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Frei von SmartphoneMein Leben ohne Äppärät

Unsere Autorin surft das Web wie ein Profi. Aber eine Welle reitet sie nicht mit – die des Smartphones. Damit ist sie nicht allein.

N eulich, in einer lauen Spätsommernacht, empfing ich ein Signal aus der Zukunft. Ich sah ein Schild, mitten in Berlin, an der Torstraße, wo App-Entwickler ihre Spesen mit ApplePay bezahlen, während Uber-, Bolt- und Lieferando-Fahrer wie ausgehungerte Wespen um den Block kreisen, allzeit bereit, über ein Samsung Galaxy, ein Sony Xperia oder ein Xiaomi für einen Auftrag angepingt zu werden; wo formschöne Influencer, rummelplatzlustige Tik-Toker und Insta-Touris ihre Storys drehen: Ich, wie ich wieder einmal sehr viel Fun habe und mega cute wirke dabei, und Tinder-Opfer auf ihre Wisch-und-weg-Dates warten. Dort, zwischen all den elektrisch blau beleuchteten Gesichtern, sah ich also das Schild, und das Schild sah mich, und wir beide wussten: Etwas kippt gerade. Etwas wird sich ändern.

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Das Schild flimmerte nicht und machte keinerlei Geräusch, man konnte sich nicht mit ihm unterhalten. Es befand sich auch kein QR-Code darauf. Es handelte sich um eine schlichte Schiefertafel, sie stand vor einem Lokal, jemand hatte mit Kreide drauf geschrieben: „Wir haben kein WLAN! Redet miteinander! Tut so, als wäre es 1995!“

Vor Rührung blieb ich kurz stehen. Dieses Schild war wie ein Trost. Nein, es war viel mehr, es war wie eine lang ersehnte Bestätigung: Ich hatte recht gehabt, die ganze Zeit, all die updatehysterischen Jahre über.

Die Sache ist die: Ich lebe ohne Smartphone. Stur, stolz und schon immer.

Eigentlich dürfte es jemanden wie mich gar nicht mehr geben. Deshalb reagieren viele Menschen irritiert auf diese Information, und aus diesem Grund schicke ich drei Punkte lieber gleich mal voraus.

Erstens: Ich habe nichts gegen das Internet, im Gegenteil. Junge Leute, die zwischen 1995 und 2012 zur Welt kamen, werden in den Medien jetzt als „iGen“ bezeichnet, als „iGeneration“ – „i“ wie iPhone. Menschen wie ich, zwischen 1965 und 1980 geboren, gelten als „Generation X“, wobei das X symbolisch auf Restspuren von Punk, auf eine „Indie-Kultur“ verweisen soll. Fakt ist: Wir sind die Pio­nie­r:in­nen des Internets, diejenigen, die es überhaupt erst zum Laufen gebracht haben, damals, in den Tiefen der Neunziger. Meine Altersgruppe war es, die Wikipedia oder Youtube mit ersten Inhalten füllte, und auch heute schalte ich „das Netz“ noch beinahe täglich ein und mache mich bei Instagram interessanter, als ich bin, wie Millionen andere auch.

Zweitens: Ich bin von progressivem Temperament, halte etwa das Elektroauto, die neuartigen mRNA-Impfstoffe und die digitale Steuererklärung für wertvolle zivilisatorische Errungenschaften.

Drittens: Ich bin in keinster Weise religiös, und das Wort „Achtsamkeit“ löst einen unangenehmen Juckreiz bei mir aus. Weder will ich predigen noch irgendwen zu meiner Lebensweise bekehren. Vernünftigerweise müsste ich sogar davon abraten, denn der Alltag ohne Smartphone ist über die Jahre immer beschwerlicher geworden.

Wovon ich hier erzählen will, das ist eben dieses Kreideschild vor dem Lokal in Berlin-Mitte. Vielmehr das, was vorne drauf steht: „Redet miteinander! Tut so, als wäre es 1995!“

Ich warf einen Blick in das Lokal und sah dort ausschließlich junge Leute, viele waren 1995 vermutlich noch nicht mal geboren. Während ich 1995 schon 25 war und gerade meinen ersten „Home PC“ hochfuhr, mit einem klobigen „Tower“, einem Bildschirm mit grüner Schrift auf schwarzem Grund, einem mal röchelnden, mal kreischenden Modem und einer 12-stelligen Compuserve.com-E-Mail-Adresse. Ich war, im Tech-Jargon gesprochen, ein „early adopter“.

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Heute bin ich in den Augen der 25-Jährigen eine alte Frau. Das nehme ich ihnen nicht übel, etwas anderes erscheint mir viel wichtiger: Qua Alter könnte ich ihre Mutter sein, aber über tausend Umwege auf der „Daten­autobahn“ (*LOL*) werden wir womöglich gerade zu Geschwistern im Geiste.

Das Schild ist nämlich nur ein Indiz von vielen. Es mehren sich die Hinweise, dass sich gerade eine kleine Welle formiert: eine Anti-Smartphone-Bewegung. Das Erstaunliche ist: Die meisten sind noch keine 30, manche, von denen ich noch erzählen werde, haben gerade erst den 17. Geburtstag hinter sich, sind im rosigen Snapchat-Alter.

Von einer sich ausbreitenden „Ernüchterung gegenüber allgegenwärtigen digitalen Seinsformen“ spricht etwa das Wirtschaftswissenschaftsduo Mariam Humayun und Russell Belk. Die Kanadierin und der Amerikaner glauben, den Anbruch einer „postdigitalen Ära“ festgestellt zu haben, und sammeln seit 2020 Anzeichen für einen „subtilen Widerstand gegen die ständige Beschleunigung des Lebens“.

Von einem „No-Smart-No-Surf-Movement“ reden andere, und auch der Informatikprofessor und Internetphilosoph Cal Newport konstatiert einen lebendigen „Aufmerksamkeitswiderstand“.

Vom Digitalen Minimalismus und Neo-Ludditen

Newport ist der bekannteste Vertreter des „Digitalen Minimalismus“. Er rät, die angeblich so smarten Phones öfter mal links liegen zu lassen oder sie, noch besser, zu entsorgen und durch ein altmodisches Tastenhandy zu ersetzen – der seelischen Gesundheit wegen. Besonders beliebt hat er sich mit dieser Idee nicht gemacht. „Aber mein ganzes Leben steckt da drin!“, habe ich Smartphone-Besitzer:innen schon jaulen hören. Niemand will sich sagen lassen, dass er eventuell in einer toxischen Beziehung steckt, in einer einseitigen Love Affair mit einem Gebrauchsgegenstand. Niemand will sich belehren lassen, dass es – theoretisch – auch anders ginge.

Etliche Jungerwachsene probieren nun genau das aus: ein Leben ohne Smartphone. Manche nennen sich „Unplugger“, „Abschalter:innen“. Andere bezeichnen sich als „Neo-Ludditen“, moderne „Maschinenstürmer“. Diesen Namen haben sie von einer Ar­bei­te­r:in­nen­be­we­gung aus dem 19. Jahrhundert geborgt, von den „Ludditen“, die, angeführt von dem Briten Ned Ludd, ihre Proletarierrechte gegen die Konkurrenz von Industriemaschinen verteidigen wollten.

Ob ich zum Schlafen einen Aluhut aufsetze, wurde ich gefragt. Ob mein Bunker mit Kunstrasen ausgelegt sei. Sorry, diese Technikskepsis ist strukturell rechts, sagte ein Freund.

Die „Neo-Ludditen“ verabschieden sich nun von ihren Smartphones und besorgen sich tatsächlich einfache Tastenhandys, in Amerika „Flipphones“ genannt. Manche löschen gleich auch noch ihre Social-Media-Konten aus ihren Laptop-Browsern, einige versuchen sogar, gänzlich offline zu gehen. Nicht nur in Berlin und Brooklyn, auch in Linz, London oder Lissabon treffen sie sich in WLAN-freien Parks, Cafés oder Bars, um sich über ihre Erfahrungen mit dem Abgeschaltetsein in einer rund um die Uhr angeschalteten Welt auszutauschen. In Zeitungsartikeln erzählen sie von ihrer Überforderung und Abneigung gegen das ständige Angepieptwerden, in nachdenklichen Essays machen sie „Werbung für die Realität“, wie die 1991 geborene Autorin Birthe Mühlhoff.

Gerade eben ist nun auch der erste deutschsprachige Anti-Smartphone-Roman erschienen: „Zeiten der Langeweile“ heißt er, geschrieben hat ihn die Kulturwissenschaftlerin Jenifer Becker, Jahrgang 1991. Die angeblich so sozialen Medien sind für die Romanheldin zu einem Geschwulst, zu einem „Teratom mit Zähnen und Haaren“ geworden, „das mich von innen aufzufressen drohte“. Sie ist es leid, sich über ihr iPhone „Inhalte in den Kopf zu gießen, die ich mittlerweile als Müll bezeichnete“. Also trennt sie sich von dem Gerät. „Auf einmal erstreckte sich der Tag vor mir wie eine fünfte Dimension, die ich eigentlich irgendwann in meiner Kindheit verlassen hatte“, sagt die Romanfigur, bevor sie merkt, wie unbeliebt sie sich damit bei vielen macht – und dann wiederum von ihrem Außenseiterinnentum überfordert ist.

Die jungen Smartphone-Skeptiker:innen führen einleuchtende Argumente an, warum sie sich von ihren immer wachen Geräten trennen: Weil sie nicht von früh bis spät mit Skandalen, Stars und Sonderangeboten belästigt werden wollen. Weil sie längst nicht mehr an den Zauber des Social-Media-Märchens glauben. Weil sie sehr genau wahrnehmen, wie künstliche Intelligenz sich immer weiter ins Spiel drängelt, Bots, Deep-Fakes und Ähnliches, und wie autoritäre Tendenzen sich weltweit verstärken, weshalb sie nicht jeden ihrer Schritte auf irgendeinem Server – wer weiß schon wo und von wem und zu welchem Zweck – gespeichert wissen wollen.

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Zugegeben: Sie mögen nur eine winzige Mikrosubkultur sein, sehr süß – und komplett machtlos. Doch sie betrachten die Welt aus einem ähnlichen Blickwinkel wie ich, und das tut mir gut.

In meinem beruflichen und privaten Umfeld bin ich der Freak. Dieses eine lästige Huhn, das partout keine Whatsapp-Sprechblasen empfangen kann. Die anstrengende Tante, die nur per SMS erreichbar ist, der man E-Mails schreiben oder die man umständlicherweise sogar anrufen muss, wenn man etwas von ihr will. Ob ich zum Schlafen einen Aluhut aufsetze, wurde ich schon gefragt. Ob ich meinen Weltuntergangsbunker mit Kunstrasen ausgelegt hätte. „Sorry, aber diese Technikskepsis ist strukturell rechts“, sagte einmal ein Freund zu mir, und seine Unterlippe bebte, ob vor Ungeduld oder aus Zorn, vermag ich nicht zu sagen.

Seit auch mein Vater, ein schlauer Mann von gesunden 76 Jahren, sich ein Smartphone zugelegt hat und die Gifs und Sprachnachrichten zwischen ihm und meinem Bruder nur so hin- und herfliegen, frage ich mich in zunehmender Häufigkeit, woher mein Starrsinn rührt. Vielleicht ist es gar kein Trotz? Vielleicht bin ich moderat verrückt?

Beim „Unplugging“ handele es sich keineswegs nur um eine Teenagerlaune, sagt die prominenteste amerikanische „Maschinenstürmerin“, eine 17-jährige Highschoolschülerin namens Logan Lane, in einem Podcast der New York Times. Mit einem Dutzend Gleichaltriger hat sie in Brooklyn einen „Ludditen-Club“ gegründet: Alle haben ihre Smartphones abgeschafft, wenn sie sich treffen, sprechen sie über Bücher, zeichnen, hören Musik. Lane geht davon aus, dass es andernorts ähnliche Cliquen gibt, sie prognostiziert: „Da ist etwas Größeres im Gange.“

Und ich, ich bin dabei! – jubelte ich innerlich, als ich erstmals davon las. Endlich bin ich wieder einmal ganz vorn dabei!

Das Smartphone war das metallisch schimmernde Sinnbild meines Klassenneids.

Wenn ich die vergangenen 15, 16 Jahre auf meinem inneren Flatscreen Revue passieren lasse, kommen sie mir vor wie ein schriller Film – mit mir als supersympathischer Indie-Heldin, wie aus einem Jim-Jarmusch-Movie.

Am 9. Januar 2007 stellte Steve Jobs in San Francisco das erste iPhone vor. Rasch legten sich die Ersten in meinem Umfeld so ein Teil zu, und fast alle der Schnell­ein­stei­ge­r:in­nen waren in den Medien tätig, viele im Segment „Lifestyle-Journalismus“, wo sich in den Nullerjahren noch obszön viel Kohle für unfassbar heiße Luft verdienen ließ. Zunächst diente das iPhone vor allem als Distinktionsmerkmal, als Statussymbol für Menschen, die damit prahlten, ab und an „beruflich in New York“ zu tun zu haben. „Typisch“, dachte ich, „verzapfen ihre hohlen, Trend-Newsletter' und nehmen sich selbst viel zu wichtig.“

2007 war auch das Jahr, in dem die Große Koalition in Berlin die Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent und das Renteneintrittsalter von 65 auf 67 anhob. Während die Unternehmensteuern erstmals seit Jahrzehnten gesenkt wurden, und das nicht zu knapp. Derweil wurde bekannt, dass die zwei reichsten Menschen der Welt, Bill Gates und Warren Buffett, mehr Geld besaßen, als die 45 ärmsten Länder der Welt in einem Jahr erwirtschafteten. Im Juni kam es beim G8-Gipfel in Heiligendamm zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen De­mons­tran­t:in­nen und der Polizei, im August platzte eine irre Immobilienblase, die globale Finanzkrise begann, was den Dow-Jones-Index nicht daran hinderte, zügig einen neuen Höchststand zu erklimmen.

„Neoliberalismus“ wurde das alles genannt. Das iPhone war das coole Maschinchen zur eiskalten Zeit. Und dementsprechend teuer. Selbst wenn ich es sexy gefunden hätte, hätte ich es mir nicht leisten können, und wahrscheinlich wurzelt hier meine Verachtung für das Smartphone an und für sich: Es war das metallisch schimmernde Sinnbild meines Klassenneids.

Mein Tasten-Nokia aus den frühen 2000ern und ich, wir kamen weiterhin gut miteinander klar, an meinem Heim-PC startete ich eine vielversprechende Myspace-Karriere mit fünf Fantasieprofilen auf einmal. 2008 büffelte ich HTML-Codes und meldete meine eigene Webseite an, was allerdings kaum jemanden interessierte, denn zur gleichen Zeit platzte Twitter in die Welt. 2009 besaßen dann schon fast alle in meinem näheren und weiteren Umfeld eines der nagelneuen Phones, ein Blackberry, ein Samsung Omnia, was weiß ich. Erinnert sich noch jemand daran, wie die Leute ihre schicken Telefone damals streichelten, mit verzücktem Blick, wie frisch verliebt? Das hielt ein paar grauenerregende Jahre an, mindestens bis 2011.

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„Und du – zögerst? Ausgerechnet du, die immer bei allem mitreden will?“, wurde ich von da an öfters gefragt. „Immer schön mit der Ruhe“, antwortete ich, „man weiß doch, dass neue Erfindungen so ihre Macken haben, ich mache mich doch nicht zur unbezahlten Beta-Testerin fürs Silicon Valley.“ Ich weiß noch genau, wie die anderen belustigt ihre Köpfe schüttelten. Vielleicht schwang schon damals Mitleid mit, Mitleid mit mir, die sich zum Hinterherhinken entschlossen hatte.

Inzwischen weiß ich, dass 2009 erstmals der „Day of Unplugging“, der„Tag des Aussteckens“ ausgerufen wurde, dass sich schon damals Widerstand regte gegen das, was schlaue Leute bis heute „Die kalifornische Ideologie“ nennen – die Macht des Metaversums und von Google/Alphabet, die Datenfresserei in Palo Alto und Mountain View. Mein PC gab den Geist auf, ich organisierte mir ein Laptop und legte mir ein Facebook-Konto zu. Wie Twitter, nur weniger hektisch, so stellte ich es mir vor und schrieb „My phone is smarter than yours“ in mein Profil.

Derweil tat sich in Bonn und München Spannendes: Drei deutsche Netzintellektuelle, Jörg Blumtritt, Benedikt Köhler und Sabria David, schalteten sich zusammen und schrieben am Neujahrstag 2010 einen Text, der binnen weniger Tage um die Welt ging: das „Slow Media Manifest“. Technische Errungenschaften werden darin ausdrücklich begrüßt – aber nicht wahllos: „Gerade durch die Beschleunigung in zahlreichen Lebensbereichen werden Inseln der bewussten Langsamkeit möglich, aber auch überlebenswichtig. Slow Media sind kein Gegensatz zur Geschwindigkeit und Gleichzeitigkeit von Twitter, Blogs und Social Networks, sondern eine Haltung und Art, sie zu nutzen.“ Die Mit-Autorin Sabria David trug als eine der Ersten den Begriff „digitale Resilienz“ in die deutsche Öffentlichkeit. Gemeint ist das Prinzip „weniger ist mehr“.

Anders als viele Smartphone People bekam ich damals aber nichts davon mit. Eigentlich absurd: Sie, denen nichts schnell genug gehen konnte, schickten sich das „Slow Media Manifest“ auf ihren flotten Scheibchen hin und her, während ich an meinen schwerfälligen Apparaten weitgehend ahnungslos zur Expertin für gepflegte Langsamkeit reifte.

Ich sah und sehe überhaupt keinen Reiz darin, ständig das ganze Internet mit mir herumzutragen – was für eine Last! Ich wollte und will nicht twentyfourseven auf x Kanälen erreichbar sein – was für eine Qual!

Lifehacks für „Digital Detox“

Ich hatte auch nie das Gefühl, etwas zu verpassen, keine Spur von FOMO bei mir. Der digitale „Müll“, von dem Jenifer Becker in ihrem Roman schreibt: Ich glaube, ich weiß, was sie damit meint. Manchmal kam ich am Laptop ins Driften und erschrak, dass ich mir drei Stunden am Stück kotzende Katzen und missglückte Brust-OPs angesehen hatte. Das war wie eine Tüte Schaumzucker essen, danach ist einem etwas schlecht, man ist irgendwie voll, aber zugleich auch ganz leer.

Cal Newport spricht von „sozialem Fast Food“: Konzerne wie Meta errichten Algorithmen-gesteuerte Aufmerksamkeitsfallen, die die User möglichst lange bei der Stange halten sollen, so wie Burgerketten ihre Kundschaft mit Geschmacksverstärkern fesseln wollen. Newports Recherchen zufolge konnte Face­book seine Umsätze durch die mobile Nutzung gehörig steigern. Über Apps bleiben die User sehr viel länger hängen als im Browser, belegen internationale Studien.

Push-News schubsten weltweit Menschen aus ihrem bitter nötigen Schlaf – mich nicht. Applikationen wurden downgeloadet, verhakten sich mit anderen Applikationen, wurden wieder gelöscht oder löschten ihrerseits ganze Kontaktdatenbanken – ich schnappte die Dramen bloß vom Hörensagen auf.

2011 wurde das Smartphone plötzlich für eine Menge Menschen überlebenswichtig: Im Arabischen Frühling nutzten Hunderttausende ihre Phones, um sich für Aufstände gegen ungeliebte Machthaber zu vernetzen. Erstmals sah ich einen überzeugenden Sinn in diesem Gerät.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Gleichzeitig nahmen in meiner vergleichsweise heilen Welt die Probleme zu – bei den anderen, nicht bei mir. Erste „Digital Detox“-Programme wurden angeboten, Lifehacks zur „digitalen Entgiftung“. Je mehr Apps die Leute sich herunterluden, desto trauriger und schlapper schienen sie zu werden. Als Außenseiterin konnte ich das Elend gut beobachten, in der U-Bahn, in den Mittagspausen: Wie sie auf ihren Maschinchen rauf- und runterscrollen, jede und jeder für sich, mit hängenden Köpfen. Welke Tulpen sah ich – während die Tulpen mich nicht sahen. So wie sie auch sonst kaum etwas wahrzunehmen schienen in ihrer dreidimensionalen Umgebung.

Leute schienen plötzlich massenhaft Selbstgespräche zu führen – ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass das die neue Art des Telefonierens war: Man hat Stöpsel im Ohr, die Hände frei und plappert umso freier frei von der Leber weg auf das elektrische Scheibchen ein. Der Handelsvertreter, der im ICE-­Abteil ungehemmt in sein Phone blökt, wurde zur Witzfigur, und Gary Shteyngart veröffentlichte den genialen Roman „Super Sad True Love Story“, in dem er das Smartphone als „Äppärät“ karikiert, an dem die User hängen wie ­Crystal-Junkies an ihren Pfeifchen.

Das Wort „Alienation“ ist mein liebstes englisches Wort, es bedeutet „Entfremdung“, und es gefällt mir, weil das Wort „Alien“ drinsteckt. Immer wenn ich in einem Magazin oder Podcast auf einen Report der Sorte „Wie ich einen ganzen Monat ohne Smartphone verbrachte und es unverletzt überlebte“ stieß, wirkte es auf mich wie Satire; wie eine der Social-Science-Fiction-Storys, die Au­to­r:in­nen wie Margaret Atwood, William Gibson und Ray Bradbury sich im 20. Jahrhundert ausgedacht hatten: grell überzeichnete Szenen aus einer maschinengesteuerten Massenpsychose.

Tech-Insider nennen so ein Tastenhandy abfällig Dumbphone – „dumb“ wie „dumm“.

2014 startete #metoo, eine weitere digitale politische Bewegung, und ich las, wie schon beim Arabischen Frühling, am Laptop mit. Derweil versuchten manche Menschen, Tracking-Apps auf die Phones ihrer Liebsten zu schmuggeln, um deren Wege zu kontrollieren, andere steigerten sich in eine Häkchen-Hysterie, wenn ihr Schwarm ihre Whatsapp-Nachricht zwar gelesen, aber noch nicht beantwortet hatte. „Digitale Eifersucht“, „Digitaler Burnout“, „Shit Storms“, „Hatespeech“: All diese Psycho-Phänomene tauchten erst mit dem Smartphone auf, und die Leute kamen bald kaum noch hinterher mit den Worterfindungen für all den Ärger, den sie sich in ihre Hosentaschen gesteckt hatten.

Und so ging es weiter und weiter, und immer musste ein neues Update her. „Länger als der Umfang des Äquators und fünf Mal so schwer wie der Berliner Fernsehturm“: So beschrieb der Branchenverband Bitkom jüngst die Masse des Elektroschrotts. 210 Millionen Phones haben die Deutschen in den vergangenen Jahren verschlissen, zweieinhalb pro Bürger:in.

Neun von zehn Deutschen besitzen laut Statistischem Bundesamt heute ein oder mehrere Smartphones. In der Einkommensklasse ab 5.000 netto im Monat sind es 97 Prozent, bei denen, die weniger als 1.250 Euro heimbringen, nur 70. Am stärksten ist die Smartphonedichte bei den als besonders „leistungsfähig“ geltenden 25- bis 34-Jährigen (99 Prozent), am dünnsten bei den tendenziell nicht mehr ganz so fitten über 80-Jährigen (52 Prozent). Grob zusammengefasst: Wer’s bringt – oder so tun will, als ob –, trägt so ein silbrig oder Darth-Vader-schwarz schimmerndes Ding mit sich herum. Der Alien bin eindeutig ich.

Von wegen Dumbphone

Mit der Zeit hat mein Nokia ein paar Schrammen abbekommen, auf dem Display sitzen schwarze Pixelspratzer, ansonsten läuft es seit rund 20 Jahren tadellos, mit Prepaid-Karte. Von Tech-Insidern wird so ein Gerät abfällig Dumbphone genannt, „dumb“ wie „dumm“, im Gegensatz zu „smart“ wie „clever“. Ich aber denke – immer noch –, dass Leute, die so sprechen, dümmer sind als mein Dumbphone und ich zusammen.

Gleichzeitig ahne ich, dass ich eines Tages wahrscheinlich meinen Frieden schließen muss mit der Gegenwart, wie sie nun mal ist. Es vergeht kaum noch ein Tag, an dem ich es nicht spüre: Die QR-Code-Schlinge zieht sich immer enger zu. Beim Fahrrad- oder Carsharing zum Beispiel: schöne Idee – ohne Smartphone keine Chance fürs Mitmachen. Beim Onlinebanking geht es in die gleiche Richtung. Viele Banken haben das SMS-Tan-Verfahren schon abgeschafft, es läuft nur noch über Apps. So wie auch die Kommunikation mit der Bundesagentur für Arbeit ohne Installation der „BA-Mobil“-App nur noch mühsam möglich ist.

Fast ist es nun schon eine Staatsbürger:innenpflicht, sich einen Äppärät zu besorgen. Das 49-Euro-Ticket gibt es bekanntlich nur in digitaler Version, und wer im Alarmfall vom Katastrophenschutz gewarnt werden will, braucht ein möglichst aktuelles Smartphone, keinesfalls darf es älter als fünf Jahre sein.

Und dann ist da natürlich die Covid-App. Vielerorts genügte es nicht, die Impfungen mit dem fledderigen Büchlein aus gelbem Papier nachzuweisen, das digitale Zertifikat war ein Muss.

Digitaler Mischkonsum im stationären Modus

Und nun ja – an diesem Punkt ist es in diesem Text Zeit für eine kleinlaute Beichte: Ich bin längst eingeknickt. Ich besitze ebenfalls ein Smartphone. Sogar schon seit 2017. Aber ich schwöre: Ich benutze es nicht. Jedenfalls nicht so richtig. Es hat keine Sim-Karte, ist praktisch tot, und es befinden sich exakt zwei Apps darauf: zum einen die Covid-App, um keine Probleme zu bekommen, wenn ich meine Mutter im Pflegeheim besuche.

Zum anderen die taz-App. 2017 hatte ich mich bei dieser Zeitung um eine Stelle beworben. Die taz war, wie alle Medienhäuser, dabei, ihre Digitalkanäle auszubauen. Den Job würde ich nicht kriegen, wenn herauskäme, dass ich eine Smartphone-Feindin bin, fürchtete ich. Also schloss ich hektisch einen einjährigen Providervertrag ab – nur um als Prämie ein veraltetes iPhone-Modell zu erhalten, dessen Sim-Karte ich niemals aktivieren würde, das ich beim Bewerbungsgespräch aber demonstrativ auf den Tisch legen konnte, direkt vor die Nasen der Chefredaktion. Ich habe gefaket – und den Job bekommen.

Danach rührte ich das Ding monatelang nicht mehr an und verachtete nicht nur den Neoliberalismus noch ein bisschen mehr als ohnehin schon, sondern schimpfte auch mich selbst – fürs Kleinbeigeben. Ich war nicht mehr jung und brauchte das Geld: Damit habe ich mich dann zu besänftigen versucht.

Als eines Tages mein kleiner digitaler Fotoapparat abschmierte, knickte ich ein weiteres Mal ein. Seither nutze ich das Smartdings für meine Selfies und Urlaubsfotos, bin dabei aber so langsam wie eh und je: Um die Bilder ins Internet zu hieven, überspiele ich sie per USB-Kabel aufs Laptop und lade sie von dort aus hoch, meist ein bis acht Tage nachdem sie entstanden sind.

„Digitaler Mischkonsum im stationären Modus“: So könnte man meine Methode vielleicht bezeichnen – und mein nur selten berührtes Smartdings als „System-Kompromiss-Apparat“.

Wenn ich sehe, wie die digitale Menschenkontrolle in China mittlerweile läuft, wenn ich lese, wie der Paypal-Gründer Peter Thiel das Donald-Trump-Lager sponsert oder wenn ich den neuesten Weltbeherrschungstraum von Elon Musk aufschnappe, wird mir angst und bang.

Andererseits will ich nicht so klingen wie eine „Anti-Globalistin“, wie eine der neuen (alten) Rechten, die gegen alles hetzen, was ihre Hutschnur übersteigt. Schon gar nicht will ich klingen wie Ted Kaczynski, der glühende Selbstversorger und Anti-Zivilisations-Anarchist, der in den 1990ern als Una-Bomber bekannt wurde, nachdem er 16 Paketbomben quer durch die USA geschickt, 23 Menschen verletzt und drei getötet hatte – aus Hass auf den technischen Fortschritt. Gelegentlich komme ich mir selbst schon verdächtig vor. Sind es nicht immer Terroristen, immer die fiesesten Gangster aus „Aktenzeichen XY“, die sich über einfache Wegwerfhandys verabreden – mit Prepaid-Karten?

Stalking und Bevormundung

Aber: Ich hänge an meinem Nokia. Ohne Navigationsapp verlaufe ich mich gelegentlich, doch dabei erfahre ich sehr viel von der Welt, wenn ich mal nach dem Weg fragen muss, komme ich mit Fremden ins Gespräch. Ich will nicht immer schon vorher wissen, „was andere User von x oder y halten“, will mich überraschen lassen und verschwinden können. Will nicht, dass Algorithmen mir ständig einflüstern, was „gut für mich“ ist. Das wirkt auf mich wie eine Mischung aus Stalking und Bevormundung. In der Psychologie gibt es den Begriff der „Nachbeelterung“. So heißt eine Therapieform für Menschen, die in der Beziehung zu ihren Eltern zu kurz gekommen sind – und genau so wirken manche Smartphone People auf mich: als ob sie rund um die Uhr nach Betreuung hungern. Und nach sofortiger Bedürfnisbefriedigung, alles wollen sie immer instantly haben. Ich weiß, dass die Smartphone People mich für kindisch halten. Dabei sind sie doch die ewigen Kinder. Das denke ich tatsächlich.

Logan Lane, die 17-jährige „Neo-Ludditin“, sagt: „Keine Ahnung, wie die Welt in sechs Jahren aussieht. Ich hoffe, dass ich dann auch ohne Smartphone noch einen Job finden werde. Ehrlich gesagt, bin ich da aber ziemlich pessimistisch.“

Für Sabria David, die Autorin des „Slow Media Manifests“, liegt die junge Amerikanerin mit ihrer Einschätzung richtig. Für breiten Widerstand gegen „smarte“ Technik sei es zu spät, sagt David, als ich sie via Zoom kontaktiere, „die unreflektierte Nutzung ist einfach sehr verbreitet“. Eines dürfe man nicht übersehen: „Das ist schon auch ein kleiner Kreis – das sind selbstbewusste Jugendliche aus medienkritischen Elternhäusern oder Schulen, die gelernt haben, die Dinge zu hinterfragen.“ Ähnliches betonen auch Humayun und Belk, die zur „postdigitalen Ära“ forschen: Viele Menschen seien beruflich auf digitale Geräte angewiesen, vor allem in der Gig Economy, wo schlecht bezahlte Jobs auf Zuruf verteilt werden. Das Sich-ausklinken-Können gerate mehr und mehr „zu einem Luxus“, schreiben sie.

Dennoch hält Sabria David die Anti-Smartphone-Bewegung für ein spannendes Phänomen: „Es ist schon interessant, dass es mehr als zehn Jahre brauchte, bis solche Stimmen laut werden.“ Aus ihrer Sicht lohnt es sich, über „ein Korrekturpendel“ für die schnellen digitalen Entwicklungen nachzudenken. Es sei wie bei der Eisenbahn: „Was hilft der stärkste Antrieb, wenn der Zug mit Tempo 300 ohne Halt durch den Bahnhof rast? Bremsen sind genauso wichtig wie der Motor – sonst entgleist das ganze Ding.“

Gleich nach unserem Zoom-Gespräch googele ich noch einmal „Digital Detox“ und stoße auf 37.800.000 Einträge.

Am Abend treffe ich eine ehemalige Kollegin in einer Bar. Während ich auf sie warte, schreibe ich eine SMS an einen Freund, als die Kollegin auftaucht, liegt mein Nokia neben meinem Glas. „Ach“, sagt die Kollegin, „du hast jetzt also auch eins dieser neumodischen Hipster-Handys?“

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97 Kommentare

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  • trotzdem ließe sich vermutlich Elektroschrott verhindern, wenn wir einen bundesweiten Reparaturbonus hätten?



    Dass Handys länger genutzt werden.



    ein Reparaturbonus nach dem Vorbild Thüringen?



    hilfe-handy.de/reparaturbonus/

  • "Das 49-Euro-Ticket gibt es bekanntlich nur in digitaler Version, ..."



    Das ist viielleicht in Berlin so, woanders, z. B. beim VRR im Ruhrgebiet gibt es auch eine Checkkarte alternativ.

    "Viele Banken haben das SMS-Tan-Verfahren schon abgeschafft, es läuft nur noch über Apps."

    Dazu:



    Die GLS-Bank Bochum (öko und sozial) und andere Banken bieten die Möglichkeit mit einem physischen TAN-Generator, also ohne Smartphone, seine Online-Transaktionen durchzuführen.



    Zitat : "Bei den Sm@rt-TAN-Verfahren generieren Sie die TAN mit Ihrer GLS BAnkCard und einem speziellen Lesegerät, dem TAN-Generator."

  • Tausend Dank für den Artikel, Katja! Nicht, weil ich bisher nicht das Gefühl gehabt hätte, der einzige Mensch ohne Smartphone gewesen zu sein, sondern weil mir bisher jeder journalistische Beitrag zum Thema gefehlt hat. Und aufgrund der zahlreichen Übereinstimmungen:



    Ich hatte vor 9 Jahren mal ein Jahr ein Smartphone mit Whatsapp und allem drum und dran, weil ich das für mein PR-Studium gebraucht hatte (#werkeinsmartphonehatbrauchtdasnichtstudieren). Dann - nach einem Jahr - die Erkenntnis: Mich macht das Ding kaputt. SIM-Karte raus, ins alte Handy (Sony Ericsson) rein, fertig. Für mein Umfeld eine WAHNSINNS-Aktion: "Krass, dass du das geschafft hast." Mein Motto war seitdem: Solange ich es schaffe, soziale Kontakte aufzubauen und aufrechtzuerhalten, hole ich mir kein Smartphone. Digitale Resilienz baut man automatisch auf, wenn man merkt, dass das ständige Slow-Media-Leben einem einfach besser tut.



    Und ja, auch ich habe seit Neuestem ein Smartphone, weil es ohne QR-Code oder DB-App einfach nicht geht. Signal als echte Alternative zu Whatsapp ist zum Glück in meinem Freundeskreis voll akzeptiert, aber auch ohne wäre es weiter gut gegangen. Nein, es sind die Apps, die man anscheinend braucht, um klarzukommen.



    Zwei Korrekturen aber zu deiner Auflistung, was man ohne Apps alles nicht kann: Es gibt als Tan-App-Alternative immer noch den guten, alten Tan-Generator (zwar für einmalig 20 Euro, aber immerhin). Und: Das Deutschlandticket gibt es bei diversen Anbietern auch so, dass man den QR-Code ausdrucken kann bzw. eine Plastikkarte zugeschickt wird!

    Mein Smartphone (übrigens mit echten Tasten, quasi ein Nachfolger von Blackberry) bezeichne ich nun gerne als Appspieler, auf dem ich die paar Apps benutze. Aber ins Internet gehe ich zu 95 Prozent immer noch über meinen Laptop mit dem dezent größeren Bildschirm - und die Routen, die ich fahren muss, schaue ich mir weiterhin nicht ständig bei Google Maps über mobile Daten an - sondern zuhause. Und merk mir dann den Weg.

  • Sory, bereits die mobilen Tastenhandys haben die Menschen irreparabel eingeschläfert - plötzlich hatten deren tolle modernen Nutzer bei klitzekleinen Problemen einfach jemanden angerufen, anstatt erstmal selber nachzudenken.

    Der durchschnittliche Intelligenzquotient der Menschen hat seit der Verbreitung der Mobiltelefone nachweislich um 5% abgenommen.

    Ich lebe bisher ganz ohne mobiles Telefon und werde diesen Zustand auch nicht mehr ändern. Ich fühle mich dadurch nicht einsamer, sondern sicherer geschützt vor der Anwesenheit unzuverlässigen Personen.

    Um mich herum krakeelen permanent lauter abschreckende zweibeinige Beispiele, die mich diesen Beschluss täglich erneuern lassen.

    • @Thing T. Thing:

      Ob sich da noch ne radikalere Person meldet, die keinen Festnetzanschluss hat? Womöglich harrte jene in einer Telefonzelle aus, die sie aus Angst vor Abriss besetzt hielte. ;-D

  • Als mit Amazons Kindle 2007 der erste eBook-Reader auf dem Markt erschien wurde allerorten prophezeit, dass damit mindestens das Ende des stationären Buchhandels einhergeht, wenn nicht auch gleich noch den Verlagen der Garaus gemacht werde.

    Weder das Eine noch das Andere ist eingetroffen. Ich war vergangenes Wochenende in einer Berliner Shoppingmall in einem Buchladen, der über 2 Etagen (!) Unmengen an gedruckten Büchern liegen hat. :-)

    • @Grenzgänger:

      Naja, da "helfen" auch Konzerne wie Amazon und das Konsumverhalten vieler Menschen mit. Weniger sind es sicherlich geworden und werden es wohl auch weiter werden, schätze ich.

  • Es ist doch nicht das Gerät. Es ist deren Nutzung. Man muss nur widerstehen es andauernd zu nutzen. Wenn man das schafft, ist man wirklich weit gekommen. Aber nicht mit Zwang!

    Will ich damit bezahlen? Ja!



    Will ich damit navigieren? Ja!



    Will ich damit 1 x am Tag Nachrichten lesen? Ja!

    usw.

    Pragmatisch sollte die Nutzung sein.

  • Ich kann das so gut nachvollziehen, hatte ich doch selbst eine snafu- und compuserve-E-Mail-Adresse 1997/98 nach meinem kostenfreien Zugang über die TU-Berlin.



    Immer noch verliebt schaue ich mein Motorola Razr an und habe mir vorgenommen in Kürze mal zu testen, ob mein LG Shine es immer noch macht.



    Eigentlich brauche ich kein Smartphone, obwohl ich seit dem BlackBerry 10 diese Welle mitgeschwommen bin und meine 1. Version WhatsApp dort installierte. Im Januar 2022 wurden endgültig die Server von BlackBerry abgeschaltet und das 10 war das sicherste OS, dass es je gab.



    Dort wähnte ich meine Daten einigermaßen sicher.



    Seit ich Android nutze, habe ich nicht mehr das Gefühl, dass es sich um "mein" Telefon handelt.



    Jedes Mal, wenn ich mich über Firefox eines beliebigen Gerätes in meinen Google-Account einlogge, um mal wieder eine unliebsame Werbeeinstellung zu deaktivieren, die in Intervallen dort wieder ohne mein Zutun aktiv geschaltet wurde, flippt es aus und schickt mir Warnungen vor mir selbst, lach. Ich möge aufpassen, dass sich kein Unberechtigter meines Telefons eigen gemacht hat. Der tatsächliche Unberechtigte ist Google selbst. Wenn noch das E-Rezept, eSIM und die eID verbindlich kommen, denn ich brauche regelmäßig Medikamente, ist man diesem Ding komplett ausgeliefert. Mir graust es so dabei, dass ich meine Alt-Geräte zur Sicherheit weiterhin hegen und pflegen werde. Denn eigentlich will ich nur eins, bei Bedarf unterwegs kurz telefonieren.

  • Hmmmm, das ist unsauber argumentiert. Das alte Nokia 3810 als digitalen Purity Ring zu verklären, stimmt ja nicht. Ich bin so alt wie die Autorin, allerdings bin ich kein Journalist sondern Software-Entwickler geworden, seit Mitte der 90er Jahre baue ich Software für das Internet. Ich habe diesen ganzen Online-Marketing-Wahnsinn, Cross-Domain-Tracking, Retargeting, Optout, Optin, Fingerprinting, Datenstaubsauger Krempel, DSGVO, ePrivacy shield, Schrems 1-n, usw. usw. usw. teilweise in meine Produkte mit eingebaut, verfeinert, mich mit grausen abgewendet, wieder fasziniert neuen Ansätzen zugewendet und jede weitere Evolutionsstufe aufgesogen.



    Quintessence: Wir alte Säcke sind digital immigrants, meine Kinder digital natives - ist aber total egal. Ich habe Twitter, Facebook, Instagram, Tiktok usw. Testaccounts für den Job - aber privat keinen einzigen. Das Endgerät ist egal, ob ich aber social media und wenn ja in welchem Umfang nutze oder einfach mal mein Endgerät ausmache und mich einfach auf ein Bier in der Kneipe verabrede und zur verabredeten Zeit da bin und mich unterhalte, ist der wichtige Punkt.



    Nur weil mein Gerät alles Mögliche kann, muss ich nicht immer alles Mögliche machen. Diese Selbstbeherrschung geht auch ohne digitale Museumskost.



    By the way, ich kaufe seit ca. 15 Jahren nur noch gebrauchte Smartphones, hinke dem neuestem 3-5 Jahre hintehrer und bin happy damit. Man muss auch nicht immer das neueste Gerät haben. Dieser Ansatz funktioniert mit Klamotten, Fahrrädern, Autos, Booten und allem Möglichen ebenfalls sehr gut.

    Von daher, jeder Jeck ist anders, aber man kann auch ohne völlige mobile device Askese sinnvoll und nicht willenlos durch das Leben laufen.

    Ach ja, Achtsamkeit erzeugt bei mir auch Juckreiz.

  • Ich besitze erst seit 2020 einen Smartphone, bis dahin hatte ich eine dumb Nokia.



    Mein Smartphone ist allerdings Google-free und ohne Internet (ich verbinde mich mit öffentlichen Wifi oder mit dem Hotspot von meinem Laptop zu Hause).



    Das finde ich als ein guter Kompromiss: ich liefere (fast) keine persönlichen Daten an die großen Unternehmen (bei Sozialnetzwerken bin ich auch nicht dabei), behalte aber Funktionen wie Musik-player, Camera, Kalender, Notizen etc., die der Dumbphone nicht hat.



    Ohne Google muss ich an bestimmte Apps verzichten, aber damit kann ich ganz gut leben.



    Und wenn ich es kann, könnte es jeder. Einfach um den Big Data den middle finger zu zeigen! :D

  • Naja - ich kann die Kritik am "digital lifestyle" durchaus nachvollziehen, die Ablehnung eines Smartphones (aus diesen Gründen) nicht ganz: Niemand ist ja gezwungen den ganzen "social" - media Kram mitzumachen oder sich dauernd von der B**d und anderen Pushnachrichten senden zu lassen. Das kann man einfach bleiben lassen. Für mich ersetzt das Handy allerdings so viele Geräte, dass es schon aus ökologischen Gründen nahezu ein Muss ist.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Ein Punkt noch: Wie gesamtökologisch nachhaltig ist denn die tatsächlich stattfindende Benutzung dieser Technik? Und was soll noch alles dazu kommen?



    Alles wird darauf ausgerichtet, dass fast nichts mehr ohne die Dinger gehen kann. Deswegen muss es dann so gehen.



    Das Level wird so hoch gezogen, dass man gesellschaftlich nicht mehr runter kommen kann.



    Von der Strahlenbelastung wird gar nicht erst geredet. Schon nicht selten aus Vorsicht, weil dann schnell die Vorhaltung riskiert wird, man hänge einer Verschwörungstheorie an.



    Es war schon schwierig zu Zeiten, als festgestellt wurde, dass Druckerschwärze giftig war, etwas darüber in Zeitungen zu lesen.



    Was soll man erwarten, wei mit dem Thema Strahlenbelastung umgegangen wird, wenn die mobilen Endgeräte zu Grundwerkzeugen der Wertschöpfungsnetze werden, auch und gerade bei Medienunternehmen.

    • @31841 (Profil gelöscht):

      Das ist EM-Strahlung im Bereich einiger Milliwatt, wenn die gefährlich wäre wären wir auf Grund der Abstrahlungen von Rundfunk oder militärischer Langwellensender die teils mit hunderten KW senden längst alle tot.

      • 3G
        31841 (Profil gelöscht)
        @Ingo Bernable:

        Das ist die Standardaussage ..., die völlig neben den in der Forschung heiß diskutierten Fragen liegt. Die wissenschaftliche Literatur dazu ist zugänglich.

        • @31841 (Profil gelöscht):

          Nach der Erfindung der Dampflokomotive wurde auch sehr viel wissenschaftliche Literatur darüber produziert ob Geschwindigkeiten von über 20 km/h bleibende Schäden am menschlichen Körper anrichten. Damals wie heute, hat man bislang keine wirklich belastbaren Belege für die jeweilige These finden können.

          • 3G
            31841 (Profil gelöscht)
            @Ingo Bernable:

            Ein US-Bundesgericht (United State Court of Appeals for the District of Columbia Circuit) weist die FCC (Federal Communications Commission) an, zu erklären, warum sie wissenschaftliche Beweise für Schäden durch drahtlose Strahlung ignoriert hat. Das Petitionsgericht stellt fest, dass die Entscheidung der FCC, die Sicherheitsgrenzwerte von 1996 für die Exposition von Menschen gegenüber drahtloser Strahlung beizubehalten, willkürlich war. Das Gericht stellte fest, dass die FCC es versäumt hat, auf Nachweise zu reagieren, die belegen, dass die Exposition gegenüber HF-Strahlung unterhalb der aktuellen Grenzwerte der Kommission negative gesundheitliche Auswirkungen haben kann, die nichts mit Krebs zu tun haben. Darüber hinaus habe die Behörde es versäumt, auf Kommentare zu Umweltschäden durch HF-Strahlung zu reagieren.

            Quelle:



            www.cadc.uscourts....0-1025-1910111.pdf

            • @31841 (Profil gelöscht):

              US-Gerichte haben neben der Schädlichkeit von funkgesteuerten Parkuhren auch schon die von Popcorndämpfen festgestellt. Nur sollte man eben nicht den Fehler machen die dortige traditionelle Kombination von Case Law und Geschworenengerichten mit wissenschaftlicher Evidenz zu verwechseln.



              www.handelsblatt.c...n-usa/7564548.html

              • 3G
                31841 (Profil gelöscht)
                @Ingo Bernable:

                (Diese Antwort gehört hier hin):

                Skurrilität hier als Relativierung anzuführen ohne ernsthafte inhaltliche Würdigung der gerichtlichen Erwägungen und Entscheidungen hinsichtlich des formalen Vorgehens der FCC in Bezug auf Nicht-/Berücksichtigung von wissenschaftlichen Erkenntnissen ist kein Argument, dem Relevanz in der Bewertung der Gerichtsentscheidung zukommen kann. Es wurde die zuständige US-Behörde gerügt. Keine rechtliche Bagatelle

          • 3G
            31841 (Profil gelöscht)
            @Ingo Bernable:

            Damals wie heute galt und gilt in wissenschaftlicher Hinsicht die fachlich seriös begründete Einordnung von konträren wissenschaftlichen Aussagen.



            Was die Bemühung von historischen Vergleichen betrifft: Röntgenstrahlung für das Anpassen von Kinderschuhen war mal der Renner. Die Geschichte der Auseinandersetzung mit den Manipulationen von Forschung wegen CO2-Akkumulation, Asbest, Zigaretten, Radioaktivität usw. - noch in Erinnerung?



            Es geht mir darum darauf hinzuweisen, dass rechtzeitige kritische Forschung nicht hintangehalten und die öffentliche Diskussion nicht als verschwörerisch abgetan werden, sodass noch Möglichkeiten erhalten bleiben, vor dem Eintreten in die Falle einer Nutzungsbindung Risiken zu vermeiden. Bei der Dampflokomotive hat es letztlich in keiner Weise geschadet, dass Fragen aufkamen, selbst wenn das Schwurbelwiderstand war. Die Prüfung hat nicht geschadet und die Bedenken ausgeräumt. Bei EMF-Technik verschiedenster Formen ist das bisher keinesfalls gegeben. In Anbetracht der Intensität der Ausrichtung der Lebensverhältnisse auf diese Technik hinkt die ernsthafte Würdigung der wissenschaftlichen Kritik daran weit hinterher. Da hilft solide Literaturrecherche.

            • @31841 (Profil gelöscht):

              Ja, was denn nun? Einerseits beklagen sie, dass angeblich keinerlei kritische Forschung zu dem Thema stattfinden würde, andererseits verweisen sie auf die in Massen vorhandene Literatur zu dem Thema.

              • 3G
                31841 (Profil gelöscht)
                @Ingo Bernable:

                Die vorhandene Forschung wird nicht korrekt gewürdigt. So steht es im Gereichtsspruch.

  • Wären wir alle über die Techkonzerne und das Smartphone mit all seinen Abgründen aufgeklärt, würden wir es anders benutzen.



    Ich versuche das schon immer, nutze grundsätzlich keine Sucht-Apps, umgehe auch Google größtenteils mit Opensource-Software und schränke mich bezüglich der Nutzungszeit selber ein.

    Ein völliger Gegner bin ich aber auch nicht, es schon praktisch mit dem Smartphone seine Bankgeschäfte im Wald zu erledigen, zu bezahlen, ohne an einer Kasse anstehen zu müssen und das Internet überall dabei zu haben, wenn man es wirklich braucht. Egal ob für Emails oder den kleinen Nachrichtenüberblick.

    Navigation benutze ich nicht, weil ich selber einen guten Orientierungssinn habe, ab und zu wird mal eine Wanderroute getrackt, um die Streckendistanz zu messen. Fotos mit dem Ding? Ja klar, sogar Zeitlupenaufnahmen vom eigenen Hund sind ziemlich genial, man sollte es nur nicht übertreiben. Bei Konzerten hole ich das Teil nicht heraus und selbst Urlaubsfotos in Massen zu fabrizieren, lenkt nur vom Urlaub ab und man schaut sie ohnehin fast nie mehr an. Drei gute Bilder pro Tag sind akzeptabel, der klassische Analogfilm mit 36 Fotos reichte früher auch für eine Woche Urlaub, nur bei Fernreisen nahm man mehr mit.



    Wenn man beginnt so umzudenken, ist das Smartphone kein Stressfaktor oder Zeitfresser mehr, sondern ein effektives Werkzeug, welches das Leben wirklich bequemer machen kann.

    Liebe Grüße von jemandem, der HTML schon 1995 neben der Schule gelernt hat, weil es dort nicht vermittelt wurde und nur ein einziger Lehrer wenigstens privat "online" war.

    • @Seeker:

      "Ein völliger Gegner bin ich aber auch nicht, es schon praktisch mit dem Smartphone seine Bankgeschäfte im Wald zu erledigen,...."

      Rein interessehalber - welche Art von Bankgeschäften erledigt man denn im wald? :o)

      • @Der dreckich Katz:

        Die Betonung liegt auf Geschäft 🚽



        Früher gab‘s das Sibirische Wolfsklo -



        Aus vier/fünf Stöcken - wg der 🐺 🐺 🐺



        Von ner Bank aus isses was entspannter!



        Und den digi-klöterkasten 📱 - ¿ -



        Zum Quatschen & fürs Selfie! - 🙀🥳🙊 -

        Na Mahlzeit

  • Hi, bin auch early adopter ... und besitze nur ein Dumbphone.

    Ich nenne das tatsächlich auch so, um es von "Smart" abzugrenzen, ähnlich wie das "Asoziale Netzwerk".

    "Smart" ist ja eine narzisstische Illusion - oder man fragt halt: "Smart für wen?" und dann will man 98% der Geräte und Use-Cases nicht in seinem Leben haben.

  • Danke für den (hoffentlich wirklich trendigen) Artikel. Eindeutig hat das Smartphone einen suchterzeugenden Charakter. Aber vermutlich sind das vor allem die sog. sozialen Medien. Der Träger des Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, Jaron Lanier, plädierte schon 2018 in seinem Buch "Zehn Gründe, warum du deine Social Media Accounts sofort löschen musst" für einen umgehenden Ausstieg aus den selbigen. Denn eine »Arschloch-Herrschaft« im Silicon Valley macht deren User tendenziell zu manipulierten Süchtigen. (Sehr lesenswert, das Buch). Doch, wie auch andere schon ausgeführt haben hier, ist ein Smartphone ja trotzdem für mehr gut, als darauf nur suchterzeugende X-Media zu nutzen. Bspw., wie die Autorin ihren Schwenk zum Smartphone beschreibt, wg. des Fotografierens. Freilich fragt man sich, wofür braucht mensch all die Trilliarden Selfies. Ach so: klar, für Instagram natürlich .. ;-) Wie bei allem gilt das rechte Maß: ein quasi alleskönnendes digitales Meta-Tool ständig bei sich haben zu können erleichtert vieles. Einen Horror hab ich allerdings vor Gestalten, die einem freihändig auf dem Fahrrad, halb auf meiner Spur, um die Kurve und leicht bergab entgegen kommen - dabei Whatsappend und mit Kopfhörern auf dem Hohlkopf. Solche Hipster-Exemplare breiten sich leider derzeit stark aus. Passt zu all den E-Scooter-Rücksichtslosigkeiten plus Boom-Box etc. Ja - es scheint mir wirklich eine Generationenfrage: Früher haben die Menschen im öffentlichen Raum einfach mehr Rücksicht genommen (aber viell. auch nur, weil sie die ganzen Techno-Gadgets und Food-/Coffee-To-Go-Stuff nicht hatten .. !?)

  • Ich werfe mal bezüglich des Themas folgende Links in die Runde.

    Für mich ist das zwar immer noch nichts, da es auch um Psychohygiene geht, aber vielleicht hilft das hier jemanden, dem es v.a. um Überwachung geht:

    Ein komplett Google befreites Betriebssystem:

    e.foundation/de/e-os/

    www.youtube.com/watch?v=SGLztJ8VFSA

    Installation ist wohl auch nicht soo schwer.

    Allerdings, leider auch:



    www.golem.de/news/...2204-164785-5.html

  • "Beim Fahrrad- oder Carsharing zum Beispiel: schöne Idee – ohne Smartphone keine Chance fürs Mitmachen."

    Beim Fahrradsharing mag das stimmen, beim Carsharing aber nicht.



    Es gibt ja nicht nur diese Anbieter, bei denen man das Auto überall abstellen darf und vom nächsten Nutzer dann per Smartphone gesucht wird.

    Beim stationären Carsharing hat man i.d.R. einen Chipkarte zum Fahrtantritt und die Fahrt kann man ohne Probleme auch via Hotline buchen.

    Wenn einige Dienste wie Fahrradsharing nicht genutzt werden können, wiegt das aber den Luxus auf, nicht in der WhatsApp-Gruppe der Hausgemeinschaft sein zu müssen. Welche eine Wohltat.

  • Was für ein schöner Artikel, danke dafür !

    Differenziert einordnend, 0-dogmatisch, auf den Punkt.

    Recht pragmatisch kommt ein Smartphone ohne Social-Apps einem optimalen Umgang schon recht nahe.

    • @dero ausk:

      "Differenziert einordnend, 0-dogmatisch, auf den Punkt."

      Ja, und vor allem so fucking *vielfältig*, diese Art ein Narrativ aufzubauen liegt mir sehr. Ich hab da viele Szenen wiedergesehen, die ich kenne. Diese Art, eine Empathie mit der "Zielgruppe"" herzustellen, gefällt mir. Es ist so völlig anders als das grelle platte KAUFT LEUTE KAUFT-Angewanze, das im Web 2.0 die Standardform der Akquise geworden zu sein scheint, und das voll von dieser "kind of sick desperation in your laugh" (Tyler Durden, "Fight Club") ist.

  • 1995 noch einen Home PC mit Grünmonitor?? I call BS. Ich hatte 1986 schon einen erschwinglichen Farbmonitor für den C64 und hab nach 1993 nie einen Home PC gesehen, der noch monochrom unterwegs war. Hier will wohl jemand besonders mit Rückständigkeit punkten und hat sich im Jahrzehnt vertan.

    BTW klingt das wie die Argumente der Kutscher gegen Autos und der Gaslampenlobby gegen die Elektrifizierung: Früher war alles besser. Als könnte man nicht moderne Technik nutzen und sich trotzdem unterhalten. Das klingt wie die Typen aus meinem Studium in den 90ern, die lieber keinen Computer genutzt haben, weil das ohne ja viel besser geht. Was dazu führte, dass sie sich nicht mit der Technik vertraut gemacht haben, die 20 Jahre später Grundvoraussetzung für alles ist. Und dann waren sie abgehängt und müssen andere fragen, wie dies oder jenes funktioniert. Das Smartphone ist keine Modeerscheinung, sondern ein Entwicklungsschritt. Wer den verpasst, wird beim nächsten nicht nicht mitkommen.

    Und ich hasse Menschen, die mir das Leben schwermachen. Eine WhatsApp-Gruppe ist für schnelle Planungen in Gruppen genial. Ich werde nicht 26 Emails oder SMS schicken. Oder Anrufen. Mal eben noch die Präsentation ändern, aber Laptop im Hotel? Kein Problem. Bankgeschäfte und PayPal on the fly? Jupp. Stoppuhr, Navigation, Nachrichten, Video Calls, Kamera, Spiele...alles in einem Gerät.

    Der einzige Nachteil ist, dass der Verlust des Gerätes einen hart trifft, weil man oft lange braucht, daa neue wieder adäquat einzurichten.

    Wer sich vor Schlüsseltechnologien verschließt, jammert in ein paar Jahren darüber, dass man ja quasi gezwungen wird, mitzumachen, wenn man am öffentlichen Leben teilhaben will. Ja. So ist das.

    • @Hefra1957:

      "WhatsApp-Gruppe"



      Naja, sind eben nicht alĺe Menschen so fahrlässig bezüglich des Schutzes eigener Daten und Privatsphäre. ;-) Die Alternative muss nicht mal ein "Dumb-Phone" darstellen. Eine anderes Nachrichten-Programm würde bereits besser sein.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Hefra1957:

      „.. ich hasse Menschen, die mir das Leben schwermachen." Welch ein Satz. Bitte gehen Sie nie in DE auf ein Amt.



      Und wird das Smartphone geklaut, ist das Leben versaut? Aber es gibt doch die Cloud. Glücklich ist, wer ihr traut. ⛅🌁

    • @Hefra1957:

      Joo - Hauptsache, immer schön im Strom mitschwimmen. Herzlichen Glückwunsch!

    • @Hefra1957:

      Viel Spaß und Freude beim hassen ! Ja, so ist das : peinlich fortschrittsgläubig !

  • Danke für diesen Artikel. Habe herzlich gelacht. Mein Strickzeug wartet.

  • Als ob man sich vom Smartphone das Leben bestimmmen lassen müsste. Es liegt einzig und allein an einem selbst, ob man x Social Media Dienste nutzt, die ganze Zeit über erreichbar ist, wie lange man im "Browser hänger bleibt", wieviel Tracking man zulässt, wie sicher man mit Daten umgeht, ob man nachts das Gerät, das Netz oder den Ton nicht abschaltet, ob sein "ganzes Leben da drin steckt".



    Die gleichen Argumentationen gabs bei PC, Mobiltelefon und Internet. Sicher auch bei Radio und TV.

  • Hi Katja, Willkommen im Club!



    "Seit auch mein Vater, ein schlauer Mann von gesunden 76 Jahren, sich ein Smartphone zugelegte(...) frage ich mich in zunehmender Häufigkeit, woher mein Starrsinn rührt?"...



    ----



    Du hast einen wichtigen Teil vergessen. "Ich habe gar kein Smartphone, Bella Signora!" kann ich auch wie der Mann aus der Kaffeewerbung sagen! :-)



    Trotzdem das ich schon 1968 in IT "rumgelötet" habe, das heute, jetzt mit Lupenbrille, usw. noch kann & fehlerfreier "Shell, C++, usw" spreche & schreibe als Englisch! :-)



    Neben den sozialen Fragen ist/war für mich der Grund:



    Bei mir kommt KEIN Gerät auf den Schreibstisch das ich nicht "voll beherrschen kann, in dem nicht ICH "root" bin!



    Und das änderte sich in dem Moment, in dem das 1. "Smarthone" auf den Markt kam. Das "gehörte" nicht MIR, da bin ich "entmündigter User"! ;-((



    Und mit ein wenig mehr Hintergrundwissen nicht einmal das, da ist der Nutzer "Ware"!



    Dabei nutze ich Laptop, Navi, digitales ohne Ende, als einzelne Werkzeug, fast immer wissend was in denen vorgeht, mit eigenen Sicherheitseinstellungen uvam.!



    Beruflich, wenn's sein muss, stellt mir der Auftraggeber mal so eine Kiste zur Verfügung, ist meist unnütz, weil das was sein muss, auch auf anderer Geräten machbar ist, denn X-Windows, BSD, usw. & nen Klempnerhandy mit Tasten + Prepaid, hat bis heute auch im Job voll & ganz ausgereicht!



    Ein Leben ohne diese "smarten" Aufmerksamkeitskiller & Taschenspione ist sehr gut möglich, ich würde sogar behaupten, es ist besser & angenehmer als mit!



    "Wir haben kein W-Lan, versucht es mal mit reden!" herrlich nostalgisch, doch leider wird vergessen. das die meisten Teile auch ohne W-Land kommunikationsfähig sind! :-(



    Dein letzter Satz toppt aber alles:



    „Ach“, sagt die Kollegin, „du hast jetzt also auch eins dieser neumodischen Hipster-Handys?“ :-))



    Weiter so, Venceremos! Denn wenn der letzte Akku leer ist, werden die weiter machen, die noch einen Wählscheibe noch bedienen können! :-)



    Lieben Gruss & s.o



    Sikasuu

    • @Sikasuu:

      Ooch, die meisten Handys kann man rooten und auch voll beherrschen, wenn man Zeit und Muße dafür hat. Im Gegensatz zur "guten alten Zeit" ist heute halt der Aufwand sehr hoch und der Nutzen sehr gering, weshalb es kaum noch Sinn ergibt.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Sikasuu:

      „werden die weiter machen, die noch einen Wählscheibe noch bedienen können! :-)"



      Ich kann sogar mit der Hörer-Gabel wählen. Damit konnten Wählscheiben-Sperrschlösser überwunden werden. ("Gabel" ist das Teil am Wählscheibentelefon, auf den der Hörer drauf gelegt wurde zur Beendigung eines Gesprächs, bzw. von dem der Hörer v o r dem Wählen - zur Erlangung eines "Freizeichens" abgehoben wurde.) ☎☎☎



      P.S.: Der Text hat mich wirklich berührt.

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Ich kann sogar mit der Hörer-Gabel wählen.



        ---



        War root, selbst bei Impulswahrverfahren, mit der "Lizenz zum Schrauben" aka, "alter Siemens Mann, Nachrichtentechnik!



        Bin auch kein Technik-Ablehner", habe immer noch nahen Kontakt dazu, mich immer weiter interessiert & entwickelt!



        Doch die "Alten" haben den Tick, "Will wissen wie was funktioniert!" Blackbox= No future!



        Technik muss jeder mMn. beherrschen können, & nicht die Technik beherrscht mich!



        Das ist mMn. DER Unterschied zw. Usern & Fachleuten!



        Will nicht damit sagen "Ich bin Fachman(n), aber ich will wissen was da in den Endgeräten & im Netz abgeht, darüber nachdenken & das is wenigstens mit wichtig: "Wie ist ein Plan B!"



        Hatte das Glück, in einer "Zwischengeneration" zu leben, die den Wandel von Elektro-Mechanik zur IT erleben könnte, kann also auch noch einen Kohleofen bedienen, nicht nur am Knopf drehen wenn mir kalt ist!



        Da sehe ich DAS Problem einer Generation, die kein Wissen mehr hat & damit von wenigen Fachleuten abhängig wird & ist! :-))



        Gr Sikasuu

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Mondschaf, hömma!



        Der renommierte "Am Erker", # 85, Oktoberausgabe, Seite 90, "Yes, Sir, It's Quite A Nice Price!"



        Doch, isso!



        Dergestalt mit Grießen / Itzo will ich schließen.

        • 9G
          95820 (Profil gelöscht)
          @Peter Bähr:

          Ich liege „Polly" zu Füßen.



          Sie wird mir das Leben versüßen.



          Mit freundlichen Grüßen

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Jaja, die Apphängigkeit. Ist wie mit Alkohohl. Trinken, weil da eine Flasche mit Stoff steht? Wer kann, die/der lässt es auch mal.

  • Großartig! Danke für diesen Spirit! Spricht mir ganz und gar aus dem Herzen.

  • 0G
    04332 (Profil gelöscht)

    „Wir haben kein WLAN! Redet miteinander! Tut so, als wäre es 1995!“

    1995, als Gymnasiast, hatte ich eine Frage bezüglich eines Rap-Albums namens "Ill Communication". Auf dem ersten Stück hieß es: "I got more action than my man John Woo, and I got mad hits like I was Rod Carew." John Woo war bekannt, "Harte Ziele" lief im Kino und "City Wolf" im Fernsehen, aber wer war Rod Carew? Unmöglich herauszufinden! Der Brockhaus, das Lexikon des internationalen Films, der jpc-Katalog, die Autorenkartei der Stadtbücherei gaben nichts her, und das Internet war in der Provinz noch Science Fiction.

    1996 brachte ein verdutzter Austauschschüler Licht ins Dunkel - "Carew? Oh, he's a baseball player." Ich war so glücklich, dass ich vergaß, ihn zu fragen, wer "Bill Laimbeer" aus dem zweiten Stück ist...

    • @04332 (Profil gelöscht):

      BasKETballer. Ziemlicher Rüpel.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @04332 (Profil gelöscht):

      „der jpc-Katalog"



      Jetzt bekomme ich feuchte Augen. Ich habe aus nostalgischen Gründen noch eine Papierausgabe aus den 1980ern im Schrank.

  • In dem Artikel wird ja indirekt angesprochen, ob ich das Netz und damit mein Smartphone als Arbeitswerkzeug oder eben zum Zeitvertreib gebrauche. Ich bin seit 30 Jahren dabei. Als Arbeitswerkzeug hat das Internet seinen Zenit überschritten, Google-Anfragen mit sehr eindeutig definierten Begriffen führen längstzu werbe / affiliated Links bedingten Datenmüll. Facebook als "kostenfreie" Alternative zu LinkedIn hatte ebenso sehr schnell ausgedient. Twitter / X / Tic Toc - keine zeit dafür. Foren - leider überwiegend Deppen - dominiert und Thematisch rasch ausgereizt. Bleiben also die Alltagserleichterer, doch das beschränkt sich bei mir gerade auf gerade mal vier Apps, die Corona-Warn App inbegriffen. Den Rest - wie Uber oder Maps - erledige ich brav über den Browser, alleine um den Datensammlern zu signalisieren, dass ich mich in der Steinzeit zu bewegen scheine. So ist mein noch relativ modernes Smartphone zum Ipod und Kindle - Reader mit Anruf und Surffunktion verkommen. Die Musik kommt offline, die Favourites werden gerippt und übertragen - abgespielt mit einer App, die ganz klassisch Ordnerstrukturen unterstützt und nicht etwa Playlists. Hinzu kommt: Viele ältere Foren und Internetseiten haben in der Desktopversion mehr funktionen oder sind schlichweg übersichtlicher. Ich glaube nicht, dass ich in der nächsten Zeit was wichtiges verpasse...

  • Danke für den Artikel. Freut mich, dass ich offenbar nicht der einzige dieser Art bin.

    Mobiltelefone empfinde ich als uninteressant und wozu ein Werkzeug wechseln, das noch funktioniert? In der Firma musste ich vor einiger Zeit ein Nokia Tastenhandy auswechseln, weil die neue 2-Faktor-Authentifizierung nur per App funktioniert. Schade, das Ding hat einige Stürze überlebt und die Batterie hielt für 2-3 Wochen. Völlig funktionsfähig im Elektroschrott gelandet.

    Das private Handy ist schon Smart aber auf dem Stand von 2010. Moderne Apps - Fehlanzeige. Funktioniert ebenfalls noch, also wozu wegwerfen? Und selbst wenn ich mir ein modernes Gerät kaufe, soll ich mich dann in 5 jahren wegen veralteter software schon wieder darum kümmern? "Zwang zur App" wird leider immer üblicher. Die Schule möchte z.B. Krankmeldungen der Kinder per App - plus die nachträgliche Entschuldigung gerne unterschrieben auf Papier.

    Das Deutschlandticket gbt es übrigens auch als Chipkarte. Vom lokalen verkehrsunternehmen in fröhlichem Quietschrosa. Und hat den Vorteil, dass bei der Karte nie die Batterie schwächelt.

  • "Ich wollte und will nicht twentyfourseven auf x Kanälen erreichbar sein – was für eine Qual!" Diese Qual beschreibt die Autorin wortreich in vielen Varianten.

    Was ich nicht verstehe, mir aber gerne erklären lassen würde: Warum schaffen es die so Leidenden einfach nicht, ihr Smartphone so zu domestizieren, dass es nicht nervt?

    Auf meinem befinden sich recht viele Apps, aber ich habe ihnen allen das Senden von Nachrichten verboten - mit Ausnahme von SMS. Surfen, Recherchieren, Social Media - das ist am PC sowieso viel komfortabler und mir ist schleierhaft, wie man sich das auf so einem Miniscrean zumuten kann! Ok, in der U-Bahn hab ich auch schon aus purer Langeweile mal ein paar News gelesen, aber ansonsten ist das Smartphone für mich einfach Werkzeug, z.B. um mit PlantNet Wildkräuter im Garten zu bestimmen oder mit der BestSign-App Überweisungen zu bestätigen. Oder auch mal für Anfragen per SMS, wenn ich Leuten nicht per Anruf ins "reale Leben" einfallen will.

    Kurzum: Wo ist das Problem? Ist es nicht vielmehr so, dass sogar aus der Handy-Abstinenz identitätsstiftende Benefits gezogen werden sollen? Inkl. entsprechender Kleingruppenbildung und Ausrufen von neuen Trends?

    Bitte bitte: Es möge doch jemand einen Artikel darüber schreiben, warum sie es nicht schaffen, das Smartphone mit seinen vielen Möglichkeiten der "smarten" Einstellungen zur gewünschten Ruhe zu bringen!!!

    • @Leonie Koiner:

      Das Problem ist, dass Du ohne sehr viele technische Detail-Kenntnisse Dein Smartphone nicht domestiziert bekommst. Und wenn Du es dann wirklich domestiziert hast, macht es keinen Spaß mehr.

      Das ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit - ich kenne Dich ja jetzt nicht persönlich - eine Illusion dass Du Dein Smartphone domestiziert hast.

      Den Artikel den Du Dir wünschst: Du kannst z.B. mal bei Kuketz Blog gucken. Der nimmt das technisch kompetent auseinander, was Dein Smartphone hinter Deinem Rücken so alles macht und wie Du vorgehen kannst, damit das nicht passiert. Chance, dass Du das gemacht hast: Zero.

      Und dann gibt es ja noch die Kollateraleffekte: Früher konntest Du anonym mit Bussen und Bahnen fahren. Wie lange wird das noch gehen? Geht ja zum Teil heute schon nicht mehr. Und immer weitere Bereiche des Lebens werden da hinein gezogen. Ohne Not und z.T. sogar ohne Komfortgewinn.

      Und das liegt an all diesen sehr smarten mobilen Geräten.

      Vor drei Jahren oder so hat fefe mal Folien eines Vortrages von einer Geheimdienstkonferenz verlinkt: Die feiern das natürlich. Und nicht nur die Geheimdienstler feiern - ich hab Kontakte in die Startup-Szene, ich weiß, was Dir die Entwickler Deiner Apps in der Regel nicht erzählen.

  • Ich habe lange gezögert, ein Smartphone anzuschaffen. Aber wie im Artikel steht, man bekommt ohne noch nicht mal mehr eine Busfahrkarte.



    Der Kauf des Smartphones geschah also in erster Linie der äußeren Zwänge wegen - ohne Smartphone verliert man seine Bürger- und Menschenrechte. Stichwort Warntag.

    Das einzig Positive am China-Smartphone (ein iPhone übersteigt meine finanziellen Möglichkeiten als Langzeitarbeitslose und würde vom Amt als "unangemessenes Vermögen" gewertet) ist die Möglichkeit, meine Sprachlern-App ständig bei mir zu haben, das spart kiloschwere Karteikästen.

    Zum Alltagsgebrauch benutze ich immer noch einen Nokia-Knochen. Touchscreen und ich mit meinen schlechten Augen und dicken Fingern sind inkompatibel.

    Und mit den Tasten kann ich auch heimlich in der Hosentasche oder unterm Tisch texten oder einen Anruf absetzen. Wenn frau in einer kritischen Situation ist, ist das Gold wert.

    • @Die Schnetzelschwester:

      Nein, das ist einfach Märchenerzählerei, dass man keine Fahrkarten o.ä. mehr ohne App/Smartphone bekommt. Es gibt - muss bisher- immer eine Alternative für Menschen ohne diesen Zugang. Deutschlandticket, wie schön geschrieben wurde, auch als Chipkarte. Busfahrkarte ganz normal am Automaten oder Fahrer:in.



      Fahrrad ausleihen: auch per Hotline möglich.



      Diese Diskussion gab es z.B. zu Corona lockdownzeiten. Es war immer möglich, sich im Geschäft/Cafe auf Papier zu registrieren statt per app. Digitales Impfzertifikat konnte man sich in der Apotheke ausdrucken lassen und dieses Papier vorzeigen...etc. etc.



      Zu behaupten, ohne Smartphone würde man seine Bürger- und Menschenrechte verlieren, ist polemischer Unsinn.

  • Netter Artikel, aber der Gedanke dass Tastenhandys sicherer oder irgendwie "schlechter überwachbar" sind als Smartphones stimmt einfach nicht! Smartphones haben Ende-zu-Ende verschlüsselte Messaging-Apps, während SMS unverschlüsselt sind und richtig leicht mitgelesen werden können. Deshalb versteht ich auch nicht, warum Leute ernsthaft dem SMS-Tan-Verfahren fürs Online-Banking hinterhertrauern, das ist unsicher und gefährlich! Wenn ihr keinen Bock auf ne 2FA-App habt (kann ich gut verstehen), besorgt euch nen physischen Tan-Generator, der funktioniert mit eurer Bankkarte statt dem Handy. Und eins noch: ja es gibt bei Smartphones gefühlt tausend Standortdienste, aber wer ein ernsthaftes Interesse hat eure Bewegungen nachzuvollziehen kriegt das auch bei nem Tastenhandy hin, es gibt z.B. IMSI-Catcher, da funktioniert das Tracken übers Mobilfunknetz.

    • @~Toni~:

      Sorry, aber ein IMSI-Catcher kann technisch (und auch rechtlich übrigens) nicht mit dem mithalten, was Du über ein Smartphone machen kannst. Plus, dass Du mit einem Smartphone den IMSI-Catchern ebenso ausgeliefert bist. Deine Angriffsoberfläche was Tracking betrifft ist also um ein vielfaches größer und global exponierter mit Smartphone.

      Ich hab kein Problem damit, wenn Leute bewusst und aufgeklärt Smartphones benutzen, aber ich mag das nicht, wenn sie sich dabei was in die Tasche lügen. Kognitive Dissonanz ist kein Lebensstil.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @~Toni~:

      „Wenn ihr keinen Bock auf ne 2FA-App habt (kann ich gut verstehen), besorgt euch nen physischen Tan-Generator, der funktioniert mit eurer Bankkarte statt dem Handy."



      Physischen TAN-Generator bieten nicht alle Banken an. Und 2FA (turned wirklich app), wird auch für andere Zugänge (z.B. Versicherungen) zwingend benötigt.

    • @~Toni~:

      Na, ich glaube sagen zu können, dass es im Artikel nicht um die Angst vor Verfolgung von Polizei und Geheimdiensten geht, sondern um die Datenkraken im Netz, die ständige Erreichbarkeit und die unsichtbare Manipulation. Die Wechselwirkung zw. einem Tastenhändi und Gurgel/Fakebook/WhatSepp/etc. geht ggn. Null …

    • @~Toni~:

      Wer sich in “WLAN-freien Parks, Cafés oder Bars trifft, um sich über Erfahrungen mit dem Abgeschaltetsein“ auszutauschen, ist genau dadurch nicht abgeschaltet. Negative Beziehungsmuster …. nur eben anders herum.

  • Ich habe gerade einen *extremen* Anfall von Nerdnostalgie.

    Inhaltlich d'accord. Aber die Sprache: Wespen, Achtsamkeit - awwwww :3



    Und so viele Erinnerungen - ich bin in die beschriebene Web-Einsnull-Szene als Küken reingerutscht, Frühentwickler, mäßig informatikinteressiert... aber dieses Internet, diese *globale* Verfügbarkeit von *Information*, dieser Marianengraben von Wissen - das war wie für mich gemacht, ich ging einfach drin auf.

    Frage an die Autorin: kanns sein, dass diese Mischung aus early adoption von technologischen Durchbrüchen kombiniert mit abwartender Haltung gegenüber "nur" Weiterentwicklungen ein Generationending ist?



    Ein engumgrenztes, das sich bei denen findet, die das Internet in seiner anarchischen Frühzeit voll erlebt haben?

    Die App-Cloud-Abo-Proprietär-Phase der Digitalisierung lässt mich ebenfalls zwar nicht kalt, aber kühl. Eine zu enge Jacke kann noch so hübsch und fluffig sein; sie ist *zu eng*.

    "An dem Produkt ist was kaputt. Das ist die Reklamation":



    2003 schien das prophetisch, aber heute ist es einfach nur ein age test.

    Jetzt bei FFF ist mir aufgefallen, dass Habitus, Musik, Ikonographie, alltäglicher Umgang mit Ressourcen usw näher an dem sind, was ich aus der Zeit kenne, als Carlo Giuliani noch lebte, als an junglinken Protesten von vor 10 Jahren.

    "Krawall und Remmidemmi" ("Spieß mal nicht so rum, ey / Wir wollen nur was erleben / Privat bei reichen Eltern was kann es schöneres geben?") hab ich schon länger nicht mehr auf Demos gehört.



    Das war mal *die* studilinke Hymne: Conspicuous consumption und Kaputtmachen um des Kaputtmachen willens ist OK, wenn du am nächsten Tag Bourdieu-Seminar gehst.

    Ist irgendwie vorbei. Jetzt hatten sie Oldschool-Elektro. Wie vor 25 Jahren. So zu Hause habe ich mich seit langem nicht mehr auf ner Demo gefühlt.



    Das waren dort auch überwiegend "junge Leute, viele waren 1995 vermutlich noch nicht mal geboren."



    Aber waren mir in allem näher, als die aus dem Jahrzehnt *vor* FFF.

    Hmmmmm. Interesting.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Ajuga:

      „ kanns sein, dass diese Mischung aus early adoption von technologischen Durchbrüchen kombiniert mit abwartender Haltung gegenüber "nur" Weiterentwicklungen ein Generationending ist?"



      Nein. Ich könnte der 75jährige Vater sein, bin seit den 1970ern IT-minded, nutze Smartphone als Teil-Appstinenzler. Abwartend ist bei mir = prüfend.



      Internet im Wesentlichen per Tablet oder Notebook - und ich bin dort schon gelegentlich im Marianengraben abgetaucht. Ich schrieb schon gelegentlich:



      „ Schwächer wird das Augenlicht



      und die Finger, steif von Gicht



      tippen viel zu oft daneben.



      Ach, beschwerlich ist das Leben. "



      Ihrer Erkenntnis: „ Wenn ein Mensch sein Leben ohne drastischen Grund (Insulinpumpe oder so) nach einem Gadget ausrichtet, läuft etwas schief." stimme ich zu.



      Und: Den Text habe ich in Ruhe und mit Genuss gelesen. Sehr empfehlenswert.

  • Muss ich mir mal in Ruhe durchlesen. Der Anfang klingt jedenfalls zu sympathisch und klug für tl;dr.

    Technik soll dem Menschen dienen. Wenn ein Mensch sein Leben ohne drastischen Grund (Insulinpumpe oder so) nach einem Gadget ausrichtet, läuft etwas schief.

    Übrigens kann man Smartphones auch wie einen konventionellen Kleinstcomputer nutzen. Man muss sich halt irgendwo eine SIM-Karte besorgen, die da mitspielt (anonym/pseudonym); das ist mittlerweile tricky.



    Kein Internet (außer Free WLAN - ist ganz nice, um zB bei Verspätungen unterwegs Fahrpläne nachzuschlagen), keine Messenger- oder Mail-Apps (eine Sicherheitslücke weniger, yay!), generell so wenige Apps wie möglich. Nur die Grundfunktionen: Landkarte, Notizen, Kalender, PDF/Ebook-Reader, Kamera, irgendein nischiger Browser (definitiv kein Chrome). Insgesamt alles löschen, sperren, dichthacken, was man nicht unbedingt braucht. Telefoniefunktionen einfach ignorieren, und sich dafür ein robustes Dummphone besorgen.

  • "„Sorry, aber diese Technikskepsis ist strukturell rechts“, sagte einmal ein Freund zu mir, und seine Unterlippe bebte, ob vor Ungeduld oder aus Zorn, vermag ich nicht zu sagen."

    Wat für'n diffamierender Blödsinn. Erstens unterscheiden sich die Rechten in progressive und regressive Rechte und zweitens gibt es mit der Frankfurter Schule auch eine "Fortschrittskritik von links".

  • Man kommt gut ohne Smartphone zurecht, kann ich bestätigen.

    • @Günter Picart:

      Stimmt. Aber etwas besser mit.

  • Ingo Bernable: "Die Frage ob man sich zum Datenlieferant der Digitalkonzerne machen lässt oder die Technik für sich als nützliches Werkzeug einzusetzen vermag entscheidet sich wesentlich vor dem Bildschirm."

    Nein, das ist bei Smartphones eine Illusion. User haben keine nennenswerte Kontrolle über die mitgeschnittenen Daten, da kann man am Fon konfigurieren, wie man will. Selbst wenn man "Social" Media komplett weglässt und zur Kommunikation nur telefoniert oder SMS verschickt. Man kann das Datenabsaugen nur etwas reduzieren, mehr nicht. Ist auch ganz klar, da das Betriebssystem Android von einem Werbekonzern namens Google stammt, der dafür linux etwas erweitert hat und selbstverständlich nicht offenlegt, was er mitschneidet. Der Ansatz ist bei Apple nicht anders, auch wenn die das abstreiten. Dafür ist Datenhehlerei einfach ein viel zu lukratives Geschäftsmodell. Selbst ein Laden wie LG macht nicht zufällig den 10-fachen Umsatz mit Datenhandel im Vergleich zu den Umsätzen mit dem Verkauf ihrer Glotzen, die die Daten einsammeln.

    Es sind zwei Aspekte: Erstens will man einen tragbaren Kleinrechner und Kommunikationsgerät nutzen können, ohne dass permanent die eigenen Grundrechte verletzt werden. Dass unsere Gesetzgeber deren Einhaltung seit Jahrzehnten nicht sicherstellen, sondern aktiv deren Missachtung unterstützen, durch Pseudo-Abkommen mit USA, ist der eigentliche Skandal. Von zynischen Oligarchen wie Zuckerberg erwarte ich nichts anderes.

    Zweitens scheint es für viele Abhängige nur den Weg übers oldschool Tastenhandy zu geben, um sich vom Aufmerksamkeits- und Datendiebstahl durch "Social" Media und von der zugehörigen jahrelangen Dressur zu befreien.

    Zwischen dem alles oder nichts gibt es die Möglichkeit, bspw sowas wie /e/ zu verwenden www.heise.de/news/...enste-7128966.html. Dann Apps nur von F-Droid, und allmählich kommt man wieder in Bereiche, wo man Kontrolle über sein Fon hat und nicht umgekehrt.

    • @uvw:

      Teile Ihre Meinung. Man ist im Prinzip nur noch Bediener, nicht mehr Besitzer.

    • @uvw:

      "Ist auch ganz klar, da das Betriebssystem Android von einem Werbekonzern namens Google stammt, der dafür linux etwas erweitert hat und selbstverständlich nicht offenlegt, was er mitschneidet."



      Das ist so nur teilweise richtig. Ja, Android geht auf die Initiative von Google zurück, allerdings ist es als OS komplett quelloffen, man kann also durchaus nachvollziehen was da drin steckt. Nicht quelloffen und datenschutztechnisch bedenklich sind die Google Apps und die Google Play Services, aber man kann sich ja durchaus eine Distribution suchen in der diese nicht enthalten sind. Auf dieser Basis kann man dann die Datenverbindung App-spezifisch oder auch pauschal abschalten.

      • @Ingo Bernable:

        "...aber man kann sich ja durchaus eine Distribution suchen in der diese nicht enthalten sind."



        Jawohl, Herr Oberlehrer. Nur: Wer ist "man"?



        Sie können das, und ich könnte das auch, wenn ich mich da reinknien würde.



        Sowas von der Masse der Smartphonenutzer zu verlangen erscheint mir allerdings doch etwas überheblich.

        • @sollndas:

          Wenn ich erwarte, dass mir Wasauchimmer komplett fertig, all-inclusive (und in diesem Fall auch noch kostenlos) zugeliefert wird, statt mich selbst damit zu befassen, ist Abhängigkeit und miese Qualität eben die logische Konsequenz. Und, ja, sicher, Digital Citizenship ist anstrengender als reines Konsumententum, aber letztlich doch der Mühe wert.

          • @Ingo Bernable:

            Fairphone kaufen, dann bekommt man das mitgeliefert.

            • @YeahYeah:

              Ja, sehr gerne. Aber woher die über Euro 500,- nehmen bzw. 700,- in der großen Version? Das ist schon saftig, dass Fairphone.

  • Na endlich! Vielen Dank für diesen unglaublich detailreichen Artikel.

    Ich selbst bin nur unwesentlich älter als die Generation, die wohl als "iGen" bezeichnet wird - und kaum zu glauben, ich habe auch kein Smartphone, hatte noch nie eins... außerdem hatte ich noch nie ein Handy und das ist immer noch so.

    Inzwischen erscheint es mir immer wichtiger, dabei zu bleiben.



    Schon allein um zu zeigen, dass es ohne geht.



    Wenn man will. Wenn man sich sicher ist. Wenn man dazu steht. Ich kann nicht beurteilen, für wie viele Menschen das möglich wäre(!), aber soooo wenige können es wirklich nicht sein, denn ein so ungewöhnliches Leben führe ich ansonsten (außer, dass ich kein Handy nutze) nicht.



    Die Möglichkeit ohne Handy zu leben aufzuzeigen, wird meines Erachtens umso wichtiger, je totalitärere Züge die Nutzung dieser Geräte, vor allem der Smartphones, annimmt.

    Es stimmt: Die Welt verändert sich, neue Dinge werden erfunden, neue Kultur gestaltet, alte verworfen. Alles okay. Oftmals fein.

    Trotzdem war wohl noch nie ein Kulturwandel basierend auf einem komplett menschengemachtem Artefakt so umfassend.



    Der Anspruch, dass die Nutzung eines Smartphones einfach ÜBERALL und JEDERZEIT für JEDERMENSCH möglich sein müsse ist vor allem eines: totalitär.



    Denn alles was lückenlos und ausnahmslos sein soll und andere Arten zu leben verunmöglichen soll, ist totalitär.

    Die Nachteile und vor allem der totalitäre Anspruch (es ginge ja anders, aber der Trend geht in eine andere Richtung!) in der Nutzung dieser Technik existieren parallel zu den Vorteilen, egal wie viele es sind.

    Totalitäre Tendenzen sind immer gefährlich für eine Gesellschaft, für Individuen und letztlich für den Planeten.



    Immer gibt es viele Gründe, sich dem Totalitarismus nicht entgegenzustellen. Viele davon menschlich sehr, sehr gut nachvollziehbar und nicht immer moralisch falsch.



    Aber es gibt auch sehr, sehr gute Gründe zu sagen: "Stop!



    Veränderung ja, gerne. Aber nicht totalitär!"

    • @Vielfaltforever:

      Die Maßlosigkeit eines Arguments ist noch längst kein Beleg für seine Gültigkeit.



      'T. bezeichnet eine politische Herrschaft, die die uneingeschränkte Verfügung über die Beherrschten und ihre völlige Unterwerfung unter ein (diktatorisch vorgegebenes) politisches Ziel verlangt.



      Totalitäre Herrschaft, erzwungene Gleichschaltung und unerbittliche Härte werden oft mit existenzbedrohenden (inneren oder äußeren) Gefahren begründet, wie sie zunächst vom Faschismus und vom Nationalsozialismus, nicht zuletzt auch im Sowjetkommunismus Stalins von den Herrschenden behauptet wurden. Insofern stellt der T. das krasse Gegenteil des freiheitlichen Verfassungsstaates, des Prinzips einer offenen, pluralen Gesellschaft und moderner Demokratien dar.' (Schubert, Klein: Das Politiklexikon. 7., aktual. u. erw. Aufl. Bonn: Dietz 2020.)



      Sie kommentieren hier zu einem Artikel der von dem weitgehend unproblematischen Verzicht aufs Smartphone berichtet, ganz ohne "erzwungene Gleichschaltung und unerbittliche Härte", ohne Verhaftung durch Geheimpolizei, Exekution durch Todesschwadrone oder Deportations ins Lager.

      • @Ingo Bernable:

        @ Ingo Bernable:



        Sie haben Recht: Ich hätte vor allem "total" (anstelle Totalitarismus) schreiben müssen. Denn der Anspruch (der noch längst nicht überall der Realität entspricht), der mit mobilen Endgeräten wie dem Smartphone ja doch sehr häufig verknüpft wird, ist: In JEDEM Lebensbereich, an JEDER Milchkanne, an "JEDEM" Baum, in JEDEM Klassenzimmer, teils sogar in jedem Kindergarten, ... usw. und so fort.

        Es gibt verschiedenste Infrastruktur, die heutzutage sehr verbreitet ist, aber welche davon ist derart verbreitet, wie es für die mobile Kommunikation angestrebt wird und bereits immer mehr Realität wird?

        Das nimmt totale Züge an.

        Ja, nicht totalitär.



        Aber die Frage ist, inwieweit sich eine Umsetzung eines solchen totalen Anspruchs mit Freiheit, Demokratie usw. vereinbaren lässt.



        Die Tendenzen (Gefahren) sind vielerorts beobachtbar.



        Und ja, wir können uns sehr glücklich schätzen, dass es eben vielerorts "nur" Tendenzen sind und es vielerorts noch immer ein hohes Maß an Freiheit und funktionierender Demokratie gibt.

        Ich habe vielleicht etwas ungeschickt davor gewarnt, dass totale Ansprüche gesellschaftliche und politische Entwicklungen in Richtung Totalitarismus befördern können. Die Warnung an sich halte ich allerdings für berechtigt.

  • Super! Danke für den Artikel. Ich nutze ebenfals kein Smartphone.

    Übrigens haben die alten Handy's noch mehr Vorteile:

    - Sehr lange Stand-by Zeit (weil extrem stromsparend)



    - Sehr einfacher Batteriewechel



    - langlebig



    - kleiner



    - leichter

  • Ich fahre viel mit Zug und Bus. Gefühlt bin ich die einzige, die noch ein Buch während der Fahrt liest. Mich regt es auf, wenn die Leute nur noch aufs Display starren und "wischen". Ich muss allerdings etwas gestehen: ich bin schon Mitte 60.

    • @Sabine Hofmann-Stadtländer:

      ich sitze da auch, starre auf den bildschirm und wische. eben weil ich ein buch darauf lese. geht entspannt in einer hand, habe massig bücher dabei und brauche keine leselampe.

    • @Sabine Hofmann-Stadtländer:

      ;-)))



      Müsen Sie nicht gestehen - kommt vor, mit Glück !

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Irgendwie stimmt der Stil des Beitrags mit der Differenz im Lebensstil überein.

    Schon irgendwie komisch im Zeitalter der Identität, wenn jemand so anders ist - gell ;-) Und dann auch noch damit angibt. ;--))

    P.S.: Hab auch keins. Mein Lebensspielraum wird immer schmaler, weil alle eins haben müssen. Freiheit ist nicht mehr die Freiheit des Anderslebenwollenden.

  • Analog



    Wie sympathisch!



    Als ich in meiner Jugend Musik hörte, die scheinbar Keiner hörte (eben nicht nur Punk), habe ich mich sehr gefreut auf einem Konzert " Freunde im Geiste" zu treffen.



    Nun verhält es sich ähnlich.



    Nur ähnlich insofern, dass ich gerade in ein Smartphone tippe.



    Allerdings habe ich mit social media und WhatsApp und anderen Messenger Diensten nichts zu tun.



    Seltsamerweise halte ich mir mein " Telefon" auch ans Ohr, vertikal!



    Beim Wege finden verlasse ich mich auf mich selbst.



    Das Alles empfinde ich als Luxus, der allerdings Nichts kostet.



    Die Internetabhängigen sind zu bemitleiden.



    Ist es nicht tragisch, dass Menschen nicht mehr das Leben einfach genießen können?



    Dass eine Aussicht nicht einfach schön sein kann, auch wenn ich sie Niemand Anderem schicke?



    Sind ständige Rückmeldungen - gegeben oder erhalten - plötzlich das Lebenserhaltende System?



    Dann sind diese Menschen, die den Großteil der Gesellschaft ausmachen, zu bedauern.



    Es hat mich noch nie interessiert, was wer wo gegessen hat. Ein Foto und eine Wegbeschreibung dahin ändert das nicht.



    Ich frage mich, wie Menschen, die so leben, auch noch Zeit für wichtige Dinge haben!?



    In der Vergangenheit habe ich geraucht und kenne Suchtpotenzial auf niedrigem Level.



    Die Abhängigkeit von Kommunikation scheint fast stärker zu sein.



    Ein zerstörtes Smartphone muss einem Weltuntergang gleichen, da das Leben zum großen Teil ja nur noch virtuell stattfindet.



    Als hier um die Ecke die Flutkatastrophe an der Ahr war, hatte ich einen seltsamen Einblick:



    wir befreiten ein Wohnhaus von Schlamm und Müll, was trotz der Umstände, durch die Zusammenarbeit ,mit Wildfremden ,eine gute Erfahrung war.



    Ein Teil der Gruppe hatte die meiste Zeit aber mit Pause machen, sich von den Essensträgern versorgen lassen und Alles per selfie zu dokumentieren, zu tun.



    Alle Anderen hatten weder die Kraft, Zeit, noch offenbar das Bedürfnis, sich virtuell mitzuteilen, vor Ort war Wichtiger.

  • Es scheint mir doch etwas arg überzeichnet sich dafür statt eines Smartphones ein Modell mit Tasten zu verwenden in der revolutionären Tradition der Ludditen zu sehen, die letztlich militärisch niedergeschlagen und größtenteils exekutiert oder deportiert wurden, während die mechanischen Webstühle blieben. Gewinner waren dann die, die in der Lage waren sie zu bedienen und zu warten (damals allzu oft Kinder, auch das soll erwähnt sein). Wer heute den 'Digital Detox'-Totalausstieg braucht weil er sich anders nicht in der Lage sieht sich unerwünschten Push-Nachrichten zu entziehen, zeigt damit vor Allem einen Mangel an Digital Literacy und dam Können/Wollen sich das Gerät den eigenen Wünschen entsprechend konfigurieren zu können. Die Frage ob man sich zum Datenlieferant der Digitalkonzerne machen lässt oder die Technik für sich als nützliches Werkzeug einzusetzen vermag entscheidet sich wesentlich vor dem Bildschirm.

    • @Ingo Bernable:

      Ich tippe mal, wemmer im (deutschen) Volke rumfragt, kommt raus, daß die "Maschinenstürmer" zu faul zum Frühaufstehen und Arbeiten waren ;) .



      Mensch möge ned den "nichtstofflichen Suchtfaktor" vergessen, da isses wohl tatsächlich besser, ein olles Mobiltelephon mit sich rumzutragen als sein Smartphone zu konfigurieren.



      Und eigentlich kann ich da garned mitreden, da meine "Social Media" auf sowas wie hier und e-mail beschränt ist und ich erst seit guten 2 Jahren ein Dienstsmartphone habe, welches ich für Telephon, e-mail, Baustelle finden und Photos machen nutze, auch privat *lol*.

    • @Ingo Bernable:

      Es ist doch sonnenklar, dass jeder Vergleich hinkt, wenn man ihn zu woertlich nimmt.



      Die taz Autorin hat aber vollkommen recht, hier von "Ludditen" zu reden, da man sich, kritisiert man eine neue Technologie, sofort Gefahr laeuft, als Technikfeind verortet zu werden.

      • @Werner2:

        "da man sich, kritisiert man eine neue Technologie, sofort Gefahr laeuft, als Technikfeind verortet zu werden."



        Das sehe ich nicht so. Kritik wird ja durchaus auch sehr fundiert und begründet aus sehr technikaffinen Ecken wie beispielsweise dem CCC geäußert, nur ist deren Lösungsvorschlag eben die Probleme zu beheben und die Technik besser zu machen, statt das Kind mit dem Bade auszuschütten und Tastentelefon und Telegraphenamt zurück zu wollen.

  • Noch leb ich ohne ein solchenes Maschinchen. Und ich wills noch lang tun.Dafür nehm ich in Kauf, dass immer mehr Infos nicht zugänglich sind. Aber das kenne ich ja auch aus meinen frühen Tagen.



    Das erste Telefon Mitte der Fünfzigerjahre hat mir Angst gemacht.



    An der Trambahnhaltestelle hing ein papierener Fahrplan, nachts natürlich nicht beleuchtet. Betriebsstörungen hat man schon rechtzeitig gemerkt, wenn sie da waren. Aber es gab viel weniger Betriebsstörungen als heute bei der Bahn.



    Ich habe gelernt, den Fahrplan zu lesen, der mehr Infos preisgab als heute eine schnelle Suche bei Bahn.de.Zum Überweisen radel ich zum nächsten Postamt - inzwischen muss ich allerdings zum übernächsten, es machen immer mehr zu.



    -



    Natürlich geh ich mit der Zeit, ich lese diesen Artikel am Laptop und schreibe Emails, höre Podcasts. Im Hintergrund sings grad jemand im Radio "Das Internet hat unser Leben zerstört", hey, wie passend, der Artikel und der BR sind voll auf der Höhe der Zeit.



    -



    Und ich kann immer noch kein Händi verlieren und kein Spion in meiner Hosentasche verrät meine Wege und niemand unterbricht mich, wenn ich mit dem Buch in der Hand in der U-Bahn sitze.

  • Was hätte die Autorin denn im Jahre 2003 von einem Artikel einer 20 Jahre älteren Person gehalten, die zwar "begeisterte PC-Benutzerin" sein, aber dieses Getue um "dieses Internet" nicht mitmachen wolle. Sie habe nicht einmal eine Email-Adresse.. wofür auch? Briefe sind doch viel persönlicher...



    Oder nochmal 20 Jahre zurück, 1983: Man sei zwar ein Pionier in der Datenverarbeitung, man hätte sogar die ersten Mainframes in einer mittelgroßen Stadtverwaltung eingerichtet und programmiert. Aber dass jetzt Personal Computer bei immer mehr Leuten zu Hause rumstehen und nur zum Spielen benutzt werden, davon halte man so gar nichts....



    Und sicher gab es ähnliche Artikel bereits 1963, als die "mittlere Datentechnik" den großen zentralisierten Rechenzentren Konkurrenz machte. Geholfen hat es aber nichts. Die Zeit ging einfach über sie hinweg.

    • @weaver:

      Was hätte die Autorin denn im Jahre 2003 von einem Artikel einer 20 Jahre älteren Person gehalten,



      ---



      Machst du da nicht einen "Denkfäler" & verwechselst "professionelle Werkzeuge" mit Massenkonsum?



      Vom vom Amboss zum 3 D-Drucker ist kein sehr weiter Weg, aber ein "Profi" weis um die Geschichte, Hintergründe Stärken & Schwächen seiner Technik & setzt die entsprechend differenziert ein.



      Der, die, das DAU nicht! :-)



      Vergl. dazu, wenn du das noch kannst: Geschichte & Entwicklung des "Internets" von Arpa-net, über Usenet, "Ich bin schon drin".... bis heute!



      Da entwickelte sich ein unwidersprochen, GUTES Werkzeug, zu einer Kommerz-, Konsum- & Überwachungsmaschine, usw. die inzwischen eine Gefahr für unsrer Gesellschaft geworden ist.



      Google, FB, Twitter usw.



      Technische Entwicklungen sind "im Grunde" Wertneutral", kannst auch sagen "positiv" erst einmal!



      Nur wie sie von/in der Masse angewendet werden, welche Veränderungen durch o.a. ausgelöst werden, DAS ist mMn. DAS Problem.



      Nicht nur in der IT, sondern in jeder Technik!

    • @weaver:

      "Was hätte die Autorin denn im Jahre 2003 von einem Artikel einer 20 Jahre älteren Person gehalten, die zwar "begeisterte PC-Benutzerin" sein, aber dieses Getue um "dieses Internet" nicht mitmachen wolle. Sie habe nicht einmal eine Email-Adresse.. wofür auch? Briefe sind doch viel persönlicher... "

      Äpfel-mit-Fahrrädern-Vergleich much?

      Der technologische Fortschritt vom Einzelplatzcomputer zum Internet ist revolutionär: Dinge werden möglich, die vorher *kategorisch unmöglich* waren. Austausch von Daten ohne physische Trägermedien zB. Wikipedia. Streaming und P2P. Gaming und Esport. Fernsprechstunden und Videokonferenzen.

      Der vom Tastenhandy zum Smartphone ist "nur" evolutionär: wenige Funktionalitäten, die nicht auch mit Laptop + Tastenhandy möglich sind - und das oft komfortabler, und so gut wie immer viel sicherer. Demgegenüber steht ein geschlossenes Software-"Ökosystem" und minimierte user servicability sowohl hardware- als auch softwareseitig.

      Internet ist aus techniksoziologischer Sicht emanzipatorisch, Smartphones entmündigend.

      Und die Autorin stellt ja mehr als deutlich klar, dass sie bei revolutionären Technologien eher early adopter ist.

      Aber suum cuique. Die einen geben jeden Monat für einen Dreipersonenhaushalt 3mal €7,99 und ihre personenbezogenen Daten an einen transnationalen Großkonzern, die anderen investieren null Euro und etwas Zeit in über 9000 Proxies und einen Torrent-Downloader.

    • @weaver:

      Jeder Vergleich hinkt.



      So richtig bekannt ist es erst seit Snowden, was Geheimdienste alles koennen mit der neuen Technik.

      Auch hat bisher keine einzige neue Technik so sehr in den Alltag eingegriffen, wie Smartphones.



      So etwas wie Muse gibt es ja gar nicht mehr. Fuer den durchschnittlichen Teenager besteht ein wenig Warten darin, bereits wieder darin, sich berieseln zu lassen...

    • @weaver:

      Ich meine, Sie vergleichen Äpfel mit Birnen. Und die Dame nutzt ja das Internet durchaus - aber genau wie beispielsweise auch ich - zu unseren Bedingungen. Ich möchte nicht ständig anderer Leute Eindrücke geschildert bekommen. Mir ist mein eigenes Leben und meine eigenen tatsächlichen Erlebnisse viel wichtiger, weil echter, als solcher media-Quatsch. Und wer ... in ein paar Monaten oder Jahren plötzlich ohne "Social-media" dasteht und sein eigenes Leben dann nicht mehr gereiht bekommt ... wird sich zeigen.

  • Also mir kommt bei der Lektüre von Klausuren und Hausarbeiten immer wieder Ernst Schattschneiders Erzählung "Ein Brief aus dem Jenseits" in den Sinn. Damit lassen sich die von Frau Kullmann zitierten Autoren ganz gut ergänzen.

  • „Neo-Ludditen“ hoffentlich nicht solche wie in Beforeigners....

    • @nutzer:

      Haha, genau! ;-)))

  • Danke!



    Ich auch!