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Wagenknecht kandidiert nicht mehr für Linke„Reisende soll man nicht aufhalten“

Sahra Wagenknecht hat angekündigt, nicht mehr für die Linkspartei für den Bundestag zu kandidieren. Die ersten Reaktionen aus ihrer Partei fallen trocken aus.

Sahra Wagenknecht entfernt sich weiter von der Linkspartei Foto: Monika Skolimowska/dpa

Berlin dpa | Die Linken-Vizechefin Katina Schubert hat kühl auf die Ankündigung der Bundestagsabgeordneten Sahra Wagenknecht reagiert, nicht mehr für die Linke zu kandidieren. „Politik macht sie schon lange nicht mehr für die Linke“, sagte Schubert der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Sie arbeitet schon lange auf eigene Rechnung. Ihr Geschäftsmodell ist, gegen die Partei zu hetzen, ihr ganzes Buch basiert darauf. Ich sag's mal so: Reisende soll man nicht aufhalten.“

Wagenknecht hatte am Freitagabend bekannt gemacht, dass sie nicht mehr für die Linke für den Bundestag antritt. In der Linken eckte sie mit Parteikritik in ihrem Buch „Die Selbstgerechten“ an sowie mit abweichenden Positionen zu Themen wie Migration, Corona und Ukraine-Krieg. Mit einem „Manifest für Frieden“ und einer Großdemo in Berlin hat Wagenknecht zuletzt Tausende mobilisiert. Sie hat angedeutet, möglicherweise Teil einer Parteineugründung zu werden.

Dazu sagte Schubert, die auch Berliner Landesvorsitzende ist: „Ehrlich gesagt, ich glaube da nicht dran, weil, das ist ihr viel zu viel Arbeit, nachdem sie gesehen hat, wie sie mit (der Bewegung) ‚Aufstehen‘ auf den Bauch gefallen ist. Aber selbst wenn es so ist, dann ist es so.“

Wagenknecht habe für die „programmatische Entwicklung“ der Linken schon lange keine Rolle mehr gespielt. „Sondern ihr Geschäftsmodell ist, von der Seitenlinie Leute zu diffamieren und schlecht zu machen“, sagte Schubert. „Insofern: Eine Klärung würde vielleicht manches leichter machen.“

Wagenknecht sitzt seit 2009 für die Linke im Bundestag und zog 2021 erneut über die Landesliste Nordrhein-Westfalen ins Parlament ein. Schubert sagte: „Ich glaube, sie wäre in Nordrhein-Westfalen auch nicht wieder aufgestellt worden.“ Wagenknecht habe dort ihr Büro geschlossen und Ressourcen zurückgezogen. „Sie hat ja damit deutlich gemacht, dass sie mit dieser Partei nichts mehr zu tun haben will.“

Wagenknecht hat sich zu ihren Zukunftsplänen noch nicht öffentlich festgelegt. Der „Rheinpfalz“ sagte sie, sie wolle sich nach Ablauf der Legislaturperiode entweder aus der Politik zurückziehen und als Publizistin und Buchautorin arbeiten, „oder es ergibt sich politisch etwas Neues“. Zur möglichen Parteineugründung sagte sie der Zeitung nur: „Darüber wird an vielen Stellen diskutiert.“

Wissler: Spekulationen um neue Partei nicht hilfreich

Linke-Chefin Janine Wissler hat sich kritisch zu den Spekulationen um die Gründung einer neuen Partei durch die Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht geäußert. Die Linke habe „ein gutes Programm, wir haben wichtige Ziele und das Kokettieren mit neuen Parteien finde ich da nicht hilfreich“, sagte Wissler am Samstag am Rande eines außerordentlichen Parteitags der hessischen Linke in Wetzlar. Zugleich machte sie deutlich, sie kenne „keine genauen Pläne“ und „keine Bestrebungen dahingehend“.

Wissler hatte sich zuletzt wiederholt von einer kürzlich von Wagenknecht und der Frauenrechtlerin Alice Schwarzer organisierten “Aufstand für Frieden“-Demonstration distanziert. Die Teilnehmer daran kamen aus verschiedenen politischen Richtungen, nach AfD-Angaben waren auch zahlreiche ihrer Mitglieder vor Ort.

Am Samstag erklärte Wissler dazu: „Grundsätzlich finde ich das richtig und wichtig, dass Menschen auf die Straße gehen, um für Frieden zu demonstrieren, um deutlich zu machen, man ist solidarisch mit der ukrainischen Bevölkerung, und man fordert Friedensverhandlungen, das ist absolut notwendig.“ Das Eintreten für Frieden und Verhandlungen sei auch „keine Parteinahme für Putin.“ Immer mehr Menschen stellten sich die Frage, „ob immer mehr und schwerere Waffen diesen Krieg beenden“.

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77 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in
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  • Na endlich und gute Reise.

  • Hurra, ich kann die Linkspartei wieder wählen und muss nicht die Leoparden oder Giffey Partei mehr wählen. Vielen Dank Sarah für diese überfällige Entscheidung! Bitte nimm Deine Kumpane und Diether Dehm noch mit!

  • Sahra was ist nur aus dir geworden?

    Jahrelang habe ich Sahra Wagenknecht bewundert, eine Politikerin welche linke Politik und Realität unter einen Hut bringt.



    Doch nun hat sie für mich eine rote Linie überschritten, indem sie des Zweckes wegen auch extrem Rechte auf einer Veranstaltung gut heißt.



    Sie ist nicht mehr die Sarha Wagenknecht die ich bewundert habe, sie geht einen gefährlichen Kurs, und ich lehne Sie und diesen Kurs grundsätzlich ab.



    Verhandlungen mit Putin über ukrainisches Land - unerträglich!

    • @Rudi Hamm:

      Jetzt erst? Für mich war die rote Linie bereits 2021 überschritten, als Sie bei Markus Lanz „Deutschland. Aber normal.“ vertrat, sich über skurrile Minderheiten echauffierte und andernorts noch weitere AfD Slogans kopierte!

    • @Rudi Hamm:

      "...indem sie des Zweckes wegen auch extrem Rechte auf einer Veranstaltung gut heißt"

      Das wird ja nicht wahrer dadurch, dass Sie es ihren politischen Gegnern nachreden, die sie desavouieren wollen.

      In dem Aufruf stand: "Auf der Demo gilt folgender Konsens: Wir bitten auf das Mitbringen von Parteifahnen und Nationalfahnen jeder Art zu verzichten. Rechtsextreme Flaggen, Embleme und Symbole haben auf unserer Kundgebung keinen Platz"

      D.h., Rechtsextreme durften nur um den Preis ihrer Selbstverleugnung mitlaufen, eben genau ihre Gesinnung NICHT "demonstrieren".

      Die dürfen sogar an Sitzungen des Bundestags teilnehmen, dort ihre kruden Ansichten öffentlich kund tun - aber auf einer Demo, auf der davon keine Rede sein kann, soll ihre Teilnahme ein solches Problem sein? 'Wir wissen, was ihr denkt, deshalb blasen wir die Sache lieber ab, wenn ihr auch kommt'?

      Die Grünen haben im Wahlkampf "keine Waffen in Kriegsgebiete" plakatiert, Ströbele hat noch im Mai 22 die Parteispitze der Grünen kritisiert, bezüglich deren Reaktion auf denrussischen Überfall auf die Ukraine 2022. Er betonte, „bei dem Vorgehen, keine Waffen in Krisengebiete zu liefern“, handele „es sich um erprobte, international seit Jahrzehnten anerkannte und auch gute Grundsätze der Friedenspolitik“ (Wikipedia)

      Wagenknecht trifft so den Nerv, weil die Grünen ihre Werte über Bord geworfen haben, die ehemalige Friedenspartei 1:1 auf Nato-Kurs eingeschwenkt ist, als es ernst wurde.

      Otto Schily hat im Juli vor einem einseitigen Ukraine-Kurs Deutschlands gewarnt. "InDeutschlandhat sich ein Bellizismus ausgebreitet, der riskant ist. Ausgerechnet bei den Grünen gibt es hier eine zu große Einseitigkeit"

      "Dabei wird zu wenig darüber nachgedacht: Wie können wir aus dem Konflikt herauskommen?", sagte er. (tagesspiegel)

      Es ist billig, solche und andere Kritik ständig als rechtsextrem zu framen, statt sich ernsthaft mit ihr auseinanderzusetzen.

    • @Rudi Hamm:

      "Nun hat sie für mich eine rote Linie überschritten, indem sie des Zweckes wegen auch extrem Rechte auf einer Veranstaltung gut heißt." (Rudi Hamm)



      Hat sie das tatsächlich getan? Fakt oder Fake? Oder: Wie verträgt sich Ihre Ausage, lieber Rudi, mit dem Originaltext von Frau Wagenknechts Rede?:

      "Und deshalb sage ich hier noch mal in aller Deutlichkeit, was sich eigentlich von selbst versteht: Neonazis und Reichsbürger, die in der Tradition eines Regimes stehen, das den schlimmsten Weltkrieg seit Menschengedenken vom Zaun gebrochen hat, haben selbstverständlich auf unserer Friedenskundgebung nichts zu suchen. Aber genauso gilt: Jeder, der ehrlichen Herzens mit uns für Frieden demonstrieren will, ist willkommen."

      Hier die ganze Rede:



      www.emma.de/artike...-das-risiko-340177

      Ich wünsche Ihnen einen friedvollen schönen Tag!

      • @LittleRedRooster:

        👍

      • @LittleRedRooster:

        Ehrlichen Herzens für den Frieden demonstrieren und dabei die Russlandflagge schwenken ist mindestens interessant zurzeit.

      • @LittleRedRooster:

        Das wird alles völlig ignoriert.

      • @LittleRedRooster:

        Nur sehen sich all die Höckes und Gaulands eben selbst nicht als Neonazis, all die 'besorgen Bürger' erst recht nicht ('Ich bin ja kein Nazi, aber ...'), sondern eher in der Linie einer glorreichen 1000-jährigen deutsch-nationalen Tradition (Fliegenschiss, etc. etc.). Wichtig wäre eine auch inhaltliche Abgrenzung, nicht nur ein rein deklamatorisches Feigenblatt.

        • @Ingo Bernable:

          Echt jetzt. Sie wollen, dass sich Linke von dem völkischen 1000 jährigen Reich Gedöns distanzieren? Von WK Ii und Holocaust?. Sind die letzen 75 Jahre an Ihnen vorbei gegangen?

        • @Ingo Bernable:

          In diesem Falle empfehle ich den Höckes und Gaulands sehr, den Programmpunkt: "Der Himmel ist blau, die Erde ist rund und der Mensch lebt nicht vom Brot allein" in ihre Reden aufzunehmen. Ich würde gerne sehen, wie die (wichtige!) inhaltliche Abgrenzung dazu dann aussieht.

          Ernsthaft: Wer eine Position verlässt, weil sie von Unsympathen und Freiheitsfeinden geteilt wird, der macht es diesen Leuten doch einfach. Man sollte eine Position dann ablehnen, wenn sie falsch ist. Nicht, wenn sie von den falschen Leuten vertreten wird. Sonst hat man am Ende z.B. Angst, die Zwangsverschleierung von Frauen zu kritisieren, nur weil das "den Rechten in die Hände spielen könnte".

          • @Agarack:

            Sie argumentieren am Thema vorbei Es geht nicht darum, eine Position nicht zu vertreten weil diese auch von rechts-außen geteilt wird, sondern der Teilnahme von Nazis eine Absage zu erteilen, wohlwissend, dass sich diese selbst eben nicht als solche sehen und sich also von einer solchen Formulierung von einer Teilnahme auch nicht werden abhalten lassen. Entsprechend wäre es also notwendig - und eigentlich so selbstverständlich wie machbar - die eigene Position so klar und eindeutig auszuformulieren, dass diese für eine Klientel mit besusst oder unbewusst brauner Grundierung unattraktiv wird.

            • @Ingo Bernable:

              "Es geht nicht darum, eine Position nicht zu vertreten weil diese auch von rechts-außen geteilt wird, sondern der Teilnahme von Nazis eine Absage zu erteilen (...)" (Ingo Bernable)



              Wer Ohren hat zu hören, der weiß dass exakt dies gemacht wurde. Alles andere ist eine böswillige Unterstellung.

              www.emma.de/artike...-das-risiko-340177

              Wenn Sie das Bedürfnis nach ausgefeilteren Formulierungen haben, dann machen Sie mal einen Vorschlag.



              Desweiteren bin ich gespannt auf Ihren Vorschlag wie man bei einer öffentlichen Veranstaltung ungebetene Gäste abwehrt wenn diese sich einschleichen und sich nicht freiwillig zu erkennen geben.



              Da bin ich nun aber mal gespannt, was da kommt.

      • @LittleRedRooster:

        Diese Ausgrenzung bezieht sich auf Ultrarechte. Ich meine immer noch, dass sie im AfD Lager fischt, für ihre vermutlich/vielleicht bald neue Partei.

        Aber stimmt, ich hätte nicht "extrem Rechte", sondern Rechte und AfD-Mitglieder schreiben sollen.

  • Ohne Sahra Wagenknecht ist DIE LINKE für mich nicht länger wählbar.

    • @Michael Heinen-Anders:

      Reisende soll man nicht aufhalten. .. Mal ganz Erich, ich nehme Frau Dr Wagenknecht ab, dass es konservativen "Amerikanern" noch immer um Einfluss und einen Kampf gegen den "Russen" gehen könnte, jedoch ist dies kein taugliches Erklärungsmodell für die Milliardärs-Junta in Russland. Übrigens auch nicht für diese "westlichen". Kurz: Die Zeche zahlen wieder einmal die falschen Menschen. Dies rechtfertigt dennoch nicht den Weg, den Frau Dr Wagenknecht eingeschlagen hat.

    • @Michael Heinen-Anders:

      Für mich trifft das Gegenteil zu.

  • Falls sich hier mal jewand für eine andere Sicht als 'weg mit Schaden, gut dass sie geht' interessiert:

    Dass es der Restlinken nicht gelungen ist, eine ihrer klügsten und erfolgreichsten Politiker*innen (neben Gysi und Lafontaine) einzubinden, entlarvt sie als einen hasenfüssigen, kleingeistigen und selbstgerechten Haufen.

    In genau dem Moment so auf Wagenknecht einzudreschen, im Grunde das Spiel der politischen Gegner zu betreiben, in dem W. - zusammen mit Schwarzer - eine überfällige und breite gesellschaftliche Diskussion zum Krieg in der Ukraine - was z.B. eigentlich eine "Friedensdemo" ('Waffenlieferungen jetzt!!!' Really?) sein soll, oder was eine völkerrechtliche "Pflicht zu Verhandlungen" (von L&O, danke dafür, immer wieder in die Debatte eingebracht) ist, angestoßen hat, zeigt nur eins: wenn Wagenknecht geht, ist die Linke am Ende und überlässt als Oppositionspartei AfD und CDU das Feld.

    • @ke1ner:

      "In der eigenen Story ist man immer selber der Held."

      (Quelle leider vergessen.)

  • Gestern in der SZ ein Interview mit Cate Blanchett gelesen, auch 53 Jahre alt, wie Sahra Wagenknecht.



    Dieselbe Generation, der gleiche Zeitraum, etwas über das Leben und die Welt zu verstehen.



    Der für mich auffälligste Unterschied zwischen diesen beiden 'erfolgreichen' und in ihrem Lebensbereich aktiven Frauen: die Gedankentiefe.

    Warum wirken Politiker:innen gegenüber Künstler:innen oft so doof?

    • @Jossito:

      Als Politiker:in bekommt man nur öffentliche Verachtung und auf die Fresse. Künstler:innen droht als Höchststrafe schlichte Nichtbeachtung.

      Also machen nur doofe Idealist:innen Politik, der Rest macht Kunst oder hängt im Internet in den Kommentarbereichen ab.

      • @Limonadengrundstoff:

        Das Stichwort war 'Gedankentiefe'.

  • Na endlich.

    Wollen wir mal hoffen dass die nun möglichen Neuanfänge genutzt werden und positive Entwicklungen starten. Den Wahrscheinlichkeiten zum Trotz.

  • Auch wenn ich weder was für Srah Wagenknecht, noch die meisten ihrer Positionen übrig habe. Wenn Wagenknecht eine eigene Partei gründen will, dann wäre der Zeitraum bis Ende des Jahres genau richtig.

    Nächstes Jahr im Mai ist Europawahl, aktuell gibt es keine Sperrklausel, für einen Abgeordnetenmandaz zu erringen reicht ein halbes Prozent. So kommt Geld rein, ihre Partei wird bekannter, sie kann nach Bruxelles



    und ihre Partei weiter aufbauen.

    Bei den Landtagswahlen in Hessen wird die Linke aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem letzten Parlament eines Flächenstaates in Westdeutschland fliegen, was deren Krise noch weiter verschärft. Im Herbst 2024 sind dann Landtagswahlen in Brandenburg, Thüringen und Sachsen. Wenn sie da nicht erfolgreich ist, dann nirgendwo. Wenn sie bereit ist, all-in zu gehen, dann muss sie jetzt anfangen ihre Züge zu machen.

    • @Sven Günther:

      Wenn Sahra Wagenknecht den linken den Rücken kehrt und ihr eigenes Ding macht, sind diese politisch tot.

      • @Nikolai Nikitin:

        Die Linke ist seit vielen Jahren tot. Um diese wieder aufzuerleben, muss das Parteiprogramm und die Mitglieder der Linken radikal verändert werden.

    • @Sven Günther:

      Ihr strategischer Verstand beeindruckt immer wieder. Ich hoffe jetzt einfach mal das die Dame sich aufs Bücher schreiben verlegt und uns sonst erspart bleibt.

  • Das Problem ist doch, dass weder die Partei noch Wagenknecht seit jahren der Mumm fehlt, einen längst überfälligen Schnitt zu machen. Da wird doch schon lange viel mehr gegeneinander als miteinander gearbeitet.



    Aus Angst, dass ein längst völlig gespaltene Partei durch eine Trennung ihre Bedeutung verliert ist größer, als die Erkenntnis, dass genau das durch diesen Machtkampf längst auf breiter Ebene passiert. Wahlschlappe um Wahlschlappe, Identitäts- und damit Mitgliederverlust.



    Was Wagenknecht macht ist mir egal. Aber da ich überzeugt bin, dass es eine progressive linke Kraft auf Höhe der Zeit als politisches Korrektiv in den Parlamenten brauch, halte ich den Schritt, je schneller er gemacht wird, für eine Chance.

  • Super, die Linke wird ohne die Wagenknechte wieder wählbar

    • @Rinaldo:

      Für ca. 50% der Wählerinnen der Linken, für den Rest gilt das Gegenteil.

      Wo SW aber großes Potenzial hat, ist im Osten, da hat sie das richtige Gespür. Mit einer linksnationalen populistischen Protestpartei kann sie dort fast alle Wähler der Linken übernehmen und einige von der AfD dazu - vielleicht reicht dieses seltsame Bündnis selbst im Westen auf Landesebene für mehr als 5% auf Kosten der AfD. Das würde auf Landesebene interessante Koalitionen ermöglichen, wenn sich Grüne und SPD darauf einlassen wollen. Oder sie machen aus der neuen SW-Partei eine No-Go Zone wie die CDU aus der AfD, und haben dann nur noch mit der CDU Koalitionsoptionen.

      So oder so: Die Restlinke verglüht dabei, und reiht sich in Splitterparteien wie die MLPD und die Tierschutzpartei ein, unter „ferner liefen“, vor allem im Westen.

    • @Rinaldo:

      Ich glaube das nicht! Eher das Gegenteil wird der Fall sein.



      Das Programm der Linken ist ja nicht schlecht, aber die Partei dringt ja nicht bis zum Normalbürger durch.



      Vielleicht mal einen PR-Berater, der was drauf hat, engagieren? Chacka, Du kannst es!

      • @RCory:

        Wenn die Leute zu blöd sind Parteiprogramme zu lesen und gegen ihre eigenen Interessen zum Wohle der Oberen 10 wählen, dann bekommen sie was sie bestellt haben. Kann man nichts machen. Blödheit tut manchmal weh, wenn man als SubsubsubUnternehmer trotz Migräne täglich 14 Stunden arbeiten gehen muss, weil man sonst die Wohnung verliert, zum Beispiel tut diese Blödheit sogar sehr weh.

  • Geschichte!



    Song für den Frieden: Ein bisschen Putin



    www.ardmediathek.d...i0wY2RhZTRmMzYzODE

  • Gibt es überhaupt anständige Leute aus der Linkspartei, die MdB werden wollen? So ganz junge Leute, die in ihrer Karriere steil nach oben wollen? Kann mir kaum vorstellen, dass es für die Linkspartei überhaupt Nachwuchs gibt.

  • ... vielleicht ist ja noch eine Volontärstelle bei "Emma" frei ... .

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    Wissler: ""Das Eintreten für Frieden und Verhandlungen sei auch „keine Parteinahme für Putin.“"



    ==



    Was ist es es denn dann wenn eine Partei nicht auf der Seite der Opfer steht?

    • @06438 (Profil gelöscht):

      Es ist neutral, wenn man weder will dass russische Menschen getötet werden, noch, dass ukrainische Menschen getötet werden -- weil einen die Unterscheidung in Nationalitäten nicht interessiert, und man einfach nur möchte, dass weniger Menschen im Krieg getötet werden.

      Man muss sich in einem Krieg dafür auch auf keine Seite stellen, vor allem, wenn die Führungen der beteiligten Länder ungefähr gleich unsympathisch wirken.

      -- Das ist aber nicht Punkt, wenn man einfach nur nicht möchte, daß lauter Menschen auf beiden Seiten getötet werden, die für den Schlamassel überhaupt nichts können; und die jetzt, anstatt einer sinnvollen Tätigkeit nachzugehen, all das kaputtmachen, was zuvor in Jahrzehnten durch solche sinnvollen Tätigkeiten aufgebaut wurde.

      -- Weil selbst ein schlechter Frieden noch unendlich viel brauchbarer ist als selbst der beste Krieg.

  • Habe es fast anders erwartet; habe halb damit gerechnet, dass sie kurz vor einer wichtigen Wahl mit viel Getöse aus der Partei austritt, so wie ihr Ehemann. Kann ja noch kommen. Die Linke ist jetzt in der blöden Situation, mit ihr und ohne sie nicht zu können, und wird leider wahrscheinlich aus dem nächsten Bundestag fliegen. Da ich immer noch Mitglied der Partei bin, finde ich das schade.

    • @Agarack:

      Ich orakele mal, die Linke wäre auch mit Wagenknecht nicht wieder in den Bundestag gekommen.

      • @metalhead86:

        Das ist wahrscheinlich richtig. Die Linke hätte sich aber längst entscheiden müssen, entweder Wagenknecht und ihre Anhänger mit aller Macht anzugehen, oder wieder verstärkt einzubinden. Der Eiertanz durch die Mitte, der versucht wurde, hat sich als nicht erfolgreich erwiesen.

        • @Agarack:

          Was für eine Debatte.



          Viel, viel wichtiger wäre es, den Faschisten Höcke endlich aus dem Parlament zu vertreiben!!!

          • @RCory:

            Dann sollte Wagenknecht eine Partei gründen. Diese zöge zumindest in NBL der AfD viele Wähler ab. Höcke hat Wagenknecht nicht umsonst das Angebot des Parteieintritts gemacht - Wagenknechts Partei wäre ein Konkurrenz- Produkt.

    • @Agarack:

      Ihre Sorgen kann ich nachvollziehen.



      Ich bin kein Parteimitglied, allerdings wäre ein Ausscheiden der Linken im Bundestag ein Verlust für die demokratische Vielfalt.



      Die Stärke der Demokratie besteht darin, auf Grundlage der Argumente, die beste Lösung zu finden.



      Ein Korrektiv links der SPD ist hier wünschenswert, gerade zu Zeiten, in denen die Grünen der CDU um den Hals fallen.



      Als eher Außenstehender betrachtend fehlt der Linken eine Identifikationsfigur. Gregor Gysi, Oskar Lafontaine und auch Sarah Wagenknecht waren solche Personen für die Linke. "Ersatz" ist aus meiner Perspektive nicht in Sicht.



      Beim NRW Wahlkampf hatte die Linke die besten Plakate. Aber eben auch eine umstrittene Spitzenkandidatin.



      Die Linke muss jetzt wirklich Gas geben, sonst verschwindet Sie von der politischen Bildfläche.

      • @Philippo1000:

        Ich bin ganz ihrer Meinung!

  • Ich finde es zunächst einmal sehr schade, dass sich Sahra Wagenknecht ohne Not und ich finde teilweise irrational so entwickelt hat, dass sie plötzlich glaubte, sich im Namen einer sozialistischen Idee von "skurrilen Minderheiten", wie Veganer:innen oder queer bewegten Menschen distanzieren zu müssen, zumal solche "skurrilen Minderheiten" die Bewegung der sozialistischen Idee von Anfang an prägten, sich dabei aber genau von den brutalen Auswüchsen wiederum rechtzeitig distanzierten.

    Damit wurde viel Porzellan zerschlagen. Das Gleiche gilt für die Distanzierung von Geflüchteten, obwohl doch gerade dieser Opfer einer tiefgreifend ungerechten Welt und Verteilung geworden sind und zudem aufgrund des Klimawandels in immer größerer Zahl kommen müssen.

    Und damit widerspricht Wagenknecht gleichzeitig ihrer aktuellen Losung, dass sie gerade aus Mitgefühl für ein Einfrieren von Kriegshandlungen ist.

    Dass die AfD, die auch gegen diese "skurilen Minderheiten" ist und sowieso gegen geflüchtete, hierüber sich freute und freut ist klar.

    Dabei hat Wagenknecht eben auch in einigem recht, z.B. darin, dass die reine Beteiligung an Regierungen eben zu keiner besseren Welt führt, wenn die Voraussetzungen nicht gegeben sind.

    Ebenso, dass es in Kriegszeiten einen militaristischen Flow gibt und plötzlich alle patriotisch sein müssen und nicht einmal mehr merken, dass ihnen die Differenzierung immer mehr abhanden kommt.

    Insofern finde ich den Verlauf wirklich bedauerlich, im Grunde ähnlich bedauerlich wie die negativen Haltungen von Schwarzer zu nicht-binären geschlechtlichen Identitäten, die völlig unnötig sind und wodurch sie die Frauenrechte gerade nicht voranbringt. Uns das ist auch deshalb bedauerlich, weil Alice Schwarzer tatsächlich viel Empathie und Mitgefühl hat, welches sie hier positiv einbringen könnte.

  • Mein Gott, die Frau muss man aber auch zum Jagen tragen.

    Glaubt man Umfragen, würden an die 20 Prozent eine Partei mit ihr an der Spitze wählen.

    Merkwürdigerweise 60 Prozent der AfD-Anhänger. Die wollen ihr damit sicher nur schaden. Wie immer, wenn sie viel Zuspruch von rechts außen bekommt. Diese Rechten sind eben einfach clever.

    www.tagesspiegel.d...artei-9441974.html

    Jedenfalls weiß ich nicht, warum sie so lange zögert, wo ihr doch solche Zahlen auf dem Silbertablett serviert werden.

    • @Jim Hawkins:

      "Glaubt man Umfragen, würden an die 20 Prozent eine Partei mit ihr an der Spitze wählen."

      Das ist aber auch immer mit Vorsicht zu genießen. "Können Sie sich vorstellen, eine von Sahra Wagenknecht (LINKE) angeführte Partei zu wählen?"

      Das ist eine Suggestivfrage. Ich kann mir auch ganz vieles vorstellen, ob ich es dann auch tatsächlich mache ist eine andere Frage.

      • @Sven Günther:

        "Können Sie sich vorstellen, eine von Sahra Wagenknecht (LINKE) angeführte Partei zu wählen?" - "Das ist eine Suggestivfrage" (Sven Günther)

        Eine Suggestivfrage ist eine Frageform, bei der der Befragte durch die Art und Weise der Fragestellung beeinflusst wird, eine Antwort mit vorbestimmtem Aussageinhalt zu geben, die der Fragesteller erwartet.

        Da ich die Möglichkeit habe mit Ja oder Nein zu antworten und auch ein "weiß nicht" nicht ausgeschlossen ist, ist das absolut keine Suggestivfrage.

    • @Jim Hawkins:

      Möglicherweise ist sie klug oder auch nur erfahren genug, jeder Umfrage zu glauben.



      Vielleicht ist Parteiarbeit auch einfach nicht ihr's.

    • @Jim Hawkins:

      Die AfD-Wähler, die Wagenknecht tatsächlich anspricht, sind ja mehrheitlich nicht die gefestigten und überzeugten Rechten. Wagenknecht war immer gut darin, die Leute anzusprechen, die sich im jetzigen System nicht repräsentiert und nicht angesprochen fühlen. Die AfD ist das (leider) auch - eben das klassische Image der Protestpartei. Wenn es um tatsächliche politische Inhalte geht, gibt es relativ wenige Überschneidungen zwischen AfD und Wagenknecht - beide bedienen sich aber gerne der gleichen Ressentiments. So haben sich beispielsweise beide das Misstrauen gegenüber den Coronamaßnahmen (das ja nun grundsätzlich erstmal nichts klassisch "linkes" oder "rechtes" ist) zunutze gemacht, um all die Leute mitzunehmen, die mit diesen ein grundsätzliches Problem haben. Dass das ziemlich gefährlich sein kann (wie zum Beispiel bei Corona), ist keine Frage. Rechts macht es sie allerdings nicht.

      • @Agarack:

        Ein bisschen mehr kommt da schon zusammen, finde ich jedenfalls.

        Das verächtlich machen von "skurrilen Minderheiten", der antiwestliche, antiamerikanische Kurs, das hat sie mit der AfD-Rhetorik gemein und das kommt eben in einem bestimmten Milieu gut an.

        Nicht bei emanzipatorisch denkenden, aufgeklärten Großstadt-Citoyens, sondern eher bei Leuten, die in geistigen Schrebergärten zu Hause sind und aus Ressentiments ihren Honig saugen.

        Die sozialpolitischen Vorstellungen unterscheiden sich allerdings erheblich.

        Wobei ich mir erlaube hinzuzufügen, dass Frau Wagenknecht Wohltaten in diesem Bereich primär deutschstämmigen Ausgebeuteten zukommen lassen will.

        Worin sie von ihrem Göttergatten kongenial unterstützt wird.

        • @Jim Hawkins:

          Ein Dreamteam, die beiden.

        • @Jim Hawkins:

          Aber letzteres will doch die AfD genauso. Also wo ist jetzt noch der Unterschied?

        • @Jim Hawkins:

          "Nicht bei emanzipatorisch denkenden, aufgeklärten Großstadt-Citoyens, sondern eher bei Leuten, die in geistigen Schrebergärten zu Hause sind"



          Naja, ist das nicht auch ein Ressentiment? Viele Leute, die von Wagenknecht angesprochen werden, glauben, dass sie von ebendiesen Citoyens verachtet werden, und ich muss zugeben, dass ich den Eindruck auch oft habe. Viele sehr "emanzipatorisch" denkende Menschen, die ich persönlich getroffen habe, haben gegenüber Menschen, die z.B. wenig gebildet sind, häufig eine Haltung, die von Ressentiments tief durchsetzt ist. Da fehlt auch häufig der Kontakt - viele kommen selber aus mittelständischen Hintergründen und bewegen sich in anderen sozialen Zirkeln. Wagenknecht strahlt diese spezifischen Ressentiments gerade nicht aus, und das macht sie eben auch populär bei den berühmten "Abgehängten".

          "Wobei ich mir erlaube hinzuzufügen, dass Frau Wagenknecht Wohltaten in diesem Bereich primär deutschstämmigen Ausgebeuteten zukommen lassen will."



          Das würde ich jetzt bestreiten. Sie ist ja selbst auch nicht "primär deutschstämmig" (auch wenn das eine etwas künstliche Kategorie ist). Wagenknechts Haltung zu Einwanderung (anders als die ihres Ehemannes) aus meiner Sicht nicht ressentimentlastig.

          • @Agarack:

            "Viele Leute, die von Wagenknecht angesprochen werden, glauben, dass sie von ebendiesen Citoyens verachtet werden, und ich muss zugeben, dass ich den Eindruck auch oft habe."



            Ist es denn wirklich Verachtung oder nicht einfach nur eine - sicher wenig feinfühlig vorgetragene, aber dennoch berechtigte - Kritik einer Tatsache? Wenn es also, wie sie andeuten ein Frage von Milieu und Kontext ist, tate mich schon interessieren wie sie sich die Reaktion emanzipatorischer Linker auf diese Klientel idealerweise vorstellen? Soll man Ansatze die ihre Politik einer, übrigens zunehmend imaginierten, bio-deutschen Arbeiterklasse ausrichten, die Sympathien für Putin und notorische Aversionen gegen USA und Westen hegen, der Ukraine zur Kapitulation raten, gegen Gleichberechtigung und queere Lebensentwürfe hetzen, etc. wirklich ernsthaft und empathisch als mögliche Option einer fortschrittlichen Politik diskutieren?

            • @Ingo Bernable:

              Ernsthafte Bitte: nicht das biologistische (rassistische) Wort "biodeutsch" benutzen.



              Im Grunde ist das ein Synonym für "arisch", oder welcher Zusammenhang zwischen biologischen Eigenschaften und Deutschsein soll hierbei sonst hergestellt werden?

            • @Ingo Bernable:

              Es wäre zum Beispiel sehr hilfreich, wenn "emanzipatorische Linke" sich mehr bemühen würden, eine Sprache zu verwenden, die tatsächlich der Alltagssprache ähnelt und widergibt, warum die eigenen Positionen richtig sind. Oft werden in diesem Milieu (meiner Erfahrung nach) eigene Wahrheiten gar nicht hinterfragt und sich wenig Mühe gegeben, die eigenen Positionen zu erklären. Der Ukrainekrieg zum Beispiel ist, wie jeder Krieg, sehr kompliziert und Ängste davor sind zum Teil durchaus berechtigt. Eine Abkanzelung der Leute, die diese äußern, als "Putin-Versteher" und "Leute, die der Ukraine zur Kapitulation raten" ist das Gegenteil, da diese Begriffe nur auf einen (meiner Wahrnehmung nach relativ kleinen) Teil dieser Gruppen zutreffen.

              • @Agarack:

                "Eine Abkanzelung der Leute, die diese äußern, als "Putin-Versteher" und "Leute, die der Ukraine zur Kapitulation raten" ist das Gegenteil, da diese Begriffe nur auf einen (meiner Wahrnehmung nach relativ kleinen) Teil dieser Gruppen zutreffen."



                Das sehe ich anders. Genau das wäre nämlich die zwangsläufig logische Konsequenz wenn man deren Forderungen wie etwa die im Schwarzer/Wagenknecht ausformulierten erfüllen würde. Ob der Umstand, dass diese Konsequenz von diesen Leuten selbst idR nicht explizit gemacht wird eher durch strategische Kommunikation oder mangelnden Weitblick begründet ist vermag ich nicht einzuschätzen; vorzuwerfen ist es ihnen jedoch in jedem Fall.



                Des Weiteren gehört die politische Auseinandersetzung mE auf Augenhöhe geführt und entsprechend wenig halte ich davon diese Leute mit bewusst vereinfachter 'Alltagssprache' pädagogisierend zu Leibe zu rücken. Sie treten für ihre Position in der politischen Arena ein und müssen also dafür auch einstehen wie andere Akteure auch, und nicht als intellektuell zu kurz Gekommene geschont werden. Auch 'besorge Bürger' sind immer noch citoyens, zumal dies ja genau das ist was mit dem Geschimpfe auf 'die da oben' eingefordert wird.

                • @Ingo Bernable:

                  "Das sehe ich anders. Genau das wäre nämlich die zwangsläufig logische Konsequenz wenn man deren Forderungen wie etwa die im Schwarzer/Wagenknecht ausformulierten erfüllen würde."



                  Das sehe ich anders. Das stimmt nur, wenn man die vielfach von Frau Göring-Eckardt und erheblichen Teilen der Medien kolportierte Version des Manifestes nimmt, in der angeblich ein sofortiges Ende der Waffenlieferungen gefordert wird, was aber (wie leicht nachzuprüfen ist) nicht stimmt. Die Verachtung, die Leuten entgegenschlägt, die diese Tatsache äußern, ist da schon irgendwo symptomatisch.

                  "Des Weiteren gehört die politische Auseinandersetzung mE auf Augenhöhe geführt und entsprechend wenig halte ich davon diese Leute mit bewusst vereinfachter 'Alltagssprache' pädagogisierend zu Leibe zu rücken."



                  Aber eine Diskussion auf Augenhöhe kann ja nur stattfinden, wenn beide Seiten sich gegenseitig auch verstehen und respektieren. Und dafür ist eine Voraussetzung, dass man die gleiche Sprache spricht. Als pädagogisierend wird meiner Erfahrung nach eher Sprache empfunden, die z.B. besonders viel Wert darauf legt, "diskriminierungsfrei" zu sein, speziell dann, wenn ihre Anwendung (oder ihr Verständnis) Leuten besonders schwer fallen kann, die weniger gebildet sind. Damit meine ich jetzt nicht Leute, die sofort "GENDERWAHN" krähen, wenn jemand ein Sternchen benutzt, sondern Leute, die wirklich Probleme haben, die Ursachen für diesen Trend nachzuvollziehen.



                  Ebenso ist das Verständnis der sozialen Frage mancher "Citoyens" meiner Erfahrung nach ziemlich unterentwickelt. Nehmen wir zum Beispiel die häufig wiederholte Forderung, Fleisch und ungesunde Nahrungsmittel müssten teurer werden, um weniger Fleischkonsum sicherzustellen. Eine*r Bürger*in mit wenig Geld muss das, verbindet man es nicht mit einer Verbesserung der Situation an anderer Stelle (z.B. höhere Essenssätze im Hartz IV/Bürgergeld), wie eine Drohung erscheinen. Verständnis dafür habe ich aber selten erlebt, Geringschätzung dafür sehr oft.

                  • @Agarack:

                    "was aber (wie leicht nachzuprüfen ist) nicht stimmt."



                    Doch natürlich, was sonst ist denn mit der 'Eskalation der Waffenlieferungen' gemeint. Wollen sie etwa die Ukraine doch mit den nötigen Waffen unterstützen? Wohl kaum. Es ist schlicht billige Taktik im Vagen und Ungefähren zu bleiben, nur zu meinen, aber doch nicht ganz zu sagen um sich vermeintlich nicht angreifbar zu machen.



                    "Als pädagogisierend wird meiner Erfahrung nach eher Sprache empfunden, die z.B. besonders viel Wert darauf legt, "diskriminierungsfrei" zu sein,"



                    Demnach diskriminiert die Vermeidung diskriminierender Sprache also jene die das nicht tun und deswegen sollte man es besser nicht tun um Augenhöhe und Respekt gegenüber den Disriminierenden zu vermitteln. Geht halt mal wieder zu Lasten jener die ohnehin kontinuierlich am stärksten davon betroffen sind.



                    "Verständnis dafür habe ich aber selten erlebt"



                    Logisch, EU-subventionierte Massentierhaltung, Nitratbelastung, die Heranzüchtung multiresistenter Keime selbst gegen Reserveantibiotika für die Humanmedizin und das Elend von Mensch und Tier in den Schlachtfabriken sind eben kein Sozialprogramm. Wer argumentiert, dass gesunde Ernährung auch für Menschen mit knapper Kassenlage finanzierbar sein muss, wird aber wohl gemeinhin auf Verständnis hoffen können. Sich derart basale Informationen selbst heranzuschaffen würde ich im öffentlichen Diskurs aber für eine selbstverständliche Voraussetzung halten, allein schon weil kaum Diskussion möglich sein dürfte wenn Derartiges zunächst mal in nicht-diskriminierungsfreier Alltagssprache vermittelt werden soll. Das kann mensch auch mit Hauptschulabschluss schaffen, den Willen dazu vorausgesetzt, aber wer das aus Ignoranz und fehlender Motivation nicht tut soll sich dann auch nicht über mangelndes Verständnis und Respekt beklagen und erwarten die nötigen Fakten schön häppchenweise hinterhergetragen zu bekommen.

                    • @Ingo Bernable:

                      " Doch natürlich, was sonst ist denn mit der 'Eskalation der Waffenlieferungen' gemeint. Wollen sie etwa die Ukraine doch mit den nötigen Waffen unterstützen? Wohl kaum. Es ist schlicht billige Taktik im Vagen und Ungefähren zu bleiben, nur zu meinen, aber doch nicht ganz zu sagen um sich vermeintlich nicht angreifbar zu machen."



                      Schaue ich mir die Liste der Erstunterzeichner*innen an, bezweifele ich das stark. Unter "weitere Eskalation der Waffenlieferung" verstehe ich die Lieferung immer modernerer Waffensysteme, was vermutlich auch vielen so ging, die das ursprünglich mit gezeichnet haben. Und die ist durchaus diskutabel.

                      "[...] Geht halt mal wieder zu Lasten jener die ohnehin kontinuierlich am stärksten davon betroffen sind."



                      Meiner Erfahrung nach sind Leute, die von Diskriminierung betroffen sind, ziemlich gut darin, zu erkennen, wann sie tatsächlich diskriminiert werden und wann eine Formulierung schlicht auf anderer sozialer Prägung beruht. Wer darin hingegen oft sehr viel schlechter ist, sind stellvertretend entsetzte "Citoyens", die zutiefst betroffen sind von der (tatsächlichen und angeblichen) Diskriminierung Anderer. Ich erinnere nur an den Fall, in dem sich eine Berliner Grüne entschuldigen musste, nachdem sie gesagt hatte, sie wäre als Kind gerne "Indianerhäuptling" geworden. Ich habe mich damals schon gefragt, wie viele amerikanische Ureinwohner da im Publikum saßen.

                      Zu Ihrem letzten Absatz: Das zeigt halt perfekt, was das Einstellungsproblem ist. Erstens geht es nicht nur um gesunde Ernährung, sondern auch um Ernährung, die als angenehm empfunden wird. Zweitens: Wenn man jemandem einen empfundenen "Luxus" wegnehmen oder erschweren möchte, ist nicht die Person, die davon betroffen ist, in der Pflicht, sich darüber zu informieren, warum man das getan hat. Wenn man mit dieser Einstellung an ärmere und ungebildete Menschen herangeht, braucht man sich nicht zu wundern, wenn die lieber Leuten folgen, die sagen: "Alles tutti, weiter so!"

                    • @Ingo Bernable:

                      Ich würde die Kritik an einem teilweise abgehobenem, akademisierten und vor allem sehr jungen linken Milieu, das sich in den Großstädten bewegt und den Kontakt zu den meisten Menschen verloren hat, teilen.



                      Bei uns (also den Linken, die sich als emanzipatorisch verstehen) wird einfach ne sehr Voraussetzungsvolle Sprache voller Codes gesprochen, die nicht unbedingt alle Menschen verstehen - das schreckt nunmal ab und baut Barrieren auf.



                      Ich habe Genoss:innen schon mehrmals erklärt, dass sie erklären müssen, was eine Pronomenrunde ist, wenn neue Leute in die Gruppe kommen. Dass sie erklären müssen, was FLINTA bedeutet. Dass sie sich so ausdrücken müssen, dass sie auch von Leuten außerhalb linker akademischer Milieus verstanden werden. Passiert das? Nein.

                      Und im Kontakt mit "den Massen" muss man auch nicht auf diskriminierungsfreie Sprache verzichten. Im Gegenteil. Dafür muss man die Sprache der anderen auch verstehen und ein Stück weit aushalten, Kontakte herstellen, um für gegenseitiges Verständnis zu sorgen. Die Leute kommen ja schließlich nicht als perfekte Linksradikale auf die Welt.



                      Ein tolles Beispiel dafür, wie das trotz gegenseitiger Ressentiments funktionieren kann, sind Gruppen wie Lesbians and gays support the miners.

                      • @Piratenpunk:

                        Damit kommt man denn eben wieder zu dem alten Konzept von politischer Avantgarde die die Massen agitieren und lenken. Egalitär und emanzipatorsich geht anders. Ich habe ja überhaupt kein Problem irgendwem auf Nachfrage zu erklären wie das mit den Pronomen oder die Theorie vom zweiten Kapitalkreislauf funktioniert, sondern damit derartige Konzepte von vornherein zu unterschlagen weil man dem Gegenüber von vornherein unterstellt das eh nicht zu wissen oder zu verstehen.

          • @Agarack:

            Dass die beiden Gruppen sich nicht unbedingt grün sind, das sehe ich auch so.

            Wenn allerdings die bekannteste Politikerin einer linken Partei mit einem denunziatorischen Buch diese Spaltung zementiert, anstatt den Versuch zu wagen, diese zu überwinden, das finde ich sehr problematisch.

            Und: Natürlich positioniert sich Wagenknecht nicht eindeutig einwanderungsfeindlich. Sie ist eine Meisterin der Sprache.

            So sagte sie etwa:

            "Natürlich ist auf unserer Kundgebung in Berlin jeder willkommen, der ehrlichen Herzens für Frieden und gegen Waffenlieferungen demonstrieren möchte."

            Es kommt auf das Herz an, nicht auf das, was im Kopf drin ist und somit sind die Wölfe auch eingeladen, solange sie im Schafspelz kommen.

            Und auch wenn das im Nachgang geleugnet wurde, alle waren sie da.

            Nach dem Anschlag von Ansbach hat sie die Einwanderungspolitik von Merkel massiv kritisiert. Das ist zumindest sehr unpassend und empathielos.

            Bei "Hart aber fair" hat sie behauptet, die ukrainische Armee würde genauso Vergewaltigung als Waffe einsetzen, wie die russische. Was nachweislich falsch ist.

            Sie tänzelt auf der Grenze zum Nichtsagbaren und macht immer wieder einen beherzten Schritt in diesen Sumpf.

            Das Traurige an der Sache ist, sie könnte durchaus Erfolg mit einem neuen Partei-Projekt haben.

            Und ich habe bei der Wiederholungswahl schon wieder die Linke gewählt.

            Kaum zu glauben, oder?

            • @Jim Hawkins:

              ""Natürlich ist auf unserer Kundgebung in Berlin jeder willkommen, der ehrlichen Herzens für Frieden und gegen Waffenlieferungen demonstrieren möchte." (S. Wagenknecht)

              "Es kommt auf das Herz an, nicht auf das, was im Kopf drin ist und somit sind die Wölfe auch eingeladen, solange sie im Schafspelz kommen." (Jim Hawkins)

              Die gesamte Passage lautet aber im Original:



              "Und deshalb sage ich hier noch mal in aller Deutlichkeit, was sich eigentlich von selbst versteht: Neonazis und Reichsbürger, die in der Tradition eines Regimes stehen, das den schlimmsten Weltkrieg seit Menschengedenken vom Zaun gebrochen hat, haben selbstverständlich auf unserer Friedenskundgebung nichts zu suchen. Aber genauso gilt: Jeder, der ehrlichen Herzens mit uns für Frieden demonstrieren will, ist willkommen." (S. Wagenknecht)

              Und jetzt sagen Sie mir was ich von Jemanden halten soll der Texte derart verstümmelt wiedergibt wie Sie das tun - offensichtlich in dem Bestreben diese ihres Sinnes zu berauben und ins Gegenteil zu verkehren.

              Hier der Gesamttext:



              www.emma.de/artike...-das-risiko-340177

            • @Jim Hawkins:

              Bei Ihrer persönlichen Kritik an Sahra Wagenknecht bin ich, offen gesagt, ganz ihrer Meinung. Ihr Buch war einfach eine Unverschämtheit und ein beabsichtigter Schuss gegen die eigene Partei, der in kaum einer anderen Partei und durch kaum eine andere Person so geduldet worden wäre. Auch Ihre Kritik an Wagenknechts Aussage nach dem Anschlag von Ansbach teile ich ohne Vorbehalte.

              "Hart aber Fair" habe ich etwas anders wahrgenommen. Klamroth redete von Vergewaltigungen, sie von "Kriegsverbrechen". Daraufhin wurde sie durch einen "Faktencheck" "korrigiert", den "Hart aber Fair" im Nachhinein dann selbst wieder korrigieren musste, weil der in der Sendung gezeigte völlig falsch war. Den Eindruck, das Wagenknecht selbst explizit Vergewaltigungen meinte, hatte ich nicht. Kann mich da aber irren.

              Für mich das Ätzendste an Wagenknecht ist, dass Teile ihrer Kritik an der Linken (sowohl der Partei als auch der Bewegung an sich) aus meiner Sicht völlig richtig sind, wie zum Beispiel ein Fokus auf die falschen Themen, ein teilweise verächtlicher Moralismus, ein Fehlen einer klaren gesellschaftlichen Perspektive und eine Dissonanz zwischen emanzipatorischer Rhetorik einerseits und einer tiefen Abneigung gegen arme und ungebildete Menschen andererseits. Auch die Kritik am von Berliner Linken geäußerten Konzept "Jeder, der in Deutschland leben will, soll dies auch können" fand ich notwendig. Nur: Durch die Art, wie sie diese Kritik äußert (bei maximaler Schädigung der eigenen Partei) und mit teilweise völlig hanebüchenem Unsinn (wie z.B. ihre Aussage zu Ansbach oder ihre Aussagen zur Coronaimpfung) verknüpft, macht sie diese Kritik zu "ihrer Kritik" und jeder, der sie teilt, ist im Verdacht, auch Wagenknecht zu unterstützen. Das finde ich fatal, denn diese Kritik könnte, konstruktiv vorgetragen, die Linke auch vorwärts bringen.

              • @Agarack:

                Kleiner Nachtrag, ich bin ganz Ihrer Meinung, Jim Hawkins. Nicht ihrer (also Wagenknechts) Meinung. Ein Tippfehler.

      • @Agarack:

        links allerdings noch viel weniger

    • @Jim Hawkins:

      Danke für den Link.

      Der ist wirklich spannend.

      60 % der AfD, aber auch 50 % der Linken könnten sich vorstellen, sie zu wählen.

      Mich würde ja interessieren, ob beide Gruppen das Gleiche anspricht oder ob es verschiedene Aspekte von Wagenknechts politischer Haltung sind.

      Darüber hinaus hat sie deutlich mehr Fans von der FDP (26 %) als von CDU und SPD, die recht dicht beieinander (16 % und 12 %) lieben. Hätte ich den FDPlern nicht zugetraut.

      Wagenknecht wird sich noch etwas bitten lassen, weil man ja vorsichtig ist, wenn man schon einmal auf die Nase gefallen ist.

      Derzeit sieht es aus ihrer Sicht recht vielversprechend aus.

      Außerdem scheint die Charakterisierung der AfD-Wähler als Neonazis, die nur einen neuen Führer wollen, zu kurz gedacht zu sein.

      Höcke, der sich schon äußerlich nach meiner Wahrnehmung als Hitler-Imitation stilisiert, ist offenbar nicht der zentrale Anziehungspunkt.

    • @Jim Hawkins:

      Naja, als AFD Spitzenkandidatin wäre sie sehr gefährlich, das könnte die Partei im einen oder anderen Ost-Bundesland an die Macht bringen. Aber wenn sie nicht in die AfD geht, dann werden deren Fans weiterhin das Original wählen, nicht Saras weichgespülte Version.



      Von dem her, es war nett und jetzt viel Spaß mit Bernd, Frauke und Jörg, die dachten auch mal sie wären jemand....

    • @Jim Hawkins:

      Das Augenzwinkern nach rechts wäre vorbei, sie müsste sich ganz offiziell im rechtsextremen Spektrum verorten, wenn sie die 19% haben will. Wagenknecht will aber auch weiterhin zwischen Links- und Rechtsaußen mäandern. Deshalb wird sie weitermachen als freischaffende Propagandistin und keine eigene Partei gründen.

      • @Michael Myers:

        Perfekt zusammengefasst, Danke! Genau so sehe ich das nämlich auch. Sie will sich nicht festlegen und weiterhin eins auf "Marxistin" machen, ohne sich von Rechts abzugrenzen. Fremdenfeindlichkeit und Klassenkampf vereint, dafür waren die Deutschen schon immer sehr empfänglich...



        Ich frage mich nur wo da die sogenannte Antifa bleibt…

    • @Jim Hawkins:

      Interessante Beitrag, den Sie da verlinkt haben. Ich frage mich woher die 26% FDPler herkommen. Ich vermute Schadenfreude :D. Bin mir aber nicht sicher, ob die FDPler da so clever sind das zu erkennen.