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Generationenkonflikt in der KlimadebatteDas Schweinsbraten-Syndrom

Die Generation Boomer sucht nach Lösungen für die Klimakrise im eigenen Konsumverhalten. Jüngere betrachten das große Ganze.

Eine Protestaktion der „Letzten Generation“ Anfang Juli in Berlin Foto: Christian Mang

Wenn ich mit Boomern über die Klimakrise spreche, fühle ich mich oft an den Familienesstisch meiner Jugend zurückversetzt. Dort sprachen wir mit den Eltern über die Erderhitzung als Konsumthema – es ging etwa um unsere Ernährung oder um das Fliegen. Die beste Lösung schien es zu sein, den klimaschädlichen Konsum runterzuschrauben.

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Wenn ich mich im Freundeskreis umhöre, gewinne ich den Eindruck, dass die vermeintliche Klimalösung meiner Familie stellvertretend für die vieler weiterer bürgerlicher Familien mit Boomereltern steht – und, bis zu einem gewissen Punkt, für die von Boomern allgemein.

Ein weiteres Beispiel: Ende letzten Jahres erschien eine Klimakolumne in der taz, in welcher ein 54-jähriger Kollege seine Liebe für Schweinsbraten beschrieb. Die Kolumne beginnt mit zwei Paragrafen Essenspornografie für Fleischliebhaber:innen, danach wiegt mein Kollege seine Konsumentscheidungen gegeneinander auf: keinen Führerschein und fair produzierte Unterwäsche, aber dafür Schweins­braten. Er möchte suggerieren, so meine Interpretation, dass er, wie wir alle, nicht perfekt ist.

Für mich ist die Frage, ob man noch in Frieden Steak genießen darf, wenn man sich dafür anderweitig engagiert, die falsche. Sie ist eigentlich unbedeutend. Wenn ich an die Klimakrise denke, kommen mir weder Schweinsbraten noch nachhaltige Mode als Erstes in den Sinn. Ehrlich gesagt, denke ich dann gar nicht so sehr an mich selbst. Und das liegt nicht daran, dass ich mir nie Gedanken über meinen zu großen ökologischen Fußabdruck mache.

Der Globale Norden lebt über die ökologischen Verhältnisse

Ich bin 1995 geboren, für Menschen wie meine Eltern macht mich das zum Millennial oder Gen-Zler, aber auf jeden Fall zugehörig zur „Generation Klima“. Meine Top 3 Klima-Buzzwords sind multinationale Großkonzerne, Globaler Norden, Top 1 Prozent der Bevölkerung. Multinationale Großkonzerne profitieren von den globalen Freiräumen für extraktiven, umweltverachtenden Kapitalismus.

Der Globale Norden lebt über seine ökologischen Verhältnisse, ist historisch wie aktuell zum großen Teil für die Klimakrise verantwortlich. Die Reichsten der Reichen? Sie stehen symbolisch wie real für einen ökologisch entkoppelten, zerstörerischen Lebensstil. Hier sollte Klimaschutz anfangen.

Deutlich lassen sich die unterschiedlichen Blickwinkel auf die gleiche Krise auch anhand des Buchs „Noch haben wir die Wahl“ erkennen. Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer (24) und Bernd Ulrich (61), stellvertretender Chefredakteur der Zeit, nehmen die Klimakrise als Anlass für ein gedrucktes Gespräch.

Ulrich, als Repräsentant der Boomer-Generation, spricht in seiner „Klimabiografie“ zwar über seinen „Friedens-/Umwelt-/Anti-AKW-“Aktivismus, doch vor allem schildert er sein Konsumverhalten. Er beschreibt seine „Volvo-Phase“, in der er zu viel geflogen und gefahren sei, noch dazu viel gekauft habe. Später habe er seinen Lebensstil zurückgeschraubt, sei kleinere Autos gefahren, habe sich ökologischer ernährt und nachhaltigere Kleidung getragen.

Jede Generation führt ihre eigenen Debatten

Ulrich bereut, dass sein Lebensstil zur Klimakrise beigetragen hat. Neubauer hingegen widmet sich nach einem kurzen Abriss ihrer emissionsstarken Jahre direkt den großen Themen. „Es ist für mich immer noch eine offene Frage, was genau die Rolle der Privilegierten ist, auf dem Weg Richtung Klimagerechtigkeit“, schreibt sie, als Ulrich sie auf ihre Klimabiografie anspricht.

Neubauer stellt ihr Konsumverhalten, anders als Ulrich, nicht in den Mittelpunkt. Möchte sie uns etwas verheimlichen? Ich glaube nicht. Die eigene Konsumvergangenheit, so scheint es mir, erkennt sie an, sogar als weltanschauungsverändernden Faktor. Aber sie hält sich nicht damit auf. Ich denke, dass sie es für unnötig hält, denn die entscheidenden Fragen und Lösungen sind andere.

Hier führen verschiedene Generationen unterschiedliche Debatten über die gleiche existenzielle Krise. Wir sprechen aneinander vorbei

Und hierin besteht der Unterschied, der Konflikt, wenn man so will. Für die ältere Generation ist der eigene Konsum das Ventil der Veränderung. Es ist ihr individueller, reflektiver Check, ob sie sich genug fürs Klima engagieren. Jede Generation führt ihre eigenen Debatten, das ist normal. Doch hier führen verschiedene Generationen unterschiedliche Debatten über die gleiche existenzielle Krise. Wir sprechen aneinander vorbei.

Dabei unterscheiden sich Begriffe und Meinungen zum Thema Klima auch innerhalb meiner Generation gewaltig. Neubauer und Ulrich fassen diese Meinungsheterogenität in ihrem Buch treffend zusammen: „Fürs Klima sein ist in etwa so wie Demokratie gut finden.“ Will heißen: Fast je­de:r ist dafür, aber dieses „Dafür-sein“ muss man auch erst mal mit Leben füllen. Da gibt es große Kontraste.

Boomer haben den Großteil der politischen Macht

Doch beim Mittel der Wahl, um Veränderung herbeizuführen, ist meine Generation sich weitestgehend einig: Wir gehen auf die Straße, wenden uns mit unseren Ideen und Forderungen an eine möglichst breite Öffentlichkeit, einige leisten zivilen Ungehorsam. Diejenigen, die das nicht machen, verurteilen den Protest nur selten.

Wir versuchen natürlich auch, unseren Lebensstil den Klimarealitäten anzupassen, aber vielen ist klar, dass das nicht zu den großen, schlagartigen Veränderungen führt, die die Welt jetzt braucht. Der Fokus liegt nicht bei uns selbst, sondern bei den Mächtigen.

Diese generationell unterschiedlichen Assoziationen zur Klimakrise stellen junge Menschen vor ein großes Problem. Denn politische Entscheidungsprozesse funktionieren in Deutschland besser, wenn sie auf die Gedankenwelten und Weltanschauungen der älteren Generationen zugeschnitten sind. Exemplarisch dafür steht das Bundeskabinett von Olaf Scholz: Den Kanzler in diesem Fall ausgenommen, hat die Truppe eine Altersamplitude von 18 Jahren. Das jüngste Kabinettsmitglied Annalena Baerbock ist 41 Jahre alt, Karl Lauterbach mit 59 Jahren das älteste.

Noch dazu liegen 10 von 16 Kabinettsmitglieder alterstechnisch eng beieinander, doppelt vertreten ist das Alter 51, 52, 53, 54 und 56. Diejenigen, die älter sind, wie Scholz (63) und Steinmeier (66), haben, letzterer eher theoretisch, noch mehr Macht. Die Statistiken lesen sich wie ein bauchiges Bierglas: Unten ist wenig Platz, ab der Hälfte öffnet es sich. Ganz oben wird das Glas wieder ein wenig schmaler. Ein Großteil der politischen Macht verteilt sich auf die gleiche Altersgruppe.

Die Jungen haben recht

Nun dreht es sich in der Bundespolitik nicht um individuelles Konsumverhalten innerhalb des gesetzlichen Rahmens, sondern um den gesetzlichen Rahmen für individuelles Konsumverhalten. Aber, so meine Erfahrung, in den Köpfen der Generation, die diesen Rahmen bestimmt, ist das private Verhalten als Klimalösung hoch im Kurs.

Vielleicht erklärt sich so, warum Bundesagrarminister Özdemir ein fünfstufiges, informatives Fleischlabel einführen möchte, an dem sich Ver­brau­che­r:in­nen orientieren können, aber systematische, effektive Klimalösungen wie der Kohleausstieg für das Jahr 2038 geplant sind und damit viel zu spät.

Ob es nun ein Generationenkonflikt ist oder nicht, in diesem Fall haben die Jungen recht. Das Konsumverhalten sollte nicht Kern der Klimadebatte sein. Das Schweinsbraten-Syndrom der älteren Generationen verhindert bei vielen, die Klimakrise über das eigene Leben hinaus zu denken. Doch genau das sollten wir.

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53 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Moderation , Moderator

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • Nu, seit immer, oder konkreter, der Nachkriegszeit waren Ältere an den Entscheidungshebeln, nur das sie da nicht Boomer hiessen. Jüngere wussten zum jeweiligen Zeitpunkt auch immer alles besser und hatten zu einigen Zeitpunkten mit erheblichen Zukunftsängsten zu kämpfen. Ältere haben sich vom Sonntagsbraten losgemacht, dann vom Mettigel und jetzt eben vom Schweinebraten.



    Das heisst nicht, dass es immer so sein muss, aber Jugend allein ist kein Kriterium für eine gute, zukunftsgerichtete Politik - oder wo gibt es Beispiel dafür?



    Im Gegenteil, wieviel ehemalige, logischerweise junge, Juso Vorsitzende wurden mit der Zeit von der Realität eingeholt und sind zu echten oder virtuellen Boomern geworden? Alle?

  • Das Älterwerden hat auch Vorteile.

    Mit zunehmender realer Lebenserfahrung hat man auch zunehmend Gelegenheit diese als Grundlage des eigenen Handelns zu definieren.

    Dazu gehört auch die Erkenntnis dass "gesellschaftliche Verantwortung" sehr oft bedeutet dass sich niemand konkret verantwortlich fühlt, persönliche Einschränkungen in Kauf zu nehmen, um ein angestrebtes Ziel zu erreichen.

    Dann schon lieber die Beschränkung vieler Einzelner auf ihr persönliches Umfeld um dort real und konkret kleine Schritte zu gehen.

    Und das können nicht nur "Boomer", sondern auch nachfolgende Generationen.

  • Ich gehöre zur Generation der Boomer: Im ‚Großen und Ganzen’ wird es ohne ein gerüttelt Maß an Planwirtschaft nicht gehen.



    Darüber hinaus geht es für den Großteil der Bevölkerung ganz problemlos ohne Blechkiste, den übelsten und gleichzeitig überflüssigsten Konsumartikel von allen.



    Unsere Familie hat seit Generationen, genauer seit 1972, kein Auto mehr. Erst 7köpfige dann zweimal 4köpfige Familien, Wohnorte von Klein- bis Großstadt alles dabei. Geht ohne Problem.

  • Während man das große Ganze betrachtet, kann man gleichzeitig auch den eigenen Konsum kritisch betrachten und deutlich reduzieren. Mir ist die Betrachtungsweise des Autors zu schlicht. Gedankenloser und/oder egoistischer Konsum findet sich außerdem bei den sog. Boomern genauso wie bei den jungen Menschen. (Letztere scheinen z.B. mit ihren digitalen Endgeräten regelrecht verwachsen zu sein - schon mal über den Energiebedarf nachgedacht?)



    Solange sich Konsumenten finden - egal, ob jung oder alt - für die Erzeugnisse der multinationalen Großkonzerne, solange auch Kleinaktionäre Anteile an klimaschädigenden Unternehmen halten, solange klima-ignorante Parteien gewählt werden und vor allem solange wir immer einen Grund finden, unseren ganz privaten Konsum nicht zu reduzieren, solange wird sich nichts ändern.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Wer nicht über Schweinebraten reden will, muss über Schweine sprechen. Und über Anton Hofreiter. – Wegen det große Janze.

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Ähm, was war die Aussage nochmal?



      Ausser dass Anton Hofreiter kein Schwein ist, was ja naturgegeben so ist.



      Wegen det kleene Halbe.

  • Mich haben die Gedanken von Enno Schöninch schon sehr überrascht. Überrascht im positiven Sinn, weil sie mir die Sichtweise jedenfalls eines Teils der jungen Generationen zum Klimawandel in Bezug auf das individuelle Verhalten mitteilen. Weil ich „stramm“ auf die Siebzig zu gehe, ist das allein schon wichtig. Und ich merke auch, dass ich in Sachen Klimawandel und Klimapolitik halt nicht so gut informiert bin. So ist mir die Position, die Enno Schöninch einnimmt, auch entgangen. Die verblüfft mich nun regelrecht. Ich glaubte, gerade große Teile der jungen Generation (wie gesagt, Schöninch spricht selbst von Unterschieden innerhalb seiner Generation) würde individuell Wert auf die persönliche Gestaltung ihres individuellen Lebensstils als einen umweltverträglichen legen. Und ich meine das auch nach dem Lesen des Artikels „irgendwie“ immer noch. Vielleicht beziehen junge Menschen da sozusagen intuitiv Position, ohne dass sie das als etwas Besonderes wahrnehmen? Ich meine z. B. zu beobachten, dass junge Menschen bewusst großen Wert auf gesunde Ernährung legen. Weniger Fleisch oder gar keines u. v. a. m. Das Umweltbewusstsein ist dafür also längst nicht die erste Begründung. Ihr Verhalten kommt der Umwelt aber zu Gute. Das Auto als Gebrauchsmittel und vor allem Statussymbol und Erwachsenenspielzeug hat bei vielen Jungen längst nicht mehr die Bedeutung wie bei den Genrationen zu vor. So eine Karre wird mehr als Klotz am Bein erlebt. Am besten, man hat gar keine. Auch da spielen Umweltfragen vielleicht nicht die erste Rolle, spielen aber mit hinein.



    Und natürlich geht man Fastfood essen. Hat aber bewusstere gesundheitliche Ansprüche daran, die von den Anbietern erfüllt werden (vegan, vegetarisch, u. m.). Da erlebe ich dann so etwas wie dieses graduelle Abstufen einzelner Verhaltensweisen, wie sie Schöninch bei einem „älteren Semester“ beobachtet. Ohne dass ich das als Vorwurf meine! Spricht man also tatsächlich nur aneinander vorbei, wenn es um den Klimawandel geht?

    • RS
      Ria Sauter
      @Moon:

      Was ich so sehe, sind viele Menschen beider Generationen,bezüglich des Klimawandels, ignorant.



      Kann leider sehr oft zuschauen, wer auf die am Kai liegenden Kreuzfahrtschiffe geht.



      Es sind alle Altersstufen.



      Auf Bildern von Flughäfen sieht es nicht anders aus.



      Es gibt jetzt auch schon spezielle Kreuzfahrten für Veganer.



      Es ändert sich nichts.

  • "Der Globale Norden lebt über seine ökologischen Verhältnisse, ist historisch wie aktuell zum großen Teil für die Klimakrise verantwortlich. Die Reichsten der Reichen?"

    Es ist nur leider so, dass wir uns nicht mehr oder weniger in toto als die 10% der Reichsten weltweit auffassen und in der Verantwortung sehen.

    Stattdessen betreiben wir noch einmal einen 10% Ablass und mach die 10% der Reichen der 10% Reichen für den Klimawandel verantwortlich. Nd natürlich den SUV Fahrer von nebenan.

    Mit der Methode schleichen sich gerne auch sehr engagierte Jugendliche aus der Verantwortung.

  • Auch die Boomer waren mal junge, engagierte und kritische Menschen. Die meisten von Ihnen sind es noch, aber eben inzwischen älter. Sie waren von Beginn ihrer politischen Meinungsbildung mit denselben Problemen konfrontiert, die auch die jungen Leute heute zu Recht massiv anprangern.



    Sie haben sich politisch engagiert und tun es noch und versuchen "die Verhältnisse" in Richtung globale Gerechtigkeit, Klima- und Umweltverträglichkeit zu verändern.



    Sie hatten es aber ebenfalls ihr ganzes Erwachsenenleben mit der Mehrheit der Älteren zu tun, die sich nicht bewegen wollte, die immer alle Forderungen zu radikal fand und, wenn überhaupt, angeblich kleine Schritte gehen wollte...später.



    Ich sehe da tatsächlich keinen Unterschied zwischen den Generationen. Einziger Unterschied mag sein, dass die Boomer sich oft enttäuscht und desillusioniert auf das private Konsumverhalten zurückgezogen haben, um wenigstens ein ganz klein wenig Selbstwirksamkeit zu spüren.

    • @Life is Life:

      Für mich (37) sind dies wahre Worte, die ich sehr nachempfinden und selber nachfühlen kann.



      Die demographische Lage in diesem extrem überalterten Land belastet die Waagschale stark einseitig zu Gunsten der [...]Mehrheit der Älteren..., die sich nicht bewegen wollte, die immer alle Forderungen zu radikal fand und, wenn überhaupt, angeblich kleine Schritte gehen wollte[...].



      Trotzdem...auch ich sehe "da tatsächlich keinen signifikanten Unterschied zwischen den Generationen".



      Eine große Aufgabe besteht in den älteren Generationen vorallem darin, ihre/unsere Kinder so zu erziehen, dass sie reflektiertes Handeln und ökologische Sichtweisen entwickeln können. Empathie, gewaltfreie Kommunikation, Konfliktlösungsstrategien, usw. sollten Grundkompetenzen sein, die uns nicht vor Konflikten bewahren, sondern viel besser: daran wachsen lassen.



      Ohne kritische Boomer (pre- und post- Boomer), gäbe es wahrscheinlich weniger Klimaaktivisten in den jüngeren Gerationen. Daher dürfen/müssen wir gemeinschaftlich und generationsübergreifend denken, einfühlen und handeln.



      Fühlt euch alle gedrückt ☼ :)

  • 4G
    44733 (Profil gelöscht)

    Wenn ich an Klima denke, dann auch an Digitalisierung, Mobilfunk und Streamingfilme.

  • In erster Linie verändert man mal gar nix, in dem man die Verantwortung auf irgendeine imaginäre, vermeintlich irgendwie homogene Gruppe outsourced.

    Dieses ganze Boomer Gequatsche kommt BEISPIELSWEISE oft von Leuten, die den ganzen Tag online sind, ihre Musik per Spotify und co. konsumieren, Streaming Sender schauen, aber den Treibhausgas-Ausstoß des Internets -mit knapp 4% höher als der des Flugverkehrs- gar nicht auf dem Schirm haben. Von der Krypto-Szene muss man gar nicht erst anfangen.

    Und wie sehr "die Jungen" "Recht haben" kann man auch an den Wahlergebnissen sehen. Da hat bei den Erstwählern die momentan beim Klimaschutz wohl bremsendste FDP doppelt soviele Stimmen abgegriffen, wie beim Gesamtergebnis.

  • Erlebe dass viel Angehörige der "Boomer Generation" besser als Generation "Me" bezeichnet würden. Maximaler Konsum, gerne viele Flug und Fernreisen im Jahr,



    auf eigene Karriere mit Gewinnmaximierung fixiert. Nicht alle sind so natürlich, aber bei vielen gibt es eine eigenartige Diskrepanz theoretischem Wissen und gelebter Realität.

  • Also es widerspricht komplett meiner Erfahrung, dass die genannten Positionen nach Generationen aufgeteilt sind. Ich finde alle Positionen in allen Generationen. Vor allem finde ich nach wie vor ein gigantisches Desinteresse für die Thematik vor; spätestens wenn es um das komplex Thema Artensterben geht; und das ist unterschiedslos überall zu finden. Wir sollten uns nicht fragen, wer nun Recht hat sondern auf allen Feldern alles, was irgendwie geht tun; zusammen! Einen "Generationenkonflikt" kann man auch herbeischreiben!

    • @Axel Donning:

      Auch meine Einschätzung.

      Die Polarisierung der Diskussion halte ich nicht für zielführend. Mehr Miteinander, statt gegeneinander.

      Aber Gegenpole lassen sich einfach besser vermarkten. Höhere Auflagen etc. werden mit "kompromisslosen" Aussagen & Artikeln erreicht. Da muss es dann Jung gegen Alt geben, Schuldige/Unschuldige, Täter/Opfer oder auch der globale Norden/Süden. Zwischentöne und differenziertes Berichten wird dann eher zur Ausnahme. Da macht auch leider die TAZ keine Ausnahme.

  • Unglaubliche Generalisierungen. Da wird davon gesprochen, dass "meine Generation" auf die Straße geht. Das kann ich nicht bestätigen. Bei uns hier gehen alle Generationen auf die Straße - allerdings stellen die jeweils nur eine klitzekleine Minderheit in "ihrer" Bezugsgruppe dar. Ja, und auch Fahrradfahren tun Alte wie Junge bzw. auch SUV-Fahren, neuerdings gerne auch Pick-Up-Trucks. Ich dachte, wir hätten diese Generationenaufdröselei hinter uns gebracht - spätestens nach den letzten BT-Wahlen, wo Junge auch sehr gerne die FDP gewählt haben.

  • Mit der Auffassung, dass man selbst ja eh nicht viel machen kann, macht man es sich relativ einfach. Noch einfacher macht man es sich, wenn man sagt, das müssen "die da oben" alles anders machen, ohne auch nur ansatzweise Lösungswege zu benennen. Die Klimabewegung ist sehr groß darin, Probleme zu benennen, die in Wirklichkeit längst bekannt sind, aber hat erstaunlich wenig Interesse an Lösungen, egal ob die nun wirtschaftlicher, politischer oder technischer Art sind

    Man sollte das nicht zu einem Generationenkonflikt stilisieren. Es gibt nicht nur die "Generation Z" und "Boomer", es gibt mindestens zwei Generationen dazwischen, immer noch eine Menge Leute, die älter sind als die "Boomer" und auch nicht zu vergessen die heutige Kindergeneration. Der hier dargestellte Generationenkonflikt ist ein Konstrukt. Tatsächlich gibt es in jeder Generation Menschen, die sich überhaupt nicht fürs Klima interessieren, solche die nach pragmatischen Lösungen bei sich selbst und in der Politik suchen und solche, die meinen, sich moralisch über andere zu erhöhen, indem sie permanent die Probleme benennen und die Schuld auf andere schieben.

    Eines ist mir allerdings doch aufgefallen, dass sich mit der Darstellung des Autors deckt: In Hamburg fahren fast nur Leute ab 30 (uns bis ins hohe Alter) Fahrrad, während die unter 30jährigen (und fast nur die) lieber den E-Roller nehmen. Das ist keine "Klima-Generation".

    • @Ruediger:

      Wer denkt das sein Konsumverhalten einen Einfluss hat, der nimmt sich zu wichtig, glaubt an den guten Kapitalismus und sieht außer Konsum und Boykott keine andere politische Handlungsoption.

      Wer denkt das sein Konsumverhalten Einfluss hätte, der macht es sich einfach. Denn dann muss man sich nicht mit mächtigen Großkonzerne anlegen oder gar das System in Frage stellen.

      Ein bisschen Fahrrad fahren und einkaufen im Biomarkt sind dann politischer Aktivismus

      • @Alfonso Albertus:

        "glaubt an den guten Kapitalismus"

        Ja ja, der Glaube kann Berge versetzen.



        Nur gut, dass China kommunistisch ist. China wird den Klimawandel stoppen!

        ROFL

      • @Alfonso Albertus:

        auf jeden Fall besser als mit dem SUV zu Aldi oder ?

        • @Opossum:

          Den SUV muss man sich erstmal leisten können. Ich plädiere auch nicht für gedankenloses konsumieren.

      • @Alfonso Albertus:

        Es ist immer gut, alles in Frage zu stellen, auch "das System". Aber in Frage stellen ohne Antworten zu geben, bringt eben auch nichts. Es reicht nicht gegen Kapitalismus zu sein, wenn man nicht sagt, wofür man stattdessen ist.

        Dann is es doch besser, an einem guten Kapitalismus zu arbeiten, an technischen Lösungen und auch am eigenen Verhalten. Wenn sich das Konsumverhalten jedes Einzelnen oder zumindest einer großen Mehrheit ändert, dann ist schon ganz schön viel erreicht, jedenfalls mehr als damit, in irgendwelche Diskussionen "das System in Frage zu stellen". Wo sind denn Ihre konkreten Antworten, Ideen, Forderungen und Lösungsansätze?

        • @Ruediger:

          Die Illusion vom guten Kapitalismus verhindert schnelles Handeln was nötig wäre. Die Mengen an Lebensmittel, die vom Großhandel, Konzernen und der Lebensmittelindustrie weggeschmissen werden sind enorm.



          Genauso wie die Folgen des globalen Güter und Warenverkehrs für das Klima und die Umwelt.

  • Wenn alle zum Klimawandel immer mit dem Finger auf andere zeigen, wo kommen wir da hin? Genau.

    • @interpolantics:

      Wenn alle versuchen, die größeren Zusammenhänge zwischen Produktionsbedingungen, gesetzlichen Rahmenbedingungen und zugemessenen Ressourcen offenzulegen, wo kommen wir da hin?



      Genau, zu einer klareren Vorstellung, wo die großen Hebel sind und ob wir uns trauen, sie umzulegen, ob wir Druck ausüben können auf die, die sie umlegen müssten - oder ob wir still halten, Biodiesel tanken und auf den Zusammenbruch warten.

  • Das ist mir zu kurz gesprungen: 1. Schon Heinrich Heine schrieb "dass sie selbst in ihrer Jugend ebenfalls mit dem Kopf gegen die Wand gerannt seien , dass sie sich aber nachher mit der Wand wieder versöhnt hätten". Eigene Familie, Beruf verändern den Fokus. 2. Es engagiert sich stets nur eine kleine Minderheit. 3. Umbrüche, Umwälzungen bedürfen eines Leidensdrucks der Mehrheit. Ich kann nicht einschätzen, was die Mehrheit mittragen würde, auf jeden Fall macht auf Basis von Einsicht und Freiwilligkeit nur eine Randgruppe mit.

  • Also irgendwie finde ich es schon konsequent, in Sachen Klima erstmal bei sich selbst und dem eigenen Beitrag anzufangen, anstatt zu allererst zu sehen, was was andere machen sollen (und nein, ich bin kein "Boomer").



    Es mag sein, dass der Impact bei Multinationalen Konzernen scheinbar größer ist, allerdings erzeugen die deshalb soviele Emmissionen, weil sie deinen Konsum ermöglichen lieber Author.



    Und auch wenn es stimmt, dass der "globale Norden" über die Verhältnisse lebt (das ist übrigens Konsum) - du gehörst dazu lieber Author. Und es stimmt auch, dass die Reichsten der Reichen (dazu gehören übrigens auch Luisa Neubauer, Greta Thunberg und einige andere Klimaaktivisten) individuell übermäßig konsumieren - leider sind sie jedoch zahlenmäßig so wenige, dass eine Reduzierung. hier vor allem das Gerechtigkeitsempfinden befriedigt, der Umwelt nützt es eher wenig.



    Wenn man der Umwelt wirklich helfen will, muss man tatsächlich beim eigenen Beitrag anfangen. Und nur dann ist man Glaubwürdig, wenn man anderen erzählen will, was sie zu tun haben.

    "Die Jungen haben recht" - Ach was! (Loriot)

  • Dass Boomer hier eher ein unreflektierter Kampfbegriff ist, sieht man schon an der Einordnung der Gesprächspartner. Wenn jemand im vergangenen Jahr 54 Jahre alt gewesen ist, gehört er nämlich nicht mehr dazu. Die Boomer-Generation endet laut (wissenschaftlicher) Definition mit dem Geburtsjahr 1964.

    • @Markus Wendt:

      Boomer-Generation schon mit Jahrgang 1964 abgeschlossen? Habe ich Zweifel, denn Jahrgang 1964 war mit knapp 1,4 Millionen Geburten in Deutschland zwar der stärkste Jahrgang. Aber bis 1971 lagen die Zahlen immer noch über einer Million pro Jahr. Heute zum Vergleich ca. 0,7 Millionen. Von daher würde ich den Begriff "Boomer" bis Jahrgang 1970 oder 1971 fassen.

  • @Freund der Erde Bleibt nur zu hoffen, leider jedoch recht unwahrscheinlich, dass "die Jungen" Sie und den Verfasser des gelobten Artikels eines Tages noch zur Rechenschaft ziehen können.



    Ich hoffe derweil, diesen Tag nicht mehr erleben zu müssen.

  • 9G
    90118 (Profil gelöscht)

    Guter Text!



    Zusätzlich:



    Alter ist keine Charaktereigenschaft.



    Die Prägung der eigenen Kindheit spielt meist und unreflektiert lebenslang die wichtigste Rolle, zB.:



    Omas Essen/ Schweinebraten;



    Spielzeugautos/ Pick-Ups, SUV´s;



    Spielzeugflugzeuge/ Drohnen



    usw.



    Kapitalismus füttert diese Infantilität.

  • Bisher hat noch jede Generation die vorherige getopt. Z.B. Geburtsfeiern in Barcelona, JunggesellInnenabschiede in Mailand, Wochenendtrips nach Mallorca, Weltreise nach dem Abi, 5 Hosen bei Amazon und wieder retour usw. usf. So werden die jungen Leute die Erde nicht retten

  • Solche Scheindebatten gehen mE am Kern des Problems vorbei:

    Boomer und ordoliberale Nachkömmlinge kleben am Fetisch der Schwarzen Null, obwohl die Zeichen der Klimakrise längst auf Staatsverschuldung (MMT) zur Finanzierung von Disruption stehen.

    Hier liegt die eigentliche politische Katastrophe, denn auch ein grundlegender (disruptiver) Wandel der weltweiten Nahrungsmittelproduktion muss irgendwie finanziert werden.

  • Schön geschrieben, nur leider: Das mit den drei Klima-Buzzwords funktioniert nicht. Der globale Norden, das sind wir (sowohl geographisch als auch geschichtlich). Die multinationalen Konzerne, das sind auch wir, denn die multinationalen Konzerne produzieren nicht im Nirvana, sondern Verschmutzen und Verbrauchen im Auftrag der Konsumenten, und wenn wir alle nicht ständig unseren in Fast Fashion gekleideten Gluteus Maximus in ein Flugzeug quetschen würden, wären Ryanair und Zara nicht unter den größten Umweltverschmutzern Europas. Und was die reichsten 1% angeht, die sind auch wir, den mit dem deutschen Durchschnittseinkommen gehört man zu den Top 1% der Menschheit.

    Das Problem ist nicht die Politik, das Problem sind wir. Der internationale Flugverkehr hat sich nicht in den letzten 10 Jahren verdoppelt, weil boshafte Multikonzerne diabolisch lachend im Auftrag der Regierung leere Flugzeuge durch die Gegend fliegen, sondern weil Milliarden von Menschen der Meinung sind, Fliegen wäre eine Selbstverständlichkeit. Und wenn wir uns über die Politik beschweren, dann beschweren wir uns letztlich nur darüber, dass die Politik uns nicht hart genug dazu zwingt, das richtige zu tun.

    Das Konsumverhalten ist und bleibt der Kern der Klimadebatte, muss der Kern der Klimadebatte sein, denn das Konsumverhalten ist der Grund für die Klimakrise.

    • @Jürgen Meyer:

      Ich muss die Stelle im Artikel überlesen haben in der der Autor schreibt ''konsumiert wie ihr wollt, individuelles Verhalten ist komplett egal''???



      Sie haben da schlicht etwas missverstanden, es geht nicht um ein 'entweder oder', es ging hier um zielgerichtete Prioritäten.



      Und nur am Rande: haben sich die Zahl der Flüge derart entwickelt weil die Bevölkerung für ihren Wunsch zu fliegen auf die Straße gegangen ist, oder nicht eher weil Konzerne im Sinne der Profitmaximierung eine Verfügbarkeit geschaffen haben und mit entsprechendem Marketing dafür gesorgt dass diese auch genutzt wird?



      Und was denken Sie wie sich das 'individuelle Konsumverhalten' entwickelt wenn die Politik entschiedene grundsätzliche Maßnahmen trifft? Wenn Verbrenner verboten sind fährt halt niemand mehr Verbrenner, easy.

  • Da sitzt es also, das Großonkelchen - und grübelt. Da hat es also ein Schweinsbratensyndrom diagnostiziert bekommen. Hm? oder...Mmmm?... Es schwankt so hin und her. Tja, man steht halt auch in der Kritik oder zumindest unter kritischer Beobachtung. In diesem Fall "der Jungen" "Schweinsbratensyndrom" - in mir lacht es immer noch weiter und weigert sich, aufzuhören. Braucht es nicht. Einfach nur lustig. Ich hoffe, die Debatte hier, wird ebenfalls mit einer kleinen, verfeinerten Portion Humor geführt werden, welche das wichtige Thema nicht untergräbt.



    Konsumverhalten: Ja ich esse Fleisch.



    "Essenspornographisch": Mei, der Mann ist ein Bayer!, über den da berichtet wird. Und er betreibt doch keine Völlerei oder verschlingt gar in Branntwein getunkte, qualvoll fett gemästete Singvögel und versteckt dabei unter einer Serviette über den Kopf. Aber nicht aus Scham. Die Bayern dort heroben oder solche in Berlin, die sagen halt, wie es ist. Da tut keiner nicht dran rucken. Aber ach, jetzt werde ich stieselig, wo ich doch gerade..Und außerdem, es lacht einfach immer noch weiter.



    Guter Artikel.

  • Bitter ist ja eigentlich, dass noch jede Generation seit dem Krieg sich im Durchschnitt umweltschädlicher verhält als die Elterngeneration. Die Flüge werden weiter, die Wohnungen größer, die Autos dicker.

  • Wenn das persönliche Konsumverhalten keine Rolle spielt,ja was denn dann??? Die Boomer sind immer an allem Schuld? Wir Jungen haben keine politische Macht ergo können wir 3 Mal im Jahr um die Welt jetten, ohne schlechtes Gewissen?

    • @Reinhard Roller:

      Keine Ahnung, ob Sie schon davon gehört haben - es kommt gerade in Mode, ohne Flieger Urlaub zu machen. Nicht bei allen, stimmt. Aber bei deutlich mehr Leuten als früher.



      Jedoch hilft eine Gesetzgebung, die zur Rücknahme von defekten Geräten verpflichtet, oder die Recyclebarkeit vorschreibt, in viel größerem Stil, als wenn ich alleine versuche, nachhaltige Geräte anzuschaffen. Etc.



      Und da kommt also doch die Politik ins Spiel - sogar die EU.

  • Aus dem Artikel geht nicht hervor, womit die die Jungen eigentlich gegenüber den Boomern "recht" haben sollen. Die heute Jungen demonstrieren, was spätestens nach dem Berufseinstieg und allerspätestens nach der Familiengründung bei den meisten aufhören wird, aber das haben die Boomer vor 30 Jahren auch getan.

    Als die Boomer jung waren, gab es auch schon die Angst vor der Klimakatastrophe, dem Waldsterben, dem Sauren Regen und dem Ozonloch, und die Medien waren voll davon - und dann kamen 1989 die sog. friedliche Revolution in der DDR und 1990 die Wiedervereinigung, und alle ökologischen Probleme lösten sich im öffentlichen Bewusstsein weitgehend in Luft auf und die Grünen kamen in Westdeutschland mit ihrem Slogan „Alle reden von Deutschland. Wir reden vom Wetter“ nicht über die 5-%-Hürde.

    Bemerkenswert ist die zitierte Aussage von Luisa Neubauer: „Es ist für mich immer noch eine offene Frage, was genau die Rolle der Privilegierten ist, auf dem Weg Richtung Klimagerechtigkeit“. Nun, die Rolle der Privilegierten ist es - und war es schon immer -, privilegiert zu sein und dafür zu sorgen, dass sich daran nichts ändert. Was sonst? Und diese Aufgaben erfüllt Neubauer ausgezeichnet. Mitgliedschaft bei den Grünen, Nicht-Thematisierung des eigenen Konsumverhaltens und Offenhaltung von Fragen, deren Beantwortung zu unerwünschten Ergebnissen für die eigene Person führen könnten, sind probate Mittel der Weintrinker und Wasserprediger - auf dem Weg zur "Klimagerechtigkeit" oder auf dem Weg zu was auch immer gerade angesagt ist.

  • 0G
    04405 (Profil gelöscht)

    Absolut beängstigend, wie der Artikel von den oberen 1% der Wirtschaftselite zum Boomer an sich abgebogen ist. Das mit dem "großen und ganzen" ist hier leider nur ein Werbeclaim.

  • So gescheit der Artikel auch ist, die Generation Z hat bei der letzten Wahl eine erstaunliche Vorliebe für die FDP erkennen lassen.



    Es sind interessanterweise überwiegend weiße alte Männer und Frauen und ein paar jüngere in der Ampel-Koalition, die die geschlechts- und gesellschaftspolitischen Weichen in Deutschland neu stellen/gestellt haben.



    Was ich meine, ist: es geht nicht um Generationen, es geht um genug Taten von genug Leuten.

  • Der Artikel ist durchaus interessant, weil er eine Haltung wiedergibt, die ich bislang wenig nachvollziehen konnte und die Differenz sichtbar macht. Vom Alter her könnte ich nämlich auch Kabinettsmitglied sein.

    Aber unterstellen wir mal, die Lösung der "jungen Generation" wäre richtig - dann stellt sich ja noch immer die Frage, wie man diese umsetzt? Wie bereit der "globale Norden" zur Veränderung - die in vielen Bereichen sehr notwendig wäre - ist, zeigen heute und die letzten Tage die Bauern in den Niederlanden, die nicht bereit sind, weniger Fleisch zu produzieren.

    Die "Konzerne" sind sogar in der Lage, ihre Steuern zu optimiern, weil es Länder gibt, die dies anbieten - wie will man denn nach Vorstellung der "jungen Generation", für die der Autor spricht, diese zu irgendetwas zwingen. Man kann froh sein, dass in den USA viele Konzerne von sich aus umsteigen, dort ist man nämlich sehr skeptisch gegen staatliche Eingriffe.

    Ich halte es für wenig zielführend, sich "Lösungen" zu überlegen, die auf 3 große "Sündenböcke" zu reduzieren wären (globaler Norden, Großkonzerne, Superreiche) - und keinerlei Ansatz zu haben, wie man von diesen 3 Gruppen Veränderungen erreicht.

    Politik ist nicht nur die Frage, wie es besser wäre, sondern vor allem auch die Frage, wie man dahin kommt.

    Sorry, wenn das überheblich klingt, denn der Artikel ist gelungen in der Analyse der Unterschiede in den gesuchten Lösungen. Mir fehlen nur Antworten zu den oben aufgeworfenen Fragen - vielleicht im nächsten Artikel?

    Ein Nachtrag allerdings: es hat nicht nur mit der Suche nach Lösungen zu tun, sondern auch mit persönlicher Glaubwürdigkeit, wie klimafreundlich man sich selbst verhält.

  • zu kurz gedacht: beide Verhalten oder Standpunkte sind zielführend. Jeder allein für sich wird nichts oder nur marginal etwas erreichen.



    Denn was hilft ein formuliertes Ziel, knapp gesetzt und rechnerisch mit guten Ergebnissen (Kohleausstieg), wenn der Weg dorthin nur durch entsprechendes Verhalten zum Ziel führt?



    Wenn die "Reichen der Reichen" im Norden sich bewegen sollen, aber nicht werden, aus ihren ganz individuellen Gründen, helfen nur die politischen Regularien. Solange aber diese ausbleiben, weil die "Reichen der Reichen" maximalen Einfluss (Geld und Postengeschenke) auf die Politiker haben, wird das nix werden!



    Daher wird allein ein individuell veränderter Lebensstiel langfristig zum Ziel führen. Denn das Ziel wird von der Politik nicht ernsthaft verfolgt und durchgesetzt; siehe auch EU-Taxonomie.



    Individuelle Taten werden die Hindernisse überwinden, welche die Energiewende blockieren. Verändern wir unser Verhalten, Erzeugen wir Strom und speisen diesen, so viel wie möglich, und lassen wir uns nicht durch scheinbaren Regularien davon abhalten. Spart Energie und lebt nachhaltig. Lebt schon heute Eure Vision, dann wird sie auch Realität.

  • Alle Menschen auf der Welt streben nach Wohlstand. Das ist ihr gutes Recht. Leider haben wir nicht genug Ressourcen, um 10 Milliarden Menschen mit Autos, Urlaub, gutem Essen etc. Zu versorgen. Sagen Sie bitte den aufstrebenden Gesellschaften z.b. in Indien, dass die Leute sich keine Autos kaufen dürfen....warum sollten sie darauf verzichten? Sie arbeiten auch für ihre Träume.



    Nein, der Ansatz muss endlich sein, das massive Bevölkerungswachstum in Afrika und Asien zu stoppen. Dazu gehört Aufklärungsunterricht in Schulen, Zugang zu Verhütungsmitteln, Werbung für kleinere Familien (damit meine ich nicht, eine vorgeschriebene 1- Kind-Politik, aber in vielen Kulturen steigert eine hohe Kinderzahl immer noch das Ansehen der Familie). Hier sollte WHO, UNO u.ä. ansetzen.



    Es ist ein Unterschied, ob man einen Kuchen zu 10 oder 20 Personen teilt.

    • @Emsch:

      Ihnen ist schon klar, dass es nicht einfach damit beginnen kann, weniger oder gar keine Kinder mehr zu bekommen?



      Wenn Sie für ihren Lebensunterhalt ihre Lebensmittel selbst anbauen müssen oder selbst angebaute Lebensmittel tauschen oder verkaufen müssen, sind sie darauf angewiesen immer schön gesund und leistungsfähig zu sein, sonst gibt es nix zu essen. Wenn die nächste Krankenstation 30 km entfernt ist und sie kein Verkehrsmittel haben, kommen sie da ohne unterstützende Familienmitglieder nicht hin, wenn Sie krank sind. Von der Bezahlung der gesundheitlichen Versorgung mal ganz abgesehen.



      Kinder ersetzen in Afrika quasi die Krankenversicherung, ggf. das Krankengeld, den Supermarkt, den Rettungswagen, die Arbeitslosenversicherung, die Grund sicherung und nicht zuletzt die Rentenversicherung. Das hat nichts mit Kultur zu tun sondern mit harten Lebensrealitäten.



      Es muss also umgekehrt gehen, erst der Wohlstand und dann die abnehmende Geburtenrate. So war es bei uns doch auch, so ist es weltweit.



      Hier sollte der "globale Norden" ansetzen und anstatt kolonialer Ausbeutung Bedingungen fördern, oder zumindest nicht konterkarieren, die eine echte Entwicklung der Binnenwirtschaft in Afrika ermöglichen.

      • @Life is Life:

        In Nigeria bekommt eine Frau im Durchschnitt 7 Kinder. Wenn sie diese nicht vernünftig ernähren kann, Schulbildung zukommen lassen kann etc. Werden die Kinder sie im Alter auch weniger unterstützen können. Hätte sie drei Kinder, könnte sie diese wahrscheinlich besser ernähren, sie zur Schule schicken und damit vermutlich eine bessere Arbeit ermöglichen.



        Außerdem ist auch in armen Staaten die Gesundheitsversorgung besser geworden, d.h. dass vom 7 Kindern einer Frau früher einige im Kindesalter verstorben sind und vielleicht 2-4 als "Altersvorsorge" überlebt haben. Heute überleben 6-7, was natürlich für das einzelne Kind gut ist, aber dad Bevölkerungswachstum explodieren lässt.

    • @Emsch:

      Vielleicht wäre es auch einen Gedanken wert, in unseren reichen priviligierten Industrieländern über eine Bevölkerungsabbau nachzudenken. Unser ökologischer Fußabdruck würde sich sigifikant verringern. Aber ich höre sie schon wieder schreien: Fachkräftemangel, Zusammenbruch des Rentensystems, etc.

      Ich verstehe eh nicht, wieso man unbedingt Kinder in die Welt setzen muß, um sich zu verwirklichen. Oder was ist der Grund dafür? Ist das unsere Biologie? Aber kann man keinen Sex haben, ohne sich zu vermehren?

      Und wer bei den heutigen Aussichten Kinder produziert, sollte vielleicht mal nachdenken, ob er seinen Nachkommen damit unbedingt einen Gefallen tut...

    • @Emsch:

      Demnach sollen gefälligst die Menschen im globalen Leben mit ihrer Familienplanung ein Problem lösen, dass im Wesentlichen durch den ungezügelten Ressourcenverbrauch der Menschen in den Industrieländern verursacht wurde?



      Das für die Einhaltung der 1,5°-Grenze verbleibende Emissionsbudget reicht noch etwa für 7 Jahre. Selbst wenn sie die Bevölkerung der Entwicklungsländer noch heute halbieren würde, hätte das keine wesentlichen Auswirkungen weil die Emissionen eben zum größten Teil nicht dort entstehen.

  • Wenn der Autor sich der Wahrheit annähern möchte, muss er anerkennen, es ist beides, die große Klimapolitik und das handeln des Einzelnen. Wenn ich jemanden sehe, der für das Klima kämpft, aber in den Urlaub fliegt, ist derjenige für mich für dieses Thema verbraucht. Es geht da auch um Glaubwürdigkeit. Es reicht nicht Grün zuwählen, in der Hoffnung, so kommen wir aus der Kohleverstromumg, und ansonsten so weiter zu machen wie bisher. Jedes Gramm zählt, erst recht bei 80 Mio. Menschen, die über ihre Verhältnisse leben.



    Aber ganz ehrlich, lasst es bleiben. Wir werden diesen Klimawandel nicht verhindern. Nicht auf diese Art und Weise und nicht dadurch, dass wir immer von anderen erwarten, zu handeln. Es ist die verdammte Dekadenz und Selbstgerechtigkeit.

  • Nur auf die strukturellen Gründe "multinationale Großkonzerne, Globaler Norden, Top 1 Prozent" zu verweisen und die Reflexion des eigenen Lebenswandels deshalb als eher sekundär zu betrachten wird wohl kaum funktionieren. Wer arbeitet denn für die multinationalen Großkonzerne und kauft deren Produkte? Wer ist denn der globale Norden? Und wer ist denn das Top 1% das übrigens schon bei rund 44.000 € Netto-Einkommen anfängt? [1] Darauf zu warten, dass nun die Konzerne und die Politik Änderungen einleiten die nicht von uns, unserem Konsoum und unserem "privaten Verhalten" ausgehen kann nur schief gehen, weil beides eben unmittelbar zusammenhängt.



    [1] howrichami.givingw...ld%5Bchildren%5D=0