Neue Coronamaßnahmen: Endlich ein echter Lockdown

Die Zögerer und Zauderer haben sich durchgerungen. Alles andere als der jetzt beschlossene Maßnahmenkatalog wäre schlichtweg nicht kommunizierbar gewesen.

Hand hält Sauerstoffmaske

Zu viele Menschen ringen um Luft und Leben Foto: dpa

Puuuuuhhhh. Ich muss erst einmal erleichtert durchatmen. Aufatmen, dass angesichts der vielen Menschen, die um Luft und Leben ringen, endlich der harte Lockdown kommt. Diese Vernunft hätte man den MinisterpräsidentInnen im Ringen mit der Kanzlerin gar nicht mehr zugetraut. Wochenlang wurde gezögert und gehadert, während die Coronazahlen stiegen und immer mehr Menschen mit Lungenproblemen auf den Intensivstationen die Luft ausging. Keiner wollte die schlechte Nachricht überbringen: Lockdown an Weihnachten.

Und jetzt das: Am Sonntag hat sich die Runde der Zaudernden doch noch zu einer klaren Ansage durchgerungen. Ein Lockdown, der seinen Namen verdient und schon ab Mittwoch gilt. Der Handel ist weitgehend dicht – und das vor Weihnachten. Schulen und Kitas werden geschlossen. Selbst Silvester wird ein echter Knaller, weil Feuerwerk zwar nicht verboten wird, aber es nirgendwo Raketen und Böller zu kaufen geben wird. Stille Nacht!

Danke!

Das muss man so klar auch mal sagen.

Klar sagen muss man allerdings auch: Angesichts von mittlerweile weit über 400 Coronatoten Tag für Tag, angesichts der zunehmend kritischen Lage in den Kliniken, angesicht der dramatischen Folgen der Pandemie für Handel, Wirtschaft, Kultur, angesichts des unüberhörbaren Unverständnisses, das sich in den letzten Tagen in Kommentaren in den Medien, LeserInnenreaktionen, bei Gesprächen unter Kita-Eltern und in der Bäckerschlange so breitmachte, dass selbst diejenigen, denen dieses Corona-Dingens nur noch auf den Senkel geht, nach Konsequenzen riefen. Angesichts dieser wirklich drängenden Lage wäre alles andere als der jetzt beschlossene Maßnahmenkatalog schlichtweg nicht kommunizierbar gewesen.

Die Coronapandemie geht um die Welt. Welche Regionen sind besonders betroffen? Wie ist die Lage in den Kliniken? Den Überblick mit Zahlen und Grafiken finden Sie hier.

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Und nun? Wird jetzt alles gut? Nein, das kann niemand garantieren. Nur die Wahrscheinlichkeit, dass die Zahl der Neuinfektionen im Januar auf ein halbwegs bewältigbares Maß sinkt, ist hoch.

Die Nebenwirkungen? Ja, die sind mindestens genauso sicher. Aber ob mit oder ohne Lockdown: Das Land, die Welt wird anders aussehen nach der Pandemie. Viele Geschäfte, viele Kultureinrichtungen werden es nicht überleben. Vor allem aber: viele Menschen. Diese Pandemie ist eine Naturkatastrophe. Aber ihre Wirkung kann eingedämmt werden, indem die Gesellschaft innehält.

Wie wäre es, wenn die Einzelhändler eine hoffnungstiftende Parole ausgäben: Ostern wird das neue Weihnachten! Alle, die jetzt keine Präsente kaufen, können dann ja umso fetter schenken. Zum Fest der Wiederauferstehung – auch für die Wirtschaft. Jetzt aber gilt erstmal: Bleiben Sie zuhause. Bleiben Sie gesund.

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Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Twitter: @gereonas Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de Foto: Anke Phoebe Peters

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