Queere Palästinafreunde: Demut vor den Peinigern
Wo Netanjahu recht hat, hat er recht: Queers for Palestine – das ist wie Chicken for KFC – eine Anbiederung. Auch beim CSD.
W o er recht hat, hat er recht, zumindest diesmal: Israels Premierminister Benjamin Netanjahu spottete neulich bei seiner USA-Reise, wenn er von „Gays for Gaza“-Protesten höre, sei das ungefähr so, als demonstrierten Hühner für KFC, „Kentucky Fried Chicken“, also für ihre sichere Verwendung als Fast Food. Und es stimmt ja: Schwule Männer werden in Iran zur Strafe von Hochhäusern hinab zu Tode gebracht; in palästinensischen Gebieten, in Gaza wie im Westjordanland, sind Queers bedroht, in Gefahr, gefoltert und getötet zu werden. Wer die Verhältnisse dort für queerfreundlich hält, glaubt wohl irgendwann auch, NS-Konzentrationslager seien Luftkurtorte gewesen.
In Deutschland sind seit Monaten auf propalästinesischen Demonstrationen Transparente mit der Aufschrift „Queers for Palestine“ zu sehen; die Begleitmusik wird in einschlägigen Foren seit Jahren komponiert: Israel – queere Rechte? Alles Pinkwashing, Vernebelung der wahren antiqueeren Verhältnisse. Das waren und sind wahnhafte Gedankenwelten. Dass Israel für palästinensische Lesben, Schwule und Trans*menschen als Sehnsuchtsland gilt, als Wunschort für Asyl, zählt nicht.
Pro-Hamas-Leute können ihr Glück kaum fassen
Völlig auf die Hündin gekommen sind sie am Freitag beim Dyke March in Berlin. Traditionell ist das ein Fest am Abend vor einer CSD-Parade für lesbische Sichtbarkeit – dieses Jahr mit einem Umzug durch die Viertel im Bezirk Neukölln, die als besonders arabisch und, aus Perspektive der Veranstalter, extraqueerwürdig gelten. Was man jedoch sah, war eine ideologische Demutsgeste den eigenen potenziellen Peinigern gegenüber: Die Demonstration verbündete sich am Ende mit Pro-Hamas-Leuten aus dem Viertel, die ihr Glück, solche Alliierten zu finden, gar nicht fassen konnten. Mit jenen, die für patriarchale, faktisch antilesbische Ordnung stehen. Und keineswegs wollen, dass ihre Töchter sich der heteronormativen Ordnung verweigern.
Wenn es nicht so politpathologisch wäre, müsste gesagt werden: Was für eine kuriose, politisch delirierende, ja lächerliche Szene.
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