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Fake News liegen im TrendLügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins

Politik besteht zunehmend aus falschen Erzählungen. Wer sie glaubt, den wird es vermutlich nicht kümmern, dass die Fakten nicht stimmen.

Treibt die politische Lüge auf die Spitze: Donald Trump, designierter Präsident der USA, am 8.12.2024 Foto: Alex Brandon/ap/dpa

I n der letzten Ausgabe des Spiegel füllte das Gesicht von FDP-Chef Christian Lindner das Cover des Nachrichtenmagazins. Darüber in Großbuchstaben: „Der Täuscher“. Die FDP hat es nicht leicht in diesen Tagen.

Ihr großes ­Problem: die Glaubwürdigkeit. Hintergrund ist die sogenannte D-Day-Affäre. Die Parteispitze ist, so scheint es, beim offenen Lügen erwischt worden. Die Empörung war groß. Dabei reiht sich Lindner in eine Reihe von notorischen Lügnern ein.

Die politische Lüge ist wahrlich keine Seltenheit. Man könnte auch sagen, dass sie ein integraler Teil von Politik ist. Und das muss erst einmal nichts Schlechtes sein.

Es gibt viele Situationen, in denen ein Staat, zum Beispiel aus Sicherheitsgründen, der Bevölkerung nicht direkt die Wahrheit auf die Nase binden sollte.

Manche Lügen gehören aufs diplomatische Parkett

Wenn Jour­na­lis­t:in­nen die US-Regierung in den Monaten vor der Tötung Osama Bin Ladens gefragt hätten, ob die Regierung den Aufenthaltsort des Attentäters wisse, werden sie wohl kaum die Wahrheit erfahren haben. Auch über den Stand diplomatischer Verhandlungen oder über Geheimdienstinformationen sollte ein Staat oft besser Stillschweigen bewahren.

Lügen oder Unwahrheiten – ein Begriff, der oft lieber genutzt wird, damit es nicht zu hart klingt –, können aber auch andere Funktionen haben, und da wird es schon heikler. Denn Po­li­ti­ke­r:in­nen sagen manchmal auch die Unwahrheit, weil dahinter Strategie oder Machtstreben steckt.

Eine der wohl berühmtesten politischen Lügen der Zeitgeschichte waren diese Worte: „I did not have sexual relations with that woman.“ US-Präsident Bill Clinton stand damals, im Jahr 1998, vor der versammelten Presse, um die Welt und vor allem sein Land davon zu überzeugen, dass er kein sexuelles Verhältnis mit „dieser Frau“ gehabt habe.

Wie man heute weiß, stimmte das nicht. Zum einen wollte Clinton wohl seine Autorität und damit seine Präsidentschaft retten; zum anderen steckte hinter der Lüge wahrscheinlich auch ganz einfach die eigene Scham.

Trump nutzt Fake News skrupellos

Ein anderer US-Präsident, Donald Trump, ist ein Meister der politischen Lüge. All seine Lügen zu zählen, die an einem Tag zusammenkommen, ist fast unmöglich.

Trump eignet sich gut als Beispiel, weil er politisch motivierte Lügen sehr offen nutzt. Als er in der Präsidentschaftsdebatte mit Harris im September 2024 behauptete, haitia­nische Mi­gran­t:in­nen würden „die Hunde und Katzen“ der Ame­ri­ka­ne­r:in­nen aufessen, erfüllte diese Lüge den Zweck, eine der zentralen Erzählungen seiner politischen Karriere zu füttern: Migranten schaden unserem Land. Migranten schaden euch.

Und Menschen glaubten ihm, und zwar unabhängig davon, ob diese eine konkrete Aussage wahr war oder nicht. Diese Erzählung ist einer der wichtigsten Gründe, warum Trump das Weiße Haus wieder erobern konnte.

Wir sehen die Welt, wie wir sie sehen wollen

Erzählungen schlagen Fakten: Aus diesem Grund funktioniert diese Art der Lüge gut. Die Wahrnehmung des Menschen hängt von der Realität ab, an die er glaubt. Wer Liebeskummer hat, sieht plötzlich überall verliebte Paare. Die Dichte verliebter Paare hat sich nicht verändert, die Wahrnehmung hingegen schon. Der Fachbegriff lautet Bestätigungsfehler.

Im Prinzip sehen wir die Welt, wie wir sie sehen wollen. Wir sehen die Welt nicht mit unseren Augen, sondern mit dem, was hinter unseren Augen ist: durch die Erzählungen, an die wir glauben.

Ende November war der bayerische Ministerpräsident Markus Söder Gast in der ARD-Sendung „Caren Miosga“. Er sprach unter anderem über Sozialleistungen: „Beim Bürgergeld, jemand mit zwei Kindern, bekommt am Ende mehr […] als ein Bürokaufmann, Busfahrer, eine Arzthelferin oder Bäcker. Und das ist einfach in Deutschland falsch.“ Genauso wie diese Aussage, die ohnehin nicht allzu viel Sinn ergibt.

Tatsächlich gilt in Deutschland: Arbeitende Menschen erhalten mehr Geld als nicht arbeitende Menschen. (Das gilt natürlich nicht für jene Gruppe von Menschen, die von Vermögen und Kapital lebt und nicht arbeitet – sie hat tatsächlich mehr Geld als die arbeitende Bevölkerung.)

Söder nutzt Trump'sche Strategie

Somit kann man sagen: Markus Söder hat gelogen. Diesen Satz wird man allerdings selten lesen oder hören. Es wird höchstens mal einen „Faktencheck“ geben. Denn der CSU-Politiker bestätigt hier eine bei weiten Teilen der Bevölkerung beliebte Erzählung: Die „Faulen“ liegen den „Fleißigen“ auf der Tasche. Wer an diese Erzählung glaubt, den wird es vermutlich nicht kümmern, dass die Fakten nicht stimmen.

Auch deswegen wird diese Art der Lüge selten infrage gestellt – irgendwie könnte sie ja doch stimmen, und selbst wenn nicht: Es klingt irgendwie wahr. Die politische Lüge wird normalisiert.

Das ist die Trump’sche Strategie: So viel lügen, bis es keinen Unterschied mehr macht, ob es wahr ist oder nicht. Hauptsache, man hat damit eine Gruppe in der Bevölkerung auf der eigenen Seite, die groß genug ist, um die politische Macht zu sichern.

Erfolgsrezept autoritärer Kräfte

Das ist auch das Erfolgsrezept autoritärer Kräfte. Mithilfe wohlgesinnter Medien wie Nius und durch die Algorithmen der sozialen Medien werden Lügen verbreitet – über „Ausländer“, „Migranten“, die „Altparteien“ usw. – mit dem Ziel, die spalterischen Erzählungen zu „beweisen“.

Die Ausländer, die Sozialhilfeempfänger, die LGBTIQ-Gemeinschaft – sie sind daran schuld, dass es euch schlecht geht. Der gesamte Erfolg der AfD basiert auf diesem Mechanismus: Menschen mithilfe von Lügen zu überzeugen, dass sie andere Menschen verachten sollen.

Lügen liegt im Trend. Die FDP macht nichts anderes als das, was viele politische Kräfte ebenfalls tun: Die Fakten so darzustellen, dass sie in die eigenen Erzählungen passen.

Ob bei der FDP oder bei anderen Parteien: Man sollte sich nicht scheuen, Lügen bloßzulegen. Erzählungen verdecken Probleme, sie verhindern, dass strukturelle Krisen richtig analysiert werden – auf diesen wiederum gründen autoritäre Kräfte ihren Erfolg. Denn: Erzählungen schlagen Fakten.

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Gilda Sahebi
Ausgebildet als Ärztin und Politikwissenschaftlerin, dann den Weg in den Journalismus gefunden. Beschäftigt sich mit Rassismus, Antisemitismus, Medizin und Wissenschaft, Naher Osten.
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33 Kommentare

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  • Meine persönliche Lügenstatistik der Parteien, von "fast auschliesslich" bis "gelegentlich versehentlich"



    1. AFD



    2. BSW



    3. FDP



    4. CSU



    5. CDU



    6. SPD



    7. Die Grünen



    (Bei den Plätzen 4. - 6. bin ich etwas unsicher)

  • Wenn Politiker*innen die "Fakten so darstellen, dass sie ihnen passen" werden diese auch leider so kommuniziert . Dazu tragen die Medien ihre erheblichen Teil bei. Ob ÖR oder privat, verbreiten sie leider nicht die Fakten, sondern - warum auch immer- die angepasste Version der Betroffenen. Man kann das gut am Fall Lindner beobachten. Lindner ist als Finanzminister von Olaf Scholz gefeuert worden, weil er die Koalition torpediert, seine Arbeit nicht gemacht und das Vertrauen der Bürger*innen missbraucht hat. Er stellt es aber in unterschiedliche Medienformaten so dar, als habe er die Bundesregierung aus ethisch-moralischen Gründen verlassen müssen. Mit u.a. dem Titel "DerTäuscher" wie im Spiegel, wird unterstellt, Lindner habe eine Wahl gehabt, seinen Job hinzuschmeißen. Auch in diesem Artikel wird nicht erwähnt, dass er entlassen worden ist, sondern lediglich sein Herumlavieren wegen des D-Day Papiers.



    Eigentlich müsste Scholz auf die Titelseiten und der Bundeskanzler müsste zitiert werden.



    Was die Medien hier machen, ist beobachtbar aktive Wahlkampfhilfe für diesen Schaumschläger Lindner und seine anachronistische Kleinstpartei!

  • Eine der Erkenntnisse, die die politische Rechte weltweit der Linken voraus haben, ist: Die Wähler sind blöd wie Brot. Man kann den Leuten erzählen, was man will, die glauben alles. Und sie beherzigen Göbbels Spruch:



    "Eine Lüge, die oft genug erzählt wird, wird irgendwann zur Wahrheit."



    Aber was tut man, wenn Leute sich nur über soziale Medien informieren, wo sie wiederum nur die Informationen erhalten, die der eigenen Meinung entsprechen? Ich jedenfalls hab keine Idee.

    • @Kaboom:

      Die "weltweite Linke" übt sich gerne in Wähler*innenbeschimpfung und die "Populisten" erzählen den Wähler*innen, daß sie was Kluges machen, wenn sie "richtig" wählen.

  • It's the economy, stupid ?

    Nein:



    It's the lies about the economy

  • In Trumps Fall hat es noch eine andere Funktion, Lügen zu verbreiten, als nur Desinformation.



    Er bindet so die Menschen an sich, denn wer den Unsinn weiterverbreitet, macht sich automatisch mitverantwortlich und es wird schwerfallen, die eigene Meinung wieder zu ändern, weil das peinlich wäre. Gleichermaßen in Bezug auf Freunde wie auch Gegner.



    Ich halte die Leute nicht für dumm, schließlich wissen sie Trumps Fähigkeiten für sich zu nutzen. Aber für naiv.



    Trump fungiert für viele als Sprachrohr. Aber es ist, anders als viele glauben, nicht gratis.



    Der Preis ist, die eigene Freiheit aufzugeben.

  • Alles ist vergessen. "Du sollst kein falsches Zeugnis reden gegen deinen Nächsten!" "Du sollst nicht begehren das Haus deines Nächsten! Du sollst nicht begehren die Frau deines Nächsten, noch seinen Knecht, noch seine Magd, noch sein Rind, noch seinen Esel, noch irgendetwas, das dein Nächster hat!" Die christlich soziale Union, aber auch die christlich demikratische Union, können sich nicht mehr erinnern wo sie herkommen. Aber auch die Evangelikalen in Amerika, Donald Trump und Konsorten, verkaufen zwar Bibeln, wissen aber nicht was drin steht. Und Lindner ... Ein hinterhältiger Bub der erwischt wurde. Dem sind solche Worte ohnehin fremd.

  • Die Gleichung Trump=Clinton=Söder ist doch etwas sehr simplizistisch. Da gibt es große Unterschiede auch in der Bedeutung, die die Autorin gar nicht erst beginnt herauszuarbeiten.- Das FDP-Beispiel fällt hier sowieso raus, das es "nur" normale Wahltaktik geht und nicht um politische Inhalte.

    Das auffälligste ist jedoch die Auswahl. Warum gibt es hier keinen Rundumschlag quer durchs politische Spektrum?

    Oder wie ist es mit um den Wahrheitsgehalt folgender Aussagen bestellt, wenn es um Besprechungen mit dem Bankhaus Warburg, um die sichere Atomkraftverlängerung, um den vermeintlich nicht vorhandenen Zusammenhang zwischen Migration und Islamismus bzw. innerer Sicherheit ... geht?

  • Fakten sind Fakten sind Fakten. Es gibt keine Fakten, die nicht stimmen. Wenn etwas nicht stimmt, dann ist es bloß eine Behauptung.

  • "Erzählungen schlagen Fakten." Das möchte man Allen hinter die Ohren schreiben, die "ein anderes Narrativ" fordern in mancher Frage, die grad die Welt bewegt. "Narrativ" ist einfach "Erzählung". Der kritische Geist will Fakten wissen, nicht Erzählungen glauben. Mit Erzählungen die Welt narren, das ist Narrativ. Relotius, Trump, Lindner, AfD und Schröder/Söder: Narri, Narro, ihr Narrativ, das ist es, was die Geister rief ...

    Fakten finden ist auch online nicht leicht. Ein ehrlicher Wikipedia-Autor etwa muss oft passen, wenn es etwa um Fakten über z.B. den Lebenslauf der einer historischen Person geht. Im Zweifel muss er die verbreiteten Mythen um diese Person auch als solche kennzeichnen, wenn sie denn Erwähnung finden müssen.

    "Geschichte" verleitet bösonders zum "Geschichten erzählen" statt Akten, Chroniken und archäologisch-volkskundliche Befunde zu bemühen, um möglichst wahrheitsangenäherte Aussagen über vergangene Zeiten zu machen. Putin ist eher ein Putti Langstrumpf, der sich die Weltgeschichte sich so macht wie sie ihm gefällt, um seine Politik auf narrativer Geschichte, mit der er die Leute narrt, zu gründen. Ein dreimal Tief dem "Narrativ", IMHO dem Unwort des Jahrzehnts.

  • Hygiene im Politischen ist auch, auf Wahrheit und Folgerichtigkeit zu beharren, bei allen Unterschieden in Werten und Meinungen.



    Es wäre schön, wenn wir das hierzulande möglichst lange durchhalten, auch gegen interessierte Fossil-Springerpresse oder ärger.

  • Was lernen wir aus diesem Essay?

    Nur die Rechten lügen.

    Was sagen die Faktenchecker dazu?

    • @EIN MANN:

      Lindner ist Vieles. Aber kein Rechter.

      Wie kommt Mann also darauf, dass behauptet wird, nur Rechte lügen?

  • Nennt es nicht "Fake News", nennt es "Desinformation" oder "Propaganda".

    Das sind die viel besseren Wörter, weil sie die Absicht dahinter deutlicher kennzeichnen. Nius verbreitet keine "News". Es verbreitet Desinformation und Propaganda.

  • das Problem, das sich aus den ganzen Lügen ergibt, nennt sich „Liar’s Dividend“. Die „Lügnerdividende“ ist die, dass die Menschen am Ende die Lüge nicht von der Wahrheit unterscheiden können und somit ein generelles Misstrauen vorherrscht...

  • Ich glaube, diese Diskussionen über Lügen führen uns politisch nicht weiter. Ja, gezielte Lügen, um eine andere Agenda als die vorgegebene durchzusetzen sind schlecht. Und Lügen, die auf Unwissen beruhen, um damit irreale Ziele anzugehen, sind schlecht. Aber hier geht es mehrheitlich um andere Lügen - in allen Lagern.

    Auch im "guten Lager" gibt es viele falsche/überzogene Aussagen und Leute aus anderen Lagern schreiben ganz ähnliche Artikel wie diesen - die aber auch nicht weiterbringen.

    Wenn ich etwa sage, dass wir ohne krasse Änderungen wahrscheinlich in einigen zig Jahren alle "Klimatod" sind, ist das streng genommen eine Lüge (zumindest spekulativ übertrieben). Kein Mensch aus dem "Menschheitslager" (oder wie immer man es nennen will) würde das aber in den Vordergrund stellen, weil jedem klar ist, dass es um die Richtung geht und die abgeleiteten polit. Konsequenzen stimmen. So geht es anderen auch. Die einzelnen Lügen sind meist nicht so wichtig. Trump etwa wird für seine polit. Konsequenzen gewählt. Es sind nicht seine Lügen, die die Leute überzeugen. Schon überzeugte Leute wählen Trump - seine Lügen untermauern dabei evtl. für sie, dass er es ernst meint.

  • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin

    Einspruch, werte Kollegin. Es gib keine überzeugenden Belege dafür, dass „They’re eating the dogs, they’re eating the cats“ irgendwelche empirisch messbaren Auswirkungen auf das Wahlergebnis hatte.

    In Swing States wie Michigan, wo es die größte arabische Gemeinde der USA gibt, riefen viele wahlberechtigte Menschen palästinensischer Abstammung dazu auf, Kamala Harris nicht zu wählen. Grund dafür, Kamala Harris, übrigens Gattin eines Juden, sei zu „israel-freundlich“. Zum Entsetzen zahlreicher Schwarzen wurde Harris tatsächlich dadurch abgestraft. Trump gewann Michigan mit 80.618 Stimmen – 50.332 davon kamen aus den arabischen Hochburgen um Dearborn.

    Erläuterungen in meiner Taz-Kolumne:

    taz.de/Harris-Nied...S-Wahlen/!6047335/

    Siehe auch:

    www.timesofisrael....n-in-trumps-favor/

    foreignpolicy.com/...-gaza-israel-vote/

    • @Michaela Dudley:

      Wieso waren gerade Schwarze davon entsetzt das Menschen pälestinensischer Herkunft Harris abgestraft haben? Ihr Gatte, der eine weiße Hautfarbe hat, war bestimmt auch entsetzt und das ganz unabhängig von seiner Religionszugehörigkeit.



      Wie sollte Menschen nicht in Gruppen einteilen die auf ihre Hautfarbe beschränkt sind, wir teilen ja auch nicht in verschiedene Blutgruppen oder Augenfarben ein.

    • @Michaela Dudley:

      Irgendwie muss man ja die Palästinenser unterbringen 😉

      Aber im Ernst. Menschen, die Frau Harris vorwerfen, zu israelfreundlich zu sein, werden wohl kaum einen Mann gewählt haben, der offen und bedingungslos Netanjahus Politik unterstützt. Das ist völlig unlogisch.

      Und die "schwarzen" Männer, bei denen Trump viele Stimmen dazu gewonnen hat, werden bestimmt nicht entsetzt gewesen sein...

      Übrigens. Einen eigenen Artikel als Beleg anführen?

  • Ein nachvollziehbarer, allerdings auch reichlich deprimierender Befund. Seit den Diktaturen der 20er- und 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts hat sich am Ende kaum etwas geändert.



    Diese Kräfte können sich am Ende offenbar nur selbst schlagen, wobei am Ende selbst die eigene Erfolglosigkeit in der Lügenflut versinkt. War die erste Präsidentschaft Trumps ein Erfolg? Nicht wirklich, trotzdem fühlten sich damals viele Menschen besser, vermutlich trotz nicht wegen Trump. Und wählten ihn.



    Erstaunlich ist auch die Differenz: während man viele etablierten Medien kein Wort mehr glaubt („Lügenpresse“) genießt selbst der größte Blödsinn, den Populisten schwurbeln totales Vertrauen.

  • "… erfüllte diese Lüge den Zweck, eine der zentralen Erzählungen seiner politischen Karriere zu füttern …"

    Ich denke, hier liegt ein Missverständnis vor, das mag als Nebeneffekt mit herausfallen, der reiflich kalkulierte (er rekurrierte hier ja auf Vance) Haupteffekt aber ist, dass eine groteske Lüge und solcherart stochastischer Terrorismus die Aussageform sind, die die Berichterstattung und Einordnung nach dem Event erwartungsgemäß dominieren wird. Darüber wird die anstehende Diskussion um die eigentlich zentralen Fragen unterlaufen, wie die Debatte inhaltlich verlaufen ist, welcher Kandidat die besseren Antworten und Ziele bietet, und unterm Strich bleibt wieder nur die binäre Frage, auf wessen Seite man stehen möchte. Und da die GOP auf "strategische Kommunikation" nun einmal kein Monopol hat und die Medienlandschaft auf maximalen emotionalen impact und Skandalisieren hin formatiert ist (Emotionen sind Clicks sind Reichweite sind Einnahmen), funktioniert das jedesmal wieder wunderbar.

  • "Politik besteht zunehmend aus falschen Erzählungen."



    Früher gab's primär Wunschdenken. Es ist zunehmend Vorsatz hinzugekommen.

  • Lügen sind nicht alleine bei Trump zu finden. Ich erinnere mal an die "nebenwirkungsfreie" mrna-Impfung (Lauterbach), an den wirschaftlichen "Doppelwumms" durch grüne Politik (Scholz), an die "Kugel Eis" (Trittin), an sinkende Preise (Habeck), an 100.000km entfernte Länder (Baerbock).



    Sie lügen alle...

  • Fakten haben allerdings öfter mal eine Wirkung, hihi

  • Das Problem ist, dass die Anhänger der Lügner die Lügen nicht als solche wahrnehmen, sondern als Metaphern für ihre Probleme.

    Niemand glaubt, dass jemand die Haustiere der anderen isst, es ist eine Metapher dafür, dass man glaubt die Ausländer bekommen alles geschenkt und nehmen einem alles weg.

    Und so funktioniert das alles wunderbar, die eigene Bubble versteht genau, was wie gemeint ist. Alle anderen schütteln den Kopf über die Lügner und ihre Lügen.

  • "Tatsächlich gilt in Deutschland: Arbeitende Menschen erhalten mehr Geld als nicht arbeitende Menschen."

    Diese Aussage ist so pauschal natürlich auch eine Lüge bzw. nur ein Teil der Wahrheit. Hinsichtlich des Bruttogehaltes mag das angehen, wenn man aber das Nettogehalt zwischen zwei Personen vergleicht, eine mit 3 Kindern und vom Bürgergeld lebend, die andere Person mit 3 Kindern im einfachen Beschäftigungsverhältnis, ergibt sich schon recht häufig eine Besserstellung beim Transferleistungs-Empfang.

  • Alles was in obigem Artikel steht ist spätestens seit den "alternativen Fakten" sattsam bekannt.



    Was ich vermisse: eine Strategie, wie dagegen vor zu gehen ist. Nicht dem Herrn Södder noch den Hintern mit einem "Du Böser aber auch" tätscheln.



    Da gefällt mir der Herr van Aaken schon deutlich besser.

  • Die Welt verändert ihr Gesicht;



    Wer nicht lügt, dex glaubt mensch nicht.

  • Der Text verortet das Problem zu einseitig im rechten Lager. Dabei zeigt gerade der aktuelle Untersuchungsausschuss zum Atomausstieg wie kreativ die Grünen mit der Wahrheit umgehen. Von den Täuschungen der SPD bei Ukraine und Cum-Ex gar nicht zu reden.

  • Sündenbockstrategie plus Confirmation Bias ergibt völlige Realitätsverweigerung. Die neueste alte Lüge Trumps während des Interviews auf CNN: Impfungen verursachen Autismus. Von der Journalistin kam kein Faktencheck und keine Gegenrede.

  • Guter Artikel. Auch sprachlich, "Erzählung" statt "Narrativ", "Bestätigungfehler" statt "confirmation bias". Das macht das ganze direkt lesbarer, zugänglicher, weniger abgehoben. Nichts gegen Framdworte, wenn sie nötig sind, sind sie aber oft gar nicht.

  • Menschen sind wohl leicht zu überzeugen, wenn man die Schuld für Elend den Flüchtlingen, LGBT und Linken gibt.

    Ersetzt man diese Personengruppen durch Politiker, Kapitalisten und Rechte, dann geht das ins eine Ohr rein und ins andere wieder raus.

    Bezeichnend für die neoliberal erzogenen Bürger.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Mit einem sorgsam aufgebautem Feindbild lässt sich prima vom eigenen Versagen ablenken. Dieses Spiel beherrschte die CDU/CSU schon lange vor der AfD. Linke - böse, Migranten (in den 70-90ern Gastarbeiter, Ausländer) - böse, LGBTQ+ - böse. Dazu noch eine große Portion Frauenfeindlichkeit und Armenhass.