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Die Linke im BundestagswahlkampfVom Winde verweht

Zwei Parteichefinnen in Weimar – kaum jemand interessiert’s. Eine Kritikerin in Schwerte – und der Platz ist voll. Die Linke hat so lange gestritten, dass sich Wähler abwenden.

D er Wahlkampfstand, den die Linke Ende August im Plattenbauviertel Weimar-West aufgebaut hat, steht etwas ungünstig. Die Leute gehen zum Einkaufen oder Geldabheben nicht am Stand der Partei vorbei. Und es zieht. Der Wind reißt irgendwann die rote Folie ab, die den Tisch umschließt. Zwei ältere Genossen bemühen sich, die Verkleidung wieder zu befestigen. Ihre Pappschilder vor Brust und Rücken mit der Aufschrift „Sparkasse Weimar-West muss bleiben“ behindern sie. Die Parteivorsitzende Susanne Hennig-Wellsow hantiert mit Kabelbindern. Es ist ihr Wahlkreis, sie will hier das Direktmandat holen. Zu Gast ist an diesem Tag auch ihre Co-Vorsitzende Janine Wissler. Die versucht erst gar nicht, mit handwerklichen Fähigkeiten zu glänzen.

Der Wind ist schließlich stärker. Die Ge­nos­s:in­nen geben auf. Rollen die Folie zusammen und packen sie in den Bus. Nun steht der Tisch ziemlich nackt da.

Irgendwie passt die Lage des Tischchens zur Situation der Linken. Die liegt seit Wochen hinter allen anderen im Bundestag vertretenen Parteien, mal ein, mal zwei Punkte über der 5-Prozent-Hürde. Und sie steht obendrein neuerdings im Sturm echter und gespielter Entrüstung. Mit ihrer Entscheidung, sich bei der Abstimmung über die Evakuierung afghanischer Ortskräfte zu enthalten, habe sich die Linke selbst ins Abseits geschossen, so die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock. Dann ging SPD-Kandidat Olaf Scholz auf noch mehr Distanz, verlangt ein Bekenntnis zur Nato. Und die CDU/CSU schießt sich nun auf Rot-Grün-Rot ein und warnt aktuell vor einem Linksrutsch.

Fest betoniert bei sechs bis sieben Prozent

Das alles könnte der Linken gelegen kommen, immerhin nimmt sie mal wieder jemand wahr. In der Bundestagsfraktion ist man schon fast so weit, Präsentkörbe für die Union zu packen. Doch die Mehrheit der Wäh­le­r:in­nen hat offenbar noch nichts davon mitbekommen, wie brandgefährlich die Linke ist. Wie festbetoniert stagnieren die Linken in den Umfragen. Die Spitzenkandidaten Janine Wissler und Fraktionschef Dietmar Bartsch bemühen sich bislang vergeblich, einen Hauch von Aufbruch zu erzeugen. Dass von Bartsch ausgegebene Ziel, zweistellig zu werden, ist derzeit so fern wie der Mars.

Sogar der Worst Case scheint nicht gänzlich ausgeschlossen. Die Partei könnte, wie schon 2002, wieder aus dem Bundestag geweht werden.

Bundesgeschäftsführer Jörg Schindler antwortet am Telefon schnell und entschieden. Das glaube er gar nicht. Die Stammwählerschaft bleibe der Linken treu. Was ihm eher Sorgen bereitet: „Wir schöpfen unser Wäh­le­r:in­nen­po­ten­zi­al bei Weitem nicht aus.“ Sechs Prozent seien fest entschlossen, die Linke zu wählen, doch 14 Prozent haben angegeben, sie könnten sich zwar vorstellen, die Linke zu wählen. Tun es aber nicht.

Ein wichtiger Grund heißt: Sahra Wagenknecht. Ein Gutteil der potenziellen Wäh­le­r:in­nen sage nämlich, sie könnten die Linke nicht wegen Sahra wählen. Und ein anderer Teil gebe an, die Linke nicht zu wählen, weil die so schäbig mit Sahra umgehe. „In der Situation kannst du es eigentlich niemandem recht machen, deshalb muss diese unproduktive Polarisierung raus“, meint Schindler.

Rot-Grün bevorzugt

Scholz will Rot-Grün SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hofft auf eine Mehrheit für eine rot-grüne Koalition. „Ich möchte gerne mit den Grünen zusammen regieren“, sagte er dem Tagesspiegel. Sollte es dafür nicht reichen, bevorzugt Scholz ein Bündnis aus SPD, Grünen und FDP. Eine Koalition mit Grünen und Linken kommt für Scholz hingegen kaum in Frage.

SPD gewinnt weiter Laut aktuellen Umfragen hätte eine rot-grüne Koalition allerdings keine Mehrheit. Insa ermittelte für die Bild am Sonntag 25 Prozent für die SPD, ein Punkt mehr als in der Vorwoche. Die Union verlor hingegen einen Punkt und lag bei 20 Prozent. Die Grünen verloren einen Punkt und lagen bei 16 Prozent, die AfD legte auf 12 Prozent zu. Die FDP blieb bei 13 Prozent, die Linke kam auf sieben Prozent.

Linke hofft Die Linkspartei selbst bereitet sich auf eine Regierungskoalition mit SPD und Grünen vor. Das Fenster für eine Regierungsbeteiligung sei so weit geöffnet wie noch nie, sagte Parteichefin Susanne Hennig-Wellsow der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. „Wann, wenn nicht jetzt?“, fragte sie. (afp, taz)

Sahra Wagenknecht ist prominent, eloquent und kann Populismus. Sie ist die heimliche Spitzenkandidatin der Linken. Sie hat ein Buch geschrieben, in dem sie die Lifestyle-Linken anprangert. Viele Ge­nos­s:in­nen lesen es als Angriff auf Positionen der Partei. Aber sie zieht Leute, füllt Säle und Plätze.

Zu Wagenknecht strömen die Massen

Schwerte im Ruhrgebiet am vergangenen Donnerstag: Um 17 Uhr soll Wagenknecht hier auftreten – und schon eine Stunde zuvor ist der Markt, auf dem die Ge­nos­s:in­nen Bühne und Infostand aufgebaut haben, gut gefüllt. Weil viele Menschen stehen müssen, tragen Hel­fe­r:in­nen Bierbänke heran.

Mag die einstige Fraktionschefin mit ihren Positionen zum Asylrecht, zur Genderpolitik oder zum Klimaschutz auch polarisieren – auf die Straße bringt sie ihre Anhänger:innen, aber auch Kritiker.innen noch immer.

Jetzt kämpfen: Janine Wissler, Spitzenkandidatin der Linkspartei Foto: imago

„Aus Neugier“ sei sie hier, sagt Gabriele Schmidt. Die 64-Jährige ist bekennende Unterstützerin der Linken, wählt die Partei wegen ihrer Sozialpolitik. „49 Jahre habe ich gearbeitet“, erzählt die gelernte Fleischfachverkäuferin. Zuletzt war Schmidt Hausmeisterin einer Schule. Gerade Rentnerin geworden, muss sie jetzt mit 1.100 Euro im Monat auskommen. „Für 49 Jahre harte körperliche Arbeit ist das ein Witz“, ärgert sie sich. Wagenknecht sei ihr „sehr sympathisch“.

Für mehr Klimaschutz ist die Rentnerin auch, nur müsse der bezahlbar bleiben, dürfe nicht überhastet eingeführt werden. Auf die Frage aber, ob Deutschland ein sicherer Hafen für Schutzsuchende bleiben solle, reagiert sie vorsichtig: „Das Thema Asyl ist sehr heikel“, sagt Schmidt.

Die Abiturientinnen Lea Gruner und Nele ter Jung hat dagegen die Skepsis auf den Schwerter Marktplatz gebracht. „Eigentlich finde ich die Linke sehr gut – aber von Wagenknecht bin ich nicht überzeugt“, sagt die 19 Jahre alte ter Jung diplomatisch. Den Satz „Wer Gastrecht missbraucht, hat Gastrecht verwirkt“, mit dem die damalige Fraktionschefin 2016 die Angriffe der Kölner Silvesternacht kommentierte, stößt die beiden Schülerinnen auch fünf Jahre später noch ab. „Das Asylrecht zu einem ‚Gastrecht‘ abzuqualifizieren, geht gar nicht“, sagt die 17-jährige Lea Gruner.

Wagenknecht repräsentiert die Linke nicht, widerspricht dem Parteiprogramm

Nele ter Jung, Abiturientin

Wagenknechts Ablehnung einer geschlechtergerechten Sprache ärgert beide. Gegenderte Sprache sei ein Teil von Geschlechtergerechtigkeit – und „Gerechtigkeit ist doch wohl Kern der Politik der Linken“, sagt ter Jung. Für sie ist deshalb klar: „Wagenknecht repräsentiert die Linke nicht, widerspricht dem Parteiprogramm.“ Ähnlich kritisch blickt auch Daniel Kramer auf die NRW-Spitzenkandidatin der Partei: „Wagenknecht hat sich an ein Milieu angebiedert, das ich verachte“, sagt der 41-jährige Lehrer.

Als Wagenknecht mit 25 Minuten Verspätung in einer schwarzen Audi-Limousine vorfährt, wird trotzdem spürbar, für viele hier ist sie eine Ikone: Der Applaus beginnt bereits, als die Bundestagsabgeordnete aussteigt. „Die schönste Frau der Welt“, ruft eine Frauenstimme aus der Menge.

„Politiker vom Hof jagen“

Auf der Bühne kommt Wagenknecht schnell zur Sache. Sie lobt das kategorische Nein ihrer Partei zu Rüstungsexporten. Danach folgt die soziale Frage in allen Facetten. Gerade die Christdemokraten hätten während der Pandemie plötzlich von „Solidarität“ geredet – und dabei Geringverdiener, auf Hartz IV Angewiesene, kleine Selbstständige vergessen. Mit 700 Millionen Euro an Kurzarbeitergeld beglückt worden sei dagegen der Daimler-Konzern. Und der habe die Millionen schnell wieder an seine Aktionäre ausgeschüttet. „Politiker, die so etwas zulassen, die muss man doch vom Acker jagen“, ruft Wagenknecht unter viel Beifall.

Weitere Klassiker der Linken folgen. Der Zwang, nach nur einem Jahr ohne Job den Großteil der Rücklagen aufzubrauchen, um überhaupt Hartz IV zu bekommen, sei „Enteignung“ – und nicht, wie von der Union behauptet, eine Vermögenssteuer „für Multimillionäre und Milliardäre“, donnert die NRW-Spitzenkandidatin. Auch für die Geringverdiener kämpfe die Linkspartei – mit ihrer Forderung nach einem Mindestlohn von 13 Euro.

Denn der Niedriglohnsektor sei „nicht vom Himmel gefallen“ – jetzt geht es gegen die Sozialdemokraten. Deren Kanzlerkandidat Olaf Scholz verspreche „stabile Renten“, habe aber offenbar noch nicht mitbekommen, dass „viele Menschen von ihrer Rente nicht leben können“.

Und die Grünen seien erst recht keine Alternative, donnert sie: „Grün ist die Farbe der Verteuerung.“ Den „schicken Tesla, das Niedrigenergiehaus“ könnten sich viele schlicht nicht leisten.

Zum Thema Migration, zur gendergerechten Sprache, zum Schutz von Minderheiten dagegen kein Wort.

Schadet Wagenknecht? Oder hilft sie?

„Eine gute Rede – genau meine Themen“, sagt Rentnerin Gabriele Schmidt. „Sahra Wagenknecht hat viele gute Sachen gesagt – aber viel Kontroverse vermieden“, finden die Abiturientinnen Nele ter Jung und Lea Gruner. Allerdings: „Populistisch“ seien die Klimaschutzpassagen gewesen – natürlich müsse auch der individuelle Lifestyle verändert werden. Wohl auch deshalb ist Lehrer Daniel Kramer nicht mehr zu sehen. Schon vor Wagenknechts Rede hat er erklärt, er werde dieses Mal wohl die Grünen wählen.

Es gibt Genoss:innen, die glauben, ohne Wagenknecht stünde die Linken besser da. Sie sei die größte Hypothek für den Wahlkampf, meint ein Mitglied des Parteivorstands. „Sahra hat uns eine Million Wählerstimmen gekostet“, meint ein anderer Genosse aus der Fraktion. „Wir lagen 2017 in allen Großstädten vor den Grünen. Bis Sahra eine Debatte über Migrationspolitik vom Zaun gebrochen hat und Aufstehen gegründet hat.“ Die Grünen hätten sich bedankt.

Die Sammlungsbewegung Aufstehen, die Wagenknecht vor drei Jahren gemeinsam mit Po­li­ti­ke­r:in­nen von SPD und Grünen aus der Taufe gehoben hatte, ist inzwischen gescheitert. Dass eine Fraktionsvorsitzende eine Bewegung gründet, die dem eigenen Laden den Kampf ansagt, kann man bei vielen Linken bis heute nicht verwinden.

Bei Wagenknecht strömen die Massen: Publikum beim Auftritt in Schwerte Foto: imago

Doch Teile der Führung haben einfach so getan, als ob Wagenknecht und Aufstehen eine gutgelaunte Rasselbande seien, die man eben ertragen müsse. Bis Wagenknecht 2019 ausstieg. Kurz darauf trat sie auch als Fraktionschefin zurück, nicht ohne darauf zu verweisen, wie sehr sie die dauernden Angriffe auf ihre Person zermürbt hätten.

Beim Streiten die Wähler aus dem Blick verloren

Doch es wäre zu einfach, die Probleme der Linken Sahra Wagenknecht in die Schuhe zu schieben. Tatsächlich haben sich die debattierfreudigen Ge­nos­s:in­nen in den letzten Jahren bevorzugt mit sich selbst beschäftigt und in endlosen Diskussionen verloren. Muss es „offene Grenzen“ oder „offene Grenzen für alle“ heißen? Gehören Klima, Gender, Antirassismus zu den eigenen Brot-und-Butter-Themen oder sollte man sie den Grünen überlassen? Will man grüner als die Grünen sein oder das Wort „grün“ lieber ganz aus dem Parteivokabular tilgen? Und – der alte Evergreen seit Gründung – will man überhaupt regieren?

4,3 Millionen Menschen gaben der Linken bei der letzten Bundestagswahl 2017 ihre Stimme. Doch die Ge­nos­s:in­nen gebärdeten sich zeitweise wie Gast­ge­be­r:in­nen einer Party, die sich nicht um die Gäste kümmern, sondern stattdessen darum streiten, ob der Grill links oder rechts steht und wer die Grillzange halten darf.

Diese Zerrissenheit führte dazu, dass die Linke in wichtigen Fragen Kompromisse schloss, die vor allem dem internen Frieden dienten, aber kaum vermittelbar waren. Jüngstes Beispiel: Die Linksfraktion enthielt sich im Bundestag bei der Abstimmung über die Evakuierung von Ortskräften, obwohl sie schon im Juni gefordert hatte, diese rasch auszufliegen. Ein Kompromiss zwischen den Pragmatikern und den orthodoxen Linken, für die eine Zustimmung zu Auslandseinsätzen ein Sakrileg ist.

Diese inhaltliche Unentschiedenheit spiegelt sich auch in den aktuellen Wahlplakaten wieder. Diese changieren zwischen violett, rosa und dunkelgrün, mal mit, mal ohne Personen, die eh kaum ein Mensch kennt. Ein Ausdruck der neuen Diversität in der Partei, wie Bundesgeschäftsführer Schindler sagt. Ja, es habe Ge­nos­s:in­nen gegeben, die wollten lieber die alten Plakate zurück: Schwarze Großbuchstaben, weiß abgesetzt auf rotem Untergrund, „Hartz IV muss weg“.

Allein, das Rot hat die SPD für sich gebunkert, ebenso die schwarz-weiße Optik und die klaren Ansagen. Olaf Scholz hängt auch in Weimar an den Laternenpfählen und verspricht „Kompetenz für Deutschland“. Selbst die Parteivorsitzende der Linken, Hennig-Wellsow, muss zugeben, dass ihr die SPD-Plakate zusagen. „Kompetenz für Deutschland, das hat was“, murmelt sie. Zur Kampagne der eigenen Partei äußert sie sich lieber nicht.

Das Sofortprogramm der Linken

Kompetenz für Deutschland, das würde Hennig-Wellsow, die sechs Jahre lang die Linke als Regierungspartei in Thüringen vertrat, auch gern versprechen. An diesem Montag wird sie zusammen mit Wissler und den Fraktionsvorsitzenden ein Sofortprogramm präsentieren: Mindestlohn von 13 Euro, eine Kindergrundsicherung, eine Anhebung des Rentenniveaus und die Kürzung der Rüstungsausgaben um 10 Milliarden Euro verlangt die Linke darin. Von der Abschaffung der Nato ist nicht die Rede. Doch statt Regierungswillen auszustrahlen, hat die Partei in den vergangenen Jahren vor allem nach ihrer Funktion in der Gesellschaft gesucht.

Die PDS war die Partei, die den Osten im wiedervereinigten Deutschland vertrat. Die mit der Wahlalternative Arbeit & Soziale Gerechtigkeit zur Linken vereinigte Partei bot der Agenda 2010 die Stirn. Doch die Mitglieder, die die Partei durch die letzten 30 Jahre getragen haben, sterben langsam aus.

60.000 Ge­nos­s:in­nen zählt die Partei, der Stand hat sich in den letzten Jahren wenig verändert. Die Konstanz kaschiert, dass die Linke in dieser Zeit ein Drittel ihrer Mitglieder verloren hat. Die Verluste wurden durch neue Mitglieder ausgeglichen, zwei Drittel sind unter 35 Jahre. Viele sind sozial engagiert, finden aber Themen wie Gender, Race und Klimawandel mindestens genauso wichtig. Mit den heutigen Rent­ne­r:in­nen im Osten, die im Kleingartenverein und in der Volkssolidarität waren und Arbeitslosen beim Ausfüllen der Hartz-IV-Anträge halfen, haben sie wenig gemein.

„Die Linke muss den Schwenk von der Kümmererpartei zur Empowermentpartei machen, es geht darum, Menschen zu organisieren und deren Stimmen zu transportieren“, meint Tim Detzner. Der Stadtvorsitzende in Chemnitz gehörte zur Hausbestzer:innenszene, er war in der Anti-Atomkraft-Bewegung und bei Glo­ba­li­sie­rungs­kri­ti­ke­r:in­nen aktiv. Im Frühjahr, als die Partei ihre Listen für die Bundestagswahl wählte, schlug er Landeschef Stefan Hartmann beim Kampf um einen aussichtsreichen Listenplatz.

Das geschah mit Unterstützung einer ziemlich jungen, ziemlich kleinen und dennoch recht einflussreichen Strömung in der Partei, die sich „Bewegungslinke“ nennt. Die Gruppierung aus ehemaligen Wagenknecht-Anhänger:innen, Altlinken und Neumitgliedern fand sich ursprünglich aus Frust über die damalige Fraktionschefin zusammen.

Auch die Bewegungslinke will die Partei erneuern. Sie hat fast die Hälfte der Sitze im Parteivorstand erobert. Ihre Frontfrau: Janine Wissler. Ihre politische Vita ähnelt der von Detzner: Die 39-Jährige Hessin fuhr mit 14 zu ihrer ersten Demo. Sie war Sprecherin von Attac in Frankfurt am Main. Obwohl Wissler seit 2008 im hessischen Landtag sitzt, bleibt sie den außerparlamentarischen Bewegungen bis heute treu: Von Blockupy bis Waldbesetzungen, von Black Lifes Matter bis Fridays for Future – keine Demo ohne Wissler.

Das sind Anliegen, die Wagenknecht als Probleme von Lifestyle-Linken bezeichnet, die anderen vorschreiben wolle, „wie sie zu leben, zu essen, zu reden haben“. Glaubt man ihr, dann seien diese Leute für den Niedergang der gesellschaftlichen Linken verantwortlich. Wissler widerspricht. „Ich glaube nicht, dass es am Gendern liegt.“ Aber natürlich müsse man sich überlegen, wie man die Menschen besser erreichen könne.

In einem Punkt hat Wagenknecht recht: Diejenigen, für die die Linkspartei Politik machen möchte, die in prekären Jobs arbeiten, auf staatliche Unterstützung angewiesen sind, abgehängt sind, die wählen die Partei kaum noch. Viele wanderten zur AfD ab oder gehen gar nicht zur Wahl.

Im Plattenbaubezirk Weimar-West, dort wo die Linke ihren Stand aufgebaut hat, wohnen viele Menschen, die arm sind. Man sieht es an den billigen Klamotten, den klapprigen Kinderwagen, den fehlenden Zähnen. Da ist Rosi, Rentnerin, die für 450 Euro in einer Schule Mittagessen ausgibt. „Wir wurden bei den Coronamaßnahmen vergessen“, sagt sie. Ohne die Ersparnisse ihrer Mutter käme sie nicht über die Runden. Rosi ist Genossin und nimmt gleich noch eine Unterschriftenliste mit.

Wir müssen jetzt unsere Konflikte nach hinten stellen und die Inhalte nach vorn. Wir müssen deutlich machen: Es geht um was

Janine Wissler, Parteivorsitzende

Wissler inspiziert die Flyer auf dem Wahlkampftisch. „Da liegen wir ja einträchtig nebeneinander“, sagt sie zu Hennig-Wellsow. Die lacht: „Da passt kein Blatt zwischen uns.“ Die Harmonie zwischen den beiden Spitzenfrauen ist echt. Eigentlich sind sie grundverschieden, die burschikose Thüringerin und die immer elegant gekleidete Hessin. Die eine ist pragmatisch und regierungserfahren, die andere mischte bis vor Kurzem beim trotzkistischen Zusammenschluss Marx 21 mit. Doch die prekäre Lage der Partei und persönliche Erfahrungen haben die beiden in den letzten Monaten zusammengeschweißt.

Als sie später am Abend mit 150 Mitgliedern in einer Videokonferenz sitzen, teilen sie sich einen Bildschirm. Die Ge­nos­s:in­nen wollen wissen, wie man denn mit den Konflikten in der Partei umgehen soll: „Ich sach mal, der Ortsverband ist gespalten, die Hälfte hat gar keine Lust auf Wahlkampf.“ Wissler und Hennig-Wellsow schauen sich an. „Wir müssen jetzt unsere Konflikte nach hinten stellen und die Inhalte nach vorn“, sagt Wissler und ihre Stimme wird laut und klar. „Wir müssen deutlich machen: Es geht um was.“

Die beiden Frauen vertrauen einander. Sie teilen sich die Aufgaben. Wissler, die begabte Rednerin, bestreitet Talkshows, Hennig-Wellsow, die Macherin, fährt ins Saarland und lotst Oskar Lafontaine und seine Frau Sahra Wagenknecht nach Thüringen.

Ende August, eine Woche nach Wisslers Ausflug in Weimar, sprechen Wagenknecht und Lafontaine gemeinsam mit Hennig-Wellsow in der Goethe-Stadt vor 700 Menschen. Dass es erstmals seit Jahren wieder zu einem gemeinsamen Wahlkampfauftritt einer Parteivorsitzenden mit Wagenknecht kommt, habe eine extreme Wirkung in der Partei, sagt ein Spitzengenosse. Die Debatten hätten sich entspannt.

Die Wege von Wissler und Wagenknecht, der offiziellen und der heimlichen Spitzenkandidatin, werden sich im Wahlkampf nicht kreuzen, es gibt keine gemeinsamen Auftritte. Doch dass Wagenknecht eher die kleinen Städte und Wissler eher die Metropolen bespielt, das kann man auch als eine Art von Aufgabenteilung betrachten. Wisslers Verhältnis zu Wagenknecht? Sie zuckt die Schultern. „Freundlich, aber nicht eng.“

In Weimar klappen die Ge­nos­s:in­nen später am Tag den Tisch zusammen und verabschieden die beiden Parteichefinnen. „Uns allen viel Erfolg“, ruft ein Mann mit grauem Schnurrbart. „Wir lagen hier schließlich mal bei 43 Prozent, jetzt sind wir noch bei 25. Aber wir werden das schon noch schaffen.“

Bis dahin ist es noch ein weiter Weg – für die Linke und ihre Führungsfrauen.

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75 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Ich fühle mich bei den Linken immer an das Lied/Gedicht "Der schlimmste Feind" erinnert, in dem vom Feind in den eigenen Reihn die Rede ist. Es gibt bei dieser Partei nur rot oder braun.

    Das Dilemma der Linken ist meiner Meinung nach aber nicht nur auf die im Text genannten internen Gründe zurückzuführen. Die Linke ist seit jeher eine Partei, die mehr auf Inhalt als auf Personen setzt - außer vllt in Thüringen mit Bodo Ramelow als MP. Ich hab allerdings den Eindruck, dass sich die Wahlkämpfe ähnlich dem Präsidentenwahlkampf in den USA mittlerweile ausschließlich auf die Spitzenkandidaten (der möglichen Kanzleramts-/Ministerpräsidentenparteien) fixieren und Inhalte in den Hintergrund rücken.

    Allerdings was ich Sahra Wagenknecht und auch anderen aus der Partei vorwerfen muss, dass es mir so erscheint als ginge es ihnen mehr um ihre persönlichen Belange und ihre Karrieren, als um das Wohlergehen der Menschen und die Interessen der Partei.

    Ich finde es erschreckend, wenn einige Politiker:innen und Organisationen der Linken Aussagen tätigen, die auch aus einer AfD-Feder hätten kommen können. Ich denke, damit holt man keine Stimmen bei der AfD, man bestätigt deren Wähler:innen nur - musste ich nach Sahra Wagenknechts Aussagen so erfahren - und man treibt die jungen, engagierte Menschen dazu, grün zu wählen oder aus der Partei auszutreten (so wie mich).

  • Dann hätten wir doch 2 Felder. Wagenknecht sagt nichts zu Gender und Co, Linkspartei 2.0 als Anhängsel der Grünen spricht nicht mehr über soziales

  • Die Autorin Anna Lehmann hat eine eigenartige Wahrnehmenung: "Sahra Wagenknecht ist prominent, eloquent und kann Populismus" Sahra ist das Gegenteil von Populismus, sie spricht Dinge immer ehrlich und offen an. Ebenso ist die Aussage "Die Linksfraktion enthielt sich im Bundestag bei der Abstimmung über die Evakuierung von Ortskräften" falsch, denn es ging dabei um die nachträglich Legalisierung eines Auslandseinsatzes der Bundeswehr, der zu diesem Zeitpunkt fast abgeschlossen war. Da ist sich die Partei lediglich treu geblieben, da sie Auslandseinsätzen der Bundeswehr grundsätzlich nicht zustimmt. Statt dessen hatte die Linke schon Monate zuvor einen Antrag auf sofortige Evakuierung der Ortskräfte gestellt, der mehrheitlich im Bundestag abgelehnt wurde. Soviel gehört zur Wahrheit dazu, Frau Lehmann.

  • Eine Partei möchte gleichzeitig vom



    jungen „Hippen“ Großstadt-Linken und vom armen, älteren Nicht-Großstadt Unterpreviligierten gewählt werden ?



    Was verbindet diese beiden??



    So gut wie gar nichts!

    Die Linkspartei muss ich entscheiden für welche der beiden Gruppen sie steht oder sie wird bald von keiner von beiden mehr gewählt

  • Ich wähle seit vielen Jahren die LINKE. Ich wähle sie wegen ihres Programms, ihrer Ansichten und weil sie als einzige Partei wirklich sozial sind. Ich wähle sie nicht wegen einzelner Personen. Ich verstehe auch die Aussagen vieler nicht, die sagen, wegen der einen oder anderen Person sei die Linke nicht wählbar. Man wählt doch nicht einzelne Personen, man wählt doch das Programm! Eigentlich! Mit tut es z.B. unendlich leid, dass Fabio de Masi aufhört. Aber deswegen die Partei nicht mehr zu wählen kommt nicht in Frage. Ich habe auch zunehmend ein Problem mit Frau Wagenknecht. Die versucht Stimmen im rechten Milieu zu fischen. Und deren inzwischen rechtes Vokabular stört mich sehr. Trotzdem wähle ich die LINKE, weil sie für mich die einzige Partei ist, die ein wirklichen Programm für soziale Gerechtigkeit hat. Auch der Umweltschutz kommt da nicht zu kurz. Und bei der Steuergerechtigkeit sind die LINKEN schon lange die einzige Alternative zu dem, was wir momentan haben. alle anderen wollen die Reichen weiter entlasten und die Normalos und die bereits abgehängten noch weiter belasten. Und die Rente und und und... Aber das scheint die Deutschen alles nicht zu interessieren. Die wählen weiter wie gehabt, um sich dann anschließend darüber zu beschweren, dass die wieder Gewählten weiter machen wie gehabt...

    • @margarete2052:

      "Ich habe auch zunehmend ein Problem mit Frau Wagenknecht. Die versucht Stimmen im rechten Milieu zu fischen"



      Stellen Sie bitte ihren politischen Seismograf ein wenig um. Der ist nämlich viel zu scharf auf links eingestellt und somit konstatiert Ihnen alle anderen Meinungen als rechts, populistisch usw. Dies führt auf langer Sicht zu einer Verengung der politischen Wahrnehmungsvermögen .

    • @margarete2052:

      Sehr geehrte Frau Schreiter, ich weiß nicht, ob sie ostdeutsch sozialisiert sind, ich ja und für mich ist Sarah Wagenknecht und Gregor Gysi die einzigen, die fest auf einem dialektischen Untergrund stehen. Das grünlich-rötliche Bla-Bla der westdeutschen Kleingarten- und Sozialarbeiter-Elite würden wir Ostdeutschen uns gerne sparen. Insbesondere vermisse ich dort einen fundierten marxistischen und historisch-dialektischen Ansatz. Aber anscheinend braucht man ja sowas im Westen nicht.

  • Die Realität in der Partei Die Linke: die Mitglieder wenden sich ab. Schon satzungsgemäß muss der Kreisvorstand über alles entscheiden, weil Orts- und Basisgruppen keine eigenen Finanzen verwalten dürfen. (Kann man nachlesen, nennt sich dann Recherche, wenn man als Journalist tätig ist)



    Tja, und von daher mutieren Basisgruppen zu Plakatklebetrupps oder lösen sich in Langeweile auf.



    Nach der Bt-Wahl 2017 setzte eine Welle Schikanen und Ausschlussverfahren gegen die Sozialisten in der Partei ein. (Die WASG hatte es nie so damit). Damit gingen Aktivisten verloren, und die meisten davon haben schon unmittelbar zweistellig Wählerstimmen mitgenommen. Dazu kommen dann noch die mittelbaren Wählerverluste.



    Die entsprechenden Kreisleitungen haben das durch Scheinmitglieder und Karteileichenbeatmung verdeckt. (Allein mein Austritt wurde erst nach einem Jahr in die Akten eingetragen)



    Es sind also nicht nur Unklarheiten in der Programmatik, die den Niedergang der Partei ausmachen, sondern der Niedergang der Partei zeigt sich in Programmatik, Politik und Stimmverlusten.

  • Ganz unterhaltsam der Artikel von Frau Lehmann.

    Allerdings denke ich nicht, dass eine Partei mit fluktuierenden 6-8% Wählerschaft für Millionen unwählbar ist, weil Wagenknecht in der Partei ist, ich finde das wirklich Quatsch.

    Man bekommt eher Aussagen wie, man wisse nicht wofür die Linke steht, Links hätte kein Alleinstellungsmerkmal, viele Themen werden ja nun auch von SPD und Grün beackert.

    Es fällt auf dass Wagenknecht viel intellektuellen rhetorischen Input gibt, in den Bundestagsreden übernehmen viele Politiker linke Inhalte mit ähnlichen Formulierungen wie Wagenknecht, das ist mir mal heute in den Bundestagsreden von Links, SPD, sogar FDP aufgefallen.

    Zu Frau Wissler in dieser Anne Will Talkshow fiel auf: Eine linke Politikerin wird nach ihrer (links)extremistischen Vergangenheit von der Will befragt, und dazu gedrängt sich mal ganz schnell zu distanzieren sonst gäbe es keine Regierungsoption, und da muss ich mal sagen: Neben Ihr sass Tino Chrupalla von der AFD und Wissler wird nach ihrer „extremistischen“ Vergangenheit ausgefragt? Soll das ein Witz sein, das ist doch völlig lächerlich, da muss man doch den Knick in der Optik neu justieren, oder?

    Also, ich finde summa summarum Wagenknecht eine tolle, authentische Politikerin, die erstaunlicherweise trotz >50 wie ein Vogue Model auf einem Hochglanz Front Cover aussieht, das muss man einfach ganz objektiv und ehrlich konstatieren, Frau Lehmann, Aussehen in der Politik ist ganz ganz wichtig, viele tun so als sei das oberflächliches Getue, ist es nicht.

    Ich jedenfalls würde mich freuen, wenn Wagenknecht in RRG ein Amt übernehmen könnte, heute im Bundestag hat sich Jan Korte trotz Unionsgeschrei zu RRG bekannt, wenn kein RRG resultiert nach der Wahl, ist es definitiv nicht Wagenknechts Schuld, die macht Wahlkampf in NRW und hält mit Scholz Kritik die Füsse still.

    Wenn RRG scheitert wird es an Scholz und Baerbock liegen und nicht an Wagenknecht, ich drück die Daumen für RRG.

    • @Kat Sim:

      Warum soll das ein Witz sein? Bei Chrupalla gibt es ja Gott sei Dank keine Regierungsoption. Also würde die gleiche Frage an ihn auch keinen Sinn machen

  • Allerspätestens seid dem Syrienkrieg hat die Linke bei mir verschissen. - taz.de/Debatte-Syr...und-Irak/!5394697/

  • Machen wir uns doch nichts vor. Bei den Linken geht es auch nur um Macht, Posten und Pöstchen. Jede Partei tritt an, um etwas zum Wohle der Menschen im Land zu verändern. Dazu müsste sie aber alleine regieren können, und in einer Koalition mit wem auch immer werden immer Kompromisse geschlossen und das Wohl der Menschen wird aus den Augen verloren.

    • @Elena Levi:

      Beim „Wohl der Menschen“ kommt es nicht zuletzt auch darauf an, um welche Menschen mit welchen Interessen es sich handelt. Demokratie erhebt doch gar nicht den Anspruch, das beste Ergebnis für alle Menschen zu liefern. In der Demokratie geht es „nur“ um Gewaltenteilung, Machtverteilung und Machtkontrolle. „Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit“, heißt es im Grundgesetz. Allein, dass die Interessen von Menschen überhaupt mal formuliert, artikuliert und gebündelt werden, ist doch schon ein Wert ansich. Gehen Sie wählen - Ihre Stimme entscheidet mit darüber, welche Interessen welcher Bevölkerungsgruppen in Zukunft im Vordergrund stehen werden und welche nicht.

      • @Rainer B.:

        Vollkommen richtig!

    • @Elena Levi:

      Stimmt, das trifft auf alle Parteien zu. Kann irgendwie daher nicht als Vorwurf nur an die Linke gelten. Mich interessiert daher auch überweiegend nur, was umgsetzt wird. Wenn das eine sozialere Politik ist, hervorragend!



      Vermutlich schafft es die Linke aber nicht über 5%. Und auch die nächsten Jahre wird es weder einen notwendigen ökologischenen Umbau noch angemessenen sozialen Umbau geben.



      Denn die Grünen mit 16% haben wenig Spielraum und wenn ich mir die Landesregierungen ansehe, wo die Grünen (mit)regieren, sind da erneuerbare Enmergien wenig vorzuweisen!

  • Dass die Linkspartei bei 6-7% feststeckt hat keine aktuellen Ursachen, sondern nur tiefliegende, in der Bevölkerung verwurzelte:



    die Angst vor Veränderung - obwohl eine Mehrheit die Ziele mit mehr Gerechtigkeit und Begrenzung der Marktwirtschaft befürworten.



    Es ist v.a. die Resignation, dass diese Ziele sich nicht erreichen lassen, die dazu führen, dass die Linke und die Linken marginalisiert sind.



    Eine Abkehr von Wagenknecht und von dem unsäglichen Diether Dehm würde allerdings vielleicht etwas bringen. Die werden als "NICHT-links" wahrgenommen.

    • @nzuli sana:

      Achja? Im Osten wählen immernoch viele die Linke weil sie zurück in die Vergangenheit wollen. Die Linke war lange, klientelmäßig, die CSU des Ostens...daher auch die verluste an die AFD.

    • @nzuli sana:

      Was haben Sie gegen Frau Wagenknecht? Für mich die einzige Politkerin in der Partei, die mich zum Wählen der Linken bewegen könnte.

      • @Elena Levi:

        Viele Wähler mit migrantischen oder LGBT -Hintergrund und andere den deren Belange wichtig sind, wandern wegen Wagenknecht und Lafontaine zu den Grünen ab. Vieles was Wagenknecht sagt ist richtig, aber zu versuchen mit einer nationalen Variante von Sozialismus Wähler von der AFD in Die Linke zurückzuholen, finde ich äußerst unangenehm und macht alles kaputt. Das gleiche gilt für Dieter Dehm, dem Querfront-Busenfreund von Sahra. Geht gar nicht.

        • @Andreas J:

          Dann definieren Sie doch mal, was Links sein soll? Für mich ist das Studium der Schriften von Marx und Engels Grundvoraussetzung für linkes Herangehen. Aber anscheinend ist das in der BRD nicht mehr so gefragt.

        • @Andreas J:

          "nationalen Variante von Sozialismus"



          Sie wissen schon was die nationale Variante von Sozialismus bedeutet?



          Und die Querfront Nähe der Frau Wagenknecht stört mich auch sehr. Mich stört überhaupt der eklatante Rechtsruck von Frau Wagenknecht. Trotzdem wähle ich die LINKE. Denn Frau Wagenknecht ist NICHT die LINKE. Sie ist Parteimitglied, so wie viele andere auch. Und auch die LINKEN dürfen unterschiedliche Meinungen haben. Wenn die allerdings mit der Partei überhaupt nichts mehr zu tun haben, dann sollten solche Personen sich einfach in die Parteien begeben, deren Ansichten sie teilen...

          • @margarete2052:

            Natürlich weiß ich was das bedeutet, ansonsten hätte ich es nicht erwähnt. Deshalb habe ich auch nicht Nationalsozialismus geschrieben. Wagenknecht, Lafontaine und Dehm fischen am rechten Rand. Und das klingt manchmal wie von der AFD. Migranten und LSBT gegen Sozialschwache auszuspielen und ihre Anliegen als linksliberale Spinnerei ab zu tun, um Wähler die zur AFD abgewandert sind zurück zu gewinnen, indem man ihre Ressentiments bestätigt, ist nun wirklich das aller Letzte.

        • @Andreas J:

          Glücklicherweise hat Dieter Dehm eine schöne Klatsche von Mizgin Ciftci kassiert!

          www.weser-kurier.d...y7rzpyxjr13v2jfgaq

          Wähle die Linke seit ich wählen darf. Diesmal allerdings wird es eine knappe Entscheidung für mich. Falls ich dieser Partei doch treu bleibe, dann wegen Nachwuchspolitikern wie ihm.

          Alternative ist für mich die PARTEI. Die haben mich mit ihren Plakaten wenigstens zum lachen gebracht. Die anderen lösen bei mir eher Brechreiz aus.

  • Die meisten Menschen in diesem Land sind ausgeprochen harmoniebedürftig. Trotzdem gibt es jeden Tag irgendwo Streit. Das eine schließt das andere nämlich überhaupt nicht aus. Widersprüche sind schlicht gesellschaftliche Realität. Eine Partei, die in sich selbst überhaupt keine Widersprüche mehr trägt, hat sich sehr wahrscheinlich von der gesellschaftlichen Realität längst abgekoppelt. Wer eine widerspruchslose Linke möchte, möchte im Grunde gar keine Linke und möchte auch die gesellschaftlichen Realitäten lieber nicht zu nah an sich herankommen lassen. Die Linke ist keineswegs „vom Winde verweht“, aber ständig umgeben von reichlich viel Mistgestank.

    • @Rainer B.:

      Es ist nur schlecht, wenn die Partei aus so vielen Widersprüchen besteht, dass man gar nicht mehr weiß, wofür sie eigentlich steht.

      Man kann sich auch mit Widersprüchen super von der gesellschaftlichen Realität abkoppeln.

      • @rero:

        Nun - ein Blick in das Parteiprogramm genügt, um zu wissen, wofür die Partei Die Linke steht. Die allermeisten Widersprüche entstehen doch dadurch, dass sich Leute nur zu gern auf ungeprüftes Hörensagen verlassen wollen.

        • @Rainer B.:

          meine Rede! DANKE dafür.

  • Unbestritten - im Umgang mit der Wählerschaft muss DieLinke dazulernen. Wer nicht gerade Politikwissenschaften studiert hat, versteht oft nicht was gemeint ist. Gleichberechtigung versteht jeder - bei Feminismus zeigen auch die meisten Frauen Ablehnung. Transformation zu demokratischen Besitzverhältnissen - was bitteschön? u.s.w.



    Trotz dem ist DieLinke die einzige Partei, der ich zutraue, auch in Regierungsverantwortung, unbestechlich zu bleiben, für mehr Transparenz zu stehen und das Wort Systemwechsel auszusprechen.



    Und das ist es was wir brauchen. Ein Wechsel hin zu einer solidarischen und sozialen Gesellschaft. Das geht nur mit einem starken politischen Bekenntnis zum Gemeinwohl und zur Generationengerechtigkeit.

    • @m.d.bichlmeier:

      Bin da ganz Ihrer Meinung. Zustimmung.

    • @m.d.bichlmeier:

      Ziemlich utopisch, wenn gerade mal 6-7% der Menschen diese Form der Umverteilung unterstützen.



      Wenn die Linke ihr Programm auch nur ansatzweise durchsetzt, dann wird das nichts als ein großer Spaltpilz. Die Linke sucht ihre Nische, in dem Sie versucht einen Klassenkampf zu inszenieren, also Bevölkerungsteile in Abgrenzung gegeneinander zu positionieren. Das bringt vielleicht ein paar Punkte im Lager der Frustrierten (genau so funktioniert ja auch die AfD, nur mit anderen Inhalten) - aber nie die Mehrheit, auch nicht in Koalitionen.

      So wird kein Gemeinwohl erzeugt, das ist ein echter Trugschluss.

      • @hup:

        Na ja, die Grünen Positionen lagen auch schon mal bei 6-7 Prozent. Das kann sich jederzeit ändern. Bei dieser Wahl allerdings nicht! Ich wäre da aber nicht so absolut wie Sie, dies grundsätzlich auszuschließen! Wäre auch undemokratisch, denn die Forderungen nach mehr sozialer Gerechtigkeit gibt es auch bei Wählern von SPD und Grünen! Nur die lassen das dann in ihren Koalitionen immer unter den Tisch fallen, daher ist die Linkspartei leider ein notwendiges Korrektiv, diese Themen immer wieder in den Fokus zu bringen!

  • RS
    Ria Sauter

    Mit Sarah Wagenknecht hätte Die Linke einen enormen Zuspruch erlebt.



    Der Auftritt von der jetzigen Frontfrau bei Anne Will war zum fremdschämen.



    Sie hat dort genauso unangebracht gegrinst wie der Laschet bei den Flutopfern.



    Mit der FDP kann rot und grün ja eh besser.



    Wahrheiten, wie die von Frau Wagenknecht, hätten nur gestört.

    • @Ria Sauter:

      "Mit Sarah Wagenknecht hätte Die Linke einen enormen Zuspruch erlebt."



      Eine Frau die Sätze wie den folgenden von sich gibt:



      "Natürlich ist eine junge Familie nicht erfreut, wenn sie noch länger auf eine der spärlich gesäten Sozialwohnungen warten muss, weil auch immer mehr Einwanderer auf der Liste stehen."



      Was nicht nur inhaltlich völliger Quatsch ist, weil Menschen mit nicht deutsch klingenden Namen auf dem Wohnungsmarkt massiv im Nachteil sind und mit unsicherem Aufenthaltstitel noch viel mehr, sondern auch weil sie damit eine Grenze in der Anbiederung an xenophobe Millieus überschreitet die absolut sein müsste. Aber die Partei toleriert´s weil ihr klar ist wie groß die Sarah-Fanbase immer noch ist.



      taz.de/Neues-Buch-...enknecht/!5771163/

      • @Ingo Bernable:

        Können Sie bitte kurz erläutern warum das inhaltlich Quatsch ist? Viele Kommunen weisen im Gegensatz zu Berlin die Sozialwohnungen direkt zu bzw. nutzen ein Vorschlagsrecht für Vermieter von Sozialwohnungen. Je länger die Liste der anspruchsberechtigten Personen, umso niedriger ist dann auch die Chance bzw. länger ist die Wartezeit. In München beträgt die Wartezeit auf eine Sozialwohnung aktuell etwa 3 Jahre. An diesem einfachen Fakt ändert auch eine unbestritten vorhandene sonstige Benachteiligung nichts. Diese xenophoben Milieus haben auch deshalb so viel Zulauf weil die andere Seite einfach so tut als ob unliebsame Probleme einfach nicht existieren würden.

        • @Šarru-kīnu:

          wer hat denn die "unliebsamen Probleme" geschaffen? Waren das etwa die LINKEN, oder waren das die seit Jahren regierenden Parteien? Wer hat denn beschlossen, dass Sozialwohnungen verscherbelt werden müssen, weil alles und jeder verwertbar und auf Gewinnmaximierung getrimmt werden muss. Wer hat den Niedriglohnsektor geschaffen, der uns jetzt auf die Füße fällt. Waren das etwa die Ärmsten der Armen, die Einwanderer und die Flüchtlinge? Und wenn eine LINKE Politikerin eine solche Meinung vertritt, dann ist die nicht Links, dann ist die Rechts :-(

  • Ich gehöre zum Vorstand des Stadtverbandes Schwerte von "Die Linke", der Sahra Wagenknecht eingeladen hat und habe die Veranstaltung eröffnet und moderiert. Schon während der Veranstaltung hatten wir an unserem Infostand regen Zulauf und ausschließlich positive Resonanz. Das hat sich an unserem Wahlkampf-Infostand in der Fussgängerzone zwei Tage später noch einmal wiederholt.



    Vielleicht sind den Menschen in der Provinz andere Themen wichtiger, als den Menschen in Metropolen wie Berlin. Ich vertrete die Auffassung, dass in einer pluralischen Partei wie "Die LINKE" jeder die Themen, die ihm oder Ihr wichtig sind, nach vorne bringen kann und soll, ohne sich über die Relevanz anderer Thema abfällig zu äußern. Jemand der andere Menschen verachtet, hat nach meiner Ansicht keine ploitische Heimat in meiner Partei. Der kann sich meinetwegen den "Blaumann" anziehen. Schade finde ich, dass vor, während oder nach der Veranstaltung niemand von der TAZ Kontakt mit dem Gastgeber aufgenommen hat.



    Was R2G angeht, ist klar, dass SPD und Grüne auf die LINKEN angewiesen sind, wenn sie ihre Wahlkampfforderungen ernst nehmen. Deshalb wird es nicht zu R2G kommen, weil dann ein Alibi vorhanden ist, weshalb 12 Euro Mindestlohn nicht umgesetzt werden. Mit der FDP muss der Olaf das nicht machen.

    • @Peter Weyers:

      Der Kommentar ist besser als der Artikel und in Schwerte scheinen die Lifestyle-Linken das Kommando noch nicht übernommen zu haben. Das macht Hoffnung. Und eins ist doch klar, mit Sara als Frontfrau stünden die Linken bei mindestens 12 Prozent.

    • RS
      Ria Sauter
      @Peter Weyers:

      Danke für Ihren Kommentar!

      • @Ria Sauter:

        anschließe mich.

        Wäre schön - außer Larifari - insbesondere von Frau Anna Lehmann - eine begnadete Abmeiering von Die Linke - hier mal ne Antwort einzurücken! Die taz hat ja zu verschiedenen Positionen sturmriemenfeste Grabner am Start.



        So offensichtlich trivial - sind zum Glück nicht alle. But.



        Objektive Berichterstattung - sieht schlicht anders aus. Wollnichwoll!



        Keine eine eine Frage. Gellewelle - 🧹 -



        Normal nich - wa!

        • @Lowandorder:

          kurz - Die Scheuklappen & ehr Vorurteilsgehuber auch dieser beider tazler - interessiert mich nicht die Bohne



          In Echt nicht.

          • RS
            Ria Sauter
            @Lowandorder:

            Bin ganz Ihrer Meinung!

            • @Ria Sauter:

              Die Grabenkämpfer di taz - seien gewarnt: Im Korea-Krieg zogen sich viele auf Dauer ob der Feuchtigkeit & Nässe! - Den sogenannten Grabenfuß zu!



              Wer Bilder von darob abben Zehen in -



              Schwarz! Aber Hallo! gesehen hat - 🤮 -

              unterm——-



              Einen Zusammenhang mit Wasser stellten die Militärärzte her, als ihnen erstmals auffiel, dass das Syndrom, anders als Erfrierungen oder Frostbeulen, auch bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt auftritt. Wasser war in den damaligen Schützengräben allgegenwärtig, sodass sich der Name Grabenfuß (Trench Foot!;(( etablierte.



              www.google.de/sear...e-de&client=safari

              kurz - Raus aus den Gräben!



              Besser is das. Da liegt kein Segen drauf!



              Brief&Siegel•

      • @Ria Sauter:

        Gerne!

  • 8G
    83191 (Profil gelöscht)

    Ich habe die Linke als Vertreter der ökonomisch abgehängten kennen und schätzen gelernt.

    Jetzt ist Sie der Vertreter der sprachlich abgehängten. Das ist auch ein wichtiges Thema, aber am falschen Gendern ist noch niemand verarmt. Und es gibt viele Parteien die sich das auf die Fahne geschrieben haben. Den Kampf gegen H4 jedoch nicht !

    Die Prioritäten wurden für mich einfach falsch gesetzt. Wagenknecht, Gysi, Lanfontaine oder Ramelow sind für mich die Relikte der alten Prioritäten.

  • 0G
    05867 (Profil gelöscht)

    Selbst wenn SW und Lafo nicht aus dem Separationsmodus herauskommen wollen, sollte das neue Führungsduo unterstützt werden.

  • 0G
    05867 (Profil gelöscht)

    Ja, super.



    Die Linke in Deutschland (=links von SPD, CDU, FDP) verhindert mit dieser Zerissenheit die Machtübernahme, die dem Land sehr gut tun würde (nach 40 Jahren neoliberaler Politik durch CDU, CSU, FDP & SPD).



    Warum können die Alphatiere sich nicht einfach mal ein wenig zurücknehmen. So sehr ich SW schätze, sie kann das definitiv nicht

    • @05867 (Profil gelöscht):

      Wieso verhindert die LINKE das? Im Moment reicht es doch für RGR. Wer grenzt sich denn vorsorglich schon mal ab, damit es weitergehen wie bisher? Die LINKE ist es nicht.



      PS: Bei Ihrer Aufzählung neoliberaler Parteien die Grünen aber nicht vergessen, gelle. Da sitzen an der Spitze immer noch einige aus den berüchtigten sieben Jahren RG, KGE und Trittin zB.

  • Ich habe die Linke vor ein paar Monaten nach nach Jahren verlassen.Wenn die Partei nicht mehr weiß wofür sie steht, und hauptsächlich auf Gender-, und Identitätspolitik setzt, ist es nicht mehr meine Partei. HW und JW sind blass, ohne Profil, das waren schon die Vorgänger.Es wird ganz eng mit der BTW. Ein wenig schade wäre es, wenn die Linke aus dem BT fliegt, ich hätte dafür aber vollstes Verständnis. Sxgafft sie es nicht in den BT, ist es der Anfang vom Ende. Was mit SW gemacht wird, ist jenseits der Realität, das Verhalten vieler Linker zeigt ja auch, dass man sich in einem Paraleluniversum befindet, Sektierer und Altstalinisten fühlen sich hier sehr wohl.

    • @Rasmuss:

      Offen gesagt verstehe ich nicht, wie man Mitglied der Linken sein kann, und den (IMHO) vollkommen lächerlichen Wagenknecht-Nonsens über die angeblichen Themen der Linken "kaufen" kann. Geht (IHO) nur, wenn man "Karteileiche" ist.

    • @Rasmuss:

      Das Dilemma der Linken ist doch wohl das Festklammern an althergebrachten Strukturen, die sich nicht von denjenigen der politischen Konkurrenz unterscheiden … damit meine ich nicht so sehr die ideologisch-programmatische Verortung, sondern den Politikstil und einen Umgang miteinander, der dem gemeinsamen Anliegen schadet.



      Sie sagen es selber, dass Sie die neuen Parteivorsitzenden als blass und profillos wahrnehmen und kritisieren den innerparteilichen Umgang mit Sahra Wagenknecht als maßgebliche Frontfrau der Linken.



      Ich dagegen plädiere für eine Linke als Bewegungspartei, die mehr auf die Beteiligung der Mitglieder und engagierter Mitbürger setzt, in der Kontroversen in gegenseitigem Respekt und - anders als in anderen Parteien - offen ausgetragen werden, am Ende aber glaubhafte und überzeugende Antworten stehen.



      Noch funktioniert die Fassaden- und Zuschauerdemokratie, die den Bürgern Wohlstand, Sicherheit und Führung vorgaukelt, in der die maßgeblichen Parteien und Kamzlerkandidat*innen kaum mehr als 100 Tage über den Tellerrand schauen, nur im ihre Wähler nicht zu beunruhigen … Laschet, Scholz und Baerbock in schöner Einmütigkeit betonen, nein, angesichts der globalen Krise müsse sich niemand einschränken, Konsumverzicht sei nicht notwendig und beispielsweise der inländische Flugverkehr müssen nicht beschränkt werden.



      Konsumverzicht ist da ein schönes Stichwort und natürlich hat Sahra Wahenknecht verdammt recht damit, dass es darauf ankomme, wer hier den Verzicht üben soll … das untere Drittel der Gesellschaft oder die Reichen und Superreichen sowie die unternehmerischen Klimakiller gemäß dem Verursacherprinzip.



      Ich kann hier keinen nennenswerten Dissens zwischen dem neuen Führungsduo und Wagenknecht erkennen … ansonsten sind Differenzen für eine demokratische Partei wie die Linken ganz normal und es spricht eher gegen die Mitbewerber im politischen Feld, wenn dort offensichtliche interne Gegensätze und Widersprüche zugekleistert werden.

      • @Abdurchdiemitte:

        Sie haben die "Fassaden-und Zuschauerdemokratie" und die Alternative dazu sehr gut beschrieben, danke! Auf den Ruinen der Spaltungen dieser Zeit muss etwas Neues entstehen.

        • @Ataraxia:

          Naja, „Ruinen der Spaltungen“ hat jetzt auch so ein Geschmäckle von SED und Einheitsfront … das wollen wir doch auch nicht mehr.



          Aber ansonsten stimme ich Ihnen absolut zu … diese Formulierung hat für mich nur etwas unglückliches, böse Zeiten beschwörendes („Und willst du nicht mein Bruder sein, dann …“).



          Aber so war‘s bestimmt nicht gemeint und vielleicht bin ich da nur etwas übersensibel.



          .

    • @Rasmuss:

      Sehr schön zusammengefasst!



      Welche Dogmen Frau Wissler so vertritt, konnte man am Sonntag beim Talk von Anne Will erleben. Da hat ja sogar ein AfD-Mensch eine bessere Figur gemacht.

      Überhaupt: bei den blassen und wenig überzeugenden Kandidaten der anderen Parteien, hätte die Linke mit Wagenknecht echt abräumen können. Aber wie schon bei den Grünen, das identitätspolitische Gift lähmt sie alle und lenkt am Ende von den wichtigen Fragen ab.

      • @TazTiz:

        Ich habe besagte Sendung von Anne Will nicht gesehen, weil ich diese politischen Talkshows mittlerweile für reine Zeitverschwendung halte.



        Aber: wie kommen Sie zu der Einschätzung, dass ein AfD-Vertreter eine bessere Figur als Janine Wissler mache …. das kann ja wohl nur im Hinblick auf ein möglicherweise telegeneres, eloquenteres, rhetorisch geschickteres etc. Auftreten in dieser Sendung gemeint sein, oder?



        Beziehen Sie sich damit jedoch auf politische Inhalte, die diese beiden Parteien grundsätzlich voneinander unterscheiden, wäre ich allerdings mehr als irritiert.

      • @TazTiz:

        Dass Frau Wagenknecht diese Positionen besser hätte vertreten können, darin stimme ich mit ihnen sehr überein, allerdings fand ich Frau Wissler besser als erwartet. Das Format lässt auch nicht viel zu. Aber, entschuldigen Sie, der Chrupalla war, exakt wie zu erwarten, vollkommen wirr und hat gar nichts zusammengebracht - allein sein Umgang mit Zahlen, verrät, wie wenig der Mann denken muss.

      • @TazTiz:

        man muss sich wirklich fragen welche Sendung sie gesehen haben. Welche Dogmen meinen Sie? Die Extrempositionen einer Organisation deren Mitglied sie einmal gewesen ist? Wieso wird nie in Archiven gekramt, was in der jungen Union mal jemand gesagt oder getan hat um ihn dann während des politischen Wettbewerbs im Wahlkampf zu nötigen sich von Aussagen zu distanzieren, die er im Zweifelsfall nie vertreten hat. Würde das wirklich weiterhelfen? Frau Wissler war mit Positionen vor Ort, die rein gar nichts mit einem Abbau der parlamentarischen Demokratie oder der Abschaffung des Kapitalismus zu tun hatten. Man muss die Frau doch an den Positionen messen, die sie vertritt! Und wenn Sie mit "Dogmen" die Meinung zu einer 75% Steuer die für alles greift, was oberhalb von 1Mio€/Jahr liegt, meinen, dann kann man darüber diskutieren, aber dann muss auch ein Argument auf den Tisch. Ich finde es ist ein Zeichen dafür, dass der Maßstab, mit der wir Leistung beurteilen, in dieser Gesellschaft völlig verruscht ist, wenn es möglich ist, eine Neiddebatte gegenüber Einkommensmillionären zu erzeugen. Worüber diskutiren wir hier? Ein Mensch der 1Mio€/Jahr + 25% von allem was darüber hinaus geht, verdient, gehört in unserer Gesellschaft selbst nach all diesen Plänen zum privilegiertesten und kleinsten Teil der Gesellschaft. Er kann sich zu Lebzeiten alles, wirklich alles leisten und wird für sich und die seinen Vorsorge treffen können. Ist es jetzt wirklich ein Dogma wenn ich finde, dass eine Verteilung, wie sie heute besteht, mit Leistung nichts zu tun haben kann? Die Legitimität wird ja nicht einmal bestritten, es ist ja alles legal und daher nicht zu beanstanden... aber wie viel denken wir eigengtlich nach, wenn wir die begründete Meinung von Frau Wissler nicht mit Argumenten begegnen, sondern es als Dogma abtun. ---

        • @Ein Mensch.:

          Die Hochsteuer auf Einkommen verhindert, dass man in Deutschland durch Arbeit wohlhabend wird. Somit bleibt der Besitz bei denen, die ihn schon haben. Die Moderatorin hat ja nun mehrfach indirekt auf dieses Problem hingewiesen, aber Frau Wissler hat irgendwas von eh zu viel geantwortet. Das ist viel zu kurz gedacht.

          • @TazTiz:

            Aha, eine "Hoch"steuer - klingt wie als sollten groß gewachsene Menschen besteuert werden, aber ich weiß ja was sie meinen. Und dennoch: Wovon reden Sie? Ich bin genau in dieser Gruppe und ich kann ihnen sagen: Dass ich arm bin, liegt nicht an irgendwelchen Steuern, nicht mal im Ansatz. Es liegt daran, dass man nichts verdient. Die Löhne sind dermaßen versaut in manchen Bereichen (denken sie an Leiharbeit und Werkverträge, denken sie an die ganzen andren Möglichkeiten prekär zu beschäftigen), dass man schon fragen kann, wo da für Mio von Menschen die Motivation eigentlich kommen soll. Frau Wisslers Rechnung war schon völlig richtig: Wo sind wir denn, wenn ein Kranke pflegender Mensch, 300 Jahre arbeiten muss um das Jahresgehalt eines anderen Menschen zu erwirtschaften, dessen Tag auch nur 24h hat von denen er, wie ich, auch noch 1h auf dem Klo sitzt. Ich will darauf hinaus: So groß kann der Unterschied gar nicht sein! Dass die Verhältnisse sind wie sie sind, ist legal, aber nicht vom Himmel gefallen. Es ist Ausdruck von Macht. Hier so zu tun, als wäre es die große Steuerlast, die die kleinen Einkommen so arg belastet ist doch einfach albern und geht am Problem total vorbei.

            • @Ein Mensch.:

              Mit eigener Arbeit wird man nicht reich, wenn schon fast die Hälfte von der Einkommensteuer und der Rest von Verbrauchssteuern aufgefressen wird. Wer 100.000€ verdient, bleibt so trotzdem arm, außer dass er im Edeka statt im Aldi kaufen …

  • Die Meinung der beiden Studentinnen finde ich mit Verlaub gesagt unerheblich. Oft findet eine Verlagerung der Wichtigkeit von Themen mit dem Alter statt, diese Entwicklung haben die beiden noch vor sich.

    Beide sind im Gegenteil sogar ein Paradebeispiel dafür wie Recht Wagenknecht hat!

  • Die Linken könnten durchaus noch Probleme mit der 5% - Hürde bekommen. Man sollte sich da nicht zu sicher sein. Ohne die, wenn auch geringe, Chance auf Rotrotgrün wäre das Rausfliegen sogar noch wahrscheinlicher. Die Ursachen für die Schwäche der Partei sind dabei sowohl personeller als auch inhaltlicher Natur. Leider überlagern und überdecken sich diese Ursachen auch noch. Wagenknecht ist sowohl Malus als auch Bonus. Für mich, wahrscheinlich auch für viele andere, ist sie beides gleichzeitig. Die von ihr geforderte Hinwendung zu traditioneller linker Politik, zu Umverteilungspolitik, ist völlig richtig. Das ist der Kern der Linken, dafür gibt es sie. Gendern, Antirassismus, Umweltschutz etc. ist Beiwerk, wenn nicht sogar für manche Wähler auch abschreckend. Abschreckend ist allerdings auch der Rechtsdrall von Wagenknechts Denken, die tendenzielle Konzentration auf die "Ureinwohner". Das geht gar nicht. Und für viele ist natürlich auch die sogenannte Friedenspolitik und die Russlandversteherei der Linken nicht akzeptabel. Das eigentliche Problem ist aber, dass die Linke sich auf all diesen Politikfeldern viel zu wenig um eine innerparteiliche Klärung bemüht hat. Hauptsache die Partei irgendwie zusammenhalten, das war das Motto. Mit solchem Nebeneinanderher kommt man aber nicht weiter. Die Linke hat also vielleicht nicht zu viel gestritten, sondern zu erfolglos und damit zu wenig. Eigentlich brauchen wir eine linke Partei, die SPD ist der beste Beweis dafür, nur ist mit dieser linken Partei nicht mehr viel los.

    • @Benedikt Bräutigam:

      ja so ist es leider.

  • „Wagenknecht hat sich an ein Milieu angebiedert, das ich verachte“

    Fassen wir das Problem der Linken zusammen: gegenseitige Verachtung von Teilen ihrer Wählerschaft/Parteimitglieder.

    • @relation:

      Genauso siehts aus. Spalteritis Forte. Der innere Lagerkampf scheint oft größer, als der nach außen. Dazu kommt noch ne gehörige Portion Reformunwillen und Selbstgefälligkeit. Auf kommunaler Ebene wird durchaus des Öfteren immer noch gute Arbeit geleistet. Im Bund so nicht wählbar.

    • @relation:

      Danke, Sie haben den Punkt getroffen … jetzt geht es aber darum, wie diese gegenseitige Verachtung überwunden werden kann.



      Stichwort Politikstil: wertschätzender, respektvoller Umgang miteinander, Inhalte in den Vordergrund stellen statt Diffamierung auf der einen und Gekränktsein auf der anderen Seite … das fällt so mancher/manchem Linken unendlich schwer.

    • @relation:

      Auf längere Sicht werden diese unterschiedlichen, kaum kompatiblen Milieus innerhalb der Partei wohl getrennte Wege gehen. Ob die Linke als bisher in den Parlamenten vertretene Partei und damit als Partei mit entsprechender politischer Relevanz dann noch eine Zukunft hat, bezweifle ich doch sehr.

  • Ich drücke Euch -- letzlich auch uns die Daumen ♥

  • Die Basis für R2G ist das extrem dünn, daher ist diese Konstellation extrem unwahrscheinlich. Rotgrün hat nur eine realistische Chance auf eine parlamentarische Mehrheit, wenn die Linkspartei an der Fünf-Prozent-Hürde scheitert. Wer also eine Regierung ohne CDU und/oder FDP will, sollte auf keinen Fall links wählen, jede Stimme für die Linkspartei stärkt die Wahrscheinlichkeit, dass FDP und/oder CDU in die Regierung kommen. Auch wer inhaltlich dem Linken näher steht, sollte deswegen taktisch wählen.

    • @Ruediger:

      Der Eine oder Andere wird sich an die Zeit zwischen 1998 und 2005 erinnern Da konnte man sehen, wie die Politik aussieht, die SPD und Grüne zusammen machen. Also ich benötige da keine Wiederholung

    • @Ruediger:

      Eine seltsame Rechnung (mit noch seltsamerer Logik), die Sie da aufmachen.



      Deute ich die demoskopischen Zeichen richtig, wird es nach der Wahl für eine Zweierkonstellation wohl kaum reichen … weder für Rot/Grün noch für Schwarz/Grün oder Schwarz/Gelb.



      Angesichts der programmatischen Leerstellen ausnahmslos aller an den aufgeführten Bündnissen beteiligten Parteien wünsche mir auch keine Neuauflage von Rot/Grün, geschweige denn eine weitere Bundesregierung unter Führung der Union.



      Wenn ich Ihnen dann noch sage, dass ich die FDP für den größten Hemmschuh hinsichtlich der Lösung unserer Zukunftsprobleme halte, werden Sie leicht darauf kommen, welche Regierungskoalition ich persönlich bevorzuge.

      • @Abdurchdiemitte:

        Für mich hat rotrotgrün durchaus auch Charme, aber SPD und Grüne werden sich im Zweifel eher für die Ampel entscheiden. Es gibt die geringe Chance, dass SPD und Grüne allein eine Mehrheit bekommen könnten - aber nur wenn ein signifikanter Stimmenanteil an Parteien geht, die unter 5 Prozent kommen, und dazu müsste dann auch die Linke gehören. Das wäre denke ich auf jeden Fall besser, als alles mit FDP oder Union.



        Wer Links wählt, wählt letztlich CDU oder FDP in die Regierung. Taktisch wählen ist wie Schach spielen, da muss man ein paar Züge vorausdenken, und nicht aus Sympathie auf Bauernopfer verzichten.

  • Frau Wagenknecht ist eben eine Klasse für sich. Von einer Politikerin mit diesem Auftreten, dieser Erscheinung, dieser Intelligenz und Eloquenz träumt in Wirklichkeit jede Partei. Schwierig ist es für die Linken halt, wenn man sich nicht mit allen ihrer Inhalte einverstanden erklären kann. Wie dem auch sei - ich höre immer gerne, was sie zu sagen hat.

    • @wollewatz:

      und @Petersen Es sind ja inzwischen weit mehr als die offiziellen 4.5 Millionen Menschen an dem Virus gestorben, und viel mehr als die statistisch erfassten 220 Millionen werden sich infiziert haben. Wagenknecht sagte bei Markus Lanz, sie wolle bei denen "mit hohem Risiko" keine Stimmung machen gegen Impfstoffe, dabei sind alle, Risiko oder nicht, potentielle Verbreiter des Virus. Fakten sind einfach manchmal blöd, nicht wahr.

      Der Ton macht die Musik, und solange eloquente ex-Linke nicht Werte wie Mitgefühl, Solidarität und Verbindlichkeit (gar Humor?) untereinander vorleben, sind sie nicht wählbar.



      Lafontaine bezeichnet Lauterbach, bei dem ich nie das Gefühl habe, dass ihm seine Karriere (oder Partei) wichtiger ist als die Erklärung der Faktenlage, schlicht als "Covid-Heulboje".



      Das ist Stammtischniveau gegenüber einem Epidemiologen, der für Debatten offen ist (gerade bei Kindern stößt die bisherige Covid-Strategie ja wirklich an Grenzen).



      Sahra und Oskar erinnern mich an einen berühmten Sozialisten, der sich zuverlässig mit allen Genossen verkrachte, mit denen er disputierte, um sich das dann als Abzeichen an die Brust zu heften (bis kaum einer übrigblieb).

    • @wollewatz:

      Sarah Wagenknecht fischt beim Thema Corona in einem sehr trüben Becken und verbreitet teilweise Thesen, die ich als wissenschaftsfeindlich einschätze. Schauen Sie einfach mal, was die gute Frau auf ihrem YT Acc so erzählt.

      Oder lassen Sie es sich kurz vom freundlichen Bernhardiner erklären.

      youtu.be/FtuEgrJjFJg

    • @wollewatz:

      Bei mir schleicht sich eher die Vermutung ein dass sie jede oppositionelle Möglichkeit nutzt ihr Besonderheit herauszustellen. Wenn eine Politikerin mit ihre Intelligenz beim Thema Impfen sagt, dass sie noch auf einen für sie sicheren Totimstoff wartet, nachdem 3-4 Mrd. Menschen mit von der WHO, FDA und EMA zugelassenen Impfstoffen versorgt wurden, dann fehlt mir jedes Verständnis. Eine unfassbare Erhöhung ihrer Besonderheit während einer die Welt lähmenden Pandemie ist auch politisch unhaltbar.