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Parteitag der LinksparteiNach dem Wunder

Stefan Reinecke
Kommentar von Stefan Reinecke

Die Linkspartei muss angesichts einer dramatisch gewandelten Weltlage neue Antworten finden. Friedensfloskeln reichen nicht aus.

Machen die Linkspartei zur Bewegungslinken: Ines Schwerdtner und Heidi Reichinnek Foto: Kay Nietfeld/dpa

R echte Parteien sind global auf dem Vormarsch. Offener Rassismus ist wieder salonfähig, oft kombiniert mit einem entgrenzten Tech-Raubtierkapitalismus und rabiaten Nationalismus. Linke haben dem außer Händeringen, Besserwisserei oder hilflos wirkender Verteidigung des Status quo meist wenig entgegenzusetzen.

Umso spektakulärer war der Erfolg der Linkspartei, die, anstatt wie prophezeit unterzugehen, bei der Bundestagswahl fast 9 Prozent der Wählerstimmen holte. 50.000 neue GenossInnen strömen in die Partei. Die in heillose Machtkämpfe versunkene, überalterte Organisation wandelte sich in kürzester Zeit in eine Bewegung, die sich mit Schwung in einen erfolgreichen Haustürwahlkampf stürzte.

Diese wundersame Rettung war hart erarbeitet und Ergebnis eines glücklichen Timings. Mit der Abspaltung von Sahra Wagenknecht verschwanden Lähmung und Streit. Ein zentraler Bestandteil der linken Selbstrettung war eine Art Bernie-Sanders-Effekt: Millionen von jungen AkademikerInnen, die unter hohen Schulden ächzten, hatten den US-Linken 2016 und 2020 bei den Vorwahlen unterstützt. Universitäten sind in den USA extrem teuer. Sanders’ Forderung nach kostenlosen Unis fiel bei hoch verschuldeten AkademikerInnen auf fruchtbaren Boden.

Der Erfolg der Linkspartei war ein Sanders-Moment. Bildung ist in Deutschland zwar fast kostenlos. Urbane AkademikerInnen hierzulande bringen die kaum bezahlbaren Mieten in den Metropolen zur Verzweiflung. Die Mietenkampagne der Linkspartei, clever verstärkt durch einen Heizkostencheck, der praktischen Nutzen verspricht, adressiert dieses Problem.

Politik pro domo

Sie unterscheidet sich von anderen Linkspartei-Aktionen, weil hier nicht Mittelschicht-AkademikerInnen als Anwalt der Unterschicht auftreten, sondern auch Politik pro domo machen. In der Regel ist Interessenpolitik soliderer Grund als karitativ oder revolutionär begründete Aktivismus. Ein Bonus ist gewiss die Kampagnenfähigkeit der Linken – etwas, das der blutarmen Machtverwaltungsmaschine SPD derzeit völlig fehlt.

Die neue Spitze aus Ines Schwerdtner und Jan van Aken sendet bislang recht störungsarm auf verschiedenen Frequenzen. Schwerdtner verkörpert sozialistische Tradition ohne DDR-Rost – und ist diskursiv anschlussfähig. Van Aken forderte wirksamere Sanktionen gegen Russland und reinigte die Partei geschickt vom Image der Putin-Versteher. Der neue Social-Media-Star Heidi Reichinnek erreicht jenes junge urbane Publikum, das geschädigt durch die Corona-Isolation bei der Linkspartei auch Gemeinschaftlichkeit zu finden hofft.

Der Wahlerfolg der Linkspartei liegt aber auch an Friedrich Merz, der kurz vor der Wahl mit der AfD im Bundestag gemeinsame Sache machte. Das war ein Adrenalinschub für eine Anti-rechts-Bewegung. Kurzum: Die Linke war so erfolgreich, weil Bewegungs-Hausse und Bundestagswahl günstig zusammenfielen. Es wäre einfältig, diesen glücklichen Zufall und damit auch die Fragilität dieses Erfolges zu übersehen. Bewegungen folgen einer anderen Logik als Parteien. „Bewegungen kommen und gehen, vor allem gehen sie“, so der Soziologe Ulrich Beck. Die komplizierte Aufgabe der Parteiführung ist es nun, die Bewegungsenergie zu institutionalisieren.

Was tun? Und was nicht tun? Vielleicht lässt sich etwas aus dem größten Erfolg der Linkspartei 2009 lernen, als die GenossInnen als Anti-Hartz-IV-Partei fast 12 Prozent bekamen. Lafontaine geißelte danach den Verrat der SPD mit immer schrilleren rhetorischen Volten und manövrierte die Partei in eine Sackgasse. In der Opposition Beton anzurühren, ist gedankenarm.

Außerdem schwankt der Boden. Die Architektur der Bundesrepublik ist brüchig. Die Innenpolitik war dominiert von einer übermächtigen Mitte, meist Mitte-rechts, selten Mitte-links. Diese Trutzburg der Mitte besteht, wie die fast gescheiterte Merz-Wahl zeigte, mittlerweile eher aus Sand. Die Linkspartei kann angesichts dessen nicht nur dagegen sein. Sie trägt Verantwortung für die Demokratie. Dass die Linksfraktion Merz rasch zum zweiten Wahlgang verhalf, war jedenfalls klug. Die Botschaft lautete: Scharfe Kritik an Schwarz-Rot ja, – aber nichts, was der Chaos-Strategie der AfD nutzt.

Auch außenpolitisch braucht die Linkspartei mehr als nur Anti. Die Bundesrepublik war pro Nato, die Linke anti Nato. Diese Spielanordnung ist von gestern. Der schwarz-rote Koalitionsvertrag beschwört unverdrossen Nato und die „transatlantische Partnerschaft'“. Im Leitantrag zum Parteitag im Chemnitz feiert sich die Linke spiegelsymmetrisch „als Friedenspartei“ und wettert gegen „zunehmende Militarisierung“.

Was ist die linke Antwort?

Trumps möglicher Rückzug aus der Nato, Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine und die neue Weltordnung kommen im linken Leitantrag der Einfachheit halber nicht vor. Das ist schwer verständlich. Die Rolle der Opposition bietet den Luxus, ohne Sachzwänge denken zu können. Anstatt sich routiniert an Friedensfloskeln zu klammern – und wenn es ernst wird, Aufrüstung halb verdruckst wie in Bremen und Mecklenburg-Vorpommern zuzustimmen –, gilt es, neue Ideen zu suchen. Wie lautet die linke Antwort auf die neue Weltordnung? Gibt es defensive Rüstungskonzepte, um militärischen Schutz für Europa ohne USA zu schaffen?

Das sind schwierige Fragen für eine Partei, der Pazifismus oft als Fetisch dient, um sich von allen anderen zu unterscheiden. Wenn die Linkspartei weiter ihre Nische möbliert, bleibt sie unter ihren Möglichkeiten. Viele WählerInnen der Linken ticken bei der Frage, ob man der Ukraine weiter Waffen liefern soll, übrigens viel realpolitischer als die Partei. Man sollte nicht vergessen: In der Post-Volksparteien-Demokratie sind die Stimmungsschwankungen extrem – nach oben und nach unten.

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Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.
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93 Kommentare

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  • „Nach dem Wunder" - kommt das Wundern.

  • Die Linken weltweit sind einst als Revolutionäre gestartet – mit dem Anspruch und der Selbstverständlichkeit, Unrecht auch mit Waffen zu bekämpfen.

    Wie kann man sich gefühlvoll an den Widerstand gegen das faschistische Regime in Spanien mit dem Schlachtruf „¡No pasarán!“ erinnern – und dabei vergessen, dass dort keine pazifistischen Parolen gesungen wurden, sondern mit leider zu wenigen Waffen gekämpft wurde?

    Damals haben die Faschisten gewonnen, weil sie mehr Waffen und stärkere Unterstützung von anderen Faschisten hatten als die Verteidiger der Demokratie. Soll das wirklich noch einmal passieren?

    Wie kann man nach diesen Erfahrungen heute der Ukraine mehr Waffen verweigern?

    Warum sind damals überzeugte Linke aus aller Welt nach Spanien gereist, um selbst mitzukämpfen – und heute fallen „Linke“ aus aller Welt den Verteidigern im verzweifelten Kampf in den Rücken?

  • Mir macht Frau Reichinnek Angst, diese Person setzt bewusst auf eine weitere Spaltung unseres Landes. In Deutschland wurde schon einmal eine Demokratie zwischen Rechten und Linken Parteien zerrieben.

    • @Günter Witte:

      Frau Reichinnek macht mir keine Angst. Es braucht eine gesunde Linke in einem demokratischen Parlament. Nach den letzten Jahren kanns da nur besser werden



      Ich finds eher befremdlich, wie anfällig Teile des linken Lager für oberflächlichen Personenkult sind. Das war bei Wagenknecht schon so und jetzt hört ich bei vielen Leuten, die bei der letzten Wahl die Linke gewählt haben, zu allererst wie toll und supersympathisch Frau Reichinnek ist. Um Inhalte gehts da kaum und auch der Rechtsschwenk von Merz spielt nur eine untergeordnete Rolle.

      • @Deep South:

        Das ist doch dann aber keine gesunde Linke.

        • @rero:

          No real scotsman...

          Nennen Sie eine starke linke Bewegung ohne verherrlichte Idol(e)!

    • @Günter Witte:

      Was wollen sie damit aussagen? Das die Linken vergleichbar mit der AfD sind?

      Das trifft noch nicht mal auf die verachtesnwerten Verwirrten vom BSW zu.

      Alle Demokraten sollten sich darauf konzentrieren die Rechtsextremen zu zerreiben. Und damit meine ich auch ausdrücklich deren verachtenswerte Wähler.

      • @Ernst Von Wegen:

        Ich fand das ja recht deutlich:



        Wer spaltet, zerstört die Demokratie.

        Verachtung führt eine Demokratie nach meiner Meinung ebenfalls in den Abgrund.

        Demokratie lebt vom gegenseitigen Respekt.

        Verachtung ist dagegen eine super Voraussetzung für unterdrückende Staatssysteme.

    • @Günter Witte:

      Das ist schon krass vereinfacht.



      Tatsächlich hatte das Zentrum mit ihrer Akzeptanz der NSDAP einen viel größeren Beitrag als z.B die KPD.

      Auch die Spd hat u.a mit ihrer Zustimmung zum Verbot der KPD rechtsextreme Mehrheiten ermöglicht.

  • Mal sehen, wie lange der Fesselballon voller heißer Luft oben bleibt.

    Markige Forderungen auf T-Shirts und tätowierte Unterarmen werden auf Dauer nicht reichen.

    Von den antisemitischen U-Booten in der Partei ganz zu schweigen.

  • Reichinnek: Die Frau ist untragbar: Mit Islamisten reden!» lautet der Titel des Beitrags, den Reichinnek damals mit zwei Co-Autoren für die Rosa-Luxemburg-Stiftung verfasste. Reichinnek und ihre Mitautoren sind überzeugt, dass die Islamisten sich im «Dialog» mit westlichen Antikapitalisten mässigen lassen würden. Gemeinsame Werte gebe es einige, etwa die Abneigung gegen den «Raubtierkapitalismus». Islamisten würden nämlich für eine gerechte Verteilung des Reichtums eintreten. Auch die «Zerschlagung korrupter Netzwerke» stehe auf ihrer Agenda. Die Aussagen sind umso bemerkenswerter, als zum Machtgeflecht der Muslimbruderschaft auch die Hamas gehört

    • @Emmo:

      Wenn man es auf lediglich ein, zwei Positionen bezieht, kann ich das nachvollziehen. Da wäre ich nur mal gespannt, bei welcher/m deutschen Politiker/in man deiner Meinung nach entsprechend nichts fände. In der Summe habe ich an Der (aktuellen) Linken und an Frau Reichinneck nicht annähernd so viel auszusetzen, wie an fast jeder/m anderen.

    • @Emmo:

      Nun ja, sie hat immerhin den Nahen Osten studiert. Sie auch? Und am Ende wird man mit den Islamist*innen reden müssen, einfach, weil sie da sind. Ich verstehe Ihre Abneigung, aber so läuft langfristige Diplomatie eben (auch): Gesprächskanäle öffnen, indem man Gemeinsames findet. Und im islamischen Recht (besonders auch in der Auslegung der Strenggläubigen), ganz ähnlich wie in der katholischen Soziallehre und christlichen Gewerkschaftsbewegung, findet sich etwas(!), auf das man sich einigen könnte. Eine Basis für einen Dialog, der - ich wiederhole mich, der Unterstreichung willen - am Ende nötig ist. Die Alternative sind immer neue Gazas (mit Vorgeschichte inklusive beidseitiger Schuld und Verantwortung).

      • @My Sharona:

        Sie verwechseln da etwas Entscheidendes: mit gläubigen Muslimen weltweit zu reden ist das eine. Mit Islamisten ist das etwas anderes.



        Im Kalifat werden Sie wohl tatsächlich keinen Raubtierkapitalismus finden. Aber dafür die vollständige Unterdrückung von Frauen und Strafen wie Steinigungen und Amputationen. Siehe zB Afghanistan.



        Man sollte gut überlegen, mit wem man sich da ins Bett legt.

      • @My Sharona:

        Da haben Sie die Charta der Hamas also mal abgeklopft und Parallelen zur katholischen Soziallehre und zu den Gewerkschaften gefunden.

        Respekt! Das ist bisher noch keinem gelungen.

        OK, Kirche und Antisemitismus, da ist schon etwas dran, aber sonst?

        Wie auch immer, worüber wollen Sie denn mit der Hamas plaudern?

      • @My Sharona:

        Das islamische Recht ist nicht unbedingt dasselbe wie seine Auslegung durch Salafisten oder Islamisten. Sicher finden sich Gemeinsamkeiten, kein Wunder, baut der Islam auf Judentum und Christentum auf, auch wenn er vieles davon anders "versteht".



        Mit Islamist*innen, wie Sie so schön gendern, können Sie jedoch sehr lange reden, die werden mit Ihnen vielleicht eine temporäre Verständigung erzielen, respektive "Hudna" abschließen,, von ihrem Endziel der Errichtung eines weltweiten Kalifats jedoch keinen Millimeter abrücken, das ist ja das Ziel der ganzen Veranstaltung. Und sie denken in längeren Zeiträumen, als der total durchsäkularisierte "Westen", in dem sich die meisten Menschen sich ängstlich oder hedonistisch an "dieses Leben" klammern.

  • "Die Rolle der Opposition bietet den Luxus, ohne Sachzwänge denken zu können."

    ...oder es eben nach Belieben einfach zu lassen: Soll doch die Regierung sich mit Problemen herumschlagen, auf die es keine ideologisch saubere UND realitätstaugliche Anwort der Linkspartei geben kann!

    • @Normalo:

      Die politische Konkurrenz von Mitte/Rechts steht vor demselben Problem: in deren Sinne "ideologisch saubere" Lösungen (gib denen, die schon haben, immer mehr) sind auch nicht "realitätstauglich", weil die Probleme (Demographie, Klima, Aufstieg Chinas, imperialistische Nachbarn) so nicht adressiert, geschweige denn gelöst werden können. Für das zweite "ideologisch saubere" Standbein von Mitte/Rechts (keine braune Menschen in dieses Land) haben sie auch keine "realitätstauglichen" Rezepte.

    • @Normalo:

      Aber die linke Kampagne im BTW hat doch gezeigt - und Reineckes Analyse bestätigt es -, dass „realitätstaugliche“ (sprechen wir besser von realitätsnahen) Antworten/Politikangebote immerhin gegeben wurden, jedenfalls für die 8,8% der Wählerschaft, die das genau so sahen bzw. die sich davon überzeugen ließen - da gelang es der Linken seit langem mal wieder, dieses überwiegend akademisches Millieu lebensweltlich „abzuholen“, zumindest wohl überzeugender als den erstarrten Grünen, deren Stärke das früher mal war.



      Mit dogmatischem Rückzug oder Erstarrung, so meine These, wäre es nicht gelungen, diese neuen Wählergruppen zu gewinnen, sondern eben nur durch das konsequente Setzen auf die bewegungslinke Karte, was übrigens auch frische programmatische Impulse freisetzte.



      Hinzu kam natürlich das Momentum mit Merz‘ unsäglichem Agieren im Bundestag, dass der Linken zudem in die Karten spielte. Auch da hat Reinecke recht.



      Über allem schwebt jetzt aber immer das Damoklesschwert des Beckschen Verdikts von den kommenden und wieder verschwindenden Bewegungen.



      Bin gespannt, wie die Linke als Partei (mit Fraktionen im Bundestag und diversen Länderparlamenten) DIESES Problem zu lösen gedenkt.

  • Ich bin anderer Ansicht. Zum einen teile ich die Analyse nicht, dass ein "Sanders-Moment" und die Abspaltung von Frau Wagenknecht den neuen Zulauf erbracht hätten - ich denke diese Sicht versteht auch Sanders falsch. Sanders ist so erfolgreich weil er glaubhaft ist - weil er seit Jahrzehnten das selbe(!) fordert und über die selben Themen redet. Und genauso ist es mit der Linken: Sie war erfolgreich (übrigens mit Frau W.) als sie ihre Rolle im Parteienspektrum noch eingenommen hat und Machtkonstellationen und die Themen Armut und Reichtum vertreten hat. Erst der identitätspolitische Schwenk hat den Niedergang hervor gebracht. Und just in dem Moment, in dem die Partei statt dieser kulturell linken Themen (die wichtig sein, aber nicht der originäre Markenkern der Linken), wieder materiell linke Themen in den Mittelpunkt gestellt hat, war sie wieder erfolgreich! Will sagen: Wir brauchen die Linke für Kapitalismuskritik!Ähnlich verhält es sich mit NATO oder Aufrüstung in meinen Augen. Kein Mensch braucht eine Linke, die in diesen Fragen das selbe wie alle anderen Parteien predigt - die Linke wird für Antimilitarisierung und Entspannungslogik gebraucht - alles andere gibt es zur Genüge!

    • @Einfach-Jemand:

      Zutreffend ist sicherlich, dass Sanders seiner antikapitalistisch-sozialistischen Linie immer treu geblieben ist, aber er war dabei nie dogmatisch oder sektiererisch unterwegs und auch stets - auch als unabhängiger Senator - mit den Strukturen (des linken Flügels) der Demokratischen Partei verbunden. Ohne diese organisatorische Anbindung an die Democrats wären Wahlerfolge eines explizit linken/sozialistischen Kandidaten in den USA ohnehin undenkbar.



      Aber das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Sanders immer nur ein kleines Wählerspektrum für seine Agenda mobilisieren konnte, selbst unter den (progressiven) Demokraten nur eine Minderheit.



      Wenn Sanders momentan in den Staaten landauf, landab die Säle füllt, liegt das ziemlich sicher am Versagen des demokratischen Establishments, eine Antwort auf die Trump-Keule zu finden, die derzeit durch die Staaten fegt.



      Und ja, Sanders ist in erster Linie persönlich glaubwürdig und authentisch, er gilt als nicht korrumpierbar - das zahlt bei den „kleinen Leuten“ in den Staaten vor allem auf sein Beliebtheitskonto ein, nicht dass er ein Sozialist ist.



      Und was können deutsche Linke nun von ihm lernen?

      • @Abdurchdiemitte:

        Naja, muss ich da leider antworten. Sanders war für deutsche Verhältnisse undogmatisch, in den USA galt er damals sogar den Demokraten als "Gott sei bei uns". Seine Primary Kampagne war dennoch unheimlich erfolgreich - getragen von Kleinspendern und vielen jungen Leuten. Meiner Ansicht nach wäre er der ideale Kandidat gewesen und hätte Trump als einziger schlagen können. Es kam anders: Sanders wurde nicht Kandidat und das lag sicherlich auch daran, dass die eigene Partei mit allen Kräften gegen ihn gearbeitet hat. Debbie Wassermann Schultz die Vorsitzende des DNC musste später zurücktreten, weil interne Mails bewiesen, dass das DNC Clinton bevorzugt hat. Übrigens mit wirklich allen, auch den schmutzigsten, Mitteln.



        Was können die Linken lernen? Sie könnten lernen, dass man sie vor allem für die Artikulierung von materiellen Belangen benötigt (also Machtfragen: Arm vs. Reich, Oben vs Unten). Wenn Sie versuchen auf mehreren Hochzeiten zu tanzen, wie zu Kipping-Zeiten, dann verlieren sie ihre Relevanz. Kulturell linke Themen könne die Grünen weit authentischer vertreten. Das heißt nicht, dass man sie nicht vertreten soll, nur, dass der Fokus immer klar sein muss.

  • Leider hat die Linke zur Zeit keine adäquaten Ideen, wie man die in der nahen Zukunft anstehenden Probleme lösen will. Bemerkenswert ist, dass die Mehrheit der (qualifizierten) Arbeiterschaft bereits zur AFD abgedriftet ist. Die Nationalsozialisten hatten es auch geschafft, diese v.a. durch die Verschleierung bestehender Widersprüche für sich zu gewinnen. Der Grundunterscheidung Kapital/Arbeit wurde zu einer Unterscheidung zwischen schaffenden/raffenden Kapital umgebogen. Damit hatte man einen Sündenbock (nämlich die Juden), die man als Verursacher des Elends anprangern und anschließend ausplündern konnte. Heutzutage hat man die Erwerblosen und Migranten, auf die man auch als prekär Beschäftigter herabsehen und eindreschen kann.

    Durch Digitalisierung und KI werden zahlreiche Jobs für sog. Geringqualifizierte wegfallen. Aufgabe der Linken kann nicht der reine Erhalt dieser Jobs sein, da diese nur die Existenz sichern, aber den tätigen Menschen geistig verkümmern lassen. Eine erneute Hinwendung zu K. Marx scheint nicht komplett verkehrt, denn der Kapitalismus sorgt für die Entwicklung der Technologie, die benötigt wird, um die Mehrheit der Arbeitenden von diesem Joch zu befreien.

  • Die Linke macht ihre Arbeit was die Themen Soziales, Bildung und Gewerkschaftsarbeit angeht von der Bilanz her sehr gut. Zumindest letzteres deutlich besser als die SPD, die an sozialem Profil sehr viel vermissen lässt und die "Genossen" der SPD, eher das Geschäfts- und Reichenklientel bedienen, als die untere Bevölkerung. Was mich persönlich in der Taz hier leider manchmal stört ist diese Fokussierung und das "Wehklagen" nach der alten Bundesrepublik und den "Volksparteien". Viele Politikwissenschaftler*innen sagen mit Recht das die Zeit der alten Volksparteien vorbei sei (kann man auch mit Recht so sehen). Stattdessen lieber mehr Bürgerbeteiligung durch Bürgerräte, mehr Lust auf politische Bildung und die Diskussion, mehr Empowernment-Ansätze um Menschen abzuholen für Politik. Man muss die Leute bzw. Bürger*innen mit einbeziehen, erst dann lässt sich Klimaschutz leben. Ist auch eine linke Kritik an Habeck. Habecks Ansätze mögen ehrenwert gewesen sein, aber sie taugen nicht für die praktische progressive politische Arbeit an der Basis. Deswegen ist Habeck mit seinen Ideen auch baden gegangen. Er hätte mehr auf politische Basisarbeit in der Bevölkerung setzen müssen.

    • @Hamburger in Istanbul:

      Ja, sehr gut analysiert, sehe ich (jetzt) auch so.

  • Guter Kommentar!

  • Folgender Artikel über linksextremistische Teile der Linken ist von 2013, also vielleicht sind diese Altlastenthemen und -gruppen weg, aber ich hätte das nicht mitbekommen.



    www.focus.de/magaz...rt_id_2414816.html

    • @Ciro:

      Der focus ist nicht gerade eine seriöse Quelle wenn es um die Linke geht.

    • @Ciro:

      Früher gab es ein Sprichwort: Nichts ist so alt wie die Zeitung von Gestern.



      Drei Jahre sind eine lange Zeit.



      Ich bin dieser Partei erst nach/ mit dem Weggang der Frau und ihres Gefolges beigetreten.



      Ja, ich wurde als Kind in die DDR verschleppt. Mehrfach zum Verwandtenbesuch kurz vorm Oderbruch und als Tourist.

      Nein, ich hätte da nicht unbedingt leben wollen.

      Ich würde eine, der Demokratischen Grundordnung verbundenen, linke Partei aber wirklich schmerzlich missen.

      Die Bewertung ist alt und auch noch vom Focus. Fakten am Arsch.

      Ich hoffe, ja erwarte eine selbstreflexion über die Vergangenheit. Der Parteiauschluss von Erich Honecker war gut aber nicht abschließend.

      Jung und naiv war ich mal in der JU/CDU/CDA. Incl. Vorstand.

      Helmut trat mit 'Time to say goodbye' in der Marburger Oberstadt auf, sein letzter Wahlkampf.

      Die Linke dürfte nun der Zeit zuwenden und verschleppte Diskussionen endlich anpacken und ihre Standpunkte besser formulieren. Aber hoffentlich ohne billigen Populismus.



      Vince Ebert hat mal ein Buch geschrieben, 'Denken Sie selbst, sonst tun es andere für Sie' o.Ä.

    • @Ciro:

      Helmut Markwort? Focus? Aus dem Haus, das "Debattenbeiträge" von Elon Musk druckt? Come on!

      Erster Fehler übrigens: "Mitgliederstarke Vereinigungen" - einfach mal googlen.

      Und dann natürlich: 2013.

      Wie lange wollen wir das Rote Socken- / DDR- / Putinnähe-Akkordeon noch spielen, bevor wir begreifen, dass es in einer Zeit beispielloser sozialer Zuspitzung eine ernsthafte, (bisher) nicht korrumpierbare soziale Partei gibt?

      • @Stavros:

        Ich halte Focus auch durchaus für konservativ-reaktionär. Aber die hier genannten relevanten Punkte sind ja Fakten, keine Meinungen. Diese Gruppen sind (oder, wenn wir Glück haben, waren) real. Und die Zeit? Egal, wenn es sie noch gibt.

        • @Ciro:

          Die Gruppen gibts, aber sie sind sehr klein. Die Linkspartei ist eben eine plurale Partei.

          Ich denke, es wäre auch ein Fehler der Linken, sich von der pluralistischen Bewegungslinken zu trennen.

          Niemand weiß, wie mögliche sozialistische Elemente der Zukunft unter den Bedingungen des Kapitalismus aussehen werden. Ich könnte mir z.B. vorstellen, dass mehr Daseinsvorsorge gemeinwirtschaftlich organisiert wird, aber ansonsten die freie Marktwirtschaft weiterläuft. Es gibt aber auch kulturelle Fragen, langfristige Perspektiven usw.

          In so einer Situation ist es wichtig, viele Sichtweisen zu diskutieren.

          Und ist die Einschätzung Kubas so falsch? Natürlich hat Fidel Castro bei Bildung und Gesundheit (geringere Kindersterblichkeit als in den USA!) viel erreicht und Millionen aus der Armut befreit. Er war auch ein Diktator, der politische Gegner unterdrückte, keine Frage.

          Mein Punkt ist: Einerseits im bestehenden System Verbesserungen durchzusetzen, andererseits auch grundsätzlich systemkritisch zu bleiben, ist doch eine Stärke der Linken.

          Ansonsten ginge sie den weichgespülten Weg der Grünen.

          • @Stavros:

            Sachliche Systemkritik ist für den Fortschritt wichtig, aber das Beschriebene ist ja gegenüber linken Diktaturen das Gegenteil.

            • @Ciro:

              Ja, da haben Sie Recht.

              Ich würde mich dann auch sehr kritisch damit auseinandersetzen.

              Dafür braucht die Linke eine gute, konziliante, eben demokratische Gesprächskultur - wobei es genau daran in der Vergangenheit oft haperte.

              Und natürlich transparente Entscheidungsfindungsprozesse, die alle mitnehmen.

  • Spot on! Mir fehlt lediglich die mittelfristige Perspektive entlang der Frage, was die Linkspartei mit den jetzt zur Verfügung stehenden Ressourcen tun kann, um Widerstand gegen die (FCK)AFD zu stärken. Schließlich gibt es auch in diesem Bereich Bedürfnisse der 50%, und die bisherigen Kanäle der Förderung zivilgesellschaftlicher Organisierung gegen Rechts werden systematisch trocken gelegt. Hier müsste die Linke eine neue Rolle finden, die über die gekennzeichnet parasitäre Haltung zu sozialen Bewegungen hinaus geht.

  • Man sollte vor allem auf den Erfolg bei jüngeren Leuten sehen. Die sind kritisch und wollen kein Dogma, wie es bei der Linken doch bislang noch immer durchschimmerte. Befreit von alten Dogmen kann man durchaus eine linke Realpolitik machen und damit auch indirekt die SPD in Zugzwang bringen.

    • @Kaffka:

      "Die" jungen Leute wählen aber auch zuverlässig jede Wahl anders. 2021 holte die FDP die meisten Erstwählerstimmen. Welches ist der Unfall?

      • @Normalo:

        Der Unfall ist das durch die 5% mehr bei den Linken 5% bei den Grünen gefehlt haben.

        Statt einer ziemlich wirkungslosen Linken Opposition könnte es jetzt Schwarz-Grün geben.

        Das mag für eine Linken Träumer nicht attraktiv gewesen sein aber es hätte unser Land weit mehr vorrangebracht als Schwarz-Rot und Linke Opposition!

        Wenn man sieht wie sehr die Grünen den Ausbau regenerativer Energien in den wenigen Jahren vorrangebracht haben dann ist es so traurig das jetzt zwei Parteien am Ruder sind die bisher immer als Bremser in diesem Bereich aufgefallen sind.

        Ich hoffe das die Linken sich so refomieren das eines Tages Grün-Rot-Rot oder auch Schwarz-Grün-Rot mal wieder eine realistische Alternative zu Verkrustungs "Gro"Kos wird.

  • Also da bin ich anderer Ansicht. Zum einen teile ich die Analyse nicht, dass ein "Sanders-Moment" und die Abspaltung von Frau Wagenknecht den neuen Zulauf erbracht hätten - ich denke diese Sicht versteht auch Sanders falsch. Sanders ist so erfolgreich weil er glaubhaft ist - weil er seit Jahrzehnten das selbe(!) fordert und über die selben Themen redet. Und genauso ist es mit der Linkspartei: Sie war erfolgreich (übrigens mit Frau W.) als sie ihre Rolle im Parteienspektrum noch eingenommen hat und Machtkonstellationen sowie die Themen Armut und Reichtum vertreten hat. Erst der identitätspolitische Schwenk hat den Niedergang hervor gebracht. Und just in dem Moment, in dem die Partei statt dieser kulturell linken Themen (die wichtig sein, aber nicht der originäre Markenkern der Linken), wieder materiell linke Themen in den Mittelpunkt gestellt hat, war sie wieder erfolgreich! Man möchte sagen: It's capitalism, stupid! Ähnlich verhält es sich mit NATO oder Aufrüstung in meinen Augen. Kein Mensch braucht eine Linke, die in diesen Fragen das selbe wie alle anderen Parteien predigt - die Linke wird für Antimilitarisierung und Entspannungslogik gebraucht - alles andere gibt es zur Genüge!

    • @Einfach-Jemand:

      Wo genau findet sich denn dieser angeblich so drastische "identitätspolitische Schwenk" in den Programmen der Linken? Das wurde ihnen immer vorgeworfen, aber nur mit wenigen Einzelbeispielen belegt. Die Linke ist ja gerade keine homogene Kaderpartei (mehr), da kommen viele Stimmen in die Öffentlichkeit. Kein Fehler aus meiner Sicht, der aktuelle Erfolg resultiert ja auch nicht aus dem Abschwören angeblich über-woker Tendenzen, sondern Fokussierung darauf, was immer deren Inhalte waren, und sich eben nicht länger auf identitätspolitische Nebelkerzen mehr einzulassen, weder durch die Wagenknechte von innen noch von aussen.

      • @Systemknecht:

        Sie haben Recht, dass das Programm davon weniger berührt war, als die alltägliche Parteiarbeit. Es entbrannte damals ein Streit zwischen zwei Fraktionen innerhalb der Linken. Es ging tatsächlich um die Frage: Was ist links? Die Fraktion um Katja Kipping hat diesen Machtkampf damals gewonnen. Dabei ging es um die Frage welche Themen im Mittelpunkt linker Kritik stehen sollten. Das Lager Wagenknecht hat eine materiell linke Ansicht vertreten: dass also der Fokus der Partei auf materiellen Fragen liegen müsse. Das Lager Kipping sah kulturell linke Themen als mindestens genauso wichtig: also Genderfragen, Gleichstellung der Geschlechter, sensible Sprache - diese Themen. Dieser Streit hat die Linke damals zerfleddert, und kristallisierte sich oft an Fragen der "richtigen Sprache". Erst die neue Parteiführung hat sich bei der letzten Wahl wieder voll auf diese linken Kernthemen gestürzt - also programmatisch, aber auch verbal diese Fragen hart in den Fokus genommen. Man war pragmatischer, was die kulturell linken Themen angeht in dem Sinne, dass sie einfach weniger wichtig, weniger artikuliert wurden. Und siehe da, es hat geklappt. Zumindest ist das meine Analyse.

    • @Einfach-Jemand:

      Stimmt!

  • Die Linke im Bundestag hat die allerallererste Gelegenheit, der CDU in den A… zu kriechen, genutzt und es ihr erspart, sich eine Mehrheit für ihre Kanzlerwahl bei den Faschisten zu besorgen.



    Eine solche Umfallerpartei kann bestenfalls die FDP ersetzen, braucht aber niemand.

    • @Tiene Wiecherts:

      Verstehe auch nicht das Problem, wenn man sich parlamentarisch konziliant verhält.

      Ich denke, faire demokratische Spielregeln sind bei allen Meinungsunterschieden eine schützenswerte Errungenschaft.

    • @Tiene Wiecherts:

      Mal davon abgesehen, dass weder die Union noch die SPD (die gibt's auch noch in der Koalition) auch nur die geringste Lust hatten, um der 24 Stunden willen die AfD zu hofieren: WOLLEN Sie schwarz-blau, oder ist das einfach nur Feindbildpflege?

      Aus meiner Sicht war das Mitstimmen für die schnelle Wahlwiederholung ein Zeichen von Politikfähigkeit. Die dauerhaft zu verweigern, kann eine Partei machen, reicht dann aber im Zweifel halt nur für 4,9 Prozent.

  • Die besten Chancen auf weitere Erfolge hat die Linke wahrscheinlich, wenn sie ganz praktische Politik für die "einfachen Leute" macht. Das sind diejenigen 50% der Bevölkerung, die über kein nennenswertes Vermögen verfügen, die zur Miete wohnen, die wichtige, aber schlecht bezahlte Jobs haben und denen es weh tut, wenn Mieten und Lebensmittelpreise stärker steigen als die eigenen Einkommen. Tatsächlich wären linke Lösungen für diese 50% sinnvoller und gewinnbringender als rechte. Aus der rechten Ecke wird man sich um die weniger begüterten 50% der Bevölkerung kaum kümmern, es wird von der AfD keine günstigen Mieten, höheres Bafög oder staatliche Hilfen zum Vermögensaufbau geben. Von CDU/CSU wahrscheinlich auch nicht und auf die SPD sollte man sich diesbezüglich ebenfalls nicht verlassen.



    Dass die Linke gegen Krieg und Rüstung ist - geschenkt. Rüstung ist für fast alle nur ein notwendiges Übel und aus wirtschaftlicher Sicht ein reines Draufzahlgeschäft. Die Römer haben aber bereits erkannt: Si vis pacem, para bellum.



    Erfolgreich ist die Linke vor allem mit ihrer Kommunikation (Social media, persönliche Gespräche etc.) und Angeboten, die alle nutzen können (z. B. Mietwucherrechner).

    • @Aurego:

      Sind Sie sicher, dass 50% der Bevölkerung in D über kein nennenswertes Vermögen verfügen, zur Miete wohnen und wichtige, aber schlecht bezahlte Jobs haben?

      Ich schätze diesen Anteil eher auf 20 Prozent.

      www.destatis.de/DE...1/PD25_036_63.html

      • @Tom Tailor:

        Jetzt kommen Sie doch nicht mit Fakten!



        Gefühlt haben fast 100% der Beschäftigten einen wichtigen Job und bekommen dafür zu wenig Entgelt.



        Auch wohnen in D tatsächlich verhältnismäßig viele Menschen zur Miete. Wie viele davon aber wahlberechtigt sind? – Keine Ahnung!



        Und zumindest glaubte unser Bundeskanzler mit seinem Privatjet auch, dass er zur Mittelschicht gehöre: Dann ist das Median-Vermögen doch mit Sicherheit nicht nennenswert.



        Aber im Ernst: Dafür zu sorgen, dass eine Mehrheit der Wahlberechtigten durch die eigene Politik mehr Geld in der Tasche hat, dürfte noch keiner Partei geschadet haben. Ob die Linke das hinbekommt? Mit Pazifismus und Anti-Fa-Romantik jedenfalls eher nicht.

    • @Aurego:

      Erfolg hat die Linke gerade im Unimilieu.

      Sie wirbt potentielle Grüne- Wähler ab.

      Vom Arbeitermilieu hat sich die Partei seit geraumer Zeit entfernt.

    • @Aurego:

      Ja, denke ich auch. Konzentration auf die "harten Themen" ist richtig.

      Militarismus-kritisch zu sein gehört auch dazu. Nichts gegen Landesverteidigung, aber der Rüstungsindustrie Milliarden hinterherzuwerfen und gleichzeitig Soziales, Wohnen und Bildung kaputtzusparen?

    • @Aurego:

      Das ist leider einer der absurden Punkte: die AgD wird von den erwähnten "einfachen Leuten" gewählt, obwohl sie gegen Bürgergeld, Mindestlohn, Mietbremse, Mehrbelastung der Reichen ist.

      • @Ciro:

        Die "einfachen Leute" bemerken leider erst, dass sie Rattenfängern hinterhergelaufen sind, wenn es schon viel zu spät ist, manche nicht einmal dann.

      • @Ciro:

        Ich finde das garnicht so absurd, denn die vermeintlich „einfachen Leute“ haben durchaus oft ihren Stolz und wollen eben gerade _keine_ Almosen oder das was ihnen wie solche scheint: Eben das erwähnte Bürgergeld, Mietbremse und steuerliche Mehrbelastung der Reichen, möglicherweise auch der staatlich festgelegte Mindestlohn…stattdessen wünschen sich diese „einfachen Leute“ ein faires und auskömmliches Gehalt und möglichst niedrige Steuern um ohne staatliche Hilfen selbstständig und in Würde ihr Leben selbst gestalten zu können…und nein, ich behaupte nicht dass die AfD dafür sorgen würde, aber die klassische linke Fürsorgepolitik ist einfach nicht jedermenschs Wunschtraum.

        • @Saile:

          Klassische linke Politik ist nicht Fürsorge, sondern Solidarität und Arbeitskampf.

      • @Ciro:

        Ja, weil die auf "Hass" setzten, das ist leider ein guter Motivator in schlechteren Zeiten. Und leider springen diejenigen die einfache Antworten suchen, da auch immer wieder drauf an.

      • @Ciro:

        AfD-Wähler kommen aus allen Schichten der Gesellschaft. Ihre Wähler sind vor allem Männer in der zweiten Lebenshälfte.

        • @Andreas J:

          Sie irren gewaltig. Die AfD lag bei den Wahlen 2024 bei 22%. Ich weiß nicht genau, wo bei Ihnen die zweite Lebenshälfte anfängt, deshalb ausführlich.



          Ergebnis Männer 18-24 Jahre: 25%



          25-34 Jahre: 26%



          35-44 Jahre: 27%



          45-59 Jahre: 23%



          60-69 Jahre: 19%



          > 70 Jahre : 10%



          Quelle:www.kas.de/documen....0&t=1742459597559

          • @Plewka Jürgen:

            Die aktuelle Lebenserwartung liegt in Deutschland bei 78,3 Jahren für Männer, die Hälfte währe dann rund 39 und wir haben eine zunehmend überalterte Gesellschaft.

        • @Andreas J:

          Ja, diese frustrierten Männer nach der Midlife-Crisis: nicht das gewünschte Weibchen abbekommen, die Kids benehmen sich auch daneben ... All das erinnert ein bisschen an Alfred Tetzlaff.

          • @Aurego:

            Frustrierte und unreflektierte Männer sind das Elend dieser Welt.

  • Ziemlich vereinfachte Darstellung zum Erfolg der Linkspartei bei der Bundestagswahl.



    Kein Wort dazu, dass die Linke bei den Jungwähler*innen bis 24 Jahre mit 26% stärkste Partei wurde und kein Wort dazu, dass rund jede dritte Frau unter 30 Jahren, sie gewählt hat.



    Zum Leitantrag: Warten Sie doch einfach mal die Diskussionen und Beschlüsse auf dem Parteitag ab.



    Fest steht allerdings, dass die Linkspartei nicht gut beraten wäre, den Bellizismus der Grünen zu kopieren.

  • "Linke haben dem außer Händeringen, Besserwisserei oder hilflos wirkender Verteidigung des Status quo meist wenig entgegenzusetzen."

    Wie wäre es denn mit wenigstens dem Anschein von Objektivität? Die Linke "verteidigt hilflos den Status quo"? In welcher Welt lebt der Autor?



    Die Linke ist die einzige Partei, die endlich vom Status quo weg will! Oder verwechselt er die Linke mit der sPD, auf die diese Kritik deutlich besser zutrifft?



    Tut mir leid, aber das ist so unterirdisch, dass selbst die BILD es nicht schlimmer hätte verzapfen können.



    Man kann ja anderer Meinung sein, und man kann sicher an den Linken Dinge kritisieren, sollte aber trotzdem nicht völlig den Realitätsbezug verlieren.

    • @Jalella:

      Bin total bei Ihnen. Ich habe die Linke gewählt, weil sie als ei zige nicht beim Geflüchteten- und Minderheitenbashing mitgemacht hat. Hoffe inbrünstig, dass das so bleibt. Wer soll sich denn sonst um die ganz unten kümmern, ohne sie gegeneinander aufzurechnen?

  • Die Linke hat eigentlich eine riesige Chance, vor allem die SPD hat ihr das Feld links der Mitte fast komplett überlassen. Die klassischen Themen der "kleinen Leute", Mieten, Arbeit, Rente, Gesundheit, Infrastruktur uswusf. sind aktueller denn je.



    Noch zieht der stupid-gestrige Nationalismus, u.a. der AfD, viele in seinen Bann, der Reiz die Uhr zurückzudrehen ist für viele zu groß. Hier eine menschlich-offene, auch gerne mal zuversichtlich-positive Gegenvision zu setzen wäre die Aufgabe einer modernen Linken. Die Themen sind oft noch die gleichen wie vor 50 Jahren, sie müssen aber heute von einer Linken anders beantwortet werden. Schafft sie das, kann sie bis weit in die Mitte ihr Wählerreservoir ausdehnen.

  • Ich bin mal gespannt, ob die Linke mehr kann, als nur „Gegen Amerika -Pazifismus“. Wäre die Partei wirklich willens und in der Lage auch gegenüber politisch befreundeten Bewegungen konsequent den Verzicht auf militärische Lösungen zu verlangen? Oder gäbe es dann im Zweifelsfall wieder einfach prinzipiell „gerechte Krieger“, weil es ja die „sozialistischen Brüder und Schwestern“ sind?

  • Ich habe bisher - nach Ausschlussverfahren - immer grün gewählt, obwohl ich nicht immer mit Allem einverstanden war, insbesondere das Versagen auf lokaler Ebene (Verhindern von Radwegen in Hamburg), aber auch das Versagen der "feministischen Aussenpolitik". Ich hatte da mehr erwartet, aber letztendlich bekamen wir eine schwache, inkonsistente Aussenministerin. Da hat Fischer vorgemacht, wie es auch gehen könnte ("Excuse me, I am not convinced"). So ein klares Statement (und Handeln) hätte ich mir bezüglich des Genozids im Gaza Streifen gewünscht, spätestens nachdem Israel seit März alle Hilfslieferungen verhindert, und den Gaza Streifen aushungert. Aber auch weit vorher gab es gute Gelegenheiten zu Zeigen, dass die deutsche Verantwortung in einem generell humanistischem Ansatz liegt. DAS sollte die Lehre aus dem 2ten Weltkrieg sein. Solidarität mir den Opfern...

    Nach dem Abgang von Wagenknecht tendiere ich erstmals mit ganzem Herzen zur Linken ... ganz sicher eine Leistung Reichinnek!

    Die Grünen in Holland haben eine Modernisierung geschafft, und ich sehe ähnliche Tendenzen bei den Deutsche Linken. Ich hoffe, das bleibt so bis zur nächsten Wahl.

    Meine Stimme haben sie dann!

  • Ich bin mir nicht sicher, wie eine tragfähige Strategie für die Linke (die Partei und die politische Linke insgesamt) wirklich aussehen kann, aber ich habe gewisse Zweifel daran, dass der hier anempfohlene staatstragende Habitus wirklich zielführend ist. Der Artikel spricht ja an, dass der Erfolg der Linken auch einer besonderen Konstellation geschuldet war; darauf, dass man bei den nächsten Wahlen wieder Glück hat, würde ich mich nicht verlassen – und selbst wenn: Wozu braucht man eine Linke, deren Politik sich nur in Nuancen von derjenigen „der Mitte“ unterscheidet (und das in einer Zeit, in der die sogenannte Mitte ihren eigenen Extremismus kultiviert)? Damit lässt man nicht zuletzt eine Luecke für diejenigen, die keine Scheu davor haben, als disruptive Kraft aufzutreten. Der Erfolg der radikalen Rechten ist auch (!) der Tatsache geschuldet, dass eine allzu domestizierte Linke eine virulente (und durchaus berechtigte) Unzufriedenheit mit dem Status quo nicht mehr kanalisieren kann.

    • @O.F.:

      Der "staatstragende Habitus" müsste lauten:



      "Verteidigt die Republik",



      denn die ist erstmals in der Geschichte seit 1949 ernsthaft bedroht. SPD, Grüne und CDU haben die Dringlichkeit in den letzten Jahren weder erkannt noch mit Entschiedenheit (!) reagiert.



      Durchzubuchstabieren, was das hieße, wäre eine spannende Aufgabe für die Linke.

  • Gute solidaridche Kritik. Leider wird die linke internationale Solidarität oft ideologisch hierarchisiert, d.h. konkret, die Solidarität mit dem leidenden Palästina hat Vorrang vor der Solidarität mit der überfallenen Ukraine. Wenn aber das Humanitäre Völkerrecht und die allgemeinen Menschenrechte zur Richtschnur für linkes Handeln würden, gäbe es die Hierarchisierung von Solidarität nicht mehr.

    • @Rinaldo:

      Diese Hierarchisierung des Leidens passt halt nur zu gut in das traditionelle antiimperialistische Weltbild (Ost wie West), von dem viele in der Linken (Partei wie Bewegung) einfach nicht lassen können.

  • Und dann die ewige Wirtschaftsfrage: Eine Linke muss in einem dynamischen, kompitativen und innovativen Wettbewerbsumfeld eine Erklärung finden.



    Spoiler: Anderen was wegnehmen oder sich aus dem Wettbewerb ausklinken ist nicht die Antwort!

  • "Gibt es defensive Rüstungskonzepte, um militärischen Schutz für Europa ohne USA zu schaffen?"

    Antimilitarismus ist aktueller denn je. Wie sinnvoll ist es bitte, in Zeiten des Klimawandels, der globale Kooperation erfordert, die Rüstungsblöcke hochzufahren?

    Außerdem haben wir ja gesehen, dass sich die hochgerüsteten Blöcke nach dem "Ende" des Kalten Krieges neue "Spielwiesen" in auch heißer Auseinandersetzung gesucht haben, man denke nur an Irak, Afghanistan und Russlands Abenteuer in Syrien und Afrika, kulminierend im Angriffskrieg gegen die Ukraine.

    Ein erster Punkt der Linkspartei wäre also: Europäische Verteidigung ja, aber keine weltweiten militärischen Interventionen (egal wie verlockend, egal wie moralisch aufgeladen).

    Der zweite antimilitaristische Punkt ist die gute alte Wirtschaftsanalyse: Wer profitiert? Wohin sind die Milliarden aus dem Sondervermögen geflossen? Sollten wirklich private Rüstungsunternehmen staatlich finanziert werden und damit jährliche Milliarden-Dividenden an die Aktionäre?

    Welche Interessenkonflikte birgt das?



    Gibt es hier andere Lösungen?



    Sollte ein systemrelevanter Bereich wie die Rüstung nicht besser staatlich organisiert sein?

  • Ja, die politischen Herausforderungen für die Linke sind schwindelerregend und der politische Abgrund des Scheiterns nach wie vor nah. Und letztlich läuft es auf Außen- und Sicherheitspolitik hinaus, wo sich - anders als in der Innenpolitik - ein Sowohl-als-Auch häufig nicht überzeugend formulieren lässt. Zumal man, wenn man den Druck auf Putins Russland erhöhen will, mit Gestalten, die wahrscheinlich auch nur der Schröder als lupenreine Demokraten bezeichnen würde (Stichwort: Modi) zusammenarbeiten müsste.

  • "Defensive Rüstungskonzepte". Die Sortierung von Waffen in böse Angriffswaffen und liebe Verteidigungswaffen war schon im Zeitalter von Schwert und Schild naiv und faktenfrei. Van Aken reinigt die Linke von dem Putinversteherimage? Widerlegt vom letzten Interview hier in der Taz. Es gibt nur genügend Wähler, denen das egal ist. Da trifft Ossi-Nostalgie auf "Waffen für El Salvador"-Pazifismus.

  • So lange die Linke sich nicht mit den Themen Industrie/Wirtschaft sowie NATO/Bundeswehr proaktiv aussöhnt und auf (durchaus Linkenniveau) Akzeptanz formuliert, die an die Mitte der Gesellschaft anschlussfähig ist, wird das schwierig mit der dauerhaften Etablierung oder Fortsetzung des aktuellen Höhenflugs.

    • @Tom Farmer:

      Vielleicht auch die Möglichkeit einer privilegierten Mitgliedschaft für Milliardäre…

  • Es wäre sehr wünschenswert wenn auch überaus unwahrscheinlich dass die Linke in der Aussen- und Sicherheitspolitik die notwendigen Konsequenzen aus der realen Bedrohung von Putins Imperialismus ziehen wird. Mehr als Lippenbekenntnisse zur Ablehnung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat es seit 2022 nicht gegeben und allzu schnell schließt sich dann bei allzuvielen Linken die Ausrede an dass die Ukraine, die USA, die NATO irgendwie doch schuld sind. Wer Putins offensichtliches Ziel einer Imperialistischen Vernichtung der ukrainischen Unabhängigkeit nicht als solches erkennen und benennen will weil es nichts in Weltbild passt macht sich selbst blind und mitverantwortlich bei der Desinformationskampagne des Kremls. Auch der im Linken Diskurs vorherrschende Glauben an die Methoden der Friedenspädagogik ist hier gänzlich ungeeignet. An diesem Krieg ist nur einer Schuld. Putin und der will seit drei Jahren keinen Frieden. Wer es ablehnt die Ukraine militärisch zu unterstützen der lehnt das Recht auf Selbstverteidigung ab und liefert die Angegriffenen der nicht vorhandenen Gnade des Aggressors aus.

  • Der Komplex aus Lumpenpazifismus, Kreml-Connection und SED-Vergangenheit ist wahrscheinlich das größte Hindernis für die Linke auf dem Weg zu ernsthaften Mitbestimmungsmöglichkeiten.



    Es ist schön zu sehen, wie sich dieser Knoten nach Wagenknechts Exitus zu lösen beginnt. Hier muss man das Ausbleiben von neuerlichen russisch-imperialistisch geprägten Leitanträgen als Erfolg sehen. Ich hoffe nur es geht in ausreichendem Tempo weiter – die Welt dreht sich unaufhörlich.

    • @metalhead86:

      "Hier muss man das Ausbleiben von neuerlichen russisch-imperialistisch geprägten Leitanträgen als Erfolg sehen."

      Neuerlich? Wann soll es diese Leitanträge gegeben haben?

    • @metalhead86:

      Ich halte es für überaus wahrscheinlich dass die Linke die Realität des Russischen Imperialismus und die daraus folgenden notwendigen verteidigungspolitischen Konsequenzen weiterhin konstant ausblenden und am unbedingten Pazifismus festhalten wird. Dies hat zudem mindestens drei parteipolitische Vorteile: Erstens kein erneuter Grundsatzkonflikt bei dem die Partei in der Gunst der Wählerinnen nur verlieren kann. Zweitens liefert das pazifistische Dogma eine Begründung für den unverzichtbaren Anspruch moralischer Überlegenheit der Linken über alle anderen Parteien. Drittens Die unbedingte Ablehnung aller Militäreinsätze der Bundeswehr, jeder Waffenlieferung oder Rüstungsausgaben ist der einfachste Weg um sicherzustellen dass die Linke niemals im Bund koalitionsfähig wird. Dass Idealbild der Linken wie sie reale politische Entscheidungen beeinflussen können bleibt effektiv dass einer Opposition die von der Regierung immer wieder für Einzelfragen gebraucht wird aber sich nicht selbst die Hände schmutzig machen muss.

    • @metalhead86:

      Exodus, nicht Exitus. Wagenknecht ist nicht gestorben.

  • Also da bin ich ganz anderer Ansicht. Zum einen teile ich die Analyse nicht, dass ein "Sanders-Moment" und die Abspaltung von Frau Wagenknecht den neuen Zulauf erbracht hätten - ich denke diese Sicht versteht auch Sanders falsch. Sanders ist so erfolgreich weil er glaubhaft ist - weil er seit Jahrzehnten das selbe(!) fordert und über die selben Themen redet. Und genauso ist es mit der Linkspartei: Sie war erfolgreich (übrigens mit Frau W.) als sie ihre Rolle im Parteienspektrum noch eingenommen hat und Machtkonstellationen sowie die Themen Armut und Reichtum vertreten hat. Erst der identitätspolitische Schwenk hat den Niedergang hervor gebracht! Und just in dem Moment, in dem die Partei statt dieser kulturell linken Themen, wieder materiell linke Themen in den Mittelpunkt gestellt hat, war sie wieder erfolgreich! Man möchte sagen: It's capitalism, stupid! Ähnlich verhält es sich mit NATO oder Aufrüstung in meinen Augen. Kein Mensch braucht eine Linke, die in diesen Fragen das selbe wie alle anderen Parteien predigt - die Linke wird für Antimilitarisierung und Entspannungslogik gebraucht - alles andere gibt es zur Genüge!

  • "Das sind schwierige Fragen für eine Partei, der Pazifismus oft als Fetisch dient..."



    Den Job macht van Aken doch ganz gut. Er bedient eben nicht diesen Fetisch und bleibt gleichzeitig auf Distanz zur Mitte. Dass jetzt gefordert wird, die Linke müsse realistischer werden, ist das alte Spiel des Mainstreams, einhegen, verwässern und untergehen (lassen).

    • @nutzer:

      Bei dem Thema Pazifismus eiert van Aken doch nur rum.

      Antworten hat er nicht.

      Offensichtlich will er niemanden vertreten.

      Ob man das nun als guten Job betrachten muss, weiß ich nicht.

      Aber ich weiß, dass ich niemanden für den Bundestag wähle, der außenpolitisch ein Überraschungsei ist.

    • @nutzer:

      Danke, so sehe ich das auch. Im Text wird gar nicht in Betracht gezogen, dass ein Teil der Bevölkerung eben nicht mehr Politik der Mitte mittragen will und der Autor fordert eine Hinwendung zu eben dieser. Welche Partei ausser der Linken verspricht eine Verbesserung der Lebensumstände für die mittleren und unteren Einkommen?



      Er selbst fordert ein neues Denken in der Linken in Bezug auf die Sicherheitspolitik, wobei doch sein eigenes Denken seit dem Amtsantritt von Trump überholt ist.



      Friedensverhandlungen sind in meinen Augen Pragmatismus, anstatt weiterhin vollmundig jede Unterstützung zuzusagen für die eigene Wählerschaft, um dann die Ukraine am langen Arm verhungern zu lassen. Das gehört ja auch zur Wahrheit, die Parteien der Mitte haben nicht, wie versprochen geliefert.

      • @Moritz Pierwoss:

        "Welche Partei ausser der Linken verspricht eine Verbesserung der Lebensumstände für die mittleren und unteren Einkommen?"

        Ich würde sagen, JEDE Partei verspricht das. JEDE Partei meint, dass sie die Lösung dafür hat.

        Sie, Herr Pierwoss, sehen die richtige Lösung bei den Linken.

        Welche Partei verspricht Krieg, Ungerechtigkeit und wirtschaftlichen Abstieg? Es sind hier nur persönliche Überzeugungen, wie Probleme gelöst werden. Und ich kann keine Lösung in tax the rich sehen, wenn van Aken die Reichen bei 250000 Euro "Vermögen" beginnen sieht und über Erbschaftssteuer enteignen will. Das sind als Immobilien Bruchbuden, das sind als Unternehmen nicht zukunftsfähige Schrotthaufen. Mietpreisdeckel ist eine Forderung von Leuten, die keinen Nagel in die Wand schlagen können. Wir müssen günstigen heizkostengünstigen Wohnraum schaffen. Aber es gibt auch kein Menschenrecht auf billige, von der Allgemeinheit subventionierte Miete in bester Berliner Lage.

  • Gute Einschätzung.



    Zudem muss die Lücke gefüllt werden, die die spd seit Jahrzehnten gerissen hat.



    Besonders ein gerechtes Steuersystem wurde von ihr zwar im Wahlkampf immer auf Plakaten gefordert, aber NIE angegangen- auch und gerade unter spd Bundeskanzlern nicht.

    DAS ist die eigentliche 'Neue Soziale Frage' die die Linke klug und evidenzbasiert beantworten könnte und muss.



    Denn Reiche und multinationale Konzerne zahlen legal fast keine Steuern.

  • Danke für diesen Kommentar. Die Linke muss sich eindeutig gegen jegliche Art von Faschismus und Imperialismus positionieren. Egal, ob er gerade in den USA, Russland oder sonst wo praktiziert wird. Die alte Ost-West-Welt existiert nicht mehr.

  • "Diese wundersame Rettung (der Linken) war hart erarbeitet und Ergebnis eines glücklichen Timings"



    Wohl wahr, wohl wahr - Schwerdtner, van Aken, Reichinnek und März führt der Artikel ja schon auf, die alle ihren gehörigen Beitrag relativ zeitnah geleistet haben - mir fehlen da aber noch Scholz, Habeck und Baerbock 🤷‍♂️



    Weil Scholz sich als Klimakanzler bewarb, dann aber nichts fürs Klima tat und sich zum Ende hin als Abschiebekanzler gerierte, weil Habeck im Endspurt des Wahlkampfs mit seinem '10-Punkte-Plan' warb, der quasi CDU light war und weil Baerbock statt umweltschonend nur im Regierungsflieger durch die Gegend düste, sich über Nachtflugverbot hinwegsetzte für einen 180km Flug von Frankfurt nach Luxemburg oder durch Barfußphotos in der Südsee und horrende Friseurrechnungen auffiel...



    Da kam schon allerhand Unfähigkeit zusammen - davon profitierte Die Linke - aber auch massiv die AfD - auch das wird im Artikel übergangen.



    Das Versagen und Fehlverhalten der Mitte schwemmte massiv Wähler an die politischen Ränder.

    • @Farang:

      Was hat der März damit zu run? Die BTW war im Februar.

    • @Farang:

      "Das Versagen und Fehlverhalten der Mitte schwemmte massiv Wähler an die politischen Ränder."

      Ihre und die immer wiederkommende Gleichsetzung "der Ränder", Linkspartei und AfD, ebenso die "Verherrlichung" einer angeblichen Mitte, die sich schon lange auf dem Weg nach rechts bewegt, ist apolitisch und falsch.

      • @X-Berger:

        Könnte vlltt jemand ein Lied schreiben/komponieren:



        Vorschlag:



        „Was nützt der AfD? Was nützt der AfD?



        Egal, was jemand tut in D - Es nutzt der AfD.



        Und wenn mensch etwas sagt -



        Und wenn mensch etwas sagt -



        Egal, ob er vielleicht nur fragt:



        Es nutzt der AfD"



        --



        (Ein Schneider fing 'ne Maus, Akademische Festouvertüre -



        Johannes Brahms)