Wagenknecht und Schwarzer: Rechtsoffen – ein Manifest für alle
Umschwenken bei Wagenknecht: Man akzeptiere zwar keine rechtsextremen Flaggen auf der Demonstration am 25. Februar. Dennoch ist sie für alle offen.
Hatte Wagenknecht noch am Sonntag im Spiegel eine Unterstützung von Rechtsaußen abgelehnt, ändert sich nun die Rhetorik. Die Linkenpolitikerin und die Publizistin Schwarzer äußerten am Donnerstag, ebenfalls im Spiegel, Offenheit für jede Hilfe.
Auf die Frage, was sie machen, wenn Rechtsextremisten auf der Demo auftauchen und Fahnen schwenken, antwortete Wagenknecht: „Auf unserer Kundgebung ist jeder willkommen, der ehrlichen Herzens für Frieden und für Verhandlungen demonstrieren möchte.“ Rechtsextreme Flaggen und Symbole hätten dort aber nichts zu suchen.
Bereits am Mittwoch war ein Video auf Twitter aufgetaucht, in dem Wagenknechts Ehemann und Ex-Linken-Vorsitzender Oskar Lafontaine, ebenfalls Erstunterzeichner, in einem Interview sagte: „Da gibt es keine Gesinnungsprüfung, da wird auch niemand gefragt: ‚Welches Parteibuch hast du?‘ oder,Wen hast du gewählt?'“
Frieden mithilfe von rechts?
Auch wenn er Lafontaines Positionen nicht teile, könne man niemanden ausschließen, sagte Erstunterzeichner und Politikwissenschaftler Hajo Funke am Donnerstag der taz. Eine Instrumentalisierung durch rechts sollte jedoch verhindert werden. Der ehemaligen EU-Kommissar Günter Verheugen, auch er Erstunterzeichner, unterstützt hingegen ausschließlich das Manifest und trennt es von daran anknüpfenden Aktivitäten. Mit der Demo habe er nichts zu tun, sagte er der taz.
Linken-Vorstandsmitglied Janis Ehling twitterte als Reaktion auf Lafontaines Einladung an alle, dass er den Aufruf zwar weiterhin teile. Die anstehende Demonstration unterstütze er jedoch nicht mehr. Es brauche in „diesem Land“ weiterhin Stimmen gegen die Eskalation. „Wer aber lieber versucht Rechte für sich zu gewinnen, scheidet als glaubwürdige Stimme für den Frieden aus.“
Wagenknecht und Schwarzer hatten am 10. Februar auf der Plattform change.org eine Petition namens „Manifest des Friedens“ gestartet. Zeitgleich kündigten sie eine Demonstration am Brandenburger Tor für den 25. Februar an, fast genau ein Jahr nach Kriegsbeginn in der Ukraine. Kritik ernteten sie unter anderem dafür, Russlands und Putins Schuld am Krieg und den begangenen Verbrechen in der Ukraine zu schwach zu betonen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland