Suche nach CDU-Vorsitz: Ein wirklich schwieriger Job
Kandidaten für den CDU-Vorsitz bringen sich in Stellung. Doch die Aufgabe ist kaum zu erfüllen. Die Mitgliederbefragung dürfte die Spaltung vertiefen.
D ie ersten Kandidaten für den CDU-Vorsitz wagen sich aus der Deckung: Norbert Röttgen wird wohl am Freitag wie erwartet seine Kandidatur verkünden, überraschender aber ist, dass Noch-Kanzleramtsminister Helge Braun antritt. Die Frage ist nur, ob der freundliche Hesse, der die CDU sicher in der Mitte halten würde, eine gute Wahl wäre – und daran kann man durchaus Zweifel haben.
Braun ist durch und durch Merkelianer. Deshalb ist schon schwer vorstellbar, dass er den Aufbruch verströmt, den die CDU jetzt so dringend braucht. Auch bei Röttgen, der als vorsichtiger Modernisierer gilt, ist das zu bezweifeln. Und auch zwei andere, drängende Aufgaben wird er schwerlich erfüllen können: das Profil der CDU zu schärfen und die Partei zu einen.
Schon wird aus dem Lager von Friedrich Merz – mit dessen Kandidatur ebenso gerechnet wird – kolportiert, die Bewerbung Brauns sei ein letzter Versuch des „Parteiestablishment“ um Merkel, Merz als Kandidaten endgültig zu verhindern. Mit Braun an der Spitze dürften sich die alten Grabenkämpfe fortsetzen.
Braun würde auch deshalb vor genau den gleichen Problemen stehen wie vor ihm Annegret Kramp-Karrenbauer und Armin Laschet. Schon zweimal ist der Versuch, die Merkel-Ära in die Zukunft zu tragen, gescheitert. Wenig spricht dafür, dass es beim dritten Mal gelingen würde.
Allerdings stellen die in sich widersprüchlichen Anforderungen alle möglichen Kandidaten vor große Probleme: Das politisch-inhaltliche Profil zu schärfen und gleichzeitig die unterschiedlichen Parteiflügel zusammenzuführen, das klingt nach einer kaum erfüllbaren Herausforderung. Noch-Gesundheitsminister Jens Spahn etwa hat bereits abgewunken. Dass aber nun ausgerechnet Merz oder Röttgen, beide nicht gerade als integrative Führungskräfte bekannt, dies schaffen werden, ist höchst unwahrscheinlich. Zumal die Mitgliederbefragung, die auch eine Abstimmung über den Kurs der Partei sein wird, die Spaltung der CDU weiter vertiefen dürfte.
Keine guten Aussichten also. Kein Wunder, dass so mancher Christdemokrat noch auf einen frischen, unbelasteten Überraschungskandidaten hofft.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen