piwik no script img

Carlo Masala über die Bundeswehr„Ich will eine wehrhafte Demokratie“

Politikwissenschaftler Carlo Masala ist als Militäranalyst präsent wie fast niemand. Er macht sich stark für eine diverse, woke und bewaffnete Armee.

Hält „Frieden schaffen ohne Waffen“ für „totalen Unsinn“: Politikwissenschaftler Carlo Masala Foto: Christoph Busse
Jan Feddersen
Interview von Jan Feddersen

Wir treffen uns morgens um 8 Uhr. Carlo Masala lebt in Leipzig. Auf die Frage, wie viele Tweets er schon lanciert hat, antwortet er: „Nur zwei.“ Aus dem Wohnzimmer kommt leise Jazz. Im Flur ­stehen Musikinstrumente, er spielt selbst viel. Er serviert Stempelkaffee, er redet, wie er bei Fernsehauftritten spricht: erfrischend offen, wach.

taz am wochenende: Herr Masala, die Bundeswehr hat nach wie vor in linken Kreisen keinen guten Ruf. Nach den bekannt gewordenen Fällen rechtsradikaler Sympathisantenschaften kann es auch gar nicht anders sein, oder?

Carlo Masala: Es gibt diese rechtsextremistischen oder rechtsradikalen Soldaten in der Bundeswehr, ja. Aber wenn man die ganze Bundeswehr nimmt, ist ihre Anzahl dann doch klein. Das heißt nicht, dass nicht jeder einer zu viel ist, aber ihre Anzahl ist vergleichsweise geringer als in der deutschen Gesellschaft insgesamt. Aber sie dominieren zeitweise das öffentliche Bild.

Der Militärhistoriker Sönke Neitzel sagt, die Bundeswehr solle man ohnehin nicht allzu sozialpädagogisch handelnd sehen. Sie sei ein Militärkorpus.

Tatsächlich gibt es die Bundeswehr, die bei der Coronapandemie extrem viel geholfen hat, im Ahrtal bei den Hilfen für die Flutopfer war sie auch segensreich präsent. Aber richtig ist auch, dass es in der Bundeswehr archaische Rituale gibt und auch braucht. Ein großer Fehler in den vergangenen Jahrzehnten war, dass die Politik nie den Kern­aspekt der Armeen thematisiert hat.

Und der wäre?

Der dreckige Kernaspekt von Armee, nämlich dass es darum geht, auch gegebenenfalls unter gewissen Umständen zu töten beziehungsweise getötet zu werden. Darüber sprach man nicht, weder die Generalität noch die Politik.

Auch nicht, als die Bundeswehr in Afghanistan­ Station bezog.

Ich kenne das noch aus der Zeit, wo ganz, ganz viele meiner Absolventen an der Universität nach Afghanistan gegangen sind. Mit vielen habe ich Kontakt gehalten, und vielen von denen, die ich für sehr gute Studierende und Soldatinnen gehalten habe. Dann kamen sie zurück und haben gesagt: Nee, ich werde kein Berufssoldat.

Warum?

Sie sagten, sie hätten das Gefühl gehabt, dort etwas zu machen, was hier in dieser Gesellschaft, in der Heimat verschwiegen wird. „Und dazu habe ich keine Lust, das für den Rest meines Lebens zu machen.“ Sie wollten einen Beruf, zu dem sie nicht nur stehen können, sondern der auch nicht gesellschaftlich beschwiegen wird.

Ist diese politische Entwicklung, auf die Kanzler Scholz seit Ende Februar mit seiner Rede von der „Zeitenwende“ reagiert hat, so neu?

Sie begann mit dem Fall der Mauer. Wir hatten vorher eine Armee, die für einen hypothetischen Fall trainiert hat, der nicht eingetreten ist, Gott sei Dank. Es begann die Zeit der Auslandseinsätze, aber schon unter Kanzler Kohl galt, die Bundeswehr wird lediglich als ein bewaffnetes Technisches Hilfswerk verkauft. Wir gehen raus und tun Gutes. Also kein großer Unterschied zu Brot für die Welt oder zu anderen, halt nur mit einem G36-Sturmgewehr in der Hand. Aber die Aufgaben sind sozusagen die guten Aufgaben.

Das hat sich ja offenbar geändert.

Das Militär an sich ist nicht mehr umstritten, das ist Konsens der Parteien, abgesehen von der AfD und der Linken. Es geht nicht mehr um die Frage, ob wir militärische Macht brauchen – sondern ob bestimmte Einsätze Sinn machen oder nicht.

Viele Soldat*innen, die aus Afghanistan heimkehrten, beklagten, dass die Mission, die sie erfüllen sollten, Menschenrechte durchzusetzen beispielsweise, durch den Rückzug aus dem Hindukusch verraten wurde. Die das sagten, sind politisch superempfindsame Männer und Frauen.

Die Bundeswehr hat einen langen Weg hinter sich. Noch vor wenigen Jahren hat man sich um die Soldat*innen, die mit einer posttraumatischen Belastungsstörung versehrt zurückkamen, kaum gekümmert. Man dachte, so wie einst, ach, diese Erschütterungen, die geben sich. Nein, wir haben gelernt, dass die nicht einfach weggehen. Über 20 Jahre wurden 60.000 Sol­da­t*in­nen nach Afghanistan geschickt – aber wir haben keine Erinnerungskultur für sie und ihren Einsatz geschaffen. Wir haben über diesen Einsatz geschwiegen.

Ist das eine Folge der nationalso­zia­listischen Gewaltjahre – dass man das Militärische in der Bundesrepublik lieber unerwähnt lässt?

Po­li­ti­ke­r*in­nen glaubten immer, dass etwa Auslandseinsätze der Bundeswehr nicht populär sind, dass sie politische Zustimmung kosten. Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik ist nichts, was Menschen in ihrem tagtäglichen Leben berührt. Aber wenn ich Zustimmung für diese politischen Bereiche, auch Auslandseinsätze haben will, muss ich dafür werben. Das sollte genauso normal sein wie Debatten um irgendwelche Gasumlagen. Ich kann den Fernseher nicht mal einschalten, ohne dass mir nicht die gesamte Riege von Regierung und Opposition über den Weg läuft und erklärt, warum das richtig, gut, falsch oder wie auch immer ist.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Sie sind in Köln als Kind von sogenannten Gastarbeitern aufgewachsen und haben, wie es so heißt, nicht gedient. Würden Sie heutzutage?

Damals hätte ich verweigert. Ich bin damals, schulisch geprägt, in einem linksliberalen Milieu aufgewachsen. Hätte ich damals gewusst, dass die Bundeswehr auch ein Studium, eine Ausbildung finanziert, wäre das für mich interessant gewesen.

Ein Lockmittel, das Studium.

Warum auch nicht? Alle Großorganisationen werben mit allen möglichen Benefits.

Waren Sie, generationstypisch, Pazifist?

Nein, nie. Ich habe auch damals die Funktion von Armeen eingesehen.

1982, zu den Hochzeiten der bundesdeutschen Friedensbewegung, gab es im Bonner Hofgarten die legendäre Demonstration gegen die Nato-Nachrüstung. Waren Sie dabei?

Nein, ich war noch zu jung. Viele meiner Bekannten und Freunde waren aber dabei.

Jene, die diese Jahre erlebt haben, sprechen von einer Zeit der Angst vor atomarer Zerstörung. Hatten Sie die auch?

Nie. Ich hatte nie Angst vor diesem nuklearen Armageddon. Ich bin nicht jeden Tag glücklich drüber aufgewacht, dass am Ende der Nacht keiner die Atombombe geschmissen hat.

Frieden schaffen ohne Waffen“, hieß es, unter anderem.

Ist totaler Unsinn. Das wird nicht funk­tionieren. Wir leben in einem internatio­nalen System, in dem das große Problem für Staaten ist, dass keiner für ihre Sicherheit sorgt. Und deshalb müssen Staaten für ihre Sicherheit selbst sorgen. Und die Vorstellung, dass man eine Welt ohne Waffen hat und dass sich jeder daran hält, ist illusorisch. Wir sehen ja so viele Täuschungsversuche in der internationalen Politik. Wie soll garantiert werden, dass eine Welt ohne Waffen existiert und fortbesteht?

Im Interview: Carlo Masala

Der Mann

Carlo Masala, 54, ist Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr in München. Aufgewachsen ist er als Gastarbeiterkind in Köln – Vater Italiener, Mutter Österreicherin. Sein Twittername lautet: Carlo „Realism, Gedankenfetzen, and Rants“ Masala. Er lebt in Leipzig, und er berät das Bundesministerium für Verteidigung.

Das Buch

Soeben in neuer Auflage erschienen: „Weltunordnung. Die globalen Krisen und das Versagen des Westens“ (C. H. Beck Verlag, München 2022, 199 S., 16,95 Euro).

Schwerter zu Pflugscharen“ – hätte dieses DDR-Credo etwas für Sie sein können?

Das war der Beginn einer Bewegung, die am Ende zum Kollaps der DDR führte. Ich bin Gegner von überdrehten Rüstungsspiralen. Warum hatten die Sowjetunion und die USA sich damals auf das jeweils siebenfache Potenzial der gegenseitigen Vernichtung geeinigt? Ich dachte mir schon während meines Studiums, dass das nicht logisch ist. Die jeweils einmalige Vernichtung würde doch reichen – wozu die siebenfache Möglichkeit?

Es war eine hochgefährliche Situation – aber eine im sogenannten Kalten Krieg, der im Unterschied zum Heißen Krieg nicht wirklich beginnt.

Der Unterschied zu heute ist nur, dass die Sowjetunion eine Status-quo-Macht war, der es in Europa also darum ging, das Bestehende zu erhalten, nicht zu erweitern. Russland hingegen ist eine revisionistische Macht. Und deswegen wird dieser Kalte Krieg 2.0, in den es zumindest auf einer europäischen Ebene hinausläuft, nicht stabiler sein als der, der 1990 endete, sondern unberechenbarer sein als der Kalte Krieg.

Hat sich eigentlich das Bild von Männlichkeit im Laufe Ihres Lebens ge­ändert?

Bei mir persönlich ja. Aber nicht bedingt durch die Bundeswehr. Ich sehe jetzt zum Beispiel wieder die Gefahr, wo wir in so einem Landes- und Bündnisverteidigungsszenario sind, dass wir die praktischen Fragen nicht geklärt kriegen: Wie bekommen wir gegebenenfalls große Teile der Truppe in vier Tagen von hier nach Irgendwo verlegt?

Ist das eine Frage toxisch-männlicher Tugenden?

Nein, aber seit einiger Zeit schleicht sich in die Bundeswehr wieder diese Kultur toxischer Männlichkeit ein – und dabei müsste es, wie ich sagte, um konkrete militärpraktische Fragen ­gehen.

Die ehemalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat sich in der Bundeswehr keinen guten Ruf eingehandelt, weil sie Fragen aufwarf, die in dieser Szene nicht üblich sind zu stellen: Frauenteilhabe an der Bundeswehr, Soldaten und Väter­monate, homosexuelle und trans Sol­da­t*in­nen …

… ihr großes Verdienst war es zumindest, dieses Tor zur Diversität in der Bundeswehr geöffnet zu haben. Und meine große Befürchtung ist, dass in der Bundeswehr Kräfte stärker werden, die dieses Tor gerne wieder schließen würden. Dass überhaupt trans Leute in der Bundeswehr sein können, dass Homosexualität kein Nichtthema ist, sondern, wie die restaurativeren Kräfte sagen, überbetont wurde.

Die Bundeswehr könnte doch öffentlich bekunden, stolz auf dieses Selbstverständnis als diversitätsbewusste Armee zu sein.

Ja, das sollte sie auf jeden Fall, macht sie aber nicht. Und das halte ich für einen großen Fehler. Wir wissen es ja auch wissenschaftlich, dass Armeen umso besser sind, wie sie die Diversität ihrer Gesellschaften widerspiegeln, und zwar komplett, sei es sexuell, sei es religiös. Eine militärische Großorganisation wie die Bundeswehr sollte keine Armee der Spartaner sein, mit entsprechendem Elitebewusstsein. Wie soll die funktionieren, wenn sie den Staat und die Gesellschaft, die sie verteidigen, aus ihrer Eliteposition verachten.

Ist Virilität noch an Männliches geknüpft, können auch Soldatinnen viril sein?

Ich kenne Soldatinnen. Die einen sind Mütter, andere sind Lesben, wiederum andere ohne Kinder. Wenn die auf dem Kasernenhof stehen, wenn die ihre sportliche Leistungsfähigkeit bringen, wenn es darum geht, Zähne zusammenzubeißen und durchzuziehen: 80 Prozent aller Typen lassen die hinter sich. Mehr muss man dazu nicht sagen.

In der Ukraine, so wissen wir, kämpfen queere Menschen gegen die russischen Angreifer. Sie melden sich an der Front, sind hochrespektiert. Ist das nicht ein Vorbild – so wie es auch in der israelischen Armee üblich ist?

Ja, absolut. Ich will eine Bundeswehr, die woke im besten Sinne des Wortes ist, wehrhaft und bis an die Zähne bewaffnet. Ich will eine wehrhafte Demokratie, und ich will auch eine Armee, die die Diversität dieser Gesellschaft widerspiegelt.

Trauen Sie das den höheren Ebenen der Bundeswehr zu, für solch ein modernes Verständnis von Diversität einzutreten?

Das muss politisch verordnet werden, sonst tut sich wenig, die erreichten Fortschritte bleiben sonst stecken.

In den Niederlanden, in Israel werben die Armeen auf CSD-Paraden für sich – mit dem Selbstbewusstsein, Angehörige von Armeen der Diversität zu sein.

Ja, das ist erschütternd, dass das bei uns nach wie vor kein offensiver Punkt ist. Bundeswehr mit mächtigem Auftritt auf CSDs oder auf queeren Straßenfeste? Ist nicht der Fall. Das ist sehr schade, und es schadet der Bundeswehr, denn sie bringt sich um Chancen und um Personal, das sie dort ­werben könnte.

Brauchen wir wieder eine Wehrpflicht?

Sie war gut, aber jetzt wäre sie es nicht. Sie ist sicherheitspolitisch nicht ableitbar. Wir werden keine sechs russischen Panzerdivisionen in absehbarer Zeit an der deutsch-polnischen Grenze haben. Der Krieg des 21. Jahrhunderts ist nicht der Krieg, der gerade im Donbass geführt wird. Die Russen würden einen anderen Krieg gegen uns führen. Da braucht man keine Massenheere, da brauchen wir Profis, die bestens ausgebildet sind.

Die Bundeswehr, so hieß es früher, sei die Schule der Nation.

So ein Quatsch. Alles, was militärisch wichtig ist und wird, ist mit einem Durchlauferhitzer namens Wehrpflicht nicht zu haben. Jene, die ihre Wiedereinführung fordern, sind am Ende Sozialpolitiker, die damit auch gleich den Zivildienst wiederbekommen wollen. Oder es sind Nostalgiker, die das befürworten.

Woher holt die Bundeswehr auf leerer werdenden Arbeitsmärkten ihr Personal?

Ich bin dafür, dass diejenigen, die hier geboren wurden, aber keine deutsche Staatsbürgerschaft haben, rekrutiert werden können. So eine Art Modell wie in den USA. Verpflichte dich für x Jahre, und du gehst raus mit deutschem Pass. Das ist der richtige Weg. Wir würden die Bundeswehr zu einer wesentlich größeren Integrationsmaschine machen, als sie ist.

Eine Idee, die in konservativen Kreisen Ärger macht, oder?

Wahrscheinlich.

In Ihren zahlreichen Tweets gehen Sie ja auch keinem Ärger aus dem Weg. Sie nannten eine, die Sie blöde anging, „Mausebärchen“ …

Das geht immer: So ein bisschen verniedlichen, das bringt die auf die Palme, und das freut mein sportliches Gemüt.

Sie wären beim Sport auch so?

Ich war beim Taekwondo auch immer besser im Angriff als in der Verteidigung, obwohl das von der Logik des Taekwondo doof ist.

Warum?

Ich bin ja wesentlich ruhiger geworden die letzten zwanzig, dreißig Jahre. Aber der Modus, den ich immer habe, ist: Attacke. Wer den ersten Schlag vernichtend setzt, gewinnt alles.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

65 Kommentare

 / 
  • Ich danke Herrn Masala, dass er sich für einen Weg der Bundeswehr einsetzt, der nicht Ideologie geleitet ist, sondern auf Vertrauen in die Menschen und die Kraft der Veränderung setzt.



    Die Offenheit, in einem Interview zu sagen er setze "auf Attacke" beeindruckt mich, weil es von manchen absichtlich missverstanden werden kann, indem ein aggressiver Charakter unterstellt wird, um daraus abzuleiten, er unterstütze aggressive Ambitionen der Bundeswehr.



    Das scheint ihn nicht zu kümmern.



    Beeindruckend!

  • @O.F @NANSEN @LOWANDORDER Einfach nur: Danke

  • Ich schätze Politikwissenschaftler wie Masala dafür, dass sie die Welt, wie sie ist, gut beschreiben können.

    Was sie allerdings nicht können, ist, sie zu erklären. Und das hat das Interview Mal wieder deutlich gemacht.

    Und meine Hoffnung ist, dass sich queere Menschen nicht für die Zwecke der Bundeswehr einspannen lassen, wie das hier gefordert wird. Schlimm genug, dass die Polizei auf CSDs für sich werben kann.

  • Mit der Antwort von Herr Masala auf die Frage «Die Bundeswehr, so hieß es früher, sei die Schule der Nation» bin ich nicht einverstanden.

    Die allgemeine Wehrpflicht ist meiner Meinung nach ein gutes Instrument der heute ausbreitenden Separation der Gesellschaftsschichten entgegenzuwirken. Wenn ein «Millionärssöhnchen» mit Abiturabschluss und Studium der Betriebswirtschaft mit einem «Arbeiterkind», welcher Handwerker ist, zusammenleben und -arbeiten muss, lernen beide etwas über das Leben und die Werte des anderen. Und für Studenten die Erfahrung zu sammeln, dass man nicht immer der «Grösste» ist, ist auch wertvoll und persönlichkeitsfördernd. Die soziale Komponente einer Wehrpflicht, welche auch viel Leerlauf beinhaltet, sehe ich als wesentlichen Nebennutzen.

    Nebenbei glaube ich auch, dass eine normale militärische Funktion von guten ausgebildeten Studenten oder Handwerkern innert nützlicher Frist gelernt und nachher auch erfolgreich ausgeführt werden kann.

    • 6G
      650228 (Profil gelöscht)
      @Haegar:

      Immer diese pseudo-psychologischen Scheinargumente. Ich suche mir die Menschen, mit denen ich zu tun habe, lieber selber aus. Und auf den Kontakt mit manchen Gruppen verzichte ich gerne - selbst wenn dabei die ein oder andere "Erfahrung" an mir vorüberziehen.

      • @650228 (Profil gelöscht):

        "Ich suche mir die Menschen, mit denen ich zu tun habe, lieber selber aus."



        Das tun die meisten.



        Ob das die optimale gesellschaftliche Entwicklung ist, ist zumindest diskussionsfähig.

    • @Haegar:

      Im Grundsatz bin ich ja durchaus bei Ihnen, aber was bitte ist eine "normale militärische Funktion"?



      Kanonenfutter?



      Denn was eine militärische Kurzausbildung wert ist, sehen wir derzeit bei den russischen Mobilisierten...

  • Die Idee die Bundeswehr als Integrationsmaschine zu verwenden ist gut, aber warum die Rekrutierung nur auf Menschen beschränken die in Deutschland geboren sind?



    Viele Migrant*innen kommen nach Deutschland weil sie einen unbeirrbaren Traum von einem demokratischen Europa haben der vielen Staatsbürgern in Deutschland schon verloren gegangen ist.



    Warum nicht diese Menschen für die Bundeswehr rekrutieren und nach absolvierten Wehrdienst die Staatsbürgerschaft geben?



    Es würde sogar Sinn machen Verbände ethnisch homogen aufzustellen, so das die Soldaten untereinander ihre gewohnte Sprache verwenden und nach ihren gewohnten Sitten leben können ohne erst Deutsch lernen zu müsssen, und auch die Verpflegung wäre einfacher wenn alle Halal essen und man keine Extrawürste machen muss.



    Also Beispielsweise Verbände die nur aus Afghanen, Syrern oder Nigerianer*innen bestehen.

    • @Alreech:

      "Es würde sogar Sinn machen Verbände ethnisch homogen aufzustellen, so das die Soldaten untereinander ihre gewohnte Sprache verwenden und nach ihren gewohnten Sitten leben können ohne erst Deutsch lernen zu müsssen, und auch die Verpflegung wäre einfacher wenn alle Halal essen und man keine Extrawürste machen muss.

      Also Beispielsweise Verbände die nur aus Afghanen, Syrern oder Nigerianer*innen bestehen."

      Ich schmeiß mich weg. Wird immer besser. Statt der berüchtigten Parallelgesellschaften gründen wir Parallelkompanien! 😁😁😁

      Sagen sie, Herr Alreech, das war doch nur Ironie. Oder? Bitte!!!!

  • Meine Kritik an der Bundeswehr besteht gar nicht darin, dass sie eine Armee ist. Ebenso wenig darin, dass es in ihr auch rechtsextreme Elemente gibt (schon eher jedoch darin, dass es bis zuletzt eine gewisse Traditionspflege in Sachen Nazigeneräle gab und meines Wissens sogar noch gibt).

    Meine Kritik besteht darin, dass die Bundeswehr von einem Instrument der Landesverteidigung zu einem Instrument zur Durchsetzung geopolitischer Interessen wurde. Landesverteidigung bedeutet, das eigene Territorium zu verteidigen. Das bedeutet indes nicht, in fremden Ländern Krieg zu führen, "Weltinnenpolitik" zu betreiben oder vermeintlicher "Verantwortung" gerecht zu werden.

    Das eine ist Landesverteidigung, das andere ist Großmachtpolitik. Und die Tendenz geht schon lange immer mehr zu Letzterer.

    • @Gemeiner Hai:

      Sobald ein Staat in ein internationales Bündnissystem eingebunden ist, lässt das in Reinform nicht mehr aufrecht erhalten.

      Wollen Sie ernsthaft zusehen, wenn der russische Faschismus in Estland einmarschiert?

      Sie können das eine moralische Frage nennen, Sie können das aber auch geopolitisches Interesse nennen.

      Gerade die kleineren Bündnispartner erwarten im Angriffsfall Solidarität.

      Das Gleiche gilt natürlich auch für UN-Einsätze.

      Von einer Weltinnenpolitik oder Großmachtspolitik ist Deutschland nun wirklich weit entfernt.

    • @Gemeiner Hai:

      Der Vorwurf geopolitische Ambitionen der Bundeswehr ist nicht zutreffend. Die Bundeswehr ist ein 45 Milliarden teures Missverständniss. Nicht fähig zur Landesverteidigung aber den Anstrich einer Behörde. Ohne die Schlagkraft der Amis ist ganz Europa schutzlos.

  • Woke statt "Bürger in Uniform". Vom sozialdemokratischen Konzept des "Bürgers in Uniform" spricht niemand mehr. Das sollte die Bundesrepublik gegen den militärischen Korpsgeist schützen. Nie wieder sollte Militär gegen streikende Arbeiter eingesetzt werden!



    Heute nicht mehr nötig? Stattdessen schön woke und bunt etwa zur Ablenkung von den Nazis in der KSK?

    Und in der Julius-Leber-Kaserne in Berlin-Wedding wird gerade das hochkarätige Einsatzzentrum für die Bundeswehr im Innern eingerichtet.



    Wer kennt noch Julius Leber? Und wer weiß noch, dass es 1968 um die Notstandsgesetze ging, die den Einsatz der Bundeswehr im Innern erstmals wieder möglich gemacht haben?

    • @Rosmarin:

      Die Unterstellung von einem "Einsatzzentrum im Innern" mit dem Unterton "Gewehre gegen die eigenen Bürger:innen" ist, sorry, Bullshit. Es geht um Amtshilfe bei Katastrophen wie im Ahrtal, bei Corona oder an Oder und Elbe sowie um konkrete Koordination im Fall der Landesverteidigung/Bündnisverteidigung. Strikt nach dem "sozialdemokratischen Konzept" eben.

    • @Rosmarin:

      "sozialdemokratisches Konzept"

      Nur der Begriff kam von einem Sozialdemokraten. Übernommen und konzeptionell Umgesetzt wurde der Begriff unter Adenauer.

      Für "wer hat's erfunden" taugt der Begriff nicht.

    • @Rosmarin:

      Ich würde den Unterschied zwischen "woke" und "Bürger in Uniform" nicht ganz so stark machen - zu dem Konzept des Soldaten als Bürger in Uniform gehört ja auch die Vorstellung, dass eine Armee gewissermaßen die Gesellschaft abbildet und keine kasernierte Kriegerkaste bildet. Das Problem fängt an, wenn die Diversität zum Selbstzweck wird und damit eine über das leider Notwendige hinausgehende Militarisierung vermarktet wird. Eine gewisse Fähigkeit zur Landesverteidigung ist leider unverzichtbar, eine gobale militärische Agenda wird allerdings nicht besser, nur weil die Truppe bunt genug ist. Mit anderen Worten: die woke-Diskussion ist nicht verkehrt, sie hört bloß zu früh auf, weil sie einen Teilaspekt so in den Vordergrund rückt, dass grundsätzliche politische Fragen sozusagen übertönt werden (das gilt auch für andere Bereiche).

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    Butter bei die Fische - wenn meterlange graue Bärte gepaart mit grauen Bartstoppeln Ihre jugendlichen Erinnerungen hinsichtlich des Irak - und des Afghanistankrieges hervor kramen und behaupten : "" Ich Ich Ich Ich Ich Ich habe Recht"" - ohne die Ursachen dieser Kriege im entferntesten zu reflektieren, ist das eine Seite der Geschichte.

    Bei der NATO-Mission Verstärkung ""Air Policing Baltikum"" unterstützt die Bundeswehr seit 2014 die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen. Deutschland beteiligt sich jährlich für mindestens vier Monate an einem streitkräfte-gemeinsamen Einsatzkontingent.

    Bisher stellte die Bundeswehr zwei Drittel des Nato-Kontingents in Litauen. Damit ist die Bundesrepublik nicht nur der größte Truppensteller, sondern übernimmt darüber hinaus die Führungsrolle des Gefechtsverbands. Mit den Verstärkungskräften führt der deutsche Kommandeur nun etwa 900 Bundeswehrkräfte und insgesamt 1.600 multinationale Soldatinnen und Soldaten.

    Zur Erinnerung: Darum geht es.



    Merke: Die Bundesrepublik befindet sich im Jahr 2022 im 8. Monat des russischen Angriffskrieges nicht nur gegen die Ukraine.

    Nun könnte sich ja jeder melden wie er das findet und beweisen, das er in der Jetztzeit trotz Bartstoppeln angekommen ist.

    Zitat: ""Die deutsche Wiedervereinigung und die Lösung des Warschauer Paktes wurde nicht mit Waffeneinsatz erreicht.""

    ==

    Widerspruch.

    Die katastrophalen extremen Ausgaben für das Militär, neben den Misswirtschaften in allen sowjetischen Satelitenstaaten führten die Sowjetunion immer weiter in eine desaströse wirtschaftliche Talfahrt welches in dem bekannten Disaster endete.

  • Ich finde dieses Interview vorsichtig formuliert befremdlich; wieso sollte die Linke ihren Frieden mit westlicher Kriegspolitik und Aufrüstung machen, weil die Armeen neuerdings diverser werden? Waren der Überfall auf den Irak oder die oben ja erwähnte Afghanistankrieg z.B. in irgendeiner Weise unterstützenswert, nur weil dort auch Frauen und Homosexuelle mitgekämpft haben. Ist ausgerechnet die israelische Armee ein Vorbild, obwohl sie eine völkerrechtswidrige Besatzung aufrecht erhält, nur weil sie woke genug ist? Ich mag Schlagwörter wie pinkwashing nicht, aber hier fällt es mir schwer, darauf zu verzichten. Reaktionäre Politik bleibt reaktionär, auch wenn sie in progressive Windeln gepackt wird.

    • @O.F.:

      Ich verstehe Masalas Punkt überhaupt nicht als Vorschlag für eine Art Deal im Sinne von: die Streitkräfte werden diverser und queerer, und dafür habt ihr Linken sie dann bitte endlich lieb. Ihm geht es um eine nüchterne Betrachtung der Streitkräfte als Repräsentation dessen, was sie verteidigen sollen: die FDGO. Davon abgesehen ist es tatsächlich untersucht, dass Diversität die Kampfkraft erhöht.

      Davon abgesehen finde ich es schwierig, Sicherheitspolitik per se als "reaktionär" abzustempeln. Russland zeigt aktuell, dass sie revisionistisch und damit auch gewissermaßen reaktionär sein kann. Generell betrachtet ist Sicherheitspolitik aber einfach nur das hässliche Kind der Außenpolitik,, sozusagen die hässliche Schwester der Diplomatie.



      Sicherheitspolitik ist dann progressiv, wenn sie progressive Politikziele verteidigt und dafür bestenfalls weniger letale Mittel findet, zum Beispiel im besten Sinne des Institutionalismus.

      • @dcf:

        "Davon abgesehen ist es tatsächlich untersucht, dass Diversität die Kampfkraft erhöht."



        Dazu würden mich nun tatsächlich Quellen interessieren. Ich glaub das nicht, jedenfalls auf keinen Fall mit einem derart verkürzten Kausalzusammenhang.

      • @dcf:

        Danke für Ihre sachliche Antwort; dazu mehrere Punkte:



        Was das Problem einer Verklärung des Militärischen angeht, verstehen wir den Ton des Interviews vielleicht ein wenig anders; aber auch mit Ihrer Lesart habe ich gewisse Probleme: denn sie lenkt den Fokus vom Sinn und Unsinn des Militärischen auf die Frage nach der Repräsentation.



        Ich betrachte Sicherheitspolitik auch nicht grundsätzlich als reaktionär - sie wird aber reaktionär, wenn man so argumentiert wie CM, der ja im Grunde einr manichäischen Spielfilm-Logik folgt, zu der auch der Revisionismusvorwurf an Russland passt, der ja impliziert, dass die totale Hegemonie des Westens ein Naturzustand, das Aufbegehren Russlands und anderer dagegen ein Angriff auf Frieden und Ordnung wäre. Damit verstellt man allerdings den Blick auf die Möglichkeit von Kompromissen (die ja voraussetzen, dass man die Interessen anderer anerkennt). Im Grunde ist das ein liberal verpackter Nationalismus, der eigene Machtpolitik zum Kampf gegen das Böse erklärt - und genau das empfinde ich als zutiefst reaktionär (und, schlimmer noch, als äußert gefährlich).



        Das Insistieren auf "progressive" Ziele finde ich vor diesem Hintergrund ziemlich gefährlich, weil es Gefahr läuft, westliche politische Ideale zum Maßstab globaler Politik zu machen - das wiederum ist Hegemonialpolitik auf ideologischer Ebene und unangenehm nah an der Vorstellung eines zivilisatorischen Auftrags, mit dem der westliche Imperialismus seit jeher schöngeredet wurde.

        • @O.F.:

          Es war kein Kompromiss möglich, es ist wirklich bis zum Schluss versucht worden.

        • @O.F.:

          Für den Angriff Russlands auf seinen Nachbarn den Begriff "Russlands Aufbegehren" zu verwenden finde ich zutiefst empörend.

        • @O.F.:

          Ein kurzer Einwurf, da ich für mehr gerade keine Zeit haben. Vermischen Sie hier nicht zwei Punkte:

          Ihr Schmerzpunkt, wenn ich Sie richtig verstehe, ist: Wofür setze ich eine Armee ein und wie stelle ich sicher, dass sie nicht missbräuchlich eingesetzt wird?

          Dies ist aber nur ein Punkt von vielen, die im Interview beleuchtet werden und eine Frage der Politik und weniger wie ist eine Armee zu gestalten.

          Zu Ihrem Punkt: Man verkenne die Möglichkeit von Kompromissen gegenüber anderen Staaten. Kompromisse kann man nun mal nur aus einer Position der Stärke durchsetzen. So wie Sie ein Feuer nur löschen können, wenn es eine Feuerwehr gibt.

          • @Strolch:

            Um das zu präzisieren: woran ich Anstoß nehme ist, dass (nicht nur in diesem Fall) eine an sich richtige (!) Diversitätspolitik so in den Vordergrund gerückt wird, dass andere, mindestens ebenso wichtige Fragen verdrängt werden - d.h. wir sind zufrieden, wenn die Bundeswehr einigermaßen divers ist, statt darüber zu diskutieren, was sich hinter dem Euphemismus "Verantwortung übernehmen" eigentlich verbirgt.



            Mit der Feuerwehr-Metapher habe ich so meine Probleme, weil sie gleich eine Rollenzuschreibung impliziert; in Moskau, Peking oder Teheran dürfte man eine andere Vorstellung davon haben, wer zündelt und wer löscht. Was passiert, wenn man diese Perpektiven ignoriert, sieht man gerade deutlich in der Ukraine - wo ein Kompromiss möglich gewesen wäre.



            Kompromisse sind übrigens gerade dann nötig, wenn man nicht in einer Situation der Stärke ist; der Westen war 30 Jahre so dominant, dass er seinen Willen weitgehend durchsetzen konnte - und, wie mir scheint, verlernt hat, Kompromisse zu schließen. Die Zeit ist aber vorbei, ob wir es wollen oder nicht. Wir werden lernen müssen, den Kuchen zu teilen - oder in einen Konflikt nach dem anderen stolpern.

            • @O.F.:

              Absatz 1: D´accord



              Absatz 2: NEIN! Das ist Täter-Opfer-Umkehr. Russland hat nicht diskutiert und hat den ersten Schuss abgegeben. Ein Kompromiss wäre eben nicht möglich gewesen. Nur ein Anerkennen russischer Forderungen hätte den Krieg verhindert.

              • @Strolch:

                @Strolch und Encantado



                Ich antworte Ihnen zusammen, weil es ja im Grunde um denselben Punkt geht:



                Wie man eine Geschichte erzählt. hängt auch davon ab, wo man beginnt sie zu erzählen; ein Konflikt beginnt (meist) nicht mit dem ersten Schuß. Im Fall der Ukraine ist das ja deutlich: der Krieg ist das traurige Ende einer Eskalationsspirale, die (spätestens) seit 2007 klar ersichtlich war und vor der auch immer wieder gewarnt wurde. Und natürlich wäre ein Kompromiss an einem früheren Punkt möglich gewesen (ein Verzicht auf einen Nato-Beitritt der Ukraine gegen entsprechende Sicherheitsgarantiern und eine Reduzierung der Truppen in der Region wäre nicht nur friedlicher, sondern auch billiger gewesen); dafür hätte man allerdings die russische Persektive mitreflektieren müssen. Und genau dieses Unvermögen ist ein Grundproblem westlicher Außenpolitik: man ist unwillig andere Perspektiven und Interessen anzuerkennen, stattdessen sieht man die eigene Dominanz als Naturzustand und jedes Aufbegehren dagegen als Ausdruck von Bosheit, mit der es keinen Kompromiss geben dürfe. Ich weiß, dass ich mich hier wiederhole, aber ich muss noch einmal darauf insistieren: dass ist eine Haltung, die vielleicht unmittelbar nach dem Ende des kalten Krieges machtpolitisch möglich war; mittlerweile geht das einfach nicht mehr. Wenn man zumindest aufhören würde, in manichäisch-moralischen Kriterien über Geopolitik nachzudenken, wäre schon viel gewonnen (übrigens auch an Glaubwürdigkeit: denn wer bitte schön nimmt es noch ernst, wenn deutsche Außenminister von Werten sprechen?).

            • @O.F.:

              "...sieht man gerade deutlich in der Ukraine - wo ein Kompromiss möglich gewesen wäre."



              Steile These. Wie hätte ein solcher aussehen können? Ich persönlich kann den Gegensatz [Ukraine in der NATO ja - nein] nicht mit einem Kompromiß auflösen. Bin auf Ihren Ansatz gespannt.

  • „… der Modus, den ich immer habe, ist: Attacke. Wer den ersten Schlag vernichtend setzt, gewinnt alles.“



    Schlechter Schluss am Ende eines Interviews, in dem es um Militär, Bundeswehr, Verteidigung geht.

    taz am wochenende:„‚Frieden schaffen ohne Waffen‘, …“

    Carlo Masala: „Ist totaler Unsinn. Das wird nicht funk­tionieren.“

    So pauschal ist das eine sträfliche Verkürzung der Gesamtproblematik. Das verwundert auch, wo doch an anderer Stelle im Interview Vielfalt für wichtig erachtet wird. Sicherheitspolitik braucht und besteht aus diversen Elementen, nicht nur aus militärischer Abschreckung. Zum Entspannung Schaffen und Frieden Erhalten gibt’s viel „Werkzeug“, dass eben keine militärische Waffe ist. Der waffenfreie Sektor schwächelt allerdings auch. Die deutsche Wiedervereinigung und die Lösung des Warschauer Paktes wurde nicht mit Waffeneinsatz erreicht. Aber übergelagerte Interessen haben dem Erreichten zwischenzeitlich geschadet. Politikversagen kostet – manche das Leben.

    • @Uwe Lütge:

      Vor allem sagt eine solche Einlassung einiges über das fachliche Selbstverständnis dieses Herrn aus; seriöse Wissenschaftler würden bezweifeln, dass "Attacke" ein guter Ausgangspunkt für einen Fachdiskurs ist. Aber natürlich, Politologen, die eher auf Twitter- und Talkshow-Kompatibilität setzen, mögen das anders sehen...

      • @O.F.:

        Herr Masala hat hier lediglich über seinen Charakter gesprochen, nicht über die Bundeswehr und auch nicht über die Sytematik seiner wissenschaftlichen Arbeit. Soviel Differenzierung darf sein. Bezgl. des Warschauer Paktes liegen Sie etwas daneben. Die Sowjetunion zerbrach wesentlich an den Kosten des Afghanistankrieges und denender allgemeinen Rüstung - für Waffen. Waffen müssen für ihre Wirkung eben nicht direkt eingesetzt werden.

      • @O.F.:

        "Attacke" war nicht der Ausgangspunkt, sondern fast Schlußpunkt und es war auch kein Fachdiskurs, sondern ein Interview.

        • @Henriette Bimmelbahn:

          CM spricht in dem letzten Satz des Interviws explizit davon "immer" auf Attacke zu setzen und meint, dass derjenige, der den ersten Schlag "vernichtend setzt" (was für eine Wortwahl...), gewinnt. Und genau auf diese Aussage habe ich mich bezogen - weil sich dahinter ein grundsätzliches Problem verbirgt: genau die Fachleute, die eigentlich zur Versachlichung öffentlicher Diskurse beitragen sollten, vermarkten sich mit solchem Klamauk. In einer Zeit, in der ruhige und differenzierte Stimmen nötiger wären denn je, empfinde ich solche akademische Markschreierei fast als Verrat am wissenschaftlichen Ethos.

          • @O.F.:

            Er spricht davon SELBST "immer auf Attacke zu stehen" und auch das ist nicht ganz ernst gemeint.



            Dass Sie daraus ein Problem, gar ein "grundsätzliches" ist schlicht lächerlich. Es handelt sich hier zudem eben gerade *nicht* um eine wissenschaftliche Abhandlung, sondern um ein Zeitungsinterview!!

            • @Henriette Bimmelbahn:

              Nun ja, Sie interpretieren den letzten Satz des Interviews aber sehr zu einen Gunsten... Wie ich mehrfach (!) erklärt habe: er tritt in Interviews, Artikel und anderen Formaten aber nicht einfach als Kolumnist auf, sondern als Wissenschaftler - und muss sich damit auch an den entsprechenden Maßstäben messen lassen. Natürlich ist ein Interview keine Fachpublikation, aber trotzdem kann sollte ein Professor ein gewisses Niveau halten - auch und gerade, wenn er zu Laien spricht. Wieso sollte man den stimmen aus der Wissenschaft zu Wort kommen lassen, wenn diese auch nur den (heute grünen) Stammtisch bedienen?

              • @O.F.:

                Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen: Ihre Vorstellung von Wissenschaftler*innen und ihrer Aufgabe in der Gesellschaft scheint mir leicht angestaubt zu sein.



                Sofern deren Forschungsgebiet aktuell besonderers im Fokus steht, ist es mittlerweile normal, Wissenschaftler*innen in Talkshows, Podcasts, Sondersendungen, etc. zu erleben, denken Sie nur an die Schar von Virologen, die in den letzten drei Jahren zu Corona zu sehen, zu hören und zu lesen waren. Das hat rein gar nichts mit mangelnder Seriösität, oder akademischer Marktschreierei zu tun.



                Der Krieg in Europa bewirkt, daß eben Militärexperten gefragt sind, wie Sie unschwer schon an der Zahl der Kommentare erkennen können.

                • @Henriette Bimmelbahn:

                  Ich weiß nicht, wie viele Wissenschaftler sie kennen, aber meine Position ist keineswegs angestaubt, sondern weit verbreitet: man ärgert sich darüber, dass in der Öffentlichkeit einige laute Vereinfacher wahrgenommen werden, nicht diejenigen, die ihrer eigentlichen Aufgabe nachgehen: komplexe Antworten auf komplexe Fragen zu geben; Wissenschaftler sind keine Kolumnisten. Und daran, dass einige Kollegen diesem Anspruch nicht gerecht werden, hat sich meine Kritik entzündet, nicht daran, dass bestimmte Themen im Vordergrund stehen.

                  • @O.F.:

                    Einige Wissenschaftler kenne ich, allerdings kenne ich nicht *nur* Wissenschaftler. Ein gemischter Bekanntenkreis weitet den Blick enorm! Unter den mir bekannten Wissenschaftlern ist eigentlich nur einer - ein Wissenschaftsrentner - der aus einem elitären Kastendenken heraus darauf beharrt, dass Wissenschaft alles darf, nur eines nicht: verständlich sein.

                    • @Henriette Bimmelbahn:

                      Vielleicht lesen Sie noch einmal, was ich geschrieben habe: denn das Wissenschaft nicht "verständlich" sein soll, habe ich gar nicht behauptet; es ging darum, dass sie zu einem differentierten Wahrnehmung beitragen soll, statt in den Chor politischer Agitatoren einzustimmen. Man kann komplexe Inhalte verständlich vermitteln, ohne in simplifizierende Erklärungsmuster zu verfallen.

                      • @O.F.:

                        Ihrem letzten Satz stimme ich zu. Und genau das macht Prof. Masala.

                        • @Henriette Bimmelbahn:

                          Wir haben, wie es scheint, andere Ansprüche.

                          • @O.F.:

                            Das wäre eine Möglichkeit, warum wir das Interview unterschiedlich bewerten. Eine andere ist z.B. Sympathie für, bzw. Antipathie gegen Carlo Masala.

          • @O.F.:

            Er sagt dies doch gar nicht im Rahmen eines Fachdiskurses, sondern über sein eigenes Verhalten, und zwar offensichtlich mit Augenzwinkern. Diese Aussage böswillig aus dem Kontext zu reißen, um ihm "akademische Marktschreierei" vorzuwerfen, finde ich unredlich.

            • @Barrio:

              Nun ja, Sie haben CM sicher auch in anderen Interviews, Zeitungsartikel, Talkshows etc. erlebt und er hat grundsätzlich einen Hang zu, nun, starken Positionierungen; und natürlich haben Sie recht: ein Interview in der taz ist keine wissenschaftliche Publikation. Aber CM und einige andere Politologen und Historiker treten auch medial als Vertreter universitärer Forschung auf - und ich finde, das bringt eine gewisse Verantwortung mit sich. Es wäre die Aufgabe solcher Personen, dem allgemeinen Hang zur Komplexitätsreduktion entgegen zu wirken. Dass das nicht mehr geschieht, sondern sich Wissenschaftler den Regeln eines immer erregteren medialen Diskurses unterwerfen, bereitet mir in der Tat Probleme, gerade weil sachliche Stimmen heute wichtiger wären denn je.

              • @O.F.:

                „Es wäre die Aufgabe solcher Personen, dem allgemeinen Hang zur Komplexitätsreduktion entgegen zu wirken. Dass das nicht mehr geschieht, sondern sich Wissenschaftler den Regeln eines immer erregteren medialen Diskurses unterwerfen, bereitet mir in der Tat Probleme, gerade weil sachliche Stimmen heute wichtiger wären denn je.“

                Der Vorwurf, dass Carlo Masala sich „den Regeln eines immer erregteren medialen Diskurses“ unterwerfe, bedarf aber erstmal einer Begründung. Ich nehme seine Beiträge im Gegenteil als sachlich und konstruktiv dar. Ein Schuss Komplexitätsreduktion gehört aus meiner Sicht immer dazu, wenn man Wissenschaft medial einem Laienpublikum erklärt, dass Masala hier negativ heraussticht, trifft aber nicht zu.

    • @Uwe Lütge:

      Danke - halt aE “bis zur Kenntlichkeit entstellt“ - selten so eine Ansammlung von Rohrkrepierern im Angebot zu Gesicht bekommen! Woll.

      kurz - Quasselt pseudoelaboriert vor sich hin & um Kopf&Kragen •



      Und JAF JAF - winkt das softeismäßig durch! Gaahrp. Naja - wem für Demokratie - Hola - Wolfgang Schäuble “Chefinnensache“ ist - 🙀🥳 - dem ist ersichtlich die Orientierung flöten - wa!

      Na Mahlzeit

    • @Uwe Lütge:

      "Sicherheitspolitik braucht und besteht aus diversen Elementen, nicht nur aus militärischer Abschreckung."

      Dem würde Carlo Masala sicherlich nicht widersprechen. Es geht aber (jedenfalls gegenwärtig) eben auch nicht ohne militärische Abschreckung. Die von Ihnen angeführten Beispiele unterstreichen das.

  • Na Servus

    Immer nicht nur - aber auch erheiternd!



    Wenn ein unbedarfter Jungspund komplett unhistorisch mal eben locker flockig seine trendy Sicht nutzt - um alles andere als abwegig abzuledern - wa!



    “Frieden schaffen ohne Waffen“ - war mal uneingeschränkt dank der Mütter & Väter des Grundgesetzes Verfassungskonsens! Einem gewissen Franz-Josef Strauß sollte jedem - der eine Waffe in die Hand nähme - selbige abfallen! Und auch nach der höchst umstrittenen Wiederbewaffnung - waren “out of area“-Einsätze - den Begriff hab’s erst viel später - mit der Verfassung nicht vereinbar!



    Wenn auch schon im Offz-Casino Munster von “mal nach Vietnam. Aufräumen! Dem Ami zeigen - was ne Harke ist!“ gefaselt wurde & ich auf meinen zarten Einwand - daß das wohl nicht ginge - wg politischer Unzuverlässigkeit nicht zum Fähnrich befördert wurde.



    Das Konzept der Neutralität aber nutzte zB ein Bruno Kreisky - um die Besatzungsmächte aus Österreich hinauszukomplimentieren •

    kurz - Es ein Zeichen von Unbedarftheit - ja Dummheit. Wenn mann rationalisierende Konzepte gerade in derart gefahrengeneigten politischen Fragestellungen nicht auf dem Schirm hat! Dann besteht nämlich - wie unabweisbar zB in Afghanistan - die Gefahr - die Hemmschwelle für militärische Einsätze leichtfertig zu senken!



    Eben derart - ist Schland zweimal verfassungs&völkerrechtswidrig - ohne Not Kriegspartei geworden: Im Kosovo & im Irakkrieg. Gellewelle&Wollnichtwoll!



    Derartiges braucht niemand •

  • Nettes Interview. Allerdings kann man meiner Meinung nach nicht locker flockig über Sinn, Unsinn und Modernisierung einer in eine Demokratie eingebundene Armee reden, ohne über die "Kriegsziele" zu sprechen.

    Tut man das nicht, wird diese künftig tolle woke Truppe einfach nur in den nächsten grundfalschen Krieg geworfen - wie in Afghanistan.







    Wir sollten zutiefst misstrauisch sein, was mit einer schlagkräftigen Bundeswehr angestellt werden soll.

    "Wie bekommen wir gegebenenfalls große Teile der Truppe in vier Tagen von hier nach Irgendwo verlegt?"

    Wo wird dieses Irgendwo liegen? Und in wessen Interesse tötet unser diverses Personal dann?



    Unser Präsident a.D. Horst Köhler hat ja Mal unvorsichtig ausgeplappert, dass "unsere" Interessen auch militärisch durchgesetzt werden müssten. Seine Interessen waren natürlich vollkommen wirtschaftlicher Natur.

    Und wer da töten soll, wird wie immer aus der Unterschicht stammen. Aber falls er/sie/es überleben, winkt zumindest ein Pass und Anspruch auf Bürgergeld:



    "Verpflichte dich für x Jahre, und du gehst raus mit deutschem Pass."

    • @Nansen:

      Masala spricht die grundlegende Unfähigkeit der Bundeswehr an, auch nur eine Brigade in zufriedenstellender Zeit in Abmarschbereitschaft zu versetzen – ohne dafür bei allen anderen Brigaden großflächig Material und Fahrzeuge schnorren zu müssen. Auch die logistische Verlegefähgkeit an sich auch nur im Rahmen des Bündnisgebietes ist aktuell noch problematisch.

      Finden Sie die These, dass die Bundeswehr eine einsatzbereite Brigade (oder bestenfalls sogar eine Division) innerhalb von zwei Wochen im Baltikum oder in Polen oder bald Finnland einsetzen können muss, wirklich diskussionswürdig?

      Alles andere muss natürlich diskutiert werden. Eine breite Verlegefähigkeit in andere Weltregionen lässt sich aber nicht einfach so durch die Hintertür realisieren. Dafür wäre ein kompletter Umbau der Streitkräfte vonnöten. Die britischen und französischen Streitkräfte unterscheiden sich diametral von der Bundeswehr – weil sie eben über ganz grundlegende Expeditionsfähgikeiten verfügen, die in Deutschland strukturell und materiell überhaupt nicht abgebildet sind.

      • @dcf:

        Tatsächlich habe ich die Passage mit der Truppenverlegung nicht aufmerksam gelesen.



        Gegen Verteidigung habe ich selbstverständlich nichts.

    • @Nansen:

      Seien Sie misstrauisch und sprechen Sie über Kriegsziele.

      Davon lebt eine Demokratie.

      Genau deshalb fordert Herr Masala ja, dass Politiker für die Einsätze in Debatten werben sollen.

      Wenn es keine schlagkräftige Bundeswehr gibt, gibt es nicht mal die Chance, sie in die aus Ihrer Sicht richtigen Einsätze zu schicken.

      Köhler ist seit 2010 nicht mehr im Amt.

      Die Nuller-Jahre waren die Hochzeit des Neoliberalismus.

      In der Ukraine geht es heute wieder um Faschismus und Imperialismus.

      Die Zeiten haben sich kräftig geändert.

      Wer da töten soll, kann nicht mehr aus der Unterschicht stammen, weil die Fähigkeit zum Erwerb von hohem Fachwissen und Qualifikationen erforderlich ist.

      Deshalb ist die Wehrpflicht doch inzwischen sinnlos geworden.

      • @rero:

        >>Wer da töten soll, kann nicht mehr aus der Unterschicht stammen, weil die Fähigkeit zum Erwerb von hohem Fachwissen und Qualifikationen erforderlich ist.

      • @rero:

        Die Unterstellung, Menschen aus der "unterschicht" wären nicht zum Erwerb von Fachwissen fähig, ist purer Sozialdarwinismus, der übrigens auch die Realität der meisten Armeen widerlegt wird: denn diese sind gerade deshalb für die sog. Unterschicht attraktiv, weil sie Aufstiegs- und Bildungsmöglichkeiten auch für Menschen aus weniger betuchten Familien bietet - weshalb deren Sprößlinge auch häufiger auf dem Schlachtfeld landen: der Bürgersohn mag aus Überzeugung Soldat werden, der arme Schlucker wird es nicht selten aus Mangel an Alternativen.

        • @O.F.:

          Wir sprechen nicht von den meisten Armeen, sondern von der Bundeswehr.

          Die hat andere Bedürfnisse in Bezug auf ihre Leute als früher, weil Deutschland sich hochtechnologische Waffen leisten kann im Gegensatz zu armen Staaten.

          Mit einem guten Bildungsdabschluss ist man nicht mehr Unterschicht, auch wenn man wenig oder überhaupt nichts verdient.

          Sozialdarwinismus ist da quatsch.

          Dass staatsnahe Berufe den sozialen Aufstieg erleichtern, da haben Sie natürlich völlig recht.

          • @rero:

            Sie übersehen, dass die Bundeswehr (genau wie andere "hochtechnologische" Armeen) ihre Rekruten selbst ausbildet - was sich nicht auf Schießübungen beschränkt, sondern ein breites Feld von Bildungsmöglichkeiten bis hin zum Studium umfasst. Man muss lediglich die nötigen geistigen und körperlichen Voraussetzungen mitbringen (und die findet man auch in der Unterschicht).

      • @rero:

        An den "Kriegszielen" hätte sich der Aufbau dieser schlagkräftigen Bundeswehr zu orientieren.



        Also in etwa dieser Spannbreite:



        Wollen wir eine Armee, die weltweit Angriffskriege führt? Oder wollen wir eine Verteidigungsarmee?

        Und möglicherweise haben sich die Zeiten geändert, aber seit wann töten und sterben denn im Krieg nur noch die hochqualifizierten? Ich finde Ihre abwertende Haltung gegenüber einer nach Ihrer Meinung zu Fachwissen und Qualifizierung unfähigen Unterschicht jedenfalls beschämend.



        Und der Neoliberalismus ist bestimmt noch lang nicht am Ende, im Gegenteil.

        • @Nansen:

          Vielleicht lesen Sie noch mal, was Sie geschrieben haben:



          "Und wer da töten soll, wird wie immer aus der Unterschicht stammen."

          Von "häufiger" steht da nichts. Bei Ihnen ist Absolutheit drin.

          Von Ihnen wird das Bild des ungebildeten Landsknechtes beschworen.

          Und das passt nicht mehr.

          Die Bundeswehr braucht für die modernen Waffen Leute mit guten Bildungsabschlüssen.

          Sie wissen vermutlich genauso gut wie ich, wie stark der Bildungsabschluss in diesem Land von der Schichtzugehörigkeit der Eltern abhängt.

          "... seit wann töten und sterben denn im Krieg nur noch die Hochqualifizierten?" -



          Sie haben es aber mit der Absolutheit, oder?

          Ich nun leider gar nicht.

          Ich halte beide Aussagen für falsch.

          • @rero:

            Absolutheit oder starke Verallgemeinerung. Ich denke, ich bin damit hier nicht allein. 😁

            Ich zitiere Sie einfach:



            "Wer da töten soll, kann nicht mehr aus der Unterschicht stammen, weil die Fähigkeit zum Erwerb von hohem Fachwissen und Qualifikationen erforderlich ist."

            Wenn das mal keine Absolutheit ist.

            Nebenbei: Vom Bildungsabschluss (oder der Schichtzugehörigkeit) kann man nicht auf Intelligenz schließen.



            Intelligenz (wie auch immer man sie definiert und misst) ist in jeder Schicht mehr oder weniger gleichverteilt. Die oben haben nur die besseren Chancen als die unten.



            Also sollten Sie besser keiner Schicht die Fähigkeit absprechen hohes Fachwissen und Qualifikationen zu erwerben.



            Meine bescheidene Meinung.

            Kann ja auch sein, dass ich Sie falsch interpretiere.



            Aber wenn ich Ihnen folge und man nur mit einem gewissen Bildungsabschluss bundeswehrwürdig ist, kann man/frau ja nicht aus der Unterschicht in die BW kommen. Nun wird die Mittel- und Oberschicht ja einen Teufel tun, ihre Sprösslinge dienen und evtl sterben zu lassen. Denen sind doch die hochqualifizierten und gut bezahlten und ungefährlichen zivilen Jobs reserviert. (Chancen!)



            Hmm. Und nun? Wer bleibt dann übrig?

            Aber wir haben da ja noch die Geflüchteten mit Abitur, die Mittelmeer und Balkanroute überlebt haben. Resilienz hätten die ja bewiesen.



            *Ironie*

    • @Nansen:

      anschließe mich - du faßt es einfach nicht! Hohl - kein Ausdruck •

  • "Aber wenn man die ganze Bundeswehr nimmt, ist ihre Anzahl dann doch klein"

    Schon wieder dieser dumme Fehler: das Problem ist doch nicht, wie viele es sind. Sondern:



    (a) wie schwer es ist, für ein "Normalo" in der BW, sich damit auseinanderzusetzen (Korpsgeist, "Kameradenschwein", etc)



    (b) wie die Vorgesetzten damit umgehen



    (c) last, but not least, das Ablenkungsgeschwalle, wie oben.

    Es ist ein strukturelles Problem. D.h. es ist in der Struktur angelegt. D.h. da müssen die Häuptlinge ran, statt sich in Seehofer-Manier mit "aber die Mehrheit sind doch ganz dufte Typen" herauszureden. Sie sind ganz dufte, bis sie keinen Bock mehr haben, oder resigniert aufgeben.

    Mann, mann, mann.

    • @tomás zerolo:

      Ganz genau!

    • @tomás zerolo:

      Ich finde beeindruckend wie die gesamte Kommentarsektion nur aus Leuten besteht die Masala falsch verstehen wollen und offensichtlich seine Person und Ansichten auch gar nicht kennen.



      Herr Masala würde Ihnen gar nicht widersprechen was die Einschätzung als strukturelles Problem angeht. Aber weil er so ein "Militärheinz" ist, der Ihnen nicht in den Kram passt, ist das einzige was Sie herauslesen können das er angeblich von den Rechtsextremen ablenkt und das obwohl es im Interview darum geht das er die Bundeswehr grundlegend geändert sehen will was ihre Zusammensetzung und Führung angeht, inklusive positiver Impulse aus der Politik.

      • @Rahl:

        Danke, trifft es exakt.

        • @Markus Wendt:

          Gemach Gemach -

          Als einer - der sich zwar nicht gemeint - aber mal angesprochen fühlt - euch beiden mal den feinen Witz/Bonmot der 60/70+ “Wenn’s nen Krieg gibt! Kann die Bundeswehr nach hause gehen! Auftrag beendet: Sie soll einen Krieg verhindern! Nicht führen! Woll!“ Get it? Fein.



          Unser Junggäst aber „Frieden schaffen ohne Waffen ist Quatsch!“ tritt diese BRD-Schlandsche politische Tradition - jahrzehntelanger Verfassungskonsens - nicht nur achtlos in die Tonne - ohne das (außen)politische Recourcenpotential zu bedenken - gar ins Kalkül zu ziehen!



          Sondern - schwadroniert über (neudeutsch) out-of-area-Einsätze der Bundeswehr wie nen Einkauf bei Aldi!



          (“Militärheinz“/@Rahl ist fein gesagt!;)((



          kurz - Nich tonn uthollen un rein tonn katolsch warrn •