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Planetarer GenerationenvertragNicht O.K., Boomer

In der Coronakrise tragen die Jungen das Vorsorgeprinzip mit. Die Klimakrise aber bleibt ungelöst. Wann zahlen die Älteren an die Jüngeren zurück?

Post-Boomer am 18. Mai in Berlin Foto: Stefan Bones/Ipon/imago

E s brauchte 3,7 Milliarden Jahre, bis der Mensch so weit entwickelt war, wie er heute ist. Diesen Entwicklungsstand, und speziell den der Männchen mag man für mau halten, aber man kann es auch so sehen, dass wir in einem Universum von zwei Billionen Galaxien eine unfassbar privilegierte Stellung zugewiesen bekommen haben, die wir als Species seit kurzer Zeit so umfassend auskosten, dass das System des Planeten kollabiert. Es braucht jetzt dringend eine sachgemäße Kühlung der Erdoberfläche.

Das ist der Rahmen, den man in den großen und gern auch den kleinen Krisen des Jetzt aus den Augen verliert. Aus bekannten Gründen ist speziell unsere bundesdeutsche Gegenwart mit der jüngeren Vergangenheit verknüpft. Und nun geht es in diesem Moment, da die Staats-Billiarden in Europa rausgetan werden, um eine strukturelle Verknüpfung mit der Zukunft. Also nicht nur ‚Nie wieder‘ sondern auch ‚So wie noch nie‘.

Das ist leicht gesagt, aber wie soll das gehen, wo in der pandemischen Erschütterung die herrschende Sehnsucht nach dem ‚So wie immer‘ noch stärker ist? Eine zentrale Sache ist die Verstärkung einer neuen Perspektive – jener der jungen Menschen. Die „Normalität“, die wir uns so denken, ist immer noch weitgehend eine männliche Boomer-Welt, also geprägt von den privilegierten westdeutschen Nachkriegs-Babyboomerjahrgängen (und vergrößert durch die sich aus verständlichen Gründen anschmiegende Generation X).

Diese Leute zwischen 40 und 75 sind nach unserem Verständnis gar nicht homogen. Aber wir blicken hier mal in einer Art kosmischem Kontext drauf. Und da sind sich viele in der Grundstruktur ähnlicher, als sie es im Alltag des konsumistischen, ästhetischen, moralischen und politischen Differenzierungstrebens wahrnehmen können.

Die Jungen werden jetzt doppelte Opfer

Während die Jungen in der Coronakrise entgegen einer verzerrten Medienwahrnehmung das politische Vorsorgeprinzip mittragen, das insbesondere das Leben der Älteren schützen will und die Kosten wohl überwiegend den Jungen überlässt, haben die Boomer den Jüngeren bisher die Risikovermeidung versagt, indem sie die Kosten einer ernsthaften Klimapolitik nicht mittragen wollen.

Dadurch werden die Jungen jetzt doppelte Opfer. Wenn sie den Boomern nicht klarmachen können, dass die jetzt zurückzahlen müssen – und das bedeutet, die Corona-Krisenbewältigung mit Klimakrisenbewältigung und Transformationswirtschaft zu koppeln. Wenn den schon sehr ICH-igen Boomern alles nach ihnen schnurz ist, weil sie definitiv ihren Spaß gehabt haben, dann war es das. Aber vielleicht hilft es, ihnen die andere Welt zu zeigen, die sichtbar wird, wenn die Lebensperspektive bis ins 21. Jahrhundert reicht.

Aus dieser verlängerten Weltperspektive ergibt sich zwangsläufig eine andere Politik. Deshalb ist es albern, dem Grünen Bundesvorsitzenden Robert Habeck vorzuwerfen, er wolle das Wahlrecht ja nur auf 16 senken, um damit junge Wähler zu gewinnen. Ja, was denn sonst? Jemand muss die Post-Boomer-Welt vertreten. Ob die Grünen diese Partei sein können, ist unklar. Klar ist aber, dass es für die Lebensperspektive der Unter-40jährigen dringend eine weitgehendere politische Repräsentation braucht als bisher. Eine klimapolitisch und sozialökologisch grundierte Vergabe der Corona-Milliarden folgte daraus praktisch zwangsläufig.

Tja, Unfried, höre ich neuerdings süffisant: Und wie passt da die Forderung des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Kretschmann nach einer Prämie für Autos mit Verbrennungsmotoren dazu? Bei aller Sorge um die Beschäftigten in der baden-württembergischen Zulieferer-Industrie: Gar nicht.

Aus Sicht der Jungen ist das Restauration der Boomer-Welt. Und nicht O.K.

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Peter Unfried
Chefreporter der taz
Chefreporter der taz, Chefredakteur taz FUTURZWEI, Kolumnist und Autor des Neo-Öko-Klassikers „Öko. Al Gore, der neue Kühlschrank und ich“ (Dumont). Bruder von Politologe und „Ökosex“-Kolumnist Martin Unfried
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55 Kommentare

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  • Der CO2-Fußabdruck meiner Großeltern war gewiß kleiner als meiner und mein eigener ist gewiß kleiner als der eines durchschnittlichen Jugendlichen aus Deutschland.

  • Ich halte die Analyse für - ganz schlicht gesagt - Kappes. Die These, es ginge um ein Gegeneinander von Generationen ist oberflächlich, platt und geht am Problem vorbei. In der realen Welt verhindern nicht "Alte" die notwendigen Änderungen, sondern Lobbyisten. Und DAS ist das reale Problem, nicht nur beim Klima. Beleg dazu sind die aktuellen Berichte über nicht angegebenen "Investitionen" von Monsanto in Lobbyismus im Kontext Glyphosat hier in der TAZ.



    DIE entscheidend notwenige Voraussetzung für JEDE notwendige Änderung ist eine radikale Beschneidung der Macht der Lobbyisten

  • Tja, Unfried, die süffisanten Kommentare hätten Sie jetzt nicht zu ertragen, wenn das Cheerleading für Kretschmann in den letzten Jahren nicht gar so bar jeder Kritik (oder auch nur realistischen Würdigung) des Ministerpräsidenten gewesen wäre.

    Ansonsten: wenig kontroverses Material in diesem Beitrag, obwohl ich das mit der Generation X nicht verstanden habe.

    Was jetzt die galaktische Perspektive angeht: Gratulation zur Flughöhe, da können dann ernsthafte Differenzen schon mal als aus simplen Differenzierungsstreben geboren charakterisiert werden.

    Die sprachliche Koppelung der politischen Forderungen der FFF an deutsche Vergangenheitsbewältigung war vielleicht unnötig.

    • @My Sharona:

      Schonn. Uns Peterchen vande 🌒fahrt.

      Gleich umme Ecke sieht er ja mit Harald Welzer die Welt neu. Gellewelle. - 😱-



      Galaktisch - Normal - kerr. Small talk taz

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Epilog:

    Nach der gestrigen Boot-Party in Berlin die lakonische Anmerkung: schön, dass Herr Unfried für Menschen jener Generation das Wort redet.

    Mit der Sprache haben es Jene offenbar nicht. Da ist tatkräftige Unterstützung notwendig.

    Hauptsache sie haben IHREN Spass. Das erinnert an die durchgeknallten 1980er mit ihrem grenzdebilen Motto "Gib Gas, ich will Spass."

    Um bei diesem Bild zu bleiben: Höchste Zeit, dass mal auf diese Spass- Bremse getreten wird. Stichwort: Generationenvertrag.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Altes Lied - kerr - mal itzt:

      Was nützt der Tiger im Tank.



      Wenn‘n Esel am Steuer sitzt.



      Normal - krank.

      unterm—- to be correct -



      Kapielski. Einfaltspinsel = Ausfallspinsel.

  • Die Industriestaaten futtern dem Rest der Welt den Planeten weg und man soll sich Sorgen darum machen, dass die Hochwohlnachgeborenen dieser Länder gepudert werden?



    Es gibt wichtiger Probleme.

  • Die Eigentumsverhältnisse, insbesondere das Eigentum an Produktionsmitteln und der damit verbundenen Verfügungsgewal, bestimmt das Leben. Gleichgültig ob alt oder jung.

    Gegen 1968 haben junge Menschen versucht, die verkrusteten Strukturen einschließlich der Verfügungsverhältnisse über Produktionsmittel deutlich zu verändern. Das hat nicht geklappt. Im Gegenteil. Der Großteil der heutigen Menschen im Alter von rund 30-40 Jahren eilt ideologisch zurück in die Zeit vor 1968. Es etabliert sich eine Besitzstandsgesellschaft mit unerhört dramatischer Ungleichheit. Selbst die Lösungsansätze zur Klimapolitik sind die logische Folge einer verkrusteten Klassengesellschaft.

    Und da kommt Herr Unfried auf die Idee, die wirklichen Ursachen vielfältiger Probleme genau bei der Generation zu suchen, die am Widerstand derjenigen gescheitert ist, die keinesfalls das ökonomische System verändert haben wollte, das nicht in der Lage ist, für Gerechtigkeit, internationale Solidarität und Umweltschutz zu sorgen. Eine demagogische Meisterleistung.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      Schön: die alten Grantler mal wieder unter sich. :-)

      Ich sach's mal so: wenn wir damals so draufgewesen wären wie diese Event-Jünger heute, hätte es 1968 in dieser Form nie gegeben.

      Dann wäre die Historik- und Soziologie-Konifere Alexander D. in einem bayerischen Finanzamt gelandet und hätte die Öffentlichkeit von seinen kruden Auswürfen verschont.

      Wie LOWie unten schon schrieb: Ep=Ap. (Motto der Marburger Schule).

      ^^

    • @Rolf B.:

      kurz - Einfaltspinsel gleich Ausfaltspinsel - 🥳 - Gellewelle

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Wer so schreibt, weiß offenbar nicht, wo der politische Gegner steht - und was wirksam getan werden muss.

    Oder er schreibt wider besseres Wissen.

  • Die ewigen Diskussionen zur angeblichen Genrationen(un)gerechtigkeit und Genaratinenverträge öden mich mittlerweile an. Sie fingen vor ca. 20 Jahren an, damals neoliberal begründet. Die armen Jungen müssten den Sozialstaat bezahlen, von dem ja nur die Älteren profitieren, und statt selbst über ihr Einkommen und ihre Chancen zu verfügen, und in der Zukunft hätten sie den Sozialstaat selbst dann nicht mehr. So konnte man vom eigentlichen Gerechtigkeits-Skandal, der ungleichen Reichstum und Vermögensverteilung, gut ablenken und seine asaoziale Politik noch mit einer aus dem Hut gezauberten "Gerechtigkeit" framen. In der Folge wurden mit Rentenniveausabesenkung, Harzt IV und steigenden Sozialbeiträgen tatsächlich den damals "Jungen" ihr Sozialstaat reduziert und nicht die Art des Wirtschaftens hinterfragt. Damals ökonomisch begründet, heute ökologisch. Doch auch heute ist die zentrale Frage die des Wirtschaftens, mit welchen Prämissen und Zielen und damit verbunden eben Systemfragen. Und diese Fragen gehen alle an jung, mittlere Jahrgänge und alt. Und wird für alle Folgen haben und ihnen allen etwas abverlangen. Also von den grundlegenden gesellschaftlichen Themen nicht wieder ablenken, indem man erneut einen Widerspruch der Generationen konstruiert.

    • @Hans aus Jena:

      Na ja, die Prämissen heißen nicht nur Großkapital -- sondern auch Reihenhaus, SUV, 4 Urlaube im Jahr, davon zwei mit dem Flugzeug.

      Es ist ja beleibe nicht so, als müssten die Besitzer großer Vermögen eine Aufrechterhaltung der für sie günstigen ökonomischen Rahmenbedingungen mit Gewalt oder demagogischer Propaganda durchsetzen. Das funktioniert viel besser, wenn viele in einem Boot sitzen.



      Wer über die Mehrheitseigner von VW sprechen will, darf darüber nicht schweigen.

  • Herrn Unfried (erstaunlicherweise) Unfrieden stiften zu sehen, läßt einen unfriedlich zurück.

  • Ich für meinen Teil befürchte halt, dass wir Ideologisch handeln und damit gegen die Wand fahren. Genauso wie viele Menschen fanatisch einer Religion oder Ideologie folgen die aus ihrer Sicht das einzig sinnvolle ist, folgt die westliche Welt der "Marktwirtschaft", die ihnen als Wissenschaft verkauft wird.



    Hier so sehen es Teile der Jugend.



    www.youtube.com/watch?v=JSGuy3LA-d0



    Beschäftigt euch mit uns und zwingt uns nicht euch zu bekämpfen.

    • @Upgrade:

      Kinners beschäftigt euch mit dem globalen Süden und dreht euch nicht immer um euch selbst.

    • 0G
      09922 (Profil gelöscht)
      @Upgrade:

      „Beschäftigt euch mit uns und zwingt uns nicht euch zu bekämpfen.“

      Pathetischer geht nimmer. Wer ist denn "uns"? Sie bilden sich also ein, für "die Jugend" zu sprechen?

      • @09922 (Profil gelöscht):

        @Sand20



        Bloß am Thema vorbeimeckern und den eigentlichen Inhalt ignorieren.. Fühlt sich da jemand auf den Schlips getreten?

  • > > Dadurch werden die Jungen jetzt doppelte Opfer. Wenn sie den Boomern nicht klarmachen können, dass die jetzt zurückzahlen müssen.

    Diese binäre, einseitige Sicht des Generationenvertrags der GRV (jung - Alt) privilegiert Kinderlose und diskriminiert Familien mit Kindern.



    Der Generationenvertrag hat drei (3) Glieder: Junge - mittlere (Sandwich) Generation - Alte.



    Die mittlere Generation versorgt die Kinder UND die Alten - das ist der reale Generationenvertrag.

    "Diejenigen, die Beiträge zahlen, empfangen ja nicht ihre Beiträge zurück, wenn sie alt geworden sind. Durch die Beiträge haben sie nicht die Rente erdient, sondern durch sie haben sie erstattet, was die Generation zuvor ihnen gegeben hat. Damit sind sie quitt." (Nell-Breuning 1980).

  • Was ist nur aus der taz geworden. Hetzt die einen gegen die anderen auf. Wenn es um die Kosten geht,, welche vor allem von den Jungen getragen werden, weil die meisten von denen noch länger als die Alten leben, kann ich nur sagen: so ist der Lauf des Lebens. Übrigens werden jährlich Milliarden an die Jungen vererbt. Vielleicht sollte man anstatt einen Generationenkampf anzuschüren einen Verteilungskampf fördern.

  • Als ob die Junge Generation, wenn sie 30 Jahre früher geboren währe, dann auch alles besser gemacht hätte. Das ist ein fortwährender gesellschaftlicher Wandel. Die nächste Generation lernt aus den Fehlern der vorangegangenen und profitiert von dem was sie gut gemacht hat. So sollte es jedenfalls sein. Nicht alle über 40 jährigen sind wohlhabende egoistische SUV-Fahrer, die auf Umwelt und Gesellschaft scheißen.

    • @Andreas J:

      Es geht nicht darum, dass diese oder jene Generation die besseren Menschen beinhaltet - sondern darum, dass sich anscheinend Wenige für eine Zukunft interessieren, die über die eigene Lebenserwartung hinausgeht.

  • "Aber wir blicken hier mal in einer Art kosmischem Kontext drauf."

    Nett Ausrede, um Menschen pauschal in Gruppen einzuteilen. Ja, so funktionieren Feindbilder.

  • 0G
    09922 (Profil gelöscht)

    Das Geld, das jetzt investiert wird, kommt doch ebenso den Jungen zu Gute wie den Älteren. Profitieren die Jungen denn nicht vom Erhalt der Infrastruktur? Werden damit nicht die Betriebe gerettet, in denen die Jungen selbst mal ausgebildet werden möchten oder in denen die Eltern und andere Familienmitgliedern arbeiten? Sind das nicht dieselben Betriebe, mit deren Steueraufkommen Ausbildung, Krankenversicherung und, und, und ... finanziert werden?

    • @09922 (Profil gelöscht):

      Schön wärs. Aber so wie es investiert wird - in Form einer Abwrackprämie und Corona-Subventionen für umweltzerstörende Megakonzerne - trägt es dazu bei, das die Jungen gar nicht mehr alt werden können.

    • @09922 (Profil gelöscht):

      Mal schauen, ob sich die Kinder der Zukunft freuen, wenn sie Millionen von Kilometern von Autobahn plus die dazugehörigen Unternehmen erben...

  • War ja klar,dass die Boomer aus dem Kommentarbereich das nicht auf sich sitzen lassen würden- und auf einmal ist ein jeder von ihnen mittelloser Obdachloser(eine Gruppe Menschen die sonst niemanden interessiert) die auch noch nie auf kreuzfahrt waren und Autofahren sowieso nur am Wochenende,zum Biomarkt,irgendwer anderes muss verantwortlich sein,die Jugendlichen,die Smartphones,aber Elektroautos versauen doch auch die Umwelt....

    • @pippilotta_viktualia:

      Was bringt es Ihrer Meinung nach, eine Generation gegen die andere auszuspielen? Welchen Einfluss hatten Sie bitte auf Zeitpunkt und Ort Ihrer Geburt?

    • @pippilotta_viktualia:

      Protest: ich zähle wohl zur Gruppe der Boomer ("...zwischen 40 und 75"). Ich lese meist aufmerksam Herrn Unfrieds Artikel -- sehr selten in Harmonie.

      Diesmal jedoch passt alles.

      Wahlrecht mit 16? Ja bitte. Aber perspektivisch sollten wir nicht da stehenbleiben. Danach 14, 12. Die Kids sind alles andere als blöd.

      Ich hatte schon mal in diesen Foren vorgeschlagen, das Stimmrecht für uns ältere mit einem kleineren Faktor zu gewichten: ich bin (fast) 64. Was soll ich mich in den Entscheidungen für das Kohlekraftwerk Datteln einmischen? Wenn das Ding abgewrackt wird, bin ich 104. Lasst die Jungen ran! Meine Stimme sollte nur noch, sagen wir, 0.8 zählen.

      Sie werden mir glauben, das hat mir die Wut meiner Generation eingebracht ;-D

      • @tomás zerolo:

        Au ja: Ich werde bei der nächsten Wahl dann - scheiß aufs geheime Wahlrecht - betonen, dass ich erst zwölf bin - bringt mir dann ja wohl eine 1,5fache Stimmengewichtung. Gummibärchen, Pommes, Pizza und Eiscreme werden dann von der Mehrwertsteuer befreit.



        Vielleicht sollte man generell ein Drei-Alters-Wahlrecht einführen, in der die Jüngsten per Wahlmänner die größte Kaste stellen.



        Mut zur Reform!

      • @tomás zerolo:

        Ach, ich darf über das Kohlekraftwerk Datteln abstimmen? Wo denn? Wann denn?



        Ansonsten können Sie ja gerne auf Ihrem Stimmschein neben ihrer Stimmabgabe den Vermerk fertigen, daß Ihre Stimme nur mit dem Faktor 0,8 gezählt werden soll. Im Zweifel wäre dann Ihr Stimmzettel ungültig.



        Im übrigen wäre Ihr entsprechender Vorschlag auch schlichtweg verfassungswidrig.

  • Das Ganze etwas tiefer gehängt und ein Blick über den geliebten nationalen Tellerrand: die Corona-Mrd. können mit Bedingungen vergeben werden - nix für Steuertrickser, exklusiv für sozial- und umweltverträglichen Umbau etc.. Und wenn wir viel reisen müssen, weil wir es mit uns nicht aushalten - und ohne nennenswerte Kontakte und Erfahrungen, also unverändert, zurückkehren -, was könnte da helfen? Unserem Drang zur befristeten Flucht? Der Umwelt? Einpreisen der Umweltkosten, okay. Und was hilft schnell und dauerhaft, wenn viele neben dem Brunnen ihre Fäkaliengrube anlegen (Transferaufgabe!)?

    • @Lieblich:

      Eine Bierbrauerei?

    • @Lieblich:

      "die Corona-Mrd. können mit Bedingungen vergeben werden - nix für Steuertrickser,..."

      Steuertrickser haben (wie übrigens Arbeitsvermeidungs-, Sozialleistungsmaximierungs- und andere Trickser auch) die lästige Angewohnheit, sich immer erstmal die Bedingungen anzuschauen und DANN ihre Tricks zu entwickeln. Deshalb funktioniert diese planwirtschaftlich gedachte, präventive Trickverhinderung immer nur sehr begrenzt...

  • Inhaltlich ist das richtig was Sie schreiben.

    und....ein Satz für die ewigkeit - die wollmilchlegende eiersau

    "Und da sind sich viele in der Grundstruktur ähnlicher, als sie es im Alltag des konsumistischen, ästhetischen, moralischen und politischen Differenzierungstrebens wahrnehmen können."

  • Jeder braucht seine Feindbilder.



    Manche brauchen Putin, Andere Bill Gates. Und dieser Schreiber hier eben die Boomer...

    • @Linksman:

      Peter Unfried (Jahrgang 1963) zählt selber zur Baby-Boomer-Generation, so einfach kann man es sich also nicht machen.



      Die Generationenanalyse hier ist irgendwie kurz gegriffen, aber der Unterschied zwischen Altersgruppen, was das Ernstnehmen der Klimafrage angeht, fällt schon auf. Und ein gewisser "Nach uns die Sintflut"-Faktor trägt vermutlich dazu bei.

  • Generation der Überzähligen

    im SPIEGEL 22/2020 war auf Seite 28 die treffendste Beschreibung über meine Generation zu lesen, auf die der gute Herr Unfried hier so eindrischt. Ich darf einmal zitieren:

    "976 beschrieb der SPIEGEL die damaligen Berufseinsteiger als ‚Generation der Überzähligen‘. Jahr für Jahr drängten die zahlenmäßig immer größeren Jahrgänge der Babyboomer auf einen desolaten Arbeitsmarkt. 1983 erreichte die Jugendarbeitslosigkeit in der BRD mit 623.000 jungen Menschen unter 25 Jahren ihren Höhepunkt, eine Zahl, die auch im deutlich bevölkerungsreicheren vereinigten Deutschland nie wieder erreicht werden sollte. Bislang."

    Genau so war es, ich war dabei. Wir mussten uns unser ganzes Arbeitsleben irgendwie durchbeissen, ich selbst bin im 43. Jahr meines Berufslebens, ich hatte nicht das Glück, einen Beruf zu lernen, der mich erfüllt hätte. Ich habe immer irgendetwas gearbeitet, um nicht auf der Strasse zu sitzen oder von Stütze zu leben.

    Jetzt bin ich vom Ende meines Berufslebens noch gut 4 Jahre entfernt, ich habe immer noch keinen Porsche, wohne immer noch zur Miete und bin das erste Mal mit 39 Jahren geflogen (weil es der Job erforderte). Vor einigen Jahren habe ich mir als Luxus 2 Genossenschaftsanteile bei der taz gegönnt.

    Ich habe ehrlicherweise überhaupt nicht das Gefühl, irgendjemandem irgendetwas schuldig zu sein...

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Grenzgänger:

      So lange gibt es den SPIEGEL schon?

      Kinders, wie die Zeit vergeht. :-)

  • um es kurz zu fassen:



    überalterte europäische Sippe grillt Enkel

  • Menno, ich habe meinen SUV gegen ein sparsameres Modell getauscht und sitze jetzt seit 12 Wochen in keinem Flieger mehr. WAS DENN NOCH?

    • @Andreas Säger:

      :-)

  • “Wann zahlen die Älteren an die Jüngeren zurück?„

    Gute frage, aber erstmal nicht wann sondern was. Was soll gezahlt werden? Umstellen des Individualverkehrs? Einstellen der Luftfahrt?

    Die prozentualen Anteil der klimabewegten unterscheiden sich zwischen den 20 und 40 jährigen kaum von denen der 40 bis 60 jährigen.

    Also, nochmal, was soll zurückgezahlt werden?

  • Verstörend, als Mitglied der Generation X mit unserer Elterngeneration in einen Topf geworfen zu werden. Vor allem unter dem Oberbegriff "Spaß" gehabt.



    Denn der Generation X wurde erzählt, dass die vorangegangene Generation uns alles weggefressen hat, während mit uns der Niedergang losgeht.



    Wir sind aufgewachsen mit dem Kalten Krieg und der Erwartung, dass wir bald durch einen Atomkrieg ausgelöscht werden. Dann gab es Waldsterben und Ozonloch und Tschernobyl und Peak Oil und Y2K.



    Wir haben nicht umsonst Punk und Grunge erfunden und unser Motto hieß "no future".



    Und jetzt sind wir alt. Und leben immer noch.



    Und sind schuld.



    Der einzige Trost ist, dass die Jugend, die uns anklagt, genau denselben Weg gehen wird wie wir. In 30 Jahren seid ihr dran.

  • Ich denk mir einen beliebigen Generationenvertrag aus, und jammer dann, dass der nicht erfüllt wird...

    Nichts für ungut, aber jede Generation schuldet der ihren Eltern mehr als sie je zurückgeben kann - und das nicht erst seit dieser Generation, sondern schon immer.

    Die Denke in defizitären Verpflichtungen ist von vornherein Quatsch - und generelle Solidarität gibt es bei uns deutlich mehr als an vielen andern Orten, sowohl privat als auch staatlich organisiert.

    Vielleicht sollte die TAZ mehr einen als spalten, mehr Lösung sein als Teil des Problems - aber letzteres sorgt für mehr Erregung und damit klicks - und auch der linke Redakteur will im und am Kapitalismus verdienen...

    • @hup:

      “ Nichts für ungut, aber jede Generation schuldet der ihren Eltern mehr als sie je zurückgeben kann - und das nicht erst seit dieser Generation, sondern schon immer.”

      Ist das dieses “Ich hab dich unter Schmerzen auf die Welt gebracht und dir essen gegeben,jetzt sei gefälligst dankbar und übernimm meine politischen Prämissen” Modell?



      hahaha.

    • 9G
      90946 (Profil gelöscht)
      @hup:

      So pauschal würde ich das bestreiten. Die Verpflichtung gilt in beide Richtungen. Oder was schuldet z.B. die Nachkriegsgeneration, speziell in Deutschland, denen, die vor allem Zerstörung hinterlassen hat? Und jetzt geht es darum, die Zerstörung zu begrenzen.

  • Na Servus - pouvoir bénéficier d‘une prime - 🥳 -

    “ Aus Sicht der Jungen ist das Restauration der Boomer-Welt. Und nicht O.K.“

    Sprachs & Ging endlich wieder ins nächste Restaurant.

    Na Mahlzeit

    • @Lowandorder:

      Unfried hinter Plexiglas.

      Wäre auch interessant, wer alles zu den Ich-igen Boomern zählt. Klar, die ganzen Unfrieds und die Oberstudienräte sowieso. Nicht zu vergessen die Haarhoff'schen Bonzenrentner, die sich freiwillig in ihrem Panic Room isolieren.

      Und was ist mit den Obdachlosen, den Armutsrentnern, den chronisch Kranken, den Süchtigen, den Arbeitslosen, denen die zu wenig verdienen, also all denen, die womöglich sowieso in einem halben Jahr tot sind?

      Wo sollen die bloß die Kohle hernehmen?

      • @Jim Hawkins:

        Tja - das ist unserem le chefle au tor -



        Sicherlich - eine eine Frage. Gellewelle.

        Zumal unserem Superhyper so langsam aber auch alle Felle flöten gehen:



        Früher - selbst erzählt - für - doch doch Silicon Valley & L.A. geschwärmt wie‘n Teeny. Obwohl jeder halbwegs gebildete klar hatte - wohin die Chose lief.

        & - Wermelskirchen - heiligs Blechle - 😱



        Dann sein Superperformer “der alte Blödmann“ Kotzbrocken Christian Lindner - abgekackt wie nix Gutes.



        & Däh&Now -



        Nicht to glöben sucht er ne billige Flachkurve - prime -



        wg sein Held - Kretsche der Ministrant.

        kurz&ungenant - O.K. - da hilft auch kein Beten mehr. Gellewelle.

        Liggers. Hinter Plexiglas - Newahr.



        Normal.

  • Die Boomer sind an allem Schuld. Geht's noch billiger ?

    • @Reinhard Roller:

      Ich bin ein Vor-Boomer, Nachkriegskind.



      Was ich gelernt habe, das zum Leben notwendig ist und was schon meine eigene Generation sich so geleistet hat und die folgende erst recht - und immer im Gefühl, nicht genug bekommen zu haben und noch nicht satt zu sein.



      Und wo die einen nun u.a. aus Gründen von Tierschutz/Tierwohl und Ökologie zu Veganern zu werden, schaffen sich die anderen einen Hund an. Es gibt vermutlich mehr Haushunde als Veganer. Ein winziges Beispiel aus Boomers Anspruchshaltung.



      Und wer im Urlaub bloß bis Irland fliegt, macht ja keine Fernreise, gutmenschlicher Umweltschützer.



      Ein paar kurze Coronawochen lang konnten einige Leute mal schauen, was eigentlich normale Mobilität ist (und für manche auch wohltuend ruhig).



      Aber da wir eh bloß noch Kurzurlaube machen (1 Woche Antalya, eine Woche Irland, 4 Tage Venedig, 2 Wochen Südafrike) waren nach 4 Wochen im Home sweet home die Geduldreserven aufgebraucht, so was hat man ja schon lang nicht mehr erlebt, 4 Wochen 5 Woche, 6 Wochen daheim, nichtmal einen klitzekleinen Skiausflug zur Schesaplana ´konnte man machen, was für ein ödes Leben.

      • 8G
        80198 (Profil gelöscht)
        @Zeit und Raum:

        Nicht schlecht. Nicht zu vergessen die Anspruchshaltung der Lehrer. Was interessiert mich die Zukunft der Kinder - Hauptsache ich bin gesund 👍

        • @80198 (Profil gelöscht):

          Oder: Was interessiert mich die Gesundheit der Lehrer -- Hauptsache, ich habe noch Resturlaub

    • @Reinhard Roller:

      Alleine schuld sind sie nicht, auch bei den Jüngeren haben leider zu viele die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt. Gleichzeitig steigt auch bei den Älteren und vor allem bei den ganz Alten die Einsicht in die Notwendigkeit, nachhaltig, umweltverträglich und ethisch vertretbar zu wirtschaften.



      Aber die vielen unter ihnen, die das noch nicht eingesehen haben, sind die letzten der Schuldigen, die noch greifbar sind und ihnen ist, anders als ihren Ahnen, ganz klar vorzuhalten, dass während ihrer gesamten Lebenszeit bereits Wissenschaftler auf zunehmende soziale und ökologische Probleme durch die Industriegesellschaften hingewiesen haben.