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Alltäglicher JudenhassDie Mär vom fremden Juden

Kommentar von Klaus Hillenbrand

Der antisemitische Angriff auf Sänger Gil Ofarim zeigt: Ausgrenzung ist kein jüdisches Problem, sondern das der nichtjüdischen Mehrheitsgesellschaft.

Demonstration des Bündnisses „Leipzig nimmt Platz“ vor dem Westin Hotel Leipzig Foto: Dirk Knofe/dpa

S ie werden beleidigt, bespuckt und blöde angemacht. Man tuschelt über sie, reißt blöde Sprüche: Die antisemitischen Vorfälle, denen Juden in Deutschland im Alltag ausgesetzt sind, ohne dass dies jemals in einer Strafanzeige mündet und in die Kriminalstatistik einfließt, sind mannigfaltig, alltäglich und bedrückend. Bedrückend sollten sie aber nicht nur für die Betroffenen sein, sondern mindestens ebenso für die Mehrheitsgesellschaft, die diesem Treiben mehr oder weniger interessiert zuschaut.

Ein jüdischer Künstler hat in Leipzig nun einen dieser Ausbrüche von Judenhass öffentlich gemacht. Ein Hotelmitarbeiter wollte ihn, den durch ein Kette mit Davidstern sichtbaren vorgeblich Fremden, nicht einchecken lassen – jedenfalls nicht mit sichtbarer Kette. Das ist purer Judenhass. Die Angelegenheit wird durch die Reaktion auf diesen widerlichen Vorfall nicht besser, fiel doch den Hotelbetreibern nichts Besseres ein, als eine Flagge Israels als Zeichen der Solidarität mit dem Abgewiesenen aufzuhängen. Und wieder wird der Jude als Fremder gebrandmarkt, immerhin im positiven Sinne, aber trotzdem bedeutet dies: Er gehört nicht zu uns.

Juden sind Deutsche, keine Ausländer, übrigens auch keine deutschen Mitbürger. Es sind keine Touristen und keine Migranten. Einfach nur deutsche Staatsbürger. Sie zählen genauso zu Staat und Gesellschaft wie deutsche Katholiken, Protestanten oder ­Atheisten.

Es ist diese simple Tatsache, die Antisemiten seit dem 19. Jahrhundert nicht anerkennen wollen und aus der sie ihre Zurückweisung des Jüdischen als angebliche Volksfremde konstruieren, die die postulierte nationale Identität bedrohen. Das war schon im Kaiserreich so und setzte sich in der Weimarer Republik fort. Die Nazis konnten darauf ihre Vernichtungspolitik aufbauen, und noch Konrad Adenauer sprach von einer „Judenfrage“. Bis zum heutigen Tag spukt diese Mär in den Köpfen vieler herum.

Es ist aber eine Frage, die an die deutsche Mehrheitsgesellschaft gerichtet ist. Denn nicht Juden sind das Problem, sondern die Antisemiten und die Mehrheitsgesellschaft, die sie duldet und teils nicht einmal erkennt.

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taz-Autor
Jahrgang 1957, ist Mitarbeiter der taz und Buchautor. Seine Themenschwerpunkte sind Zeitgeschichte und der Nahe Osten. Hillenbrand ist Autor mehrerer Bücher zur NS-Geschichte und Judenverfolgung. Zuletzt erschien von ihm: "Die geschützte Insel. Das jüdische Auerbach'sche Waisenhaus in Berlin", Hentrich & Hentrich 2024
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91 Kommentare

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  • Ah, mal wieder die zwei guten Israelis:



    www.juedische-allg...wei-gute-israelis/



    "Der offiziellen Stimme Israels hörig" ist aber auch eine echte Perle des Duos.

    • @Henriette Bimmelbahn:

      Sind Sie Hen-Riette aus dem TSP-Forum?



      Gruß Mostrichmeister

      • @Mustardmaster:

        Leider muss ich Sie enttäuschen, ich bin nur die Henriette aus dem TAZ-Forum. Aber als solche Grüße zurück! :)

  • Eine Frage: Zählen deutsche Moslems nicht dazu (ich verweise speziell auf Moslems und nicht auf andere Religionen, da es eine große Minderheit ist, die viel Hass erlebt.) War das vom Autor beabsichtigt sie nicht aufzuzählen?

    • @Michi W...:

      Die Opposition dagegen, dass sich Statements gegen Antisemitesmus und Antiislam sich gegegeseitig ausschließen und nicht zusammen auftreten dürfen hat ach mich ziemlich befremdet

    • @Michi W...:

      Der Autor hat Christen und Atheisten aufgezählt, um zu verdeutlichen, bei welchen (Nicht)Glaubensrichtungen die Mehrheitsgesellschaft die Nationalität nicht in Frage stellt.



      Einen Auschluss von muslimischen Deutschen lese ich nicht heraus. Das war lediglich nicht das Thema, genauso wenig wie buddhistische Deutsche etc.

      Einen Unterschied gibt es dennoch: Das Judentum hat in Deutschland eine jahrhundertelange Geschichte während der Islam, der Buddhismus, der Hinduismus erst im Zuge der beginnenden Globalisierung Einzug in Deutsch erhielt.

  • Artikel: "Juden sind Deutsche, keine Ausländer, übrigens auch keine deutschen Mitbürger."

    Wieso sollten Deutsche mit jüdischem Glauben keine deutschen Mitbürger sein?

    • @meerwind7:

      Mitbürger ist schon ein abwertender Begriff, mit dem man - sicher auch of unbewusst - ausgegrenzte Minderheiten zweiter Klasse tituliert: ausländische, jüdische etc. Mitbürger.

      Kein Politiker würde indes wagen, von unseren sächsischen, bayerischen oder katholischen Mitbürgern zu sprechen.

    • @meerwind7:

      Ein Mitbürger ist ein Bewohner dieses Landes, ggf. auch ohne deutschen Pass.

      • @Kaboom:

        Sorry, aber Quatsch. "Mitbürger" ist nichts als eine Floskel, die Kleinstadtbürgermeister in ihrer Rede zur Eröffnung des Bauernmarktfestes (oder so) verwenden. Und mit einem "Staatsbürger" sind - i.d.R. - Menschen mit dem Pass des betreffenden Staates gemeint, unabhängig von ethnischen, religiösen oder musikalischen Hinter- oder Abgründen.

    • @meerwind7:

      Weil Sie auch kein deutscher Mitbürger sind. Sie sind deutscher Bürger

      • @Alfonso Albertus:

        Man ist Deutscher wenn man als solcher geboren wird. Und man ist Bürger der Bundesrepublik Deutschland wenn man einen Pass dieses Staates hat. Beides hat außer dem Wort "Deutsch" nichts miteinander zu tun. Ich kann als Deutscher in den USA zur Welt kommen wenn eines meiner Elternteile deutsch ist. Und ich kann als Angehöriger einer anderen Nationalität einen Pass der BRD haben.

        • @danny schneider:

          Ihnen ist bewusst, dass sie sich selbst widersprechen? Entweder man ist deutsch, wenn man innerhalb politisch-gezogener Grenzen geboren wurde. Oder deutsch sein hat etwas mit der Abstammung zu tun. Entweder ein Kind das in Deutschland geboren wird, aber Namibische Eltern hat ist der facto deutsch, weil hier geboren ODER es ist Namibischer Herkunft lebt aber als Staatsbürger in Deutschland. Das sind zwei unterschiedliche Sachen... Je nachdem ob sich deutsch auf Kultur und Ethnie bezieht oder eben auf das politische Konstrukt der Staaten

        • @danny schneider:

          Das mag ihre konservative Definition von Deutsch sein, meine ist es nicht. Ein Bürger dieses Landes darf wählen und ist somit kein "Mitbürger". Übrigens gab es mit Unterbrechung in den Jahren 1933 bis 1945 über Jahrhunderte Juden in Deutschland.

      • @Alfonso Albertus:

        Bürger oder Mitbürger sind für mich Synonyme.



        www.duden.de/synonyme/Buerger







        Sie können ja zu dem Leuten gehören die das anders sehen/definieren. Man sollte aber schon wissen das in der Alltags-/Umgangssprache und auch Amtssprache die Bezeichnungen als gleichwertig und nicht diskriminierend angesehen werden.

        • @Mustardmaster:

          Zwischen Mitbürgern und Bürgern zu unterscheiden, deutet nicht darauf hin, daß es sich um ein Synonym handelt. Es ist eine gewollte Unterscheidung die Unterschiede impliziert

          • @Alfonso Albertus:

            Die Unterscheidung machen Sie! In Ihrem Sprachverständnis sind "Bürger" und "Mitbürger" unterschiedliche Begriffe,wobei "Mitbürger"als ein Bürger zweiter Klasse verstanden gesehen wird.So gebrauchen Sie dann auch diese Begriffe unterschiedlich.

            Dann gibt es andere, die zwischen diesen beiden Begriffen keinen Unterschied machen,sie als synonym sehen.Dann gebraucht man auch diese Begriffe gleichwertig.

            Ihr Mißverständnis beruht darauf das Sie Ihr Sprachverständnis auf andere übertragen. Sehen Sie es doch von mir aus so das viele Ihrer Mitmenschen einfach weniger differenziert im Sprachgebrauch sind,ohne das dabei diskriminierende Absichten dahinter stecken.

            • @Mustardmaster:

              Diese Unterscheidung kenn ich von CSU,-Politikern, die deutsche mit türkischem Migrationshintergrund als "Mitbürger und Mitbürgerinnen" ansprechen. Ich habe diese Unterscheidung nicht erfunden

          • @Alfonso Albertus:

            Diese deinige Definition hast du ganz allein aufgebracht und die hat genau nichts mit der allgemein gültigen zu tun.



            Du bist ein Mitbürger, get used to it.

          • @Alfonso Albertus:

            "Mitbürger" finde ich intensiver als nur Bürger. Es beinhaltet für mich "miteinander". Sprich: Mitbürger haben mehr Sinn für Gemeinsinn, für Kooperation etc., während Bürger halt da sind.



            Insofern sind mir Mitbürger sehr viel lieber als Bürger.

  • Kritik fällt leicht, wenn man nicht groß die Hintergründe recherchiert hat.

    Von einem Hotelmitarbeiter*, der mal eben irgendwie Solidarität zeigen soll, kann man nicht zu viel erwarten. Vielleicht hat sie auf die Schnelle irgendein Bild mit secheckigem Stern aus dem Internet gezogen, das war dann halt eine Fahne.

    Der Name des zuerst betroffenen Hotegastes läßt ja auch nicht unmittelbar auf eine Herkunft aus München schließen, und vielleicht funktioniert da auch der Datenschutz im Hotel, dass nicht jeder die Daten der Gäste einsehen kann.

    • @meerwind7:

      Die Solidaritätsbekundung des Hotels ist okay für mich. Nicht ideal, aber der Wille war erkennbar. Ich empfinde das nicht als den wesentlichen Punkt der Debatte.

      Die Frage ist eher, was so ein Mitarbeiter in dieser Position in einem Hotel zu bestimmen hat und wie es dazu kommen konnte, das dieser Mitarbeiter sich dazu in der Lage fühlte, derart offen seine antisemitischen Vorbehalte durchsetzen zu können? Dazu muss sich entsprechender Mitarbeiter schon relativ sicher gefühlt haben und diese selbstverständliche Haltung finde ich erschreckend, genauso wie die "Neutralitäteinforderer" und diejenigen Personen hier, die gleich nach diesem Vorfall das Israel-Fass aufmachen

  • Mehrheitsgesellschaft fängt bei allen Nicht-Antisemiten an. Wer sich da per Verweis auf Adenauer rausmogeln will will den eigenen Teppich nicht gelüftet sehen.

    • @Rudolf Fissner:

      vielleicht sollten wir erst mal Anfangen richtig zu sprechen. Es gibt keine Semiten. Es gibt semitische Sprachen, und ca. 300Mio Menschen im vorderen Osten und Afrika sprechen eine solche.

      • @danny schneider:

        Von Semiten spricht doch keiner. Wir sprechen von Antisemiten, bzw. Nicht-Antisemiten. Das ist ein feststehender Begriff, Punkt. Z.B.:



        www.bpb.de/politik...im-linken-spektrum

        • @Henriette Bimmelbahn:

          Aber angeblich ist ein Antisemit doch ein Judenhasser. Es gibt aber keine "Semiten"

          • @danny schneider:

            Laut de.wikipedia.org/wiki/Semiten gibt es sehr wohl Semiten.



            Aber auch wenn es nicht so wäre: Es gibt auch keine menschlichen Rassen,sehr wohl aber Rassisten ,die eine solche Ansicht-Rassismus- vertreten.Von daher sind Antisemiten und Antisemitismus auch ohne Semiten möglich. Für Antisemiten sind bestimmte Menschen eben Semiten.Deren Glaube ist das Problem,nicht die Tatsachen.

    • @Rudolf Fissner:

      Verständnisfrage:Was meinen Sie mit "per Verweis auf Adenauer rausmogeln"? Ich stehe da auf dem Schlauch.

      • @Mustardmaster:

        Siehe Artikel. Herr Hillenbrand verweist zuvor Auf Adenauer und gleich nach den Nazis.

        Er scheint Mehrheitsgesellschaft als CDU zu definieren und spielt irgendwie das CDU=Nazis Hufeisenspielchen.

        Studien zum Antisemitismus mit dem altbekannten Antisemitismus der Rechten und dem israelbezogenem linken Antisemitismus gehen bei ihm wieder unter im altbekannten linkspopulistischen Narrativen.

        Kurz: er mogelt sich heraus aus der verantwortlichen Mehrheitsgesellschaft. Er fordet von dieser, will kein Teil derselbigensein.

        • @Rudolf Fissner:

          Danke für die Erläuterung.

  • Der große Georg Stefan Troller sieht es so:

    "Ich glaube, in der Weltgeschichte wechseln sich permanent zwei Phasen ab, eine Zeit des Glaubens, eine Zeit des Wissens.

    Nach 1945 hat sich langsam, aber sicher die Zeit des Intellekts durchgesetzt, der mühsamen Wahrheitssuche.

    Jetzt kommt wieder die Zeit des Glaubens auf uns zu. Einfach seinen Hass ausleben, Kinder, das ist das Schönste auf der Welt. Antisemitismus, toll, Jüdische Weltverschwörung, toll."

    de.wikipedia.org/w...org_Stefan_Troller

  • Wenn man für Rechtsstaatlichkeit ist, dann sollten auch die Regeln dafür akzeptiert und eingehalten werden. Sonst befinden wir uns auf BILD Niveau.



    Ich habe den Eindruck, dass die Gefühls- und Empörungslage keine Rücksicht mehr nimmt auf eine saubere Aufklärung. Das wäre aber die Voraussetzung dafür, Urteile zu fällen.

    • @Rolf B.:

      Welches Urteil wurde denn rechtsstaatlich gefällt?

      • @Alfonso Albertus:

        Bitte lesen Sie noch einmal meinen Beitrag. Da steht nichts davon, dass ein Urteil rechtsstaatlich gefällt wurde, sondern, dass man sich ein Urteil erst nach sorgfältiger Aufklärung bilden sollte.

        • @Rolf B.:

          Weil Sie es für wahrscheinlich halten, das sich der Musiker so etwas einfach ausdenkt?

          • @Alfonso Albertus:

            Ach? Und weil man grad eine Sache subjektiv für wahrscheinlich hält, wird sie zum Fakt?

            Ich vermute auch, dass sich der Vorfall wie beschrieben abgespielt hat, aber aufgrund einer einzelenen Aussage würd ich mich generell immer hüten, mir vorschnell ein Urteil zu bilden.

            • @Deep South:

              Wo habe ich geschrieben, daß es sich um einen Fakt handelt und wo kommt eigentlich dieser neue Irrglaube her, das journalistische Meinungen und private Überzeugungen die Aufgabe von Gerichten übernehmen müssten? Ich persönlich glaube das sich der Vorfall so abgespielt hat, weil ich dieses Land kenne, Ostdeutschland kenne und plausibel keinen Grund erkenne, warum sich ein Musiker der öfter in Hotels schläft, sodass aus den fingern saugen sollte.



              Wenn Sie vernünftig begründete Zweifel daran haben, dann her damit. Wir werden beide kein Gerichtsurteil fällen und deshalb brauche ich mich auch nicht "neutral" zurückzuhalten. Soweit kommt es noch!

              • @Alfonso Albertus:

                Das ist trotzdem rein subjektiv und ohne echte Grundlage. Weil du "das Land" und "den Osten" kennst, und weil du "keinen plausiblen Grund erkennst" weißt du also, was da passiert ist?

                Genau so pauschal und vorurteilsbeladen bilden sich übrigens auch Rechte ihre Meinung. Die glauben auch, sie kennen "die Ausländer" und "den Islam", etc.

                Wenn das die Grundlage sein soll, irgendwelche Vorfälle zu bewerten, dann sind wir -wie oben erwähnt- bei der BILD.

                Du kannst natürlich deine feste Meinung haben, musst auch nicht neutral sein. Das sagt keiner hier.

                Aber trotzdem gebietet es ein rechtsstaatliches Verständnis, das man sich zumindest öffentlich mit Vorverurteilung zurückhält, solange außer einzelnen Aussagen nichts bekannt ist.

                • @Deep South:

                  Um Gegenteil würde ich behaupten das ihr Ansatz ziemlich rechts auf mich wirkt. Würde hier stehen das eine Frau mit Kopftuch vom Hotelier aufgefordert wurde dieses abzuziehen, dann wären es die Rechten die den Vorgang anzweifeln und der Frau nicht glauben würden, oder eben Verständnis für das Handeln des Hoteliers hätten.

                  Es ist immer wieder interessant zu was für geistigen Verrenkungen Menschen fähig sind, um ihrer Sache zu dienen, anstatt einfach mal geradeaus zu denken.

                  Ich kenne den Osten. Was wissen Sie denn über meine persönlichen biographischen Eckdaten um das in Zweifel zu ziehen? Natürlich ist Antisemitismus aber kein reines Problem des Ostens, siehe ihre Kommentare.

                  Ich kann mich au h nochmal höflichst wiederholen. Was für berechtigte Zweifel haben Sie denn an der Vision des Musikers und was sollte die Motivation sein, diese Geschichte zu erfinden? Mut Rechtsstaatlichkeit schmückt dich derweil jeder Kasper. Wissen Sie noch wer der Kopf der Partei der rechtsstaatlichen Offensive war?

                  • @Alfonso Albertus:

                    Sorry, aber "ich kenne den Osten" ist einfach nur pauschalisierend und genaugenommen anmaßend. Du wirfst hier zig Millionen Menschen in einen Topf und unterstellst ihnen hier per se eine antisemitsiche Einstellung.

                    "Persönliche Eckdaten" haben damit nicht das Geringste zu tun. Und obwohl ich hier klar geschrieben habe, dass ich die Vorwürfe für durchaus glaubwürdig halte, unterstellst du mir "rechte Ansätze" und sogar Antisemitismus? Weil ich anmerke, dass es zum demokratischen Verständnis gehört, keine vorschnellen Urteile zu fällen?

                    Das ist schlicht vorurteilsbeladen und nichts Anderes.

                    • @Deep South:

                      Ich kenne ostdeutsche Zustände, nicht die Ossis. Wer ist hier das Opfer? Ein diskriminierter Künstler oder der diskriminierende Hotelier?

          • 9G
            97760 (Profil gelöscht)
            @Alfonso Albertus:

            Die Spekulationen hören auch nach rechtsstaatlich gefällten Urteilen nicht auf. Korruptionsprozess wegen Frankfurter Flughafen for paar Jahren sagte der Angeklagte später: " das Urteil sei so hoch, weil er Jude sei". Das Urteil sei so milde, weil er Jude sei, hätte auch niemanden aufgeregt.

            • @97760 (Profil gelöscht):

              Nach diesem Kommentar gehe ich davon aus, daß es Sie aufregen würde, wenn ein Urteil gegen einen Juden zu milde ausfallen würde

              • 9G
                97760 (Profil gelöscht)
                @Alfonso Albertus:

                ..Nein. Passt nicht. Beweis: wenn ( so wird es sein) die Mehrzahl der Feministinnen heterosexuell ist und sagt, die Männer behandeln uns schlecht, weil wir Frauen sind, würde es niemanden aufregen, wenn es heißt, die Männer behandeln uns gut, weil wir Frauen sind.

                • @97760 (Profil gelöscht):

                  Feminismus und Judentum? Was für ein schräger Vergleich soll das denn bitte sein?

          • @Alfonso Albertus:

            Unsinn. Ich kenne die Beteiligten nicht.

  • Der Begriff "Jude" ist sehr komplex . Das beinhaltet sowohl eine religiöse Zuordnung als auch eine politisch -nationalistische und eine ethnische.Meist alles zusammen. Der Staat Israel versteht sich als Vertreter aller Juden der Welt,egal in welchem Land sie leben und welche Staatsbürgerschaft sie zusätzlich/ursprünglich haben. Der Zentralrat der Juden in Deutschland grenzt sich da auch nicht ab,steht immer solidarisch an Israels Seite, ,fordert es auch immer wieder offiziell. Kritik an der israelischen Politik wird mit Antisemitismus gleichgesetzt. Was ebenfalls der offiziellen israelischen Ansicht entspricht. Das sind nach meiner Erkenntnis alles Tatsachen,die ich an dieser Stelle einfach feststelle und nicht als Kritik denke. Fall ich mich in einem Punkt geirrt haben sollte,bitte ich um begründete und sachliche Berichtigung.



    Somit ergibt sich doch schon das Judentum und Israel eng miteinander verwoben sind. So gilt die Flagge Israels auch nicht nur als politisches Symbol für den Staat Israel,sondern auch als Symbol für das Judentum.



    Deswegen finde ich den Vorwurf man würde damit die deutschen Juden bzw. jüdischen Deutschen von der deutschen Gesamtgesellschaft ausgrenzen als ungerecht und überzogen.

    • @Mustardmaster:

      Es gibt keine politisch-nationalistische Zuordnung als Jude. Denn dann wäre jede Nicht-jüdische Person ein Jude, die diese Meinung teilt. Das ist ganz offensichtlich falsch was Sie schreiben.

      • @Alfonso Albertus:

        www.juedische-allg...n-oder-abstammung/

        de.wikipedia.org/w...ckkehrgesetz#Zweck

        Zitat:



        "Beide Gesetze spiegeln die Doppelnatur des Judentums als Religionsgemeinschaft und Volk wider und privilegieren Juden, um entsprechend der zionistischen Vision ihre Immigration nach Eretz Israel als die historische Heimat des Judentums zu erleichtern. "

        • @Mustardmaster:

          Sie haben nicht verstanden was ich geschrieben habe. Es gibt natürlich unterschiedliche ideologische und weltanschauliche Ansätze im Judentum, genauso wie im Islam, im Christentum, im Buddhismus etc.

          Das macht den " Begriff Jude" aber nicht "komplex", um ihre Worte zu benutzen.

          Haben Sie Martin Luther, die Christlich demokratische Union, das Zölibat, Kindesmisshandlung in der katholischen Kirche, den Kkk und Anders Breivik oder auf der anderen Seite die Jesus Freaks und die Hippies verpasst? Der Begriff" "Christ" ist also ebenso "komplex". Das rechtfertigt Angriffe auf christliche Minderheiten und Einzelpersonen in asiatischen Ländern inwiefern?

          • @Alfonso Albertus:

            " Der Begriff" "Christ" ist also ebenso "komplex". Das rechtfertigt Angriffe auf christliche Minderheiten und Einzelpersonen in asiatischen Ländern inwiefern?"



            Wollen Sie mir unterstellen ,das ich mit "komplex" Angriffe auf Juden rechtfertige? Die Fragestellung impliziert das ja!Dann haben Sie aber so gar nichts verstanden!



            Solange Sie sich nicht dazu erklären,habe lehne ich eine weitere Diskussion ab!

    • @Mustardmaster:

      Es geht hier um GG Art 3. Und der gilt selbstverständlich auch für Juden. Zum Rest Ihres Beitrages gibts eigentlich nur zu sagen, dass er von Antisemitismus nur so überquillt

      • @Kaboom:

        "Zum Rest Ihres Beitrages gibts eigentlich nur zu sagen, dass er von Antisemitismus nur so überquillt"



        Okay.Sehe ich nicht so. Bitte geben Sie ein Beispiel an,mit Erklärung warum das Ihnen so erscheint und ich setze mich damit auseinander.

    • @Mustardmaster:

      Nein, konkrete und sachlich begründete Kritik an der israelischen Politik wird eben _nicht_ vom Zentralrat der Juden mit Antisemitismus gleichgesetzt! Warum behaupten Sie dies wahrheitswidrig bzw. haben Sie irgendwelche Belege/Beweise für diese Behauptung?

      • @Saile:

        Ich weiß nicht mehr genau ob ich an Stelle ausschließlich den Zentralrat gemeint habe oder auch die allgemeine Diskussion. Der Satz könnte auch noch ein "oft" oder "meistens" gebrauchen.



        Trotzdem stehe ich so oder so zur Aussage. In meiner Wahrnehmung /Erinnerung ist der Zentralrat der Juden jedenfalls so gut wie immer an der offiziellen israelischen Seite zu finden. Ein Beleg das es zumindest nicht einzig meine Sicht ist : www.nd-aktuell.de/...rat-der-juden.html . Zitat:"Unterstützt werde sie in Deutschland vom Zentralrat der Juden, »der der offiziellen Stimme Israels hörig ist und sich mit einer selbstständigen Haltung schwertut«."



        Was sich nach meinem Leseverständnis nicht nur auf den speziellen Fall bezieht ,sondern auf die allgemeine Haltung.

        • @Mustardmaster:

          Nun gut, mal anders gefragt: Warum sollte der Zentralrat der Juden israelkritisch auftreten? Etwa um sich bei einem diffus antizionistisch bis antisemitisch eingestellten Bevölkerungsanteil anzubiedern? Damit diese Leute sich dann auf jene jüdischen „Kronzeugen“ berufen können, wie das so einigen israelkritischen jüdischen Intellektuellen auch oft genug passiert?

          Nein, es doch 76 Jahre nach der Shoa viel verständlicher sich mit dem Staat zu solidarisieren in den mensch als Jude*Jüdin jederzeit fliehen und umgehend dessen Staatsangehörigkeit erhalten könnte, genau dieser sichere Zufluchtsort hat vor rund achtzig Jahren leider gefehlt! Und Juden werden immer noch diskriminiert und/oder verfolgt, je nach Land/Kontinent halt unterschiedlich stark…

          Und ja: Israel ist wehrhaft! Hat eine sehr gute Armee und für den äußersten Notfall sogar thermonukleare Waffen…das ist halt vielen Antisemiten ein besonders schmerzender Dorn im Auge: Es ist nicht mehr möglich Juden einfach so umzubringen, die sind neuerdings in der Lage sich tatsächlich wirksam zu verteidigen!

          Vor diesem Hintergrund kann ich Solidarität mit Israel von jedweder jüdischen Organisation nur allzu gut verstehen…dabei wird im innerjüdischen Dialog bestimmt viel Kritik ausgetauscht, nur: Der nichtjüdischen Mehrheitsgesellschaft gegenüber ist es doch dann viel wichtiger geschlossen solidarisch als ein Block im Sinne von „Zwischen uns passt kein Blatt Papier“ aufzutreten, meinen Sie nicht auch?

          • @Saile:

            "Nun gut, mal anders gefragt: Warum sollte der Zentralrat der Juden israelkritisch auftreten? "



            Weiß ich doch nicht warum er das sollte! Hat das wer verlangt? Ich jedenfalls nicht!



            Ich habe lediglich festgestellt das er es nicht tut. Das haben Sie als "wahrheitswidrig" bezeichnet bzw. Belege verlangt. Die habe ich soweit erbracht.Ohne darauf weiter einzugehen, kommen Sie mit einer ganz anderen Frage und erörtern ein neues Thema.



            Ich bin ein wenig altmodisch und möchte erst mal eine Diskussion abschließen ,bevor ich eine neue anfange. Sonst verliere ich den Überblick! Es ist auch nicht unbedingt Vertrauen erweckend,wenn der Gesprächspartner versucht die Diskussion zu verschieben!



            Behalten Sie auch bitte in Erinnerung worum es eigentlich geht: Ob man mit einer Israelflagge als Symbol der Solidarität deutsche Juden ausgrenzt.



            Der Inhalt Ihres letzten Beitrages spricht indirekt eher gegen diese Behauptung .

  • 7G
    75787 (Profil gelöscht)

    Die Ausgrenzung gegenüber jüdische Mitbürger betifft übrigens auch die deutsche Erinnerungskultur:

    „Das Judentum wird in Deutschland nicht betrachtet als etwas, was ein Teil deutscher Kultur ist, sondern es ist etwas Äußerliches, und das zieht sich auch durch die Erinnerungspolitik. Die jüdischen Opfer werden als Fremde und nicht als deutsche Opfer auch wahrgenommen. Das ist absurd.“

    www.deutschlandfun...:article_id=485771

    • @75787 (Profil gelöscht):

      Aber wie soll etwas benannt werden, wenn es nicht vom Ganzen unterschieden werden soll?



      Das hier ist eine Überlegung über die rein sprachlichen Hintergründe: Wenn eine Gruppe X (sprachlich) nicht von der Gruppe Y unterschieden werden kann oder nicht als Gruppe X benannt werden soll, kann es auch kein Gespräch über Ressentiments gegenüber X geben, weil X nicht benannt werden kann/soll.



      Wenn man es aber doch tut, ist es schwierig über X als Gruppe zu reden, und zu vermeiden das X als etwas Fremdes nicht zu Y gehörendes beschrieben wird.



      Ich denke die Wertung was Y ist oder sein will ist allein Y zu überlassen.

      • @nutzer:

        Die Antwort auf die Frage, geht aus dem Text hervor. Juden können genauso deutsch sein wie Christen und Atheisten. Christen und Atheisten können genauso "fremd" sein wie Juden.

        • @Alfonso Albertus:

          schon klar. Es gibt daneben aber auch die Eigensicht als Ethnie.



          Aber diese Klassifikation geht uns nichts an.



          Meine Überlegung geht dahin, um in Ihrem religiösem Beispiel zu bleiben, wie drückt man Solidarität mit einer nicht verschiedenen Gruppe aus? Um es unverfänglich zu beschreiben, wie drücke ich Solidarität mit deutschen Christen aus, wenn ich gleichzeitig durch die Benennung als Christen, zu denen ich dann automatisch nicht gehöre diese von der Gesamtheit durch die Reduktion auf die Religion aber unterscheide?



          Bei deutschen Christen dürfte niemand darüber nachdenken, aber bei anderen Gruppen sehr wohl. Man kann einfach nicht Solidarität mit einer Gruppe üben, wenn man diese nicht benennen und damit gleichzeitig als verschieden kennzeichnet, rein sprachlich ist das nicht anders möglich, da Substantivierung per Definition eine Unterscheidung von anderem ist.

          • @nutzer:

            Verstehe ehrlich gesagt nicht, warum sie so kompliziert konstruieren. Gil Ofarim wurde - ich glaube ihm das - wegen eines Davidsterns ausgeschlossen. Wenn Menschen Solidarität mit ihm ausdrücken wollen brauchen sie nur eine Demo zu veranstalten, bei der sie Davidsterne umhängen, hochhalten, sich anheften....Wenn der Hotelmitarbeiter ihn nicht ausgegrenzt hat, ist durch das zeigen des alten jüdischen Symbols auch nichts Schlimmes passiert. Das ist ja auch glücklicherweise in Leipzig passiert. Ich finde auch die Aktion der Hotelmitarbeiter, wenn auch leicht unverständlich, so doch von der Intention her gut.

  • und wieder reden Deutsche darüber was Juden sind und was nicht.



    Die gesamte Thematik ist so vermint, da hält man sich am besten heraus, bestes Beispiel die angeblich "missglückte" Solidaritätsbekundung der Hotelangestellten. Auch wenn ich es gedanklich nachvollziehen kann, dass die Israelfahne in diesem Zusammenhang wieder einen Ausschluß ausdrücken kann, gehe ich doch davon aus, dass dies bestimmt nicht so gemeint war. Aber die Intention zählt anscheinend nicht.



    In meinen Augen ist das eine Diskussion unter Deutschen um Deutungshoheit, aber die steht uns nicht zu.



    Aber zumindestens das, auch missglückte Solidaritätsbekundungen müssen möglich sein. Sachliche Kritik daran ebenso, aber der Schuß geht nach hinten los, wenn die Unterstützer auch abgelehnt und als Gegner betrachtet werden.

    • @nutzer:

      Sie meinen also Deutsche dürften nicht bei der versuchten Ausgrenzung von Deutschen mitdiskutieren? Oder sind für Sie - was Ihr Beitrag nahelegt - Juden keine Deutschen? Ist ja unglaublich, was man hier lesen muss!

    • @nutzer:

      Die Solidaritätsbekundung des Hotelpersonals mit Halbmond und Davidstern zeugt wohl eher von einer linkischen bzw. missglückten Anteilnahme, da stimme ich zu.



      Ich vermute. die Intention war gut gemeint, man wollte sich irgendwie zu diesem antisemitischen Vorfall verhalten … das ist aber genau das Problem, wenn man es in Sachen Antisemitismus „gut“ meint oder sich „irgendwie“ dazu verhalten will.



      Die Gegenüberstellung der religiösen Symbolik - Halbmond, Davidstern -, um damit religiöse Verbundenheit zwischen Muslimen und Juden zu demonstrieren, finde ich an sich nicht kritikwürdig … es kann jedoch bezweifelt werden, dass dies so gemeint war, im schlimmsten Fall handelt es sich um schiere Gedankenlosigkeit seitens der Hotelangestellten.



      Traurig ist es allerdings, wenn heutzutage Judenhass primär mit dem Islam assoziiert wird … mir erscheint es als Ablenkungsmanöver, um der Debatte über die gesellschaftliche Verortung in dieser unserer Gesellschaft auszuweichen (als modernen völkisch, meinetwegen auch christlich motivierten Antisemitismus), ein Antisemitismus, der als „Extremismus der Mitte“ eher im Kontext der deutschen Mehrheitsgesellschaft zu sehen als muslimischen türkischen oder arabischen Zuwanderergruppen zuzuordnen ist.



      Von daher ist es auch durchaus legitim, Davidstern und Halbmond zusammen zu sehen, um jeglicher Form von menschenbezogenem Hass und Abwertung entgegenzutreten … und um die Verbundenheit der abrahamitischen Religionen bzw. die Solidarität zwischen Christen, Juden und Muslimen zu bezeugen, sollte irgendeine dieser Gruppen oder der zu ihr gehörigen Individuen, die allesamt Teil dieser deutschen Gesellschaft sind, ausgegrenzt oder diffamiert werden.

  • "fiel doch den Hotelbetreibern nichts Besseres ein, als eine Flagge Israels als Zeichen der Solidarität mit dem Abgewiesenen aufzuhängen." Und mit welcher Flagge laufen die Demonstranten gegen Antisemitismus auf, wie auf dem Foto im Hintergrund zu besichtigen?

    • @ingrid werner:

      Die Demonstranten laufen deshalb mit Israel Fahnen auf, weil sie sich mit dem Land als sicheren Hafen für Juden aller Welt solidarisch erklären.

      Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, nur in der Öffentlichkeit nicht gern gesehen.

      Außer eben bei Demonstrationen, wo gegebenenfalls die Polizei die Leute schützen kann.

      Was passieren kann, wenn keine Polizei da ist und auch nur ein Fähnchen geschwenkt wird, das kann man hier sehen:

      www.youtube.com/watch?v=JYv_MFvlMLY

      Ab Minute 2.

      Das Management des Hotels wird sich mit solchen Feinheiten nicht beschäftigt haben.

      Die werden sich gesagt haben: OK, das ist ein Jude, also muss eine Israel Fahne her und sicherheitshalber drucken wir noch den Halbmond drauf, dann ist es ausgewogen.

      • @Jim Hawkins:

        Ach Gott, als ob es hier ums Fähnchenschwingen oder das Zeigen religiöser bzw. staatlicher Symbole ginge … Herr Ofarin ist nach eigenem Bekunden weder besonders religiös (er bezeichnet sich als säkularen Juden) noch israelischer Staatsbürger.



        Mir gibt es nur zu denken, weshalb “Halbmond-Trägern” - ob Muslimen oder nicht - in diesem Zusammenhang generell abgesprochen werden soll, ein klares Statement gegen Antisemitismus auszusenden.



        Natürlich empfinde ich es auch als Schande, wenn Juden in Deutschland antisemitischer Hetze und Angriffen ausgesetzt sind … es ist Aufgabe des deutschen Staates und der Gesellschaft, diese jüdischen Mitbürger zu schützen wie auch alle anderen, die rassistisch oder religiös diskriminiert werden. Aber diese Verantwortung quasi an den Staat Israel als “einzig sicheren Hafen” für jüdische Menschen abzutreten, ist doch wohl ein echtes Armutszeugnis.

        • @Abdurchdiemitte:

          Also, den Antisemiten ist es vollkommen gleichgültig, ob ein Jude religiös ist oder nicht.

          Ob er Anzug trägt, oder sich an Kleidungsvorschriften hält. Ob er schwarz, weiß oder Asiate ist.

          Ob er reich, arm, links, rechts, liberal oder Faschist ist.

          Das alles spielt keine Geige. Das ist auch der Unterschied zu rassistischen Ressentiments.

          Es geht dem Antisemiten um das "Wesen" des Juden. Nicht unbedingt, was er tut, was er sagt, sondern was er ist.

          Die Nazis definierten ihn als "Gegenrasse", Verschwörungsspinner sehen in ihm den weltweit agierenden, wurzellosen Strippenzieher. Wallstreet, Soros, Ostküste, Rothschild.

          Er verkörpert die abstrakte, schwer undurchschaubare Sphäre des Kapitalismus.

          Die Nazis sprachen vom "raffenden", dem Finanzkapital, als dessen Träger die Juden behauptet wurden und dem "schaffenden" Kapital, das durch den wackeren Arbeitsmann, den Handwerker und den guten Patron verkörpert. Alles Sachen zum Anfassen.

          Moishe Postone hat das in seinem Aufsatz "Nationalsozialismus und Antisemitismus" herausgearbeitet.

          Den habe ich schon einige male fruchtlos gepostet, also kommt es jetzt auch nicht mehr darauf an:

          Obacht, ist eine Bleiwüste:

          thecharnelhouse.or...r-Versuch-1991.pdf

          Mit Religion hat das alles rein gar nichts zu tun.

          Ich spreche Muslimen nicht ab, sich gegen Antisemitismus auszusprechen.



          Nur scheint mir das nicht sehr häufig zu geschehen.

          Aber das tun die anderen ja auch nicht. In Deutschland sammelt man lieber Unterschriften für die Forderung, BDS weiterhin öffentliche Räume zu Verfügung zu stellen und Antisemiten nicht Antisemiten zu nennen.

          Also, alle in guter Gesellschaft.

          • @Jim Hawkins:

            August Bebel hat mal - und das war lange vor den Nazis - den Antisemitismus als den “Sozialismus der dummen Kerle” bezeichnet … das passt immer noch ins heutige Bild, wenn ich mir anschaue, was im Umfeld des BDS an antiimperialistischen und antizionistischen Positionen vertreten wird. Manche dieser Leute reklamieren im Brustton der Überzeugung, nein, sie seien keine Antisemiten und, im Gegenteil, sogar wackere Antifaschisten … diese haben den Schuss offenbar nicht gehört. Die Rechten und die mit ihr assoziierten Medien können sich dieses Treiben genussvoll anschauen und dann sagen: klar, Linke und Antisemitismus, passt doch zusammen wie der Arsch auf den Eimer … wir aber sind unbefleckt, weil ja die wahren Israelfreunde.



            Das sind eben die Geschichten in diesem Kontext, die mich kolossal nerven … aber vermutlich sind wir da nicht so weit voneinander entfernt.



            Ihren Link werde ich noch lesen, versprochen.

            • @Abdurchdiemitte:

              Sie haben recht, wir liegen nicht so weit auseinander.

              Ich habe eine Seite gefunden, auf der der Text etwas lesbarer ist:

              interventionen.conne-island.de/05.html

              • @Jim Hawkins:

                Danke und schönes Wochenende noch.

  • Atheist oder Protestant sind keine Volkszugehörigkeit. Und die Volkszugehörigkeit wird bis dato als Rechtsgut gesetzlich verbrieft. Siehe Bundesvertriebenengesetz.

  • Ich verstehe nicht dass dieser Vorfall von den Medien schon so dargestellt wird, als seien die Tatsachen festgestellt.



    Gestern im Deutschlandfunk wurde gesagt es steht Aussage gegen Aussage, Es stehen zwei Anzeigen im Raum eine Anzeige wegen Volksverhetzung und eine andereAnzeige wegen Verleumdung.



    Soweit ich mitbekommen habe, gibt es keinerlei Zeugen keine Videoaufnahmen oder sonstige Beweise welche im Moment die Sache aufklären könnten.



    In solchen Fällen habe ich persönlich mir zur Angewohnheit gemacht, der Sache erst einmal neutral gegenüber zu stehen und nicht gleich Partei für eine der beiden Seiten zu ergreifen.

    • @Paul Rabe:

      Ich stimme Ihnen 100% zu. Der Artikel suggeriert Fakten, dabei steht Aussage gegen Aussage. Das hätte wenigstens klar gesagt werden müssen. Sollte sich die Anschuldigung als falsch herausstellen: was schreibt Klaus Hillenbrand dann?

    • @Paul Rabe:

      Weil eine Anzeige wegen Verleumdung als Reaktion darauf Standard ist und ich keinen Grund sehe, warum ein jüdischer Musiker so etwas erfinde sollte. Können Sie mir einen nennen? Warum machen mittlerweile eigentlich so viele Menschen einen auf Juristen?

      • @Alfonso Albertus:

        Wir waren beide nicht dabei oder?



        Ich könnte jetzt ziemlich viele Motive erfinden die sehr wohl einen Menschen dazu bringen einen anderen Menschen zu schaden, ich denke ihre Fantasiereicht dazu auch aus, oder?



        Welcher von den beiden Menschen jetzt dem anderen Schaden möchte wissen wir nicht.



        Eine Spekulation über mögliche Motive verbietet sich also.



        Man könnte natürlich eine gewisse Bewertung vornehmen, wenn zum Beispiel der Mitarbeiter schon früher durch Anti jüdische oder rechtsextreme Ansichten aufgefallen ist, bisher habe ich darüber aber nirgends etwas gelesen oder gehört.



        Hier gilt also eine symmetrische Unschuldsvermutung in beide Richtungen

  • @ Klaus Hillenbrand: Juden in Deutschland sind schon oft Deutsche mit Migrationshintergrund. Im letzten Zensus wurden als "Deutsche mit Migrationshintergrund" Deutsche bezeichnet, bei denen mindesten ein Elternteil nach 1945 in das Gebiet der heutigen BRD eingewandert ist. Bei ganz vielen Deutschen jüdischen Glaubens ist das der Fall da Elternteile vor allem aus der Sowjetunion eingewandert sind oder auch aus Israel, wie es bei Gil Ofarim der Fall ist. Daher ist die Aussage sachlich nicht ganz korrekt. Ansonsten ein gutes Kommentar.

    • @hmm?:

      Wollen Sie gerade wieder deutsches Recht brechen? Gil ist in Deutschland geboren, nach deutschem Recht also Deutscher. Ist doch egal woher die Eltern kommen!



      Können Sie uns bitte Ihren Arierausweis zeigen, der mal mindestens bis ins Mitte des 19.Jahrhunderts zeigt das sie keinen Migrationshintergrund besitzen? Nein ? Wieso nicht?

      • @Daniel Drogan:

        Natürlich ist Gil Deutscher. Aber im Zensus wird er als Deutscher mit Migrationshintergrund erfasst, wie ich übrigens auch ;) Sind beide Elternteile Ausländer, ist man von Geburt an deutscher Staatsbürger wenn man ab 2000 in Deutschland geboren wurde, davor geborene waren es nicht.

      • @Daniel Drogan:

        Ereifern Sie sich bitten nicht so! HMM? hat recht: Die meisten Juden in Dtl. haben, kontraer zu Hillenbrands Behauptung, Migrationshintergrund, sind also Migranten erster oder zweiter Generation. Das muss sie nicht weniger "deutsch" (was ist das eigentlich?) machen als Menschen, deren Vorfahren schon seit Jahrhunderten in Dtl. leben. Und Ihre Frage nach einem "Arierausweis, der mal mindestens bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zeigt, dass sie keinen Migrationshintergrund besitzen" geht insofern fehl, dass Migrationshintergrund erst ab 1949 und eben nur fuer zwei aufeinanderfolgende Generationen (vorausgesetzt, kein weiterer Eingewanderter kommt dazu) definiert ist. Das schreibt HMM? uebrigens auch.



        Im Uebrigen finde ich es eine Schande, wie Gil Ofarim im Leipziger Westin Hotel behandelt wurde, egal ob er Deutscher ist oder nicht!

      • @Daniel Drogan:

        "Wollen Sie gerade wieder deutsches Recht brechen? Gil ist in Deutschland geboren, nach deutschem Recht also Deutscher. Ist doch egal woher die Eltern kommen!"



        Das sieht das deutsche Recht meines Wissens anders. Grob gesagt ist das nur der Fall, wenn mindestens ein Elternteil mindestens acht Jahre Aufenthaltsrecht in Deutschland hatte.



        Reine Geburt in Deutschland reicht nicht. Dazu kann man jetzt stehen wie man will, aber isso, sorry.

    • @hmm?:

      Die Tatsache, dass die meisten zuvor aber geflohen sind und sie dann nach 45 wieder zurück gekehrt sind, sollte dabei auch bedacht werden ;)

      Zumal, ab wann gilt man denn ihrer Meinung nach nicht mehr als Mensch mit Migrationshintergrund? Wenn wir in der Geschichte weit genug zurück gehen, haben mehr als 95% der Menschen in diesem Land Migrationshintergrund.

      • @Impe:

        Auf Israel trifft das sicher oft zu auf die Sowjetunion eher nicht. Die Menschen jüdischen Glaubens kamen oft als Kontingentflüchtlinge nach Deutschland da man wieder mehr jüdisches Leben in Deutschland haben wollte. Dazu habe ich, ich glaube hier in der taz einen interessanten Artikel gelesen der in etwa lautete: "es wurden Juden geholt aber es kamen Russen an." Was der Tatsache geschuldet war das die Menschen zwar jüdischer Herkunft waren aber kaum noch ihr Judentum lebten. Das mit dem Migrationshintergrund ist ja nicht meine Meinung, ich erwähne ja nur wie die BRD Menschen statistisch erfasst. Ich persönlich begrüße Vielfalt und empfinde sie als Bereicherung!

      • @Impe:

        Menschen sind sich genetisch so ähnlich, das es nicht einmal unter den phänotypischen Extremen definierte genetische Gruppen gäbe (und selbst wenn dem so wäre, wäre es gesellschaftlich irrelevant), wenn man das anerkennt ist jede Diskussion über Ethnizität oder auch Gruppenzugehörigkeit eine Diskussion über Selbstwahrnehmung und diese Selbstwahrnehmung kann jede Gruppe und jede Person nur für sich selbst definieren oder auch ablehnen.



        Als Deutsche sollten wir uns besonders zurückhalten über andere Gruppenzugehörigkeiten oder Nichtzugehörigkeiten zu entscheiden.



        Was Herrn Ofarim geschehen ist, ist Antisemitismus und ist absolut zu verurteilen.



        Wieso diskutieren wir jetzt über Ethnizität?

  • Ich schätze Ihr Engagement gegen Antisemitismus sehr.

    Schade, dass Sie sich an den Vorverurteilungen gegen einen Hotelmitarbeiter beteiligen und damit Stimmung machen. Warten Sie doch die polizeilichen Untersuchungen zu dem Fall ab. Dann können Sie entsprechend reagieren. Das ist der richtige Weg.

    "Juden sind Deutsche... Einfach nur deutsche Staatsbürger." Vollkommen richtig! Aber warum werden Juden häufig als "Fremde" gesehen. Ich glaube, das die nicht-jüdischen Bürger zu wenig vom Judentum, den jüdischen Menschen, ihrem Denken und ihrem Handeln verstehen. Bringt die jüdischen mit den nicht-jüdischen Menschen zusammen - dann entstehen Gemeinsamkeiten und Vertrauen. Dann verschwindet automatisch der "Fremde".

    Diese Aufgabe uns einander näher zu bringen, betrifft die ganze Gesellschaft, jeden Einzelnen von uns. Ob Mehrheits-, oder Minderheitsgesellschaft, ob nicht-jüdische, oder jüdische Bürger - das spielt keine Rolle. Das Programm des Zentralrates der Juden "Meet a jew" ist z.B. ein pragmatischer Ansatz, um genau das zu erreichen. Sehr lobenswert!

    Soweit ich mich zurückerinnern kann, dominieren in den Nachrichten zwei Punkte extrem den Themenbereich Judentum: "Antisemetismus" und "Israel-Politik". Häufig auch reißerisch und unausgewogen. Ich befürchte, dass solange dies so bleiben wird, ist kaum mehr Platz für andere menschliche Themen zwischen Juden und Nicht-Juden.

    • @Black & White:

      "Ich glaube, das die nicht-jüdischen Bürger zu wenig vom Judentum, den jüdischen Menschen, ihrem Denken und ihrem Handeln verstehen."

      Das liegt vielleicht daran, dass es sie nicht interessiert.

      Ich kenne persönlich keine Juden oder Jüdinnen. Das mag auch daran liegen, dass die nicht dazu neigen, sich so vorzustellen:

      Guten Tag, ich heiße Meier, ich bin Jude.

      • @Jim Hawkins:

        Hm, vielleicht haben Sie Recht: den Einen interessiert es nicht, der Andere will nicht darüber sprechen. Das mag für den Einzelnen zutreffen.

        Wenn ich aber etwas in unserer Gesellschaft ändern will, dann muss ich eben andere Wege finden, um auf eine bessere Verständnisebene zu kommen. Da sind auch der Staat, die Medien und die jüdische Gemeinschaft gefragt. Hier passiert eindeutig zu wenig.

      • @Jim Hawkins:

        Genau so ist es.

        Ich habe schon einige Leute kennengelernt, von denen ich wusste, dass sie Juden sind. Das haben sie mir aber nie selbst gesagt. Wozu auch? Die wollen wahrscheinlich einfach in Ruhe gelassen werden und sich nicht von deutschen Nichtjuden irgendein Germansplaining anhören oder gar darüber referieren müssen, wie das denn so geht mit dem Judentum. Wir sind hier ja nicht im Zoo :-).

  • Nichts, aber auch gar nicht rechtfertigt antisemitisches Verhalten. Es ist widerlich und gehört immer hart bestraft.



    Doch in diesem genannten Falle des Sängers Gil Ofarim sollten wir erst mal warten, bis die Anschuldigungen Beweisfest sind, denn der betroffene Mann an der Rezeption bestreitet die Vorwürfe und hat Anzeige wegen Verleumdung gestellt. Und nicht schadet der Sache mehr, als wenn es sich am Ende als anders herausstellen sollte, als Sänger Gil Ofarim es schildert.



    In dubio pro reo