Testpflicht soll für alle gelten: Kreis Bautzen setzt auf 1G

Um Kliniken zu entlasten, will der Kreis Bautzen 1G einführen. Dann dürften nur noch negativ Getestete in Cafés oder Kinos – egal, ob geimpft oder genesen.

Stadtansicht von Bautzen.

Möglicherweise wird hier bald 1G eingeführt: Postkartenansicht von Bautzen in Sachsen Foto: Sylvio Dittrich/imago

Leipzig taz | „1G für alle“, so heißt das Konzept, das der sächsische Landkreis Bautzen kommende Woche einführen will. Demnach hätten ausschließlich negativ getestete Personen Zutritt zu Restaurants, Cafés, Kneipen oder Theatern – also jenen Einrichtungen, die in Sachsen seit Montag nur Geimpften und Genesenen offenstehen.

Mit der Einführung des 1G-Modells wäre der Genesenen- oder Impfnachweis also nicht mehr von Bedeutung. Um Angebote wie Museen oder Kino nutzen zu können, müssten sich alle Menschen testen lassen – Geimpfte, Genese und Nichtgeimpfte. Die Coronaschnelltests sollen dann wieder für alle Bür­ge­r*in­nen kostenlos sein.

Mit dem 1G-Modell möchte der CDU-geführte Landkreis das dynamische Infektionsgeschehen eindämmen und damit die Krankenhäuser entlasten. „Ein Beharren auf der 2G-Regelung in der Hoffnung auf einen zusätzlichen Impferfolg bei bisher Ungeimpften ist mit Blick auf die aktuelle Situation ein gefährlicher Weg“, sagt Vize-Landrat Udo Witschas (CDU), der für das Gesundheitsamt zuständig ist.

Inzidenz 769,1 – Impfquote 46,5 Prozent

Die 7-Tage-Inzidenz im Kreis Bautzen ist laut Robert-Koch-Institut (RKI) am Donnerstag auf 769,1 gestiegen. 34 Prozent aller Intensivbetten sind hier aktuell mit Corona-Patient*innen belegt, das geht aus dem Divi-Intensivregister hervor. Am Donnerstag stehen nur noch zehn freie Intensivbetten zur Verfügung. Gleichzeitig ist Bautzen der Landkreis mit der zweitniedrigsten Impfquote Sachsens: Gerade mal 46,5 Prozent der Bür­ge­r*in­nen sind vollständig geimpft.

Der Ausschluss von Ungeimpften führe „zu einer Verlagerung ins Private und damit zu einer Umgehung jeglicher Testungen“, sagt Witschas. „1G soll einen Ansatz darstellen, wieder mehr Tests in dieser Personengruppe durchzuführen.“ Außerdem trügen auch Geimpfte zum Pandemiegeschehen bei: 15 Prozent der Covid-Patient*innen auf Intensivstationen im Landkreis seien vollständig geimpft, auf den Normalstationen seien es 37 Prozent.

Auf den Einwand, dass das 1G-Modell Ungeimpfte davon abhalten könnte, sich doch noch gegen Covid-19 impfen zu lassen, antwortet Witschas: „Es könnte diesen Effekt geben. Allerdings ist für Ungeimpfte ein vollständiger Schutz erst nach fünf Wochen gegeben. Die Frage ist, ob die Kliniken diese Zeit haben.“ Das 1G-Konzept solle daher „vor allem kurzfristig wirken“.

Um die 1G-Regelung in Bautzen umsetzen zu können, benötigt der Landkreis die Zustimmung der sächsischen Landesregierung. Am Montag hat der Landrat das Konzept eingereicht. Die Fachkommission Modellprojekte werde sich „in Kürze mit dem Antrag befassen“, heißt es aus dem Wissenschaftsministerium auf Nachfrage.

Scharfe Kritik am Plan

Die SPD-Fraktion im Kreisrat Bautzen kritisiert das 1G-Modell scharf. Statt auf die Ungeimpften zuzugehen, müsse vielmehr der Druck auf diese Gruppe erhöht werden, fordert der stellvertretende Vorsitzende Roland Fleischer. 1G nehme den Tod vieler Menschen in Kauf. Er spricht sich für eine Impfpflicht für Angestellte im Gesundheitswesen aus sowie für die Beibehaltung der 2G-Regelung.

Silvio Lang vom Linken-Kreisverband hingegen findet, dass das 1G-Modell eine geeignete Möglichkeit sein könnte, um die „außer Kontrolle geratenen Corona-Pandemie“ einzudämmen. Zusätzlich dazu müssten die politisch Verantwortlichen die Menschen aber weiterhin „von der Notwendigkeit der Impfung“ überzeugen. Allen voran sei es jetzt wichtig, dass die Tests wieder für alle kostenlos angeboten und die Corona-Regeln konsequent kontrolliert würden. „Weder die 2G-Regel wird in Sachsen flächendeckend eingehalten noch das Tragen von Masken“, kritisiert Silvio.

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