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Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen in Deutschland„Wir haben es mit Tabus zu tun“

Palästinensische Stimmen fehlen im deutschen Diskurs, sagt die Wissenschaftlerin Sarah El Bulbeisi. Das komme systematischer Gewalt gegen sie gleich.

Immer mehr Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen beteiligen sich an Demonstrationen, wie hier im Oktober in Berlin-Kreuzberg. Sie wollen Sichtbarkeit und Anerkennung Foto: Pierre Adenis
Julia Neumann
Interview von Julia Neumann

taz: Die Familie Ihres Vaters lebt in Gaza. Wie geht es Ihnen gerade?

Sarah El Bulbeisi: Es geht okay. Meine Strategie ist, ein bisschen zu verdrängen, was passiert, weil es sonst einfach nicht auszuhalten ist. Ich habe ab und zu Kontakt mit meiner Familie und bekomme in Telefongesprächen die Angst und Verzweiflung mit. Das ist nur ein Warten auf den Tod. Meine Tante meinte, sie hoffe, dass sie bald erlöst werde. Ich habe stundenlang gebraucht, um ihr zurückzuschreiben. Ich wusste nicht, was ich antworten kann.

Wie haben Sie geantwortet?

Dass ich bei ihr bin, dass sie nicht alleine ist.

Max Weber Stiftung
Im Interview: Sarah El Bulbeisi

arbeitet als Kulturwissenschaftlerin in Beirut. Ab 2011 lebte sie in Deutschland. Sie promovierte am Nahostinstitut der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Ihre Dissertation erschien 2020 beim Transcript-Verlag: „Tabu, Trauma und Identität: Subjektkonstruktionen von PalästinenserInnen in Deutschland und der Schweiz, 1960–2015“.

Wie geht es anderen Menschen in der deutsch-palästinensischen Community?

Sie sind schockiert und wütend. Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen fühlen sich entmenschlicht, weil der ganze politische und mediale Diskurs sie als Menschen unsichtbar macht. Immer wieder wird das Bild eines symmetrischen Konflikts gezeichnet und die ganze systematische Gewalterfahrung der PalästinenserInnen ausgeblendet. Das macht etwas mit der Diaspora: Man zeigt weniger Kulanz mit der Mehrheitsbevölkerung und ist weniger bemüht, deren Wegschauen zu entschuldigen. Die Entfremdung wird immer stärker.

Was meinen Sie mit Entmenschlichung?

Dass Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen nicht als Betroffene von systematischer Gewalt und als betrauernswert wahrgenommen werden. Das geschieht nicht auf physischer Ebene, wie wir es jetzt in den besetzten Gebieten sehen, sondern auf der diskursiven Ebene.

Können Sie dafür Beispiele geben?

Abgesehen von der Berichterstattung gibt es darüber hinaus Versammlungsverbote. 2022 und 2023 hat die Berliner Polizei beispielsweise anlässlich der Gedenkzeremonien an die Nakba Versammlungsverbote angeordnet. Man durfte des kollektiven Traumas, das ja auch Teil der Identität ist, nicht gedenken. Legitimiert wurde dies mit der Antizipation von Gewaltakten. Also für mich ist das eine Form von Entmenschlichung, dass man Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen nicht den Raum zugesteht, einen Teil ihrer Geschichte kollektiv zu betrauern. Sobald Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen in irgendeiner Form sichtbar werden, werden sie zu staatsfeindlichen Subjekten, die angeblich die öffentliche Ordnung bedrohen, oder gar zu antisemitischen Subjekten gemacht.

Meinen Sie, dass Opfer und Täter klar feststehen?

Israel wird mit dem Judentum gleichgesetzt und Israel-kritische Positionen und palästinensische Stimmen werden mit Antisemitismus gleichsetzt. Palästinensische Gewalterfahrung wird nicht nur systematisch unsichtbar gemacht, sie wird durch die Opfer-Täter-Dichotomie immer wieder legitimiert – durch Medien und den Staat.

Was müsste sich ändern, um den Erfahrungen von Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen mehr Raum zu geben?

Der Diskurs über die Gewalt an Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen müsste verändert werden. Begriffe wie Apartheid oder eth­nische Säuberung sollten kein Tabu sein.

Diese Begriffe werden in Bezug auf Israel als antisemitisch gesehen.

Diese Wörter werden immer dargestellt, als relativierten sie die Schoa. Sie werden als Konkurrenz empfunden. Dadurch wird eine Anerkennung systematischer Gewalterfahrungen anderer Völker unmöglich gemacht. Auch der koloniale Rassismus und der strukturelle Rassismus Deutschlands und Europas werden ausgeblendet.

Die große Angst ist, dass die Schoa und die historische Schuld Deutschlands in Vergessenheit geraten.

Habe ich gesagt, man soll das vergessen? Die Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen begreifen die Nakba als Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung, die bis heute andauert. Wenn man das anerkennt, wird das gleich als Angriff auf die Katastrophalität der Schoa gesehen. Da muss die deutsche Gesellschaft ihre Arbeit machen: dass man über die Nakba sprechen kann, ohne dass das gleich als Antisemitismus gilt.

Was macht die diskursive Gewalt mit den Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen in Deutschland?

Die Nichtanerkennung ihrer Vertreibungserfahrungen hat die erste Migrationsgeneration zutiefst marginalisiert. Ich habe mit Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen verschiedener Migrationszeiten gesprochen: jenen, die im Zuge der Studien- und Arbeitsmigration in den 60er Jahren nach Deutschland kamen, und denjenigen, die im Kontext des libanesischen Kriegs aus den Flüchtlingslagern in den 80er Jahren nach Deutschland geflohen sind.

Die Palästinenser*innen, die in den 1960er Jahren kamen, haben 1947/48 als Kinder die Massenvertreibungen von 800.000 bis 900.000 Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen selbst erlebt. Die Nakba wurde lange im palästinensischen kollektiven Gedächtnis tabuisiert – weil man sich mit diesem hegemonialen Narrativ identifiziert hat, dass die Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen freiwillig gegangen seien, dass die Nakba nur ein Nebeneffekt des Krieges gewesen sei.

Für viele war die eigene Vertreibung und/oder die Vertreibung der Eltern daher mit Scham besetzt. Ausgerechnet diese Generation durfte im Zuge der Besetzung des Gazastreifens, der Westbank und Ostjerusalems durch Israel 1967 nicht mehr zurückkehren. Weil Israel am Anfang der Besatzung alle, die nicht zu Hause waren, als abwesend ins Zivilregister eingetragen hat. Das war eine indirekte Vertreibung. Sie waren gezwungen, in Deutschland zu bleiben, ohne dass ihre multiplen Vertreibungserfahrungen von der Gesellschaft, in der sie lebten, gesehen wurden. Daraus folgten Melancholie und Isolation. Sie haben sich aus der Gesellschaft und aus der Familie zurückgezogen und verneinen sich oft selbst.

Bei den Palästinenser*innen, die aufgrund der Vertreibungen von 1947/48 meist in den libanesischen Flüchtlingslagern geboren und aufgewachsen und in den 80er Jahren aus dem Libanon geflohen sind, kam eine sozioökonomische Marginalisierung hinzu. Deutschland hat sie nicht als Geflüchtete anerkannt, und der Libanon nahm sie nicht zurück, aufgrund ihrer offiziellen Staatenlosigkeit. Dies endete in jahrelangen Kettenduldungen.

Und wie hat sich das auf die zweite Migrationsgeneration ausgewirkt?

Um dem Schmerz zu entgehen, kriminalisiert, statt gesehen zu werden, haben viele ihren Kindern gesagt: Sagt nicht, woher ihr kommt. Sie haben quasi ein Doppelleben geführt, bei dem sie nur privat das Palästinensischsein für sich bewahrt haban.

Es gibt 200.000 Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen in Deutschland. Wo sind ihre Stimmen im derzeitigen Diskurs?

Es wird schon lauter, es sind ganz viele auf den Demos. Unsere Elterngeneration wollte noch Anerkennung von der Mehrheitsgesellschaft. Jetzt lässt man sich die Gewalterfahrung nicht mehr absprechen.

Fühlen Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen einen starken Druck, die Öffentlichkeit auf das Leid ihres Volkes aufmerksam zu machen?

Ich spreche jetzt von mir: Das ist so eine Art von Überlebensschuld oder Bringschuld, weil man nicht in Gaza ist. Meine Tante und Familie dort machen keinen Druck. Alleine, wenn sie mit mir sprechen und ich ihre Angst spüre, bringt mich das in eine Schuld. Der Kampf um Leben und Tod in Gaza, der war auch mit den Militäroffensiven 2014 oder 2021 existent, das kann ich nicht ausblenden. Dieses bedrückende Gefühl war die letzten Jahre immer da.

Gibt es Angst, sich öffentlich zu äußern?

Ja, wir haben es mit Tabus zu tun: Siedlerkolonialismus, Vertreibung, ethnische Säuberung, Apartheid. Wenn man über die eigene Erfahrung sprechen möchte, braucht man aber Wörter, mit denen man sich identifiziert. Man weiß, welche Begriffe außerhalb der Norm anzusiedeln sind, und hat das internalisiert. Um im sagbaren Raum zu sein, müsste man das vorherrschende Konfliktnarrativ reproduzieren und sich selbst die Erfahrung absprechen. Man hat nicht das Gefühl, dass die Gesellschaft einem mit Wohlwollen gegenübersteht und es wirklich darum geht zu verstehen.

Sie sagen, die Deutschen wollen korrekt sein im Diskurs. Warum wird das von Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen als grausam erfahren?

Für mich ist diese Korrektheit eher Feigheit. Es ist eine Weigerung, sich mit der Realität auseinanderzusetzen, der eigenen Befindlichkeit zuliebe. Aber dafür bezahlen Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen den Preis. Wenn der Diskurs sich nicht ändert, wird die systematische Gewalt gegen sie weitergehen.

Also wenn es einen weniger schuld- und schambesetzten Diskurs seitens der Deutschen gäbe, hieße das nicht, dass Gewalterfahrungen abgesprochen würden. Sondern, dass eine Debatte auf Augenhöhe geschaffen werden könnte?

Wenn die Nakba und die Gewalterfahrungen der Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen anerkannt werden und Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen auch Betroffene sein können – ohne, dass das gleich bedeutet, das Leid der Jü­d*in­nen zu relativieren, ja! Niemanden meiner palästinensischen Bekannten würde ich als antisemitisch bezeichnen. Antisemitismus ist strukturell. Den findet man auch bei Deutschen, die explizit mit Israel solidarisch sind. Gewalterfahrungen existieren nebeneinander und ein Sprechen darüber muss möglich sein. Wenn man von Schuld spricht, müsste man auch sagen: Unser Nationalsozialismus hat zur Schoa und auch zur Nakba geführt.

Also nicht „Free Palestine From German Guilt“, sondern eine Erweiterung der deutschen Schuld auch auf die Nakba und eine Verpflichtung, sie ins kollektive Gedächtnis aufzunehmen?

Ich glaube, der Spruch ist polemisch gemeint. Aber genau. Verantwortung wäre vielleicht das bessere Wort. Eine erneuerte Form, Verantwortung für die eigene Geschichte zu übernehmen. Sonst macht man sich zum Opfer der Schuld.

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52 Kommentare

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  • Unsäglich schwaches Interview, Frau Neumann. Die angebliche "Gewalterfahrung" von Palästinensern in Deutschland einfach so stehen zu lassen ohne kritisch nachzufragen.

    Palästinenser leben in Deutschland in Frieden und Sicherheit. Sie können Trauer über erfahrenes Leid auch jederzeit öffentlich thematisieren. Sie können sich angstfrei und sichtbar auf den Straßen Berlins bewegen. Anders als unsere jüdischen Mitbürger - die müssen sich aus Angst vor echter Gewalterfahrung verstecken und brauchen Polizeischutz ihrer Synagogen. Ist ähnliches von religiösen oder kulturellen Institution der Palästinenser in Deutschland bekannt? Das wäre mal eine Frage für dieses Interview gewesen...

  • Ich habe in dem Interview auch verzweifelt nach dem Begriff "Hamas" gesucht und konnte ihn nicht finden. Verantwortungen für den derzeitigen Konflikt scheinen hier komplett ausgeblendet zu werden. Wenn ich auf den Demos Sprüche, wie "From the River to the sea" höre und mir einen palästinensichen Staat unter der von der Mehrheit der Menschen in Gaza gewählten Hamas vorstelle wird mir ganz anders. Tatsächlich ist das letzte, was die Welt benötigt, einen weiteren funbdamental-islamitischen Staat im Stile des Irans, in dem die Rechte von Frauen oder marginalisierten Menschen (z.B. LGBTIQ*) mit Füßen getreten werden. Israel ist trotz aller inneren Konflikte und unbedingt zu beseitigenden Ungerechtigkeiten den Palästinensern gegenüber, immer noch ein Leuchtfeuer der liberalen Demokratie in Nahost.

  • Vielen Dank für diesen Beitrag. Im Zusammenhang mit der Gründung des Staates Israel hätte auch der Plan D(alett) aus dem Frühjahr 1948 Erwähnung finden können. Überlegungen entsprechenden Art sind auch später immer wieder aufgetaucht. So auch in Form des Prawer-Plans aus dem Jahr 2011. Und auch aus neueren Statements weiß man, dass entsprechende Überlegungen weiterhin in so manchem politisch einflussreichen Kopf herumgeistern. (Übrigens ganz im Gegensatz zu Theodor Herzls Jundenstaat!) Leider wurden bisher die Stimmen einer neuen israelisch- jüdischen Historikergeneration überhört, die seit Ende der 1990iger Jahre versucht, die Geschehnisse rund um die Gründung des Staates Israel aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Geschehnisse, die in dem schließlich am Ende des 19. und zu Beginn des 20. in ganz Europa der eskalierenden Antisemitismus wurzeln, aber auch auf das Engste mit der auch nach dem 2.Weltkrieg noch sehr präsenten kolonialen Tradition Europas verknüpft sind .



    Solange man man diesen historischen Realitäten nicht stellt und auf ihnen bauend einen Kompromiss sucht, in dem palästinensische und jüdische Interessen wirklich gleichberechtigt nebeneinander stehen, wird es keinen Frieden in Nahost geben.

  • Die "Nakba" bezeichnet nicht (nur) die Vertreibung/Flucht der palästinensischen Bevölkerung als Ergebnis des Palästinakrieges, d.h. des Angriffskrieges Ägyptens, Syriens, des Libanon, Jordaniens und des Iraks gegen den gerade gegründeten Staat Israel. Sie ist auch die arabische Bezeichnung für diesen Krieg selbst. Das gibt der Argumentation dann doch eine leicht andere Wendung.



    Außerdem darf eines nicht vergessen werden: es waren gerade auch die Organisationen der Palästinenser, die immer wieder jedes Angebot für eine Zwei-Staaten-Lösung seit dem UN-Teilungsplan für Palästina 1947 bis zu Camp David II 2000 abgelehnt und statt dessen mit terroristischer Gewalt gegen den Staat Israel und seine Zivilbevölkerung (Zweite Intifada 2000) reagiert haben. Die mit unbeschreiblicher und unmenschlicher Brutalität ausgeführten Gräueltaten der Hamas vom 07. Oktober 2023 sind da leider nur der - möglicherweise - vorläufige Höhepunkt!

    AM YISRAEL CHAIM!

  • Die Aussagen sind sehr eloquent vorgetragen, sodass der akademische Hintergrund der Frau El Bulbeisi deutlich zum Vorschein kommt. Ich denke jedoch, dass Deutschland das falsche Publikum für dieses Interview ist. Wir befinden uns hier in einer reinen Zuschauerrolle und können diesen Konflikt nicht lösen. Als Biodeutscher (zu denen zähle ich) ergibt es auch keinen Sinn, sich diesen Konflikt in irgendeiner Weise anzueignen. Es ist nicht einmal notwendig, eine klare Meinung dazu zu vertreten. Also Frau Bulbeisi, Sie werden hier wohl leider nicht das finden, was Sie suchen oder hören wollen.

  • // Die Palästinenser*innen, die in den 1960er Jahren kamen, haben 1947/48 als Kinder die Massenvertreibungen von 800.000 bis 900.000 Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen selbst erlebt //

    So ist das leider in einem Krieg. Nach dem Ende des zweiten Wektkrieges wurden mehrere Millionen Deutsche z.ab. Aus der Tschechoslowakei vertrieben ohne Rückkehrrecht.

    Warum haben eigentlich alle arabischer Staaten (außer Jordanien, damals Transjordanirn) fast keine vertriebenen Palästinenser aufgenommen?

  • Was ist mit der HAMAS? Verursacht die denn keine Traumata, die die Palästinenser aushalten müssen ---Tag für Tag? Der Beitrag scheint obejektiv und ausgewogen aber er blendet offensichtlich eine grausame Macht aus, eben die HAMAS. So kommt es dann zu Anklagen die folgerichtig scheinen, aber das Ziel der Gewaltlosigkeit verfehlen.

  • Tut mir leid, aber wer in Bezug auf die Situation der Palästinenser Begriffe wie ethische Säuberung oder Apartheid im Mund führt ist für mich kein Gesprächspartner mehr. Ich bin zumindest irritiert darüber, dass El Bulbeisi es schafft weder die Hamas noch deren Taten im Oktober auch nur zu erwähnen. Warum fordert El Bulbeisi nicht von der Regierung in Gaza politische Lösungen, wie etwa Wahlen, Mitbestimmung etc? Weil es dort keine Regierung gibt, die an solchen Lösungen interessiert ist.

  • 200.000 Palästinenser*innen gibt es hier in Deutschland?

    Die Angst haben sich öffentlich zu äußern?

    Dabei zählt es nicht, wenn arabische Jugendliche im Gespräch mit Journalisten sagen, dass sie sich Adolf Hitler zurückwünschen und »Vergast die Juden« rufen? Sind nicht auch an die Türen von Juden geschmierte Davidsterne Äußerungen?

    Abgesehen von den üblichen From-the-River-Liedchen natürlich.

    Nun, das Wort "Nakba" wird ca. ein halbes Dutzend mal erwähnt, niemals jedoch die Nakba der Araber an den Juden.

    Dazu ein hervorragender taz-Artikel:

    "Die Zahlen zu Flucht und Vertreibung der Juden aus den arabischen Staaten sind erschütternd: Von den über 250.000 marokkanischen Juden sind nur etwa 2.000 im Land geblieben. In Tunesien lebten 100.000 Juden, heute sind es 1.000.

    In Ägypten lebten 1948 75.000 und im Irak 135.000 Juden, heute sind es jeweils weniger als 20. Im Jemen waren es etwa 60.000, heute wird ihre Zahl auf 50 geschätzt. Die syrische jüdische Gemeinde wurde von 30.000 auf weniger als 15 dezimiert. In Algerien lebten 1948 noch 140.000 Juden, in Libyen 38.000. In beiden Ländern leben heute überhaupt keine Juden mehr."

    Während die palästinensischen Flüchtlinge und ihre Nachkommen bis heute aufgrund der Politik der palästinensischen Führung und der Regierungen in Damaskus, Amman und Beirut mehrheitlich weiterhin in Flüchtlingslagern ein elendes Leben führen – in den meisten arabischen Staaten massiver Diskriminierung ausgesetzt sind und von Antizionisten zum Propagandamittel gegen den jüdischen Staat degradiert werden –, wurden die jüdischen Flüchtlinge aus den arabischen Ländern in Israel trotz enormer Schwierigkeiten integriert.

    taz.de/Arabische-Juden/!5894964/

    Und statt sich ständig bei anderen zu beschweren, wie wäre es denn wenn sich die Palästinenser mal gegen die Hamas wehren, deren Führungscrew Milliarden Dollar besitzt und in Privatjets zwischen ihren Protzvillen in Katar und der Türke herumdüst?

    Und das Volk der Palästinser opfert?

  • Wieder mal kein Wort über das Massaker der Hamas und kein Wort darüber, daß die Palästinenser und die arabischen Nachbarn den Teilungsplan der UN von 1947 abgelehnt und einen Krieg angezettelt haben.



    Im Gegensatz zu den Opfern des Massakers vom 7.Oktober haben die Palästinenser die Möglichkeit in den südlichen Gazastreifen zu fliehen und wenn Ägypten den Grenzübergang öffnen würde könnten wenigsten die Kinder vorübergehend in Sicherheit gebracht werden.

  • „Wir haben es mit Tabus zu tun“



    Nichts ist tabu, selbst dass Palästinenser im Namen der Hamas auf israelischen Gebiet grauenhaft hunderte Menschen verstümmelt, getötet und Kinder und Frauen entführt haben darf gesagt werden.



    Sogar, dass dieses mal die ersten Raketen aus dem Gaza-Streifen gestartet wurden und die Palästinenser diesen Konflikt und das widerliche Morden begonnen haben darf gesagt werden.



    Nichts ist tabu.

  • Sorry, aber wer tatsächlich der Meinung ist, dass das Leid der Palästinenser in den deutschen Medien nicht gewürdigt wurde oder gar unsichtbar gemacht wurde, hat nicht nur Scheuklappen auf, sondern betreibt gezielt Desinformation. Über die Zustände in Gaza oder dem Westjordanland wurde Jahrelang ausführlich und auch Israel-kritisch berichtet.

  • Das ist ein interessantes Interview, da ich derartigen Argumentationen im Alltag nicht begegne.



    Seit dem Progrom des 7. Oktobers verfolge ich intensiv die Berichterstattung, zu Tages- und Nachtzeit.



    Im Artikel wird behauptet, das Leid der PalästinenserInnen würde totgeschwiegen.



    PalästinenserInnen würden unsichtbar gemacht.



    Ihre Gewalterfahrungen ausgeblendet.



    Es ist gut möglich, dass Frau El Bulbeisi andere Medien konsultiert, als ich.



    Für die öffentlich Rechtlichen und z.B. die taz treffen Ihre Vorwürfe nicht zu.



    Das Leid der PalästinenserInnen ist seit Beginn der Berichterstattung stets Thema .



    Begriffe wie Apartheid und ethnische Säuberung sind daher nicht im deutschen Diskurs, weil sie unzutreffend sind.



    Die Demonstrationen wurden aufgrund von Feiern des Massakers und Verächtlichmachung der israelischen Opfer verboten.



    Der Terrorismus der Hamas wurde verherrlicht und Slogans, die die Existenz Israels absprechen gezeigt, oder geschrien.



    Das ist hierzulande verboten.



    Das ist auch richtig so.



    Wir haben in Deutschland eine andere Rechtsprechung als z.B. in Tunesien.



    Bin ich in Tunesien muss ich mich wohl oder übel, an dortiges Recht halten. Bin ich in Deutschland, gilt es hier entsprechend.



    Was daran Entmenschlichung sein soll, erschließt sich mir nicht.



    Die Terroristen der Hamas haben sich am 7. Oktober allerdings durch ihre Taten selbst entmenschlicht und versucht, ebendies mit Ihren Opfern zu tun.



    Zu verhindern, dass derartige Akte der Gewalt verherrlicht werden, ist human und nicht das Gegenteil.



    Wer derart Barbarisches Handeln mit einem "Freiheitskampf " verwechselt, ist für mich, in der Tat, kein Gesprächspartner, da eine grundlegende Übereinkunft zur Humanität fehlt.

  • Schade, dass eine Argumentation bzw. eine Beurteilung/Begründung der



    Hamas-Taten bei dem Überfall am 7.10.



    fehlt, insbesondere das Morden der



    feiernden Festivalbesucher bzw. die



    Greultaten sexistischer Gewalt und



    Geiselnahmen.

  • So viele kluge Worte und nicht ein einziges Mal wenigstens etwas Bedauern über die vielen unsäglichen Taten im Namen der Palästineser. Und da sollen wir das sehr spezielle Narrativ der eingeschränkten Wahrnehmung auch noch teilen?

    • @vieldenker:

      Man sollte annehmen, nach über anderthalb Monaten muss man nicht in jedem Statement eine Distanzierung vom 07.10. einbauen. Das wär doch wahrhaftig kein neuer Beitrag zum Thema.

    • @vieldenker:

      Ihren Worten kann ich mich anschliessen. Diese Selbstgerechtigkeit, wie sie auch in den Aussagen von Frau El Bulbeisi wahrzunehmen ist, stoert mich gewaltig - wenn Palaestinenser:innen in Deutschland das Massaker vom 7. Oktober öffentlich feieern, ist es kein Wunder, dass ihnen, wenn sie selbst um Verwandte in Gaza fürchten und trauern, eher wenig Empathie entgegengebracht wird.

      Allerdings hat Deutschland, bzw. Haben in den 70ern/80ern beide deutsche Staaten, in der Integration palaestinensischer Fluechtlinge eklatant versagt, wie Eberhard Seidel überzeugend dargestellt hat:

      taz.de/Debatte-um-...5454&s=Westberlin/

    • @vieldenker:

      Und auch kein einziges Wort über das faktisch faschistische Hamas-Regime in Gaza.

    • @vieldenker:

      Ich schließe mich ihrer Ausführung in vollem Umfang an und habe ein Bedauern auch vermisst. So macht ihre Meinung für mich keinen Sinn.

  • Das dieses völlig unkritische Interview so abgedruckt werden könnte ist ein echtes Armutszeugnis für die Taz, deren Niveau das sonst nicht ist. Täter-Opfer Dichotomie die nicht in Frage gestellt wird? Ja, die zieht sich hier komplett durch, nur nicht ganz so wie behauptet. Holocaustrelativierung (den Bezug zu Nakba hat die Interviewte hergestellt) inklusive. Von einer Kriminalisierung "der" Palästinenser:innen habe ich nichts mitbekommen in den letzten Wochen. Kriminalisiert wurden die Hamas und Samidoun, die das Massaker vom 7.10. öffentlich gefeiert haben. Kriminalisiert wurde ein Slogan der Aufruf zu Genozid und Vertreibung ist. Und was Slogans angeht, Polemik ist keinerlei Entschuldigung für Sprüche auf Nazi-Niveau.

  • Das Interview ist voller Larmoyanz und falscher Darstellungen. Die Behauptung, dass Begriffe wie Siedlerkolonialismus, Vertreibung, ethnische Säuberung, Apartheid, angewendet auf Israel, in Deutschland ein Tabu seien, ist schlicht falsch. Das Gegenteil ist der Fall, wie schon das Interview zeigt. Die genannten Begriffe werden in zahlreichen deutschen Medien, auf Demos und in Diskussionsveranstaltungen hierzulande rauf- und runtergenudelt, und es ist auch nicht verboten, diese Begriffe zu verwenden. Richtig ist, dass die Verwendung dieser Begriffe in Bezug auf Israel bzw. auf die israelische Politik hier bei vielen auf Widerspruch stößt und als antisemitisch bezeichnet wird. Von mir übrigens auch, aber darum geht es mir hier nicht. El Bulbeisi kann offenbar nicht ertragen, dass es Menschen gibt, die ihren Ansichten widersprechen. Sie bezeichnet es als "diskursive Gewalt" und "Entmenschlichung", wenn nicht alle ihre Meinung nachplappern wollen, sondern sich erdreisten, daran Kritik zu üben. Dass die Interviewerin den Begriff "diskursive Gewalt" widerspruchslos übernimmt, macht es nicht besser.

    Und Demonstrationsverbote sind in Deutschland nicht deswegen verhängt worden, weil die Ansichten von El Bulbeisi tabuisiert werden, sondern weil Straftaten in Form volksverhetzender Äußerungen befürchtet wurden.

    Und wenn El Bulbeisi sagt: "Niemanden meiner palästinensischen Bekannten würde ich als antisemitisch bezeichnen.", dann fragt man sich schon, ob diese "Wissenschaftlerin" eigentlich selbst glaubt, was sie hier erzählt.

  • Frau Sarah El Bulbeisi spricht von Siedlerkolonialismus , Apartheid, ethnische Säuberung ,Verteibung und beklagt das Verbot der Naqba-Demonstrationen. Es gab ein faires Telilungsangebot der UNO, die arabischen Staaten antworteten mit Krieg, fast ein Million jüdischer Menschen wurden aus ihrer arabischen Heimat vertrieben. Ich vermisse bei ihren Klagen auch nur ein Wort der Empathie mit den Opfern des Hamas-Terrors , des Widerstandes gegen den politischen Islam und das Bedauern der Gewalt bei pro-palästinensischen Demonstrationen.

  • OK, und wo ist die Verantwortung der Palästinenser*innen? Hier ist viel Zeigefinger auf diese und jene und wenig, nein, gar kein Griff an die eigene Nase oder die der palästinensischen Verwandten.



    Ist Deutschland mit den damaligen Kettenduldungen für Staatenlose allein an der Staatenlosigkeit schuld? oder vielleicht auch Libanon/Syrien/Jordanien, die sich lieber Parallelgesellschaften von staatenlosen Palästinensern erhalten statt sie einzubürgern uns ihnen gleiche Rechte zu geben.

    Aber, nee, keine Frage: Deutschland ist Schuld am Elend der Palästinenser*innen und Israel natürlich auch. Aber sicherlich nicht ein winziger Palästinenser, auch keiner, der zur Hamas et al. gehört.

    Mannomanm, bisschen dürftig für ne Wissenschaftlerin, echt. Und leider auch dürftig gefragt seitens Julia Neumann, eher Stichwortgeberin als Journalistin hier?

    Schade.

  • Ich bin sehr enttäuscht über dieses "Interview"!

    Erstens: Keine kritischen Nachfragen zu den doch ziemlich steilen Thesen.

    Zweitens: dass palästinensische Stimmen marginalisiert seien, kann ich beim besten Willen nicht erkennen - die Kommentarspalten nicht nur der taz zeigen ein differenzierteres Bild. Und das Wort "Chinakritik" oder "Quatarkritik" existiert schlichtweg nicht.

    Drittens: Die Palästinenser haben selbst über ihre Regierung entschieden. Sie allein können das ändern - was mal ein starkes Zeichen gegen Hass gegenüber vielen Minderheiten wären. Leider aber Fehlanzeige!

  • Hm, was soll man dazu sagen?

    Ich glaube es ist das beste mich mit Ironie oder Sarkasmus zurückzuhalten und mir einfach nur zu wünschen dass die Hamas restlos zerschlagen wird.

    Das wäre eine unglaubliche Erleichterung für alle Palästinenser und Israelis um die ich mich schere

  • Die Fragen sind ja wohl mehr als unkritisch. Die verbotenen Demonstrationen beruhten auf Sprechchören in den Jahren davor, die "Juden ins Gas" wünschten, gereimt auf "Hamas".



    Warum die Demos zuletzt verboten wurden und warum die Deutschen Unterschiede machen zwischen Leuten, die Kinder entführen und Tag für Tag seit Monaten und Jahren mit Raketen schießen und denen, die sich dagegen wehren und die Geiseln befreien und die Geiselnehmer an neuen Taten hindern möchten, ist auch nicht so schwer zu verstehen.

  • Ich habe mal im Browser in diesem Artikel nach dem Wort "Hamas" gesucht - nur für den Fall, das ich was überlesen hatte. Leider kein Treffer.War nur wegen Gewalterfahrungen und so. Und dabei dachte ich nicht nur an israelische.

    • @Matthias:

      Ging mir auch so. Wo ist da mal eine Nachfrage zu den Verwandten, wie die zur Hamas stehen? Journalismus hat kritisch zu sein, nicht jedem nach dem Mund reden

  • 》Die Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen begreifen die Nakba als Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung, die bis heute andauert《

    》Am 29. November 1947 verabschiedete die UN-Generalversammlung einen Teilungsplan für Palästina [UNO Resolution 181]. Ziel war es, sowohl einen palästinensischen als auch einen jüdischen Staat zu etablieren. [...] Die arabischen Nachbarstaaten erkannten den Teilungsplan und den neuen Staat nicht an. Noch in der Nacht vom 14. zum 15. Mai 1948 rückten die Armeen Ägyptens, Transjordaniens, des Libanons, des Iraks und Syriens auf das Gebiet Israels vor. Der Palästinakrieg begann. Er endete im Januar 1949 mit dem militärischen Sieg Israels. Unter Vermittlung der Vereinten Nationen kam am 24. Februar 1949 ein Waffenstillstandsvertrag mit Ägypten zustande. Bis zum Juli 1949 schloss Israel Waffenstillstandsabkommen mit weiteren arabischen Kriegsgegnern ab. Der Krieg kostete nach Schätzungen über 6.000 Israelis und zwischen 4.000 und 10.000 Arabern das Leben. Im Verlauf des Konflikts hatten israelische Einheiten etwa 40 Prozent des Territoriums erobert, das laut Teilungsplan der UN für die arabische Bevölkerung vorgesehen war. Ein Großteil der dort lebenden palästinensischen Bevölkerung wurde von den arabischen Armeen zum Verlassen ihrer Heimat aufgefordert oder wurde von der israelischen Armee vertrieben. Der Westteil Jerusalems wurde von Israel besetzt《 Quelle:.Bundeszentrale für politische Bildung

    Warum wird von palästinensischer Seite diese UN-Resolution offenbar bis heute nicht anerkannt, kein Wort darüber verloren, dass der Krieg der arabischen Nachbarn völkerrechtswidrig war - also grundsätzlich das Existenzrecht Israels bestritten?

    Diese Argumentationen sind fast deckungsgleich mit denen der deutschen Vertriebenenverbände nach 1945, generationenübergreifend nationalistisch und reaktionär.

    Sie lassen die verheerende Rolle der arabischen Nachbarstaaten (die Geflüchtete nie integriert haben), ihren verfehlten Machtanspruch völlig außen vor

    • @ke1ner:

      Danke für Ihren aufmerksamen Beitrag!

    • @ke1ner:

      El Bulbeisi sagt: "Die Palästinenser*innen, die in den 1960er Jahren kamen, haben 1947/48 als Kinder die Massenvertreibungen von 800.000 bis 900.000 Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen selbst erlebt. Die Nakba wurde lange im palästinensischen kollektiven Gedächtnis tabuisiert – weil man sich mit diesem hegemonialen Narrativ identifiziert hat, dass die Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen freiwillig gegangen seien, dass die Nakba nur ein Nebeneffekt des Krieges gewesen sei."

      Damit gesteht sie, wenn auch einwenig verdruckst, zu, dass die Palästinenser, die die Ereignisse von 1948 selbst erlebt haben, dies ganz anders beurteilt haben, als es heute von palästinensischer Seite erzählt wird. Der Nakba-Mythos ist eine Erfindung späterer Zeiten.

  • wenn ich mich recht erinnere war das Kriegsziel der arabischen Staaten und der Palästinenser 1948 die Vertreibung der Juden. Das hat nicht geklappt, und zur Vertreibung der Palästinenser geführt.



    " Verantwortung für die eigene Geschichte zu übernehmen. Sonst macht man sich zum Opfer der Schuld."

    Stimmt.

    Und wie verträgt sich die o.g. Kausalkette denn mit Aussagen wie "Wenn man von Schuld spricht, müsste man auch sagen: Unser Nationalsozialismus hat zur Schoa und auch zur Nakba geführt."

    Da fehlt wenigstens ein Glied in der Kette. Und ein weiteres, das mit dem Ha´avara Abkommen zusammenhängt von dem Frau El Bubeisi aber - so nehme ich mal an - noch nie gehört hat.

    • @Gerald Müller:

      Der Vergleich der Schoa mit der Nakba ist zudem auch völlig unsinnig und soll die Schoa ab- und die Nakba aufwerten. Ein treffenderer Vergleich wäre der Vergleich der Nakba mit der systematischen Vertreibung arabischer Juden aus den arabischen Ländern im Zuge des israelischen Unabhängigkeitskrieg, aber dieser Vergleich passt der Interviewten vermutlich sehr viel schlechter ins Narrativ.

  • Hat Israel jetzt ein Existenzrecht, oder nicht? Frau Neumann hoffiert, wenig überraschend, wenn man ihren Kommentar zu Kopftuchzwang im Iran in Erinnerung hat, den palästinensischen Mainstream im postkolonialen Sound.



    Keine Nachfrage, zu nix. Das ist kein Interview, sondern PR.

    • @Ignaz Wrobel:

      Sehr treffend formuliert, danke.

  • Wenn man die apodiktisch vorgetragenen Argumente ernst nimmt und zuende denkt, dann muss man ernsthaft aufhören von einer Zwei-Staaten-Lösung zu sprechen, in der es zwangsläufig immer wieder zu Abgrenzung, Grenzkontrollen und wirtschaftliche Diskriminierung kommen muss und sollte stattdessen nunmehr für das volle Bürgerrecht der Palästinenser im Staat Israel streiten. Denn dass Israelis nicht mit einer Kassam-Raketen schießenden und meuchelmordenden Hamas in der unmittelbaren Nachbarschaft leben können, das dürfte wohl klar geworden sein. Es müssten also in Beith Hanun die gleichen Rechte und Pflichten gelten wie in Sderot, kontrolliert von einer Polizei, in der Juden und Muslime gleichermaßen adäquat vertreten sind. Allein, dass man sich das kaum friedlich vorstellen kann, belegt, dass die grobschlächtigen Vorwürfe gegen Israel von Apartheid und systematischer Unterdrückung nicht die ganze Wahrheit erfassen und ein Element auf palästinensischer Seite dabei konsequent ausblenden: Palästinensischen Hass und palästinensische Verbrechen. Erst wenn sich jeder an die eigene und nicht die fremde Nase fasst, statt mit einem "aber wegen..." loszulegen, kann man am Frieden feilen. Vorher bleibt es beim ewigen Bürgerkrieg.

    • @hedele:

      Netter Ansatz, aber naiv, würde ich sagen. Da ist so viel böses Blut, so viel Angst vor Anschlägen, so viel religiöser Fanatismus, so viel Nationalismus und so viel ökonomische Ungleichheit. Neuseeland ist ein Beispiel dafür dass dass eine "Siedlungskolonie" prinzipiell schon zusammenwachsen kann, aber die Umstände sind einfach vollkommen anders als im Nahen Osten.

  • "Wenn man von Schuld spricht, müsste man auch sagen: Unser Nationalsozialismus hat zur Schoa und auch zur Nakba geführt." Auch zur Nakba? Steile These. Wäre "unser" Nationalsozialismus nur etwas "erfolgreicher" wesen, wäre auch der Jischuv der Shoah zum Opfer gefallen.

    • @MeinerHeiner:

      Andersherum: Ohne den Holocaust wären wohl kaum so viele Menschen auf die Idee gekommen, nur mit einem Koffer über das Mittelmeer zu fahren um sich dort in Lebensgefahr zu begeben, indem man Krieg mit den neuen Nachbarn anfängt.

      • @Hannes Hegel:

        "...nur mit einem Koffer über das Mittelmeer zu fahren um sich dort in Lebensgefahr zu begeben, indem man Krieg mit den neuen Nachbarn anfängt."



        Mir wäre neu, dass die Juden 1947 diesen Krieg angefangen hätten. Ganz im Gegenteil. Vom welchen Krieg reden Sie?

      • @Hannes Hegel:

        Wer hat da Krieg angefangen?!

      • @Hannes Hegel:

        "...indem man Krieg mit den neuen Nachbarn anfängt"? Welchen Krieg hat Israel mit seinen "neuen Nachbarn" denn angefangen?



        - Palästinakrieg 1947-1949: Israel wurde angegriffen



        - Sinaikrieg 1956/1957: Israel wurde angegriffen



        - Sechstagekrieg 1967: Präventivschlag Israels, um einen angekündigten (!) Angriff zuvor zu kommen



        - Abnutzungskrieg 1967-1970: Israel wurde angegriffen



        - Yom-Kippur-Krieg 1973: Israel wurde angegriffen

        AM YISRAEL CHAI!

      • @Hannes Hegel:

        "indem man Krieg mit den neuen Nachbarn anfängt"

        Sie verbreiten hier Fake News. Es müsste heissen: Um von den neuen Nachbarn in einen nicht enden wollenden Krieg verwickelt zu werden.



        Die arabischen Staaten erklärten schliesslich den Krieg und nicht umgekehrt.

      • @Hannes Hegel:

        Den Krieg haben nicht die Israelis mit den Nachbarn, sondern die Nachbarn 1948 mit den Israelis angefangen. Weiterhin begründet sich die israelische Bevölkerung auf dem jetzigen Gebiet nicht nur auf den Holocaust. Es haben dort schon immer Juden gelebt, es gab Wanderungsbewegungen nach Progromen in Europa des 19. Jahrhunderts und ethnische Säuberungen der jüdischen Bevölkerung in jetzt fast allen arabischen Staaten.

      • @Hannes Hegel:

        Es wären noch immer genug gewesen und die Besiedelung begann weit vor dem 2. Weltkrieg. Dazu kommt, dass nach dem arabischen Angriffskrieg mit überraschender Niederlage die Juden aus den arabischen Staaten auch noch fliehen mussten.

        Dazu natürlich kein Wort im Interview. Oder dazu, wie es den Palästinensern in den anderen arabischen Staaten ergangen ist.

  • Wer von den vertriebenen Palästinenser bei der Nakba sprechen möchte , sollte auch von den ganzen vertriebenen Juden nach der Staatsgründung Israel sprechen oder von dem Umstand das die arabische Seite diese Nakba mit ihren Krieg erst ermöglicht hat.



    Aber zu fordern dass die eine Seite ,weil sie betroffen ist hier die Deutungshoheit hat und eine kritische Auseinandersetzung damit zu verunmöglichen ist.

    Von Entmenschlichung zu sprechen und dabei auszublenden was eben bei diesen Gedenkveranstaltungen oder anderen Demos regelmäßig für Propaganda betrieben wird , was verharmlost oder schlimmstenfalls glorifiziert wird , ist schon ein starkes Stück aber sonst lässts ich wohl die These der Dämonisierung nicht durchhalten.

    "Der Diskurs über die Gewalt an Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen müsste verändert werden. Begriffe wie Apartheid oder eth­nische Säuberung sollten kein Tabu sein." Ich höre die Leute von der AFD reden, hey " das darf ich nicht sagen , weil dass ein Tabu ist oder gleich die Rassismuskeule rausgeholt wird."

    "Niemanden meiner palästinensischen Bekannten würde ich als antisemitisch bezeichnen." das hätte mich bei dieser Haltung auch gewundert. Aber wer sagt schon hey "ich habe Bekannte und die sind rassistisch oder antisemitisch. "

    Zumal darf es gesagt werden, mensch muss nur damit rechnen, dass diese Meinung eben kritisiert wird und im Zweifel auch darauf verwiesen wird, dass es eine Dämonsierung darstellt. Aber das ist dann ja mundtot machen und Erfahrungen absprechen.

    • @Rabenbote:

      Also die Palästinenser haben die Verantwortung dafür, dass arabische Staaten in welchen sie nichts zu sagen hatten Juden vertreiben?

      Araber und Muslime sind nicht für das handeln anderer Araber oder Muslime weltweit verantwortlich.

  • Nicht nur palästinensische Stimmen kommen zu kurz kritisch israelisch/jüdische Stimmen werden einfach diffamiert und abgwürgt. Wenigstens in der Zeitschrift Monopol hat man eine klare Auffasung dazu.

    „Zum ersten Mal wird nun auch eine jüdische Künstlerin Opfer der aktuellen Serie von Absagen und Ausladungen wegen Aussagen, die als antisemitisch gelesen werden. Zur Absurdität dieser Situation gehört, dass Breitz‘ Werk, das nun nicht gezeigt werden wird, sich mit einem ganz anderen Thema beschäftigt als Antisemitismus oder dem Nahostkonflikt. Um Kunst und ihre Inhalte geht es schon lange nicht mehr, von Meinungs- oder Kunstfreiheit ist nicht mehr die Rede.



    (…)



    Die "mediale Berichterstattung" könnte laut Breitz sowie laut der "Saarbrücker Zeitung" ein Artikel in der "Taz" über eine von Breitz und anderen jüdischen Personen aus dem Kulturbetrieb initiierte Demonstration unter dem Motto "We still still still need to talk" gewesen sein.



    (…)



    „In Saarbrücken wird ein Werk der jüdischen Künstlerin Candice Breitz wegen deren Aussagen zum Nahostkrieg nicht gezeigt. Das bestätigt auf absurde Weise die Befürchtung vieler Kunstschaffender, dass die Freiheit der Debatte dramatisch schrumpft.“



    (…)



    „Auf die Vorwürfe [in der TAZ], sie wolle von Angriffen auf Synagogen nichts wissen, reagiert sie empört: Der Autor habe keine Ahnung, was sie als jüdische Person seit dem 7. Oktober durchmache. "Wie kann der Autor es wagen, anzunehmen, ohne mit mir zu sprechen oder etwas über meine persönliche Beziehung zum Judentum zu wissen, dass ich nicht tief betroffen bin von dem anhaltenden Antisemitismus und der hasserfüllten Gewalt, die Juden in diesem Land immer wieder erleben?"

    „Man glaubt in Saarbrücken offenbar, ein Werk über Prostitution in Südafrika nicht zeigen zu können, weil der Schöpferin, eine Jüdin, eine politische Position zum Thema Israel unterstellt wird, die nicht in den deutschen Meinungskorridor passt. Es wäre lächerlich, wenn es nicht so traurig wäre.“

  • "Israel wird oft mit dem Judentum gleichgesetzt, und israelkritische Positionen sowie palästinensische Stimmen werden schnell als Antisemitismus abgetan."

    Ein Volltreffer.

    Die offizielle deutsche Haltung erscheint verkrampft und einseitig. Ich kann die Wut und Verzweiflung der Palästinenser, die seit Wochen Angehörige verlieren, ohne einen Raum zu haben, um würdig zu trauern, sehr gut nachvollziehen. Ständig spürt man die Keule des Staates im Nacken; jede Äußerung läuft Gefahr, als antisemitisch abgestempelt zu werden.

    • @Ertugrul Gazi:

      "...jede Äußerung läuft Gefahr, als antisemitisch abgestempelt zu werden."



      Weil sie's womöglich ist? Kann doch sein...



      Ja, diese Gefahr besteht. Dennoch höre ich hier Original-AfD-Sprech, was zum Innehalten ermuntern sollte.



      Wäre insgesamt sowieso nicht schlecht.

    • @Ertugrul Gazi:

      Es gibt viel Mitgefühl und auch Raum für die Palästinenser in Deutschland zu trauern! Und ich frage auch: Von wem geht in Deutschland eigentlich Gewalt und Bedrohung aus? Mal drüber nachdenken und sich informieren!