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Demonstration in Berlin gegen die „Coronamaßnahmen“, rechte Teilnehmer greifen Journalisten an Foto: PM Cheung/AdoraPress

Pressefreiheit in GefahrUnter Druck

Gewalt gegen Jour­na­lis­t:in­nen hat massiv zugenommen. Vor allem auf Querdenker-Demos kommt es immer wieder zu Übergriffen. Woher rührt der Hass?

L eipzig, am Abend des 7. November 2020. Es ist dunkel, die Menschen sind zu einer Masse geworden. Sie schreien, fuchteln mit den Armen. Flaschen fliegen, Feuerwerkskörper explodieren. Plötzlich durchbricht eine Gruppe aggressiver De­mons­tran­t:in­nen die Polizeikette. Die Be­am­t:in­nen sind überfordert, die Masse am Toben. Mittendrin stehen Jour­na­lis­t:in­nen – von Zeitungen, von öffentlich-rechtlichen Sendern, freischaffend.

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Einige von ihnen pressen sich mit dem Rücken gegen einen Polizeiwagen, der den einzigen Schutz im Chaos zu bieten scheint. Sie suchen einen Ausweg, aber sind umzingelt: In allen Richtungen sammelt sich der Mob, die Polizei schaut zu, wie er grölend über die Straße zieht. Die Jour­na­lis­t:in­nen werden beschimpft, als „GEZ-Huren“ oder „Volksverräter.“ Sie werden geschubst, bespuckt, bedroht.

Es ist eine Demonstration der selbsternannten Querdenker, einer Mischung aus Hippies in Pluderhosen, Esoteriker:innen, Reichsbürger:innen, Familien und Senior:innen, aber auch Führungskadern rechter Parteien, Jungnazis, Hooligans, organisierter Rechtextremer aus ganz Deutschland. Sie eint der Hass auf die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung.

Vor den Augen der Polizei werden an diesem Tag zahlreiche Me­di­en­ver­tre­te­r:in­nen angegriffen, später berichten sie von Schlägen ins Gesicht, Griffen in die Kamera, physischen und verbalen Bedrohungen. Mindestens ein Journalist wurde zu Boden geprügelt und am Boden liegend auf den Kopf geschlagen.

Mittendrin steht an diesem Abend Andrea Röpke. Röpke, 56, ist mehrfach ausgezeichnete freie Journalistin und schreibt seit Jahren über die extreme Rechte, auch für die taz. Sie kennt die Netzwerke, Organisationen und Personen wie kaum eine andere in Deutschland. Und sie kennt die Arbeit auf Demonstrationen, die Anfeindungen, die Bedrohungen.

Doch auch sie steht an diesem Abend fassungslos vor der Masse – „in der Falle sitzend“, wie sie es zwei Monate später beschreibt. „Es war kurz davor, dass der gesamte Mob prügelt und nicht nur Einzelne“, sagt Röpke. Die unvorbereitete und unterbesetzte Polizei habe die Jour­na­lis­t:in­nen „zum Freiwild“ werden lassen. An ein Wunder grenze es, dass nicht mehr passiert sei.

43 Angriffe auf Medienvertreter:in­nen zählt die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten Union (dju) allein für diesen Tag. Ein Gewerkschaftssekretär, der die Demo miterlebt hat, sagt, die Gewalt und Bedrohungen gegen Jour­na­lis­t:in­nen hätten an diesem Abend eine neue Qualität bekommen.

Der Abend in Leipzig fügt sich ein in einen Trend: Die Gewalt gegen Jour­na­lis­t:in­nen hat 2020 massiv zugenommen. Die Bundesregierung hat im Januar auf eine Kleine Anfrage der Grünen geantwortet: 252 Angriffe auf Jour­na­lis­t:in­nen habe es im Jahr 2020 gegeben. Das sind mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Darunter waren Beleidigung, Bedrohung, Sachbeschädigung, Körperverletzung, Brandstiftung, Raub. 144 der Angriffe waren rechts motiviert, 42 links. Die meisten passierten in Sachsen, gefolgt von Berlin und Nordrhein-Westfalen.

Auch andere Organisationen beobachten, dass die Zahl der Angriffe zugenommen hat. Reporter ohne Grenzen zählte so viele Angriffe wie nie zuvor. Bei ihrer Gewerkschaft meldeten sich mittlerweile fast wöchentlich Journalist:innen, um von Übergriffen zu berichten, sagt Monique Hofmann, die Bundesgeschäftsführerin der dju, der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union innerhalb der Großgewerkschaft Verdi.

Polizei gleich Pegizei? Wandbild in Dresden mit dem Antlitz eines Pegida-Anhängers Foto: Björn Kietzmann

Am vergangenen Wochenende passierte das in Kassel, Würzburg und Dresden. Am Wochenende davor in Hannover und München – immer am Rande von Coronademos. Man kann fast sagen: Da, wo derzeit gegen Coronamaßnahmen demonstriert wird, werden Jour­na­lis­t:in­nen bedrängt.

Was bedeuten diese Zahlen? Warum wächst die Feindseligkeit gegenüber Medien in Deutschland? Und welche Auswirkungen hat das auf die Demokratie, für die die freie Presse unverzichtbar ist?

Aufstieg eines Begriffs

Es gibt noch eine Zahl aus dem Jahr 2020, die überraschend ist. Sie beschreibt das Vertrauen in die Medien. Rund zwei Drittel der Deutschen halten die Berichterstattung der Qualitätsmedien für glaubwürdig. Das ist so viel wie nie seit 2015. Damals begann Infratest Dimap im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks, regelmäßig das Vertrauen in Medien zu erheben.

Die jüngste repräsentative Studie dazu aus dem vergangenen Herbst ergab Rekordwerte: 80 Prozent der Deutschen halten den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk für sehr vertrauenswürdig, Tageszeitungen werden von 74 Prozent als glaubwürdig eingestuft. Vier von fünf Befragten finden die Coronaberichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks „gut“ oder „sehr gut“.

Wie kann es sein, dass mehr Menschen denn je den Medien vertrauen, Jour­na­lis­t:in­nen aber gleichzeitig auf so viel Gewalt und Ablehnung stoßen wie noch nie?

Um das zu verstehen, muss man genauer dahin schauen, wo die Gewalt tatsächlich passiert: auf Demonstrationen und im Netz.

„Lügenpresse“ ist dafür der zentrale Begriff. Er hat seinen Ursprung im 19. Jahrhundert. Damals waren es vor allem erzkonservative Katholiken, die mit dem Wort jene liberal, demokratisch gesinnte Presse denunzieren wollten, die im Zuge der März-Revolution entstanden war. Schon damals hatte der Begriff einen antisemitischen Grundton. Das Wort trug sich weiter durch die zwei Weltkriege, verschwand nach 1945 aber weitgehend, zumindest aus der bundesrepublikanischen Debatte.

01.09.2018, Chemnitz, „Schweigemarsch“ von AfD und Pegida Foto: Michael Trammer/imago

Seit den 2000er Jahren haben vor allem neonazistische Kreise das Wort wieder entdeckt. Im Oktober 2014 riefen hunderte Neonazis und Hooligans bei einer gewalttätigen Demonstration der „Hooligans gegen Salafisten“ immer wieder: „Lügenpresse auf die Fresse“. In der breiten Bevölkerung fand der Begriff aber kaum Verwendung – bis Januar 2015. Eine Auswertung der Google-Anfragen zeigt, dass die Suche nach dem Wort „Lügenpresse“ in diesem Monat sprunghaft anstieg. Gesucht wurde er vor allem in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Es war der Beginn der Pegida-Proteste und ihrer Ableger.

Der vorbestrafte Pegida-Chef Lutz Bachmann, der sich selbst damit brüstete, „Leser-Reporter“ der Bild-Zeitung gewesen zu sein, war einer derer, der den Begriff Ende 2014 in Dresden säte. Pegida machte die Ablehnung der etablierten Medien zu einem ihrer großen Themen. „Lügenpresse“ stand auf Plakaten, an Wänden und auf Aufklebern, schallte durch die Straßen. Die Behauptung, die Medien wären staatsgeleitet oder würden Lügen verbreiten, fand Anklang, der Hass auf Jour­na­lis­t:in­nen wuchs.

Der Hass heute ist ein anderer als zur Zeit der 68er, in der der Axel-Springer-Verlag im Fokus von Angriffen stand: Springer kontrollierte damals mehr als 70 Prozent der Tageszeitungen in Westberlin und hatte eine Meinungsmacht, die viele heftig kritisierten. Springer-Journalisten nannten die Protestierenden in ihren Kommentaren und auf den Titelseiten „Polit-Gammler“, „langbehaarte Affen“ und „Rote SA“. Die Bild-Zeitung schrieb, man solle die „Drecksarbeit“ gegen den „Terror der Jung-Roten“ nicht allein der Polizei überlassen, und illustrierte den Artikel mit einem Foto von Rudi Dutschke. Kurz danach wurde Dutschke niedergeschossen.

Mehrere tausend Demons­trant:in­nen riefen daraufhin zum Boykott und zur Enteignung von Springer auf, sie blockierten den Vertrieb der Bild-Zeitung und verbrannten einzelne Ausgaben. Vier Jahre später deponierten Mitglieder der Roten Armee Fraktion eine Rohrbombe im Axel-Springer-Hochhaus in Hamburg.

In den Jahren nach 1968 entstand auch die taz, als ein Versuch, dem Springer’schen Meinungsmonopol etwas entgegen zu stellen. „Die TAZ wird Säure werden müssen, um gesellschaftliche, politische und persönliche Verkrustungen wegätzen zu können“, stand in der ersten Ausgabe im April 1979 – ein Duktus, den man heute eher auf den Blogs und in den Chats von Rechten und organisierten Neonazis findet.

Die Gewalt gegen Medienschaffende heute ist anders als die der 68er Bewegung. Sie richtet sich nicht mehr gegen ein konkretes Medium, einen Verlag oder Sender. Sie kann alle treffen, die mit Kamera oder Mikro als Jour­na­lis­t:in­nen erkennbar am Rande einer Demo stehen.

Und auch das ist anders als in den Jahren nach 1968: Heute geht die Gewalt gegen die Presse vor allem von rechts aus. Rund 60 Prozent der Angriffe auf Jour­na­lis­t:in­nen im vergangenen Jahr waren rechts motiviert, nur etwa 15 Prozent links. Das zeigen die Zahlen der Bundesregierung. Andere Erhebungen kommen auf einen noch höheren Anteil von rechtsmotivierten Angriffen auf Medien.

Heute geht die Gewalt gegen die Presse vor allem von rechts aus. Rund 60 Prozent der Angriffe auf Jour­na­lis­t:in­nen im vergangenen Jahr waren rechts motiviert, nur etwa 15 Prozent links

Andrea Röpke sagt, seit den Anti-Asyl-Demos von Pegida und ähnlichen Bewegungen sei eine andere Mischung an Menschen auf der Straße. Die bürgerlichen De­mons­tran­t:in­nen würden sich von rechtsextremen Hooligans nicht distanzieren. „Die finden es anscheinend okay, wenn sich Gewalttäter aus der rechten Hooliganszene an ihre Spitze stellen und sind sich nicht zu schade, nachzurücken und selbst Gewalt auszuteilen.“ Das konnte man auch auf den großen Anti-Corona-Demos im vergangenen Jahr beobachten. Da mischte sich die organisierte Rechte mit einem vermeintlich bürgerlichen Milieu.

Auch Röpke wird immer wieder von Menschen bedroht, die sich außerhalb einer organisierten Neonazi-Szene bewegen. 2019 hat sie gemeinsam mit Andreas Speit das Buch „Völkische Landnahme“ herausgebracht. Sie schreibt darin über die nicht klassischen rechtsextremen Hooligans, eher „fest verankerte Bildungsbürger“ wie Röpke sagt, „junge Siedler, rechte Ökos“.

Es gibt ein Video eines rechten Youtubers von einer Buchvorstellung Speits im Oktober 2020. Etwa zehn Menschen stehen im Kreis vor dem Veranstaltungsort, sie singen alte deutsche Volkslieder. Das Video blendet über, eine Hand hält das Buch von Röpke und Speit, die andere zündet es an. Etwa eine Minute lang sieht man dabei zu, wie das Buch langsam verbrennt, im Hintergrund der Gesang der Völkischen. Bücherverbrennung im Jahr 2020.

„Das ist eine Ansage“, sagt Röpke. Mit über einem Dutzend Abmahnversuchen und diversen Klagen von einer umstrittenen Kanzlei sollte die öffentliche Diskussion erschwert werden – bislang ohne Erfolg. Die Post der rechten Kläger kam teilweise sogar an ihre Privatadresse. Für Röpke ein gezieltes Vorgehen. „Sie wollen zeigen: Wir wissen, wo du wohnst.“

Solche Ansagen bekommen auch andere Journalist:innen, die zu rechten Netzwerken recherchieren, nach Hause geschickt. Einen vergammelten Schweinekopf im DHL-Paket, eine Drohung mit roter Farbe an die Haustür geschrieben, Erpresserbriefe, unterschrieben mit „Staatsstreichorchester“ oder „NSU 2.0“.

Das Europäische Zentrum für Presse- und Medienfreiheit, das ECPMF in Leipzig, dokumentiert die Entwicklung der Pressefreiheit in Deutschland. Bereits vergangenes Jahr kamen die For­sche­r:in­nen in einer Fünf-Jahres-Bilanz zu dem Schluss: „Angriffe auf die Presse sind inzwischen der Normalzustand.“ Demonstrationen, zeigt die Studie, sind in Deutschland der gefährlichste Ort für Journalist:innen.

Auch die in dieser Woche erschienene Studie „Feindbild Journalist“ des ECPMF zeigt einen neuen Rekord im Hinblick auf die Zahlen der politisch motivierten Übergriffe auf Journalist:innen. 69 Angriffe zählen sie im Jahr 2020 – ein Anstieg um das Fünffache im Vergleich zum Vorjahr und so viel wie nie zuvor seit Beginn der Erhebung vor sechs Jahren. 71 Prozent der Angriffe erfolgten auf „pandemiebezogenen Veranstaltungen.“

Die Studie zählt 31 Angriffe mit rechtem Tatzusammenhang, fünf mit linkem und 33, die politisch nicht eindeutig anhand der Rechts-Links-Skala verordnet werden können. Ein Effekt der „breiten Allianz aus Verschwörungsgläubigen, Reichsbürger:innen, Neonazis und Esoteriker:innen.“

17.6.2017, Berlin, Demo der rechtsextremen „Identitären Bewegung“ Foto: Stefan Boness/IPON

Lutz Kinkel ist Geschäftsführer des ECPMF und selbst Journalist. Er beobachtet die Entwicklungen mit Sorge. Kinkel sagt, er sei „fassungslos, mit welchem eliminatorischen Elan“ der radikalisierte Diskurs und insbesondere die Hetze im Netz passiert. Will er beschreiben, was da passiert, zitiert er einen polnischen Journalisten: „The pleasure to hate.“ – Die Lust am Hass. Die Presse, so Kinkel, werde zunehmend nicht mehr als demokratisches Element gesehen.

„Durch die digitale Transformation sind Journalistinnen und Journalisten keine Gatekeeper mehr“, sagt Kinkel. Jeder könne sich im Netz äußern, Jour­na­lis­t:in­nen entschieden nicht mehr über die Auswahl und Aufarbeitung von Informationen für die Öffentlichkeit, stattdessen würden von allen Seiten Informationen verbreitet. „Das ist zwar erstmal begrüßenswert, fördert aber auch eine massive Ausbreitung von Desinformation.“

Fake News, also bewusst hergestellte Falschnachrichten, haben zunehmend auch einen Anteil an der Meinungsbildung in Deutschland. Verschwörungsideologien, Hetze gegen Minderheiten, das „System“ und die Presse sowie NS-Verherrlichung erreichen durch Chatgruppen immer mehr Menschen.

Und dort bleiben sie nicht. Ein Beispiel: Am 2. Februar postet ein Nutzer in einer Gruppe des Messengerdienstes Telegram namens „Verschwörungen“ den Link zu einem Artikel von infranken.de. Das Onlineportal gehört zur Mediengruppe Oberfranken. In dem Artikel geht es um einen 48-Jährigen, der an Corona gestorben ist. Auf Facebook hatte ein Nutzer bezweifelt, dass der Mann an Corona gestorben sei.

Screenshots dieser Aussagen werden in der Telegram-Gruppe geteilt. Dazu kommentiert ein Mitglied der Gruppe: „ZUR HÖLLE MIT EUCH IHR ELENDEN SCHMIERFINKEN VON DER LÜGENPRESSE! ZUR HÖLLE.“ Darunter postet er die Anschrift, Telefonnummer und Mailadresse der Redaktion und schreibt: „Lasst das Bombardement beginnen Freunde!“ (Zeichensetzungsfehler im Original).

Die Telegram-Gruppe hat mehr als 50.000 Mitglieder. In den Tagen nach dem Aufruf erreichen die Redaktion sehr viele Anrufe und Mails, schreibt der Redaktionsleiter von infranken.de auf taz-Anfrage. Persönliche Besuche und „Bombardements“ erreichen die Redaktion nicht. Woher die vielen Anrufe kommen, das weiß die Redaktion zunächst nicht. Erst durch die taz-Anfrage erfährt der Redaktionsleiter von dem Aufruf in der Telegram-Gruppe.

Beispiele wie diese gibt es viele in den vergangenen Monaten, überall in Deutschland. Sie stehen nicht für die große Gewalt, aber für einen Anfang. Sie sind eine Art Gift, das langsam in die Redaktionen hinein läuft. Die Geg­ne­r:in­nen der freien Presse finden Wege, die Mit­ar­bei­te­r:in­nen der Medien zu beschäftigen, sie von ihrer Arbeit abzuhalten, subtile Drohungen auszusenden.

Dass das gerade in den vergangenen Monaten passiert, ist kein Zufall, glaubt Lutz Kinkel vom ECPMF. Corona und die Querdenkenbewegung wirkten als „Brandbeschleuniger“ für die Hetze gegen Journalist:innen. Das bestätigen auch die offiziellen Zahlen: Von den 252 Straftaten gegen Journalist:innen, die die Bundesregierung 2020 gezählt hat, fand ein großer Teil am Rande der Anticoronademos statt, wie in Leipzig im November 2020.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk, im praktischen Wochenendabo und rund um die Uhr bei Facebook und Twitter.

Warum gerade dort, dafür gibt es mehrere Erklärungen. Anne Renzenbrink von Reporter ohne Grenzen sagt, ein wichtiger Mobilisierungsmoment gegen die Presse seien für die organisierte Rechte die Neonazi-Aufmärsche in Chemnitz gewesen, im August 2018. „Diese Brutalität, diese krasse Medienfeindlichkeit hat mit den Demos gegen die Corona-Maßnahmen ein neues Ventil gefunden.“

Lutz Kinkel vom Europäischen Zentrum für Presse- und Medienfreiheit sagt, Corona verunsichere viele Menschen stark. Sie suchten nach einfachen Erklärungen für die komplexe Krise. Die könnten Medien aber nicht bieten, und sie würden auch deshalb zum Feindbild.

Eine Erzählung, die sowohl bei Pegida als auch auf Demonstrationen gegen die Coronamaßnahmen immer wieder zu hören ist, ist die der vermeintlichen Eliten. Demnach steckten Medien und Politik unter einer Decke, Jour­na­lis­t:in­nen seien „Merkel-Marionetten“ und „Covid-Presse“. Wer in diesem Schema denkt, wird leicht zum Pressefeind. Und da auf den meisten Demos von Quer­den­ke­r:in­nen und Rechten nur selten Po­li­ti­ke­r:in­nen anwesend sind, dafür aber viele Medienvertreter:innen, entlädt sich der diffuse Hass auf das gesamte scheinbar korrupte System an ihnen.

Auch in anderen Ländern hat Corona die Gewalt gegen Jour­na­lis­t:in­nen angestachelt. Allein innerhalb weniger Tage Ende Januar wurden in den Niederlanden Jour­na­lis­t:in­nen während der Arbeit mit Steinen beworfen, geschlagen, mit einer chemischen Substanz ins Gesicht besprüht und mit Feuerwerk beschossen. Ähnliches passierte in Italien, Österreich und Slowenien.

Und in Deutschland? „Ein Witz“ nennt die Journalistin Andrea Röpke die offiziellen Zahlen der Bundesregierung. Sie schätzt, dass die Dunkelziffer mindestens doppelt so hoch sein muss. Alleine bei Recherchen gebe es viel mehr Angriffe. Zur Anzeige bringen würden diese jedoch die wenigsten.

Das Versagen der Polizei

Um zu verhindern, dass Jour­na­lis­t:in­nen den Hass von Demonstrierenden abbekommen, werden Demonstrationen eigentlich von der Polizei begleitet. Nur wollen sich viele Pres­se­ver­tre­te­r:in­nen darauf nicht verlassen.

Immer wieder passiert es auf Demos, wie auch in Leipzig, dass die Polizei die Presse nicht nur nicht schützt, sondern sogar behindert: Indem sie Jour­na­lis­t:in­nen nicht an Absperrungen vorbei lässt, zu lange die Personalien feststellt, Platzverweise erteilt, Equipment beschlagnahmt. Po­li­zis­t:in­nen wissen oft nicht ausreichend Bescheid über Artikel 5 des Grundgesetzes, der die Pressefreiheit garantiert.

Eines der bekanntesten Beispiele dafür ist der Hutbürger: Im Sommer 2018 filmte ein Team des ZDF in Dresden einen Pegida-Aufmarsch. Nachdem zwei Demonstranten die Jour­na­lis­t:in­nen wegen angeblicher Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte angezeigt hatten, hielt die Polizei das Kamerateam 45 Minuten fest, kontrollierte deren Ausweise und hinderte sie am Arbeiten. In den Sozialen Medien bekam dieser Vorfall den Namen Pegizei, um deutlich zu machen, wie nah sich Polizei und Pegida und Sachsen scheinbar waren.

Es gibt einen Verhaltenskodex zwischen Polizei und Presse. Das Papier mit dem sperrigen Titel „Verhaltensgrundsätze für Presse/Rundfunk und Polizei zur Vermeidung von Behinderungen bei der Durchführung polizeilicher Aufgaben und der freien Ausübung der Berichterstattung“ wurde 1993 als Folge der Geiselnahme von Gladbeck zwischen der Innenministerkonferenz (IMK) und Ver­tre­te­r:in­nen der Presse geschlossen. Seitdem wurde der Kodex nicht mehr überarbeitet.

Der deutsche Presserat übergab im November 2020 eine überarbeitete Fassung des Kodex an die Innenminister:innen, mit der Bitte, man möge sich auf neue Regeln einigen. Der damalige Chef der Innenministerkonferenz, der Thüringer Innenminister Georg Maier (SPD), versprach, man werde den Entwurf beim nächsten Treffen der Innenminister im November anschauen. Doch das passierte nicht.

6.1.2021, Washington: Beim Sturm aufs Kapitol richtet die Wut sich auch gegen Jour­na­list:innen Foto: Michael Nigro/imago

Auf Nachfrage der taz sagt Maier heute, es sei natürlich an der Zeit, den Verhaltenskodex zu aktualisieren. Innerhalb der Versammlung der Innen­minis­ter:in­nen gebe es jedoch „im Wesentlichen zwei politische Linien“ – SPD und CDU. Maier sagt, es sei vor allem seine Partei, die für den besseren Schutz der Presse einstehe.

Po­li­zis­t:in­nen sollten in rechtlichen Fragen und im Umgang mit Medien besser geschult werden. Aber auch Jour­nalis­t:in­nen müssten mehr in die Verantwortung genommen werden, um besser zu verstehen, dass Demonstrationen für die Polizei Stress bedeuteten. „Der gegenseitige Perspektivwechsel ist das, was wichtig ist.“ Maier will, dass Me­di­en­ver­tre­te­r:in­nen an Polizeischulen kommen und beide sich über die jeweiligen Erfahrungen verständigen.

Immer wieder Sachsen

Nur: Das passiert längst. Vielleicht nicht flächendeckend, aber allein Sachsen hat nach den großen Pegida-Ausschreitungen Fort- und Weiterbildungen zur Pressefreiheit in die Ausbildungspläne der Polizeischulen aufgenommen. Trotzdem kommt es gerade in diesem Bundesland immer wieder vor, dass Po­li­zist:innen Jour­na­lis­t:in­nen an ihrer Arbeit behindern.

Das Misstrauen vieler Presse­ver­tre­ter:in­nen in die Polizei beschränkt sich nicht nur auf die Einsätze vor Ort. Auch nach Angriffen scheuen sich viele, Anzeige zu erstatten. Zu oft sei es vorgekommen, dass private Adressdaten über die Polizei in die Hände von Rechtsextremen gewandert seien, sagt Journalistin Röpke.

Verdi fordert, dass es möglich werden soll, dass Jour­na­lis­t:in­nen beim Erstatten einer Anzeige die Adresse ihrer Redaktion angeben dürfen. Außerdem sollte es Schwerpunktstaatsanwaltschaften geben, die sich mit Angriffen auf Me­di­en­ver­tre­te­r:in­nen beschäftigen. „Im Bereich Hate Speech gibt es solche schon. Sie beweisen, dass Ermittlungen effektiver verfolgt werden und seltener im Sande verlaufen“, sagt Monique Hofmann von der dju in Verdi.

Damit es aber gar nicht erst soweit kommt, haben einige Sender und Verlage Schutzkonzepte für ihre Mit­ar­bei­te­r:in­nen erarbeitet. Etliche Verlage, darunter auch die taz, haben ein Papier von Reporter ohne Grenzen, Verdi, den Neuen Deutschen Medienmachern und den Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt e. V. unterschrieben, das Standards definiert, mit denen attackierten Jour­na­lis­t:in­nen geholfen werden soll. Dazu gehören juristische, psychologische und finanzielle Unterstützung der Kolleg:innen.

Einige Redaktionen schicken ihre Presseteams nur noch mit Bodyguards auf Demonstrationen. Ein solches hatte auch das Team des ZDF, das im vergangenen Mai am Rande einer sogenannten Hygienedemo in Berlin attackiert wurde. Es war einer der brutalsten Angriffe des letzten Jahres: Vier Mitarbeiter des Teams mussten im Krankenhaus behandelt werden. Drei Security-Leute hatte das Team dabei, alle drei wurden verletzt. Sechs Personen wurden festgenommen, sie sollen aus dem linken Spektrum kommen. Die Staatsanwaltschaft Berlin ermittelt noch.

Bei der Demo, auf der das ZDF-Team angegriffen wurde, waren auch Re­por­te­r:in­nen des Onlinemediums Vice anwesend. Auch sie wollten filmen, entschieden sich nach dem Angriff aber, die Kamera wieder einzupacken. „Wir wissen nicht, wer die Angreifer sind oder ob sie etwas mit der Demo zu tun haben. Aber dass ein ZDF-Team mit 3 (!) Personenschützern mitten in Berlin so gewaltsam angegriffen wird, ist übel“, schreibt der Vice-Reporter danach auf Twitter. „Übel ist auch, dass der Angriff dazu führt, dass wir nicht frei über das berichten können, was wir wollen – und so möglicherweise sein Ziel erreicht. Das darf niemals Normalität werden.“

Es gibt Regionen, da fährt schon jetzt keiner mehr hin, weil dort nicht für den Schutz gesorgt werden kann, sagt Journalistin Andrea Röpke

Monique Hofmann von der dju sagt, sie erlebe zunehmend, dass Jour­na­list:in­nen bestimmte Demonstrationen meiden würden. Dass sie auf Demos ihren Presseausweis verstecken, das Mikrofon wieder einpacken und nur noch unauffällig auf ihren Handys mitschreiben. Vor der großen Demo in Leipzig, Anfang November 2020, habe sie von drei Jour­na­lis­t:in­nen gehört, dass sie sich dagegen entschieden hätten, von dort zu berichten – aus Angst vor Übergriffen.

Auch die Reporterin Andrea Röpke bestätigt das: „Es gibt Regionen, da fährt schon jetzt keiner mehr hin, weil dort nicht für den Schutz gesorgt werden kann.“ Sie nennt ländliche Gebiete in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Thüringen oder Sachsen. „Zu groß ist die Gefahr.“

Wenn sich das fortsetzt, entstehen blinde Flecken. Sie entstehen vor allem dort, wo mediale Aufmerksamkeit besonders nötig ist: Bei den Feinden der Demokratie und einer freien Gesellschaft. Wozu sie fähig sind, hat der 6. Januar 2021 in Washington gezeigt, als hunderte Rechtsextreme das Kapitol stürmten, offenbar mit der Absicht, Abgeordnete zu bedrohen, ihnen Gewalt anzutun.

Auch am Rande des Sturms auf das Kapitol wurden Jour­na­list:in­nen bedrängt, Kameras und Mikrofone auf einer Art Scheiterhaufen verbrannt. Das zeigt: Wenn die Gewalt gegen Medien eskaliert, dann trifft das nicht nur die Journalist:innen, deren Sender und Verlage. Es zielt auf eine freie und liberale Gesellschaft.

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80 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Gewalt resultiert aus Unwissenheit, bzw. Dummheit und Angst. Nur sind das keine Entschuldigungen. Presse gehört geschützt, da versagt die Polizei.

  • 0G
    01022 (Profil gelöscht)

    Prantl (SZ): "Die Pressefreiheit ist das einzige Grundrecht, das einer Berufsgruppe zugestanden wird. Deshalb haben die Medien hier eine besondere Verantwortung. Die Medien haben zu Beginn der Krise als Frühwarnsystem gut funktioniert. Dann sind sie zu sehr zu einem Dauerwarnsystem geworden. Wir müssen die Maßnahmen und die Alternativen diskutieren. Wir sind nicht dafür da, die Alternativlosigkeit nachzubeten."



    www.berliner-zeitu...aufwacht-li.136339

    In Febr. 2020 hat die Presse die Politik zu recht kritisiert: ZDF "Chinas Kampf gegen das Coronavirus" www.youtube.com/watch?v=Xs1EBCZQ5hs

    März 2020 das Schweigen im Blätterwald, warum den Selbstständigen nicht die gesetzlich vorgesehene Entschädigung bei Schließungen gewährt wird.



    www.derstandard.at...m-massnahmengesetz

    Wo geht der (nicht-)infizierte Lebenspartner hin (Kontaktregeln)? Wer zahlt, ab wann?



    kaernten.orf.at/stories/3082344/

    Warum arbeiten die Konzern-Betriebe ohne Einschränkung wie gehabt weiter (hier: BMW)?

    Warum lese ich nur im Lokalteil meiner Zeitung, dass es Coronademos ohne Querdenker gibt? Bsp. www.wasserburg24.d...demo-90242780.html

    Ich lese keine Zwischentöne; das Versagen des Hinterzimmerverordnungsstaats wird kaum thematisiert (Wirrwarr bei den Hilfen); das unhinterfragte Ausgangsverbot statt einem Ansammlungsverbot, (die örtliche Polizei hat den Blitzer auf 1 km/h ab 21 Uhr eingestellt).

    Die Leute wollen Antworten, warum sie Strafe zahlen oder pleitegehen und zwar aus der Politik, transportiert via der Presse. Das pauschale Bejahen aller Maßnahmen in der Presse treibt die Leute den großen gewalttätigen Protesten zu. Es ist der Eindruck entstanden, die Presse ist der Saalschutz der Mächtigen.

    Die Taz hat Zwangsräumungen thematisiert, danke für!

    • @01022 (Profil gelöscht):

      Ja, genau, und die berechtigten Gründe vom Zorn gegenüber Pressevertreter haben die Autoren uebersehen einfach ignoriert- die sind plötzlich nur noch Regierungssprecher!! Und Pharmainteressen und andere Profiteure der ycoronakrise werden auch nicht erwähnt! Leute, es sind bis dato 235 Mrd € Umverteilung , von unten (steuergeld) nach oben (die im Geschäft sind) ... Das Wort Gleichschaltung von Medien und Presse darf nicht verwendet werden, aber umsomehr wächst der Ärger. Frau Fromm und Frau Ulrich sehen hier nur den Pöbel am Werk, TAZ repräsentiert die Meinung des gebildeten Mittelstand, Bugs, da ist sie wieder, die Klassenfrage...

  • Jeder Querdenker und viele andere auch sind einfach von der Politik und Presse enttäuscht und ich gehöre dazu, auch wenn ich kein Querdenker bin. Es gibt so Dinge die kann man nicht verstehen, warum sind Spahn und Scheuer noch im Amt z.b.? Erst wird einem erzählt, Masken bringen nicht viel in der Pandemie und dann sind sie plötzlich Pflicht usw., die Kuriositäten in der Politik sind unermesslich und die Presse ist ein Kontrollorgan der Politik. Als Bürger hat man nur oft das Gefühl, daß man von dieser nicht wirklich geschützt wird. Umstände werden einfach zu wenig von der Presse kritisiert. Man erwartet, daß man geschützt wird und die Medien helfen Ungerechtigenkeiten aus der Welt zu schaffen. Das passiert aber oft einfach nicht, aber man bekommt sehr schnell das Gefühl manipuliert zu werden. Und wenn man der Presse und der Poltik nicht vertrauen kann, kommt man dann auf die wildesten Gedanken und ist einfach anfällig für "alternative" Meinungen! Das müsste eigentlich jedem klar sein - allein schon die Überschrift dieses Artikels suggeriert mir persönlich aber Scheinheiligkeit! Als ob man die Wahrheit gar nicht Wissen will....

  • Jetzt mal von allen Glaubensrichtungen abgesehen - wer hier in der Runde fühlt sich von den "Qualitätsmedien" gut informiert? Was nehmen wir denn mal als Messlatte? Assange? Ok, lieber nicht.

    Was aber, wenn man an genau der Geschichte zu Recht ein vollständiges Versagen der Medien reihum festmacht? Da muss man nicht Pegida angehören, um zum gleichen Ergebnis zu kommen, auch wenn man mit denen nichts zu tun haben will. Während der Pegida-Ansatz dann gewaltbereit ein "verpisst euch" ist, ist die Fragestellung der zivilisierteren Vertreter "Wo wart ihr, als wir euch brauchten? Eure Agenda scheint mittlerweile eine andere zu sein, als euer Berufsethos und Funktion im Staat es gebietet, und eure Privilegien hergeben." Weniger gewalttätig, aber ein genauso vernichtendes Urteil, wohlverdient.

    Das rechtfertigt keine gewaltsamen Angriffe auf Journalist:innen, klar. Das ist nur ein Symptom, dass ein ehemals vorhandenes diffuses Vertrauensverhältnis ernsthaft beschädigt ist. Die Journalistenszene hat ihren Anteil daran.

    • @uvw:

      Ich sehe hier zwei Fehlannahmen. 1.) Sie beziehen sich auf die Berichterstattung zu Assange (wobei mir selbst da unklar bleibt worin genau der Vorwurf besteht) und schließen daraus ein allgemeines Versagen der Presse und unterstellen eine "Agenda". Einen Einzelfall zu verallgemeinern ist aber methodisch unsauber. 2.) Die Annahme einer vermeintlich homogenen "Journalistenszene". Tatsächlich gibt es doch eine sehr breit aufgestellte Medienlandschaft mit Publikationen von ganz rechts bis ganz links.

  • 0G
    05344 (Profil gelöscht)

    "Gewalt gegen Jour­na­lis­t:in­nen" zu lesen macht unglücklich, Presseclub zu schauen macht glücklich.

    mit Jagoda Marinić (schreibt auch für die taz, hier:



    taz.de/Debatte-um-...5752570&s=Marinic/

    www.daserste.de/in...esseclub-4144.html

    Kampf um Anerkennung: Sprengstoff für unsere plurale Gesellschaft? | Video verfügbar bis 14.03.2022, ca. 1 Stunde

    Zuschaualternativempfehlung zu Anne Will heute.

  • 7G
    75787 (Profil gelöscht)

    Sehr guter Artikel zum Thema - heute in der taz am WE gelesen.

  • Warum die Überraschung das jetzt mehr Journalisten angegriffen werden ?



    Seit Jahren gibt es eine Verrohung der Gesellschaft, angriffe auf Sanitäter, Feuerwehr und freiwillige Helfer sind täglicher Standard, es wird gejubelt wenn Polizisten angegriffen und verletzt werden und dann soll es für solche Hirnverbranden ( gleich welcher Politischen Ausrichtung ) plötzlich Grenzen geben wenn es um Journalisten geht ?? Es gibt halt keine Rechtfertigung für Angriffe auf irgendwem.

    • @Günter Witte:

      Es ist nicht so selten, dass Rufmord mit Gewalt beantwortet wird.

      Klar, damit verliert der Gewalttäter bei allen Menschen, die Gewalt wie ich ablehnen. Es ist eben nur ein Ausdruck der Hilflosigkeit, wenn einem nichts Klügeres mehr einfällt.

      Aber bei dem Hass, der in vielen Medien von viel zu vielen Journalisten regelmässig gesäht wird, ist das wohl unausweichlich.

      Demokratie lebt vom Diskurs, vom Auseinandersetzen mit Meinungen, die man selbst ablehnt. Wenn man andere nur verächtlich macht, statt ihnen argumentativ zu begegnen, ist das genau genommen auch nur eine Form von Gewalt. Sie trägt mit zur Spaltung der Gesellschaft bei.

      Und wenn ich mir die tiefe Spaltung beispielsweise der US-Gesellschaft anschaue, dann wünsche ich mir für unsere Besseres. Ich hoffe, dass es in naher Zukunft wieder gelingt, sich argumentativ und nicht abwertend oder gar gewalttätig zu begegnen.

      • @Volker Birk:

        Nun, wenn Protestierende demnächst wieder anfangen, Kontakt mit der realen Welt aufzunehmen, wird die Berichterstattung sich ebenfalls ändern. Bei den Fakten-resistenten Menschen, die sich selbst zu Querdenkern erklärt haben (vermutlich das erste Mal überhaupt, das sowas passiert), ist da aber wohl Hopfen und Malz verloren.



        Ein paar Belege:



        - Das Geschwafel von der "Kanzler-Diktatur"



        - Die lächerliche Behauptung, es gäbe gar kein Sars-CoV-2



        - die ebenso lächerliche Behauptung, Kinder würden an den Masken sterben



        - Corona-Teststäbchen seine krebserregend (ROTFL)



        usw. usf.

        Denn: Es gibt in diesem Land ein Recht auf MEINUNGSFREIHEIT. Was es nicht gibt, ist ein Recht auf FAKTENFREIHEIT

      • @Volker Birk:

        Genau richtig. Wenn man schon hier in der TAZ die Beschreibung der Demonstanten liest, und gar nicht vorkommt, wie viele normale friedliche Menschen mit gutem Fachwissen und demokratischer freiheitlicher Einstellung dabei waren, dann kann ich gut verstehen, dass mancher das Recht aufs eigene Bild geltend macht, oder auf vorangegangene Schmähung (Leugner, verschwurbelt, Esotheriker, Nazi, Wirrkopf, unbelehrbare etc) auch mit Schmähungen reagiert.

        Warum bringen die Medien es nicht fertig über Tatsachen ausgewogen zu berichten? Warum müssen da immer wieder Kampagnen sein? Warum wird immer unreflektiert eine Regierungsposition nachgebetet. Es gab doch genug Berichte z.B. bei der G20 Demo, wo festgestellt wurde, dass die Berichterstattung vielfach sehr einseitig erfolgt. Aber jetzt die Krokodielstränen. natürlich ist es für TAZ Reporter bitter, wenn sie mit anderen bei eine Demo in den selben Topf gesteckt werden.

        • @Martin_25:

          Woher rührt der Hass? - das lese ich im untertitel. Und deswegen, nur deswegen, lese ich auch den ganzen artikel, bis zum schluss.



          Aber die obengenannte frage wird nicht ansatzweise beantwortet, nicht einmal ein klitzekleiner versuch wird unternommen... Wie enttäuschend!

        • @Martin_25:

          Vielen dank für Ihr kommentar!



          Dem schließe ich mich zu 100% an!

        • @Martin_25:

          Warum sollte man bei dem, was die Querdenker überall, inhaltlich redundant und vollkommen ungestört absondern, zu irgendeinem wohlwollenden Ergebnis und freundlicher Berichterstattung kommen? Und warum soll man dauernd berichten, wenn jemand nicht gewalttätig ist?? Das erscheint mir doch eher selbstverständlich. Das Problem wird im Artikel so klar beschrieben, dass ich den Verdacht habe, Sie verwechseln "ausgewogen" damit, auch abwegige, widerlegte und potenziell gefährliche "Meinungen" ständig zu wiederholen. Dass in den Printmedien und im Fernsehen vieles extrem unterrepräsentiert ist, ist trivial und schon wegen der Masse an relevanten Themen unvermeidlich. Wer da permanent Absicht hinter vermutet, ist entweder ein Aluhut oder sollte sich weiterbilden.

    • 9G
      90634 (Profil gelöscht)
      @Günter Witte:

      Wieso plötzlich? Angriffe auf Journalisten gibt es nicht erst seit gestern und die Grenzen verschieben sich immer mehr. Genau deswegen ist es wichtig, immer wieder darauf aufmerksam zu machen und den Druck auf Entscheidungsträger zu verstärken. Denn auch wenn es sicher Überschneidungen in den Beweggründen für Angriffe auf Journalisten und z.B. Rettungskräfte gibt (der Gedanke, scheinbare Vertreter des "korrupten Staates" vor sich zu haben), hibt es ebenso grundlegende Unterschiede. Über die Gewalt gegen alle von ihnen genannten Berufsgruppen gibt es Artikel, dieser hier handelt nun mal von Journalisten. Kein Grumd, das gegeneinander ausspielen zu wollen.

      • @90634 (Profil gelöscht):

        Es geht nicht um das gegeneinander ausspielen von Gruppen, es geht darum WARUM überhaupt jemand Personen angreift. In meinen Augen ist es das gleiche ob jemand Polizisten angreift oder Ausländer, Juden, Journalisten. Es darf keine Rechtfertigung für irgendwelche Gruppen geben jemanden körperlich zu verletzen ( oder sogar zu töten ) nur weil er nicht meiner Ansicht ist oder seinem Beruf nachgeht.

      • @90634 (Profil gelöscht):

        Nur ist die Verteilung der Artikel zu den verschiedenen Berufsgruppen in der Taz nicht so ausgewogen.

  • Wie sagte doch ein Reporter im Jahr 2020



    "Man kriegt nicht grundlos einen auf die Mappe"

    • @Cass:

      Wie sagte noch Heinrich der Verschleimte: Herr lass Hirn vom Himmel regnen.

    • 9G
      90634 (Profil gelöscht)
      @Cass:

      Sofern Sie damit andeuten wollen, dass es Gründe für die Angriffe auf Journalisten gibt: völlig korrekt, die werden im Text oben erläutert.

      Sofern Sie den Journalisten damit eine Teilschuld zuschieben wollen, haben Sie das Zitat ganz schön aus dem Kontext gerissen und verdreht. Sie beziehen sich vermutlich auf die Reportage des Y-Kollektivs über Gewalt gegen AfD-Politiker. Die (definitiv unglücklich formulierte) Aussage des Reporters stammt aus einem Interview mit einem Angegriffenen und war die Einleitung zu einer Folgefrage, nämlich: "Können Sie sich vorstellen was der Auslöser (für den Angriff) war?". Es ging also darum, herauszukristallisieren, welche Ursachen der Angriff auf den AfD-Mann hatte und dass dieser kein zufälliges Opfer war.

  • "Po­li­zis­t:in­nen wissen oft nicht ausreichend Bescheid über Artikel 5 des Grundgesetzes, der die Pressefreiheit garantiert... Po­li­zis­t:in­nen sollten in rechtlichen Fragen und im Umgang mit Medien besser geschult werden. Aber auch Jour­nalis­t:in­nen müssten mehr in die Verantwortung genommen werden, um besser zu verstehen, dass Demonstrationen für die Polizei Stress bedeuteten."



    Klingt doch etwas naiv gegenüber der vermeintlichen Tatenlosigkeit der Polizei. Zumal nach dem größeren politischen Rahmen gefragt werden sollte: Warum war die Polizei "unvorbereitet und unterbesetzt"? Was ist (innen)politisch gewollt? Dann: Warum agieren die Polizist*innen gegen rechts nicht so wie gegen links? Das hat sicherlich auch mit politischen Einstellungen zu tun. An sich sollte zudem bedacht werden, dass die Polizei ein Eigeninteresse hat, dass ihr Agieren im "Graubereich" nicht dokumentiert und gegen sie verwendet wird. Insofern kann die obige Artikelpassage Verhöhnung der Journalist*innen herüberkommen. Eine Verteidigung der Polizei finde ich dem Kontext jedenfalls irritierend - und, dass bei einem Artikel, der doch sonst aufklärt und durchaus kritisiert.



    Dann noch zur Presselandschaft. Natürlich ist die ideologisch geprägt. Da gibt es eben auch viele, die u.a. den Polizeiticker übernehmen und den Polizeiaussagen glauben schenken. Solche Einstellungen sind unter Bürgerlichen weit verbreitet.



    Wie dem auch sei - ich sehe den Bericht als weiteren Hinweis darauf, dass sich die Bürgerlichen schnell gegen rechte Antidemokrat*innen einsetzen sollten, so sie etwas grundsätzlich gegen diese haben. Ansonsten dürfte das Klima noch einschüchternder werden ...

    • @Uranus:

      Die Bürgerlichen... Die sind m. E. nicht irrtümlich mit dabei und leider noch nie wirklich dagegen gefeit gewesen, ganz bürgerlich rechten Ideologien zu folgen. Was in meinem Umfeld von denen, auf die der Konservativismus in D setzt, schon an menschenverachtenden Texten abgesondert wurde, ist erschütternd. Das machen die im Vorbeigehen, von keiner Selbstreflexion getrübt. :(

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @Karl Kraus:

        Sehe ich genauso. Sobald man hat, muss man das verteidigen lassen. Die Betonung liegt auf lassen. Die Bürgerlichen sind keine Täter, sie engagieren Täter. Frau Weidel, Herr Gauland und Konsorten sind die besten Beispiele.

  • 2G
    21996 (Profil gelöscht)

    Vermutlich fühlen sich die wütenden Menschen medial und politisch nicht ausreichend wahrgenommen und repräsentiert. Wurde nicht auch mal die taz deshalb gegründet?

    • @21996 (Profil gelöscht):

      Vermutlich kommen die "wütenden Menschen" einfach nicht damit klar, dass andere Leute eine andere Meinung haben wie sie selbst

      • 2G
        21996 (Profil gelöscht)
        @Kaboom:

        Vermutlich ja.

    • @21996 (Profil gelöscht):

      Wer soll diesen Mob "medial und politisch repräsentieren"? Von Mark Twain soll der Satz stammen: "Das Recht auf Dummheit gehört zur Garantie der freien Entfaltung der Persönlichkeit."

      • 2G
        21996 (Profil gelöscht)
        @Struppo:

        Das ist in der Tat eine sehr gute Frage. Jedenfalls schützt Dummheit leider nicht vor gesellschaftlichem Gestaltungswillen.

        • @21996 (Profil gelöscht):

          :D

  • Die Querdenker haben auf die im Artikel genannte Frage eine Stellungnahme veröffentlicht:

    kenfm.de/wp-conten...eutsche-Presse.pdf

    Anm.: der Autor dieser Zeilen gehört der Querdenker-Bewegung nicht an.

    • @Volker Birk:

      Das typische geheuchelte "Mimimi" der Quarkdenker.



      Die großen Quarkdenker-Demos in Berlin waren faktisch die größten Neo-Nazi-Versammungen der letzen Jahre in Deutschland.



      Wer mit Menschen die ständig braune Schei.. absondern, demonstriert, der stinkt halt selber.



      Und wenn diese Leute den baunen Gestank nicht mehr riechen, (oder nie als unangenehm empfanden) dann /gehören/ sie zu diesen Leuten! Punkt.

    • @Volker Birk:

      Die übliche Kombination aus wahrheitswidrigen Behauptungen, Inhalts-freien Bemerkungen und sinnfreien Unterstellungen, das man seit Pegida gewohnt ist.

    • @Volker Birk:

      Naja, die heulen halt rum. Die Herrschaften machen sich selbst die Finger nicht schmutzig und behaupten dann, sie wären nicht Teil des Mobs. Die sind der etwas gerissenere Teil des Problems. Ist aber auch alles durchrecherchiert. Eine schöne Ergänzung finde ich das hier:

      m.youtube.com/watch?v=n-aJ_O98Szc

    • @Volker Birk:

      Wer bekennt sich schon zu den Querdenkern?

      • @Wondraschek:

        Die Querdenker.

  • Sieht man sich die Nachrichtensendungen der Öffentlich Rechtlichen Anstalten an, kann man verstehen, dass man dort nicht vorgeführt werden möchte. Hinzu kommt die Tendenz der Medien zu denunzieren, was auch nicht gerade Vertrauen schafft.

    • @Wolfdieter Hötzendorfer:

      Linguistik (Spachwissenschaft) ist eine (sehr präzise) Wissenschaft.



      So können Sprachwissenschaftler z.b. über wenige Fragen zum "Alltagsdeutsch" jeden Menschen mit einer ertaunlichen Zuverlässigkeit bestimmten Regionen in Deutschland, teilweise soger konkreten Orten zuordnen.



      Bei ihrem Kommentar fällt der Fehlgebrauch des Wortes "denunzieren" auf.



      Dieser Fehlgebrauch, in genau der Art , in dem sie diesen tätigen, deutet auf bei ihnen auf eine Übereinstimmung mit der "Neuen Rechten" hin.

    • @Wolfdieter Hötzendorfer:

      Man kennt diese Art der "Argumentation" aus der neurechten Szene: Sinnfreie, meist wahrheitswidrige Behauptungen und Unterstellungen. Und diese möglichst unter Vermeidung jedes wie auch immer gearteten konkreten Vorgangs

    • @Wolfdieter Hötzendorfer:

      Ist doch "interessant" - im Artikel geht es um rechte Gewalt und die Intention Rechter, allgemeine Pressearbeit zu verhindern, und nun schreiben Sie von Verständnis, stellen das ganze auf den Kopf und lenken ab.

    • @Wolfdieter Hötzendorfer:

      Diese Behauptung ist - mit Verlaub - Quatsch und zwar insbesondere in dieser kompletten Pauschalisierung ohne jeden Beleg. Wenn sie wenigstens konkrete Beispiele anführen würden in denen die ÖR die Leute über die sie berichten ihrer Meinung nach "vorgeführt" oder "denunziert" (bei wem denn eigentlich?) haben sollen, könnte man sich darüber ggf. noch auseinandersetzen.



      Wer auf eine Demonstration geht tut dies ja gerade deshalb um mit dem jeweiligen Anliegen in der Öffentlichkeit und damit auch im öffentlichen Diskurs der ja nicht zuletzt über die Medien ausgetragen wird sichtbar zu werden. Dort also verbal oder gar physisch gegen die Presse vorzugehen zeigt also doch irgendwie, dass man Sinn und Zweck der ganzen Sache nicht so ganz verstanden hat. Und Presse- und Meinungsfreiheit bedeutet eben auch nur die Garantie seine jeweilige Meinung äußer zu dürfen, nicht aber den Anspruch, dass diese unwidersprochen bleiben muss.



      Und wer sich mit völlig verqueren Ideen in der Öffentlichkeit oder auch gleich vor einer Kamera positioniert schafft es damit auch ganz allein sich bloßzustellen.



      www.youtube.com/watch?v=7n9iy5DwTm8

      • @Ingo Bernable:

        Wie lange dauert ein Beitrag in den Nachrichten über eine Demonstration? Diese Zeit reicht nicht, um den Verlauf und das Anliegen durch die Darstellung vorzustellen. Daher gibt es einen kurzen Zusammenschnitt der Bilder, eine Anmoderation und einen erläuternden Kommentar. Die Anmoderation definiert die dann gezeigten Bilder, denen mit dem beigefügten Kommentar die Bedeutung verliehen wird. Wenn eine Person erfahren hat oder meint erfahren zu haben, dass ihrem Anliegen durch diesen Prozess der Informationsverarbeitung mehr geschadet als genützt wird, kann man ganz ideologiefrei davon ausgehen, dass sie dagegen ist.

        • @Wolfdieter Hötzendorfer:

          Das von Ihnen bemühte Argument ist keines! Denn dem, was Sie bemängeln - das nachrichtliche Format - sind alle Gegenstände/Themen im Aktuellen in gleicher Weise unterworfen. Wundersamerweise hat sich dieses Format hinsichtlich seiner handwerklichen Regeln über einen mehr als 100jährigen Zeitraum entwickelt und bewährt. Wenn Sie damit für Ihr Interesse ein Problem haben, zeigt das nur, dass sie dafür eine "Sonderbehandlung" in Gestalt größerer Aufmerksamkeit, mehr Spalten, längerer Sendezeit fordern. Und damit genau das erst herbeizuführen trachten, was Sie unsinnigerweise längst als vorhanden behaupten: Ungleichbehandlung und Unausgewogenheit. Ihre Argumentation dazu ist beachtlich und bedankenswert, weil sie wunderbar zeigt, in welchem Ausmaß sie jeder Logik entbehrt.



          Ganz davon abgesehen, dass - nur unterstellt, Sie hätten Recht - auch keinerlei Legitimation für Gewalt darstellen kann. Allein dies zu insinuieren durch den Zusammenhang Ihres Kommentars, wirft ein ebenso fragwürdiges Licht darauf, ob Sie die Grundlagen jener demokratischen Freiheit, die Sie zu verteidigen vorgeben, mindestens aber für sich und Ihre Interessen einfordern, überhaupt im Ansatz verstanden haben!

          • @Frankys:

            Es liegt in der Natur des Menschen, dass er seine eigenen Vorstellungen in die Meinungsäußerungen anderer Menschen projiziert. Sie glauben in meiner Meinung die Negation ihrer Wertvorstellungen zu finden. Daher führen Sie die Argumente ins Feld, die Sie zu dieser Einstellungen gebracht hat. Von dem, was sie aufführen, habe ich aber nichts gesagt.

        • @Wolfdieter Hötzendorfer:

          Und dann darf man losprügeln? Weil der ÖR nicht macht, der Homo Infantilis will? Oder könnte man doch weiterhin die tausend Kanäle, Postillen und Diskussionsmöglichkeiten überall im Netz und sogar hier nutzen, die zur Verfügung stehen, um Argumente auszutauschen, zu belegen, zu lernen, dass "widerlegt sein" schmerzhafterweise auch durch Gewalt nicht mehr geändert werden kann?

          • @Karl Kraus:

            Wo bitte, habe ich Prügel legitimiert? Die Meinungsäußerung im Internet ersetzt auch noch nicht das Demonstrationsrecht. Und welche Argumente dürfen nach Ihrer Meinung ausgetauscht werden und welche nicht?

    • 9G
      90946 (Profil gelöscht)
      @Wolfdieter Hötzendorfer:

      Ich weiß nicht, ob Sie den Artikel gelesen haben. Es geht um Angriffe auf Pressevertreter und Einschüchterung von Journalisten. Dass sie samt und sonders als "Lügenpresse" (alter Nazi-Denunziationsbegriff) denunziert werden.



      Was Sie hier versuchen, nennt man Täter-Opfer-Umkehr: Sie unterstellen den "Medien" (klar, alle gleich) eine Tendenz zu denunzieren. Wen?



      Wer ist denn "man", der nicht vorgeführt werden möchte?



      Wessen Vertrauen wird nicht geschaffen?



      Den Gewalttätigen auf diesen Demos geht es nicht um Vertrauen, sie werden halt sauer, wenn von Berichterstattern dokumentiert wird, was sie treiben.

    • @Wolfdieter Hötzendorfer:

      Wer wird in den Öffentlich Rechtlichen vorgeführt? Ist halt wenig schmeichelhaft was es von den Querdenkern zu berichten gibt. Das hat nichts mit niederen Beweggründen zu tun. Sie versuchen hier Gewalt gegen die Presse zu legitimieren, nach dem Motto "selbst Schuld". Sie sollten sich mal lieber Sorgen um ihr mangelhaftes Demokratieverständnis machen.

      • @Andreas J:

        Mein Beitrag hat keine Wertung, ob die Demonstranten oder die Medien die Guten oder die Bösen sind. Es geht um eine Erklärung. Warum sollten die Demonstranten, die ja gerade die Öffentlichkeit suchen, sonst die Vertreter der Öffentlichkeit ablehnen? Was hat das Ihrer Meinung nach mit Demokratieverständnis zu tun und was ist das richtige Demokratieverständnis.

        • @Wolfdieter Hötzendorfer:

          Natürlich gibt es Böse in dem Spiel. Die, die prügeln und Pressevertreter_innen angreifen. Wo leben Sie denn?? Ist ein Schlag ins Gesicht Ihr übliches Gesprächsangebot? Sie sollten nicht den Fehler machen, Wut, die individuell immer(!) erklärbar ist, als Hinweis auf was objektiv ganz Schlimmes misszuverstehen. Das ist der Mechanismus der Täter-Opfer-Umkehr, den Lanke und Andreas J ansprechen.

          • @Karl Kraus:

            Das hört sich doch sehr nach Feme an. Eine Reportage ist aber kein Plädoyer in einem Strafprozess und der Leser ist kein selbsternannter Richter, der andere Leser nach ihrem Wohnsitz fragt , sie dann verhört und noch Ratschläge über richtiges Verhalten gibt.

            • @Wolfdieter Hötzendorfer:

              ?

  • 9G
    90946 (Profil gelöscht)

    @ Herbert Meyer:



    Wenn Sie schreiben, dass "die Angst haben, noch mehr abgeben zu müssen", ist Ihnen vllt. nicht klar, dass es Leute gibt, die gar nichts abzugeben haben, weil sie noch nie etwas hatten.

    Wenn Sie von schwindender "Anerkennung ihres Lebensentwurfs" schreiben, denken Sie wohl eher nicht an diejenigen, die solche Anerkennung noch gar nicht erlebt haben?

    Als schon einige Jahrzehnte erwachsene Frau kann ich Ihnen versichern, dass ich mich mit einigen Zumutungen auskenne, insbesondere mit denen, die die "gesellschaftliche Wertschätzung klassischer männlicher Rollenbilder" für Frauen bereithalten.



    Ich bin mit meiner Geduld am Ende und kann es kaum erwarten deren gründliche Entwertung noch zu erleben!

    Dass die gesellschaftliche Entwicklung zum Verlust jahrhundertealter Ketten - auch für Männer - führen könnte, ist solchen Leuten und vllt. auch Ihnen nicht bewusst?



    DAS nenne ich eine zur Gesinnung erstarrte Haltung!

  • @HERBERT MEYER:

    Ach, die armen Opfer. Ich kann das nicht mehr hören.

  • vielleicht sollten auch mal mehr grundgesetzkonforme, aufrechte Linke zur Polizei oder Bundeswehr gehen? Das würde mögliche rechte Strömungen darin viel effektiver erschweren, als ein ständiges Bashing vom WG-"Sofa" aus. (wie schon unter der Wehrpflicht eine Ausbreitung Rechtsextremismus in der BW deutlich erschwert war)

  • Die Bedrohung von Journalisten kann NICHT hingenommen werden - eine freie Presse ist ELEMENTAR für eine offene, demokratische Gesellschaft.

    Doch der Blickwinkel der Autorinnen ist m.E. zu eng, er hat systematische Blindstellen.

    Der 'Hass', der hier aufbricht, kann nicht verstanden werden - und damit auch nicht effektiv 'therapiert' werden, wenn Anamnese und Diagnose der gesellschaftlichen Problematik nicht gerecht werden, weil sie unterkomplex sind.

    Gegenwärtig geht der 'Hass' auf unsere Institutionen, auf unser 'System', auf dessen 'verdeckte Strukturen', auf die 'westliche Zivilisation', auf 'Aufklärung' und 'Liberalismus', auch der Haß auf Bevölkerungsgruppen ('alte, weiße Männer') NICHT NUR vom rechten Rand aus, sondern auch von identitätspolitischen Akteurinnen.

    Von Ideologien und Akteurinnen, die theoretisch und praktisch die 'offene Gesellschaft' und das für diese elementare Konzept der freien Meinungsäußerung auf einem 'Marktplatz der Ideen' negieren.

    Identitätspolitische Theorie(n) und Praxis sind eine eigenständige des Hasses in unserer Gesellschaft, ja, sie stehen in Wechselwirkung mit dem Hass von der rechten Seite, schaukeln sich wechselseitig hoch.

    Identitätspolitische Theorie(n) und Praxis sind in hohem Maße illiberal und autoritär bis totalitär.

    Viele, die sich ihr verschreiben, blenden dies aus, weil sie glauben, daß ihre guten Zwecke alle Mittel rechtfertigen - aber: der Zweck kann keine Mittel heiligen, im Gegenteil: die (illiberalen) Mittel kontaminieren den Zweck.

    Gut gemeint, ist nicht gut gemacht.

    Es waren nicht nur rechtsextreme Ideologien, die das 20. Jahrhundert zu einem Jahrhundert der Massenmorde gemacht haben: es waren in hohem Maße auch linke Ideologen, die die Massengräber ausgehoben haben: von Stalin über Mao bis zu Pol Pot. Und alle waren sie davon überzeugt, nur das Gute zu wollen.

    Die Autorinnen mögen über ihre eigene mögliche Verstrickung in totalitäre Ideologien reflektieren.

    • @Weber:

      Naja, diese Diskussionen laufen ja nu schon ein Weilchen und ganz in echt. Der Hass kam auf, als eine gewisse Polit-, Journalisten- und Fernsehprominenz sich plötzlich massiv kritisiert fand und dann zornig wurde, als die Kritiker_innen nicht weggingen, obwohl sie das voll kacke fanden, was die sagten. Tut halt weh, wenn man von Leuten plötzlich lautstark kritisiert wird, die einen nie interessiert haben.

    • @Weber:

      "Identitätspolitische Theorie(n) und Praxis sind in hohem Maße illiberal und autoritär bis totalitär."



      Ach so? Und Journalisten sind dann schon allein daran, wie sie das Mikrophon halten, als Akteure identitätspolitischer Theorie und Praxis zu erkennen? Und dann muss man ihrem schwelenden Hass mit Hass und Gewalt begegnen?



      Wissen Sie, wenn es eine Erzählung gegeben hat, die in praktisch allen totalitären Systemen des 20. Jhs. propagiert wurde, dann ist es die Erzählung vom Feind, der die Bevölkerung zersetzen und unterjochen will, ihre Werte zerstören und durch andere ersetzen will, der das Land und seine Menschen hasst, so dass man gegen diese Feinde zum Schutz und Wohl der Bevölkerung mit Gewalt reagieren nicht nur darf, sondern *muss*.



      Gottseidank gibt's jetzt wieder einen Feind der Gesellschaft, gegen den man sich wehren muss, und zur Not natürlich auch mit Gewalt.

      • @mats:

        Danke!

  • Ist doch klar, dass diese, aus meiner Sicht zumindest teilweise gelenkten, Idioten Widerspruch nicht dulden. Würden Journalisten in das identische Horn blasen und würden die Idioten dies wissen, wären diese Journalisten willkommen.

  • Die Gewalt macht Sorgen, genau wie eine extrem polarisierte Diskussion, in der sich viele Menschen nicht mehr einordnen können.



    Gerade Proteste gegen die Pandemiemaßnahmen werden inzwischen routinemäßig als rechtsextrem/antisemitisch oder schlicht "Idiotie" abgetan, mit einer Wortwahl, die mit gutem Journalismus wenig zu tun hat.

    Ich war bislang bei keiner Demo gegen Pandemiemaßnahmen und plane auch nicht, hin zu gehen. Das könnte sich allerdings beim übernächsten Lockdown ändern, vor allem, wenn ich sowieso beschimpft werde als undiszipliniert und selbst schuld am Lockdown.



    Und ich möchte mir lieber nicht vorstellen, wie ich reagieren könnte, wenn man mich dann mit Wasserwerfern und Gummiknüppeln vertreibt, und in der Zeitung als rechtsextremen durchgeknallten Antisemiten beschimpft.



    Nur, weil ich nach einem halben Jahr den Glauben an Verbote als einzige Massnahme so langsam verliere, und mir Sorgen um die Zukunft mache.

    • @Peter_:

      Das würde ja nur geschehen, weil du in einem Fahnenmeer von schwarz-weiß-rot mitbaden würdest. Weil du den Reden von Schwurblern und Nazis zuhören müsstest. Würdest du dies tun, solltest du über eine bessere Möglichkeiten nachdenken.

    • @Peter_:

      Es gibt linke Kritik an den Maßnahmen. Wenn mensch gegen die Maßnahmen, Regierung demonstrieren will, muss und sollte mensch dies nicht mit Nazis zusammentun.

  • Zitat: „Durch die digitale Transformation sind Journalisten keine Gatekeeper mehr“. Jeder könne sich im Netz äußern, Journalisten entschieden nicht mehr über die Auswahl und Aufarbeitung von Informationen für die Öffentlichkeit, stattdessen würden von allen Seiten Informationen verbreitet. „Das fördert eine massive Ausbreitung von Desinformation.“

    Themen-Setting und Wording in den Redaktionen erstellen nicht die einzelnen Journalisten sondern die Entscheider in den Chefetagen der Verlage. Das war nie anders. Das Hauptproblem ist nicht die Digitalisierung, sondern die unter den finanziellen Zwängen rigorose Schrumpfung der Redaktionen und zunehmende Zentralisierung und Hierarchisierung der Nachrichtenströme. Narrative und Wording bei den relevanten Themen werden zusehends homogenisiert. Von Meinungspluralismus, ein Essential einer pluralistischen Gesellschaft, ist immer weniger zu spüren. Konformistisches „Image making“ (Chomsky) im Wording-Gleichschritt mit kaum wahrnehmbaren Unterschieden hat die Raison d‘être der freien Presse als Vierte Gewalt zunehmend verdrängt.

    Was die „massive Ausbreitung von Desinformation“ anbetrifft, so hat schon Hannah Arendt die Politik selbst als deren Hauptquelle ausgemacht: „Gezielte Irreführungen und blanke Lügen als legitime Mittel zur Erreichung politischer Zwecke kennen wir seit den Anfängen der überlieferten Geschichte. Wahrhaftigkeit zählte niemals zu den politischen Tugenden, und die Lüge galt immer als ein erlaubtes Mittel in der Politik.“ („Lying in Politics“, 1971) In ihrem berühmten Essay analysiert sie die geheimen „Pentagon-Papers“, die den gigantischen Schwindel der US-amerikanischen Vietnam-Politik offenlegten. Die berühmte Glaubwürdigkeitslücke (credibility gap) habe sich „plötzlich in einen Abgrund verwandelt“. Die gesamte „Infrastruktur der amerikanischen Außen- und Innenpolitik“ beruhe auf einem „Flugsand unwahrer Behauptungen aller Art, von Täuschungen und Selbsttäuschungen“.

    Wie der Herr, so's Gescherr

    • @Reinhardt Gutsche:

      Also druff?



      Nie war es einfacher, Quellen jeglicher Couleur zu lesen. Sie zu bewerten erfordert natürlich gewisse Fähigkeiten. Z. B. Geduld, Selbstreflexion und Offenheit. Und die Fähigkeit, Informationen mehrfach zu checken und wissenschaftlich zu denken. "Die Medien" gibt es übrigens nicht (mehr).

      • @Karl Kraus:

        Horizontale Meinungsbildung im Zeitalter ihrer globalen informationstechnischen Reproduzierbarkeit

        Zitat @Karl Kraus: „Nie war es einfacher, Quellen jeglicher Couleur zu lesen. Sie zu bewerten erfordert natürlich gewisse Fähigkeiten.“

        Für E. Macron sind solche anderscolorierten Quellen nichts als Komplotismus, der die traditionelle Autorität bedroht. Das Problem für ihn sei „die Zertrümmerung der Hierarchien, hervorgerufen durch die Gesellschaft, in der permanent jeder seinen Senf dazu geben und alles kommentieren muß: das Gefühl, daß alles gleichwertig ist, daß alle Aussagen gleiche Gültigkeit besitzen... Dieses Gift bedroht uns... Diese Gesellschaft horizontalisiert und nivelliert sich vollständig und erzeugt eine Krise der Autorität. Und wenn dann diese Autoritätskrise die Wissenschaft erreicht, gerade jetzt, wo wir von ihr endgültige Wahrheiten erwarten, dann hat das schreckliche sozialpsychologische Konsequenzen... Das ist ein Teufelskreis: eine Skepsis erzeugende Nivellierung, die zu Obskurantismus und Komplotismus führt“ („Le problème clef pour moi, c’est l’écrasement des hiérarchies induit par la société du commentaire permanent : le sentiment que tout se vaut, que toutes les paroles sont égales... C’est ce poison qui nous menace... Cette société qui s’horizontalise, ce nivellement complet, crée une crise de l’autorité. Et quand cette crise d’autorité touche la science, au moment où l’on attend de cette dernière des vérités définitives..., les conséquences psychologiques et sociales sont terribles... Voici le cercle vicieux : un nivellement, qui crée du scepticisme, engendre de l’obscurantisme et qui conduit au complotisme.“ Interview mit „L‘Express“, 22.12. 2020)

      • @Karl Kraus:

        Die Meinungsbildung im Zeitalter ihrer globalen informationstechnischen Reproduzierbarkeit

        Zitat @Karl Kraus: „Nie war es einfacher, Quellen jeglicher Couleur zu lesen. Sie zu bewerten erfordert natürlich gewisse Fähigkeiten.“

        Der Subtext dieser Feststellung scheint vor allem auf jene „Couleur“ zu zielen, die von der monochromen Grundierung der „Corporate Official Mind“-Kanäle (Saunders) abweichen. Also nur bei jenen erfordert es „gewisser Fähigkeiten“, die man dem tumben Volk mit Faktenchecker, Conspiratory Watch und ähnlichen volkspädagogischen Unternehmungen erst mal vermitteln muß.

        Das ist ja gerade die Krux der traditionellen Presse und der von ihren Geldgebern zugewiesenen meinungskanalisierenden Funktion des „Mining control“. Durch die informationstechnischen Verbreitungstechniken ist dieses Kontrollmonopol und der Leitplankeneffekt des „Image-Making“ zusehends bedroht.

  • Klar, die Pressefreiheit ist in Gefahr. Gehts noch krawalliger? Darf jetzt über Querdenker nicht mehr berichtet werden?

    Wenn die andere Seite moniert, dass die Meinungsfreiheit in Gefahr sei, entgegnen Journalisten doch immer, was nochmal?

    • @TazTiz:

      Sie dürfen immer erst dann kommentieren, wenn Sie den Text vorher genau gelesen haben!

      • @Karl Kraus:

        „Pressevertreter in Gefahr“ wäre aber der richtige Titel gewesen ... das andere stimmt einfach nicht.

        • @TazTiz:

          Nein: Wenn bei bestimmten Ereignissen nicht vor Ort recherchiert werden kann, weil regelmäßig Gewalt droht, ist die Freiheit der Presse eingeschränkt.

          • @Karl Kraus:

            Pressefreiheit meint was anderes, und das wissen Sie auch.

            Ein Schreiberling der Jungen Freiheit wird sicher auch nicht problemlos in der Rigaer Straße recherchieren können, oder?

            • @TazTiz:

              Nein. Pressefreiheit meint genau das: Gefahrlos von überall her berichten zu können. Das ist ein Kriterium der RSF. Wenn private Akteure vom Staat weitgehend unbehelligt die Presse an ihrer Arbeit hindern können, bestimmen sie, worüber nicht oder nicht genau genug berichtet werden kann. Zur Beschneidung der Pressefreiheit braucht man nicht unbedingt staatliche Täter. Wär ja auch Quatsch: Dann wäre die Pressefreiheit nie in Gefahr, selbst wenn alle immer die Presse verprügeln würden, solange es nur private Schläger sind. Übrigens hätte die Polizei die Pressearbeit schützen müssen. Sie soll die Pressefreiheit absichern.

  • 2G
    20104 (Profil gelöscht)

    So richtig an die Frage, warum denn jetzt auf einigen Demos die Presse Ziel von Aggression wird, geht der Artikel leider nicht. Ich denke, Giovanni di Lorenzo trifft da einen Punkt:

    "Bei diesem Kulturkampf geht es um Fragen, die das Selbstverständnis aller freien Medien berühren: ob im Prinzip schützenswerte Minderheiten auch Mehrheiten majorisieren dürfen, ob Haltung zur Gesinnung erstarren kann, wann die Tugend der journalistischen Einordnung in Belehrung und Missionierung umschlägt."

    Die, die da marschieren haben Angst, noch mehr abgeben zu müssen: materiell wie auch die Anerkennung ihres Lebensentwurfs. Diese Forderung nach "check your privilges" ist für die eine Zumutung, die ahnen dass sie ohnehin schon Verlierer einer gesellschaftlichen Entwicklung sind, die klassische männliche Rollenbilder entwertet.

    www.zeit.de/2021/0...ng-politik/seite-2

    • @20104 (Profil gelöscht):

      "ob im Prinzip schützenswerte Minderheiten auch Mehrheiten majorisieren dürfen"



      Blablabla, wer sowas schreibt ist entweder vollständig blind für reale Machtverhältnisse oder er verfolgt mit seiner Rhetorik gezielt die Schaffung eines neuen Opferkults zugunste eines speziellen Klientels.

      • @mats:

        Es gab in menschlichen Gesellschaften ja nie Minderheiten, die Mehrheiten beherrscht haben.

        • @Hampelstielz:

          Ich schrieb von "realen Machtverhältnissen", und nicht von historischen Herrschaftsverhältnissen. Wie eine Minderheit "im Prinzip schützenswert" sein kann, wenn sie realiter oligarchisch herrscht, müssten Sie mir schon erklären.



          Der Satz von di Lorenzo ist eine rhetorische Blase. Sticht man rein, bleibt nichts als die mulmige Beschwörung einer vermeintlichen Gefahr durch wohl benannte, aber nicht definierbare Gruppen.

    • @20104 (Profil gelöscht):

      Unterm Strich läuft das auf den Vorschlag hinaus bestehende Ungleichheiten und Diskriminierungen nicht zu kritisieren sondern zu verschweigen und fortzuschreiben, weil sich sonst diejenigen die auf ihre Privilegien aufmerksam gemacht werden "missioniert" fühlen. Ein Argument das recht stark an die häufig Erklärung erinnert, dass man ja schon verstehen müsse, dass jene die nach der Wende harte Jahre zu durchstehen hatten nun in Massen ihre Stimme der AfD geben. Ein hartes Leben und persönliche Belastung dürfen aber weder Anlass noch Rechtfertigung für Hass und Gewalt sein.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @20104 (Profil gelöscht):

      "Diese Forderung nach "check your privilges" ist für die eine Zumutung, die ahnen dass sie ohnehin schon Verlierer einer gesellschaftlichen Entwicklung sind, "

      Diejenigen, die mit dieser Forderung kollidieren sind bereits Verlierer einer globalen Entwicklung.



      "check your privilege" kommt schließlich nicht aus den afrikanischen Hütten. Es kommt von privilegierten in der Ersten Welt, die in die Elite drängen.



      Statt nun diese Elite in Frage zu stellen, unterstützen linke und liberale Medien diese Forderung von Menschen, die im Vergleich zum weißen Top-Manager diskriminiert werden, die aber im Vergleich zum weißen Arbeiter in den USA oder in Sachsen privilegiert sind. Daher diese Wut auf die Medien. Für Querdenker aus Schwaben gilt ihr Ansatz sicherlich. Aber auch da, die Querdenker im Westen sind vermutlich nicht unbedingt obere Mittelschicht.

    • @20104 (Profil gelöscht):

      Vielen Dank! Besser kann es nicht ausgedrückt werden.