoretisches Grundgerüst aus Adornos Werkzeugkoffer natürlich Fragen auf. Mal abgesehen davon, dass Adornos Verknüpfung von Kapitalismus und autoritärer Persönlichkeit offensichtlicher Humbug ist (in der dt. Geschichte gab es keine autoritärer geführte Partei als die stalinistische KPD/SED - KBW u. ähnl. Sekten passen ja auch in dieses Bild): warum hat dieser autoritäre Typus die gesellschaftliche Liberalisierung seit 1968 ff. so ungebrochen überlebt, und warum manifestiert sich das dann nicht kontinuierlich in entsprechenden Wahlresultaten?



    Aber das ist eben das Elend der großen Generalthesen, die glauben, mit monokausalen Erklärungen den großen Wurf gemacht zu haben, sich historisch betrachtet aber regelmäßig als unzulänglich herausstellen.

  • Da ja jede Politische Gruppe ihre Ressentiments hat, bleibt die Frage ob es gute und schlechte Ressentiments gibt.



    So traurig wie es ist, Politik funktioniert nur noch mit Feinbildern. Wahlen gewinnt nur noch der wer jetzt den größten Feind ausmacht.

  • Die Beschreibungen im Artikel erinnern mich an das Milieu, in dem ich aufgewachsen. Allerdings war das Westdeutschland. Ich habe aber den Eindruck, dass es diese Milieus auch in anderen Ländern und Gesellschaften gibt.

    • @aujau:

      Aufgewachsen bin.

  • Danke für diesen Artikel. Ich kann das Märchen vom Protestwähler auch nicht mehr hören. Diese Leute wählen rechtsextrem weil sie es wollen, weil sie sich mit dieser menschenverachtenden Ideologie prima identifizieren können. Die etablierten Parteien sind leider keine Lösung, sie blasen ja kräftig alle ins gleiche AfD-Horn. Mehr als 32 Jahre Stillstand durch CDU-Regierungen, eine SPD, die sich selbst längst kapitalisiert hat, Grüne, die ihre Ideale schon früh verraten haben und Linke, die sich von einer Wagenknecht haben vorführen lassen. Alles Schlechte auf einen Sündenbock zu schieben ist halt einfacher, als Probleme zu benennen und bewältigen.

    • @Minelle:

      "Mehr als 32 Jahre ..." ab hier verfallen Sie in das allgemein bekannte Ampel- bzw. Grünen-Bashing ohne ,,,



      Hat eh keinen Wert.

  • Im Kern handelt es sich IMHO um die Auswüchse dessen, was die Neoliberalen seit Jahrzehnten predigen: Egoismus als Basis für alles. Und das unter Ablehnung von allen Prinzipien, auf denen "der Westen" basiert. Die Ukraine wird überfallen? Sch**** drauf, man will Putins billiges Öl zurück." Wir nehmen Flüchtlinge auf? Will man nicht, weil die Geld bekommen, dass nach Ansicht dieser Leute ihnen zusteht. Immigration? Lehnt man ab, weil man Konkurrenz bei Arbeitsplätzen, Wohnungen und Kitas befürchtet (und natürlich beim Zahnarzt). Die Welt als Dschungel, in dem nur das "ich" zählt.

    • @Kaboom:

      Leider, leider, leider ist das eine vollkommen korrekte Beschreibung.

  • Und was wollen westdeutsche AfD-Anhänger?

    • @Paul Anther:

      Genau dasselbe. Misik ist in seinem Essay ja auf die älteren und aktuelle sozialpsychologische und soziologische Studien eingegangen, die diese „autoritäre Persönlichkeit“ genauestens beschreiben - meiner Meinung nach der spannendere Teil des Essays.



      Das gilt vermutlich für alle Zeiten und jede erdenkliche Gesellschaftsformation, sozusagen universell. Deshalb fällt es im Grunde armen Würstchen wie Kickl oder Höcke so relativ leicht, ihr Publikum zu verführen.



      Keine Ahnung, ob die beiden ihre Reden auch vor dem Spiegel üben.

  • 6G
    613694 (Profil gelöscht)

    Alle Studien und Exprimente seit Milgram haben immer wieder gezeigt, dass die Mehrheit der Menschen keine innere unabhängige Moral und Stärke besitzen, die es ihnen wirksam ermöglicht, nicht grausam gegen Mitmenschen zu sein. Und sobald gesellschaftlich die Weichen in die Richtung gestellt werden, das angeblich bedrohte eigene Terrain zu verteidigen, bricht diese Bereitschaft zur Grausamkeit durch und endet gewöhnlich in Barbarei.

  • Eine bestechende Analyse, die nicht auslotet, was die Grundlage des perfiden Rechtsrucks in Europa und den USA sein könnte.



    Misik zitiert zwar wichtige linke jüdische Sozialwissenschaftler der Weimarer Republik, doch er vernachlässigt, dass Adorno noch kritisch analysierte, wie der Kapitalismus jede Pore der Gesellschaft durchdringt und die Gesellschaft anfällig für Populismus von rechts macht.



    Grundständige kapitalismuskritische Kulturkritik fehlt auf Seiten der Linken (SPD, Grüne), alles geht, bald auch die Grünen mit der CDU im Bund. Was für ein Abgrund!



    Was ist morsch am demokratischen System, diese Frage wird von diesen wichtigen Parteien gar nicht erst selbstkritisch gestellt und beantwortet.

    "Wir haben verstanden, wir müssen unsere Politik besser erklären", lautet deren Antwort.



    Ist unsere Gesellschaft nicht eine Klassengesellschaft wie eh und je, wie Adorno schreibt? Die Linke (SPD, Grüne) schweigen dazu.



    Dabei beuten die Produktionsverhältnisse die Welt mittlerweile global aus, was den Gegensatz zwischen ausbeutenden Kapitalisten und ausgebeuteten Lohnarbeitenden stark verschärft. Kritik an der kapitalistischen Totalität (Adorno) bei VW unmöglich?

  • Es ist leider selten, dass man solche intellektuell klaren Analysen der Situation liest. Danke.

  • Aus meiner Sicht ist es viel einfacher. Europa ist in den letzten 30 Jahren sehr viel vielfältiger geworden. Das finde ich persönlich super. Leider gibt es Menschen denen das sehr missfält. Deswegen wollen sie das Europa von 1995 wieder haben mit allem was dazugehört. Die Heribert Kickels und Björn Höckes Europas scheinen am chancenreichsten zu erscheinen wenn es darum geht, diesen Schritt zurück zu vollziehen. Die Gesellschaft ist nicht rechts, oder national oder böse oder was auch immer. Sie wollen einfach in der Zeit zurück. Zumindest diejenigen sie so ne Hetzer wählen.

    • @Nobodys Hero:

      Es kann ja beides gleichzeitig wahr sein: Niedertracht und Nostalgie.

      • @Wurstprofessor:

        Das stimmt

  • "Aber was, wenn diese relative Mehrheit von 28,8 Prozent genau das wollte, genau einen solchen – und genau die Radikalität, genau den Irrwitz, die Niedertracht, genau die Böswilligkeit und den Extremismus, für den er und seine Truppe stehen? Und was, wenn die 30 Prozent und mehr AfD-Wähler im Osten Deutschlands genau das Gleiche wollen?"

    Ende des Rechtsstaat und der Demokratie oder Bürgerkrieg. Oder beides.

    • @denkenmachtschön:

      Als Erstes werden die letzten Vernünftigen auswandern. Ich Russland ist das schon geschehen.

      • @Jörg Schubert:

        Und im Osten Deutschlands auch.

  • Deutliche Worte und eine gute Beleuchtung des Hintergrunds : Dafür lese ich Misik gerne! Ich glaube ja, dass auch Steve Bannon bei seinen Fortbildungsreisen in Europa den polit. Kurs der Fascho-Elite mitbestimmt hat. Auch beim Brexit war er aktiv. Und Orban, der Dreisteste, ist zum Role Model geworden.



    Wer die Demokratie nur dazu benutzt, sie abzuschaffen, der verwirkt das Recht auf demokratische Partizipation und Meinungsfreiheit, finde ich ...

    • @Christian Lange:

      Man könnte Demokratiefeinde auch exmigrieren. Gleiches mit Gleichem zu vergelten ist zwar kein guter Rechtsgrundsatz, würde aber passen.



      Russland wird sie sicher gerne aufnehmen. Dort braucht man ständig frisches Kanonenfutter...

  • Herbert Kickl ist in der Tat ein gutes Beispiel für einen Scharfmacher, der selbst nichts Sinnvolles zustande gebracht und nie(!) produktiv in der Privatwirtschaft gearbeitet hat. Seine Studien der Publizistik, Politikwissenschaft, Philosophie und Geschichte hat er nicht beendet. Damit ähnelt er fatal einem Matteo Salvini und einem Umberto Bossi. Verglichen mit diesen dreien war Silvio Berlusconi ein geistiger Überflieger.



    Leider begegnen uns bei den Rechten häufig solche Figuren: Leute, die selbst vollkommen unfähig sind, aber, wenn sie in entsprechende Positionen gewählt werden, in maßloser Arroganz auf andere herabschauen und versuchen, ihre Macht für die eigene Überhöhung und Bereicherung, nicht jedoch zum Wohle des Staates einzusetzen.

    Es wird dringend Zeit, dass sich das Bildungsbürgertum politisch stärker einbringt. Damit meine ich vor allem diejenigen, die Wirtschaft und Kultur am Laufen halten, viele davon mit abgeschlossenem Studium, seien es nun Mediziner, Juristen, Wissenschaftler, Ingenieure und Kulturschaffende, Selbständige und Unternehmer. Leider ist es so, dass diese beruflich voll eingespannt sind und sich ungern in die Niederungen der Politik begeben.

    • @Aurego:

      Es waren gebildete Menschen, die den Holocaust geplant und ausgeführt haben! Lehrer, Professoren, Juristen. In der Wannseekonferenz saßen keine Bauern oder einfache Arbeiter. Die sind es übrigens auch, die das Land am Laufen halten.

      • @Minelle:

        Ich bezog mich auf die Anführer, nicht auf die willigen Helfer und Administratoren des Wahnsinns.

    • 6G
      611245 (Profil gelöscht)
      @Aurego:

      Zum zweiten Absatz: Das kann man getrost auf alle politischen Richtungen anwenden. Deswegen beschränkte sich meine Parteiförmige linke Tätigkeit auf wenige Jahre… .

      Zum dritten Absatz: Diese Leute haben vollkommen Recht. Genau aus o.a. Grund. Bisschen Kommunalpolitik geht noch. Aber dann hört es schon auf.

      • @611245 (Profil gelöscht):

        Ausgerechnet die Kommunalpolitik wäre das, was mich zurückschrecken ließe.

    • @Aurego:

      Na ja. Auf die in Ihrem letzten Absatz genannten Bürger und Politiker wurde in den letzten 3 Jahren dermaßen draufgeprügelt, vor allem aus der sogenannten Bürgerlichen Mitte, man kann auch sagen spießbürgerliche Mitläufer und Nachbrabbler, dass die sich jedes Engagement sehr wohl überlegen werden.



      Ähnliche Überlegungen hatte ich versucht darzulegen, aber Sie haben das besser formuliert.



      taz.de/Mehr-Schlep...bb_message_4841132

      • @LeKikerikrit:

        Danke für den Link auf Ihren Beitrag!



        Leider hat die - konservative - bürgerliche Mitte ein wichtiges Detail übersehen: Wenn man zu oft auf der Bremse steht (warum fällt mir jetzt die FDP ein?), wird man kein Rennen gewinnen.



        Kohl hatte das Glück der Wiedervereinigung und damit Narrenfreiheit, Merkel hat bei der Migrationskrise zwar die richtige Entscheidung getroffen (Wir schaffen das! - Yes we can!), jedoch bei der Umsetzung versagt, auch weil innerhalb der Behörden auf stur geschaltet und Dienst nach Vorschrift gemacht wurde. Auch sonst waren die letzten beiden Merkelregierungen katastrophal schlecht bei der legislativen und exekutiven Umsetzung staatlicher Maßnahmen, was z. B. beim Ende der Kernenergie, der Mautblamage und während der Pandemie (Spahn-Chaos) offen sichtbar wurde.



        Dass jetzt die Ampel für die Folgen dieses politischen Versagens haftbar gemacht wird, ist mehr als lächerlich. Wir alle sollten ahnen, dass uns grüne Themen - mit oder ohne die Grünen selbst - noch in Jahrzehnten beschäftigen werden und wir Möglichkeiten finden müssen, zu mehr Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft zu kommen. Andernfalls werden es andere tun (China + USA) und wir werden es bezahlen.

    • @Aurego:

      Vielen Menschen, ob sie etwas können oder nicht, ist ein "Verhetzungsgen" zu eigen. Anderen, sich daran zu ergötzen. Weitere besitzen beides. Übrige lassen sich davon leider einnehmen und entwickeln Angst. .. Zur Sache gibt es Bücher, Sinnsprüche und Filme. Dem Bereden, Behetzen, Belasten beizukommen ist jedoch schwieriger, als die Analyse: "A..löcher" wollen an den Start gehen und uns zeigen wo der Haufen liegt. Die entsprechenden Parteien verbieten wirkt wie die erforderliche Toilettenspülung.

      • @Gerhard Krause:

        Naja, ob das nun gerade ein Gen ist? Ich würde eher auf ein Produkt von Erziehung tippen … Heinrich Mann hat’s in seinem Werk „Der Untertan“ doch sehr schön für die wilhelminische Gesellschaft analysiert.



        Aus einem im Grunde liebenswerten, sanften und freundlichen Kind wird ein angepasster, spiessiger, noch dazu autoritätshöriger und mitleidlos-brutaler Kerl. Nach oben buckeln, nach unten treten … die autoritäre Persönlichkeit, in Wahrheit eine ganz arme, mickrige Seele.



        Wir alle können - denke ich - von Glück reden, wenn wir DARAN noch einmal ganz haarscharf „vorbeigeschrammelt“ sind. Der Mama und dem alten Herrn sei’s gedankt.😉

        • @Abdurchdiemitte:

          "Der Mama und dem alten Herrn sei’s gedankt.😉". Richtig.



          Aber auch der Erfahrung ab 1952 drei Jahre als Flüchtlingskind durch 5 oder 6 Lager gegangen zu sein um dann in einer Neubausiedlung unter seinesgleichen eine Wohnung zu finden.

  • "Herbert Kickl ist Österreich"

    "Gewiss, seine Partei hat 28,8 Prozent erreicht, was natürlich heißt, 71,2 Prozent haben ihn nicht gewählt."

    Kickl ist genauso wenig Österreich, wie die AfD "der Osten" ist. Und wenn man schon selbst feststellt, dass gut über 2/3 der Wähler ihn nicht gewählt haben, was sollen dann so pauschal platte Sätze in einem Artikel, der die Niederträchtigkeit der radikalen Rechten in aller Ausführlichkeit beschreibt?

    • @Deep South:

      "Gewiss, seine Partei hat 28,8 Prozent erreicht, was natürlich heißt, 71,2 Prozent haben ihn nicht gewählt.".



      Und das ist die Crux an der Geschichte. Die FPÖ/AfD haben zwar nicht die Mehrheit. Aber in D buhlen mindestens drei demokratische Parteien mit realen Aussichten auf eine Regierungsbeteiligung um die restlichen 72%.



      Und da Herr Söder eine Zusammenarbeit mit den Grünen kategorisch ausschließt, bleiben 2025 für eine CxU Wahlsiegerin wenig oder keine Optionen, als mit der AfD zu kopulieren.



      Die FDP wird es nicht mehr geben.



      Und die SPD?: Die ist so in den Strudel der destruktiven CDU-Oppositionspolitik geraten, daß es mindestens 8 Jahre braucht, um da wieder raus zu kommen.



      Fazit:



      Lasst nur die "Mitte" ran.



      Dann wird's was mit dem "Deutschseinistwasbesonderes".

      • @LeKikerikrit:

        Darum gings mir aber nicht. Ich finde diese pauschalen Sätze über ganze Landesteile oder Länder, obwohl nur eine minderheit betreffend wenig hilffreich. Sowas ständig zu wiederholen schafft nämlich auch Identität.

      • @LeKikerikrit:

        Ich verstehe das Verhalten der sogenannten Mitte nicht.



        Die FDP war - gemessen an ihrem Stimmanteil überaus erfolgreich im Interesse "ihrer" Wählerschaft.



        Wenn ich betrachte, welchen Sprint die erneuerbaren Energien hingelegt haben, halte ich die Grünen ebenfalls für erfolgreich. Hätten sie nicht übereifrig am GEG herumgeschraubt und sich dann von der "Heizhammer"-Presse vorführen lassen, wären sie sogar sehr erfolgreich.



        Aber was leistet die SPD? Um ihrem Namen gerecht zu werden, hätte doch eine einzige hervorstechende Maßnahme gereicht. En Beispiel wäre ein massives staatliches Bauprogramm für Sozialwohnungen gewesen. Statt dessen wird Hartz IV in Bürgergeld umbenannt - na toll. Außer Doppelwums - Geschwafel passiert da nicht viel.

  • Ich find auch, man muss wegkommen von der Einstellung, die Wähler sind alles nur 'verirrte Schäfchen', die aus irgendeinem Frust heraus FPÖ oder AFD wählen. In der in Deutschland geführten Verbotsdebatte um die AFD, heisst es auch, man kann doch Millionen von Wähler nicht ignorieren und ihnen die Partei quasi wegnehmen, die sie wählen möchten. Manchmal muss man aber Menschen vor sich selbst schützen, bevor sie einen 'erweiterten Suizid' begehen.

  • Guter Text!

  • Die Ränder leben immer vom Hass, links wie rechts. Die einen hassen die USA für ihre Liberalität die anderen für ihren Kapitalismus. Beide hassen die Demokratie.

    • @Machiavelli:

      Nur haben wir kein Problem mit Linksextremismus in Europa. Die sind mehr, oder weniger bedeutungslos.

      Hufeisen ist einfach nur Unsinn.

  • Zu 99% richtig.



    Hinzu kommt, entweder Kapitalismus oder Neoliberalismus gebieren Faschismus.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Und Stalinismus, chinesische Kulturrevolution, die roten Khmer und Nordkorea haben natürlich so absolut gar nichts mit Faschismus zu tun.

      • @Suchender:

        Nein, haben sie auch nicht … es waren/sind totalitäre Regimes.



        Der Faschismus an der Macht ist zwar auch so ein totalitäres System - hinsichtlich seines Machtanspruches und dessen rigider Durchsetzung unterscheidet er sich nicht von den anderen -, ideengeschichtlich haben Faschismus und Sozialismus jedoch ganz unterschiedliche Wurzeln und Ziele, jedenfalls ursprünglich.



        Dass viele sozialistische Gesellschaften (in der Realität eigentlich alle, wenn man ehrlich ist) zu Diktaturen degenerierten, steht auf einem ganz anderen Blatt.



        Sozialistische Gesellschaftsmodelle fußten immer auf den Idealen der französischen Revolution - erst bei Lenin wurde die Diktatur des Proletariats daraus (die eigentlich aber ein Übergangsstadium sein sollte, bis zur Verwirklichung der klassenlosen sozialistischen Gesellschaft) -, eine völkisch bzw. rassisch begründete Theorie der Ungleichheit von Menschen kennen nur rechte Ideologien, inklusive der Vorstellung, dass diese Ordnung irgendwie natürlich oder gottgegeben sei und daher erhalten bleiben müsse.



        Da hat der Faschismus mit dem politischen Konservatismus möglicherweise mehr gemein als mit sozialistischen Utopien.

      • @Suchender:

        Nein, per Definition nicht.

        Doch auch linke Diktaturen sind zu verurteilen.

        • @Troll Eulenspiegel:

          Und per Definition natürlich nicht so stark zu verurteilen wie rechte Diktaturen weil der Grundgedanken dahinter angeblich immer ein guter ist.



          Wenn ich nur das Ergebnis betrachte sind doch immer dieselben menschlichen Abgründe am werk, dann ist es mir auch egal in welchem Gewand diese daherkommen.