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Debatte um Abschaffung der PolizeiLieber solidarisch leben

Die Forderung nach einer Welt ohne Polizei richtet sich gar nicht primär gegen Uniformierte. Sie ist eine Utopie verantwortungsvoller Gemeinschaft.

Wie wäre es ohne sie? Polizeieskorte einer linken Demo Foto: Marius Schwarz/imago images

Wer die Abschaffung der Polizei fordert, ist schnell mit Häme konfrontiert: „Und wen rufst du an, wenn du ausgeraubt wirst? Oder wenn du einen Überfall beobachtest?“ Nur, warum erscheint es uns so ungewöhnlich, in Gefahrensituationen nicht die Polizei zu rufen? Ein solches Verhalten widerspricht einem Reflex, den die meisten tief verinnerlicht haben.

Bei Bedrohungen oder nach Schädigungen, genauso wie bei Straftaten, die wir beobachtet haben, wenden wir uns an die Polizei. Das ist schön einfach, man gibt die Verantwortung ab. Aber es ist nicht immer eine gute Idee. Manchmal kostet es sogar Menschenleben, wie am 18. Juni in Bremen das von Mohamed I. Er wurde vor seiner eigenen Haustür durch Polizeischüsse getötet.

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Für marginalisierte Gruppen wie BPoC, Arme, Obdachlose, Drogen- oder Sex­arbeiter*innen ist es ohnehin oft keine Option, die Polizei zu rufen. Sie könnten sich dadurch noch stärker gefährden oder in den Fokus von Ermittlungen oder Schikanen bringen. Denn die Polizei ist eben nicht dazu da, Ordnung und Sicherheit für alle herzustellen, sondern dafür, herrschende Machtverhältnisse aufrechtzuerhalten und das Eigentum der Besitzenden zu sichern. Black Lives Matter und andere BPoC-Bewegungen fordern deshalb schon lange, die Polizei abzuschaffen.

Nach den großen Protesten anlässlich des Todes von George Floyd hat der Stadtrat von Minneapolis beschlossen, die Polizei in ihrer jetzigen Form aufzulösen. Auch in Seattle wurde die Forderung diskutiert; dort hielten Black-Lives-Matter-Aktivist*innen über Wochen eine polizeifreie Zone aufrecht. Aber wie organisiert man eine polizeifreie Gesellschaft dauerhaft?

„We look out for each other“, also „Wir passen aufeinander auf“, ist ein Slogan, den migrantische Communitys und anarchistische Gruppen oft verwenden, wenn sie für Alternativen zum Ruf nach der Staatsgewalt werben. Denn Alternativen braucht es – wie sonst regelt man Schadensansprüche nach Verkehrsunfällen, wie geht man gegen organisierte Kriminalität vor, wie gegen Menschenhandel und Ausbeutung, was passiert mit Vergewaltigern und Mörder*innen?

Das Konzept der Community Accountability, auf Deutsch: Gemeinschaftsverantwortung, zielt darauf, Sicherheit und Gerechtigkeit herzustellen, ohne dabei auf Gefängnisse, Jugendämter und die Polizei zurückzugreifen. Stattdessen ist die Community, also die Nachbarschaft, eine Gruppe von Freund*innen, ein Arbeitszusammenhang oder auch eine Kirchengemeinde, zuständig.

Wo ist der Druck, sich an Regeln für ein friedliches Miteinander zu halten, größer als im sozialen Umfeld?

Die Netzwerke sollen direkt auf Gewalttaten reagieren, indem sie mit unbewaffneten Interventions- und Mediationsteams Täter*innen dazu bringen, Verantwortung für ihre Taten zu übernehmen, und sie dabei unterstützen, sich künftig anders zu verhalten.

Statt zu bestrafen, sollen sich die Teams um Täter-Opfer-Ausgleiche bemühen und auch präventiv wirken, also Bildungsprogramme gegen Gewalt und Unterdrückung entwickeln und durch persönliche Beziehungen eine Kultur der kollektiven Verantwortungsübernahme herstellen. Und wo ist der Druck, sich an Regeln für ein friedliches Miteinander zu halten, größer als im direkten sozialen Umfeld?

Klar, in Berlin-Kreuzberg oder Hamburg-St. Pauli mag das ein attraktives Szenario sein. Aber sobald man es nach Chemnitz verlegt, kriegt man Bauchschmerzen: Wer will allen Ernstes den Chemnitzer Durchschnittshutbürger in die Verantwortung bringen, für Sicherheit auf den Straßen zu sorgen? Schreckensbilder von rechten Bürgerwehren drohen am Horizont. Nur sieht der Status quo der sächsischen Polizei ja gar nicht so anders aus.

Frühstück und Frauenhäuser

Historische Beispiele für nachbarschaftliche Sicherheitsstrukturen gibt es einige. Die US-Bürgerrechtsbewegung entwickelte in den 1970er Jahren Community-Verteidigungsprogramme, bei denen bewaffnete Aktivist*innen der Black Panther Party for Self Defense durch die Viertel zogen, um Polizeigewalt zu verhindern und Bürger*innen über ihre Rechte zu informieren. Sie organisierten Frühstück für Schulkinder, gründeten Wohnungsgenossenschaften und Gemeinschaftsgärten und stellten medizinische Versorgung bereit. Zeitgleich fingen Frauen in den USA an, sich kollektiv gegen sexualisierte Gewalt zu organisieren. Sie patrouillierten auf den Straßen, begleiteten Frauen, installierten selbst gemachte Alarmsysteme und gründeten schließlich die ersten Krisenzentren für Menschen mit Vergewaltigungserfahrungen und richteten Frauenhäuser ein.

Gerade bei Sexualdelikten und häuslicher Gewalt ist es offensichtlich, wie schlecht das etablierte Polizei- und Justizsystem funktioniert. Die Quote der Bestrafung von Tätern ist verschwindend niedrig. Ein anderes Beispiel für die Beschränktheit der etablierten Strafverfolgung ist die öffentlich wahrnehmbare Drogenkriminalität. Der Aufwand, mit dem schwarze Straßendealer in deutschen Großstädten verfolgt werden, ist riesig, aber alles, was dabei rauskommt, sind überfüllte Untersuchungsgefängnisse. Nach wenigen Tagen stehen die Anfang 20-Jährigen geflüchteten Männer wieder auf St. Pauli oder im Görlitzer Park, weil ihnen der legale Arbeitssektor verschlossen bleibt.

Es wird kein Gramm Koks weniger verkauft, weil deutsche Polizis­t*in­nen sie durch die Straßen jagen. Eine besser ausgebaute Drogen- und Suchthilfe, ein umfassenderes Gesundheits- und ­Sozialsystem sowie ein für Migrant*innen zugänglicher Arbeitsmarkt würde sehr viel mehr bewirken.

Nun ist es verlockend, zu argumentieren: In einer gerechten, freien und glücklichen Gesellschaft bräuchten wir keine Polizei mehr, also müssen wir erst mal die Utopie verwirklichen, ­bevor wir die Polizei abschaffen. Das lässt sich leicht sagen, wenn man selten mit der Polizei zu tun hat. Anderen dauert das aber zu lange. Die Aktivis­t*innen in Minneapolis fordern, statt Geld für überausgestattete Polizist*innen zu verschwenden, Programme für Bildung und Sozialarbeit zu finanzieren. Was in den Vereinigten Staaten sicherlich ­nötiger ist als hierzulande, wäre auch hier richtig. Trotzdem bleiben Leerstellen.

Schrittweise Abschaffung

Um Geflüchtete auf den primären Arbeitsmarkt zu bringen, müsste man die Asylgesetze ändern. Um sexualisierte Gewalt besser verfolgen zu können, mindestens das Patriarchat abschaffen. Nicht jeder Psychopath wird sich außerdem überreden lassen, kollektive Verantwortung zu übernehmen, nicht jeder kleingeistige Idiot davon absehen, sich auf Kosten der Gemeinschaft Vorteile zu verschaffen. Auch will man natürlich keine bewaffneten Gangs, die wie in brasilianischen Favelas Polizei und Sozialstaat ersetzen. Internationalen Menschenhändlerringen wird die Nachbarschaft auch nicht beikommen können.

Davon sollte man sich aber nicht entmutigen lassen, sondern zweierlei ableiten: Erstens kann die Abschaffung nicht auf einen Schlag erfolgen, sondern muss schrittweise umgesetzt werden – zuerst die Bereitschaftspolizei, vor allem die Aufstandsbekämpfungs- und Prügeleinheiten wie die Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten (BFE) oder das bayerische Unterstützungskommando (USK). Später die Landeskriminalämter, die Abteilung Organisiertes Verbrechen und Interpol. Möglichst sofort sollte der Besitz von Betäubungsmitteln ebenso entkriminalisiert werden wie ticketloses Bahnfahren, Verstöße gegen Meldeauflagen und andere auf Arme und Mi­gran­t*innen zugeschnittene Bagatelldelikte.

Zweitens, und das ist der eigentlich wichtige, wenn auch mit großem Zeitaufwand verbundene Punkt, muss sich die Gesellschaft insgesamt eben doch verändern. Es funktioniert einfach nicht, die Forderung nach „Sicherheit für alle“ isoliert von der nach Wohnraum für alle, Gesundheitsversorgung, Recht auf Arbeit und Bewegungsfreiheit für alle zu betrachten. Ein System aber, das darauf basiert, dass wenige gewinnen und viele verlieren, verlangt eben nach einer Instanz, die gewaltvoll verhindert, dass die vielen sich erfolgreich organisieren und Gerechtigkeit einfordern. Die Polizei abzuschaffen und den Kapitalismus aufrechtzuerhalten funktioniert also nicht.

Das beste Angebot

Um das Gedankenexperiment einer Gesellschaft ohne Polizei trotzdem zu Ende zu führen, sei noch einmal auf den Community-Aspekt verwiesen. Es ist an der Gesellschaft, an uns allen, ein so gutes Angebot zu machen, dass es kaum jemand ablehnen will. Man kann die Menschen ja vor die Wahl stellen: Entweder sie entziehen sich der gemeinsamen Verantwortung und halten sich nicht an kollektiv ausgehandelte Regeln. Dann können sie, wie gewohnt, nach ihrem achtstündigen Arbeitstag, an dem sie nebenbei die Kinder wegorganisiert, die Oma im Altersheim besucht, Widerspruch gegen die Mieterhöhung eingereicht und mit der Krankenkasse über die Kostenübernahme für die Bandscheiben-OP verhandelt haben, abends allein auf dem Sofa sitzen und sich mit Siri unterhalten.

Wer kein sirifähiges Handy hat, weil es bei vier Stunden Arbeit eben auch nicht so viel Geld gibt, was aber nicht schlimm ist, weil die Miete ­moderat ist und Bildung und Gesundheit staatlich finanziert werden, kann sich ja im Gemeinschaftsgarten bekochen lassen. Wenn die Person sich außerdem nicht allein um Kinderbetreuung und die Pflege von Angehörigen kümmern muss und auch sonst ohne Existenzängste lebt, ist sie abends wahrscheinlich noch fit genug, mit den Nach­bar*innen darüber zu diskutieren, wie sie das Gute Leben für Alle er­möglichen und aufrechterhalten können.

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114 Kommentare

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  • Gewaltfrei gegen Gewalt?



    Wer verhindert dann auf welche Weise wirksam, dass der Stärkere nach dem Gesetz des Stärkeren lebt, und wer begegnet mit welchen Mittel der nackten, rohen Gewalt?

  • 9G
    92290 (Profil gelöscht)

    Man kann die Polizei nicht abschaffen. Die menschen würde sich sofort alle gegenseitig töten. Nachdem sie sich ausgeraubt und vergewaltigt hätten. Weiß man doch eigentlich.



    Das einzige, was den Durchschnittsmenschen davon abhält sich wie ein Ork zu verhalten, ist das Gewaltmonopol.



    Ok, Ironie aus. Ich hab den Artikel nur überflogen, weil ich die Idee einerseits gut nachvollziehen kann, aber sie andererseits für absolut utopisch halte.



    Bevor man sich praktische Überlegungen dazu macht, wie eine Welt ohne Polizei aussehen könnte, müsste man sich mit dem Glaubenssystem auseinandersetzen, dass Menschen nur dann gute Menschen sind, wenn es irgend eine Art von Herrschaft gibt. In einem herrschaftsfreien System wäre das eine ganz andere Frage.

  • Ich kenne die Intention nicht, mit der der Artikel geschrieben wurde. Ich schreibe darüber, wie er bei mir „rüber gekommen“ ist. Warum treibt mich der Artikel so um? Nicht weil er mit keinen seiner Themen wirklich fertig wird. Nicht mit der Frage der Abschaffung der Polizei. Nicht mit der Frage wie das geschehen soll? Indem man den Kapitalismus abschafft. Aber wie das geschehen soll, wird auch nicht erklärt. Nicht wirklich erklärt, warum man in D. aber trotzdem mit dem Polizei-Abschaffen vorher anfangen muss. Nun gut, weil man das in den USA schon will und macht und: „Oh ja, dann machen wir das auch“. Der beflissentlich aufgeführte Stufenplan „Polizei-Abschaffung“ bleibt deshalb logisch wie zeitlich nicht einzuordnen. Aber das sich hier ergebende Henne-Ei-Problem wird übergangen. Aber ach ja, es geht ja auch um die Erläuterung einer Utopie, da fällt das nicht so auf. Lieber Zeiten, Orte, Räume und Geschehnisse „utopisch“ sich verschwimmen lassen.

    Dabei meint man es doch so gut wie praktisch. Das Polizeiabschaffen steht zwingend im Zusammenhang mit der kostenfreien Fahrt für Arme mit ÖPNV. Da sehe ich mich als einer der die Langzeitarbeitslosigkeit kennt nur noch verarscht. Nein, nicht belogen oder manipuliert. Nur zur Gaudi von wem eigentlich auf die Schippe genommen und ein kleines Stück missachtet. Sollen Erwerbslose ihre politischen Forderungen, wie z.B. genannt, gefälligst im Zusammenhang mit Polizeiabschaffung sehen? Glaubt man, wir hätten diese Art Sorgen? Meint man, wir bräuchten um auch nur das komplizierte Thema der Abschaffung der Sanktionen in H4 zu lösen diese Art „theoretischen Überbau“? Geht´s noch? Sorry , aber wir müssen zu den Tafeln gehen und nicht zur abendlichen Community-Sitzung am Brünnlein vor dem Tore wohl unterm Lindenbaum. Es rettet uns keine solche Community, bekochen müssen wir uns selber.

    Bitte deshalb niemals auch nur ein Artikelchen in der Art wie dieser über H 4. Das geht so nicht.

  • Einige Überlegungen von Frau Schipkowski könnten durchaus fruchtbar gemacht werden, sie sollte aber bedenken:

    Ja, gerade in den USA kann Polizeiarbeit, SOWEIT sie als Ersatz von i.w.S. Sozialarbeit fungiert, reduziert werden, wenn entsprechende Sozialarbeit ausgebaut wird.

    Die Entmachtung der Lokalfürsten und Raubritter: moderner gesagt: der Clans und Warlords, und die Einführung des staatlichen Gewaltmonoplols war ein entscheidender Moment des ‘Prozesses der Zivilisation’ - dem wird die heutige relativ friedliche Situation in unseren Gesellschaften verdanken. Noch heute ist die Mordrate in nichtstattlichen Gesellschaften extrem hoch.

    In Oxord z.B. gab es im 14. Jahrhundert 110 Morde pro 100000 Einwohner pro Jahr. Mitte des 20 Jahrhunderts war es noch 1 Mord. Und selbst im Mittelalter gab es in Westeuropa weniger Morde als bei heutigen nichtstaatlichen (Jäger- und Sammler-) Gesellschaften (vgl. Pinker: ‘Gewalt, S.108f).

    Aber in der Tat kann staatlicher Zwang da EIN STÜCK zurückgenommen werden, wo uns ‘Affektkontrolle’, Gewaltlosigkeit und Friedfertigkeit zur zweiten Natur geworden ist – SOWEIT sie dies ist: dies ist unterschiedlich in verschiedenen Gesellschaften, und es ist unterschiedlich innerhalb von Gesellschaften. Nehmen sie Kontrollen da zurück , wo Affektkontrolle NICHT zur 2. Natur ‘habitualisiert’ ist, wird dieses ‘controlled decontrolling of emotional controls’, wie Norbert Elias es genannt hat, nicht funktionieren. Es wird mißbraucht werden. Und sie kommen in eine Gewaltschleife nach unten.

    Seien wir realistisch: weniger kann möglich sein - aber es wird nie ganz ohne Polizeiarbeit gehen. Diese Utopie, so schön sie klingt, wird mit größter Wahrscheinlichkeit zur Dystopie werden. Die Clans werden sich wiederbewaffnen, das Recht in die eigene Hand nehmen, eine Kultur der Verteidigung der Ehre dürfte wiedererstehen, wie wir es einmal kannten, und wie wir es aus bestimmten heutigen Subkulturen kennen.

  • 1.was die meisten antirassistischen us-amerikaner*innen wirklich abschaffen wollen ist nicht die polizei sondern rassistische polizeigewalt und rassistische strukturen und ideologische kontituitäten des rassismus in der polizei.



    sie würden die schlechte polizei die sie haben gerne gegen eine bessere eintauschen.



    und dass sollte man ihnen auch ermöglichen-und sei es dadurch dass die ausbildung und rekrutierung amerikanischer polizist*innen im weg der amtshilfe von polizist*innen aus staaten geleitet und kontrolliert wird die kein so massives rassismus-problem haben und im hinblick auf rassistische polizeigewalt selten oder nie negativ auffallen



    2.um den rassismus in der polizei abzuschaffen muss man nicht die polizei abschaffen



    .das letztere ist im zeitalter der finsternis fast unmöglich.es gehört nicht zum politisch möglichen.selbst nach dem sieg des sozialismus über den kapitalismus wird es noch polizei geben.erst im übergang vom sozialismus zum kommunismus -wird die polizei nach und nach ihre notwendigkeit verlieren und erst im kommunismus also erst nach dem ende des staates wird es keine polizei mehr geben müssen-







    3.zunächst einmal geht es was amerika angeht nur um die durchsetzung einer einzigen einfachen regel:

    rassist*innen dürfen nicht polizist*innen werden oder bleiben

  • In Kamerun gibt es was Ähnliches. Der Polizei vertraut dort, wahrscheinlich zurecht, niemand. Die Einwohner bekämpfen die Kriminalität selbst. Diese oder vermeintliche Diebe werden öfters gelyncht. Das will ich eigentlich nicht.

  • Mir ist die Kälte des Gesetzes lieber als die Wärme meiner kontrollgeilen Nachbarn. Community Accountability - das klingt nach einer Mischung aus Kiezgericht und IRA-sorgt-in-Derry-für-Ruhe. Nightmare.



    Aber nichts davon wird kommen, stattdessen social scoring... noch schlimmer.

  • Die für eine solche Gemeinschaft benötigten zivilisierten Menschen gibt es in genügender Zahl nicht.



    Die hier skizzierte Gesellschaft würde bestenfalls wie eine frühchristliche Gemeinde harmonisch beginnen, dann aber mit dem Errichten von Scheiterhaufen enden.



    Es war, so weit wir wissen, noch nie anders in der Geschichte der Menschheit, auch nicht bei kannibalischen Naturvölkern.



    Die Polizei ist ein Zwitter. Sie hat ein Janusgesicht. Einerseits lässt sie sich von Machthabern – sogar von demokratisch gewählten – zur Durchsetzung sozialwidriger Interessen missbrauchen - andererseits, ohne Polizei, wie gesagt: Scheiterhaufen.

  • Zum Glück habe wir ein Gewaltmonopol des Staates. Dieses - wie hier als Alternative dargestellt - durch ein Gewaltmonopol von Nachbarschaftswachen abzulösen ist ein eher dystopische Vorstellung.

  • Der Artikel ist nicht so naiv, wie ihn einige hier darstellen, aber an einer Stelle schlägt es halt voll zu: Wenn es darum geht, dass man halt eine andere Gesellschaft braucht.

    Und es ist mehr als naiv, davon auszugehen, dass sich schon alle besser vertragen, wenn es den kapitalismus nicht gibt.

    Soziale Kontrolle (und letztlich läuft es darauf hinaus) kann nunmal nur in überschaubaren Gemeinschaften funktionieren. In (Groß-)Städten geht es aufgrund der Anonymität in die Hose. Selbst wenn man die Stadt nochmal in Viertel/Blöcke/Kieze unterteilt.

    Mag ja sein, dass irgendwelche Berliner Kiezbewöhner ihre Kiezgemeinschaft total knorke finde, aber auch in so einem Kiez repräsentiert das lediglich die aktive Minderheit, wohingegen der Mehrheit das scheißegal ist. Und das gilt umso mehr in Städten, in denen dieser Straßenblock-Fetisch weniger präsent ist.

    • @sart:

      Der Artikel ist halt, an der Abhandlung seines Themas gemessen, extrem fehlerhaft. Man kann es nicht ohne die Bezugnahme auf unser demokratisches System und seine Rechtsstaatlichkeit behandeln. Zum einen müsste es dann nämlich darum gehen, dass es trotzdem in D. in Bezug auf die Polizei tatsächlich einiges gibt, was nicht sein darf. Also auch um die Frage, wie das im Rechtsstaat unterbunden werden muss.



      Es ist dann nicht nur zu einseitig sondern auch falsch, die Polizei in D. als instrumentalisierten Herrschaftsapparat sozioökonomischer Schichten zu verstehen die deshalb abgeschaft gehört.



      Und dann ist es eben nicht progressiv sondern regressiv, sich eine Idylle selbstregulierender Kollektive vorzustellen.



      Die Autorin ist international erfahren. Blos gelingt es ihr nicht, sich diesbezüglich zu "verorten". Man muss sich ja fast fragen, ob sie beim Schreiben vergessen hat, in welcher Gesellschaft mit welchem pol. System sie sich befindet. Von wo aus startet ihre Utopie eigentlich?



      Ohne einem religiösen Menschen zu nahe treten zu wollen: Ein Himmelreich kommt vom Himmel. Eine Utopie beginnt gerade in der Wirklichkeit an deren Horizont sie auftauchten kann, wie die Demokratie am Horizont ständischer Gesellschaften aufgetaucht ist.

      • @Moon:

        Worauf ich hinaus wollte war, dass die Gedänkengänge meist durchaus konsistent sind, es aber an der Prämisse scheitert.

  • Ich finde, der Artikel hat zumindest einen sehr großen Verdienst, bei den Leserkommentaren findet man herausragende Qualität an grundsätzen Erkenntnissen über die Vorteile staatlicher Organisation der Strafverfolgung.

  • "Sucht man im Netz nach Beispielen für Transformative Justice [...]"

    Es gibt auch gute Workshops im Umgang mit dem Netz.

    Falls Sie so eher der knauserige --öh-- sparsame Typ, dann gibt es auch User Groups und Skillshares, die bringen aber erfahrungsgemäss nicht so viel.

  • Ist das wieder einer dieser Satire-Artikel der taz zum Thema Polizei, die erst nach dem shitstorm dazu erklärt werden?

    Ein Argument warum viele Amerikaner so Waffenbegeistert sind, ist übrigens dass aufgrund der Größe des Landes die Polizei oft weit weg war und man in der US-Rechtskultur daher deutlich mehr Elemente der Selbstjustiz hat. Ob die Autorin das wirklich möchte? Dann wohnen die reichen Weißen halt in Gated Communities und die PoC murksen sich draußen gegenseitig ab ohne dass es jemanden stört. Würde sagen das ist für die Mehrheit der Weltbevölkerung sowieso die Normalität. Da soll Europa jetzt nachziehen?

  • Utopia wäre auch Schlaraffia wo einem Trauben in den Mund fallen.

    Will jemand soetwas? Ein Leben ohne Kampf ohne Auseinandersetzung?

    Schwerste Depression wären unvermeidbar.

    Agrression ist teil des Lebenstriebes.



    Somit auch Konfrntation.

    • @Justin Teim:

      Deine Idee vom Nutzen des harten Lebens spricht ja gerade für die Abschaffung des Polizeiapparates. Die Idee an sich, dass alle satt sind und sich nicht tot schlagen ist doch so schlimm nicht, dass man geradezu Depressionen bekommen müsste, oder? Hunger und Angst führen viel eher dazu.

      • @Hampelstielz:

        Es wird immer Menschen geben mit neuen Ideen und es wird immer Menschen geben die diese Ideen doof finden. So fangen Kontroversen an die m.M. auch notwendig sind. Deshalb muß sich natürlich nicht gleich totschlagen.

  • Ist nicht so naiv der Artikel, wie es manchen hier zu scheinen scheint. Trotzdem vielleicht wichtig, herauszustellen, dass sich Polizei nur in Betrachtung der jeweiligen Staats- und Gesellschaftsordnung sinnvoll beurteilen lässt. Praktisch unterscheidet sich Polizei in Deutschland und Gabun ebenso fundamental wie die jeweiligen Ordnungen, in denen sie agiert.



    Bei uns ist das, polizeilich durchgesetzte, staatliche Gewaltmonopol deshalb so schwierig wegzudenken, weil unsere Vorfahren schon vor sehr langer Zeit ihr Recht auf Selbst- und Sippenjustiz umfassend an den Staat delegiert haben, und sich die Gesellschaft tiefgreifend an diesen Zustand angepasst hat. Davon wieder wegzukommen, ohne auf dem Weg in Anomie oder neuem Feudalismus zu versinken, wäre ein langer, langer – langer Prozess.



    Tatsächlich denke ich, dass Gesellschaften wie etwa die in Gabun in puncto Solidarität und Verantwortlichkeit bzw. Verpflichtung gegenüber dem Kollektiv für einen polizei- und staatslosen Zustand deutlich besser aufgestellt sind als die unsrige. Gerade wegen der miesen Staatlichkeit.

    • @Ruhig Blut:

      Ich habe z. B. derzeit einen ziemlich üblen Nachbarn. Der benimmt sich wie die Sau und würde obendrein vmtl. jedem auf die Fresse hauen, der ihn nur schief anschaut, gäbe es nicht die Obrigkeit. Das Haus ist ziemlich anonym, und es ist mir nur mit Mühe gelungen, andere Nachbarn zu mobilisieren, wegen Zeugenaussagen und bla. Habe mir oft gedacht: Versuch das mal in einer afrikanischen Dorf- oder meinethalben auch Slumgemeinschaft, Sportsfreund, die würden dein Treiben sehr zügig beenden. Und bei konsequenter sozialer Ächtung und kollektivem Zusammenschiss braucht’s dann auch kaum physische Gewalt.



      Nicht weit entfernt gibt‘s eine Wohnanlage, da sind, nun ja, mindestens ziemlich viele so drauf. Dort irgendwas zu verändern, durch Interventionen mit Gutmenschenteams, woher, aus den besseren Vierteln? Eine solche Idee grenzte in ihrer bourgeoisen Naivität schon an bösartige Ignoranz. Denn die Leute sind ja nicht ohne Grund so, wirklich Lust auf die prekäre Asselei haben wohl die wenigsten. Aber halt mit Gewalt aufgewachsen, miserable Jobs oder gar keine, und kaum realistische Chancen auf ein besseres Leben.



      Da gilt es anzusetzen. Lebensbedingungen verbessern auf allen Ebenen, und zwar durch den Staat, und nicht auf wohlmeinende private Gönner hoffen. Und wenn Elend und Gewalt dann tatsächlich zurückgehen, entsteht vielleicht ein Gemeinwesen, das die exekutiven Interventionen wirksam ersetzen kann. Vorher sicher nicht. Und gut möglich, dass das Generationen dauert.

      • 7G
        75787 (Profil gelöscht)
        @Ruhig Blut:

        Lieber Gutmensch als gutdeutsch: jungle.world/artik...rakter-der-polizei

        • @75787 (Profil gelöscht):

          Kluger Artikel, danke.

      • @Ruhig Blut:

        Wahre & doch noch gelassene Worte.



        …anschließe mich.

        unterm——-



        In den versprengt noch vorhandenen Arbeitermilieus im Ruhrpott gibt es vereinzelt noch Relikte hier beschworener Ausprägungen von Solidarität. (einschließlich abziehender vermöbelter Bullerei - nunja den deescalierenden Polizeichef kenn ich noch aus Friedensbewegungszeiten - “…das isn Guter! Der hatte sie alle & war nie in der Zeitung!“ - Weißer Rabe - klar.

        • @Lowandorder:

          Danke, muss mich schon sehr um Gelassenheit bemühen :-)

          Den Pott kenne ich hauptsächlich aus Erzählungen von Pöttlern, aber der alte Arbeitergeist noch in Relikten vorhanden, so etwa hätte ich’s mir auch vorgestellt.

  • 0G
    04105 (Profil gelöscht)
  • Ein immer wieder auch in der taz gehypter Begriff ist in dem Zusammenhang der Begriff "Transformative Justice"

    Sucht man im Netz nach Beispielen für Transformative Justice dann ist die Ausbeute äußerst mager. Es finden sich keine Beispiele zum Umgang mit Gewalt in Communities. Die Communities scheinen äußerst klein, abgeschottet und versteckt zu sein. Oder es gbt sie gar nicht.

    Und das Leuchtturmprojekt "Transformative Justice Kollektiv Berlin" löst sich als Gruppe sogar auf. Dort haben die anfragenden Communities die TJ nicht gebackenen bekommen ("... wurden wir immer mehr als Expert*innen gesehen und als Feuerwehr angefragt, um die Prozesse für Andere zu führen und nicht mit involvierten Freund*innen oder der Community zusammen.").



    www.transformative...tion-auch-fur-uns/

    Hier wird immer noch eine Vision verkauft, die nicht einmal mit mit engagierten für TJ offenen kleinen Communities funktionierte.

  • Frau Scipkowski, gehört das Posten von Links, wo unbefugt und strafbar Adressdaten anderer bewusst zu deren Schaden veröffentlicht werden, auch zur "Community Accountability" mit dem Ziel "Sicherheit herzustellen"?

    twitter.com/Kat_Sc...4202207715328?s=20

  • Stattdessen Selbstjustiz?

  • "Das Konzept der Community Accountability, auf Deutsch: Gemeinschaftsverantwortung, zielt darauf, Sicherheit und Gerechtigkeit herzustellen, ohne dabei auf Gefängnisse, Jugendämter und die Polizei zurückzugreifen. Stattdessen ist die Community, also die Nachbarschaft, eine Gruppe von Freund*innen, ein Arbeitszusammenhang oder auch eine Kirchengemeinde, zuständig."

    Ich erinnere mich an einen Fall von "Community Accountability". Es war in den 80er-Jahren in den besetzten Häuser der Hamburger Hafenstraße.

    In einem der Häuser wurde eine junge Frau von einem Pärchen tagelang vergewaltigt und misshandelt. Das Opfer konnte fliehen und der Täter (was mit der Frau passierte, weiß ich nicht mehr) wurde von Bewohnern der Hafenstraße mit Eisenstangen zusammengeschlagen.

    Und so haben sie wohl ihrer Meinung nach der Gerechtigkeit Genüge getan.

    • @Jim Hawkins:

      Setzen Sie doch bitte die Ideologie-Brille auf. Dann sehen Sie, dass ohne Herrschaftsstruturen alle Menschen friedliche, gute Wesen wären. Und wenn doch mal einer kapitalistisch böse Gedanken hegt, kommt das Mediatoren-, Psychologen- und Sozialhelfer-Squad um ihn zu läutern. Keinesfalls käme es zu Gruppendynamiken und Selbstjustiz. Sie müssen nur dran glauben. Fakten sprechen schließlich nicht dafür.

      • @Devil's Advocate:

        Sie haben mich überzeugt!

        Aber die Eisenstange bleibt unterm Bett liegen.

        • @Jim Hawkins:

          Irgendwie müssen Sie die schlechten Ideen ja aus den Köpfen der anderen bekommen. Sehr vernünftig!

  • ein Beispiel aus den USA:

    nypost.com/2020/06...-private-security/

  • „We look out for each other“, also „Wir passen aufeinander auf“, ist ein Slogan, den migrantische Communitys und anarchistische Gruppen oft verwenden, wenn sie für Alternativen zum Ruf nach der Staatsgewalt werben.

    Mal ehrlich. Kennt jemand in Bremen (oder anderswo) "anarchistische Gruppen", die auch nur ein bisschen Altenpflege betreiben?

    • @Rudolf Fissner:

      Dieses Argument ist klassischer logischer Fehlschluss, eine unlautere Methode um Argumente zu diffamieren ohne auf sie eingehen zu müssen.



      Es geht um Polizei. Polizei macht nirgendwo Altenpflege.



      „Die Kunst Recht zu behalten“ ist ja ganz nett aber sicherlich nicht Schopenhauers wichtigstes Werk.

      • @Paco:

        Ach so. Sie meinen "Wir passen aufeinander auf“ ist nur sowas wie dieser spießige Klassiker mit Ellenbogen auf Kissen auf Fensterbank. ;-) Für die Altenpflege ist ja auch der Staat zuständig.

        • @Rudolf Fissner:

          Ich meine gar nichts. Mir zu unterstellen ich würde etwas meinen was ich nicht gesagt habe ist auch ein logischer Fehlschluss.



          Davon gibt‘s übrigens noch viel mehr: Also Feuer frei!



          Vielleicht schaffen Sie ja alle. Evtl. als nächstes ein „ad hominem“?

          • @Paco:

            "Vielleicht schaffen Sie ja alle. Evtl. als nächstes ein „ad hominem“?"

            Wie sagte doch ein weiser Mann: "„Die Kunst Recht zu behalten“ ist ja ganz nett aber sicherlich nicht Schopenhauers wichtigstes Werk." taz.de/!5701855/#bb_message_3995080

  • Ich lebe in einem Land, in dem "Polizei" praktisch nicht existiert. Es gibt eine "Polizei" genannte Gang, die bewaffnet und uniformiert Menschen schikaniert und finanziell ausnimmt anstatt der ursprünglichen Aufgaben von "Polizei".



    Das Ergebnis ist natürlich eine gewisse Rechtlosigkeit und Willkür, auch Recht der Stärkeren (=Reicheren), die sich Security leisten können. Aber es ist auch kein totales Chaos mit Mord und Totschlag. Menschen helfen sich gegenseitig, und die Kriminellen sind einfach deutlich in der Unterzahl. Und dies ist eine sehr kapitalistisch organisierte Gesellschaft. Ich will damit nur sagen, es geht auch ohne. Ist nicht super, aber auch nicht super scheisse. Vielleicht inspiriert es ja die eine oder den anderen, nochmal über den Tellerrand zu gucken auf real existierende Gesellschaften ohne Polizei.

    • 8G
      83492 (Profil gelöscht)
      @Clifford:

      Welches Land meinen Sie?

      • @83492 (Profil gelöscht):

        Ein grosses Land in Ostafrika.

    • @Clifford:

      DANKE für Ihren Beitrag, der auch mal Grautöne kennt. Ihr Wunsch nach dem Blick über den Tellerrand mag erfüllt werden ...

    • @Clifford:

      Und die Kriminalitätszahlen in ihrem Land liegen mit Sicherheit um ein Vielfaches über denen in Deutschland. Weiß nicht, warum das nachahmenswert sein sollte.

      • @gyakusou:

        Die (Klein-)Kriminalitätsrate liegt tatsächlich etwas höher, was aber auch unter anderem an deutlich größerer Armut (richtig arm) und z.B. einem Alterdurchschnitt von 20 Jahren liegt. Gemessen daran ist die Rate eigentlich noch recht niedrig.



        Ich habe nirgendwo geschrieben, dass dies nachahmenswert sei (schon allein weil die Polizei deutlich mehr nervt als in Deutschland), sondern lediglich darauf hingewiesen, dass solche Ideen nicht nur in irgendwelchen linken Utopieköpfen existieren, sondern es tatsächlich Gesellschaften gibt, in denen quasi keine Polizei existiert. (Fast) ganz wertfrei.

  • Reichlich naiv das ganze. Man kann Massengesellschaften nicht wie Dorf im Mittelalter organisieren. Was die Autorin übersieht: Der pöhse spätkapitalistische Sozial- und Polizeistaat macht ein nach eigenen Vorstellungen geführtes Leben möglich, ohne dass man auf Gedeih und Verderb den sozialen Vorstellungen seiner Umwelt entsprechen muss. Es waren doch gerade Linke, die früher von den spießigen Dörfern mit ihrer umfassenden sozialen Kontrolle in anonyme, aber eben auch ein individuelleres Leben ermöglichende Großstädte geflüchtet sind!

    Daß das Dorf nun als Ideal gepriesen wird, die sonst kein gutes Haar an Dörflern lassen, läßt mich ratlos zurück.

    • @rawjr:

      Der Gedanke kam mir auch...und wenn das Dorf der Meinung ist, Schwule gibt es hier nicht, dann wird es bitter für den 15 jährigen, der merkt, dass es sie eben doch gibt im Dorf.

    • @rawjr:

      Volle Zustimmung. Diese Heile-Welt-Träume sind alles andere als links.

  • Tja wenn man sich sein Volk selber basteln könnte, dann wäre ja SOO viel möglich...

    In der Praxis bedeutet das aber, dass entweder die Träume Träume bleiben und die Zyniker währenddessen die Realität diktieren, oder - noch schlimmer - dass die Träumer die Mach gewinnen und sich daran machen, ihre Mitmenschen zu ihrem Glück zu zwingen. Dann wird aus der Groß-Community ganz schnell ein Überwachungsstaat, dessen Polizeiaufgaben von Apparaten wahrgenommen werden, die unter dem Vorwand der ideologischen Rechtschaffenheit noch viel rigoroser und repressiver vorgehen. So geschehen ab 1917.

    Merke: Menschen. Werten. Verschieden.



    Was der Eine als Ideal von Solidarität versteht, sieht der Andere als Schwäche, die ihm nützen kann. Was den Einen motiviert, sich dem Konsens der Gemeinschaft unterzuordnen, engt den Anderen ein und stachelt ihn zum Widerstand auf. Was der eine als himmlische Aufteilung von Macht erlebt, bis diese als solche unkenntlich wird, sieht der Andere als gefährliches Vakuum, das es zu füllen gilt usw.. Versuche, Alle auf einer "richtige" Linie zu vereinen, sind bislang immer schiefgegangen.

    Unsere derzeitige Gesellschaftsordnung besteht daher nicht primär fort, weil sie die "Richtige" für alle Menschen ist, sondern weil sie mit diesen Diskrepanzen noch am ehesten umgehen kann, ohne daran binnen kurzen zugrunde zu gehen. Wer auch immer DEN heilsbringenden Systemwechsel designen möchte, sollte vielleicht dieses Kriterium nicht so völlig außen vor lassen.

  • "Nach den großen Protesten anlässlich des Todes von George Floyd hat der Stadtrat von Minneapolis beschlossen, die Polizei in ihrer jetzigen Form aufzulösen. Auch in Seattle wurde die Forderung diskutiert; dort hielten Black-Lives-Matter-Aktivist*innen über Wochen eine polizeifreie Zone aufrecht. Aber wie organisiert man eine polizeifreie Gesellschaft dauerhaft?"

    Nun, das ist doch wirklich das kleinste Problem: www.waynedupree.co...und-police-cities/

    Kein Schutz durch die Polizei? Folglich liefern die Logistikfirmen aus Angst um ihre Fahrer und LKWs Städte ohne Polizei nicht mehr an. Weitere Folge: innerhalb von 3 Tagen sind die Supermärkte leer.

    Kann nur sagen: gut so! Sie wollten den Sozialismus, sollen sie den Sozialismus bekommen !

  • Ein "Ehrenmord" ist übrigens auch nichts anderes als soziale Kontrolle durch das engste soziale Umfeld....

  • Menschen sind zutiefst konflikthafte Wesen mit hohem aggressiven Potential. Solche pädagogischen Anstze mögen in kleinen Communities möglich sein, im größeren Rahmen haben Utopie eher schlimmes geschafft. Dieser Vorschlag erinnert mich , wenn man Löwen nur gut genug behandelt und sie regemässig füttern würde, sie dann zum Schmusekätzchen werden würden. Ausserdem besteht dieses System des Ausgleichs in archaischen Stammesgesellschaften. was dabei rumkommt ist bekannt: Täter Opfer Ausgleich, der Vergewaltiger heiratet die Vergewaltigte... Es verschwimmen Opfer und Täter. Utopien hatten schon immer eine gefährliche Dimension, da haben wir reichlich in der Geschichte zu bieten. Das staatliche Gewaltmonopol aufzugeben, auch wenns verbesserungswürdig ist , wäre ein hochgefährlicher Schritt. Vielleicht sich einmal mit Psychoanalyse, Massenpsychologie etc. beschäftigen, als diese naiven Kinderträume von einer guten Welt und das Böse dabei zu negieren. Vielelicht auch mal Lektüre des Fausts.

  • Etwas ist aber weder im Artikel noch in den Kommentaren bis jetzt aufgegriffen worden, obwohl im Artikel darauf Bezug genommen wird: Polizei/das Gewaltmonopol ist in den USA doch sehr verschieden organisiert als in Deutschland. Das ist keineswegs banal oder Klugscheißerrei. Ein großer Teil Polizei(en) ist in den USA lokal organisiert. Klar kann man dann dort „einfacher“ Mal eine städtische Polizeibehörde auflösen und neu aufbauen. Das dient aber nicht als mögliches Vorbild für Deutschland, wie im Artikel angedacht. Dieses Lokale, vor allem auch der Polizei, ist fest im Selbstverständnis der amerikanischen politischen Kultur verankert. Polizeichefs werden oft gewählt, teilweise wird im Stadtrat stark in die Polizeiarbeit hineingewirkt bis zu Fragen, wie viele Streifen soll es geben, etc. Deshalb ist es auch so ein Skandal, dass Trump „Bundestruppen“ schickt. In Frankreich oder Deutschland interessiert es erstmal niemanden, wenn Polizei aus anderen Gegenden kommt.

    So gesehen ist auf eine gewisse Weise die Idealvorstellung des Artikels, Dinge lokal in den Gemeinden zu regeln, Teil des amerikanischen Selbstverständnisses. Das finde ich im Prinzip sehr gut, das gegenseitige Verhältnis Staat – Bürgerschaft – Polizei ist idealerweise ein egalitäres. Was heißt das jetzt? Ich habe keine einfache Antwort, ich stelle aber fest, dass dies in vielen Gemeinden funktioniert, es in anderen Gemeinden Jahrzehnte lang haarsträubend schiefläuft.

    • @Karl5:

      Danke für Ihre Erläuterung. Sie sind gar nicht banal, sondern mit die wichtigsten hier.



      Sie zeigen wichtige institutionelle Unterschiede beider demokratische Systeme und unterschiedliche pol. Kulturen.



      Kommune und Polizei sind z. T. über Wahlen (Polizeichef) enger miteinander verwebt. Die eigene Kommune wird selbstbewusst als erster Ort der Demokratie gesehen.



      Dann könnte es aber auch so sein: Wenn eine Südstaatengemeinde die "schwarzen" Bürger nicht als solche anerkennen will, dann wählt sie einen Polizeichef, der das auch so sieht und "handhabt". Dann ist die Polizei so rassistisch, wie die Gemeinde der weißen Bürger es ist.



      In D. sind die kommunalen Verhältnisse anders. Polizeichefs werden ernannt.



      Man muss also anders hinschauen, wenn man hier die Einfallstore für Rasissmus bei der Polizei ausfindig machen will.



      Ein ganz wichtiger Aspekt von Ihnen.

  • Auch von mir: Danke für den Artikel!



    Das, was wir eine moderne staatliche Ordnung nennen, ist ohne Gewaltmonopol (sprich: Polizei) schwerlich denkbar. Das heißt, will man das Gewaltmonopol abschaffen, ist man mittelbar, ob man will oder nicht, auch für die Abschaffung eines zentralisierten Gesundheit- und Sozialsystems, einer allgemeinen Rentenversicherung, der Organisation von Schulen, Eisenbahn, moderner Justiz ja und natürlich auch der Institution Eigentum in der heutigen Form. Geht das? Ja klar! Es ist der historische „Normalfall“, zeitgenössische Beispiele, wie schon genannt, gibt es zuhauf. Sind/Waren diese sozialen Ordnungen gewaltärmer? Da antworten die meisten Personen, die sich mit dem Thema beschäftigen, mit einem „vermutlich (!) nicht“. Auch diese Position ist hier schon umfassend dargelegt worden, sie ist auch meine. Man mag nur nochmal relativierend darauf hinweisen, dass auch in diesen Ordnungen keineswegs ständiges Töten an der Tagesordnung ist. Das ist nicht zwangsläufig „die Hölle auf Erden“, wie sich doch mache her konservative Menschen sich das vorstellen.

    • @Karl5:

      Wenn man den "historischen Normalfall" postulieren will, sollte man vielleicht nicht Äpfel mit Birnen vergelichen. So ist Eigentum erst eine sozial relevante Kategorie, seit es den Menschen gelungen ist, mehr zu produzieren, als sie zum unmittelbaren Überleben benötigen. Und siehe da, seit es diesen Überschuss gibt, gibt es auch staatliche Ordnungen, die die wirtschaftlichen Verhältnisse schützen. Der Grad an Komplexität dieser Ordnungen mag noch um Größenordnungen zugenommen haben, aber auch das wird eher der Zunahme der gesellschaftlichen Arbeitsteilung und insbesondere dem Wachstum der Gesellschaften zuzurechnen sein, als dass es eine "unnatürliche Aberration" vom Normalfall wäre.

      Die Welt hat sich weiterentwickelt, Die Modelle von Anno Tobak sind genauso Geschichte, wie die seinerzeitigen persönlichen und materiellen Verhältnisse.

      • @Normalo:

        "So ist Eigentum erst eine sozial relevante Kategorie, seit es den Menschen gelungen ist, mehr zu produzieren, als sie zum unmittelbaren Überleben benötigen."

        Halte ich für ein schlechtes Gerücht. Was man nicht hergeben mag ist nicht mit Produktivität verbunden.

        • @Gerhard Krause:

          Die Frage ist: WARUM nicht hergeben wollen (bzw. warum teilen)?

          • @Normalo:

            Hergeben?



            Mein Nachbar ist arbeitsscheu, rechts orientiert, beratungsresistent und lässt sich von seiner Frau aushalten, die er wie ihre beiden Kinder lieblos, ja abscheulich behandelt. Er neidet allen deren durch ehrliche Arbeit und Fleiß erwirtschafteten Gartenlauben, Angelboote, Terrassenmöbel, die teuren Fahrräder für den Urlaub, selbst die Wanderausrüstung und das Urlaubsgeld. Was er einmal bekommt, verhunzt und versaut er aus Gleichgültigkeit, und wer ihn darauf anspricht, „kann gern auf‘s Maul bekommen“.



            Er hat nicht verdient, dass wir an ihn „hergeben“

          • @Normalo:

            Ich verstehe Ihren Punkt, aber dieser müsste zu diesem von Ihnen aufgestellten Zeitpunkt identisch gedacht worden sein, Recht wohl inkel. Verstehen Sie meinen Punkt? .. Mal ohne Bestandteil an Recht: Ich halte das folglich für zumindest 'wohl ausgeschlossen', Sie scheinen dies für 'vollkommen zutreffend' zu halten. .. Da das Kleinhirn vor der angesprochenen sozialen Kategorie dagewesen sein dürfte, war ein Bedürfnis zum (Be- oder Fest-)Halten wohl doch vorhanden, und damit werden wir wohl nicht anders können, als Privateigentum bereits weitaus früher als heute als möglich annehmen zu müssen, auch wenn dies Zeitgenossen nicht in die rechtlichen Anknüpfungspunkte der Gegenwart zu passen scheint.

    • @Karl5:

      Naja, der historische Normalfall ist auch, dass Menschen an so etwas wie Covid massenweise krepieren, Kindermörder gelyncht werden und ein starkes Klassensystem herrscht. Als Argument taugt "früher war das auch schon so" also nur sehr bedingt.

      • @Suryo:

        Nee, ich bin für die staatliche Ordnung, falls das nicht deutlich geworden ist. Ich möchte nur daran erinnern, dass es durchaus nicht einzige Form menschlichen Zusammenlebens ist. Von "besser = früher" ist in der Tat Blödsinn, auch wenn die Menschheit offensichtlich überlebt hat. In Ordnungen, die auf Ausgleich basieren, sind wahrscheinlich gewaltätiger. Besser geht immer, viel schlimmer aber auch.

        • @Karl5:

          @: Normalo: "Normalfall" im Sinne von "in der meisten Zeit" anders als staatliche Ordnung. Funktioniert auch, nur gewalttätig (und damit in meinen Augen schlechter).



          Nun gut, wenn sie meinen "Der Weg der Geschichte" ist schon geschrieben und es gibt das nur eine Richtung, na gut, dann kann ich nix machen ... .

  • Was wohl etwa die Hells Angels oder andere wohlorganisierte Kriminelle oder die verschiedenen Mafia-Gruppen zu einem Vorschlag sagen würden.

    Wahrscheinlich wäre es ihnen egal, die Polizei steht ihnen auch so nicht großartig im Weg.

    Ich hingegen würde mir, im Falle der Abschaffung der Polizei, als Erstes eine Waffe besorgen.

    Weil alle anderen das auch so machen würden.

    • @Jim Hawkins:

      Würde ich auch machen.



      Und wenn dann die "unbewaffneten Interventions- und Mediationsteams" kommen, dann sage ich denen, dass ich die Verantwortung übernehme, und backe mir´n Ei drauf.

    • @Jim Hawkins:

      Definitiv, die größte und beeindruckendste die ich finden kann! So wie es in manchen Regionen der Welt mit weniger starken staatlichen Organen zum guten Ton gehört. Da geht man nicht ohne Avtomat vor die Tür.

      Ich lass mich doch nicht vom Mob nachher irgendwo aufknüpfen, weil man mich z.B. für einen Kinderschänder hält. Zumindest nicht ohne Gegenwehr.

      Aber ich schätze, ich brauche mir eh keine Gedanken zu machen. In Chemnitz soll die Polizei ja bleiben laut Artikel.

  • Supi, die Idee. Bei der Gelegenheit können (oder genauer: müssen) wir auch die Justiz abschaffen (die Basis für die Arbeit der Justiz sind so gut wie IMMER gerichtsfeste Ermittlungen der Polizei).



    Achja, und wenn wir dann schon dabei sind, Dinge anzuschaffen um "alles" besser zu machen, muss natürlich die Abschaffung der Parlamente folgen. Denn schließlich sind die ohnehin sinnfrei, wenn es keine Judikative und keine Exekutive mehr gibt.

    Augenroll ....

  • Ich empfehle allen, weiter unten den Post von Ingo Bernable über Gemeinschaft und Gesellschaft gründlich zu lesen. Wenn wir staatliche Regelungen durch soziale Kontrolle ersetzen, kommen wir in Teufels Küche.

  • Hier werden aber extrem Subjekt und Objekt verwechselt.



    Es ist nicht der Polizist, der sich zu tote langweilt und deshalb u. a. einem Drogendelikt nachgeht, sondern ein gesellschaftlicher Auftrag, den er bekommen hat, dem er weisungsgebunden folgt.



    Wem das stört muss den Auftrag ändern.



    Es ist dem Polizisten auch nicht, als Inhaber des Gewaltmonopols, gestattet Menschen zu töten.



    Auch nicht mit Ausnahmen für Schwarze, Arme oder welcher Randgruppe auch immer.



    Wenn so eine Tat folgenlos bleibt, ist das ein gesellschaftsorganisatorisches Problem, das genau da bekämpft werden muss, weil es sich unbekämpft in jede utopische Gesellschaft mit schleifen lassen würde.



    Ein völlig unbehandelter Aspekt ist jedoch; in einer freien Gesellschaft, in der sich alle nach Neigungen und Interessen die Aufgaben (Berufe) selber aussuchen dürfen … was für Charaktere werden Staatsanwalt, Polizist oder Soldat und wie werden diese innerhalb der Normen der Gesellschaft gehalten. Das ist auch ein zu lösendes Problem, da es sich ungelöst in jede Nachfolge-Gesellschaft mitschleift.

    • @Andreas Severidt:

      Ich glaube, da gab es mal sehr konkrete Vorschläge aus einer der Kolumnen hier. Vielleicht ist man sich immer noch so einig darüber, dass es nicht erwähnt werden muss :)

  • Zwischen Freiheit und Gesetz besteht eine subtile Dialektik. Jean-Jacques Rousseau hat sie genau beschrieben: "Zwischen dem Starken und dem Schwachen ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit."



    Dieses der Zivilisation zugrunde liegende Prinzip ist oben völlig außer Acht gelassen.

  • Ich finde dass wir solche Utopien brauchen um ernsthaft zu diskutieren welche Polizei und welches Justiz- und Strafsystem wir (nicht) brauchen. Regt zum Nachdenken an warum Polizei, Gesetze und Justiz vor allem Privilegierte schützen und prekär lebende Menschen unsere Gefängnisse füllen. Das ist ein Merkmal aller bekannten größerer Herrschaftsmodelle nicht erst seit Erfindung des Kapitalismus. Wer keine Macht (Vermögen oder Beziehungen zu den Machthabenden) hat wird in allen Bereichen benachteiligt - das gabs so auch in allen Hochkulturen der Antike über die schriftliche Infos erhalten blieben. Warum das in unserer Demokratie noch immer so ist muss grundsätzlich in Frage gestellt und dringend reformiert werden. Beispiel Drogendealer. Niedrigschwellige legale Drogenabgabe an Abhängige, Coffeeshops für Freizeitkiffer und legale Arbeitschancen sofort für alle die neu nach Deutschland kommen ob sie gewaltsam vertrieben wurden oder Arbeitschancen im Ausland suchen. Würde jede Menge Polizeikräfte freistellen die sich nun intensiv der bis dato weitgehend unbehelligten "sauberen" Geschäftsleute im Drogenmarkt die Deutschland nach der Wende zum Geldwäscheparadies erklärt und unter sich aufgeteilt haben bieten. Dasselbe in der legalen Geschäftswelt. Ladendiebstähle und Schwarzfahren sozial beantworten, Steuerhinterziehung(Diebstahl staatlichen Vermögens also unser aller Eigentum) etc. konsequent gesetzlich verschärfen und strafrechtlich verfolgen. Bei allen Gewalttaten (Vergewaltigung, Körperverletzung, Mord) sowie Anschläge ob erfolgreich oder nicht und Pläne zur Gewalt oder Tötung anderer (Beispiel rechte Terrorgruppen) finde ich soziale Programme für Opfer wichtig und soziale Programme zur Prävention von Gewaltkarrieren bzw. Exitprogramme aber staatliche Strafverfolgung unabdingbar. Sie muss aber gründlich reformiert werden transparent, unabhängig kontrolliert und effektiver werden - um all die illegale Polizeigewalt, Komplizenschaft und Straffreiheit zu beenden.

    • @Nina Janovich:

      "Ladendiebstähle und Schwarzfahren sozial beantworten, Steuerhinterziehung(Diebstahl staatlichen Vermögens also unser aller Eigentum) etc. konsequent gesetzlich verschärfen und strafrechtlich verfolgen."



      Ich greif mir das mal raus um nachzufragen... Eigentumsdelikte sind demnach unterschiedlich zu behandeln abhänging von... was jetzt genau? Schwarzfahren ist bei öffentlichen Verkehrsmitteln ebenfalls Diebstahl staatlichen Vermögens. Das eine "sozial beantworten", das andere "strafrechtlich gesetzlich verschärfen" - wo soll denn da die Grenze liegen? Und mit welcher Begründung?

      • @Encantado:

        späte Antwort: ja nicht präzise ausgedrückt. Ich meinte damit Bagetelldelikte (Schadenshöhe). So landen in D. regelmäßig Schwarzfahrer die "erhöhte Beförderungsgelder" da kein Einkommen bzw. Hartz IV nicht zahlen können im Gefängnis während Steuerbetrüger die Millionen hinterziehen wenns auffliegt generöse Angebote bekommen das ganze "geschäftlich" zu regeln also Augen zu und ein Teil der Steuern nachgezahlt und Schwamm drüber ... Dass prekär lebende Menschen beim Scharzfahren (Schadenswert 2-4 Euro je nach Gemeinde und Fahrtziel) mit Gefängnis bestraft werden und Millionäre sich stets freikaufen sollten sie überhaupt je erwischt werden hat schon etwas sehr Mittelalterliches das wir als moderne Gesellschaft weiterpflegen als wärs ein Naturgesetz.

        • @Nina Janovich:

          Da wäre ich allerdings für ein ganz anderes Vorgehen, das die Unterscheidung von "arm" und "reich" mit all ihren Problemen außen vor lässt: Geldstrafen werden abhängig vom Einkommen und/oder Vermögen angesetzt. Das heißt je mehr Geld ich hab desto höher meine Geldstrafe. Damit tut diese Strafe jedem gleich weh. Machen die Schweden so zumindest bei Verkehrsdelikten, soweit ich weiß. Finde ich bestechend.



          Aber eine unterschiedliche Behandlung, hier Sozialarbeiter, da Knast, halte ich für problematisch.

  • In diesem Traum werden leider viele Dinge einfach ausgeblendet. Was tun mit Leuten, die einerseits nicht am solidarischen Projekt teilnehmen, andererseits sich aber eben nicht abends auf das Sofa verziehen und für sich bleiben? Was tun mit Menschen, die sich an die Regeln, die sich die Gesamtgesellschaft gegeben hat, einfach nicht halten wollen? Es gibt eben auch andere Delikte neben Schwarzfahren, Meldeauflagen ignorieren und Koks verkaufen. Was tun mit dem Typen, der seine Frau vergewaltigt, Kinder verprügelt, Geldautomaten in die Luft jagt? Tribunal durch die lokale Community – vorausgesetzt, die Delinquenten lassen sich von Nicht-Polizisten überhaupt überführen und einfangen. Und überhaupt: Auf welchen sachlichen Grundlagen sollen Urteile erfolgen, wenn es keine nachvollziehbare Ermittlungsarbeit mehr gibt? Und auf welchen Grundlagen sollen Menschen von wem gerechte Urteile erwarten, wenn Communities überall ihre eigene Selbstjustiz üben? Ein Blick in einschlägige Geschichtsbücher über die Entwicklung von Πολιτεία über Polizey bis hin zu unseren heutigen Polizeikräften hätte hier vielleicht in bisschen geholfen.

  • Die Abschaffung der Polizei ist letztlich nur eine Facette von dem worum es im Artikel geht: dem Versuch Gesellschaft durch Gemeinschaft zu ersetzen. Damit ersetzt man aber auch das Gesetzt, das idealerweise frei von Moral und Gesinnung sein sollte, durch eine Form sozialer Kontrolle die diesen Kriterien nicht genügen kann. In diesem Kontext bedeutet die Befreiung von der Polizei, die Wahl zwischen der Unterwerfung unter die Gemeinschaft und dem Ausschluss aus dieser. Die Gemeinschaft oder freie Assoziation ist immer auch exclusiv, immer an Bedingungen geknüpft die die Grenze der Zugehörigkeit definieren. Dieses Prinzip lässt sich auch regelmäßig recht gut in den projekt-anarchistischen Zusammenhängen beobachten, die versuchen genau die hier beschriebenen Konzepte von Community zu praktizieren. Bis zu einem gewissen Grad werden Widersprüche und Konflikte ausgehalten, dann aber über einen Ausschluss aus der Gemeinschaft an die Gesellschaft externalisiert, was letztlich nichts anderes bedeutet, dass man von der Möglichkeit abhängig ist die eigenen, internen Probleme an genau jene staatlichen und gesellschaftlichen Strukturen zu delegieren den man abschaffen möchte. Die Gesellschaft kann pluralistisch sein, die Gemeinschaft oder Community konstituiert sich immer erst über ein homogenes Element.



    Natürlich braucht es die Überwindung der Gewalt, auch der monopolisierten. Die Gewalt des Staates über den Einzelnen ist genauso ein Skandal wie die Existenz von Gefängnissen. Der Weg dorthin darf aber nicht über die Aufgabe der sozialen Freiheiten der Moderne zurück in den Tribalismus führen.

    • @Ingo Bernable:

      Bestechende Argumentation.

    • @Ingo Bernable:

      Kleine Projektgemeinschaften haben keine vergleichbare soziale Strukturen(Familie, Freunde, Arbeit), die sie zusammen halten, wie die aktuelle Gesellschaft. Das untergräbt die allseitige Notwendigkeit Konflikte zu lösen und zu vermeiden.



      Auf Seiten der Gemeinschaft die Verhinderung von Parallelgemeinschaften/-gesellschaften und auf Seiten der Individuen die Teilnahme an der Gemeinschaft.



      Das allgemeine Verständnis das Parallelgemeinschaften inakzeptabel sind und ,im Idealfall Verständnis oder, Toleranz für andere Gesinnungen, ist auch Voraussetzung dafür das Gemeinschaften nicht in Tribalismus abrutscht.



      Allerdings ist das auch der Fall in Gesellschaften (siehe USA und die Parallelgesellschaften von Demokraten und Republikanern).

    • @Ingo Bernable:

      Danke für diesen entscheidenden Hinweis. Gemeinschaft statt Gesellschaft: Nein danke!

  • Wenn eine solche Utopie der menschlichen Natur entsprechen würde, gäbe es sie längst.

    Ohne Polizei wird das Machtvakuum schnell gefüllt durch die Gruppen die am stärksten bewaffnet, bzw. am brutalsten sind.

    Und gegen die wird man dann nicht gerichtlich vorgehen können.

  • aha, also einen Serienvergewaltiger möchte man durch reden und sozialen Druck davon abbringen weiterhin zu vergewaltigen. Da bin ich doch sehr skeptisch.

    Das ganze Konzept mit erscheint mir ehre in Richtung Blockwart unter Ceausescu zu gehen. Nein, in so einer Welt will ich nicht leben in der die Nachbarn über mich entscheiden. Der erste Schritt ins chinesische Punktesystem.

    Und absolut erschreckend finde ich die Vorurteile gegen Chemnitzer und Chemnitzerinnen und Sachen. Grenzt ja schon an Rassismus. Absoluter Fehlgriff der Autorin. Berliner in Kreuzberg sind die guten und die dummen aus der ostdeutschen Provinz pauschal die Schlechten. Frau Schipkowski sollte sich entschuldigen.

  • Danke für diesen Artikel!



    Dass auch in komplexen Gesellschaften Macht völlig anders funktionieren kann (und ohne Gewalt, auch Staatsgewalt), belegen Beispiel aus Ostafrika. Dort kommen nach einem Delikt, ob Diebstahl oder Brandstiftung der sonst was, der Übeltäter und der Geschädigte jeweils mit ihrem sozialen Umfeld (Verwandtschaft, Altersgruppe, etc.) zusammen und beratschlagen gemeinsam, wie die gesellschaftliche Harmonie wieder hergestellt werden kann. Geleitet werden diese Zusammenkünfte von einem Mediator. Richter in unserem Sinne gibt es nicht.



    Wer Näheres erfahren will:



    Hermann Amborn: Das Recht als Hort der Anarchie. Verlag Matthes & Seitz

    • @Toliwaga:

      Die in dem Buch erwähnten Gegenden wie Somaliland oder Puntland sind keine guten Beispiele dafür, dass deren System besser funktioniert. Piraterie, organisierte Kriminalität, kriminelle Banden, viel Gewalt usw.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Toliwaga:

      Und wer ermittelt den Täter?

      Sorry, was sie da schildern ist ein Rechtssystem, nur das die Polizei nicht im Petermannwagen kommt.



      In einer Stadt mit mehr als tausend Einwohnern funktioniert das aber so nicht mehr.

  • 0G
    00842 (Profil gelöscht)

    Erschreckend naiv! Ein Beispiel: Als 2016 in Freiburg eine junge Frau vergewaltigt und ermordet wurde, hat die Soko etwa 1400 Menschen vernommen und rund 1600 Hinweise geprüft. Nur durch akribische Polizeiarbeit, das Ufer der Dreisam wurde sorgfältig untersucht und dabei im Gebüsch ein einzelnes Haar des Täters gefunden, konnte der Fall aufgeklärt werden. Der DNA-Fund an der Leiche stimmte mit dem später festgenommenen Täter überein. Wer soll solche Aufklärungsarbeit leisten, wenn die Polizei peu a peu aufgelöst wird? Ohne das LKA wäre dieser Fall unaufgeklärt geblieben. Von der rechtlichen Handhabe der genannten Maßnahmen ganz zu schweigen. Der Artikel ist reines Wunschdenken und hat mit der Realität nichts zu tun.

    • @00842 (Profil gelöscht):

      Ich halte diesen Fall aus zwei Gründen für keine besonders gute Referenz. Zum Einen weil der Versuch die allgemeinen Verhältnisse an einem höchst emotionalen Extrembeispiel auszurichten, recht wahrscheinlich dazu führen wird die allgemeinen Verhältnisse extrem werden zu lassen. Da ist man dann schnell bei jenen Szenerien von Totalüberwachung die rechte Inennpolitiker regelmäßig wieder fordern wenn sich mal wieder irgendwo ein besonders krasser Fall ereignet hat. Zum Anderen weil auch die Möglichkeiten von LKA, BKA, etc. begrenzt sind und es auch sein sollten. Die Idee wirklich jedes Mittel auszuschöpfen um den Täter der Gerechtigkeit (oder dem was man dafür hält) zuzuführen, mag ja im Sonntagsabends-Krimi ganz schön sein, ist in der Realität aber rechtsstaatlich und gesellschaftlich ziemlich problematisch.

      • 0G
        09922 (Profil gelöscht)
        @Ingo Bernable:

        Ein Verwandter von mir wurde erstochen. Ebenso der Sohn einer Bekannten, der den ersten Abend in einer Studentenkneipe den Beginn seines neuen Lebensabschnitts feierte.



        Zu schreiben, dass es problematisch sei, jedes Mittel auszuschöpfen um den Täter der Gerechtigkeit „oder was man dafür hält“ zuzuführen zeugt davon, dass Sie kein Betroffener sind.

      • 0G
        00842 (Profil gelöscht)
        @Ingo Bernable:

        @Ingo Bernable



        Mir ging es nicht um Emotionen, sondern um die Bearbeitung des Falls. Ohne Spezialisten und ohne die bereitgestellten Sachmittel würden sich viele Straftaten nicht aufklären lassen. Auch dieser wäre wohl ohne Polizei unaufgeklärt geblieben. Und was die Spurensicherung bzw. -auswertung mit Totalüberwachung zu tun hat, will sich mir ehrlich gesagt nicht erschließen.



        Generell gilt: Können wir garantieren, dass sich jeder an die Regeln hält? Nein. Und deshalb muss es jemanden geben, der die Einhaltung der Regeln überwacht. Das irgendwelchen "nachbarschaftlichen Sicherheitsstrukturen" zu überlassen, ist in meinen Augen naiv und gefährlich. Im Jahr 2020 noch Konzepte a la Kulturrevolution zu verfolgen (Nachbarschaftskommitees), hätte ich nicht für möglich gehalten. Wir haben ja gesehen, wohin das führt.

  • Die Polizei ist keine "Instanz, die gewaltvoll verhindert, dass die vielen sich erfolgreich organisieren und Gerechtigkeit einfordern." Wer sich friedlich und gewaltfrei versammeln und demonstrieren will, der kann das - zumindest in Deutschland - jederzeit tun.

    Der Text ist nicht mehr als ein schönes Gedankenexperiment, welches auf einem naiv-optimistischen Menschenbild beruht. Das menschliche Potential zu Egoismus, Habgier und Gewaltbereitschaft lässt sich so nicht einfach wegwünschen. Es lässt sich in jedem Kindergarten beobachten, wie sich das Recht des Stärkeren durchsetzt, wenn Erwachsene nicht ständig erzieherisch eingreifen und für Ordnung sorgen. Niemand muss den Kleinen das Lügen und Betrügen beibringen - und das Raufen erst recht nicht. Das Böse gehört zur Natur des Menschen und die Zivilisation ist nur eine ganz dünne Lackschicht, die jederzeit abblättern kann. Leider lassen sich auch Demonstranten nur allzu leicht anstacheln, eben nicht friedlich und gewaltfrei zu bleiben. Es gibt schöne Ausnahmen, wie etwa die Bewegungen von Gandi oder Martin Luther King, oder auch die Revolution gegen das DDR-Regime. Aber das sind seltene Perlen in einer Geschichte, die von meist blutigen Revolutionen geprägt ist.

    • @Winnetaz:

      "er sich friedlich und gewaltfrei versammeln und demonstrieren will, der kann das - zumindest in Deutschland - jederzeit tun"

      Wie hier [1], zum Beispiel. Diese zwei armen Politzist(*in?)en fühlen sich durch die Frau auf dem Panzerwagen so stark bedroht, dass sie leider, leider (aber natürlich nur verhältinismässig) Pfefferspray einsetzen müssen.

      Ach, kommen Sie. Wer ernsthaft behauptet, die (Institution) Polizei hätte kein Problem, lebt in einer Märchenwelt.

      Gleich deshalb abschaffen? Auch ich sehe es wie die Autorin des Artikels. Das geht vermutlich nicht. Aber wir haben als Gesamtgesellschaft die verdammte Verantwortung, die Rolle, die die Polizei hier und jetzt spielt zu hinterfragen, und uns so manchem Trend entgegenzustellen.

      [1] taz.de/picture/291.../948/92218623.jpeg

    • @Winnetaz:

      "Wer sich friedlich und gewaltfrei versammeln und demonstrieren will, der kann das - zumindest in Deutschland - jederzeit tun."



      -------------------------------------



      An die Illusion habe ich auch viele Jahre geglaubt.



      Sogar, nachdem ich mehrmals von Bullen verprügelt wurde, glaubte ich noch an "Einzelfälle".

      Gucken sie z.b. mal hier:



      blog.eichhoernchen...nalitaet/#more-469



      -Ausschließlich rechtskräftige Entscheidungen mit Aktenzeichen und umfangreicher Dokumentation-

      • @Wagenbär:

        Welche Staatsform in der gesamten Geschichte der Menschheit hat die Meinungsfreiheit und die Versammlungsfreiheit denn besser verwirklicht als die westlichen Demokratien? Die "linken" Staatsformen sicher nicht. Schauen Sie sich mal die verbleibenden Volksrepubliken an: China, Nordkorea... Das sind Polizeistaaten. Die Bundesrepublik ist im Vergleich ein Paradies - bei allen Schwächen und Fehlern und Ungerechtigkeiten, die es natürlich auch gibt. Aber hierzulande kann man darüber reden ohne im Lager zu landen. Das ist der Unterschied.

        • @Winnetaz:

          "Welche Staatsform in der gesamten Geschichte der Menschheit hat die Meinungsfreiheit und die Versammlungsfreiheit denn besser verwirklicht als die westlichen Demokratien?"

          Alles gut also? Können "wir" uns auf unseren Loorbeeren ausruhen? Gibt es keine Missstände, die kritikwürdig wären?

          Die "westlichen Demokratien" leben von ständiger Arbeit -- durch alle. Ohne diese Arbeit rutschen sie in illiberale Demokratien oder korrupte Oligarchien ab (Beispiele vor der Haustür zu genüge!).

          Diese Kritik machen wir hier. Machen Sie mit!

    • @Winnetaz:

      "Wer sich friedlich und gewaltfrei versammeln und demonstrieren will, der kann das - zumindest in Deutschland - jederzeit tun."

      Der war lustig!

      Und das Böse steckt also in der Natur des Menschen? Oder haben es die Kinder vielleicht doch von der Gesellschaft gelernt?

      • @Gefahrengebietler:

        In der Natur gibt es kein Gut oder Böse, das sind sozial moralische Konstrukte, allerdings neuro wie biochemische veranlagtesoziales wie dissoziale Programmierung wie zb narzissmus... Und so festigt ein alfa männchen nachdem er diese Position erkämpft oder errungen hat diese je nach Veranlagung seine Macht reziprok altruistisch oder dominant mittels körperlicher und sexueller Gewalt, was dann mitunter bei zu grosser Diskrepanz dann durch männchengruppen intern durch Gewalt auch beendet werden kann, und die gesamte selektive partner Wahl beruht auf Dominanz, körperliche wie charakterliche Unterschiede wie auch Lug, Täuschung und betrug. Selbst bonobos ziehen Rüpel vor, weil diese ihnen bessere Erfolgsaussichten bieten wenn sie sich anschließen... Nehm ich den der ständig Obst holt um die Weibchen zu bestechen oder den, der ihm aufgrund der Dominanz die Bananen wegnimmt und während der Sammler wieder neues Obst sucht, schon die ersten Weibchen besteigt.

      • @Gefahrengebietler:

        Zu ihrem Nick:



        Waren diese als "Gefahrengebiete" bezeichneten Bürgerrechts-freien Räume in Hamburg nicht auch vom Herrn Scholz eingeführt worden?

        • @Wagenbär:

          Nennen Sie doch bitte auch den Grund. Waren in den Gefahrengebieten nicht Hampels unterwegs, die vielfach Menschen angriffen?

          • @Rudolf Fissner:

            "Waren in den Gefahrengebieten nicht Hampels unterwegs, die vielfach Menschen angriffen?"



            ----------------------------------------------



            Ja, vor allem /nach/ Ausweisung dieser Bereiche.



            Die hatten Uniformen an, und nannten sich Polizeibeamte.

            • @Wagenbär:

              Ne, das war kurz davor. Wissen Sie doch auch.

              • @Rudolf Fissner:

                Davor hatte die Polizei einen maßlos übezogenen Einsatz am Spielbudenplatz in St Pauli mit einenem erfundenen "Überfall" auf die Davidwache zu rechtfertigen versucht.



                "Zufällig" waren alle, der zahlreichen Überwachungs-Kameras in dem Bereich gerade ausser Betrieb, bzw hatte der Polizeibeamte vor dem Monitor "vergessen" das "dramatische" Ereignis aufzuzeichnen.



                Im Ergebnis hatten Polizeibeamte in voller Kampfmontur mit Helmen und runtergeklappten Visieren dann wochenlang komplett rechtswidrige Willkür-Kontrollen und Durchsuchungen von Einkaufstaschen und Kleidung von AnwohnerInnen durchgeführt und dabei u.a. Klo-Bürsten als "Gefährliche Gegenstände" sichergestellt.

  • Statt wertvolle Lebenszeit und Energie mit so einer unrealistischen Utopie zu verschwenden - die in keinem Land der Welt umgesetzt wird/funktioniert - sollte man realistischer an die Sache rangehen. Sollen Drogenhändler nicht mehr von der Polizei verfolgt werden? Gesetze ändern, Drogen legalisieren, den Menschen Perspektive am Arbeitsmarkt geben (auch wenn selbst dann viele aufgrund fehlender Sprachkenntnisse/Bildung in einer Industrienation scheitern werden). Weitere Lösungsansätze wurden ja im Artikel angerissen.

    Die Abschaffung der Polizei und sie durch irgendwelche Community-Organisationen ersetzen lässt Raum für massiven Missbrauch und neue Probleme. Täter werden von "ihrer Community" geschützt und Opfer außerhalb dieser Blase bleiben im Regen stehen.

    Und ich bezweifle, dass die Gesellschaft jemals akzeptieren wird, dass Vergewaltiger/Mörder/Wiederholungstäter allein die "Verantwortung für ihre Taten zu übernehmen, und sie dabei unterstützen, sich künftig anders zu verhalten." Ohne Gefängnisaufenthalt usw. Das ist etwas, was für mM nach für 90% der Bevölkerung inakzeptabel ist.

    Und dieses skizzierte Gedankenspiel lässt außer acht, dass "direkte soziale Umfeld" nicht nur den Druck aufbauen kann, sich an die Regeln für ein friedliches Miteinander zu halten - dass kann auch das Gegenteil bewirken.

    • @gyakusou:

      Würde man das Geld für Bildung und Integration ausgeben, das jetzt für die Verfolgung von Kleindealern ausgegeben wird, könnten diese exzellent auch in den Arbeitsprozess eingegliedert werden, meinen Sie nicht?

      • @Gefahrengebietler:

        Dissozial narzistische Persönlichkeiten sind biologisch auf "Alfa" getrimmt... Jede Ressource aneignen und jeden Rivalen aggressiv angehen um die Vormachtstellung und das Vorrecht zur Paarung und genweitergabe zu beanspruchen.... Die Natur kennt kein Gut und Böse nur erfolgreich oder nicht... Und Macht in der Gruppe ist der Faktor Nummer 1 in allen komplexen biologischen Gemeinschaften zb bei Primaten. und Delfinen somit auch Methoden diese zu demonstrieren, ob. Nun mittels körperlicher oder sexueller Gewalt. Ob bei Schimpansen oder Orang utans, selbst die bonobos beforzugen Dissoziale Charaktere weil diese erfolgreicher sind... Und so geht es einem kleinkriminelken auch nur darum mal ein Harvey Weinstein, ein Epstein oder alcapone zu werden... Ausgerüstet damit ist er meist gut dank fehlender emphatie Fähigkeit.. Den emphatie ist eine Stoffwechsel neurochemische Gabe wie Kreativität oder andere Begabungen, welche die Natur nicht nach menschlich moralischen wunschvorstelungen vergibt.

      • @Gefahrengebietler:

        Das bezweifle ich. Die Verfolgung von Kleindealern usw. kostet wenn es hoch kommt ein paar wenige Milliarden Euro - das ist ein Tropfen auf den heißen Stein in Sachen Bildungsausgaben.

        Ansonsten habe ich kein Problem damit, dass Drogenkonsum/verkauf nicht mehr kriminalisiert wird. In dem Kontext muss man sich aber nicht über die Polizei aufregen, sondern sich an den Gesetzgeber wenden.

        Erst wenn Drogen legalisiert/unter staatliche Kontrolle kommen, kann sich die Polizei um andere Dinge kümmern. Denn ansonsten sind die verharmlosten Kleindealer nämlich Handlager und Erfüllungsgehilfen der Organisierten Kriminalität, im Hintergrund der Kartelle, die für Blut und Zerstörung in zahlreichen Ländern verantwortlich sind.

      • @Gefahrengebietler:

        @gefahrengebietler: ich bin es ehrlich gesagt leid, Argumente zu lesen die ausblenden dass Menschen auch eine Eigenverantwortung besitzen. Ja, die Gesellschaft hat viele Defizite, es gibt aber keine perfekte Gesellschaft. Und eine Gesellschaft kann nur funktionieren, wenn die darin lebenden Gesellschafter (Menschen) mitmachen.



        Niemand wird gezwungen Drogendealer zu sein. Und das Bildungssystem ist das auch nicht schuld. Ihrer Logik folgend, könnten quasi alle Straftaten auf eine mangelhafte Gesellschaft zurückgeführt werden.

      • @Gefahrengebietler:

        Was Sie vorschlagen erinnert mich an Gehirnwäsche und die Versuche in China, den guten Menschen heranzuziehen. Übrigens ist es eine Utopie, dass Bildung vor Kriminalität schützt. Es gibt dann eben mehr white-collar Kriminalität; Vergewaltigungen, Morde und Diebstahl würde es weiterhin geben.

  • Schöne Utopie die mir eigentlich gefallen würde, aber leider am Grundwesen der Menschen vorbei.



    Egoismus ist leider oft stärker als Solidaritat. Soziales und umsichtiges Verhalten wird von Einigen als Schwäche und Einladung zum sich auf Kosten anderer bedienen gesehen.



    Ich fürchte ohne Instanz die Exekutiv tätig ist und Regeln dieser Gemeinschaft durchsetzt, wird es nicht gehen "unsoziale" Tendenzen einzugrenzen.



    Polizei kommt doch von "Res polis" - Sache der Gemeinschaft, wenn ich mein altes fast vergessenes Latein rauskrame. Thoretisch ein guter Begriff, was daraus in der Realtiät wird kann und muss immer wieder diskutiert werden.

  • "Auch in Seattle wurde die Forderung diskutiert; dort hielten Black-Lives-Matter-Aktivist*innen über Wochen eine polizeifreie Zone aufrecht. "

    Stimmt doch nicht. Dort organisierte man schnell seine eigene "Polizei" und lies Typen mit schweren Waffen rum laufen. taz.de/Linke-und-Schusswaffen/!5694253/

    • @Rudolf Fissner:

      Ist lustig, weil der Satz davor

      "Nach den großen Protesten anlässlich des Todes von George Floyd hat der Stadtrat von Minneapolis beschlossen, die Polizei in ihrer jetzigen Form aufzulösen"

      suggeriert, wenn man etwas zu schnell drüberliest, dass die Polizei irgendwie "aufgelöst" wird. Dabei wird sie quasi von 0 wieder aufgebaut, weil sie sich als nicht reformierbar herausgestellt hat. Ein eklatanter Unterschied zu "Auflösung".

  • What a day for a Daydream...



    www.youtube.com/watch?v=4Rde6ju0GBE

  • "Und wo ist der Druck, sich an Regeln für ein friedliches Miteinander zu halten, größer als im direkten sozialen Umfeld?"

    Anthropologie und Psychologie bestätigen, dass die maximale Größe einer Gruppe, deren Mitglieder sich einander eng verbunden und damit verantwortlich fühlen, bei ungefähr hundert liegt. Wäre es anders, hätte man Recht und Justiz nie dem Staat zu übergeben brauchen. Dass letzteres ein zivilisatorischer Fortschritt war, sieht man schon daran, dass sich ansonsten häufig Traditionen wie die Blutrache herausbilden.

    Tut mir leid, aber außer, wir spalten die gesamte Gesellschaft in Gruppen à hundert möglichst untereinander blutsverwandter Personen auf, wird das Ganze ewig Utopie und damit unerreichbar bleiben.

    Übrigens befinden sich solche Gruppen dann gerne untereinander im sogenannten endemischen Kriegszustand. Volle echte und Solidarität genießen nämlich - auch das bestens belegt - zumeist nur Gruppenmitglieder.

  • Leider eine wohl absurde Idee, da niemals alle Menschen solidarisch zumindest sein können dürften. Eher wohl das Militär zurückdrehen.