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ZDF-Moderatorin übers Gendern„Es setzt Gewöhnung ein“

Petra Gerster moderiert die „heute“-Nachrichten und gendert dabei seit Kurzem. Im Interview erzählt sie, warum das Thema besonders bei älteren Männern umstritten ist.

Um Gendern tobt ein ideologischer Kampf, sagt Petra Gerster von den „heute“- Nachrichten Foto: Rico Rossival/ZDF
Anne Fromm
Interview von Anne Fromm

taz: Frau Gerster, in Ihren Moderationen hört man Sie immer öfter gendern. Sie sprechen von „Länderchefs und -chefinnen“, von „Regierenden“ und seit Neuestem auch von „Apotheker*innen“. Wie leicht geht Ihnen das über die Lippen, nach 30 Jahren Moderation mit generischem Maskulinum?

Ich beschäftige mich schon mein ganzes Leben mit Frauenfragen, habe ja schon vor über 30 Jahren angefangen, “Mona Lisa“ zu moderieren, das erste bundesweite Frauenmagazin mit emanzipatorischem Anspruch. Klar, dass es mir auch bei den Nachrichten ein Anliegen war, Frauen sichtbar zu machen, wo immer sie beteiligt sind. Das Gendern mit Sternchen ist aber neu für mich. Ich sperrte mich lange dagegen, weil ich fand, gesprochen funktioniere das nicht. Dann brachte Claus Kleber im letzten Jahr die Minipause ab und zu in seinen Moderationen im heute journal unter und kam dabei sehr selbstverständlich rüber. Da ist er mal feministisch an mir vorbeigezogen (lacht).

Warum ist Ihnen das Gendern wichtig?

In Gesprächen mit der Großfamilie wurde mir bewusst, wie wichtig das Thema vor allem für junge Frauen ist. Ich selbst hatte nie ein Problem mit dem generischen Maskulinum, fühlte mich tatsächlich immer mitgemeint. Aber meine Großnichte, sie ist 20, fühlt sich dadurch diskriminiert. Ausgeblendet sozusagen. In dieser Generation – und nicht nur da – hat sich also die Wahrnehmung verändert. Und wenn das viele so empfinden, sollte das die Sprache widerspiegeln. Sprache ist ja etwas Lebendiges. Sie verändert sich mit der Gesellschaft.

Welche Reaktionen bekommen Sie?

Nach meiner ersten Sendung mit Gendersternchen, im Oktober, haben sich um die 60 Leute beschwert. Das ist schon sehr viel. Böse Briefe gab’s vor allem von Männern. Aber auch eine Frau schrieb mir polemisch, ob ich jetzt auch von der „Papierkörbin“ sprechen wolle. Mittlerweile sind die Beschwerden pro Sendung nur noch im einstelligen Bereich, es setzt also eine Gewöhnung ein.

Auch andere Redaktionen, die das Gendern eingeführt haben, berichten, dass sie sehr emotionale Reaktionen bekommen. Wie erklären Sie sich, dass das Sternchen so ein Reizthema ist?

Um das Thema tobt ein ideologischer Kampf, der vornehmlich von – wie ich vermute – älteren Männern geführt wird. Manchmal geradezu hasserfüllt. Offenbar geht es hier um eine Machtfrage, um Deutungshoheit. Und um die Angst dahinter, etwas von dieser Macht an Frauen und „andere Minderheiten“ abgeben zu müssen. Ich verstehe nur nicht, was jemand durch geschlechtergerechtes Sprechen verlieren könnte.

Im Interview: Petra Gerster

ist 65 Jahre alt. Seit 23 Jahren moderiert sie die „heute“-Nachrichten im ZDF, im Frühling geht sie in Rente.

Sie werden auch öffentlich angegriffen. Der Chefredakteur der rechten Wochenzeitung „Junge Freiheit“ twitterte, das ZDF hätte „ohne demokratische Legitimation putschartig linksradikales Gendersprech im Sendebetrieb“ durchgesetzt. Wie gehen Sie damit um?

Die Behauptung ist schlicht falsch. Mein Sender ist dem Gendern gegenüber aufgeschlossen, es gab mehrere Sitzungen dazu, auch mit dem Chefredakteur. Ergebnis: Es steht uns frei zu gendern, aber es gibt keinen Zwang. Schließlich sind wir gelernte Journalist*innen, die täglich mit der Sprache arbeiten. Das ist unser Handwerkszeug. Dass die Junge Freiheit sich auf das Thema einschießt, zeigt, wie bedeutsam das Thema für die Rechte ist. Das macht mir Sorgen, weil die unsere Freiheit und alles, was wir an Fortschritt erarbeitet haben, wieder infrage stellt.

Sie sagen, Gendern sei besonders den jüngeren Menschen wichtig. Die „Heute“-Nachrichten werden aber eher von älteren gesehen.

Das stimmt, und deshalb sollte man auf die Hörgewohnheiten der Zu­schaue­r*in­nen auch Rücksicht nehmen und das Gendern nicht mit dem Bulldozer durchdrücken. Außerdem gibt es verschiedene Möglichkeiten, Diversität zum Ausdruck zu bringen. Das Wichtigste ist und bleibt der Inhalt der Nachrichten, von dem man nicht durch zu viele Veränderungen ablenken sollte.

Gibt es Begriffe, die Sie nicht gendern?

Ich würde beispielsweise nicht von Ne­an­dertha­le­r*in­nen sprechen, das entbehrte nicht einer gewissen Komik. Und bei Delikten wie der Kinderpornografie würde ich wohl in den meisten Fällen von Tätern sprechen. Gendern sollte man nicht aus Prinzip, um seiner selbst willen, sondern kontextabhängig und sensibel.

Der Mediendienst Kress hat gezählt, dass Frauen in den Nachrichtensendungen des Jahres 2020 noch seltener eine Rolle spielten als vorher. In den „Heute“-Nachrichten kamen auf acht gezeigte männliche Experten, Politiker, Wissenschaftler nur zwei Frauen. Wie passt das zu Ihrem Gendern?

Ich denke, das passt gut zusammen. Offenbar ist das Bedürfnis nach einer geschlechtergerechten Sprache ja eben deswegen so groß, weil Frauen – wieder oder immer noch – weniger präsent sind. Wir erleben derzeit ja nicht nur einen neu belebten jungen Feminismus, sondern auch einen Roll-Back in Sachen Gleichberechtigung. Ich bin Feministin seit meinem 14. Lebensjahr und hatte immer die naive Vorstellung, Geschichte verlaufe linear, in Richtung Fortschritt. Den gibt es zweifellos. Heute müssen Frauen nicht mehr, wie in den 70ern, ihren Ehemann fragen, ob sie arbeiten dürfen. Aber im Bundestag sitzen heute weniger Frauen als vor 20 Jahren. Das ist ernüchternd. Wie die Tatsache, dass in unseren Nachrichtenfilmen immer noch viel zu wenige Frauen auftreten.

Woran liegt das?

Nun, zum einen an der noch immer männerdominierten Realität, die wir abbilden müssen, oft ist es aber einfach auch Bequemlichkeit. Man braucht einen O-Ton, und als erstes fällt einem der Mann ein, den man schon hundert Mal als Experten gesehen und abgespeichert hat. Das war auch zu Beginn der Coronapandemie so. In den ersten Monaten kamen nur Virologen und Epidemiologen zu Wort, und alle Welt bekam den Eindruck, das sei eine rein männliche Domäne. Inzwischen wissen wir es besser und sehen auch in den Talkshows immer öfter eine Corona-Expertin. Nach den kompetenten Frauen muss man eben suchen, weil sie sich oft auch selbst nicht in den Vordergrund drängen, und das kostet Zeit und Mühe. Daher haben wir bei den Nachrichten inzwischen Listen angelegt, auf denen Expertinnen und ihr Fachgebiet gesammelt werden, um sie als O-Tongeberinnen ins Programm holen zu können. Nur so geht es.

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167 Kommentare

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  • Moderation , Moderator

    Liebe Leser*innen, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen. Eine sachliche Diskussion ist hier offenbar nicht mehr möglich. Danke für Ihr Verständnis! Die Moderation

  • Es wundert mich das häufig so getan wird als wären die Männer kategorisch dagegen und Frauen kategorisch dafür. Soweit ich weiß gibt sich das nämlich so ziemlich die Waage, Abweichungen gibt es hier nur im Bereich der Nachkommastelle.



    Ebenso erwähnenswert wäre die Breite Ablehnung des Genderns (> 70%) in der Gesamtbevölkerung, ist in einer demokratischen Gesellschaft ja durchaus relevant was der Wähler überhaupt will.

    Am wichtigsten fände ich aber das die ungerechtfertigte Vereinnahmung „der Frauen“ aufhört. Die Verfechter der Sternchen, Doppelpunkte und Unterstriche treten für eine ideologische Minderheit ein, die aber gerne so tut als wären sie die rechtmäßigen Vertreter aller Frauen.



    Vermutlich erlebe ich auch deshalb den stärksten Widerspruch gegen den modernen Feminismus in meinem Bekanntenkreis durch Frauen. Die fühlen sich nämlich oftmals von ihren angeblichen Interessensvertretern lächerlich gemacht und auf groteske Weise missrepräsentiert.

  • Das gendern wird mehrheitlich von beiden Geschlechtern abgelehnt (Quelle: de.statista.com/st...erechter-sprache/).

    Beim gendern wird der Mann oft nicht mitgenannt. Bsp: "Ärzt*innen", "Kolleg*innen", "Kund*innen", "Jüd*innen".



    Es ist weiblich normativ. Dennoch gibt es ähnlich viele männliche Unterstützer des genderns wie weibliche.

  • Es ist gut, dass man sich um die Gleichberechtigung von Frauen bemüht, auch in der Sprache. Aber jedes Mal, wenn ich im heute-journal höre, dass die Politiker innen etwas beschlossen haben, dann zucke ich zusammen und frage mich, ob diese Politiker außen auch so denken. Natürlich weiß ich noch vor dem Ende des Satzes, dass hier Politiker*innen gemeint waren. Aber die deutsche Sprache ist nun mal so gestrickt, dass ein als Pause gesprochenes Sternchen das Wort Politikerinnen nicht nur in zwei Teile, sondern gefühlt in zwei Worte teilt. Und fatalerweise existieren beide, „Politiker“ und „innen“, als eigenständige Wörter mit jeweils eigener Bedeutung, die leider überhaupt nicht in den gewünschten Begriff von Politikern beiderlei Geschlechts mündet.

    Die hehre Absicht mag erkennbar sein, aber so wird es nicht funktionieren. So wird man die Menschen nicht mitnehmen, sondern eher aufregen. Solche Wortbildungen klingen nicht richtig, weil sie nicht mit dem Sprachgefühl übereinstimmen. Und das Sprachgefühl ist wichtig, damit möglichst viele Leute diese Ausdrücke übernehmen und automatisch verwenden – ohne sich irgendwie gezwungen zu fühlen. Was einem „leicht über die Lippen“ geht, das wird sich von selbst verbreiten. Das gilt übrigens auch im Schriftlichen.

    Warum nimmt man also nicht etwas intuitiv „normales“, z.B. das Mehrzahl-s wie im Englischen. Man könnte dann über Politikers reden und über Neandertalers, über Täters und Opfers, über Informatikers und Bauers. (Über „die Bauers“ von gegenüber, das Nachbars-Ehepaar, spricht man schon seit langem problemlos.) Und man spricht seit langem auch über Jungs und Mädels völlig korrekt auf deutsch – da regt sich kein Rechter und kein Linker auf. Die junge Generation hat sowieso kein Problem damit, aber auch die Rentners könnten gut damit leben.

    Wir sollten in dieser Richtung weiterdenken und unsere Sprache wieder vereinen, statt sie zu spalten. Frau Gerster, was sagen Sie dazu?

  • Ach hier wieder die Frage nach den Privilegien und der Betroffenheit:



    Wer mit welcher Geschlechtsidentität beharrt auf dem Zweigeschlechtersystem oder dem generischem Maskulinum?



    Und wie sähe es andersherum aus: Würde mensch selbst es akzeptieren, wenn das eigene Geschlecht nicht mitgenannt würde?

    • @Uranus:

      Das gendern wird mehrheitlich von beiden Geschlechtern abgelehnt (Quelle: de.statista.com/st...erechter-sprache/).

      Beim gendern wird der Mann oft nicht mitgenannt. Bsp: "Ärzt*innen", "Kolleg*innen", "Kund*innen", "Jüd*innen".



      Es ist weiblich normativ. Dennoch gibt es ähnlich viele männliche Unterstützer des genderns wie weibliche.

  • Ich bin zu alt, ich finde es übertrieben, Ich bin ein Mann und daher nicht betroffen. ABER



    Wenn es andere doch erfreut und mich nichts, als ein Lächeln, kostet.



    Dann lerne ich das so gut ich kann.

    Die Menschheit entwickelt sich weiter, wer will denn da hinten stehen und völlig sinnfrei bremsen. Nichts hält die Menschen davon ab nach dem Besseren zu streben.

    • @SUSANNE FRIEDLICH:

      Wie schön gesagt!

  • Gendern tut weh. Besonders mir persönlich. Ich will ja, kann aber einfach nicht.



    Bin eher der ingenieurhafte Zahlen-Daten-Fakten-Typ. Das Binnensternchen macht das Schriftbild kaputt. Substantivierende Formen wie Mitarbeitende lassen mich ratlos zurück: Bin ich kein Mitarbeiter mehr, wenn ich Abends zu Hause bin?



    Fällt niemand auf, dass das grammatikalisch Geschlecht im deutschen Schrott ist z.B. der Stuhl und das Auto?????



    Können wir nicht einfach den weiblichen Plural nehmen und aus die Maus. Werde ich halt diskriminierend. Mir doch egal, dafür verdiene ich mehr...

    • @Andi S:

      "Können wir nicht einfach den weiblichen Plural nehmen...?"

      Und wie nennen wir dann Gruppen aus rein weiblichen Mitgliedern?

  • Wichtiger als diese billige Lösung wäre eigentlich den Frauen gleiche Gehälter und Chancen im Beruf zu geben, aber das ist halt teuer. Sprachliche Verrenkungen kosten nichts.

    Was man auf den Lippen führt ist it eine sache, was man wirklich tut geht nicht immer conform mit Lippen bekenntnissen.

    Ich war mal Unternehmer für lange Jahre und habe Mitarbeiter vor allem nach Qualifikation eingestellt. Da gab es Zeiten in denen ich der einzige Mann in der Firma war. Alle wurden gleich bezahlt und gefördert-Das ist wunderbar gelaufen.

    Beim Gendern höre ich immer öfter schöne Stilblüten wie Witwer*Innen oder Fan*Innen. Das klingt lustig, aber es macht die deutsche Sprache nicht unbedingt flüssiger.

    Gibt es Gendern eigentlich in irgendeiner anderen Sprache ? Mir fällt keine ein.

  • Es interessiert doch gar nicht, ob Sie persönlich gendern odee nicht, oder was für Assoziationen Sie dazu haben. Ihre Sprache gehört Ihnen, Niemand muss Sprachregeln konsequent anwenden, privat sowieso nicht, und professionell eben, wie im Artikel dargelegt, mit sprachlicher Kompetenz.

    Allein das Vorkommen von Frauen als Kanzlerin oder Autohändlerin im öffentlichen Diskurs, oder als anatomische Zeichnung, um Lungen zu illustrieren, hat sllerdings die Gesellschaft bereits verändert. Das ist in anderen Sprachräumen nicht anders.

  • Ich finde die Sprache sollte sich frei entwickeln und nicht zu sehr instrumentalisiert werden, um von oben herab bestimmte Assoziationen zu erwecken. Wachsen Formulierungen wie das Binnen -I aus dem Volksmund (Menschen-die-deutsch-sprechen-Mund),



    dann ist es eine natürliche Entwicklung der deutschen Sprache (der hochdeutschen) ,die die dahinterstehende Gedankenwelt repräsentiert. Nicht erst seit Konrad Duden wird aber auch Sprache als Machtmittel verwendet. Eine Korrekte Schreibweise und Aussprache wird definiert und darüber hinaus auch eine Gewisse deutsche Denkweise implementiert. Durch die Neuerungen soll eine Gleichstellung von Mann und Frau erreicht werden, das kann ich alles noch nachvollziehen...schlimmer finde ich allerdings das inflationär auftretende Framing. Die Beanspruchung von Begriffen, die Besitzergreifung der Phantasie, die Kontrolle der Gedanken, ganz subtil wenn Sie verstehen? Doktort man zu sehr an der Sprache herum, dann bleibt Sie ein Slang oder ein Code für Eingeweihte, dann bleibt es lediglich soetwas wie ein Dialekt.

    So eine Sprachrevolution erwächst, da kann man nicht den Duden spielen und einfach mal machen... Jetzt könnte man sogar, wenn man noch ein wenig Phantasie gewahrt hat, einen Zusammenhang zwischen der entfremdeten westlichen Gesellschaften (Spaltung) und der seit einigen Jahren umkodierten westlichen Sprachen feststellen. Die neu implementierten Gedanken, Gefühle und Betrachtungsweisen haben noch nicht die Macht das alte Spracherbe der Festverwurzelten zu entzweigen. Und ob das überhaupt der Weeg ist, den es zu beschreiten gilt, daran habe ich so meine Zweifel! Es bleibet dabei..Die Gedanken sind frei!

  • "Gendern sollte man nicht aus Prinzip, um seiner selbst willen, sondern kontextabhängig und sensibel."

    Wenn sie z.B. "Schüler" mal gendert, mal nicht, woher weiß ich dann, ob es sich im konkreten Fall um alle oder nur um männliche Schüler handelt.



    So eine Aussage ist für eine Nachrichtensprecherin ziemlich seltsam...



    Entweder man gendert immer oder gar nicht.

  • Ich bin kein absoluter Verfechter des generischen Maskulinums, aber ganz ehrlich, Lösungen für eine geschlechtsgerechte Sprache, die im Plural ein Binnen-I mit oder ohne was davor beinhalten können doch nicht die Lösung sein. Die gehen vielleicht noch gerade so in der Schriftsprache, lassen sich aber nicht vernünftig aussprechen und klingen evtl. bei nicht vernünftiger Aussprache, zum Beispiel zu kurzer Kunstpause, wie ein reines Femininum. Einen vernünftigen Singular gibt es dazu auch nicht, weil es dann noch mehr wie ein reines Femininum ist, "die Ärzt*in" klingt nun einmal immer feminin, egal ob mit oder ohne Kunstpause und "der Ärzt*in" geht gar nicht. Und bei manchen Wörtern wie z.B. Bäuer*innen passt dieses sprachliche Konstrukt auch nicht wirklich, weil schon der Teil vor dem * nicht mit der männlichen Form überein stimmt. Klar, gewöhnen kann man sich an vieles, auch an Apostrophen oder sogar Leerzeichen an Stellen, wo sie nicht hingehören, oder an die logisch wenig durchdachte Schreibweise von "aufwendig" mit ä. Muss aber nicht sein.

    • @Christoph1:

      tipptopp!

  • 2G
    28869 (Profil gelöscht)

    Zum Nachlesen der möglichen, ganz konkreten, politischen Relevanz des Nichterwähnens der weiblichen Form beispielhaft:



    Das schweizer Wahlrecht für Frauen, lang abgelehnt u.a. mehrmals weil "Schweizer" und "Bürger" in der Verfassung stand und nicht (auch) "Schweizerinnen" und "Bürgerinnen" - im Kanton Appenzell erhielten die Frauen erst 1990 (!) das Wahlrecht, denn u.a. stand der erwähnte Verfassungstext mit dem Wort "Bürger" im Weg.

    Vielleicht verschafft das ja einen etwas anderen Blick auf die "nutzlose", "störende", "unelegante" mitgeschleppte weibliche Form...

    z.B.



    www.msn.com/de-ch/...chweiz/ar-BB1crKNb

    oder auch

    de.wikipedia.org/w...cht_in_der_Schweiz

    oder wer's als Buch möchte:



    www.deutschlandfun...:article_id=490462

    Einen guten Tag allerseits!

    • @28869 (Profil gelöscht):

      Danke für die Hinweise!

  • 2G
    28869 (Profil gelöscht)

    Guten Morgen allerseits,

    drei Dinge:

    Erstens ist es nicht nützlich, zu sagen, dass "wir doch echt größere Probleme haben", denn ein größeres Problem gibt es immer.



    Sollen wir uns als Folge nur noch um die jeweils größten, sagen wir, 3 Probleme kümmern? Das ist doch nicht sinnvoll: dann wären Unfalltote, Covid-Tote, Kindesmissbrauch... im Verhältnis weniger schlimm, weil immer noch mehr Leute an Malaria, Hunger, (...) sterben.

    Hieße das auch, dass wir keinerlei Gespräche mehr über positive Dinge, Hobbies, persönliche Interessenthemen führen dürfen, wegen der vielen Probleme? Da verarmt doch die Welt extrem.

    Der Mensch ist doch nun wirklich in der Lage, sich um mehrere Dinge gleichzeitig zu kümmern - es gibt schließlich genug von uns. Traut uns mehr zu! ;)

    "Das ist irrelevant, weil es Schlimmeres gibt" ist, kurzum, meist ein extrem schädliches Scheinargument, das ein schlechtes Gewissen machen und die Konversation beenden soll.



    Irgendwie unnütz, meint ihr nicht?

    Zweitens:



    Zur Ansicht "im Maskulinum steckt die Frau halt mit drin, was soll's".

    Ich möchte zu bedenken geben, dass in der Diskussion um z.B. das Wahlrecht für Frauen genau diese Unklarheit genutzt wurde, um abzulehnen, dass in den Begriffen "Bürger", "Wahlbürger" oder "Schweizer" auch die Frauen mitgemeint seien.

    Das verdient drei Ausrufezeichen: damit, dass die Frauen EBEN NICHT klar im Wort erkennbar waren (bzw. sind), EBEN WEIL es ja eine weibliche Wortform gibt, die aber nicht in der Verfassung stand, wurde den Frauen ein grundlegendes Recht vorenthalten.



    Da klingt die Relevanz gleich viel weniger relativ, oder nicht?

    Und drittens:



    Sprache ist mobil, flexibel, wandelbar. Und mir persönlich bereitet es Freude, meine eingefahrenen Sprechgewohnheiten durch ein "hmmm, wie könnte ich das anders formulieren?" etwas zu dehnen und geschmeidiger zu machen.



    Warum nicht mal "alle, die wollen" statt "jeder, der will"?

    Entspannt und flexibel, plus etwas achtsam - das kann doch so weh nicht tun :)

    • @28869 (Profil gelöscht):

      Das Argument gegen das Schweizer Frauenwahlrecht zieht nicht. Denn - wie die Wahlrechtsgegner gar nicht mal falsch erklärten: Das war gar kein generisches Maskulinum. Es waren wirklich historisch betrachtet nur Männer gemeint. Woran es fehlte, war nicht die weibliche grammatische Form, sondern der politische Wille, die Macht der Männer mit den Frauen zu teilen. Dei Herren hätten auch einfach sagen können "Wir WOLLEN halt kein Frauenwahlrecht." Denn so war es nunmal , und genau deshalb standen auch nur Männer in der Verfassung.

      Es versteht sich von selbst, dass jede grundsätzliche Akzeptanz der Gleichberechtigung der Geschlechter mit solchen Stilblüten von ganz allein aufräumt. Niemand wird bewusst ein echtes generisches Maskulinum als die Frauen nicht mitmeinend bezeichnen.

      Die Frage ist nur, ob das reicht. Un dda gibt es leider genug Gründe zu zweifeln. Die tendenzielle Assoziation mit männlichen Subjekten bei generischen Maskulina ist wohl leicht nachzuweisen. Insofern hat gendergerechte Sprache ihre Berechtigung auch ohne den hinkenden Vergleich mit den Schweizer Chauvis von einst.

  • Ich habe die Befürchtung, dass man sich beim Thema Gendern verkrampft. Mich beunruhigt es, dass die Diskussion oft so emotional und aggressiv geführt wird.



    Ich selbst ertrage das Gendersternchen nicht, einfach aus sprachästhetischen Gründen. Geschriebene Sprache sollte immer - abgesehen von Formularen, Verordnungen u. ä. - auch sprechbar sein. Klaus Klebers Minipause finde ich auch nicht so prickelnd und sie wirkt auf mich gekünstelt.



    Ich verwende, wo immer es geht, beide Geschlechter. Die Zeit muss sein.



    Ich sehe aber auch ein, dass die Zeiten sich ändern und man sich an neue Sprachgewohnheiten gewöhnen kann und muss.

    • @Stefan Dangel:

      "Ich verwende, wo immer es geht, beide Geschlechter. Die Zeit muss sein.



      Ich sehe aber auch ein, dass die Zeiten sich ändern und man sich an neue Sprachgewohnheiten gewöhnen kann und muss."



      Diesbezüglich sollte anerkannt werden, dass das Zweigeschlechtersystem überdacht und überwunden werden muss. Schließlich verorten sich nicht alle Menschen innerhalb diesem. Dass eine neue Sprache für alle einfach wäre oder alle von heute auf morgen umsetzen könnten, will ich damit nicht sagen. Auch ich mache dann und wann Fehler. Das sollte mensch aber nicht davon abhalten, jetzt mit Änderungen zu beginnen und sich gegebenenfalls zu korrigieren oder sich vorzunehmen, es das nächste mal besser zu machen. :-)

      • @Uranus:

        Es musss kein Zweigeschlechtersystem überwunden werden, was sind das wieder für Kampfbegriffe? Fakt ist es gibt Männer und Frauen. Ab und an erlaubt sich die Natur einen "Ausrutscher" und die geschlechtlichen Merkmale können nicht genau definiert werden bzw. sind doppelt vorhanden. Das betrifft weniger als 1% der Weltbevölkerung. Natürlich besitzen diese Menschen alle Rechte und sollten mit Respekt behandelt werden(was zum Glück in Deutschland und den meisten westlichen Länder so ist) aber dafür irgendwas zu überwinden was es nicht zu überwinden bedürft ist einfach nur quatsch. Sry aber mit Wissenschaft und Fakten hat das nichts zu tun. Das ist einfach nur Ideologie und meistens aus einem sehr extremen Lager. In einer Demokratie sind alle extremen Seiten abzulehnen. Bitte nicht als Angriff verstehen ich weiß nicht wie ich es besser ausdrücken kann, ich versuche rein Sachlich zu argumentieren, wenn sich jemand angegriffen fühlt bitte sagen ich korrigiere gerne den betreffenden Abschnitt

        • @Wusel Dusel:

          Wenn alle Menschen, nicht nur Frauen und Männer unter ihnen, gleich sein sollen, müssen auch alle Geschlechter als gleichwertig angesehen werden. Eine Auflösung des Zweigeschlechtersystems ist zwangsläufig die Folge. Dass es mehr als zwei Geschlechter gibt, schreiben Sie ja sogar selbst. Respekt heißt bspw. Queer, Trans, Inter usw. anzuerkennen und nicht fälschlicherweise von nur 2 Geschlechtern zu reden. Sogar der Deutsche Staat hat zuletzt mit "divers" eine dritte Option im Pass eingeräumt. Die Forderung nach einer Überwindung des Zweigeschlechtersystems ist mitnichten "extrem", sie ist u.a. eine Konsequenz der Menschenrechte. Eine gleichwertige Alternative wäre die gänzliche Überwindung der Kategorie Geschlecht.

          • @Uranus:

            Wir Menschen sind strenggenommen Tiere und unser einziger Zweck der Existenz ist die Reproduktion. Zur Reproduktion braucht es Mann und Frau. Alles andere was die Natur da kreiert ist sogesehen ein "Fehler"(was ein Scheiß Wort) . Zum Glück sind wir in der westlichen Welt soweit und erkennen an das JEDER Mensch die gleichen Rechte hat. Diverse Menschen sollen natürlich auch repräsentiert werden und dafür gibts in Deutschland ja wie sie schon sagten für den Pass und bei Bewerbugnen usw. das Divers. Das Männer und Frauen niemals gleich sind sollte jedem einleuchten. Stellen Sie sich mal ein Kampf Mann gegen Frau vor, wer wird bei gleicher Größe, gleichem Gewicht gleicher Erfahrung und gleichem Training gewinnen? Ziemlich sicher der Mann da er aufgrund seiner biologischen Merkmale(mehr Muskeln, stärkere Knochen, mehr Testosteron usw.) einfach überlegen ist. Das alle Geschlechter gleichberechtigt sind haben wir in Deutschland schon. Es gibt vllt. noch Feinheiten bei der Gleichgeschlechtlichenehe, auch das wird sich einpendeln vorallem wenn die Grünen dieses Jahr Regierungsbeteiligung bekommen(und das ist sehr wahrscheinlich) wird in dem Bereich noch einiges passieren. Doch die Forderung ist leider extrem weil es faktisch nicht funktionieren kann. Genau wie Quoten nicht funktionieren können da einer immer dabei diskriminiert wird. Vorallem in der freien Wirtschaft, da sollte es unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder sexueller Identität um die Fähigkeiten gehen.

    • @Stefan Dangel:

      Danke sehe ich genau so. Dazu fällt mir noch ein das "Zwang" nie gut ist und sowas organisch ablaufen sollte. Kek, kappa, lost, rip usw. sind ja auch einfach in den Sprachgebrauch eingeflossen weil die Menschen es benutzen wollen und nicht weil es jemand "verordnet" hat.

  • @Telejoshi



    Was ist das wieder für eine alte Erzählung von "Da wird den Frauen ein Floh ins Ohr gesetzt!"



    Frauen sind nicht blöd, hallo!? Ist es vielleicht möglich, dass sie einen Zgang zu ihren Gefühlen haben und den Einfluss von SPrache auf die Gesellschaft hinterfragen?

  • „Ich würde beispielsweise nicht von Neanderthaler*innen sprechen, das entbehrte nicht einer gewissen Komik. Und bei Delikten wie der Kinderpornografie würde ich wohl in den meisten Fällen von Tätern sprechen. Gendern sollte man nicht aus Prinzip, um seiner selbst willen, sondern kontextabhängig und sensibel.“

    Also quasi da, wo es lächerlich ist oder negativ werden kann, pickt man sich die Rosinen raus und versteht das dann als Geschlechtergerechtigkeit. Großartig. Es gibt auch fast nur männliche Informatiker, aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass da wiederum nicht auf das Gendern verzichtet wird…

    • @Beinemann:

      Vergiss nicht dass das alles ein Kreislauf ist. Dadurch, dass zum Beispiel immer nur von Informatikern (männlich) gesprochen und geschrieben wird, brennt sich in das Hirn von jungen Frauen und Mädchen ein, dass das ein "Männerberuf" sei, also eh nichts für sie. Würden wir nur von Informatikerinnen sprechen, würden sich vielleicht mehr junge Frauen für diesen Beruf entscheiden.



      Ich selbst (weiblich) beherrsche verschiedene Formen des codings, habe einen "männlichen" Beruf gelernt, studiere etwas "männliches". Und ich kann euch versichern, es ist schwer sich in diesem Umfeld durchzusetzen, vorallem weil das nötige Selbstbewusstsein nicht durch außen gegeben wird sondern aus mir selbst kommen muss...

      • @Jokin:

        Ich bin eine Frau und sage ich bin Informatiker. Punkt. Das Problem liegt doch ganz woanders. Ich habe mich immer angesprochen gefühlt. Dass das generische Maskulin nicht das biologische ist könnte helfen sich nicht ständig in eine Opferrolle zu zwängen. Frauen die sich ständig nicht angesprochen oder unwohl in ihrem Körper fühlen werden das nicht durch gendern davon befreit, im Gegenteil - es ist zutiefst sexistisch und das Problem umgehend. In meinem Beruf spielt mein biologisches Geschlecht eine untergeordnete Rolle und das gilt es zu vermitteln, dann klappt es auch mit der Anpassung der Berufe an beide Geschlechter von der Arbeitszeit und Kinderbetreuung, usw her. Da liegt nämlich der Hase begraben. Nicht die eigentliche Tätigkeit ist das Problem sondern die gsellschaftlichen Strukturen und Dynamiken zwischen den Geschlechtern. Dies zu verleugnen verschlimmverbessert es. Ich wünsche mir eine Welt in der die Frauen nicht standartmäßig ihren Zyklus mit Hormonen unterdrücken, bei Abtreibung nur von sich selbst und nicht dem Kind sprechen, und dennoch nicht in eine Welt von 1950 fallen sondern sich neue, moderne Konzepte schaffen in denen man seine Weiblichkeit leben kann, mit neu geschaffenen Möglichkeiten, in Frieden und Harmonie , anstatt sie zu unterdrücken und als schwach zu empfinden. Das wäre für mich wirklich zukunftsweisend.

    • @Beinemann:

      Ich finde das Gendersternchen zweifelhaft wenn es einem um wirkliche Gleichberechtigung geht. z.B. wird bei folgenden Konstrukten immer der Mann "diskriminiert" (wobei es schon hart ist wenn man sich durch sowas diskrimineirt fühlt):

      Beamt*innen(Beamte kommt nicht vor)



      Bäuer*innen(Bauer kommt nicht vor)



      Kolleg*innen(Kollege kommt nicht vor)

      und das sind nur 3 Beispiele die ich mir auf die schnelle ausdenken konnte. Entweder man benennt beide oder bleibt beim bekannten welches IMMER beide Geschlechter einbezogen hat.

      • @Wusel Dusel:

        Wieso das alte? Mensch könnte genauso gut das generische Femininum etablieren und behaupten, dass beide bzw. alle Geschlechter einbezogen würden.

        • @Uranus:

          Ja man könnte auch immer Polizistinnen schreiben, wenn dadurch ein paar Gemüter beruhigt werden ist es doch ok. Aber a) wird es da kaum Akzeptanz in der Bevölkerung geben und b) ist der Aufwand das in allen Bereichen zu ändern utopisch. Einfach beim jetzigen Stand bleiben, damit wird auch niemand diskriminiert :)

          • @Wusel Dusel:

            Sie meinen, SIE fühlten sich dadurch nicht diskriminiert. Das der jetzige Stand im allgemeinen bzw. auf Alle bezogen nicht diskriminierend wäre, ist im mindesten ignorant.

            • @Uranus:

              Die meisten Menschen fühlen sich nicht diskriminiert weil unsere Sprache niemanden diskriminiert. Es kommt immer darauf an wie man es sagt und da hilft das Gendersternchen auch nicht weiter. Ich kann z.B. meinen Kumpel aus Ghana N****r nennen(und ja wir beide sprechen uns so an wegen HipHop Kultur und so) ohne ihn zu diskriminieren, wenn aber ein Nazi das zu ihm sagt wird er dadurch diskrimineirt. Das Sprache etwas an diskriminierung ändert ist leider eine Wunschvorstellung, wie im anderen Kommentar erwähnt hilft Bildung.

        • @Uranus:

          Nein, die Bedeutung von Begriffen quasi zu vertauschen, funktioniert nicht genauso gut, wie die alte Bedeutung zu belassen.

    • @Beinemann:

      Diese Doppelmoral stinkt mir auch. Entweder ganz oder garnicht. Mmn. ist das Gendersternchen sinnfrei. Es trägt null dazu bei das Frauen gleichebrechtigter werden und es spaltet die Gesellschaft. Außerdem hört und liest es sich sehr schrecklich. Warum nicht einfach Polizistinnen und Polizisten, so schwer ist das nicht und es hört sich besser an :)

      • @Wusel Dusel:

        "Warum nicht einfach Polizistinnen und Polizisten, so schwer ist das nicht und es hört sich besser an :)"



        Weil es mehr als zwei Geschlechter gibt.

        • @Uranus:

          Deswegen am besten bei Polizisten bleiben das bezieht alle existierenden Geschlechter mit ein :)

          • @Wusel Dusel:

            Was wäre daran gerecht? Das wurde doch so bereits zig Jahrzehnte so gehandhabt. Gerechterweise könnte mensch doch nun mal wechseln. Und nach Ihrer Logik müsste ein generisches Femininum ja auch Alle einschließen ...

            • @Uranus:

              Ja es würde alle einschließen aber mal so wechseln ist garnicht so einfach und günstig sowie ein massiver Verwaltungsakt der, grade in der Corona Situation, für viele Unternehmen nicht zu stemmen ist. Da es auch durch Sprache keine Diskriminierung gibt besteht da kein Bedarf. Warum sollte man Geld investieren wenn der Nutzen gegen Null geht? Oder glauben Sie ernsthaft das die Chauvis unter uns irgendwas ändern nur weil es jetzt Polizist*innen oder Polizistinnen heißt? Ich denke man sollte lieber in Bildung investieren. Gebildete Menschen(wozu ich uns beide Zähle:)) diskriminieren niemanden aufgrund von Geschlecht, sexuellen Präferenzen oder Herkunft.

        • @Uranus:

          Es gibt nicht mehr sls drei grammatische Geschlechter im Deutschen, und "das" ist nicht für Menschen. Ich sage "Das Mädchen trägt ihre Haare kurz." Übrigens muss man Sprachregeln überhaupt nicht konsequent anwenden, privat sowieso nicht, und professionell eben, wie im Artikel dargelegt, mit sprachlicher Kompetenz.

          • 1G
            164 (Profil gelöscht)
            @myron:

            " Ich sage "Das Mädchen trägt ihre Haare kurz." " - Aber das ist nun tatsächlich grammatikalisch falsch. Wenn Du "das Mädchen" (oder "das Bübchen") sagst, dann trägt "es seine Haare kurz".

  • Wer glaubt, dass man durch sprachliches Gendern eine Gleichberechtigung durchsetzt, muss schon sehr naiv sein.

    Ich fühlte mich als Frau auch bei allgemeiner Verwendung des generischen Maskulinums bisher immer angesprochen und denke, dass es einigen Frauen doch wohl nur noch auf Formen und nicht mehr auf Inhalte und Aussagen ankommt. Wenn ich mich durch einen Wust von Bezeichnungen mit /-innen, Innen, *innen oder :innen hindurchlesen oder -hören muss, habe ich durchaus das Gefühl, dass Inhalte verlorengehen bzw. wohl gar nicht mehr wichtig sind.

    Und die Frage ist doch: Wie spreche ich einen Stern, einen Doppelpunkt oder sonstwas mit? Eine Pause oder ein Kehllaut, der wie ein Schluckauf klingt? Letztendlich sind doch nur noch die weiblichen Formen hörbar. Wenn sich Männer dann ausgeschlossen fühlen, kann ich das durchaus nachvollziehen. Ist das nun die Vorstellung von Gleichberechtigung?



    Deshalb sollten sich Journalist*innen/ -innen/ Innen oder :innen schon die Mühe machen, beide Formen zu nennen oder auszuschreiben.



    Es hat auch durchaus mit sprachlichem Stil und Umgangsformen zu tun, wenn ich z. B. meine Kolleginnen und Kollegen als solche anspreche und nicht zu Kolleg*innen degradiere.

  • Wann gendern, wann nicht?

    Es wird mit Kontext argumentiert



    - Im negativen Kontext (Täter) werden Frauen ausgeschlossen



    - Im positiven Kontext (Virologin) inkludiert



    => Das ist letztlich wieder Diskrimierung auf neue Art

    In dem Artikel fehlt mir ein wichtiger Aspekt



    - Die Konstruktion mit dem Sternchen (Soldat*innen) wirkt nicht nach natürlicher Sprache. Das Sternchen ist eher aus der Programmierung bekannt.

  • Am besten wir schaffen die deutsche Sprache komplett ab und sprechen nur noch Englisch, da gibt es eine solch überflüssigen Quatsch wie Gendern nicht. Auch im Französichen gilt die männliche Endung für beide Geschlechter. Da wird auch nicht gegendert. Kappiert Ihr denn nicht, dass das nur eine Definintionssache ist wer sich wie angesprochen fühlt. Deutsch wird dadurch ein unlogisches, noch unaussprechlicheres Durcheinander und wird langfristig verschwinden. Wendet euch lieber gegen das ausufernde Denglisch oder sprecht eben gleich nur noch Englisch.

    • @Volker Reis:

      Dass es im Englischen kein Gendern gibt, ist ein Trugbild. Justin Trudeaus "peoplekind" (statt mankind) ist ein Beispiel.



      Das Englische benutzt genauso ein generisches Maskulinum wie das Standarddeutsche. "actor" bedeutet Schauspieler und schließt Frauen ein. Speziell gibt es auch "actress". Nur da sagt niemand "actors and actresses", jedenfalls habe ich das nie gehört.

      Quelle: www.youtube.com/watch?v=ItsGW1Nlm3c

  • Kommentar entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette.

    • @Nick's Name:

      Das ist schlichtweg nicht wahr. Nur weil auf Missstände erst aufmerksam gemacht wird, heißt es nicht, dass es sie vorher nicht gab. Es braucht eine neue Normalität und wir müssen lernen gängige Dinge in Frage zu stellen. Damals haben die meisten Frauen nicht in Frage gestellt, dass sie ihren Mann um Erlaubnis bitten mussten, um zu arbeiten. Es war einfach so und wurde so hingenommen. War es deshalb richtig? Eher nicht.

  • Ich lehne diesen Genderquatsch von ganzem Herzen ab. Ich habe mich schon dem Binnen-I verweigert, um so mehr werde ich mich diesem Käse verweigern. Vom Gepfusche an der Sprache verdienen die Frauen auch nicht mehr Geld als Männer für den gleichen Job.

  • Einfacher gesagt: Was will man von einem Volk und seinen politischen Vertretern, die es in einer pandemischen Lage partout nicht gebacken kriegen, mal alle gemeinsam zwei Monate am Stück konsequent die Hufe still zu halten, auch an anderem Problembewusstsein erwarten, als solcch' weltbewegende Fragen wie die, ob der Unterschied in der eigenen Sprache zwischen Genus und Sexus - den andere Sprachen übrigens auch kennen, jedoch ohne dass deren Sprecher überhaupt so ein Geschiss darum machten - Fixpunkt geschlechtlicher Diskriminierung ist.



    Wer den Schaden verstehen will, den eine solche Geisteshaltung anzurichten vermag, dem sei Peter Eisenbergs einschlägiger Beitrag im Tagesspiegel empfohlen (www.tagesspiegel.d...num/22881808.html).



    Was es bei der aktuellen Lage in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft sonst noch nützt oder schadet, seinen Fokus auf solche Dinge zu richten, kann sich jeder selbst ausmalen.

    • @Frankys:

      Danke für den Hinweis auf den Artikel von Peter Eisenberg.

  • Ich fände es auch mal spannend herauszufinden, was bei Petra Gersters Großnichte zuerst da war - die Henne oder das Ei? Im Klartext: Fühlte sich die junge Dame vom generischen Maskulinum von Kindesbeinen (okay, ein paar Eierschalen kleben auch mit 20 noch am Hintern) diskriminiert gefühlt hat, oder erst mit dem Entstehen eines politischen Bewusstseins, dass in ihrem Alter von Anbeginn an von der ideologiebehafteten Genderdiskussion infiltriert worden ist?



    Auch würde mich interessieren, seit wann wir staatsphilosophisch Befindlichkeitsstörungen eines Bevölkerungsteils zur allgemeinen Maxime politischen Handelns erhoben haben.



    Auch in zwei weiteren Punkten sehe ich - weißer alter Sack - die ansonsten sehr hoch geschätzte Kollegin Gerster vollkommen auf dem Holzweg. Denn als weißer alter Germanistensack habe ich beim unterstellten ideologischen Genderkampf überhaupt nix zu gewinnen, noch zu verlieren. Außer meiner durchaus avancierten Muttersprache. Und das Gendern ist doch ganz sicher ideologisch motiviert, keinesfalls aber von Männern "erfunden" worden.



    Es verhält sich ähnlich, wie mit der - pardon, den Rechtschreibreformen. Nun gehöre ich auch noch zu denjenigen, die zum Erhalt eines Schulabschlusses wissen mussten, dass unsere Muttersprache keine drei Konsonanten in einem zusammengesetzten Substantiv vorsieht und deswegen bei solchen stets eines wegfällt - oder wann man ein ß statt eines doppelten s nimmt. Anfangs und für manch' noch sinnhaft nachvollziehbare Änderung war ich, wie man auch diesem Text entnehmen dürfte, bereit mitzugehen. So etwa bis zur Linie der FAZ in der Umsetzung - danach war Schluss.



    Und nein, Frau Gerster, die abnehmenden Beschwerden sind kein Zeichen von Gewöhnung, bloß von Resilienz. Wenn man gewahr wird, dass man mit einem Zementsack zu diskutieren versucht, gibt man's halt irgendwann dran...



    Leute, erzählt mal, was wir hier in D feiern, einem Spanier, Franzosen oder Italiener - die Rollen echt nur noch die Augen...

    • @Frankys:

      Der Zementsack sind dann wohl Sie, laut Ihrer eigenen Bezeichnung ("Germanistensack").



      Die Sprache kann dazu beitragen, die Gleichberechtigung und Chancengleichheit in diesem Land voranzubringen. Die Herren der Schöpfung der Generation Ü60 sind es nunmal zum großen Teil noch gewohnt, so wie in den letzten Hunderten und Tausenden von Jahren von einer Frau bedient zu werden. Das jemand Ihnen den "Rücken freihält", wie es früher so schön hieß, damit "er" sich auf die wirklich wichtigen Dinge konzentieren kann. Daran wollen sie verständlicherweise nichts ändern und es tut natürlich weh, dass vielleicht auch Frauen jetzt diese "wirkich wichtigen" Dinge für sich beanspruchen. Denn dann könnte es sein, dass sie eben nicht mehr bereit sind, anderen den"Rücken freizuhalten". Männer und Frauen sind zu je 50% daran beteiligt, Kinder in die Welt zu setzen. Also muss auch die damit zusammenhängende unbezahlte Arbeit zu 50% aufgeteilt werden. Was wiederum nur möglich ist, wenn auch die bezahlte Arbeit fair aufgeteilt wird. Aber daran kleben unsere Herren gerne, wie sich das gerade jetzt wieder mal zeigt. Von vielen Familien habe ich gehört, wo der Mann 8-10 Stunden mit Köpfhörern in seiner Homeoffice-Ecke verschwindet und so wichtige Dinge tut, dass die Kinder um ihn herum ruhig sich selbst überlassen sein dürfen. Wäre da nicht die Frau, die dann doch soweit empathisch ist, dass sie versteht, dass die Kinder auch mal was zu essen brauchen, etwas lernen müssen... Dass sie vielleicht Informatikerin ist, geht in diesem Moment unter. In Ihrem Fall muss das hintanstehen. Ihre Karriere kann sie vielleicht knicken - zugusten eines Mannes, der einfach "präsenter" war im Homeoffice. Er ist dann wieder der Informatiker, sie die Mutter.

      • 9G
        97760 (Profil gelöscht)
        @Future:

        1959 geborene Frauen haben 1974 ihre Mofas frisiert und haben cowboystiefel mit Röhrenjeans getragen. Später sind sie nachts am Frankfurter Flughafen im legendären Dorian Grey eingelaufen und haben die scene aufgemischt. Nix da, Männer bedienen.

      • @Future:

        Wurde die Frau gezwungen keinen Job anzunehmen oder Kinder zu bekommen? Bestimmt nicht und wenn die Frau das aus freiem willen gemacht hat ist es doch ok.Ich finde beide Lager sehen das zu skeptisch. Die heutige Generation interessiert sich nicht dafür was manche Herrschaften ü60 für Vorstellungen haben und selbst bei denen ist es doch zum größten Teil angekommen.´das Frauen nicht nur "Nutzvieh" sind sondern gleichberechtigte Menschen. Klar gibt es in der heutigen Generation auch Chauvis. Das wird man aber nie ganz aus der Gesellschaft bekommen, wie es auch immer Rechts- oder Linksextreme geben wird usw.

        • @Wusel Dusel:

          Sicher wurde sie nicht gezwungen. Aber auch Männer setzen Ihre Kinder meist freiwillig in die Welt. Nur können sie locker beides haben - aus den o.g. Gründen (wenn's eng wird, ist ja immer noch die Frau da...).

          Sprache spiegelt die Gesellschaft. Und wenn sich einige Gesellschaftsschichten so sehr über das Gendern aufregen müssen, dann sind sie bzw. wir als Gesellschaft wohl noch nicht so weit.

          Wenn eines Tages Männer und Frauen beide je 30 Std. arbeiten, die Heimarbeit zu 50% aufgeteilt wird ebenso wie die Elternzeit und somit dann beide gleiche Voraussetzungen für Beruf und Mitbestimmung in Politik und Wirtschaft haben...



          ... dann brauchen wir keine Frauenquoten mehr und vermutlich auch kein Gendersternchen, da es dann tatsächlich selbstverständlich sein wird, dass bei den Forscher(inne)n am Nordpol auch Frauen dabei sind.

          Doch bis dahin ist es anscheinend noch ein weiter Weg. Und der zeigt sich in dem Streit um die Sprache.

    • @Frankys:

      Die Reaktion ihrerseits bestätigt die Aussage von Frau Gerster. Sprache ist in Bewegung, genauso wie Rechtschreibung. Da stellt sich die Frage, warum zum Teufel häufig "alte weisse Säcke" ein Problem damit haben. Wo ist der Mehrwert, dass sie sich dagegen aufbäumen? Was verlieren diese Personen, wenn sie das Thema schlichtweg als "Ideologie" abtun möchten? Ich denke, das beste ist es, das ezetere der alten Herren zu ignorieren. Die Zeit wird das Problem lösen und junge Meschen*innen (WUT !!!) sind Veränderungen nunmal offen gegenüber eingestellt.

  • Es gibt keine biologischen Gender (genera) - Es gibt nur Sexes (sexus).

    Wer etwas anderes behauptet ist nichts anderes als ein wiederlicher Sexist, der so tuen möchte als wären Männer und Frauen etwas so unterschiedliches, das man sie separat nennen müsste.

    Genus(lat.) bedeutet übrigens so viel wie "Stamm/Sippe/Kaste" NICHT Geschlecht. (Sexus)



    In Amerika weis man das auch. Deshalb wurden dort die wenigen unterschiedlichen Berufsbezeichnungen, z.B. 'actress' ganz klar durch das einheitliche 'actor' ersetzt. Ggf. mit vorangestelltem Attribut 'female'.



    Wenn man dort 'gendern' würde wäre man umgekehrt der Sexist...

    • @Ruhrpott-ler:

      Entsprechend wären Schauspielerinnen, die sich als Actress bezeichnen Sexistinnen, die Academy Awards sexistisch, weil sie Kategorien wie 'Actress' haben?

    • @Ruhrpott-ler:

      Na, widerliche Sexisten sind was anderes.

  • Mich würde interessieren, welche Forschungsergebnisse zum Gendern es gibt.

    Es gibt Sprachen, in denen es gar kein grammatisches Geschlecht gibt. Dennoch sind in den Kulturen, die diese Sprachen nutzen, Frauen und Männer oft keineswegs gleichgestellt. Meines Wissens ist das zB beim Türkischen so, ganz gewiss aber im Indonesischen. Darüber hinaus ist das Rendern gerade im englischen Sprachraum mittlerweile verpönt - Begriffe wie Actress gelten keineswegs als Sichtbarmachung von Frauen, sondern als frauenfeindlich! Die Logik dahinter: durch die Verwendung der weiblichen Form werde die Geschlechterdichotomie vertieft und impliziert, dass Frauen bei gleicher Leistung doch etwas essentiell anderes seien als Männer. Darum werden heute in der Regel auch Schauspielerinnen als actor und nicht mehr als actress bezeichnet. Meine Frage ist: was stimmt denn nun? Schafft Gendern mehr oder weniger Gleichstellung?

    • @Suryo:

      Es gibt tatsächlich Studien dazu, dass Leute sich beim generischen Maskulinum hauptsächlich Männer vorstellen und Frauen (geschweige denn alle anderen Geschlechter) dadurch unsichtbar gemacht werden. Eindrücklich finde ich auch eine Studie, die zeigte, dass sich Mädchen einen Beruf eher zutrauen, wenn er entsprechend gegendert ist (Studie von Vervecken/Hannover 2015). D. h. wird ein Mädchen gefragt, ob es glaubt, Arzt werden zu können, sagt es mit größerer Wahrscheinlichkeit nein als wenn nach 'Ärztin' gefragt wird. Irgendwie erschreckend, dass diese Auswirkungen schon bei Kindern spürbar sind. Sprache schafft Realität.

    • @Suryo:

      Das ist auch im Türkischen so. Deshalb bezweifle ich u.a. dass die Genderei etwas an deren Geschlechtereinstellung ändert. Mich hat das generische Masculinum nie gestört. Dagegen finde ich das Geeiere mit Sternchen oder unterem Bindestrich sowie der Genderpause beim Sprechen einfach nur albern. Ich, als Frau bin selbstbewusst genug. Auch ohne Sternchen.

    • @Suryo:

      Grammatischer Genus bedeutete ursprünglich Wort-Stamm/Familie. Mit männlich/weiblich/neutral hat das nur insoweit etwas zu tun als das im Lateinischen Frauenamen immer auf - A und Männernamen auf - us endeten.

      Insgesamt lässt sich aber z.B. am Beispiel dercmeisten Slavischen Sprache feststellen das die Unterscheidung belebt/un-belebt wichtiger ist und tatsächlich eine semantische Bedeutung hat. - Während die Einstufung in bestimmte Deklinationsklassen - die anders als im Lateinischen meistens dasselbe sind wie ein "Genus" (Sodass der gar nicht separat definiert wird, bzw. gleich der Deklinationsklasse ist) vor allem von phonologischen Kriterien abhängt.

      Selbst das lat. unterscheidet bei Verben der i-Deklination nur zwischen belebt und unbelebt: m./f. " -is"; n. "-e"

      Die Bantu-Sprachen unterscheiden i.A. sogar über 30 grammatische Genera.

      Es ist also nichts als linguistisches Halbwissen gepaart mit einer Doppeldeutigkeit des Begriffes "genus", der gerade in D zu sachlich Falschen Annahmen führt.

      Es gibt übrigens neben dem genus nomini auch noch den genus verbi der mit Geschlechtern im Sinne von Sexus überhaupt nichts mehr zu tun hat: Nämlich Aktiv/Passiv/Imperativ, die von den alten Grammatikern als eigenständige Wortsippen betrachtet wurden, da die Personal-Endungen (in allen Zeitformen) zwischen diesen "Geschlechtern" voneinander abweichen - während sie innerhalb (von - o in der 1.Pers. Sg. Präs. abgesehen) der jeweiligen "Familie" gleich sind.

  • Der Genderzug ist abgefahren und lässt sich sowieso nicht mehr zurück holen. Mich nervt es zwar auch, aber der Mensch ist ein Gewohnheitstier – wir werden uns auch daran gewöhnen.



    Die Sprache sucht sich ihren eigenen Weg, Vereinfachungen und Abkürzungen hat es immer wieder gegeben. Deshalb wird auch aus den im Bericht erwähnten Apotheker*innen irgendwann Apothekerinnen werden – zumindest im sprachlichen – die Pause ist müßig und wird weggelassen. Dann haben wir alles zwar nur umgedreht, aber die Gender-Unterstützer sind wenigstens ruhig und nerven nicht mehr.

    Die paar mehr Buchstaben werde ich wohl noch ertragen können. Die deutsche Sprache wird das in keinster Weise besser oder eindeutiger machen, nur länger in Sprache und Schrift. Ich habe wichtigeres zu tun, als um so etwas zu streiten.

    Was mich nur wundert: Wir leben in einer Gesellschaft, wo gerade junge Leute sooo ein Ego haben und sich oftmals selbst überschätzen. Wie zum Henker kann es sein, dass sie sich dann ohne Gendersternchen diskriminiert fühlen?!?

    • @Chrisse:

      Ich bin absolut Ihrer Meinung. Wenn dann aus denApotheker*innen irgendwann, ich hoffe, ich erlebe es noch, die Apothekerinnen werden, hoffe ich, dass die Apotheker dann genauso auf die Barrikaden gehen. Das ginge dann immer so hin und her, als wenn es keine wichtigen Dinge gäbe. Ich (Frau ) brauche das Gegedere jedenfalls nicht und boykottiere es auch.

      • @s. weingasi:

        Warten Sie es ab. Zum einen bieten andere Lösungen, wie der Gender-Gap, Vorteile gegenüber dem Stern, weil er die sprachliche Pause und die Gedankenpause visualisiert. Der Stern überliest sich zu schnell.

        Nicht mal die Taz-Artikel sind da einheitlich.

        Zum anderen gibt es bereits wieder die Tendenz zur Vereinfachung.

        An der Schule meiner Tochter sprechen und schreiben die Lehrer - fast durchweg Frauen - nur noch von SuS (=Schülerinnen und Schüler) und von LuL (=Lehrerinnen und Lehrer).

        (Als ich das das erste Mal gelesen habe, habe ich ziemlich verständnislos geschaut.)

        Offenbar ist es den Lehrerinnen zu anstrengend, sich selbst sichtbar zu machen.

        Da Sprache in der Entwicklung zur Vereinfachung tendiert, wird es langfristig andere Lösungen geben - oder einen Rollback.

  • Vor ein paar Jahren war das Gendern unter Verwendung von Sternchen, Gap oder Doppelpunkt in Mainstreammedien noch sehr selten. Jetzt gendern viele bekannte Fernsehleute, aber auch Unternehmensleitungen etc. Da das Gendern aber auch vor 5 Jahren weder unbekannt noch verboten war, stellt sich die Frage, weshalb dieselben Leute vor 5 Jahren noch nicht "gegendert" haben. Aus meiner Sicht ganz einfach: Weil sie es für unnötig oder unsinnig hielten. Und jetzt, wo es zur Mode geworden ist, wird es von vielen übernommen, aber nicht aus irgendeiner Überzeugung heraus, sondern weil sie Angst haben, irgendwie den Anschluss zu verpassen und als "gestrig" o. ä. zu gelten. Wer jetzt anfängt zu gendern, praktiziert zumeist nicht Feminismus, sondern Konformismus.

    Jedenfalls wird sich durch Gendern nichts ändern. Es handelt sich um eine Ersatzhandlung, die nichts kostet und mit der Menschen in Machtpositionen sich leicht ein feministisches Image zulegen und eigene Gleichstellungsverstöße bemänteln können.

    Fraglich ist, wie lange diese Mode anhalten wird. Vor ca. 30 Jahren war in akademischen/studentischen progressiven Kreisen die Bezeichnung "FrauenLesben" mit großem "L" en vogue. "FrauenLesben" bedeutete dasselbe wie "Frauen" und sollte dazu dienen, die Lesben unter den Frauen "sichtbar zu machen". Das entsprechende Wort "MännerSchwule" gab´s auch, wurde aber gefühlt viel seltener verwendet. Heute kennt diese Wörter kaum noch jemand. Sie waren zu umständlich und konnten zudem zu Missverständnissen führen. Und so wurden sie irgendwann stillschweigend beerdigt. Daran, dass die Gleichstellung von Homosexuellen seitdem erfreulicherweise ein gutes Stück vorangekommen ist, hat das nichts geändert.

  • 9G
    97760 (Profil gelöscht)

    Was ist an 60 Beschwerdebriefen eigentlich " viel", bei Millionen Zuschauern? Ich nehme ausserdem an, daß man den alten, weißen Mann in 20 Jahren daran erkennt, daß er anstatt Autofahrer* innen, Autofahrer und Autofahrerinnen sagt.

    • @97760 (Profil gelöscht):

      Warum werden eigentlich die Männer hier immer so gebasht? Ich kann mir nämlich durchaus vorstellen, dass man die Frauen derselben Generation am selben Sprachverhalten erkennen dürfte.



      Ist rein eine Frage der Sozialisation. Nicht mehr und nicht weniger.

      • @Encantado:

        'Alter weißer Mann' soll kein Männerbashing sein, sondern vielmehr auf die Privilegien auf allen Ebenen, die dieser Mensch hat, aufmerksam machen. Und in gewisser Weise auch darauf, dass diese unreflektiert bleiben und kein Einsatz für minderprivilegierte Gruppen gezeigt wird. Natürlich umfasst das nicht alle Männer.

      • 9G
        97760 (Profil gelöscht)
        @Encantado:

        Sorry. Verklausuliert wurde hier tatsächlich eine andere Gruppe gebasht! Sie wissen schon..

        • @97760 (Profil gelöscht):

          Äh - nein, sorry. Denke ich jetzt zu einfach oder zu kompliziert?

  • Wenn das Gendern sich als Instrument der sozialen Kontrolle durchsetzt, wird es eine Zweiteilung der Sprache zur Folge haben:



    Eine Dienstsprache mit Gendersternchen, die man sich pflichtschuldigst in Betrieb und Öffentlichkeit gefälligst anzueignen hat.



    Und eine gänzlich andere Privatsprache, mit der man aufgewachsen ist - ganz ohne Gegender.

    • @Linksman:

      Kein Mensch zwingt Sie zum Gendern.

      Hören Sie auf mit dem Gejammer.

      Ich kenne Sie nicht, aber sowas kommt immer wieder vom heterosexuellen Mann, der die Repräsentation halt gewöhnt ist und jetzt glaubt, er müsse was abgeben, was er ja noch nicht mal muss.

      Get over it!

      • @cazzimma:

        Cazzimma, danke! I Feel You!

    • @Linksman:

      Realistisches Szenario.

      Alltagssprache strebt nach Vereinfachung.

  • Zu Gendern mit Petra Gerster



    Gendern ja auf jeden Fall, aber bitte dann gleichgestellt, gleichberechtigt und nicht willkürlich verwendet:



    z.B. habe ich bei folgenden Begriffen, die negativ oder strafbesetzt sind, noch so gut wie nie das Femininum gesehen( Sternchenform (*) ,innen oder in gesprochener Form in Radio und Fernsehen gehört):



    - Querdenker (auch hier finden sich viele Frauen dabei)



    - randalierende Anhänger und Unterstützer des Präsidenten und bei der Bundestagaffäre (auch hier finden sich viele Frauen dabei)



    - bei Straffällen bei denen es noch nicht klar ist ob es eine Frau oder ein Mann war



    - Raser (wie in dem Artikel), Temposünder, Unfallflüchtiger, Falschfahrer (auch hier manchmal weiblich) , Einbrecher, Diebe, Betrüger etc.



    - Pädophile (auch hier sind nach Studien 10-20% Frauen in Form von passiven Mitwirkenden dabei

    Hier wird in einem ersten Ansatz sprachlich meist immer von einem männlichen Täter (Vorverurteilung?) ausgegangen, obwohl sich später auch eine weibliche Mitwirkung herausstellt. (oder fühlen sich da Frauen ebenfalls angesprochen wie man das inzwischen von Männern beim generischen Femininum erwartet?)

    •bei Angelegenheiten mit positiven Inhalten: dann bitte doch strikt in Gendersprache (Sternchen, Lücke etc)



    •bei Angelegenheiten mit eher negativen Inhalten: dann meist Verwendung des generischen Masculinum

    Zugegebermaßen sind hier die Männer oft in der Mehrzahl doch rechtfertigt dies eine Verallgemeinerung nicht. Es gibt keine halbrichtige "Gleichstellung" .



    Bei nur 10% weiblichen Bundeswehr Angehörigen muss man auch immer "Soldatinnen" mit sagen



    Habe generell den Eindruck, dass alle schuldbehaftete oder negative Zuweisungen von Frauen ferngehalten werden sollen.

    • @Winja:

      Den Eindruck habe ich auch. Die Befürworter vom Gendern sprechen gern von Ausblendung. Genau das könnte aber auch da passieren - nämlich dass Frauen gerade durch das Nichtgendern weniger in den Fokus rücken bei negativ besetzten Begriffen.

      Bei Kindesmissbrauch zum Beispiel kommt man viel zu selten auf die Idee, dass auch Frauen Täterinnen sein können. Dabei gibt es da eine sehr hohe Dunkelziffer - nur mit dem Unterschied, dass Frauen in der Regel anders missbrauchen.

      Soll das vielleicht mit Absicht ausgeblendet werden?

      Also wenn schon gendern, dann doch bitte konsequent.

  • Also ich bin mir, wenn ich z.B. Lehrer_innen mit Pause gesprochen höre, einfach nicht sicher, ob jetzt nur (weibliche) Lehrerinnen gemeint sind oder eben alle "Lehrkräfte".



    Diese kurze Pause ist einfach akustisch nicht eindeutig genug und deshalb praxisuntauglich.

    • @drafi:

      Stimmt.

      Das Problem hat man ja auch immer bei Spiegelei und Fahrbahnende. Da weiß man immer garnicht, was gemeint ist.

  • Ich mag das gendern überhaupt nicht. Für mich hört es sich einfach albern an. Aber ich sehe das so: wer's machen will soll's machen, wer nicht der nicht. Es sollte sich auch m. E. weder der eine noch der andere diskriminiert fühlen. Etwas weniger Verbissenheit täte beiden Seiten gut. Ich finde es auch gut, daß die Moderatoren selbst entscheiden können...

    • @Nobodys Hero:

      Zumal es die meisten dann doch nicht durchhalten. Beispiel: Radio1 vom RBB gendert recht konsequent mit :Pause. Allerdings oftmals nur in den in kurzen, sehr bewußt gesprochenen Passagen. Bei längeren Wortwechseln oder längerer freier Rede wird dann doch immer wieder das herkömmliche "Maskulinum" verwendet, sodass an einer Anwendung der :Pause im Alltag der Moderatoren gezweifelt werden muss.

      Es scheint wie eine Mode, die auch wieder vergeht ...

  • Ich habe letztens einen sehr interessanten Artikel über Täter*innen von Kindesmißbrauch und -pornografie gelesen, in dem aufgezeigt wurde, dass erstaunlich viele davon Frauen sind: sowohl Haupt- als auch Mittäterinnen. Und dass Netzwerke oft jahrelang unentdeckt operieren können, weil die Ermittler*innen sich nur auf männliche Täter konzentrieren und sozusagen an den Frauen vorbei ermitteln. Deswegen ist es wichtig, beim Gerndern nicht zu selektieren, sondern tatsächlich auch die Frauen da sichtbar zu machen, wo man sie nicht vermuten will. Ansonsten: danke fürs Gendern in den Nachrichten, ich finde es gut.

  • "Ich selbst hatte nie ein Problem mit dem generischen Maskulinum, fühlte mich tatsächlich immer mitgemeint." Das trifft es ziemlich gut. Da wurde ein zutiefst ideologischer Kampf über ein Problem gestartet, das ursprünglich gar keins war. Diese self-fulfilling prophecy wird man nicht mehr einfangen. Vielleicht hätte man diese ganze Kraft und Mühe in Problembereiche investieren sollen, wo wir Frauen wirklich Nachteile haben.

    • @Clara Kreuzer:

      Das Eine schließt das Andere nicht aus.

      Sprache ist wichtig und lässt Bilder Im Kopf entstehen.

      Beim generischen Maskulinum im Plural - "Die Politiker", "Die Autofahrer" sehe ich im Kopf eine anonyme, graue, eher männliche Masse vor mir.

      Das ist ein psychischer Effekt, den Sprache hat, wenn das Männliche als Standard, als das Universelle gesetzt wird.

      Dem gilt es, entgegenzuwirken, auch wenn es da keine perfekte Lösung gibt.

      • @cazzimma:

        "...Sprache ist wichtig und lässt Bilder Im Kopf entstehen.



        Beim generischen Maskulinum im Plural - "Die Politiker", "Die Autofahrer" sehe ich im Kopf eine anonyme, graue, eher männliche Masse vor mir..."



        Bei mir entstehen andere Bilder im Kopf.



        Bei "Politiker" habe ich meistens den Plenarsaal im Bundestag im Kopf, und zwar so, wie er ist. Mit Frauen und Männern. Bei "Autofahrer" sehe ich nur Autos, egal wer drin sitzt. Und bei Überschriften, die z. B. die Studenten einer Uni oder die Kunden der Telekom zum Inhalt haben, denke ich selbstverständlich immer an Frauen und Männer.

        • @Stefan L.:

          Stefan L. Super, dann bist du dem Durchschnittsmenschen gedanklich in puncto gedanklicher gleichberechtigter Repräsentantion voraus. Leider haben Studien gezeigt (u. A. Gygax et al. 2018), dass bei der Verwendung des generischen Maskulinums an Männern gedacht wird. Das generische Maskulinum wird also leider gar nicht generisch, sondern spezifisch verstanden.

          • @Katey:

            Genauso haben auch Studien gezeigt, dass man sich beim gendern eher Männer vorstellt - nur zu ein paar Prozent weniger.

            Vielleicht hat unsere Erfahrungswelt einen größeren Einfluss darauf, was wir uns unter einem Begriff vorstellen und nicht nur das Wort selber. Meiner Meinung nach ist gendern zweitrangig für die Gleichstellung. Am wichtigsten sind nicht Worte, sondern die Handlungen und die lassen sich durch Worte nicht so stark verändern, wie manch eine Person es meint.



            Ich bin immer noch der Meinung, dass es bessere Alternativen als das gendern gibt. Z.B. explizite Nutzung des generischen Begriffs für (rein) weibliche Personen(gruppen), um die kognitive Assoziation zu stärken. Oder einfach die Abschaffung der weiblichen Endung.

            Gendern stößt nicht ohne Grund auf Widerstand. Es ist einfach zu aufwendig für die Alltagssprache.

          • @Katey:

            Vielleicht hängem die Bilder, die man zu Worten im Kopf erzeugt, aber einfach von der eigenen Lebensrealität ab. Wenn ich immer nur mit männliche Ärzten zu tun habe, werde ich mir wohl bei Ärzten nur männliche vorstellen. Habe ich aber mit Männer und Frauen als Ärzte zu tun, werde ich mir Frauen und Männer bei dem Wort Ärzten vorstellen.



            Das Gleiche ist passiert doch nicht nur beim Geschlecht, sondern auch bei anderen Eigenschaften von Menschen wie Hautfarbe oder Alter etc.



            Anderes Beispiel: Wenn ich immer nur mit Familien aus Mutter, Vater, Kind zu tun habe, stelle ich mir bei dem Wort Familie eine solche Familie vor. Habe ich aber mit Patchworkfamilien, Familien mit zwei Müttern und Kind, zwei Vätern und Kind etc. zu tun werde ich wohl an diese alle denken.



            Meine konkrete Lebensrealität ist dafür verantwortlich, was ich mit Worten in Verbindung bringe.

  • 1971 verschwand das Wort "Fräulein" aus allen offiziellen Papieren. Hielt sich aber noch lange in der Gesellschaft. Ich, erwachsen, jung, unverheiratet, machte oft darauf aufmerksam, dass ich als "Frau" angesprochen werden wollte. Die Herren reagierten mit überheblichem Grinsen und Gegenargumenten. Dann änderte ich die Taktik. Beim nächsten "Fräulein Burger" sagte ich: "Herr X, für sooo alt habe ich sie gar nicht gehalten!" "Wiesoooo???" "Der Begriff Fräulein wurde vor 10 Jahren schon offiziell abgeschafft!" Wupps, das wirkte. Hilfloses: "Aber viele legen doch Wert darauf, so genannt so werden..." Konterte ich mit: "Sie meinen die 96jährige Grundschullehrerin, die vor drei Jahren gestorben ist?"

    Inzwischen haben sich ALLE daran gewöhnt. Fräulein, genau wie JUNGFER sind Begriffe, die eine längst vergangene Zeit hervorrufen. Mal ironisch, mal augenzwinkernd, auf jeden Fall haben sie nichts mehr mit dem Alltag zu tun.

    Egal, wer sich jetzt darüber aufregt, Leute, habt ihr sonst keine Probleme? Beneidenswert.

    • @Maria Burger:

      Die Abschaffung der formellen Anrede ›Fräulein‹ ist im Deutschen einmalig. Das Englische hat mit Ms., das Mrs. und Miss zusammenfasst, eine _pragmatische_ Möglichkeit geschaffen, eine Frau anzusprechen, deren Familienstand unbekannt ist. Jedenfalls ist mir nicht bekannt, dass Ms. auf Feminismus zurückzuführen ist. Eher nahmen Männer es dankend an, sie wollten ja nicht als unhöflich gelten. In einem Film aus 1982 wird die Protagonistin als Mrs. Jonathan Brisby bezeichnet, also mit dem Namen des (verstorbenen) Ehemanns.



      Miss und Mrs. wurden keineswegs abgeschafft. Viele englische und amerikanische Frauen würden eine korrekte Anrede erwarten, wenn ihr Gegenüber sie anwenden könnte.

      Alle romanischen Sprachen haben das Fräulein behalten: señorita [span.], senhorita [port.], signorina [ital.], mademoiselle [franz.], domnișoară [rumän.]. Es ist anscheinend kein Problem. Mein Italienisch-Friulisch-Wörterbuch nennt vier Übersetzungen für signorina und die Phrase ›È signora o signorina?‹ (wörtl.: Sind Sie eine Frau oder ein Fräulein?) ohne Hinweis darauf, dass die Frage unanständig wäre.

      Es ist nur Kultur und damit zu 100 Prozent konstruiert, im Deutschen wie in allen anderen Sprachen.

    • @Maria Burger:

      Das ist aber typisch deutsch.

      In Belgien bin ich vor ein paar Jahren von einer jungen Dame zurecht gewiesen worden, weil ich sie entsprechend der deutschen Norm "Madame" genannt hatte. Sie hat mir unverblümt erklärt, dass es "nicht höflich" ist.

      "Mademoiselle" ist ebenfalls ein Diminutiv.

      Junge frankophone Frauen legen größten Wert auf ihn.

      Dabei gilt Frankreich in der Gleichberechtigung als weiter als Deutschland:

      library.fes.de/pdf...s/id/ipa/07901.pdf

    • @Maria Burger:

      "Fräulein" ist zurecht abgeschafft worden. Zunächst einmal muss man um den Familienstand der angesprochenen wissen, eh man es verwenden kann, was es allgemein untauglich macht. Außerdem ist es verniedlichend, was unangebracht ist gegenüber einer erwachsenen Frau. Niemand wäre jemals auf die Idee gekommen, einen unverheirateten Mann als Männlein zu bezeichnen ;)

      Was das gendern im geschriebenen betrifft, so störe ich mich oft daran, weil ich mich einfach nicht daran gewöhnen kann und mein Lesefluss gestört wird. Aber das ist wohl erstmal mein Problem.

      Im gesprochenen bin ich akut gegen das Sternchen, eben weil es für >90% der deutschsprachigen Menschen impliziert - ob mit kurzer Pause oder ohne -, dass nur Frauen gemeint sind. Und das ist NICHT das Problem der 90%, sondern das der 10%!



      Zumal es meist andere Formulierungen gibt, die genauso geschlechtergerecht sind und nicht so sperrig.



      Ich für meinen Teil bemühe mich, diese Formulierungen zu nutzen, benutze aber weiterhin das generische Maskulinum, wenn es die einfachste und eleganteste Möglichkeit ist - deal with it.

      • @Fabian Wetzel:

        Ja, ebenso deal with it, wenn andere Leute es anders handhaben.

        In diesen Fragen zeigt sich immer wieder die Sensibilität des heterosexuellen Mannes, der nicht mehr allein auf weiter Flur repräsentiert wird und sich verschnupft äußert. Der Arme.

  • Im Interview vermutet Petra Gerster, dass das Gendern bei älteren Männern besonders umstritten sei - in der Einleitung wird behauptet, sie erläutere dies als anscheinend belegtes Faktum.



    Wie Petra Gerster habe auch ich noch keine Statistik dazu gesehen, man sollte also vorsichtig sein, wie man Frau Gerster zitiert.



    Ich persönlich werde mich sicher daran gewöhnen. Mich erschreckt jedoch, wie plötzlich, unangekündigt und affirmativ ein solcher Eingriff in die Sprache umgesetzt, mitgemacht wird. "Innen" isoliert gesprochen ist das Gegenteil von außen - eine gewisse Lächerlichkeit und Sprachverhunzung ist schon nicht ganz zu bestreiten. Auch dass ein "Gender Gap" auf einmal etwas Gutes sein soll, wo ein Gender Pay Gap doch etwas eindeutig Schlechtes ist.



    Die abwechselnde Verwendung des generischen Femininums mit dem generischen Maskulinum fand sich schon immer eleganter und mit mehr Sprachgefühl. Wie hier erläutert:



    blog.zeit.de/glash...-frauen-ansprache/

  • Gegen das gendern an sich hab ich kein großes Problem, nur finde ich die Schreibweise mit dem Asterisk sehr störend.



    Und da man nicht mehr generisch ist lässt man non binäre Menschen außen vor.

    • @Quark:

      Genau das finde ich auch nervig. Wer will sich schon von einem Sternchen oder einer Sprechpause repräsentiert sehen?

      Gegenstrategie wäre, das generische Maskulinum zu unterwander, indem es alle benutzen, wie in der DDR, wo Frauen selbstverständlich sagten "ich bin Goldschmied, Lehrer" etc.

      Wenn das genug Leute machen würden, würde die -er-Endung nicht mehr automatisch den Mann repräsentieren.

      Ich hielte das für die bessere und unverkrampftere Lösung!

  • 9G
    91655 (Profil gelöscht)

    Mein(e) G'tt*in, was ist am Genderstar sooo schwer?

    Die von einem alten, weißen Mann (CDU) geführte Stadtverwaltung Erkelenz war in der Lage vor Jahren eine Fibel für die Mitarbeiter*innen über geschlechtergerechte Sprache einzuführen (wenn auch ohne Genderstar)!

    Der Genderstar wurde bei einer städtischen GmbH in allen Texten eingeführt ... und es funktioniert durch einfaches Tun auch in der nächsten städtischen Institution!

    Und zur Erinnerung, der Genderstar erinnert nicht nur daran, dass 1 Arzt und 99 Ärztinnen zu 100 Ärzten werden, sondern, dass es mehr als nur Frauen und Männer gibt ...

    Als Sohn einer 1939 geborenen lesbischen Frau, etwas, das so undenkbar war, dass selbst die g'ttverdammten Nazis das nicht unter Strafe gestellt haben ... muss mensch doch wohl erinnern dürfen, was alles in der Welt existiert!

    • @91655 (Profil gelöscht):

      Erkelenz ist nun nicht die einzige Stadtverwaltung mit geschlechtergerechter Sprache.

      Macht inzwischen fast jede.

      Allerdings so gut wie keine mit Sternchen.

      Das hat nämlich im Alltag sehr wohl seine Tücken. Die anderen Varianten natürlich auch, nur lesen sie sich leichter.

      Ich muss gestehen, wenn ich eine Arzttermin habe, interessiert mich die Geschlechtsidentität der Person, die mich behandeln wird, kein Stück.

      In einer Gemeinschaftspraxis mit Ärzten beiderlei Geschlechtes weiß ich es noch nicht mal.

      Ich möchte mich nicht zwischen einem Ärztinnentermin und einem Arzttermin entscheiden müssen.

  • Tja, ehrlich gesagt, man fühlt sich schon mal schubladisiert als alter weisser Mann, wenn mann so seine Bedenken hat. Nein, ich gehöre nicht zu den Kapitolstürmern, nur mal so nebenbei. Und ich habe es aufgegeben, mich zu ärgern, sondern mich widerwillig dem Trend (müsste ich an dieser Stelle 'Trendin' anfügen?) angeschlossen. Einem, so denke ich noch immer, bescheuertem Trend. Man nehme nur einmal den Text dieses Interviews und kopiere ihn in eine Übersetzungssoftware, z.B. um ihn ins Englische übersetzen zu lassen. Ergebnis: der englische Text ist 1/4 kürzer. Im Deutschen wird einfach zuviel gelabert. Wenn man jetzt noch jedem Substantiv eine mehrbuchstabige Endung hinzufügt, kann ich nur sagen: bitte nicht ausdrucken, rettet den Wald!

    • @Stechpalme:

      Es geht um Personen, Berufe.

      Nicht darum, den "Mond" oder den "Trend" zu gendern.

      Bei Menschen und wie sie sprachlich repräsentiert werden und damit im öffentlichen Diskurs vorkommen, spielt das nämlich durchaus eine Rolle.

      Vielleicht kann auch ein alter, weißer Mann soweit mitdenken.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Stechpalme:

      Ich mach da einfach nicht mit.



      Wenn Petra Gerster das macht, ist es okay, denn die macht es mit Charme.

      Aber warum nicht Neandertaler:innen?



      Die waren doch so behaart, da hat man eh keinen Unterschied gesehen.

    • 1G
      164 (Profil gelöscht)
      @Stechpalme:

      Ich glaube wir können in diesem schweren Härtefall großzügig sein und Dir die Anhängungspflicht bei Substantiven die keine Personen bezeichnen (wie z.B. "Trend) erlassen. ;-)

      • @164 (Profil gelöscht):

        Und wie verhält es sich bei dem Substantiv "der Mensch" (maskulin also)? Sagen wir jetzt auch der/die Mensch*in?

        • @Jossi Blum:

          Nein. Der Mensch, die Person, Leute ...

          Nicht soo schwierig.

        • 1G
          164 (Profil gelöscht)
          @Jossi Blum:

          Die Wörter die Leute *freiwillig* gendern, sind solche, die es in männlicher und weiblicher Form gibt. Meistens Berufsbezeichnungen. Auf "Mensch" trifft das ja nicht zu. Wir sind doch eigentlich in der tollen Situation, dass wir das so machen können wie wir wollen. Entweder so wie Frau Gerster oder wir nennen immer die weibliche und die männliche Form oder wir lassen es eben. Und in 10 Jahren sehen wir dann was sich durchgesetzt hat. Ich finde, wer sich widerwillig einem Trend anschließt, ist selber schuld. Die meisten sprechen/schreiben eben so wie sie es mal gelernt haben. Und die, die das jetzt lernen, nehmen vielleicht das auf, was Gerster (oder auch diverse Moderatorinnen im DLF zb. oder die Schreibenden der taz) vormachen.

          • @164 (Profil gelöscht):

            Also ich weiß nicht, ob das Gendern "freiwillig" ist. In der Theorie schon. In der Praxis wird es mittlerweile als nicht PC betrachtet, wenn man/frau es nicht tut.

          • 4G
            4813 (Profil gelöscht)
            @164 (Profil gelöscht):

            Oh - Mensch ist aber eindeutig männlich.



            Da sind Frauen von der Wortherkunft eindeutig nicht mitgemeint. Genau wie man

            • @4813 (Profil gelöscht):

              Fühlst du dich denn von 'die Person' als Frau bezeichnet?

    • @Stechpalme:

      Danke für den Kommentar. So ähnlich denke ich auch.

      • @Jossi Blum:

        deswegen gab's ja auch mal "frau" statt "man", was man einfach auch hier und da wieder einstreuen könnte.

  • Mir ist das mit den Expertinnen auch schon aufgefallen.



    Interessanterweise erwische ich mich immer wieder dabei, Expertinnen als kompetenter zu empfinden als Experten.



    Jedenfalls reden sie meist weniger Blech.

  • Das Interview gibt doch schon einen guten Einblick, dass dem Gendern wenig Emanzipations-Potential innewohnt. Ich fürchte es gibt keine wirksamere Methode, als den generischen Maskulin wirklich als neutral zu Akzeptieren. Jedes Anhängsel, dass dies verneint, stärkt letztlich doch die Dominanz der Grundform. Die Gegenprobe ist zudem ernüchternd, in Ungarn, China und der Türkei gibt es keine grammatikalische Geschlechter, leider aber auch nicht mehr Fauen in Spitzenpositionen. Reden ist eben nicht so wichtig, wie Handeln.

    • @jan ü.:

      Davon abgesehen, dass ich es darüber hinaus einfach nur albern finde, gebe ich Ihnen absolut recht. Ich glaube, das wird sich einfach wieder verlieren. Im Sprachgebrauch sowieso aber auch in der Schriftform.

  • Ich bin weiterhin für das generische Maskulinum. Und das nicht weil ich Vorurteile hätte, sondern weil es simpler, kürzer und effizienter ist. Die ganzen Varianten zu gendern sind ja an sich eine schöne Idee, machen es den Lesern und Schreiben von Texten unnötig kompliziert. Wenn ich beispielsweise dieses *innen lese ist das wie ein Stolperstein und man kommt aus dem "Schwung" raus.

    Lasst doch aus Gründen der Einfachheit doch einfach eine Frau mal einen Arzt und einen Mann eine Krankenschwester sein (auch wenn, Krankenbro immer noch eine willkommene Alternative wäre.

    • @Das Taubsiii:

      Der Mann als Staatlich geprüfte Krankenschwester ist nicht neu, stand so auf -zig Zeugnissen in den 1980ern.

  • "Gendern sollte man Kontext abhängig und sensibel." Das ist doch mal ein Wort. Ansonsten folgendes nur "anbei" bemerkt: Welcher Mensch hat eigentlich das Wort "Impfling" erfunden oder entdeckt? Wenn es soweit ist, dann werde ich als Mensch zum örtlichen Impfzentrum gehen und wenn ich drinn bin, werde ich zum Impfling - mit den anderen Impflingen werde ich zur Immunität der Herde beitragen. Muh - im Prinzip habe ich nichts dagegen. Schließlich bekomme ich ja einen Eintrag in den Impfpass und nicht etwa ein Brandzeichen oder eine Registrier-Tätowierung. Elektronisch werde ich allerdings ein Impfling bleiben. Muh.

    Gendern hin, Gendern her. Aber bitte lasst uns bei einer humanen Sprache bleiben.

    • @Moon:

      Und was halten Sie dann so von Lehrling? Säugling?



      Gibt´s noch mehr?

      • @Fezi:

        Engerling, Findling, Flüchtling ...

      • @Fezi:

        "Liebling" nicht zu vergessen.

        Auch so ein menschenverachtendes Wort...

        • @rero:

          @FEZI, @Cazzima,@RERO



          Das sind keine menschenverachtenden Wörter. Auch "Lehrling" ist kein solches Wort für mich. Mir geht es auch nicht um das Härchen in der Suppe, das Fliegenbein zählen und schon gar nicht um das Herumjammern, aua aua.



          Ich frage mich, wenn ich gegenüber dem eher harmlos scheinenden Wort "Impfling" einen solchen Widerwillen habe, wirklich, wo kommt der her? Wie geht es anderen Menschen (Frauen, Männern) wenn die plötzlich einem wie selbstverständlich gebrauchten Wort gegenüber einen solchen Widerwillen entwickeln.

          @Cazzimma, Sie sprechen das ja in einer weitern Antwort auf meine Kommentar an. Manchmal braucht es eine sozusagen "drastischere Alltagserfahrung": "weißer alter Mann", um aufmerksamer, sensibler zu werden.



          Wünsche mir dabei, dass man solche und solche Erfahrungen und Empfindungen erstmal auch sagen, zum Ausdruck bringen kann, ohne vorschnell übereinander herzufallen. Was wir hier wohl nicht tun. Ansonsten muss ich mit meinem "Impfling" erstmal selber weiter sehen.

          • @Moon:

            Ergänzend und zugegeben hastig, weil "auf dem Sprung"



            Ich und der Impfling...



            Ist das nur persönlich, oder ist da etwas weitergehendes, gesellschaftliches...



            Was dachte eine junge Frau Anno 1960 beim Wort Fräulein? Mache ich da aus einer Mücke einen Elefanten? Oder stört da wirklich etwas? Man mag es nicht, aber es treibt einen um und man denkt weiter. So ungefähr.

      • @Fezi:

        Mit meinem Kommentar bin zugegeben auch ein nörgerliger "Schimpfling". Ich schreibe fast ganz emotional. Da ist mit dem Wort "Impfling" aber auch die Lektion für mich, die sozusagen "mit mir" arbeitet. Ich finde das Wort "Impfling" wegen seiner "verdinglichenden" Wirkung soetwas von abstoßend, dass ich wirklich Wut empfinde.

        Die Lektion: Die Großnichte von Frau Gerster (zwei Generationen nach mir) mag ähnlich empfinden, bei Wörtern und sprachlichen Ausdrucksformen, die sie gegenüber iher Geschlechterzugehörigkeit als unfair und abwertend empfindet. Das muss und will ich auch ernst nehmen. Ich erfahre ja, dass es mir durchaus ähnlich gehen kann.



        Nehmen wir mal das Wort "Hartz IV". Ich selbst habe von mir als "Hartzer" gesprochen - aus Protest. Aber "Hartz-IV-Familien", "Hartz-IV-Kinder"...eigentlich nur noch schlimm. Wird aber wie selbstverständlich gebraucht.

        • @Moon:

          Etwas gibt es noch. Vielleicht schreibe ich (Mann) wieder knapp am Thema vorbei. Aber „gendern“ das ist auch das Bemühen, das ist auch ein Kampf um gleichen Respekt für alle Menschen, von daher geht es wohl mit folgender Anmerkung. Sprache kann Macht nicht nur zum Ausdruck bringen, sondern auch Macht ausüben. Und ich reagiere darauf auch mit Gefühlen, bzw. mit Empfinden. Das Wort „Fräulein“ ist aus dem tägl. Sprachgebrauch weg. Zu Recht. Ich bin in einer Zeit geboren und aufgewachsen, 1950er u. 1960er Jahre, da gebrauchten die „alten Herren“, die weißen alten Männer, wenn man so will, das Wort „Fräulein“ viel zu oft mit einer derart ekelhaft-klebrigen Süffisanz, dass selbst wir Jungs mitkriegten, was da los war. Da wurde doppelt auf den Platz (in der Hierarchie) verwiesen: Hinsichtlich der gesell. Stellung und hinsichtlich der sog. „Verfügbarkeit“ des Geschlechts. Widerlich. Grausam. Und die „jungen Herren“? Da waren auch Bestechungsversuche. Der „junge Herr“ war keiner. Der hatte sich erst mal die Hammelbeine z. B. als Lehrling (harmloses Wort) lang ziehen zu lassen. War er sich dann seiner gesell. Stellung als Arbeiter oder Angestellter „bewusst“, durfte er dem anderen Geschlecht gegenüber den „Herrn“ spielen und „seiner“ Frau“ das Arbeiten verbieten. Das alles ist nicht nur durch mich durch, es ist schon auch ein Teil von mir geblieben. So bin ich auch. Geblieben ist auch, dass sowas mal ein Ende habe sollte und könnte. Bin als in meinem Empfinden ambivalent und muss ich entscheiden, auf welcher Seite der Ambivalenz ich stehen will. Da stehe ich jedenfalls auf der Seite meiner Nichten, die solchen elenden Scheiß so gar nicht mehr mitmachen.



          Es bleibt schwierig (für mich). Ich verstehe z. B. wo das Wort vom „weißen alten Mann“ herkommt und welche spiegelnde Bedeutung es als kritisches Wort haben kann. Und trotzdem halte ich es seinem Gebrauch nach in unserem gesell. Kontext letztendlich zuallermeist für rassistisch und sexistisch wirksam. Es bleibt schwierig.

          • @Moon:

            Es bleibt schwierig, da stimme ich Ihnen zu.

            Aber viele alte, weiße Männer sind erst für die Problematik sensibilisiert, seit sie selbst als solche bezeichnet werden.

          • 9G
            97760 (Profil gelöscht)
            @Moon:

            Zum Thema: früher hat der Mann der Ehefrau das Arbeiten verboten", könnte ich mich daran erinnern, daß eher starke Frauen ihre kleinen Männlein im Mantel zur Arbeit geschickt haben. Thema " alter weißer Mann" , ..das halten wir alten, weißen Männer aus, noch dazu covern wir unsere alten Frauen mit, die hoffentlich loyal zu uns stehen.

  • Nationalsozialistinnen.... Männer sind mit gemeint.

    • @Benjamin Schmidt:

      Also mir geht das Gendern ziemlich auf den Geist, einfach weil es Texte unleserlich macht.

      Wenn die generische Maskulinform nicht mehr zeitgemäß ist, dann bitte schreibt doch für die nächsten 50 Jahre zum Ausgleich immer die Femininform.

      Noch besser fände ich, mit der Sprache aufzuräumen und das Geschlecht kommlett zu entfernen, wo es nichts zur Sache beiträgt: bei Berufsbezeichnungen, aber auch den meisten Substantiven. Was soll der Anachronismus, dass die Sonne weiblich, der Mond männlich ist? (und in Frankreich genau umgekehrt)

      Aber mal ganz ehrlich: wenn jemand bei "Piloten" wohlgefönte weiße 50jährige Männer in adretter Uniform vor Augen hat, dann bekämpft man das nicht, indem man einfach plump *innen hinten dranhägt.



      Mehr Frauen (Pilotinnen) in Film und Werbung, oder mal schauen, warum der Beruf für Frauen nicht attraktiv oder schlecht erreichbar ist und daran was ändern ...?

      Ja ich bin ein Mann, und ich werde ausserdem nicht jünger. Aber die Unterstellung, mir ginge es um "Macht", wenn ich das Gendern kritisiere, nehme ich übel! Ich bin unbedingt für Gleichberechtigung, aber am Besten durch Tat und nicht durch Geschwafel.

      • @Chr66:

        (oh das sollte keine Antwort auf Benjamin werden, sondern ein eigener Beitrag)

    • @Benjamin Schmidt:

      Nicht so schwer, oder?

  • 9G
    90118 (Profil gelöscht)

    die einfache antwort auf die komplizierte debatte: einfach gendern.



    in dem gespräch wurden eine sympathische praxis im umgang damit beschrieben.



    die ganzen gleichberechtigung-ist-nicht-nur-gendern ausreden stinken. hier geht es eindeutig um sprache und inhaltlichen respekt.

  • Wem das "Stromschlag"_*innen gefällt, der möge doch so sprechen. Einzig richtig ist, das Veränderung die Konstante ist. Wenn man irgendwann ständig so spricht, als hätte der Mensch in die Steckdose gefasst, dann ist es so, und es wird Menschen geben, die "Wechselstrom" verstehen. Ich mache einstweilen nicht mit, bis es mich "erdet". So oder so weine ich nur beim Lachen.

  • "Ich selbst hatte nie ein Problem mit dem generischen Maskulinum, fühlte mich tatsächlich immer mitgemeint."

    Sagt eigentlich alles.

    Ich kenne viele Frauen, die das auch so sehen.

  • 2G
    27871 (Profil gelöscht)

    Ich gender nie, halte es dafür lieber mit gelebtem Respekt und Gleichberechtigung.

    • @27871 (Profil gelöscht):

      ... und was ist so schwer daran gelebtem Respekt auch solchen in Worten hinzuzufügen?

      • 2G
        27871 (Profil gelöscht)
        @Peter Lorenz:

        *_: ist keine Respektbezeugung, sondern billige Gleichmacherei, und nicht Gleichberechtigung.

    • @27871 (Profil gelöscht):

      Interesant. Warum musste ich zuerst an einen männlciehn Autor denken, als ich die Worte "...dafür lieber mit gelebten Respekt und Gleichberechtigung" gelesen habe? Bin gespannt, wer sich nun wirklich hinter DE RK verbirgt.. Melde dich doch bitte mal...

      • @Zeuge14:

        Es ist schmeichelhaft, dass sie bei "gelebtem Respekt und Gleichberechtigung" instinktiv zuerst an einen männlichen Autor denken. Danke hiermit im Namen aller respektvollen Männer!

      • 2G
        27871 (Profil gelöscht)
        @Zeuge14:

        Ich verberge mich nicht hinter De rk, ich bin Derk. Schon eine solche Vermutung zeigt doch, dass Sie gar nicht sachlich Argumentieren wollen, oder? Wieso sagen Sie nicht einfach, wie Ihr Autor heißt,anstatt sich hier so nebulös zu geben?

      • @Zeuge14:

        warum sollte es kein weiblicher Autor sein, der hinter dem Text steckt?

  • Also, die ganz brutale Möglichkeit ist ja immer die, nur von *innen zu sprechen und dann quasi als Fussnote zu sagen "Männer sind natürlich mitgemeint". Das dreht den Spieß einfach um, und wenn Männer sich dann darüber aufregen, kann man sie fragen, warum es sie nicht aufregt, wenn Frauen mitgemeint sein sollen. Wenn das nur mitgemeint sein nicht so schlimm ist, kann das ja nicht so schlimm sein...

    Davon abgesehen: Man muss manche Knöpfe einfach drücken. Wer seine Knöpfe so stolz vor sich herträgt, der muss es auch aushalten, wenn man sie drückt. Immer fest drauf drücken!

    (Und das sage ich als Mann, den all das schon lange nervt. Aber ich habe lange genug in Zusammenhängen gearbeitet, wo es fast nur Männer gab und das letztlich als völlig dysfunktional erlebt. Wo die Vielfalt der Welt nicht abgebildet ist, geht letztlich alles schief. Das einzusehen ist auf Dauer keine Ideologie, sondern einfach pure Vernunft. Das unsere Sprache das nur umständlich kann, liegt nur daran, dass unsere Vergangenheit so umständlich und dysfunktional ist.)

    • @Mustardman:

      Nein,

      es liegt daran, dass die historisch gewachsene Sprache im Deutschen und vielen anderen gegenderten Sprachen - Ausnahme ist das Englische - den Mann als den Standardmenschen repräsentiert und die Ausnahme Frau mit einem Anhängsel an diesen Standard kennzeichnet - so ähnlich wie Adams Rippe.



      Diese Problematik wird man auch nicht komplett durch die Pause plus -innen los, da diese Sprachverwendung wiederum das Binäre in den Vordergrund rückt und sich die Frage stellt, ob Menschen sich gerne von einem Stern oder Unterstrich repräsentiert fühlen.

      Alternativ wäre zu überlegen, ob Frauen und überhaupt alle - wie in der DDR - nicht einfach sagen sollte "Ich bin Lehrer, Goldschmied" etc.

      Auf diese Weise würde der -er-Endung auf Dauer die männliche Assoziation abhanden kommen. Wenn genug Leute mitmachten, wäre das doch gar nicht so eine üble Variante.

      • @cazzimma:

        Ausnahme ist das Englische??? Definitiv nicht! Im Englischen heißt "man" "Mann" und "Mensch". D.h. es wird trotz geschlechtneutralem Genus in der englischen Sprache der Frau generell abgesprochen überhaupt ein gleichwertiger Mensch zu sein. Wenn also eine Sprache zeigt, dass die Frau kulturhistorisch nur ein "Anhängsel" des MAnnes sein soll, dann ist das dieser englische Begriff "man".

      • @cazzimma:

        Man schrieb vor 20 Jahren schon mal LehrerInnen oder Lehrer/innen. (Übrigens einer der wenigen Berufe bei denen es tatsächlich einen Unterschied macht weil, die sich unterschiedlich in Jungs und Mädchen hineinversetzen können und auch so Lehrerinnen sich häufig verständnisvoller sind; entscheidend ist aber eher, ob die Lehrer (m/w) selbst Kinder haben oder nicht [Ich schweife ab])

        Der Gender-Stern ist erst vor ein paar Jahren aufgekommen, weil manche Berufsdenker meinten, dass das ja Unentschlossene ausschließen würde...

        Aber warum soll ein Stern inklusiver sein als die vorgenannten Schreibweisen? Und warum keine Raute?? Es scheint mir als ob manche vir skkem Spaß daran haben ihren Mitmenschen angeblich verdorbenen, diskriminierenden Charakter vorzuwerfen...

        (Gegen Schrägstriche hab ich nichts, aber das * zu zeichnen dauert länger als das ganze Wort zu schreiben *uff... * )

    • @Mustardman:

      Früher war es mir egal, ob ich "mitgemeint" bin oder nicht. Als ich aber aus Spaß in der Debatte, ob der Chef immer "Kollegen und Kolleginnen" sagen und schreiben muss, vorschlug, er könnte ja mal für ein Jahr alle als Kolleginnen bezeichnen und die Männer seien mitgemeint, schlug mir unerwartet Aggression entgegen. Seitdem bin ich Fan des Genderns. Denn es ist wohl doch nötig.

      • @Parabel:

        Ja, ist auch meine Erfahrung; es fühlen sich größtenteils weiße, ältere Heteromänner auf den Schlips getreten, und deshalb schon sollte gegendert werden.



        Deren noch zu stark vorhandenes Nabel-der-Welt-Gefühl gehört nicht in eine friedliche, zukunftsfähige Welt.

      • @Parabel:

        Ihre Reaktion gefällt mir.

    • @Mustardman:

      Es gibt keinen umgedrehten Spieß.

      Sie können nämlich bisher in der deutschen Sprache nur den weiblichen Sexus markieren, aber nicht den männlichen.

      Wenn Sie den weiblichen Sexus explizit markieren, können folglich Männer nicht mitgemeint sein.

      Das generische Maskulinum ist Standardgenus.

  • Ein interessantes Interview, in dem mehrere Punkte deutlich werden.

    Gerster erzählt, sie fühlte sich beim generischen Maskulinum immer mitgemeint, ihre 20jährige Nichte fühle sich jedoch diskrimiert. Hier wird klar, dass das Problem des gen. Mask. ein konstruiertes ist, welches vor - sagen wir - 40-50 Jahren nicht bestand. Gleichsam indirekt belegt wird es, wenn Gerster sagt, dass sie im Bereich Kinderpornographie von "Tätern" reden würde, nicht von "Täter*innen". Warum? Weil es sich dabei meistens um männliche Täter handeln würde. Also gibt sie zu, dass die gesellschaftliche und individuelle Wahrnehmung einer bestimmten benannten Gruppe ein wesentliches Kriterium dafür ist, wie geschlechtlich divers das generische Maskulinum verstanden wird. Bei "die Maurer" erscheint möglicherweise ein anderes Bild vor dem inneren Auge als bei "die Lehrer". Gleichwohl muss man schließlich anerkennen, dass tatsächlich Diskriminierung vorliegt, wenn eine ausreichend große Zahl an Personen das behauptet und vorgibt, dies so zu empfinden. Es bleibt trotzdem eine bewusst angewöhnte Empfindung von Diskriminierung..

    • @Marius:

      Ein Paradebeispiel dafür, dass Kommunikation sowohl beim Sender als auch beim Empfänger schief gehen kann. Für die "angewöhnte Empfindung" kann der Sender ja nun wirklich nichts, d.h. jemand fühlt sich dikriminiert obwohl von niemand aktiv diskriminiert. Der Sender könnte sich trotzdem entscheiden, sein Verhalten zu ändern: einfach nur aus Respekt, Liebe und Barmherzigkeit. Eine moralische Pflicht besteht allerdings nicht. Auch der Empfänger könnte mal über seine Empfindungen nachdenken und evt. anerkennen, dass er sich vielleicht nur etwas eingebildet hat.

    • @Marius:

      Sobald sie Maurer*innen anstatt Maurer verwenden, zeigt das innere Bild der Leser*innen/Hörer*innen eben auch Maurerinnen. Damit werden Maurerinnen im Kopf normalisiert und eine Hemmschwelle diese auf der Baustelle zu akzeptieren oder auch den Beruf zu erlernen wird gemindert.

    • @Marius:

      Wir fallen selbst immer gerne auf unsere eigene selektive Wahrnehmung rein. Gerade bei diesem Thema müssen gerade wir Männer extrem aufpassen:

      Der Fehler des gen. Maskulinums ist nicht deshalb konstruiert, weil es Frau Gerster – so wir mir – damals nicht aufgefallen wäre. Es gab in den 60ern und 70ern (als wir unsere Sprache ausbildeten) in vielen Positionen einfach fast nur Männer.



      Auch Ihre Schlussfolgerung ist falsch. Die Diskriminierung ist nicht bewusst angewöhnt, sondern sie existiert immer dann, wenn Ausdruck und Realität und Erwartung des Hörenden nicht zueinander passen UND es Denjenigen auffällt.



      Bei Maurern passt die Realität aber bei Lehrern nicht und mittlerweile fällt das manchen Menschen auf.



      Ich denke wir stimmen überein, dass die Bezeichnung das Bild zumindest mitbestimmt.



      Vor 20 Jahren hätte ich das aber genauso ausgedrückt, wie Sie.

      • @Sonntagssegler:

        Aber mit Verlaub, lieber Sonntagssegler, da ist Ihr Argument doch total fußkrank! Ich habe meine Sprache auch in den 1960ern ausgebildet - aber doch nicht deswegen gendersternchenlos, weil es zu dieser Zeit in vielen Positionen nur Männer gab!



        Ich weiß natürlich nicht, was für Ihre sprachliche Sozialisation maßgeblich war - bei mir, wie sicher auch bei vielen anderen, war es einfach die deutsche Grammatik - die mir übrigens von Lehrerinnen vermittelt wurde!

    • @Marius:

      Zwei gute Punkte, finde ich auch. 1. in der jungen Generation gibt es zur Zeit einen Art identitären Opferkult, dem man nicht zu sehr afu den Leim gehen sollte. 2. Die zusätzliche Nennung der weiblichen Form sollten man wirklich nur dort gebrauchen, wo es sonst missverständlich sein könnte. Das ist komplexer als man denkt. So gibt es auch Frauen, die unbedingt Architekt oder Arzt genannt werden wollen, weil sie das Anhängsel "innen" als Verkleinerung empfinden.

    • @Marius:

      Da könnte man ja genauso argumentieren, dass die Ehemänner heute nicht mehr volles Verfügungsrecht über ihre Frauen haben, weil wir uns eine neue Art des Miteinanders "angewöhnt" hätten...



      Klar haben wir das - und aus gutem Grund. Weil es gerechter ist.



      Außerdem haben wir inzwischen einfach gelernt, dass gesellschaftliche Einflussmöglichkeiten von der Sprache beeinflusst werden. Also logisch, dass junge Frauen heute solche Forderungen stellen.

    • 7G
      7478 (Profil gelöscht)
      @Marius:

      Ich gehe bei Ihrem Namen mal davon aus, dass Sie ein Mann sind (wie ich übrigens auch, nur zur Info).



      Aussagen darüber zu treffen, wie diskrimiert sich eine bestimmte Personengruppe fühlt, wenn zu dieser Gruppe gehört ist schon schwierig bis disrespektierend. Wenn man jedoch nicht mal zu dieser Gruppe gehört ist es schlichtweg peinlich!!







      Ich als Weißer, kann, will und v.a. sollte ja auch zu schwarzen Freund*innen nicht sagen: "ach kommt habt euch nicht so mit dem N-Wort, das Diskriminierungsgefühl habt ihr euch doch nur angewöhnt"!

      Solange es in der Gesellschaft Diskriminierung gibt, sollte man sich als toleranter, weltoffener Mensch tunlichst darum bemühen, diese wenigstens sprachlich zu überwinden!

      Finde es super (spät), dass dieser Gedanke nun auch im konservativen, öffentlichen Fernsehen an Bedeutung gewinnt - die Reaktionen darauf bestätigen wie wichtig das ist - weiter so!

      • @7478 (Profil gelöscht):

        Aber was ist dann mit Männern oder auch Frauen die sich durch das * diskriminiert fühlen?🤔 Darauf müsste man deiner Theorie nach genauso Rücksicht nehmen...

      • 2G
        27871 (Profil gelöscht)
        @7478 (Profil gelöscht):

        Diskriminierung endet nicht mit *_:

        • 7G
          7478 (Profil gelöscht)
          @27871 (Profil gelöscht):

          Ich verstehe sowohl @NOBODYS HERO als auch @ DE RK s Kommentare keider nicht.



          Wer sollte sich durch ein Gendersternchen diskrimiert fühlen? Das schließt doch dann alle ein?



          und was bedeutet "endet nicht mit *_; " ist das ein verkorkster Kuss-Smiley?

        • 1G
          17900 (Profil gelöscht)
          @27871 (Profil gelöscht):

          Frauen werden in vielen Ländern nach wie vor massiv diskriminiert bis hin zur Ermordung.



          Abe es ist ja so viel einfacher mit * zu operieren.



          Und wieso traut sich keine Frau in den CDU-Vorstand? Weil AKK es total vergeigt hat?

          • 2G
            27871 (Profil gelöscht)
            @17900 (Profil gelöscht):

            Wieder am Thema vorbei, aber Übung macht den Meister, ich traue Ihnen einiges zu.



            Kleiner Hinweis: Sie kontaktieren mit Ihren Hinweisen und Fragen den Falschen.

        • @27871 (Profil gelöscht):

          Hat auch niemand behauptet.

          • 2G
            27871 (Profil gelöscht)
            @cazzimma:

            Da schlage ich vor, Sie lesen erst einmal nach, worum es hier im Thread überhaupt geht.

            • @27871 (Profil gelöscht):

              Vielleicht lesen Sie Ihre eigenen Beiträge nochmal.

              Ich schrieb lediglich, dass mit gegenderter Sprache oder dem Asterisk natürlich nicht automatisch Diskriminierung aufhört.

              Das hatte im Thread allerdings auch niemand behauptet.

              Also halten Sie sich mal an Ihre eigenen Ratschläge.