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AfD-Verbot kann kommenDa braucht es weder Gutachten noch Verfassungs­schutz

Kommentar von Thomas Jung

Gastautor Thomas Jung von „AfD Verbot Jetzt“ sieht keine Hindernisse im Angehen eines AfD-Verbotsverfahrens.

Keine zwei, nicht mal drei Meinungen: Fahne mit „FCK AFD“-Aufschrift Foto: Fabian Sommer/dpa

A uch im neuen Bundestag setzen Abgeordnete sich für ein Verbot der AfD ein. Die Debatte hat neue Fahrt aufgenommen. Das ist dringend nötig. Doch darin taucht immer wieder ein großer Irrtum auf: Es wird angenommen, für einen Verbotsantrag sei eine Hochstufung der AfD durch das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) zur „erwiesen rechtsextremistischen Bestrebung“ zwingende Voraussetzung. Das suggerieren Beiträge selbst in denjenigen Medien wie der taz, der Frankfurter Rundschau oder Correctiv, deren Au­to­r*in­nen sich für ein Verbot aussprechen. Da heißt es etwa, „die Hochstufung gilt als zentrale Voraussetzung für ein neues Verbotsverfahren“.

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Doch das ist juristisch falsch. Die Kategorien sind nichts anderes als Verwaltungspraxis. „Gutachten“ hört sich bedeutsam an, aber in der Rechtsprechung ist davon nie die Rede. Es gibt auch keine gesetzliche Vorschrift, die eine Einstufung als „Verdachtsfall“, „gesichert extremistisch“ oder ein Gutachten des Verfassungsschutzes ­fordert. Bundesregierung, Bundestag oder Bundesrat können nach Paragraf 43 BVerfGG jederzeit einen Antrag auf ein Verbot stellen. Auch das Bundesverfassungsgericht benötigt keine Erkenntnisse des Verfassungsschutzes. Das war bereits beim Verfahren zum Ausschluss der NPD von der Parteienfinanzierung zu sehen, in dem sich das Gericht allein auf öffentlich verfügbare Belege wie Wortbeiträge führender Politiker stützte.

Thomas Jung

ist Jurist aus Kiel, war als Strafverteidiger und Notar tätig, Gründungsmitglied des Republikanischen Anwältinnen- und Anwältevereins (RAV) und engagiert sich bei der Initiative afd-verbot.jetzt.

Paragraf 3, Absatz 1 Bundesverfassungsschutzgesetz regelt die Aufgaben der Behörde sehr genau: Sie soll Informationen zu Bestrebungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung sammeln und auswerten. Daneben soll der Verfassungsschutz die Öffentlichkeit über bestimmte Erkenntnisse informieren. Das steht tatsächlich noch aus. Um das Verbotsverfahren einzuleiten, braucht es aber keine Erkenntnisse des Verfassungsschutzes. Das fehlende Gutachten ist juristisch nicht nötig. Bundestag, Bundesrat oder Bundesregierung könnten jederzeit mit öffentlich zugänglichen Informationen ein Verbotsverfahren einleiten.

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65 Kommentare

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  • Ich sehe da schon noch Hindernisse. Zum Beispiel, dass es politisch offenbar nicht gewollt ist. Außerdem kommt es ohnehin Jahre zu spät. Und ohne, dass man versucht, auch an den Ursachen etwas zu ändern, hat es sowieso langfristig keinen Sinn.



    Ich schätze, die nächste Regierung wird es in vier Jahren auch nicht durchsetzen wollen - denn die wird eine AfD Regierung mit CDSU Koalition sein.

  • Die AfD wird leider nicht verboten. Nicht heute, nicht morgen und nicht in vier Jahren.

  • Wenn das alles so einfach wäre! Das Verfahren würde wohl 5-10 Jahre dauern. Sollte die AfD das Verfahren vor dem Verfassungsgericht verlieren, könnte sie den Europäischen Gerichtshof anrufen, und nach der bisherigen Urteilspraxis ist kaum mit einer Verurteilung zu rechnen. Bis dahin dürfte allerdings die AfD schon in der Regierungsverantwortung sein. Juristische Tricks ersetzen eben keine Politik.

    • @Hans Hermann Kindervater:

      Es kann sehr einfach werden: Sozialistische Reichspartei (SRP) die wurde schnell verboten. Die AfD hat in den letzten Jahren derart offen und offensiv verfassungsfeindliche Thesen in die Welt gesetzt, dass es tatsächlich immer leichter werden wird, sie zu verbieten. Sie liefern beharrlich neues Material. Und das spiegelt sich sogar bundesweit in den Anträgen und Anfragen der Partei in den Landesparlamenten wiedern. Eigentlich arbeitet die Partei nur sehr sehr selten wie andere Parteien im rechtlichen Rahmen des GG, es geht bei der AfD fast immer um rassistische, ausländerfeindliche Hypothesen, kurz: die Partei meint, sie kann mit ihren Anfragen beweisen, dass fremde Rassen und Ausländer Deutschland KO hauen.

  • Was soll man denn nach dem Verbot mit all den rechtsradikalen Wählern machen? In den aktuellen Umfragen wäre das ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland. Der ideale Staat Platons ist nicht in Reichweite und er wäre undemokratisch. Nur die dialektische Auseinandersetzung mit dem mutmaßlich unverschämten Gedankengut kann helfen.

    • @ValueFreak:

      Ein AfD-Verbot könnte einem höchstens eine Atempause verschaffen, bis sich ein neues Sammelbecken oder eine neue Partei gebildet hat, mit der man dann dieselben Probleme bekommt.



      Gut, man könnte die Zeit nutzen, um offensiv gegen rechtsextremes und rassistisches Gedankengut vorzugehen, aber wie gross ist die Chance wohl? In den letzten 10 Jahren haben die anderen Parteien eine Forderung der AfD nach der anderen übernommen - vermutlich in frommen Wunschdenken, ihr damit die Wähler wegzunehmen. In Wirklichkeit haben sie es zugelassen, den gesellschaftlichen Diskurs weit nach rechtsaussen zu verschieben, so dass nur noch ein Thema zählt: Ausländer raus und keine neuen rein. Alles andere zählt gar nicht mehr.



      Ich halte es für wenig wahrscheinlich, dass sich mit einem Verbot der AfD irgendetwas ändern würde, man beispielsweise mal wieder über die Klimakatastrophe spricht.



      Es wird Zeit, weniger über die AfD zu diskutieren als vielmehr über die Parteien, die die Demokratie und damit uns seit Jahren im Stich lassen.

    • @ValueFreak:

      Die rechtsradikalen Wählern können gerne nach Russland gehen! Was mir nicht egal ist, ist allerdings, was mit den anständigen, demokratischen Menschen passiert, wenn die Neonazis nicht so schnell wie möglich verboten werden...BEVOR ES ZU SPÄT IST!!!!!

      Ihnen wünsche ich viel Spaß dabei, mit "dialektischer Auseinandersetzung" gegen die widerwärtige Hetze in den asozialen Medien zu bestehen, ich wünsche dabei viel Spaß, wird aber (hier passt das Wort) mutmaßlich nicht gegen das Menschen verachtende ekelerregende "Gedankengut" ausreichen, denn die Dummheit der Menschen ist stärker.

      Wenn die AfD verboten ist, können 20 % der Wahlberechtigten sich überlegen wen sie wählen wollen, zur Not sind es dann eben Nichtwähler. Wird aber die AfD nicht verboten, werden bald 100% der Wahlberechtigten nicht mehr wählen dürfen!

      Was ist daran so schwer zu begreifen?

      Was passiert, wenn die nicht gestoppt werden, sehen wir gerade live in den USA, wo nur drei Monate nach der Machtergreifung die ersten Menschen in ein KZ deportiert werden und sogar schon die erste Richterin verhaftet wurde, weil sie dem Führer nicht unterwürfig genug war.

      Wo ist die wehrhafte Demokratie? Ich kann sie nirgens sehen.

  • "Auch das Bundesverfassungsgericht benötigt keine Erkenntnisse des Verfassungsschutzes."

    Genau da könnte sich der Autor täuschen. Natürlich ist formal keine "Voruntersuchung" des Verfassungsschutzes für einen Verbotsantrag nötig. Aber nur weil ein Antrag juristisch "zulässig" ist, heißt das nicht, dass das Verfassungsgericht ihn dann auch als "begründet" erachtet. Für ein Verbot wäre BEIDES notwendig, und die Begründetheit ist die eigentliche, in der Vergangenheit vom BVerfG sehr hoch gelegte Latte.

    Dafür braucht es hieb- und stichfeste Argumente für die Verfassungfeindlichkeit der Partei, von denen die AfD sich große Mühe gibt, sie in der Öffentlichkeit so gerade NICHT in ausreichender Form und Härte zu liefern. Also ja, Antrag ginge, aber um auch DURCHzugehen, sind möglicherweise mehr gesicherte Erkenntnisse über die bösen Absichten der AfD nötig, als man OHNE entsprechende Ermittlungsergebnisse des Verfassungsschutzes zusammentragen kann.

    • @Normalo:

      Was ich ned verstehe, daß des ned ma an Jura-Fakultäten interdisziplinär durchexerciert wurde. Also so, daß ein Normalsterblicher wie ich da zumindest überlegen könnte, auf was ich wetten würde. Das BVerfG ist nu ned des Orakel von Delphi.

  • In einem Wahlkreis in dem in 2024 3mal +50% AfD gewählt wurde, stellt sich die Frage wie so ein Verbot den konkret abläuft? Ihr sendet dann das Militär um für Ruhe zu sorgen? AfD-Funktionäre und Wähler dominieren hier ja die Justiz und Polizei sowie die unteren Ebenen der kommunalen Verwaltung. Dann werden sofort auch alle Richter ausgetauscht und die Polizei unter externe Verwaltung gestellt? Mir ist nicht ganz klar wie das konkret ablaufen soll, ohne das es hier zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen kommt.

    • @Šarru-kīnu:

      Also möchten Sie lieber abwarten, bis die AfD ihre Schlägerabteilung schickt?

      Justiz und Polizei müssen sofort entnazifiziert werden. Wenn das nicht ohne bürgerkriegsähnliche Zustände ablaufen sollte wissen wir, dass damit viel zu lange gewartet wurde!

      Wird der Kampf gegen den Faschismus weiterhin nicht geführt, werden wir am Ende (spätestens 2033) die Demokratie, bzw. das was die xxU davon noch übrig gelassen hat, verlieren.

      • @Truhe:

        Sagen Sie doch mal bitte wie das konkret ablaufen soll. Der Staat ist ja wahnsinnig schwach wie wir hier während Corona gelernt haben und jetzt wäre noch mehr als die halbe Exekutive gegen Sie. Polizei und Militär einsetzen wäre ein zu großes Risiko, weil diese Einsatzkräfte sicher auf den unteren Rängen mit der Gegenseite sympatisieren dürften. Es hatte schon Gründe warum selbst die DDR 89 irgendwann aufgehört hat bewaffnete Polizisten zu unseren Demos zu schicken.



        Wäre nicht das erste Mal das Autoritäten aus dem fernen Berlin hier in der Region gegen die Wand laufen.

      • @Truhe:

        Die AfD hat keine Schlägerabteilung. Und es sind mir derzeit auch keine Bestrebungen bekannt, eine solche zu gründen...

        Vielleicht sollte man mit etwas mehr Augenmaß die Partei und ihr Personal betrachten. Ein Vergleich mit den Granden der NSDAP dürfte Malermeister Chrupalla Unrecht tun...

        Ein Parteiverbot bedarf der Feststellung einer aktiv kämpferischen, aggressiven Haltung gegenüber der freiheitlich demokratischen Grundordnung, auf deren Abschaffung die Partei abzielt, sowie konkrete Anhaltspunkte dafür, dass ein Erreichen der von ihr verfolgten verfassungsfeindlichen Ziele nicht völlig aussichtslos erscheint. Damit tut man der AfD vielleicht zu viel Ehre an, Nazi-Höcke und Konsorten zum Trotz

    • @Šarru-kīnu:

      Nein. Die AfD darf einfach nicht mehr zur Wahl antreten. Die Mitglieder werden natürlich sofort eine neue Partei gründen. Aber allein die Tatsache, dass Parteivermögen festgesetzt wird, dass die Partei, ihre Fphrungskräfte und ihre Mitglieder in Unruhe geraten, dass der Nimbus der Unbesiegbarkeit zerstört wird - das allein ist schon viel wert und wird anderen ebenfalls Mut machen, unsere Demokratie zu verteidigen.

  • Diese Partei soll so schnell wie möglich verboten werden. Diejenigen, die für mehr warten plädieren verstehen offensichtlich Ernst der Lage nicht. Lesen Sie mal in der Zeit über 12 bis 14-jährige, die einer der von 100 in vergangenem Jahr neu gegründeten rechtsextremen Gruppen angehören, die Gangs bilden, die Menschen überfallen und schwer verletzen. Diese werden in 4 Jahren bei der nächsten Bundestagswahl wohl keine Grünen wählen und dann haben wir den Salat.



    Das warten hat in der Vergangenheit nicht viel gebracht und wird es in der Zukunft auch nicht viel bringen. Wer über 25% dieser Partei jammert vergisst, dass die restlichen 75% diese nicht wählen, wir müssen darauf hinarbeiten dass die zahlen sich nicht umkehren.







    Richtig wurde hier schon angesprochen, das Beispiel der Weimarer Republik zeigt uns, dass die Demokratie wehrhaft sein muss und nicht warten bis die Demokratiefeinde das Glauben der Menschen in die demokratische Institutionen und Gesellschaft endgültig vergiftet haben.

  • Solang es kein Urteil aus Karlsruhe gibt, kann man jeden Bericht oder jede Aeusserung mit dem Verdachtsfaellen des Verfassungsgericht framen. Schlaegt der Verbotsversuch fehl, kann man das nicht mehr und stellt sich gleichzeitig auf die selbe Stufe autoritaerer Staaten, die die eigene Macht mit einem Verbot der Opposition absichern wollen.



    Hat das Verbotsverfahren dagegen Erfolg wird das an der Unzufriedenheit eines immer groesserwerdenen Teils der Bevoelkerungs nichts aendern, sie wird sich dann nur ein anderes Ventil suchen.



    Und natuerlich hat der Artikel recht. Was waere das auch fuer eine Demokratie die von dem Urteil eines weisungsbefugten Geheimdienst des Inneren abhaengig ist - sehr verwunderlich wie man als "Verteidiger der Demokratie" auf so einen Bloedsinn kommen kann.

  • Artikel und Kommentare liefern viele gute Gründe, die für ein Verbot der Partei sprechen. Die meisten Argumente, die evtl. eher dagegen sprechen sind auch schon genannt. Ich sehe es so: Die Partei sollte verboten sein, aber ein Verbot heute zu versuchen halte ich für sehr sehr schwierig um nicht zu sagen gefährlich. Es stimmt ja, dass es juristisch kein Gutachten braucht - es wäre dennoch klug eines anzufertigen. Denn, und darauf ist noch niemand eingegangen, es gibt ja eine Sache, die noch schlimmer wäre, als eine nicht verbotene AfD: eine AfD die ein Verbotsverfahren überstanden hätte! Wenn ein solches Verfahren eingeleitet wird, dann muss es wirklich extrem sattelfest sein, denn die momentane Argumentation gegen die AfD fußt ja sehr stark darauf, dass ihr Demokratiefeindlichkeit unterstellt wird (ich sehe das nicht anders). Abgesehen von allen politischen Argumenten (Opferstatus, Radikalisierung der Mitglieder, etc) die dagegen sprechen, ist das für mich das stärkste Argument. Sollte die AfD ein schlampiges Verbotsverfahren überstehen, wird die Partei nichts und niemand mehr aufhalten können. Dann seh'n wir 40%... das ist kreuzgefährlich! Das sollte man jedenfalls bedenken...

  • Nach den Erfahrungen mit den NPD-Verbotsverfahren dürfte schon ein blauer Landesfürst im Osten gekürt sein, bevor es zu einer Entscheidung gekommen sein wird. Mögliche Anträge oder Verfahrenseinleitungen sind möglich, klar, aber zeitnah kaum umsetzbar. Die Rechte wird dadurch wohl eher gestärkt.

  • Ein Verbotsverfahren muss kommen.

    Wenn schon alle AfD-Gegner von Demokratiefeindlichkeit, Verfassungswidrigkeit und Rechtsextremismus bei der AfD sprechen, dann sollte man doch dann auch entsprechende Beweise haben. Oder? Andernfalls würde man sich mit diesen Behauptungen lächerlich und vor allen unglaubwürdig machen. Je länger man vor dem Schritt des Verbotanstrages zurückschreckt, desto eher wird angenommen, dass nichts wirklich Belastbares vorliegt und die Behauptungen der Gegner eher Luftblasen und substanzloses politisches Feuerwerk sind. Die AfD wird vermutlich weiterhin an Stärke gewinnen, weil immer mehr Menschen diese Partei als wählbar ansehen werden.

    Das Einleiten des Verbotsverfahren ist hingegen ein starkes Statement, dass die Glaubwürdigkeit der AfD-Gegner unterstützt. Auch glaube ich, dass alleine schon das Verfahren (quasi als "Bedrohung") zu einer Mäßigung der Partei führen wird. Egal, wie das Verfahren dann ausgehen wird, es wird einen klaren Gewinner geben: den Rechtsstaat.

  • Die AfD wäre eine Marginalie der Geschichte, wenn die etablierten Parteien nicht die Bevölkerung dieses Landes ignorieren würden.

    Es genügt eben nicht, die Befindlichkeiten von Medien und eigener Klientel als das Maß der Dinge zu sehen und nur ihre Befriedigung zum alleinigen Staatsziel auszurufen.

    Die ungebremste Migration und die sogenannte Energiewende sind die großen Fehler der letzten Regierungen, der Krieg im Osten und die deutsche Beteiligung sind das dritte Problem.

    Gäbe es keine große Koalition, die diese Politik fortschreiben wollte, gäbe es keine AfD.

    Bei der Bildung jeder "großen" Koalition wurde auf dieses Grundproblem verwiesen, eine starke Regierung braucht eine starke parlamentarische Opposition, die dem Wähler abweichende Positionen als Alternative anbietet.

    Man kann Opposition zu Regierungspolitik nicht verbieten, das ist alles. Wer das will, will einen totalitären Staat, einen Staat ohne Opposition, darum geht es.

  • "Bundestag, Bundesrat oder Bundesregierung könnten jederzeit mit öffentlich zugänglichen Informationen ein Verbotsverfahren einleiten". Ganz genau, aber das tun sie und das ist ein Skandal sondergleichen.

  • CDU- und SPD-Mitglieder stimmten laut NDR im Stadtrat von Sasssnitz offen und "konstruktiv" mit der AFD.

    www.ardmediathek.d...S0yMTk5YWU3NDFmYmQ

    Tommy Thormann (war Mitglied der Jungen Alternative) von der örtlichen AFD wurde in der Vergangenheit die Verharmlosung des Holocaust vorgeworfen. Für die Politische Schönheit ein Grund, die AFD zu verbieten.

    afd-verbot.de/beweise/63350

    Thormann wurde vor einem Jahr von mehreren Fraktionen, z.b auch der SPD, zum stellvertretenden Stadtpräsidenten von Sassnitz gewählt.



    Vor einem Jahr verwahrte sich der Generalsekretär der SPD in MV noch gegen das örtliche Verhalten der SPD und empfahl die Abwahl von Thormann.



    Kommt es nun zu Parteiausschlüssen bei SPD und CDU-Parteimitgliedern in Sassnitz? Wohl kaum.



    Vielmehr scheint die AFD mit ihrer schleichenden Verharmlosung gut voranzukommen. Abzulesen auch bei Interviews vom Deutschlandfunk und RTL mit Krupalla, dem die fragenden Journalisten nicht gewachsen waren.

    www.youtube.com/watch?v=MnO5y091mBw

    • @Lindenberg:

      Danke aber für den Link.

      Der Bericht zeigt sehr gut, wann die Brandmauer scheitern wird.

      Nämlich wenn die AfD bei 50% ist

      Ohne auf die AfD einzugehen, ist eine politische Arbeit nicht mehr möglich.

      Das gilt gerade auf kommunaler Ebene, wo die Anzahl der politischen Akteure überschaubar ist.

      Dort gibt es auch die persönlichen Bindungen, wie es der Bericht deutlich macht.

      Man kennt sich.

      Da ist dann der AfD-Politiker eben auch der ehemalige Schüler des SPD-Politikers.

      Das Fallen der Brandmauer wird eine Graswurzel-Bewegung sein.

      Sie wird auf kommunaler Ebene beginnen.

    • @Lindenberg:

      In Berlin-Pankow wurde der Bezirksrat Benn aus der Linkspartei bereits 2021 von der AfD mitgewählt.

      Parteiausschlüsse gab es da auch nicht.

      Langfristig wird es so weitergehen.

  • Ich fände es ja gut, wenn die AfD direkt nach der Regierungsbildung verboten würde -- so könnte man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und gleich den Bundestag ein gutes Drittel verkleinern.

    • @Leslie Gurkensalat:

      Auch für ein verbot wären noch 22 Mitglieder der AFD im Bundestag da sie direkt gewählt wurden. Sie sind dann als parteilos weiterhin im Bundestag

  • In der gesamten EU wurden in den letzten Jahren gerade einmal zwei rechte Parteien verboten. 2020 Die Griechische Morgenröte und 2015 die rumänische "Alles für das Land". Beide Verbote beruhten auch nicht auf den Inhalten der Parteien, sondern auf kriminellen Handlungen bzw illegaler Parteienfinanzierung.

    Die Gründe warum sich die meisten EU Länder gegen ein Verbot rechter Parteien entschieden haben liegen auf der Hand.

    Ein Verbot beseitigt nicht das Problem der Unzufriedenheit vieler Menschen mit dem Agieren der politischen Klasse.

    Eine demokratisch gewählte Partei zu verbieten würde wahrscheinlich zu einer Radikalisierung der Wählerschaft führen und die bereits bestehenden Vorurteile bestätigen.

    Dazu kommt und dieser Punkt wird häufig übersehen, die Ideologie würde ja ebenso wenig verschwinden wie ihre Anhängerschaft, sich jedoch bei Zerschlagung der Strukturen der staatlichen Kontrolle entziehen.

    Daher müsste für ein Verbot schon ein ganz konkreter Anlass vorliegen, der dann auch als Argumentationsgrundlage für das Verbotsverfahren dient. Das wäre dann auch der Öffentlichkeit zu vermitteln.

    Das Vorgehen nach dem jetzigen Muster erweckt eher den Eindruck von Willkür

    • @Sam Spade:

      "Ein Verbot beseitigt nicht das Problem der Unzufriedenheit vieler Menschen mit dem Agieren der politischen Klasse"



      Sehr sachliche Analyse👍



      Die Menschen sind mit der Politik unzufrieden. Ihnen dann auch noch ihre Stimme zu verbieten kann nicht unwahrscheinlich komplett nach hinten losgehen.



      Politische Instabilität ist das Letzte was wir zwischen Trump und Putin im dritten Jahr der Wirtschaftskrise brauchen.



      Die etablierten Parteien müssen Lösungen anbieten - so einfach ist das 🤷‍♂️



      Die Ampel hat dies nicht vermocht. Wollen wir hoffen das schwarz-rot es schafft, es spricht nicht wenig dafür das diese Koalition die letzte Patrone der demokt

    • @Sam Spade:

      In der Bundesrepublik wurde die "Sozialistische Reichs-Partei" verboten, eine NS-II-Partei, und damit den Braunen der Humus entzogen.



      Und das war wohl richtig so.

      Bei der AfD hätte auch eine Re-Orientierung aufs Grundgesetz und dessen Grundrechte erfolgen können. Da warten wir aber schon arg lange, und das Gegenteil scheint einzutreten.

    • @Sam Spade:

      Das Argument einer weiteren Radikalisierung der potentiellen AFD- Wähler bei einem Verbot, ist für mich nicht stichhaltig. Die Radikalisierung erfolgt anhand anderer Kriterien.



      Es geht einzig und allein darum eine demokratiefeindliche, rechtsextreme und gegen die freiheitliche Verfassung agierende Partei zu verbieten.



      Und wenn ich mich recht entsinne wurde beim 2. Verbotsverfahren gegen die NPD u.a. der geringe Einfluss der NPD ins Feld geführt, damals kamen sie etwa auf 1-2%.



      Im Umkehrschluss müsste doch die aktuelle Zahl von 20% bei der AFD gerade für ein Verbot sprechen.

      • @Klaus Waldhans:

        "Es geht einzig und allein darum eine demokratiefeindliche, rechtsextreme und gegen die freiheitliche Verfassung agierende Partei zu verbieten"

        Eben nicht, es geht besonders darum die Konsequenzen die ein solches Verbot nach sich zieht mit einzukalkulieren.

        Zum Beispiel im Bereich der Staatsbediensteten, Stichwort Verfassungstreuepflicht. Nur einer von einer ganzen Reihe von Aspekten, die es bei einem Verbot zu berücksichtigen gilt.

        Oberste Priorität hat daher ein Vorgehen, welches die öffentliche Ordnung nicht gefährdet.

        Und ein Verbot aufgrund eines konkreten Anlasses der eindeutig die Verfassungswidrigkeit aufweist ist nicht nur für das rechtliche Verfahren sondern auch hinsichtlich der Erhaltung der öffentlichen Ordnung dienlicher, als sich auf ein Sammelsurium von Aussagen und Belegen zu stützen, die nur von Experten bewertet werden können und damit reichlich Spielräume für die gängigen Verschwörungstheorien bieten.

      • @Klaus Waldhans:

        Bei Ihnen ...



        "Im Umkehrschluss müsste doch die aktuelle Zahl von 20% bei der AFD gerade für ein Verbot sprechen."

    • @Sam Spade:

      Willkür sieht ganz anders aus, die AfD-Verbotsdiskussionen fingen mit der Gründung der Partei an. Der (konkrete) Anlass sind hunderte wenn nicht noch mehr verfassungsfeindliche Aussagen, Handlungen, etc. die Gerichten schon vorgelegt wurden, etwa bei dem Verfahren gegen Höcke.

      Die Symbolik eines Verbots ist nicht zu unterschätzen, jeder Rechtsextreme der ins Wanken kommt, ist einer mehr der zu denken beginnt.

      • @TV:

        Genau.

        Die Symbolik ist nicht zu unterschätzen.

        Das gilt auch für einen scheiternden Verbotsantrag.

        • @rero:

          "Die Symbolik ist nicht zu unterschätzen.



          Das gilt auch für einen scheiternden Verbotsantrag."



          Ähnliches gilt allerdings auch für einen aus Furcht vor dem Scheitern nicht gestellten Verbotsantrag.

          Aber das ist glaube ich das Grundproblem: vor lauter politischen Erwägungen und Bedenken verliert man Position und Haltung.

  • Nach dem was ich über die Vorraussetzungen für einen erfolgreichen Verbotsantrag für eine politische Partei gelesen habe wäre ein solcher Antrag juristisch sehr schwierig und hätte nur geringe Erfolgsaussichten. Aber, viel schwerwiegender wären die politischen Folgen. Ein solcher Antrag sieht genaus so aus als ob den Parteien der Mitte die Argumente ausgegangen sind - sie keine politischen Argumente (mehr) haben und darum ein Verbot anstreben. MIt anderen Worten, die Parteien wollen ihr eigenes Versagen juristisch kaschieren. Das wäre wirklich nicht gut für die Demokratie in Deutschland. "Pulling rank" ist das letzte Mittel von Leuten die keine persöhnliche und fachliche Autorität haben, man erinnere sich an Chefs die keine Ahnung haben und am Schluß ihre (falsche) Entscheidung schlicht damit begründen dass sie der Chef sind. Genau da wären wir dann. Die Meinung der Untergebenen über ihren Chef würde weiter ins Bodenlose fallen. so siehts doch aus. Wer das AfD Verbot fordert, hilft der AfD.

    • @Gerald Müller:

      Den sog. Parteien der Mitte sind offensichtlich nicht gewillt (oder nicht in der Lage) effektiv über Lippenbekenntnisse hinaus gegen die AfD vorzugehen.



      Seit 10 Jahren hört man in Dauerschleife, dass man die AfD "politisch stellen" müsse. Erfolgreich war das bisher mitnichten. Im Gegenteil, die AfD legt immer weiter zu; rechtsextreme Gewalt-/Propagandastraftaten steigen und rechtsextreme Positionen sickern nach und nach in die Regierungspolitik und Rhetorik von Union, SPD & Grünen.



      Ein Verbot ist nichts anderes als eine Reißleine, die den Schutz durch die Organisation als politische Partei nimmt und Beamte vor die Frage stellt AfD, oder Staatsdienst. Dann hat die Politik sich 5-10 Jahre gekauft um wirksam gegen Neonazis vorzugehen. Andersfalls regieren sie uns halt in 4-10 Jahren.



      Man muss den Schneeball zertreten bevor er unaufhaltbar als Lawine ins Tal rauscht. Eine AfD hält man in der Regierung ohne Waffen nicht mehr auf.

  • Herr Jung hat insofern Recht, als Anträge, wenn es ein Recht darauf gibt, immer gestellt werden können. Die Frage ist aber nicht eine des Rechts auf einen Verbotsantrag, sondern was ein solcher Antrag für die Zukunft der sogenannten repräsentativen Demokratie bedeutet.

    Das die AfD in Teilen als gesichert rechtsextrem gilt, macht sie nicht als Gesamtpartei verfassungswidrig. Ein Verbot der Teile der AfD, die konkrete Ziele haben, die unabänderliche Grundsätze in den Artikeln 1 und 20 des Grundgesetzes zu verändern, wird schwierig. Diese Artikeln bieten große Interpretationsspielräume und einige Positionen der AfD wurden längst von Parteien der sogenannten demokratischen Mitte übernommen.

    Schwerwiegender ist der Umstand, dass die AfD bei der Bundestagswahl 20,8% und in Umfragen mittlerweile bei 25% mit CDU/CSU gleich aufliegt. Eine „Volkspartei“ zu verbieten, würde mindestens deren WählerInnen klarmachen, was von der Mitbestimmung durch Wahlen als Fest der Demokratie zu halten ist: gar nichts. Die demokratischen Parteien der Mitte würden dafür auch nicht einen Prozentpunkt an Stimmen hinzugewinnen. Das ist denen aber egal, solange sie Konkurrenz im Wahltheater ausschalten können

    • @DemokratischeZelleEins:

      Ceterum censeo: Die demokratischen Köch*innen haben das Essen anbrennen lassen. Das ist gegen den Geist der Verfassung.

  • AfD-Verbot(-sverfahren) jetzt! Es fehlt hier tatsächlich der politische Wille; und bevor dies nicht ohne Zweifel zu hinterlassen erklärt wird, sind die konservativen Parteien hier im Land verdächtig, mit der AfD mitlaufen zu wollen, um den Neoliberalen die Deutungshoheiten zu sichern.

  • Wieso hat Rot-Grün den Antrag nicht nach dem Ausscheiden der FDP gestellt? Es bedarf keines gemeinsamen Antrages von Bundestag, Bundesrat und Bundesregierung. Machen wir uns bewusst, die erfolgreichen Anträge gegen die SRP, KPD wurden nur von der Bundesregierung gestellt, der NPD-Verbotsantrag 2013 wurde nur vom Bundesrat gestellt.

    Entweder stellt man jetzt zeitnah den Antrag oder man lässt es Ganz und dauerhaft bleiben. Der zuständige zweite Senat erhält dieses Jahr zwei neue Richter, soweit ich weiß bei beiden Vorschlagsrecht der SPD.

    • @Gruffy:

      Weil diese Frage keine Fraktionsentscheidung ist. Die Entscheidung ist denkbar knapp und das in jeder demokratischen Fraktion gleichermeßen.

  • Ach was, und wenn die AfD verboten wird, was ich für nicht möglich halte, wählen deren Wählerschaft als Dank dann die Grünen oder gar die SPD?

    • @Pico :

      Tatsächlich eher die Linke 😳



      Also natürlich nicht alle, aber gerade in Osten dürften das einige sein.



      Beispiel Erfurt/Weimar.



      Das Direktmandat ging an die Linke mit Ramelow und knapp 40%, die Zweitstimmen an die AfD mit 30%. Hier kam die Linke nur auf etwas über 20%...



      Die Grenze zwischen der Linken und der AfD sind im Osten fließend. Das mag für junge Menschen oder hippe Städter unbegreiflich sein, aber gerade ältere 'Ossis' die die DDR noch aktiv erlebt haben ist und bleibt Die Linke nah - nicht aus politischer Verbundenheit aber wegen ihrer Historie. Für die stehen AfD und Die Linke auf einer Stufe - weil beide Parteien mit dem System BRD fremdeln.

      • @Farang:

        Wobei das BSW genau aus diesem Aspekt gegründet wurde...

  • Ja, Herr Jung sieht keine Hindernisse für ein AfD Verbot. Leider gibt es da noch das Bundesverfassungshericht und den Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte. Letztendlich entscheidet das europäische Gericht, bzw. bezieht das Bundesverfassungsgericht sich auf deren Entscheidungen. Der Gerichtshof legt strenge Regeln an. Auch Zb. bei Verboten von türkisch/kurdischen Parteien hat er gegen Erdogan entschieden.

    Beim 2. versuchten NPD Verbotsverfahren hat sich das Bundesverfassungsgericht auch auf die europäische Rechtssprechung verwiesen und das Verbot abgelehnt.

    www.lto.de/recht/h...nd-vergisst-europa



    Zu Parteiverboten hat der Gerichtshof jedoch eine eigene Rechtsprechung entwickelt, die sich von der des BVerfG unterscheidet und dabei teilweise strengere Maßstäbe aufstellt. Es ist deshalb längst nicht sicher, dass ein Karlsruher Urteil auch in Straßburg Bestand hätte.

    www.bundesverfassu...017/bvg17-004.html



    Kein Verbot der NPD wegen fehlender Anhaltspunkte für eine erfolgreiche Durchsetzung ihrer verfassungsfeindlichen Ziele

    • @Martin Sauer:

      Die Rechtsprechung des EGMR und die EMRK stellen keine höheren Anforderungen (mehr) an ein Parteiverbot als das Grundgesetz, das Bundesverfassungsgericht oder das Verständnis vom Grundgesetz beim Bundesverfassungsgericht. Dieses hat seine noch im KPD-Urteil vertretene Auffassung, nach der die Umsetzbarkeit der verfassungswidrigen Ziele einer Partei für deren Verbot unrelevant war, in der von Ihnen zitierten Entscheidung über ein NPD-Verbot aufgegeben, dort auch die EGMR-Rechtsprechung berücksichtigt und sich bemüht, die Parteiverbotsregelungen im Lichte der EMRK auszulegen. Das wird das Verfassungsgericht auch bei einem AFD-Verbotsverfahren machen, so dass die Frage, ob die gegen ein Verbot gerichteten Beschwerden beim EGMR keinen Erfolg hätten, nicht ganz so unsicher ist, wie es nach Ihrem Beitrag zu befürchten wäre. Der zitierte LTO-Artikel konnte all dies noch nicht berücksichtigen, weil er bereits Jahre vor dem NPD-Urteil geschrieben worden war. Übrigens hätte ein konventionswidriges Urteil auch bei einer entgegenstehenden Entscheidung des EGMR weiterhin Bestand, da eine Entscheidung des EGMR die Rechtskraft eines Urteils nicht beseitigt.

  • Eine Hochstufung ist keine Voraussetzung, aber es wäre ein weiteres Pfund.



    Es gibt nämlich extrem hohe Hürden für ein Parteiverbot. Das ignorieren AfD-Verbotsaktivisten liebend gern.



    Die geringe Zustimmung im letzten Bundestag zu einem möglichen Verbotsantrag hat sehr anschaulich bewiesen, dass Experten - sehr viele Bundestagsabgeordnete verfügen über ein Jurastudium - hier große Bedenken bezüglich der Erfolgschancen haben.



    ---



    Abseits davon würde mich mal interessieren, wie ein AfD-Verbot umgesetzt werden soll. Ernstgemeinte Frage. Nehmen wir an Karlsruhe hat die AfD gestern verboten.



    Ihre Büros müssen geschlossen werden und ihre Politiker aus den Parlamenten geholt.



    Wer soll das umsetzen und wie?



    Die AfD ist mittlerweile drauf und dran deutschlandweit stärkste Partei zu sein. Es wählen auch jede Menge Richter, Staatsanwälte, Soldaten und Polizisten AfD - nicht 'nur' jeder vierte Wähler.



    Die Idee Karlsruhe verbietet die AfD und dann ist der Spuk morgen vorbei halte ich für Tagträumerei.



    Entweder das mündet im Bürgerkrieg oder sie strukturieren sich direkt neu.



    Die Politik wird nicht umhinkommen Lösungen für die aktuellen Probleme zu erarbeiten die von den Wählern getragen werden.

    • @Farang:

      Die Abgeordneten der AfD verlören bei einem Parteiverbot ihre Sitze im Bundestag (§ 46 Abs. 1 Nr. 5, Abs. 4 Bundeswahlgesetz) und die Fraktionen der GroKo und von Rot-Grün-Rot hätten beide jeweils die absolute Mehrheit.

    • @Farang:

      Demnach wäre politisch so agiert worden, dass es zu spät wurde?

      Und nun "Lösungen" anbieten, ohne Verrat am Spirit des Grundgesetzes?



      Welche Lösungen könnten denn so beschaffen sein, dass diese Wählergruppe ihren Wählerwillen in einem sie zufrieden stellenden Umfang bekäme, ohne dass damit der Geist der Verfassung unterlaufen, ausgehöhlt, in Frage gestellt oder konkret gelöscht würde? Denn einer solchen programmatischen Eskalation der Politik dient die in der AfD von ihren Untergruppen getragene Aufgabenteilung. Teile und Täusche ...

      Könnten Teile der AfD oder einzelne AfD-Landesparteien verboten werden?

      • @humusaufbau:

        "Demnach wäre politisch so agiert worden, dass es zu spät wurde?"



        Nüchtern betrachtet kann - eher muss - man zu dieser Erkenntnis kommen.



        Vor allem da ja in jedem Artikel über ein mögliches AfD-Verbot aufgeführt wird, dass das Verfahren sich mutmaßlich über Jahre hinziehen würde.



        Die Erfahrungen aus den zwei Anläufen fürs NPD-Verbot sind ja anschauliche Beispiele wie das so abläuft.



        Ich bezweifle stark das die AfD keinen Ministerpräsidenten stellt bis ein Verbotsantrag gegen sie zu Ende verhandelt wäre - allein nächstes Jahr wird in Sachsen-Anhalt gewählt und die AfD hat schon jetzt realistische Chancen auf die absolute Mehrheit.



        Wenn die neue (kleine) GroKo nicht ganz schnell ein paar Erfolge feiert sondern weiterhin so rumeiert oder gar die SPD-Basis den Koalitionsvertrag durchfallen lässt geht der Höhenflug der AfD ungebremst weiter.



        Die NPD war zu klein fürs Verbot, die AfD ist mittlerweile zu groß dass das ruhig über die Bühne ginge...💣💥

  • Warum ich gegen einen wagen Versuch eines AfD-Verbotes bin.



    Wenn man ein Verbot gegen die AfD versucht, und es dann vor Gericht misslingen sollte, dann hat man der AfD einen Quasi-Freibrief erteilt. Was aber noch viel schlimmer ist, dann sagen viele, "seht ihr, die AfD ist eine vom Gericht bestätigte demokratisch legitimierte Partei". Man sollte diesen Prozess erst gehen, wenn man sich eines Sieges auch ziemlich sicher ist, sonst geht der Schuss nach hinten los. Wir sollten mehr darüber nachdenken, warum fast schon ein Drittel der Wahlberechtigten diese üble Partei wählt, denn die gibt es auch nach einem Verbot noch für eine AfD2.

    • @Hans Dampf:

      "Wenn man ein Verbot gegen die AfD versucht, und es dann vor Gericht misslingen sollte, dann hat man der AfD einen Quasi-Freibrief erteilt. Was aber noch viel schlimmer ist, dann sagen viele, "seht ihr, die AfD ist eine vom Gericht bestätigte demokratisch legitimierte Partei". "



      Diesen Effekt hat man bereits, wenn man deswegen den Verbotsantrag nicht stellt. "Seht ihr, die glauben selber nicht, dass die AfD verboten werden kann."

    • @Hans Dampf:

      Typisch German Angst. Warten bis es zu spät ist. Um eine AfD 2.0 kümmert man sich wenn es soweit sein sollte. Ein Gericht würde auch nicht bestätigen, dass es sich bei der AfD um eine demokratische Partei handelt.



      Was soll eigentlich noch alles passieren um sich sicher zu sein?

    • @Hans Dampf:

      So eine umgekehrte Schlussfolgerung begünstigt nur Stillstand. Kein Gericht wird auch bei einem Fehlschlag behaupten, dass die AfD dadurch demokratisch legitimiert sei. Dazu gibt es längst zuviele Gegenbeweise

      • @TV:

        Ein Gericht nicht, aber die AfDler.

        Und das genügt.

        "Seht her, wir sind zertifiziert demokratisch.



        Nur die undemokratisch Altparteien wollten uns mundtot machen."

        Besser kann sich die AfD kaum als demokratisch inszenieren.

    • @Hans Dampf:

      Als Konsequenz aus dem Gefüge Ihrer Betrachtung ließe sich ableiten, dass nichts aus einem Verbot werden kann, weil die Entwicklung die möglichen Erfolgsaussichten eines Verbostantrags nur überholen kann.



      Den schlimmsten Beitrag zu einer Niederlage in diesem politischen Wettrennen leisten m. M. etablierte Parteien und Medien ... aber auch EKD-Funktionäre wie zuletzt Bischof Kramer in chrismon. So kommt es, wenn man schon der Argumentationswillkür wie Verfassungsschutz = Stasi hilflos gegenübersteht. Klingt so wohlbegründet wie "die Juden sind schuld" u. ä. ...



      Wem fehlt es denn da an kommunikativer Kompetenz? Aber sie nützt in der unmittelbaren Diskussion angeblich sowieso nicht viel, weil nach Harald Welzer die Kernwähler eine andere Moral haben, die man nicht wegdiskutieren kann. Man muss sie daher bekämpfen. Und dieses strategisch kluge Bekämpfen auf den politischen und medialen Ebenen war bisher so weit hinter den Erfordernissen geblieben, dass einem ein Scheitern eines Verbotsantrags durchaus schwanen und als zu riskant erscheinen mag. Aber warten? Worauf?



      Jetzt mehr Trainingsangebote für das Vorantreiben des demokratischen Kampfes gegen Antidemokraten einrichten.

    • @Hans Dampf:

      Sie meinen also, erst einmal abwarten - etwa solange, bis die Alternative für Ahnungslose 40 % plus erreicht- und dann über eine Entscheidung nachdenken?

      Zum Opfer macht sich diese Partei jederzeit. Das ist ihr Geschäftsmodell, ohne oder mit Verbotsantrag

      ,

      • @ INTRASAT:

        Warten, bis die Begründung für ein Parteiverbot stichhaltig und der juristische Sieg gesichert ist.

        Wichtig ist, dass das Opfernarrativ möglichst unglaubwürdig bleibt.

        Der böse Schein, die Regierung an der Macht würden versuchen, die Opposition zu verbieten, ist tödlich für eine Demokratie.

      • @ INTRASAT:

        Ich meine nicht abwarten. Ich meine aber auch, nicht einfach mal so einen schlampigen Verbotsantrag stellen, welcher dann unter Umständen abgelehnt wird. Denn der Schaden wäre gigantisch größer. Die AfD muss vor allem von der Politik und in jedem Gespräch von uns bekämpft werden, nicht einfach nur an einen Richter übertragen werden.

  • Das Problem ist hier weniger Jura, sondern der mangelnde politische Wille, den Antrag zu stellen.



    Die irrige Ansicht der Skeptiker: der Verbotsantrag konterkariere den politischen Kampf gegen die AfD, diese habe dann einen weiteren Ansatz für ihre Opfererzählung, das böse woke-linke System wolle den wahren Volkswillen unterdrücken.



    Das mag zwar stimmen, aber die große Opfererzählung ist Grund-DNA der AfD, der brave Biodeutsche, der Steuern zahlt wird von jedem ausgenutzt: Flüchtlinge, Bürgergeldempfänger, diese Erzählung wird mit oder ohne Verfahren gespielt.



    Und natürlich ist der politische Kampf gegen die AfD auch mit Verfahren nicht verboten, der auch durch eine eigene, positive Positionierung gegen die AfD unter Ablehnung ihrer menschenfeindlichen Politik passieren könnte. Bisher ist den Parteien nicht viel gegen das Geblöke von rechts eingefallen, außer hilflos nachzuplappern und vor allem in der Migrationspolitik der AfD die Deutungshoheit zu überlassen.



    Der Antrag hätte in jedem Fall positive Auswirkungen. Entweder die AfD wird inklusive Faschisten verboten oder die AfD trennt sich vom klar rechtsextremen Flügel und wird zu einer blauen, aber erträglichen „Werteunion“.

    • @Bambus05:

      "Bisher ist den Parteien nicht viel gegen das Geblöke von rechts eingefallen ,,,"

      Und nicht nur den Parteien.

      Vielleicht ist das das Hauptproblem.

    • @Bambus05:

      Ich stimme ihnen absolut zu. Die Weimarer Republik hat gezeigt, dass die Demokratie sich wehren muss.

      Ein AfD-Verbot würde das Problem nicht grundsätzlich lösen, aber eine Atempause verschaffen.

      Rechtsextreme Strukturen zerschlagen hat noch nie geschadet.

    • @Bambus05:

      Es gibt keinen "gemäßigten" Teil in der AfD! Das will diese unsägliche Partei uns bloß glauben machen. Ähnlich agiert - mit wesentlich mehr Erfolg, leider - LePen und ihr RN. Sie inszenieren sich als gut bürgerlich und demokratisch, sind aber das glatte Gegenteil. Ich befürchte, dass ein Verbot nie kommen wird. Stattdessen wird sich die sogenannte Mitte - also CDU/CSU - noch weiter radikalisieren, in der irrigen Annahme, die Neonazisten schon irgendwie im Zaum halten und für ihre eigenen Zwecke nutzen zu können. Dieser Schuss ist schon einmal gewaltig nach hinten losgegangen, aber Geschichtsvergessenheit scheint mittlerweile en vogue zu sein.

      • @Minelle:

        Wäre schlimm, wenn dem so wäre. Natürlich finde ich auch rechtskonservative, national Denkende antiquiert und halte viele ihrer Schlussfolgerungen für falsch, dennoch muss ich sie als Demokrat hinnehmen.



        Man muss genau hinsehen, aber es scheint innerhalb der AfD einen libertär-nationalen Teil zu geben, der nach innen vor allem opportunistisch-rechtsextrem ist, Weidel ist da sicher die markanteste Figur. Weidel ist extrem unsympathisch, eine furchtbare, skrupellose Opportunistin und geht für die eigene Karriere über Leichen. Diese Leute streben aber eine Melonisierung, also eine Verbürgerlichung der AfD an. Eklig, aber auszuhalten. Knallharte Nazis sind ohne Wenn und Aber die Leute um Höcke, die leider ja jetzt auch zuhauf in den Bundestag gewählt worden sind. Kommen diese Menschen an die Macht droht der Demokratie massiver Schaden. Solange die da sind muss die AfD verboten werden, da beißt die Maus keinen Faden ab.