piwik no script img

Deutschlands Grüne nach der EU-WahlSuche nach Gründen für das Debakel

Die Grünen analysieren, warum es zum Absturz bei der Wahl kam. Der linke Flügel beklagt, dass die Partei zu wenig Antworten auf soziale Fragen habe.

Omid Nouripour, Terry Reintke (m.) und Ricarda Lang bei einer Pressekonferenz am Montag Foto: Hannes P Albert/dpa

Berlin taz | Der Vorstand der Grünen nimmt sich am Montagmorgen Zeit. Ausführlich berät das Gremium über die Zahlen vom Vortag: Wie konnte es passieren, dass die Partei bei der Europawahl unter 12 Prozent rutschte? Als die beiden Parteivorsitzenden im Anschluss vor die Presse treten, können sie trotzdem noch keine Antworten präsentieren.

„Wir werden viele Steine umdrehen“, sagt Parteichef Omid Nouripour. „Ein Weiter-so wird es nicht geben“, sagt seine Co-Vorsitzende Ricarda Lang. Doch einfache Antworten würden nicht helfen. Ein paar Tage dauere es noch, bis die Analyse stehe. „Wir werden uns die Zeit nehmen, die wir brauchen.“

Es ist ja auch wirklich schwierig. Ein paar Ursachen für das schlechte Abschneiden sind in der Partei zwar Konsens: dass sich im Vergleich zu den letzten Wahlen die Weltlage geändert habe und Klimaschutz kein Gewinnerthema mehr sei; dass das schlechte Image der Ampel allen drei Regierungsparteien zu schaffen mache.

Es gibt aber auch Wahldaten, die einer eindeutigen Analyse im Weg stehen. Der Realo-Flügel kann beklagen, dass die Grünen massiv Wäh­le­r*in­nen nach rechts verloren haben (laut ARD über 500.000 an die CDU) und sich stärker um die Mitte bemühen müssten. Die Parteilinken halten mit noch größeren Verlusten ins Nichtwählerlager und zu Kleinparteien wie Volt dagegen: Das weise auf unzufriedene Kern­wäh­le­r*in­nen hin.

Soziale Sicherheit

Worauf die Parteilinken ebenfalls verweisen: dass den Wäh­le­r*in­nen laut Umfragen die soziale Sicherheit besonders wichtig war, die Grünen hier aber nicht überzeugt hätten. „Die Bedeutung von sozialer Sicherheit haben wir im Wahlkampf unterschätzt und die Verbindung von sozialer Sicherheit und Klimaschutz im Regierungshandeln zu wenig betont“, sagt Sven-Christian Kindler, haushaltspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion.

Rasmus Andresen, Sprecher der deutschen Grünen im Europaparlament, verweist in dem Kontext auf Erfolge der Grünen in manchen anderen EU-Staaten. „In Dänemark und den Niederlanden sind die grünen Parteien deutlich sozialer ausgerichtet als bei uns“, sagt er. Allgemein müsse die Partei darauf achten, nicht nur als Ampelmitglied wahrgenommen zu werden: „Wir müssen den Spagat besser hinbekommen zwischen Regierungskompromissen und einem eigenständigen Profil.“

Besonders beschäftigt viele in der Partei das Ergebnis unter jungen Wähler*innen: Bei ihnen haben die Grünen massiv verloren, die AfD gewonnen. Svenja Appuhn, Sprecherin der Grünen Jugend, erklärt sich den Erfolg der Rechten nicht zuletzt als Folge der Coronapandemie.

„Junge Leute haben in dieser Zeit einen massiven Kontrollverlust erfahren und das in der Phase des Lebens, in der man eigentlich gerade erst Kontrolle über sein Leben erlangt“, sagt sie. Der eigenen Partei rät auch sie zu einem stärkeren Fokus auf soziale Sicherheit.

Asyl und Migration

Man müsse auch diejenigen wieder erreichen, die sich zwar prinzipiell um das Klima sorgen, im Moment aber von anderen Krisen überfordert werden. „Das schafft man nicht mit einem Sparhaushalt. Die Ampel muss jetzt umso mehr einen Haushalt auf den Weg bringen, der eine echte Antwort auf Ab­stiegs­ängste der Menschen ist“, sagt Appuhn.

Aus dem Realo-Lager kommen dagegen eher Verweise auf einen anderen Themenbereich, der laut Umfragen wahlentscheidend war: Asyl und Migration. „Da werden die Grünen nicht als Partei wahrgenommen, die Antworten hat und die Sorgen der Menschen ernst nimmt“, sagte Landwirtschaftsminister Cem Özdemir im ZDF. Indirekt kritisierte er, dass die Grünen im EU-Parlament gegen Asylrechtsverschärfungen gestimmt hatten.

Im Hintergrund sorgt das Wahlergebnis auch für Personaldebatten. So gab es am ­Wahl­abend Kritik an Geschäftsführerin Emily Büning, in deren Verantwortungsbereich die Wahlkampagne lag. Vor allem aus dem linken Flügel, dem Büning angehört, wird die Kritik aber zurückgewiesen: Die Anmutung der Kampagne sei eine Entscheidung aller Spitzen-Grünen gewesen.

Infrage gestellt wird aus Reihen der ­Parteilinken dagegen die Kanzlerkandidatur von Robert ­Habeck. Bei sozialen Fragen habe er Leerstellen: beim Heizungsgesetz, bei seiner Forderung nach längeren Arbeitszeiten oder zuletzt kurz vor der Wahl, als er vorschlug, das Lieferkettengesetz der Ampel auszusetzen. „Annalena wäre in solchen Fragen empathischer“, sagt ein Mitglied des linken F­lügels.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

78 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Moderation , Moderator

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen. Wenn die Diskussionen ausfallend werden, zu weit vom Thema abweichen, oder die Zahl der Kommentare zu groß wird, wird das manchmal leider nötig. Sonst können wir die Kommentare nicht mehr zeitnah moderieren. 

  • Die Sorge dass Habeck ggf. nicht der beste Kanzlerkandidat ist, ist unbegründet und offenbart eine lächerliche Diskussion, wenn man nur 12% aller Stimmen bekommt.

  • Ricarda Lang in allen Ehren, aber wer vertritt außer ihr bei den Grünen die Interessen der sozial Schwächeren, denen höhere Energiepreise, kein Inflationsausgleich beim Niedriglohnjob, gestiegene Mieten Angst machen?

    Ein Teil der Partei, nämlich Bündnis 90, könnte Sensor für diese fatale Entwicklung sein, doch die Grünen im Osten bestehen mittlerweile auch im Osten aus dem gleichen akademischen Milieu wie im Westen. Strömungsabriss bei sozialen Fragen dieser Gesellschaft, auch weil die SPD versagt.

    Was besonders beim Thema fehlende Sozialwohungen deutlich wird, die zu Hunderttausenden fehlen. Denn es gibt von keiner Partei ein durchgerechnetes Konzept, wie diese mit den notwendigen Investitionen gebaut werden könnten. Wohnungen, die Eigentum des Volkes werden könnten und nicht in einigen Jahren aus der Sozialbindnung fallen.

    Angst vor dem sozialen Abstieg treibt Wähler in Massen zur AFD. Niemand sagt, wie zudem für Zehntausende Flüchtlinge bezahlbare Wohungen gebaut werden könnten. Containerdörfer, als Notlösung gedacht, werden zur Dauerunterkunft. Mehr Lehrer gibt es nicht, obwohl Pisaergebnisse zum Himmel schreien, besonders in Klassen mit hohen Migrationsanteil.

  • Ich glaube, der eigentliche Punkt ist einer, der weit über die Grünen hinaus geht und alle Parteien links der Mitte betrifft, zu denen das BSW nicht gehört! Letztlich sind auch die meisten linken und grünen Wähler leider Materialisten! Egal ob dialektischer Materialismus oder kapitalistischer Materialismus oder oder oder, es bleibt Materialismus! Sich von dieser gesamten materialistischen Palette zu befreien wäre schön, werde ich aber realistisch in meiner Lebensspanne nicht mehr erleben. Das ist ein Projekt für Jahrhunderte! Insofern ist es völlig egal, welche Partei in meiner Lebensspanne welches Thema umsetzten will. Ausnahmslos alle politischen Themen können nur im Windschatten von sozialer Sicherheit und jährlich signifikanter Kaufkraftsteigerung umgesetzt werden! Finde ich zwar zum kotzen, aber dieser materialistische Egoismus war nie anders und wird noch auf Jahrhunderte nie anders sein! Werden soziale Sicherheit und jährlich signifikante Kaufkraftsteigerung nicht erreicht, können sich Linke und Grüne alle anderen Themen in die Haare schmieren und die rechten Hardcore-Egoisten übernehmen dauerhaft den Laden hier!

    • @Johnny Bop:

      Materialistisch...



      Beziehen Sie sich da auf La Mettrie ?



      " Der Mensch als Maschine " ?



      Meine Lebenserfahrung ist, es gibt mehr altruistische Menschen , als Sie scheinbar vermuten...

  • Zur Mitte der Legislatur gehen typischerweise die Zustimmungswerte einer jeden Regierung in den Keller. In der zweiten Halbzeit wird es dann wieder besser.



    Deshalb würde ich den Ergebnissen der EU-Wahl in Hinblick auf die Bundestagswahl 2025 keine allzu große Bedeutung beimessen.

    Worauf die Grünen achten müssen, ist allerdings ihr Führungspersonal.

    • @C.O.Zwei:

      Kann man machen, aber dann braucht man sich in einem Jahr nicht wundern. Die Menschen wollen diese Art der Politik einfach nicht und hier nicht einzulenken wird die Menschen auch in einem Jahr nicht positiver stimmen.



      Die Grünen hatten ihre Chance und verloren durch kapitale Böcke, wo jeder Laie ihnen bereits sagen hätte können, dass es so nicht funktioniert.

  • Entlastet werden müsste der normale Steuerzahler. Um das zu erreichen, könnte man von zwei Seiten ansetzen. Einmal Banken und internationale Konzerne verstaatlichen und andererseits die Asylausgaben stark verringern. Dann wäre mehr Geld für deutsche Sozialpolitik vorhanden.

  • Was ist zu tun? Überzeugungen und Haltungen ehrlich herausarbeiten und dann konsequent dazu stehen und danach handeln! Wieviel Prozent man dann dafür bekommt, ist eine andere Frage. Das muss man dann im Zweifel aushalten. Koalitionsbruch inklusive. Denn was wäre die Alternative? Nach jeder Wahl die Segel neu setzten, je nachdem woher grad der Wind weht? Wer wählt schon das Fähnchen um Winde?

    • @QuerBeetLeser:

      Sehe ich auch so. Dem Zeitgeist nach zu laufen, bringt nichts. Im Zweifel wählen die Leute das Original und der Zeitgeist geht strikt Richtung Untergang der Menschheit.Egoismus, Nationalismus legen da noch den Turbo ein.

    • @QuerBeetLeser:

      "dann konsequent dazu stehen und danach handeln! Wieviel Prozent man dann dafür bekommt, ist eine andere Frage."

      Dumm nur, dass man zuerst die Prozente braucht, um "danach handeln" zu können. Und noch dümmer, dass man einiges an Prozenten braucht, um das wirklich konsequent zu tun. Strenge Prinzipientreue kann man sich meiner Meinung nach eigentlich nur als ewige Opposition leisten.

      • @Fairchild670:

        Ich verstehe den Beitrag so wie meinen weiter unten, dass eine Partei für Inhalte stehen soll, auch wenn sie zeitweise unpopulär scheinen. Was man von den Inhalten dann an der Regierung durchsetzen kann, ist eine andere Frage, erst recht in einer Minderheitenposition.

      • @Fairchild670:

        Ja nichtmal in der Opposition, siehe die Linke, die sich mit Prinzipientreue teils selbst zerstört hat. Sie Abstimmung zum Abzug in Afghanistan…

  • Die Grünen wollen anschlussfähig nach allen Seiten sein - und haben den Anschluss nach allen Seiten verloren.

  • Politische Farbenlehre

    Der Pazifismus und der Schutz von Natur und Umwelt vor dem Dreckschleuder-Kapitalismus waren einst die beiden konstituierenden Kernelemente der politischen DNA der Grünen. Ersteres hat diese Partei spätestens seit J. Fischers Sündenfall einer Beteiligung am NATO-Krieg gegen Jugoslawien über Bord geworfen und die Parteifarbe „Grün“ zum militärischen „Olivgrün“ mutieren lassen.

    Später wurde dann dem Sündenfall der Promotion-Aktion für die schmutzige Braunkohle auch die zweite tragende Säule des alten Parteigebäudes demontiert. Die Parteifahne im Interesse der zuverlässigen politischen Identifizierung sollte daher zutreffenderweise um die Farbe Braun ergänzt werden.

    Daß dieses Parteigebäude nach den Gesetzen der politischen Statik einstürzen könnte, scheint das Partei-Establishment après tout nicht zu fürchten, denn es hat für alle sichtbar unter den LibMod-Fittichen längst ein neues gefunden und sich dort behaglich eingerichtet.

    Wählersoziologisch mutet diese Yuppie-Partei schon lange eh als Lifestyle-Partei der Müsli-Liberalen an. Diese schleichende Strategiewende der Grünen erinnert an die Burgfriedenspolitik der Sozialdemokraten vor dem 1. Weltkrieg.

  • Was mich an solchen Analysen einfach immer stört: eine Partei sollte doch für inhaltliche Themen stehen und nicht dem nachhecheln, was die Umfragen sagen. Wenn Umwelt zur Zeit kein Gewinnerthema ist, muss man dafür kämpfen, dass es wieder eines wird, das ist der Markenkern der Grünen.

    Schulz (falls den noch jemand kennt) hat mal Merkel völlig zu recht vorgeworfen, dass sie gar keine Inhalte mehr vertritt, sondern nur noch beliebt sein will. Für nichts kämpft, sondern Politik macht, die Umfragen bedient.

    Das ist aber nicht Politik. Die FDP steht für einen schlanken Staat und individuelle Freiheit und hat durch Corona ohne eigenes Zutun auf einmal Themen besetzt, die den Leuten wichtig waren. Die Grünen stehen für Umweltschutz und die Transformation der Wirtschaft Richtung CO2 Neutralität. Wenn man auf einmal eine soziale Partei sein will, glauben das die Wähler nicht. Und die Umweltbewussten verliert man.

    Die Linke steht jetzt für Open borders und BSW für klassische Linke Politik für Inländer, die AfD für Ausländer raus usw….

    Politik wäre, dass jeder für seine Ziele kämpft und nicht diese je nach Umfrage ändert, was gerade angesagt ist.

  • "Besonders beschäftigt viele in der Partei das Ergebnis unter jungen Wähler*innen: Bei ihnen haben die Grünen massiv verloren, die AfD gewonnen."

    The kids are not alright.

    Und doch sind sie die Zukunft. Ganz schön gruselig.

    Und sonst, Röschen kungelt ganz offen und selbstverständlich mit Meloni und in Brandenburg wird niemand gegen die AfD stimmen, wenn es um das neue Feuerwehrhaus geht.

    Good bye, Europa.

    • @Jim Hawkins:

      Wissen wir nicht alle, das wir etwas wollen, was nicht geht: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.



      Das kann die Politik höchstens versprechen, aber nicht liefern. Wir selbst müssen unser Verhalten ändern. Das geht!

  • Wohl jede/r hat so seine (höchst verschiedenen) Gründe, was die Sache



    für die Partei nicht einfacher macht.

    Mich hat primär der moralinsaure Rigorismus und die immer überkandidelter werdende Identitätspolitik (nicht nur, aber gerade auch) der „grünen Jugend“ vor Jahren getriggert. Vorher war ich mal Stammwähler.

  • Nur, weil Klimaschutz mit FFF zwischenzeitlich einen Hype ausgelöst hat, war das Thema bei der letzten Wahl bei ein paar mehr Menschen präsent.



    Jetzt sind die Kinder aus der Schule raus, die Eltern wählen wieder CDU.



    Sicher sind so manche auch nach Volt umgeschwenkt. Nicht um abzustrafen, sondern einfach, weil es eine EU Wahl war und die EU ein Thema an sich ist, dass bei den Grünen nicht im Fokus steht.



    Diese von der Politik der Grünen Enttäuschten, die gar nicht mehr wählen gehen, verstehe ich aber nicht. Es ist und bleibt ein undankbares Geschäft. Wer regiert, muss Kompromisse machen. Ob in Klimafragen oder im Umgang mit Diktatoren.



    Die Grünen sollten sich nicht selbst zerfleischen.



    Sie sind nicht dafür verantwortlich, wenn Klimaschutzmaßnahmen in großen Teilen der Bevölkerung unpopulär sind und sie sich deshalb nicht durchsetzen konnten.



    Lag es an den Grünen, dass das Klimageld bisher nicht gekommen ist?

    Es gibt nur eine begrenzte Menge an Menschen, denen das Wohl des Planeten am Herzen liegt, die eine Verantwortung empfinden und bereit sind, auch Einschränkungen hinzunehmen.



    Von Einschränkungen wollen die meisten nichts hören.



    Ich danke den Grünen!

  • Die Grünen sollten m.E. zu ihren Kernthemen stehen und diese aktive vertreten. Wenn es dann nur für 10 Prozent reicht, wüsste man immerhin, woran man ist. Es geht darum, Politik nachhaltig zu denken. Das heißt: Themen setzen, die nicht heute, aber morgen ankommen. Der endlose Pragmatismus führt doch nur dazu, dass man Wechselwähler:innen anlockt, die beim ersten Anschein ernsthafter Umweltpolitik wieder trotzig davonlaufen. Man muss als Partei zum eigenen Programm stehen. Es nützt nichts, wenn man die eierlegende Wollmischsau sein will. Aber ich fürchte, dieser Zug ist abgefahren, die Grünen sind von ihrem eigenen staatstragenden Denken mürbe geworden. Die Grünen werden sich in der Regierung nur noch weiter verzwergen. Sich innerlich wachrütteln und gleichzeitig regieren - ich sehe nicht, wie man das hinbekommen will.

  • Die Europawahl dient immer auch dem Abstrafen der derzeitigen Regierung. Ich habe leider erst gestern das sehr gute Interview mit Martin Sonneborn von "Die Partei" im Podcast "Hotel Matze" gehört.



    www.youtube.com/watch?v=Wkb1yAzMJkA



    Da ging auch darum, dass jede Europawahl als "die Wichtigste" bezeichnet wird und dann bleibt es eh so.



    Ich denke, die Grünen sind schon auch für ihre eigene schlechte Performance abgestraft worden, das verunglückte Heizungsgesetz, das Chaos mit der Kindergrundsicherung, aber zusätzlich hat sich das Framing, das besonders letztes Jahr bestständig gegen sie verwendet wurde, verfangen. Das merkt man ja auch in den Kommentaren hier, wenn es mal wieder um die Lebensläufe von Lang oder Nouripour (und Kühnert von der SPD) geht (als ob man nicht durch Jahre in der Politik mehr lernt als es durch Studium oder Ausbildung möglich wäre.)

    • @Karla Columna:

      Schätze es geht um mehr als den fehlenden Nachweis einer höheren Bildung. Es geht darum, mal Kontakt zu Leuten außerhalb einer Polit-Blase gehabt zu haben.



      Außerdem erweckt es den Eindruck der Faulheit, denn niemand wird ersthaft glauben, dass es bei Leuten wie Lang oder Kühnert geistig nicht zu einem Diplom oder Master reichen würde.

      • @Fabian Wetzel:

        Und was ist mit den vielen Leuten, die direkt nach dem Studium als Fraktionsmitarbeiter tätig sind, oder als Referent bzw. Sachbearbeiter in einem Ministerium anfangen?

        Die haben in der Regel während des Studiums für eine Fraktion oder Abgeordnete gejobbt und dabei neben Erfahrungen auch die Kontakte gesammelt, die ihnen dann den Einstieg ins Berufsleben erleichtern werden.

        Solche Leute machen dann in diesem Sektor ihren Weg, manche gehen irgendwann selbst als Abgeordnete ins Parlament, oder machen in der Ministerialbürokratie Karriere.

        Sie haben dafür natürlich den Abschluß als Einstellungsvoraussetzung gebraucht, aber sie verbringen genauso ihr Leben weitestgehend in der Politblase, wie Lang und Kühnert.

        Was nicht heißt, daß ich es nicht besser fände, wenn beide ihr Studium abgeschlossen hätten, bevor sie in diese recht einflußreichen Positionen kommen.

    • @Karla Columna:

      Ich denke auch ein Studium oder Ausbildung sind nicht zwingend nötig. Eine gute Mischung schadet jedoch nicht im Parlament.

      Ich fand dahingehend den Podcast von Deutschlandfunk Nova:"Hörsaal : Demokratie - Wie gut repräsentiert der deutsche Bundestag die Gesellschaft" aufschlussreich.

  • "Infrage gestellt wird aus Reihen der ­Parteilinken dagegen die Kanzlerkandidatur von Robert ­Habeck. Bei sozialen Fragen habe er Leerstellen: beim Heizungsgesetz, bei seiner Forderung nach längeren Arbeitszeiten oder zuletzt kurz vor der Wahl, als er vorschlug, das Lieferkettengesetz der Ampel auszusetzen. „Annalena wäre in solchen Fragen empathischer“, sagt ein Mitglied des linken F­lügels."

    Ist die Frage nach einer Kanzlerkandidatur von Robert Habeck nicht vermessen und Annalena hat den Wahlkampf schon mal verhauen.

    "Der Realo-Flügel kann beklagen, dass die Grünen massiv Wäh­le­r*in­nen nach rechts verloren haben (laut ARD über 500.000 an die CDU) ."

    Wenn die CDU schon RECHTS ist, wie können die Grünen dann mit dieser Partei in NRW, Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg... koalieren.



    Suche den Fehler ?

  • Ja, ich habe dieses Mal auch Volt gewählt. Der Hauptgrund findet hier aber nicht einmal Erwähnung: Gaza. Grün ist mir einfach gerade etwas zu völkermörderisch unterwegs, das turnt mich irgendwie ab.

    • @Christian:

      Die Hamas, mehrheitlich von den Palästinensern gewählt, metzelt am 7. Oktober über 1000 vorwiegend



      junge Menschen nieder, hält bis heute israelische Geiseln in Gefangenschaft, gedeckt durch u.a. palästinensische



      Bewohner des Gazastreifens, und sie fabulieren hier, das Grün, also die Grünen, Fr. Lang, Fr. Baerbock, Hr. Habeck …..



      "volksmörderisch unterwegs" sind. Ich glaube Sie haben, gelinde gesagt, die Orientierung verloren!



      Das solch ein Kommentar hier anstandslos "durchgeht" spricht nicht für eine ausgewogen maßvolle "Moderation" des Forums.



      Einseitige Parteinahme und damit entsprechende Haltung kann nicht offensichtlicher zum Ausdruck gebracht werden. Schade TAZ!



      Nebenbei, ein Zitat aus Wikipedia zur Hamas: "Das erklärte Ziel der Hamas ist es, den Staat Israel zu vernichten."

    • @Christian:

      Leider nur ein Thema, bei dem sich die Grünen wegducken und die Konfrontation scheuen. Migrationspolitik, Schuldenbremse, Klimapolitik, zu oft lässt man sich achselzuckend den Schneid abkaufen, vor allem von der FDP. Eine eigene pointierte, gerne auch differenzierte Position erarbeiten, für diese hart kämpfen und in der Koalition, auch mit Kompromissen, durchsetzen. Dann wären die Grünen auch für mich wieder wählbar.

      • @Bambus05:

        Der Grüne an sich ist wenig kompromissaffin (wenn Sie meinen, die FDP wäre in der Koalition so stark am Drücker, schauen Sie mal deren Werte bei IHREN Anhängern an...). Das lässt ihn in Situationen, in denen er nur die gefühlte argumentative Überlegenheit aber nicht die Stimmmehrheit hat, sehr schnell an der Tatsache verzagen, dass auch die Gegenseite nicht im luftleeren Raum agiert. Wenn die FDP zu etwas Nein sagt, was die Grünen für unerlässlich halten, dann hat das eben keine Bundestagsmehrheit mehr.

        Und was heißt "hart kämpfen", wenn der Koalitionspartner sich nunmal nicht überzeugen lässt? Lindner vor laufendne Kameras Einen überziehen? Dummdreiste Erpressungspielchen, wie sie z. B. Paus bei der Kindergrundsicherung versucht hat, werden in der Regel zum Rohrkrepierer.

        • @Normalo:

          Es ist in der Tat erstaunlich, dass die FDP-Anhänger unzufrieden sind. Die Liberalen verhindern vieles, was dem Klientel nicht genehm ist. Vermutlich fehlt diesem dann aber auch eine zündende Idee, was denn stattdessen zu tun ist. Neoliberalismus aus den 90ern ist es dann wohl doch nicht.



          Auch wenn man die Lust dazu hin und wieder verstehen könnte, den Gelben eins überzubraten hilft auch nicht. Hart verhandeln müsste man, aber klar, es muss dann auch einen minimalen guten Willen auf der Gegenseite geben, insoweit haben Sie einen Punkt.

          • @Bambus05:

            Die Grünen und die FDP bezeichnen sich zwar beide selbst als "liberal", haben aber eine diametrale Auffassung davon, was das heißt bzw. wie es umzusetzen ist. Da darf es nicht verwundern, wenn sie sich gegenseitig quasi permanent an der Gurgel hängen und jedes noch so kleine Zugeständnis an die andere Seite ins Schmerzhafte verstärkt empfinden.

            Speziell Grüne sind darüber hinaus in der Frage der politischen Meinungsvielfalt weniger pluralistisch eingestellt als die meisten anderen Parteien - sie wollen eine vielfältige, bunte Gesellschaft, die aber politisch amm, "richtigen" Strang zieht. Das lässt sie die Punkte, wo sich die eigene Seite durchsetzt, eher als selbstverständlich wahrnehmen und entsprechend weniger honorieren.

            FDP-Anhänger hingegen sollten von ihrer Grundeninstellung her deutlich kompromisstoleranter sein. Der staatsspkeptisch verstandene Liberalismus fußt ja auf dem Gedanken, dass die Gesellschaft zu heterogen ist, um mehr als die unbedingt nötige Regulierung gut zu vertragen. Wer so denkt, muss auch mehr Differenzen ertragen können.

            Von daher ist es eigentlich umgekehrt eher verwunderlich, dass die Grünen jetzt noch so viele Stammwähler übrig haben... ;-)

  • Die energie- und klimapolitischen Konzepte der GRÜNEN haben sich als unausgegoren und ideologisch überfrachtet erwiesen. Dazu kommt eine Vorliebe für planwirtschaftliche Regulierung und ein völliges Unverständnis von Marktmechansimen und Technolgieentwicklung. Die Theorie ist an der Realität gescheitert.

    • @Pi-circle:

      Auf den Punkt gebracht, danke. Warum manche glauben eine im Kern technologiefeindliche Partei wie die Grünen könnten die notwendige Energiewende stemmen ist mir ein Rätsel.

  • Ahhhh... der Groschen fällt.



    Es gab mal Zeiten da gabs bei Grün Fundis und Realos. Mittlerweile haben sich die Fundis verabschiedet. zu viele Kompromisse verdarben das Fundament. Grün hat sich gewandelt.



    Soziale Aspekte die früher eine große Rolle spielten gerieten in Vergessenheit. "Die große Politik" verlangt nach "Großem".



    Der Kommentar von "Nansen" bringt es auf den Punkt. Grün ist die zweite Version der Partei der Besserverdienenden. Für die die damit nur ihr Gewissen beruhigen.

  • Es ist auch die Art, wie Regierungsgrüne ihre Kompromisse und ihr Nachgeben so nonchalant verkaufen. Zumindest in meinem Umfeld haben sich Menschen gegen die Grünen entschieden, weil sie ihnen schlicht nicht (mehr) links genug sind. Unter diesem "links" subsumiert: klare Position für Asylrecht und für Menschenrechte ohne faule EU- und sonstige Kompromisse (das war dann meine Stimme, sorry, Grüne, vielleicht hättet ihr es gerettet mit etwas mehr Bedauern...), die wenig friedensbewegte Haltung (hat den Partei-Austritt einer Bekannten begründet), die immer stärker mittelschichtsbürgerliche Ausrichtung - Ökologie für die, die sich Verzicht schmerzlos leisten können, bei gleichzeitiger Aufgabe hoher Ziele und Entfernung von Nichtstädtern (linke Erstwähler*innen mir bekannt wählen dann lieber Die Linke).

    Klar, vermutlich ist das, wie das meiste, ein mieses Kommunikationsproblem - aber es zeigt doch, dass die Gründe verschiedener sind.



    Seh ich mir auf der taz-Karte an, wo die Grünen noch richtig gut abschneiden, passt es recht gut zum Obigen.

    Übrigens: Die Kommunalwahlergebnisse sehen dann durchaus nochmal anders aus - vor Ort in Stadt, Gemeinde und Kreis kennt man die Leute ja selbst.

  • Es ist doch vielmehr ein Wunder, dass noch mehr als 10% der WählerInnen der Meinung sind, dass diese Partei für irgendwas stünde.

    Sowohl in der Bundesregierung als auch im Europaparlament haben die Grünen doch fast alles aufgegeben, wofür sie einst standen.

    Wenn man aber opportunistische Wendehälse wählen möchte, denen es nur um Posten und eine einfache Karriere geht, dann wählt man die CDU. Dafür braucht es keine Grünen!

  • "Infrage gestellt wird aus Reihen der ­Parteilinken dagegen die Kanzlerkandidatur von Robert ­Habeck...Annalena wäre empathischer.."



    Habt ihr alle den Verstand verloren? Kanzlerkandidatur - mehr Realitätsverlust geht nicht.

  • Die Gründe für das Debakel sind schon seit Jahren klar, wurden aber nicht gehört. Öffentliche Sicherheit ist ein linkes Thema.

  • Die Antwort ist doch eigentlich ganz einfach. Die Mehrheit der Menschen lebt im Status der Realitätsverweigerung und eine Partei, die den Menschen zumindest hin und wieder versucht die Realität zu erklären hat gegen Populisten keine Chance. Das wird sich erst ändern, wenn die Natur der Spezies Mensch ihre Grenzen aufzeigt und allzuweit sind wir nicht mehr vom "damit konnte doch keiner rechnen" entfernt

    • @ThomLa:

      Machen Sie ruhig so weiter. Ein paar Jahre ins Land und keiner kann sich mehr an diese Episode erinnern. Grüne als Fallstudie für künftige Politolog*innen.

      • @dubim3:

        Ein paar Jahre ins Land und keiner wird sich mehr an eine lebenswerte Umwelt erinnern, wenn wir mit CDSU und AfD die großen Schritte rückwärts gemacht haben.

      • @dubim3:

        Ein paar Jahre ins Land und keiner wird sich mehr an eine lebenswerte Umwelt erinnern, wenn wir mit CDSU und AfD die großen Schritte rückwärts gemacht haben.

    • @ThomLa:

      Was ist denn „ die „ Realität?

      • @Mr Ambivalent:

        Die Realität ist, dass wir Menschen mit unserer Lebensweise unsere Lebensgrundlagen zerstören

        • @ThomLa:

          Genau so ist es. Und für den Finalschlag - seit der Industrialisierung - haben wir rekordverdächtig wenig Zeit gebraucht. Jetzt läuft uns die Zeit weg, um uns zumindest vor den Folgen unseres Tuns zu schützen.



          An die Episode Mensch wird sich bald niemand mehr erinnern.

        • @ThomLa:

          Das ist aber schon seit Jahrtausenden so...

  • Ich habe bisher eine Bundestagsrede von Ricarda Lang gehört. Keinerlei Substanz, nur Geschwafel.



    Selbst ein Joschka (wegen dem ich damals ausgetreten bin) hätte ich mir lieber angehört.



    Die Suche nach Gründen für das Debakel könnte sehr kurz ausfallen.

  • Eine Zeit lang war ich der Meinung, das die Grünen zumindest pragmatische Ideen für den Umwelt bieten würden.

    Dann haben sie die Kernkraftwerke abgeschaltet, um den Strom durch Braunkohle zu ersetzen..

    • @FermentierterFisch:

      Entschuldigung, aber Ihren Beitrag kann man nur als nicht informiert oder von der "Bild" informiert bezeichnen.



      1. Der Beschluss zum Atomaussteig wurde mit genauem Datum von der großen Koalition unter Merkel beschlossen.



      2. Die Stromproduktion der AKWs ist nicht von den Kohlekraftwerken ersetzt worden- im Gegenteil- denn auch 2023 wurde die Kapazität der Kohlekraftwerke heruntergefahren.



      3. Erneuerbare Energien, übrigens die billigste Art, Strom herzustellen, konnten die Strom Erzeugung der AKWs sowie den Strom aus gedrosselten Kohlekraftwerken ersetzen.



      4. Die meisten europäischen Nachbarländer haben ebenfalls massiv erneuerbare Energien ausgebaut, so dass eine intensiver Stromaustausch von billigem Strom zwischen. den Produzenten stattfinden konnte.

      Bevor Sie nochmal was schreiben, informiere Sie sich über "EnergyCharts", Hier können Sie genau nachverfolgen woher der Strom kommt, wie er hergestellt wird und wann mit welchen Ländern eine Stromaustausch erfolgte.

  • Wenn der linke Flügel der Grünen die soziale Sicherheit in den Fokus rücken will, kommt er nicht darum herum, eine Antwort darauf zu geben, wie er mit der von ihm befürworteten Politik der offenen Grenzen die sich verschärfende Wohnungsnot in den Griff bekommen will. Dazu hört man in der Regel keine Konzepte, sondern nur, dass die einen nicht gegen die anderen "ausgespielt" werden dürften. Das nützt denjenigen, die bezahlbaren Wohnraum benötigen, aber überhaupt nichts, denn wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt, werden die Menschen auf dem Wohnungsmarkt automatisch gegeneinander ausgespielt.

    Und wie die "Verbindung von sozialer Sicherheit und Klimaschutz" funktionieren soll, erschließt sich ebenfalls nicht. Wird der mit CO2-Emissionen verbundene Konsum verteuert, um das Klima zu schützen, geht das vor allem zu Lasten des Bevölkerungsteils mit geringerem Einkommen, gibt es aber einen sozialen Ausgleich, der diesen Namen verdient, fällt die Steuerungswirkung gerade bei denen weg, bei denen eine Verteuerung überhaupt eine nennenswerte Steuerungswirkung erzielen kann.

  • Und schon sind die alten Lagerkämpfe wieder da. Das Selbstzerfleischen schien lange überwunden.

  • Die Grünen stehen in erster Linie für die Umweltthemen, Klimaschutz usw. In der Regierung liefern sie aber nicht mit Ausnahme von Steffi Lemke, die sich da reinhängt. Özdemir ist eine Fehlbesetzung als Landwitschaftsminister, von dem hört und sieht man nichts und den Bauern redet er nach dem Mund. Die weitere langjährige Zulassung von Glyphosat in Europa ist eine Katastrophe.



    Habeck hats total vermasselt, hat fast alles verspielt mit dem Heizungsgesetz und dem Umgang damit und das war eigentlich das Wichtigste, was er hätte liefern müssen .



    Ich habe den Grünen viel zugetraut und viel erhofft in der Regierung und bin restlos enttäuscht. Sie könnens einfach nicht Und das ist bitter, weil die anderen es nicht machen.

    • @Ninotschki:

      Die Ministerämter werden zwar in fast allen Parteien nicht nach Profession vergeben, aber ich denke, dass wir mit Herrn Dr. Hofreiter einen besseren Landwirtschaftsminister hätten bekommen können und mit Herrn Özdemir einen besseren Außenminister, gerade in Hinblick auf unsere Zusammenarbeit mit auch islamischen Ländern.

      Aber vielleicht schätze ich die beiden auch falsch ein.

  • Weswegen ich früher Grün gewählt hatte: Umwelt und Klima sowie wegen eines kulturell intellektuellen Grundkonsens, man könnte vereinfachend sagen: Wellenlänge der handelnden Personen.



    Wenn man jedoch Frau Langs Wirtschaftsanalysen oder wohlgemeinte Flüchtlingsallgemeinplätze in Interviews hört, Herr Nouripur auf dem Parteitag, oder Frau Baerbocks 'selbst geschriebenes' Buchdilemma oder hier die linken Beschwernisse, 'mehr Soziales' oder Habecks Kanzlerambitionen, bei 12%.



    Ja, meine Lieben, da gibt's halt wichtigere Themen und inhaltlichen Schwerpunkte wo Grün sich mal kompetenter profilieren könnte. Anstatt sich auf offener Bühne die Inkompetez zu bestätigen.



    Allein nicht in der Lage sein, das alleinige Kernthema Klimaschutz mit Klimafolgenschutz zu koppeln, also Anpassung daran, auseinanderzuhalten und thematisch in führender Rolle zu präsentieren. Schwach.

  • Früher waren die Grünen eine Partei der Pazifisten. Heute können sie nicht genug Waffen in die Ukraine schicken.



    Viele Wähler/innen haben den Eindruck sie ist die Partei der Ökolobbyisten.



    Der einfache Bürger kann sich kein E-Auto leisten. Möchte aber auch gerne auf dem Land zur Arbeit kommen.



    Ich hoffe nur das die Ökopolitik mit der Brechstange, die Lust auf Öko und Nachhaltigkeit beim Bürger nicht ganz versaut hat.



    Also mich wundern die Wahlergebnisse nicht .



    Eine Politik für alle Bürger bringt mehr als



    Menschen die anders denken gleich in die rechte Ecke zu stellen und jedes zweite Wochenende, ne Demo gegen „Rechts „ zu organisieren .



    Viele Grüße von Lars aus Dresden (der nicht AfD gewählt hat :-) )

  • Das Ergebnis ist wie ein Wake-Up Call für die Grünen. Straight in your face....

    Viel zu abgehoben, viel zu ignorant. Eine Partei mit faulen Kompromissen an die Macht gekommen, wie Böhmermann in seiner Spezialsendung über die Grünen festgestellt hat.

    Viele KandidatInnen, die viel zu opportunistisch handeln. Null Authentizität, kaum Integrität. Selbstverliebt in ihrer eigenen Bubble und mit Realitätsbezug ihes Gleichen.

    Sie haben gute Themen: Klima und Umweltschutz, aber alles andere? Migration, Sozialpolitik, Außenpolitik? Politische Catchphrases, all day everyday, die nach Marketingslogans klingen.

    Klimazentrierte Politk für Besserverdiende.

    Jetzt wo das Ergebnis schlecht ausfällt, sind die Ampel schuld. Im Ernst? Wie wäre es sich einzugestehen, dass sie den Bezug zur Realität und zu den "normalen, einfachen" Wählenden verloren haben?

  • Wo ist denn da das Problem zu suchen?



    1. Die Grünen Kernthemen sind momentan kein Thema: Klima, Tierschutz, etc.



    --> Das sind Luxusthemen in einer Wohlstandwelt. Das sind wir nicht mehr. Bzw. sind wir es deutlich weniger. Das merkt man daran, daß Familien mit Haus und Kind bei einem Einkommen von knapp 6000€ anfangen mit der Lidl-App einzukaufen, weil die Lebens- und Abzahlplanung immer teurer und wackeliger wird.



    2. Sozial.... ja, aber sozial ist halt nicht nur Randgruppensozialismus, wie Bürgergeld, Kiffer und Migranten. Das ist z.b. auch KiTa-Plätze, pünkliche Post, Schulen die sauber sind und den Stundenplan schaffen, verfügbare Arzttermine oder schlichtweg zuverlässiger ÖPNV der weniger kostete als das Parkhaus. Alles Dinge die immer schlechter werden und allen Parteien der Ampel am Hintern vorbeigeht.



    3. Jugend .... geht doch mal auf den Schulhof von Brennpunktschulen und schaut euch an was da vor sich geht. Und wenn es nicht die einen sind, dann andere: Selbst in der Grundschule finden die Kinder Ukranier doof, weil die nur nerven und sowieso keine Lust haben hier zu sein. (O-Ton Grundschüler mit Migrationshintergrund!)

    Und noch einiges mehr.....

    • @F. Tee:

      "...Das ist z.b. auch KiTa-Plätze, pünkliche Post, Schulen die sauber sind und den Stundenplan schaffen, verfügbare Arzttermine oder schlichtweg zuverlässiger ÖPNV der weniger kostete als das Parkhaus. Alles Dinge die immer schlechter werden und allen Parteien der Ampel am Hintern vorbeigeht. ..." das ist nun wirklich ein Statement an jeglicher Realität vorbei! In welchem Land leben Sie? Aber nicht in dem Land, das jahrzehntelang von einer CDU- Politik des Stillstandes, Stichwort ÖVPN oder DB, und des Autolobbyismus bestimmt wurde? Wann haben Sie jemals schnellere Arzttermine bekommen? Sie tun gerade so als würden die Grünen die Arzttermine verteilen. Wer hat jahrzehntelang an der Bildung, an dem Ausbau der Digitalisierung gespart? Die Wohnungsnot jetzt ist ein Ergebnis neo-liberaler CDU/CSU Wohnungspolitik und dem Ausverkauf Bundes-und landeseigener Immobilien an größenwahnsinnige Investoren, wie könnte unsere jetzige Regierung das ganze 16-jährige Desaster in drei Jahren rückgängig machen?

      • @maria2:

        Seit 1998 ist die SPD mit an der Macht, ausgenommen 2009 bis 2013. Das Desaster nur der CDU/CSU in die Schuhe zu schieben, passt da nicht. Und die grössten Wohnungsverkäufer waren die Länder und Kommunen, im Stadtstaat Berlin damals rot-rot-grün regiert.

  • Die Mehrheit des Volkes will diese Asylpolitik nicht.



    Hinzu kommt eine desaströse Wirtschaftspolitik und ein chaotisches Heizungsgesetz. Die Haus- und Wohnungsbesitzer fürchten unbezahlbare Sanierungskosten und die Ur-Grünen sind von der Frackinggas- und Kohletagebaupolitik der Grünen enttäuscht. Die Grünen (und die SPD) ignorieren dies vorsätzlich, also rennen ihnen die Wähler davon. Man kann auch mit seinen Prinzipien untergehen und so den Rechten das Ruder überlassen. Für mich ist die Ampel mitschuldig am Rechtsruck.

    • @Rudi Hamm:

      Wenn ich das Wort "Volk" lese, wird mir ganz schlecht. Lesen Sie mal nach, wie Bernd Höcke diesen Begriff verwendet. Blut, Boden und Rasse der NS werden von Höcke ersetzt durch Kultur, Heimat und Volk, aber inhaltlich unterscheiden sich seine Ausführungen kaum von denen der NS. Derv Rechtsruckmist eine Ruck nach rechts, weil leider viel zu viele Leute mit diesen Inhalten kokettieren. Der Ampel die Schuld für den Rechtsruck zu geben, grenzt an Realitätsverlust.

  • Warum sollte man die Grünen wählen, wenn man rechts ist?



    Warum sollte man die Grünen wählen, wenn man links ist?

    Tja. Und dazwischen ist irgendwie auch nicht genug Platz.



    Wenn man sich die Wahlergebnisse der Berliner Bezirke so ansieht, könnte man den Eindruck gewinnen, die Grünen sind nur die zweite Version der Partei der Besserverdienenden.



    Wo man auch hinsieht. Sie sind nur zweite Wahl.

    • @Nansen:

      Wären die Grünen voll und ganz eine Realopartei würde ich sie wählen. Sind sie aber nicht, die Basis ist voll von Parteilinken, die die difusesten Forderungen in allen mögliche Richtungen stellen die so gut wie nie Sinn ergeben.

      Die Realos sind oft viel zu sehr damit beschäftigt den absolution Topschwachsinn irgendwie zu verhindern als das sie vernünftig Politik machen könnten.

    • @Nansen:

      Man könnte die Grünen wählen, wenn man sich an Selbstbereicherung durch Windkraftanlagenanteilen an den falschen Stellen und gegen die Umwelt erfreuen wollte. So neoliberal bekommen es nicht einmal die Liberalen hin. Selbst die Wasserschutzgesetze wurden bei dem Genehmigungsverfahren ausgehebelt (Sic, ich konnte es kaum glauben!)

      • @Werner2:

        Welche "Selbstbereicherung" durch Windkraftanlagen? Stand das auch mal in der Bildzeitung?

        • @maria2:

          Ob so etwas in der BILd "Zeitung" stand, weiss ich nicht, da ich diese nie lese. Vielleicht wissen Sie ja mehr.

  • Das Problem liegt auch drin, dass die Ampel nie ins Umsetzen gekommen ist. Faktisch schon, aber in der öffentlichen Wahrnehmung ging es immer nur um negativ konnotierte Politik. Weil die Umsetzung wichtiger Projekte, die ein Aufwärtsgefühl in der Politik hätten aufkommen lassen können, z.B. ein Kümmern um die sozialen Folgen der Klimapolitik, was ja geplant war, aber nicht umgesetzt werden konnte nicht möglich war.



    Gefühlt ging es immer um ein "Geht nicht" und die Grünen, die da hinein noch ein, "Ihr müsst jetzt" gesetzt haben. Mit der offenen Kommunikation, die konkrete Argumentationen erkennen ließ, gaben die Grünen ein ideales Angriffsfeld für die anderen ab, die so von den eigenen Konzeptlosigkeiten ablenken konnten. cdu fdp und auch spd brauchten sich gar nicht konkret detailliert zu Plänen äußern, sie konnten sich an den Grünen abarbeiten, weil die etwas konkret wollten und das auch noch offen ausgesprochen haben. So kam das "Geht nicht" in die Politik. Das Gefühl das aktuell dominiert, ein Überbieten an Verunmöglichungen.



    Es ist nicht allein falsche Strategie der Grünen, es ist auch ein Unvermögen der anderen Lösungen anzubieten und die Grünen als Alibi zu benutzen.

    • @nutzer:

      Genau so sehe ich das auch!



      Faktisch nicht zu leugnen ist, dass diese Regierung uns sehr gut durch die Energiekrise wegen des Ukrainekrieges gebracht hat und gleichzeitig zusammen mit vielen europäischen Ländern erneuerbare Energien ausgebaut hat.



      Das "Heizungsgesetz" wurde schlecht geredet, obwohl es logisch und positiv ist, dass die BRD und Europa unabhängig vom Energieimporten werde soll und werden muss.



      Über die BürgerInnen wurde ein Geldregen ausgeschüttet, von Coronahilfen, Mindestlohnerhöhung, Erhöhung des Bürgergeldes, Gaspreisbremse, Inflationsausgleich, das Rentenpaket, was die Bio-Kartoffeln nicht davon abhält, trotzdem zu meckern und sich ungerecht behandelt fühlen. Die Grünen werden als Partei der "Wohlhabenden" bezeichnend u.a. weil sich normale Leute Elektroautos nicht leisten könnten. Dass dafür nicht die Grünen, sondern die jahrelange Pennerei der Autoindustrie plus ein CSU Verkehrsminister verantwortlich ist, wird ignoriert. Annalena Baerbock leistet gute Arbeit, Habeck leistet gute Arbeit, aber die meisten BürgerInnen haben sich öffentlich der Politik-, Interpretation der Bildzeitung angeschlossen, ist ja auch zu einfach - die Sache mit dem Sündenbock!

      • @maria2:

        Ich bin mir nicht sicher, ob Ihre Analyse so zielführend ist. Habeck und Baebock machen tolle Arbeit, das Heizungsgesetz wurde nur schlechtgeredet und an teuren Elektroautos ist ein ehemaliger Verkehrsminister schuld, nur der dumme Wähler versteht das nicht. Ist Ihnen nicht aufgefallen, dass Deutschland vermutlich noch nie so schlecht im Ausland vertreten wurde? Wir machen uns lächerlich (Bacon of hope etc). Das Heizungsgesetz war gut gedacht, aber bestenfalls miserabel umgesetzt. Nein, man sollte Fehler nicht nur bei anderen suchen, wenn die bisherige Performance derart schlecht ist.

  • Das Problem der gesamten etablierten demokratischen Parteien ist doch, dass sie von Menschen geführt werden, die ein sagen wir mal, unglückliche Berufslaufbahn hingelegt haben. Lang und Kühnert sind hier nur die "schillerndsten" Vertreter.



    Wo sind die Handwerker, Pfleger, Lehrer, Bauern usw.?



    Keiner hat mehr Lust sich von Menschen, die nichts mehr als eine Parteikarriere hingelegt haben, erklären zu lassen wie der Hase läuft.



    Wir brauchen daher mehr Teilhabe der "einfachen" Menschen durch direkte Demokratie und Lösungen jenseits der Ideologien.



    So wird der Rechte Rand mit Sicherheit eher schmelzen, als mit einem "weiter so".

  • 6G
    673717 (Profil gelöscht)

    Ja... warum wird denn der olivgrün bemooste Stein mit der Aufschrift "Pazifismus" mit keiner Silbe erwähnt!?

  • Also: mich als Wähler habt Ihr ganz klar nach links verloren.

  • Wir können in alle Richtungen analysieren. Fakt ist dass die Parteien die gegen illegale Migration sind und für eine geordnete Zuwanderungspolitik gewonnen haben und die Parteien die jede Abschiebung verteufeln , haben verloren.

    Sieht man Schweden , da gab es erst eine ungezügelte Migration , dann kam der Rechtsruck, Migration wurde stark eingeschränkt und in dieser Europawahl , haben die dort die sozialen Parteien gewonnen.

    Klar werden jetzt ganz viele Stimmen sagen, die grünen dürfen niemals den Populisten folgen- verstehe ich ist auch meine Meinung - aber dann steht zu befürchten dass es bald keinen Grünen mehr gibt noch so ein Debakel und die 5% Hürde kommt gefährlich nah!

  • Mh Klimapolitik verraten, Klimaziele nicht umsetzen und einhalten, Klimaaktivisten als Terroristen bezeichnen, Deals machen mit Konzernen, Forderungen nach Festung Europa. Und gewiss noch andere Sachen. Die Grünen haben schlicht mal wieder ihre Wähler verraten.

  • Es waren die Waffenlieferungen, ein sehr, sehr großer Anteil der Grünen Wähler hat kein Verständnis, besser keine Toleranz für die Lieferung von Waffen an Netajahu - einen Mann, der international in vielen Staaten als Kriegsverbrecher gesehen wird. Kann man einfach nicht wählen.

  • Letztendlich wurden alle Ampelparteien abgestraft, da viele Bürger mit der Inflation und der wirtschaftlichen Lage unzufrieden sind. Eine Stimme der Union zu geben ist zwar nicht hilfreich, da sie ja eine ähnliche Politik (jedoch mit noch weniger Fokus auf Umwelt und soziale Aspekte betreibt) betreiben würde, aber es ist immer so, dass die größte Oppositionspartei von schlechter Regierungsarbeit profitiert.

    • @Alexander Schulz:

      Wirklich profitiert hat die Union ja nicht.