Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen: Tempolimit lohnt sich
Volkswirtschaftlich wäre es sinnvoll, die Geschwindigkeit auf Autobahnen auf 130 Kilometer pro Stunde zu begrenzen. Das zeigt eine neue Studie.
![Ein mann hält ein Schild mit der Aufschrift "130" Ein mann hält ein Schild mit der Aufschrift "130"](https://taz.de/picture/6221215/14/Tempolimit-Autobahn-1.jpeg)
Besonders der eingesparte Treibstoff spielt der Studie zufolge eine Rolle: Fahrer:innen würden durch ein Tempolimit Kraftstoff im Wert von insgesamt 766 Millionen Euro pro Jahr sparen. Ins Gewicht fallen aber auch andere Faktoren: weniger Unfälle, geringere Lieferkettenkosten und Einsparungen bei der Infrastruktur seien neben dem Klimaschutzeffekt relevant, heißt es in der am Freitag bekanntgewordenen Studie, die im Fachjournal Ecological Economics veröffentlicht wurde.
Deutschland ist eines der wenigen Länder der Welt, in dem es keine allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen gibt. Eines der Hauptargumente dafür ist laut den Autor:innen, dass niedrigere Geschwindigkeiten Kosten für die Reisezeit verursachten, die nicht durch Vorteile wie eine Verringerung der Treibhausgasemissionen aufgewogen würden. Aus Sicht der Autor:innen ist das irreführend.
Auch ohne Emissionseinsparungen ergebe sich ein Wohlfahrtsgewinn von 660 Millionen Euro jährlich. Die Expert:innen bewerten das Tempolimit daher als Win-win-Situation: Gut fürs Klima und mit erheblichem Gewinn für die Gesellschaft.
Tempolimit ist „volkswirtschaftlich sinnvolles Vorgehen“
Die Experten aus Deutschland, Schweden und Kanada stützten sich den Angaben zufolge auf öffentlich zugängliche Daten. Mithilfe einer Kosten-Nutzen-Analyse ermittelten sie demnach die Auswirkungen eines Tempolimits auf Reisezeiten, Treibstoffverbrauch und -subventionen, Lieferketten, Infrastrukturausbau und -unterhalt sowie Unfälle, ferner Landnutzung, Emissionen von Luftschadstoffen und Treibhausgasen. Dabei berechneten sie, welche ökonomischen Schäden und Vorteile dadurch entstehen würden.
Aus Sicht von Udo Becker vom Institut für Verkehrsplanung und Straßenverkehr an der TU Dresden, der selbst nicht beteiligt war, bezieht die Studie alle wesentlichen Wirkungen eines Tempolimits ein. „Um die Klimaprobleme ebenso wie die Flächenverbrauchs-, Abgas- und Lärmprobleme des Verkehrs zu reduzieren, ist ein Tempolimit auf Bundesautobahnen damit ein volkswirtschaftlich sinnvolles Vorgehen“, sagte Becker.
Auch Felix Creutzig vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) in Berlin nannte die Annahmen und Methodik seiner Fachkolleg:innen plausibel. Die Annahmen seien konservativ getroffen, insbesondere bei den sozialen Kosten der CO2-Emissionen.
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