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Streeck will bei Älteren sparenDie kalte Logik der Bilanzen

Kommentar von

Frederic Valin

CDU-Politiker Hendrik Streeck überlegt öffentlich, ob alte Menschen noch teure Medikamente bekommen sollen. An Menschenwürde denkt er dabei nicht.

Ab welchem Alter werden wir wertlos? Foto: Francesco de Napoli/getty images

D er Sozialdarwinismus neoliberaler Prägung hat die eigentümliche Eigenschaft, sich oft ein Gewand der Menschlichkeit überzuwerfen. Nur das Beste wollend, fordert er die Aufgabe des ersten aller humanistischen Grundsätze. Elias Canetti formulierte ihn einst so: „Jeden Tod hassen, als wäre es der eigene.“

Unter dem Druck einer sich verschlechternden Finanzlage breitet sich der Terror der Bilanzen aus. Ob diese humanistische Grundhaltung überhaupt noch vernünftig sei, ist der Einwand, der immer vorgibt, nur ein Denkanstoß sein zu wollen.

Aktuell exerziert das Hendrik Streeck durch, Virologe, CDU-Politiker und Drogenbeauftragter der Bundesregierung. In gespielter Unschuld fragte er in einer Talkshow auf Welt TV, ob es überhaupt sinnvoll sei, 100-Jährigen teure Medikamente zu geben. Der zugehörige Welt-Artikel sprang ihm mit dem passenden Framing zur Seite: Die Gesundheitsausgaben würden 2024 laut Schätzung des Statistischen Bundesamts rund 538 Milliarden Euro betragen. Das ist ein Anstieg um 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, auch 2025 würde mit steigenden Gesundheitsausgaben gerechnet. Die gesetzlichen Krankenkassen beklagten eine „ungebrochene Ausgabendynamik“.

Sparen oder Ersparen

Wahr ist, dass die letzten sechs Monate eines Menschenlebens statistisch die teuersten sind. Auch wahr ist, dass die Gesundheitsausgaben insgesamt steigen, durch bessere Löhne im Gesundheitsbereich, wachsende Kosten für Medikamente und Sachkosten. Das liegt teilweise am demografischen Wandel, aber auch an der massiven Zunahme chronischer Erkrankungen. Die sind im Übrigen auch Folge einer Pandemie, die durchlaufen zu lassen Hendrik Streeck auch dann für den richtigen Weg hielt, als er dutzendfach des Irrtums überführt wurde.

Der Widerspruch gegen Streecks Vorstoß kam prompt und heftig, selbst die Bundesregierung distanzierte sich.

Es obliegt den Patient*innen, zu entscheiden, ob sie Hilfe annehmen oder ablehnen. Ihnen diese Freiheit zu geben, heißt, ihre Würde zu bewahren.

Das muss auch Streeck aufgefallen sein, der sich zu einem Gastbeitrag im Bonner General Anzeiger genötigt sah: Es gehe nicht ums Sparen, sondern darum, Menschen etwas zu ersparen. Warum er zuvor von „teuren“ Medikamenten sprach, von „lukrativen“ Eingriffen, insgesamt ständig auf die Kosten hinwies – das weiß der Teufel. Die entscheidende Frage sei für ihn: „Verbessert es das Leben? Oder verlängert es das Leiden?“ Man könnte hier von einem instrumentellen Humanismus sprechen: Selbst bei dieser entscheidenden Frage kommt Hendrik Streeck nicht über die kalte Logik der Bilanzen hinaus.

Im Sinne von Staatskasse und Volkswohl

Es ist freilich nicht das erste Mal, dass Hendrik Streeck an der Gesundheitsversorgung sägt. Erst im September 2025 sprach er sich für eine Selbstbeteiligung von Pa­ti­en­t*in­nen bei Behandlungskosten aus. Auch damals war es eine eigenartige Mischung von Dukatenzählerei und vorgeschobenem Gemeinsinn, die seine Argumentation stützte, als er sagte: „Wir müssen uns von einer unsolidarischen Vollkaskomentalität verabschieden. Gesundheit ist keine All-inclusive-Dienstleistung des Staates.“

Was Hendrik Streeck zu begreifen nicht in der Lage zu sein scheint: Es obliegt den Patient*innen, zu entscheiden, ob sie Hilfe annehmen oder ablehnen. Ihnen diese Freiheit zu geben, heißt, ihre Würde zu bewahren. Es heißt nicht, sie unter Druck zu setzen, sich im Sinne der Staatskasse und des Volkswohls zu opfern.

Wenn die Politik eine Grenze zieht, wann wem unter welchen Umständen zu helfen ist, und diese Grenze nicht der Tod ist, wird sie beliebig. Besonders fatal ist dabei, dass Streeck nicht nur als Politiker auftritt, sondern auch als Arzt: Sollten Ärz­t*in­nen nicht die Für­spre­che­r*in­nen der Pa­ti­en­t*in­nen sein? Wäre das im öffentlichen Diskurs nicht die Rolle, die sie auszufüllen hätten? Gerade für jene Patient*innen, die, weil sie zu krank oder zu eingeschränkt sind, öffentlich nicht mehr sprechen können?

Und auch ein Politiker, der im Gesundheitssystem falsche Anreize sieht, würde die Pa­ti­en­t*in­nen­rech­te stärken. Denn falsche Anreize werden nicht von Menschen geschaffen, die leben wollen – so unvernünftig das Streeck auch scheinen mag. Sondern von der Profitorientierung im Gesundheitssystem, die die Union federführend mit zu verantworten hat.

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61 Kommentare

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  • Es ist auch nicht menschenwürdig, Menschen in ihrem neunten oder zehnten Lebensjahrzehnt intensiv zu bewirtschaften, indem man ihnen Therapien angedeihen lässt, die mit Lebensqualität nichts mehr zu tun haben.



    Wer hat etwas davon, wenn ein bettlägiger Mensch drei Jahre lang künstlich ernährt wird, obwohl er den Wunsch geäussert hat zu sterben? Aber niemand dabei war, der diesen Wunsch rechtswirksam unterstützen könnte? Der sich jetzt gar nicht mehr äussern kann?

    Herr Streeck hat die Debatte vielleicht etwas unglücklich angestossen. Notwendig ist sie durchaus - gerade auch im Interesse der Menschenwürde.

  • Nur mal am Rande: Der Begriff "Sozialdarwinismus" ist hier völlig deplatziert. "Sozialdarwinismus" enthält in aller Regel eine Komponente der Weitergabe von "gutem" gegenüber "schlechtem" Erbgut, das gefördert werden müsse. Wenn es um Senioren geht, spielt das aber praktisch keine Rolle, da die Familienplanung der meisten männlichen und aller weiblichen Senioren abgeschlossen ist. Einfach nur zu implizieren, ökonomisch nicht ausreichend nützliche Menschen müssten sterben, ist zwar menschenverachtend, in diesem Kontext aber kein Sozialdarwinismus.

  • Mir kommt in dieser Diskussion das fundamentale, systemunabhängige(!) Problem der deutschen Gesellschaft zu kurz: die Überalterung.

    Auch eine 100% solidarische Gesellschaft ohne jegliche Profitorientierung (unterstellt das gibt es überhaupt), müsste ja unter diesen Bedingungen zunehmend Ressourcen in die Versorgung der Alten allozieren - Ressourcen die dann nicht für die Zukunft der Gesellschaft zur Verfügung stehen. Das hat negative Konsequenzen. In jeder Gesellschaftsform.

    Das Keine-Kinder-bekommen und das Immer-älter-werden sind nun mal in ihrer Wirkung unsolidarische Vorgänge (Trittbrettfahrerei). Man optimiert den eigenen Nutzen in den jungen Jahren zu Lasten derjenigen, die einen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Gesellschaft leisten. Das betrifft jetzt nicht die heute 90jährigen, aber die heute 50-70jährigen...

    Außerdem: Das Leben - zumindest aber das Altern und das Sterben - ist ja an sich schon nicht menschenwürdig.

  • Warum unternimmt die csdU nicht ernsthafte Anstrengungen die Krankenkosten zu senken, indem sie sich um die Arzneimittelkosten kümmert? Da geht was - wenn man denn will. Doch eine Regierung, die sich zu bedeutenden Teilen aus Hardcore-Lobbyisten zusammensetzt, wird das niemals anpacken. Dann doch lieber auf Kosten der Alten und Schwachen, die vergeben keine Parteispenden oder Beraterverträge.

    • @Perkele:

      Weil das genau das ist, wovon hier geredet wird. Kosten sparen durch die Vermeidung sehr hoher Arzneimittelkosten, die keinen Nutzen bringen.



      Niemand spricht davon, alten Menschen eine wirksame Behandlung zu entsagen. Es geht einfach nur darum Kosten an der Stelle zu sparen, wo sie niemandem mehr nutzt, außer dem Arzneimittelhersteller oder der Klinik.

      • @Ringsle:

        Genau das wird eben NICHT diskutiert. Es ist etwas ganz anderes, den Menschen die Behandlung zu verweigern, anstatt der Pharmaindustrie exorbitante Preise durchgehen zu lassen, auf allen Gebieten. Der gesamte Komplex der "Gesundheitsmafia" gehört endlich angegangen. Ja, ja - freie Marktwirtschaft, doch man könnte !! sich wehren. . .

  • Da fabuliert ein Buddy von Spahn über einen Sozialdarwinismus....mit den Eindrücken vom Lebensende seines Vaters.



    Das geht leider unter...



    Streecks Vater war aber nun privat versichert, und die bekommen nunmal jede noch so idiotische Therapie, das wird alles übernommen.



    Wenn man aber blöderweise gesetzlich versichert ist, dann stellt sich das Problem doch nicht,

  • Die CDU CSU will nicht mehr barmherzig oder sozial sein. Die Partei setzt auf unbarmherzige Härte und will kein Problem lösen, sondern unterm Strich neue schaffen. Arme Menschen werden von der Union wie Freiwild zum Abschuss frei gegeben. Vielleicht ist es gut, dass die Partei ihren Neoliberalismus so offen vorträgt. Die SPD hat für ihre Riester-Rentenreform und die Hartz-Reformen einen sehr hohen Preis bezahlt. Das holt offenbar Friedrich Merz jetzt nach, er schafft einen kalten, sehr harten Staat der Armutsbekämpfung fast aufgibt und keine Angst vor einer neuen Armut hat, arme Kinder und Jugendliche, arme Rentner, arme und Wohnungslose Studenten, Migranten werden angefeindet, passen nicht ins Stadtbild, alte Leute bleiben medizinisch unbesorgt, Arbeitnehmer fahren lange zu Arbeitsstellen, weil es keine billigen Mietwohnungen mehr gibt. Und man kann eine lange Liste erstellen, wenn es nach der CDU geht, darf die noch länger werden. Dass die Wirtschaft nicht mehr wächst. Auch das geht der Union am Ars... vorbei. Wer echte Lösungen will, sollte nicht eine Partei wählen, die vor allem Angst vor Zuwanderern schürt.

  • Ganz schwieriges Thema.



    Das jedem unserer Bürger die bestmögliche medizinische Versorgung zukommen soll, ist selbstverständlich bisher.



    Denken zumindest viele.



    Tatsächlich gibt es auch schon heute unterschiedliche Klassen. Neue Behandlungsansätze oder Therapien kommen nur einem ausgewählten Personenkreis zugute - da geht's nach Kriterien der Hersteller.



    Privatpatienten und Selbstzahlern, die bei einer kritischen OP den Chefarzt ans Messer kriegen, wird auch zumindest tendenziell eine bessere Behandlung zu Teil...



    Sowieso können Selbstzahler mit ausreichend Geld heutzutage schon eine Vielzahl von Behandlungen in Anspruch nehmen, die für Otto Normal niemals in Betracht kommen - und, über kurz oder lang, aber Auswirkungen auf die Lebensdauer haben.



    Streeck beschreitet also mit seiner Forderung kein Neuland. Er denkt nur das jetzt schon abgestufte Modell der Betreuungsmöglichkeiten weiter.



    Sture Lebensaltersgrenzen erachte ich für grundfalsch. Ich kann aber auch verstehen, dass eine überalternde Gesellschaft, die immer noch älter wird, 'ungerechte' Kosten für Nachfolgegenerationen anhäuft.



    Medizinisch möglich wird zunehmend um die Frage 'wirtschaftlich sinnvoll' erweitert werden.

    • @Saskia Brehn:

      Wirtschaftlich sinnvoll hat verschiedene Dimensionen:

      - wirtschaftlich sinnvoll für einen Leistungserbringer, ist es möglichst viel Leistung zu erbringen, also für die Klinik möglichst kostenintensiv (bzw. erstattungsintensiv) zu behandeln, für die Pharma möglichst teuer zu verkaufen. Das ist, was Streeck kritisiert.

      - wirtschaftlich sinnvoll für das solidarische Versicherungssystem der gesetzlichen Krankenversicherung, ist es Kosten mit maximalem Nutzen für Patienten zu übernehmen. Es also zu vermeiden, unnütze, teure Behandlungen zu bezahlen, bei denen dann kein Geld mehr für die anderen bleibt. Das ganze nennt man ressourcengerechtes oder nachhaltiges Wirtschaften und sollte gerade in einem solidarischen System selbstverständlich sein.

      - wirtschaftlich sinnvoll im Sinne der Volkwirtschaft, ist es, die Gesundheit der Zahlenden möglichst zu erhalten, die der nicht Zahlenden möglichst kostengünstig abzuspeisen. Dieser Ansatz wird zurecht verrissen, da er mit unserem Bild von Menschenwürde nicht vereinbar ist.

  • Man muss es leider so sagen: Herr Valin und einige der hier Kommentierenden haben es schlichtweg nicht verstanden, bzw. wollen es nicht verstehen.



    Es geht darum, dass Unsummen an Gelder in Maßnahmen gepumpt werden, die keinerlei Nutzen für die Betroffenen haben. Das ist in allerhöchstem Maße nicht nur unsolidarisch, sondern auch menschenfeindlich, denn diese Patienten kurz vor ihrem Lebensende und ihre Angehörigen werden nicht aufrichtig aufgeklärt. Dann müssten man ihnen nämlich sagen, dass sie zu Tode beackert werden, quasi totbehandelt zum Zwecke der klingelnden Kasse.



    Herrn Streeck gebührt höchster Respekt für den Mut das Thema anzusprechen und die größe Öffentlichkeit sollte sich schämen, für die Weigerung, sich mit diesem Thema ehrlich auseinanderzusetzen.



    Wer aus den Heilberufen kommt oder auf diesem Wege bereits Angehörige verloren hat, der weiß, worum es geht.

  • Jeden Monat schließen im Schnitt etwas weniger als zwei Krankenhäuser. Das Geesthachter Krankenhaus meldete gerade zum zweiten Mal innrerhalb kurzer Zeit Insovenz an. 700 Mitarbeiter hat das Krankenhaus.



    Die "Kalte Logik der Bilanzen" bedroht bundesweit kleine Krankenhäuser.



    Vor einigen Tagen meldete das Krankenhaus des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Saarlouis insolvent an. 800 Jobs stehen hier auf dem Spiel.



    Dem Maria Stern Krankenhausein Remagen droht nach der Insolvenz die Schließung. Genauso wie dem Klinikum Fichtelgebirge, wo der Landrat (CSU!!!) beklagt, dass finanzielle Ausstattung whatever it takes leider nur für die Rüstung gelte, nicht aber für kleine Krankenhäuser. 80 Prozent der Bayrischen Kliniken schreiben Verluste! 60 Prozent sind es in MVP.

    www.br-klassik.de/...insolvenz-100.html

  • Jo mei - da legst di nieder.



    Und schlimmer geht immer



    & tritt nach:



    “ Alte Menschen würden nicht selten "tot operiert"“

    Die Würde des Menschen ist halt unfaßbar!



    share.google/xLZ6E3jimsLVGrpbv



    F. K. Waechter

    unterm—they do it a 🥱 / zB Mißfelder CDU



    “… In der Diskussion um die zukünftige Finanzierbarkeit des deutschen Gesundheitssystems fiel Mißfelder 2003 durch einen Vorschlag zur Verbesserung der finanziellen Basis des Gesundheitssystems auf: „Ich halte nichts davon, wenn 85-Jährige noch künstliche Hüftgelenke auf Kosten der Solidargemeinschaft bekommen.“ Früher seien die Leute schließlich auch auf Krücken gelaufen.“‘



    de.wikipedia.org/w...ipp_Mi%C3%9Ffelder

    Na Mahlzeit



    &



    Der Apfel fällt scheint’s wieder nicht weit vom



    🍐🌳! 🎵 Mein Opa war kein Nazi - wa!



    de.wikipedia.org/wiki/Hans_Streeck



    “ Britta Bode: "Sie logen, daß sich die Balken bogen". In: Welt am Sonntag auf welt.de. 27. März 2005, abgerufen am 28. April 2021:



    “… Dieses ausgezeichnete Zeugnis stellte die IG Farben am 5. Juli 1945 - nach Kriegsende - dem früheren SS-Mann Hans Streeck aus, der an dem Aufbau des IG Werkes in Auschwitz beteiligt war und dort eine eigene Abteilung leit

    • @Lowandorder:

      Hat Hendrik Streeck jemals Stellung zu den Verbrechen seines Großvaters genommen?

      Zitate Welt aus hervorragenden Artikel der Welt

      Jegliches Verantwortungsgefühl für ihre Taten während der NS-Zeit ließ die deutsche Industrie nach dem Krieg häufig vermissen.



      Es war ein "Wachstum auf Kosten der Opfer des Nationalsozialismus". Die IG bereicherte sich an jüdischem Eigentum, sicherte ihre Produktion 1944 bis zu 40 Prozent durch den Einsatz von Fremdarbeitern und KZ-Häftlingen, darunter auch am Produktionsstandort Auschwitz, und war zu 42,5 Prozent an der Firma beteiligt, die das Vernichtungsgas Zyklon B produzierte.

      Nach dem Krieg haben sie gelogen, "daß sich die Balken bogen", schreibt der IG-Farben-Experte Peter Hayes in einem Vorwort zu einem Buch des Historikers Lindner.



      Lindner zeichnet nach, wie die Werksleitung "aus reinem Ehrgeiz zum Komplizen" wurde, weil Präparate, deren Unverträglichkeit man kannte, dennoch ökonomisch verwertet werden sollten. Unter anderem in Auschwitz und Buchenau wurden Fleckfieberversuche für Hoechst an Häftlingen mit tödlichen Folgen unternommen.

      www.welt.de/print-...-Balken-bogen.html

      • @Lindenberg:

        Das mit der Stellungnahme ist schon vorgekommen. Da ich ihn zufällig gestern bei Caren Miosga sah: de.wikipedia.org/w...Schirach#Biografie



        „Dass meine Großmutter auch nach dem Krieg, nach den Bildern der Befreiung von Auschwitz, Gegenstände und Kunstwerke von den Behörden herausforderte, die jüdischen Familien geraubt wurden, erfüllt mich mit Scham und Wut."

    • @Lowandorder:

      Der Opa war ein Nazi also muss es der Enkel auch sein. Sippenhaft halt, oder wofür plädieren Sie?

      • @Fran Zose:

        Sippenhaft ist abgeschafft. Klar. Hendrick Streeck kann aufgrund später Geburt seinen Großvater gar nicht gekannt haben. Auch klar.



        Aber als Vor-Boomer (70++) staune ich bisweilen, wenn Personen, die jünger sind als ich, Ansichten formulieren, die von Nazi-Oma oder -Opa stammen könnten. Familiäre Denktraditionen sind was Erstaunliches. Gute Schulbildung kriegt das leider nicht alles weg.

        • @StarKruser:

          Ich finde es erstaunlich, wie reflexhaft eine Nazidenke unterstellt wird; zumindest in Bezug auf die Äußerungen von Streeck zumal er diese sehr persönlich begründet hat. Ich bin ja nicht mal sicher ob ich mit ihm d‘accord gehe aber mich ärgert diese selbstgefällige und grundlose Verschiebung in die vermeintliche Naziecke.

          • @Fran Zose:

            Schieber waren post WK II fast ubiquitär.



            Lesens doch einfach mal mit Brille 👓 - vllt hilft das?!



            Dann hörens vllt mit ehra Schieberei auf - hm?



            Wünsche masel tov

      • @Fran Zose:

        Qui Qui - einfach mal n bisken Rumblödeln - wa!



        & Lovando



        “ Der Apfel fällt scheint’s wieder nicht weit vom

        🍐🌳! 🎵 Mein Opa war kein Nazi - wa!

        de.wikipedia.org/wiki/Hans_Streeck

        “ Britta Bode: "Sie logen, daß sich die Balken bogen". In: Welt am Sonntag auf welt.de. 27. März 2005, abgerufen am 28. April 2021:“



        &



        Sie halten scheint’s den Gedanken für abwegig - daß sich solche Denke des Opas innerfamiliäre tradieren könnte?!



        Auf welchem Planeten leben‘s denn.



        &



        Bisken jung - wa?!



        Mit * “noch unter Adolf“ konnten‘s entsprechendes mühelos vielzählig in Schule & Studium studieren! Gelle

        kurz - ♦️einfach - quadratisch kack

        • @Lowandorder:

          Ich halte es tatsächlich für unzulässig andere Menschen allein dafür zu verurteilen wer der Opa. Setzen Sie sich mit dem aus was er sagt und nicht mit dem, was der Opa war. Aber ich nehme an Ihrer war im Widerstand die überwältigende Mehrheit der Deutschen damals, gelle?

          • @Fran Zose:

            Na Na - verurteilen - tun allein Sie!



            Hetzen dito! Woll

            kurz - Lesen hilft. Gelle



            btw meine Opas? Der Dilettant des 19.Jahunderts starb Anfang der 20er. Der ähnlich alte verkaufte zum Entsetzten meines Vaters den Hof & ging mittels Aktien einer Fischmehlfabrik pleite - hangelte sich mit einer Mehlvertretung durchs Leben.



            Ach ja & der Bruder meiner Mutter wurde beim Kapp-Putsch ertränkt. De Ohl war uk wg Militärkaffee.



            Beide Eltern späte Pg‘s.

            • @Lowandorder:

              In der Tat verurteile ich es, wenn man sich nicht mit anderen Meinungen nicht inhaltlich auseinandersetzt, sondern diese billig abqualifiziert mit dem Verweis auf die Nazivergangenheit des Opas. War der Rest Ihrer Sippe denn auch so vorbildlich wie der Bruder der Mutter?

              • @Fran Zose:

                Ironie OFF?!



                Sie wissen was der Kapp-Putsch ist?



                Die Bilder dazu - der Scherben inmitten Milchreisbubis - entdeckte ich erst im Nachlaß unsers Ohl!.



                (Der erst & zu seinem Entsetzen mit an die 80 entdeckte daß er ohne sein Wissen der Organisation C. O.C. angehört hatte;(

  • Bei einem Anteil des Gesundheitswesens von 10 % am BIP von einem "Terror der Bilanzen" zu sprechen erscheint mir dann doch weit hergeholt.



    Tatsache ist, dass das Gesundheitssystem in Deutschland zu den teuersten der Welt gehört, die Menschen aber nicht entsprechend gesünder sind. Das Reparatur-Prinzip steht einer präventiven Gesunderhaltung diametral entgegen.



    Meine Grossmutter wurde 103 Jahre alt und hat Krankenhäuser gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Nur als sie Ende 80 von einem Autofahrer vom Fahrrad geholt wurde brauchte sie eine künstliche Hüfte, das war dann auch ihr einziger Kontakt mit der Schulmedizin. Was von ihrer Rente ürbigblieb landete beim Heilpraktiker. Auf die Idee, dass medizinische Hilfe nichts kostet wäre sie nie gekommen. Klar hatte sie das Glück nie ersthaft krank zu werden, aber mit ihre Einstellung unterschied sie sich diamtetral von Ihrer Umgebung, in der "die Alten" gewohnheitsmässig fast wöchentlich "zum Doktor" gingen, kostete ja nichts und man hatte Zeit. Das war "All-inclusive" Mentalität und ist -wahrscheinlich- heute so nicht mehr möglich.

  • Man muß sich keine Illusionen machen, wie noch bei jedem "Versuchsballon" der von der Politik gestartet wurde wird das in fünf bis zehn Jahren Realität sein.

  • Manchmal ist es ganz aufschlussreich, über den eigenen Tellerrand



    zu schauen und sich darüber zu informieren, wie andere Länder



    ihr Gesundheitssystem organisieren. ZB die Niederlande, die über ein



    hoch effizientes und am Wohl des Patienten orientiertes und



    kostengünstiges ganzheitliches System verfügen, dazu gibt es



    zahlreiche vergleichende Infos im Netz. Und klare Aussagen, dass



    nicht alle OPs angeboten werden, die ein Patient vielleicht für wünschenswert hält.



    Bemerkenswert sind die Vorteile einer digitalen Plattform, auf der



    Pfleger, behandelnde Ärzte und Angehörige ( besonders vorteilhaft wenn weit weg) sich nicht nur informieren sondern kommunizieren können.



    Die stationäre Betreuung, Pflege in Pflegeeinrichtung und zum Schluss im Hospiz haben wir in 2 Fällen erlebt und war extrem



    emphatisch und human.

  • So etwas wie eine "Staatskasse" kann es real gar nicht geben. Da der Staat sein Konto bei der eigenen Zentralbank hat, sind seine Ausgaben technisch gesehen eine Geldschöpfung und seine Einnahmen eine Geldvernichtung. Ein neu gegründeter Staat muss ja die neue Währung auch erst in Umlauf bringen, bevor er sie über Steuern wieder einnehmen kann: www.oekologiepolit...fn7gp_CqM0RuxG5kVo Somit kann ein Staat jederzeit alle erforderlichen - und in inländischer Währung verfügbaren - Gesundheits- und Pflegeleistungen für seine Bürger*innen begleichen. Eine höhere Inflation stünde bei einem Staatsdefizit erst zu befürchten,wenn Vollbeschäftigung kurz bevor stünde, und sie würde dann auch nur ganz allmählich anziehen. Hyperinflationen wiederum werden immer durch Angebotsschocks verursacht. Gelddrucken kann den Effekt allenfalls im weiteren Verlauf verstärken: www.geldfuerdiewel...gen-buch-inflation Von Vollbeschäftigung und Hyperinflation sind wir aber sehr weit entfernt. Nur in diesen beiden Situationen sollte eine Schuldenbremse greifen.

  • Die Frage stellt sich schon. Wann hört man auf Kranke oder Alte zu therapieren. Wann ist der Moment, in dem man sie sterben lässt und alle lebenserhaltenden oder lebensverlängernden Behandlungen einstellt, weil der Patient so oder so stirbt, man seinen Tod höchstens noch verzögern kann. Bei uns wird viel zu oft, viel zu lang behandelt. Der Tod des Patienten wird so lange wie möglich verhindert. Das dient vielleicht dem Ego des Arztes und den Einnahmen des Krankenhauses, aber nicht zwingend dem Wohl des Patienten. Die Menschen sterben lassen, wenn sie krank und alt genug sind, kann manchmal die würdigere Lösung sein.



    Es kann auch nicht sein, dass ein Patient auf einer Behandlung beharren kann, obwohl sie nicht mehr hilft. Da wären natürlich zuerst mal die Ärzte mit einer umfassenden Aufklärung gefordert.

  • Wenn Fragen zur Menschenwürde konkret werden, sind die Antworten nicht immer logisch.



    In obigem Artikel wird auf die Wahlfreiheit verwiesen. Gerade die letzten 6 Monate eines Menschenlebens folgen jedoch einem anderen Kompass als der Rest unseres Lebens. Sich in Würde vom Leben zu verabschieden ist nur in der palliativen Medizin ein Thema, und nicht mit jeder Erkrankung kommt man als präfinaler Patient für die "Palli" oder das Hospiz infrage.

    Unser Gesundheitssystem enthält viele Fehlanreize für teure Therapien zur Profilierung von Kliniken, und gerade diese werden gern angeboten, wenn Patienten und Angehörige mit dem Abschied vom Leben überfordert sind.

    Ich kenne viele Personen im Gesundheitsbereich (mich inclusive), die genug Leiden gesehen haben, dass sie die Haltung von Herrn Streeck für vernünftig halten, auch für das eigene Leben. Öffentlich darüber zu sprechen ist jedoch ein Tabu.



    Wichtig wäre, statt einer lebens- und leidensverlängernden Therapie eine andere, medikamenten- und gerätearme Möglichkeit eines würdigen Abschieds anzubieten. Noch immer gibt es viel zu wenig Hospizplätze bzw. Lobby für haupt- und ehrenamtliche Hospizarbeit.

    • @Nudel:

      Kann dir nur als Nichtmediziner aber aus persönlichen familiären Erfahrungen zustimmen! Einen Anspruch auf alles technisch mögliche darf es nicht geben oder wir klauen den jungen Menschen ihre Lebensgrundlage durch zu hohe Abgaben. Habe, durch den Artikel angestossen, endlich meinen DGHS Antrag ausgefüllt und abgeschickt. Solange ich noch gesund bin und nicht in der Krankenhausmühle. Wir müssen als Gesellschaft einen anderen Zugang zum Thema Tod und Ableben entwickeln. Alte Philosophen können da helfen.... Und was bisher hier noch nicht angesprochen wurde: alle Parteien jaulen jetzt rum, "wie kann der Streeck nur"..... Und dahinter steckt ganz simpel das Einschleimen bei der grössten Wählergruppe, uns alten Menschen. Wer in diesem Land was initieren will, hat es schwer. Egal wie offensichtlich das Dilemma auf dem Tisch liegt.

    • @Nudel:

      der punkt ist ein anderer: jede entscheidung muss der patient selbst in der hand haben und die optionen müssen ihm auch balanciert dargelegt werden. manche eingriffe (hüftgelenkersatz) haben bei alten menschen horrende sterblichkeit. meist nicht mehr bei den orthopäden, sondern drei wochen später mit pneumonie auf der intensivstation. meiner meinung nach werden zu wenige patienten hierüber aufgeklärt. jeder facharzt hat dann "alles



      richtig" gemacht aber keiner hat den überblick und der patient überlebt das ganze nicht.

      aber ihm oder ihr therapien ala streeck wegen des alters vorzuenthalten; das geht nicht. bevor es den impfstoff gab, konnten sehr alte leute durch Paxlovid gerettet werden. zum glück konnte herr streeck das mit "lohnt sich nicht mehr" nicht verhindern

  • Wer macht die beste Werbung für die AFD?



    (C)DU/(C)SU, (S)PD und so... Immer druff auf die eh schon Abgehängten.

  • Wir werden alle immer älter - aber nicht gesünder. Mit anderen Worten: Die Zeitspanne, in der Menschen unter chronischen Krankheiten leiden, wird immer länger. Und das kostet in der Tat viel Geld.



    Was ist zu tun. Ich sage nur Prävention, Prävention, Prävention. Und da ist jeder Einzelne gefragt. Alkohol und Zigaretten reduzieren oder sogar aufgeben. Gesünderes Essen. Viel Bewegung - mindestens 2-3 mal pro Woche. Ist doch bekannt: Die meisten Erkrankungen sind Zivilisationkrankheiten.



    Wenn also jeder seinen Beitrag zur Gesunderhaltung leistet, dann wird's auch nicht zu teuer und man muss nicht an teuren Medikamenten, bei denen, die sie dringend brauchen, sparen.

    • @Il_Leopardo:

      Prävention - dafür gibt zB. die Niederlande Milliarden aus, in



      Deutschland sind es nur ein Bruchteil. Hollands Gesundheitssystem in extrem effizient, vom Hausarzt als



      „Gatekeeper“ (keine Facharztüberweisung ohne ihn). Aber auch kostengünstig zB 3 Monate kostenlose Kurzzeitpflege



      u. insgesamt sehr niedrige Pflegekosten, die trotzdem gut ist.

  • "Sozialdarwinismus neoliberaler Prägung" trifft Streecks Haltung sehr gut und so hat er bereits während der Corona-Krise argumentiert.



    Allerdings ist Streecks "eigenartige Mischung von Dukatenzählerei und vorgeschobenem Gemeinsinn" weder in irgendeiner Weise "eigenartig" noch notwendigerweise "vorgeschoben", sondern konsequent zu Ende gedachter ethischer Kollektivismus. Deshalb ist Letzterer so problematisch. Gerade die neoliberalen Dukatenzähler in der VWL argumentieren nur allzu gern mit jenem Gemeinwohl, dass es gestattet den Menschen die übelsten Zumutungen aufzuerlegen.



    Dagegen wären die Rechte des Einzelnen zu schützen. Das Prinzip der Menschenwürde, das hier mit Recht gegen Streecks Einlassungen in Stellung gebracht wird, ist ein individualistisches.

  • Sehr guter und nötiger Kommentar! Danke!

    Der Mann ist ein Schaumschläger. Siehe auch den link in dem Artikel zu Hendrik Streeck, über talkshow Mechanismen und die Covid19 Pandemie.



    Dass die CDU ihn nun im Bundestag sitzen hat, war ein grosser Fehler. Oder vielleicht passt er gut in diese Fraktion? Ob und wann der Mann der heissen Luft noch abstürzt, kann man nicht voraussagen. Man kann es nur hoffen.

  • Es ist leicht sich darueber zu empoeren. Nur hilft das nicht, wenn wie in Oesterreich eine Notfallpatientin verstirbt, weil kein Personal bzw Intensivbett vorhanden war. Was Streek anspricht ist nichts anderes als eine Art von Triage. Er haette das nicht tun muessen. Er haette einfach still sein koennen bis unser Gesundheitssystem so knapp bei Kasse ist, dass es nicht mehr um Hundertjaehrige geht, sondern um deutlich juengere Menschen. Wir sind auf dem besten Weg dahin.

  • Die Frage, wo unser Gesundheitssystem ausblutet, muss aber trotzdem gestellt werden. Willkürliche Altersgrenzen sind eine Nebelkerze.

    Wir haben ein auf Profit getrimmtes Gesundheitssystem, das eben nicht das Wohlergehen des Patienten im Zentrum hat.

    Ein befreundeter Arzt, der in einer Rehaklinik arbeitete, erzählte, dass bei ihm immer wieder nicht rehafähige Menschen landeten, die aus den Kliniken, in denen ihnen Hüften, Knie oder sonstwas entlassen wurden, vor sich hin litten. Und mitunter in der Reha verstarben.

    Von anderer Seite berichtete eine angestellte Ärztin, dass sie ihre Stelle verlor, weil sie nicht genügend zur Füllung des Operationssaales beitrug.

    Eine Freundin von mir, mit Krebs im Endstadium, bekam am Tag vor ihrem Tod noch ein MRT des Kopfes. Dazu wurde sie mitten während meines letzten Besuches, zu dem sie noch kurz bei Bewusstsein war, abgeholt.

    Einer weitere Freundin wurde eine Hüftgelenks-OP angeraten, wegen einer schweren Fehlstellung der Hüfte. Zweite Meinung führte zu angepasster Physiotherapie, die auch die Schmerzen löste.

    Und schließlich: Das riesige schwarze Loch Gematik.

    Überflüssig ist viel. Nur nicht notwendigerweise bei den Alten.

    • @Helmut Fuchs:

      P.S. Und dann gibt es noch die Kosten, die das System selbst treibt: Die Hausarztvermittlung von Facharztterminen war eine gute gemeinte Idee. Sowohl Hausärzte als auch Fachärzte werden für vermittelte Termine zusätzlich vergütet.

      Nur gibt es jetzt gar keine "normalen" Termine mehr.

      Früher bekam ich in München normalerweise innerhalb von zwei bis drei Wochen einen Facharzttermin mit einer Überweisung. Jetzt gibt es Termine z.B. für eine Magenspiegelung erst in drei bis vier Monaten. Die Hausarztvermittlung ist halt lukrativer.

  • Ich erlebe häufig Zustimmung für den sogenannten Sozialdarwinismus, von Menschen die selbst schon auf die Sozialgemeinschaft angewiesen waren, sind, oder zumindest sehr wahrscheinlich sein werden. Die Welt die sich aus Forderungen wie denen des Herrn Streeck ergibt, sie wird nicht zuende gedacht.

  • Der Herr Streeck und wahrscheinlich auch der Rest der CDU adaptiert die Strategie der AfD. Provozieren und Aufregung produzieren. So bleibt man im Gespräch und es fließen die Spenden der reichen Klientel.



    Was die Ideen des Herrn Streeck angeht, wundere ich mich, dass er es nicht noch mit der tollen neuen Gerechtigkeitsidee der Christdemokratie kombiniert hat: Dem Los.



    Medizinische Versorgung wird demnächst verlost. Etwas gerechteres gibt es doch schließlich nicht.

    • @Nansen:

      Dieses Losverfahren existiert doch schon längst - je nachdem wo du geboren wirst oder lebst, erhälst du medizinische Versorgung oder nicht...🤷



      Die Grenzen im Heute sind halt Landesgrenzen.

      • @Saskia Brehn:

        Sie verwechseln Mal wieder was. Diesmal Systemversagen mit Schicksal/Zufall.

        • @Nansen:

          Wo haben wir ein Systemversagen?



          Unsere Systeme versagen nicht an der Umsetzbarkeit, sondern an der Finanzierung.



          Das ist für mich kein Systemversagen sondern ein falsches, oder zumindest überholtes System, denn es passt nicht mehr zu den Rahmenbedingungen des heute

          • @Saskia Brehn:

            Aber sie haben den Unterschied verstanden?



            Systemversagen: menschgemacht z.B. Klimawandel



            Schicksal: unabhängig vom Willen des Menschen z.B. Geburtsort

            Wenn eine Regierung oder Gesellschaft dann, statt das System zu reparieren, Losverfahren einführt, ist das kein gottgewollt sondern menschgemacht.

  • Man spricht hier von Sozialdarwinismus. Sind wir eigentlich blind? Es wird am anderen Ende der Gesellschaft viel vernachlässigt. Die Kinderarmut gefährdet unseren liebgewonnen Wohlstand! Gastrogeschenke, Fluganreize, Mütterente, Stromdumping für Industrie finanziert durch die Allgemeinheit als Innovationsbremse, aber keine Betreuungsgarantie für Kindergärten und Schulen, kein Bildungsaufstieg für einkommenschwache Haushalte.



    Das ist Nährboden für radikale Rattenfänger.

  • Man kann es sich einfach machen wir hier der Kommentator und im Namen des Humanismus den Denkanstoß in Bausch und Bogen verdammen, aber damit wird eine Chance vertan. Denn im Angesicht des demographischen Wandels, fehlender Pflege allenthalben und steigender Kosten ist es richtig sich grundsätzlich Gedanken über die jetzige und auch die zukünftige Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems zu machen. Ein schwieriges, ein unangemessenes Thema und doch eins, welches sich stellt. Gerne wird mit der Würde des Menschen argumentiert, aber ist ein Vegetieren im Pflegeheim immer damit vereinbar? Woher die ganzen Pfleger nehmen, die schon jetzt fehlen? Kurz, am Enge geht es darum wie begrenzte Ressourcen am besten verteilt werden. So unschön es ist, Ressourcen sind begrenzt und daher ärgert es mich immer, wenn die Verurteilung von Diskussionsbeiträgen so pauschal erfolgt wie hier und dabei die gegebenen Fakten einfach auszublenden. In einem ersten Schritt wäre es auf jeden Fall begrüßenswert in Deutschland endlich die aktive Sterbehilfe zu erlauben und nicht Menschen diesen Ausweg aus ihrem Leiden im Namen der Menschenwürde zu verweigern.

  • Der Focus auf "Ältere" ist in der Tat im Besten Falle unausgewogen.

    Die dahinterstehende Frage muss allerdings gestellt werden: mit dem medizinische Fortschritt gibt es immer mehr, teilweise dann auch immer teurere, Behandlungsmöglichkeiten. Gleichzeitig kann eine Gesellschaft nur begrenzte Ressourcen (Geld, Arbeitskräfte) für die Gesundheitsversorgung bereitstellen. Das ist ein Dilemma, die auf irgendeine Art beantwortet werden sollten (und die Antwort: mehr Schulden machen - ist vielleicht nicht die beste).

  • Danke für den Kommentar. Sehe ich genauso.

  • Es muss immer dem Patienten überlassen bleiben, ob er eine Therapie annimmt oder ablehnt. Dabei muss aber immer klar sein, was das Ziel der Therapie ist. Und da kann sich auch die zitierte Frage stellen, ob die Therapie das Leben verbessert oder das Leiden verlängert. Diese Frage müssen die Ärzte offen mit dem Patienten besprechen. Wenn der Patient entscheidet, die Therapie abzulehnen, weil sie nicht seinen Tagen mehr Leben sondern dem Leben nur mehr, womöglich leidvolle Tage gibt, dann ist diese Entscheidung zu akzeptieren. Mit einer „kalten Logik der Bilanzen“ hat das nichts zu tun.

  • Naja, Streeck war natürlich sehr ungeschickt, das auf Alte zu münzen. Aber es ist eigentlich klar, dass ein Gesundheitssystem nicht beliebig teure Behandlungen mit sehr geringem Nutzen bezahlen kann. Hier sollte man schon Leitlinien vorgeben.



    Denn das Problem insbesonderer mancher Krebstherapien ist, dass sie bei enormen Kosten nur einen (mit Studien der Pharmaindustrie) nachgewiesenen Nutzen von etwa 1 Monat zusätzlicher Lebenserwartung haben - bei zum Teil unerfreulichen Nebenwirkungen. Trotzdem werden sie zugelassen und müssen von den Krankenkassen dann auch bezahlt werden.

  • Die Rechten haben halt kein Herz.

    Und die nachgeschobene Erklärung, das man ja niemanden aus rein wirtschaftlichen Erwägungen heraus behandeln sollte, sollte ja prinzipiell für alle Patienten zutreffen.



    Hr Streeck redet aber dezidiert nur über alte Menschen, die es wohl nicht mehr wert sind...

    Leider orientiert sich unser teures und dabei nicht besonders gutes Gesundheitssystem vorrangig an ökonomischen Gesichtspunkten aus.



    Und selbst dabei werden die wichtigsten Stellschrauben ignoriert:

    ALLE müssen in das System einzahlen, auch Selbstständige und Beamte.

    ALLE bekommen die gleichen Leistungen

    Die Krankenkassen vergüten den Pharmaherstellern das, was im europäischen Durchschnitt gezahlt wird.

    Diese rechte Abbruchmentalität hat unser Land ruiniert. Das ist den Rechten aber lange noch nicht genug.

  • Solange es sinnvoll ist, viele Milliarden einer Atomlobby zu schenken und krass teure Fehlentscheidungen von Politikern nicht zu ahnden und der Rüstungsindustrie zuviel Geld in den Arsch zu stecken...



    So lange muss auch das Geld da sein, um Menschen zu versorgen.

    Bei solchen Äußerungen sollte man zudem bedenken, dass es schon seit 50 Jahren klar war, dass wir jetzt viele Alte haben. Es waren also die Fehlplanungen der Politik, die zum jetzigen Zustand geführt haben! Solche Fehler sollen die ausbaden, die sie mitverursacht haben, aber keine Gruppe von Menschen, die sich kaum wehren kann.

  • Herr Streeck ist Drogenbeauftragter der Bundesregierung. Bei der Äußerung darf man sich schon fragen, ob Selbstversuche zum Jobprofil dazugehören. Empathieverlust ist ja durchaus eine Nebenwirkung des Konsums.

  • In Streecks erstem Interview hat er ja von seinen Eltern erzählt. Meine erste Assoziation war, haha, der ist sicher Privatpatient, und seine Eltern sind es sicher auch. Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen, nur Probleme reicher Menschen.

  • Wie wäre es denn, wenn Streek und seine csDU mal dort ansetzen, wo tatsächlich erhebliche Einsparungen möglich sind? Etwa bei den Pharmakonzernen und der gesamten "Gesundheitmafia" ??

  • Da fragt man sich, ob manche Leute ihren Stuss bis zu Ende durchdenken, ob Herr Streeck das Ganze schon einmal mit seinen Eltern besprochen hat oder ob er einfach mal so einen Gedanken öffentlich raushaut, der ihn beim morgendlichen Duschen überkam.



    Auch ich sage nur: GG Art. 1-3! Diese Artikel des Grundgesetzes sollte jeder CDU-Politiker auswendig kennen, auch wenn er kein Jurist ist.

    • @Aurego:

      Er hat auch an seine Eltern gedacht, und spricht explizit von den letzten Monaten seines Vaters.

      • @Nudel:

        Die Würde des Menschen verlangt, dass die Menschen selbst bestimmen können, was getan oder unterlassen wird, auch wenn es die eigenen Eltern sind.



        Beachten wir diesen Grundsatz nicht und verweigern wir Menschen ab einem bestimmten Alter bestimmte Behandlungen, wird das Ergebnis Sozialdarwinismus sein: Wer es sich leisten kann, lässt sich behandeln, die anderen ließe man unbehandelt sterben.

  • Deutschland hat seit Jahrzehnten eines der teuersten und zugleich mittelmäßigen Gesundheitssysteme... und leistet sich mittelmäßige Berater, die diesem Thema engagiert und hochmotiviert ausweichen. Herr Streeck, überzeugen Sie uns von Ihrer Qualifikation!